Messtechnik — Grundsätze und Verfahren Prof., Dipl. El. Ing. ETH Martin Schlup 15. Mai 2015 Das vorliegende Skript ist als Lernunterlage für einen Messtechnikkurs im ersten Semester des Fachhochschulstudiums für technische Studiengänge gedacht, wie Elektro-, Systemtechnik oder Maschinenbau und allgemein als Ergänzung für alle Kurse in denen praktische Arbeiten mit Messungen und Datenerfassung vorkommen. Der Kurs beschränkt sich im Wesentlichen auf zwei Schwerpunkte: die (vereinfachte) Erläuterung des Leitfadens nach GUM zur Bestimmung von Messunsicherheiten und eine exemplarische Beschreibung einfacher Messtechniken zur Bestimmung der Temperatur oder mechanischer Spannungen mittels Widerstandsmessung. Der Kurs beschränkt sich, auf Grund der limitierten Kenntnisse der Studenten in dieser Ausbildungsstufe, auf eine teilweise „rezeptartige“ und exemplarische Behandlung des Stoffs und versucht die theoretischen Aspekte auf ein Minimum zu beschränken. Einige ergänzende Angaben zur benötigten Physik, Messschaltungen, Mathematik (Wahrscheinlichkeitsrechnung, Statistik, Analysis) sowie redaktionelle Hinweise zur Angabe von Messergebnissen sind im Anhang untergebracht. Ich möchte mich hier ganz besonders bei meinem Kollegen Prof. Dr. Franz Baumgartner für seine Initiative bedanken, das Fach Messtechnik am Departement Technik der Zürcher Fachhochschule der angewandten Wissenschaften in das Unterrichtscurriculum eingeführt zu haben. Auch für seine fachlichen und praktischen Beiträge an den ursprünglichen Unterrichtsunterlagen sei ihm herzlichst gedankt. 1 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1. Allgemeine Zusammenhänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Prinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4 6 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.1. Systematische Messabweichungen . . . . . . . . . . . . 2.2. Zufällige Messunsicherheiten . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1. Unsicherheit Typ A . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2. Unsicherheit Typ B . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3. Kombinierte Unsicherheit Typ C und erweiterte 2.2.4. Fehlerfortpflanzung . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.5. Zusammenfassung des Verfahrens nach GUM . 2.2.6. Praktische Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . 7 . . . . . . . . . . . . . . 8 . . . . . . . . . . . . . . 8 . . . . . . . . . . . . . . 9 . . . . . . . . . . . . . . 10 Messunsicherheitsangabe 14 . . . . . . . . . . . . . . 15 . . . . . . . . . . . . . . 17 . . . . . . . . . . . . . . 18 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer 3.1. Resistive Temperaturmessung . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1. PT100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2. NTC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Messung mechanischer Spannungen mittels DMS . . . 3.2.1. Funktionsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2. Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.3. Messschaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 19 19 21 22 22 23 24 A. SI-Einheiten 25 B. Wahrscheinlichkeitsrechung B.1. Normalverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B.2. Gleichverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B.3. Bestimmung der Streuung des Mittelwerts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 27 30 31 C. Empfindlichkeiten 32 D. Angabe der Messergebnisse D.1. Allgemeine Regeln zur Darstellung von Zahlenwerten . . . . . . . . . . . . . . . D.2. Angabe von Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D.3. Angabe von Messwerten mit ihren Messunsicherheiten . . . . . . . . . . . . . . 34 34 35 35 E. Messschaltungen E.1. Brückenschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . E.2. Vermeidung von systematischen Fehlern . . . . E.2.1. Dreileiter-Schaltung . . . . . . . . . . . E.2.2. Vierleiter-Schaltung (Kelvin-Klemmen) . 36 36 38 38 38 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. DMM-Datenblatt 40 G. Musterkalibrierschein 43 2 Inhaltsverzeichnis H. Datenblatt Platin-Temperatursensor Heraeus M422 47 I. Datenblatt NTC-Temperatursensor EPCOS B57164 K0331 49 3 1. Einleitung 1. Einleitung Messen hat aus nachvollziebaren Gründen in jeder Zivilisation für den Handel und die Ingenieurkünste schon immer eine zentrale Rolle gespielt. Aber erst mit der grundlegenden wissenschaftlichen Revolution durch Galileo Galilei (1564 - 1642) hat Messen definitiv Einzug in die Physik und die naturwissenschaftliche Forschung allgemein gefunden. Messtechnik und die damit beschäftigten Institutionen und Industrien sind Heute nicht mehr wegzudenken und liefern einen meistens nicht bewussten aber wesentlichen Anteil zur Weltwirtschaft, direkt durch das betroffene Handelsvolumen aber auch indem sie letzteres überhaupt ermöglichen. Darunter fallen Normierungs- und Akkreditierungsstellen, ohne die es keine Marktöffnung, Sicherheitsbestimmungen, Austauschbarkeit, Qualitätssicherung und Zertifizierung geben könnte. 1.1. Allgemeine Zusammenhänge Beim Messen in den Naturwissenschaften und in der Technik geht es primär darum, physikalische Eigenschaften wie z. B. Temperatur, Längen, Translations- und Drehgeschwindigkeiten, Volumen, Masse, Stromstärke, elektrische und mechanische Spannungen, Energie und Leistung eindeutig und reproduzierbar zu erfassen. Dazu ist die Definition von Masseinheiten und Messverfahren notwendig (cf. Anhang A), mit denen jederzeit und an beliebigen Orten Messungen mit geeigneter Präzision und universeller Gültigkeit durchgeführt werden können. Da Messungen eigentlich auf Vergleiche basieren, braucht es normierte Referenzgrössen oder -verfahren mit denen quantitative Mengenangaben gemacht werden können. Mit dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und der Verfeinerung der Verfahren, wurden die Definitionen der Masseinheiten immer weiter in Richtung höherer Genauigkeit und Reproduzierbarkeit entwickelt. Das Ende dieses Prozesses ist nicht abzusehen, da er selber wieder zu weiteren Erkenntnissen beiträgt (cf. Abbildung 1). Eine unvermeidliche Eigenschaft jeder Messung ist die Unsicherheit mit welcher ein Ergebnis ermittelt werden kann. Diese Unsicherheit hängt einerseits von der Definitionsgüte der Masseinheiten und andererseits von der Qualität der verwendeten Messgeräte und -verfahren ab, wobei letztere im Allgemeinen den dominierenden Faktor bilden. Im Handel müssen neben den rein technischen Aspekten des Messens, noch gesetzliche Anforderungen berücksichtigt werden. Daher werden zwei verschiedene Begriffe im Zusammenhang mit Messen gebraucht: Kalibrieren Tätigkeit zur Ermittlung des Zusammenhangs zwischen dem ausgegebenen Wert eines Messgeräts, einer Messeinrichtung oder dem von einer Massverkörperung oder einem Referenzmaterial dargestellten Wert und dem zugehörigen, durch ein Normal festgelegten Wert einer Messgrösse unter vorgegebenen Bedingungen. Etwas einfacher ausgedrückt: Beim Kalibrieren werden die von Messgeräten angezeigten Werte mit Sekundär- oder Referenznormalen verglichen. Beim Kalibriervorgang werden im Allgemeinen Messinstrumente justiert, d. h. so eingestellt, dass sie innerhalb ihrer Genauigkeitsklasse mit der Referenzgrösse übereinstimmen. Kalibrieren ist nicht gesetzlich geregelt und beruht auf Freiwilligkeit. Eichen Folge von Operationen einer dazu ermächtigten Behörde oder Organisation zur Überprüfung und Bestätigung, dass ein Messmittel den gesetzlichen Vorschriften genügt (z. B. für: Metzgerwaage, Tanksäulenzähler, Elektrizitätszähler). 4 1. Einleitung Abbildung 1: Historische Entwicklung der Definitionsgüte der Masseinheiten (©METAS, Tagung 17.Nov.04/Jk) In der Schweiz werden die volkswirtschaftlich relevanten Aufgaben im Zusammenhang mit Kalibrier- und Eichwesen durch zwei staatliche Stellen wahrgenommen: METAS – das nationale Metrologieinstitut Das Bundesamt für Metrologie (METAS) realisiert und vermittelt international abgestimmte und anerkannte Masseinheiten in der erforderlichen Genauigkeit. Es beaufsichtigt die Verwendung von Messmitteln in den Bereichen Handel, Verkehr, öffentliche Sicherheit, Gesundheit und Umwelt. METAS überwacht den Vollzug der gesetzlichen Bestimmungen durch die Kantone und die ermächtigten Eichstellen (cf. http://www.metas.ch/metasweb). Schweizerische Akkreditierungsstelle – SAS Die Schweizerische Akkreditierungsstelle SAS begutachtet und akkreditiert Konformitätsbewertungsstellen (Laboratorien, Inspektions- und Zertifizierungsstellen) aufgrund internationaler Normen. Die Schweizerische Akkreditierungsstelle SAS ist Teil des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) (cf. http://www.seco.admin.ch/sas/00040/index.html?lang= de). Aus Abbildung 2 ist ersichtlich wie in der Schweiz das Kalibrier- und Eichwesen hierarchisch aufgebaut ist. Im Anhang G ist ein Beispiel eines kommentierten Musterkalibrierscheins nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005 für ein Digital Voltmeter von Flucke enthalten, wie akkreditierte Firmen und Labore diese für die Geräte ihrer Kunden erstellen. Diese Dienste sind natürlich nicht um- 5 1. Einleitung Abbildung 2: Organisation des Messwesens in der Schweiz (©METAS, Tagung 17.Nov.04/Jk) sonst: eine Vorstellung davon liefert die Preisliste der METAS für den Fachbereich Gleichstrom und Niederfrequenz, zu finden unter http://www.metas.ch/metas/de/home/fabe/elektrizitaet-gleichstrom-und-niederfrequenz.html, http://www.metas.ch/dam/data/metas/Fachbereiche/GleichstromNiederfrequenz/katalogdclfD.pdf