Der Optionsscheinpreis

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PRODUKTE · ZERTIFIKATE-AKADEMIE
HSBC
Zertifikate-Akademie
Der Optionsscheinpreis
I
n der letzten Ausgabe der Marktbeobachtung haben wir Ihnen eine kurze
Einführung in die Welt der Optionsscheine gegeben. In dieser Ausgabe
wollen wir den Fokus auf den Optionsscheinpreis legen.
Es müssen zwei Optionsscheintypen
unterschieden werden. Call-Optionsscheine und Put-Optionsscheine. Mit
einem Call-Optionsschein spekulieren
Anleger auf steigende Kurse. Der Preis
eines Calls wird dabei wie folgt berechnet.
Call-Optionsschein
=
(Basiswert – Basispreis) × Bezugsverhältnis
(Innerer Wert)
+
Zeitwert
Mit einem Put-Optionsschein profitieren
Anleger von fallenden Kursen. Der Preis
eines Puts wird wie folgt berechnet.
Put-Optionsschein
=
(Basispreis – Basiswert) × Bezugsverhältnis
(Innerer Wert)
+
Zeitwert
Der Preis eines Optionsscheins wird
grundsätzlich von sechs Faktoren beein-
23
Jewgeni Ponomarev
absolvierte sein Studium mit den
Schwerpunkten Kapitalmärkte und
elektronischer Wertpapierhandel in
Köln und Göttingen. Er war während seines Studiums bereits für
HSBC im Zertifikateteam tätig und
sammelte auch Börsen-Know-how
bei anderen Banken.
flusst (siehe Tabelle 1). Dabei zeigt
Tabelle 1 die Veränderung des Optionsscheinpreises, wenn die entsprechende
Einflussgröße steigt. Steigt zum Beispiel
der Basiswert und die weiteren fünf
Einflussparameter bleiben unverändert
(man spricht auch von einer CeterisParibus-Betrachtung) steigt der Preis
eines Call-Optionsscheins, während der
Preis eines Put-Optionsscheins fällt.
Tabelle 1: Einflussfaktoren auf den Preis eines Standardoptionsscheins
europäisch
amerikanisch
Call
Put
Call
Put
Basiswert





risikoloser Zinssatz

?




?


