Aus dem Universitätsklinikum Münster Klinik und Poliklinik für Neurologie -Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. E. B. Ringelstein- Untersuchungen zur Temperamentstypologie von Patienten mit idiopathischen Kopfschmerzen INAUGURAL – DISSERTATION zur Erlangung des doctor medicinae der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vorgelegt von Heinrichs Anna, geb. Lepp aus Orlowka/Kirgistan 2006 Dekan: Univ.-Prof. Dr. med. H. Jürgens 1. Berichtserstatter: Prof. Dr. med. Dr. phil. S. Evers 2. Berichtserstatterin: PD Dr. med. Dipl.-Psych. I. Gralow Tag der mündlichen Prüfung: 06.02.2006 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster Aus dem Universitätsklinikum Münster Klinik und Poliklinik für Neurologie -Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. E. B. RingelsteinReferent: Prof. Dr. med. Dr. phil. S. Evers Koreferentin: PD Dr. med. Dipl.-Psych. I. Gralow ZUSAMMENFASSUNG Untersuchungen zur Temperamentstypologie von Patienten mit idiopathischen Kopfschmerzen Anna Heinrichs, geb. Lepp Die hier vorgelegte Arbeit geht der Frage nach, ob sich Patienten mit idiopathischen Kopfschmerzen hinsichtlich einer modernen Temperamentstypologie von einer gesunden Population unterscheiden. Zu diesem Zweck haben 98 Patienten mit unterschiedlichen Kopfschmerzerkrankungen im Alter zwischen 15 und 68 Jahren, die psychometrischen Inventare TEMPS -A-, BDI und IBK ausgefüllt. Zum Vergleich wurden die Ergebnisse des TEMPS -A- von 37 Patienten mit einer Major Depression und von 130 Personen ohne Kopfschmerzen und ohne depressive Vorerkrankungen ausgefüllt. Die Diagnosen Migräne mit bzw. ohne Aura, Clusterkopfschmerzen und Kopfschmerzen vom Spannungstyp wurden anhand der internationalen Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen von 2003 gestellt. Das wichtigste Ergebnis dieser Studie ist, dass Migränepatienten ein depressiveres Temperament nach dem TEMPS -A- aufweisen als eine gesunde Vergleichspopulation. Außerdem weisen weibliche Patientinnen mit Migräne ein ängstlicheres Temperament als gesunde Probandinnen oder Patientinnen mit Major Depression auf. Aufgrund des Fehlens von signifikanten Korrelationen zwischen der Erkrankungsdauer und anderen demographischen Größen der Migräneerkrankung und den Werten des TEMPS -A- kann davon ausgegangen werden, dass das für Migräne spezifische Temperament prämorbid angelegt und nicht sekundär durch die Erkrankung bedingt ist. Die Temperamentsmuster der Patienten mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp oder mit Clusterkopfschmerz unterscheiden sich nicht von denen einer gesunden Population. Tag der mündlichen Prüfung: 06.02.2006 INHALTSVERZEICHNIS Einseitige Zusammenfassung Inhaltsverzeichnis 1.Einleitung 1 2. Idiopathische Kopfschmerzen 2.1 Migräne 2.1.1 Klassifikation und Diagnostik 2.1.2 Migräne ohne Aura 2.1.3 Migräne mit Aura 2.1.4 Epidemiologie 2.1.5 Ätiologie und Pathophysiologie 2.1.6 Therapie der Migräne 2.1.7 Komorbiditäten 2.2 Kopfschmerzen vom Spannungstyp 2.2.1 Diagnostische Kriterien 2.2.2 Klinisches Bild 2.2.3 Ätiologische Faktoren 2.2.4 Pathogenese 2.2.5 Therapie 2.3 Clusterkopfschmerzen 2.3.1 Epidemiologie 2.3.2 Verlauf 2.3.3 Pathophysiologie 2.3.4 Therapie 3 3 3 4 4 5 6 8 9 9 10 11 11 12 13 14 15 15 15 16 3. Affektive Störungen 3.1 Major Depression 3.1.1 Merkmale 3.1.2 Inzidenz und Prävalenz 3.1.3 Verlauf 3.2 Dysthyme Störungen 3.2.1 Merkmale 3.2.2 Inzidenz und Prävalenz 3.2.3 Verlauf 3.3 Nicht näher bezeichnete depressive Störung 3.4 Affektive Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors 3.5 Substanzinduzierte affektive Störung 3.6 Bipolare Störungen 3.6.1 Epidemiologie 3.6.2 Komorbiditäten 3.6.3 Charakteristika bipolarer affektiver Störungen 3.6.4 Einteilung bipolarer affektiver Störungen 18 18 20 20 20 21 21 21 21 22 22 23 23 23 23 24 24 4. Methodik 27 4.1 Erhebung der Fallgruppe 27 4.2 Erhebung der Kontrollgruppen 27 4.3 Angewendete Fragebögen 27 4.3.1 TEMPS -A- Fragebogen 27 4.3.2 BDI 32 4.3.3 Inventar zur Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen 33 4.4 Statistische Verfahren 33 5. Ergebnisse 5.1 Beschreibung der Stichproben 5.1.1 Beschreibung der Fälle 5.1.2 Beschreibung der Kontrollen 5.2 Auswertung der Fragebögen 5.3 Analytische Statistik 5.4 Weitere Korrelationen 5.5 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 35 35 35 37 37 40 41 42 6. Diskussion 6.1 Frühere Untersuchungen und Vergleiche zu dieser Arbeit 6.2 Ausblick 45 45 51 7. Zusammenfassung 52 8. Literaturverzeichnis 54 9.. Lebenslauf 66 10. Danksagung 67 Anhang Fragebogen 1: Der TEMPS -A- Fragebogen Fragebogen 2: BDI Fragebogen 3: IBK I I VI X -1- 1. EINLEITUNG 1.1 Fragestellung Es besteht schon seit vielen Jahren die Hypothese, dass Migränepatienten eine eigene migränespezifische Persönlichkeit haben. Diese spezifische Persönlichkeit ist seit den Arbeiten von Touraine und Draper (1934) und Wolff (1937) bis heute Gegenstand psychologisch-psychiatrischer Studien. In letzter Zeit haben sich besonders Breslau et al. (1995) und Merikangas et al. (1993, 1997) mit diesem Thema beschäftigt. Die Beschreibungen der migränetypischen Persönlichkeitszüge sind sehr vielseitig. Wolff beschrieb Merkmale wie „innerlich unsicher, aggressiv und gespannt, äußerlich unbeugsam, gewissenhaft, perfektionistisch, kleinlich nachtragend, unzufrieden ehrgeizig, intolerant“. Die aus Deutschland kommenden Arbeiten von Peters (1977, 1978, 1983) benennen diese Persönlichkeit als „Typus migraenicus“ mit folgenden Eigenschaften: „sehr empfindsam, ordnungsliebend, konservativ, sparsam, vorsichtig abwägend, voller Selbstzweifel und Ängste, rastlos aktiv“. Dieses Spektrum unterscheidet sich sehr stark von der Beschreibung durch Wolff. Eine weitere Bezeichnung für die Migränepersönlichkeit gebrauchte Tellenbach (1983), er nennt sie „Typus melancholicus“ und beschreibt sie als das „Festgelegtsein auf Ordentlichkeit, sichtbar im äußeren Habitus an gepflegter Kleidung und Frisur, im Beruf an gewissenhafter und solider Leistung im Umgang mit den Mitmenschen an einer betonten Höflichkeit, verbunden mit dem Bestreben, niemanden etwas schuldig zu bleiben und Streit unter allen Umständen verhindern“. In dieser Arbeit soll die Fragestellung, ob Migränepatienten ein migränetypisches Temperament aufweisen und insbesondere ob sie depressiver sind als Personen ohne Migräne, zum einen im Vergleich zur Normalpopulation betrachtet werden, zum anderen werden auch Untergruppen, die nach Geschlecht, Kopfschmerzerkrankung, Alter oder nach anderen Merkmalen getrennt sind, untersucht. Die hier vorgestellte Studie ist anhand eines Fragebogens, der Temperament-Skala von Memphis, Pisa, Paris und San Diego (TEMPS-E) von Akiskal (1999) durchgeführt -2- worden. Dieser Fragebogen wurde ins Deutsche übersetzt (unpubliziertes Layout nach Bloeink et al. 2005). Frauen und Männer mit den Diagnosen Migräne, Clusterkopfschmerz und Kopfschmerz vom Spannungstyp nach der Klassifikation der International Headache Society (IHS) von 2003 (deutsche Übersetzung in: Die Internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen 2003) wurden aufgefordert, diesen und weitere Fragebögen auszufüllen. -3- 2. IDIOPATHISCHE KOPFSCHMERZEN 2.1 Migräne Bei der Migräne handelt es sich um einen idiopathischen, semiologisch eindeutigen, anfallsartigen Kopfschmerz, der rezidivierend und meist pulsierend und einseitig auftritt (sogenannte Hemikranie). Der Kopfschmerz beginnt meist in frühen Morgen- stunden und dauert bis zu einigen Tagen an. Die Migräne wird oft von vegetativen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmscheu begleitet. In ca. 10% der Fälle geht einem Migräneanfall eine Aura mit fokalen neurologischen Symptomen voraus. 2.1.1 Klassifikation und Diagnostik 1.1 Migräne ohne Aura 1.2 Migräne mit Aura 1.2.1 Typische Aura mit Migränekopfschmerz 1.2.2 Typische Aura mit Kopfschmerzen, die nicht einer Migräne entsprechen 1.2.3 Typische Aura ohne Kopfschmerz 1.2.4 Familiäre hemiplegische Migräne (FMH) 1.2.5 Sporadische hemiplegische Migräne 1.2.6 Migräne vom Basilaristyp 1.3 Periodische Syndrome in der Kindheit, die im Allgemeinen Vorläufer einer Migräne sind 1.3.1 Zyklisches Erbrechen 1.3.2 Abdominelle Migräne 1.3.3 Gutartiger paroxysmaler Schwindel in der Kindheit 1.4 Retinale Migräne 1.5 Migränekomplikationen 1.5.1 Chronische Migräne 1.5.2 Status migränosus 1.5.3 Persistierende Aura ohne Hirninfarkt 1.5.4 Migränöser Infarkt 1.5.5 Zerebrale Krampfanfälle, durch Migräne getriggert 1.6 Wahrscheinliche Migräne 1.6.1 Wahrscheinliche Migräne ohne Aura 1.6.2 Wahrscheinliche Migräne mit Aura 1.6.3 Wahrscheinliche chronische Migräne Tabelle 1: Die Internationale Klassifikation der Kopfschmerzerkrankungen (Nervenheilkunde 2003); Einteilung der Migräne. -4- Die Diagnostik und die Klassifikation der Migräne richten sich nach den Kriterien, die durch die International Headache Society (IHS) im Jahre 2003 aufgestellt worden sind. In dieser Klassifikation wird die Migräne in 23 Unterpunkte aufgeschlüsselt (siehe Tabelle 1) und mit ihren typischen Symptomen und diagnostischen Kriterien vorgestellt. Im Folgenden werden nur die diagnostischen Kriterien für Migräne mit Aura und Migräne ohne Aura vorgestellt. 2.1.2 Migräne ohne Aura Die Migräne ohne Aura wird durch die folgende diagnostische Kriterien, Merkmale und Symptome beschrieben. Es müssen mindestens fünf Attacken des Kopfschmerzes durchlebt worden sein, der unbehandelte oder erfolglos behandelte Verlauf hat eine Dauer von 4 bis 72 Stunden. Wenigstens zwei der nachfolgend angeführten Kopfschmerzcharakteristika müssen außerdem zutreffen: • der Kopfschmerz ist einseitig, wobei ein Wechsel der Seite möglich ist • pulsierender Charakter des Schmerzes • die Intensität der Kopfschmerzen ist mäßig bis stark, so dass übliche Tagesaktivitäten eingeschränkt oder unmöglich gemacht werden • Verstärkung der Kopfschmerzen durch körperliche Tätigkeiten Und zusätzlich eine der nachfolgend aufgelisteten Begleiterscheinungen: • Übelkeit und/ oder Erbrechen • Photophobie und Phonophobie 2.1.3 Migräne mit Aura Bei der Migräne mit Aura entstehen im zerebralen Kortex oder im Hirnstamm neurologische Symptome, die sich über 5 bis 20 Min. entwickeln. Kopfschmerzen und vegetative Symptome schließen sich direkt an die Aura an oder folgen ihnen nach einem Intervall von ca. 1 Stunde. Die Kopfschmerzen dauern im Durchschnitt etwa gleich wie bei der Migräne ohne Aura, d.h. 4 bis 72 Stunden, können gelegentlich aber auch -5- vollständig fehlen. Es müssen mindestens zwei Attacken anamnestisch bestätigt werden, um die Diagnose Migräne mit Aura stellen zu dürfen. Zu den typischen Symptomen der Aura gehören: homonyme oder monokulare visuelle Störungen, Sensibilitätsstörungen, Hemiparesen, Dysphasie, Tinnitus, Vertigo, Bewusstseinsstörungen und viele andere. 2.1.4 Epidemiologie Wenn alle von der International Headache Society von 1988 geforderten diagnostischen Kriterien erfüllt werden, ergibt sich eine Prävalenz für Migräne von ca. 10-12%, wobei ca. 6% aller Männer und 15-18% aller Frauen betroffen sind. Diese Prävalenz steigt um weitere 16%, wenn alle Kriterien bis auf eins erfüllt sind, die zur Diagnose Migräne führen (Göbel et al. 1994). Die geschlechtspezifische Verteilung von Männern und Frauen wird mit 2-3:1 angegeben (Rasmussen 2001). Eine weitere Arbeit, die sich ebenfalls nach den Kriterien der IHS aus dem Jahre 1988 richtete, ermittelte eine Lebenszeitprävalenz von 16%, wobei die für Männer mit 8% wesentlich niedriger liegt als für Frauen mit 25% (Rasmussen et al. 1991). Die Prävalenz der Migräne nimmt unabhängig vom Geschlecht bis zum mittleren Alter zu und dann wieder ab. So fanden Lipton et al. (2001), dass die meisten Betroffenen in der Altersgruppe von 30-39 und 40-49 Jahren waren; 9,7% bzw. 8,1% aller Männer und 27,3% bzw. 26,0% aller Frauen litten unter einer Migräne. Rasmussen (1995) beschrieb für die Migräne mit Aura eine Lebenszeitprävalenz von 6%. Nach Göbel et al. (1994) kommt es bei ca. 10% aller Migränepatienten zur Ausbildung einer Aura. Launer et al. (1999) fanden bei 36% aller Migränepatienten eine Aurasymptomatik; 18% hatten immer und 13% nur gelegentlich eine Aura, 5% entwickelten eine Aura ohne Kopfschmerzen. Der Durchschnitt der Kopfschmerzhäufigkeit liegt bei 2,8 Tagen pro Monat (Göbel 1994), die wie folgt verteilt sind: 40% der Betroffenen haben eine Attacke pro Monat, 35% drei und 25% vier oder mehr Attacken monatlich (Lipton und Stewart 1994). Die Stärke der einzelnen Attacken wird von 60% der Erkrankten als stark und von 36% als mäßig angegeben. -6- Bei Kindern werden Migränekopfschmerzen oft nicht erkannt, weil Kinder unspezifische Symptome wie Schwindel, Bauchweh, Übelkeit oder allgemeines Unwohlsein angeben. Jungen weisen in früher Kindheit eine höhere Inzidenz als Mädchen auf. Typisch ist die Erstmanifestation im jungen Erwachsenenalter. Bei 10,7% der Frauen mit Migräne tritt diese mit der Menarche auf, mehr als die Hälfte erleiden die erste Migräneattacke zwischen 10 und 19 Jahren (Granella et al. 1993). Die höchste Inzidenzrate liegt bei den männlichen Jugendlichen einige Jahre früher. Die Erstmanifestation liegt hier zwischen 4 und 5 Jahren (Stewart et al. 1991). Die genetische Komponente lässt sich durch das gehäufte Vorkommen unter Verwandten und insbesondere bei eineiigen Zwillingen belegen (Russel et al. 1995). Insgesamt lässt sich im Vergleich verschiedener Familienstudien kein Erbgang eindeutig identifizieren. Der Anteil genetischer Faktoren an der Ätiologie der Migräne liegt absolut nur bei ca. 40% bis 50% (Evers et al. 1996). Aber nicht allein die genetische Disposition ist für die Erkrankung verantwortlich, vielmehr spielen weitere exogene Faktoren bei der Migräneentstehung eine Rolle. Bis jetzt ist eindeutig nur der Vererbungsmodus der FHM (familiäre hemiplegische Migräne) geklärt, der ein autosomal dominanter Erbgang zugrunde liegt. 