MRSA - Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch

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Multiresistenten Erreger
(MRE)
Problem für die ZSVA?
Eine Übersicht
Werner Wunderle
Betriebsärztlicher
Dienst
Klinikum Bremen-Mitte
Relevante multiresistente Erreger
 MRSA: Methicillin resistente Staphylococcus aureus
oder auch ORSA (O = Oxacillin)
ESBL: Extended spectrum beta-lactamasen
 3MRGN und 4MRGN - Multi Resistent Gram Negativ
 VRE: Vancomycin resistente Enterokokken
 Clostridium difficile
 MDR/XDR resistente TBC
Relevante multiresistente Erreger
 MRSA: Methicillin resistente Staphylococcus aureus
oder auch ORSA (O = Oxacillin)
ESBL: Extended spectrum beta-lactamasen
 3MRGN und 4MRGN - Multi Resistent Gram Negativ
 VRE: Vancomycin resistente Enterokokken
 Clostridium difficile
 MDR/XDR resistente TBC
"Grobe" Unterscheidung
zwischen den wichtigsten MRE*
 MRSA oder ORSA:
- Methicillin- oder Oxacillin Resistente
Staphylococcus Aureus
- "Eine" Bakterienart: Staphylocccus aureus
- modifizierte Transpeptidase (mecA codiert)
 Antibiotikum kann nicht mehr binden
- Bildung von ß-Lactamasen
- Vorkommen: Haut, Schleimhaut, (Darm)
 - Eine Sanierung (Dekolonisation) ist möglich
*MRE: Multi-resistenter-Erreger
"Grobe" Unterscheidung
zwischen den wichtigsten MRE*
 ESBL:
- Extended Spectrum Beta Lactamase
- verschiedene Gram negative Darmbakterien
z.B. E. coli, Klebsiellen, Pseudomonaden, Acinetobacter
- Resistenz gegen 3. Generation Cephalosporine
Cefotaxim, Ceftazidim
- Vorkommen: Darm
 - Eine Sanierung (Dekolonisation) ist nicht verfügbar
*MRE: Multi-resistenter-Erreger
"Grobe" Unterscheidung
zwischen den wichtigsten MRE*
 3MRGN oder 4MRGN: (eine Deutsche Klassifikation)
- verschiedene Gram negative Darmbakterien (wie ESBL)
z.B. E. coli, Klebsiellen, Pseudomonaden, Acinetobacter
- Resistenz gegen 3 oder 4 Antibiotikagruppen
Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme, Chinolone
- Vorkommen: Darm
 - Eine Sanierung (Dekolonisation) ist nicht verfügbar
*MRE: Multi-resistenter-Erreger
"Grobe" Unterscheidung
zwischen den wichtigsten MRE*
 VRE:
- Vancomycin Resistente Enterokokken
- verschiedene Gram positive Darmbakterien
z.B. Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium u.a.
- Natürliche Resistenz gegen viele Antibiotika
Penicilline, Cephalosporine, Clindamycin
- Zusätzlich erworbene Resistenz gegen weitere
Antibiotikagruppen: Tetrazykline, Gentamycin u.a.
- Reserveantibiotika: Vancomycin, Teicoplanin
- Vorkommen: Darm
 - Eine Sanierung (Dekolonisation) ist nicht verfügbar
*MRE: Multi-resistenter-Erreger
MRE auf deutschen Intensivstationen
Quelle: SARI-Daten (P. Gastmeier) - DÄ; Jg. 112; Heft 7
Größenrelation:
Nosokomiale Infektionen und Resistenzlage
Nosokomiale Infektionen (NI)
(400.000 bis 600.000)
10.000 - 15.000 Todesfälle
100%
E. coli ~90.000
Staph. aureus ~65.000
E. faecium ~30.000
Pseudomonas ~28.000
Kleb. pneumoniae ~18.000
NI durch MRE
(~ 30.000)
6%
Quelle:
Gastmeier et al
DÄ 10.04.2015
0,3%
NI durch MRE,
Resistenz gegen
fast alle Antibiotika,
vor allem 4MRGN
(~ 1.500)
Wo liegt das Problem bei MRE?
