Aus der Klinik für Hals- Nasen- Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am St. Elisabeth- Hospital Bochum Universitätsklinik der Ruhr Universität Bochum Chefarzt: Prof. Dr. med. Henning Hildmann ______________________________________________ Das einseitig schwerhörige Kind Kommunikationsstörungen bei einseitiger Schwerhörigkeit Inaugural- Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr- Universität Bochum vorgelegt von Sarantuya Shagdarsuren aus Ulaanbaatar / Mongolei 2002 __________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________ Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr.med. H. Hildmann Korreferent: Tag der mündlichen Prüfung: __________________________________________________________________________________________ Meinen lieben Großeltern in Ulaanbaatar Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Problemstellung...................................................................7 2. Die einseitige Hörstörung beim Kind.........................................................10 2.1 Die Bedeutung des bilateralen Hörens...........................................................13 2.2 Störungsbilder im Hörsystem.........................................................................15 2.2.1 Schalleitungsschwerhörigkeit.........................................................................15 2.2.2 Schallempfindungsschwerhörigkeit................................................................16 2.2.3 Kombinierte Schwerhörigkeit.........................................................................17 2.3 Die Gradeinteilung der einseitigen Hörstörungen..........................................17 2.4 Ätiologie der einseitigen Hörstörungen.........................................................18 2.5 Diagnostische Verfahren der einseitigen Hörstörungen.................................22 2.5.1 Subjektive Testverfahren der Hördiagnostik..................................................24 2.5.2 Objektive Verfahren der Hördiagnostik.........................................................29 2.6 Hörgeräteversorgung der einseitigen Hörstörungen......................................33 3. Material und Methoden...............................................................................35 3.1 Patientengut....................................................................................................35 3.2 Datensammlung..............................................................................................37 4. Ergebnisse.....................................................................................................38 4.1 Ergebnisse der Gesamtgruppe........................................................................38 4.1.1 Verteilung der Jungen und Mädchen.............................................................38 4.1.2 Graduelle Bewertung der einseitig schwerhörigen Kinder............................38 4.1.3 Ursache der einseitigen Schwerhörigkeit.......................................................41 4.1.4 Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit................................................44 4.1.5 Alter bei Diagnose der einseitig schwerhörigen Kinder und Altersverteilung (n=100).........................................................................45 4.1.6 Alter bei der Hörgeräteversorgung der einseitig schwerhörigen Kinder und Altersverteilung (n=63)................................................................46 4.2 Gruppe I (leichtgradige einseitige Schwerhörigkeit).......................................47 4.3 Gruppe II ( mittelgradige einseitige Schwerhörigkeit).....................................49 _________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________ 4.4 Gruppe III (hochgradige einseitige Schwerhörigkeit)................................... 56 4.5 Gruppe IV (an Taubheit grenzende einseitige Schwerhörigkeit)....................62 4.6 Hörgeräteversorgung.......................................................................................67 4.6.1 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit (n=12)......................................67 4.6.2 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit (n=24).......................................70 4.6.3 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit (n=27).............................74 5. Tabellarische und grafische Zusammenfassung der Ergebnisse...............77 5.1 Verteilung der Jungen und Mädchen nach dem Grad der Schwerhörigkeit.................................................................................77 5.2 Alter bei Diagnose und Hörgeräteversorgung..................................................77 5.3 Ursache einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100)...................................78 5.4 Verdachtsäußerung...........................................................................................79 5.5 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder.................................79 5.6 Einseitige Hörgeräteversorgung.......................................................................80 5.6.1 Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz......................................................80 5.6.2 Hörgeräte- Trageakzeptanz bei einseitiger Schwerhörigkeit...........................80 5.6.3 Sprachverständnis bei einseitiger Schwerhörigkeit im Störlärm ohne und mit Hörgerät.......................................................................................81 5.6.4 Subjektive Veränderungen nach der Hörgeräteversorgung...............................81 5.7 Problemdarstellung und Förderbedarf bei den einseitig schwerhörigen Kindern.....................................................................................82 6. Diskussion........................................................................................................85 7. Zusammenfassung..........................................................................................96 8. Anhang............................................................................................................99 9. Literaturverzeichnis.....................................................................................102 Danksagung...................................................................................................113 Lebenslauf.....................................................................................................114 __________________________________________________________________________________________ Verzeichnis der Abkürzungen AABR- Automated Auditory Brainstem Response BERA- Brainstem Electric Response Audiometry CERA - Cortical Electric Response Audiometry COR - Conditioned Orientation Reflex CROS - Contralateral routing of signals DPOAE - Distorsionsprodukt- Emissionen ERA - Elektric Response Audiometry HdO - Hörgeräte Hinter- dem -Ohr -Hörgeräte HL - Hearing Level KBR - Komplementbindungsreaktion KL - Hörgeräte- Knochenleitungshörgeräte LKG - Spalte- Lippenkiefergaumenspalte SAEP- Späte akustisch evozierte Potentiale SOAE- Spontane otoakustische Emissionen TEOAE- Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen VRA - Visual Reinforcement Audiometry Einleitung und Problemstellung _________________________________________________________________________________________ 1. Einleitung und Problemstellung In der Regel bemerken Erwachsene einen einseitigen Hörverlust bei sich selbst sofort. Kinder selbst geben nur selten und auch nur bei akutem einseitigen Hörverlust an, dass „etwas nicht in Ordnung ist“. Eine einseitige Hörstörung bei Kindern kann relativ lange unerkannt bleiben. Diese Kinder fallen meist dadurch auf, dass sie das gesunde Ohr der Schallquelle zuwenden oder die Seite wechseln, um mit dem gesunden Ohr zu telefonieren. Ein solches Kind kann nicht sagen, woher ein von ihm wahrgenommener Schallreiz gekommen ist. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass diese Kinder nicht in der Lage sind, Störschall von Nutzschall zu trennen. In einer geräuschvollen Umgebung wird ihr Hörverständnis beeinträchtigt. Die einseitig hörgestörten Kinder besuchen normalerweise, sofern sie keine weiteren Behinderungen aufweisen, Regelschulen. Sie müssen in dieser Situation mit ihrem Gehörschaden zurechtkommen. Es ist davon auszugehen, dass durch nur einseitiges Hören erhöhte Anforderungen an das Konzentrationsvermögen der Schüler gestellt werden. Dies kann zu rascher Ermüdung und Leistungsabfall führen. Betroffene Eltern und Angehörige stellen nach der Diagnose „einseitige Schwerhörigkeit“ die Frage, ob sie alle Möglichkeiten zur Förderung ihrer Kinder genutzt haben. Bezüglich der obengenannten Problematik gibt es nur wenige Angaben in der Literatur. In diesen ist vorwiegend zu lesen, dass eine einseitige Hörstörung keiner besonderen Therapie bedarf und dass eine einseitige Hörgeräteversorgung wenig nutzt und wenig Akzeptanz bringt. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde von einigen Autoren wiederholt auf die Bedeutung einer einseitigen kindlichen Hörstörungen hingewiesen und die Konsequenzen bei unzureichender oder gar ausbleibender Förderung und Therapie herausgestellt (Bess 86, Bovo 88, Brookhouser 91, Möhring 95, Hildmann 98,). Durch frühzeitige Hörgeräteversorgung bei einseitig hörgestörten Kindern werden nicht nur das Richtungshören und das Sprachverständnis in Ruhe und im Rauschen _____________________________________________________________________Seite7 Einleitung und Problemstellung _________________________________________________________________________________________ verbessert, sondern es können auch Funktionen und Morphologie der Hörbahnen und kortikalen Strukturen regulär ausreifen (Niehaus, Kruse 95, Hildmann 98). Eine Hörgeräteversorgung bei einseitigen Hörstörungen sollte nach den gleichen Qualitätskriterien wie bei binauralen Störungen vorgenommen werden, d.h. Aufklärung der Eltern und älterer Kinder, konsequente Kontrollen, Begleitung und Hilfestellung zur Akzeptanz. Die Inzidenz einer relevanten einseitigen Hörstörung wird mit 3 von 1000 Schulkindern angegeben (Brookhauser 1991). In einer Studie zum Hörscreening bei Neugeborenen Säuglingen mit erhöhtem Risiko für Schwerhörigkeit wurden aus einer Gruppe von 1271 Säuglingen, 6 Säuglinge mit einer einseitigen Schwerhörigkeit erfaßt. (Hildmann und Kriszio 2001). Dank der technischen Entwicklung der letzten 15 Jahre in audiometrischen Verfahren ist es möglich, die einseitige Hörstörung früher zu diagnostizieren. Zur Bestimmung des Hörvermögens von Kindern bis zu ca. 3,6 Jahren, bei denen noch kein seitengetrenntes verhaltensaudiometrischen