praxistipp - FORUM VIA SANITAS

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PRAXISTIPP
Dr. rer. nat. Nicole Wopfner, Hrsg.
03.09.2016
Die Schilddrüse
1. Anatomie
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das unterhalb des Kehlkopfes und vor
der Trachea liegt.
Quelle: Henry Gray, Anatomy of the Human Body. Verlag Lea & Febiger (1918) Philadelphia und New York
Die Drüse wiegt zwischen 6 und 20 g (je nach Körpergröße) und hat ein Volumen zwischen
18 und 25 ml. Der Anteil der Schilddrüse an der Körpermasse beträgt ungefähr 0,2 ‰, die
Durchblutungsrate jedoch 2 %. Die Schilddrüse besteht aus Follikeln, die aus Thyreozyten
und einem Lumen bestehen. Das Lumen enthält das Hormon Thyreoglobulin sowie andere
Proteine. In den basophilen Zellen des Hypophysenvorderlappens wird Thyreotropin (= auch
Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH)) produziert.
Das Hormon wirkt stimulierend auf das Wachstum, die Iodaufnahme und die Hormonbildung
der Schilddrüse ein. Geregelt wird die Ausschüttung des TSH zum einen von der Schilddrüse
über ein negatives Feedback der Konzentration der Schilddrüsenhormone und zum anderen
vom Hypothalamus, einem bestimmten Zwischenhirn-Areal. Thyreotropin bewirkt, dass das
in den Follikelzellen der Schilddrüse das Hormon Thyreoglobulin als Precursor für Thyroxin
und Triiodthyronin synthetisiert wird.
Die folgende Grafik zeigt den thyreotropen Regelkreis aus Schilddrüse, Hypophyse und
Hypothalamus:
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2. Schilddrüsenhormone
Als Schilddrüsenhormone werden die in den Follikelepithelzellen der Schilddrüse
(Thyreozyten) gebildeten Hormone zusammengefasst. Hierzu zählen insbesondere
Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (Tetraiodthyronin, T4). Diese Hormone spielen eine
wichtige Rolle für den Energie-, Zucker- und Eiweißstoffwechsel, das Wachstum und die
Reifung von Zellen sowie für den Gesamtorganismus, z.B. Herz, Muskeln, Knochen,
Verdauung, Haut und Haare, Psyche usw. und sind somit zwingend lebensnotwendig.
Daneben gibt es weitere nicht-klassische Schilddrüsenhormone, die Iodothyronine mit
schwächeren und zum Teil antagonistischen Wirkungen bezüglich T3 und T4.
Iodothyroacetate sind deaminierte Iodothyronine, die im Serum in höherer Konzentration
als T3 vorkommen und partiell agonistische Wirkungen zu Iodothyroninen haben. In
speziellen parafollikulären Zellen, sog. C-Zellen der Schilddrüse wird das Hormon Calcitonin
gebildet. Es gilt nicht als Schilddrüsenhormon, da es keine Ähnlichkeit mit T3 und T4 hat.
Für die Synthese von T3 und T4 wird Iod benötigt, das aus der Nahrung in Form von IodidIonen aufgenommen wird. Die Iodid-Ionen werden über das Blut zu den Thyreozyten der
Schilddrüse transportiert und von diesen über ein Transportprotein, den
Thyreotropinregulierten Natrium-Iodid-Symporter (NIS) aufgenommen. Mit diesem
Transportsystem werden im Zellinneren wesentlich höhere Konzentrationen erreicht, als
dies außerhalb der Zelle der Fall ist. Im Blutplasma ist die Iodid-Konzentration beispielsweise
25 bis 30-fach niedriger als in den Follikelepithelzellen. Thyreotropin steigert die Aufnahme
von Iod in die Thyreozyten.
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Jodid reagiert mit dem Enzym Thyreoperoxidase und Wasserstoffperoxid zu einem
Jodoniumion, das sofort von der Aminosäure L-Tyrosin unter Bildung von 3-Jodtyrosin (MIT)
und in einer zweiten Reaktion zu 3,5-Diiodtyrosin (DIT) abgefangen wird:
+ 2 J⁻+ H₂O₂
2
------------------>
2
- H₂O
2
+ 2 J⁻ + H₂O₂
2
--------------->
- H₂0
Durch Koppelung über eine Etherbrücke von einem MIT- und einem DIT-Molekül wird T3 (ca.
11 μg/Tag), durch Zusammenlagerung von zwei DIT-Molekülen T4 (ca. 100 μg/Tag) gebildet.
In der Schilddrüse wird T3 sowohl in Form von 3,5,3'-Triiodthyronin (T3, ca. 10 μg/Tag) als
auch als inaktives 3,3',5'-Triiodthyronin (rT3, für: reverses Triiodthyronin, ca. 1 μg/Tag)
gebildet. Auch bei diesen Koppelungsvorgängen ist wieder die Thyreoperoxidase beteiligt.
T3
T4
T3 und T4 sind nicht wasserlöslich und liegen deshalb im Blut in inaktiver Form an Transportproteine gebunden vor, T4 zu 99,95 %, T3 zu 99,7 %. Erst bei Bedarf werden die Transportproteine abgekoppelt und die aktiven Hormone freigesetzt. Die Schilddrüse setzt etwa 90–95
% T4 und nur ca. 5 % T3 frei. Davon zirkulieren 80 % in der Blutbahn und der Leber.
Thyroxin (T4) hat im Körper eine Halbwertszeit von ca. 7 Tagen, T3 eine Halbwertszeit von
ca. 12 Stunden. Diese kurze Halbwertszeit ist nur möglich, weil T3 aus T4 durch Deiodierung
im Bedarfsfall relativ rasch nachproduziert werden kann. T4 hat eine Hormonwirkung,
fungiert aber als Prohormon bzw. Precursor zu T3. Die Hormonwirkung von T3 ist ca. 5mal
höher als die von T4.
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Freies aktives T3 (fT3) und inaktives rT3 wird sowohl unmittelbar durch Freisetzung aus
seiner Eiweißbindung, größtenteils aber mittelbar mit Hilfe von Thyroxindeiodinasen im
Zytoplasma der Targetzelle des Erfolgsorgans aus freiem, in die Zelle eingewandertem T4
durch Abspaltung eines Iod-Atoms entweder
1. an der 5'-Position (=T3, ca. 25 μg aus den 100 μg tgl. erzeugten T4) oder
2. an der 5-Position (=rT3, ca. 35 μg aus den 100 μg tgl. erzeugten T4)
gewonnen. Zu beachten ist, dass die Thyroxindeiodinasen selenhaltige Enzyme sind. Das
bedeutet, dass bei einem Selenmangel die Produktion von fT3 in den Erfolgsorganen und
damit auch deren korrekte Funktionsweise vermindert sein können:
Die Rolle von rT3 ist noch nicht ganz klar, aber es fällt auf, dass sich das Verhältnis von rT3 zu
T3 bei schweren Erschöpfungszuständen, Burn-out und bestimmten schweren Erkrankungen
erhöht. Vermutliche dient der Vorgang der Energiegewinnung für die Aufrechterhaltung
lebensnotwendiger Prozesse.
Anwendung von T3 und T4
Thyroxin hat zwar „nur“ drei therapeutische Einsatzmöglichkeiten, gehört aber weltweit zu
den fünf am häufigsten verordneten Medikamenten. In den Verschreibungsstatistiken
Deutschlands rangiert T4 an sechster Stelle:

Behandlung einer Hypothyreose
Zwischen 25 und 200 µg Thyroxin werden mindestens 30 Minuten vor dem Frühstück
eingenommen, da sich sonst die Bioverfügbarkeit vermindert. Thyroxin muss lebenslang
eingenommen werden.
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
Behandlung einer Struma
Thyroxingaben erhöhen die Menge an freiem T3 im Blut und verhindern so über den
negativen thyreotropen Regelkreis eine Freisetzung größerer Mengen an TSH, so dass
das Schilddrüsengewebe nicht weiter wächst. Auch Rezidive von Schilddrüsentumoren
lassen sich so unterdrücken.

Block and Replace Therapie
Um eine übermäßige Schilddrüsenproduktion zu hemmen, z.B. bei Morbus Basedow
oder Hyperthyreose werden sog. Thyreostatika gegeben. Bei der Block and Replace
Therapie wird ein Thyreostatikum zusammen mit T4 verabreicht. Das führt zu einer
relativ stabilen Schilddrüsenfunktion, macht aber mitunter eine Dosiserhöhung des
Threostatikums erforderlich, so dass die Therapie in der Schwangerschaft ungeeignet ist.
Ansonsten ist bei der Behandlung einer Hyperthyreose die Gabe von T4 kontraindiziert.

