bgytw 2014 vwl 1

Werbung
3.6.1.3 Ursachen der Inflation
VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE
Klasse: __________
© SEI
Datum: ___________
Thema: Inflationsursachen
Wodurch kann Inflation entstehen?
Preise bilden sich durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Da am Preisbildungsprozess beide Marktseiten beteiligt sind, können Preissteigerungen auch von beiden Seiten ausgehen.
Außerdem kann eine Erhöhung des Preisniveaus auch aus dem Ausland herangetragen werden, weil
die meisten Volkswirtschaften durch Import und Export mit dem Ausland verbunden sind. Dementsprechend unterscheidet man zwischen der Nachfrageinflation, der Angebotsinflation und der importierten Inflation.
Nachfrageinflation
Die Erklärung einer Preisniveausteigerung über nachfrageinduzierte Inflation (Nachfrageinflation,
Nachfragesoginflation, demand-pull-inflation) ist in der modernen Wirtschaftstheorie am weitesten
verbreitet. Bei ihr geht der erste Impuls für Preiserhöhungen von der Nachfrageseite aus. Der Grundgedanke wurde bereits bei der Erläuterung des Binnenwertes des Geldes aufgegriffen. Ausgangspunkt ist
eine Marktsituation, in der die gesamtwirtschaftliche (Geld-)Nachfrage größer ist bzw. schneller steigt als
das gesamtwirtschaftliche (Güter-)Angebot.
Die Wirkung einer Nachfrageerhöhung lässt sich anschaulich
in einem Preis-Mengen-Diagramm darstellen. Aufgrund von
Nachfrage (N1) und Angebot (A) ergibt sich in einem Zeitpunkt t1
ein Preisniveau von p1. Die Nachfrage soll sich nun im Zeitpunkt t2
auf N2 erhöhen. Der Ausgleich von neuer Nachfrage und Angebot findet bei einem höheren Preisniveau p2 statt. Der preisniveauerhöhende Effekt einer Nachfragesteigerung ist umso
höher, je stärker die Kapazitäten der Volkswirtschaft ausgelastet
sind. Der dabei entstehende Nachfrageüberhang wird auch als
„inflatorische Lücke" (Gap) bezeichnet.
Sind die Kapazitäten nicht ausgelastet (z. B. bei Arbeitslosigkeit) wird die Angebotsseite ihre Güterproduktion nach und
nach der gestiegenen Nachfrage anpassen. Eine Erhöhung
der Produktion ist jedoch nur mit einer zeitlichen Verzögerung
möglich. Zunächst wird also auch im Falle der UnterbeDie Preisentwicklung stand in der letzten Zeit
schäftigung eine Nachfrageerhöhung zu steigenden
weiterhin im Zeichen hausgemachter TeuePreisen führen; in den Folgeperioden wird dann in der
rungsimpulse und dämpfender Einflüsse von
Regel auch das Angebot steigen und die ursprüngliche
außen. So waren die internationalen RohstoffPreisniveausteigerung wird in gewissem Umfang zurückpreise, insbesondere die Ölpreise, zum Jahresgehen.
ende klar nach unten gerichtet, was für die deutDie Frage ist, wodurch es zu einer Erhöhung der
Nachfrage – genauer: zu einer Erhöhung der nachfragewirksamen Geldmenge – kommen kann.
schen Importeure noch durch die anhaltenden
Wertverluste des US-Dollars gegenüber der DMark verstärkt wurde. … Dies hat dazu beigetragen, dass sich der Preisindex für die Lebenshaltung zum Jahresende saisonbereinigt nur
leicht erhöhte und die Teuerungsrate wie im
Vormonat 4,2 % betrug.
Die nachfragewirksame Geldmenge in einer Wirtschaftsperiode ergibt sich als Produkt aus Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit (G • U); sie entspricht der in Geldeinheiten ausgedrückten Höhe der gesamtwirtschaftlichen
Monatsbericht der Deutschen Bundesbank
Nachfrage. Da die Umlaufgeschwindigkeit kurz- und mittelfristig in etwa konstant ist, kann die Erhöhung nur auf eine Vermehrung der Geldmenge zurückzuführen sein. Die für Nachfragezwecke verwendete Geldmenge kann wachsen durch
· höhere Einkommen
· höhere Kreditaufnahme
· geringeres Sparen
1
Gesamtwirtschaftliche Inflation ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Wachstum der nachfragewirksamen Geldmenge und dem Wachstum der realen Güterproduktion.