2.1.5 Ätiologie und Pathophysiologie Die Ursachen für die Entstehung einer Migräne sind bis heute noch nicht vollkommen aufgeklärt. Ursächlich ist wahrscheinlich eine genetische Disposition verantwortlich (siehe auch Kapitel 2.1.4), die dazu führt, dass manche Menschen bei Veränderungen von Lebensumständen (wie Stress, Lärm, Ärger und Schlafmangel) oder Veränderungen von Hormonspiegeln (z.B. bei einer Menstruation) mit einer Änderung der inneren Reaktionsbereitschaft auf externe Triggerfaktoren mit einer Migräne reagieren. Ebenso können auch Entlastungssituationen nach Stress, Alkoholgenuss, bestimmte Nahrungsmittel (Käse, Kaffee, Gewürze), Wetteränderungen oder äußere Reize (grelles Licht, Lichtblitze, Geräusche und Gerüche) Migränekopfschmerzen hervorrufen. -7- Pathophysiologisch gibt es noch keinen endgültigen Erklärungsansatz. Die folgende Darstellung richtet sich nach den Erläuterungen von Diener (1994). Bei einer Unterteilung der Migräneattacke in zwei Phasen stellt die erste die Auraphase dar. Diese wird durch visuelle Störungen, Dysästhesien, Sprachstörungen gekennzeichnet. Zur Zeit können diese Symptome durch zwei Ansätze erklärt werden. Der erste legt eine „spreading depression“ als Ursache nahe. Nach einem initialen kurzen Exzitationsimpuls folgt eine Hemmung der kortikalen Aktivität, dieses wird auch als ein elektrophysiologisches Phänomen bezeichnet. Der zweite Ansatz spricht von Durchblutungsveränderungen. Zunächst entsteht eine Minderperfusion, die noch während der Auraphase in eine Hyperperfusion übergeht. Beide Ansätze sind noch nicht endgültig bewiesen. Die zweite Phase, die Kopfschmerzphase, geht mit einer Stimulation der Trigeminuskerne einher. Diese Stimulation der Kerne führt zur Änderung des zerebralen Gefäßtonus und fördert die Freisetzung vasoaktiver Substanzen wie Serotonin, CGRP (Calcitonin gene related peptide) und Substanz P. Nach der Aktivierung von Prostaglandinen durch diese Substanzen und nach der Mastzelldegranulation folgt eine perivaskuläre aseptische Entzündung der Duraarterien und dadurch entstehen die Schmerzen. Dem CGRP wird die größte Rolle zugeschrieben (Edvinsson et al. 1994). Dessen Konzentration ist in der V. jugularis externa sowohl bei der Migräne ohne Aura als auch bei der Migräne mit Aura deutlich über der Norm. Durch die erhöhte Sensibilität sensorischer perivaskulärer Fasern kann man den charakteristischen pulsierenden Kopfschmerz erklären. Die unter normalen Bedingungen nicht schmerzhaften Gefäßpulsationen werden nun doch in Schmerzreize umgewandelt. Eine körperliche Belastung, die immer zu einer höheren Pulsfrequenz und Blutdrucksteigerung führt, begünstigt hiermit die Verstärkung der Kopfschmerzen. Ein weiterer Ansatzpunkt zeigt, dass bei Migräne mit Aura eine verminderte zentrale Inhibition vorliegt, die eine erhöhte Erregbarkeit corticaler Neurone zur Folge hat (Aurora et al. 1999). Die Intensität der Inhibitionsreduktion steigt mit höherer Attackenfrequenz. Eine weitere Arbeit von Evers et al. (1997) beschäftigte sich mit der kognitiven Habituation bei verschiedenen Formen des Kopfschmerzes. Hierbei hat sich gezeigt, dass bei Migräne keine kognitive Habituation während der Messung -8- ereigniskorrelierter Potentiale eintritt, wie sie bei gesunden Probanden beobachtet werden konnte. Eine vollständige Erklärung der Ätiologie und der Pathophysiologie erfordert noch weitere Studien. 2.1.6 Therapie der Migräne Grundlage für die Therapie der Migräne sind die Richtlinien der Deutschen Migräneund Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) aus dem Jahre 1997 und Ergänzungen dazu aus den Empfehlungen des Jahres 2000 (Diener et al. 2000). Therapie des akuten Anfalls Der Patient sollte sich im akuten Anfall vor Reizen (laute Geräusche, helles Licht) schützen, z.B. durch den Aufenthalt in einem abgedunkelten und ruhigen Raum. Die medikamentöse Therapie besteht erstens in der Behandlung der Übelkeit und des Erbrechens und zweitens in der Therapie des Schmerzes, die dadurch erst ermöglicht wird. Durch Dopaminantagonisten wie Metoclopramid oder Domperidon kann man sowohl die Übelkeit als auch den Kopfschmerz (durch die antiphlogistische Komponente) gleichzeitig behandeln. Zusätzlich können Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Paracetamol, auch Metamizol, Naproxen oder Diclofenac gegeben werden. Eine Ergänzung dieser Medikamente stellen Triptane dar. Prophylaktische Therapie Eine Prophylaxe wird bei den Patienten durchgeführt, die mehr als drei Migräneattacken pro Monat erleiden, wenn die Akuttherapie nicht anschlägt oder nicht tolerable Nebenwirkungen hat. Beim guten Therapieerfolg kann die Anfallshäufigkeit, -dauer und -intensität sogar um mehr als 50% gesenkt werden. Zu den Substanzen gehören: Beta-Blocker (Propranolol, Metoprolol), Calciumantagonisten (Flunarizin), Valproinsäure, nichtsteroidale Antiphlogistika (Naproxen, ASS), Serotoninantagonisten (Pizotifen, Methysergid, Lisurid, Magnesium). Zur Ergänzung der medikamentösen -9- Prophylaxe haben sich ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus, sportliche Betätigung und Stressbewältigungs-Training und Gefäßfeedback als wirksam gezeigt. 2.1.7 Komorbiditäten Bei Patienten, die an chronischen Schmerzkrankheiten leiden, muss mit einer breiten Komorbidität gerechnet werden. So führen chronische Schmerzerkrankungen bei über 50% der Betroffenen zu depressiven Störungen und Angstkrankheiten. Es ist auch das Umgekehrte Schmerzen bekannt, dass bei Patienten mit psychischen Erkrankungen häufig vorhanden sind. Ca. 10% der Schmerzpatienten haben einen Substanzmissbrauch, bei bis zu 60% werden psychische Auffälligkeiten gefunden. Die psychischen Störungen stellen eine Krankheitskonsequenz der Schmerzerkrankung dar, sie äußert sich in einer Depression, einer Zwangserkrankung, einer Angststörung und in sozialen Dysfunktionen. Bei Patienten mit einem Substanzmissbrauch steht der Abusus von Medikamenten in führender Position. Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp kommen oft zusammen vor. Diese Patienten zeigen verschiedene Kombinationsformen beider Kopfschmerztypen. Die einen haben eine typische Migräne mit mäßigen Anteilen von Kopfschmerzen vom Spannungstyp, andere dagegen gleichverteiltes Auftreten der Kopfschmerzarten, bei der dritten Gruppe überwiegt der Kopfschmerz vom Spannungstyp. Das Spektrum reicht bis zum separaten Auftreten des jeweiligen Kopfschmerzes. 2.2 Kopfschmerzen vom Spannungstyp Diese Kopfschmerzart (im Folgenden auch Spannungskopfschmerz genannt) wird durch wiederkehrende Episoden des Schmerzes charakterisiert. Der Schmerz kann Minuten oder Tage dauern. Typische Charakteristika sind drückender oder ziehender Schmerz leichter bis mäßiger Stärke und beidseitige Lokalisation. Bei körperlicher Anstrengung verstärkt sich der Kopfschmerz nicht. Er geht nicht mit einer Übelkeit einher, Licht- und - 10 - Geräuschüberempfindlichkeit können aber auftreten. Im Folgenden wird der Spannungsschmerz nach den alten Kriterien der IHS aus dem Jahre 1988 erläutert. 2.2.1 Diagnostische Kriterien Die Kopfschmerztage beschränken sich auf höchstens 180 pro Jahr und weniger als 15 pro Monat. Die Dauer einer Kopfschmerzepisode beträgt 30 Minuten bis 7 Tage. Die Schmerzqualität ist schon oben beschrieben worden, die körperliche Aktivität wird behindert, aber nicht un-möglich gemacht. Eine neurologische oder andere körperliche Erkrankung muss ausgeschlossen werden. Komorbiditäten bestehen mit Stress, Angst und Depression. Man unterteilt die Kopfschmerzen vom Spannungstyp in drei Gruppen: 1. Episodischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: a. Mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit perikranialer Muskeln. Die Schmerzempfindlichkeit oder vermehrte EMG - Aktivität von Kopfmuskeln ist bei diesem Typ erhöht. Die Empfindlichkeit für Schmerz wird durch Palpation oder mit einem Druckalgometer nachgewiesen. b. Ohne erhöhte Schmerzempfindlichkeit perikranialer Muskeln. Die Spannung und Schmerzempfindlichkeit der Muskulatur sind normal. 2. Chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp: a. Mit erhöhter Schmerzempfindlichkeit perikranialer Muskeln. b. Ohne erhöhte Schmerzempfindlichkeit perikranialer Muskeln. Bei diesem Kopfschmerztyp hat der Patient an mindestens 15 Tagen pro Monat und im Zeitraum von 6 Monaten Kopfschmerzen. Der Schmerzcharakter ist wie oben beschrieben. Zusätzlich kann auch Übelkeit, aber ohne Erbrechen auftreten. 3. Kopfschmerz vom Spannungstyp, der die Kriterien nicht komplett erfüllt. Bei dieser Form fehlt meist nur eins der gesamten Kriterien. - 11 - 2.2.2 Klinisches Bild Der Schmerz ist typischerweise bilateral lokalisiert, kann aber auch einseitig liegen. Sehr oft findet man ihn im Nackenbereich, im Gesicht oder in der Kieferregion. Die durchschnittliche Schmerzintensität liegt auf einer Skala zwischen 1 und 7 bei 4,4 für episodischen und bei 4,8 für chronischen Kopfschmerz unabhängig vom Geschlecht und Alter. Das Symptom Erbrechen schließt die Diagnose Spannungskopfschmerz aus. Die episodischen Kopfschmerzen dauern im Mittel 14,3 Stunden, bei Frauen etwas länger als bei Männern, und im Alter länger als bei den bis 29jährigen. Der episodische Kopfschmerz vom Spannungstyp tritt bei 54% der Betroffenen zur bestimmten Tageszeit auf (Göbel 1994). Die Peaks sind zwischen 6 und 9 und zwischen 18 und 24 Uhr. Jahreszeit und Wochentage zeigen keine sichere Anfallshäufung. Im Mittel tritt der episodische Kopfschmerz im 28. Lebensjahr auf, der chronische nicht vor dem 10. Lebensjahr, allgemein sind bis zum 25. Lebensjahr 66% der Betroffenen an dieser Kopfschmerzform erkrankt. 2.2.3 Ätiologische Faktoren In meisten Fällen ist trotz eingehender körperlicher Untersuchung keine Ursache feststellbar. Bei manchen Patienten stehen oromandibuläre Dysfunktionen, z.B. Kiefergeräusche bei Bewegung des Kauapparates, Zähneknirschen, Kieferblockade, Kaumuskulaturschmerz und unglatte Kieferbewegung im Vordergrund. Psychosozialer Stress (z.B. in der Partnerschaft, im Beruf, Lebensumstände, Finanzen, Gesetzeskonflikte, körperliche Erkrankungen), Angst (z.B. Existenzängste, Leistungsangst) und Depressionen machen zusammen ein Drittel der Ursachen aus. Weitere Faktoren sind alleinige Vorstellung, muskulärer Stress und Medikamentenmissbrauch. Die Krankheitsvorstellung tritt auch bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen und einer schizophrener Störung auf. Den muskulären Stress können ungünstige Körperposition, Mangel an Ruhe und Schlaf so wie übermäßige Sportaktivität herbeiführen. Beim Missbrauch von Medikamenten werden meist Aspirin, Paracetamol, Opioide und Beruhigungsmittel vom Benzodiazepintyp eingenommen. Der überwiegende Teil der - 12 - Patienten leidet an mehreren Kopfschmerzerkrankungen gleichzeitig, was zu einem Therapieproblem führt. 2.2.4 Pathogenese 1. Muskelschmerz und Kopfschmerz können durch erhöhte Muskelspannung entstehen. Außerdem können folgende Bedingungen zu Schmerzen führen, ohne dass strukturelle Läsionen nachweisbar sind: a. fehlerhafte Interpretation der Reize wie Druck oder Verspannung im Gehirn b. Ausbreitung des Schmerzes in ungeschädigte Körperregionen und übermäßige Erregbarkeit der Nervenfasern c. falsche Steuerung des Reizeinganges im Gehirn 2. Biochemische Untersuchungen: Niedrige Serotoninkonzentration (durch erniedrigte Bildung oder zu starken Verbrauch des Transmitters) findet sich nur bei männlichen Kopfschmerzpatienten. Die Monoaminooxidase ist ebenfalls nur bei Männern erniedrigt. Bei Frauen mit dem Kopfschmerz vom Spannungstyp besteht ein Hinweis, dass der Melatoninspiegel im Blut in der Nacht herabgesetzt ist. Die Dopaminausscheidung ist reduziert, auch die zirkadiane Rhythmik der Ausscheidung der Metaboliten von Noradrenalin, Adrenalin und Dopamin ist zwischen Nacht und Tag aufgehoben. 3. Ohne Erfolg sind Untersuchungen a. des intrazerebralen Blutflusses, b. genetischer Ursachen und c. mit psychologischen Theorien (Emotionen, Kognition, Stress) geblieben. Bis heute ist noch keine allgemeine und akzeptable Erklärung für die Entstehung des Spannungskopfschmerzes gefunden worden. - 13 - 2.2.5 Therapie Für den episodischen und den chronischen Spannungskopfschmerz gilt gleichermaßen, dass auf analgetische Medikamente verzichtet werden sollte und nichtmedikamentöse Maßnahmen ergriffen werden. Voraussetzung für eine gute Therapie ist das Führen eines Kopfschmerztagebuches, danach folgt eine individuelle Beratung. Nichtmedikamentöse Therapie für den episodischen Spannungskopfschmerz Die ätiologischen Faktoren (muskulärer Stress, psychogene Störungen, oromandibuläre Dysfunktion) müssen zuerst ausgeschaltet werden. Zur symptomatischen Therapie eignen sich: 1. Entspannung in Form von Bädern, Massagen an Stirn, Schläfe und Rücken, Bestrahlungen, Fangopackungen 2. aktive Bewegungsübungen, Krankengymnastik, Spaziergänge, Schwimmen, sowie Streck- und Dehnübungen 3. Entspannungsmaßnahmen: Wärmeanwendungen, autogenes Training, Yoga, Schlafen, Stressmeidung und Bettruhe 4. Veränderung der Lebensgewohnheiten: Verzicht auf Kaffee, Nikotin, geregelter und gleichmäßiger Tagesablauf, ausgeglichenes Privatleben. Nichtmedikamentöse Therapie der chronischen Spannungskopfschmerzen Auch hier müssen die Triggerfaktoren ausgeschaltet werden. Eine regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln ist verboten. Medikamentöse Therapie Bei episodischen Spannungskopfschmerzen werden bevorzugt ätherische Öle, z.B. Pfefferminzöl 10% 3 x im Abstand von 15 Min. auf die Stirn und Schläfe aufgetragen. Als Analgetika kann man ASS (500-1000 mg als Tabl.) oder Paracetamol (500-1000 mg als Tabl.) einnehmen. Bei chronischen Spannungskopfschmerzen werden auch ätherische Öle angewendet. Zur Prophylaxe kann man trizyklische Antidepressiva nehmen: • Amitriptylin - 14 - • Doxepin • Imipramin • Nortriptylin • Desipramin Nach Möglichkeit müssen nichtsteroidale Antirheumatika gemieden werden, weil diese zur Verfestigung und Zunahme der Kopfschmerzproblematik führen. Zu diesen Substanzen gehören Ibuprofen, Naproxen, Aspirin (Metamizol hat eine viel größere analgetische Wirkung als ASS und Paracetamol, dagegen aber eine seltene unerwünschte Wirkung, die toxische Agranulozytose). Sie können Nebenwirkungen in Form von Übelkeit, Bauchschmerzen, Blutungen, Allergien und Thrombozyten- aggregationshemmung verursachen. 