Raupen „Iiih, eine Raupe!“ – so schallt es einem häufig im Sommer entgegen, wenn sich eine vermeintliche Raupe auf dem unbedeckten Arm oder am Bein niederlässt. Das gleiche Tier wenige Monate später, aber in einer anderen „Verpackung“, entlockt vielen dann eher: „Was für eine schöner Schmetterling“. Der Gärtner denkt beim Thema Raupen sicher zuerst an die Fraßschäden, die die Larvenstadien der Schmetterlinge in seinem Garten verursachen. Manchmal machen Raupen noch ganz andere Schlagzeilen, wenn wegen gesundheitlicher Gefahr für den Menschen auch ganze Wälder gesperrt werden (siehe Seite 66f.). Die Welt der Raupen scheint groß und vielfältig zu sein – werfen wir also im Folgenden einen „spannerartigen“ Blick hinein ... Raupe oder Wurm? Viele Raupen werden fälschlicherweise immer noch als „Würmer“ eingestuft. So handelt es sich bei dem „Wurm im Apfel“ um die Raupe des Apfelwicklers. Zu Beginn also eine kurze Erläuterung zum Begriff Raupe und ihrer Bestim- Raupen des Großen Kohlweißlings an einem stark zerfressenen Weißkohlkopf. 61 Die 13 Gartenplagen Raupe des Schwalbenschwanzes an Möhrenlaub. mung. Die Larvenstadien der Schmetterlinge werden als Raupen bezeichnet. Andere Insekten haben ebenfalls Larven, tragen aber keinen besonderen Namen und werden dann allgemein als Larve bezeichnet. Oder aber sie haben wieder besondere Bezeichnungen, so bei den Blattwespen (Afterraupen) und auch bei den Fliegen und Mücken (Maden). Wie erkennt man nun eine Raupe? Raupen besitzen eine kräftige Kopfkapsel, die neben einzelnen Punktaugen insbesondere die kauend-beißenden Mundwerkzeuge trägt. Nach dem Kopf folgen drei Brustsegmente, die ihrerseits drei Paar Beine tragen. Dem folgen dann zwei (!) beinlose Bauchsegmente, dem wieder Segmente mit Bauchfüßen folgen (meist vom dritten bis sechsten Segment). Die Zahl der ersten beinfreien Bauchsegmente ist deshalb wichtig, da die Larven der Blattwespen (die After- Ein Schwalbenschwanz (Papilio machaon) als voll entwickelter Schmetterling. 62 Raupen Auswahl wichtiger Schadraupen im Obstgarten Name Wichtige Wirtspflanzen Lebensweise und Schadbild Weidenbohrer (Cossus cossus) Obst/Ziergehölze Rötlich gefärbte Raupe (bis 10 cm Länge) miniert für mehrere Jahre im Stamm, lange Gangsysteme (über 1 m), Holzessiggeruch, ovale Fraßgänge Blausieb (Zeuzera pyrina) Obst/Ziergehölze Gelbe Raupe mit schwarzen Punkten (bis 5 cm Länge), miniert in Ästen und auch im Stamm Gespinstmotten (verschiedene Yponomeuta-Arten) Obst/Ziergehölze Überwinterung als frisch geschlüpfte Raupe (unter einer Schutzschicht), Gespinstbildung mit Fraßschäden der dunklen Raupen im Frühjahr, Verpuppung am Blatt, Falterflug ab Juli Ringelspinner (Malacosoma neustria) Apfel Frostspanner (u. a. Operophthera brumata) Obst/Ziergehölze Überwinterung als Ei in der Krone, ab Knospenaufbruch Fraßschäden durch grüne oder rotgelbe Spannerraupen, Schlupf der Falter (flügellose Weibchen) im Oktober Schwammspinner (Lymantria dispar) Obst/Ziergehölze Überwinterung als Ei (Gelege), behaarte Raupen führen zu Fraßschäden, allergische Hautreaktionen möglich, Schlupf der Falter im August Fruchtschalenwickler (Capua reticulana) Apfel/Birne Überwinterung als geringeltes Eigelege an Trieben, Gespinstbildung mit Fraßschäden durch die bunt gefärbten Raupen im Frühjahr, Verpuppung am Blatt, Falterflug ab Juni Überwinterung als Raupe an Zweigen, kurzer Fraß an den Knospen/ Blättern, Falterschlupf im Mai, Eiablage auf Blätter, Raupenfraß an Blättern und Früchten (zusammengesponnen), ab Juli erneuter Falterflug und Eiablage 63 Die 13 Gartenplagen Auswahl wichtiger Schadraupen im Obstgarten (Fortsetzung) Name