Tonaudiogramm Hörprüfungen erstellt in werden klassischer kann, Form, kommen die die Messung otoakustischer Emissionen (OAE) und die Ableitung akustischer Hirnstammpotentiale (BERA) als Screeningverfahren (AABR) zur Anwendung. Bei Frühgeborenen ab der 34. Schwangerschaftswoche und bei Säuglingen mit erhöhtem Risiko für eine Schwerhörigkeit kann eine einseitige Hörstörung mit den objektiven Meßverfahren früh diagnostiziert werden. In der vorliegenden Arbeit sollen die Ursachen sowie die auftretenden Probleme und Schwierigkeiten im kognitiven und kommunikativen Bereich bei einseitig hörgestörten Kindern aus dem Patientengut des Instituts für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Vestischen Kinderklinik / Universität Witten Herdecke untersucht werden. Durch die Gegenüberstellung der verschiedenen routinemäßig durchgeführten Hörprüfmethoden wird die Bedeutung der einzelnen Methoden für die Diagnostik dargestellt. ___________________________________________________________________________________Seite 8 Einleitung und Problemstellung _________________________________________________________________________________________ Zur Verbesserung der räumlichen Orientierung und des Sprachverstehens im Störschall, insbesondere im Straßenverkehr oder in der Schule wird eine Hörgeräteversorgung angeboten. Nach den Untersuchungsergebnissen wird in dieser Arbeit die Effektivität der Hörgeräteversorgung bewertet. Die Akzeptanz des Hörgerätes und Effektivität der Hörgeräteversorgung werden dargelegt, beschrieben und diskutiert. ___________________________________________________________________________________Seite 9 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 1. Die einseitige Hörstörung beim Kind Schon lange Zeit steht die Frage zur Diskussion, ob die einseitige Hörstörung zu einer Behinderung der sprachlichen, kognitiven und sozialen Entwicklung führen kann. Professor Armin Löwe wies schon 1978 auf die pädagogische Bedeutung in der Betreuung einseitig schwerhöriger Kinder hin: „In einer undisziplinierten Klasse hat ein solches Kind es sehr schwer, noch etwas zu verstehen. Es ermüdet dann aber auch sehr schnell. Der Hauptgrund hierfür dürfte sein, dass es Geräusche nicht so von seinem Körper abgesetzt erlebt wie jemand, der über ein gutes räumliches Hören verfügt. Ein einseitig hörgeschädigtes Kind muß immer so sitzen können, daß sein normal hörendes Ohr dem Lehrer zugewendet sein kann. Beim Turn- und Sportunterricht kann es vorkommen, daß das Kind dann, wenn sein nicht hörendes Ohr dem Sprecher zugewendet ist, nicht alle Aufträge richtig erfaßt. Zu guter Letzt sei jedem Lehrer empfohlen, sich selbst einmal wenigstens für eine Unterrichtsstunde in die Situation eines einseitig hörgeschädigten Schülers zu versetzen, indem er einen seiner beiden Gehörgänge mit Ohropax ausfüllt. Er wird dann sehr bald bemerken, dass unter dieser Bedingung ein Unterrichtsgespräch erschwert und nur dann noch möglich ist, wenn jeweils nur ein Kind spricht.“ Hancke veröffentlichte 1982 eine Arbeit über die Untersuchung an 15 einseitig schwerhörigen Kindern. Sie überprüfte das Sprachverständnis von einseitig hörgestörten Kindern im freien Schallfeld unter der Einwirkung eines definierten Störgeräusches. Die Versuchsreihe sollte Aufschluß über den Grad der Beeinträchtigung einseitig hörgeschädigter Kinder gegenüber Normalhörenden, vor allem im Hinblick auf die Schulsituation, bringen. Als Untersuchungsmaterial (Nutzschall) wurde der Marburger Satzverständnistest für Erwachsene benutzt. Als Störschall wurde ein Geräuschband mit einem repräsentativen Schulhintergrundgeräusch eingesetzt. Die Untersuchung zeigte, dass einseitig hörgestörte Kinder bei Hintergrundlärm den Nutzschall (z.B Sprache), der sie in Richtung auf das hörende Ohr oder von vorne her erreicht, gleich gut verstehen wie Hörgesunde. Wird Nutzschall auf die hörgeschädigte Seite angeboten, verstehen die einseitig hörgestörten Kinder etwa 30 Prozent weniger als Normalhörende. ___________________________________________________________________________________Seite 10 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Weiter wurde berichtet, daß die einseitige Hörstörung keinen Einfluß auf die Sprachentwicklung hat. Im Jahre 1987 erschien eine Arbeit über Untersuchungen zum einseitigen Hörverlust beim Kind von Baerthold, Doberenz und Müller. Die Verfasser untersuchten 34 Kinder und Jugendliche im Alter von 4-19 Jahren mit einseitiger Innenohrschwerhörigkeit. 25 Kinder hatten eine hochgradige Schwerhörigkeit bzw. einen Hörrest und 9 Kinder hatten eine mittelgradige Schwerhörigkeit mit mindestens 40 dB Hörverlust. Diese Arbeit befaßt sich mit der wahrscheinlichen Ätiologie oder symptomatischen und unsicheren symptomatischen Ursachen. Zu den symptomatischen Ursachen gehören: Mumps, perinatale Schädigung, Trauma, Hörsturz und M. Meniere. Zu den unsicheren symptomatischen Ursachen gehören möglicherweise Hörsturz und M. Meniere. Zudem handelte es sich in 13 Fällen ( 38,2%) um Patienten mit einem zusätzlichen Begleitsymptom wie Schwindel, Konzentrationsmangel, Verhaltensauffälligkeit und Tinnitus. Entgegen der Lehrmeinung wird in dieser Arbeit ein Hörsturz als Ursache eines plötzlichen kindlichen Hörverlustes diskutiert. Im beschriebenen Patientenkollektiv wird der akute Hörsturz in 29% der Fälle als ursächlich angesehen. Kruse und Niehaus berichteten 1995 über Untersuchungen zur Frühererkennung und Hörgeräteversorgung unilateraler kindlicher Schwerhörigkeiten. Die Untersuchung umfasste 32 einseitig schwerhörige Kinder. Nach ihren Angaben wurde die einseitige Hörstörung mit einem Durchschnittsalter von 5,5 Jahren diagnostiziert. Die Ursache einer kindlichen einseitigen Schwerhörigkeit blieb meistens unbekannt bzw. war nur zu vermuten. Es fanden sich 8 Fälle mit reiner Mittelohrschwerhörigkeit. Die restlichen 24 Kinder leiden an einer Innenohr- oder kombinierten Schwerhörigkeit. Nach der Hörgeräteversorgung zeigte sich eine gute Akzeptanz des Hörgerätes in 63% bei hochgradigen und resthörigen Störungen. Zudem konnte eine Hörverbesserung in 59% bei 27 Fällen, die über einen Zeitraum von durchschnittlich 2 Jahren beobachtet wurden, abgesichert werden. ___________________________________________________________________________________Seite 11 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Aufgrund dieser guten Ergebnisse bzgl. der Hörgeräteakzeptanz und des Hörgewinnes sind die Verfasser davon überzeugt, dass bei der kindlichen einseitigen Hörstörung eine apparative Versorgung erforderlich ist. 1995 veröffentlichten Möhring et. al eine Studie über den Aussagewert der Prüfung von Lokalisationsfähigkeit und Sprachverständnis bei Kindern mit bekannter einseitiger, mindestens mittelgradiger und hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit. Durch ihre Untersuchung zeigten sie, dass einseitig taube Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren unter bestimmten Prüfungsbedingungen nicht lokalisieren können. Einseitig schwerhörige Kinder im gleichen Alter können zum Teil nur wenig eingeschränkt lokalisieren. Die Verfasser vertreten die Ansicht, dass nicht nur bei einseitiger Taubheit, sondern auch bei einseitiger Schwerhörigkeit das Sprachverständnis mit und ohne Störgeräusch besonderes bei jüngeren Kindern (5 bis 8 Jahre) deutlich eingeschränkt ist. Sommer geht in seiner im Jahre 2000 veröffentlichten Arbeit davon aus, dass die CROS- Versorgung bei einseitiger Surditas kein normales Richtungshören ermöglicht, jedoch besseres Bemerken von Vorgängen auf der ertaubten Seite. ___________________________________________________________________________________Seite 12 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.1 Die Bedeutung des bilateralen Hörens Der Mensch besitzt zwei Ohren. Der Mensch kann mit beiden Ohren hören. Er kann auch alles mit nur einem Ohr hören. Es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen dem Hören mit beiden Ohren und dem Hören mit einem Ohr. Die Wissenschaftler, die sich mit der Erforschung des Hörorgans beschäftigen, haben versucht, die Bedeutung des binauralen Hörens zu erklären. Viele Faktoren tragen zum binauralen Vorteil bei. Zunächst ist hier das Konzept der binauralen Lautheitssummation zu nennen. Das Konzept der binauralen Lautheitssummation kann als Verbesserung der Hörschwelle für Reintöne und Sprache um ca. 2-3 dB im Vergleich zwischen monauralem und binauralem Hören definiert werden. Obwohl diese Verbesserung um 3 dB zunächst irrelevant erscheint, ist ihr positiver Einfluß auf das Sprachverständnis und die subjektive Bequemlichkeit des Hörens eindeutig nachgewiesen (Konkle, Schwartz 1981, Bergmann 1957). Im Jahr 1970 haben Scharf und Fishken in ihrer Arbeit nachgewiesen, dass die Lautheit von Sinustönen oder Schmalbandrauschen etwa 1,7 mal lauter ist, wenn der Schall von beiden Ohren aufgenommen werden kann, als wenn er mit nur einem Ohr gehört wird. Das Hören mit zwei Ohren vermittelt einen höheren Lautstärkeeindruck als das Hören mit nur einem Ohr. Das läßt sich durch einen einfachen Versuch demonstrieren: wenn man sich in einer Hörsituation mit einem Finger ein Ohr verschließt, dann hört man insgesamt etwas leiser. Ein weiterer Vorteil des binauralen Hörens ist der „Kopfschatten – Effekt“: Der Schall, der auf das der Schallquelle abgewandte Ohr trifft, wird durch den da zwischenliegenden Kopf abgeschwächt. Beispielsweise trifft Sprache mit um 6,4 dB abgeschwächter Intensität auf das der Schallquelle abgewandte Ohr . Die Größe des Schallschatten- Effekt variiert mit der Art und dem Ursprung des akustischen Signals (Konkle, Scwartz D 1981). Für eine Person mit einseitiger Taubheit kann der Schallschatten- Effekt Vor- und Nachteile haben. Vorteilhaft ist, wenn das primäre akustische Signal direkt auf das ___________________________________________________________________________________Seite 13 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ gesunde Ohr trifft und ein störendes Signal oder Lärm aus der Richtung des tauben Ohres kommt. In dieser Situation trifft das Störsignal mit einer um 6,4 dB abgeschwächten Intensität auf das gesunde Ohr und ist somit weniger irritierend. Trifft jedoch das Störsignal direkt auf das gesunde Ohr und das primäre Signal kommt aus der Richtung des tauben Ohres, so ist dies ein Nachteil für den Betroffenen: der Störlärm erreicht das gesunde Ohr mit voller Intensität, das primäre Signal wird jedoch abgeschwächt angeboten, während es von der einen Seite des Kopfes auf die andere geleitet wird. Daher ist es oftmals schwierig für den einseitig Schwerhörigen, das primäre Signal im Umgebungslärm zu identifizieren. Unter normalen Hörbedingungen sind Schallschatten- Effekte ständig präsent; daher hat ein binaural Hörender einen Vorteil gegenüber einem monaural Hörenden. Ein binauraler Hörender hält typischerweise ein Ohr in einer bevorzugten Hörposition, auch wenn Sprach- und Lärmquellen direkt vor oder hinter seinem Kopf liegen. Eine andere wichtige Funktion des binauralen Hörens ist der „ Zerhack- Effekt“. Der „Zerhack –Effekt“ bewirkt ebenfalls einen Vorteil für den binaural Hörenden. Er entsteht durch die Fähigkeit zweier Ohren, Hintergrundlärm zugunsten des Primärsignals zu unterdrücken. 