oder von Conrad http://www.conrad.de/ce/de/content/cms_service_calibration/Kalibrierservice. Mit der Menge der sich in der Industrie und den diversen Betrieben im Umlauf befindenden Messinstrumenten ist es nicht verwunderlich, dass der Aufwand für das Messwesen in der Schweiz vergleichbar mit dem für Bauten ist und rund 6% des Bruttoinlandprodukts1 beträgt (1997): SFR 22.5 Mrd. 1.2. Prinzipien Wie schon erwähnt, sind Messungen immer mit Unsicherheiten behaftet. Ein Messergebnis ist nur dann aussagekräftig, wenn dabei auch die Schranken seiner Messunsicherheit und das Vertrauen in diese Schranken angegeben werden. Eine Messung ohne Abklärung der Messunsicherheit und ein Ergebnis ohne Unsicherheitsangabe ist wertlos. Beim Messen ist also eine sorgfältige Vorgehensweise zur Bestimmung und gegebenenfalls Minimierung dieser Unsicherheitsschranken notwendig. Galileo Galilei hat schon im 16. Jahrhundert die folgenden Prinzipien für die Messung physikalischer Grössen angewendet, welche heute immer noch gültig sind: 1 Angabe nach METAS, Tagung 17. Nov. 2004/Jk 6 2. Bestimmung der Messunsicherheiten • Methodisches Vorgehen – Messung durch Vergleich mit Referenz (z. B. Zeitmessung „von Hand“ mit zertifiziertem Chronometer) – Wiederholungen (Ist die Messung reproduzierbar?) – verschiedene Verfahren oder Messgeräte (bei Galilei z. B. Zeitmessung mit Puls oder Klepsydra2 ) – Störungen identifizieren und minimieren (z. B. Reibungseffekte durch Oberflächenbehandlung reduzieren) • Auswerten – Ergebnis vorhersagen (bedingt Modellvorstellungen, Berechnungen) – Erwartungen überprüfen (Stimmt die Messung mit den Vorhersagen überein?) – Unsicherheiten abschätzen (Wie schwanken die Messwerte bei der Wiederholung der Messung? Welche zufälligen Grössen beeinflussen die Messergebnisse?) – Schlussfolgerungen (Stimmt das Modell, gibt es neue Erkenntnisse?) Zur heutigen Messtechnik gehören Kenntnisse in Sensortechnik und Datenverarbeitung, d. h. Physik, Elektronik, statistische Methoden und EDV. So gesehen ist Messtechnik ein überaus fachübergreifendes Gebiet. Die meisten Messverfahren übersetzen die gesuchte, kontinuierliche (analoge) physikalische Grösse, z. B. eine Temperatur, in eine elektrische Spannung. Deren Verlauf wird in einem AD-Wandler3 abgetastet und quantisiert (diskretisiert), um in einem Rechner oder Mikrocontroller weiterverarbeitet zu werden. 2. Bestimmung der Messunsicherheiten Eine durch das Bureau International des Poids et Mesures einberufene Arbeitsgruppe hat einen Leitfaden zur Angabe der Unsicherheit beim Messen mit dem Akronym GUM erstellt4 (cf. z. B.: http://de.wikipedia.org/wiki/GUM_%28Norm%29). Ziel des Leitfadens ist eine international einheitliche Vorgehensweise beim Ermitteln und Angeben von Messunsicherheiten. Das Internationale Wörterbuch der Metrologie definiert Messunsicherheit als einen Kennwert, der den Bereich der Werte charakterisiert, die der Messgrösse durch die durchgeführte Messung vernünftigerweise zugeschrieben werden können. Die nach einem einheitlichen Verfahren berechnete und in einer bestimmten Weise mitgeteilte Messunsicherheit drückt so die Stärke des Vertrauens aus, mit der angenommen werden darf, dass der Wert der gemessenen Größe unter den Bedingungen der Messung innerhalb eines bestimmten Werteintervalls liegt. Bei den Ursachen der Messunsicherheit muss zwischen den systematischen und den zufälligen Quellen unterschieden werden, wobei letztere wiederum in zwei Kategorien unterteilt werden (statistische und nicht-statistische Analyse), welche kombiniert werden können. 2 3 4 Wasseruhr AD steht für analog-digital Joint Committee for Guides in Metrology: Evaluation of Measurement Data – Guide to the Expression of Uncertainty in Measurement, 2008 7 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.1. Systematische Messabweichungen Unter diesen Begriff fallen sämtliche Messfehler, welche, entsprechende Kenntnisse über die Messgeräte und -verfahren vorausgesetzt, korrigiert werden können. Diese Fehler haben systematische, d. h. reproduzierbare und nicht dem Zufall unterworfene Ursachen und sind daher vorzeichenbehaftet. Falls bekannt, sollten diese Fehler immer korrigiert werden, es sei denn, sie sind neben den zufälligen Fehleranteilen vernachlässigbar. Durch geeignete Wahl der Messverfahren und -apparaturen können die systematischen Fehler in einigen Fällen so klein gehalten werden, dass sie vernachlässigbar sind. Beispiel: Stromstärkebestimmung durch Messung der Spannung an einem bekannten Widerstand Wird die Spannung an einem stromführenden Widerstand mit einem Multimeter gemessen (cf. Abbildung 3), so kann der zusätzlich durch das Messgerät fliessende Messstrom den gesuchten Wert verfälschen. Falls der Innenwiderstand des Messgeräts bekannt ist, so ist es möglich diesen Einfluss rechnerisch zu ermitteln und zu kompensieren. Ob dieser Fehler eine entscheidende Rolle spielt oder nicht, hängt hier von Verhältnis zwischen den Widerstandswerten des Messobjekts und des Messgeräts ab. Abbildung 3: Indirekte Messung der Stromstärke an einem bekannten Widersand Gesucht wird die Stromstärke I, gemessen wird aber die Strömstärke IM = U R. IM stimmt nur dann mit I überein, wenn der Strom IV durch das Spannungsmessgerät vernachläsigbar klein gegenüber I bzw. IM ist. 2.2. Zufällige Messunsicherheiten Die zufälligen Messunsicherheiten können entsprechend ihrem Ursprung und den bekannten Ursachen auf zwei Arten ermittelt werden. GUM unterscheidet zwischen den beiden folgenden Arten: Typ A : Berechnung der Messunsicherheit durch statistische Analyse der Messungen Typ B : Berechnung der Messunsicherheit mit anderen Mitteln als der statistischen Analyse Die beiden Typen können auch gemeinsam auftreten und müssen dann kombiniert werden. 8 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.2.1. Unsicherheit Typ A Wiederholtes Messen einer physikalischen Grösse5 liefert im Allgemeinen Messwerte die untereinander merklich schwanken können. In diesem Fall wäre ein einzelner Messwert keine gute Schätzung für den unbekannten Wert der gesuchten Grösse. Solche Wertschwankungen haben vielseitige Ursachen, die meistens nicht auseinandergehalten werden können, zudem sie dem auszumessenden Objekt wie auch den benutzten Messgeräten eigen sind. Als Beispiele für solche Ursachen können Temperaturschwankungen, thermisches Rauschen, Ableseparallaxen, Reibungseffekte, Speisespannungsschwankungen, Störsignale von anderen Prozessen genannt werden. Die gesuchte physikalische Grösse ist also ein (zeitkontinuierlicher) Zufallsprozess. Durch die Vielfalt und Unabhängigkeit der Ursachen gehorchen seine Schwankungen einer Normalverteilung (cf. Anhang B.1). Die entsprechende Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion ist durch die beiden Parameter Erwartungswert µ und Streuung oder Standardabweichung σ bestimmt6 . Diese gilt es aus einer Stichprobe mit einem Umfang von n Messwerten (Stichprobenumfang) durch statistische Analyse zu schätzen, um daraus einen Bereich zu berechnen in dem sich der „wahre Wert“ der gesuchten Grösse mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit befinden wird. Gemäss GUM wird aus den n Messwerten xk mit k = 1, 2, . . . n ein Schätzwert für den Erwartungswert µ durch Mittelwertbildung gebildet: n mX = 1X xk n (1) k=1 Da die erhaltenen (zeitdiskreten) Messwerte von Stichprobe zu Stichprobe verschieden ausfallen können, ist auch die Schätzung für den Mittelwert eine Zufallsgrösse, die einer gewissen Streubreite unterliegt7 . Um letztere zu ermitteln, wird nach GUM ein Schätzwert für die Streuung σ der Messwerte berechnet8 : v v u !2 u n n n u X X u 1 X 2 u 1 1 sX = t xk − mX = t x2k − xk (2) n−1 n−1 n k=1 k=1 k=1 Unter der Annahme der Unabhängigkeit unter den einzelnen Messwerten9 , kann mittels statistischen Überlegungen gezeigt werden, dass die Streuung smX des geschätzten Mittelwertes von der Streuung sX der Messwerte wie folgt abhängt (cf Anhang B.3): sX smX = tn−1 · √ n 5 (3) meistens einer zeitkontinuierlichen Grösse x(t), welche durch die Messung zu bestimmten Zeitpunkten abgetastet wird und so zu einer zufälligen Folge von zeitdiskreten Messwerten führt 6 Die Streuung einer stochastischen Grösse ist ein statistisches Mass für die Unsicherheit dieser Grösse. Im (üblichen) Fall einer Normalverteilung (Gauß-Verteilung) der Zufallsgrösse, beträgt die Wahrscheinlichkeit 68.27%, dass die Zufallsgrösse sich im Bereich ±σ um deren Mittelwert befindet (so genannter 68%-Vertrauensbereich). 7 Unter der Annahme eines stationären Verhaltens der zufälligen Grösse, wird diese Schätzung besser mit grösser werdendem Stichprobenumfang. 8 Die rechte Seite der Formel (2) ist für die numerische Berechnung aufbereitet. 9 Etwas salopp ausgedrückt: aufeinanderfolgende Messwerte sollen keine Verwandtschaft zeigen. Diese Annahme ist nicht immer gegeben! 