Wilhelm Grießhaber “und wir faren in die andere seite” - Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler.* Abstract The following paper recounts an examination of the use of local prespositions by Turkish elementary pupils. First the data and method of analysis are introduced, followed by a functional-pragmatic descriptive model of the use of local prepositions. Once their function in drawing relationships between propositional contents has been taken into account, prepositions become the means to completion of a certain linguistic procedure, which I have termed “relationing procedure”. The analysis of the pupils’ texts begins with a global overview of the prepositions they used. Then come detailed analyses of various dimensions involved in the relationing process. Various aspects of the use of prepositions, with the object “roadside” are described in detail, and, subsequently, the use of prepositions in the context of verbs of transportation and movement are introduced. In conclusion, the use of prepositions is analyzed contrastivelay in connection with principles of syntactis structure. 1. Datenbasis und Analysemethoden der Untersuchung Präpositionen gelten als schwer zu lernender Bereich beim Erwerb einer zweiten Sprache. Selbst bei so nahe verwandten Sprachen wie Deutsch und Englisch bereitet die unterschiedliche Systematik des Präpositionsgebrauch auch fortgeschrittenen Lernern große Probleme. Sogar Muttersprachler können nicht immer auf ihre Kompetenz vertrauen und müssen bei der Wahl der geeigneten Präposition auf entsprechende Hilfsmittel, z. B. das Lexikon deutscher Präpositionen, zurückgreifen (Schröder 19902). Doch Zweitspracherwerbsforschung wie Fremd- und Zweitsprachdidaktik haben diesem Bereich wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das Heidelberger Forschungsprojekt “Pidgin-Deutsch spanischer und italienischer Arbeiter in der Bundesrepublik Deutschland” (HPD 1977) analysiert die mündlichen Interviewdaten auch im Hinblick auf den Präpositionsgebrauch deutschlernender Italiener und Spanier im Vergleich zu deutschen Muttersprachlern. in den Termini des transformationsgrammatischen Beschreibungsinstrumentariums verläuft die Entwicklung von einer anfänglich fast 50%igen Tilgungsrate der ersten Erwerbsstufe zu einer sehr geringen Tilgungsrate der höchsten Erwerbsstufe. Die Lernersprache aller Entwicklungsstufen weist mehr syntaktische Strukturen auf, die für eine korrekte deutsche Äußerung die Verwendung einer Präposition erfordern als die Äußerungen der deutschen Vergleichsgruppe. Im ZISA-Projekt (Clahsen; Meisel & Pienemann 1983), das den Erwerb der deutschen Syntax durch Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Lerner mit italienischer und spanischer Muttersprache untersucht, wird festgestellt, daß der Zunahme der syntaktischen Komplexität der Lernersprache eine quantitative Erweiterung durch Präpositionalphrasen vorangeht. Im Rahmen des kognitiven Erklärungsansatzes der Gruppe bedeutet dies, daß eine Präpositionalphrase die Verarbeitung komplexer Strukturen vorbereitet, indem zunächst eine leichter zu verarbeitende unspezifizierte Präpositionalphrase hinzugenommen wird. Interessant für die vorliegende Untersuchung sind Ergebnisse von Pfaff 1984, wonach türkische Deutschlerner im Vergleich zu griechischen häufiger Präfixverben und seltener Präpositionen verwenden. Die von beiden Gruppen gemachten Fehler unterscheiden sich. Bruche-Schulz u. a. 1983 erklären den auch von ihnen festgestellten Sachverhalt direkt sprachkontrastiv mit der Tatsache, daß der Präpositionsgebrauch durch die damit verbundene Artikelverwendung auch eine Entscheidung über das Genus des Bezugsobjekts erfordert, was vor dem Hintergrund des genuslosen Türkisch Probleme bereitet. Oomen-Welke 1987 bemerkt bei der Analyse schriftlicher Bildbeschreibungen von türkischen Grundschülern die häufige Auslassung einer obligatorischen Präposition und statt dessen den häufigeren Gebrauch von Verben mit Präfix. Apeltauer 1987 kommt bei einem Vorschlag zur Entwicklung von Sprachstandsdiagnoseverfahren zu dem Ergebnis, daß Präpositionen nur bedingt als Sprachstandsindikatoren geeignet sind. Boos-Nünning & Gogolin 1988 kommen bei der nachträglichen Überprüfung eines standardisierten Sprachstandsdiagnoseverfahrens zu einer negativen Einschätzung der Brauchbarkeit und Zuverlässigkeit des Diagnoseverfahrens. Die nachträgliche wissenschaftliche Auswertung von Tonbandaufnahmen der bestimmungsgemäßen Anwendung des Verfahrens von Lehrkräften in der Schule deckt falsche Bewertungen durch die Lehrkräfte auf. Im Unterschied zu den oben vorgestellten Forschungsarbeiten widmet sich die Untersuchung, über die hier berichtet wird, ausschließlich dem Gebrauch lokaler Präpositionen. Dazu wurden von Schülern am Ende ihrer Grundschulzeit schriftliche Äußerungen erhoben. In den Jahren 1987 und 1988 wurden jeweils am Ende des Schuljahres in den zwei Parallelklassen einer Schule mittels einer von Rehbein erstellten Bildvorlage schriftliche Äußerungen in deutscher Sprache elizitiert. Auf der Bildvorlage (s. Anhang) ist die Busreise einer Kindergruppe zu einer Jugendherberge dargestellt. Dabei muß der Bus mit Hilfe eines Krans gefährliche Hindernisse überwinden. Die 2 3 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Schüler hatten jeweils eine normale Schulstunde für die Erstellung der Texte zur Verfügung. Außer dem Stichwort “die Jugendherberge” wurden keine Vorgaben gemacht. Es wurden jeweils alle anwesenden Schülerinnen und Schüler der Klassen erfaßt. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Zusammensetzung der Klassen nach Muttersprache und Geschlecht. Klasse gesamt TR SK GR D Klasse 87a 15 12 2 - Klasse 87b 17 11 4 Klasse 88a 12 8 Klasse 88b 14 gesamt 58 TR: türkisch M F 1 11 4 2 - 11 6 - - 3 1 Indonesisch 6 6 7 2 2 - 2 Albanisch, 1 Arabisch 6 8 38 8 4 4 4 34 24 SK: serbokroatisch andere GR: griechisch D: deutsch Tabelle 1: Gruppenzusammensetzung nach Sprache und Geschlecht Durch die Analyse soll zum einen festgestellt werden, ob sich im Gebrauch der relationierenden Prozedur durch türkische Schüler Unterschiede im Vergleich zu den übrigen Schülergruppen zeigen. Zum anderen soll festgestellt werden, ob sich im Gebrauch der ‘relationierenden Prozedur’ muttersprachliche Einflüsse zeigen. Ziel der Querschnittstudie ist somit nicht die Untersuchung einer Erwerbsreihenfolge. 