Behandlung von Depressionen
Thyroxin und Triiodthyronin haben ferner einen Stellenwert in der Wirkungsverstärkung
und Phasenprophylaxe zur Behandlung von Depressionen.
T3 wird als Monopräparat nicht therapeutisch eingesetzt und bietet auch in Kombination mit
T4 kaum Vorteile. Zwar flutet T3 rasch an, so dass nach 2 bis 3 Stunden Hormonwirkungen
einsetzen, allerdings kann T3 (in nicht-retardierter Form) nach morgendlicher Einnahme zu
Herzrhythmusstörungen führen. Lediglich wenige Patienten mit einer Konversionsstörung T4
zu T3 profitieren bei Kombinationspräparaten von dem T3-Anteil, müssen aber auch in
diesem Fall mit kardialen Nebenwirkungen rechnen.
Missbrauch
Thyroxin oder T3 wird missbräuchlich auch als „Schlankmacher“ eingesetzt. Die unkontrollierte Einnahme von Schilddrüsenhormonen führt zu einer künstlich herbeigeführten Hyperthyreose. T3 und T4 erhöhen den Energieumsatz, führen aber im Gegenzug zu einer Appetitsteigerung. Es werden sowohl Fett als auch Muskelmasse abgebaut. Zudem begünstigen
Schilddrüsenhormone bei Überdosierung eine Insulinresistenz und Herz-KreislaufErkrankungen.
Weitere Nebenwirkungen sind Haarausfall, Libidoverlust, Beeinträchtigung der Sexualfunktion, Nervosität und psychische Veränderungen. Bei Frauen nach der Menopause steigt das
Osteoporoserisiko. Bhasin und Hartung berichteten auch über Todesfälle nach Überdosierung.
Wichtig
Thyroxinpräparate unterschiedlicher Hersteller können sich in ihrer Bioverfügbarkeit
erheblich unterscheiden, weshalb ein Wechsel des Handelspräparats nicht empfehlenswert
ist, wenn das bisherige Präparat vertragen wird.
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Bei einer Einnahme von T4 oder T3 muss der TSH-Wert regelmäßig kontrolliert werden,
insbesondere bei der erstmaligen Gabe der Hormone sowie bei Dosisänderungen.
3. Häufigkeit von Schilddrüsenbefunden
In einem großen Screening wurden in Deutschland die Schilddrüsen von fast 90.000
Menschen untersucht. Dabei zeigten sich Anomalien in ca. 35 % der Fälle. Knoten wurden in
14,3 % der Fälle entdeckt (Männer 11,4 %, Frauen 17,3 %), in 8,8 % ergab sich eine
Knotenstruma (Männer 8,4 %, Frauen 9,4 %) und in 10 % der Untersuchten hatten eine
Struma diffusa (Männer 12 %, Frauen 7,7 %). Mit zunehmendem Alter nahmen die
Schilddrüsenanomalien von 35 auf ca. 50 % zu.
Knoten sind morphologische Veränderungen in der Schilddrüse, die per Sonographie
dargestellt werden können. Diese Knoten können unabhängig von der übrigen Schilddrüse
Hormone produzieren (sog. heißer, warmer oder autonomer Knoten). Kalte Knoten
produzieren weniger Schilddrüsenhormone als normal. Die Mehrzahl aller Knoten ist jedoch
normofunktionell, d.h. weder heiß noch kalt.
Knotenhäufigkeit in Abhängigkeit
vom Lebensalter
120
100
Knoten in %
100
95,3
84,4
81,7
72,2
80
76
67,8
70
59,1
60
40
27,8
15,6
20
24
18,3
32,2
40,9
30
4,7
0
<25
26-30
31-35
36-40
41-45
46-50
51-55
56-60
>61
Lebensalter (a)
Unter einer Struma (Kropf) versteht man eine tastbare, sichtbare oder messbare
Vergrößerung der Schilddrüse unabhängig von der Stoffwechsellage, d.h. Man kann vom
Vorhandensein einer Struma nicht auf die Funktion oder die gewebliche Struktur der
Schilddrüse schließen. Ist der Kropf gleichmäßig vergrößert, so liegt eine Struma diffusa vor,
sind bereits Knoten vorhanden, so spricht man von einer Struma nodosa.
Ist die Stoffwechsellage normal, so liegt eine euthyreote Struma vor. Bei einer Unterfunktion
spricht man von einer hypothyreoten Struma und bei einer Überfunktion von einer hyperthyreoten Struma. Die Struma ist weltweit die häufigste Erkrankung der Hormondrüsen
(eine Endokrinopathie) mit einem Jodmangel als primäre Ursache.
An einer Unterfunktion leiden nur etwa 1 % der Bevölkerung, an einer Überfunktion ca. 2 %,
d.h. nur 3 % der Bevölkerung leiden an einer Funktionsstörung der Schilddrüse.
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4. Morphologische Veränderungen
a) Struma diffusa
Unter einer Struma diffusa versteht man eine gleichmäßige Vergrößerung der Schilddrüse
ohne Knotenbildung. Gemäß der WHO-Klassifikation unterscheidet man folgende Einteilung:
Stadium 0
Stadium 1a
Stadium 1b
Stadium 2
Stadium 3
Keine Struma
Palpatorische, aber nicht sichtbare Struma
Palpatorische und bei zurückgebeugtem Kopf eben sichtbare Struma
Sichtbare Struma
Große sichtbare Struma
Hauptursache einer Struma ist, neben einer genetischen Disposition oder einer angeborenen
Synthesestörung der Schilddrüsenhormone, ein Jodmangel. Auch Thiocyanate vermögen die
Jodaufnahme zu hemmen. Die in Gemüsen vorkommenden Mengen reichen aber bei
weitem nicht dafür aus, wohl aber der Thiocyanatanteil im Tabakrauch. Rauchen gilt deshalb
als Risikofaktor für die Entstehung einer Struma.
Laut der WHO gilt Deutschland nicht als Jodmangelgebiet, jedoch weisen mindestens 30 %
der Bevölkerung eine Unterversorgung mit Jod auf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
empfiehlt (für Erwachsene) eine tägliche Jodzufuhr zwischen 180 und 200 µg mit folgenden
Abstufungen:
Personengruppe
Säuglinge
Kinder zwischen 1 und 9 Jahren
Jugendliche und Erwachsene
Schwangere
Stillende
Empfohlene Tagesdosis an Jod
50 – 80 µg
100 – 140 µg
180 – 200 µg
230 µg
260 µg
Die Schilddrüse nimmt ca. 40 bis 50 % des Jods aus der Nahrung auf. Der Rest wird über die
Nieren ausgeschieden. Die renal eliminierte Jodmenge stellt ein Maß für die Jodversorgung
der Schilddrüse dar. Je niedriger die Jodausscheidung, umso geringer ist auch die tägliche
Jodaufnahme. Die WHO hat dafür folgende Klassifizierung erstellt:
Grad des Jodmangels
Kein Mangel
0
I
II
III
Renal eliminierte Jodmenge
> 150 µg
100 – 150 µg
50 – 100 µg
25 – 50 µg
< 25 µg
Eine ausreichende Jodversorgung mit 180 bis 200 µg pro Tag ist in Europa durch den Verzehr
sowohl von jodhaltigen Nahrungsmitteln wie Meeresfischen als auch von
Nahrungsergänzungsmitteln wie Meeresalgen-Präparaten möglich. Die Verwendung von mit
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Kaliumiodat angereichertem Speisesalz (sog. jodiertes Salz) erhöht die tägliche Jodaufnahme
um ca. 20 µg. Ein früher gern propagierter gesteigerter Konsum von Bier führt hingegen
nicht zu einer signifikanten Erhöhung des Jodspiegels.
Eine Struma stellt einen Anpassungsprozess der Schilddrüse an einen Jodmangel dar. Das
Schilddrüsengewebe setzt Wachstumsfaktoren wie den IGF, TNF-α und den FibroblastenWachstumsfaktor FGF frei, die auf alle Schilddrüsenzellen wirken. Es kommt zu einer
Hyperplasie der Schilddrüsenfollikel zusammen mit der Vermehrung bestimmter
Bindegewebszellen und zur Ausbildung neuer Blutgefäße.
TSH aus dem Hypophysenvorderlappen fördert zusätzlich das Wachstum der einzelnen
Thyreozyten, so dass es zur Hypertrophie kommt. Steht jedoch genügend Jod zur Verfügung,
so produzieren die Thyreozyten wachstumshemmende Faktoren wie TGF-b und Jod-Lactone.
Obwohl eine Struma primär keine Krankheit darstellt, muss sie therapeutisch angegangen
werden, da es bei einem länger andauernden Jodmangel zur Ausbildung von Knoten und ggf.
autonomer Bezirke kommt, die eigenständig Hormone produzieren und nicht mehr dem
Regelkreis aus Hypophyse und Schilddrüse unterliegen. Folgeerkrankungen können sein:

Autonome Bezirke

Kalte Knoten

Thyreoditis

Immunthyreopathie (Autoimmunerkrankung mit Morbus Basedow)

Schilddrüsenkarzinom
b) Struma nodosa
Die Knotenstruma ist nicht nur ein Stadium des Anpassungsprozesses aufgrund von
Jodmangel, sondern weist auch Anzeichen neoplastischer Prozesse au und entspricht damit
gutartigen Tumoren. Eine Knotenstruma kann allerdings aufgrund von Alterungsprozessen
auch ohne Jodmangel entstehen.
Ein Schilddrüsenknoten ist ein differenzierter monoklonaler oder polyklonaler Knoten, der
Ähnlichkeit mit dem umgebenden Gewebe hat. Der Knoten ist heterogen aufgebaut und
kann sich einkapseln.
Ein Schilddrüsenadenom ist stets ein monoklonaler homogener Knoten, der sich deutlich
vom umgebenden Gewebe unterscheidet und stets eingekapselt ist. Das Adenom kann als
kalter oder heißer Knoten auftreten.
Eine geringe Vergrößerung der Schilddrüse verursacht in der Regel keine Beschwerden. Mit
zunehmender Größe der Schilddrüse stellt sich ein Druck- oder Kloßgefühl im Hals, eine
Missempfindungen beim Tragen enganliegender Kragen, Schluckbeschwerden und Atemnot
bei bestimmten Kopfpositionen und/oder bei Belastung ein.
Eine Schilddrüsenoperation ist bei konkretem Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom sowie
bei deutlicher mechanischer Beeinträchtigung der Luftröhre oder einer Verengung der
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Speiseröhre angezeigt. In Frage kommen eine Strumaresektion (Teilentfernung), eine
Thyreoidektomie oder Hemithyreoidektomie. Eine mögliche Komplikation aller
Schilddrüsenoperationen ist die Schädigung des Stimmbandnervs (Rekurrensparese). Das
Risiko liegt bei ca. 1 %. Die Operation beseitigt nicht die Ursache der Strumabildung, sondern
verstärkt durch die Verminderung der körpereigenen Möglichkeiten zur Bereitstellung von
Schilddrüsenhormonen noch die Wachstumsreize auf das Restgewebe der Schilddrüse.
Deshalb ist als Prophylaxe eines erneuten Schilddrüsenwachstums mit Knotenbildung nach
der Operation eine lebenslange Kombinationsbehandlung mit Jodid und L-Thyroxin indiziert.
Bis vor einigen Jahren bestand die medikamentöse Behandlung der Struma in einer
Applikation von Schilddrüsenhormonen in einer so hohen Dosierung, die über die
Feedbackschleife Schilddrüse/Hypothalamus zu einer Erniedrigung des TSH-Wertes unter
den Normbereich führte (TSH-Suppression). Damit induziert man eine Hyperthyreose mit
den negativen Folgen einer Osteoporose und/oder Herzrhythmusstörungen.
Heutzutage besteht die Standardtherapie heute aus einer Jodapplikation oder Kombinationspräparaten aus Jodid und L-Thyroxin, da beide Substanzen synergistisch auf Hypertrophie
und Hyperplasie der Schilddrüse wirken. Eine Monotherapie mit L-Thyroxin hat sich nicht
bewährt, da sie zu einer weiteren Jodverarmung und zum erneuten Schilddrüsenwachstum
führt, sobald die Medikation beendet wird.
Ziel der medikamentösen Therapie ist, die Bildung neuer Knoten zu blockieren, weiteres
Wachstum eventuell vorhandener Knoten zu stoppen und das nichtknotige Gewebe zu
verkleinern. Die tägliche Dosis an Jodid beträgt zwischen 100 und 200 µg. Die Menge des
L-Thyroxins hängt vom TSH-Wert ab. Nach 12 bis 18 Monaten kann oft auf eine Therapie mit
Jodid allein umgestellt werden. Bei Hypothyreose erfolgt die Therapie grundsätzlich
lebenslang, nach Schilddrüsenoperation meist ebenfalls lebenslang.
Nach einer Studie von Grussendorf et al aus 2011 ist es möglich, mittels L-Thyroxin plus Jodid
das Schilddrüsenvolumen um bis zu 10 % und das Knotenvolumen um bis zu 21,6 % zu
vermindern:
Therapie
Placebo
Jodid
L-Thyroxin
L-Thyroxin plus Jodid
Schilddrüsenvolumen
- 1,9 %
- 4,5 %
- 7,1 %
- 10,0 %
Knotenvolumen
- 5,2 %
- 9,0 %
- 12,1 %
- 21,6 %
Die Radiojodtherapie kommt bei Inoperabilität einer Struma nodosa oder bei einer
Immunthyreopathie zum Einsatz. Außerdem wird sie bei der Behandlung der Struma maligna
nach zuvor erfolgter Operation eingesetzt.
c) Karzinome
Pro Jahr erkranken in Deutschland etwa 6.000 Einwohner an Schilddrüsenkrebs, von denen
ca. 700 sterben. Damit stellen die Karzinome den häufigsten malignen, endokrinen Tumor
dar.
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Schilddrüsenkrebs steht damit an 14. Stelle bei Frauen (4100 Erkrankte) und 15. Stelle bei
Männern (1700 Erkrankte), Tendenz steigend, da in den letzten Jahren die
Schilddrüsenoperationen zugenommen haben und dabei zunehmend tumoröse Befunde
entdeckt werden. Folgende Risikofaktoren gibt es für Schilddrüsenkrebs:

Weibliches Geschlecht

Genetische Disposition

Alter unter 15 und über 50

Hoher Tabakkonsum

Hoher Alkoholkonsum

Strahlenbelastung
Sind die Karzinome gut differenziert, so ist die Prognose nach OP sehr gut. Je weniger der
Schilddrüsenkrebs differenziert ist, umso schlechter ist die Prognose. Die Behandlung
anaplastischer Tumore ist nahezu infaust, da diese Tumore sehr rasch wachsen und schlecht
auf eine Radioiodtherapie ansprechen.
Therapeutische Maßnahmen sind eher palliativ anzusehen. Prinzipiell kann jeder Schilddrüsentumor metastasieren, vor allem in Die Lunge, das Gehirn, die Leber oder das Skelett.
Die folgende Statistik vom Robert Koch Institut aus der Reihe „Krebs in Deutschland“ zeigt,
dass die Mortalität bei Schilddrüsenkrebs geschlechtsunabhängig ist:
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5. Funktionale Störungen der Schilddrüse
a) Hypothyreose
Eine Hypothyreose ist eine Unterfunktion der Schilddrüse und beschreibt einen Mangel an
entsprechenden Hormonen. Unterschieden werden dabei drei Grade:
1. Subklinische (latente) Hypothyreose: Freies T3 und freies T4 sind normal, aber der TSHWert ist erhöht
2. Leichte Hypothyreose: Freies T3 ist normal, freies T4 ist erniedrigt, der TSH-Wert ist
erhöht
3. Manifeste Hypothyreose: Freies T3 und freies T4 sind erniedrigt, der TSH-Wert ist erhöht.
Ursachen einer Hypothyreose

Nach einer Schilddrüsenoperation

Nach einer Radioiodtherapie

Medikamentös durch Thyreostatika, Lithium, Kortison, Dopamin

Hypophysentumore oder deren Operation

Infektionen
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
Autoimmunthyreoditis

Sehr starker Jod- und/oder Selenmangel

Gendefekt
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Symptome einer Hypothyreose