9 2. Bestimmung der Messunsicherheiten Der Faktor tn−1 mit n−1 Freiheitsgraden und einem gegebenen Vertrauensbereich kann aus der Student-Verteilung aus der Tabelle B.3 entnommen oder mit den Matlab-Anweisungen gemäss Listing 2 und 3 im Anhang B.3 berechnet werden. Der Vertrauensbereich gibt an mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die gesuchte physikalische Grösse im Intervall mX ± k · smX befindet, wobei die Intervallgrösse durch den so genannten Vertrauensfaktor k festgelegt wird. Üblich ist k = 1: Dies entspricht der Wahrscheinlichkeit von 68.27% die gesuchte Grösse im Intervall mX ± smX zu finden (cf. Beziehung (22) im Anhang B.1). Für ausgewählte Fachgebiete gelten andere Vertrauensfaktoren wie z. B. in der Tabelle 1 aud S. 14 aufgelistet. Beispiel: Messung eines elektrischen Widerstands Die wiederholte Messung eines Widerstands R mit einem Digitalmultimeter (DMM) ergab die folgenden 5 Messwerte in Ω (Ohm): 98.00, 102.30, 100.69, 99.25, 101.21. Angenommen wird hier, dass der systematische Messfehler, welcher durch die Zuleitungsdrähte erzeugt wird (0.20 Ω) abgezogen wurde. Nach den Formeln (1) und (2) erhält man als Schätzungen für Mittelwert und Streuung der Messwerte mR = 100.290 Ω und sR = 1.6861 Ω. Bei n = 5 Messwerten und dem Vertrauensfaktor k = 1 ergibt sich für den t-Faktor t4 = 1.14 (cf. B.3) und somit nach Formel (3) für die Streuung des geschätzten Mittelwerts smR = 0.8596 Ω. Als Schätzung für den Widerstandswert R nimmt man den (geschätzten) Mittelwert mR und für die entsprechende Messunsicherheit Typ A (geschrieben: uA (R)) die (geschätzte) Standardabweichung smR . Der Messwert und seine Messunsicherheit Typ A für den Widerstand kann nun für den Vertrauensfaktor k = 1 und mit korrekten Rundungen (cf. D.3) wie folgt angegeben werden: R = mR ± uA (R) = 100.29 Ω ± 0.86 Ω (k = 1) 2.2.2. Unsicherheit Typ B Um den Anteil der Messunsicherheit, welcher aus dem verwendeten Messgerät herrührt zu ermitteln, stehen in den meisten Fällen nur Herstellerangaben zur Verfügung. Diese sind aber keine statistischen Angaben im Sinne einer bekannten Wahrscheinlichkeitdichtefunktion mit ihren Parametern, sondern liegen als Garantiefehlergrenze vor: Diese garantieren (zu 100%!), dass sich das angezeigte Messergebnis innerhalb dieser Grenze befindet. Die Garantiefehlergrenze besteht im Allgemeinen aus zwei unabhängigen Anteilen: die Unsicherheiten in der Empfindlichkeit und im Nullpunktabgleich des Messgeräts. Diese werden üblicherweise pauschal in einer der folgenden Formen angegeben: ± x% v. MW + y% v. MB oder (4) ± x% v. MW + ny dgts (5) Die Empfindlichkeit ist abhängig vom Messwert (MW), die Nullpunktabweichung vom Messbereich (MB). Das Kürzel dgts steht für Digits: Damit ist die Auflösung der digitalen Anzeige gemeint, d. h. das Gewicht der kleinsten angezeigten Stelle. Die Abbildung 4 zeigt diese zwei Unsicherheitsquellen in Funktion des Messwerts, hier allerdings stark überzeichnet, um die Unterschiede hervorzuheben. Die nach Gleichung (4) oder (5) bestimmte Garantiefehlergrenze, wäre als Messunsicherheit nicht realistisch, da eine Kumulation von unabhängigen Fehlertermen, die alle in die „selbe 10 2. Bestimmung der Messunsicherheiten Richtung“ zeigen sicher sehr unwahrscheinlich ist. Für das Vorgehen schlägt GUM folgende Annahmen vor: • Die beiden Unsicherheitsquellen sind voneinander unabhängig. • Deren Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen sind gleichverteilt (cf. B.2 in Anhang B). Daraus lassen sich mit der Gleichung (24) die Streuungen für die beiden Unsicherheitsfaktoren wie folgt berechnen: sE = sN = sN = x% v. MW √ 3 y% v. MB √ oder 3 ny · Auflösung √ 3 (6) (7) Nach dem zentralen Grenzwertsatz der Wahrscheinlichkeitstheorie nähert sich die Summe von mehreren unabhängigen Zufallsvariablen einer Normalverteilung. Die Varianz (Quadrat der Streuung) dieser Verteilung entspricht dabei der Summe der Varianzen der einzelnen beitragenden Zufallsgrössen. So wird die Streuung der Unsicherheit Typ B nach folgender Formel bestimmt: uB = q s2E + s2N 11 (8) 2. Bestimmung der Messunsicherheiten Abbildung 4: Empfindlichkeits- und Nullpunktabweichungsunsicherheiten (stark übertrieben) Im Nullpunktunsicherheitsband sind allgemein auch Abweichungen infolge Nichtlinearität der Messkennlinie berücksichtigt. Im Allgemeinen ist dieses Band schmäler gegenüber der Empfindlichkeitsunsicherheit als hier dargestellt. 12 2. Bestimmung der Messunsicherheiten Beispiel: Unsicherheit Typ B eines DMM Im Datenblatt des Hameg HM8012 Digitalmultimeters (cf. Anhang F) steht für den Messbereich 50 mA / DC folgende Angabe zur Garantiefehlergrenze: ± 0.2% v. MW + 0.004% v. MB Bei einem Messwert von 45 mA erhält man aus den Beziehungen (6), (7) und (8): s 2 2 q 0.002 · 45 + 0.00004 · 50 2 2 = 0.05197 mA uB = sE + sN = 3 Hier dominiert der Anteil der Empfindlichkeit. Bei einem Messwert im unteren Teil des Messbereichs aber wirkt sich die Nullpunktabweichung stärker aus, z. B. mit einem Messwert von 6 mA ergibt sich s 2 2 q 0.002 · 6 + 0.00004 · 50 uB = s2E + s2N = = 0.007024 mA 3 Die absolute Unsicherheit erscheint hier insgesamt kleiner geworden zu sein. Sie ist aber bezogen auf den Messwert (relative Unsicherheit) im zweiten Fall etwas grösser. Die Anteile Empfindlichkeit und Nullpunktabweichung wären bei einem Messwert von 1 mA gleich gross. In diesem Fall sollte aber der empfindlichere Messbereich benutzt werden. Messwerte im unteren Teil des Messbereichs eines Messgeräts weisen grössere relative Messunsicherheiten auf als im oberen Teil. Der Messbereich sollte immer so empfindlich gewählt werden, damit im oberen Teil des Bereichs gemessen werden kann. 13 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.2.3. Kombinierte Unsicherheit Typ C und erweiterte Messunsicherheitsangabe Da die Messunsicherheiten der beiden Typen gemeinsam auftreten können, müssen sie noch zusammengefügt werden. Dies geschieht unter der Annahme ihrer Unabhängigkeit durch Addition der Varianzen, wie schon im Zusammenhang mit der Unsicherheit Typ B erläutert wurde: uC = q (9) u2A + u2B Zu jeder Messunsicherheit gehört auch eine Angabe über den Vertrauensbereich in Form des entsprechenden Vertrauensfaktors. Dieser gibt die Breite des Intervalls um den Mittelwert einer Normalverteilung an, ausgedrückt in Anzahl Streuungen oder Standardabweichungen. Damit lässt sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich die gesuchte Grösse in diesem Intervall befindet gemäss der Beziehung (22) im Anhang B.1 berechnen. Welche Konvention dabei benutzt wird, hängt vom Usus der verschiedenen Fachgebieten ab, wie aus der folgenden Tabelle entnommen werden kann: Tabelle 1: Fachgebiete und übliche Vertrauensbereiche (ASTM steht für American Society for Testing and Materials: http://en.wikipedia.org/wiki/ASTM_International) Vertrauensfaktor (für erweiterte Unsicherheit) k=1 Fachgebiet Physik und Vermessungswesen physikalische Naturkonstanten industrielle Messtechnik ASTM Standards Biologie sicherheitsrelevante Anwendungen wie z. B.: Bremstechnik, Luft- & Raumfahrtechnik 14 Wahrscheinlichkeit (Grad des Vertrauens) 68.27% k = 1.96 k=2 k=3 95.00% 95.45% 99.73% k=4 99.9937% 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.2.4. Fehlerfortpflanzung Wird eine Grösse rechnerisch durch gemessene Grössen ermittelt, so stellt sich die Frage, wie die Unsicherheitsschranke dieser indirekt bestimmten Grösse aus den Unsicherheiten der gemessenen Teilgrössen bestimmt werden kann. Für die hier gemachten Überlegungen sollen die folgenden Annahmen und Festlegungen gelten: • Für die aus n Teilgrössen x1 , . . . , xn zusammengesetzte Grösse y wird die folgende Funktion als bekannt vorausgesetzt: y = f (x1 , x2 , . . . , xn ) (10) Der indirekt ermittelte „Messwert“ my von y wird aus den Messwerten mx1 , . . . , mxn der Teilgrössen x1 , . . . , xn nach derselben Funktion bestimmt: my = f (mx1 , mx2 , . . . , mxn ) (11) • Es wird angenommen, dass die Messwerte mx1 , . . . , mxn voneinander unabhängig sind10 , d. h. ihre zufälligen Werte nicht von einander abhängen und dass die Unsicherheiten uC (x1 ), . . . , uC (xn ) der einzelnen Messungen gegeben sind (Vertrauensfaktor k = 1). Um die Messunsicherheit eines Ergebnisses zu bestimmen, welches aus mehreren fehlerbehafteten Grössen berechnet wird, muss die Empfindlichkeit des Ergebnisses auf die einzelnen Komponenten ermittelt werden. Diese kann bei nicht allzu grossen Fehlertermen durch Linearisierung, d. h. bilden der partiellen Ableitung11 bestimmt werden. Die geschätzte Unsicherheit u(y) der Grösse y berechnet sich aus den Unsicherheiten uC (x1 ) , . . . , uC (xn ) der unabhängigen Grössen xk wie folgt: s ∂f 2 ∂f 2 ∂f 2 u(y) = uC (x1 )2 + uC (x2 )2 + · · · + uC (xn )2 (12) ∂x1 ∂x2 ∂xn Die Gleichung (12) führt bei elementaren Operationen bestehend nur aus Summen/Differenzen oder Produkte/Quotienten auf die vereinfachten Regeln gemäss der Tabelle 2 auf S. 16. Bei Funktionen mit gemischten Operationen (Summen/Differenzen/Produkte/Quotienten) sollte die allgemeine Regel nach Gleichung (12) mit den Ableitungen herangezogen werden. Eine Zusammenstellung der Empfindlichkeiten für die gebräuchlichsten Funktionen ist in der Tabelle im Anhang C zu finden. 10 11 Dies bedeutet auch, dass die Grössen x1 , . . . , xn ebenfalls voneinander unabhängig sein müssen. Partiell bedeutet teilweise. Bei einer Funktion von mehreren (unabhängigen) Variablen kann die Ableitung nach jeder dieser Variablen einzeln gebildet werden. Dabei werden die anderen Variablen (nach welchen gerade nicht abgeleitet wird) als konstant angenommen. Um dies Hervorzuheben, werden die Differentiale mit einem „runden“ ∂ geschrieben, anstelle des gewöhnlichen d, wie bei Funktionen mit nur einer Variablen. 