THEATER IN DER RENAISSANCE (vor allem in Italien)

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THEATER IN DER RENAISSANCE (vor allem in Italien)
Renaissance (frz. renaissance /ital. rinascità : Wiedergeburt)
Der Begriff der Renaissance bezeichnet als historische Epoche den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, der zwischen 1400 und 1600 stattfand. In kultureller Hinsicht meint er eine Wiederbelebung antiker
Ideale in Literatur, Philosophie, Wissenschaft und besonders in der Malerei und der Architektur. Ihren
Ursprung nimmt die Renaissance in Italien, wo es bereits weit entwickelte Stadtkommunen und ein
selbstbewusstes Handelsbürgertum gab.
Der Mensch der Renaissance wurde sich seiner Freiheit und seiner schöpferischen Möglichkeiten bewusst, ja entdeckte sich erstmals als Individuum. Nach dem als "dunkel" und sinnenfeindlich empfundenen, jenseitsorientierten Mittelalter setzte sich ein dem Diesseits und natürlicher Sinnlichkeit zugewandtes Lebensgefühl durch. Dem theozentrischen Weltbild (auf Gott bezogenen) wurde ein anthropozentrisches Weltbild (auf den Menschen bezogenen) entgegengestellt. In den Wissenschaften vollzog sich die
Abtrennung der Philosophie von der Theologie. Mit der wiederentdeckten Diesseitsfreude verbindet
sich ein Denken, das auf Vernunft und Erfahrung basiert, so wie es der Humanismus formuliert hatte.
Die kunstgeschichtliche Epoche der Renaissance wird in Frührenaissance (ab 1420), Hochrenaissance (ab
1500) und Spätrenaissance (ab 1520/30) untergliedert. Hauptauftraggeber & Mäzene der RenaissanceKunst waren die Papstkirche und verschiedene Fürstenhöfe (vor allem jener der Medicis in Florenz).
In der Literatur gelten die Werke Dante Alighieris (La Divina Commedia, 1307-21), Franceso Petrarcas
(Canzoniere, 1470) und Giovanni Boccaccios (Il Decamerone, 1353) als bahnbrechend.
Zu den bedeutendsten Werken der bildenden Kunst zählen Michelangelo Buonarrotis Skulptur David
(1501-04) und seine Fresken der Sixtinischen Kapelle (1508-12), die Mona Lisa (1503-06) des italienischen Malers, Bildhauers, Baumeisters und Naturforschers Leonardo da Vinci sowie Raffaels Sixtinische
Madonna (um 1513).
Beispiele für die reiche Renaissance-Architektur bieten die Peterskirche in Rom (nach einem Entwurf
von Donato Bramante; als Bauleiter waren später auch Raffael und Michelangelo beteiligt) und die venezianische Kirche San Giorgio Maggiore (1566-79) von Andrea Palladio.
Quelle: http://www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/epik/renaissance.htm
Aber nicht nur der Geist wurde neu entdeckt. Seefahrer erkundeten Länder und Meere (Cristoforo Co1
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lumbus , Vasco da Gama , Vicente Pinzón , Amerigo Vespucci , Ferdinand Magellan ); Astronomen das
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Weltlall (Nikolaus Kopernikus , Galileo Galilei , Johannes Kepler ).
Und es entwickelte sich der Kapitalismus; erste Banken wurden in Siena und Florenz gegründet. Das
Bürgertum gewann Reichtum und Macht. In Koalition mit dieser aufsteigenden Klasse setzte sich in England, Frankreich und Spanien die Monarchie gegen den mittelalterlichen Feudaladel durch. In Italien und
Deutschland dauerte dies noch ein paar Jahrhunderte.
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(1451 – 1506): Wiederentdeckung Amerikas (ursprgl. schon von Leif Eriksson um 1000)
(1469 – 1524): Entdecker des Seewegs nach Indien
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(1460 – 1523): Entdecker der Mündung des Amazonas
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(1452 – 1512): Erforscher der Ostküste Südamerikas
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(1480 – 1521): begann am 10.08.1519 die 1. Weltumsegelung, wurde unterwegs getötet; die Reise wurde beendet, von
237 Männern, die aufbrachen, kamen am 06.09.1522 nur 18 Männer wieder nach Spanien zurück.
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(1473 – 1543): Domherr & Astronom. Zweifelte an der Richtigkeit des geozentrischen Weltbildes. Stellte fest, dass die Erde
sich nicht nur um sich selbst, sondern mit den anderen Planeten um die Sonne dreht.