1950 beobachtete König als erster, dass binaural Hörende störenden Hintergrundlärm wie z.B. Autos oder Stimmen (Alltagsgeräusche) filtern und sich auf gewollte auditorische Stimuli konzentrieren können. Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Phänomen dem binaural Hörenden ein besseres Sprachverständnis im Lärm ermöglicht. Dieser Effekt bleibt auch dann bestehen, wenn der monaural Hörende sein hörendes Ohr optimal zur Schallquelle positioniert (Bess und Tharpe 1984). Das der Schallquelle abgewandte Ohr scheint also einen wichtigen Beitrag zum Hörvorteil durch den Zerhack- Effekt zu leisten. Ein weiterer Vorteil des binauralen Hörens ist die Fähigkeit der Lokalisation von Tönen in der horizontalen Ebene. Die Fähigkeit eine Geräuschquelle zu lokalisieren ist eindeutig ein binaurales Phänomen. Daher verwundert es nicht, dass einseitig hörende Menschen häufig Schwierigkeiten mit dem Richtungshören haben ( Bess und Tharpe 1984). Generell nehmen die Fehler beim Richtungshören mit zunehmender Differenz der Hörleistung beider Ohren zu. Bergmann (1957) hat jedoch festgestellt, dass Richtungshören auch für Menschen mit deutlichem Hörschwellenunterschied zwischen beiden Ohren möglich ist, sofern der Ton auch auf dem schwächeren Ohr gehört werden kann. ___________________________________________________________________________________Seite 14 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.2 Störungsbilder im Hörsystem Bei einseitigen Hörstörungen können prinzipiell alle Grade und Formen der Schwerhörigkeit auftreten wie bei beidseitiger Schwerhörigkeit. 2.2.1 Schalleitungsschwerhörigkeiten Die Schalleitungsschwerhörigkeit betrifft das äußere Ohr und / oder das Mittelohr. Die Schallaufnahme und Luftleitung über die Ohrmuschel und den Gehörgang und/ oder die mechanische Übertragung durch die Gehörknöchelchenkette ist gestört oder verhindert. Eine Ursache hierfür kann eine akute oder chronische Mittelohrentzündung sein. Eine andere Ursache kann eine Mißbildung der Ohrmuschel und des Gehörganges oder auch des Mittelohres sein. Bei einer reinen Schalleitungschwerhörigkeit handelt es sich um eine leicht- bis mittelgradige Hörstörung mit einem Hörverlust bis maximal 60 dB, wenn bei einer pathologischen Luftleitungskurve eine normale Knochenleitungkurve (Abb.1) vorliegt (Löwe 1994). Abb. 1 Tonaudiogramm der Schalleitungsschwerhörigkeit ___________________________________________________________________________________Seite 15 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.2.2 Schallempfindungschwerhörigkeiten Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit unterscheidet man die cochleäre oder sensorineurale Schwerhörigkeit und die neurale Schwerhörigkeit oder retrocochleäre Schwerhörigkeit. Die cochleäre Schwerhörigkeit ist gekennzeichnet durch eine Funktionstörung der Sinneszellen im Innenohr und Hörnnerv. Eine Funktionsstörung bei intaktem Innenohr, die die Hörbahnen und/ oder die Hörzentren im Großhirn betrifft, wird als retrocochleäre Schwerhörigkeit bezeichnet. Bei der reinen Schallempfindungsschwerhörigkeit sind die Knochenleitungskurve und die Luftleitungskurve in gleichem Maß abgesunken (Abb.2). Abb. 2 Tonaudiogramm der Schallempfindungsschwerhörigkeit ___________________________________________________________________________________Seite 16 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.2.3 Kombinierte Schwerhörigkeiten Man spricht von einer kombinierten Schwerhörigkeit, wenn die Schalleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit zusammen auftreten. Bei der kombinierten Schwerhörigkeit findet sich neben dem bereits vorhandenen Verlust der Knochenleitung eine zusätzlichen Absenkung der Luftleitungskurve (Abb.3). Abb. 3 Tonaudiogramm der kombinierten Schwerhörigkeit 2.3 Die Gradeinteilung der einseitigen Hörstörungen Der Grad der einseitigen Hörstörung wird wie bei der beidseitigen Hörstörung eingeteilt: Leichtgradige Schwerhörigkeit bis 40 dB Mittelgradige Schwerhörigkeit 40- 60 dB Hochgradige Schwerhörigkeit 60- 90 dB An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit > 90 dB ___________________________________________________________________________________Seite 17 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.4 Ätiologie der einseitigen Hörstörungen Meist wird die einseitige Hörstörung bei Kindern eher durch Zufall diagnostiziert. Zum Zeitpunkt der Diagnose einer einseitigen Hörstörung liegt die Ursache oft schon lange zurück. Im Nachhinein läßt sich anhand der Anamnese nur eine Vermutung zur Ätiologie der einseitigen Hörstörung anstellen. Hin und wieder gelingt es, eine Infektionskrankheit, ein Trauma Schwerhörigkeit als wahrscheinliche oder unterschiedliche Risikofaktoren für Ursache der Hörstörung verantwortlich zu machen. Eine einseitige Hörstörung bei Kindern kann sowohl während der Pränatalperiode als auch während der Geburt erfolgen. Im Vergleich zu den meist angeborenen beidohrigen Störungen wird die einseitige Hörstörung jedoch zum überwiegenden Teil erst in der postnatalen Periode erworben (Hancke 1982). Einseitige Schwerhörigkeiten können wie die beidseitigen Schwerhörigkeiten in genetisch bedingte, erworbene und unbekannte einseitige Hörstörungen eingeteilt werden. Unabhängig von den Ursachen werden je nach zeitlichem Abstand zum Geburtstermin prä-, peri- und postnatal erworbene einseitige Schwerhörigkeiten unterschieden. Kinney beschrieb 1953, dass er unter 310 Patienten mit einseitiger Taubheit keinen Patienten gefunden habe, bei dem eine Vererbung zugrunde lag. Bei einem geringen Teil der Fälle scheint die genetisch bedingte einseitige Taubheit die Ursache zu sein. Über mehr als einen Fall von einseitiger Taubheit berichtete Everberg (1960) bei 12 von 122 untersuchten Familien. Bei fünf dieser betroffenen Familien war noch mindestens eine weitere erblich bedingte Hörstörung vorhanden. Kongenitale einseitige Ohrmißbildungen, wie z.B. die einseitige Gehörgangsatresie oder einseitige Mißbildungen der Gehörknöchelchenkette, sind ein nicht selten beobachtetes Krankenheitsbild. Häufig stehen diese Hörstörungen mit Fehlbildungssyndromen wie Goldenhar-, oder Franceschetti-Syndrom in Verbindung (Hancke 1982). ___________________________________________________________________________________Seite 18 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Die wichtigsten Ursachen Viruserkrankungen, für Toxoplasmose eine pränatal und nicht erworbene infektiöse Schwerhörigkeit Noxen; hier vor sind allem medikamentös- toxische Schäden. Die viralen Infektionen spielen eine große Rolle für eine pränatale Hörstörung. Virusinfekte können zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft schädigend wirken. In welcher Form das Kind geschädigt wird, hängt von dem Erreger und von dem Zeitpunkt der intrauterinen Infektion ab. In den ersten vier Monaten der Schwangerschaft ist die Möglichkeit der Hörschädigung wesentlich größer. Die durch Infektionskrankheiten in der Pränatalperiode verursachten Hörstörungen sind in der Regel beidseitig. Über einen Fall einseitiger Taubheit nach Rötelnembryopathie berichteten Barr und Lundström (1961). Durch Cytomegalie- Infektion verursachte kongenitale Hörstörungen können ein- und beidseitig auftreten, leicht- bis hochgradig sein und progressiv verlaufen (Davidson, Hyde, Alberti 1989). Das Auftreten einer frühkindlichen Schwerhörigkeit steht häufig mit Risikofaktoren wie Frühgeburt, Asphyxie, Hyperbilirubinämie in Verbindung. Letzter Risikofaktor spielt heute nur noch selten eine Rolle durch kontinuierliche Überwachung. Von der American Academy of Pediatrics wurde ein Risikokatolog erstellt, um eine bessere Früherkennung der kindlichen Schwerhörigkeit zu erreichen. Im Vergleich zu Normalgeborenen ist die Inzidenz einer Schwerhörigkeit bei Säuglingen mit erhöhten Risiko für Schwerhörigkeit hoch (Walger 1998). Als Ursache einer postnatal erworbenen einseitigen Schwerhörigkeit kommt die Mumpsinfektion in Betracht. Johannsen gab 1974 an, dass Untersuchungsreihe Mumps in einer von 91 einseitig ertaubten Kindern 14 mal die Ursache des Hörverlustes war. Fraser (1976) berichtete, dass der Mumps- Virus eine einseitige Hörstörung auslöst. Bei jungen Kindern wird diese oft spät erkannt und nicht auf eine durchgemachte Parotitis epidemica zurückgeführt. Auf einen sehr hohen Anteil von 68 % Mumpserkrankungen kommt Lenhardt (1962) in seiner Untersuchung. Er macht diese Erkrankung von vornherein bei allen Kindern mit positiver KBR auf Mumps für den Hörverlust verantwortlich. ___________________________________________________________________________________Seite 19 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Paparella berichtete 1973 über mumpsbedingte Hörschäden. Diese traten plötzlich, meist unilateral auf. Er berichtete, dass bei Kindern die Einseitigkeit des Hörverlustes einer der Hauptgründe für die oft sehr spät gestellte Diagnose ist. Michtl (1980) hat durch ihre Arbeit nachgewiesen, dass eine routinemäßige audiometrische Kontrolle aller an Mumps erkrankten Patienten indiziert ist. Als weitere Ursache der einseitigen Hörstörung wird Meningitis purulenta genannt. Johannsen (1974) fand einen Fall von einseitigem Hörverlust nach relativ blande verlaufener Otitis media acuta und nach Meningitis. 