15 2. Bestimmung der Messunsicherheiten Tabelle 2: Vereinfachte Fehlerfortpflanzungsregeln für elementare Verknüpfungen Art der Verknüpfung Regel der Fehlerfortpflanzung vereinfachte Regel: Summe der absoluten Varianzen Summe oder y = x1 + x2 u(y) = Differenz y = x1 − x2 p uC (x1 )2 + uC (x2 )2 " allgemein: · Mix y = x1 − x2 + x3 u(y) = p uC (x1 )2 + uC (x2 )2 + uC (x3 )2 Vorsicht: · Vielfache y = x1 − 2 · x2 · Faktoren y= q 2 u(y) = uC (x1 )2 + 2 · uC (x2 ) 1p u(y) = 2 uC (x1 )2 + uC (x2 )2 x1 −x2 2 vereinfachte Regel: Produkt oder y = x1 x2 Quotient y = x1 2 allgemein: · Mix Summe der relativen Varianzen u(y) my = r uC (x1 ) mx1 x 2 + uC (x2 ) mx2 + uC (x2 ) mx2 2 " x x y = x1 2 3 u(y) my = r x2 y = x1 2 u(y) my = r uC (x1 ) mx1 2 2 + Vorsicht: · Potenzen 16 1) 2 uCm(x x 1 2 + uC (x2 ) mx2 2 uC (x3 ) mx3 2 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.2.5. Zusammenfassung des Verfahrens nach GUM 1. Systematische Abweichungen: Abklären der systematischen Abweichungen und gegebenenfalls Korrektur derselben 2. Zufällige Unsicherheiten: a) Ermitteln des Mittelwerts (beste Schätzung) für die gesuchte Grösse (Wahl der Stichprobengrösse und des Abtastintervalls) b) Bestimmen der Standardunsicherheit Typ A c) Bestimmen der Standardunsicherheit Typ B d) Bestimmen der kombinierten Standardunsicherheit Typ C e) Bestimmen der erweiterten Unsicherheit basierend auf dem gewünschten Vertrauensniveau 3. Vollständiges Messergebnis angeben: Messwert mit Messunsicherheit und Vertrauensfaktor Graphisch sind diese Schritte in der Abbildung 5 dargestellt. Der „wahre Wert“ der gesuchten Grösse bleibt unbekannt. Er kann nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit innerhalb des Vertrauensbereichs vermutet werden. Abbildung 5: Darstellung des systematischen Messfehlers und der verschiedenen zufälligen Messunsicherheiten. Der „wahre Wert“ der gesuchten Grösse bleibt unbekannt. Er kann nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit innerhalb einer Schranke vermutet werden: Dabei ist nicht einmal absolut sicher, ob er sich auch wirklich innerhalb dieser Schranke befindet! 17 2. Bestimmung der Messunsicherheiten 2.2.6. Praktische Regeln Da für die kombinierte Messunsicherheit die stochastischen Schwankungen der gesuchten Grösse (Unsicherheit Typ A), sowie die Präzision des Messgeräts (Unsicherheit Typ B) eine Rolle spielen, stellt sich die Frage nach der Wahl eines geeigneten Messgeräts für die Durchführung der Messung. Aus Formel (9) ist ersichtlich, dass beide Anteile eine vergleichbare Rolle spielen, wenn sie in der selben Grössenordnung liegen. Daraus ergeben sich die folgenden praktischen Empfehlungen: • Es sollte ein Messgerät verwendet werden, dessen Unsicherheit in der Grössenordnung der zu erwartenden Unsicherheit infolge Messwertschwankungen liegt. • Beim Vorhandensein von nur einem Messwert, wenn z. B. keine zufälligen Schwankungen beobachtbar sind, besteht die Messunsicherheit nur aus den Ungenauigkeiten des Messgeräts. Dies ist sicher nicht problematisch, wenn diese Eigenschaft die dominante Unsicherheitsquelle ist und die für die Messung geforderte Genauigkeit damit erfüllt ist. Ist letzteres nicht gegeben, so muss ein präziseres Messgerät verwendet werden. Sind Forderungen bezüglich der Messgenauigkeit gegeben oder Angaben über die Qualität eines Messgeräts zu machen, so sollte die „Faktor 10 Regel“ benutzt werden (cf. Tabelle S. 18): Tabelle 3: Faktor 10 Regel der Messtechnik nach M. Bantel [4] Faktor 10 Regel Beispiel Die Messunsicherheit eines Messgeräts sollte höchstens 1/10 der geforderten Messunsicherheit einer mit einem Messgerät durchzuführenden Messung betragen. Um eine elektrische Spannung auf ±1 mV sicher zu messen, sollte mit einem Voltmeter gearbeitet werden, welches eine Messunsicherheit von max. ±100 µV aufweist. Die Messunsicherheit eines Messgeräts sollte beim Vermessen eines Bauteils höchstens 1/10 der Bauteiltoleranz betragen. Um 1 kΩ-Widerstände der Toleranzklasse von 1% zu kontrollieren, sollte ein Ohmmeter mit einer maximalen Messunsicherheit von ±1 Ω benutzt werden. Die Messunsicherheit eines Messgeräts A sollte höchstens 1/10 der geforderten Messunsicherheit des Messgeräts B betragen, wenn das Gerät A dazu verwendet wird, das Gerät B hinsichtlich der Grösse seiner Messunsicherheit zu beurteilen. Um die Genauigkeit einer Messschraube mit einer Messunsicherheit von ±10 µm beurteilen zu können, sollte mit einem Koordinatenmessgerät mit einer Messunsicherheit von ±1 µm gearbeitet werden. Bei mechatronischen Systemen muss die Messunsicherheit einer Messeinrichtung um den Faktor 10 kleiner sein, als die geforderte Stellgenauigkeit des Aktors. Die Position eines Werkzeugtisches muss mit einer Messunsicherheit von ±1 µm bestimmt werden, wenn auf ±10 µm genau positioniert werden soll. 18 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer Um physikalische Grössen messtechnisch zu erfassen, werden Messaufnehmer (Sensoren) benötigt, mit denen über einen physikalischen Effekt, die gesuchte Grösse in der Regel in eine elektrische Spannung umgesetzt werden kann. Die folgende Tabelle gibt einen groben Einblick in die Vielfalt der Methoden: Tabelle 4: Zusammenstellung von physikalischen Effekten als Funktionsprinzip einiger Messaufnehmer (unvollständig) Bemerkenswert ist, das viele Grössen über die Messung eines Widerstandswerts (resistiver Effekt) bestimmt werden können. zu messende Grösse: Ort Kraft Druck Temp. Licht resistiv kapazitiv magnetisch × × × × × × × × × × × thermisch optisch pyroelektrisch × Gas magn. Feld Messeffekt: piezzoelektrisch piezzoresistiv chemisch × × × × × × × × × × × × × × × × × Im folgenden soll exemplarisch gezeigt werden, wie die Temperatur und mechanische Spannungen mittels Widerstandsänderung erfasst werden können. Einzelne dazu verwendbare elektrische Messschaltungen, unter anderem Messbrücken, sind im Anhang E vorgestellt. 3.1. Resistive Temperaturmessung Für die Temperaturmessung wird die Temperaturempfindlichkeit von Metall- oder Halbleiterwiderständen benutzt: typische Vertreter dieser Technik sind Platin-Temperatursensoren, wie PT100 oder Heissleiter wie NTC-Widerstände. Für beide Sensortypen eignen sich die Schaltungen „Viertelbrücke“, "Dreileiter-Schaltung“ und „Vierleiter-Schaltung“ gemäss den Abbildungen 16, 17 und 18 aus dem Anhang E. 3.1.1. PT100 Da der spezifische Widerstand eines Metalls in der Regel temperaturabhängig ist, kann auf Grund des Widerstands R eines metallischen Leiters auf seine Temperatur θ (in ℃) geschlossen werden. Die DIN EN 60751 (gemäss IEC 751) legt für die Kennlinie des PT100 Platinwiderstands zwei Temperaturbereiche fest und definiert sie durch folgende Polynome: 19 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer • −200 ℃ ≤ θ < 0 ℃: R = R0 · 1 + A · θ + B · θ2 + C · (θ − 100 ℃) · θ3 (13) R = R0 · 1 + A · θ + B · θ2 (14) • 0 ℃ ≤ θ ≤ 850 ℃: mit den folgenden Parameterwerten: R0 = 100 Ω A = 3.9083 · 10−3 ℃−1 B = −5.775 · 10−7 ℃−2 C = −4.183 · 10−12 ℃−4 θ ist dabei die Temperatur in ℃. Tabelle 5: Zulässige Grenzabweichungen (Garantiefehlergrenzen) für PT100 nach DIN IEC 751 Toleranzklasse Zulässige Abweichung in ℃: Zulässige Abweichung in Ω: Klasse A 0.15 + 0.002 · |θ| 0.06 + 0.0007 · |θ| Klasse B 0.30 + 0.005 · |θ| 0.12 + 0.0018 · |θ| 1/2 DIN Klasse B 0.15 + 0.005 · |θ| 0.06 + 0.0018 · |θ| Abbildung 6: Darstellung der Garantiefehlergrenzen nach DIN IEC 751 für die Toleranzklassen A und B gemäss der Tabelle oben Da aus dem gemessenen Widerstand die Temperatur bestimmt werden soll, müssen die zu den Gleichungen oben inverse Funktionen berechnet werden. Formal ergibt sich für die inverse 20 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer der Beziehung (14): −A + q A2 − 4B 1 − θ= R R0 2B (15) Das Datenblatt eines Platin-Temperatursensors (Heraeus M422) ist im Anhang H zu finden. Darin sind weitere wichtige Angaben zu finden, wie z. B. die Messtromstärke und die Selbsterwärmung. Vereinfachung: Für den begrenzten Temperaturbereich zwischen 0 ℃ und 100 ℃ kann die folgende Gerade mit α0 = 3.850 · 10−3 ℃−1 als Näherung für die R-θ-Charakteristik dienen: R = R0 · (1 + α0 · θ) θ = (16) 1R −1 α0 R0 3.1.2. NTC NTC oder Heissleiter sind Halbleiter mit negativem Temperaturkoeffizient (negative temperature coefficient), d. h. ihr Widerstandswert nimmt mit der Temperatur nach der folgenden allgemeingültigen Beziehung ab: R = R25 · exp B25 1 1 − T T25 (17) Dabei sind z. B. für den NTC EPCOS B57164K033112 : R25 = 330 Ω (Bezugswiderstand bei 25 ℃) B25 = 3450 K T25 = 298.15 K, entspricht 25 ℃ T : absolute Temperatur in K Die dazu inverse Funktion lautet: T = ln B25 + R R25 B25 T25 (18) Bemerkung: Die R-T-Charakteristik eines NTC ist stark nichtlinear. Durch parallelschalten eines Widerstands Rp lässt sich dies für ein bestimmtes Intervall auf Kosten der Empfindlichkeit nahezu beheben. Sei das Intervall T1 ≤ T ≤ T2 und die mittlere Temperatur im Intervall 2 Tm = T1 +T 2 , so beträgt der optimale Parallel-Widerstand Rp = Rm · − 2 Tm . B25 + 2 Tm B 25 Dabei muss der Widerstand R = Rm für T = Tm nach Gleichung (17) bestimmt werden. 12 Das entsprechende Datenblatt ist im Anhang I zu finden. 21 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer 3.2. Messung mechanischer Spannungen mittels DMS Dehnungsmessstreifen (DMS, englisch: strain gauge) sind resistive Messaufnehmer zur Bestimmung von mechanischen Verformungen und der daraus abgeleiteten Ursachen, wie statische Dehn-, Stauch-, Quer- und Scherkräfte oder dynamische Kräfte infolge Beschleunigung. DMS werden hauptsächlich für die folgenden Anwendungsgebiete eingesetzt: Kraft-, Druck-, Drehmomentmesstechnik, mechanische Schwingungsanalyse, Verformungsüberwachung. 