Großflächige Landinvestitionen, Territorialität und Widerstand in Postkonflikt-Bougainville Anne Hennings, Westfälische Wilhelms-Universität Münster1 Paper präsentiert auf dem 47. AFK Kolloquium in Berlin März 2015 ABSTRACT Responding to the academic void on resistance and its impact on peacebuilding, I turn to opposition against large-scale land acquisitions in the post-war context of Bougainville. After independence copper mining triggered civil war on Bougainville - often referred to as the “world’s first successful eco-revolution”. Nowadays the province faces a new rush on land and resources, which is embedded in the contemporary global phenomenon of large-scale land investments for mining, agricultural, tourism or green purposes. Promising in terms of reconstruction and economic prosperity, this recent development may entail risks for reconciliation processes and long-term peace prospects though - due to the unjust distribution of negative externalities and benefits. Thus, resistance likely occurs, ranging from nonviolent to violent means. Besides community and state capacities, territory plays an important role in this regard, which is characterized by the dimensions of identity, authority and economic efficiency. Since territory encompasses interactions of social life and power alike, territoriality indicates exclusion and control mechanisms over people in a certain area. Accordingly, I apply assemblage theory that is most helpful to analyze ever-faster social, environmental or technical transformations and changing configurations. Although less considered in peace and conflict studies, yet, assemblage thinking allows an alternative perspective on identity, capacities and power in plural post-conflict societies, i.e. in times of land tenure shift, resource scarcity and reconciliation. Drawing from findings on the Bougainville case, my papers aims to reveal applied means of resistance and its impact on conflict transformation processes and, hence, to identify, if new (armed) conflicts may emerge along former conflict lines. 1 Kontakt: [email protected] 1 EINLEITUNG In Zeiten von Klimawandel und einer kombinierten Nahrungsmittel-, Energie- und Finanzkrise (McMichael 2013: 48) sind Zugang und Kontrolle über Land und Ressourcen zunehmend umkämpft. Auch wenn großflächige Landakquisen bzw. ausländische Direktinvestitionen per se kein neues Phänomen darstellen, so deuten die räumlichen und zeitlichen Dimensionen auf einen Wandel hin (Wily 2012). Seit 2007 wird der globale Landrausch von Regierungen und Unternehmen gleichsam forciert und dabei häufig als progressive Entwicklungsstrategien deklariert. Um die Kommerzialisierung von Land zu legitimieren verweisen Regierungen und Befürworter in der Regel auf die nationale Ertragslücke (Deininger and Byerlee 2011: xxxv–xxxviii) oder erklären große Areale als “ungenutzt”, “leer” oder deklarieren diese gar als “wastelands” (Baka 2013: 411; GRAIN 2014: 58) – unabhängig davon, ob diese bewohnt sind oder durch Gemeinschaftsrecht bewirtschaftet werden. Zudem schaffen Regierungen umfassende rechtliche und ökonomische Anreize für Investoren, während Unternehmen im Gegenzug Erwerbsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung, Technologietransfer und Engagement im Bereich Infrastrukturentwicklung versprechen (Anseeuw et al. 2012: 1–46; Bloomer 2012). Faktisch führen jedoch Vertreibung, ökologische Schäden sowie sozio-kulturelle und politische Marginalisierung zu einer signifikanten Zunahme des Widerstands gegen Land Grabs2 im Globalen Süden. Neben Subsahara Afrika sind vor allem Länder in Südostasien mit schwachen Institutionen und mangelnden Landrechten von Landinvestitionen betroffen (Land Matrix 2015). Insbesondere Postkonfliktstaaten3 locken hier - trotz bestehender Risiken - mit profitablen Bedingungen und dem Versprechen weiter ungenutzter Landflächen. In diesem Zusammenhang erfahren vor allem Kambodscha, Laos, Papua Neuguinea und die Philippinen einen Ansturm auf Land, Wälder und Rohstoffe (Land Matrix 2015). Zunächst schienen diese jüngsten Entwicklungen einen vielversprechenden Beitrag für den ökonomischen Wiederaufbau (Anseeuw et al. 2012: 41–46) zu leisten. Doch die ungleiche Verteilung von Profit und negativen Externalitäten scheint den Versöhnungsprozess und die langfristigen Friedensperspektiven zu unterminieren. Tatsächlich sehen sich betroffene Bevölkerungen zumeist mit Enteignung, Vertreibung, mangelnder Kompensation, ökologischen Langzeitschäden, dem Verlust ihrer Lebensgrundlagen und sozialen Sicherungsnetze sowie neuen strukturellen Abhängigkeiten konfrontiert (Cotula 2013: 125–129; Fairhead et al. 2012: 243–245; Hall 2011; Richards 2 Der Begriff Land Grabbing wird hier in Anlehnung an die Tirana Deklaration (2011) verwendet. Dabei handelt es sich um großflächige Landakquisen für kommerzielle Zwecke, in dessen Kontext Menschenrechtsverletzungen, mangelnde Partizipation, Information und Kompensation der betroffenen Bevölkerung und fehlende ökologische und soziale Gutachten auftreten. Die Begriffe Landnahme, Landinvestitionen, ausländische Direktinvestitionen etc. hingegen beziehen sich nur auf die Kommodifizierung von Land, Wasser und anderen natürlichen Ressourcen und werden synonym verwendet. 