Apfelwickler (Laspeyresia pomonella) Wichtige Wirtspflanzen Apfel Lebensweise und Schadbild Überwinterung als Raupe (in einem Gespinst) am Stamm, Schlupf der Falter im Mai, Eiablage auf die Früchte, Fraß der rötlichen Raupen („Obstmade“) in der Frucht, Abwanderung der Larven im Juli zur Rinde (in warmen Jahren tritt eine zweite Generation auf) Obstbaumminiermotte (Lyonetia clerkella) Obst/Ziergehölze Überwinterung als Falter am Stamm, Eiablage auf den Blättern ab Mai, Minierfraßgänge der Raupen im Blatt („Schlangenminiermotte“), Verpuppung zum Falter in einem Hängegespinst, meist 2–3 Generationen pro Jahr Pflaumenwickler (Laspeyresia funebrana) Pflaume Überwinterung als Raupe (in einem Gespinst) am Stamm, Schlupf der Falter im Mai, Eiablage auf die Früchte, Fraß der rötlichen Raupen („Obstmade“) in der Frucht, Abwanderung der Larven im Juli zur Verpuppung in den Boden, ab Juli Falter der zweiten Generation mit Eiablage auf die Früchte und Abwanderung der Larven ab September Johannisbeerglasflügler Johannis-/ (Synanthedon tipuliformis) Stachelbeere Überwinterung der weißen Raupe (bis 3 cm) in den Trieben, Falterflug ab Mai, Eiablage an junge Triebe, Einbohren der Raupen in den Trieb (abwärts) Stachelbeerspanner (Abraxas grossulariata) Überwinterung der gelbschwarzweißen Raupe in einem Gespinst im Falllaub, Fraß an Knospen und Blättern, Verpuppung an der Pflanze, Falterflug ab Juli mit Eiablage an den Blättern, Raupenschlupf ab August 64 Johannis-/ Stachelbeere Raupen Raupen an Kapuzinerkresse lassen nur noch die Blattrippen stehen. raupen) den Raupen der Schmetterlinge äußerlich sehr ähnlich sind, aber nur ein beinfreies Segment besitzen. pflanzliche Quellen. Einige Arten verwerten aber auch tierische Stoffe (Kleidermotte, Wachsmotte) oder fressen sogar direkt andere Insekten (Larven von Ameisen, Schildläuse), wie manche Eulenraupen und Larven der Bläulinge. Da Raupen (wie auch andere Insektenlarven) eine feste Hülle besitzen, sind für eine Größenzunahme in gewissen Abständen Häutungen erforderlich, meist vier bis fünf an der Zahl. Damit verbunden ist je nach Raupenart auch eine äußerliche Veränderung in der Farbe, der Behaarung oder anderer Merkmale. Die größte Volumenzunahme und damit der größte Nahrungsbedarf (= Fraßschaden) erfolgt übrigens in den ersten Larvenstadien. Deshalb macht auch die möglichst frühzeitige Larvenbekämpfung Sinn. Viele Raupen sind nur nachts fressend unterwegs, da die Gefahren am Tag für sie erheblich größer sind (Vögel). Raupen, die am Tage fres- Schäden durch die Raupe Nimmersatt Die Larven der Schmetterlinge haben als Hauptaufgabe das Fressen und Wachsen. Ihre Lebensweise lässt sich grundsätzlich in zwei Bereiche aufteilen. Die Raupen der Großschmetterlinge treten äußerlich an der Pflanze auf und sorgen hier für den augenfälligen Fraßschaden in Form von Lochfraß, Skelettierfraß (die Blattadern bleiben stehen) bis hin zum Totalfraß. Die Raupen der Kleinschmetterlinge schädigen durch Minierfraß sowohl bei Blättern, Trieben/Ästen als auch Früchten. Hinsichtlich ihrer Nahrung konzentrieren sich Raupen vorrangig auf Geschickte Tarnung der Spannerraupe, die einen Blattstängel imitiert. 