Geograffiti 1, Geographie für HTL © westermann wien im Verlag E. DORNER GmbH, Wien Endogene und exogene Kräfte prägen die Erdoberfläche 22 Plattentektonik und Aufbau der Erde Von Natur aus bleibt nichts auf dem Planeten Erde jemals so wie es gerade ist, nicht einmal die Erdoberfläche. Verantwortlich für die Veränderungen dort sind endogene und exogene Prozesse, die in den nachfolgenden Kapiteln ausführlicher vorgestellt werden. Als endogene Prozesse werden Vorgänge bezeichnet, die im Erdinneren und aus dem Erdinneren heraus die Landschaftsformen gestalten (z. B. Vulkanismus, Erdbeben, Plattentektonik). Exogene Prozesse wirken dagegen von außen auf die Erdoberfläche (vgl. S. 25 f., z. B. Sonne, Wasser, Wind, Mensch, Tiere, Planzen). ,SVTUF oLN LN LN -JUIPTQIÊSF PCFSFS.BOUFM NJUUMFSFS.BOUFM 23 Kontinente 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 Asien Europa Antarktis Meeresbecken 4,5 Afrika 42,6 % Meeresoberfläche 20,8 0% Australien Nordamerika 0,1 0,4 1,1 2,2 10 % 20 % 30 % vor 560 Mio. Jahren 8,5 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % 3,0 Nordamerika 4,8 Europa 13,9 PANGÄA 23,3 Afrika Südamerika 16,4 1,0 km Asien Australien Antarktis vor 270 Mio. Jahren VOUFSFS.BOUFM Abb. 23.1 Höhenzonen der Erde in Prozent der Erdoberfläche (Quelle: Strahler & Strahler 1999, 275, verändert) Arbeitsaufgaben LN 1. Finden Sie: a) Informationen im Haupttext, mit denen Sie Abb. 22.1 inhaltlich ergänzen können b) Inhalte in der Abbildung, die der Text nicht vermittelt ,FSO LN 2. Wegener stellte seine Theorie unter anderem nach genauem Studium von Weltkarten auf. Betrachten auch Sie eine Weltkarte und „entdecken“ Sie die Kontinentaldrift aufs Neue! (Ein Tipp: Zwei Kontinente passen zueinander wie die Teile eines Puzzles!) 3. Beschreiben Sie die in Abb. 23.2 dargestellten Entwicklungen ausführlich. Leiten Sie ab grundlegende Aussagen zur Kontinentaldrift ab. 4. Recherchieren Sie Bewegungsgeschwindigkeiten der Lithosphärenplatten im Internet. Klären Sie dadurch, ob Abb. 22.2 als Witz zu verstehen ist oder nicht. Abb. 22.1 a, b Aufbau der Erde Der Meteorologe Alfred Wegener handelte sich 1912 viel Spott ein, als er behauptete, die Kontinente wären – wenngleich sehr langsam – in ständiger Bewegung. Heute ist seine Theorie der „Kontinentaldrift“ allgemein anerkannt. Doch wie kommt es dazu? Der Grund für das Funktionieren der Plattentektonik, also dem unabhängigen Bewegen tektonischer Platten auf der Erde, liegt im Erdaufbau. Während der oberste Teil der Erde bis maximal 150 km Tiefe als „fest“ zu bezeichnen ist (Lithosphäre bzw. feste Hülle), gilt der darunterliegende Bereich geologisch als schwach (Asthenosphäre). Vereinfacht ausgedrückt „schwimmen“ also die Lithosphärenplatten auf diesem zähflüssigen Material wie Eisberge auf dem Wasser. Abb. 22.2 Kontinentaldrift? Die treibende Kraft der Plattentektonik ist die Schwerkraft, die einerseits über Dichteunterschiede in der Erdkruste und andererseits über Konvektionszellen (siehe weiße Pfeile in Abb. 22.1 a) wirksam wird. An bestimmten Stellen im Erdmantel steigt heißes Magma nach oben. Unterhalb der festen Hülle wird es horizontal abgedrängt und diese Bewegung schließlich auf die Lithosphärenplatten übertragen. Ansonsten besteht der Erdmantel überwiegend aus festen Stoffen. Flüssig zeigt sich der äußere Erdkern. Der innere Erdkern ist erneut fest, obwohl hier mit über 7.000 °C heißere Temperaturen herrschen als an der Oberfläche der Sonne. Den Rekord der „weitesten Reise ins Erdinnere“ hält übrigens bislang eine russische Bohrung auf der Halbinsel Kola, die in über 12 km Tiefe vordrang. Alle „tiefer gehenden“ Aussagen über das Innere des Planeten stammen folglich nicht aus direkter Beobachtung, sondern aus der Forschung mit Erdbebenwellen und Experimenten in Hochdrucklaboren. 5. Analysieren Sie Abb. 23.1 so präzise wie möglich, ohne sich ausschließlich auf Zahlenwerte zu beziehen. Gehen Sie speziell auf die Kontinent-Meer-Verteilung ein. Nordamerika LAURASIA Europa Asien Südamerika Afrika GONDWANA Australien vor 130 Mio. Jahren Nordamerika Europa Asien Afrika Australien Südamerika Antarktis Gegenwart Europa Asien Nordamerika Antarktis Afrika Australien Südamerika in 250 Mio. Jahren Abb. 23.3 a, b, c Die Kontinentaldrift gestaltet die Erdoberfläche. Die Anden an der Grenze Chile – Argentinien (a), der Mittelatlantische Rücken auf Island (b), die San Andreas-Verwerfung in Kalifornien (c) Abb. 23.2 Kontinentaldrift Endogene und exogene Kräfte LN