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(1564 – 1642): erbrachte durch Beobachtungen die Richtigkeit der kopernikanischen, heliozentrischen Lehren. Er entdeckte die Ringgebirge & Ebenen auf dem Mond, die Sonnenflecken, die Lichtgestalten der Venus, die Sternengestalt der Milchstraße und die Monde des Jupiter. Betrachtete das Jupitersystem quasi als Abbild des Sonnensystems.
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(1571 – 1642): Mathematiker, beantwortete die bei Galilei noch offene Frage, auf welche Weise sich die Planeten um die
Sonne bewegen. Fand 1609 die ersten Keplerschen Gesetze, die zwar eine korrekte mathematische Beschreibung für die
beobachteten Bewegungsvorgänge im Sonnensystem boten, aber nichts über die Ursachen aussagten. Das heliozentrische
Weltbild fand deshalb nur langsam Anerkennung u. wurde von Seiten der geistlichen und weltlichen Autorität bekämpft.
Galilei wurde von der Inquisition der Prozess gemacht und unter Hausarrest gestellt.
THEATER IN DER RENAISSANCE
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Humanismus (lat. humanitas: Menschlichkeit)
Als Humanismus wird eine Geisteshaltung bezeichnet, die zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert die
historische und kulturelle Epoche der Renaissance kennzeichnete. In Anlehnung an die Antike zielte sie
auf ein Idealbild des Menschen, der seine Persönlichkeit auf der Grundlage allseitiger theoretischer und
moralischer Bildung frei entfalten kann.
Als Humanisten galten zunächst die Männer, die sich wissenschaftlich mit der Kultur und vor allem den
Sprachen der Antike (zunächst dem Lateinischen, später auch dem Griechischen) beschäftigten. Eine
verstärkte Hinwendung zur Naturwissenschaft und die (häufig satirische) Kritik an kirchlichen Dogmen
charakterisieren die Schriften vieler Humanisten.
Ausgangspunkt der humanistischen Bewegung war Italien, wo Francesco Petrarca mit seinem
Canzoniere (1470) das innerweltliche Schönheitsideal seiner Geliebten Laura pries und Giovanni Boccaccio in „Il Decamerone“ (1353) die Sinnenfreude feierte. Zum führenden Kopf des Humanismus wurde
Erasmus von Rotterdam, dessen anti-klerikale Satire “Das Lob der Torheit“ (1509) zur europaweiten
Verbreitung humanistischen Denkens beitrug. Im deutschen Sprachraum gelten unter anderen Johannes
Reuchlin als Begründer der hebräischen Sprachforschung und Ulrich von Hutten („Die Studien blühen,
die Geister prallen aufeinander. Es ist eine Lust zu leben!“) mit seinen teils auf Deutsch verfassten satirischen Dialogen als wichtige Vertreter des Humanismus.
Quelle : http://www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/epik/humanismus.htm
Das auf sich selbst gestellte Individuum löste den mittelalterlichen Kollektivismus ab, stellte sich in den
Mittelpunkt des Erlebens, der Beobachtungen, der Analysen. Und wurde somit – auf Künstlerseite – ein
autonomes schöpferisches Wesen. Und nicht lange – und der Gedanke des Genies war geboren und setzte
sich durch. GENIE wurde zum Inbegriff des menschlichen Vermögens; seiner Macht über die Realität.
Bedingt durch die ernannten Genies der Renaissance (allen voran Leonardo da Vinci9 und Michelangelo10)
stieg das Ansehen der Künstler enorm.
Aufgrund rationaler Geisteshaltung wurde das Leben in zunehmendem Maße beherrscht von den Prinzipien
der Zweckmäßigkeit, der Planung und der Berechenbarkeit. Dies bedeutete für die Kunst: SCHÖN war die
logische Übereinstimmung aller Teile eines Ganzen, die zahlenmäßig ausdrückbare Harmonie, der berechenbare Rhythmus.