2.3 Clusterkopfschmerzen Dieses Syndrom ist durch eindeutige, einseitige Schmerzen charakterisiert. Der Schmerz kann orbital, supraorbital und/oder temporal lokalisiert sein, weniger häufig findet man ihn hinter dem Ohr, im Wangen- oder Nasenbereich. Gewöhnlich tritt der Kopfschmerz akut auf, dauert etwa 15 bis 180 Minuten und ist extrem stark. Die Häufigkeit der Attacken variiert zwischen einer Attacke in 2 Tagen und 8 Attacken pro Tag. Zusätzliche Symptome können ein gerötetes und tränendes Auge, angeschwollene Nase oder Schnupfen sein. Manchmal geht dem Anfall vermehrter Speichelfluss oder wiederholtes Husten einher. Möglich ist auch ein komplettes oder inkomplettes HornerSyndrom. Die Attacken treten in Serien auf, die Wochen bis Monate dauern können. Anschließend folgt eine kopfschmerzfreie Zeit für einige Monate bis mehrere Jahre. Die Schmerzattacken treten häufig nachts auf und wecken den Patienten, oder sie treten frühmorgens auf, noch bevor man richtig wach geworden ist. Tagsüber fallen sie in die Ruhepausen und bei Erschöpfung, äußerst selten in den Aktivitätsphasen, aber fast konstant beim Alkoholgenuss. - 15 - 2.3.1 Epidemiologie Die Prävalenz liegt bei 4 bis 10 Patienten auf 10.000 Menschen. Diese primäre Kopfschmerzerkrankung kommt bei Männern häufiger vor als bei Frauen (Inzidenz für Männer 15,6/100.000 und für Frauen 4,0/100.000), und das Erkrankungsalter ist bei den Männern früher als bei den Frauen (40-49 Lebensjahr versus 60-69 Lebensjahr). Bei Kindern ist der Clusterkopfschmerz sehr selten. Eine familiäre Häufung ist nicht nachgewiesen worden. 2.3.2 Verlauf Die Schmerzattacken verlaufen in einer ganz bestimmten Reihenfolge. Über einige Wochen treten regelmäßig aufeinanderfolgend Attacken auf, danach kommt ein monate- bis jahrelanges beschwerdefreies Intervall. Die meisten Patienten erleiden in der Clusterperiode 2 Attacken pro Tag, mehr als 3-4 Kopfschmerzattacken täglich sind selten. Bevorzugte Uhrzeiten sind in der Nacht zwischen 1 und 2, am Tag zwischen 13 und 15 und abends um 21 Uhr. Die Clusterphase variiert von Patient zu Patient. Oft sind es 1-2 Phasen in einem Jahr. In den Monaten Februar und September besteht eine Häufung. Während der Kopfschmerzen werden die Patienten körperlich aktiv, sie stehen vom Bett auf, gehen unruhig umher, schlagen mit der Faust auf den Tisch usw. Der Alkoholgenuss stellt den bekanntesten Auslösefaktor dar. Andere Substanzen wie Nitroglycerin und Histamin können eine Attacke triggern. 2.3.3 Pathophysiologie Man vermutet, dass für die Schmerzentstehung der Sinus cavernosus verantwortlich ist. Beim MRT während einer Clusterkopfschmerzattacke ist die Kontrastmittelaufnahme in den Bereichen des Sinus cavernosus und der Vena ophthalmica superior verstärkt, was für eine Entzündung typisch ist. Im Blut und Liquor werden zum Zeitpunkt des Kopfschmerzes erhöhte Entzündungsparameter gemessen. Zeichen einer Vaskulitis - 16 - können auch durch eine Phlebographie belegt werden. Die Gründe hierfür sind noch nicht geklärt. Eine Ursache der entzündlichen Vorgänge liegt wahrscheinlich im Hypothalamus, der beim Clusterkopfschmerz funktionell und morphologisch verändert ist. Durch die Entzündung, Gefäßdilatation und Gefäßwandödem kann der venöse Abfluss behindert und die sympathischen, parasympathischen und sensorischen Nervenfasern komprimiert werden. Es kommt zu folgenden Symptomen: Schmerz, Tränenfluss, orbitale Pupillenreaktionen. Vasokonstriktoren wie Sumatriptan, Ergotalkaloide oder Sauerstoffinhalation führen zur schnellen Linderung, eine prophylaktische Gabe von Kortikosteroiden ist schnell wirksam. Die Wirksamkeit der letzten Substanz liegt in der Entzündungshemmung. 2.3.4 Therapie Bei diesem idiopathischen Kopfschmerz sind nichtmedikamentöse Therapiemaßnahmen wie Biofeedback, Massagen, Manualtherapien, Akupunktur usw. sinnlos. In der Clusterperiode ist es sinnvoll, eine prophylaktische Therapie einzuleiten. Hier wird nach episodischen oder chronischen Clusterkopfschmerzen getrennt. Prophylaxe beim episodischen Clusterkopfschmerz Hier steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung. 1. Ergotamintartrat (2 x 1,5 – 2 mg rektal) wirkt auf 5-HT- Rezeptoren sowie auf adrenerge und dopaminerge Rezeptoren. Diese Substanz ist ein Mutterkornalkaloid, führt zur Konstriktion großer Hirngefäße und hemmt die Freisetzung von proinflammatorischer Neuropeptide. Die meisten unerwünschten Wirkungen sind Übelkeit und Erbrechen. 2. Methysergid (3 x 1 – 2 mg) darf nur maximal 3 Monate gegeben werden, weil bei einer längeren Therapie retroperitoneale und subendokardiale Fibrosen beobachtet wurden. 3. Pizotifen (3 x 0,5 – 1 mg) ist ein Serotoninantagonist. Durch seine anticholinergen Nebenwirkungen (Mundtrockenheit und Gewichtszunahme) wird die Verträglichkeit eingeengt. - 17 - 4. Calciumantagonisten wie Verapamil (240 – 360 mg) führen zur Verbesserung der Kopfschmerzparameter. 5. Lithiumcarbonat wird bevorzugt bei älteren Patienten eingesetzt. Wegen der engen therapeutischen Breite erfordert die Gabe des Medikaments ständige Konzentrationskontrollen im Blut. Die Wirkungsweise in der Therapie des Clusterkopfschmerzes ist unklar. 6. Prednisolon (Decortin 2 x 50 mg) für drei Tage, dann schrittweise Reduktion. 7. Valproinsäure (als Antiepileptikum bekannt; der prophylaktische Effekt ist nicht geklärt). Prophylaxe bei chronischen Clusterkopfschmerzen Hier werden die Medikamente nach der Langzeitverträglichkeit ausgewählt. Ergotamin, Methysergid und Pizotifen scheiden somit aus. Arzneimittel der ersten Wahl stellen Lithium und Verapamil dar. Therapie der akuten Clusterkopfschmerzattacke Eine Sauerstoffgabe von 7 l/min über 15 Min., Sumatriptan 6 mg s.c. oder Ergotamintartrat 0,45 mg als Dosieraerosol stellen die wichtigsten Therapeutika in einer akuten Clusterkopfschmerzattacke dar. Übliche Analgetika aus Opioid- oder Nichtopioidgruppen sind wirkungslos. Operative Maßnahmen Operative Eingriffe werden nur auf extreme Ausnahmesituationen beschränkt. Neuerdings werden mit der Neurostimulation des Hypothalamus Erfolge beim therapieresistenten Clusterkopfschmerz erzielt, hierbei handelt es sich aber noch um eine experimentelle Methode. - 18 - 3. Affektive Störungen Affektive Störungen sind psychische Störungen, die sich durch Veränderungen der Stimmungslage auszeichnen, sie werden unterteilt in manische und depressive Störungen, bipolare Störungen und zwei Ätiologie-orientierte Störungen: Affektive Störungen aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors und substanzinduzierte affektive Störungen. Da es in dieser Studie um den Zusammenhang zwischen Migräne und Depression geht, werden nur die depressiven Störungen (Diagnostisches Manual DSMIV 1996) und die bipolaren Störungen erläutert (Walden et al. 2000). Zu den Depressiven Störungen gehören: 1. Major Depression 2. Dysthyme Störungen 3. Nicht näher bezeichnete depressive Störung 3.1 Major Depression Das Hauptmerkmal der Major Depression ist der kurze Verlauf mit einer oder mehreren Episoden einer Depression ohne manische, gemischte oder hypomane Episoden in der Anamnese. Diese Form der Depression wird in Schweregrade (leicht, mittelschwer, schwer ohne/mit psychotischen Merkmalen, teilremittiert, vollremittiert), nach psychischen Symptomen und den Remissionsgrad eingeteilt; sie kann chronisch verlaufen und mit katatonen, melancholischen, atypischen Merkmalen einhergehen oder postpartal beginnen. Episode einer Major Depression Das wesentliche Merkmal ist eine mindestens zweiwöchige und beinahe tägliche Zeitspanne mit depressiver Stimmung oder Verlust des Interesses oder der Freude an fast allen Aktivitäten. Bei Kindern ist der Affekt häufig reizbar und nicht traurig. Zusätzlich müssen mindestens 2 Kriterien aus der folgenden Gruppe bestehen: • Appetit- oder Gewichtsveränderungen • Veränderter Schlaf und psychomotorische Aktivität - 19 - • Energiemangel • Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld • Denkschwierigkeiten, herabgesetzte Konzentration und Entscheidungsfindung oder wiederkehrende Gedanken an den Tod oder Suizidabsichten • Suizidpläne oder -versuche Die Stimmung wird durch Bertoffene als depressiv, traurig, hoffnungslos und niedergeschlagen beschrieben. Die depressive Verstimmung kann am Gesichtsausdruck und am Verhalten abgelesen werden. Zusätzlich besteht oft Neigung zum Weinen, Reizbarkeit, Schwermut, zwanghaftes Grübeln, Angst, übertriebene Besorgnis über die körperliche Gesundheit und Klagen über Schmerzen (Kopf-, Gelenk-, Bauchschmerzen). Nicht selten treten Eheprobleme, berufliche Probleme, Missbrauch von Alkohol, bei Kindern Trennungsangst und vermehrte Inanspruchnahme ärztlicher Dienste auf. Laborbefunde • bei ca. 40-60% ambulanter und 90% stationärer Patienten mit einer Episode einer Major Depression treten Auffälligkeiten im Schlaf – EEG. Folgende Befunde können erhoben werden: verlängerte Schlaflatenz, häufiges Erwachen und Früherwachen, Non-REM-Schlaf der Stadien 3 und 4 (Tiefschlaf) ist reduziert, verkürzte Non-REM-Periodendauer, die Anzahl der Augenbewegungen ist erhöht. • Neurotransmitterkonzentrationen: Noradrenalin, Serotonin, Acetylcholin, Dopamin und Gamma-Aminobuttersäure werden im Blut, Liquor und Urin bestimmt. • Untersuchungen von Lymphozytenrezeptoren • Dexamethason-Supressionstest • evozierte Potenziale und Wach- EEG. Alle diese Untersuchungen haben Abweichungen zu Normalpersonen gezeigt. - 20 - 3.1.1 Merkmale Die Major Depression geht mit einer hohen Mortalitätsrate einher, ca. 15% der Betroffenen sterben durch Suizid. Bei allgemeinmedizinischen Patienten leiden diejenigen mit Major Depression häufiger unter Schmerzen, körperlichen Erkrankungen und reduzierter sozialer und beruflicher Leistungsfähigkeit. Bei bestimmten körperlichen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Myokardinfarkt, Malignome, Schlaganfall entwickelt sich bei 20-25% der Betroffenen im Verlauf der Erkrankung eine Major Depression. In diesen Fällen wird die Therapie des medizinischen Krankheitsfaktors kompliziert und die Prognose deutlich ungünstiger. 3.1.2 Inzidenz und Prävalenz Bei jugendlichen und erwachsenen Frauen ist die Major Depression zweimal häufiger als bei Männern gleicher Altersgruppe. Vor der Pubertät ist die Erkrankungshäufigkeit gleich verteilt. Die höchste Erkrankungsrate liegt in der Gruppe der 25-44-jährigen, die niedrigste bei über 65-jährigen. Das Lebenszeitrisiko in der Normalpopulation laut vieler Studien wird für Frauen mit 10-25% und für Männer mit 5-12% angegeben. Die Prävalenzraten scheinen keine Korrelation mit ethnischer Gruppe, Bildungsgrad, Einkommen oder Familienstand zu zeigen. Bei biologischen Verwandten ersten Grades tritt die Major Depression 1,5-3 mal häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung (Manual Psychischer Störungen DSM-IV). 3.1.3 Verlauf Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei Mitte 20. Einzelne Patienten haben vereinzelte Episoden mit jahrelangen symptomfreien Intervallen, bei anderen treten die Episoden gehäuft auf. Ca. 50-60% der Patienten mit einer Episode werden chronisch; das Risiko hierfür steigt dann nach jeder weiterer Episode erst auf 70%, dann auf 90%. Zwei Drittel remittieren vollständig, ein Drittel nur teilweise oder gar nicht. Die - 21 - Auslöser einer Episode sind häufig psychosoziale Belastungsfaktoren wie Tod einer geliebten Person, Scheidung oder Alkoholabhängigkeit. 3.2 Dysthyme Störungen 3.2.1 Merkmale Hauptmerkmal der dysthymen Störung ist eine chronische depressive Verstimmung die für die meiste Zeit des Tages und an mehr als der Hälfte der Tage besteht und über mindestens zwei Jahre hinweg andauert. Die Stimmung wird durch Betroffene als traurig und niedergeschlagen beschrieben, weitere Symptome sind Appetitmangel oder vermehrtes Essen, Schlaflosigkeit oder gesteigertes Schlafbedürfnis, Erschöpfbarkeit, Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Interesselosigkeit und selbstkritische Einstellung. 3.2.2 Inzidenz und Prävalenz Bei Kindern tritt die Dysthyme Störung bei beiden Geschlechtern gleich häufig auf und führt häufig zum Nachlassen der schulischen Leistungen und der sozialen Kontakte. Diese Kinder sind schlecht gelaunt, pessimistisch, weisen geringe soziale Fertigkeiten auf und haben ein niedriges Selbstwertgefühl. Bei Erwachsenen ist die Erkrankung bei Frauen dreimal häufiger als bei Männern. Die Lebenszeitprävalenz liegt bei ca. 6%. 3.2.3 Verlauf Oft ist der Beginn der Dysthymen Störung früh (d.h. in der Kindheit, Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter) und schleichend. Dann nimmt sie meistens auch einen chronischen Verlauf an. Der Erkrankungsbeginn nach dem 21. Lebensjahr wird als später Beginn bezeichnet. - 22 - 3.3 Nicht näher bezeichnete depressive Störung Unter diese Kategorie fallen alle Störungen mit depressiver Symptomatik, die nicht die Kriterien einer Major Depression, der dysthymen Störung, einer Anpassungsstörung mit depressiver Stimmung oder Anpassungsstörung mit gemischter Angst und depressiver Störung erfüllen. Einige Beispiele hierfür sind: 1. Prämenstruelle dysphorische Störung. Die Symptome treten in der letzten Woche der Lutealphase auf und sind: vermehrte Ängstlichkeit, deutliche Stimmungsschwankungen, vermindertes Interesse an Aktivitäten und deutliche depressive Verstimmung. 2. Leichte depressive Störung, die mindestens 2 Wochen dauert, erfüllt aber nicht alle Kriterien einer Major Depression. 3. Rezidivierende kurze depressive Störung dauert zwischen 2 Tagen und 2 Wochen, die über ein Jahr und monatlich auftritt. 