Buddhismus und Buddha

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Barbara Bissig und Denise
Stocker
Buddhismus und Buddha
1. Einleitung
Buddhismus und Buddha, das ist unser Thema. Wir haben dieses Thema gewählt, weil uns
der Buddhismus schon einige Zeit interessierte, wir aber nur oberflächliches Wissen darüber
hatten. Von den meisten anderen Religionen wird man durch die Medien, ganz automatisch
informiert. Zum Beispiel vom Islam oder von den Juden hört man viel, selten aber von den
Buddhisten. Wahrscheinlich, weil es eine Religion ist, die die "anderen" in Ruhe lässt. Die
auch nicht das Ziel hat, möglichst viele Anhänger zu finden.
In letzter Zeit wird der Buddhismus immer mehr zum Trend. Viele berühmte Persönlichkeiten
werden zu Anhängern des Buddhismus. Auch in den Kinos laufen Filme, die vom
Buddhismus handeln, wie zum Beispiel "seven years in Tibet".
Diese Religion hat für uns etwas faszinierendes und wir wollen mehr darüber erfahren.
2. Die verschiedenen Glaubensrichtungen
2.1 Südostasien
In Sri Lanka, Birma, Thailand, Laos und Kambodscha ist das Theravada die vorherrschende
buddhistische Richtung. In diesen Ländern gibt es viele Klöster, in denen sich Mönche dem
Studium der Lehre und der Meditation widmen. An Feiertagen kommen die Menschen in die
Tempel, um den Buddha zu verehren und den Darlegungen der Mönche zu lauschen. Viele
Menschen gehen für einige Monate in ein Kloster, um dort intensiv zu meditieren. Sie
nehmen dann grosse Mühen auf sich, denn es ist sehr schwierig, stundenlang im Lotossitz zu
verharren und die Gedanken zum Schweigen zu bringen.
Wie zu Zeiten des Buddha werden die Mönche von den Glaubenden mit Nahrung versorgt.
Heute erhalten sie auch Geldspenden. An besonderen Festtagen werden in Prozessionen
Reliquien des Buddha oder heilige Schriften durch die Strassen getragen.
Die beliebteste Form der Meditation im Theravada-Buddhismus ist ein aufmerksames
Wahrnehmen des Ein- und Ausatmens, während man still sitzt. Dieses bewusste Atmen dient
der Entwicklung innerer Sammlung und der Einsicht in die buddhistischen Grundwahrheiten
(7.).
Obwohl diese Uebung ganz einfach zu sein scheint, ist sie doch äusserst schwierig. Nur auf
den Atem zu achten und nicht dabei zu denken, ist am Anfang unmöglich. Es bedarf vieler
Sitzungen.
2.2 Tibet
Die buddhistische Religion wurde im 7. Jahrhundert von Mönchen aus Bengalen, Kaschmir
und China in Gestalt des Mhayana (6.2) nach Tibet gebracht. Dort wurde sie von der
ursprünglichen tibetischen Religionen - Bön genannt - beeinflusst.
Im tibetischen Buddhismus spielen Zermonien und Rituale eine besondere Rolle. Den
Buddhas und Bodhisattvas werden Opfer dargebracht. Sie werden verehrt, indem man sich
vor ihnen niederwirft und kultische Musik spielt. Im tibetischen Buddhismus gibt es drei
grosse Richtungen. In der ältesten ist der Buddhismus Verbindungen mit der Verehrung von
Naturgeistern und magischen Praktiken des tibetischen Volkes eingegangen.
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Die Kagyüpta-Richtung betont eine Meditationsform, bei der man die Gestalten der Buddhas
und Bodhisattvas innerlich anschaut. Die dritte Richtung, deren bekanntester Vertreter der
Dalai Lama ist, legt besondern Wert auf Gelehrsamkeit und das Studium der philosophischen
Lehren Buddhas. Diese Richtung wird auch Lamaismus genannt und besteht seit dem 15.
Jahrhundert. Die Mönche heissen Lamas. Der jeweilige Dalai Lama war dabei nicht nur
religiöser Führer, sondern leitete auch den Staat (Theokratie). Seit dem Aufstand gegen China
1959 lebt der Dalai Lama im Exil.