 MRE sind meist nicht virulenter ("giftiger")
als die nichtresistenten Bakterien
 Wenn man an MRE erkrankt ist eine Therapie
mit Antibiotika nur eingeschränkt oder im
Einzelfall auch nicht mehr möglich
 MRE ist insbesondere bei immungeschwächten
bzw. chronisch kranken Patienten ein Problem
aber es kann jeden treffen!
Wie
entsteht bzw. entwickelt
sich eine
Resistenz?
Resistenzübertragung
Vertikale Resistenzweitergabe
Spontanmutation
Selektionsdruck
z.B. Antibiotikum
Resistenter Stamm
Chromosomale Resistenz
bleibt auf dasjenige
bakterielle Individuum
beschränkt, in dem das
Mutationsereignis
eingetreten ist
und dessen
Resistenzübertragung
Horizontale Resistenzweitergabe
Horizontaler Gentransfer
Mikrorganismen übernehmen Gene (Plasmide)
von bereits resistenten Zellen durch
- Aufnahme freier DNA (Transformation)
- Bakteriophagen- Genom (Transduktion)
- Zellkontakt - "Bakteriensex" (Konjugation)
Horizontaler
Gentransfer
Resistenzübertragung
Horizontale Resistenzweitergabe
Horizontaler Gentransfer
Mikrorganismen übernehmen Gene (Plasmide)
von bereits resistenten Zellen durch
- Aufnahme freier DNA (Transformation)
- Bakteriophagen- Genom (Transduktion)
- Zellkontakt - "Bakteriensex" (Konjugation)
Horizontaler
Gentransfer
Selektionsdruck
z.B. Antibiotikum
Resistente Stämme
Staphylokokken
Erstbeschreibung
1878 durch
Robert Koch
 Traubenförmige, kugelige
Bakterien
 sehr widerstandsfähig (15 Min. 80°C)
 Vermehrung mit und ohne Luft (Sauerstoff)
 Arten der Gattung Staphylococcus:
- Staphylococcus epidermidis (Koagulase neg.)
- Staphylococcus aureus (Koagulase pos.)
- Staphylococcus saprophyticus (Koagulase neg.)
Staphylokokken
sind potentiell pathogen
 Hautinfektionen
- Haarbalgentzündung,
Furunkel, Karbunkel
 postoperativ / posttraumatisch:
- Wundinfektion, Abszess
- Sepsis (Blutvergiftung), Endokarditis
 Toxine (Gifte): Brechdurchfall
MRSA / ORSA
MRSA: Methicillin resistenter Staphylococcus aureus
ORSA: Oxacillin resistenter Staphylococcus aureus
"resistent" oder besser "multiresistent" bedeutet,
dass verschiedene Antibiotikagruppen
nicht mehr wirken
1961
Erstbeschreibung
einer MethicillinResistenz
MRSA
weitere Differenzierung
MRSA
Methicillin resistenter Staph. aureus
HA-MRSA health care-associated MRSA
MRSA im Krankenhaus erworben
CA-MRSA
Community associated MRSA
MRSA außerhalb des Krankenhauses
erworben (> 12 Monate). Produktion
von PVL (Panton-Valentine-Leukocidin)
LA-MRSA
Livestock-associated MRSA
(MRSA in Verbindung mit Nutztieren)
MRSA
Entstehung / Ausbreitung
 Selektionsdruck auf resistente Erreger durch
Antibiotikatherapie / Antibiotikaprophylaxe
 Verbesserung medizinischer Maßnahmen / Therapien
 Zunahme von Patienten mit Risiko
(hohes Lebensalter, chronische Krankheiten)
 Hygienefehler des Personals (Krankenhaus/Altenheim)
 Tourismus (Mobilität der Erreger)
MRSA
Lösung des Problems
 Antibiotikatherapie nur bei strenger Indikation
Verhinderung einer Selektion resistenter
Stämme aus der Normalflora
 Hygienemaßnahmen  Händedesinfektion!