3 Postkonfliktsituationen sind vulnerable politische und ökonomische Übergangsphasen. Ein Scheitern des Friedens ist innerhalb der ersten zwei Dekaden jederzeit möglich (Badran 2014: 213). 2 2013: 24–27). Insbesondere die (erneute) Vertreibung bzw. Umsiedlung von Bevölkerungsteilen stellt für die Stabilität von Postkonfliktländern vor dem Hintergrund der meist noch ungelösten Flüchtlingsproblematik eine besondere Herausforderung dar (Ince 2014). Infolgedessen nimmt der Widerstand gegen großflächige Landinvestitionen und damit einhergehenden Konsequenzen auf lokaler und regionaler Ebene in Form von Demonstrationen, Blockaden oder auch gewaltsamen Auseinandersetzungen zu. Unter Bezugnahme auf historische und aktuelle Entwicklungen zielt das Papier darauf ab, die angewandten Widerstandsformen gegen Land Grabbing in Bougainville aufzuzeigen und die damit einhergehenden Konsequenzen für die Friedenskonsolidierung zu analysieren. Dabei steht die Frage im Fokus, inwiefern (gewaltsamer) Widerstand gegen Land Grabbing den Versöhnungs- und Konflikttransformationsprozess unterminieren und dadurch gewaltsame Konflikte (entlang vorheriger Konfliktlinien) hervorrufen kann. Papua Neuguinea ist aus zwei Gründen besonders als Fallbeispiel geeignet. Erstens, gilt der bewaffnete Widerstand der lokalen Bevölkerung gegen die sozialen und ökologischen Auswirkungen der damals weltweit größten Kupfermine in Panguna und der daraus resultierende Bürgerkrieg (1988-1998) in Bougainville als die erste erfolgreiche „Öko-Revolution“ (Rotheroe 2000). Zweitens, werden ausländische Direktinvestitionen zu einer wichtigen (künftigen) Einnahmequelle des bis 2020 wohl unabhängigen Staates Bougainville avancieren. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage sucht die autonome Regierung daher jetzt schon nach Finanzierungsmöglichkeiten. Anknüpfend an Deleuze’s und Guattari’s poststrukturellem Assemblage Konzept, analysiere ich Territorialisierungsprozesse, die dazu beitragen die Identität und Kapazität von Assemblages (z.B. Gemeinden) zu stärken bzw. zu destabilisieren. Dieser Ansatz ermöglicht die Mensch-Natur Dichotomy zu überkommen, ebenso wie die Akteurs-Struktur Binarität. Assemblage Denken erlaubt vielmehr Prozesse und Interaktionen auf verschiedenen Ebenen und zwischen heterogenen Akteuren und der Umwelt zu analysieren und zu verstehen. Diese Perspektive ist besonders nützlich in pluralistischen Nachkriegsgesellschaften in Zeiten von veränderten Landbesitzverhältnissen, Ressourcenknappheit und Versöhnung. Nach einer kurzen Übersicht zu relevanten aktuellen Literaturdiskussionen mit Fokus auf die Debatten um Land Grabbing, Peacebuilding und (ländlichen) Widerstand wird das Assemblage Konzept aus theoretischer und methodischer Perspektive näher erläutert. Daran anschließend erfolgt die Analyse der großflächigen Landnahme in Bougainville unter Einbezug historischer Entwicklungen vor und während des Bürgerkrieges. 3 PEACEBUILDING UND WIDERSTAND GEGEN GROßFLÄCHIGE LANDINVESTITIONEN Landnutzungswandel und Widerstand Konzeptualisieren Widerstand und Konflikte rund um großflächigen Landnutzungswandel und kommerzielle Landakquisen sind bisher kaum Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte. Violent Environments (Peluso und Watts 2001) bietet hier mit seiner kritischen politischen Ökonomie Perspektive auf Ressourcen- und Machtakkumulation erste Anknüpfungspunkte. Das Konfliktpotenzial der jüngsten Land Grabbing Aktivitäten wird jedoch meist nur im Rahmen fehlender Partizipation und Vertreibung angesprochen, es fehlen jedoch weiterhin systematische Untersuchungen zu Widerstand, Protest und regionalen Konflikten. Grund hierfür ist, neben der Aktualität des Themas und den besonderen Herausforderungen der empirischen Datenerhebung, sicher auch der mangelnde interdisziplinäre Austausch zwischen der Friedens- und Konfliktforschung und der sozialen Bewegungsforschung. Auf Seiten letzterer überwiegen vor allem Fallstudien zu transnationalen Bewegungen (Borras 2010), wie bspw. La Via Campesina, und (ländlichen) sozialen Bewegungen im Globalen Süden. An dieser Stelle sei auf die umfassende Studie von Moyo und Yero (2005) verwiesen, die sich mit Widerstand rund um Land in Afrika und Asien beschäftigt. Konzeptionell beziehen sich die Mehrheit dieser Studien auf Konzepte zu Framing, Mobilisierung und Identität bzw. James Scotts Everyday Resistance Ansatz (1985). Scotts Ideen von alltäglichen Formen des Widerstands werden dabei zunehmend auch im Kontext von Land Grabbing aufgegriffen (siehe Adnan 2013; Malseed 2008). Im süd(ost)asiatischen Kontext gibt der Bericht „Building Community Resistance against Land Grabbing“ (PAN 2013) einen Einblick in Anti-Land Grab Kampagnen in Indonesien, Sri Lanka, Pakistan, den Philippinen und Malaysia. Alison Schneider (2011) hingegen analysiert die komplexe Situation in Kambodscha unter Bezugnahme auf Kerkvliets und Scotts Arbeit zu alltäglichem Widerstand (2009) und die Frage nach der Effektivität von (un)organisiertem Widerstand. Dabei lassen sich drei rurale Widerstandsformen