3.2.1. Funktionsprinzip Wird ein Draht mechanisch in die Länge gezogen, so nimmt seine ursprüngliche Länge l0 um ∆l zu und sein ursprünglicher Radius r0 um ∆r ab. Die Verhältnisse sind in der Abbildung 7 dargestellt. Abbildung 7: Mechanische Beanspruchung eines Drahts bei Zug l0 → l = l0 + ∆l (mit ∆l > 0) und r0 → r = r0 + ∆r (mit ∆r < 0) Bei Zug wird also der Drahtwiderstand grösser: formal sind die Zusammenhänge zwischen den geometrischen Massen Drahtlänge l, Drahtquerschnittfläche A = πr2 und dem spezifischen Widerstand ρ wie folgt: R0 = ρ l0 πr02 → R=ρ l πr2 ∆l Die relative Widerstandsänderung ∆R R in Funktion der Dehnung = l lässt sich durch Linearisierung (partielle Ableitungen) bestimmen. Dabei wurde noch die (temperaturbedingte) Änderung des spezifischen Widerstands mit einbezogen: ∆R = ∂R ∂R ∂R ∆ρ ∆l ∆r ∆ρ + ∆l + ∆r = R +R − 2R ∂ρ ∂l ∂r ρ l r Mit der Poisson’schen Zahl µ, welche den Zusammenhang zwischen Längsdehnung und Querkontraktion (linear) beschreibt ∆r ∆l = −µ = −µ r l ergibt sich, bezogen auf den entlasteten Widerstand R0 und der entsprechenden Dehnung = ∆l l0 : ∆ρ/ρ ∆R ∆ρ = + + 2µ = + 1 + 2µ = k (19) R0 ρ 22 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer Der Faktor k aus der Formel (19) liefert den linearisierten Zusammenhang zwischen der relativen Widerstandsänderung und der Dehnung 13 . Dieser k-Faktor ist wegen der Abhängigkeit von ρ auch Temperaturabhängig. Eine positive Dehnung entspricht einer „Streckung“ des DMS, eine negative wird durch „Stauchung“ erhalten. Die Widestandsänderung hat also ein Vorzeichen je nachdem wie der DMS belastet wird. Mit dem Hooke’schen Gesetz σ = E und dem Elastizitätsmodul E lässt sich die mechanische Spannung σ = FA und damit die auf den Draht wirkende Kraft F bestimmen. 3.2.2. Eigenschaften Die Messempfindlichkeit eines DMS wird mit der wirksamen Länge des Messwiderstands erhöht. Dies wird durch eine mäanderförmige Auslegung der Widerstandsbahn erreicht, wie in Abbildung 8 gezeigt wird. Abbildung 8: DMS mit typischer mäanderförmigen Widerstandsbahn zur Erhöhung der Messempfindlichkeit Empfindlich auf Streckung oder Stauchung sind die dünnen Stellen des Widerstandleiters. In der folgenden Tabelle sind einige k-Faktoren aufgeführt. Typische Werte für die maximale Dehnung liegen zwischen 1'000 µm/m für Halbleiter-DMS und 50'000 µm/m für Folien-DMS. Tabelle 6: Zusammenstellung diverser DMS-Materialien mit ihren k-Faktoren Material / Bezeichnung Zusammensetzung Constantan Nichrome V Chromol C Platin-Wolfram Platin Silizium (p-Typ) Silizium (n-Typ) 54% Cu, 45% Ni, 1% Mn 80% Ni, 20% Cr 65% Ni, 20% Fe, 15% Cr 92% Pt, 8% W 100% Pt mit ppm B dotiertes Si mit ppm P dotiertes Si k-Faktor 2.05 2.2 2.5 4.0 6.0 +80 · · · + 190 −100 · · · − 25 lin. Ausdehnungskoeff. α0 in 10−6 ℃ −1 14.9 14 15 9 4.7 · · · 7.6 4.7 · · · 7.6 In der Tabelle sind auch die Temperaturkoeffizienten angegeben, mit denen die thermisch bedingte Dehnung des mechanisch unbelasteten DMS-Materials bestimmt werden kann: ∆ll0th = α0 θ. 13 Die Dehnung ist die relative Längenänderung des Drahts. 23 3. Anwendungsbeispiele mit Widerstand als Messaufnehmer Damit die Temperatur zu keiner vermeintlichen mechanisch bedingten Dehnung führt, sollte das Substrat des vermessenen Materials den selben Temperaturausdehnungskoeffizient haben wie der DMS. Weitere Störeffekte sind durch den Klebstoff und die Alterung bedingt: der DMS kann kriechen oder sich von seinem Substrat lösen. Typische DMS-Widerstandswerte sind 120, 350, 600, 700 und 1000 Ω. DMS können Frequenzen bis zu mehreren MHz noch korrekt verarbeiten, eignen sich also auch zur Aufnahme von sehr schnellen Vorgängen wie z. B. Vibrationen. 3.2.3. Messschaltungen Zur Messung von mechanischen Beanspruchungen werden meistens mehrere DMS in Halb- oder Vollbrücken (cf. Abbildung 15, S. 37) eingesetzt14 . Ein Beispiel für eine Vollbrücke zur Messung der Verbiegung eines einseitig eingespannten Balkens ist in Abbildung 9 dargestellt. Abbildung 9: Anordnung von vier DMS für eine Vollbrückenschaltung zur Messung der Biegebelastung eines einseitig eingespannten Balkens (Bild-Quelle: http://www. me-systeme.de/dehnungsmessstreifen/dms-grundlagen/dmsplan.html) Die oberen DMS werde bei Belastung (FZ ) gestreckt, die unteren gestaucht. Bemerkung: Die Bezeichnungen der Widerstände R3 und R4 müssen vertauscht werden, um zu den Bezeichnungen der Vollbrücke im Anhang zu passen. 14 Ein Überblick über die diversen Beschaltungsmöglichkeiten ist unter dem folgendem Link der Firma MEMeßsysteme GmbH zu finden: http://www.me-systeme.de/dehnungsmessstreifen/dms-grundlagen/index.html, Grundlagen zur Brückenschaltung und Verdrahtungspläne. 24 A. SI-Einheiten A. SI-Einheiten Das Système International d’Unités (SI-System) definiert die sieben Basiseinheiten: Meter für die Länge, Kilogramm für die Masse, Sekunde für die Zeit, Ampère für die Stromstärke, Kelvin für die Temperatur, Mol für die Stoffmenge und Candela für die Lichtstärke (cf. Tabelle). Tabelle 7: SI-Basisgrössen und ihre Einheiten Gebiet (Lehre von) Basisgrösse Geometrie (Raum) Kinematik (Bewegung) Dynamik (Trägheit, Impuls) Elektromagnetismus Thermodynamik Chemie Lichttechnik Länge + Zeit + Masse + elektrische Stromstärke + Temperatur Stoffmenge Lichtstärke typisches Symbol l t m i, I T n Iv Basiseinheit Meter Sekunde Kilogramm Ampère Kelvin Mol Candela Einheitszeichen m s kg A K mol cd Beispiel elektrische Grössen Die Einheit Ampère wird über die Kraftwirkung pro Leiterlänge, der so genannte Kraftbelag ( Fl in Newton pro Meter), die zwischen zwei stromdurchflossenen, unendlich langen, parallelen Leitern im Abstand r wirkt. Die Kraft treibt die Leiter auseinander, wenn die Ströme in den Leitern entgegengesetzt fliessen. Falls die Stromstärke I in beiden Leitern gleich gross ist, lautet der allgemeine formelmässige Zusammenhang für den Kraftbelag wie folgt: F µ0 I 2 = · l 2π r Für die magnetische Feldkonstante wurde folgender Wert festgelegt: µ0 = 4π · 10−7 N A−2 . Per Definition, fliesst also in der Leitung eine Stromstärke von I = 1 A, wenn der Leiterabstand r = 1 m und die Kraft pro Meter Leiterlänge 0.2 µN beträgt. Die Realisiergenauigkeit (Reproduzierbarkeit mittels einer Stromwaage) dieser Definition liegt bei einigen Millionstel (1 ppm ≡ 10−6 ), was beim heutigen Entwicklungsstand der elektrischen Messinstrumente kaum mehr genügt. Es ist in den nächsten Jahren zu erwarten, dass eine neue Definition der Stromstärkeeinheit indirekt über Quanteneffekte festgelegt wird. Referenzspannungen (Spannungsnormale) können über den Wechselstrom-Josephson-Effekt durch eine Frequenzmessung sehr genau festgelegt werden. Die Widerstandseinheit Ohm (Ω) wird über den quantisierten Hall-Effekt definiert (Von-Klitzing-Konstante: RK = 25812.807 Ω). Die erreichbare Realisiergenauigkeit für die Stromstärkeeinheit kann damit mindestens um den Faktor 100 auf 10−8 verbessert werden. Ende Beispiel Neben den Basiseinheiten gibt es noch abgeleitete Einheiten mit eigenen Namen. Zum Beispiel: Aus der Definition der Stromstärke (I = ∆Q ∆t ) ergibt sich für die Einheit der elektrischen Ladung Q: [Q] = [I] · [t] = A · s (Ampère-Sekunde) und daraus die abgeleitete Einheit Coulomb: 1 C = 1 A s. 25 A. SI-Einheiten Wichtige Bemerkung: Die eckigen Klammern um das Symbol einer physikalischen Grösse X sind eine Kurzschreibweise für „Einheit der Grösse X“, hier z. B: [Q] = A s = C. Eine Zusammenstellung von einigen wichtigen abgeleiteten Einheiten mit ihren Namen15 sind in der folgenden Tabelle aufgelistet. Tabelle 8: Einige abgeleitete Einheiten Grösse elektrische Ladung elektrische Kapazität Celsius Temperatur Induktivität Frequenz Energie Kraft elektrischer Widerstand Druck magnetische Flussdichte elektrische Spannung, Potential Energiestrom, Leistung 15 Name Coulomb Farad Grad Celsius Henry Hertz Joule Newton Ohm Pascal Tesla Volt Watt Zeichen C F ◦C H Hz J N Ω Pa T V W entspricht As A s V−1 K V s A−1 s−1 N m, V A s kg m s−2 V A−1 N m−2 V s m−2 J A−1 s−1 J s−1 , V A Aufgepasst: Namen der Einheiten sagen nichts aus über die Bedeutung der Grössen. Besser ist es sich die physikalischen Zusammenhänge für die Einheiten zu merken, z. B. „Joule pro Ampère-Sekunde“ für „Volt“ oder „Volt, pro Ampère pro Sekunde“ für „Henry“. 26 B. Wahrscheinlichkeitsrechung B. Wahrscheinlichkeitsrechung B.1. Normalverteilung Die Dichtefunktion der Normal - oder Gaußverteilung einer Zufallsvariablen X ist in der Abbildung 10 dargestellt und durch folgende Formel definiert: (x−µ)2 1 p(x) = √ e− 2σ2 σ 2π Die Parameter µ und σ 2 entsprechen dem Erwartungswert E(X) = (20) R∞ x · p(x) · dx = µ −∞ Abbildung 10: Dichtefunktion p(x) und Verteilungsfunktion F (x) einer Zufallsgrösse X Beide Funktionen sind als normierte Formen mit Erwartungswert µ = 0 und Streuung σ = 1 dargestellt. Die Streuung entspricht einer Einheit auf der Abszisse. Die Amplitude der Dichtfunktion ist umgekehrt proportional zur Streuung, da die Fläche unter dieser Kurve immer 1 beträgt. Bei einem Erwartungswert verschieden von Null, verschiebt sich der Nullpunkt x = 0 nach diesem Wert. und der Varianz D(X) = R∞ (x − µ)2 · p(x) · dx = σ 2 der Verteilung. Die Streuung oder −∞ Standardabweichung σ entspricht der Quadratwurzel der Varianz. 