Verhinderung einer Übertragung und damit
Verbreitung von MRSA
 Kommunikation und Schulung der Akteure
- Informationsweitergabe wenn ein MRSA-Träger
die Einrichtung wechselt
- MRSA-Netzwerke
 MRSA-Sanierung
MRSA
hautgesunde / immunkompetente Personen
MRSA - Kolonisation (Besiedelung)
Nasen-, Rachenraum, Haaransatz, Hände,
Achselhöhle, Genital-, Perinealbereich
- keinerlei Beschwerden
- die Normalflora der Haut "erobert" sich nach
Wochen bis Monaten die MRSA-Areale zurück
Problem
- Weitergabe des Erregers durch Pflegende
oder behandelnde Ärzte auf Bewohner
und Patienten
MRSA
Risikofaktoren für eine Kolonisation / Infektion
 hohes Lebensalter
Krankenhaus
 geringe Mobilität
Pflegeheim
 hohe Pflegestufe
 chronische Erkrankungen:
- Diabetiker (häufig mit pAVK)
- Dialysepatienten
- Leukämiepatienten
- Ekzeme, nässende Dermatitiden
- Harnwegskatheter
 Immunsuppression
 vorherige Antibiotikagabe
MRSA
Übertragung der Bakterien
in erster Linie als Schmierinfektion
 über die Hände
!!!
- Personal
- Patienten / Bewohner
- Verwandte / Besucher
deshalb
die Hände
desinfizieren!
 Flächen / Gegenstände / Instrumente
 selten aerogen ("über die Luft") durch
Staub, Tröpfcheninfektion
MRSA
Übertragung der Bakterien
MRSA auf Flächen und Gegenständen:
- Bettgestell, Matratze, Nachttisch
- Tisch, Stuhl, Türgriff, Fenstergriff
- Griffe am Rollstuhl oder Rollator
- Bad- und WC-Raum, Waschschüssel
- Gebiss und Zahnputzutensilien
- Brille, Ehering, Hörgerät, Schmuck
- Deo-Roller, Telefontasten
- Schutzkittel, Schutzhandschuhe
ESBL
3MRGN und 4MRGN
Darmbakterien
Gram negativ
Klassifizierung der Multiresistenz
gramnegativer Bakterien
ESBL
3MRGN
4MRGN
EpiBull 36/2011
Erreger: ESBL / 3MRGN oder 4MRGN
 Enterobacteriaceae ESBL (3MRGN)
- E. coli (seit 1982 bekannt)
- Klebsiella oxytoca
- Klebsiella pneumoniae
- u.a.
 Enterobacteriaceae Carbapenemasen (4MRGN)
 Pseudomonas aeruginosa (3/4MRGN)
 Acinetobacter baumannii (3/4MRGN)
 Besonderes Problem: Carbapenemasen ("KPC")
NDM-1, NDM-2
ESBL
Entstehung: im Krankenhaus durch häufige Anwendung
von Cephalosporinen der 3. Generation
Risikofaktoren für eine ESBL-Infektion:
- Langer Krankenhausaufenthalt
- Intensivstation (Katheter, Intubation)
- Schwere Grunderkrankung (Malignome)
- Lange und wechselnde Antibiose
(mit Breitspektrum-Cephalosporinen)
- Kolonisation mit ESBL-Erregern
Entstehung (weitere Gründe): Antibiotika in der Tiermast
ESBL, 3MRGN, 4MRGN
Infektionsquelle: Patient (Stuhl, Urin, Wunden)
Übertragung: Schmierinfektion, Hände und Flächen
Klinik: häufig (nur) Kolonisation ohne Beschwerden
Therapie nur bei Infektion!
- Carbapeneme, Chinolone, Tigecyclin
- Problem: Sekundärresistenz
Screening bei Mitpatienten:
- Kultur von Rektalabstrich und Urin
- zusätzlich vorhandene Wunden
ESBL, 3MRGN, 4MRGN
Unterbringung: Einzelzimmer (oder Kohorte)
Aufhebung der Isolation: 3x ESBL-neg. Abstriche
Hygienische Maßnahmen:
- Händedesinfektion!