2.3 China und Korea
Der Buddhismus tauchte sehr früh, wahrscheinlich schon im 2. Jahrhundert, in China auf,
nachdem er bereits tief nach Zentralasien eingedrungen war. Vom 4. Jahrhundert n. Chr. an
verbreitete er sich mit Hilfe einiger Herrscher in ganz China, wurde jedoch später vom
Konfuzianismus zurückgedrängt.
Im Gegensatz zu den konfuzianischen Lehren, die dem Unterschied zwischen verschiedenen
gesellschaftlichen Ständen und Rängen grosse Bedeutung beimessem, betont der
Buddhismus die grundlegende Gleichheit der Menschen. Dies führte immer wieder zu
politischen Konflikten.
Schliesslich gewann der konfuzinische Einfluss in diesem Streit. Trotzdem gab es nach wie
vor Buddhisten in China.
Von China wanderte der Buddhisnus weiter nach Korea und wurde dort sehr schnell vom
Volk angenommen. Tempel und Klöster entstanden in grosser Zahl. Doch auch hier wurde er
zurückgedrängt, als Anhänger des Konfuzianismus an die Macht kamen. Heute sind 35
Prozent der Bevölkerung in Korea Buddhisten.
2.4 Japan
Um 550 erreichte der Buddhismus, von Korea kommend, Japan und konnte sich trotz des
Widerstandes der Anhänger der uralten Shitô-Religion recht schnell in den gebildeten
Bevölkerungsschichten verankern. In Nara gab es sechs Hauptschulen, deren Lehren
ausschliesslich der Oberschicht des Landes vorbehalten waren. Da in deren Tempeln
hauptsächlich Rituale zum Wohl der Staates abgehalten wurden, begaben sich Anfang des 9.
Jahrhunderts zwei Priester namens Saicho und Kukai nach China. Sie wollten die
unverfälschten Lehren Buddhas zum Wohle aller nach Japan bringen. Trotzdem blieb der
Buddhismus weiterhin fast ausschliesslich eine Sache des Adels. Erst im 12.und13.
Jahrhundert verbreiteten ihn die Priester Honen, Shinran und Nichiren in allen Schichten des
Volkes.
In Japan wird vor allem der Buddha Amida verehrt, von dem es in den heiligen Schriften
heisst, dass er sich besonders denen zuwendet, die nicht in der Lage sind, komplizierte Rituale
und Meditationsübungen durchzuführen.
Im 12. Jahrhundert brachten japanische Priester aus China die Lehren des ch'an nach Japan,
wo man es Zen nannte.Der volkstümliche Buddhismus blieb mit der alten Religion (Shintô)
eng verbunden. Es zeigt sich daran, dass die Menschen überall auf der Welt immer wieder alte
Traditionen in Neues hinüberführten. Der Buddhismus aber hat die japanische Kultur tief
geprägt: Teezeremonie, Dichtung, Gartenbau und Malerei atmen den Geist buddhistischer
Meditation.
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3. Der Weg zur Erleuchtung (Siddharta Gautama)
Wer war Siddharta Gautama? Was brachte ihn dazu, sich auf die Suche nach einem
Erlösungsweg für die Menschen zu begeben, und wie fand er diesen Weg? In einer der
bekanntesten Legenden wird es folgendermassen erzählt:
Siddharta war der Erstgeborene von König Shudhodanna und Königin Maya Devi, dem
Monarchenpaar des kleinen Staates der Sakaya, das am Fuss des Himalaja im heutigen Nepal
lag. Durch die Prophezeiung eines Brahmanen beunruhigt, sein Sohn werde dereinst sein
Königreich verleugnen, sorgte König Shudhodanna dafür, dass Siddharta behütet und von
allem Leid unberührt aufwuchs. Seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt. Dennoch fehlte
es Siddharta an nichts; keine Sorge drückte das junge Leben. Seine Welt, das war der Palast,
der grosse Garten und das Spiel mit seinen Gefährten. Lange Zeit bemerkte er gar nicht, dass
er völlig abgeschirmt war von der übrigen Welt.