3.6.1.3 Ursachen der Inflation
Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich aus den Nachfragen der vier Wirtschaftssektoren zusammen:
·
·
·
·
Konsumnachfrage der privaten Haushalte
Investitionsnachfrage der Unternehmen
Nachfrage des Staates
Nachfrage des Auslands.
Haushalte
Unternehmen
Staat
Ausland
Binnennachfrage
Gesamtwirtschaftliche Nachfrage
Geht der Nachfrageschub von den drei Binnensektoren aus, wird auch von Binnennachfrageinflation
oder hausgemachter Inflation gesprochen. Bei einer noch weiter gehenden Differenzierung nach dem
verursachenden Sektor ergeben sich Staatsnachfrageinflation (Fiskalinflation), Konsumnachfrageinflation und Investitionsnachfrageinflation. Liegt die Ursache für die Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage in einer Steigerung der Auslandsnachfrage nach Exportgütern, liegt eine Auslandsnachfrageinflation vor.
Angebotsinflation
Eine Preisniveausteigerung wird als angebotsinduzierte Inflation (Angebotsinflation) bezeichnet, wenn
der erste Impuls für die Preiserhöhungen von der Angebotsseite ausgeht. Erklärungsansätze für inflationäre Entwicklungen, die von der Angebotsseite ausgehen, haben vor allem in den sechziger und siebziger Jahren an Bedeutung gewonnen, als immer wieder beobachtet werden konnte, dass Preissteigerungen auch dann stattfanden, wenn kein Nachfrageüberhang bestand, und sogar auch dann,
wenn ein Angebotsüberhang bestand und die wirtschaftliche Entwicklung stagnierte (Stagflation =
Inflation bei wirtschaftlicher Stagnation).
Zu einer Preissteigerung über die Angebotsseite kommt es, wenn mindestens einer der im Preis enthaltenen Bestandteile steigt. Der Endpreis eines Gutes besteht – wie bereits im Zusammenhang der
Preisbildung festgestellt werden konnte - aus drei Elementen:
Kosten + Gewinn + indirekte Steuern.
Steuern
Gewinn
Angebotspreis
Kosten
Entsprechend lassen sich Kosteninflation, Gewinninflation und Steuerinflation unterscheiden.
Kosteninflation
Merkmal einer Kosteninflation (Kostendruckinflation; cost-push-inflation) sind steigende Preise
aufgrund steigender Kosten. Steigende Kosten können sich ergeben durch
·
·
·
·
·
Lohnerhöhungen (insbesondere, wenn der Lohnsatz stärker steigt als die Arbeitsproduktivität)
Zinserhöhungen (insbesondere, wenn die Kapitalkosten stärker steigen als die Kapitalproduktivität)
Erhöhung der Kostensteuern und der Lohnnebenkosten!
Höhere Stückkosten bei geringerer Kapazitätsauslastung
Preissteigerungen bei importierten Rohstoffen und Vorprodukten
Gewinninflation
Merkmal einer Gewinninflation ist, dass die Unternehmen den im Marktpreis enthaltenen Gewinnanteil
steigern können. Dies ist insbesondere dann möglich, wenn die Unternehmen über eine starke Marktmacht verfügen bzw. ihre Marktstellung stärken können. Eine wachsende Marktmacht der Anbieter hat
vor allem zwei Gründe:
· Mangelnder Wettbewerb (Unvollkommenheiten von Märkten, Unternehmenskonzentrationen usw.)
· Rückgang der Preiselastizität der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage (z. B. weil aufgrund von Verände-
2
rungen in der Konsumnachfrage und wachsenden Wohlstands immer mehr Güter aus dem Bereich
der preiselastischen Luxusgüter in den Bereich der preisunelastischen Normalgüter hineinwachsen).
3.6.1.3 Ursachen der Inflation
Steuerinflation
Im Marktpreis der Produkte sind auch die indirekten Steuern enthalten (z. B. Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer sowie zahlreiche Verbrauchssteuern wie Mineralölsteuer, Tabaksteuer, Kaffeesteuer, Biersteuer
usw.). Eine Erhöhung dieser Steuern führt ebenfalls zu Preissteigerungen.
Im Januar erhöhte sich die Preissteigerungsrate im Vorjahresvergleich sogar auf 4,4 %, unter anderem, weil der Normalsatz der Mehrwertsteuer angehoben wurde. Außerdem verteuerte sich zu Jahresbeginn durch administrative Maßnahmen eine Reihe von staatlichen Dienstleistungen.
