Entzündete Bindehaut

Werbung
Entzündete Bindehaut
...die mit Abstand häufigste Augenerkrankung
Die Augen schmerzen, tränen und jucken, sind gerötet und mitunter
auch lichtempfindlich, manchmal wird ein schleimiges, eitriges Sekret
abgesondert, am Morgen bekommt man die Lider nicht mehr
auseinander, weil sie verklebt sind und nicht selten fühlt es sich an, als
hätte man einen Fremdkörper im Auge. Derartige Beschwerden deuten
auf eine Bindehautentzündung hin.
Dr. Oliver Schuff, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie, betreibt
die Augenordination Hofsteig in Wolfurt. Er und sein Team haben sich
der vorbeugenden und anspruchsvollen Behandlung verschrieben: von
der Sehschule für Kinder über Glaukomvorsorge und -behandlung bis
hin zur Laserchirurgie. Dr. Schuff besitzt zudem ein Diplom im Bereich
der Chinesischen Medizin.
Im Interview spricht er über die verschiedenen Ursachen der Bindehautentzündung, wie diese
behandelt wird und was man selbst tun bzw. lassen sollte.
Herr Dr. Schuff, was genau ist eine Bindehautentzündung und wie kommt es dazu?
Die Konjunktivitis, so der Fachausdruck, ist die mit Abstand häufigste Augenerkrankung, bei der die
Bindehaut des Auges entzündet ist. Dies führt zu stark geröteten und oft tränenden und juckenden
Augen. Sie kann sowohl von äußeren als auch von inneren Reizen hervorgerufen werden. In
schweren Fällen können auch die Hornhaut und die Lider mitbetroffen sein.
Die Ursachen für eine Konjunktivitis sind zahlreich. In den meisten Fällen wird sie durch Bakterien
oder Viren ausgelöst, aber auch eine mangelnde Flüssigkeitsbenetzung des Auges sowie allergische
und toxische Reaktionen können ein Grund für eine Bindehautentzündung sein.
Die häufigsten Bakterien, die zu einer Konjunktivitis führen, sind Gonokokken, Pneumokokken,
Staphylokokken und Hämophilus influenza. Sie führen zu einer mäßig eitrigen Sekretion. Bei
Pneumokokken besteht darüber hinaus die Gefahr eines Hornhautgeschwürs.
Auch Viren und Parasiten können eine Bindehautentzündung auslösen. Zu den wichtigsten gehören
hier Adenoviren, die sich meist durch eine fiebrige, hoch ansteckende Allgemeinerkrankung mit
wässriger Sekretion bemerkbar machen. Ein anderer Verlauf wird durch Herpesviren ausgelöst.
Chlamydien führen zur sogenannten Schwimmbadkonjunktivitis, denn eine Übertragung kann schon
durch die Benutzung des gleichen Badewassers geschehen.
Allergiebedingt ist die Rhinokonjunktivitis. In den meisten Fällen ist sie mit Heuschnupfen verbunden
und tritt demnach zur Pollenflugzeit auf. Sie ist durch ein wässriges Sekret und Bindehautschwellung
gekennzeichnet. Es existiert auch eine toxisch allergische Form zum Beispiel durch
Konservierungsmittel in Augentropfen.
Weitere Auslöser können exogene Reize unterschiedlichster Art oder eine rheumatische Erkrankung
sein. Zur Reizkonjunktivitis führen unter anderem Rauch, Wind, trockene Luft oder sonstige
Umwelteinflüsse.
Was sind typische erste Symptome bei einer Bindehautentzündung?
Bei einer Bindehautentzündung schmerzen und tränen die Augen. Sie sind hochrot und können
lichtempfindlich sein. Häufig besteht auch ein Fremdkörpergefühl. Eventuell wird schleimiges oder
eitriges Sekret abgesondert. Außerdem können die Augenlider nach der Nachtruhe am nächsten
Morgen verklebt sein. Besonders bei allergisch bedingten Erkrankungen stehen Juckreiz und
Schleimhautschwellung im Vordergrund. Nehmen im Krankheitsverlauf Lichtempfindlichkeit,
Eiterabsonderung oder Schmerzen zu, so ist dies ein Zeichen für die Verschlimmerung der Krankheit.
Übrigens: bei Sehverschlechterungen handelt es sich nicht um eine Entzündung der Bindehaut,
sondern um eine Erkrankung der Hornhaut oder des Augeninneren.
Wann sollte bzw. wann muss ein Augenarzt aufgesucht werden?
Allgemein gilt, dass bei geröteten Augen stets ein Augenarzt konsultiert werden sollte, da andere
Ursachen einer Rötung ausgeschlossen werden sollten, wie beispielsweise der Grüne Star. Treten
weitere Symptome auf, ist in jedem Fall ein Facharzt aufzusuchen. Nicht zuletzt, um das Auge durch
eine nicht behandelte Bindehautentzündung nicht unnötig zu strapazieren und im schlimmsten Fall zu
schädigen. Die Diagnose wird vom Augenarzt mit Hilfe einer sogenannten Spaltlampe gestellt. Durch
eine spezielle Beleuchtung erlaubt sie die Betrachtung des vergrößerten Auges.
Wie ist der normale Krankheitsverlauf bei einer Konjunktivitis?
Die Bindehautentzündung heilt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Sollten dann immer noch
Beschwerden bestehen oder sich Zeichen einer Verschlimmerung – zum Beispiel stärkere
Schmerzen, größere Lichtempfindlichkeit – einstellen, so sollte man umgehend einen Augenfacharzt
aufsuchen.
Kann es zu Langzeitschäden kommen?