1980 hat Overkamp durch seine Arbeit nachgewiesen, dass von 80 an Meningitis erkrankten Patienten 5% eine einseitige Taubheit davon trugen. Das Auftreten eines Zoster Oticus bei Kindern ist selten, kann aber Folge eines Immundefizites sein (Eckel, Richling, Strepel una Walger 1998). Der Hörverlust tritt gewöhnlich einseitig auf. Der Nervus vestibulocochlearis wird durch das Virus geschädigt. Schwerhörigkeit, Fazialisparese und vestibuläre Funktionsstörungen können alleine oder in Kombination zu finden sein (Wong et al.1979). Mittelohrentzündungen mit und ohne Cholesteatom können zu einer irreversiblen Hörstörung führen (Rijn und Cremers 1991). Neben der Schalleitungsschwerhörigkeit können sich durch Übergreifen auf das Innenohr Schallempfindungsstörungen sowie Kombinationen entwickeln. In den ersten zwei Lebensjahren ist die Inzidenz der akuten Otitis media am höchsten. Außer den oben genannten Krankheiten stehen auch die akustische und mechanische Traumatisierung in der Postnatalperiode mit einseitigen Gehörschäden in Verbindung. Bei den laterobasalen Schädelbasisbrüche wird zwischen Felsenquer- und Felsenbeinlängsfrakturen unterschieden. Querbrüche, die durch das Labyrinth oder den inneren Gehörgang verlaufen, führen im allgemeinen zu irreversibler Taubheit durch direkte Zerstörung der häutigen Schnecke bzw. Zerreißung des N. statoacustikus (Boenninghaus 1960, Berendes, Link, Zöllner 1979). Felsenbeinlängsbrüche, die das Dach der Paukenhöhle durchsetzen, heilen in der Regel ohne nennenswerte Hörstörung konservativ (Boeninghaus 1996). ___________________________________________________________________________________Seite 20 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Es kommt nicht selten bei den Felsenbeinlägsbrüchen zu einer Unterbrechung der Gehörknöchelchenkette durch Luxation oder Fraktur (Boenninghaus 1960, Berendes, Link, Zöllner 1979). In dem Fall zeigt das Tonaudiogramm eine Schalleitungsschwerhörigkeit von 30 bis 50 dB HL (Berendes, Link, Zöllner 1979). Die Ruptur des runden Fensters kann eine akute einseitige Innenohrschädigung verursachen (Wilson et al.1982 , Reiß 1998). Das Auftreten der Hörstörung bei sportlicher Hochleistung oder nach Kopftrauma kann auf eine Ruptur der Membran des Innenohrfensters hinweisen (Lamm et al. 1998). Lehnhardt (1994) berichtete: „Der Hörsturz tritt immer nur in einem Ohr auf, als dessen pathologisch- anatomisches Substrat ein akuter, kausal unklarer vaskulärer Endolymphhydrops vermutet wird“. Die psychogene Hörstörung trifft in aller Regel beidseitig auf, nur selten einseitig (Lehnhardt 1994). ___________________________________________________________________________________Seite 21 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.5 Diagnostische Verfahren der einseitigen Hörstörung Bei Kindern steht eine große Zahl der Hörprüfverfahren zur Verfügung. Die verwendeten Methoden werden in sogenannte „subjektive und „ objektive“ Verfahren unterteilt. Es handelt sich bei den subjektiven Verfahren um Formen der Hördiagnostik, die stark an die Beobachtungsgabe und Kenntnisse des Untersuchers gebunden und stark abhängig von der Vigilanz des Kindes sind. Durch objektive Verfahren lassen sich die physiologischen Korrelate des Hörens überprüfen. Der große Vorteil dieser Verfahren liegt in ihrer Unabhängigkeit von der Mitarbeit und der Vigilanz des Probanden. Beide Verfahren haben ihren Stellenwert nebeneinander. Sie werden in der Pädaudiologie angewandt. In den Vorsorgeuntersuchungen Kleinkinder motorischen, bestimmte der Parameter neurologischen Kinderheilkunde erreichen. oder sollen Abweichungen sensorischen Säuglinge und möglich bei sind Erkrankungen. Für die Hör- Sprachentwicklung gibt es Erfahrungswerte beim gesund entwickelten Kind. Weil bei einer kindlichen Hörstörung die Früherkennung und Früherfassung im Vordergrund stehen, ist die wichtigste Regel Vorgehensweise dem Lebensalter bzw. dem in der Kinderaudiometrie, die Entwicklungsalter anzupassen (Löwe, Hildmann 1994). Das in der Kinderaudiometrie am häufigsten benutzte Verfahren ist die Bestimmung der Hörreaktionsschwelle mit Hilfe der Verhaltens- Beobachtungs- Audiometrie. Bei dieser Untersuchung ist jede Änderung im Verhalten des Kindes als Reaktion auf die Wahrnehmung eines akustischen Testreizes zu erkennen und zu interpretieren. Die Reflexaudiometrie findet beim Neugeborenen bis zum 4. Lebensmonat Verwendung. Das Prinzip dieses Verfahrens beruht auf der Auslösung unbedingter Reflexe durch akustische Reize über 70 dB. Diese Reflexe zeigen sich in Form von ___________________________________________________________________________________Seite 22 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ sogenannten Reflexbewegungen, wie beispielsweise Lidreflex oder auch in dem Innehalten von Bewegungen. Die Reflexaudiometrie wird mit akustischen Reizen über Luftleitung und über Knochenleitung eingesetzt. Bei der Prüfung über Knochenleitung wird der Knochenleitungshörer auf das Mastoid des Neugeborenen aufgesetzt. Um Vibrationsempfindungen zu vermeiden soll der Prüfton ab 1kHz erfolgen und nicht eine Lautstärke von 40 dB übersteigen. Von Säuglingen auf Schallreize hin produzierte und auslösbare Reaktionen: • Moro- Reflex • Aureopalpebralreflex • Atemfrequenzänderung • Innehalten in der Bewegung • Mimikänderungen, Saug- Schmatzbewegungen • Bewegung der oberen Extremitäten • Bewegung der unteren Extremitäten Eine weiteres Beobachtungsphänomen ist die Augenweitstellung beim Hören eines Tones oder Geräusches (eigene videogestützte Beobachtungen). ___________________________________________________________________________________Seite 23 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.5.1 Subjektive Testverfahren der Hördiagnostik Eine weitere Untersuchung in der Ein Säugling, der zwischen Kinderaudiometrie ist die Richtungshörprüfung. sechs und sieben Monate alt ist und sitzen kann, wendet seinen Kopf in die Richtung, aus der er einen Schallreiz wahrgenommen hat. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass die Schalllokalisation durch Verarbeitung von Laufzeitdifferenzen, Schallstärkendifferenz und Klangfarbenunterschied möglich wird. Eine Verarbeitung von Laufzeitdifferenz und Schallstärkendifferenz ist nur bei binauralem Hören gegeben. Außerdem spielen auch die zentralen Hörbahnen bis hinein in die höheren Zentren der Großhirnrinde eine wichtige Rolle. Die dort stattfindende Informationsverarbeitung ist eine Voraussetzung dafür, dass ein Kind, das einen Schallreiz wahrgenommen hat, dazu befähigt wird, diesem Lage und Seite zuzuordnen. Eine einseitige vorhandene Hörstörung binaurale in der Verbindungen Neugeborenenperiode im Hirnstammbereich hemmt und anlagebedingt die zentrale Repräsentation des räumlichen Höreindruckes (Moore 1991). Die Reaktionen auf Schallreize können bei Kindern sehr unterschiedlich ausfallen. Die Beurteilung der Beobachtungen erfolgt daher in Anlehnung an Erfahrungen mit hörenden Kindern. Zur audiometrischen Untersuchung werden die Kinder mittels Lichtsignalen, Belohnung und überschwelligen Geräuschangeboten konditioniert. Diese Untersuchung bezeichnet man als Verhaltensaudiometrie. Die Verhaltensaudiometrie wird in Altersbereichen zwischen der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres bis zum 3 Lebensjahr eingesetzt. Bekanntgeworden ist die Verhaltensaudiometrie auch unter den Namen Audiometrie mit konditionierten Orientierungsreflexen (CORA) sowie Audiometrie mit visueller Verstärkung (VCR). Einige modifizierte Methoden der Verhaltensaudiometrie stehen schon ab dem 3. Lebensmonat zur Verfügung. ___________________________________________________________________________________Seite 24 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Die Spielaudiometrie ist eines der wichtigsten Verfahren zur Diagnostik kindlicher Hörstörungen. Dabei wird die Hörreaktionsschwelle durch eine Spielhandlung im freien Schallfeld ermittelt. Diese Hörprüfung ist bei normal entwickelten Kindern im Alter ab 2,6 Lebensjahren geeignet. Die Voraussetzung für diese Untersuchung sind aktive Mitarbeit des Kindes und altersadäquates Spielzeug (z.B. Ringe, Klötzchen, Steckbretter). Hierbei soll das Kind bei Wahrnehmung eines Prüftones eine Spielhandlung ausführen. Das Kind lernt, einen gehörten Ton als Aufforderung für eine Spielhandlung anzusehen (Plath 1992). Mit Hilfe der Spielaudiometrie kann bei normal entwickelten Kindern die Hörschwelle ab 3 Jahren und früher untersucht werden. In der Tonaudiometrie werden dem Probanden über Kopfhörer Testtöne mit verschiedenen Frequenzen und Lautstärken angeboten. Nach der Wahrnehmung des Tones erfolgt eine Rückmeldung durch Knopfdruck, bei kleinen Kindern oder entwicklungsreduzierten älteren Kindern erfolgt die Antwortgebung durch Klötzchenstecken oder Ringe auffädeln. Durch dieses Verfahren kann die Hörschwelle für Knochen- und Luftleitung bestimmt werden. Unter Hörschwelle versteht man dabei die Lautstärke, bei der ein Ton gerade eben wahrnehmbar wird. Der Abstand zwischen der Hörschwelle eines hörbeeinträchtigen Kindes und der eines normalhörenden Kindes heißt Hörverlust. Die Tonschwellenaudiometrie kann in der Regel ab dem 4. Lebensjahr durchgeführt werden. Die Sprachaudiometrie dient der Prüfung des Sprachverständnisses. Zur Einhaltung konstanter Reizparameter wird das Prüfmaterial von einem Tonträger (Zahlen, Einsilber und Satzreihen) monaural oder binaural in unterschiedlichen Lautstärken über Lautsprecher oder Kopfhörer angeboten. Das Sprachverständnis wird in Prozent der verstandenen Wörter angegeben. Zur Erfassung des kindlichen Sprachverständnisses existieren spezielle standardisierte Testverfahren, wie der Mainzer Kindersprachtest oder der Göttinger Kindersprachverständnistest. Der Mainzer Kindersprachtest ist in drei Gruppen aufgeteilt. Der Sprachtest I entspricht inhaltlich dem Wortschatz normalhörender Kinder unter vier Jahren.In Test II werden ___________________________________________________________________________________Seite 25 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Kinder von vier bis fünf Jahren erfaßt und Test III kommt für Kinder von sechs bis acht Jahren zur Anwendung. Bei den Testen I und II kann zusätzlich eine Bildserie angeboten werden. Der Göttinger Sprachverständnistest I ist für das Kindergartenkind (3-4 Jahren) und der Göttinger Sprachverständnistest II für das Vorschulkind (5-6 Jahren) geeignet. Hier gilt das reine Nachsprechen nicht als aussagekräftige Parameter. Die gehörten Wörter müssen Symbolen zugeordnet werden (Hildmann 1994). Die Sprachaudiometrie im freien Schallfeld bietet eine wichtige Information über die tatsachliche Hörleistung. Eine quantitative Bestimmung des Gehörs und eine grobe Orientierung, ob ein Innenohr- oder Mittelohrschaden vorliegt, geschieht durch die Sprachabstandsprüfung. Beim Innenohrschaden besteht eine große Differenz zwischen dem Verstehen von Flüstern und der Umgangsprache, während bei einer Mittelohrschwerhörigkeit das Verstehen bei beiden Sprechweisen annähernd gleich eingeschränkt ist (Lehnhardt 1996). Während beim Erwachsenen und älteren Kind die Hörweite mit Umgangs- und Flüstersprache durch Vorsprechen zweisilbiger Zahlen aus verschiedenen Abständen geprüft wird, geschieht dies beim Kleinkind oder mehrfach behinderten Kind durch Nennen von Spielzeug, welches das Kind, sofern es das Prüfwort verstanden hat, aus dem vor ihm liegenden Spielzeug