unterscheiden: offizieller Widerstand in den zuständigen Behörden; alltäglicher Widerstand, der tendenziell ungeplant und indirekt ist; sowie „advocacy politics“ als öffentliche, direkte Interessenvertretung. Die letzten beiden Formen zeigen exemplarisch die dialektische Beziehung zwischen „Beherrscher“ und „Widerständigen“, die entscheidend für die (meist gewaltsame) Eskalation von Widerstand ist (Schneider 2011: 7). Da in dieser Untersuchung die Implikationen von Widerstand für den Peacebuildingprozess im Fokus stehen, wird auf eine detaillierte Analyse des Widerstands gegen Land- und Ressourcenkommodifikation in Bougainville - hinsichtlich Framing, Ressourcenmobilisierung und Organisationsstruktur - verzichtet. Auch wenn Motive und Interessen der am Widerstand beteiligten Gruppen berücksichtigt werden, stehen vielmehr die Interdependenzen mit den (un)friedlichen Beziehungen (Menzel 2015) in Postkonflikt-Bougainville im Vordergrund. 4 Landnahme und Widerstand in der Peacebuilding Forschung Der Wiederaufbau eines Landes infolge eines bewaffneten Konflikts oder Krieges zielt in erster Linie darauf ab, Grundlagen für einen nachhaltigen Frieden4 zu schaffen. In diesem Sinn werden die folgenden vier Aspekte adressiert: Sicherheit; Gerechtigkeit und Versöhnung; soziales und ökonomisches Wohlergehen; Governance und Partizipation (siehe Woodward 2013; Jarstad and Sisk 2008; Schneckener 2005). Insbesondere der neoliberale Ansatz wird dabei von Geberstaaten und internationalen Organisationen gleichsam favorisiert und die Vorzüge von „corporate peace“ (HaskiLeventhal and Schippa 2013) bekräftigt, wodurch ausländische Direktinvestitionen als Mittel zur Stabilisierung und dauerhaften Frieden legitimiert werden. Die soziale Komponente von Peacebuilding gerät damit zunehmend aus dem Fokus (Menzel 2015: 26), was wiederum die Nachhaltigkeit der Friedenskonsolidierung in Frage stellt. Gleichzeitig werden die soziale und symbolische Dimension von Land und Ressourcen sowie deren Rolle in Konflikten bislang nur unzureichend in Betracht gezogen (van der Auweraert 2013: 349). Trotz der potenziellen Risiken für Friedenskonsolidierungsprozesse hat sich die Frieden- und Konfliktforschung bislang kaum mit dem Einfluss großflächiger Landinvestitionen in Kriegs- oder Nachkriegskontexten beschäftigt. Einen Überblick über die vielschichtigen Konfliktdynamiken von Land- und Ressourceninvestitionen im Zusammenspiel von Identität, externen Interessen und Landnutzungswandel zeigen Gertel et al. (2014) anhand des Sudans auf. Einen wichtigen Beitrag leistet zudem Gearoid Millars Analyse zu den Auswirkungen von Land Grabbing auf die friedenspolitischen Entwicklungen im Nachkriegskontext Sierra Leone (2015) – ohne dabei jedoch kommunale Bewältigungsstrategien oder potenzielle Synergien zwischen Kriegserfahrung und Widerstandsformen zu berücksichtigen. Abgesehen von Widerstand gegen liberale Friedenskonsolidierungsmaßnahmen (Mac Ginty 2011), auch als „politics of resistance“ der nationalen Elite bezeichnet (Chandler 2013: 26f.), bleibt Widerstand in Nachkriegsgesellschaften weitgehend unerforscht. Parallelen zeigen sich jedoch zur Debatte um die Motivation bewaffneter Gruppen (siehe u.a. Schlichte 2009; Gurr 2012; Collier et al. 2009). Denn auch bei der Entstehung von sozialen Bewegungen und Widerstand spielen sozio-ökonomische und politische Missstände eine zentrale Rolle. Missstände sind zugleich Schlüssel zur inneren und externen Legitimation bspw. zu Mobilisierungs- und Finanzierungszwecken, was sowohl für soziale Bewegungen als auch für bewaffnete Gruppen zutrifft. 4 Reychler und Paffenholz definieren nachhaltigen Friedens als “ situation characterized by the absence of physical violence; the elimination of unacceptable political, economic and cultural forms of discrimination; a high level of internal and external legitimacy or support; self-sustainability; and a propensity to enhance the constructive transformation of conflicts (2001: 12). 5 Anknüpfungspunkte bieten zudem die Arbeiten von Unruh und Williams (2013) zur Rolle von Land sowie von Lujala und Rustad (2012) zu extraktiven Rohstoffen in Peacebuilding Prozessen. Während Kämpfe um die Kontrolle über bzw. die Ausbeutung von Land und Rohstoffen zu (bewaffneten) Konflikten bzw. dessen Finanzierung beitragen können, stellt die Umverteilung von Land bzw. die (Neu-) Aushandlung von Konzessionen ein reales Risiko für die Friedenskonsolidierung dar (Unruh/Williams 2013: 536). Vertreibung, Gewalterfahrung und Ernährungsunsicherheit verändern zudem soziale Beziehungen sowie gesellschaftliche Regulierungsinstrumente bzw. Institutionen nachhaltig. Ferner suchen Regierungen meist noch Jahre nach Kriegsende Lösungen für Flüchtlinge, ungelöste Landfragen und die Reintegration von Ex-KombattantInnen (Elhawary/Pantuliano 2013: 117). Gemeinsam haben UNEP und UNDP (2013) den Nexus natürliche Ressourcen und Demobilisierung, Entwaffnung und Reintegration sowie damit verbundene Konfliktrisiken und langfristige Chancen im Erwerbsbereich untersucht. Bisherige Versuche die globale Landnahme zu konzeptualisieren, beschränken sich überwiegend auf die Makroebene. Neben