Eines Tages wünschte Siddharta den Palast zu verlassen und einen Eindruck von Land und
Volk zu gewinnen, die er dereinst regieren würde. Daraufhin ordnete sein Vater erschrocken
an, dass alle alten, armen und kranken Menschen die Stadt zu verlassen und sich in den
Elendsvierteln zu verbergen hätten. Alles Abstossende und Hässliche, das dem Sohn sein
schönes Trugbild hätte zerstören können, liess er aus der Stadt entfernen.
Die Stadt wurde für den Ausflug des Kronprinzen reich geschmückt und er selbst vom Volk
mit Freude und Ungeduld erwartet. Sowie er den Palast verliess, umwogte ihn ein Meer von
gesunden und kräftigen Menschen, denen es an nichts zu fehlen schien.
Dann aber geschah etwas Unvorhergesehenes: Mitten in der begeisterten Menschenmenge
erblickte Siddharta einen bettelnden Jungen, den sein abgehärmtes Aeusseres scharf von der
jubelnden Masse abhob. Er rief den Jungen zu sich, aber dieser flüchtete. Und als der Prinz
ihm folgte, gelangte er unversehens in die Elendsviertel der Stadt und wurde zum ersten Mal
in seinem Leben mit Tod, Krankheit, Armut und Hoffnungslosigkeit konfrontiert.
Tief betroffen kehrte er in den Palast zurück und stellte seinen Vater zur Rede, um Erklärung
und Trost für das Gesehene zu finden. Der König jedoch konnte ihn weder beruhigen, noch
ihm Ursache oder gar Sinn dieser Zustände aufschliessen.
Siddharta empfand, so erzählt die Legende weiter, Abscheu vor seinem reichen Leben als
Prinz und vor seinen prachtvollen Gewändern, die in so starkem Gegensatz zu dem eben
Erlebten standen. Die Vergänglichkeit der Welt überwältigte ihn und liess ihm sein ganzes
bisheriges Leben sinnlos erscheinen. Was ihn zusätzlich nicht mehr losliess und immer tiefer
ins Nachdenken stürzte, war die Begegnung mit einem Bettler in einem gelben Gewand, der
sehr zufrieden und ruhig, ja sogar fröhlich erschien. Wie konnte er so fröhlich aussehen?
Siddharta wurde von einem Eifer gepackt, der alles Ueberlieferte in den Wind schlug. Er
wollte plötzlich alles, was ihm bisher lieb und teuer gewesen war, aufgeben, um dem
Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Siddharta beschloss, dem Beispiel des Bettlers zu folgen. In der festen Ueberzeugung, einen
Ausweg aus diesem menschlichen Dilemma finden zu können, verliess er schon in der
darauffolgenden Nacht den Palast, seinen Vater, seine Frau und seinen eben erst geborenen
Sohn. Für eine kurze Zeit zumindest wollte er ergründen, warum der Bettler in seiner elenden
Bedürftigkeit so zufrieden schien.
Aus dem kurzen Ausflug wurde eine lebenslange Pilgerfahrt, in deren Verlauf er seelische
Höhen und Tiefen, Glück und tiefes Leid durchlebte, auf der Suche nach Erkenntnis und
Erlösung. Unterwegs schloss er sich verschiedenen Brahmanen an, die ihn Yoga, Meditation,
Askese, Kasteiung und andere Methoden lehrten die tradierte Weise, um den unheilvollen
Kreislauf der Wiedergeburten zu durchbrechen. Auf diese Weise gewann er das Wissen vom
Wesen des Leidens und seiner “Vernichtung”. Aber erst nachdem er die Ursache allen
Leidens erkannt hatte, erlangte er Erlösung: ”Und indem ich dies also erschaute, wurde mein
Geist befreit vom Verderbnis der Sinneslust, wurde mein Geist befreit vom Verderbnis der
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Unwissenheit. Ich bin befreit, und ich erkannte: Vernichtet ist die Wiedergeburt, vollendet ist
der heilige Wandel, erfüllt die Pflicht; keine Rückkehr gibt es mehr zu dieser Welt: also
erkannte ich.” (ebenda)
Buddha widerstand während neunundvierzig Tagen jeder Verlockung und erkannte
schliesslich die tiefe Wahrheit: Die Ursache des Leidens sind das Begehren und das
Nichtwissen. Ihm wurde bewusst, dass die Welt darum so unglücklich ist, und er erschaute,
wie man dieses Unglück in seiner Gänze überwindet: indem man aufhört zu begehren.