3.4 Affektive Störung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors Durch einen medizinischen Krankheitsfaktor kann auch eine ausgeprägte und anhaltende Stimmungsveränderung hervorgerufen werden. Die affektive Störung kann sich in depressiver Stimmung, deutlich reduziertes Interesse oder Freude oder in gehobener und reizbarer Verstimmung äußern. Für die klinische Diagnose ist es wichtig, dass die Symptomatik zu Leiden oder zu Beeinträchtigungen im sozialen, beruflichen oder anderen Funktionsbereichen führt. Die Geschlechtsverteilung ist hier im Gegensatz zur Major Depression gleich verteilt, die Suizidrate ist erhöht und hängt von dem jeweiligen medizinischen Krankheitsfaktor ab. Das höchste Suizidrisiko ist bei chronischen, unheilbaren und schmerzhaften Zuständen (Malignome, Rückenmarksverletzungen, Ulcus pepticum, Chorea Huntington, AIDS, SHT...) gegeben. Die Angaben zur Prävalenz beschränken sich auf die depressiven Erscheinungsformen. Bei ca. 25-40% der neurologischer Erkrankungen (einschließlich Morbus Alzheimer, - 23 - Morbus Huntington, multiple Sklerose, Schlaganfall, Morbus Parkinson) tritt im Verlauf eine depressive Störung auf. 3.5 Substanzinduzierte Affektive Störung Diese Störungen treten nach Gebrauch von Drogen, Medikamenten, somatischen antidepressiven Behandlungen oder nach Exposition gegenüber Toxinen auf. Die Symptome können während der Intoxikation oder als Entzugssymptomatik auftreten. Zu den diagnostischen Kriterien gehört die Anamnese, eine körperliche Untersuchung oder Laborbefunde (Einstichstellen, Drogenkonzentration, Medikamentenanamnese). 3.6 Bipolare Störungen Bipolare Störungen sind durch das mindestens einmalige Auftreten einer manischen oder hypomanen Stimmungslage nach DSM-IV definiert. 3.6.1 Epidemiologie Die Lebensprävalenzrate liegt für bipolare Störungen bei 0,3-1,5% (Weissman et al. 1996). Der Großteil der Patienten erleidet zuerst die depressive Phase. Die erste Periode tritt bei 75% der Patienten bis zum 25. Lebensjahr auf. Die Geschlechtsverteilung ist etwa 1:1, außer bei rapid cycling (Erklärung siehe unter 3.6.4.), dort sind Frauen zweimal häufiger betroffen als Männer. 3.6.2 Komorbiditäten An erster Stelle stehen andere psychiatrische Störungen wie soziale Phobien, Panik- und Angststörungen mit 39%; 22% haben zusätzlich somatische Beschwerden, 33% leiden - 24 - an Alkohol- und Drogenmissbrauch. 25-50% aller bipolar Erkrankten (Strakowski et al. 1996) unternehmen mindestens einen Suizidversuch im Laufe der Erkrankung, und diesen meist kurz nach der Diagnosestellung (2-5 Jahre). 3.6.3 Charakteristika bipolarer affektiver Störungen Manische und hypomane Episoden charakterisieren bipolare Erkrankungen. Manien treten episodenhaft auf, die Stimmung ist situationsinadäquat gehoben, der Antrieb ist gesteigert. Größenideen, starker Rededrang, Ideenflucht und vermindertes Schlafbedürfnis prägen das Leben dieser Personen. Zusätzlich können sie auch reizbar sein. Hier beginnt der Bereich der Mischzustände (Kraepelin 1915), die die Symptome der Manie und Depression vereinen. Nach DSM-IV müssen mindestens einmalig eine manische Episode (Bipolar I) oder rezidivierend Depressionen mit Hypomanien (Bipolar II) auftreten, um die Diagnose zu stellen. Darüber hinaus kommen Randformen vor, z.B. die zyklothyme Störung, das hyperthyme Temperament und rezidivierende Depressionen ohne Hypomanie, aber mit hyperthymem Temperament (Bipolar IV). Beim hyperthymen Temperament ist die Persönlichkeit stark extrovertiert und expansiv. Bei der zyklothymen Störung handelt es sich um chronisch fluktuierende Phasen leichter affektiver Herabgestimmtheit und Phasen mit hypomanen Symptomen. Die Bipolar-III-Störung wird durch eine Depression mit einer Antidepressivaassoziierten Hypomanie definiert (Einteilung der Verlaufsprototypen bipolarer Störungen nach Akiskal et al. 2000). 3.6.4 Einteilung bipolarer affektiver Störungen Manien Manische Patienten sind durch eine gehobene Stimmung, Distanz- und Kritiklosigkeit gekennzeichnet. Ihr Antrieb ist gesteigert und enthemmt. Das Schlafbedürfnis und ihr Appetit sind stark reduziert, das sexuelle Interesse ist dagegen stark gesteigert. Denk- - 25 - störungen wie Ideenflucht, Größenwahn und Selbstüberschätzung sind häufig vorhanden. Hypomanien Die Patienten mit Bipolar II- Störungen leiden an rezidivierenden Depressionen mit Hypomanien. Die Hypomanien werden besonders im Anschluss an eine Depression als normales „Wiederaufleben“ interpretiert. Hypomanien sind mildere Formen der Manien mit zumeist kürzerer Dauer charakterisiert. Der Patient hat für mehrere Tage eine leicht gehobene Stimmung, vermehrte körperliche Energie und geistige Schaffenskraft. Die Kontrolle des Verhaltens ist noch angemessen. Bipolare Depression Zu den Symptomen der bipolaren Depression gehören Energieverlust, vermehrtes Schlafbedürfnis, gesteigerter Appetit und Konzentrationsverlust. Bei schweren Formen finden sich auch psychotische Symptome wie der Verarmungswahn oder der nihilistische Wahn und Angstgefühle. Die Patienten empfinden oft eine innere Spannung und Rastlosigkeit, verfallen in Alkohol- und Drogenprobleme. Rapid cycling Rapid cycling beschreibt einen raschen Phasenwechsel bei Patienten mit einer bipolaren affektiven Störung (Dunner et al. 1974). Für diese Diagnose sprechen mindestens vier Phasen einer Depression oder Manie in einem Jahr. Randformen der bipolaren Störungen a) Zyklothymia oder zyklothyme Störungen: Diese Personen haben Phasen affektiver Herabgestimmtheit und Phasen mit hypomanen Symptomen. Charakteristisch ist, dass die jahrelangen Instabilität mit leichten Depressionen und Hypomanien sich im frühen Erwachsenenalter manifestiert und einen chronischen Verlauf nimmt. In den depressiven Phasen rettet sich der Patient meist mit einem vermehrten Energieaufwand. b) Hyperthymes Temperament: Diese Menschen sind extrovertiert, redselig und selbstsicher. Sie bekleiden oft Ämter mit hohem Ansehen. Die Notwendigkeit einer - 26 - Behandlung besteht erst dann, wenn aus einer hyperthymer Gemütslage heraus eine Depression entsteht (Bipolar IV-Störung). c) Recurrente kurzdauernde Depression (Recurrent brief depression) und rekurrente kurzdauernde Manien: Charakteristisch für die rekurrente kurzdauernde Depressionen sind wiederkehrende kurze depressive Episoden, die in der Regel ca. 3 Tage, maximal jedoch bis höchstens 2 Wochen dauern. Für die Betroffenen sind insbesondere der unregelmäßige Rhythmus und die Unvorhersehbarkeit der Depressionen gravierend. Dementsprechend ist die Suizidgefahr in dieser Patientengruppe besonders groß. Etwa 5% der Bevölkerung sollen an diesen kurzdauernden Depressionen leiden (Walden et al. 2000). Zusätzliche Informationen und Ergänzungen zu den Temperamenten siehe im Kapitel 4 unter TEMPS-A-Fragebogen. - 27 - 4. Methodik 4.1 Erhebung der Fallgruppe Die vorliegende Studie wurde an 98 Patienten mit Kopfschmerzen durchgeführt, die die Kopfschmerzambulanz in der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Münster konsultiert haben. Die Kopfschmerzdiagnose wurde nach den Kriterien der International Headache Society (IHS 2003) gestellt. Patienten mit depressiven Erkrankungen (DSM-IV 1996) wurden nicht mit in die Bewertung genommen. 4.2 Erhebung der Kontrollgruppen In dieser Studie sind zwei Kontrollgruppen für den Vergleich mit der Gruppe mit Kopfschmerzen eingeführt worden. Die erste besteht aus Patienten mit einer Major Depression, die sich stationär oder tagesklinisch in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie des Universitätsklinikums Münster befanden und keine Migräneanamnese haben. Die zweite Kontrollgruppe besteht aus Personen, die keine Kopfschmerzen und Depressionen haben. Diese Kontrollgruppe stellen Kommilitonen, Freunde und Angehörige dar. 4.3 Angewendete Fragebögen 4.3.1 TEMPS-A-Fragebogen Zur Erfassung des Temperaments sind bis jetzt drei Ansätze vorhanden: der psychiatrisch-psychopathologische (Kraepelin 1915, Kretschmer 1936), der neurobiologische (Pawlow 1953, Gray 1994, Eysenck 1991) und der entwicklungspsychologische (Zentner 1998, Thomas und Chess 1977). - 28 - Die psychiatrisch-psychopathologische Entwicklungslinie basiert auf der Idee, dass Temperamente „Verdünnungen“ von psychischen – im Wesentlichen von affektiven – Störungen sind. Die neurobiologische Entwicklungslinie lässt sich im Wesentlichen im Bereich der Psychologie ausmachen. Pawlow (1953), Eysenck (1991), Gray (1994), Zuckermann (1991) und andere postulierten ein neurobiologisches Temperamentskorrelat, das unterschiedliche Erregungs- und/oder Hemmungsprozesse bedingt. Diese Prozesse sind angeboren, dauerhaft und individuell unterschiedlich. Pawlow ging von allgemeiner Stärke bzw. Schwäche des „Nervensystems“ aus. Eysenck beschrieb ein „aufsteigendes retikuläres aktivierendes System“ (ARAS). Gray stellte komplexe Verhaltenssysteme mit neuroanatomischen Korrelaten dar, die auf angeborener, dauerhafter Angst und Impulsivität basierten. Die Vertreter der entwicklungspsychologischen Entwicklungslinie (Zentner et al. 1998, Thomas und Chess 1977, Buss und Plomin 1984) beobachteten prospektiv die Entwicklung von Neugeborenen und stellten dabei fest, dass die Kinder vom ersten Tag an unterschiedliche Temperamentseigenschaften in Bereichen wie Aktivität, Schlaf, Nahrungsaufnahme oder Stimmung zeigten. Rothbart (1994) befasste sich mit den Bereichen Reaktivität und Selbstregulation, Kagan et al. (1988) untersuchten die soziale Gehemmtheit. Schließlich hatten Buss und Plomin (1984) das EAS-System beschrieben, dieses besteht aus den 3 Faktoren Emotionalität, Aktivität und soziale Fähigkeiten. Zu den vier Grundzuständen nach Kraepelin hyperthym (manisch), depressiv, reizbar und zyklothym wird ergänzend auch das ängstliche Temperament gerechnet. Diese fünf Typen des Temperaments kann man anhand des TEMPS-A-Fragebogens erfassen (Akiskal et al. 2002). Cloninger et al. (1993) haben eine Persönlichkeitstheorie aufgestellt („integrative biosoziale Theorie der Persönlichkeit“), in der sie Charakter und Temperament gegeneinander stellen. Die Ergebnisse waren, dass der Charakter durch die Umwelt geprägt und das Temperament dagegen genetisch festgelegt und durch Noradrenalin, Dopamin und Serotonin bedingt ist. Der Versuch, den Zusammenhang zwischen Temperament und affektiven Störungen zu ermitteln, besteht schon lange und wird insbesondere von Akiskal verfolgt (Akiskal et - 29 - al. 1975, 1983, 1992, 1994, 1995a, 1995b, 1996, 1998a, 1998b, 1999 und 2000). Die Idee der Studien ist, dass affektive Störungen sich aufgrund bestimmter Temperamente entwickeln. Kraepelin (Kraepelin 1915) beschrieb diese als „von Jugend auf bestehende Veränderungen des Seelenlebens“ (S. 1303), die besonders häufig auch „in Familien manisch-depressiv Kranker beobachtet werden“. Entsprechend beschreibt er vier Grundsätze: die depressive, die manische, die reizbare und die zyklothyme Veranlagung. Im folgenden werden anhand der deutschen Version der TEMPS-A (Temperamentskalen-Autoversion) die verschiedenen Temperamente erläutert. Der TEMPS-A-Fragebogen ist ein Selbstratinginstrument, ihn gibt es in mehreren Sprachen (englisch, französisch, italienisch, portugiesisch und deutsch). Die Validität und Reliabilität des Fragebogens sind durch Untersuchungen der englischen (TEMPS-A von Akiskal), französischen (Hantouche et al. 1997) und der deutschen (Bloeink et al. 2005) Versionen bestätigt worden. Die Übersetzung der Skala erfolgte in der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg von Prof. Dr. Christoph Mundt und Dr. Aoife Hunt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jules Angst aus Zürich. Alle Fragen des TEMPS-A-Fragebogens werden von den Probanden mit „ja“ oder „nein“ beantwortet, die mit „ja“ beantworteten Fragen werden in ihren Subgruppen addiert und bilden den jeweiligen Score. Das depressive Temperament Vom depressiven Temperament wird weder in der ICD-10 (WHO 1994) noch in der DSM-IV (APA 1994) als allgemeiner Diagnose gesprochen. Die ICD-10 und DSM-IV kennen aber die „dysthyme Störung“ (Akiskal 1983) als mindestens zwei Jahre dauernde Depressionsform. Bei Frauen tritt das depressive Temperament häufiger auf als bei Männern (Rosenthal et al. 1981). - 30 - Kovacs et al. (1997) haben gezeigt, dass solche dysthymen Störungen häufig in der Kindheit beginnen. Dieser Beschreibung ist das depressive Temperament sehr ähnlich. Vergleiche hierzu die Items 1 bis 22 des Fragebogens 1 im Anhang. Die Symptomatik der Patienten mit dem depressiven Temperament bessert sich bei der Therapie mit Antidepressiva, Lithium und Psychotherapie (Akiskal et al. 1981, Rosenthal et al. 1981). Es sind oft solche Personen, bei denen Lethargie, Schwermut und Selbstzweifel tief verwurzelt sind und einen Teil des Charakters darstellen. Im Schlaf zeigen diese Patienten verkürzte REM-Phasen, genau wie Patienten mit depressiven Episoden (Akiskal et al. 1997, Hauri et al. 1984). In vielen Studien ist nachgewiesen worden, dass fast alle Patienten mit dem depressiven (dysthymen) Temperament später schwere depressive Episoden entwickeln. Dieser Vorgang heißt auch „Double-Depression“ (Keller et al. 1982). Das zyklothyme Temperament Patienten mit dem zyklothymen Temperament (Items 23-42 im Fragebogen 1 des Anhangs) sind launisch und wechselhaft, man kann sie aber noch nicht zu den Manischdepressiven zählen. Diese Personen haben oft Beziehungsprobleme und klagen eher weniger über Stimmungsschwankungen. Soziale Schwierigkeiten, überstürzte und kurze Liebesbeziehungen, Wohnortswechsel, Alkoholmissbrauch u.v.a. prägen das Leben dieser Personen. Von anderen Menschen werden diese als histrionisch, emotional instabil oder als dissozial bezeichnet. Man beobachtet bei den Patienten mit dem zyklothymen Temperament Episoden mit kurzen hypomanen und depressiven Zeichen, die wenige Tage anhalten. Das Schlafbedürfnis wechselt ständig (Akiskal et al. 1977), Selbstzweifel lösen Selbstüberschätzung ab und Zurückgezogenheit geht in eine Leutseligkeit über. Dieses Temperament wird durch die Items 23 bis 42 überprüft. Ähnlichkeiten zum zyklothymen Temperament bestehen in der zyklothymen Störung (DSM-IV) und in der Zyklothymia (ICD-10) (Brieger et al. 1997). Auch dieses Temperament tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern (Placidi et al. 1998) und kann vor allem bei Frauen zum sogenannten „rapid cycling“ führen (Kilzieh et al. 1999, Koukopoulos et al. 1980). Eine Bestätigung für das zyklothyme Temperament erfolgte - 31 - in einer prospektiven Studie in Rahmen der Collaborative Depression Study (CDS) (Akiskal et al. 1995b). Bei 559 Patienten mit einer Bipolar-II-Störung fand man Charakterauffälligkeiten, die sehr ähnlich sind denen vom zyklothymen Temperament. Sie wiesen eine emotionale Labilität auf, hatten zeitweise höhere Energie und Aktivität und waren sozial ängstlich und unsicher. Verbindungen zu anderen Krankheitsbildern bestehen zum Kokainmissbrauch (Nunes et al. 1990), Angststörungen und Zwangserkrankungen (Brieger et al. 1999 und 2000, Himmelhoch et al. 1998), Panikstörung und sozialer Phobie. Das hyperthyme Temperament Menschen mit diesem Temperament sind oft beruflich erfolgreich, besetzen Führerpositionen, brauchen wenig Schlaf, mischen sich überall ein, sind ungehemmt und haben oft zahlreiche Probleme im privaten Leben (Akiskal et al. 1984, 1992, 1995b). Die Personen sind unbedacht und handeln oft übereilt, so dass Freunde und Familienangehörige verletzt werden (vergleiche Items 43-63 im Fragebogen 1 im Anhang). Es sind ca. 1% aller Menschen betroffen, den meisten Teil bilden hier die Männer (Bloeink et al. 2005). Diese Patienten findet man oft in Schlaflaboratorien, weil sie nach jahrelanger nervöser Unruhe und mit 4-5 Stunden Schlaf an Einschlafstörungen leiden. Die REM-Latenzen sind verkürzt und zeigen damit Ähnlichkeit zu depressiven Patienten (Hudson et al. 1988). Psychopathologisch kann das hyperthyme Temperament zu manischen (Akiskal 1998b, Hantouche 1997, 1998), depressiven (Akiskal 1984, Cassano 1989, Eckblad 1986) und gemischten Episoden gezählt werden. Das reizbare Temperament Das reizbare Temperament ist sehr selten und kann vom zyklothymen Temperament nur schwer abgegrenzt werden. Einer der Unterschiede liegt in der Geschlechtsverteilung: - 32 - Das reizbare Temperament findet man häufiger bei Männern, das zyklothyme bei Frauen (Placidi et al. 1998). Reizbare Zustände (vergleiche Items 64-84 der TEMPS-ASkala) entstehen durch gleichzeitiges Auftreten von depressiven und hyperthymen Zügen und sind dauerhaft. Die Zeichen sind: Dysphorie, ständige Ärgerlichkeit, übellauniger Humor und Grübeln. Oft bekommen diese Patienten eine Diagnose aus der Gruppe der Persönlichkeitsstörungen. Phobisches Temperament und Angststörungen Für die Persönlichkeits- und Temperamentpsychologie ist ein phobisches Temperament eine Persönlichkeitsdisposition und spielt als ätiologischer Faktor von Angststörungen eine bedeutende Rolle (Watson 2000). Das phobische Temperament stellen die Items 85-110 dar. 30% der Agarophobiepatienten zeigen dieses Temperament, sie sind auch in anderen Lebenssituationen ängstlich und furchtsam. 4.3.2 BDI Dieser Fragebogen (Fragebogen 2 im Anhang) wurde zunächst für Patienten mit einem Depressiven Syndrom entwickelt, kann aber auch für Patienten mit anderen Diagnosen verwertet werden. Der BDI (Beck Questionnaire) enthält 21 Gruppen von Aussagen, die eine Einschätzung der Stimmungslage zulassen. Man kann 0 bis 63 Punkte erreichen (Beck et al. 1961). Bei Werten zwischen 0 und 10 liegt noch keine Depression vor, bei 11 bis 17 eine leichte, bei 18 bis 23 eine mittelgradige und bei Werten über 24 eine schwere Depression. Die Patienten werden gebeten, diejenigen Aussagen anzukreuzen, die ihre Gefühle der laufenden Woche am besten wiedergeben. Wenn mehr als eine Aussage einer Gruppe zutrifft, können auch mehrere angekreuzt werden. - 33 - 4.3.3 Inventar zur Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen Das Inventar zur Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen (IBK) entspricht dem Headache Disability Inventory (HDI) für den englischsprachigen Raum (Jacobson et al. 1994, 1995) und dient der Erfassung der Lebensqualität von Patienten mit chronischen Kopfschmerzen. Das IBK (Fragebogen 3 im Anhang) ist in zwei Subskalen unterteilt. Die Subskala „Funktion“ misst Einschränkungen normaler alltäglicher Aktivitäten und enthält 12 Items. Die Subskala „Emotionen“ erfasst die durch Kopfschmerzen verursachten Befindlichkeitsstörungen und besteht aus 13 Items. Ein Gesamtscore kann der Einschätzung von Therapieerfolgen dienen. Die einzelnen Items können durch „ja“, „manchmal“ oder „nein“ beantwortet werden. Für ein „ja“ werden bei der Bewertung 4 Punkte, für „manchmal“ 2 und für „nein“ 0 Punkte vergeben, also kann die Punktzahl für „Funktion“ 0 bis 48 Punkte und die Punktzahl für „Emotionen“ 0 bis 52 betragen. Je größer die Summe in den Subgruppen wird, desto stärker kann die Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen angenommen werden. Die Patienten werden außerdem gebeten, die Frequenz (weniger als einmal pro Monat, 1- bis 4-mal pro Monat, mehr als 4-mal pro Monat) und die Intensität (leicht, mittel, stark) der Kopfschmerzen anzugeben (Bauer et al. 1999). Zu den drei Fragebögen wurden noch persönliche Daten (Alter und Geschlecht), maximale und durchschnittliche Schmerzintensität und -dauer, die KopfschmerzHauptdiagnose und die Nebendiagnose erhoben. 4.4 Statistische Verfahren Die Datenverarbeitung und die Auswertung erfolgten mittels SPSS 11.0. Sowohl deskriptive als auch analytische Untersuchungen wurden mit diesem Programm durchgeführt. Zur deskriptiven Statistik gehörte die Ermittlung der Minima und Maxima, des arithmetischen Mittelwertes und der Standardabweichung. - 34 - Zur analytischen Statistik sind der Mann-Whitney-U-Test, der zwei unabhängige Stichproben mittels Bildung von gemeinsamen Rangreihen vergleicht, der KruskalWallis-Test, der mehr als zwei unabhängige Stichproben vergleicht, und der SpearmanKorrelationskoeffizient, der nicht-parametrische Korrelationen darstellt, herangezogen worden. Als Signifikanzniveau wurde p=0,05 gewählt. - 35 - 5. Ergebnisse 5.1 Beschreibung der Stichproben Zunächst werden die deskriptiven Ergebnisse der Untersuchungen der Fälle und der Kontrollen dargestellt. 5.1.1 Beschreibung der Fälle Von den 98 Patienten in der Fallgruppe sind 16 Patienten männlich und 82 weiblich. Die Personen sind zwischen 15 und 68 Jahre alt. Die Altersverteilung hat einen Mittelwert von 38,3 ± 13,4 Jahren. Unter den Kopfschmerzpatienten sind 75 an Migräne erkrankt, 12 von ihnen haben nur eine Migräne mit Aura und 46 nur eine Migräne ohne Aura, der Rest hat mehrere Kopfschmerzdiagnosen. Die Geschlechtsaufteilung ist wie folgt: 9 männliche und 66 weibliche Migränepatienten. Unter den übrigen Kopfschmerzpatienten haben 5 einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz, 18 einen Spannungskopfschmerz und 5 einen Clusterkopfschmerz. Die Patienten mit einem medikamenteninduzierten Kopfschmerz werden nicht als Gruppe analysiert, da es sich hierbei um einen sekundären Kopfschmerz handelt, auch die Clusterkopfschmerzpatienten werden wegen der zu geringen Stichprobengröße nicht in den statistischen Vergleich mit einbezogen. Die Frage nach der Dauer der Kopfschmerzen ergibt folgende Verteilung: bei den Migränepatienten dauern die Kopfschmerzen im Mittel 2,0 ± 1,1 Tage, die maximale Dauer liegt bei 6 Tagen und die minimale bei 1 Tag. Die mittlere Häufigkeit des Auftretens der Kopfschmerzen liegt bei 3,6 ± 2,6 Tagen pro Monat. Die allgemeine Krankheitsdauer der Kopfschmerzen liegt zwischen 1 und 42 Jahren, im Mittel 18,0 ± 11,3 Jahre. - 36 - In den Fragebögen wurde auch die Schmerzintensität auf einer Skala zwischen 1 (minimale Stärke) und 10 (maximale Stärke) eruiert. Die durchschnittliche Schmerzstärke für die ganze Migränegruppe liegt bei dem Wert 6,0 ± 1,7 und die maximale Schmerzstärke bei dem Wert 8,4 ± 1,5. Die Patienten mit Migräne mit Aura sind im Mittel länger an der Erkrankung erkrankt. Die Erkrankungsdauer beträgt 23,3 ± 11,4 Jahre. Die Patienten mit Migräne ohne Aura sind dagegen im Mittel 16,6 ± 11,2 Jahre erkrankt (p=0,100). Die Patienten mit Migräne mit Aura haben außerdem häufiger und längere Kopfschmerzattacken pro Monat und auch die durchschnittliche und maximale Kopfschmerzintensität ist bei dieser Migräneerkrankung höher (siehe Tabelle 2). Migräne mit Migräne ohne Aura Aura Tage pro Attacke 2,2 ± 1,5 1,9 ± 1,0 p = 0,703 Schmerztage pro Monat 3,8 ± 3,6 3,1 ± 2,2 p = 0,075 6,7 ± 1,8 5,8 ± 1,4 p = 0,121 9,3 ± 1,1 8,1 ± 1,3 p = 0,008 Durchschnittliche Schmerzstärke Maximale Schmerzstärke Signifikanzen Tabelle 2: Schmerzintensität und -dauer sowie Schmerztage pro Monat und Dauer der Attacke bei Migränepatienten mit Aura und ohne Aura. Angegeben sind der arithmetische Mittelwert und die Standardabweichung. Die Patienten mit einem Spannungskopfschmerz haben die Erkrankung durchschnittlich schon seit 11,3 ± 11,9 Jahren. Die einzelnen Kopfschmerzattacken dauern im Mittel 1,8 ± 2,4 Tage und treten 1 bis 30 mal pro Monat auf (durchschnittlich 17,1 ± 11,8). Die Schmerzstärke im Mittel und der maximale Schmerzwert liegen bei 5,8 ± 1,8 bzw. 8,2 ± 1,7. Die Patienten mit Clusterkopfschmerz sind im Mittel seit 16 ± 12 Jahren erkrankt, pro Monat tritt der Clusterkopfschmerz ca. 33 ± 6 mal auf. Durchschnittlich und maximal ist der Kopfschmerz stärker als bei den anderen Kopfschmerzpatienten. Im Mittel liegen - 37 - die Werte für den durchschnittlichen Schmerz bei 8,0 ± 0,8 und für den maximalen Schmerz bei 9,5 ± 0,6. 5.1.2 Beschreibung der Kontrollen Im Rahmen der Untersuchung haben 37 Patienten mit einer Major Depression und ohne Kopfschmerzen den TEMPS-A-Fragebogen ausgefüllt. Von diesen Patienten sind 15 männlich und 22 weiblich, sie sind durchschnittlich 39,1 ± 14,3 Jahre alt. Diese Diagnose wurde nach DSM-IV festgelegt. Außerdem durften die Patienten mit Major Depression nicht an Kopfschmerzen leiden bzw. keine idiopathischen Kopfschmerzerkrankung haben. Die zweite gesunde Kontrollgruppe beinhaltet 130 Personen, die weder an Kopfschmerzen noch an Depressionen leiden, davon sind 62 männlich und 68 weiblich. Das Durchschnittsalter liegt in dieser Gruppe bei 37,6 ± 12,5 Jahren. Die beiden Kontrollgruppen sind im Alter nicht von der Kopfschmerzgruppe unterschiedlich (p=0,755). 5.2 Auswertung der Fragebögen Migräne Anzahl Major Spannungs- Gesunde Depression Kopfschmerz Kontrollen n = 75 n = 37 n = 18 n = 130 38,6 ± 12,6 39,1 ± 14,3 35,6 ±17,2 37,6 ± 12,5 Depressionswert 8,4 ± 3,1 13,3 ± 4,5 6,9 ±3,4 6,7 ± 2,7 Zyklothymiewert 6,7 ± 4,2 10,9 ± 4,3 6,9 ± 3,8 5,1 ± 3,7 Hyperthymiewert 8,8 ± 4,2 4,0 ± 2,8 9,2 ± 4,2 9,0 ± 4,0 Aggressionswert 4,9 ± 3,7 4,3 ± 3,4 3,4 ± 3,0 4,1 ± 3,5 Ängstlichkeitswert 11,2 ± 5,5 3,0 ± 3,0 8,4 ± 5,1 7,5 ± 4,8 Alter Tabelle 3: Werte des TEMPS-A-Fragebogens, Alter und Patientenzahl der verschiedenen Kopfschmerz- und Kontrollgruppen. Angegeben sind der arithmetische Mittelwert und die Standardabweichung. - 38 - Die Auswertung des TEMPS-A-Fragebogens für Fälle und Kontrollen ist in der Tabelle 3 dargestellt. Auffällige Ergebnisse bietet der Depressionswert: Der Wert bei den Migränepatienten liegt zwischen den Werten der Patienten mit Major Depression und den Gesunden, aber bei den Patienten mit dem Spannungskopfschmerz besteht fast kein Unterschied zu den Gesunden. Eine ähnliche Konstellation bietet auch der Aggressionswert. Der Zyklothymiewert ist bei den Kopfschmerzgruppen etwa gleich, ist aber im Durchschnitt höher als in den gesunden Probanden. Logisch erscheint auch, dass der Wert für Hyperthymie in der Gruppe mit Major Depression deutlich niedriger ausfällt als bei den anderen Gruppen. Etwas überraschend ist das Ergebnis für Ängstlichkeit, demnach sind Patienten mit Migräne deutlich ängstlicher als Patienten mit einer Depression. Definitionsgemäß leiden die Patienten mit einer Depression nicht an einer Ängstlichkeit. Die Auswertung des BDI und des FBK ist in Tabelle 4 dargestellt, diese Fragebögen konnten nicht von den Kontrollprobanden beantwortet werden. Cluster- Spannungs- Migräne mit Migräne ohne Kopfschmerz Kopfschmerz Aura Aura BDI 10,2 ± 4,3 7,4 ± 5,5 8,5 ± 6,9 8,6 ± 6,3 FBK - E 28,4 ± 8,1 23,1 ± 10,0 30,9 ± 13,1 29,2 ± 10,0 FBK - F 25,2 ± 6,6 22,4 ± 11,0 31,5 ± 12,3 25,8 ± 10,4 FBK - Gesamt 53,6 ± 10,7 45, 6 ± 18,8 62,4 ± 23,4 55,0 ± 18,6 Tabelle 4: Ergebnisse des BDI und des FBK (gesamt, Skala E und Skala F) der Patienten mit Cluster- und Spannungskopfschmerzen, Migräne mit und ohne Aura. Aus der Tabelle ist deutlich zu sehen, dass Patienten mit Migräne mit Aura sich funktionell eingeschränkter in ihren alltäglichen Aktivitäten fühlen als die Patienten anderer Kopfschmerzgruppen. Von 48 erreichbaren Punkten haben Patienten aus dieser Gruppe im Durchschnitt etwa 31 Punkte erreicht, was deutlich über der Hälfte (24 Punkte) der Gesamtsumme liegt. Dagegen fühlen sich alle Migränekranken im emotionalen Bereich relativ stark beeinträchtigt (der Maximalwert der Skala für - 39 - emotionale Befindlichkeitsstörungen liegt bei 52 Punkten). Auffällig ist wiederum, dass Patienten mit einem Spannungskopfschmerz weniger Beeinträchtigung sowohl in ihren täglichen Aktivitäten als auch emotional verspüren. Die Werte des BDI befinden sich im oberen Normbereich für keine Depression (bis 10 Punkte), von einer manifesten Depression wird erst ab 24 Punkten ausgegangen. Die Geschlechtsunterschiede bei den Migränepatienten sind in der Tabelle 5 dargestellt. männliche weibliche Migränepatienten Migränepatienten 38,8 ± 10,4 38,5 ± 13,0 p = 0,759 Depressionswert 6,2 ± 1,3 8,7 ± 3,2 p = 0,023 Zyklothymiewert 4,8 ± 2,3 7,0 ± 4,4 p = 0, 210 Hyperthymiewert 11,8 ± 4,2 8,4 ± 4,1 p = 0,028 Aggressionswert 4,2 ± 3,3 5,0 ± 3,7 p = 0,550 Ängstlichkeit 6,2 ± 3,6 11,8 ± 5,3 p = 0,004 BDI 4,4 ± 2,6 9,6 ± 7,0 p = 0,042 FBK – E 17,3 ± 11,7 29,5 ± 10,0 p = 0,003 FBK – F 17,3 ± 9,0 27,0 ± 10,4 p = 0,013 FBK - Gesamt 34,7 ± 19,2 56,4 ± 18,7 p = 0,003 Alter Signifikanz Tabelle 5: Ergebnisse der Fragebögen für männliche und weibliche Migränepatienten. Angegeben sind der arithmetische Mittelwert und die Standardabweichung. Die weiter oben analysierten Werte zeigen in der Tabelle 5 deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen mit Migräne sind depressiver, ängstlicher und fühlen sich stärker beeinträchtigt als Männer mit Migräne. Die Werte der männlichen Probanden weichen von den Werten gesunder Probanden nicht ab, außer dass sie einen höheren Hyperthymiewert aufweisen: 11,8 ± 4,2 vs. 8,4 ± 4,1. Es sollte aber beachtet werden, dass nur 9 Patienten mit Migräne männlichen Geschlechtes sind. - 40 - 5.3 Analytische Statistik Die im Kapitel 5.1.1 und 5.1.2 beschriebenen Daten und Häufigkeiten wurden zunächst für alle Gruppen getrennt vorgestellt. Sie sollen jetzt in Beziehung zueinander gesetzt werden. 