2. Die relationierende Prozedur Für die Analyse der Lerneräußerungen wurde ein Modell entwickelt, mit dem sich der Gebrauch der Präpositionen im Deutschen und der ihnen entsprechenden Mitteln im Türkischen beschreiben läßt. Bis dato vorliegende sprachwissenschaftliche Beschreibungen erweisen sich demgegenüber für diesen Zweck als ungeeignet (s. Grießhaber 1999a, §2, §3). So werden etwa in Lehrwerken für Deutsch als Fremdsprache Präpositionen überwiegend unter dem Gesichtspunkt der Rektion als kasusfordernde Elemente eingeführt. Der Vermittlungsweg geht vom kasusfreien Gebrauch bei Städtenamen über Präpositionen mit nur einem Kasus zu den Präpositionen, die sowohl mit Akkusativ Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler wie Dativ gebraucht werden. Die Kompatibilität von Bezugsobjekten, Verben und Präpositionen oder die Bedeutungsnuancen, die sich durch den Gebrauch verschiedener Präpositionen mit dem gleichen Bezugsobjekt ergeben, werden kaum behandelt (s. Grießhaber 1981, 1999b; Aksoy; Grießhaber; KolcuZengin & Rehbein 1991 widmen diesem Bereich einen ganzen Abschnitt ihres zweisprachigen Deutschlehrwerks für türkische Deutschlerner). Gerade in diesem Bereich liegen jedoch die unmittelbar ins Auge springenden Probleme deutschlernender Ausländer, wie der Schülertext in (B1) zeigt. 1/ 2/ 3/ 4/ 5/ 6/ 7/ 8/ Die Reise nach Jugendherberge Der Bus fährt in die Jugendherberge. Das Zug fährt auch zum Jugendherberge. Das Zug kann nicht mehr weiter, da ist ein Berg beim Schienen. Das Kran nimt den Zug hoch auf die andere seite. Die Brücke ist gebrochen. Der Kran läst den Zug nach unten. Der Zug fährt weiter und ist schon beim Jugendherberge. (B1) Textbeispiel (Gür 87a-s) Der Schüler verwendet für eine zielgerichtete Beziehung zum Bezugsobjekt Jugendherberge scheinbar willkürlich die Präpositionen nach, in und zu. Andererseits bewältigt er (B1; Zeile 8) komplexe syntaktische Strukturen wie die Aufspaltung des Verbs weiterfahren in Verb und Präfix und deren korrekte Stellung im Satz. Das von Grießhaber 1999a, 1999b in Weiterführung von Grießhaber 1981 und Rehbein 1982 entwickelte Modell zur Beschreibung des Präpositionsgebrauchs stützt sich auf den sprachpsychologischen, semiotischen Sprachbegriff von Bühler 1934 und dessen funktional-pragmatische Weiterentwicklung durch Ehlich 1979, 1986a, 1986b. Bühler ordnet die Präpositionen im Rahmen seiner Zweifeldertheorie dem Symbolfeld zu. In der Äußerung ‘die Kirche neben dem Pfarrhaus’ dient nach Bühler die Präposition neben dazu, die Position des einen Dinges (Kirche) in Relation von einem anderen Ding (Pfarrhaus) aus zu bestimmen (ebd., S. 107). Mit dieser Bestimmung ist ihre Funktion angesprochen, aber nicht ausreichend getroffen. Denn die Nennwörter als Mittel des Symbolfeldes fungieren als Symbole für Sachver- 4 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler halte. Dies trifft für Präpositionen so nicht zu, da die Erfassung ihrer relationierenden Leistung eine andere Bestimmung ihres Feldwertes erfordert. Deshalb ist Ehlichs 1986 Erweiterung und Neufassung der Bühlerschen Zweifeldertheorie heranzuziehen. Ehlich faßt die Leistung der sprachlichen Mittel eines Feldes handlungstheoretisch und definiert ihren Gebrauch als Prozedur. Außerdem erweitert er die Zahl der Prozeduren und Felder. Ehlichs Vorschlag folgend sind die Präpositionen nicht der nennenden, sondern der operativen Prozedur zuzuweisen. Die operative Prozedur dient der “Prozessierung des sprachlichen Geschehens selbst” (Ehlich 1986a, 34) und zwar besonders “im Blick auf die propositionale Dimension” (ebd. 35). In dieser Sicht sind Präpositionen Mittel zur Prozessierung propositionaler Gehalte. Speziell die lokal relationierende Prozedur weist den Hörer an, wie ein zu lokalisierendes Objekt LO in Relation zu einem Bezugsobjekt BO zu setzen ist (s. Abbildung 1), instruiert ihn gleichzeitig darüber, in welchem Verhältnis die beiden Objekte zueinander stehen. Dieses Verhältnis wird im Deutschen durch die Präposition selbst, den von ihr regierten Kasus sowie eventuell verwendete Verben bestimmt. Erläuterung: LO: zu lokalisierendes Objekt; BO: Bezugsobjekt Abbildung 1: Das durch Präpositionen vermittelte Beziehungssystem Die Relationierung wirkt auf das Bezugsobjekt ein, ist also hinsichtlich LO und BO richtungsabhängig. Die Relationierung ist nicht auf lokale Sachverhalte beschränkt, sondern kann sich sowohl auf lokale als auch auf temporale oder abstrakte Sachverhalte beziehen. Verkürzend wird im folgenden von ‘lokalen’ Präpositionen gesprochen, auch wenn genauer von der Verwendung einer Präposition in der lokal relationierenden Prozedur gesprochen werden müßte. Das In-Beziehung-Setzen propositionaler Gehalte operiert nun nicht unmittelbar auf der wahrnehmbaren Wirklichkeit, sondern auf sprachlich gefaßten 5 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Wissenspartikeln über einen Wirklichkeitsausschnitt. Die im Kopf von Sprecher ( S) und Hörer ( H) im Kontext der jeweiligen gesellschaftlichen Praxis widergespiegelte Wirklichkeit (P) wird bei der Verbalisierung in Sprache umgesetzt (p) (s. Abbildung 2). Abbildung 2: Beziehungen zwischen P und p (Ehlich & Rehbein 1986, 96) Es existiert also keine direke Beziehung zwischen außersprachlichen Sachverhalten und sprachlichen Äußerungen über die Sachverhalte. In diesem Sinne vermitteln die Präpositionen keine Relationen zwischen geometrischen Beschreibungen von Objekten, wie dies vielen Ansätzen zugrundeliegt (vgl. Bierwisch 1988, Klein 1990, Wunderlich 1982, 1990), sondern sprachlich gefaßte, d. h. auch sprachlich klassifizierte, Repräsentationen () des Wirklichkeitsausschnitts (P). Die zur Lokalisierung herangezogenen Bezugsobjekte lassen sich in zwei große Klassen einteilen: diejenigen im ‘Wahrnehmungsraum’ und diejenigen im ‘Vorstellungsraum’. Die Objekte des Wahrnehmungsraumes werden aufgrund sinnlich wahrnehmbarer Merkmale in vier Klassen flächiger, räumlicher, punktueller und personaler Objekte eingeteilt. Bei flächigen und räumlichen Objekten sind geometrisch beschreibbare Merkmale ausschlaggebend, bei Raumpunkten und Personen bzw. dem Lebensbereich von Personen treten weitere Merkmale hinzu. Bei den Bezugsgrößen des Vorstellungsraumes werden folgende Klassen unterschieden: Bezirk, Amt, Aktant und Siedlung. Analog zu den Objekten des Vorstellungsraumes werden die jeweiligen Präpositionen des Vorstellungsraumes verwendet (s. Abbildung 3). Die Symbole wurden mit Blick auf die Sprachvermittlung entwickelt und werden im Lehrbuch “Deutsch für Türken” von Aksoy; Grießhaber; Kolcu-Zengin & Rehbein 1991 verwendet. 