der Neo-Gramscianischen Perspektive (Goodman/Salleh 2013) sind besonders globalisierungskritische Ansätze (Margulis/Porter 2013) prominent vertreten. Auch wenn mithilfe dieser Konzepte (globale) Machtdisparitäten aufgedeckt werden können, so sind diese Erklärungsansätze nicht in der Lage die Mensch-Natur-Beziehung und damit verbundene Dynamiken zu erklären. Eine ganzheitliche Betrachtung von Landnahme und Widerstand ist jedoch notwendig, um die Konsequenzen für Konflikttransformation und Versöhnung zu verstehen, weshalb ich an dieser Stelle an den Assemblage Ansatz anknüpfe. Erst kürzlich von den IB aufgegriffen, beziehen sich Sassen (2013) und McMichael (2012) auf das Assemblage Konzept, um das Phänomen Land Grabbing auf Makroebene zu analysieren. Bisher überwiegend in der Geografie und Ethnologie angewandt, birgt Assemblage neue Perspektiven auch für die Friedens- und Konfliktforschung, wie u.a. Hoffman’s (2011) “war machines”, eine Analyse zur Rolle und Motivation von jungen Männern im sierraleonischen und liberianischen Bürgerkrieg. Die Vorteile des Assemblage Konzepts für die Untersuchung von Widerstand gegen Land Grabbing in Postkonfliktstaaten wird im Folgenden ausgeführt. ASSEMBLAGE THEORIE UND DAS TERRITORIALITÄTSKONZEPT Um neue sozialen Formationen infolge der multiplen Krise des Kapitalismus und des Klimawandels besser verstehen zu können, findet das Assemblage Konzept zunehmend Befürworter (Larner 2011: 332). Mit dem non-dualistisches Verständnis von Natur und Sozialem geht zunächst ein radikaler Bruch mit den bisherigen Theorien der IB einher, welche derzeit kaum mit den rasanten sozialen, ökologischen und technischen Transformationen Schritt halten können (Acuto und Curtis 2014: 2). Die nicht anthropozentristische Ausrichtung (Anderson et al. 2012: 172) des Assemblage Ansatzes 6 ermöglicht hingegen komplexe Zusammenhänge und Prozesse bspw. in pluralistischen Postkonfliktkontexten in Zeiten von Landnutzungswandel, anhaltenden Territorialkonflikten, Ressourcenknappheit und Versöhnung tiefgehend zu analysieren. Oft als „anti-strukturelles Konzept“ bezeichnet, erlaubt Assemblage Denken der bzw. dem Forschenden „to speak of emergence, heterogeneity, the decentred and the ephemeral in nonetheless ordered social life” (Marcus und Saka 2006: 101). Dabei nehmen Praktiken eine zentrale Position ein, da diese unmittelbar auf Beziehungen und deren Entstehung einwirken (Bueger 2014: 62). Mithilfe des Assemblage Konzepts soll jedoch nicht nur eine neue konzeptionelle Perspektive aufgezeigt, sondern auch die Forschungsfelder Peacebuilding, soziale Bewegungsforschung sowie das Phänomen globale Landnahme zusammengebracht- und gedacht werden. Im Folgenden beziehe ich mich auf Ontologie und Assemblage Ansatz von Manuel DeLanda (2006; 2011), der Deleuzes und Guattaris poststrukturalistische Ideen weiterentwickelt hat5. Bevor im nächsten Schritt das Konzept auf den Widerstand gegen Landinvestitionen und Peacebuilding Kontexte angewandt wird, werden zunächst die zentralen Begrifflichkeiten und Charakteristika von Assemblages erläutert. Macht und Interaktion im (sozialen) Raum Im Verständnis der Assemblage Ontologie ist jede Einheit als spezifisches immanent historisches Produkt zu verstehen, wie bspw. eine Organisation, eine Stadt, ein Freundeskreis oder auch ein Territorialstaat. Diese Assemblages formen dabei kein „nahtloses Ganzes“ (Deleuze 1987: 698; DeLanda 2011: 188), sondern implizieren „emergence“ als Resultat ihrer interagierenden Einheiten (Li 2007: 264). In diesem Prozess behalten die Einheiten ihre Identität und Autonomie bei und können so jederzeit Bestandteil einer anderen (größeren) Assemblage werden. Die besonderen Eigenschaften einer Assemblage entstehen durch Interaktion zwischen den Bestandteilen, welche aber durch deren Kapazitäten bedingt wird (DeLanda 2011: 205). Assemblage Bestandteile sind zudem durch materielle und expressive Eigenschaften (z.B. Solidarität, Legitimität, Prestige) geprägt. Vertikale Beziehungsmuster sind Deleuze zufolge Teil des sozialen Raums, wobei Macht die Beziehung zwischen Kräften, und nicht zwischen den Subjekten selbst, darstellt (Deleuze and Guattari 1987: 27; Lambert 2006: 143). Kräfte sind dabei definiert als “any capacity [be it physical, socio-economic, legal, mystical] to produce or change a ‘becoming’” (Parr 2011: 111). Jedes Ereignis bzw. Phänomen resultiert demzufolge aus hierarchischen Interaktionsstrukturen zwischen diesen Kräften. Daher ist Macht im Assemblage Verständnis weder zentral herrschend noch gleich verteilt, sondern zeigt sich in immer 5 Wenngleich eine zunehmende interdisziplinäre Adaption des Konzepts zu beobachten ist, beziehen sich sowohl AutorInnen aus der Geografie (u.a. McFarlane 2011), der Ethnologie (siehe Hoffman 2011; Li 2007) sowie anderen Sozialwissenschaften auf Gilles Deleuzes und Félix Guattaris poststrukturalistische Arbeiten. 