Verminderte Thermogenese: Frieren

Appetitverlust

Haarverlust und trockene Haut

Obstipation

Müdigkeit und Antriebslosigkeit
Durch die Hypothyreose kommt es zu Motilitätsstörungen im Magen-Darm-Trakt mit einer
verlängerten Darmpassage, verzögerter Nahrungsresorption und Obstipation. Die
Glucoseaufnahme aus dem Darm und in die Zellen ist verzögert, so dass es zu einer
Insulinresistenz kommt. Oft ist der Cholesterinspiegel erhöht. Am Herz kommt es zu einer
verminderten Kontraktilität, die Herzleistung sinkt und die physische Belastbarkeit wird
vermindert. Psychisch und neurologisch fallen Desinteresse, depressive Verstimmungen,
kognitive Einschränkungen sowie Kopfschmerzen, Schwindel und Parästhesien auf. In der
Haut kommt es zur Einlagerung von Glykanen, so dass die Haut verdickt, gequollen und
teigig aussieht, auch sind Krämpfe und Muskelschwächen möglich.
Schulmedizinisch werden zwischen 25 und 200 µg Thyroxin mindestens 30 Minuten vor dem
Frühstück eingenommen, da sich sonst die Bioverfügbarkeit vermindert. Die Verträglichkeit
ist gut. Ziel ist das Erreichen eines TSH-Wertes von 1 mU pro ml. Eine Ausnahme stellen
Patienten über 75 a dar, deren TSH-Wert zwischen 4 und 6 mU pro ml liegen sollte, da dann
das Risiko für koronare Herzerkrankungen mit der entsprechenden Mortalität verringert ist.
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Mikronährstofftherapie
Blasentang (Fucus vesiculosus) ist eine Braunalge, die zwischen 0,1 und 0,5 % Jod enthält.
Deshalb wird die Alge bereits seit dem 17. Jahrhundert erfolgreich zur Therapie bei
Kropfvergrößerungen eingesetzt. Weitere Inhaltsstoffe sind Brom, Beta-Carotin,
Ascorbinsäure, Eisen, Fucose, Alginsäure, Polyphenole, Xanthophylle (Fucoxanthin),
Polyphenole, Mineralstoffe und Spurenelemente. In der Pflanzenheilkunde wird er bei
Schilddrüsenunterfunktion, zur Strumaprophylaxe sowie bei Arterienverkalkung und
Schuppenflechte eingesetzt. Die synergistischen Effekte der Inhaltsstoffe haben ein starkes
antioxidatives, antibiotisches und antikarzinogenes Potential.
Fingertang (Laminaria digitata) ist eine Braunalge, deren Gehalt an Mineralien und
Spurenelementen insbesondere an Kalium und Calcium höher ist als bei den meisten
essbaren Landpflanzen. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Jod, Alginate, Alginsäure, Eisen,
Magnesium, Vitamin A, Vitamin B, Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, die auf natürliche Weise
mineralisierend und stimulierend wirken. Algen besitzen die Fähigkeit Jod aus dem
Meerwasser anzureichern, zum Teil bis zum Faktor 30.000 gegenüber dem Meerwasser.
Darum ist eine der häufigsten Anwendungen für den Laminaria-Extrakt die Behandlung von
Jod Mängeln, z.B. Hypothyreose und Struma. Takeuchi et al beschrieben 2011 in einer Studie
die Anwendung von Laminaria digitata und die Wiederherstellung der Funktion der
Schilddrüse bei Unterfunktion ausgelöst durch Jod Mangel. Die Alge trägt auch dazu bei, die
bei Hypothyreose häufig auftretende Obstipation zu beseitigen. Verantwortlich dafür ist das
enthaltene Algin, das im Darm ein laxativ wirkendes Gel bildet.
Isländisch Moos (Cetraria islandica) ist eine Flechte. Zu den Inhaltsstoffen von Isländisch
Moos zählen u.a. Jod, die wasserlöslichen Schleimstoffe Lichenin und Isolichenin,
Bitterstoffe, Flechtensäuren und die Vitamine A, B1 und B12. Isländisch Moos wird
traditionell bei Schleimhauterkrankungen, Husten und Infekten im Hals-Rachenbereich
empfohlen, da es schleimlösend, reizlindernd und adstringierend wirkt. Bei Hypothyreosen
oder Struma können durch Kropfvergrößerungen auch mechanische Schluckbeschwerden
mit Reizungen auftreten, Isländisch Moos wirkt hier entzündungshemmend. Durch den
hohen Jodgehalt und die starke antioxidative Wirkung, besitzt Cetraria islandica auch eine
leichte thyreostatische Wirkung, wie Kosanić 2011 zeigen konnte. 2014 bewiesen Gao et al,
dass Heilpflanzen mit hohen Jodgehalt (im Vergleich zu überschüssigem Jod), die Follikel mit
den Thyreozyten der Schilddrüse weitaus weniger schädigen. Das liegt mit hoher
Wahrscheinlichkeit an dem zusätzlichen Gehalt an Antioxidantien, Vitaminen und
Mineralstoffen der Heilpflanzen einschließlich der Algen.
L-Tyrosin zählt zu den nicht-essentiellen Aminosäuren und wird aus der Aminosäure
Phenylalanin gebildet. Tyrosin stellt die Ausgangssubstanz für die Biosynthese der
Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin dar. Es ist offensichtlich, dass eine orale
Zufuhr von Tyrosin der Unterstützung der Schilddrüsenfunktion nützt. Eine Studie von
Tahara aus 1988 beschreibt die Behebung einer Hypothyreose, die nicht durch eine
Thyreoditis, Jodmangel oder Jodüberversorgung ausgelöst wurde, sondern durch eine
Protein- und kalorienarme Ernährung. Es ergab sich, dass die Unterfunktion der Schilddrüse
durch eine gestörte T4 Produktion initiiert wurde, speziell durch einen Mangel an Tyrosin. In
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einer Studie von Neri et al (1995) kam es durch Tyrosin-Supplementation zu einer
Verringerung der Müdigkeit und einer Steigerung der Aufmerksamkeit.
Thymian (Thymus vulgaris). Zu den pharmakologisch wirksamen Inhaltsstoffen der Blätter
und Blüten des Thymians zählen die ätherischen Öle mit den Bestandteilen aus Thymol,
Carvacrol, Geraniol, Campher, Cineol, Linalool, Flavonoide (Apigenin, Naringenin, Luteolin
und Thymomin), Vitamine und Mineralstoffe wie Jod, Zink, Kalzium, aber auch Eisen und
Vitamin C . Die Öle machen ca. 1,5-2% der pflanzlichen Inhaltsstoffe und wirken
krampflösend und schmerzlindernd. Thymol hat u.a. die Eigenschaft, festsitzenden Schleim,
z.B. bei Bronchitis, aufzulösen; Carvacrol besitzt über eine Hemmung der Cyclooxygenase
einen entzündungshemmenden Effekt. Außerdem wird den ätherischen Ölen eine starke
antioxidative Eigenschaft aufgrund der synergistischen Wirkungsweise aller Inhaltsstoffe
zugeschrieben. Bei einer Hypothyreose wird Thymian aufgrund seiner anregenden Wirkung
und wegen seines Jodgehalts eingesetzt, bei einer Hyperthyreose ist Thymian hingegen
kontraindiziert. Shalaby konnte 2016 zeigen, dass Thymian auch prophylaktisch gegen eine
drohende Hypothyreose eingesetzt werden kann, es stellt sich stets eine euthyreote
Stoffwechsellage ein.
Selen als essentielles Spurenelement ist Bestandteil von zahlreichen Selenoproteinen, an
einer Vielzahl von Stoffwechselprozessen beteiligt und zählt neben den Vitaminen C und E
sowie Beta-Carotin zu den wichtigen Antioxidantien, die unseren Körper vor oxidativen
Stress schützen. Die Schilddrüse ist neben dem Gehirn das selenreichste Organ im Körper.
Selen gewährleistet eine ausgewogene Versorgung des Organismus mit T3 und T4, indem es
die Aktivierung und Deaktivierung der Hormone steuert. Durch Selenmangel werden
weniger Schilddrüsenhormone gebildet und eine Hypothytreose weiter gefördert. Selen
spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung einer Autoimmunthyreoditis. Mehrere Studien
konnten zeigen, dass eine Supplementation mit Selen bei Hashimoto-Thyreoiditis zu einer
signifikanten Abnahme der Anti-Thyreoperoxidase-Antikörper (Anti-TPO-AK sind gegen die
Schilddrüse gerichtet) führte. Eine klinische Studie aus Dänemark (Winther et al 2015)
konnte zeigen, dass mit zunehmender Konzentration von Selen im Plasma die SerumKonzentrationen von TSH und fT4 (freies Thyroxin) signifikant, ebenfalls dosisabhängig,
steigen.
Vitamin E neutralisiert freie Radikale, die während des normalen Zellstoffwechsels
entstehen und schützt so Zellmembrane und Lipoproteine vor oxidativer Zerstörung. Eine
Vielzahl von verschiedenen Studien konnte zeigen, dass bei einer Hypothyreose das
antioxidative System gestört ist. Ein niedriger Spiegel von T3 und T4 hat wiederum auch
einen Einfluss auf das Redox-Gleichgewicht (Abnahme der Aktivität von antioxidativen
Enzymen). Eine Hypothyreose ist also mit einem Anstieg von oxidativen Stress assoziiert, der
durch einen hohen Cholesterinspiegel noch verstärkt wird. Eine Tierversuchsstudie aus dem
Jahr 2005 bewies, dass eine Vitamin E Supplementation zu einem signifikanten Anstieg der
Aktivität von antioxidativen Enzymen führte, was wiederum zu einer Verminderung des
oxidativen Stress und zur Steigerung der antioxidativen Kapazität beiträgt. Wird Vitamin E
zusammen mit Schilddrüsenhormonen verabreicht, kann der oxidative Stress stark
vermindert werden.
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Beta-Carotin zählt zu den wichtigsten Carotinoiden und besitzt starke antioxidative
Eigenschaften. Sowohl bei einer Unterfunktion als auch bei einer Überfunktion der
Schilddrüse konnte bei wissenschaftlichen Untersuchungen ein niedriger Vitamin A-Spiegel
festgestellt werden (Aktuna et al 1993). In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden,
dass bei Hypothyreose ein Anstieg der Beta-Carotin Konzentration im Plasma festgestellt
wurde, nicht aber in der Vitamin A Konzentration. Bei einer Hypothyreose ist der Körper
nicht mehr in der Lage, das Provitamin Beta-Carotin aus pflanzlicher Nahrung in Vitamin A
umzuwandeln (Marrocco et al 1984). Eine Überdosierung von Beta-Carotin richtet im
Gegensatz zu Vitamin A keinen Schaden an (außer reversible Gelbfärbung der Haut). Eine
Studie untersuchte den Effekt der Schilddrüsenfunktion auf die Oxidation von LDLCholesterin. In hypothyreotischen Patienten war die Oxidation des LDL signifikant niedriger
als in Patienten mit Hyperthyreose, aber immer noch deutlich höher als in der
Kontrollgruppe. Außerdem zeigten Patienten mit einer Unterfunktion den höchsten BetaCarotin /LDL Wert, wobei Vitamin E signifikant niedriger war als in der Kontrollgruppe. Auch
die Lipidperoxidation war in Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion höher als in der
gesunden Kontrollgruppe. Der Anstieg der Lipidperoxidation wurde durch die Blutfettwerte
beeinflusst, nicht durch den Gehalt an freien Hormonen wie bei der Hyperthyreose.
Zink ist Cofaktor von über 200 Enzymen, d.h. es stabilisiert die Struktur von Enzymen, bindet
das Substrat oder aktiviert das Enzym. Zink ist ein wichtiges Antioxidants und spielt bei einer
Schilddrüsenunterfunktion eine wichtige Rolle, da es für die Herstellung der
Schilddrüsenhormone benötigt wird. Ein Zinkmangel verhindert die Umwandlung von T4 zu
T3. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen wiederum auch den Zinkstoffwechsel. Ertek et al
konnten 2010 in einer Studie an Patienten mit verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen
nachweisen, dass der Zinkspiegel im Serum mit der Größe einer Struma, mit den
Schilddrüsen-Autoantikörpern bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse und mit der
freien T3-Konzentration bei Patienten mit normaler Schilddrüsenfunktion korreliert. In
weiblichen und männlichen Schilddrüsenpatienten mit Kropf konnte durch die
Supplementation mit Zink nach einer sechsmonatigen Behandlung eine Verbesserung des
Zinkstatus und des Serumspiegels an Schilddrüsenhormonen beobachtet werden. Ebenfalls
zeigte die Supplementation mit Zink (in Verbindung mit und ohne Selen) bei
übergewichtigen weiblichen Patienten mit Hypothyreose einen positiven Effekt auf die
Funktion der Schilddrüse. Japanische Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die
Zinkkonzentration in den roten Blutkörperchen bei Patienten mit permanenter
Hypothyreose deutlich niedriger ist als bei Patienten, die unter einer vorübergehenden
Unterfunktion litten. Durch die Bestimmung der Zinkkonzentration kann man also
unterscheiden, ob eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen notwendig ist oder nicht
(Kuriyama et al 2011)). 2013 konnten Betsy et al an hypothyreotischen Patienten zeigen,
dass sowohl ein Zinkmangel als auch eine Hypothyreose die Ursache für Haarausfall sein
können. Ein Ende des Haarausfalls trat erst ein, als der Zinkmangel behoben wurde, die
alleinige Verabreichung von Schilddrüsenhormonen war nicht ausreichend.
Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und
Docosahexaensäure (DHA) besitzen in der Prävention und Therapie zahlreicher chronisch15
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degenerativer, entzündlicher und neuropsychiatrischer und neurokognitiver Erkrankungen
ein hohes präventivmedizinisches und therapeutisches Potential. Omega-3-Fettsäuren sind
speziell für die Schilddrüse von großer Bedeutung, wenn die Ursache der Unterfunktion eine
Hashimoto-Thyreoiditis ist, denn sie sind in der Lage, die Autoimmunprozesse beziehungsweise Entzündungsvorgänge im Körper zu drosseln. Außerdem kann ein Mangel an Omega3-Fettsäuren das gesamte Nervensystem und Gehirnfunktionen beinträchtigen. Zu den
Symptomen zählen Depressionen, schlechtes Erinnerungsvermögen und
Konzentrationsprobleme.
Bei diesen Patienten müssen natürlich die Schilddrüsenhormone angemessen reguliert
werden, aber um Symptome wie Depressionen und Konzentrationsprobleme zu verbessern,
muss auch der Omega-3-Fettsäurenmangel bekämpft werden. In einer Single Case Studie
konnte gezeigt werden, das sich bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der
Schilddrüse (in diesem Fall Morbus Basedow) durch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren,
in Form von Leinsamen, sowohl Entzündungsreaktionen als auch der TSH-Wert
normalisieren ließen.
Empfohlene Dosierungen:
Mikronährstoff
Blasentang (Fucus vesiculosus)
Fingertang (Laminaria digitata)
Isländisch Moos
L-Tyrosin
Thymian
Selen
Zink
Vitamin E
Beta-Carotin
Omega 3-Fettsäuren
Empfohlene Tagesdosis
200-400 mg
200-400 mg
100-200 mg
200-400 mg
100-200 mg
200 µg
30 mg
12-36 mg
2-6 mg
30-100 mg
b) Hyperthyreose
Eine Hyperthyreose bezeichnet eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen. Klinisch
unterscheidet man zwischen einer subklinischen (latenten) und einer manifesten
Hyperthyreose unterschieden:

Subklinische (latente) Hyperthyreose: TSH-Wert erniedrigt, T3 und T4 sind normal

Manifeste Hyperthyreose: TSH-Wert erniedrigt, T3 und T4 sind erhöht
Ursachen einer Hyperthyreose

Autonomie bei vergrößerter oder knotiger Schilddrüse

Immunhyperthyreose (Morbus Basedow)
16
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
Thyreoditis de Quervain

Hashimoto-Thyreoditis

Genetische Faktoren, z.B. Resistenz gegenüber Schilddrüsenhormonen
Symptome einer Hyperthyreose (Unterscheidung zwischen Patienten unter 50 a und
Patienten über 70 a (laut Trivalle et al 1996)
Symptome
Tachykardie
Ermüdung
Gewichtsverlust
Tremor
Anorexie
Nervosität
Hyperreflexie
Depression
Schwitzen
Starker Durst
Diarrhoe
Verwirrtheit
Hitzeintoleranz
Obstipation
Appetitsteigerung
Patienten unter 50 a
71 %
56 %
50 %
44 %
32 %
31 %
28 %
24 %
24 %
21 %
18 %
16 %
15 %
15 %
0%
Patienten über 70 a
96 %
84 %
51 %
84 %
4%
84 %
96 %
22 %
95 %
67 %
43 %
0%
92 %
0%
57 %
Durch die erhöhte Ausschüttung von T3 und T4 erhöht sich der Energieumsatz unter
Wärmeentwicklung. Die Haut der Patienten fühlt sich feucht und warm an und neigt zu
vermehrtem Schwitzen. Im Darm kommt es zu einer erhöhten Glucoseresorption, so dass
vermehrt Insulin sezerniert wird. Die Hyperinsulinämie in Kombination mit verminderter
Zuckeraufnahme in die Muskeln führt zu einer Insulinresistenz. Durch die beschleunigte
Magen-Darm-Passage kann es zu Durchfällen mit kolikartigen Schmerzen kommen. Trotz
Appetitsteigerung führen die Symptome zum Gewichtsverlust. Am Herz kommt es zu
Tachykardien, eventuell Vorhofflimmern und manchmal auch zu Angina-Pecoris-Anfällen
oder zum Infarkt. Viele Patienten werden nervös, ängstlich und mitunter desorientiert.
Werden bei einer schweren Hyperthyreose große Hormonmengen freigesetzt, kann es zu
einer thyreotoxischen Krise kommen, die lebensbedrohlich ist und intensivmedizinisch
betreut werden muss. Die Letalität liegt bei ca. 30 %. Im Vordergrund stehen Tachykardien
und Arrhythmien.
Eine schulmedizinische Behandlung erfolgt im Falle großer autonomer Knoten chirurgisch,
ansonsten mittels Radioiodtherapie. Dabei bekommt der Patient in stationärer Behandlung
von mindestens 48 h Dauer radioaktives Jod131 oral oder i.V. verabreicht. Die Halbwertszeit
beträgt 8 Tage. Die Beta-Energie beträgt 0,61 MeV, die Gamma-Energie 364 KeV. Die
Strahlung hat eine Reichweite von 0,5 – 1 mm. Das ist vollkommen ausreichend, da die
Follikeldurchmesser in der Schilddrüse zwischen 0,05 und 0,5 mm liegen, es wird demnach
eine genügend hohe Strahlendosis pro Follikel erreicht.
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Es sprechen sowohl für die Operation als auch für die Radioiodtherapie gewisse Argumente:
Argumente für die Radioiodtherapie
Bereits erfolgte Schilddrüsenoperation
Kleines Schilddrüsenvolumen
Bestehende Rekurrensparese
Höheres Lebensalter
Hohes OP-Risiko durch Begleiterkrankungen
Angst vor der OP
Karzinomverdacht
Hyperthyreose durch Jod
Schwangerschaft oder Stillzeit
Kompression der Nachbarorgane
Angst vor Strahlung
Argumente für die Operation
Bis zur Durchführung einer Radioiodtherapie oder Operation kann die Zeit mit Hilfe von
„konventionellen“ Thyreostatika überbrückt werden. Man versteht darunter Substanzen, die
direkt oder indirekt die Synthese der Schilddrüsenhormone hemmen. Es gibt vier Gruppen
von Thyreostatika:
1.
Jodid, das in hohen Dosen die Hormonfreisetzung hemmt
2.
Radioiod, das Schilddrüsengewebe zerstört
3.
Substanzen, die direkt die Synthese von Schilddrüsenhormonen hemmen, sog.
Iodisationshemmstoffe
4.
Substanzen, die den Jodid-Transport in die Schilddrüse hemmen, sog.
Iodinationshemmstoffe
Substanzen, die die Hormonsynthese hemmen
Therapeutisch verwendet werden Carbimazol, Thiamazol und Propylthiouracil. Diese Stoffe
hemmen die thyreoidale Peroxidase, wodurch die Jodidoxidation und der Einbau von Jod in
Tyrosin unterbrochen werden:
Freiname
Carbimazol
Thiamazol
Propylthiouracil
Handelsname
Carbimazol
Neo-morphazol
Neo-Thyreostat
Initialdosis (mg/Tag)
30 - 60
Erhaltungsdosis (mg/Tag)
5 - 10
Thyreostat II
Favistan
Propycil
20 - 40
5 - 10
200 - 400
50 - 200
Nebenwirkungen können Juckreiz oder Exantheme sein. Zwischen Carbimazol bzw.
Thiamazol und Propylthiouracil kann es zu einer Kreuzallergie kommen.
Kontraindikationen sind Schwangerschaft, Stillzeit, Allergien
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Substanzen die die Jodidaufnahme hemmen
Einige einwertige Anionen können die Jodaufnahme hemmen, z.B. Jodid, Thiocyanat, Nitrat
und Perchlorat. Verwendet werden Jodid und Natriumperchlorat.
Jodid hat in Dosen über 5 mg pro Tag eine (zeitlich begrenzte) thyreostatische Wirkung
durch Hemmung der Freisetzung von Schilddrüsenhormonen und Blockade des
Jodidtransports. Der Effekt nimmt innerhalb einiger Wochen ab, bei einigen Patienten
kommt es zur Bildung einer Struma und eines Myxödems. Verwendet werden Kaliumiodid,
Lugol’sche Lösung oder Proloniumiodid (Endojodin®). Nebenwirkungen sind Jodgeschmack,
Schnupfen, Kopfschmerzen, Bronchitis und manchmal Fieber oder Ausschlag.
Natriumperchlorat (Irenat®) blockiert ebenfalls die Jodaufnahme. Die Initialdosis beträgt 1 –
1,5 g pro Tag, die Erhaltungsdosis liegt bei 30 – 60 mg täglich.
Kontraindikation: Bevorstehende Radioiodtherapie
Mikronährstofftherapie
Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), auch Zinnkraut genannt ist vor allem reich an
Kieselsäure (10%), Flavonoiden, Phytosterinen, Mineralstoffen wie Kalium, Magnesium,
Mangan und enthält Alkaloide und Bitterstoffe. In den letzten Jahren konnten immer mehr
Wissenschaftler demonstrieren, dass genau diese anorganischen Säuren, phenolischen
Verbindungen, Flavonoide und andere flüchtige Bestandteile des Ackerschachtelhalms
wichtige biologisch aktive Verbindungen mit harntreibenden, keimtötenden,
schmerzstillenden, wundheilenden, neuroprotektiven, antimikrobiellen und antioxidativen
Eigenschaften besitzen. Als ergänzende Therapie bei einer Überfunktion der Schilddrüse hilft
der Ackerschachtelhalm einige der zahlreichen Symptome einer Hyperthyreose (brüchige
Fingernägel und Haare, verbunden mit Haarausfall, Zittern der Muskulatur aber auch
Osteoporose) zu lindern, hilft die Schilddrüsenfunktion durch den hohen Mineralstoffgehalt
zu fördern und wirkt somit beruhigend und stabilisieren auf den Mineralstoffhaushalt.
Klettenwurzel: Arcticum Lappa, die Grosse Klette, gehört zu der Familie der Korbblütler
(Compositae), ihre Karotten-ähnliche Wurzel wird in Asien häufig als Gemüse gekocht und
gegessen. Zu den wichtigsten Inhaltstoffen in der Klettenwurzel gehören Lignane (Arctiin)
und Flavonoide (Luteolin, Quercetin), Fettsäuren, Tannine, Phosphorsäure, ätherisches Öl,
Insulin, Bitterstoffe und Phytosterine. Die Wirkung der Wurzeln der Großen Klette (Arctium
lappa) wird in der Volksmedizin als entzündungshemmend und als harn- und
schweißtreibend beschrieben und verwendet, um Giftstoffe aus dem Körper auszuspülen