6 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Abb. 3: Zusamenfassende Übersicht der Bezugsgrößen und Beziehungen Ein Beispiel soll die diskuteirten Bestimmungen verdeutlichen: eine ‘Grasfläche’ kann als ‘Weide’ bestimmt werden. Dann wird sie als flächenhaftes Objekt klassifiziert, für das die Präposition auf bei einer statischen oder zielgerichteten Beziehung anzuwenden ist. Dieselbe ‘Grasfläche’ kann aber auch als ‘Garten’ aufgefaßt werden, dessen Zaun ihn zu einem umgrenzten Bezirk macht, mit der entsprechenden Klassifizierung, auf den die Präposition in angewendet wird. Dagegen wird eine ‘Weide’, auch wenn sie durch einen Zaun umgrenzt ist, als flächenhaftes Objekt mit der Präposition auf klassifiziert. Die Beispiele zeigen, daß die wahrnehmbare bzw. geometrisch beschreibbare Gestalt eines Objektes für den Präpositionsgebrauch nicht ausreicht. Umgekehrt wird durch den Gebrauch einer Präposition das Bezugsobjekt (BO) klassifiziert und als Element einer der oben erwähnten Klassen bestimmt. In der Äußerung ‘die Kinder spielen auf der Straße’ wird die Straße als flächiges Objekt klassifiziert, während in der Äußerung ‘das Auto biegt in die Straße ein’ die Straße als umgrenzter Bezirk klassifiziert wird. In gleicher Weise bewirkt der unterschiedliche Präpositionsgebrauch des Schülers Gür in (B1) eine jeweils andere Klassifizierung des BO Jugendherberge (B 2). nach Jugendherberge in die Jugendherberge zum Jugendherberge Punkt im W-Raum / Siedlung im V-Raum Raum im W-Raum / Bezirk im V-Raum Person im W-Raum / Aktant im V-Raum (B2) BO ‘Jugendherberge’ im Text von (Gür 87a-s) 7 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Eine weitere Differenzierungsdimension betrifft die Art der Beziehungen zum Bezugsobjekt. Nach der sprachsystematischen Obligatorik der mit den Präpositionen ausgedrückten Beziehungen lassen sich elementar lokale von komplex lokalen unterscheiden. Die elementar lokalen werden immer ausgedrückt und betreffen im Deutschen statische, direktive, ursprungsbestimmte und passage Beziehungen. Die nicht immer obligatorisch ausgedrückten komplex lokalen Beziehungen unterscheiden sich im Deutschen vor allem nach der Distanz zum Bezugsobjekt. Insgesamt sind folgende fünf lokal komplexe Beziehungen zu unterscheiden: Inklusion, Konnex, eine enge und eine offene Region um das Bezugsobjekt sowie die (weitere) Umgebung um BO (s. Tabelle 2). (a) (b) (c) (d) (e) Merkmal Bez. Relation von LO zu BO INKLUSION INK KNX ERG ORG UMG ganze oder partielle Umschließung von LO durch BO KONNEX ENG. REGION OFF. REGION UMGEBUNG setzt Kontakt von LO und BO voraus LO ist in einem nahen Bereich bei BO LO ist in einem unbestimmten Bereich bei BO LO umschließt ganz oder partiell BO Tabelle 2: Komplexe lokale Relationen Der Gebrauch einer lokalen Präposition wirkt demnach zweifach: die gewählte Präposition klassifiziert das Bezugsobjekt und bestimmt obligatorisch die elementar lokale Beziehung zum BO sowie meist die komplex lokale Beziehung. Derselbe sinnlich wahrnehmbare Sachverhalt läßt sich auf verschiedene Art versprachlichen, ohne daß die unterschiedlichen Beziehungen im jeweiligen Fall unmittelbar bemerkbar sind (B 3). Der Wahrig ist aus dem Regal gefallen. Der Wahrig ist vom Regal gefallen. (B 3) Klassifizierung eines Sachverhalts durch Präpositionen Die Präposition aus klassifiziert das Regal als räumliches BO, zu dem der Wahrig vor dem Herausfallen in einem Inklusionsverhältnis stand; von klassifiziert das Regal als erhöht angebrachtes flächenhaftes BO. 8 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Gegenüber den komplexen Verhältnissen im Deutschen ist die lokal relationierende Prozedur im Türkischen einfacher. Die elementar lokalen Beziehungen werden mit Kasussuffixen (-de/-e/-den) am BO realisiert. Im Unterschied zu den Präpositionen besitzen die Kasussuffixe keinen eigenen Bedeutungsanteil. Sie sind rein operativ, während die Präpositionen aufgrund ihrer Bedeutung, die sich aus ihrer Herkunft aus dem Symbolfeld ergibt, historisch gesehen eine Feldtransposition durchlaufen haben und paraoperativ sind (vgl Redder 1990). Eine Klassifikation der BO findet im Türkischen nicht statt (s. Tabelle 3). a) ÷ statisch (b) — zielgerichtet (c) ˛ ursprungsbestimmt Evde oturuyorum. Eve gidiyorum. Evden geliyorum. Ev-de otur-u-yor-um. Ev-e gid-i-yor-um. Ev-den geliyorum. Haus-de wohn-÷Präs-1. PRS SG Haus-e geh-÷Präs-1. PRS SG Haus-den komm-÷Präs-1. PRS SG -de hali Erläuterung: -e hali PRS Personalsuffix -den hali ÷ Füllvokal Tabelle 3: Elementar lokale Beziehungen im Türkischen (nach Banguolu 1986, 328) Da die komplex lokale Unterscheidung fehlt, kann (b) im Deutschen mehrere Bedeutungen haben: ‘Ich gehe ins / ans / zum Haus’; und (c) kann bedeuten: ‘Ich komme aus dem / vom Haus’. Die im Deutschen vom Sprecher obligatorisch mit auszudrückenden Differenzierungen müssen im Türkischen vom Hörer aus dem Kontext erschlossen werden. Nur wenn es der Sprecher für erforderlich hält, werden die komplex lokalen Beziehungen ausgedrückt. wie in der Literatur teilweise angegeben, durch 'unechte' Verhältniswörter (Tekinay 1984/85, §2.2) oder "secondary postpositions" (Lewis 1988, §VII) realisiert, sondern durch eine sprachlich präzisere Bestimmung des Bezugsobjekts, auf die dann die elementar-lokale Relationierung mittels Kasussuffix angewendet wird (s. Johanson 1990). So bedeutet ‘evden’ wörtlich ‘Hausweg’, ohne die im Deutschen obligatorische Unterscheidung nach Inklusion ‘aus dem Haus (heraus)’ oder Konnex ‘vom Haus (her)’. Soll diese Unterscheidung im Türkischen gemacht werden, so kann z. B. für Inklusion das BO ‘Haus’ näher bestimmt werden: ‘evinin içinden’: ‘des Hauses Inneres weg’ (‘aus dem Inneren des Hauses’). Mittels Kasussuffix -den wird die lokal 9 10 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler relationierende Prozedur auf den komplexen Symbolfeldausdruck ‘evin içi’ angewendet. 