Begriffe:
- Zentralperspektive, Luftperspektive, Farbperspektive, Goldener Schnitt, Zentralbau
Kunst wollte nichts Göttliches mehr sein, grenzte sich aber auch deutlich in ihrer Fiktionalität von der Realität ab, z.B. durch Bilderrahmen, Statuensockel und Bühnenportal ( = Proszenium; der Bereich der Bühne vor
dem Vorhang: Achtung! Hier beginnt die Kunst!). Wenn nun aber solch eine deutliche Trennung, dann andrerseits aber auch eine deutliche Illusion.
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* 15. April 1452 in Anchiano bei Vinci; † 2. Mai 1519 auf Schloss Clos Lucé, Amboise, eigentlich Leonardo di ser Piero,
toskanisch auch Lionardo) war Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph.
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vollständiger Name: Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni; * 6. März 1475 in Caprese, Toskana; † 18. Februar
1564 in Rom; war ein italienischer Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter. Er gilt sowohl als einer der bedeutendsten
Repräsentanten in der Kunst der italienischen Hochrenaissance als auch weit darüber hinaus.
THEATER IN DER RENAISSANCE
Auch die Zeit wurde perspektivisch betrachtet; so löste am Theater das Prinzip der SUKZESSION (Nacheinander) das vorige der SIMULTANITÄT (Nebeneinander) ab. Das heißt, nicht mehr der Zuschauer zog am Geschehen entlang, sondern das Geschehen zog am ortsfesten Zuschauer vorbei.
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Die Entwicklung des Renaissancetheaters nahm ihren Ausgang an den italienischen Höfen und Akademien
gegen Ende des 15 Jahrhunderts. Der Fürst von Ferrara initiierte die erste Wiederaufführung einer Komödie von Plautus. Gleichzeitig sorgte der humanistische Gelehrte Pomponius Laetus in Rom für die früheste
Tragödien-Inszenierung der Neuzeit (PHÄDRA des Seneca).
Auch bei der Bühnengestaltung griff man auf die römische Antike zurück. Hierzu gab es die ZEHN BÜCHER
ÜBER DIE ARCHITEKTUR aus der Zeit des Kaisers Augustus, in denen auch exakte Beschreibungen des römischen
Theaterbaus enthalten sind.
Durch die Neuausgabe dieser Bücher wurde ein bislang existentes, aber eben nicht richtiges Bild über die
antike Aufführungspraxis korrigiert: dass grundsätzlich ein Erzähler den Theatertext rezitiert hätte, während Spielleute die Handlung bloß pantomimische dargestellt hätten.
THEATERBAUTEN/-ARCHITEKTUR IN DER RENAISSANCE
In erster Linie interessierte man sich aber für die Gestaltung der Scenae frons.
Eine Rekonstruktion der niedergeschriebenen Pracht wäre zu teuer gewesen.
Man realisierte deshalb eine einfachere Variante, über die man in einer damals
wieder veröffentlichten Ausgabe der Komödien des Terenz Auskunft bekam:
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Im Winkel zueinander aufgestellte Wände (Säulen) mit, durch Vorhang
verschließbaren Öffnungen (= Häuser)
Darüber Schrifttafeln, die Auskunft über die jeweiligen Besitzer der
Häuser gaben
Davor eine neutrale Fläche, auf der sich die gesamte Handlung abspielt
= BADEZELLENBÜHNE bzw. auch TERENZBÜHNE
THEATER IN DER RENAISSANCE
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Mit Beginn des 16. Jahrhunderts änderte sich die Bühne, dergestalt, dass die Auftritte nicht mehr nebeneinander, sondern hintereinander gelegt wurden. Die im stumpfen Winkel zusammengefügten Holzrahmen
wurden mit Stoff bespannt und perspektivisch bemalt. Daraus ergab sich die Illusion des Tiefenraums.
= WINKELRAHMENBÜHNE
Nachteil dieser Bühne:
man konnte nicht im Hintergrund spielen, da
sich die Akteure dort in einer Größendiskrepanz
zur Malerei befanden!!!
Abmilderung des Nachteils:
der Fluchtpunkt der Perspektive wurde hinter
den Prospekt, der die Bühne rückwärtig abschloss, verlegt; dadurch reduzierten sich die
Verkürzungen, aber wirklich befriedigend war
diese Lösung nicht.