Monatsbericht der Deutschen Bundesbank
Importierte Inflation
Mit importierter Inflation werden oft zusammenfassend die vom Ausland ausgehenden Auswirkungen
auf das inländische Preisniveau bezeichnet. Genauer wäre daher die Kennzeichnung „außenwirtschaftsinduzierte Inflation“; die übliche Bezeichnung wird hier jedoch beibehalten. Die unterschiedlichen
Formen importierter Inflation werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt.
Das Ausland ist an binnenwirtschaftlichen Vorgängen sowohl als Nachfrager (nach Exportgütern) als
auch als Anbieter (von Importgütern) beteiligt. Von beiden Aktivitäten können inflationäre Entwicklungen
ausgehen, wobei die Wirkungen insbesondere bei festen Wechselkursen auftreten. Bei flexiblen Wechselkursen werden unterschiedliche Preisniveauentwicklungen zwischen Ländern mehr oder weniger
durch Wechselkursanpassungen ausgeglichen.
Auslandsnachfrageinflation
Eine Erhöhung der Auslandsnachfrage führt – ceteris paribus, also wenn die Binnennachfrage nicht
gleichzeitig sinkt – zu einer Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Ist die Volkswirtschaft
vollbeschäftigt bzw. kann die Produktion nicht kurzfristig erhöht werden, stellt sich – wie bei anderen
Nachfrageerhöhungen auch – ein inflationärer Effekt ein. Der Effekt ist unabhängig davon, ob ein Exportüberschuss besteht oder nicht; entscheidend ist die Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage aufgrund einer Steigerung der Auslandsnachfrage.
Exportüberschussinflation
Sie tritt nur bei andauernden Exportüberschüssen auf. Exporte führen zu einem Geldzustrom, Importe
zu einem Geldabstrom. Übersteigen die Exporte die Importe, strömt im Umfang des Exportüberschusses
zusätzliches Geld in die Wirtschaft. Dieses Geld führt unmittelbar zu einer Geldmengenvermehrung,
wenn das Ausland in Binnenwährung (z. B. Euro) zahlt; zahlt das Ausland in Devisen (z. B. Dollar), erhöht
sich die inländische Geldmenge, sobald die Exporteure ihre Devisen gegen Binnenwährung eintauschen. Werden die überschüssigen Devisen am Devisenmarkt verkauft, muss die Zentralbank zur
Verteidigung der festen Wechselkurse diese Devisen gegen Inlandswährung aufkaufen (Liquiditätseffekt). Im Umfang des Exportüberschusses entstehen auch Einkommen im Inland, denen kein inländisches Güterangebot gegenübersteht. Wenn dieses zusätzliche Einkommen nicht gespart, sondern
zur Güternachfrage verwendet wird, erhöht es die Binnennachfrage und verstärkt – insbesondere bei
Vollbeschäftigung – inflationäre Tendenzen (Einkommenseffekt). Diese Effekte sind umso wirksamer, je länger die Exportüberschüsse bestehen.
Auslandsnachfrage- und Exportüberschussinflation werden zusammenfassend auch als indirekter internationaler Preiszusammenhang bezeichnet, weil auf dem Umweg über Nachfragesteigerungen bzw.
Exportüberschüsse das inländische Preisgefüge beeinflusst wird.
Importpreisinflation
Wenn Güter im Ausland teurer werden, weil das Ausland höhere Preise festsetzt (z. B. Erdöl) oder weil
die Preise aufgrund der ausländischen Inflation steigen, wird – vor allem bei festen Wechselkursen – mit
den ausländischen Gütem praktisch auch das ausländische Preisniveau importiert (direkter internationaler Preiszusammenhang). Dieser Effekt wirkt also über die Angebotsseite; er tritt unmittelbar auf,
wenn die Preise für Konsumgüter steigen. Erhöhen sich die Preise für Rohstoffe, Vorprodukte oder sonstige Investitionsgüter, so wirken sie sich in Form der oben beschriebenen Kosteninflation aus. Wie stark
sich eine Importpreisinflation auf das inländische Preisniveau auswirkt, hängt zum einen vom Anteil der
betreffenden Güter am Warenkorb und zum anderen von der Preiselastizität der Importgütemachfrage
ab. Ist die Nachfrage elastisch, wird die Importgütermenge relativ stark zurückgehen und die Auswirkungen auf das Preisniveau sind geringer; u. U. führt der Nachfragerückgang auch zu einer Rücknahme der Preissteigerungen. Ist die Nachfrage unelastisch, weil das Inland auf die Importgüter angewiesen ist, wird die Nachfrage kaum zurückgehen und die Auswirkungen auf das Preisniveau sind stärker.
3
Herunterladen