War nur die Bindehaut des Auges von der Entzündung betroffen und nicht auch noch andere
Strukturen des Auges, so ist nicht mit Folgen für das Augenlicht zu rechnen. Bei schweren Verläufen
unter Beteiligung der Hornhaut kann aber eine Beeinträchtigung des Sehvermögens nicht
ausgeschlossen werden.
Besteht Ansteckungsgefahr?
Wenn die Ursache der Bindehautentzündung eine Infektion ist, besteht natürlich Ansteckungsgefahr.
Einzelne spezielle Viren sind hoch ansteckend und können richtige Epidemien verursachen, daher
auch der Name Konjunktivitis epidemica. Ansteckende Formen sind beispielsweise Virusinfektionen
(z.B. Herpes-, Grippe-, Zosterviren), bakterielle Infektionen (z.B. durch Staphylokokken,
Streptokokken (meist bei Kindern), Chlamydien; seltener durch Gonokokken oder Pneumokokken)
oder auch Pilzinfektionen.
Es gibt aber auch nicht ansteckende Formen, oder?
Ja, beispielsweise eine allergische Augenentzündung, ausgelöst durch Pollen (Heuschnupfen),
Hausstaub, Kosmetik (Salben, Make-up). Irritationen der Bindehaut etwa durch starkes, gleißendes
Licht (z.B. Lichtblende durch Sonne, Schnee, Schweißarbeiten), Staub, Fremdkörper oder
Chemikalien sind auch nicht ansteckend. Genauso, wenn es sich um andere Krankheiten, etwa
Psoriasis (Schuppenflechte), ein akuter Glaukomanfall, Entzündungen der Hornhaut,
Regenbogenhaut oder Lederhaut handelt. Auch eine Hornhautverletzung beispielsweise durch einen
Fremdkörper oder eine angeborene Sehstörung sind nicht übertragbar. Und ebenfalls nicht
ansteckend ist es, wenn sich der Tränenkanal eines Säuglings (nach dem ersten Lebensjahr)
verspätete entwickelt oder wenn die Bindehautentzündung durch einen unsachgemäßen Gebrauch
von Augentropfen oder Salben hervorgerufen wird.
Wie wird eine Bindehautentzündung behandelt? Ist es auch möglich, dass sie ohne
medikamentöse Mittel ausheilt?
Die Unterscheidung zwischen viralen und bakteriellen Infekten ist zwar nicht immer einfach zu treffen,
spielt bei der Behandlung allerdings eine entscheidende Rolle. Je nach Ursache der
Bindehautentzündung werden folgende Maßnahmen ergriffen: Sind Bakterien die Ursache der
Bindehautentzündung, werden antibiotische Augentropfen oder Augensalben verschreiben. Bei einer
viral, also durch einen Virus bedingten Konjunktivitis ist die ursächliche Behandlung meist nicht
möglich. Um die Beschwerden zu lindern, können schleimhautabschwellende Tropfen verordnet
werden. Sind Fremdkörper für die Bindehautentzündung verantwortlich, müssen diese von einem Arzt
entfernt werden. Bei einer allergischen Bindehautentzündung, werden antiallergische Augentropfen
verordnet. Die Allergie auslösenden Substanzen müssen gefunden und – wenn möglich – gemieden
werden.
Manche Arten der Konjunktivitis können auch ohne bzw. mit „Hausmittel“ behandelt werden. Dies
sollte allerdings nicht ohne Rücksprache mir dem zuständigen Augenarzt geschehen.
Welche Hygienemaßnahmen müssen bei einer Bindehautentzündung getroffen werden?
Vor allem bei einer infektiösen Bindehautentzündung ist es wichtig, auf penible Hygiene zu achten.
Das heißt: Hände waschen, Vermeidung von Körperkontakt, eigene frische Handtücher für den
Erkrankten und so weiter. Außerdem sollten grelles Sonnenlicht und Wind gemieden werden.
Sollte während einer Bindehautentzündung vollkommen auf Augen-Make-up verzichtet
werden?
Ja, da das Auge durch Fremdstoffe immer wieder gereizt wird bzw. bei einer ansteckenden
Bindehautentzündung eine Wiederansteckung nicht ausgeschlossen werden kann.
Können Linsen während einer Bindehautentzündung getragen werden?
Das sollte man lieber bleiben lassen. Stattdessen ist erst mal Brille und Augenarztbesuch angesagt.
Die Linsen können die Bindehaut immer wieder reizen und das wäre kontraproduktiv während man an
einer Konjunktivitis laboriert. Des Weiteren kann eine Bindehautentzündung auch durch Bakterien
ausgelöst werden, so besteht die Gefahr, dass man sich mit den Linsen immer wieder selbst ansteckt.
Linsen sollten natürlich immer gründlich gereinigt werden. Nach einer Bindehautentzündung ist die
intensive Reinigung allerdings noch wichtiger. Wenn es sich um Tages-, Wochen- oder Monatslinsen
handelt, sollten diese am besten entsorgt werden.
Wie kann man einer Bindehautentzündung vorbeugen?
In den meisten Fällen ist die Prävention einer Bindehautentzündung nicht möglich. Die einzige
Ausnahme stellt die allergische Konjunktivitis dar, sofern die Allergie bereits bekannt ist. Durch
Meidung des Allergens (Anm.: allergieauslösender Stoff) und durch die Einnahme von Antihistaminika
kann einer Entzündung der Bindehaut eventuell vorgebeugt werden. Auch die Zugabe von künstlichen
Tränen bei trockenen Augen verringert das Risiko einer Konjunktivitis.
Herunterladen