27 B. Wahrscheinlichkeitsrechung Die Verteilungsfunktion der Zufallsvariable X lässt sich mit der Dichtefunktion p(x) wie folgt bestimmen: Zx F (x) = P rob{X < x} = p(ξ)dξ −∞ Umgekehrt, lässt sich die Dichtefunktion aus der Verteilungsfunktion durch Differentiation nach x ermitteln: dF (x) p(x) = dx Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zufallsvariable X in das Intervall [a, b) zu liegen kommt (cf. Abbildung 11 für den Fall a = −σ und b = σ), lässt sich gemäss Formel (21) oder numerisch mit dem Programm gemäss Listing 1 berechnen : Zb P rob{a ≤ X < b} = p(ξ)dξ = F (b) − F (a) (21) a Für die Sonderfälle a = µ − kσ und b = µ + kσ ergibt sich: k=1 P rob{µ − kσ ≤ X < µ + kσ} ≈ 68.27% 2 ≈ 95.45% 3 ≈ 99.73% 4 ≈ 99.9937% k = 0.675 P rob{µ − kσ ≤ X < µ + kσ} ≈ 50% 1.645 ≈ 90% 1.960 ≈ 95% 2.576 ≈ 99% (22) Listing 1: MATLAB-Programm zur Berechnung der Wahrscheinlichkeit dass sich eine normalverteilte Zufallsvariable X im Intervall [a,b) befindet: Prob{a ≤ X < b} % Wahrscheinlichkeitsberechnung % % Prob(a <= X < b), x ist normalverteilte Zufallsvariable % % ©2012, M. Schlup clear all, clc % Festlegungen: mu=0; % Erwartungswert der Normalverteilung sig=1; % Streuung der Normalverteilung k=1.96; % Vertrauensfaktor a=−k*sig; % untere Grenze frei waehlbar b=k*sig; % obere Grenze, b > a sonst frei waehlbar % Berechnung: Prob = cdf('norm',b,mu,sig)−cdf('norm',a,mu,sig) 28 B. Wahrscheinlichkeitsrechung Abbildung 11: Darstellung der Wahrscheinlichkeit, dass eine Zufallsvariable sich im Intervall µ ± σ befindet (hier dargestellt für µ = 0). Diese lässt sich als Fläche unter der Dichtefunktion (graues Gebiet) oder als Differenz aus der Verteilungsfunktion bilden (dicker, senkrechter Strich). 29 B. Wahrscheinlichkeitsrechung B.2. Gleichverteilung Die Dichtefunktion der Gleichverteilung einer Zufallsvariablen gestellt und durch folgende Formel definiert: 1 a≤x≤b b−a für p(x) = 0 sonst X ist in der Abbildung 12 dar (23) Abbildung 12: Dichtefunktion p(x) einer gleichverteilten Zufallsgrösse X Die Funktion ist als normierte Form mit Erwartungswert µ = 0 und Streuung σ = √13 ≈ 0.577 dargestellt. Die Streuung entspricht der halben Breite der grauen Fläche. Bei einem Erwartungswert verschieden von Null, verschiebt sich der Nullpunkt x = 0 nach diesem Wert. Für den Erwartungswert der Gleichverteilung erhält man E(X) = Rb a Rb für die Varianz D(X) = (x − µ)2 p(x)dx = a xp(x)dx = b+a 2 = µ und a2 +ab+b2 . 3 Für den Sonderfall a = µ − c und b = µ + c erhält man c σ=√ 3 (24) Zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten gilt die selbe Formel (21) wie bei der Normalverteilung, allerdings, muss die Verteilungsdichte nach Gleichung (23) benutzt werden. Bei der Gleichverteilung beträgt, anders als bei der Normalverteilung, die Wahrscheinlichkeit 57.7%, dass sich die Zufallsgrösse im Bereich µ ± σ befindet. 30 B. Wahrscheinlichkeitsrechung B.3. Bestimmung der Streuung des Mittelwerts Der nach der Beziehung (1) geschätzte Wert der Messgrösse ist selber eine Zufallsvariable mit einer normalen Verteilungsdichte und entsprechender Streuung. Um letztere zu schätzen, benötigt man die nach der Beziehung (2) geschätzte Streuung der Messwerte und es muss die StudentVerteilung16 herangezogen werden. Aus dieser muss ein Korrekturfaktor (t-Faktor) ermittelt werden, mit dem die zusätzliche Unsicherheit infolge kleinem Stichprobenumfang berücksichtigt werden kann. Dieser Faktor kann aus der Tabelle B.3 oder mit den Matlab-Anweisungen gemäss den Listings 2 und 3 ermittelt werden. Listing 2: Aufrufprogramm zur Bestimmung des t-Korrekturfaktors mit MATLAB % % % % % % Koeffizeinten der t−Verteilung (Student−Verteilung) * Vertrauensfakor k=1 entspricht einem Vertrauensbereich +−68.27% * Freiheitsgrad = Stichprobenumfang minus 1 ©2011, M. Schlup % Parameter der Normalverteilung mu=0; sig=1; % 1. Variante: Bestimmung der Wahrscheinlichkeit fuer bestimmten Vertrauensfaktor k=1; % gewuenschter Vertrauensfaktor prob=1−2*(1−cdf('norm',k*sig,mu,sig)); % entsprechende Wahrscheinlichkeit % 2. Variante: gewuenschte Wahrscheinlichkeit % prob=0.95; % Wahl des Freiheitsgrads (degree of freedom) dof=n−1 % Stichprobenumfang minus 1 t=t_factor(prob,dof) % t−faktor Listing 3: MATLAB-Funktion zur Bestimmung des t-Korrekturfaktors für bestimmten Vertrauensbereich und verschiedene Freiheitsgrade function t = t_factor(prob,dof) % Berechnen des t−Faktors (Student−Verteilung) % prob: Wahrschjeinlichkeit fuer Vertrauensbereich % dof: Freiheitsgrad (degree of freedom) % % ©2011, M. Schlup t=tinv((1+prob)/2,dof); 16 Der englische Statistiker William Sealy Gosset (1876 - 1937) publizierte diese Verteilungsfunktion 1908 unter dem Pseudonym Student. 31 C. Empfindlichkeiten Tabelle 9: Vertrauensfaktor tn−1 für das Vertrauensniveau 68.27% Anzahl Messungen n 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 30 50 100 200 Freiheitsgrade n−1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 19 29 49 99 199 Vertrauensfaktor tn−1 1.84 1.32 1.20 1.14 1.11 1.09 1.08 1.07 1.06 1.03 1.02 1.01 1.01 1.00 C. Empfindlichkeiten Die Tabelle auf S. 33 enthält die (partiellen) Ableitungen der Funktion y nach den Grössen xk . Diese Ableitungen beschreiben die linearisierte Empfindlichkeit von y auf die betrachtete Grösse xk . Die Inverse der Funktion y = f (x) lautet formal x = f −1 (y). Für die Empfindlichkeiten gilt dabei folgende nützliche Beziehung: x0 = dx 1 1 = dy = 0 dy y dx 32 C. Empfindlichkeiten Tabelle 10: Empfindlichkeiten – Tabelle der Ableitungen und partiellen Ableitungen für die gebräuchlichsen Verknüpfungen Funktion y = f (x1 , x2 , · · · ) ∂f ∂x1 ∂f ∂x2 ∂f ∂x3 a — — 2ax + b — — 3a3 x2 + 2a2 x + a1 — — Funktionen einer Variablen: y = ax y = ax2 + bx + c y = a3 x3 + a2 x2 + a1 x + a0 y = ax 1 −a x2 1 — — √ y=a x a √1 2 x — — a b — 2ax1 + bx2 bx1 + 2cx2 — Funktionen zweier Variablen: y = ax1 + bx2 y = ax21 + bx1 x2 + cx22 + d x y = a x1 2 x −x2 y = 1x 2 x x y = x 1+x2 1 2 1 ax 2 1 x2 x 2 ( x +x )2 1 2 x −a x12 — x — 2 − x21 2 x 1 ( x +x )2 1 2 — Funktionen dreier Variablen: x −x2 y = 1x 3 1 x3 33 1 −x 3 x −x2 − 1x2 3 D. Angabe der Messergebnisse D. Angabe der Messergebnisse D.1. Allgemeine Regeln zur Darstellung von Zahlenwerten Beim Erstellen von Messprotokollen und -dokumentation, ist es notwendig alle Zahlenwerte mit einer korrekten Anzahl signifikanten Stellen anzugeben. Signifikante Stellen einer Zahl sind die Ziffern, welche als aussagekräftig erachtet werden, aber nicht die Anzahl Stellen hinter dem Komma oder führende Nullen. Das heisst, eine Wertangabe wiedergibt schon eine Vorstellung ihrer Genauigkeit auch ohne explizite Unsicherheitsangaben. Beispiel: Die Spannungangabe 2 V hat nicht die selbe Bedeutung wie 2.00 V. Im ersten Fall ist die indirekt angegebene Unschärfe ±0.5 V (±25%), im zweiten ±0.005 V (±0.25%). In einem Messprotokoll müssen Zahlenwerte mit der Anzahl signifikanten Stellen angegeben werden von der man annimmt, dass sie noch repräsentativ sind. Werden Grössen aus Bestandteilen mit einer beschränkten Anzahl signifikanter Stellen durch elementare Operationen gebildet, so gelten unabhängig von Unsicherheitsbetrachtungen die folgenden Regeln: • Summen und Differenzen Bei der Bildung einer Summe oder einer Differenz müssen alle Stellen einen „StellenPartner “ haben: richtig: 1.200 ± 0.002 oder 1.30 · 10−3 ± 0.14 · 10−3 falsch: 1.20 ± 0.002 oder 1.30 · 10−3 ± 140 · 10−6 • Produkte und Quotienten Die Zahl der signifikanten Stellen eines Produkts oder eines Quotienten ist gleich der kleinsten Zahl gültiger Stellen in den Faktoren: richtig: 1.23 · 0.025 = 0.031 oder 1.23 0.025 = 49 falsch: 1.23 · 0.025 = 0.0308 oder 1.23 0.025 = 49.2 34 D. Angabe der Messergebnisse D.2. Angabe von Einheiten Bei der Angabe von einheitsbehafteten Zahlenwerten sind folgende Regeln einzuhalten: • Zwischen Zahl und Einheit ist eine (kleine) Leerstelle zu lassen: 1.002 V oder 220 Ohm und nicht etwa 10Ohm. Dies gilt nicht für eine Prozent- oder Promille-Angabe (z. B. 10% oder 0.2‰) • Einheiten (Einheitszeichen) dürfen nicht zwischen eckigen Klammern gesetzt werden. Eckige Klammern sind eine nützliche Kurzschreibweise, um die Einheit einer physikalischen Grösse „herauszunehmen“: [U ] = mV bedeutet „die Einheit der Grösse U ist Milli-Volt“. Die Unsitte eckige Klammern um Einheitszeichen zu setzen ist leider stark verbreitet und sollte nicht weiter „gepflegt“ werden. • Einheitenangaben in Graphiken sind ebenfalls nicht mit eckigen Klammern zu machen. Dazu eignen sich z. B. für eine Spannung U in Volt folgende Varianten: → U in V, → U/ V oder → U (V). D.3. Angabe von Messwerten mit ihren Messunsicherheiten Wenn es sich nicht um die Angabe von physikalischen Naturkonstanten handelt, wo die Messunsicherheit so eng wie nur möglich zu bestimmen ist, sondern um „ganz gewöhnliche“ Messwerte mit Unsicherheiten im Prozent- oder Promille-Bereich, so sollte die Unsicherheit in der Regel eine oder maximal zwei signifikante Stellen aufweisen. Dazu muss im Allgemeinen zweckmässig gerundet werden. Dies sollte immer nur beim Endergebnis gemacht werden. Beispiel Ausganslage: mU ±uC (U ) = 30.281 V±0.457 V. Diese Angabe weisst eine zu feine Messunsicherheit auf: Es ist sinnlos bei einer relativen Unsicherheit von 1.5% eine dritte Stelle anzugeben, welche einen Anteil von 0.003% des Messwerts ausmacht. Die korrekte Rundung führt auf 30.28V ± 0.46V. Aber leicht weniger präzis aber genau so korrekt: U = 30.3 V ± 0.5 V (k = 1). Als Variante kann anstelle der absoluten Unsicherheit die relative Unsicherheit angegeben werden: U = 30.3 V (1 ± 0.015) (k = 1). Der (relative) Unsicherheitsterm 0.015 ergibt sich hier aus dem auf zwei signifikante Stellen gerundeten Verhältnis 0.457/30.281. 