auswählen soll (Holm 1979). Dabei wird auch das Sprachverständnis mit erfaßt. Die Prüfung des Sprachverständnisses unter dem Einfluß von Störlärm kommt den Verhältnissen im täglichen Leben näher (Plath 1979). Sie empfiehlt sich daher für besondere Fragestellungen, wie für die Anpassung von Hörgeräten, die Beurteilung von geringgradigen Hörminderungen und die Erfassung von funktionellen Hörstörungen (Berendes, Link, Zöllner 1979). Mit der Prüfung des Sprachverständnisses im Störlärm kann auch der Hörgewinn durch die Hörgeräteversorgung insbesondere bei einseitiger Schwerhörigkeit beurteilt werden. Neben den obengenannten Hörprüfungen kann ab dem 5. Lebensjahr der dichotische Diskriminationstest durchgeführt werden. ___________________________________________________________________________________Seite 26 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Der dichotische Diskriminationstest für Kinder nach Uttenweiler gibt in der Diagnostik auditiver Wahrnehmungsstörungen wertvolle Information über Defizite zentralen Verarbeitung, bzw. Kontrastierung und Abgrenzung von der beidohrig aufgenommenen Schallsignalen. Der Test besteht aus 5 Gruppen A – E, in denen jeweils 5 Wortpaare zusammengefaßt sind. Zur Durchführung des Testes wird dem rechten Ohr das eine und dem linken Ohr das andere Wort eines jeden Paares über Kopfhörer angeboten. Jedes vollständig reproduzierte Testwort wird mit 20%, ein nur teilweise verstandenes Wort mit 10% bewertet. Wenn das Kind nicht fähig ist, die Wortpaare zu reproduzieren, wird der Schallpegel in 5 dB- Abständen angehoben und es wird zur nächsten Gruppe übergegangen. Dies wird solange fortgesetzt, bis es eine Verständlichkeit von 100% auf beiden Ohren erreicht. Man spricht von einer unterdurchschnittlichen Leistung, wenn nach dieser Steigerung des Pegels bis zur Gruppe E (5. Gruppe) nicht mindestens 100% auf dem einem und 80% auf dem anderen Ohr verstanden wurden. Bei der Prüfung des schlechten Ohres kann der Prüfreiz auf dem Gegenohr überhört werden. Das Überhören tritt bei der Prüfung der Luftleitung ein, wenn der Unterschied zwischen beiden Ohren etwa 50 dB beträgt. Das Überhören tritt bei der Ermittlung der Knochenleitungsschwelle schon bei einer Differenz von 10 dB auf. Darum muß bei der Prüfung der Knochenleitung das Gegenohr fast immer vertäubt werden (Löwe, Hildmann 1995). Für die Vertäubung des Gegenohres benutzt man ein als „weißes Rauschen“ bezeichnetes Vertäubungsgeräusch. Bei der Vertäubung ist es für Kinder unter sechs Jahren ohne entsprechende Übung schwierig, das Vertäubungsgeräusch auf dem einen Ohr und den Prüfton auf dem anderen Ohr auseinanderzuhalten. Deshalb müssen Ergebnisse, die in diesem Alter erzielt werden, vorsichtig beurteilt werden (Böhme und Weltzl Müller 1993). Das genaue Ausmaß einer Hörstörung kann durch die Tonaudiometrie allein nur sehr begrenzt eingeschätzt werden. Patienten mit ähnlichen Hörverlusten im Tonaudiogramm können, abhängig davon, ob ein Mittelohr-, Innenohr- oder ein zentraler Schaden vorliegt, erhebliche Unterschiede im Sprachverständnis aufweisen. (Berendes, Link, Zölner 1979). ___________________________________________________________________________________Seite 27 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Überschwellige tonaudiometrische Untersuchungen ermöglichen bei einer Schallempfindungsstörung die Differenzierung einer Schädigung der Haarzellen oder des Hörnerven. Diese Verfahren hat kaum Bedeutung in der Pädaudiologie. ___________________________________________________________________________________Seite 28 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.5.2 Objektive Verfahren der Hördiagnostik Ein bedeutender Bestandteil der objektiven Verfahren ist die Impedanzaudiometrie durch Tympanometrie und Stapediusreflexmessung. Bei der Tympanometrie wird die akustische Impedanz des Trommelfells während einer Druckänderung gemessen. Dazu wird eine Sonde in den Gehörgang eingebracht, die den Gehörgang vollständig verschließt. Diese Untersuchung dient der Bestimmung der Trommelfellbeweglichkeit, der Tubenfunktion, der indirekten Messung vom Druck im Mittelohr sowie dem Nachweis vom pathologischen Prozess und gibt Auskunft über den Zustand der Gehörknöchelchenkette. Bei der Stapediusreflexmessung wird die Eigenschaft des M. stapedius genutzt. Bei Schallreizen, die mehr als 70 dB über der Hörschwelle liegen, ist zu kontrahieren. Die Kontraktion des Musculus stapedius führt zu einer meßbaren Impendanzänderung. Voraussetzung für die Messung des Stapediusreflex ist eine funktionierende Gehörknöchelchenkette und ein intaktes Trommelfell. Pathologische Befunde sind etwa bei Adhäsionen oder Bewegungseinschränkung des Trommelfelles, bei Trommelfellperforation, Otosklerose, Paukenerguß und Schallempfindungsschwerhörigkeit zu erwarten. Beide Verfahren zur Impedanzmessung liefern aussagekräftige Ergebnisse zur Funktion des Gehörknöchelchen- Trommelfell- Apparates und können bei entsprechenden Meßwerten Hinweise auf eine Hörstörung geben ( Esser. G., 1982; Gross. M., 1990). Einen großen Anteil an der objektiven Hördiagnostik haben Verfahren, bei denen unter Zuhilfenahme verschiedener Meßmethoden, Potentialänderungen neuronaler Synapsen der menschlichen Hörbahn nach Stimulation durch Schallreize abgeleitet werden. Diese werden unter dem Begriff ERA ( Elektric response audiometry) zusammengefaßt. An dieser Stelle ist zunächst die BERA (Brainstem elektric response audiometry) anzuführen, weil sie ein bedeutendes Verfahren zur objektiven Früherkennung kindlicher Hörstörungen darstellt. In Ergänzung der verschiedenen subjektiven und objektiven Verfahren ermöglicht die BERA eine Beurteilung des funktionellen ___________________________________________________________________________________Seite 29 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Reifungszustandes der Hörbahn. Das Ergebnis dieser Untersuchung erlaubt eine Aussage über die Funktion der Cochlea und der Hörbahn bis zum Hirnstamm (Hildmann 1998). Dies trifft auch für das Erkennen einseitiger Hörstörungen zu. Da sich eine normale oder erhöhte Muskelaktivität des Patienten störend auf die Ableitung der akustisch evozierten Hirnstammpotentiale auswirkt, kann die Messung bei Kindern nur im Spontanschlaf oder unter Sedierung bzw. unter Narkose durchgeführt werden. Anläßlich eines Workshops der deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde zum Thema Hörscreening bei Kleinkindern (v. Wedel et al. 1990) wurde die Bedeutung der BERA als ein hochsensitives und zuverlässiges Testverfahren herausgestellt. Durch den Einsatz eines automatisierten BERA- Screenings (AABR) läßt sich Frühgeborenen, Neugeborenen und Säuglingen von Geburt an bei eine Aussonderungsuntersuchung durchführen. BERA Screening ( AABR) Das BERA- Screening basiert auf dem Prinzip der Ableitung auditorisch evozierter Potentiale mit automatisierter Datenanalyse. Ziel im BERA- Screening ist, eine genauere Aussage über den Potentialkomplex V bei einem Schalldruckpegel von 35 DB HL (Hearing Level) zu erhalten. Mögliche Fehlerquellen sollten von Seite des Probanden und der Umgebung ausgeschlossen werden. Eine weitere Untersuchung sind die SAEP (Späte akustisch evozierte Potentiale). Die SAEP sind frequenzspezifisch und über Luft- und Knochenleitung ableitbar. Damit wird eine objektive Erstellung eines Audiogrammes möglich und die Funktion des Mittelohres direkt wie bei der konventionellen, subjektiven Audiometrie meßbar (Moser 1990). Im Gegensatz zur BERA- Untersuchung Wachheitsgrad des Probandes abhängig. sind die SAEP vom Vigilanz- und Sie können nur beim wachen Menschen ___________________________________________________________________________________Seite 30 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ durchgeführt werden. Gleichzeitig darf das untersuchte Kind aber motorisch nicht unruhig sein. Ist dies dennoch der Fall, können Muskelpotentiale die akustischen Potentiale überdecken. Darüber hinaus werden SAEP bei Kindern unter 6 Jahren nicht routinemäßig eingesetzt. OAE (otoakustische Emissionen) Zu den objektiven Methoden gehören ebenfalls mathematisch- signalstatistische Auswerteverfahren zur Ermittlung von otoakustischen Emissionen. Diese spielen eine große Rolle für die Früherkennung von Hörstörungen im Säuglingsalter und kommen zunehmend im Screening als automatisiertes Verfahren zum Einsatz. Bei den otoakustischen Emissionen handelt es sich um Schallwellen, die in der Cochlea auf akustischen Reize entstehen und über das Mittelohr in den Gehörgang retrograd abgestrahlt werden. Es lassen sich verschiedene Erscheinungsformen otoakustischer Emissionen unterscheiden. Spontane otoakustische Emissionen (SOAE) entstehen ohne äußeren Reiz. Allerdings können spontane otoakustische Emissionen nur bei 44% der Hörgesunden nachgewiesen werden (Janssen 1992), so dass deren Messung keine klinische Bedeutung zukommt. Transitorisch evozierte otoakustische Emissionen (TEOAE) werden durch einen externen akustischen Reiz (Ton- oder Klickimpulse) gezielt evoziert (Kemp 1979). Die Messung von TEOAE mittels Clickreizung wird für Reihenuntersuchungen von Neugeborenen als automatisiertes Verfahren eingesetzt (Bray und Kemp 1987, Hauser et al.1989, Kemp et al.1990, Plinkert und Zenner 1991). Im Gegensatz zu den SOAE sind die TEOAE bei 98% der gesunden Ohren vorhanden (Janssen 1991). Der Nachweis der TEOAE erfolgt nicht invasiv und ist bei Artefaktfreiheit in wenigen Minuten abgeschlossen. Da die TEOAE in der Cochlea entstehen, liefern sie eine Aussage über die Funktionstüchtigkeit der äußeren Haarzellen in der Cochlea. ___________________________________________________________________________________Seite 31 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Ab einem Hörverlust von etwa 30 dB (HL) sind TEOAE nicht mehr meßbar. Eine Bestimmung der Hörschwelle ist nicht möglich. In der Kinderaudiometrie hat die Messung der TEOAE an Bedeutung gewonnen, weil sie neben der Erfassung auditorisch evozierter Potentiale (AEP) das einzige objektive nicht invasive Verfahren der Innenohrdiagnostik darstellt. In der schnellen Durchführbarkeit der Messung besteht ein beteutender Vorteil. Diese Methode wird zur Überwachung bei ototoxischer Medikation eingesetzt (Beck 1992). Distorsionsprodukt- Emissionen (DPOAE) entstehen Stimulierung mit zwei Tönen unterschiedlicher Frequenz. bei kontinuierlischer Mit Hilfe der DPOAE ist eine Objektivierung der subjektiven Ergebnisse bei Innenohrschwerhörigkeit bis zu einem Hörverlust von etwa 50 dB möglich (Hauser 1991). ___________________________________________________________________________________Seite 32 