sowie das Blut von schädlichen Substanzen zu reinigen und zu entgiften. Bei einer
Hyperthyreose hilft die Klettenwurzel durch Bekämpfung und Linderung von Entzündungen.
Zitronenmelisse enthält 0,05-0,6 % ätherisches Öl (Hauptkomponente Citral), des weiteren
kommen Gerbstoffe wie Rosmarinsäure (verantwortlich für die antimikrobielle und antivirale
Wirkung), Triterpensäuren, Flavonoide, Phenylcarbonsäuren und ein hoher Gehalt an
Vitamin C vor. Wässrige Extrakte aus den Blättern enthalten unter allen Lippenblütlern den
höchsten Gehalt an Rosmarinsäure. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sowohl der
Zitronenmelissenextrakt, als auch isolierte Verbindungen aus den Melissenblättern eine
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03.09.2016
Vielzahl von pharmakologisch wichtigen Eigenschaften besitzen, zu ihnen zählen unter
anderem angstlösende, antivirale und krampflösende Eigenschaften, als auch der Effekt auf
die Stimmung, Wahrnehmung und Erinnerung. Speziell der Anti-Stress Effekt wurde in
klinischen Studien untersucht: Es zeigte sich, dass die Einnahme von Zitronenmelisse einen
großen Einfluss auf die Regulierung der Stimmung und kognitiven Wahrnehmung hat. Der
Stress-Effekt wird dabei durch eine signifikante Steigerung der Selbstbewertung der inneren
Ruhe und einer reduzierten Alarmbereitschaft minimiert. Der Extrakt von
Zitronenmelissenblättern führt auch zu einer Linderung von Herzklopfen/Herzrasen, das
konnte eine aktuelle Doppel-blinde Placebo kontrollierte klinische Studie bestätigten.
Lavendelblüten enthalten mindestens 1,5 % ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen
Linalylacetat und Linalool, Campher und Cineol, jeweils in variierender Zusammensetzung,
außerdem 2-3 % Lamiaceen-Gerbstoffe wie Chlorogensäure und Rosmarinsäure, Flavonoide
und Spuren von Triterpenen und Phytosterolen. Aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung
werden sie zunächst bei leichten nervösen Beschwerden wie Unruhe, Angst,
Einschlafstörungen und Schlaflosigkeit eingenommen, Lavendelblüten besitzen aber auch
krampflösende, beruhigende und gallentreibende Eigenschaften. Neueste Placebokontrollierte klinische Studien zeigten, dass Lavendelblüten effizient gegen angstverbundene
Ruhelosigkeit und Schlafstörungen wirken und einen beruhigenden und entspannenden
Effekt auf die getesteten Patienten ausüben. Eine weitere Studie konnte zeigen, dass dieser
beruhigende und angstlösende Effekt der Lavendelblüten durch eine Beteiligung mit dem
Serotonin-1A Rezeptor ausgelöst wird.
Echter Salbei (Salvia officinalis) hat eine vielfältige medizinische Wirkung und gehört wie
Zitronenmelisse und Lavendel ebenfalls zu den Lippenblütlern (Lamiaceae). Die
Hauptwirkstoffe in den Salbeiblättern sind ätherische Öle, die sich aus den Substanzen
Thujon, Kampfer und Cineol zusammensetzen (antibakteriell), Gerbstoffe wie
Rosmarinsäure, Flavonoide, Triterpene und Bitterstoffe wie Carnosol. Außerdem sind die
Blätter reich an Mineralstoffen, insbesondere Eisen und Magnesium. Diesen Inhaltsstoffen
wird eine krampflösende, antibakterielle, antioxidative und schweißhemmende Wirkung
zugeschrieben.
Vor allem die schweißhemmende Wirkung gehört zu den herausragenden Effekten des
Salbeis, verantwortlich dafür sind in erster Linie die ätherischen Öle, welche durch die
Regulation des Zentralen Nervensystems die Schweißabsonderung normalisieren. Die
Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) meldet in einem Meeting in London 2009 eine
Vielzahl von nicht veröffentlichenden Studien welche die schweißhemmende Wirkung von
Salbei bestätigen (Community Herbal Monograph on Salvia officinalis).
Auch ist die antihydrotische Wirkung von bis zu 52 % bei Anwendungen von Salvia officinalis
durch mehrere publizierte klinische Studien bestätigt. Die Wirksamkeit von Salbei wurde vor
allem in der Behandlung von Frauen während der Menopause gezeigt, welche an
Hitzewallungen litten.
Vitamin C ist ein wasserlösliches Vitamin und zählt zu den wichtigsten Antioxidantien, die
unseren Körper vor Schäden durch freie Sauerstoffradikale schützen. Sowohl eine Über-, als
20
PRAXISTIPP
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03.09.2016
auch eine Unterfunktion der Schilddrüse führen zu einer vermehrten Bildung von
Sauerstoffradikalen. Dadurch kommt es auch zu einer Beeinflussung der Konzentration
antioxidativer Vitamine, u.a. von Vitamin C.
Ein längerer Mangel kann dazu führen, dass die Schilddrüse hyperthyreotisch wird. In einer
2011 veröffentlichten Studie wurde der Effekt von Vitamin C auf die Schilddrüse von Ratten
untersucht, und es konnte gezeigt werden das Vitamin C die Schilddrüsengesundheit
unterstützt, indem es den oxidativen Stress, der während der Synthese von
Schilddrüsenhormonen entsteht, reduziert.
Auch bei Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion führt die Vitamin C
Supplementation zu einer signifikanten Reduktion von oxidativem Stress und erhöht zugleich
den antioxidativen Status in den Patienten. Auch hilft Vitamin C die Bioverfügbarkeit der
Schilddrüsenmedikamente zu erhöhen. Eine Vielzahl von Studien bestätigen das
Vorhandensein von oxidativem Stress und die Verschlechterung der oxidativen Abwehr in
Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen. Eine große angelegte experimentelle Studie
konnte sogar zeigen, dass alle Probanden mit benignen und malignen Erkrankungen der
Schilddrüse einen erniedrigten Spiegel an Antioxidantien besitzen, insbesondere an Selen,
Zink und Vitamin C.
Während aber nicht in allen Patienten ein Unterschuss an Selen und Zink gefunden werden
konnte, wiesen alle einen Vitamin C-Mangel auf. Das bestätigt, dass ein Vitamin C Mangel im
Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion steht und das eine Vitamin C Supplementation
von großer Bedeutung für den Krankheitsverlauf sein kann.
Selen ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und zählt neben Vitamin C und E
sowie Beta-Carotin zu den wichtigen Antioxidantien. Die Schilddrüse ist neben dem Gehirn
das selenreichste Organ im Körper, und gerade deswegen ist Selen, neben Jod, das
wichtigste Spurenelement für die Schilddrüse.
In verschiedenen Studien mit hyperthyreotischen Patienten konnte gezeigt werden, das der
Selen-Spiegel erniedrigt ist, was wiederrum zu einem verminderten antioxidativen Schutz
der Zellen führt. Eine klinische Studie mit Morbus Basedow Patienten bewies, dass eine
Selen Supplementation den Effekt der Schilddrüsenmedikamente verstärkt und die
Wiederherstellung der Schilddrüsenfunktion unterstützt.
Ein Selenmangel könnte aber auch eine wichtige Rolle in der Entstehung und Progression
von Schilddrüsen-Autoimmunerkrankungen spielen, wie eine aktuelle Studie an neu
diagnostizierten Morbus Basedow Patienten zeigte, die ausnahmslos einen signifikant
niedrigeren Selen-Spiegel gegenüber einer Kontrollgruppe hatten.