 Sebastiano Serlio entwarf um die Mitte des 16. Jahrhunderts, basierend auf der notwendigen Trennung
von neutraler Spielbühne im Vordergrund und perspektivisch gestalteter Bildbühne im Hintergrund, Einheitsdekorationen für die drei hauptsächlichen Gattungen des Renaissancetheaters:
Palastarchitektur für die Tragödie
Sebastiano Serlio: Bühne für Tragödie
(http://www.easyart.de/leinwanddrucke/Sebastiano-Serlio/Set-design-for-a-tragic-scene-303082.html)
THEATER IN DER RENAISSANCE
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Straßenbild für die Komödie
Sebastiano Serlio: Komödienbühne
(http://library.calvin.edu/hda/node/1415)
Waldlandschaft für das Schäferspiel
Sebastiano Serlio: Bühne für Schäferspiel
(http://library.calvin.edu/hda/node/1418)
(Einen Schritt weiter: Giacomo Barozzi da Vignola: PERIAKTENKULISSE: 3-seitige Prismenwände, die so bemalt waren, dass man durch einfache Drehung einen schnellen Kulissenwechsel von einem Spielort zum
nächsten bewerkstelligen konnte.)
THEATER IN DER RENAISSANCE
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Wesentliche Änderung in der Theaterkultur bestand auch darin, dass im Auftrag von Fürsten, Patriziern und
Akademien in Oberitalien erste Permanenttheaterbauten errichtet wurden – während man sich bis dahin
mit provisorisch aufgeschlagenen Perspektivbühnen in den Sälen der Palazzi begnügt hatte.
Bis heute erhalten: TEATRO OLIMPICO VICENZA
http://www.filmcommission.it/pub/Allaboutvicenza/Photo/Vicenza/pages/teatro%20olimpico_jpg.htm
THEATER IN DER RENAISSANCE
http://www.panoramio.com/photo/35402793
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Ursprünglich war von Andrea Palladio angedacht, dass hinter den Toren der Scenae frons eine veränderbare Periakten-Dekoration eingebracht werden sollte. Sein Nachfolger Vincenzo Scamozzi ließ jedoch eine
nicht verwandelbare, perspektivisch gestaltete Architektur aus Holz und Gips einbringen. Sie stellt ein idealisiertes, antikes Theben dar zum Eröffnungsschauspiel von 1584 „KÖNIG ÖDIPUS“.
Auch hier gilt: aufgrund des steilen Anstiegs und der perspektivischen Verkürzung kann der Raum hinter
den Toren nicht bespielt werden: die 3 mittigen Straßenzüge plus die je 2 Straßenzüge in den seitlichen
Türen dienten lediglich dem Mythos vom siebentorigen Theben.
THEATERDRAMATURGIE IN DER RENAISSANCE
Auch die Dramaturgie basierte auf der Wiederentdeckung des klassischen Altertums. Das vollendete Menschentum, das man in der Antike erreicht glaubte, schlug sich nieder im Namen der neuen geistigen Bewegung: im Humanismus.
Zunächst wurden diese in der damals verbindlichen Gelehrtensprache Latein aufgeführt; im Laufe der Zeit
ging man aber dazu über italienische Übersetzungen zu spielen. Von da an war es nur noch ein kleiner
Schritt zur Schöpfung eigener Dramen nach deren Muster.
Mehr als ein 50 Jahre vor der Eröffnung des Teatro Olimpico entstand in Vicenza von Giangiorgio Trissino
die erste italienische Renaissancetragödie SOFONISBA. (griech.: dauerhaft anwesender Chor, Einheit des
Ortes, der Zeit, der Handlung; röm.: Handlung aus röm. Geschichte, Rhetorik und Darstellung von Greueltaten nach Seneca)
THEATER IN DER RENAISSANCE
Der Humanismus erblühte an den jungen Universitäten, an den aufgeschlossenen Fürstenhöfen sowie in
den Häusern reicher Patrizier. Das wesentliche Schrifttum, das studiert und verbreitet wurde, waren die
antiken griechischen Dramen und Aristoteles Poetik – aber vor allem auch die antiken römischen Tragödien
und Komödien von Seneca, Plautus und Terenz.