Die Nacht, in der Siddharta diese Erkenntnis am Fluss Neranja unter dem “Bodhi”-Baum,
dem Feigenbaum, der später Baum der Erleuchtung genannt wurde, gewann , wird noch heute
von den Buddhisten als heilige Nacht gefeiert. In jener Nacht wurde der Königssohn
Siddharta Gautama zu “Buddha”, dem Erleuchteten.
4. Buddhas Bedeutung
Buddha bedeutet für die Anhänger Schutz vor dem unfassbaren Leiden, das die Welt erfüllt.
Die Aussicht, dass dieses Leben vielleicht das Letzte ist, was noch durchlitten werden muss,
gibt den Menschen Kraft und die nötige Gelassenheit für die täglichen Herausforderungen.
Buddhas Lehren bedeuten einen Lichtblick, eine Zuflucht in einer Welt, die durch die
Reinkarnation hoffnungs-, weil endlos ist. Buddha war es, der den Ausweg erkannt hat. Mag
dieser Weg noch so schwer zu begehen sein, er ist der einzige, der für diese Menschen eine
echte Alternative zum hinduistischen Glauben bietet. Die Welt ist voller Geister und
Dämonen und anderer Beschwernisse. Buddha lehrte, diese als Illusion zu erkennen; damit
nahm er ihnen die Macht, die sie über die Menschen besassen.
In den ersten rund 600 Jahren seit dem Wirken Buddhas war jegliche bildliche
Darstellung des Heiligen verpönt. Auf dem mittleren Eingangstor zur Stupa sieht man den
"Bodhi-Baum", unter dem Buddha seine Erleuchtung erlebte. Zu beiden Seiten des Baumes
befinden sich Gestalten in anbetender oder verehrender Haltung. Am Fusse des Baumes steht
ein Thron. Es ist offensichtlich der Thron Buddhas. Aber er ist leer. Der Heilige wurde ganz
bewusst weggelassen - ein Ausdruck der Verehrung und eine Antwort auf sein Anliegen und
seine Botschaft.
Erst später änderte sich diese Haltung. Buddha wurde zunehmend als Skulptur dargestellt,
wodurch sich auch die theologische Sichtweise veränderte: Die Statuen wurden Ziel der
Verehrung. Man erwartete von ihnen wundertätige Kraft und Segen für ein Leben, das
Buddha sebst als Illusion verstanden hatte. Das Abbild Buddhas sollte helfen, dem Dasein
Sinn abzuringen, den Durst nach Leben zu stillen und dem Leid zu entgehen. Aus seiner
Philosophie wurde die Religion des Buddhismus. Buddha selbst hätte diesen Kult um seine
Person nie geduldet, lehnt er doch alles ab, was nicht unmittelbar zur Lehre gehörte und damit
vom Weg zum Nirwana ablenkte.
Der Buddhismus erlebte Verfall und Auszehrung einiger institutionell verkommener und
verhärteter Formen. Es setzte sich aber immer wieder Buddhas Forderung nach praktischer
Durchführbarkeit der Lehre durch. So erlebt der Buddhismus eine lebendige Entwicklung bis
zum heutigen Tag. Die Vermischung mit anderen Kulten fand trotz allem nur an der
Oberfläche statt, die Essenz der Lehre blieb unangetastet - wohl deshalb, weil Buddha gleich
zu Beginn seiner Tätigkeit als Wanderprediger und spiritueller Lehrer die Ueberlieferung
seiner Vision und persönlichen Weltsicht mit wenigen, eingängigen Grundsätzen zementierte.
5. Buddhas Einsicht
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Worin besteht nun die Sichtweise, die Buddha während seiner Erleuchtung erlangte?
Seine Einsicht selbst wird "Dharma" genannt. Im Sanskrit bedeutet dieses Wort in etwa "die
Wahrheit, die Buddha zuteil wurde". Eigentlich ist das Wort jedoch unübersetzbar, denn
Dharma ist nicht allein mit dem Verstand zu erfassen. "Dharma ist das 'Weltgesetz' im
umfassenden Sinn . . . Der Begriff bezeichnet also nicht nur die kosmische, sondern
gleichermassen die moralische Ordnung. Ausserdem werden die grundlegenden, unteilbaren
Bestandteile, aus deren geordnetem Zusammenwirken sich die Gesamtheit des bewegten
Universums ergibt, als Dharmas bezeichnet." Dharmas sind zum Beispiel die Bestandteile des
Universums, Farben, Töne, Willensregunen, Bewusstsein, Nichtwissen, Schönheit, Krankheit,
Hunger, Werden, Altern, Sterben. Der ganze Mensch ist davon betroffen, und das heisst
letztendlich, dass Dharma nur erlebt werden kann.