3. Der Präpositionsgebrauch im Überblick Zunächst werden die von den Schülern in den Texten gebrauchten Präpositionen global betrachtet. Die Verwendungsrichtigkeit bleibt dabei unberücksichtigt. Nach Tabelle 4 weist die Verwendung von Präpositionen durch türkische Schüler zwei Besonderheiten auf: einen hohen Anteil von zu (rund doppelt so häufig pro Schüler) und einen geringen Anteil von in (rund halb so häufig pro Schüler). vor zu MW - - 19 52 4.33 3 2 - 11 35 3.18 - 2 - 2 12 36 4.50 - - 5 1 1 11 29 4.14 29 - 9 13 3 3 53 152 4.00 .05 .76 - .23 .34 .07 1 - 7 - - 3 - 2 5 29 7.25 1 2 1 7 - - 2 - 1 1 16 3.50 8 2 - 2 7 - 2 4 - 5 7 39 4.86 4 1 1 - - 5 1 1 2 1 1 4 21 5.25 8 18 5 3 3 26 1 3 11 1 9 17 105 5.25 übr. MW .40 .90 .25 .15 .15 1.3 .05 .15 .55 .05 .45 .85 13 41 9 11 5 55 1 12 24 4 12 70 257 4.43 Gruppe an auf aus bei durch in TR 87a 2 14 - 2 - 7 - 5 3 TR 87b 1 3 1 3 - 7 - 4 TR 88a 1 4 2 1 - 12 - TR 88b 1 2 1 2 2 3 TR 5 23 4 8 2 .13 .60 .10 .21 D alle 2 8 1 GR alle - 1 SK alle 2 sonst übr TR MW mit nach über von .07 1.39 MW: durchschnittliche Verwendung pro Schüler Tabelle 4: Globale Verwendungshäufigkeit der Präpositionen Der relativ geringe Anteil der Präposition in kontrastiert mit den deutschen Schülern in den vorliegenden Texten und mit den Ergebnissen von Mikosch (1987, 122). In Mikoschs Untersuchung mündlicher süddeutscher Dialekt- Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler äußerungen liegt in mit 27,7% relativem Anteil weit vor der nächsten Präposition von (10,3%); zu liegt dagegen mit 7,7% erst auf dem 6. Platz. Auch bei der muttersprachlich deutschen Vergleichsgruppe des Heidelberger Forschungsprojekts liegt in mit 22% an der Spitze, vor bei mit 14%. Bei den spanischen und italienischen Deutschlernern liegt in ebenfalls an der Spitze, und zwar mit abnehmender Häufigkeit von den Lernern mit geringen Deutschkenntnissen in Gruppe I mit 54% auf 28% zu den fortgeschrittensten Lernern der Gruppe IV mit 28%. Dagegen liegt in den hier untersuchten Texten zu bei allen türkischen Lernern an der Spitze, Lediglich in Gruppe 88a wird in genau so häufig verwendet wie zu. Pfaff 1984 gibt zwar keine Zahlen für zu, doch zeigen die von ihr veröffentlichten Beispiele, daß die Werte für in bei türkischen Lernern deutlich unter denen griechischer Lerner (TR 11, GR 22) liegen. Die erhobenen Daten und die Forschungslage ergeben also, daß die relativ geringe Verwendung von in durch türkische Schüler sich sowohl vom muttersprachlich deutschen Gebrauch unterscheidet als auch vom lernersprachlichen Gebrauch von Lernern mit spanischer, italienischer oder griechischer Muttersprache. 4. Der Präpositionsgebrauch im Zusammenhang mit Bezugsobjekten Das BO ‘(Straßen-)Seite’ spielt in der Bildvorlage eine wichtige Rolle. Auf den Bildern 7 und 8 ist das BO ‘(Straßen-)Seite’ der rechts hinter dem Graben gelegene Zielpunkt des Bustransportes durch den Kran, auf Bild 6 möglicherweise auch die Fläche hinter dem schwarzen Haufen. In jedem Fall fährt der Bus nach seinem Transport durch die Luft auf Bild 9 (in der Volrage ohne Nummer) wieder auf der Erde weiter. Nach der bildlichen Vorlage bedeuten die oben vorgestellten Wörter ‘Straße’ und ‘(Straßen-)Seite’ in bezug auf den Bustransport zwar mehr oder weniger dieselbe Stelle, doch liegt beiden Wörtern eine sprachlich bedingte unterschiedliche Klassifikation zugrunde. Im folgenden wird nun diskutiert, welche Probleme sich bei der Verwendung ‘(Straßen-)Seite’ als BO ergeben, bevor alle Verwendungen aufgelistet und die Präpositionswahl für dieses BO diskutiert wird. Das erste Problem bei der Versprachlichung der Bildvorlage liegt darin, daß bei einer engen Interpretation der Bildvorlage das Aufsetzen des Busses auf die Straße nicht dargestellt ist. Auf Bild 8 hängt der Bus noch am Kranhaken 11 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler über der Straße, während er sich auf Bild 9 schon auf der Straße befindet und offensichtlich nach rechts fährt. Das bildlich nicht dargestellte dazwischenliegende Aufsetzen des Busses ist aus dem Wissen um derartige Transporte zu erschließen und wird von der Mehrzahl der Schüler versprachlicht. Allerdings stehen die den Schülern gegebene Anweisung zum Schreiben einer Geschichte und die Aufforderung zur genauen Beschreibung des Ortes und der Aktion in einem Spannungsverhältnis. Obwohl das Wort ‘(Straßen-)Seite’ zum alltäglichen Sprachgebrauch der Kinder zählen dürfte, zeigen sich in den Texten Probleme bei der richtigen Kategorisierung der Zielregion. Zum einen kann sich Seite im Zusammenhang mit der Präpositionswahl sowohl auf ein dreidimensionales als auch ein zweidimensionales Objekt beziehen (z. B. Wahrig 1980, 3386). Zum anderen ist eine Entscheidung darüber erforderlich, ob die Grenze selbst oder der hinter ihr liegende Bereich als Bezug dient. In den schriftlichen Texten finden sich im Zusammenhang mit dem BO ‘(Straßen-)Seite’ die in (B4) aufgelisteten Präpositionen. (a) (b) (c) (d) (e) (f) auf die andere (Straßen-)Seite gehen/bringen zur anderen (Straßen-)Seite gehen/bringen an die andere (Straßen-)Seite gehen/bringen in die andere (Straßen-)Seite gehen/bringen nach die andere (Straßen-)Seite gehen/bringen über die andere (Straßen-)Seite fahren (B 4) Präpositionen für das Bezugsobjekt ‘(Straßen-)Seite’ im Corpus Die elementar-direktiven Beziehungen unterscheiden sich in den komplexen Relationen zum BO und sind deshalb für den dargestellten Sachverhalt in unterschiedlichem Maße akzeptabel. Mit auf (a) wird ein Konnex zum Ziel hergestellt, so daß sich der bewegende Aktant anschließend im Zielbereich aufhält. In der Bildvorlage ist diese konnektive Beziehung dargestellt. Mit zu (b) wird das Ziel der Bewegung als offene Region bestimmt, d. h. es wird strenggenommen nur die Bewegung in Richtung auf die andere Straßenseite verbalisiert, ohne daß über das Erreichen oder Eindringen in das Ziel etwas ausgesagt wird. Die Verwendung von zu liegt also in einem Toleranzbereich, der den dargestellten Sachverhalt nicht genau trifft. Die Verwendung von an 12 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler (c) ist schließlich auch möglich, meint jedoch eine Bewegung an die Grenze, ohne Eintritt in den Raum hinter der Grenze. Deshalb ist angesichts der Bildvorlage der Gebrauch von an in diesem Zusammenhang auszuschließen. Die Verwendung von in (d) ist inkorrekt, weil