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ 2.6 Hörgeräteversorgung der einseitigen Hörstörungen Wenn eine konservative und operative Behandlung der einseitigen Schwerhörigkeit nicht möglich ist oder ein ausreichender Erfolg ausbleibt, kann man eine Hörgeräteversorgung anbieten. Mit einer Hörgeräteversorgung kann das Hören in geräuschvoller Umgebung erleichtert werden, das Sprachverständnis verbessert und die Richtungslokalisation optimiert werden. Es wird auch eine Verbesserung der Hörbahnreifung und der kortikalen Strukturen bei Säuglingen durch frühzeitiges Angebot eines Hörgerätes oder einer CROS- Versorgung diskutiert (Kruse und Neuhaus 1995). Verschiedene Typen von Hörgeräten (Hörbrillen, Hinter- dem- Ohr-Geräte (HdO), Knochenleitungshörgeräte (KL- HG) und CROS- Versorgung,) stehen bei einseitiger Hörstörung zur Verfügung. Knochenleitungshörgeräte- Versorgung: Bei Fehlbildungen von Ohrmuscheln und Gehörgängen kann der Schall nicht störungsfrei zum Mittelohr geleitet werden. Bei einer Knochenleitungsversorgung wird der Schall über den Knochen (Mastoid) übertragen. Das Knochenleitungshörgerät wird bei Kindern meist in einem Stirnband integriert. Hier sind Mikrophon, Verstärker und Hörer getrennt. Der Hörer entspricht in seiner Funktion einem Knochenleitungshörer beim Audiometer. CROS- Versorgung (Contralateral routing of signals) Bei einer CROS- Versorgung wird der ankommende Schall vom tauben Ohr auf das hörende Ohr geleitet. Ist ein Ohr z.B. gehörlos, das andere normal hörend, trägt der Patient auf der Seite des hörgeschädigten Ohres das Mikrophon in Form eines kleinen HdO- Gerätes. Dieses Mikrophon ist über Kabel oder drahtlos (per Funk ) mit einem mikrophonlosen Hörgerät auf der gesunden Seite verbunden. Das Hörgerät versorgt über einen offenen Schallschlauch das gesunde Ohr mit der Schallinformation aus dem Bereich des gestörten Ohres. Diese CROS – Versorgung kann schon bei Säuglingen ab dem 4.- 6. Lebensmonat bei einseitiger Taubheit oder Resthörigkeit versucht werden (Hildmann 1998). ___________________________________________________________________________________Seite 33 Die einseitige Hörstörung beim Kind _______________________________________________________________________________________ Die CROS- Versorgung stellt zur Zeit die beste Methode dar, bei einseitiger Resthörigkeit oder Taubheit ein ausreichendes Sprachverständnis bei gleichzeitig vorhandenen Störgeräuschen zu gewährleisten, was mit einseitiger Hörgeräteversorgung nur begrenzt möglich ist. Auch die Richtungswahrnehmung ist in diesen Fällen deutlich verbessert. Bei der Bewertung des Anpassungsergebnisses ist bei älteren Kindern eine Sprachprüfung über Lautsprecher mit gleichzeitig vorhandenem Störgeräusch vorzunehmen (Plath 1992). Die Hörgeräteversorgung bei Kindern ist wesentlich problematischer als bei Erwachsenen, da die Kommunikation nicht in gleicher Weise möglich ist. Besonders bei Säuglingen kann nur bei ausreichender Verstärkung von einer Stimulation ausgegangen werden. Restgehörs Die Verstärkung soll jedoch so begrenzt werden, dass eine Schädigung des im Sinne eines Lärmschadens durch zu hohe Ausgangsschallpegel vermieden wird. Nach dem Angebot eines Hörgerätes können die Hörgeräteakteptanz und ein Hörgewinn frühestens nach etwa 5-6 Wochen Tragezeit beurteilt werden. Weitere Kontrollen sind Ohrmikroskopie, regelmäßig nach pädaudiologische 3 Monaten, Hörprüfungen, dann halbjährlich Objektivierung des zu erfolgen. Hörgewinns sowie Funktionskontrolle der Hörgeräte sind Standardmaßnahmen. (Hildmann 2000). Wichtigstes Kriterium der Qualitätskontrolle der kindlichen Hörgeräteversorgung ist die Beurteilung der Hörgerätetrageakzeptanz (Niehaus, Olthoff, Kruse 1995). Die Akzeptanz der Hörgeräte abgeleitet aus der Nutzungsdauer und positiven Verhaltensänderung des Kindes, gilt als Beleg für eine gute Hörgeräteanpassung (Kiese- Himmel 2000). ___________________________________________________________________________________Seite 34 Material und Methoden _______________________________________________________________________________________ 3. Material und Methoden 3.1 Patientengut Von 7225 Kindern aus dem Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik Datteln, Universität Witten/ Herdecke wurden 100 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit untersucht. Zur Auswertung gelangten alle 100 einseitig schwerhörigen Kinder, die im Zeitraum von Juni1988 bis Juni 1999 vorgestellt wurden. Von den 100 Kindern mit einseitiger Hörstörung wurden 63 Kinder mit Hörgeräten versorgt, 37 Kinder trugen keine Hörgeräte. 63 einseitig schwerhörige Kinder mit HG: 41 Jungen und 22 Mädchen 12 Kinder mit einer Schalleitungsschwerhörigkeit 42 Kinder mit einer Schallempfindungsschwerhörigkeit 9 Kinder mit einer kombinierten Schwerhörigkeit Grad der Schwerhörigkeit: 12 Kinder = mittelgradig 24 Kinder = hochgradig 27 Kinder = an Taubheit grenzend Hörgeräte- Versorgung: CROS- Versorgung = 49 Monaural – Versorgung = 12 Knochenleitungs- HG-Versorgung = 2 37 einseitig schwerhörige Kinder ohne HG 20 Jungen und 17 Mädchen 17 Kinder mit einer Schalleitungsschwerhörigkeit 16 Kinder mit einer Schallempfindungsschwerhörigkeit 4 Kinder mit einer kombinierten Schwerhörigkeit ___________________________________________________________________________________Seite 35 Material und Methoden _______________________________________________________________________________________ Grad der Schwerhörigkeit 5 Kinder = geringgradig 21 Kinder = mittelgradig 8 Kinder = hochgradig 3 Kinder = an Taubheit. grenzend In diese Studie wurden folgende Kinder einbezogen: • Kinder, die im Sinne des Risikokatalogs der American Academy of Pediatrics (1982) als sogenannte „ Risikokinder “ klassifiziert wurden. • Kinder, bei denen aufgrund von Sprachentwicklungsverzögerungen/- Entwicklungsverzögerungen/ -störungen (z.B. störungen, psychomotorischer Retardierung, Dyslalien) oder Fehlbildungssyndromen im HNO- Bereich (LKG- Spalten, AlportSyndrom) eine Hörstörung ausgeschlossen werden sollte. • Kinder, bei denen der Verdacht auf eine Schwerhörigkeit durch niedergelassenen Ärzte oder durch Eltern oder Angehörige geäußert wurde. Tab. 1 Risikofaktoren für Schwerhörigkeit nach der American Academy of Pediatrics 1. Familiäre Schwerhörigkeit 2. Frühgeborene < 1500g Geburtsgewicht 3. Perinatale Asphyxie 4. Kritische Hyperbilirubinämie (> 22mg%) 5. Craniofaciale Fehlbildungen 6. Angeborene Infektionen und neonatale Infektionen 7. Therapie mit Aminoglykosiden u.a. ototoxischen Substanzen 8. Persistierende pulmonale Hypertension 9. Beatmung > 5 Tage 10. Syndrome mit Beteiligung der Hörfunktion ___________________________________________________________________________________Seite 36 Material und Methoden _______________________________________________________________________________________ 3.2 Datensammlung Grundlagen der Arbeit waren Akteneinträge des Arztes (ausführliche Erhebung der Familien-, Schwangerschaftsanamnese und Eigenanamnese, Angaben zu möglichen Ursachen des Hörverlustes, Angaben zum allgemeinen Entwicklungsstand des Kindes zu Begleiterkrankungen, zur Schulbildung, Befunde nach der Untersuchung im HNOBereich einschließlich Ohrmikroskopie (s. Anhang). Zur Anwendung gekommene Untersuchungverfahren, audiologische Test- Meßverfahren und Ableitungsverfahren Es wurden von jedem Patienten audiometrische Untersuchungen aufgezeichnet, wobei folgende Hörprüfungen berücksichtigt wurden: • schriftliche Angaben der Audiometristinnen über Reaktionen auf standarsierte Geräusche im freien Schallfeld (z B bei Neugeborenen 80 dB Schmalbandrauschen/ gewobbelte Sinustöne) • Audiometrie im freien Schallfeld mit Schmallbandrauschen und gewobbelten Sinustönen • Tonaudiometrie über Kopfhörer • Sprachaudiometrie (mit und ohne HG bei Störlärm) • Prüfung der Lokalisationsfähigkeit • Tympanogramm • Stapediusreflexmessung • OAE im Screening • OAE (TEOAE und DPOAE) • BERA- Screening (AABR) • BERA • Wertung der Hörgeräteakzeptanz: Laut Einschätzung der Eltern wurde die Hörgeräteakzeptanz durch Angaben der täglichen Tragedauer des verordneten Hörgerätes auf einer 4- Punkte- Likert- Skala wie folgt beurteilt. 1 sehr gut = ganztägig 2 gut = mindestens 8 Stunden 3 mäßig = nur im Kindergarten / Schule/ Therapie 4 schlecht = 1 Stunde täglich oder weniger unbekannt = keine Angaben ( ohne Auswertung) ___________________________________________________________________________________Seite 37 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4. Ergebnisse 4.1 Ergebnisse der Gesamtgruppe (n=100) 4.1.1 Verteilung der Jungen und Mädchen In der Gesamtgruppe von 100 Patienten überwiegen Jungen n=61 ( 61%), während die Mädchen mit n=39 (39 %) vertreten sind. Bei den an Taubheit grenzend einseitig schwerhörigen Kindern sind Mädchen und Jungen in gleicher Zahl vertreten 15:15 . Bei den leichtgradig einseitig schwerhörigen Kindern ist das Verhältnis Jungen zu Mädchen 3:2 (1,5:1) bei den mittelgradig schwerhörigen Kindern 23:10 (2,3:1) und bei den hochgradig schwerhörigen Kindern 20:12 (1,7:1). Das rechte Ohr war in 52%, das linke Ohr in 48% der Fälle betroffen. 4.1.2 Graduelle Bewertung der einseitig schwerhörigen Kinder Die graduelle Einteilung der einseitigen Schwerhörigkeit erfolgte nach dem folgenden Schema: Leichtgradige Schwerhörigkeit bis 40 dB HL Mittelgradige Schwerhörigkeit 40- 60 dB HL Hochgradige Schwerhörigkeit 60- 90 dB HL An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit > 90 dB HL ___________________________________________________________________________________Seite 38 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Grad der einseitigen Schwerhörigkeit bei 63 Kindern mit Hörgerät Die an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit ist mit 43% (n= 27) am stärksten vertreten, 38% (n=24) leiden unter einer hochgradigen Schwerhörigkeit, 19% (n=12) sind mittelgradig hörgestört (Abb.4) n=27 n=24 Mittelgradige Schwerhörigkeit Hochgradige Schwerhörigkei n=12 An T. grenzende Schwerhörigkeit 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Abb. 4 Verteilung der einseitigen Schwerhörigkeit mit Hörgeräten nach dem Grad der Schwerhörigkeit ___________________________________________________________________________________Seite 39 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Grad der einseitigen Schwerhörigkeit bei 37 Kindern ohne Hörgerät Die nachstehende Abbildung zeigt die Gruppe der Kinder mit einseitige Schwerhörigkeit ohne Hörgeräte: die mittelgradig Hörgestörten sind mit 57% ( n=21) am stärksten vertreten, 8 % (n=3) haben eine an Taubheit grenzende und 22 % (n=8) eine hochgradige Schwerhörigkeit, 13 % (n=5) sind leichtgradig hörgeschädigt (Abb.5). 