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Weitaus bedeutender als die italienische Renaissancetragödie wurde das italienische Lustspiel, die
„commedia erudita“ (gelehrte Komödie). Übernommen wurde dabei von Plautus und Terenz:
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5-aktiger Handlungsaufbau
3 Einheiten
typenhafte Figurenzeichnung
Alltagsmilieu
Liebesintrige
Dabei machte sich besonders Pietro Aretino11 um die Durchsetzung der italienischen Landessprache verdient. (Il Marescalco (1533), La Cortigiana (1525/
34), Lo Ipocrito (1542), La Talanta (1542), Il Filosofo (1546), Komödien ; L'Orazia, (1546), Verstragödie)
Ein weiterer wichtiger Schriftsteller war Ludovico Ariost12, der vor allem für
eines der ältesten italienischen Adelsgeschlechter, die Este in Ferrara, eine
Reihe von Komödien verfasste. Sein wichtigstes Werk ist aber das Versepos
„Orlando furioso (Der rasende Roland)“. (La Cassaria, 1508 (dt. Die Kastenkomödie), I Suppositi, 1509 (dt. Die Untergeschobenen), Il negromante, 1520 (dt.
Der Nekromant), La Lena, 1528 (dt. Lena, die Kupplerin); alle übers. v. Alfons
Kissner, 1909)
Auch Kirchenfürsten und Politiker versuchten sich als Komödienautoren. Die Zeiten überdauert hat nur der deftige
Schwank La mandragola von Niccolò Machiavelli13.
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http://de.wikipedia.org/wiki/Pietro_Aretino
http://de.wikipedia.org/wiki/Ludovico_Ariosto
13
http://de.wikipedia.org/wiki/Niccol%C3%B2_Machiavelli
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http://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno
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THEATER IN DER RENAISSANCE
Und der als Ketzer verbrannte Theologe Giordano Bruno14 hinterließ das
Drama Il candelaio (Der Kerzenmacher), ein Höhepunkt der commedia
erudita.
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Ausgehend von einem einzigen erhaltenen griechischen Satyrspiel (Euripides: DER KYKLOP) bildete sich als
dritte Gattung des Renaissancedramas das SCHÄFERSPIEL. Darin spiegelt sich die Flucht der Humanisten
aus einer Welt der permanenten politischen und ökonomischen Machtkämpfe in eine idyllisch stilisierte
Natur.
Den Auftakt gab Angelo Poliziano15 mit FAVOLA D’ORFEO, dem ersten weltlichen
Drama in italienischer Sprache.
Sehr gepflegt und gefördert wurde das Schäferspiel am Hofe der Este in Ferrara,
wo Torquato Tasso16 nicht nur „Das befreite Jerusalem“, sondern auch das
spiel AMINTA schuf. Motto: Erlaubt ist, was gefällt.
Schon vom Geist des Barock geprägt, schuf Battista Guarini17 eine
‚tragicommedia pastorale‘ IL PASTOR FIDO (Der treue Schäfer), mit dem Gegenmotto: Erlaubt ist, was sich geziemt.
von hier zur Oper war nur noch ein kurzer Schritt:
Das Schäferspiel stellte aufgrund seiner musikalischen Einlagen, Ballette und Chöre das ideale
Rohmaterial für die neue Kunstgattung „dramma per musica“ dar. Das „dramma per musica“
war ersonnen worden in der Absicht, die legendäre Deklamationskunst des antiken griechischen
Theaters mit musikalisch-gestischen Mitteln nachzuahmen.
a) Verstand sich zum ersten Mal als reine Kunst, die einzig der Erbauung und Unterhaltung des Publikums diente.
b) Die ersten Ansätze zum Drama als Wortkunstwerk, in dem Handlung durch Dialoge vorangetrieben wird.
c) Prunkliebende Höflinge nahmen diese „neue Welle“ dankbar an und auf. Und im Gegensatz zu „rekonstruierten Aufführungen“ blieb hier der Prunk, die Ausstattung mit oberstes Gebot. Und um etwaiger Langeweile vorzubeugen, ersann man sich burleske tänzerische Zwischenspiele, sogenannte Intermedien.
d) Die commedia erudita erstarrte nach und nach zu schablonenhafter Langeweile – und machte somit ihrem
Gegenteil den Weg frei: der commedia dell’arte.