35 E. Messschaltungen E. Messschaltungen E.1. Brückenschaltung In der Messtechnik wird zur Bestimmung der Veränderung eines Widerstandswertes häufig mit Messbrücken gearbeitet. Diese Schaltung ist in der Abbildung 13 als spannungsgespeiste und als stromgespeiste Brückenschaltung dargestellt. Die Brückenspannung U wird im Allgemeinen mit einem hochohmigen Spannungsmessgerät oder Datenaquisitionsgerät erfasst. Abbildung 13: Spannungs- (links) und stromgespeiste (rechts) Messbrücke (ohne Brückenwiderstand) Um die Berechnungen zu erleichtern, kann das Verhalten beider Schaltungen durch eine äquivalente Spannungsquellenersatzschaltung nachgebildet werden (cf. Abb. 14). Für die Abbildung 14: Sappnungsquellenersatzschaltung einer Messbrücke (ohne Brückenwiderstand) Ersatzgrössen UE und RE ergeben sich für die spannungsgespeiste Brücke: UE = R1 R4 − R2 R3 U0 (R1 + R2 )(R3 + R4 ) RE = R1 R2 R3 R4 + R1 + R2 R3 + R4 und für die stromgespeiste: 36 (25) E. Messschaltungen UE = R1 R4 − R2 R3 I0 R1 + R2 + R3 + R4 RE = (R1 + R3 )(R2 + R4 ) R1 + R2 + R3 + R4 (26) Wie aus den Formeln (25) und (26) ersichtlich ist, ist die Spannung UE Null, wenn die Abgleichsbedingung erfüllt ist: R1 R4 = R2 R3 beziehungsweise R1 R3 = R2 R4 In der Tabelle auf S. 38 sind die Eigenschaften der verschiedenen Ausführungsvarianten der Brückenschaltung gemäss der Abbildung 15 zusammengestellt: Abbildung 15: Messbrückenvarianten: Viertel-, Halb- und Vollbrücke (spannungsgespeist) Die dunkel eingefärbten Widerstände sind diejenigen von denen die Veränderung erfasst werden soll. Im Idealfall ist dann die Brückenspannung U proportional zur Widerstandsänderung ∆R. 37 E. Messschaltungen Tabelle 11: Eigenschaften der verschiedenen Brückenschaltungen (für stromlose oder hochohmige Messung der Mittenspannung U ) Der einheitslose aber vorzeichenbehaftete Parameter δ steht für die relative Widerstandsverstimmung: δ = ∆R R Viertelbrücke Quasi-Halbbrücke Halbbrücke Vollbrücke R1 = R(1 + δ) R1 = R4 = R(1 + δ) R1 = R4 = R(1 + δ) R2 = R3 = R(1 − δ) R2 = R3 = R4 = R R2 = R3 = R R1 = R(1 + δ) R2 = R(1 − δ) R3 = R4 = R mit U0 δ U U0 = 4+2δ δ U U0 = 2+δ U δ U0 = 2 U U0 = δ Empf.: ≈4 ≈2 1 2 1 mit I0 U δ R I0 = 4+δ U δ R I0 = 2 U δ R I0 = 2 U R I0 = δ Empf.: ≈4 1 2 1 2 1 1 1 1 E.2. Vermeidung von systematischen Fehlern Da meistens der auszumessende Widerstand nicht unmittelbar bei der Messbrücke liegt, ist unter Umständen eine längere Messleitung notwendig, welche die Symmetrie der Schaltung bricht. Dabei führen die Widerstände der Zuleitung zu systematischen Fehlern, wie aus der Schaltung für die Viertelbrücke gemäss der Abbildung 16 ersichtlich ist. E.2.1. Dreileiter-Schaltung Um keine systematischen Messfehler zu erhalten, gibt es bei Brückenschaltungen die Möglichkeit mit einem zusätzlichen Leiter den Einfluss der Zuleitungswiderstände zu unterdrücken. Die ist in der Abbildung 17 dargestellt. Sind dabei die Leiterwiderstände ∆R1 ud ∆R2 gleich gross, so verschwindet der systematische Fehler. E.2.2. Vierleiter-Schaltung (Kelvin-Klemmen) Eine andere Möglichkeit zur Verhinderung von systematischen Fehlern besteht aus der Idee der Entkopplung des stromführenden Pfads vom Spannungsmesspfad. Die Schaltung aus Abbildung 18 zeigt das Prinzip welches generell angewendet werden sollte: die Leitung für die Spannungsmessung (sense connections, voltage lead) sollte immer stromfrei sein und von der stromführenden Leitung (force connections, current lead) getrennt sein. Damit wird verhindert, dass zusätzliche Potentialabfälle in der Messleitung mitgemessen werden. 38 E. Messschaltungen Abbildung 16: Systematischer Fehler bei Viertelbrücke infolge Zuleitungswiderständen Da die einzelnen Widerstände in Folge Exemplarstreuung im Allgemeinen voneinander abweichen, kann ein veränderlicher Abgleichwiderstand vorgesehen werden. Letzterer führt aber nur bei ∆R = 0 zu einem korrekten Brückenabgleich. Abbildung 17: Messbrücke in Dreileiterschaltung Der systematische Fehler infolge Zuleitungswiderständen verschwindet hier unter der Bedingung ∆RL1 = ∆RL2 . Der Wert von ∆RL0 spielt für die Spannung U als Mass für die Brückenverstimmung keine Rolle, er vermindert nur die Spannung über der Messbrücke. 39 F. DMM-Datenblatt Abbildung 18: Vierleiterschaltung (Kelvin-Klemmen) Mit dieser Schaltung wird verhindert, dass Ströme in der Spannungsmessleitung (sense lead) zu unerwünschten Verfälschungen führen: Die Potentialabfälle in der stromführenden Leitung (force lead) werden so nicht erfasst. Dieses Prinzip sollte grundsätzlich für die Messung von Spannungen angewendet werden: die Spannung soll direkt dort (hochohmig) abgegriffen werden, wo sie gemessen werden soll. F. DMM-Datenblatt Auf den folgenden Seiten findet der Leser einen Auszug aus dem Datenblatt eines DigitalMultimeters von HAMEG. Bemerkungen: • Die Widerstandswerte des DMM bei DC-Strommessung lassen sich aus den Angaben über den maximalen „Spannungsabfall“ abschätzen, indem diese Spannungen durch den 2.5 V Strommessbereich geteilt werden. Für den Bereich 500 mA ergibt sich 0.5 A = 5 Ω und für 0.7 V den Bereich 500 µA 0.5 = 1.4 kΩ. mA Der Widerstand eines Strommessgeräts nimmt allgemein umgekehrt proportional zum gewählten Messbereich zu und kann durchaus Werte in der Grössenordnung kΩ annehmen. Eine genauere Bestimmung dieser Widerstände, z. B. zur Korrektur von systematischen Fehlern, muss durch Spannungsmessung am belasteten A-Meter erfolgen. • Die Bezeichnung „4 34 -Digit“ des DMM ist hier so zu verstehen, dass die Anzeige 5 Ziffern aufweist und dass die erste Ziffer maximal eine 5 darstellen kann. Es gibt Messgeräte mit n 21 -stelliger Anzeige. Damit ist gemeint, dass n + 1 Ziffern für die Anzeige der Messergebnisse vorhanden sind und die erste Ziffer maximal eine 2 sein kann. 40 HM8012 4 3⁄4 - D i g i t p ro g r a m m i e r b a re s M u l t i m e t e r HM8012 HZ15 (im Lieferumfang) R 4¾-stellige Anzeige mit 50.000 Digit R Grundgenauigkeit 0,05 % R Max. Auflösung: 10 µV, 0,01 dBm, 10 nA, 10 mΩ, 0,1 °C R Offsetfunktion/Relativwertmessung WDM8012 Software (im Lieferumfang) Grundgerät HM8001-2 erforderlich R RS-232 Schnittstelle und Software inklusive Messspannung: 4¾-Digit programmierbares Multimeter HM8012 Alle Angaben bei 23 °C nach einer Aufwärmzeit von 30 Minuten. Gleichspannung DC Messbereiche: Auflösung: Genauigkeit: 5 V, 500 V, 600 V: 500 mV, 50 V: Überlastschutz: V/Ω/T°/dB/ gegen COM u. gegen Gehäuse: COM gegen Gehäuse: Eingangsimpedanz: 50 V, 500 V, 600 V: 500 mV, 5 V: Eingangsstrom: Gleichtaktunterdrückung: Serientaktunterdrückung: dB Funktion Genauigkeit: Auflösung: Gleichstrom DC Messbereiche: Auflösung: Genauigkeit: 0,5…500 mA: 10 A: Spannungsabfall: 10 A Bereich: 500 mA Bereich: andere Bereiche: Wechselspannung AC Messbereiche: Auflösung: Genauigkeit 0,5…50 V: 40 Hz…5 kHz: 20 Hz…20 kHz: Genauigkeit 500 V und 600 V: 40 Hz…1 kHz: 20 Hz…1 kHz: Überlastschutz: V/Ω/T°/dB/ gegen COM u. gegen Gehäuse: COM gegen Gehäuse: Eingangsimpedanz: AC Betrieb: AC + DC Betrieb: Bandbreite bei -3 dB: dB Mode: Genauigkeit: -23,8…59,8 dBm: Auflösung: Gleichtaktunterdrückung: Crestfaktor: Wechselstrom AC Messbereiche: Auflösung: Genauigkeit: 0,5…500 mA: 10 A: 500 mV, 5 V, 50 V, 500 V, 600 V 10 µV, 100 µV, 1 mV, 10 mV, 100 mV ±(0,05 % v. Messwert + 0,002 % v. Endwert) ±(0,05 % v. Messwert + 0,004 % v. Endwert) 850 VS bei max. 60 Hz oder 600 VDC 250 VEff bei max. 60 Hz oder 250 VDC 10 MΩ II 90 pF >1 GΩ II 90 pF 10 pA ≥100 dB (50/60 Hz ±0,5 %) ≥60 dB (50/60 Hz ±0,5 %) ±(0,02 dB + 2 Digits) (Anzeige >-38,7 dBm) 0,01 dB oberhalb 18 % v. Bereich 500 µA, 5 mA, 50 mA, 500 mA, 10 A 10 nA, 100 nA, 1 µA, 10 µA, 1 mA ±(0,2 % v. Messwert + 0,004 % v. Endwert) ±(0,3 % v. Messwert + 0,004 % v. Endwert) 0,2 V max. 2,5 V max. 0,7 V max. 500 mV, 5 V, 50 V, 500 V, 600 V 10 µV, 100 µV, 1 mV, 10 mV, 100 mV ±(0,4 % v. Messwert + 0,07 % v. Endwert) ±(1 % v. Messwert + 0,07 % v. Endwert) ±(0,4 % v. Messwert + 0,07 % v. Endwert) ±(1 % v. Messwert + 0,07 % v. Endwert) 10 V typ. bei offenen Eingängen; abhängig vom gemessenen Widerstandswert. Der negative Pol der Prüfspannung liegt am COM-Eingang. Temperatur 2-Draht Widerstandsmessung mit Linearisierung für Sensoren PT100 nach dem Standard EN60751 -200…+500 °C Bereich: 0,1 °C Auflösung: ca. 1 mA Mess-Strom: in °C, °F Anzeige: ±(0,4 °C +0,0005 x T) von -200…+200 °C Genauigkeit: ±(0,5 °C +0,0005 x T) von +200…+500 °C (T in °C, zuzügl. Sensor-Toleranz) Temperatur-Koeffizient: (Referenz 23 °C) V = 500 mV, 50 V 30 ppm/°C 600 V Bereich 80 ppm/°C andere Bereiche 20 ppm/°C V ~ 600 V Bereich 80 ppm/°C andere Bereiche 50 ppm/°C mA alle Bereiche 200 ppm/°C mA~ alle Bereiche 300 ppm/°C Ω 5 MΩ, 50 MΩ Bereiche 200 ppm/°C andere Bereiche 50 ppm/°C Verschiedenes Stromversorgung (vom Grundgerät): +5 V 300 mA ~26 V 140 mA +5…+40 °C Arbeitstemperatur: -20…+70 °C Lagertemperatur: 5…80 % (ohne Kondensation) Rel. Luftfeuchtigkeit: Abmessungen (B x H x T), (ohne 22-pol. Flachstecker): 135 x 68 x 228 mm ca. 0,5 kg Gewicht: Im Lieferumfang enthalten: Bedienungsanleitung, Schnittstellenkabel HZ14, 1 Satz Messkabel HZ15, Software CD Empfohlenes Zubehör: HZ10S 5 x Silikon-Messleitung (Schwarz) HZ10R 5 x Silikon-Messleitung (Rot) HZ10B 5 x Silikon-Messleitung (Blau) HZ812 PT100 Temperatur-Messsonde 850 Vs bei max. 60 Hz oder 600 VDC 250 VEff bei max. 60 Hz oder 250 VDC 1 MΩ II 90 pF 10 MΩ II 90 pF 80 kHz typisch 20 Hz…20 kHz ±0,2 dBm 0,01 dB oberhalb 9 mV ≥60 dB (50/60 Hz ±0,5 %) 7 max. 500 µA, 5 mA, 50 mA, 500 mA, 10 A 10 nA, 100 nA, 1 µA, 10 µA, 1 mA ±(0,7 % v. Messwert + 0,07 % v.E.) 40 Hz…5 kHz ±(1 % v. Messwert + 0,07 % v. Endwert) AC + DC Messungen Wie bei AC + 25 Digits Widerstand 500 Ω, 5 kΩ, 50 kΩ, 500 kΩ, 5 MΩ, 50 MΩ Messbereiche: 10 mΩ, 100 mΩ, 1 Ω, 10 Ω, 100 Ω, 1 kΩ Auflösung: Genauigkeit: 500 Ω…500 kΩ: ±(0,05 % v. Messwert + 0,004 % v.E.