der Bus bei der dargestellten Handlung nicht in die Straße als umgrenzten Bereich einbiegt, sondern vom Kran von oben auf die Straße herabgelassen wird. Die Verwendung der Präposition nach (e) scheidet aufgrund ihrer Unverträglichkeit mit solchen Objekten aus. Da der Bus nicht selbst über die Straße fährt, scheidet auch über (f) aus. Die relative Verwendungsfrequenz pro Schüler liegt in den Gruppen der türkischen (TR) und nichttürkischen (TR) Schülern für das BO ‘(Straßen–)Seite’ ungefähr gleich hoch (TR 0,63, TR 0,7). Die folgenden Listen enthalten in (B5) enthalten alle Verwendungen von (Straßen-)Seite als BO durch die türkischen Schüler (B5) und die nichttürkischen Schüler (B6). In den Beispielen sind die Präpositionen fett markiert. Da das jeweils verwendete Verb die Beziehungen von LO zu BO stark mitbestimmt, werden in den Beispielen die Verben unterstrichen (die Verhältnisse werden in §5 näher untersucht). Cei Cei Dni Eme Füz Gül Gür Hac Hae Hlm Kml Kml Lle Mft Msa Msa Mua Mua Mut Nil Rmz Slk Tak 5 6 5 4 7 5 5 7 11 14 7 9 4 8 14 20 8 9 11 8 8 7 5 Ein keikrahn holt das Bus auf der andere seite weil der Straße zebrochen ist. Dan kommt der Bus an der andere seite. Er hopte den Bus zun ander=ren Straßen seite. Der Krahn hebt das Bus hoch und auf die andere seite und dann über die Brücke Dann bringt er ihn zur anderen seite. Auf der andere Seite war eine Brücke gebrochen. Das Kran nimt den Zug hoch auf die andere seite. und schon ist der Kran da und brachte den Bus zur anderen strasen seite. der Kahm legte an einen anderen seite. er hobb denn Bus hoh und Trug es auf die andre seite und wir faren in die andere seite der hat uns in die andere seite gebrongen Der kran zieht das Bus nach oben, und legt den Bus in das andere Seite. Der Kran hebt den Bus hoch und lehgt den Bus zum andeseite. "Wir müßen sie leider mit dem Kran über die andere Straßenseite Fahren'" Der Kranfahrer schwengt den Bus zur anderen Straßenseite Gerade volten sie den Bus nach andere seide schdellen. Da bricht die Brücke. Und den Bus schdellen sie den nach andere. Der Kran tragt das Bus ruder an die andre seite. der Kran nimt den Bus hoch und tragt ihn zur andere seite der kran hept den Bus und legt auf einen andern seite Dann hat der Kran den Bus auf die andere seite gebraht. Der Kran hebt den Bus hoch, und trägt ihn zur anderen Seite. 13 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Isk 7 Neben den SandBerg war auch eine Keikran und bringte den buß zum andere seite. Die ersten drei Buchstaben der Zeile geben die Sprechersigle. Die Ziffer nach der Sprechersigle gibt die Satznummer im betreffenden Text an. (B5) BO ‘(Straßen-)Seite’, türkische Schüler Ana Clm Ftm Ftm Jta 7 11 5 8 6 Krs Mak Mrk Nad Ple 7 9 8 7 5 Sta 5 Tho Zor 8 2 Zor 4 Dann bringt er ihn zur anderen seite. Auf der anderen Seite gibt ein Bauarbeiter zeichen an den Kran=führer. er schiebt ihn an die seite der Kran schiebt ihn an die Seiten Straße da kam aufeinmal ein Kran und hebte das Auto hoch und brachte es auf der anderen seite. Der Kran bringt den Bus in die Andre seite dan dragte der kran den Bus auf die andre seite Auf der anderen seite ein Mann der den Krahn Dirigirt Der kran wollte es auf die andre seite tun. Und der Kran hebt den Bus auf die andere seite weil da was kaputt von der einen seite der Straße. Ein Kran der auf der anderen Seite des Berges war hob den Bus hoch und drehte sich Der Kran kan und tragte den Bus auf der anden strasenseite. Der Bus möcht mit der Klasse im Jugendherber Ferien machen aber sie komme nicht an weil sie auf der anderen straßen seit sind. Als sie angehalten haben hat der Kran sie hohgehoben und auf der anderen seite wider runtergelasen Die ersten drei Buchstaben der Zeile geben die Sprechersigle. Die Ziffer nach der Sprechersigle gibt die Satznummer im betreffenden Text an. (B6) BO ‘(Straßen-)Seite’, nichttürkische Schüler Die folgende Tabelle 5 faßt sämtliche Verwendungsweisen im Corpus von ‘(Straßen–)Seite’ als BO einer Präpositionalphrase zusammen. Gliederungskriterien sind die Präposition, die elementar lokale Beziehung, die verwendeten Verben und die Verbsemantik, die Kasusmarkierung am BO sowie die komplexen lokalen Beziehungen. Gleiche Präpositionen in unterschiedlichen Verwendungszusammenhängen sind in Gruppen aufgeteilt und jeweils mit tiefgestellten Indices markiert. Aufs steht demnach in einer elementar-statischen Beziehung zu BO, aufd in einer elementar-direktiven Beziehung zu BO. 14 15 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler TR # # ST ZI Verb V-S Akk Dat KNX ER an an aufs aufd aufd in in nach über zu 2 legen, tragen kommen 2 2 1 8 –> = –> 21 3 = 1 1 1 5 1 holen heben, nehmen, tragen, legen, bringen fahren bringen, legen stellen fahren heben, bringen, legen, schwenken, stellen, tragen schieben TR an aufs aufd aufd in zu 2 9 5 5 2 3 1 1 Erklärung: ST ZI # (sein), sein tragen heben, tragen, tun bringen bringen statisch zielgerichtet –> Kasus z. T. unklar = Anzahl der Verwendungen transport bewegung statisch KNX Konnex ER enge Region um BO Tabelle 5: Präpositions- und Verbgebrauch beim BO '(Straßen-)Seite' nach (B5) und (B6) Wie Tabelle 5 zeigt, verwenden die Schüler ‘(Straßen-)Seite’ als BO in 30 der insgesamt 38 Äußerungen im Zusammenhang mit dem Transport des Busses. Innerhalb der Gruppe der türkischen Schüler liegt diese Verwendung höher als bei den übrigen (TR 87,5%, TR 64%). Darüber hinaus zeigen sich zwischen beiden Gruppen deutliche Unterschiede im Gebrauch der lokal relationierenden Prozedur (Abbildung 4). Aus den 16 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Listen in (B5) und (B6) ergibt sich, daß türkische Schüler in Übereinstimmung mit den in Abschnitt 3 gegebenen globalen Verwendungszahlen auch beim BO ‘(Straßen-)Seite’ deutlich häufiger die Präposition zu (TR 33%, TR 7%) und erheblich seltener die Präposition auf (TR 29%, TR 71%) verwenden. Bei den direktiven Verwendungen fällt der häufigere falsche Dativgebrauch der nichttürkischen Schüler auf (TR 4%, TR 14%), während der Akkusativgebrauch beider Gruppen ähnlich hoch liegt. TR TR 7% 25% 13% 7% 4% 4% an auf s 33% 21% 14% auf d Dat 21% 36% auf d Akk zu 14% übrige Erklärung: aufs: elementar-statische, aufd: elementar-direktive Relation Abbildung 4:Gebrauchsstruktur der Präpositionen beim BO '(Straßen-)Seite' Insgesamt