7 neuen, transformierenden Formen (Anderson and McFarlane 2011: 125). Die Machtdimension ist ebenfalls integraler Bestandteil von Territorialität, den Inklusions- bzw. Exklusionsmechanismen von Menschen in bestimmten Gebieten. Meist reduziert auf räumliche Dimensionen, bilden Territorien auch Interaktionen des sozialen Lebens sowie Machtdynamiken ab. Daran anknüpfend beschreibt Territorialität den Versuch eines Individuums oder einer Gruppe Menschen, Phänomene oder Beziehungen durch die Durchsetzung von Kontrolle über ein geografisches Areal zu beeinflussen (Sack 1986: 387–388). Diese Praxis wird insbesondere von Staaten (Vandergeest und Peluso 1995; Hassner 1997: 57), aber bspw. auch im Kontext gewaltsamer Konflikte, zur Konsolidierung bzw. Ausweitung von Macht und Einfluss angewandt. Assemblage im Spannungsfeld von Widerstand um Landnutzungswandel in Nachkriegskontexten Assemblages werden anhand zweier Achsen determiniert: von Territorialisierungs- und Kodierungsprozessen. Zwischen diesen beiden Mechanismen „passiert alles“, das heißt heterogene Bestandteile kommen hier zusammen bzw. lösen sich auf (Anderson and McFarlane 2011: 149). Territorialisierungsprozesse betreffen die interne Homogenität einer Assemblage und lassen sich in drei Kategorien unterteilen – auch wenn jeder Bestandteil in multiple Prozesse involviert sein kann (DeLanda 2006: 13-14, 123; Deleuze and Guattari 1987: 703–705). Im Folgenden werden die Territorialisierungs- und Kodierungsprozesse dargestellt und in Bezugnahme auf den Nexus Widerstand, Peacebuilding und Landnutzungswandel durch Land Grabbing erläutert. Territorialisierung stabilisiert die Identität einer Assemblage, indem die interne Homogenität gestärkt und die (räumlichen) Grenzen definiert werden. Dieser Mechanismus wird insbesondere von Staaten angewandt „[that] distinguishes the legal from the illegal, the legitimate from the illegitimate, the licit from the illicit” (Hoffman 2011: 8). Dadurch reguliert der Staat nicht nur den Zugang zu Ressourcen, sondern weitet auch seine Kontrolle über (Teile der) Bevölkerung aus, was Vandergeest und Paluso als „property rights over people” (1995: 394) kritisieren. Territorialisierung impliziert dadurch die Exklusion bestimmter sozialer Gruppen sowie die Monopolisierung ökonomischer Gewinne durch die Kontrolle von Ressourcen. Damit können auch großflächige Landinvestitionen als staatlicher Territorialisierungsakt begriffen werden. Der Akt der Landnahme geht dabei weit über die (materielle) Akquise natürlicher Ressourcen hinaus und ist vielmehr als staatlicher bzw. privatwirtschaftlicher Kontrollgewinn über soziale, kulturelle und ökonomische Ressourcen zu sehen6. Besonders die Rolle der Regierung ist bei der Landvergabe von entscheidender Bedeutung. Denn auch wenn ein Machtgefälle zwischen Investoren und Regierungen besteht, sind letztere „[not only] victims coerced 6 Land Grabbing wird auch definiert als „capturing power to control land and other associated resources like water, minerals and forests, in order to control the benefits of its use“ McCarthy et al. (2012: 523). 8 into accessing foreign capital by selling off pieces of their national territory to more powerful economic or political players” (Wolford 2013: 192). Die staatliche Motivation wird im Umgang mit der betroffenen Bevölkerung hinsichtlich der Einbindung in Entscheidungsprozesse, Kompensationszahlungen und der Reaktion auf Widerstand sichtbar. Wird Widerstand gegen Ressourcengerechtigkeit und Landverteilungsfragen unterdrückt, findet, in doppelter Hinsicht, eine starke Form der (staatlichen) Territorialisierung statt. Zugleich können soziale Bewegungen auf lokaler Ebene zur verstärkten Identitätsbildung und damit Territorialisierung beitragen. Beide Prozesse können aufgrund der unterschiedlichen materiellen und expressiven Eigenschaften der Assemblage Einheiten, in diesem Fall Staat und Landbesitzer bzw. soziale Bewegung, und damit verbundenen Machtdynamiken (zumindest eine Zeit lang) parallel verlaufen. Die Kommodifizierung von Land und staatliche Territorialisierung müssen jedoch nicht zwangsläufig miteinander verbunden sein. Deterritorialisierte Assemblages hingegen sind eher heterogen und weisen unbestimmtere Grenzen auf. Hier unterscheidet Deleuze relative und absolute Deterritorialisierung. Erstere bezieht sich auf destabilisierende Prozesse, in deren Folge sich Assemblages für Transformationen öffnen und woraus neue Identitäten hervorgehen (DeLanda 2006: 14). Beispiele dafür sind dynamische Peacebuildingkontexte oder die Übertragung von staatlichem Land an eine indigene Verwaltung. Im Kontrast dazu steht der Prozess der absoluten Deterritorialisierung, der eher destruktive Tendenzen aufweist und in der Regel mit einem radikaleren Identitätswandel einhergeht. Dies kann bspw. durch Gewalt oder den Verlust von Lebensgrundlagen hervorgerufen werden. Infolge großflächiger Landumnutzung für kommerzielle Zwecke, Vertreibung und dem Verlust von Lebensgrundlagen können beide Formen der Deterritorialisierung, zum Teil auch gleichzeitig, auftreten. Entwickeln die betroffenen Gemeinden alternative Bewältigungsstrategien ohne dabei in Konflikt mit dem Staat oder anderen Gruppen zu geraten oder öffnen sich neue Dialogfenster, kann man von Reterritorialisierung sprechen. Reagiert der Staat jedoch repressiv auf öffentliche Kritik und (gewaltlosen) Protest, so sieht sich die betroffene