65 Die 13 Gartenplagen Blausieblarve im Apfeltrieb. sen schützen sich vor den Angriffen aus der Luft in einem dornigen Gestrüpp oder mittels einer starken Behaarung, durch giftige Drüsen oder eine geschickte Tarnung (Mimese) oder auch Nachahmung von anderen, giftigen oder wehrhaften Tieren (Mimikry). Kastanienminiermotte Aus Mazedonien kommend und über Österreich eingeschleppt, hat sich die Motte mittlerweile über ganz Deutschland und das europäische Ausland ausgebreitet. Seine Raupen minieren im Blatt der weiß blühenden Rosskastanie. Die Folge ist ein rasches Verbräunen der Blätter und ein Blattfall, der die Bäume oft schon im Sommer kahl werden lässt. Wichtigster Bekämpfungsansatz bleibt das Entfernen des Herbstlaubes, um die darin überwinternden Puppen abzufangen. Ein Trost bleibt: Auch wenn das Schadbild oft recht massiv ausschaut, ist noch kein Baum an der Motte gestorben. Das schmeckt gefräßigen Raupen spinner (oder anderen Prozessionsspinnern) auftritt. Dessen Raupen schlüpfen etwa im Mai und weisen ab ihrem dritten Larvenstadium spezielle Spiegelhaare auf, die – bei Kontakt oder Übertragen mit der Luft – beim Menschen Angesichts von rund 3000–5000 Schmetterlings-Arten und deren Raupen in Europa müssen die Schäden in Zusammenhang mit der jeweiligen Art näher beleuchtet werden, eine Verallgemeinerung ist nicht sinnvoll. Das Wirtspflanzenspektrum aller Raupen zusammengenommen deckt nahezu jede Pflanze ab, von Ahorn oder Adlerfarn bis Zeder oder Zwiebel. Raupen können jedoch nicht nur Pflanzen Schäden zuführen, sie sind in bestimmten Fällen ein Fall für den Hausarzt. Ursache hierfür ist die Behaarung mancher Raupen, wie sie beispielsweise beim gefürchteten Eichenprozessions- Schadbild der Kastanienminiermotte. 66 Raupen Raupen das Leben schwer machen Vorbeugende Maßnahmen Mit Hilfe einer termingebundenen Aussaat kann bei manchen Kulturen eine Gefährdung durch Raupen gezielt vermieden werden. Als Beispiel mag der Erbsenwickler gelten, dessen Falter etwa im Mai fliegen, sich vom Nektar der Blüten ernähren und ihre Eier auf die Unterseite der Blätter ablegen. Die sich entwickelnden Raupen befallen dann die Hülsen der Erbsen. Durch die gezielte Aussaat sehr früher oder später ErbsenSorten wird das kritische Stadium der Eiablage umgangen und damit dem Wickler keine Gelegenheit zur Eiablage geboten. Leimring am Stamm und Pfahl. Mechanische Bekämpfung deutliche mechanische und allergische Hautreaktionen hervorrufen. Dies kann sich in Form von Hautrötungen, Juckreizen und Entzündungen der Schleimhäute, Fieber oder Schwindel bis hin zum anaphylaktischen Schock äußern. Vor einem Entfernen der Raupennester in Eigenregie kann nur gewarnt werden. Im Regelfall rückt hier die Feuerwehr mit einem Chemievollschutzanzug mit Atemschutzgerät an, um die Nester aufzusaugen. Betroffene Waldareale sind meist mit Warnhinweisen versehen oder ganz abgesperrt. Die betroffenen Eichen verkraften den Fraßschaden der Raupen in der Regel recht gut, problematisch ist hier allein die gesundheitliche Gefährdung des Menschen. Am einfachsten ist sicherlich das rechtzeitige Absammeln der noch jungen Raupen, sofern diese nur vereinzelt an der Pflanze auftreten. Zu achten ist hier jedoch auf behaarte Raupen mit Blick auf mögliche Hautreaktionen (deshalb bitte Handschuhe tragen). Treten die Raupen zu Beginn ihrer Entwicklung oder in bestimmten Entwicklungsstufen konzentriert auf, beispielsweise in Form von Gespinsten bei den Larven der Gespinstmotten oder beim Goldafter, sollten bei Sträuchern die betroffenen Zweige oder Triebspitzen zusammen mit den Raupen abgeschnitten werden (Biotonne). Insbesondere bei Gespinsten sind dem Einsatz von Insektiziden Grenzen gesetzt, da die Spritzbrühe oft nicht in ausreichendem Maße alle Raupen erreicht und hier nur eine verminderte Wirkung gegeben ist. 67 Die 13 Gartenplagen Mönchgrasmücke, die am Nest mit Jungen Raupen verfüttert. 