Nach buddhistischer Auffassung ist die Wurzel des Leides die Unwissenheit und das daraus
erwachsende Begehren. Unwissenheit aber muss, so Buddha, durch die differenzierende
Macht der Weisheit überwunden werden. Hören, Meditieren und Nachdenken sind es, die den
buddhistischen Jünger Zeit seines Lebens beschäftigen, um zur "rechten Erkenntnis" zu
gelangen.
Nach Buddhas Ansicht ist das Leben ein unaufhörlicher Wirbel von Bewegungen, Kämpfen
und ausufernden Prozessen. Nirgends ist Ruhe, nirgendwo herrscht Frieden - ein ständiges
Werden und Vergehen. Auf nichts ist wirklich Verlass, denn alles, was uns beständig
erscheint, ist in Wahrheit vergänglich - ein furchterregender Zustand für uns Menschen.
In dieser rastlosen Unbeständigkeit erkannte Buddha den Grund des leidvollen Kreislaufes
allen Erdenlebens von Vergänglichkeit und Werden, den es zu durchbrechen galt. Wenn sich
alles wandelt, dann kann es sich immer auch zum Besseren wenden, allerdings nie beständig.
Der Mensch bewegt sich also ähnlich der Strömung von Ebbe und Flut vom Schlechten zum
Guten hin und umgekehrt. Sein Leben gleicht einem Kreis, in dem sich die Gegensätze
aufheben - ein unerbittlich gleichmässiger Zyklus von Leben und Sterben, in dem
Entwicklung im Grunde nicht möglich ist, ein perpetuum mobile von mechanischer Präzision,
das die Entwicklung des in seiner materiellen Hülle gefangenen menschlichen Geistes
verhindert.
Vor diesem Hintergrund muss man auch die buddhistische Ueberzeugung sehen, dass der
Mensch auf seinen Wanderungen durch unendlich viele Wiedergeburten nie ein echtes Selbst
besitzt. Bei jedem neuen Erdenleben verbrennt das jeweils angesammelte negative Karma
(Schuld) aus dem vorangegangenen Dasein. Die menschliche Existenz ist folglich - wie sehr
wir uns subjektiv auch als Individuen erleben mögen - nur der auflodernde
Verbrennungsprozess des Karmas, sozusagen das Abarbeiten einer in vorangegangenen
Leben erworbenen Schuld. Das restlose Erlöschen dieser Flamme ist das Ziel des Buddhismus
und wird Nirwana genannt.
6. Die vier Lehren
6.1 Die Hinayana-Lehre (das kleine Fahrzeug)
Anhänger dieser Richtung des Buddhismus (auch Therawada-Buddhismus genannt) finden
sich zur Hauptsache in den Ländern Sri Lanka, Burma, Thailand, Kambodscha. (2.)
(Therawada = Anhänger der Lehre der ältesten Mönche).
Hauptgegenstand aller Verehrung ist Gautama-Buddha. Er gilt als Vorbild, nicht als
Gnadenspender oder Erlöser. Demnach erwirbt jeder Mensch Erleuchtung und Erlösung durch
eigene Kraft, ohne Vermittlung eines Erlösers, ohne von aussen kommende Gnade,
ausschliesslich durch Befolgung seiner Lehre. Nur so wird der Gläubige das Heil erlangen.
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Diese Glaubensrichtung ist ein streng mönchischer Buddhismus. Das Nirvana ist eigentlich
nur den Mönchen und Nonnen vergönnt.
Der Ausdruck "kleines Fahrzeug" ist bezeichnend:Nur wenige Menschen erreichen die
Buddhaschaft, können doch nur Mönche und Nonnen sich ernsthaft mit dieser Lehre befassen.