5.3.1 Vergleich von Fall- und Kontrollgruppen Die Daten für Migräne, Major Depression, Kontrollen und Migräne mit und ohne Aura sind mittels des Mann-Whitney-U-Tests als post-hoc-Test für Fälle und Kontrollen miteinander verglichen worden und ergeben die in der Tabelle 6 dargestellten Signifikanzen. Alter Migräne vs. Major p =1 Depression Zyklo- Hyper- Aggres- Ängst- thymie thymie sion lichkeit p<0,001 p<0,001 p<0,5 p<0,001 p<0,001 Depression Migräne vs. Kontrollen p<0,5 p<0,001 p<0,01 p<0,7 p<0,1 p<0,001 Major Depression vs. p<0,6 p<0,001 p<0,001 p<0,001 p<1 p<0,001 p<0,8 p<0,02 p<0,3 p<0,3 p<0,6 p<0,005 p<1 p<0,9 p<0,1 p<0,9 p<0,1 Kontrollen männlich vs. Weiblich (für Migräne) Aura vs. keine Aura p<0,2 Tabelle 6: Auswertung des Mann-Whitney-U-Tests als post-hoc-Test für den paarweisen Vergleich der Kopfschmerzpatienten, der Patienten mit Major Depression und der gesunden Kontrollen. Dargestellt sind die einzelnen Signifikanzen. Die Tabelle zeigt signifikante Unterschiede der Ergebnisse der TEMPS-A-Skala zwischen den einzelnen Fall- und Kontrollgruppen: Migräne, Major Depression und gesunde Kontrollen. Weniger deutlich unterschiedlich sind die Ergebnisse bei Patienten - 41 - mit Migräne mit und ohne Aura. Das Alter ist in allen Gruppen etwa gleich. Einen signifikanten Unterschied (p<0,01) zeigt außerdem die max. Schmerzintensität bei Patienten mit Migräne mit Aura und Migräne ohne Aura. Die Patienten mit Migräne mit Aura geben stärkere Kopfschmerzen an als Patienten mit Migräne ohne Aura. Vor der Durchführung des post-hoc-Tests sind die Daten des TEMPS-A-Fragebogens der Patienten mit Migräne, mit Major Depression und der Kontrollen mit dem KruskalWallis-Test verglichen worden. Hoch signifikant unterschiedlich (p<0,001) sind die Werte der Depression, der Zyklothymie, der Hyperthymie und der Ängstlichkeit. Keinen Unterschied bietet der Aggressionswert (p<0,2), daher dürfen hierfür die paarweisen Vergleiche nicht verwertet werden. Da das Durchschnittsalter der drei Gruppen etwa gleich ist, ist auch das p hierfür sehr hoch (p<0,8). Diese Ergebnisse bestätigen die oben im Mann-Whitney-U-Test beschriebenen Werte. 5.4 Weitere Korrelationen BDI FBK-E FBK-F Attackendauer Attackenfrequenz Depres- Zyklothy- Hyperthy- Aggres- Ängstlich- sionswert miewert miewert sionswert keitswert r = 0,3 r = 0,6 p < 0,01 p < 0,001 r = 0,6 r = 0,6 r = -0,4 p < 0,001 p < 0,001 p < 0,001 r = 0,3 r = 0,3 r = -0,2 r = 0,1 r = 0,4 p < 0,01 p < 0,1 p < 0,4 p < 0,3 p < 0,001 r = 0,2 r = 0,2 r = -0,2 r = 0,07 r = 0,2 p < 0,1 p < 0,1 p < 0,1 p < 0,6 p < 0,05 r = 0,4 r = 0,4 r = -0,05 r = 0,3 r = 0,4 p < 0,01 p < 0,01 p < 0,7 p < 0,02 p < 0,01 r = 0,1 r = 0,1 r = -0,07 r = 0,1 r = 0,001 p < 0,4 p < 0,4 p < 0,6 p < 0,5 p<1 Tabelle 7: Die einzelnen Korrelationen und Signifikanzen der Temperamentsskala mit BDI, FBK (E und F), Attackendauer und Attackenfrequenz, (angegeben sind der Spearman-Korrelationskoeffizient und das Signifikanzniveau) - 42 - Wenn die Werte des BDI mit den Werten des TEMPS-A-Fragebogens verglichen werden, stellt man außer im hyperthymen Temperament positive Korrelationen fest, d.h. je depressiver, zyklothymer und ängstlicher die Person laut TEMPS-A ist, desto mehr Punkte wurden auch im BDI erreicht. Der Aggressionswert zeigt eine geringere und die Hyperthymie eine gegensätzliche Abhängigkeit, d.h. je mehr Punkte im hyperthymen Bereich angekreuzt wurden, desto weniger Punkte wurden im BDI erreicht. Zusammenfassend bedeutet das, dass Patienten mit depressiver Veranlagung in beiden Fragebögen vergleichbare depressive Ergebnisse erzielen. Die Emotionsbeeinträchtigung im täglichen Leben korreliert stark (p<0,01) mit dem Depressionswert und sehr stark (p<0,001) mit der Ängstlichkeit des TEMPS-A, mit den anderen Werten jedoch nicht signifikant. Die funktionale Beeinträchtigung zeigt keine starken Abhängigkeiten, nur bei besonders ängstlichen Patienten ist der FBK-F-Wert hoch (p<0,05). Auffällig ist, dass die Attackendauer stärker als die Attackenfrequenz pro Monat mit den Werten des TEMPS-A-Fragebogens korreliert. Dies bedeutet, dass Patienten mit häufigen Anfällen nicht depressiver sind als Patienten mit wenigen Anfällen pro Monat. Die Dauer der einzelnen Kopfschmerzen spielt aber eine bedeutendere Rolle. Menschen mit über mehrere Tage dauernden Kopfschmerzen sind depressiver als die, die die gleiche Zahl an Kopfschmerztagen über den Monat verteilt haben. 5.5 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Wir untersuchten eine Patientengruppe von 98 Personen, davon sind 16 Patienten männlich und 82 weiblich. Unter ihnen sind 75 an Migräne erkrankt, 12 haben nur eine Migräne mit Aura und 46 nur eine Migräne ohne Aura. Unter den übrigen Kopfschmerzpatienten haben 5 einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz, 18 einen Spannungskopfschmerz und 5 einen Clusterkopfschmerz. Die Patienten mit Migräne mit Aura sind durchschnittlich länger an den Kopfschmerzen erkrankt als die Patienten mit Migräne ohne Aura. Außerdem leiden Patienten mit Migräne mit Aura häufiger und länger an den Kopfschmerzen und auch die - 43 - durchschnittliche und maximale Kopfschmerzintensität ist bei dieser Migräneerkrankung höher als bei der Gruppe von Patienten mit Migräne ohne Aura. Im Rahmen der Untersuchung haben 37 Patienten mit einer Major Depression und ohne Kopfschmerzen den TEMPS-A-Fragebogen ausgefüllt. Von diesen Patienten sind 15 männlich und 22 weiblich. Die zweite Kontrollgruppe beinhaltet 130 Personen, die weder an Kopfschmerzen noch an Depressionen leiden, davon sind 62 männlich und 68 weiblich. Die beiden Kontrollgruppen sind im Alter nicht von der Kopfschmerzgruppe unterschiedlich. Der Depressionswert der TEMPS-A-Skala liegt bei den Migränepatienten zwischen den Werten der Patienten mit Major Depression und den Gesunden, bei den Patienten mit einem Spannungskopfschmerz besteht dagegen kaum ein Unterschied zu den Gesunden. Eine ähnliche Konstellation bietet auch der Aggressionswert. Der Zyklothymiewert ist bei den Kopfschmerzgruppen etwa gleich, ist aber im Durchschnitt höher als bei den gesunden Probanden. Der Wert für Hyperthymie ist in der Gruppe mit Major Depression deutlich niedriger als bei den anderen Gruppen. Der Wert für Ängstlichkeit ist in der Gruppe der Patienten mit Migräne höher als bei den Patienten mit einem Spannungskopfschmerz und bei den gesunden Personen, und deutlich höher als bei den Patienten mit einer Major Depression. Die Patienten mit Migräne mit Aura fühlen sich funktionell eingeschränkter als die Patienten anderer Kopfschmerzgruppen. Dagegen fühlen sich alle Migränekranke im emotionalen Bereich relativ stark beeinträchtigt. Patienten mit einem Spannungskopfschmerz verspüren weniger Beeinträchtigung sowohl in ihren täglichen Aktivitäten als auch emotional. Die Werte des BDI befinden sich für alle Kopfschmerzpatienten im oberen Normbereich für keine Depression. Deutliche Unterschiede bestehen zwischen den Geschlechtern. Frauen mit Migräne sind depressiver, ängstlicher und fühlen sich stärker beeinträchtigt als Männer mit Migräne. - 44 - Die Werte der männlichen Probanden weichen von den Werten gesunder Probanden nicht ab, außer dass sie einen höheren Hyperthymiewert aufweisen. Signifikante Unterschiede bieten die Vergleiche der TEMPS-A-Skala zwischen Kontrollen und den Fällen. Beim Vergleich der Migränegruppe mit der Gruppe der Patienten Major Depression stellt sich heraus, dass Migränepatienten signifikant weniger depressiv und zyklothym, dagegen aber signifikant stärker hyperthym und ängstlich sind. Der Aggressionswert ist nicht signifikant unterschiedlich, auch in den unten aufgeführten Untersuchungen sind die Aggressionswerte nicht signifikant unterschiedlich. Im Vergleich von Gesunden und Migränepatienten bestehen hoch signifikante Unterschiede der Ergebnisse in den Bereichen Depression und Ängstlichkeit. Signifikant unterschiedlich ist auch der Zyklothymiewert. Die Migränepatienten sind demnach depressiver, zyklothymer und ängstlicher als die Durchschnittsbevölkerung. Weibliche Migränepatienten sind signifikant depressiver und hoch signifikant ängstlicher als männliche Migränepatienten. Der Vergleich des BDI mit den Werten des TEMPS-A-Fragebogens ergibt folgende Ergebnisse: je depressiver, zyklothymer und ängstlicher die Person laut TEMPS-A ist, desto mehr Punkte werden auch im BDI erreicht. Der Aggressionswert zeigt einen geringeren und die Hyperthymie einen gegensätzlichen Zusammenhang. Die Emotionsbeeinträchtigung im täglichen Leben korreliert stark mit dem Depressionswert und sehr stark mit dem Ängstlichkeitswert des TEMPS-A-Fragebogens, mit den anderen Werten jedoch nicht signifikant. Die funktionale Beeinträchtigung zeigt keine starken Abhängigkeiten, nur bei besonders ängstlichen Patienten ist der FBK-F-Wert hoch. Die Attackendauer korreliert stärker als die Attackenfrequenz pro Monat mit den Werten des TEMPS-A-Fragebogens. Kopfschmerzpatienten mit über mehrere Tage dauernden Kopfschmerzen sind außerdem depressiver als die, die die gleiche Zahl an Kopfschmerztagen über den Monat verteilt haben. - 45 - 6. Diskussion 6.1 Frühere Untersuchungen und Vergleiche zu dieser Arbeit Es gibt mehrere große Studien, die einen Zusammenhang der depressiven Persönlichkeit mit Migräne untersuchten. Einige dieser Studien, die in letzter Zeit durchgeführt wurden, sollen zunächst kurz vorgestellt werden (Schäfer et al. 2000, Nylander et al. 1996, Bauer et al. 1999). In einer Arbeit von Schäfer hat man festgestellt, dass Migränepatienten in ihrer Persönlichkeitsausprägung gegenüber Personen aus der Normalbevölkerung und Patienten mit anderen Erkrankungen signifikant stärkere Ausprägungen des Typus melancholicus aufweisen, während sie sich diesbezüglich von monopolar Depressiven nicht unterscheiden. Zur Überprüfung des „Typus migraenicus“ wurde an altersgematchten Stichproben von 42 Migränepatientinnen, 40 Patientinnen mit einer monopolaren Depression und 41 weiblichen Kontrollpersonen eine Untersuchung mittels des Münchener Persönlichkeitstest (MPT) und durch den Fragebogen zur Erfassung des Typus migraenicus (FETM) durchgeführt. Die Untersucher kamen zu dem Ergebnis, dass Migränepatienten überzufällig ein Persönlichkeitsprofil aufweisen, das als prämorbide Struktur bei monopolar depressiven Patienten nachgewiesen werden konnte (Schäfer et al. 1990, 1991, 1994 und 2000). Im Vergleich stellen die oben beschriebene und unsere Arbeiten die These auf, dass Migränepatienten eine spezifische Persönlichkeitsstruktur aufweisen, d.h. dass Migränepatienten mehr depressive Anteile in ihrer Persönlichkeit beinhalten als die Normalbevölkerung. Anhand des TEMPS-A-Fragebogens sieht man dieses in der Aufteilung des Depressionswertes: Migränepatienten haben einen Wert von 8,4 ± 3,1, Patienten mit Major Depression einen Wert von 13,3 ± 4,5 und die gesunden Probanden einen Wert von 6,7 ± 2,7. Dagegen haben Patienten mit einem Spannungskopfschmerz deutlich geringere Werte, die den Werten Gesunder fast gleichen (6,9 ± 3,4). - 46 - Eine weitere Studie wurde von Nylander et al. (1996) vorgelegt. Es wurde das persönliche Profil von 26 erwachsenen Migränepatienten einer schwedischen Familie (bekannte autosomal dominante Migräne) mit 87 Kontrollen (ohne Migränefälle in ihren Familien) im Hinblick auf Cloningers 7-Faktoren-Modell (238 Items) für Veranlagung und Charakter untersucht. Auch hier wurden für die Diagnose der Migräne die Kriterien für die Klassifikation von Kopfschmerzen der International Headache Society benutzt. Folgende These wurde aufgestellt: wenn es eine Migränepersönlichkeit gibt, muss sie in dieser Familie überrepräsentiert sein. Es konnte kein Unterschied in den höheren Ordnungen der Veranlagung und des Charakters zwischen den Migränepatienten und den Kontrollen gefunden werden. Höhere Inzidenz von Angststörungen bei Migränepatienten unterstützt weiterhin die Annahme, dass das Noradrenalin - und Serotoninsystem der Depressionserkrankungen und Angststörungen Bedeutung für die Pathophysiologie hat. Die Pathophysiologie der Migräne wird teilweise anhand des Serotoninsystems erklärt. Außerdem fand die Gruppe von Nylander heraus, dass die Patienten mit Migräne mit Aura häufiger eine emotionale Beeinträchtigung haben, sie sind häufiger psychopathologisch auffällig und weisen öfter Persönlichkeitsstörungen auf als die Patienten mit Migräne ohne Aura. Im Vergleich bieten die Migränepatienten mit Aura dieser Arbeit nicht nur höhere Beeinträchtigung in den emotionalen Bereichen, sondern auch in funktionalen Bereichen (siehe Tabelle 4). Nylander hat seine Arbeit an einer Familie durchgeführt, die eine bekannte autosomal dominante Migräneerkrankung hatte, das muss aber noch nicht heißen, dass die Persönlichkeitsmerkmale den gleichen Genlokus haben wie die Migräne dieser Familie. Bauer et al. (1999) untersuchten die psychosoziale Beeinträchtigung durch chronische Kopfschmerzen an 94 Kopfschmerzpatienten. Die Fallgruppe bestand aus Personen zwischen 25 und 59 Jahren mit den Diagnosen Migräne mit Aura, Migräne ohne Aura, Clusterkopfschmerz, episodischer und chronischer Spannungskopfschmerz und Kombinationskopfschmerz. Die Kopfschmerzdiagnose wurde nach den Kriterien der IHS gestellt. Die Patienten, die seit mindestens 5 Jahren an Kopfschmerzen litten, füllten den FBK, in einem schmerzfreien Intervall aus. Der Durchschnittswert für die Subskala - 47 - Emotion betrug 30,8 ± 11,2 und für die Subskala Funktion betrug er 26,4 ± 9,8. Der Retest mit Daten von 64 Patienten zeigte eine sehr hohe interne Konsistenz. Zwischen den einzelnen Kopfschmerzdiagnosen sind nur geringe Unterschiede festgestellt worden. Allerdings zeigte der Clusterkopfschmerz (FBK-E 35,2 ± 12,3 und