Bevölkerung gezwungen konfrontativere und riskantere Formen des alltäglichen Widerstands anzuwenden (Kerkvliet 2009: 34). Infolgedessen steigen das Eskalationsrisiko sowie das Gewaltpotenzial, die Autorität des Staates wird zunehmend unterminiert, was den Deterritorialisierungsprozess weiter verstärkt. Dies kann besonders in fragilen Peacebuildingsituationen weitreichende destruktive Folgen haben (Hoffman 2011: 9), den Friedensprozess unterbrechen und sogar zu neuen gewaltsamen Konflikten führen. Kodierungsmechanismen ergänzen Territorialisierungsprozesse, sind eng verknüpft mit den materiellen und expressiven Eigenschaften der Assamblage Bestandteile und werden zumeist von den Medien unterstützt. Zentral ist hier die Ausprägung der legitimen Autorität. In sehr formellen oder z.T. auch in traditionsreichen Kontexten entstehen eher kodierte Assemblages, während geschwächte 9 Regeln bzw. Institutionen, wie bspw. infolge von bewaffneten Konflikten oder Krieg, tendenziell dekodieren. Soziale Assemblages sind in der Regel jedoch weder stark kodiert noch territorialisiert (DeLanda 2006: 15). Interaktionen im Rahmen von Widerstand werden als noch nicht kodiert und quasi „nicht-existent“ im räumlichen Verständnis bezeichnet, da Widerstand plötzlich am Rande einer assemblage „within historical arrangement(s) of power relations” entsteht (Lambert 2006: 143–144). Dennoch sind die materielle und expressive Dimension entscheidend für den Erfolg von sozialen Bewegungen und der künftigen Kodierung der Gesellschaft. TERRITORIALITÄT , WIDERSTAND UND MACHTDYNAMIKEN IN POSTKONFLIKT B OUGAINVILLE Papua New Guinea gehört weltweit zu den Top 10 Zielländern für großflächige Landakquisen. Dabei sind bereits über 5,2 Millionen Hektar überwiegend an ausländische Unternehmen verpachtet worden (Land Matrix 2015), was etwa 11% der Landesfläche entspricht – meist ohne vorherige Information oder Partizipation der betroffenen Bevölkerung (Global Witness 2014: 1f.). Investoren interessieren sich neben den zahlreichen mineralischen Rohstoffen besonders für die (kommerziell) unberührten Regenwaldflächen, die sich gut für agro-industrielle Großplantagen eignen. Illegale Rodung, weitflächige Degradierung von Böden und Wasser, Vertreibung und steigende Ernährungsunsicherheit stellen die Regierung jedoch zunehmend vor Herausforderungen (siehe Mousseau 2013). Zwar wurden Mitte 2014 ein Drittel der Special Agricultural Business Leases (SABL) per Gerichtsbeschluss aufgrund bestehender Diskrepanzen zum geltenden (Gemeinschafts-) Landbesitzrecht widerrufen. Doch hat das Bundesgericht Anfang 2015 einen Stopp für dessen Umsetzung angeordnet und die gerichtliche Prüfung der anderen SABLs steht noch aus. Auch Bougainville rückt zunehmend in den Fokus von Investoren, ist jedoch aufgrund seines Autonomiestatus von den SABL Regelungen ausgenommen. Nach Ende des Sezessionskrieges 1998 vertiefte sich die Debatte um (nachhaltigen) Bergbau und andere Möglichkeiten ausländischer Direktinvestitionen. Nach sieben Jahren Verhandlung verabschiedete die Autonome Regierung Bougainvilles im August 2014 zunächst ein vorläufiges Bergbaugesetz unter Berücksichtigung von Bougainvilles „besonderen Bedürfnissen“. Dem Gesetz zufolge gehören mineralische Rohstoffe den gewohnheitsmäßigen Landbesitzern, die ebenfalls ein Vetorecht bei Explorationslizenzen haben. Unterliegt Land nicht dem Gewohnheitsrecht besitzt die Bougainville Regierung die Rohstoffe (PNG Mine Watch 2014). Kritiker werfen der Regierung jedoch vor mit diesem Gesetz ebenfalls den Weg für die Wiedereröffnung der bis heute umstrittenen Panguna Mine7 zu ebnen - mit Privilegien für den bisherigen Betreiber Rio Tinto/BCL – und damit die eigene Machtposition zu stärken. Andere Stimmen argumentieren, dass die Regierung stattdessen eher Kleinbergbau und Kleinbauern unterstützen 7 Ausführlichere Informationen zur Panguna Kupfermine und dessen Auswirkungen siehe Vernon (2005). 10 sollte (Allen 2014). Inmitten dieser Kontroverse um nachhaltige Investitionen, Peacebuilding und die Suche nach staatlichen Finanzierungsquellen wurde kürzlich das Bougainville Inward Investment Bureau gegründet. Mit dem Ziel verantwortungsvolle Investitionen zu fördern, verständigte sich das Amt auf sechs ethische Grundprinzipien und identifizierte Landwirtschaft, Tourismus, Fischerei sowie Bergbau als die wichtigsten Sektoren in Bougainville (BIIB 2014). Bougainvilleans wollen jedoch nicht nur eine Beobachterrolle einnehmen, sondern aktiv in den Entwicklungsprozess des Landes integriert sein. Es bleibt zudem abzuwarten, ob die Regierung die bisherige Rhetorik von nachhaltigen Investitionen in Land, Wälder und Mineralien umsetzen wird. Die anstehende Wiedereröffnung der Panguna Mine, die Vergabe weiterer Explorationslizenzen sowie zunehmende agroindustrielle Investitionen deuten allerdings auf eine entgegengesetzte Entwicklung hin. In diesem Zusammenhang ist auch ein Anstieg von offenem Widerstand gegen die Landvergabe an Investoren und kommerzielle Landumnutzung zu verzeichnen. 