Alle übrigen Menschen müssen vorerst durch weitere Leben gehen, bis sie "soweit sind".
6.2 Die Mahayana-Lehre (das grosse Fahrzeug)
Dies ist heute die grösste buddhistische Schulrichtung. Wir finden sie hauptsächlich in China,
der Mongolei, Japan, Korea, Nepal, Nordindien und Tibet. (2.)
Als Vermittler von Erlösung spielen Bodhisattvas die Hauptrolle. Diese sind mit den
Heiligen und Engeln im Christentum vergleichbar. Ihr religiöses Ideal ist das Erbarmen.
Bodhisattvas werden als überirdische Wesen verehrt. Diese begnaden den Gläubigen in ihrer
höheren Welten, stehen den Frommen als Nothelfer immerzu bei. Ein Bodhisattva ist ein "zur
Erleuchtung Befähigter". Statt aber als Buddha ins Nirvana einzugehen, verzichtet er so lange
ausdrücklich auf seine Erlösung, bis dank ihm alle Wesen den Heilsweg "auf dem grossen
Fahrzeug" gefunden haben.
Auch hier macht der Begriff "grosses Fahrzeug" durchaus Sinn: Das Paradies ist in dieser
Lehre auch der "grossen Masse" zugänglich; es bleibt nicht nur der mönchischen Elite
vorbehalten. Alle Gläubigen können an der Erlösung teilhaben.
6.3 Die Vajrayana-Lehre (das diamantene Fahrzeug)
Diese dritte grosse Schulrichtung des Buddhismus wird hauptsächlich in den Himalya-Staaten
und zum Teil auch in Japan praktiziert.(2.) Vajara heisst Donnerkeil. Diamant, der Stein, der
alle Verblendung und alles Böse mit der Macht absoluter Wahrheit vernichtet.
Im diamantenen Fahrzeug erlangten die Buddhas immer mehr gottähnlichen Rang. Es wurden
ihnen Frauen und Kinder beigesellt, Symbole, ein Leittier, Farben. Im Mittelpunkt stehen die
fünf DHYANI-BUDDHAS. Die Zahl Fünf steht für die fünf menschlichen Sinne, die fünf
Farben sowie Weltgegenden, über die sie herrschen.
7. Die vier edlen Wahrheiten und der edle achtfache Pfad
Buddha fasste seine Erkenntnis in der Nacht unter dem “Bodhi”-Baum in die Lehre von den
“vier edlen Wahrheiten”, die sich später zu einem eigentlichen Glaubensbekenntnis der
Buddhisten entwickelte.
1. Die edle Wahrheit vom Leiden
→ Was ist das Leiden?
Geburt ist leidvoll. Altern ist leidvoll. Krankheit ist leidvoll, Sterben ebenso. Trauer,
Schmerz, Gram und Verzweiflung sind leidvoll. Mit Unliebem verbunden sein ist leidvoll.
Vom Lieben getrennt sein ist leidvoll. Das Nichterlangen von Begehrtem ist leidvoll. Summa:
Jegliche Art des Begehrens ist leidvoll.
2. Die edle Wahrheit von der Entstehung des Leidens
→ Was ist die Ursache des Leidens?
Gier bewirkt Leid, jenen Durst, der von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt, der von Lust
und Leidenschaft begleitet ist, der hier und dort seine Freude findet, der nach Sinnesgenuss,
Werden, Dasein und Vergänglichkeit strebt.
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3. Die edle Wahrheit von der Aufhebung des Leidens
→ Wie kann das Leiden aufgehoben werden?
Nur wer sich von Begierde und Durst löst, wer sie vernichtet und aufgibt, kann sich des
Leidens entledigen.
4. Die edle Wahrheit vom Pfad zur Aufhebung des Leidens “Der edle, achtgliedrige Pfad”.
Das Rad der Lehre symbolisiert mit seinen acht Speichen den “Edlen, achtgliedrigen Pfad”.
1. Rechte Anschauung: Das Wissen um das Leid, seine Entstehung, seine Aufhebung und
den Weg zu seiner Aufhebung kennen.