FBK-F 30,0 ± 11,0) eine signifikant höhere Beeinträchtigung als die Migräne (FBK-E 28,3 ± 11,3 und FBK-F 23,6 ± 9,8) für die Skalen. Der FBK ist zur Erhebung des Eingangsstatus und zur Kontrolle des Therapieverlaufes bei Kopfschmerzpatienten sehr gut geeignet. Die Auswertung dieser beiden Fragebögen ergab in unserer Arbeit etwas andere Werte. Die FBK-Werte fielen bei den Patienten mit einem Clusterkopfschmerz nicht so hoch aus, die Ursachen könnten in der geringen Fallzahl und einer anderen Standardisierung liegen. Wenn die Werte der Migränepatienten und der Clusterkopfschmerzpatienten verglichen werden, so kommt man zu dem Ergebnis, dass Migräne ohne Aura und Clusterkopfschmerz sich kaum unterscheiden, die Werte der Migränepatienten mit Aura aber deutlich höher sind (siehe weiter oben in der Tabelle 4). Es gibt auch etliche Arbeiten, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Temperament und depressiven, affektiven oder anderen Störungen befassen. Akiskal arbeitet schon seit langem an dem Zusammenhang zwischen affektiven Störungen und Temperament (vgl. Literatur). Seine Idee, dass affektive Störungen auf dem Boden bestimmter Temperamente entstehen, entspricht der von Kraepelin („von Jugend an bestehende Veränderungen des Seelenlebens“). Anhand des TEMPS-A wurden dann die verschiedenen Temperamentstypen dargestellt. Eine weitere Arbeit beschäftigt sich mit dem Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren und -struktur auf den Verlauf der Major Depression (Kronmüller et al. 2002). Sie untersuchten den Zwei-Jahres-Verlauf an 50 Patienten mit einer Depression. Über die Hälfte der Patienten wurden rückfällig. Spätrezidive bei Patienten mit einer Persönlichkeitsstruktur des Typus melancholicus verliefen günstiger als bei anderen Persönlichkeitstypen, außerdem fand man bei anderen Studien heraus, dass etwa die - 48 - Hälfte der depressiven Patienten die Persönlichkeitsstruktur des Typus melancholicus aufweisen. Wissenschaftler in der USA (Breslau et al. 2000) stellten in einer Follow-up-Studie, die über zwei Jahre lief, fest, dass Patienten mit Migräne ein erhöhtes Risiko im Laufe der Zeit auch eine Depression zu entwickeln haben, und umgekehrt. Diese Forscher sahen keine Hinweise, dass Depressionen die Folge der Migräne sind, sondern vielmehr eine ähnliche Entstehung der beiden Erkrankungen z.B. Störungen im Hormonhaushalt oder im Neurotransmittersystem. Die Psychiater aus der USA untersuchten 1286 Patienten im Alter zwischen 25 und 55 Jahren. 496 der Probanden litten an Migräne, 151 an Kopfschmerzen vergleichbarer Intensität, 539 Gesunde dienten als Kontrollgruppe. Zu Beginn der Studie litten 42% der Patienten aus der Migränegruppe, 36% aus der Kopfschmerzgruppe und 16% aus der gesunden Gruppe unter Depressionen. Alle Teilnehmer unterzogen sich einem Erstinterview und einem Follow-up nach zwei Jahren. Innerhalb dieses Zeitraums hatten in der Migränegruppe fünfmal mehr Patienten eine Schwere Depression entwickelt als die beiden anderen Gruppen. Im Gegenzug hatte sich bei denjenigen Studienteilnehmern, die beim Erstinterview an schweren Depressionen gelitten haben, dreimal häufiger eine Migräne manifestiert. Diesen Zusammenhang konnte man nicht nur als psychische Reaktion auf die Kopfschmerzen erklären. Breslau (2003) betonte: „In diesem Fall hätten wir eine solche Risikoerhöhung nicht nur bei Migränikern, sondern auch bei anderen Kopfschmerzpatienten sehen müssen.“ In der Literatur wird häufig von einer deutlichen Komorbidität zwischen Migräne und Major Depression berichtet (Brandt et al. 1990, Breslau et al. 1991, 1994a, 1994b, 1995 und 2000, Devlen et al. 1994, Guidetti et al. 1998, Guillem et al. 1999, Lipton et al. 1998 und 2000, Merikangas 1997, Robbins 1995, Sheftell 2002, Silberstein 1995). Robbins (1995) stellte in einer retrospektiven Studie eine Komorbidität von 21% bei weiblichen und 12% bei männlichen Migränepatienten. In einer Stuttgarter Studie (Barolin et al. 1983) fanden Ärzte eine Depressivität bei 14,9% der Migränekranken. - 49 - Auch in unsrer Studie zeigt sich ein deutlicher Unterschied der Werte des TEMPS-AFragebogens für Depression für männliche und weibliche Patienten. Die Werte der männlichen Migränekranken sind nicht signifikant unterschiedlich von denen der gesunden Probanden, dieses kann aber an der kleinen Stichprobenzahl von 9 männlichen Migränepatienten liegen. Die Werte der weiblichen Migränepatienten liegen dagegen deutlich näher an den Werten der Patienten mit Major Depression. Einige weitere wichtige Ergebnisse stellte die Züricher Kohortenstudie (Angst et al. 1983) dar. An der prospektiven Studie nahmen je 300 Männer und Frauen eines Geburtsjahrganges im Alter von 20 bis 21 Jahren teil. Die Stichprobe bestand zu einem Drittel aus Personen mit niedrigen Scores auf einem psychiatrischen Selbstbeurteilungsbogen und zu zwei Dritteln aus solchen mit einem hohen Score. Im Vorfeld fanden die Untersucher keine signifikante Abhängigkeit von Kopfschmerz und Depressivität. In der Untersuchung der Kohorte, die 10 Jahre später lief, fanden Merikangas et al. (1990, 1993, 1994) deutlich erhöhte Scores für das Merkmal Neurotizismus, allerdings nur für Personen, die an einer Migräne mit Aura litten, wie auch für depressive Störungen. Sichere Unterschiede zwischen Migränepatienten und Kontrollpersonen gab es nur für den Score Somatisierung (Merikangas et al. 1990, 1993, 1994, Angst et al. 2002). Auch in unserer Untersuchung finden sich Unterschiede bei den beiden Migräneerkrankungen. Die Patienten mit Migräne mit Aura sind signifikant ängstlicher und depressiver als die Patienten mit Migräne ohne Aura, auch die Selbsteinstufung ihrer Beeinträchtigung im funktionellen und emotionalen Leben fühlen sich diese stärker eingeschränkt. Auch die Komorbidität zwischen der Migräne und Angststörungen ist bei den Personen mit Migräne signifikant höher (Guillem et al. 1999) gegenüber den Personen ohne Migräne (10,9% vs. 1,8%). Breslau et al. (1994b) berichteten über eine signifikant erhöhte Lebenszeitprävalenz von affektiven Störungen und Angststörungen bei Migränepatienten, bei solchen mit einer Migräne mit Aura ausgeprägter als bei Migräne ohne Aura. Auch uns ist bei der Auswertung des TEMPS-A-Fragebogens (Tabelle 3.) aufgefallen, dass der Ängstlichkeitswert bei den Migränepatienten deutlich höher liegt - 50 - als der Ängstlichkeitswert bei den Patienten mit einer Major Depression. Es bestehen zwar Unterschiede bei den Werten für Depression und Ängstlichkeit, sie sind aber genau entgegengesetzt verteilt. Die Patienten mit Migräne mit Aura sind weniger depressiv und ängstlich als die Patienten mit Migräne ohne Aura, dafür sind sie signifikant höher zyklothym. Angstsymptome sollen nach der Beobachtung verschiedener Autoren häufig mit Migräne assoziiert sein (Breslau et al. 1991, Devlen et al. 1994, Guillem et al. 1999, Lipton et al. 1998, Merikangas et al. 1997, Robbins et al. 1995, Soyka et al. 2002, Stewart et al. 1989 und 1994). Dabei stehen sehr deutliche Verknüpfungen mit Neurotizismus und depressiven Störungen (Soyka et al. 2003), bei denen Angststörungen ohnehin eine sehr häufige Begleiterscheinung darstellen. Robbins (1995) registrierte bei 58% seiner Migränepatienten Hinweise auf chronische Angststörungen unterschiedlichen Schweregrades. Merikangas et al. (1997) meinten, dass das Leiden an Angststörungen mehrere Jahre vor der Erkrankung an Migräne auftreten kann, dieses im Gegensatz zu den affektiven Störungen, die zeitlich eher später entstehen. Sie folgerten daraus, dass die Beziehung zwischen Migräne und Angststörungen enger ist als die zwischen Migräne und Depressivität. Andere Autoren fanden keine oder unzureichende Signifikanzen. Z.B. untersuchten Mattson und Ekselius (2002) Frauen im Alter von 40 Jahren und älter, die zur Vorsorgeuntersuchung mit Mammographie kamen. Mit 723 Patientinnen führten sie ein psychiatrisches Interview mit psychologischen Testuntersuchungen durch. Die Lebenszeitprävalenz für Migräne nach den Kriterien der IHS betrug 31,3%, für Major Depression 29,2% und für Angststörungen 4,8%. Man stellte keine signifikanten Assoziationen zwischen Migräne und Persönlichkeitsmerkmalen, Neurotizismus, affektive Störungen oder Angststörungen. Eine Ausnahme boten Frauen, die über 60 Jahre alt waren und noch eine aktive Migräne hatten. Zur Frage der ursächlichen Verknüpfung der Migräne mit affektiven Störungen ist auch hier eine differenzierte Betrachtung erforderlich. Epidemiologische Studien zur Lebenszeitprävalenz affektiver Erkrankungen nennen für Deutschland und die USA - 51 - Zahlen von 15-20%, bezogen auf Major Depression und Dysthymien zusammen genommen (Blazer et al. 1994, Wittchen et al. 1999). Die Zahlen der Patienten mit Major Depression liegen also nicht signifikant darüber. Die Komorbidität ist aber bei Patienten, die eine deutliche Tendenz zu neurotischen Reaktionen haben oder langjährige therapieresistente Verläufe zeigen, viel höher. Barolin (1983) sah bei seinen ambulanten Kopfschmerzpatienten eine Depressivität in 24% der Fälle, bei den stationären Patienten dagegen in 60% der Fälle. 6.2 Ausblick Zusammenfassend kann gesagt werden, dass nun schon in mehreren Studien eine Verknüpfung zwischen Migräne und depressiver Persönlichkeit festgestellt worden ist. Diese erweitert die Befunde nun dahingehend, dass ein solcher Zusammenhang auch für Migräne und Teile des Temperaments nach Akiskal nachgewiesen werden kann, es sich also möglicherweise um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt. Trotz der klaren Ergebnisse sind auch nach dieser Studie noch mehrere Fragen offen. Neben Kausalitätsfragen (Warum sind Migränepatientinnen ängstlicher als die Migränepatienten und viel stärker als die Patienten mit Major Depression, Spannungskopfschmerzen oder Clusterkopfschmerzen? Warum sind Patienten mit Migräne mit Aura deutlich eingeschränkter als Patienten anderer Kopfschmerzarten?) bestehen noch Fragen nach Subgruppen, die durch größere Fallzahlen vielleicht behoben werden können. Zu diesen gehören die geringe Anzahl (5 Patienten) an Clusterkopfschmerzpatienten und nur 9 männliche Migränepatienten. Durch das letzte Beispiel können dann vielleicht die starken Geschlechtsunterschiede in der Auswertung des TEMPS-A-Fragebogens (Tabelle 5) aufgeklärt werden . - 52 - 7. Zusammenfassung Die hier vorgelegte Arbeit geht der Frage nach, ob Migränepersonen depressiver sind als die Gesamtpopulation. Diese Frage ist schon von vielen anderen Studien untersucht worden. Die hier vorgestellte Studie ist aber die erste, die diese Frage anhand des TEMPS-A-Fragebogens untersucht hat. Damit wird untersucht, ob die Depressivität bei Migräne auch das Merkmal eines Temperaments nach Akiskal erfüllt oder ob es sich ausschließlich um eine Erkrankung nach ICD10 bzw. DSMIV handelt. Zu diesem Zweck haben 98 Patienten mit unterschiedlichen Kopfschmerzerkrankungen im Alter zwischen 15 und 68 Jahren, den TEMPS-A-, den BDI- und den FBKFragebogen ausgefüllt. Zum Vergleich wurde der TEMPS-A-Fragebogen von 37 Patienten mit einer Major Depression und 130 Personen ohne Kopfschmerzen und ohne depressive Vorerkrankungen ausgefüllt. Das Durchschnittsalter wurde so gewählt, dass es bei allen Gruppen etwa gleich ist, die Geschlechtsunterschiede beruhen darauf, dass sowohl die Migräne als auch die Major Depression bei Frauen deutlich häufiger vorkommen als bei Männern. Die Diagnosen Migräne mit bzw. ohne Aura, Clusterkopfschmerzen und Spannungskopfschmerzen wurden anhand der Klassifikation der IHS von 2003 gestellt. Das Ergebnis dieser Studie ist, dass an Migräne erkrankte Menschen von Natur aus depressiver sind als die Durchschnittspopulation (definiert nach dem Temperamentsmerkmal nach Akiskal). Außerdem sind Patienten mit Migräne deutlich ängstlicher als nichtkranke Personen oder Patienten mit Major Depression, dieses trifft aber nur für weibliche Migränepatienten zu. Man kann davon ausgehen, dass das für Migräne spezifische Temperament angelegt und nicht krankheitsbedingt ist. Einer der Belege hierfür könnte das Fehlen von Korrelationen zwischen der gesamten Erkrankungsdauer und dem Depressionswert des TEMPS-A-Fragebogens sein. Besonders hervorgehoben werden müssen die Ergebnisse der weiblichen Migränepatienten. Sie besitzen ein deutlich depressiveres Temperament als die Normalbevölkerung. Bei den männlichen Migränepatienten sind keine - 53 - signifikanten Unterschiede feststellbar. Die Temperamentsverteilung bei den Spannungskopfschmerzpatienten unterscheidet sich nicht von der Normalbevölkerung. Zusammenfassend kann auch mit der Temperamentsskala nach Akiskal ein migränetypisches Temperament beschrieben werden, das in wesentlichen Zügen verschiedenen depressiven Erkrankungen nach ICD10 oder DSMIV entspricht. - 54 - 8. Literaturverzeichnis 1. Akiskal HS, McKinney WT. Overview of recent research in depression. 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Ringelstein für die Möglichkeit, in der Klinik und Poliklinik für Neurologie zu promovieren, bedanken. Auch möchte ich mich bei Priv.- Doz. Dr. med. A. Erfurt für die Bereitstellung der psychiatrisch-theoretischen Materialien und die Befragung der Patienten mit Major Depression bedanken. -IAnhang: Fragebogen 1: Der TEMPS -A-Fragebogen R- richtig F- falsch Depressives Temperament 1. R F Ich bin ein trauriger und unglücklicher Mensch. 2. R F Meine Mitmenschen sagen mir, dass ich unfähig bin, die Dinge auch von einem positiven Standpunkt zu sehen. 3. R F Ich habe in meinem Leben viel gelitten. 4. R F Ich denke, dass sich die Dinge häufig zum Schlechten wenden. 5. R F Ich gebe schnell auf. 6. R F Solange wie ich mich erinnern kann, habe ich mich als Versager gefühlt. 7. R F Ich habe mir immer für Dinge Vorwürfe gemacht, die für andere Menschen eher Kleinigkeiten gewesen wären. 8. R F Ich scheine nicht so viel Kraft und Energie zu haben wie andere Menschen. 9. R F Ich bin ein Mensch, der Veränderungen nicht mag. 10. R F In Gruppen bin ich eher der Zuhörer als der Wortführer. 