ist bei den türkischen Schülern seltener eine elementar-statische Beziehung zum BO ‘(Straßen-)Seite’ festzustellen (TR 4%, TR 35%). Die türkischen Schüler konzeptualisieren also bei dem BO ‘(Straßen-)Seite’ deutlich häufiger die Bewegung auf den Zielpunkt hin bzw. das Erreichen des Zielpunktes. Dieses Ergebnis wird auch durch die Analyse des Transportverbs bringen gestützt. Türkische Schüler verbalisieren in 70% der Verwendung des Transportverbs ‘bringen’ die Erreichung des Zielortes, während dieser Anteil bei den nichttürkischen Schülern nur bei 37.5% liegt. Gleichzeitig liegt bei den türkischen Schülern die Fehlerquote bei der Wahl der richtigen Präposition erheblich über der der übrigen Schüler. Auch bei der an der sprachlichen Oberfläche sichtbaren Kasusmarkierung weisen die türkischen Schüler übrigens eine deutlich höhere Fehlerquote auf. Die im Detail am Beispiel des Bezugsobjekts ‘(Straßen-)Seite’ vorgestellten Gebrauchsweisen zeigen sich im wesentlichen auch bei den anderen untersuchten Bezugsobjekten ‘Jugendherberge’, ‘Berg’ und ‘Straße’. Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Das Wort ‘Straße’ wirft als BO besondere Probleme auf: ‘Straße’ kann als flächenhaftes Objekt klassifiziert werden, auf dem sich etwas abspielt, oder als räumliches Objekt, in dem sich etwas abspielt oder in das man eindringt/einbiegt. Eine Detailanalyse ergibt eine wesentlich höhere Gebrauchsfrequenz des Wortes bei den türkischen Schülern (TR .53, TR .25), verbunden mit einer geringeren Gebrauchssicherheit. Insbesondere kategorisieren sie das BO ‘Straße’ häufiger - und zwar inkorrekt - als räumliche Bezugsgröße. Wie auch beim BO ‘Berg’ zeigen sich Probleme bei der Verbalisierung einer zielerreichenden Bewegung. ‘Jugendherberge’ ist entsprechend der Bildvorlage in beiden Sprachgruppen das am meisten verwendete BO. Die korrekte morphologische Markierung des BOs liegt bei nichttürkischen Schülern etwa rund zweieinhalb mal höher als bei den türkischen. Auch bei ‘Jugenherberge’ zeigen sich die allgemeinen Tendenzen für zu, das türkische Schüler anderthalb mal so häufig und in, das sie deutlich seltener verwenden. Die Analyse ausgewählter Sätze führt zu dem Schluß, daß viele Schüler mit Wort und Begriff ‘Jugendherberge’ nicht vertraut waren. Einige interpretieren das Wort vom Stamm ‘Berge’ her statt von ‘beherbergen’ und gestalten die Geschichte entsprechend, andere konzeptualisieren ‘Jugendherberge’ als ‘Ortschaft’. Beim BO ‘Berg’ liegt bei einigen türkischen Schülern eine idiosynkratische Interpretation der Bildvorlage vor. Sie nehmen die Staubwolken hinter den Rädern des Busses als Berge wahr, durch die der Bus fährt. Ihre Interpretation belegt die der Verbalisierung zugrundeliegende aktive mentale Kategorisierungstätigkeit. Dabei können Wissensbereiche aktiviert werden, die üblicherweise nicht mit den dargestellten Sachverhalten in Verbindung gebracht werden (s. Rehbein 1982). Schwierigkeiten bereitet den türkischen Schülern die Verbalisierung der Annäherung an das Hindernis, das die Busfahrt unterbricht. Sie verwenden dafür unter anderem die nicht geeignete Präposition in und häufiger den falschen Kasus. 5. Der Präpositionsgebrauch im Zusammenhang mit Verben Aus der in §2 vorgestellten relationierenden Prozedur folgt, daß die Verben 17 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler 18 einen eigenen Anteil bei der Bestimmung der durch die Präpositionen vermittelten Beziehungen zum Bezugsobjekt beisteuern. Bestimmte Handlungen und Vorgänge, die durch das Verb ausgedrückt werden, klassifizieren die beteiligten Objekte in bestimmter Weise. Deshalb hängt der passende Präpositionsgebrauch auch von den verwendeten Verben ab. Im folgenden werden einige Aspekte des Verbgebrauchs im Zusammenhang mit der lokal relationierenden Prozedur vorgestetllt. Die Analyse des Verbgebrauchs beschränkt sich auf Transport- und Bewegungsverben. Untersuchungen zum Deutschgebrauch türkischer Deutschlerner zeigen eine (relativ) häufige Auslassung von Präpositionen und eine (relativ) häufige Verwendung präfigierter Verben (Bruche-Schulz u.a. 1983, Apeltauer 1987 und Oomen-Welke 1987). Wie aus Abbildung 5 hervorgeht, weisen türkische Schüler eine deutlich höhere Fehlerquote bei den verwendeten Transport- und Bewegungsverben als die übrigen Schüler auf, der Anteil der normgerecht verwendeten Verben liegt mit 44,2% um ein Drittel unter dem der übrigen Schüler (65,5%). Auffällig ist vor allem der hohe Anteil falsch gewählter Präpositionen. Die falsche Präpositionswahl ist die häufigste Fehlerart der türkischen Schüler. Bei den übrigen Schülern liegt die falsche Kasuswahl an der Spitze. Der Anteil fehlender Präpositionen liegt in beiden Gruppen geringer, wobei die türkischen Schüler dennoch doppelt so häufig die Präposition auslassen. TR TR 14% 27% 44% 17% 20% 8% 66% falsche Präposition kas falscher Kasus Ø fehlende Präposition korrekter Gebrauch Prozentangaben in den Abbildungen sind auf ganze Zahlen auf- bzw. abgerundet Abbildung 5: Verwendungsrichtigkeit der Transport- und Bewegungsverben Im Gebrauch der untersuchten Bewegungsverben fahren, gehen und kommen zeigen sich deutliche Unterschiede in der Kombination von LO und Verb. Die 19 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler türkischen Schüler verwenden deutlich häufiger das LO ‘Bus’ mit dem Verb fahren. Sie orientieren sich stärker an den äußerlich wahrnehmbaren Sachverhalten, d. h. am Bus und nicht an den Insassen als den handelnden Aktanten. Dieselbe Tendenz zeigt sich beim Bewegungsverb gehen. Bei beiden Verben sind in den Texten türkischer Schüler fehlende Präpositionen in obligatorischen Kontexten festzustellen (B7). 