2. Rechte Gesinnung: Frei sein von jeglicher Begierde, Gewalttätigkeit und Uebelwollen.
3. Rechtes Reden: Lügen und Verleumdung entsagen.
4. Rechtes Handeln: Unterlasse Töten, Stehlen, unerlaubten Geschlechtsverkehr.
5. Rechter Lebensunterhalt: Aufgabe unrechten Lebenserwerbs wie Handel mit Fleisch,
berauschendem Getränk, Gift, Waffen, Lebewesen. Also keine Tätigkeit als Fischer, Jäger,
Schlachter oder Vogelfänger, Gefangenenwärter, Henker und Räuber.
6. Rechtes Streben: Dahingehendes Bemühen, noch nicht bestehende, schlechte und
unheilvolle Gemütsregungen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Entstehen sie trotzdem, gilt
es, sie zu beseitigen. Gute, heilvolle Gemütsregungen sollen entstehen und sich entfalten.
7. Rechtes Bedenken: Besonnenes Betrachten des eigenen Körpers, der Empfindungen, von
Denken und Denkobjekten.
8. Rechtes Sichversenken: Meditation, Konzentration und Verweilen in den verschiedenen
Versenkungsstufen.
Diese verkürzt dargestellten Grundsätze bilden die Grundlage von Siddharta Gautamas
Philosophie.
8. Einstellung der Buddhisten gegenüber dem Tod
Die Buddhisten glauben, dass nach dem Tode jedes Leben in einer anderen Form fortgesetzt
wird. Ob es sich in menschlicher, göttlicher oder tierischer Form manifestiert, hängt vom
Handeln im vorausgehenden Dasein ab. In der Auslöschung des Begehrens oder des Ichs liegt
das Ziel des Buddhismus, damit das Individuum aus dem Kreislauf der Wiedergeburten
ausscheiden und den Zustand des Nirwana erreichen kann.
Das tibetanische Totenbuch (das "Bardo Thödol") belehrt den Gläubigen über die Symptone
des Todes und die Stufen, die während des Sterbevorganges durchlaufen werden. Es geht der
Frage nach, wie die Seele sogar nach der Loslösung vom Körper auf ihrer Wanderung zur
Wiedergeburt noch das Nirwana erlangen kann.
Das "Bardo Thödol" wird dem Verstorbenen vorgelesen , damit er sich der Lehren erinnert
und doch noch zur Erlösung finden kann.
Nach dem Eintreten des endgültigen Todes tritt der Verstorbene in die erste Stufe seines
Nachtod-Erlebens ein. Er erkennt das sogenannte "klare Urlicht", das die reinste und
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unverschleiertste Form der Leerheit darstellt. Da der durchschnittliche Mensch aber leider mit
diesem Zustand nicht vertraut ist, verpasst er üblicherweise die Gelegenheit zur Erleuchtung
und gleitet statt dessen nach und nach zunächst zurück in die Welt des Unbewussten und dann
auf eine 49tägige Reise. Auf dieser Reise begegnet die Seele des Verstorbenen letztendlich
den Göttern, denen sie im Leben nachgeeifert hat und von denen sie sich ständig beeinflussen
liess. Der Verstorbene hat noch eine einmalige Chance, diese Verhaltensweisen - diese Götter
- als nichtig zu erkennen und als Illusion zu erntlarven. Wenn seine Seele diese Gelegenheit
nutzt, so wird sie augenblicklich erleuchtet, gelangt zur Erlösung und tritt ins Nirwana ein.
Gelingt es ihr nicht, so taucht er immer tiefer ins Unbewusste und kehrt in ein neues Leben
zurück. Er hat die Chance verpasst.
9. Symbole, Begriffe und Merkmale
Askese: Bekämpfung der Sünde durch Bussübung, Verzicht auf Genuss.
Buddhastatuen: Diese entsprechen nicht dem Willen Siddharta Gautamas; sie entstanden erst
im Laufe der Jahrhunderte. Die Statuen zeigen Buddha in verschiedenen Positionen (asanas)
und mit verschiedenen Handlungen (mudras).
Bodhisattwa: Ein Wesen, das auf dem Weg ist, ein Buddha zu werden, den Eintritt ins
Nirwana aber verzögert, um möglichst viele Wesen zur Erlösung aus dem Geburtenkreislauf
zu führen.
