ROMS ENTWICKLUNG Die Entwicklung Roms anhand der Stadtmauern Die frühe Zeit Über die Bebauung der Stadt in der Gründerzeit ist heute sehr wenig überliefert. Die historische Besiedelung der römischen Hügel lässt sich bis in das 14. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen1. Schon der sagenhafte Gründer der Stadt, Romulus, soll angeblich eine Befestigungsanlage rund um seine Stadt errichtet haben, von der man heute aber so gut wie nichts mehr weiß (8. Jahrhundert v. Chr.)2. Zu dieser Zeit war Rom eine Stadt unter vielen anderen in Mittelitalien, die unter starkem Einfluss der im Norden ansässigen Etrusker stand. Auch die römischen Könige entstammten diesem Geschlecht. Unter ihrer Herrschaft wurden die Sümpfe trocken gelegt und das Forum Romanum als Handelsplatz eingerichtet1. In der darauf folgenden Zeit gewann die Stadt zunehmend an Stärke und breitete ihre Herrschaft auch auf das Umland aus. 509 v.Chr. setzten die Römer mit der Vertreibung des etruskischen Königs Tarquinius der Fremdherrschaft ein Ende und fortan übernahmen die Patrizier die Regierungsgeschäfte. Rom wurde zur Republik. Obwohl die Stadt bereits über einen beachtlichen Einflussraum verfügte, beschränkte sich ihre Einwohnerzahl auf ein paar tausend. Doch das Expansionsstreben der Römer hatte mit der Vertreibung der Etrusker keineswegs sein Ende gefunden. Die Stadt verbündete sich mit einigen benachbarten Völkern und eroberte nach und nach immer mehr Gebiet der Etrusker. Parallel dazu erfolgte auch eine Stärkung der Republik im Inneren. Nachdem anfangs nur die Oberschicht (Patrizier) das Sagen hatte, wurden nach der Sezession, dem Auszug der Unterschicht aus der Stadt, schließlich im 12 Tafelgesetz auch den Plebejern ihre Rechte zugestanden. Um 390 v.Chr. wurde der militärische Vormarsch der Römer jäh gestoppt. Aus dem Norden einfallende Gallier zerstörten weite Teile der Stadt. In den folgenden Jahren wurde eine neue Stadtmauer zum Schutz vor Feinden errichtet. Die servianische Stadtmauer Die servianische Stadtmauer war über 11 Kilometer lang und ist die älteste Stadtmauer, von der man in Rom Überreste entdeckte. Die Bezeichnung "servianisch" geht auf den 6. König der Römer "Servius Tullius" zurück, obwohl er eigentlich mit dem Bau nichts zu tun hatte. Man hatte im Senat darüber beraten, die Stadt an einen sichereren Platz zu verlegen, doch das war abgelehnt worden. So wurde innerhalb kurzer Zeit diese Verteidigungsanlage errichtet. Für 500 Jahre sollte keine neue Mauer mehr errichtet werden. Dennoch wurde die servianische Mauer immer wieder ausgebessert, auch um der sich ständig vergrößernden Stadt mehr Raum zu bieten. Allmählich gewann Rom im ganzen Mittelmeer an Einfluss. In drei Punischen Kriegen besiegten die Römer schließlich den einzigen noch verbliebenen militärischen Gegner, die Karthager. Nun war der Weg frei für das größte Reich, das die Welt bis dahin gesehen hatte. Die Stadt Rom selbst zählte zur Zeit von Kaiser Augustus wahrscheinlich einige hunderttausend Einwohner, wenn nicht sogar über eine Million. Das gesamte Imperium Romanum 1 2 nach: Baedeker Reiseführer: Rom nach: http://www.dante-alighieri.de/article.php?sid=174&mode=&order=0 (14.3.2004) MATHIAS LEHNER SEITE 1 ROMS ENTWICKLUNG umfasste ca. 50 Millionen Einwohner, was ungefähr ein Viertel der gesamten Weltbevölkerung ausmachte. In dieser Zeit hatte die servianische Stadtmauer ihren Verteidigungscharakter weitgehend verloren. Die Stadt wuchs über die durch ihre Mauer gezeichnete Grenze hinaus. Um ca. 100 n.Chr. hatte Rom über 1,5 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte (81.000 Einwohner/ km²) in der Stadt entsprach dabei ungefähr der von Hong Kong heute. Die aurelianische Stadtmauer Im 2. nachchristlichen Jahrhundert wurde das Imperium zunehmend von im Norden einfallenden germanischen Stämmen bedroht. Zum Schutz der Stadt ließ Kaiser Lucius Domitius Aurelianus die aurelianische Stadtmauer errichten. Sie war um die 18 Kilometer lang und umfasste auch weite Bereiche jenseits des Tibers. Im Abstand von ca. 30 Metern ragten Wachtürme aus der Mauer auf. Diese Befestigungsanlage ist so etwas wie das Symbol für die Endzeit des römischen Reiches3. In der folgenden Zeit büßte das Imperium Romanum zunehmend an Einfluss ein. Es setzte eine Abwanderung der Bevölkerung ein, denn viele gebildete Römer zogen in Richtung Osten. Auch die Bedrohung durch die Westgoten wuchs ständig. 408 n.Chr. belagerten die Goten unter Alarich die Stadt. Eigentlich hatten sie sich nur friedlich in Norditalien ansiedeln wollen, doch das war ihnen vom römischen Kaiser verwehrt worden. Nach zweijähriger Belagerung im Jahr 410 n.Chr. gelang schließlich das scheinbar Unmögliche. Die ewige Stadt, die von ihren Gegnern über 1000 Jahre lang nur als Gefangene von innen gesehen worden war, wurde erobert. Das gab dem weströmischen Reich und damit der Stadt Rom den endgültigen Todesstoß. In den darauf folgenden 1000 Jahren kam der Stadt Rom eine eher geringere Bedeutung zu. Erst mit der Rückkehr der Päpste aus Avignon setzte ein neuer Aufschwung ein. Doch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wächst die Anzahl der Einwohner wieder. In den 20er Jahren leben zum ersten Mal seit über einem Jahrtausend wieder über eine Million Menschen in der Stadt. Die Anulare Heute ist Rom mit 2,6 Millionen Einwohnern nicht nur die größte Stadt, sondern auch wieder Hauptstadt Italiens. Die antiken Stadtmauern sind ein Teil der zahlreichen Sehenswürdigkeiten in Rom geworden. Als Verteidigungsanlage sind sie natürlich überflüssig. Die moderne „Stadtmauer“ Roms bildet die Stadtautobahn Anulare. Sie trennt die Stadt Rom vom übrigen Latium ab. 3 nach: http://www.unet.univie.ac.at/~a9407245/ku_kann/main1.htm (14.3.2004) MATHIAS LEHNER SEITE 2