- Schutzkittel (verbleibt im Zimmer)
- Handschuhe (Händedesinfektion nach ausziehen)
- Flächendesinfektion: Routine
- Wäsche und Geschirr: Routine
- Entsorgung von Abfällen: Routine
- Infoweitergabe bei Verlegung / Untersuchung
ESBL, 3MRGN, 4MRGN
 Sanierung:
ist bei einer Magen- / Darmbesiedelung
nicht möglich - bisher keine Empfehlung!
 Antibiose bei Urogenital- oder Trachealinfektion (Carbapeneme, Chinolone)
 Haut- und Schleimhautdesinfektion
und natürlich Händedesinfektion!
 täglicher Wäschewechsel
Enterokokken
Normale Besiedler des Magen- / Darmkanals
(> 17 Spezies)
E. faecalis
E. faecium
E. casseliflavus
E. avium
E. hirae
E. gallinarum
E. malodoratus
E. mundtii
E. raffinosus
E. pseudoavium
E. solitarius
Enterokokken
Normale Besiedler des Magen- / Darmkanals
(> 17 Spezies)
- Gram positive Färbung
- fakultativ anaerob
- Erkrankungen: meist endogene Infektion
 Harnwegsinfektion
 Wundinfektion
 ZVK-Infektion
 Sepsis / Endokarditis
 Peritonitis
Enterokokken
Enterokokken sind intrinsisch resistent
gegen eine Vielzahl von Antibiotika
Clindamycin, Penicillin G, Mehrzahl der Cephalosporine
Enterokokken besitzen häufig eine
erworbene Resistenz gegen Antibiotika
Erythromycin, Chloramphenicol, Tetrazykline,
Gentamycin, Streptomycin, (Ciprofloxacin, Cotrimoxazol)
Deshalb die "Reserveantibiotika"
Vancomycin, Teicoplanin
VRE
Vancomycin* resistente Enterokokken
= erworbene oder intrinsische Resistenz gegen
Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin, Teicoplanin)
- einige nachgewiesene VRE-Stämme sind gegen
alle zugelassenen Antibiotika resistent!
- Erkrankungen mit VRE: meist exogene Infektion
 Harnwegsinfektion
 Endokarditis
 Sepsis
 Peritonitis
* Glykopeptid-Antibiotikum: Hemmung der Zellwandsynthese (bz)
MRE
Problem für die ZSVA?
- MRE unterscheiden sich bezüglich ihrer
Übertragungswege und krankmachenden
Wirkungen sowie ihrer Eigenschaften in der
Umwelt und ihrer Empfindlichkeit gegenüber
Desinfektionsmitteln nicht von gleichen
Erregern ohne diese Resistenz.
- Allgemeine Hygienemaßnahmen sind
ausreichend.
- Abfallentsorgung und Wäscheaufbereitung:
keine speziellen Anforderungen.
Technische Regel Biologische Arbeitsstoffe 250 - TRBA 250
MRE
Problem für die ZSVA?
*
- keine Erwähnung von MRSA, ESBL/MRGN, VRE
- "Resistenz": "Beachtung der Wirkungsgrenzen
der zum Einsatz vorgesehenen Verfahren."
* Empfehlung der KRINKO und des BfArM
MRE
Problem für die ZSVA?
*
- "Aufbereitung": Einhaltung der Basishygiene
- Aufbereitung von Medizinprodukten:
"... es bestehen keine Besonderheiten zum
routinemäßigen Vorgehen."
* Empfehlung der KRINKO
MRE
Problem für die ZSVA?
*
- Desinfektion und Reinigung: Routinemaßnahmen
gemäß Reinigungs- und Desinfektionsplan
- Instrumente: Aufbereitung aller zur Wiederverwendung bestimmter Instrumente mit
geeignetem Verfahren
* Empfehlung der KRINKO
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