Zu demselben Ergebnis kam eine Australische Studie, in der speziell Morbus Basedow
Patienten mit Orbitopathie einen signifikant niedrigeren Selen-Spiegel hatten als Patienten
ohne Orbitopathie. In zwei Placebo-kontrollierten klinischen Studien von Marcocci führte
eine Supplementation mit Selen in Morbus Basedow Patienten mit Augenproblemen zu
einer Verbesserung der Lebensqualität speziell in Bezug auf das Auge und reduzierten das
Risiko eines Fortschreitens einer endokrinen Orbitopathie.
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PRAXISTIPP
Dr. rer. nat. Nicole Wopfner, Hrsg.
03.09.2016
Empfohlene Dosierungen:
Mikronährstoff
Ackerschachtelhalm
Klettenwurzel
Zitronenmelisse
Lavendelblüten
Salbei
Vitamin C
Selen
Empfohlene Tagesdosis
150-300 mg
150-300 mg
100-200 mg
100-300 mg
150-200 mg
150-500 mg
150-250 µg
6. Spezialfälle
Thyreoiditiden
Bei Entzündungen der Schilddrüse muss nach autoimmunen und nicht-autoimmunen
Formen unterschieden werden:
Autoimmunthyreoiditiden
Hashimoto-Thyreoiditis/ Atrophische Thyreoiditis
Postpartum-Thyreoiditis
Silent-Thyreoiditis
Nicht-autoimmune Thyreoiditiden
Thyreoiditis de Quervain
Akute (= Infektiöse) Thyreoiditis
Riedel-Thyreoiditis
1. Hashimoto-Thyreoiditis/Atrphische Thyreoiditis
Eine Hashimoto-Thyreoiditis ist durch lymphoplasmazelluläre Infiltrate in der Schilddrüse
gekennzeichnet. Die Krankheit verläuft von einer Hyperthyreose über eine Euthyreose bis zu
einer Hypothyreose. Typisch für diese Krankheit ist das Auftreten von TPO-Antikörpern, d.h.
Antikörper, die sich in einem Autoimmunprozess gegen die Schilddrüsenperoxidase richten.
Schätzungsweise haben 10 % der Bevölkerung die TPO-Antikörper in sich, wobei der Anteil
mit zunehmendem Lebensalter deutlich ansteigt, aber nur 2 % der Betroffenen entwickelt
einen Hashimoto.
Betroffen sind überwiegend Frauen. Die Symptome entsprechen denen einer Hyper- bzw.
Hypothyreose. Durch den Einbau der Infiltrate in die Schilddrüse kommt es zu einer
Organschrumpfung, wobei das Endstadium mit einer atrophischen Thyreoiditis und einer
Organgröße von nur 2-4 ml erreicht wird.
Wichtig: Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis haben Thyreostatika nichts zu suchen, da keine
überschießende Hormonproduktion vorliegt. Behandelt wird wie bei einer Hypothyreose,
ggf. unter Zuhilfenahme von Betablockern bei Hypertonie oder Herzproblemen.
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PRAXISTIPP
Dr. rer. nat. Nicole Wopfner, Hrsg.
03.09.2016
2. Postpartum-Thyreoiditis
Bei einigen Müttern kommt es nach der Entbindung zu einer postpartum-Thyreoiditis, einer
Autoimmunerkrankung, die mit Hashimoto vergleichbar ist. Die meisten Schwangeren mit
einer Postpartum-Thyreoiditis hatten vor der Schwangerschaft bereits hohe Werte an TPOAntikörpern. Diese Thyreoiditis kann sowohl unter dem Bild einer Hypo- als auch einer
Hyperthyreose verlaufen. In der Regel wird die Krankheit nicht erkannt, da für die Symptome
wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Gewichtsverlust die Entbindung und die neuen
Lebensumstände verantwortlich gemacht werden. In der Regel heilt die Krankheit nach
einigen Monaten aus.
3. Silent-Thyreoiditis
Die Symptome entsprechen der postpartum-Thyreoiditis, allerdings ohne das Vorliegen einer
Schwangerschaft.
4. Thyreoiditis de Quervain
Als Ursache der Thyreoiditis de Quervain werden virale Prozesse vermutet. Die Erkrankung
beginnt innerhalb weniger Tage. Es kommt zu einer Entzündung der Schilddrüse, einer
Thyreoiditis, die histologisch durch typische Riesenzellen gekennzeichnet ist. Sie geht mit
einer meist leichten Struma und ausgeprägten lokalen Symptomen wie starken Schmerzen in
Hals-, Ohr- und Kieferregion und Schluckbeschwerden sowie Allgemeinbeschwerden wie
allgemeinem Krankheitsgefühl und Gliederschmerzen einher.
Die über mehrere Monate andauernde Entzündung der Schilddrüse läuft typischerweise in
mehreren Phasen ab. Zunächst kommt es zu einer Hyperthyreose, gefolgt von einer kurz
andauernden Euthyreose. Diese geht in eine Hypothyreose über. Während einer
Erholungsphase normalisiert sich schließlich die Schilddrüsenfunktion wieder und es kommt
in der Regel zu einer vollständigen Ausheilung. Die Krankheit gilt als selbstlimitierend.
Die Therapie erfolgt symptomatisch, z.B. durch die Gabe von schmerz- und entzündungshemmende Substanzen aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (Acetylsalicylsäure und Ibuprofen). Besonders gut wirken Glukokortikoide, in erster Linie
Prednisolon. Thyreostatika sind kontraindiziert, da keine erhöhte Produktion von
Schilddrüsenhormonen, sondern nur eine vermehrte Ausschüttung von bereits gebildeten
Hormonen zugrunde liegt. Auch in der meistens milden hypothyreoten Phase ist nur in
seltenen Fällen eine spezifische Therapie notwendig, bewährt hat sich L-Thyroxin.
5. Akute Thyreoiditis
Bei einer infektiösen Thyreoiditis kommt es zu einer Infektion durch Bakterien, Pilze und
Parasiten. Bei Infektion durch Bakterien, der häufigsten Form der infektiösen Thyreoiditis,
kommt es innerhalb weniger Tage zu einer schmerzhaften eitrigen Schilddrüsenentzündung
mit ausgeprägtem Krankheitsgefühl, bei der sich Abszesse in der Schilddrüse bilden können.
Sie wird auch als akute eitrige Thyreoiditis bezeichnet. Mit einem Anteil von unter 1 % an
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PRAXISTIPP
Dr. rer. nat. Nicole Wopfner, Hrsg.
03.09.2016
den Schilddrüsenerkrankungen ist die akute eitrige Thyreoiditis eine seltene Erkrankung.
Behandelt wird mit hochdosierten Antibiotika.
6. Riedel-Thyreoiditis
Diese seltene Thyreoiditis beruht auf einem fibrotischen Prozess und führt zu einer harten
fixierten Schilddrüse. Klinisch entsteht eine Hypothyreose. Greifen die destruierenden
Prozesse auf Nachbarorgane über, so hilft nur eine chirurgische Therapie.
Morbus Basedow
Morbus Basedow oder Graves' disease ist eine Autoimmunkrankheit der Schilddrüse.
Typisches Erscheinungsbild ist die Merseburger Trias, bestehend aus einer Struma, einer
Hyperthyreose mit Tachykardie und einem Exophthalmus:
Dem Morbus Basedow liegen mehrere Faktoren zu Grunde. Zum einen findet sich ein
genetisch festgelegter Defekt des Immunsystems, zum anderen wird dieser durch bestimmte
äußere Einflüsse getriggert, z.B. Stress, Rauchen, Infektionen (Borrelien, Yersinia
enterocolitica), Schwangerschaft.
Die vom Körper gegen das Schilddrüsengewebe gebildeten Autoantikörper (Immunglobuline
der IgG-Klasse) binden an den Rezeptor für das TSH. Diese Autoantikörper werden als TRAK
bezeichnet, haben eine intrinsische Aktivität am TSH-Rezeptor und stimulieren daher die
Follikelepithelzellen der Schilddrüse. Die Jodaufnahme in die Schilddrüse wird gesteigert, T3
und T4 werden vermehrt produziert und ausgeschüttet. Es kommt zur Hyperthyreose. Das
Wachstum der Schilddrüse wird angeregt, so dass oft eine Struma beobachtet werden kann.
Durch den Autoimmuncharakter kommt es zu diversen klinischen Erscheinungen:

Haarausfall

Gelenk- und Muskelschmerzen

Orbitopathie

Knochen- und Weichteilverdickung, sog. Akropachie

Myxödem

Zöliakie
24
PRAXISTIPP
Dr. rer. nat. Nicole Wopfner, Hrsg.

Lupus erythematodes

Perniziöse Anämie

Diabetes mellitus

Polyarthritis

Evtl. Vitiligo
03.09.2016
Es gibt Hinweise, dass ein bestimmter Genotyp (MICA A5.1/A5.1) den Ausbruch der
Erkrankung begünstigt, während ein anderer Genotyp (MICA A6/A9) sich eher schützend
auswirkt.
Therapie: Die Notwendigkeit einer sofortigen medikamentösen Behandlung ergibt sich meist
durch die ausgeprägte Hyperthyreose. Beschwerden durch das Struma oder andere Begleitsymptome können ebenfalls eine spezifische Therapie notwendig machen. Eine ursächliche
Behandlung der Autoimmunerkrankung ist bislang nicht bekannt. Eine endgültige
Behandlung der Überfunktion ist nur mittels Operation oder Radiojodtherapie möglich.
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Hyperthyreose, Schilddrüsenunterfunktion, Thyreoiditis, Morbus Basedow,
Ackerschachtelhalm, Beta-Carotin (Provitamin A), Blasentang (Fucus vesiculosus), Fingertang
(Laminaria digitata), Isländisch Moos, Jod, Klettenwurzel, L-Tyrosin, Salbei, Selen, Thymian,
Vitamin C, Vitamin E, Zink, Zitronenmelisse.
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Herausgeberin
Mag. Dr. rer. nat. Nicole Wopfner
Biologin, Ernährungswissenschafterin,
Mitglied des Fachsenats des FORUM VIA SANITAS
Römerweg 22, 5061 Elsbethen, Österreich
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03.09.2016
E-Mail: [email protected]
Website:
www.forumviasanitas.org
Hinweis: Dieser Praxistipp repräsentiert die Meinung und Praxiserfahrung des Autors und
ersetzt keinesfalls eine ordnungsgemäße Diagnose bzw. Behandlung unter Berücksichtigung
der Besonderheiten des Einzelfalls.
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