68 Raupen Mönchsgrasmücke Wie viele Singvögel verfüttert die Mönchsgrasmücke, wenn im Frühjahr ihre Jungen geschlüpft sind, ungeheure Mengen an Insekten, schädlichen Raupen und Larven. Im Herbst ergänzt sie ihren Speiseplan durch Beeren. Wer den Vogel in seinem Garten heimisch machen möchte, sollte im zeitigen Frühjahr „vogelfreundliche“ Gehölze anpflanzen. Sie bieten der Mönchsgrasmücke und anderen Singvögeln Schlafplätze, Schlupfwinkel und Nistgelegenheiten, dienen mit ihren Beerenfrüchten gleichzeitig als „Speisekammer“. Geeignet sind vor allem Schlehdorn, Pfaffenhütchen, Holunder, Heckenrosen, Mispeln, Schneebeeren, Berberitzen, Felsenbirnen, Feuerdorn, Wacholderbeeren und Heckenkirschen. Die Vögel nehmen dieses Kleinbiotop über kurz oder lang an und bleiben bis zur Zugzeit meist standorttreu. Fördern können Sie dies zusätzlich, indem Sie eine Vogeltränke in möglichst freier Lage anbringen – wo Katzen und andere Feinde der Singvögel sich nicht erfolgreich anschleichen können. Erfolgt die Überwinterung der Raupe als Puppe im abgeworfenen Laub, kann man über die Entfernung des Herbstlaubes dem Neuaufbau einer Population im nächsten Jahr wirksam entgegenwirken (siehe Kasten „Kastanienminiermotte“ auf Seite 66). Treten an holzigen Pflanzen Minierer im Stamm auf (Weidenbohrer, Blausieb), kann man mit Hilfe eines Drahtes in den Gang hineinstochern und die Larven im Miniergang abtöten. Meist gelingt dies recht gut, da die Minierer auch keine Möglichkeit zur Flucht besitzen. Leimringe werden insbesondere gegen den Frostspanner eingesetzt. Die Weibchen des Frostspanners besitzen nur Stummelflügel und sind nicht flugfähig – für ihre Eiablage in den oberen Kronenbereichen müssen sie sich also vom Boden aus zu Fuß aufmachen. Wird nun ein entsprechender Leimring um den Stamm gebunden (auch den Pfahl daneben bitte nicht vergessen!), kleben die Weibchen hier fest und erreichen ihr Ziel nicht. Auf künstliche „Brücken“ durch anwehende Blätter sollte geachtet werden. Leimringe werden vom Handel einsatzfertig angeboten (meist grün statt gelb gefärbt, um Nützlinge fernzuhalten) oder können auch unter Verwendung eines nichttrocknenden Raupenleims selbst hergestellt werden. Wellpappe-Fanggürtel werden in der Regel nur zur Bekämpfung der Raupen des Apfelwicklers („Obstmade“, „Wurm im Apfel“) eingesetzt. Die Raupe wandert etwa im Juli (bei zwei Generationen außerdem im September) vom Boden kommend die Borke hoch und verpuppt sich hinter groben Rindenstücken. Dies lässt sich durch eine doppelt angebrachte Wellpappe (Länge 10–20 cm) simulieren, so dass sich die Verpuppung auf diese Stelle konzentriert. Die Wellpappe muss dann vor dem Schlupf entfernt werden. Eine regelmäßige Kontrolle ist erforderlich, da oft Vögel auf der Suche nach Futter die Pappe zerstören und so den Weg für die Raupen frei machen. Erhältlich sind fertige Handelsprodukte, der Wellpappenkragen kann aber auch in Eigenarbeit erstellt und um die Stämme gewickelt werden. 69 Die 13 Gartenplagen Pheromonfalle als gut wirksame Obstmadenfalle am Apfelbaum. Biologische Maßnahmen Wichtige Nützlinge zur Vertilgung von Raupen sind Singvögel (u. a. Kohlmeise, Blaumeise, Grünfink, Rotschwänze), die bei uns meist als Höhlenbrüter auftreten und durch Nistkästen auch im Garten eine Brutmöglichkeit erhalten. Insbesondere zur Jungenaufzucht werden große Mengen an Lebendnahrung benötigt. Detailuntersuchungen in einer Obstanlage haben für eine einzelne Blaumeisenbrut während der Nestzeit neben vielen Schnaken, Spinnen und anderen Kleinbeutetieren rund 6.700 (!) Raupen als verfütterte Nahrung gezählt. Neben den Vögeln treten eine Vielzahl weiterer Nützlinge auf, die aber für den Hobbygärtner eher unbemerkt die Zahl der Raupen im Garten reduzieren helfen. Hierzu gehören viele Schlupfwespen, die ihre Eier direkt in die Raupen