2009 formierte sich bspw. Widerstand gegen die unrechte Landvergabe an ausländische Investoren in Tinputz; seit 2011 protestieren betroffene Gemeinden gegen die Torokina Palmölplantage und damit verbundene Korruptionsfälle. Hier zeigt sich, dass ruraler Widerstand in Nachkriegs-Bougainville trotz dezentraler Strukturen gut organisiert ist und sich meist in Form von „advocacy politics“ direkt an die Öffentlichkeit und die zuständigen Behörden richtet. Bereits nach Kriegsende begannen Oppositionsgruppen Forderungen und Kritik durch Medien und juristische Mittel Nachdruck zu verleihen. Im Jahr 2000 reichte eine Gruppe Betroffener eine Menschenrechtsklage in den USA gegen die Betreiber der Panguna Mine ein – jedoch gewann Rio Tinto/BCL den Prozess 2013. Damit bleibt Panguna das Symbol für soziale Ungerechtigkeit und Missstände in Bougainville, weshalb die anvisierte Wiedereröffnung, von Präsident John Momis eifrig vorangetrieben („Panguna will be reopened by force“ (PNG Mine Watch 2015)), heftigen Widerstand erfährt. Ignoriert der Staat jedoch die Sorgen8 und den Ärger der Bevölkerung, wird damit womöglich ein neuer gewaltsamer Konflikt provoziert. Ähnlich wie im Vorfeld des bewaffneten Konflikts in den 198oer Jahren dominieren derzeit gewaltfreie Widerstandsformen, wie Demonstrationen, Blockaden, Petitionen oder öffentliche Kampagnen (EJOLT 2014; May 2004: 278). Analysiert man die „advocacy politics“ der Opposition zwischen den 1960er und 1980er Jahren wird deutlich, dass die Ignoranz der Regierung in Port Moresby und die damit einhergehende Marginalisierung der ländlichen Bevölkerung zur gewaltsamen Transformation des Widerstands beigetragen hat. Während der Explorationsphase begegnete die Regierung dem, nur sporadisch gewaltsamen, Widerstand der Panguna Landowners Assoication (PLA) noch mit Kom8 Im melanesischen Kulturverständnis besteht eine tiefe Verbindung zwischen Mensch und Land, welchem darüber hinaus eine zentrale Funktion bei der Zahlung von Kompensationen zukommt. Ein Vorsitzender der PLA 1989 betonte: ‚Land is marriage – land is history – land is everything. If our land is ruined our life is finished’ (Perpetua Serero zitiert aus May 2004: 273). 11 pensationsangeboten. Doch neben ausbleibenden Entschädigungszahlungen und zunehmenden Gesundheitsproblemen der Bevölkerung ist die Veröffentlichung des Umweltfolgenberichts Ende 1988 als Auslöser für die Eskalation der Gewalt und den Wandel vom Protest zum bewaffneten Aufstand zu sehen (May 1990: 174). Um den Widerstand in der Bevölkerung zu legitimieren, griff Francis Ona (Anführer des militanten PLA Flügels und ehemaliger BCL Mitarbeiter) die post-koloniale antiMissionierungskritik der Hahali und der Dameng Bewegung9 auf (Regan 2002). Entgegen der Annahme, Bougainvilleans seien „a united people, resisting colonialism, mines, and, later, Papua New Guinea” (Regan 2002), variieren die Meinungen zu Missständen, Widerstand und Seperatismus je nach Kolonialerfahrung und sozio-ökonomischen Status teilweise bis heute deutlich10. Daher versuchte Francis Ona dem Widerstand bereits frühzeitig eine geeinte Identität zu geben, indem er den Kampf eng mit der Forderung nach Unabhängigkeit verknüpfte: „We are not part of your country any more […] We belong to the Republic of Bougainville and we are defending our island from foreign exploitation” (Francis Ona 12. April 1989 zitiert aus: May 2004: 274f). Die frühe Territorialisierung der Widerstandsbewegung förderte zudem Reterritorialisierungsprozesse auf gesamtgesellschaftlicher und politischer Ebene und trug damit zur Herausbildung eines Nationalgefühls in Bougainville bei. Während sich die staatliche Autorität im Bürgerkrieg zurückzog, erstarkten zugleich traditionelle Strukturen, die in den Gemeinden bis heute hohes Ansehen genießen und zentral in Entscheidungsprozessen und für Konfliktbeilegungen sind (Regan 2002). Diese anhaltende Entwicklung ist ebenfalls Bestandteil der Reterritorialisierung, in dessen Kontext ferner Zugang zu Macht und Ressourcen des künftigen Nationalstaats ausgehandelt wird. Vor diesem Hintergrund ist die großflächige Landnahme für kommerzielle Zwecke ein besonders sensibles Thema. Die Hemmschwelle im Widerstand zu gewaltsameren Mittel zu greifen ist zudem relativ niedrig. Gründe hierfür sind vor allem in der generell hohen Bereitschaft für die eigenen Rechte einzustehen, dem verlorenen Rio Tinto/BCL Prozess und der schlechten sozio-ökonomischen Situation Bougainvilles zu sehen. Gleichzeitig wurden nicht alle Dörfer, Rebellen und Banden im Rahmen der Peacekeeping Mission erfolgreich entwaffnet (Spark und Bailey 2005). Die geringe Bereitschaft, die Waffen abzugeben, liegt in der Sorge begründet, sich erneut gegen Investoren bzw. den (ignoranten) Staat wehren zu müssen (PNG Mine Watch 2015). Die derzeit wachsende Diskrepanz zwischen den Entscheidungen des Staates und den Interessen der Gesellschaft verweist dabei zugleich auf Deterritorialisierungsprozesse. Ob und inwiefern diese aber tatsächlich destruktiv wirken, hängt vom 9 Dameng unterstützte ab 1989 den bewaffneten Kampf und kritisierte vor allem drei Aspekte an der Panguna Mine: die Zerstörung von Land, welches die Basis für soziale Beziehungen darstellt; die negativen Auswirkungen der Einführung von Geld als Zahlungsmittel auf die bis dato relativ egalitäre Gesellschaftsorganisation; das Ausmaß der Arbeitsmigration. Mehr zu den postkolonialen Bewegungen und Widerstand siehe Griffin (2005). 