70% n=21 60% 50% 40% n=8 30% 20% n=5 n=3 10% Leichtgradige Schwerhörigkeit Mittelgradige Schwerhörigkeit Hochgradige Schwerhörigkei An T. grenzende Schwerhörigkeit 0% Abb. 5 Verteilung der einseitigen Schwerhörigkeit ohne Hörgeräteversorgung nach dem Grad der Schwerhörigkeit ___________________________________________________________________________________Seite 40 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.1.3 Ursache der einseitigen Schwerhörigkeit In 66 Fällen konnte die Ursache der einseitigen Hörstörung ermittelt werden, wobei in 2 Fällen ein Vererbungsmodus, in 22 Fällen kongenitale Fehlbildungen des äußeren Ohres (Dysplasie der Ohrmuschel I bis III Grades, Gehörgangstenosen / komplette Atresien) und in 42 Fällen eine erworbene Hörstörung vorlag. Bei 34 Kindern fand sich keine eindeutige Ursache, die Ätiologie blieb unbekannt. Abbildung 6 gibt Auskunft über die prozentuale Verteilung zwischen hereditären, erworbenen und unbekannten Ursachen. 2% hereditäre 22%Mißbilungen 3% pränatal erworbene 10% perinatal erworbene 29% postnatal erworbene 34% unbekannte Abb. 6 Die prozentuale Verteilung der ätiologischen Faktoren bei einseitig schwerhörigen Kindern Genetisch bedingte Schwerhörigkeiten Bei 2 Kindern lag ein Vererbungsmodus vor (mindestens zwei Verwandte mit Schwerhörigkeit fanden sich in der Familienanamnese mit Schwerhörigkeit. Ein genetischer Nachweis lag zu diesen Fällen nicht vor. 22 Kinder hatten kongenitale Fehlbildungen des äußeren Ohres (Dysplasie der Ohrmuschel I bis III Grades, Gehörgangstenosen / komplette Atresien), davon litten 3 unter einem Goldenhar Syndrom. ___________________________________________________________________________________Seite 41 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Ursache erworbener Hörschäden prä-, peri- und postnatal Störungen. Unter den pränatalen Schwerhörigkeiten fanden wir 3 Kinder ( 3%), deren Hörstörung auf eine virale Genese zurückgeführt werden konnte, bei 2 Kindern erfolgte der Nachweis einer Rötelnembryopathie (hierunter war bei einem Kind zusätzlich Alkoholabusus und Nikotinabusus während der Schwangerschaft bekannt ), bei einem weiterem Kind eine intrauterine Cytomegalieinfektion. Die Gruppe der perinatal erworbenen einseitigen Hörstörungen umfaßte 10 Kinder. In dieser Gruppe bildeten die Früh-, Mangelgeburten mit 6 Kindern den Hauptanteil. Hierunter befanden sich 5 Kinder mit zusätzlichen Risikofaktoren für das Auftreten einer Hörstörung, eines mit Lippen- Kiefer- Gaumenspalte und vier mit perinataler Asphyxie. Bei drei Kindern konnten eine Asphyxie und bei weiterem Kind eine Hyperbilirubinämie zugeordnet werden. Bei 29% der einseitig hörgestörten Kinder lag eine postnatale Schwerhörigkeit vor. 15 % (n= 15) dieser Kinder litten an viralen oder bakteriellen Entzündungen: Mumps (6%) und Meningitiden (9%). 10% (n=10) der Kinder hatten Mittelohrprobleme (wie Otitis media usw.). Andere Ursachen der postnatalen, erworbenen, einseitigen Hörstörung waren in 3 Fällen (3%) Traumen und in einem Fall (1%) ein ototoxisches Medikament. Bei 34 Kindern konnte keine eindeutige Ursache der einseitigen Hörstörung zugeordnet werden. Schallempfindungsstörungen lagen bei 30 Kindern vor, eine kombinierte Hörstörung zeigte sich bei 4 Kindern. 3 Kinder klagten über Ohrgeräusche auf dem einseitig schwerhörigen Ohr. Der Hörverlust war bei 8 Kindern mittelgradig, bei 14 Kindern hochgradig und bei 12 Kindern an Taubheit grenzend Schwerhörigkeit. Atiologische Aspekte einseitiger Hörstörung sind aus unserem Patientenkreis in Tabelle 2 dargestellt. ___________________________________________________________________________________Seite 42 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Tab. 2 Ursachen einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100) Hereditär ( 2%) • Familiär n=2 (2%) Hereditär und / oder erworben (22%) Mißbildungsyndrome n= 22 (22%) • Ohrmißbildung n=22 ( hiervon Goldenhar Syndrom n=3) Erworben (42%) Pränatal n=3 (3%) • Rötelnembryopathie n=2 (hierunter n=1 Alkoholabusus und Nikotinabusus während d. Schwangerschaft) • Cytomegalie n=1 Perinatal n=10 (10%) • Früh-, Mangelgeburten n=6 (hierunter LKG- Spalte n=1 Asphyxie n=4 Ototox. Medikation n=1) • Asphyxie n=3 • Hyperbilirubinämie n=1 Postnatal n=29(29%) • Meningitiden n=9 • Mumps n=6 • Trauma n=3 • Mittelohrerkrankung n=10 • Ototoxische Medikamente n=1 Unbekannte Ursache ( 34%) ___________________________________________________________________________________Seite 43 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.1.4 Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit Laut Akten wurde der erste Verdacht in 49% der Fälle von den Eltern geäußert, in 49% von ärztlicher Seite (8 Kinder fielen im Rahmen der Vorschuluntersuchung auf, 41 Kinder waren sogenannte Risikokinder und / oder zeigten eine äußere Ohrmißbildung). In 2% (n=2) der Fälle vermutete die Erzieherin im Kindergarten einen Hörschaden (Tab.3). Tab. 3 Verdachtsäußerung Verdachtsäußerung durch in % 1. Eltern 49 2. Hausarzt o. andere Klinik 3. HNO- Ärzte 14 27 4.Schuluntersuchung 8 5. Lehrer o. Therapeut 2 Anlaß zur Untersuchung gaben: • Äußere Ohrmißbildung • Ausbleibende oder verzögerte Reaktion auf Geräusche • Schwerhörigkeit in der Familie • Mittelohrprobleme • Eingeschränkte Lokalisation • Eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit • Ohrgeräusche • Sprachauffälligkeiten • Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren ___________________________________________________________________________________Seite 44 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.1.5 Alter bei Diagnose der einseitig schwerhörigen Kinder und Altersverteilung (n=100) Das mittlere Alter aller untersuchten 100 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit bei der Diagnose lag bei 60 Monaten mit einer Streubreite von 1 bis zu 168 Monaten. (Median 60 Monate). Die Altersverteilung stellte sich wie folgt dar: 16% (n=16) der einseitigen Schwerhörigkeit waren bereits in den ersten 6 Lebensmonaten diagnostiziert. Im Alter von 7 bis 36 Monaten und von 85 bis 108 Monaten war die Zahl der diagnostizierten Schwerhörigkeit relativ gering: 4% (n=4) im Alter von 6 bis 12 Monaten, 3% (n=3) im Alter von 13 bis 24 Monaten, je 5% (n=5) im Alter von 25 bis 36 und von 97 bis 108 Monaten. Die meisten Kinder hatten bei der Diagnose ein Alter von 4 bis 7 Jahren: 18% (n=18) der Kinder waren 49 bis 60 Monate alt, 12% (n=12) waren 61 bis 72 Monate und 14% (n=14) waren 73 bis 84 Monate alt. Je 8% (n=8) der Kinder waren bei der Diagnose 37 bis 48 Monaten alt oder älter als 108 Monate. 30% 25% 20% n=18 n=16 15% n=13 10% 5% 0% n=14 n=8 n=4 n=3 n=6 n=5 n=16 <6 7-12n=4 13-24n=3 25-36n=537-48 n=8 49-60 n=18 61-72 n=13 73-84 n=14 n=8 n=5 n=6 n=5 85-96 97-108 >108 n=8 Abb. 7 Altersverteilung der einseitig schwerhörigen Kinder (n=100) ___________________________________________________________________________________Seite 45 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.1.6 Alter bei der Hörgeräteversorgung der einseitig schwerhörigen Kinder und Altersverteilung ( n=63) Insgesamt 63 von 100 einseitig schwerhörigen Kindern wurden mit Hörgeräten versorgt. Das jüngste Kind war bei der Hörgeräteversorgung 6 Monate alt. Das älteste Kind war 168 Monate alt. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose der hörgeräteversorgten 63 Kinder lag bei 68 Monaten (Median 63 Monate). Das durchschnittliche Alter bei der Hörgeräteversorgung betrug 73 Monate. Der Median lag bei 65 Monaten. Die Abbildung 8 zeigt, dass die einseitig schwerhörigen Kinder meistens im Alter von 49 bis 96 Monaten mit Hörgeräten versorgt wurden: 16% (n=10) im Alter von 49 bis 60 Monaten, 14% (n=9) von 73 bis 84 Monaten, je 17% (n=11) im Alter von 61 bis 72 und von 85 bis 96 Monaten. In der Altersgruppe zwischen von 37 bis 48 Monaten waren 9% (n=6) der Kinder mit Hörgeräten versorgt. Dagegen war in der Gruppe zwischen 97 bis 108 Lebensmonaten der Anteil der hörgeräteversorgten Kinder 2% (n=1). Die ältesten 8 Kinder (13%) waren älter als 108 Monate bei der Hörgeräteversorgung. Bis zum 3. Lebensjahr waren 7 Kinder mit Hörgeräten versorgt. 30% 25% 20% n=10 n=11 n=9 15% 0% n=8 n=6 10% 5% n=11 n=4 n=1 n=1 <6 n=1 n=1 7-12 n=1 n=1 13-24 n=1 n=4 25-36 37-48 n=6 49-60 n=10 n=11 61-72 73-84 n=9 n=11 n=1 85-96 97-108 >108 n=8 Abb. 8 Altersverteilung der hörgeräteversorgten Kinder (n=63) ___________________________________________________________________________________Seite 46 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.2 Gruppe I (Leichtgradige Schwerhörigkeit n=5) Allgemeine Daten 5 Kinder der Gesamtgruppe wurden als leichtgradig hörgestört eingestuft, drei Jungen und zwei Mädchen. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose betrug 77 Monate (Median 79 Monate). Die Hörstörung wurde in einem Fall von den Eltern, in 2 Fällen vom Hausarzt und in 2 Fällen vom HNO- Arzt vermutet. Bei der Diagnose waren das jüngste Kind 3 Monate und das älteste Kind 144 Monat alt. Aufgrund der geringen Anzahl wurde auf das Erstellen der Altersverteilungskurve verzichtet. Die einseitig leichtgradig schwerhörigen Kinder (n=5) waren nicht versorgungsbedürftig. Vorstellungsgründe der einseitig leichtgradigen Schwerhörigkeit Das jüngste Kind wurde aufgrund einer kongenitalen Ohrmuscheldyplasie Grad I vorgestellt. Die ältesten Kinder dieser Gruppe zeigten rezidivierende Schalleitungsschwerhörigkeit bei Mittelohrbelastung. Bei ihnen war eine unsichere Lautdiskrimination bei unauffälligen kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten festzustellen. Audiologischer Befund Das Kind, das wegen Ohrmuscheldysplasie Grad I vorgestellt wurde, ist durch subjektive Audiometrie ( Reflexaudiometrie, modifizierte Verhaltensaudiometrie und Baranytrommel) und objektive Audiometrie (AABR, TEOAE) untersucht worden. Das Kind zeigte eine Hörreaktion auf laute Instrumente wie Tambourin und Blocktrommel. Die Hörreaktionsschwelle lag bei 60-70 dB. In der Screening Untersuchung mit einem automatisierten BERA Verfahren war der Befund bei einem Stimulus von 35 dB „fail“, d. h der Befund war auffällig. Bei einem Stimulus von 40 und 70 dB war das Untersuchungsergebnis jedoch „ pass“. ___________________________________________________________________________________Seite 47 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Bei 4 älteren Kinder wurde eine Tonaudiometrie und eine Sprachaudiometrie durchgeführt. Die mittleren Hörverluste pro Frequenz sind in der zugehörigen Tabelle 4 aufgeführt. Tab. 4 Mittlere Hörverluste in der Tonaudiometrie Frequenzen zugeordnet TA mit Kopfhörer dB 0,5 kHz 32,5 1 kHz 40 2 kHz 38,7 4 kHz 38,7 6 kHZ 38.7 Sprachverständnis: Über Luftleitung bei 65 dB auf beiden Ohren zeigte sich das Sprachaudiogramm unauffällig. Im Freifeld konnten bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall durchschnittlich 80% der angebotenen Wörter im Göttinger Kindersprachverständnistest II richtig nachgesprochen und zugeordnet werden (n=4). ___________________________________________________________________________________Seite 48 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.3 Gruppe II (mittelgradige Schwerhörigkeit n=33) Allgemeine Daten Bei 33 Kindern der Gesamtgruppe wurde festgestellt, eine mittelgradige Schwerhörigkeit davon waren 23 (70%) Jungen und 10 (30%) Mädchen. Die Schwerhörigkeit wurde in 21 Fällen von den Eltern, in je 6 Fällen von Hausarzt oder Kinderarzt und nach einer Schuluntersuchung geäußert. 