11/ Jetzt geht der Bus Ø Jugendherberg allein. (B7) Fehlende Präposition (Cel 87b-s) Beim Bewegungsverb kommen (z.B. ankommen) ist bemerkenswert, daß die türkischen Schüler das präfigierte Verb ohne Fehler mit Präpositionen benutzen und bei finitem Verb das Präfix separat an der richtigen Stelle plazieren. Auch bei den untersuchten Transportverben bringen, legen, stellen und tragen zeigen sich die auch bei den BOs ‘Straße’ und ‘(Straßen-)Seite’ festgestellten Unsicherheiten. In Tabelle 6 ist die Gebrauchsrichtigkeit der Transportverben nach folgenden Gruppierungsgesichtspunkten dargestellt: () Gebrauch des Verbs ohne Präposition, () Gebrauch des Verbs ohne Präposition in obligatorischen Kontexten, (c) Gebrauch einer falschen Präposition, (d) Verwendung der richtigen Präposition und () Prozent der richtig gebrauchten Verben, die eine Präposition erfordern. TR bringen legen stellen tragen 4 2 3 1 1 - - 1 4 2 1 3 1 2 1 - 2 2 - 3 2 1 30 20 0 25 14 12 3 7 TR bringen legen stellen tragen 1 - - - - 2 - - 2 1 4 4 50 80 8 1 5 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Erklärung: ohne Präposition im Zusammenhang der Äußerung fehlende Präposition falsche Präp - fehlende Kas-Mark. richtige Präp - fehlende Kas-Mark. falsche Präp - falsche Kas-Mark. richtige Präp - falsche Kas-Mark. falsche Präp - richtige Kas-Mark. richtige Präp - richtige Kas-Mark. Prozent der richtig verwendeten Präpositionen, die eine Präposition erfordern Tabelle 6: Gebrauchsrichtigkeit der Transportverben Tabelle 6 belegt die deutlich geringere Verwendungsrichtigkeit der Transportverben mit Präpositionen bei türkischen Schülern. Während türkische Schüler die lokal relationierende Prozedur höchstens zu 30% korrekt verwenden, sinkt dieser Wert bei den übrigen nicht unter 50% und erreicht sogar 80%. Vor allem enthalten ihre Texte weder ausgelassene obligatorische Präpositionen noch falsch gewählte. Dagegen ist etwa jede zweite der von den türkischen Schülern verwendete Präposition falsch. 6. Nachbildung türkischer Strukturen mit deutschen Mitteln Zum Schluß wird der oben erwähnten Beobachtung nachgegangen, daß türkische Schüler häufiger Präfixverben und seltener Präpositionen benutzen. Diese Beobachtung wird durch die globale Verwendung der Präfixverben im Corpus nicht gestützt. In den untersuchten Texten zeigen sich nur geringe Unterschiede im Gebrauch der Präfixverben: TR 37.8%, TR 35.5%. Dagegen verwenden die türkischen Schüler weniger Präpositionen als die übrigen: 41.6%, TR 50.9%. Eine detaillierte Überprüfung der Bewegungsverben fahren, gehen und kommen ergibt jedoch einen interessanten Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Präfixverben und Präpositionen: türkische Schüler verwenden deutlich häufiger Präfixverben ohne Präposition (s. Tabelle 7 Spalte ). D. h., der Anteil der ohne Präposition gebrauchten Präfixverben liegt höher. Im Vergleich mit den übrigen Schülern kann dies bei der ähnlich hohen Verwendung von Präfixverben allgemein als Tendenz türkischer Schüler beschrieben werden, statt einfacher Verben mit Präposition präpositionslos gebrauchte Präfixverben zu verwenden. 20 21 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler TR Verb ges. (a) fahren (c) gehen kommen | Verb ges. mit Präfix~ | 57 45 36 30 6 | 34 25 16 11 5 .94 .78 .15 | .80 .55 .25 1.70 1.25 17 17 14 12 2 | 5 5 5 3 2 .44 .44 .36 .31 .05 | .25 .25 .25 .15 .10 30 15 23 19 4 | 17 12 19 9 10 .78 .39 .60 .50 .10 | .85 .60 .95 .45 .50 Erklärung: mit Präfix~ 1.50 1.18 (b) TR | unpräfigiertes Verb gesamt Präfix-Verb gesamt Präfix-Verb ohne Präposition unpräfigiertes Verb mit Präposition Präfix-Verb mit Präposition Tabelle 7: Bewegungsverben nach Präfix und Präpositionsgebrauch Diese Tendenz wird deutlich in Abbildung 5 erkennbar, in der die Unterschiede in Prozentwerte umgerechnet und grafisch dargestellt wurden. Bei den türkischen Schülern liegt der Anteil der ohne Präposition benutzten Präfixverben für alle drei Verben jeweils über 80%; dagegen liegt der Anteil präpositionslos gebrauchter Präfixverben bei den nichttürkischen Schülern zwischen 48% und 69%. 90 TR 80 TR 70 60 50 0 fahren gehen kommen Abbildung 5: relativer Anteil von Präfixverben ohne Präposition (in Prozent) Beim präfigierten Verb ~kommen ist diese Tendenz deutlich zu sehen. Besonders bei den Bildern 9 und 10, auf denen die Ankunft des Busses bei der Jugendherberge dargestellt ist, wird es mit Präfix verwendet. Die türkischen Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Schüler verwenden ~kommen ausnahmslos mit dem Präfix an~, die übrigen auch mit heraus~ und entgegen~. Doch während bei türkischen Schülern bei diesen Bildern das Verhältnis von präfigiertem Verb mit Präposition zu präfigiertem Verb ohne Präposition 2 : 13 beträgt, liegt dieses Verhältnis für die übrigen Schülern bei 5 : 8. Diese Werte belegen eindrucksvoll die Tendenz türkischer Schüler zum ersatzweisen Gebrauch präfigierter Verben ohne Präposition anstelle präfigierter Verben mit Präposition. Die Erklärung dieser Tendenz ist in den unterschiedlichen Syntaxstrukturen der beiden Sprachen zu suchen. Im Türkischen steht das Finitum im allgemeinen am Satzende, während es im deutschen Hauptsatz an zweiter Stelle steht. In einer gewissen Parallele zum Türkischen steht bei den deutschen Präfixverben das trennbare Präfix immer am Satzende, entweder allein oder zusammen mit dem infiniten Verbteil. Das an letzter Stelle stehende Präfix trägt nun die entscheidende Information über die Bedeutung des Prädikats. Bei präpositionalen Ausdrücken wird diese Informationseinheit noch einmal aufgespalten, und zwar in die vor dem Bezugsobjekt stehende Präposition und in das am Ende stehende Präfix. Im Türkischen dagegen bildet das Bezugsobjekt mit dem folgenden Kasussuffix eine Einheit, auf die ein verbaler Ausdruck folgen kann. Der präpositionslose Gebrauch von Präfixverben bewirkt nun folgendes: Das die Beziehung näher bestimmende Präfix rückt bei finitem Vollverb allein (bei finitem Hilfsverb zusammen mit dem Stamm) an die letzte Position und nimmt damit den Platz ein, den die entsprechenden Einheiten im Türkischen belegen (s. Tabelle 8). Türkische Schüler benutzen somit im Vergleich zu den übrigen Schülern Präfixverben statt verbaler Ausdrücke mit Präposition und bilden damit muttersprachliche Strukturierungsprinzipien mit Mitteln des Deutschen nach (zu ähnlichen Prozessen s. Rehbein & Grießhaber 1996). (1) (2) (3) (4) Deutsch LO (Verb) P BO (Verb) (mit Präp.) Der Bus ist bei der Jugendherberge angekommen. (mit Präp.) Der Bus kommt bei der Jugendherberge an. (ohne Präp.) Der Bus ist (ohne Präp.) Der Bus kommt Türkisch LO angekommen. an. BO-Suffix (Verb) 22 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler (1) (2) (3) (4) Otobüs yurd-a vard. Otobüs yurd-a geliyor. Otobüs vard. Otobüs geliyor. Tabelle 8: Syntaktische Strukturen im Deutschen und Türkischen 7. Ausblick Die empirische Analyse zeigt deutliche Unterschiede zwischen den türkischen und