11. R F Ich gebe anderen oft nach. 12. R F Ich fühle mich sehr unwohl, wenn ich neue Menschen treffe. 13. R F Ich fühle mich durch Kritik oder Zurückweisung leicht gekränkt und verletzt. 14. R F Ich bin ein Mensch, auf den sich andere immer verlassen können. 15. R F Ich stelle die Wünsche anderer über meine eigenen. 16. R F Ich bin ein hart arbeitender Mensch. 17. R F Ich würde lieber für jemanden arbeiten, als selbst der Chef zu sein. 18. R F Es ist selbstverständlich für mich, ordentlich und organisiert zu sein. 19. R F Ich bin ein Mensch, der alles anzweifelt. 20. R F Mein sexuelles Verlangen war immer gering. 21. R F Normalerweise brauche ich mehr als 9 h Schlaf. 22. R F Ich fühle mich oft grundlos müde. - II Zyklothymes Temperament 23. R F Ich kenne plötzliche Veränderungen meiner Stimmung und meiner Energie. 24. R F Meine Stimmung und meine Energie sind entweder hoch oder niedrig selten dazwischen. 25. R F Meine Fähigkeit zu denken schwankt ohne ersichtlichen Grund zwischen sehr scharf und ganz stumpf. 26. R F Manchmal mag ich jemanden wirklich, verliere aber wenig später völlig das Interesse an ihm. 27. R F Ich habe häufig Wutausbrüche und mache mir anschließend deshalb Vorwürfe oder habe Schuldgefühle. 28. R F Ich beginne häufig mit Aktivitäten, verliere dann aber das Interesse, bevor ich sie abgeschlossen habe. 29. R F Meine Stimmung ändert sich häufig grundlos. 30. R F Ich wechsle ständig zwischen Lebendigkeit und Traurigkeit. 31. R F Ich gehe häufig in einer sehr niedergeschlagenen Stimmung ins Bett, wache aber morgens auf und fühle mich ausgezeichnet. 32. R F Ich gehe manchmal ins Bett und fühle mich großartig und wache morgens mit dem Gefühl auf, dass das Leben nicht lebenswert ist. 33. R F Man sagt mir, dass ich häufig eine pessimistische Einstellung habe und frühere glückliche Zeiten vergesse. 34. R F Ich wechsle zwischen einem Gefühl von großen Selbstvertrauen und Gefühlen tiefer Selbstunsicherheit. 35. R F Ich wechsle zwischen Zugehen auf Andere und Rückzug. 36. R F Ich empfinde all meine Gefühle als sehr intensiv. 37. R F Mein Schlafbedürfnis schwankt zwischen wenigen Stunden und mehr als 9 h. 38. R F Die Art, wie ich Dinge sehe, ist mal sehr lebendig und zu anderen Zeiten sehr leblos. 39. R F Ich bin jemand, der zur gleicher Zeit traurig und glücklich sein kann. 40. R F Ich habe häufig Tagträume über Dinge, die andere Menschen für unerreichbar halten. 41. R F Ich habe oft ein starkes Verlangen danach, etwas Unverschämtes (Provokatives) zu tun. - III 42. R F Ich bin jemand, der sich sehr schnell in jemanden verlieben, jedoch genauso schnell auch das Interesse wieder verlieren kann. Hyperthymes Temperament 43. R F Ich bin zumeist in einer heiteren und vergnügten Stimmung. 44. R F Das Leben ist ein Fest, das ich voll und ganz auskoste. 45. R F Ich erzähle gerne Witze, andere Menschen halten mich für humorvoll. 46. R F Ich bin jemand, der denkt, dass am Ende alles doch gut ausgehen wird. 47. R F Ich habe großes Vertrauen in mich selbst. 48. R F Ich habe häufig viele großartige Ideen. 49. R F Ich bin immer in Bewegung. 50. R F Ich kann viele Arbeiten erledigen, ohne müde zu werden. 51. R F Ich habe eine Redebegabung und kann andere Menschen gut überzeugen oder inspirieren. 52. R F Ich mag es, neue Herausforderungen anzugehen, auch dann, wenn sie risikoreich sind. 53. R F Wenn ich einmal beschlossen habe etwas durchzuführen, kann mich nichts mehr daran hindern. 54. R F Ich fühle mich auch in der Gesellschaft von Menschen, die ich kaum kenne, sehr wohl. 55. R F Ich mag es, mit vielen Menschen zusammen zu sein. 56. R F Andere Menschen erzählen mir, dass ich mich häufig in die Angelegenheiten anderer einmische. 57. R F Ich bin ein großzügiger Mensch und gebe viel Geld für andere aus. 58. R F Ich habe Fähigkeiten und Sachkenntnisse in vielen Bereichen. 59. R F Ich habe das Gefühl, dass ich das Recht und das Privileg habe, Dinge so zu tun, wie ich es mag. 60. R F Ich bin ein Mensch, der gerne Chef ist. 61. R F Wenn ich eine Meinungsverschiedenheit habe, kann ich in hitzige Streitereien geraten. 62. R F Mein sexuelles Verlangen ist immer sehr hoch. 63. R F Normalerweise komme ich mit weniger als 6 h Schlaf aus. - IV Reizbares Temperament 64. R F Ich bin ein sehr reizbarer Mensch. 65. R F Ich bin von Natur aus ein unzufriedener Mensch. 66. R F Ich beklage mich häufig. 67. R F Ich bin gegenüber anderen Menschen sehr kritisch. 68. R F Ich bin häufig so angespannt, dass ich es fast nicht mehr aushalte. 69. R F Ich rege mich schell auf. 70. R F Ich fühle mich durch eine unangenehme Ruhelosigkeit getrieben, die ich nicht verstehen kann. 71. R F Ich werde häufig so wütend, dass ich am liebsten alles kaputtschlagen würde. 72. R F Wenn mir jemand in die Quere kommt, könnte ich eine Schlägerei beginnen. 73. R F Andere Menschen erzählen mir, dass ich ohne Grund plötzlich Wutanfälle bekomme. 74. R F Wenn ich verärgert bin, schnauze ich andere Menschen an. 75. R F Ich ziehe gerne andere Menschen auf, auch dann wenn ich sie kaum kenne. 76. R F Mein beißender Humor hat mich schon in Schwierigkeiten gebracht. 77. R F Ich kann so wütend werden, dass ich jemanden verletzen könnte. 78. R F Ich bin so eifersüchtig auf meinen Partner, dass ich es fast nicht aushalten kann. 79. R F Ich bin bekannt dafür, häufig zu fluchen. 80. R F Man hat mir gesagt, dass schon geringe Alkoholmengen bei mir Gewalttätigkeit auslösen. 81. R F Ich bin ein sehr skeptischer Mensch. 82. R F Ich könnte ein Revolutionär sein. 83. R F Mein sexuelles Verlangen ist häufig so stark, dass es mir unangenehm ist. 84. R F Nur für Frauen: Vor dem Beginn meiner Periode kann ich außerordentlich gereizt reagieren. Phobisches Temperament 85. R F Wieweit auch immer ich mich zurückerinnere, ich bin immer jemand gewesen, der in ständiger Besorgnis war. 86. R F Ich mache mir stets Sorgen über das eine oder das andere. -V87. R F Ich mache mir anhaltend Sorgen über alltägliche Dinge, die andere wenig beachten. 88. R F Ich muss mir einfach über alles und jedes Sorgen machen. 89. R F Viele Leute haben mir gesagt, mich weniger zu sorgen. 90. R F Wenn ich gestresst bin, ist mein Kopf oft leer. 91. R F Ich bin unfähig, mich zu entspannen. 92. R F Ich fühle mich oft innerlich nervös. 93. R F Wenn ich gestresst bin, zittern oft meine Hände. 94. R F Ich habe oft Magenverstimmungen. 95. R F Wenn ich nervös bin, habe ich manchmal Durchfälle. 96. R F Wenn ich nervös bin, ist mir oft schlecht. 97. R F Wenn ich nervös bin, muss ich häufiger auf die Toilette. 98. R F Wenn jemand spät nach Hause kommt, fürchte ich, er/sie hätte einen Unfall gehabt. 99. R F Ich habe oft die Angst, jemand in der Familie würde schwer erkranken. 100. R F Ich denke immer, jemand könnte mir schlechte Nachrichten über ein Familienmitglied bringen. 101. R F Mein Schlaf ist nicht erholsam. 102. R F Ich habe oft Schwierigkeiten einzuschlafen. 103. R F Ich bin von Natur aus eine vorsichtige Person. 104. R F Ich wache oft nachts mit der Angst auf, Einbrecher seien im Haus. 105. R F Wenn ich gestresst bin, bekomme ich leicht Kopfschmerzen. 106. R F Wenn ich gestresst bin, habe ich ein unangenehmes Gefühl in meiner Brust. 107. R F Ich bin eine unsichere Person. 108. R F Sogar kleine Änderungen meiner Alltagsroutine belasten mich stark. 109. R F Auch wenn ich nichts falsch gemacht habe, fürchte ich beim Autofahren, die Polizei könnte mich anhalten. 110. R F Plötzlicher Lärm erschreckt mich oft. - VI Fragebogen 2: BDI A 0 Ich bin nicht traurig. 1 Ich bin traurig. 2 Ich bin die ganze Zeit traurig und komme nicht davon los. 3 Ich bin so traurig oder unglücklich, dass ich es kaum noch ertrage. B 0 Ich sehe nicht besonders mutlos in die Zukunft. 1 Ich sehe mutlos in die Zukunft. 2 Ich habe nichts, worauf ich mich freuen kann. 3 Ich habe das Gefühl, dass die Zukunft hoffnungslos ist, und das die Situation nicht besser werden kann. C 0 Ich fühle mich nicht als Versager. 1 Ich habe das Gefühl, öfter versagt zu haben als der Durchschnitt. 2 Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich bloß eine Menge Fehlschläge. 3 Ich habe das Gefühl, als Mensch ein völliger Versager zu sein. D 0 Ich kann die Dinge genauso genießen wie früher. 1 Ich kann die Dinge nicht mehr so genießen wie früher. 2 Ich kann aus nichts mehr eine Befriedigung ziehen. 3 Ich bin mit allem unzufrieden oder gelangweilt. E 0 Ich habe keine Schuldgefühle. 1 Ich habe häufig Schuldgefühle. 2 Ich habe fast immer Schuldgefühle. 3 Ich habe immer Schuldgefühle. F 0 Ich habe nicht das Gefühl, gestraft zu sein. 1 Ich habe das Gefühl, vielleicht bestraft zu werden. 2 Ich erwarte bestraft zu werden. 3 Ich habe das Gefühl, bestraft zu sein - VII G 0 Ich bin nicht von mir enttäuscht. 1 Ich bin von mir enttäuscht. 2 Ich finde mich fürchterlich. 3 Ich hasse mich. H 0 Ich habe nicht das Gefühl, schlechter zu sein als alle anderen. 1 Ich kritisiere mich wegen meiner Fehler und Schwächen. 2 Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe wegen meiner Mängel. 3 Ich gebe für alles mir die Schuld, was schief geht. I 0 Ich denke nicht daran, mir etwas anzutun. 1 Ich denke manchmal an Selbstmord, aber ich würde es nicht tun. 2 Ich möchte mich am liebsten umbringen. 3 Ich würde mich umbringen, wenn ich die Gelegenheit hätte. J 0 Ich weine nicht öfter als früher. 1 Ich weine jetzt mehr als früher. 2 Ich weine jetzt die ganze Zeit. 3 Früher konnte ich weinen, aber jetzt kann ich es nicht mehr, obwohl ich es möchte. K 0 Ich bin nicht reizbarer als sonst. 1 Ich bin jetzt leichter verärgert oder gereizt als früher. 2 Ich fühle mich dauernd gereizt. 3 Die Dinge, die mich früher geärgert haben, berühren mich nicht mehr. L 0 Ich habe nicht das Interesse an Menschen verloten. 1 Ich interessiere mich jetzt weniger für Menschen als früher. 2 Ich habe mein Interesse an anderen Menschen zum größten Teil verloren. 3 Ich habe mein ganzes Interesse an anderen Menschen verloren. M 0 Ich bin so entschlussfreudig wie immer. 1 Ich schiebe Entscheidungen jetzt öfter als früher auf. 2 Es fällt mir jetzt schwerer als früher, Entscheidungen zu treffen. 3 Ich kann überhaupt keine Entscheidungen mehr treffen. - VIII N 0 Ich habe nicht das Gefühl, schlechter auszusehen als früher. 1 Ich mache mir Sorgen, dass ich alt oder unattraktiv aussehe. 2 Ich habe das Gefühl, dass Veränderungen in meinem Aussehen eintreten, die mich hässlich machen. 3 Ich finde mich hässlich. O 0 Ich kann so gut arbeiten wie früher. 1 Ich muss mir einen Ruck geben, bevor ich eine Tätigkeit in Angriff nehme. 2 Ich muss mich zu jeder Tätigkeit zwingen. 3 Ich bin unfähig zu arbeiten. P 0 Ich schlafe so gut wie sonst. 1 Ich schlafe nicht mehr so gut wie früher. 2 Ich wache 1 bis 2 Stunden früher auf als sonst, und es fällt mir schwer, wieder einzuschlafen. 3 Ich wache mehrere Stunden früher auf als sonst und kann nicht mehr einschlafen. Q 0 Ich ermüde nicht stärker als sonst. 1 Ich ermüde schneller als früher. 2 Fast alles ermüdet mich. 3 Ich bin zu müde, um etwas zu tun. R 0 Mein Appetit ist nicht schlechter als sonst. 1 Mein Appetit ist nicht mehr so gut wie früher. 2 Mein Appetit hat sehr stark nachgelassen. 3 Ich habe überhaupt keinen Appetit mehr. S 0 Ich habe in letzter Zeit kaum abgenommen 1 Ich habe mehr als 2 Kilo abgenommen. 2 Ich habe mehr als 5 Kilo abgenommen. 3 Ich habe mehr als 8 Kilo abgenommen. Ich esse absichtlich weniger, um abzunehmen: JA NEIN - IX T 0 Ich mache mir keinen größeren Sorgen um meine Gesundheit als sonst. 1 Ich mache mir Sorgen über körperliche Probleme, wie Schmerzen, Magenbeschwerden oder Verstopfung. 2 Ich mache mir große Sorgen über gesundheitliche Probleme, dass es mir schwer fällt, an etwas anderes zu denken. 3 Ich mache mir so große Sorgen über gesundheitliche Probleme, dass ich an nichts anderes mehr denken kann. U 0 Ich habe in letzter Zeit keine Veränderung meines Interesses an Sex bemerkt. 1 Ich interessiere mich weniger für Sex als früher. 2 Ich interessiere mich jetzt viel weniger für Sex. 3 Ich habe das Interesse an Sex völlig verloren. -XFragebogen 3: IBK ja manchmal nein E 1. Aufgrund meiner Kopfschmerzen fühle ich mich beeinträchtigt. F 2. Aufgrund meiner Kopfschmerzen fühle ich mich eingeschränkt bei meinen alltäglichen Aktivitäten. E 3. Keiner versteht, wie sehr sich die Kopfschmerzen auf mein Leben Auswirken. F 4. Ich habe aufgrund meiner Kopfschmerzen meine Freizeitaktivitäten (z.B. Sport, Hobbys) eingeschränkt. E 5. Meine Kopfschmerzen ärgern mich E 6. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich wegen meiner Kopfschmerzen die Beherrschung verlieren könnte. F 7. Durch meine Kopfschmerzen habe ich weniger soziale Kontakte. E 8. Mein Partner oder meine Familie und Freunde haben keine Vorstellung, was ich wegen meiner Kopfschmerzen durchmache. E 9. Meine Kopfschmerzen sind so schlimm, dass ich das Gefühl habe, ich könnte verrückt werden. E 10. Meine Lebenseinstellung ist durch meine Kopfschmerzen beeinflusst. E 11. Ich habe Angst auszugehen, wenn ich Kopfschmerzen bekomme. E 12. Meine Kopfschmerzen bringen mich zur Verzweiflung. F 13. Ich mach mir Sorgen, dass meine Kopfschmerzen mir im Beruf oder zu Hause Nachteile bringen könnten. - XI E 14. Meine Kopfschmerzen beeinträchtigen die Beziehung zu meiner Familie oder zu Freunden. F 15. Wenn ich Kopfschmerzen habe, ziehe ich mich zurück. F 16. Ich glaube, dass meine Kopfschmerzen es mir erschweren, gesteckte Ziele zu erreichen. F 17. Ich kann wegen meiner Kopfschmerzen nicht klar denken. F 18. Meine Kopfschmerzen führen zu Verspannungen (z.B. Muskelverspannungen). F 19. Ich habe an sozialen Aktivitäten keine Freude aufgrund meiner Kopfschmerzen. E 20. Ich fühle mich wegen meiner Kopfschmerzen leicht reizbar. F 21. Wegen meiner Kopfschmerzen vermeide ich Reisen. E 22. Meine Kopfschmerzen bringen mich durcheinander. E 23. Meine Kopfschmerzen frustrieren mich. F 24. Wegen meiner Kopfschmerzen fällt mir das Lesen schwer. F 25. Es fällt mir schwer, mich von meinen Kopfschmerzen abzulenken. 26. Wie stark sind Ihre Kopfschmerzen üblicherweise? 27. An wie viel Tagen im Monat haben Sie Kopfschmerzen? 28. Seit wie viel Jahren leiden Sie an Kopfschmerzen?