10 Dies führte im Kriegsverlauf u.a. zu Abspaltungen innerhalb der Widerstandsbewegung, infolgedessen neue Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen entstanden. 12 Umgang der Regierung mit den aktuellen Widerstandsforderungen und der Berücksichtigung der sozialen Peacebuilding Dimension ab. Die Verhandlungsbereitschaft der Regierung wird zudem beeinflussen, ob der Widerstand weiterhin die Strategie der advocacy politics verfolgt oder eine Transformation zu alltäglichen Widerstandsformen inklusive Gewaltlegitimierung vollzogen wird. Momentan wirkt die bevorstehende Unabhängigkeit von Port Moresby noch als Katalysator für ein geeintes friedliches Bougainville, was den Deterritorialisierungsprozess zunächst ausbremst. Kritische Stimmen mahnen jedoch bereits, dass die weitere Landvergabe an Investoren und die Wiedereröffnung der Panguna Mine den anhaltenden Friedens- und Versöhnungsprozess unterminieren wird. ZUSAMMENFASSUNG Die Analyse zeigt die Relevanz von Territorialität im Kontext von Peacebuildingprozessen und Widerstand rund um kommerzialisierte Landumnutzung auf. Besonders nach Bürgerkriegen spielt die Herausbildung einer neuen Nachkriegsidentität und die damit einhergehende Machtkonsolidierung der führenden Elite eine zentrale Rolle. Die derzeitigen Entwicklungen auf Bougainville sind dabei exemplarisch für Friedenskonsolidierungshürden infolge von Sezessionskriegen. Bereits postkoloniale Bewegungen und der frühe Proteste um die Panguna Mine zeigten durch das Aufgreifen des Unabhängigkeitsgedankens als Legitimationsgrundlage Reterritorialisierungstendenzen auf. Die Neuausrichtung eines unabhängigen Bougainvilles unter Einbezug traditioneller Strukturen verlangsamt und dominiert (noch) die gleichzeitig voranschreitenden Deterritorialisierungsprozesse. Letztere können je nach Ausrichtung und Verhandlungsbereitschaft nach der Unabhängigkeit 2020 destruktive Formen annehmen. Bereits jetzt weist der Widerstand gegen großflächige Landinvestitionen Parallelen zur frühen Opposition gegen die ökologischen und sozialen Folgen der Panguna Mine in den 1960er Jahren auf. Problematisch ist hierbei zudem die anhaltende Waffenprävalenz in der Region und die Bereitschaft der Bevölkerung notfalls auch gewaltsam ihre Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Kompensation durchzusetzen. Die territoriale Integrität sowie die Unterstützung der Politik vonseiten der Bevölkerung sind entscheidend für die Stabilität eines neugegründeten Nationalstaates. Zugleich wird der junge Staat Bougainville auf Einnahmen aus ausländischen Investitionen angewiesen sein, was die Politik bereits erkannt hat und in dessen Folge die Investitionsbehörde eingerichtet wurde. Inwiefern Investitionen in Land, Wälder und Mineralien wirklich nachhaltig für Mensch und Ökosysteme gestaltet werden, bleibt jedoch nicht zuletzt aufgrund der schwachen Position Bougainvilles gegenüber Investoren aus China und Asien abzuwarten. Besonders vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte ist die aktuelle politische Rhetorik bezüglich der Panguna Mine schwer nachvollziehbar. Ohne Konsens der Bevölkerung würden die Wiedereröffnung oder ähnliche Großprojekte unmittelbar (gewaltsamen) Wider13 stand hervorrufen. Die Identität der Bougainvilleans, die eng mit dem Land, dem Trauma der Panguna Mine und dem Bürgerkrieg verbunden ist, würde durch nicht-konsensbasierte Bergbauvorhaben bzw. agro-industrielle Großprojekte unterminiert werden. Daher würde sich Widerstand nicht nur gegen die ökologischen und sozialen Folgen der Landinvestitionen richten, was eine geringere Hemmschwelle für gewaltsame Formen der Opposition zur Folge hat. Dies würde auch mit erheblichen Konsequenzen für den derzeitigen Versöhnungsprozess und die Friedenskonsolidierung einhergehen. Welche Rolle vorherige Konfliktlinien spielen, ist derzeit nicht absehbar und hängt auch von den künftigen Machtverhältnissen und Exklusionsprozessen in Bougainville ab. Die Ergebnisse zeigen, dass empirische Forschung zum Nexus Widerstand und Peacebuilding im Kontext von großflächigen Landinvestitionen notwendig ist, um das Konfliktpotenzial und Identitätsbildungsprozesse im Spannungsfeld der aktuellen Entwicklungen analysieren zu können. Der Fokus auf Wiederstand und Opposition ermöglicht dabei die Beziehung zwischen „Dominierenden“ (dem Staat) und „Widerständigen“ (Betroffene, Zivilbevölkerung, Ex-KombattantInnen etc.) in den Blick zu nehmen. Hier könnte auch anschließende Forschung zur Rolle des Konflikttyps und daraus resultierenden potenziell unterschiedlichen Dynamiken in der Peacebuildingphase einen Beitrag leisten. Außerdem schließen sich weiterführende Fragen hinsichtlich des Einflusses von corporate peace und der generellen Verantwortlichkeit von Unternehmen in Nachkriegskontexten an. REFERENCES Aas Rustad, Siri and Päivi Lujala. 2012. High-Value Natural Resources and Post-Conflict Peacebuilding. New York: Routledge. 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