+ 50 mΩ) 5…50 MΩ: ±(0,3 % v. Messwert + 0,004 % v. Endwert) Eingang geschützt bis max. 300 VEff 500 Ω…5 kΩ Bereich: 1mA Messstrom: 50 kΩ Bereich: 100 µA 500 kΩ Bereich: 10 µA 5…50 MΩ Bereich: 100 nA HM8012D/121010 · C&E · Änderungen vorbehalten · © HAMEG Instruments GmbH® · DQS-zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2008, Reg. Nr.: 071040 QM08 HAMEG Instruments GmbH · Industriestr. 6 · D-63533 Mainhausen · Tel +49 (0) 6182 8000 · Fax +49 (0) 6182 800100 · www.hameg.com · [email protected] G. Musterkalibrierschein G. Musterkalibrierschein Auf den folgenden Seiten findet der Leser einen kommentierten Musterkalibrierschein nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005 für ein Digital Voltmeter von Flucke. 43 MeßTechnikNord GmbH MTN - Musterkalibrierschein gemäß DIN EN ISO/IEC EN 17025:2005 Akkreditierte Labore für Kalibrierung und EMV In diesem Musterkalibrierschein wird dargestellt, wie die Anforderungen an einen Kalibrierschein gemäß DIN EN ISO/IEC 17025:2005 in einem MTN- Kalibrierschein umgesetzt werden. Die Anforderungen sind in dem Kapitel 5.10 „Ereignisberichte“ der Norm festgelegt. Seite 1: Deckblatt Gerätedaten, Kundendaten, Ort der Kalibrierung mit Umweltbedingungen, Gesamtergebnis, Verantwortlichkeiten 5.10.2 c) Eindeutige Kennzeichnung auf jeder Seite. Auf erster Seite nur Kalibrierschein- Nr. 5.10.2 a) / 5.10.4.3 Titel des Kalibrierscheins. Falls der Kalibrierschein Messwerte vor einem Abgleich enthält, wird es hier angegeben. 5.10.2 f) / 5.10.9 Eindeutiger Name, unter dem das Dokument als PDF- Datei archiviert wird. Änderungen an dem Dokument sind nicht möglich. (Messwerte vor Abgleich) Wird hier angegeben, wenn notwendig 5.10.2 f) Kalibriergegenstand 5.10.2 e) Kalibrierverfahren, verwendete Kalibrierprozedur mit Rev. 5.10.2 d) Kunde (Auftraggeber) Musterfirma 5.10.2 g) Datum der Kalibrierung 5.10.2 b) Ort der Kalibrierung 5.10.4.1 a) Umweltbedingungen 5.10.4.3 Aussage über die Einhaltung der Spezifikationen (Konformität) und ob eine Abgleich durchgeführt wurde. 5.10.9 Gültigkeit des Kalibrierscheins. Der Kalibrierschein ist nur mit Unterschrift oder digitaler Signatur gültig. 5.10.5 j) Verantwortliche Personen mit Funktion für diesen Kalibrierschein. 5.10.4.2 Aussage und Erklärung zur Konformität der Messergebnisse. Stand 07/2008 MeßTechnikNord GmbH MTN - Musterkalibrierschein gemäß DIN EN ISO/IEC EN 17025:2005 Akkreditierte Labore für Kalibrierung und EMV Seite 2: Beschreibung und Messwerte Gemessene Werte (Messwerte, Toleranzen, Abweichungen, Messunsicherheiten usw.) 5.10.2 c) Eindeutige Kennzeichnung auf jeder Seite: Kalibrierschein- Nr. Seiten- Nr., Datum der Kalibrierung 5.10.2 f) Kalibriergegenstand, u. U. Ausführliche Beschreibung, wenn kein Standartinstrument. 5.10.2 e) Kalibrierverfahren in allgemeiner Form oder mit Angabe der Norm (Siehe auch Seite 1 Kalibriervorschrift). 5.10.2 i) Messergebnisse, Alle ermittelten Werte mit Herstellertoleranzen, Abweichungen und erweiterten Messunsicherheiten. Alle Zahlenwerte mit Angabe der Einheit (Siehe auch Beschreibung auf der ersten Seite). 5.10.4.2 Aussage zur Konformität. Aus der Toleranz des Herstellers für einen Messwert und der erweiterten Messunsicherheit für diesen Wert wird ein Bereich errechnet, für den eine Konformitätsaussage gemacht werden kann (0 -100% Konf. Bereich). Bei einer Überschreitung der 100% Grenze ist eine Konformitätsaussage über die Einhaltung der Toleranz nicht möglich und der Wert wird mit einem „<“ gekennzeichnet. Werte bei denen eine Verknüpfung der Toleranz und der Messunsicherheit nicht möglich ist, werden mit einem „.“ (Punkt) gekennzeichnet, auch hier ist eine Konformitätsaussage nur in Einzelfällen möglich (Siehe auch die Beschreibung auf der ersten Seite). 5.10.4.1 b) Erweiterte Messunsicherheit nach DKD-3, in der Auflösung und der Einheit des „richtigen Wertes“ (Siehe auch die Beschreibung auf der ersten Seite). Stand 07/2008 MeßTechnikNord GmbH MTN - Musterkalibrierschein gemäß DIN EN ISO/IEC EN 17025:2005 Akkreditierte Labore für Kalibrierung und EMV Seite 3: Messwerte und Ende des Kalibrierscheins Gemessene Werte und Angabe der verwendeten Normale 5.10.2 c) Eindeutige Kennzeichnung auf jeder Seite: Kalibrierschein- Nr. Seite- Nr. Datum der Kalibrierung 5.10.4.1 c) Messtechnische Rückführung. Auflistung der zur Kalibrierung verwendete Normale mit der Identifikation- Nr., der Kalibrierschein- Nr. und der Angabe der letzten und der nächsten Kalibrierung. 5.10.8 Erklärung zu den verwendeten Begriffen im Kalibrierschein, zum besseren Verständnis und der Lesbarkeit des Kalibrierscheins. Stand 07/2008 H. Datenblatt Platin-Temperatursensor Heraeus M422 H. Datenblatt Platin-Temperatursensor Heraeus M422 47 Platinum Resistance Temperature Detector M 422 M series PRTDs are especially robust and are designed for large volume applications where long term stability, interchangeability and accuracy over a large temperature range are vital. Typical applications are Automotive, White Goods, HVAC, Energy Management, Medical and Industrial Equipment. Nominal Resistance R0 100 Ohm at 0°C 500 Ohm at 0°C 1000 Ohm at 0°C Tolerance DIN EN 60751 1996-07 Class 1/3 B Class A Class B Class 1/3 B Class A Class B Class 1/3 B Class A Class B Tolerance DIN EN 60751 2009-05 F 0.1 F 0.15 F 0.3 F 0.1 F 0.15 F 0.3 F 0.1 F 0.15 F 0.3 Order Number Plastic Bag Order Number Blister reel 32 208 500 32 208 498 32 208 392 32 208 502 32 208 501 32 208 414 32 208 537 32 208 503 32 208 499 32 208 522 32 208 521 32 208 520 32 208 525 32 208 524 32 208 523 32 208 527 32 208 526 The measuring point for the nominal resistance is defined at 8mm from the end of the sensor body. Specification DIN EN 60751 (according to IEC 751) Temperature range -70°C to +500°C (continuous operation) (temporary use to 550°C possible) Tolerance Class B: -70°C to +500°C Tolerance Class A: -50°C to +300°C Tolerance Class 1/3 B: 0°C to +150°C Temperature coefficient TC = 3850 ppm/K ; 3750 ppm/K available on request Leads Pt clad Ni- wire Recommend connection technology: Welding, Crimping and Brazing Lead lengths (L) 10mm ±1mm Longterm stability max. R0-drift 0.04% after 1000 h at 500 °C Vibration resistance at least 40g acceleration at 10 to 2000 Hz, depends on installation Shock resistance at least 100g acceleration with 8ms half sine wave, depends on installation Environmental conditions unhoused for dry environments only Insulation resistance > 100 M at 20°C; > 2 M at 500°C Self heating 0.3 K/mW at 0°C Response time water current (v= 0.4m/s): air stream (v= 2m/s): t0.5 = 0.07s t0.9 = 0.20s t0.5 = 3.2s t0.9 = 11s Measuring current 100: 0.3 to 1.0mA 500: 0.1 to 0.7mA 1000: 0.1 to 0.3mA (self heating has to be considered) Note Other tolerances, values of resistance and wire lengths are available on request. We reserve the right to make alterations and technical data printed. All technical data serves as a guideline and does not guarantee particular properties to any products. Heraeus Sensor Technology GmbH, Reinhard- Heraeus- Ring 23, 63801 Kleinostheim, Germany Phone: +49 (0) 6181/35-8098, Fax: +49 (0)6181/35-8101, E-Mail: [email protected] Web: www.heraeus-sensor-technology.com Name of document: 30910021 Index B Status: 06/2010 I. Datenblatt NTC-Temperatursensor EPCOS B57164 K0331 I. Datenblatt NTC-Temperatursensor EPCOS B57164 K0331 49 Temperature measurement B57164 Leaded NTCs, lead spacing 5 mm K164 B57164K0331K000 R/T No. T (°C) 1306 B25/100 = 3450 K, R25 = 330 Ω, TR = 25 °C, ∆RR/RR = ± 10% Rnom[Ω] Rmin[Ω] Rmax[Ω] ∆RR/RR[±%] ∆T[±°C] α (%/K) 55.0 50.0 45.0 40.0 35.0 16479 12091 8969 6722 5087 12725 9465 7113 5396 4131 20232 14717 10826 8048 6044 22.8 21.7 20.7 19.7 18.8 3.6 3.6 3.5 3.5 3.4 6.3 6.1 5.9 5.7 5.5 30.0 25.0 20.0 15.0 10.0 3886 2993 2326 1821 1437 3190 2483 1949 1540 1227 4581 3503 2704 2102 1648 17.9 17.0 16.2 15.4 14.7 3.4 3.3 3.3 3.2 3.1 5.3 5.1 5.0 4.8 4.7 5.0 0.0 5.0 10.0 15.0 1142 914.3 736.4 597.2 487.1 983.0 793.3 644.0 526.2 432.3 1301 1035 828.8 668.2 542.0 13.9 13.2 12.5 11.9 11.3 3.1 3.0 2.9 2.9 2.8 4.5 4.4 4.3 4.1 4.0 20.0 25.0 30.0 35.0 40.0 399.8 330.0 273.8 228.4 191.5 357.3 297.0 244.8 202.9 169.1 442.4 363.0 302.9 254.0 214.0 10.6 10.0 10.6 11.2 11.7 2.7 2.6 2.9 3.1 3.4 3.9 3.8 3.7 3.6 3.5 45.0 50.0 55.0 60.0 65.0 161.4 136.6 116.1 99.20 85.07 141.6 119.2 100.8 85.61 73.03 181.1 154.0 131.5 112.8 97.12 12.2 12.7 13.2 13.7 14.2 3.6 3.9 4.1 4.4 4.7 3.4 3.3 3.2 3.1 3.0 70.0 75.0 80.0 85.0 90.0 73.25 63.32 54.94 47.84 41.81 62.55 53.80 46.45 40.25 35.01 83.95 72.84 63.43 55.44 48.61 14.6 15.0 15.5 15.9 16.3 4.9 5.2 5.5 5.8 6.1 3.0 2.9 2.8 2.7 2.7 95.0 100.0 105.0 110.0 115.0 36.66 32.25 28.46 25.19 22.36 30.56 26.76 23.51 20.72 18.31 42.76 37.74 33.41 29.66 26.41 16.7 17.0 17.4 17.8 18.1 6.4 6.7 7.0 7.4 7.7 2.6 2.5 2.5 2.4 2.4 120.0 125.0 19.91 17.77 16.24 14.44 23.58 21.11 18.4 18.8 8.0 8.4 2.3 2.2 Please read Important notes and Cautions and warnings at the end of this document. Page 22 of 61 Literatur Literatur [1] Wikipedia: Measurement Uncertainty http://en.wikipedia.org/wiki/Measurement_uncertainty [2] Buro International des Poids et Mesures: Guide to the Expression of Uncertainty in Measurement (GUM) http://www.bipm.org/en/publications/guides/gum.html [3] Metrodata GmbH: Datenverarbeitung für Messtechnik und Qualitätssicherung, Berichte und Veröffentlichungen http://www.metrodata.de/papers.html [4] Martin Bantel: Grundlagen der Messtechnik, Messunsicherheit von Messung und Messgerät, Fachbuchverlag Leipzig (2000) 51