übrigen Schülern. Die im Beschreibungsmodell (§2) aufgezeigte obligatorische Klassifikation der Bezugsobjekte im Deutschen verursacht deutschlernenden Türken Probleme. Die Analyse der Texte ergibt, wie am Beispiel des BO ‘(Straßen-)Seite’ ausgeführt, Schwierigkeiten bei der Wahl der richtigen Präposition. Auf der Basis weiterer Analysen ist allgemein festzustellen, daß die Einordnung solcher Bezugsobjekte Lernern Probleme bereitet, die über die sinnlich wahrnehmbaren Merkmale hinaus durch weitere konventionell festgelegte Merkmale bestimmt sind. Das BO ‘Jugendherberge’ zeigt die Probleme mit unbekannten Ausdrücken, bei denen Assoziationen zu einer falschen Zerlegung und damit auch Klassifikation führen. Darüber hinaus zeigt sich an diesem BO der Einfluß des Genus auf den richtigen Gebrauch der relationierenden Prozedur. Auch die von den Verben ausgehende Analyse des Präpositionsgebrauchs bestätigt spezifische Probleme türkischer Deutschlerner. Schwierigkeiten bereiten die im Türkischen systematisch anders ausgedrückten komplexlokalen Beziehungen. Dies wird an der stärker zielorientierten Verbalisierung türkischer Schüler gegenüber einer stärker wegorientierten der übrigen Schüler deutlich. Bei der Verbalisierung einer Annäherung und Erreichung eines Ziels sind Probleme bei der richtigen Wahl von Präposition und Kasus festzustellen. Die prozedural orientierte Analyse kann damit den vermeintlichen Widerspruch zwischen allgemein hohem Sprachniveau (sichtbar an der Beherrschung der Verben mit trennbarem Präfix) und der scheinbar willkürlichen Präpositionsverwendung auflösen. Interessante Ergebnisse zeigt die Analyse des Gebrauchs der Präfixverben. 23 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Sie unterstreicht die kritische Aufarbeitung der Kontrastivhypothese, wonach die Gleichsetzung von Strukturverschiedenheit mit Lernschwierigkeit zu differenzieren ist. Entgegen der im Rahmen der Kontrastivhypothese prognostizierbaren geringeren und häufiger fehlerhaften Verwendung der strukturell fremden Klammerkonstruktion ist ein etwa gleich hoher Gebrauch bei ausgesprochen geringer Fehlerzahl in der Syntax von Stamm und Präfix festzustellen. Allerdings zeigt die geringere Verwendung von Präfixverben mit Präposition einen tieferliegenden Einfluß des Türkischen. Sie ist erklärbar als Nachbildung türkischer syntaktischer Verhältnisse mit den Mitteln des Deutschen. Speziell in diesem Bereich verspricht der funktional pragmatische Ansatz weitere Erkenntnisse zum Gebrauch und der Aneignung sprachlicher Mittel (s. z.B. Rehbein 1992). * Für anregende Diskussionen und Hinweise bei Vorträgen in Saarbrücken (Arbeitsgruppe “Grammatik und mentale Prozesse” bei der Jahrestagung der DGfS), Dortmund (Kolloquium “Funktionale Pragmatik”), Berlin (Kolloquium an der Akademie der Sprachwissenschaften “Kindliche Kommunikation”) und Hamburg (Kolloquium “Deutsch als Fremdsprache und Pragmatik”) möchte ich mich bedanken. Mein besonderer Dank gilt K. Meng, A. Redder und J. Rehbein für ihre unterstützende Kritik. Literatur Aksoy, A.; Grießhaber, W.; Kolcu-Zengin, S. & Rehbein, J. (1991) Türkler çin Almanca Ders Kitabı - Lehrbuch Deutsch für Türken. Hamburg: Signum Apeltauer, E. (1987) Indikatoren zur Sprachstandsbestimmung ausländischer Schulanfänger. In: ders. (Hg.) 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In: LiLi 78/90, 43-58 26 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Wilhelm Grießhaber geb. 1947, Studium der Informatik in Bonn, der Sprachlehrforschung, Germanistik und Romanistik in Bochum. War DAAD Lektor an der Universität Belgrad (Jugoslawien), Hochschulassistent an der Universität Hamburg; seit 1993 Professor für Sprachlehrforschung am Sprachenzentrum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Arbeiten zur Pragmatik, zum Zweitspracherwerb und zur Zweitsprachvermittlung sowie zur Computergestützten (Fremd-)Sprachvermittlung und Sprachanalyse. Arbeiten: Authentisches und zitierendes Handeln (2 Bände) (1987) Tübingen: Narr; Die relationierende Prozedur. Zu Grammatik und Pragmatik lokaler Präpositionen und ihrer Verwendung durch türkische Deutschlerner. (1999) Münster u. New York: Waxmann 27 Der Gebrauch lokaler Präpositionen durch türkische Grundschüler Abstract Der Beitrag behandelt die Verwendung lokaler Präpositionen des Deutschen durch türkische Grundschüler. Dazu werden zunächst die Datenbasis und die Analysemethoden vorgestellt. anschließend wird ein funktional-pragmatisches Beschreibungsmodell der Verwendung lokaler deutscher Präpositionen und den ihnen entsprechenden türkischen Kasussufixen vorgestellt. Die Präpositionen werden nach ihrer Leistung, propositionale Gehalte zueinander in Beziehung zu setzen, als Mittel einer sprachlichen Prozedur bestimmt, die ‘relationierende’ Prozedur genannt wird. Am Beginn der Analyse der Schülertexte wird ein Gesamtüberblick über die Verwendung der Präpositionen durch türkische und nichttürkische Schüler gegeben. In den sich anschließenden Detailanalysen wird zunächst die Verwendung mit dem Bezugsobjekt ‘(Straßen-)Seite’ detailliert beschrieben. Anschließend wird das Zusammenspiel mit Transport- und Bewegungsverben vorgestellt. Den Abschluß bilden sprachkontrastive Analysen zur Präpositionsverwendung im Zusammenspiel syntaktischer Strukturierungsprinzipien. The following paper recounts an examination of the use of local prespositions by Turkish elementary pupils. First the data and method of analysis are introduced, followed by a functional-pragmatic descriptive model of the use of local prepositions. Once their function in drawing relationships between propositional contents has been taken into account, prepositions become the means to completion of a certain linguistic procedure, which I have termed “relationing procedure”. The analysis of the pupils’ texts begins with a global overview of the prepositions they used. Then come detailed analyses of various dimensions involved in the relationing process. Various aspects of the use of prepositions, with the object “roadside” are described in detail, and, subsequently, the use of prepositions in the context of verbs of transportation and movement are introduced. In conclusion, the use of prepositions is analyzed contrastivelay in connection with principles of syntactis structure. 1996-2005 28