Basispreis
erwartete Dividende

Restlaufzeit
implizite Volatilität







Einfluss auf
Inneren
Wert
Zeitwert


Wie man aus obigen Grafiken erkennen
kann, setzt sich der Optionsscheinpreis
grundsätzlich aus zwei Komponenten
zusammen, dem inneren Wert und dem
Zeitwert. Zu Beginn wollen wir uns dem
inneren Wert widmen.
Innerer Wert
Der innere Wert entspricht dem Betrag,
den Anleger bei sofortiger Ausübung
des Optionsscheins erhalten würden.
Dieser Betrag entspricht mindestens
null und kann nicht negativ werden. Man
spricht von einer Ausübung, wenn der
Anleger sein mit dem Optionsschein verbundenes Recht (Optionsrecht) wahr­
nimmt. Das heißt einen bestimmten
Wert zu einem im Vorhinein festgelegten Preis zu kaufen (Call-Variante) bzw.
zu verkaufen (Put-Variante). Hierbei
muss man unterscheiden, ob das Ausübungsrecht während der gesamten
Laufzeit des Optionsscheins (Ausübungsart amerikanisch) oder nur zum
Laufzeitende (Ausübungsart europäisch) wahrgenommen werden kann. In
der Praxis wird jedoch nicht der zugrundeliegende Basiswert geliefert, sondern
der innere Wert ausgezahlt. Aus dieser
Darstellung wird deutlich, dass bei der
Ausübung eines Optionsscheins der
Zeitwert, welcher die zweite Preiskomponente des Optionsscheins darstellt,
verfällt. Hierrüber sollten sich Anleger
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immer bewusst sein und hinterfragen,
ob es nicht sinnvoller ist, einen Optionsschein auf dem klassischen Weg börslich bzw. außerbörslich zum Geldkurs zu
verkaufen.
Zeitwert
Nun wollen wir uns der Frage widmen,
warum Optionsscheine einen Zeitwert
haben. Diese Frage wollen wir an dieser
Stelle aus der ökonomischen Sicht
beleuchten. Beim Handeln von Optionsscheinen werden – vereinfacht gesagt –
Rechte und Pflichten gehandelt.
Zeitwert-Call-Variante
Wie bereits oben erwähnt, erwirbt der
Käufer eines Call-Optionsscheins das
Recht den zugrundenliegenden Basiswert – zum Beispiel eine Aktie – zu kaufen. Auf der anderen Seite steht der Verkäufer des Optionsscheins, der in der
Pflicht steht, die Aktien zu liefern, falls
der Optionsscheinkäufer sein Recht
wahr­­nimmt.
Aus diesem Grund wird der Verkäufer
des Optionsscheins auch als Stillhalter
in Wertpapieren bezeichnet. Da der Verkäufer eine Pflicht und der Käufer ein
Recht besitzen, ist der Verkäufer dem
Käufer gegenüber im Nachteil. Diesen
Nachteil will sich der Verkäufer bezahlen
lassen und stellt dem Käufer eine
Gebühr in Rechnung. Die Gebühr fällt
umso höher aus, je höher die erwartete
Schwankung der zugrundeliegenden
Aktie ist. Denn je stärker eine Aktie
schwanken kann, desto stärker die
„Gefahr“, dass der Käufer sein Recht
ausübt. In diesem Zusammenhang
spielt die Höhe der impliziten Volatilität
eine wichtige Rolle. Denn je höher die
implizite Volatilität, umso höher auch der
Zeitwert (siehe Tabelle 1).
Zeitwert. Den entgangenen Zinsertrag
stellt der Verkäufer dem Käufer in Rechnung. Allerdings erhält der Stillhalter in
Wertpapieren die eventuell anfallenden
Dividenden. Diese reduzieren entsprechend den Zeitwert. Das heißt, je höher
die erwarteten Dividenden, desto kleiner der Zeitwert.
Zeitwert-Put-Variante
Lassen Sie uns an dieser Stelle die Zeitwert-Thematik bei der Put-Variante
betrachten. Der Put-Käufer erwirbt das
Recht einen Wert zu verkaufen. Somit
hat der Verkäufer der Put-Option die
Pflicht die Aktien zu kaufen. Der Put-Verkäufer wird auch als Stillhalter in Geld
bezeichnet, weil er Geld vorhalten muss
für den Fall, dass der Put-Käufer sein
Recht wahrnimmt und die Aktien verkaufen will. Analog zu der Call-Variante,
stellt der Put-Verkäufer dem Put-Käufer
aufgrund seiner benachteiligten Stellung
eine Gebühr in Rechnung. Diese Gebühr
wird ebenfalls, wie in der Call-Variante,
von der impliziten Volatilität beeinflusst.
Der Put-Verkäufer hält wie bereits beschrieben einen bestimmten Geldbetrag für den eventuellen Aktienkauf. Diesen Betrag kann er zum risikolosen Zinssatz anlegen. Dieser Zinsertrag mindert
den Zeitwert. Daher gilt, je höher der
risikolose Zinssatz, umso höher der Zinsertrag und umso geringer der Zeitwert
(siehe Tabelle 1). Jedoch stellt der PutVerkäufer – spiegelbildlich zu der CallVariante – dem Put-Käufer die eventuell
entgangenen Dividenden des jeweiligen Basiswerts in Rechnung. Denn theoretisch könnte der Put-Verkäufer auch
die Aktie kaufen. Somit steigt auch der
Zeitwert, wenn die Dividenden steigen.
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Da der Call-Verkäufer die Wertpapiere
vorhalten muss, erleidet er einen Zinsverlust. Denn theoretisch könnte der
Verkäufer die Wertpapiere auch verkaufen und dieses Geld entsprechend zum
risikolosen Zinssatz anlegen. Daraus
wird deutlich, je höher der risikolose
Zinssatz und damit der eventuell entgangene Zinsertrag, umso höher ist der
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