15
http://de.wikipedia.org/wiki/Angelo_Poliziano
http://de.wikipedia.org/wiki/Torquato_Tasso
17
http://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Battista_Guarini
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THEATER IN DER RENAISSANCE
THEATER IN DER RENAISSANCE – ALLGEMEIN
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THEATER UND HUMANISMUS NÖRDLICH DER ALPEN
Deutschsprachiger Raum
Das Drama und die Bewegung des Humanismus nahmen nördlich der Alpen während der Renaissance nie
die Bedeutung ein, wie im Süden. Im deutschsprachigen Raum lag der Fokus auf der grundlegenden Erneuerung der Kirche. Bedingt durch Erasmus von Rotterdam und dann Martin Luther kam es zu einer Spaltung
der Kirche und offenen kriegerischen Auseinandersetzungen.
 Bauernkrieg18 1525 – 1526
 feudale Zersplitterung war besiegelt:
- in Westeuropa mächtige, fortschrittsorientierte Nationalstaaten
- in Deutschland verharrten Territorien in Beschränktheit und Rückständigkeit
Um den Protestantismus durchzusetzen, war es vor allem notwendig, dass das Individuum lesen konnte.
Die Errichtung von öffentlichen Bibliotheken und Schulen war unabdingbar und für Luther ein absolutes
Muss. In diesem Zusammenhang wies er immer wieder darauf hin, dass das Theaterspiel eine bedeutende
pädagogische Maßnahme sei:
"Comödien zu spielen soll man um der Knaben in der Schule willen nicht wehren,
sondern gestatten und zulassen, erstlich dass sie sich üben in der lateinischen
Sprache, zum andern, dass in Comödien fein künstlich erdichtet, abgemalet und
fürgestellet werden solche Personen, dadurch die Leute unterrichtet und ein
Iglicher seines Amts und Standes erinnert und vermahnet werde... solches wird in
Comödien furgehalten, welchs denn sehr nütz und wol zu wissen."19
Davon angeregt erstand das SCHULTHEATER, dergestalt, dass man antike Dramen erst auf Latein, später
auf Deutsch, erst in der Schule, später in Tanzsälen, Zunftstuben und Rathäusern aufführte.
Bühne: neutral, wenige Versatzstücke, auf drei Seiten Zuschauer.
Stoffe: das antike Schrifttum wurde immer mehr von der Bibel verdrängt20
Niederlande
Aus dem Mittelalterspiel heraus entwickelte sich Laientheater der „Rederijker“ (Rhetoriker): allegorische
Umzüge, lebende Bilder, Schwänke, Farcen, moralische Spiele
Schweiz
Ähnlich wie in den Niederlanden. Niklas Manuel machte aus dem überlieferten Fastnachtsspiel ein Kampfmittel gegen die römische Kirche. DER ABLASSKRÄMER und VOM BABST UND SEINER PRIESTERSCHAFT sind gekennzeichnet durch i) Revueform ii) groteske Figurengestaltung iii) derbe Zoten.
Synthese von Fastnachtsspiel und Schuldrama  JESUITENDRAMA:
spektakuläre Geschichten um Tugend und Laster; Ausschöpfung des vollen Potentials an Bühnenmaschinerie
und Spezialeffekten; inkl. virtuoser tänzerischer und musikalischer Einlagen: der absolute Kontrast zu den
kunstfeindlichen Inszenierungen des protestantischen Schultheaters. Moral der Dramen: die von der Zeit ach
so gepriesenen Verstandeskräfte seien letztlich auch Gottesgnade!!!!
Nürnberg
Synthese von Fastnachtsspiel, Humanismus und Schultheater: Hans Sachs21
18
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bauernkrieg
Martin Luther, Tischreden und Colloquia
20
Peter Simhandl, Theatergeschichte in einem Band, Seite 67: „Besonders beliebt waren Vorgänge und Figuren aus
dem Alten Testament, denen ein moralischer Lehrwert abgewonnen werden konnte, wie zum Beispiel die Geschichten
von Kain und Abel, Abraham und Isaak, Moses, Hiob, Rebecca und Susanna. In den Evangelien boten sich besonders die
Gleichnisse vom verlorenen Sohn, von den Arbeitern im Weinberg, von den klugen und den törichten Jungfrauen sowie
bestimmte Ereignisse aus dem Leben Jesu zur Dramatisierung an.“
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http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Sachs
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THEATER IN DER RENAISSANCE
Elsass – Strasbourg
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