ablegen 70 und sich in ihrem Innern entwickeln. Bekannt ist hier insbesondere die beim Großen Kohlweißling häufig auftretende Erzwespe (Apanteles glomeratus), deren Maden sich nach ihrer Entwicklung im Raupeninnern nach außen herausbohren und sich dort verpuppen. Die hier ansitzenden Puppen werden fälschlicherweise oft als „Raupeneier“ bezeichnet. Grabwespen erbeuten ganze Raupen (und andere Insekten) und transportieren diese in einem gelähmten Zustand zu ihren unterirdisch angelegten Nestern. Die aus dem abgelegten Ei schlüpfende junge Grabwespenlarve nutzt die gelähmte Raupe (teils werden auch mehrere eingelagert) dann als Lebendnahrung für ihre Entwicklung. Darüber hinaus werden Raupen von verschiedenen Insektenkrankheiten befallen (Bakterien, Viren), die ebenfalls deren Bestand reduzieren. Raupen Chemische Maßnahmen Zur Bekämpfung von Raupen bietet der Handel verschiedene Insektizide an. Sie sollten sich jedoch genau über die Eigenheiten der einzelnen Produkte informieren und Vor- und Nachteile vor dem Kauf abwägen. So wirken die häufig eingesetzten Pyrethrum-Produkte als Kontaktmittel sicherlich recht gut gegen frei fressende Raupen, aber sie unterscheiden nicht zu Nützlingen (u. a. Marienkäfer, Schwebfliegen), so dass auch diese mit abgetötet werden. Von Vorteil bei einer Anwendung bei Obst oder Gemüse ist sicher ihr rascher Abbau, der insbesondere unter Sonneneinstrahlung innerhalb von Stunden einsetzt. Die Wartezeit, also die Zeit zwischen Anwendung und Ernte, ist hier im Vergleich zu anderen Wirkstoffen recht gering (meist nur drei Tage). Andere Produkte auf der Basis von Bacillus thuringiensis, wirken nur als Fraßgift und zudem nur spezifisch gegen Raupen. Sie schonen somit andere Insekten. Eine recht hohe Spezifität besitzen Viruspräparate, die auch für den Hausund Kleingarten angeboten werden, beispielsweise gegen die Larve vom Apfelwickler. Wichtig ist hier der richtige Einsatztermin, da die frisch geschlüpften Larven das mit der Spritze ausgebrachte Produkt fressen müssen, bevor sie sich in die Frucht einbohren. Die Viren infizieren dann die Darmzellen der Larven und töten diese ab, ohne Nebenwirkungen auf andere Tiere oder den Menschen auszuüben. Jedes Produkt besitzt somit spezifische Eigenschaften, die im Rahmen der Beratung im Gartencenter oder Garten- fachhandel hinterfragt werden sollen – und übrigens auch müssen. So fordert der Gesetzgeber (Pflanzenschutzgesetz) vom Einzelhandel eine Unterrichtung dem Kunden gegenüber, insbesondere mit Blick auf die Anwendung, Verbote und Beschränkungen. Lesen Sie vor jedem Einsatz der Insektizide die Gebrauchsanweisung und Dosierungshinweise genau! Pheromonfallen haben einen besonderen Wirkungsmechanismus: Diese Stoffe, die von Insekten in die Luft abgegeben werden, dienen der stummen Verständigung innerhalb der gleichen Art. Einsetzbar im Pflanzenschutz sind nun insbesondere die Sexualpheromone, die der Geschlechterfindung dienen und insbesondere vom Weibchen abgegeben werden, um das Männchen anzulocken. Diese Verbindungen wurden nun künstlich hergestellt und in einen Duftspender (Pheromonkapsel) eingebaut, der mit einer klebrigen Falle kombiniert ist. Mit Hilfe dieser im Baum aufgehängten Fallen werden häufig zwei Ziele verfolgt. Zum einen ein direkter Bekämpfungserfolg (die abgefangenen Männchen können keine Weibchen begatten, so dass eine Eiablage unterbleibt) und zum anderen ein Nachweis der höchsten Flugaktivität der Falter, um den Termin einer Insektizidspritzung optimal bestimmen zu können. Derartige Pheromonfallen gibt es spezifisch für die verschiedenen Obstschädlinge (Apfelwickler, Pflaumenwickler). 71