Festkalender: Die buddhistische Zeitrechnung beginnt mit dem Eintritt Buddhas ins Nirwana
und liegt nach christlichem Kalender etwa 2500 Jahre zurück. Die Jahreszählung ist dabei
nicht von zentraler Bedeutung, richtet sich diese doch oft nach den Regierungsjahren eines
Königs oder Fürsten. Der Festkalender basiert auf dem Mondjahr. Er hat deshalb bewegliche
Festtage. Die Hauptfeste finden bei Voll- und Halbmond und demzufolge nicht in allen
Ländern gleichzeitig statt.
Kasteiung: Man legt sich aus religiösen Motiven Entbehrungen auf.
Konfuzianismus: Die auf dem Leben und der Lehre des Konfuzius beruhende ethische,
weltanschauliche und staatspolitische Geisteshaltung in China und Ostasien.
Lotossitz: Sitzhaltung bei der die Oberschenkel
gegrätscht und die Füsse übers Kreuz auf den
Oberschenkeln liegen.
Meditation: Die Meditation spielt im Buddhismus
eine grosse Rolle. Das Spektrum umfasst verschiedene Schulen und Formen, von der einfachen
Meditation bis hin zu abstrakten Zen-Praktiken.
Auch die tantrische Meditation, das Rezitieren
heiliger Silben und magischer Formeln, ist für uns
schwer nachvollziehbar.
Nirwana: Die völlige, selige Ruhe als erhoffter Endzustand.
Schriften: Die Lehren des Buddha sind in einer Schriftensammlung überliefert, die als der
sogenannte “Dreikorb” bekannt ist. Die Lehren des Buddha, die Regeln der Disziplin für
buddhistische Mönche und Nonnen sowie dogmatische Ausführungen, der “Korb der höheren
Lehre”, sind darin enthalten. Er ist in drei Versionen überliefert: in Pali (der Sprache der
südlichen Buddhisten) und in zwei Mahajana-Fassungen in Chinesisch und Tibetanisch (die
von den nördlichen Buddhisten gesprochen werden). Die Mahajana-Fassungen umfassen auch
die späteren Bücher, die von den südlichen Buddhisten nicht als zum Kanon gehörig
betrachtet werden.
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Shitô-Religion: Die Gesamtheit der religiösen Anschauungen und Gebräuche, die in Japan
vor der Verbreitung des Buddhismus bestanden.
Stupa: Ein Reliquienschrein zur Erinnerung an Buddha. Auf die Frage, wie man sich seiner
erinnern soll, gab er zur Antwort: “Macht einen Hügel von aufgehäuften Reiskörnern mit
einer Lotusblüte oben auf der Spitze!” Die ursprüngliche Form der Stupa lehnt sich an diese
Vorgabe an. Die Baustile variieren, je nach Land und Kulturepoche. Im wesentlichen aber
bestehen sie aus einem halbkugelförmigen Massivbau. Darin liegt der Reliquienraum. Aus
ihm heraus wächst ein würfelförmiger Aufsatz mit pfahlähnlicher Spitze.
Zen: Japanische Richtung des Buddhismus, die durch Meditation tätige Lebenskraft und
grösste Selbstbeherrschung, das Einswerden mit Buddha zu erreichen sucht.
Schlusswort
Der Buddhismus ist eine sanfte, friedliche Religion. Menschlicher Geist schuf hier eines der
erhabendsten Gedankengebäude. Anders als andere Religionen verzichtet der Buddhismus
weitgehend auf Ueberirdisches. Er konzentriert sich auf Richtlinien für eine sinnvolle
Lebensweise. Es gibt keine zentrale Autorität, keinerlei Diskriminierung irgendwelcher Art,
kein Streben nach Vergrösserung der Glaubensgemeinschaft. Dies ist mit ein Grund für den
aggressionslosen, gewaltfreien Charakter dieser Religion. Menschen mit Interesse an Buddhas
Heilslehre sind stets herzlich willkommen, woher sie auch kommen, was immer sie sind. Und
eben, heutzutage nicht zu vergessen: Bekehrungsdrang ist dem Buddhismus zutiefst fremd.
Andersgläubige lässt man in Ruhe.
Diese Arbeit gab uns die Möglichkeit den Hintergrund dieser Religion kennenzulernen und zu
verstehen. Es überraschte uns, wie anders ein Volk über das Leben denken kann.
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