12 Kinder waren mit Hörgeräten versorgt. 21 Kinder hatten keine Hörgeräte. Bei den nicht hörgeräteversorgten Kindern lag in Ohrmuscheldysplasie I bis II Grades mit einer 8 Fällen eine kongenitale Schalleitungsschwerhörigkeit vor. Aufgrund des Wohnortwechsels waren 3 Patienten zur weiteren Untersuchung nicht erschienen. Bei 10 Kindern fanden sich keine sekundären Schwierigkeiten im kognitiven und kommunikativen Bereich. Alter bei Diagnose und Altersverteilung Die folgenden Daten zeigen eine zweigipflige Kurve: der erste Gipfel ist bei einem Alter von 0 bis 6 Monaten zu erkennen. Hier wurde bei 10 Kindern (30% ) eine einseitige mittelgradige Hörstörung festgestellt. Der zweite Gipfel erscheint bei der Altersgruppe der Kinder zwischen 73 und 84 Monaten. Hier wurden 6 Kinder (19% ) als schwerhörig diagnostiziert. Das mittlere Alter bei der Diagnose lag bei 50 Monaten (Median 56). Bei der Diagnose waren das jüngste Kind 1 Monat und das älteste Kind 140 Monate alt ( Abb.9). ___________________________________________________________________________________Seite 49 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 30% n=10 25% n=6 20% 15% n=3 10% n=3 n=2 5% 0% n=3 n=1 n=1 n=1 n=2 n=1 <6 n=10 7-12n=3 13-24 n=1 25-36 n=137-48 n=149-60 n=3 61-72 n=3 73-84 n=6 85-96 97-108 n=2 >108 n=1 n=2 Abb.9 Alter bei der Diagnose der einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit und Altersverteilung Vorstellungsgründe der einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit Tab.5 Vorstellungsgründe der einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit Vorstellungsgründe 1. äußere Ohrmißbildung 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 3.Verhaltensauffälligkeiten 4. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren 5. Schlafstörungen 6. emotionale Unzufriedenheit 7. Sprachauffälligkeiten 8. Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen 9. keine Angaben Anzahl 12 5 6 1 2 2 6 1 10 ___________________________________________________________________________________Seite 50 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Audiologische Befunde Bei 12 von 33 Patienten der mittelgradig schwerhörigen Kinder wurde bei der Erstuntersuchung eine orientierende Prüfung der Geräuschzuwendungsreaktion mit Instrumenten (Tambourin, Blocktrommel, Spieluhr, Glocke) durchgeführt. Alle 12 Kinder zeigten Hörreaktionen (Schreckreaktion, Lidreflex, Lauschen auf den Ton eines kleinen Glöckchens). Eine Prüfung des Hörens im freien Schallfeld wurde bei der ersten audiologischen Untersuchung bei 6 Kleinkindern vorgenommen. Diese Kinder zeigten eine Hörreaktionschwelle für Schmallbandrauschen, Kinderlieder und Alltagsgeräusche bis 60 dB. Im freien Schallfeld machte das mittelgradig schwerhörige Kind (n=1) sichere Angaben auf Kinderlieder, Alltagsgeräusche und Schmallbandrauschen bei 50 dB, mit HG bei 20 dB. Eine objektive Hörschwellenbestimmung mittels elektrischer wurde bei 8 Kindern durchgeführt. Ein BERA- Screening wurde Reaktionsaudiometrie bei 7 Kindern der Gruppe mit mittelgradiger Schwerhörigkeit vorgenommen. Alle Kinder waren kognitiv unauffällig. 7 Kinder waren im BERA- Screening (AABR) jünger als 3 Monate. 8 Kinder waren bei der BERA zwischen 12 und 110 Monate alt. In Tabelle 6 werden die Hörschwellen im freien Schallfeld, in der Tonaudiometrie sowie die Ergebnisse von BERA und BERA- Screening ( AABR) dargestellt. Die zweite Spalte zeigt das Alter der Kinder bei der Untersuchung, die dritte Spalte zeigt die betroffene Seite des Ohres, die vierte Spalte setzt die Hörschwellenwerte in dB im freiem Schallfeld dazu in Bezug, in der fünften Spalte sind die Schwellenwerte im Tonaudiogramm mit Kopfhörer, in der sechsten Spalte die BERA Hörschwellen der schwerhörigen Seite dargestellt. In der siebten Spalte sind die Ergebnisse vom BERAScreening (AABR) eingetragen. ___________________________________________________________________________________Seite 51 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Tab.6 Gruppe der mittelgradigen Schwerhörigkeit: Vergleich BERA und Hörschwellenwerte in dB HL N. Alter bei d. Betroffene FSF TA BERA BERA-Screening Untersuchung Seite 1. 5 J. re. - 62 dB 60 dB - 2. 7 J. re. - 40 dB 40 dB - 3. 8 J. re. - 55 dB 60 dB - 4. 4 J. li. - 48 dB 40 dB - 5. 2 Mon. li. 50 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB 6. 5 J. re. - 65 dB 60 dB - 7. 5 J. re. - 55 dB 60 dB - 8. 2 Mon. re. 50 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB 9. 1 Mon. li. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB 10. 2 Mon. re. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB 11. 2 Mon. re. 60 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB 12. 4 J. li. - 13. 6 J. li. - 14. 2 Mon. li. 60 dB 55 dB 45 dB 60 dB 50 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB 15. 2 Mon. re. 60-70 dB - - „fail“ bei 35, 40 dB „ pass“ bei 70 dB FSF= freies Schallfeld TA= Tonaudiogramm ohne HG ___________________________________________________________________________________Seite 52 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Bei 18 von 33 Kindern mit einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit wurden Sprachaudiogramme vorgenommen. Es wurden der Mainzer Kindersprachtest II für 3 Kinder, der Göttinger Kindersprachverständnistest Kindersprachverständnistest II Freiburger- Sprachtest I für 4 Kinder und der Göttinger für 9 Kinder durchgeführt. Bei 2 Kindern wurde der verwandt. In Tabelle 7 wurden die Ergebnisse vom Sprachverständnis über Luftleitung des normal hörenden Ohres dargestellt. Bei der Prüfung des schwerhörigen Ohres wurde das gesunde Ohr vertäubt. Das Sprachverständnis auf dem schwerhörigen Ohr war im Median um 50% gegenüber einem 90 bis 100 prozentigen Sprachverständnis auf dem gesunden Ohr eingeschränkt. Bei der Untersuchung des Sprachverständnisses im Störlärm wurde im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot auf die schwerhörige Seite, 60 dB Störschall auf die gesunde Seite gegeben. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird in der Abbildung 12 zur Beurteilung der Hörgeräteversorgung dargestellt. ___________________________________________________________________________________Seite 53 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Tab.7 Lokalisation und Sprachverständnis bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit N. Alter G. Art der. Seite d. bei U. Schwerh Schw. (Jahre) . Lokalisation Sprachverständnis in % Sprachverständn is in % bei 65 dB Störlärm hörendes schwerh. Ohr ohne Ohr dB HL HG mit HG 1. 7 m SL Re. einschränkt 100 50bei60dB 45 70 2. 6 w li. einschränkt 100 10bei45 dB 50 90 3. 8 m IOS Re. einschränkt 100 70 60 90 4. 8 m SL Re. einschränkt 100 70 40 90 5. 7 m IOS li. vorhanden 95 40 70 100 6. 5 m SL Re. fehlend 100 55 25 70 7. 5 m SL Re. fehlend 100 20bei80 dB 40 60 SL 60bei95 dB 8. 8 w 9. 5 10. K Re. einschränkt 100 50 65 90 m SL Re. fehlend 90 50 50 70 5 m SL Re. fehlend 90 40 50 80 11. 8 w li. einschränkt 80 40 70 12. 8 m IOS li. vorhanden 100 70 60 13. 8 m K li. vorhanden 90 40 70 14. 7 m SE li. einschränkt 100 70 70 15. 7 m SL li. einschränkt 90 50 60 16. 5 w SL li. einschränkt 100 60 70 17. 6 m SL li. einschränkt 90 35 70 18. 9 w li. vorhanden 100 70 70 SL SL Median50 Für die Prüfung des Lokalisationsvermögen bei den älteren Kindern wurden Lieder aus dem Mainzer- Kindersprachtest mit 60 dB angeboten. Die Lautsprecher standen in 1m Entfernung auf einem Halbkreis. Die Lieder wurden in unregelmäßiger Reihenfolge gespielt. Das Kind mußte durch Zeigen angeben, aus welchem Lautsprecher die Musik kam. ___________________________________________________________________________________Seite 54 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Die Ergebnisse der Prüfung der Lokalisationsfähigkeit der mittelgradig schwerhörigen Kinder sind ebenfalls in der Tabelle dargestellt. 4 Kinder zeigten Lokalisationsvermögen. 12 Kinder hatten eine einschränkte und 2 Kinder eine fehlende Lokalisationsfähigkeit. Problemdarstellung und Förderbedarf 16 Kinder besuchten Regelschulen. 1 Kind besucht eine Schule für Lernbehinderte. 5 Kinder bekamen Sprachtherapie, davon bekam 1 Kind zusätzlich Ergotherapie. Die Tabelle 8 zeigt die Problemdarstellung und den Förderbedarf der einseitig mittelgradigen schwerhörigen Kinder. Tab .8.Die Problemdarstellung und der Förderbedarf. N G Alter 1. m 8 Jahre 2. m 9 Jahre Probleme Therapie Allgemeine Sprachtherapie Entwicklungsverzögerung Lernbehinderte- Sprachentwicklungsstörung schule Sprachenwicklungsstörung bei KeineMaßnahmen Zweisprachigkeit und nicht altergemäßer intellektueller Fähigkeit 3. m 6 Jahre Sigmatismus interdentalis, orofaciale Ergotherapie, Dysfunktion Sprachtherapie 4. m 5 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachtherapie 5. m 6 Jahre Sprachentwicklunggtörung mit Sprachtherapie myofunktioneller Störung 6. W 7 Jahre Sprachentwicklungsstörung mit Sprachtherapie myofunktioneller Störung ___________________________________________________________________________________Seite 55 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.4 Gruppe III (hochgradige Schwerhörigkeit n=32) Allgemeine Daten 32 Kinder der Gesamtgruppe wurden bei der Untersuchung als einseitig hochgradig schwerhörig eingestuft, davon waren 20 (62%) Jungen und 12 (38%) Mädchen. In je 13 Fällen der Schwerhörigkeit wurde der Verdacht von Eltern, vom HNO- Arzt und in 5 Fällen vom Hausarzt oder Kinderarzt geäußert. In einem Fall wurde die Hörstörung bei der Schuluntersuchung festgestellt. 24 Kinder wurden mit Hörgeräten versorgt. 8 Kinder trugen keine Hörgeräte: - 2 Kinder hatten eine kongenitale Ohrmuscheldysplasie I bis II Grades mit reiner Schalleitungsschwerhörigkeit. Diese Kinder hatten keine sekundären Schwierigkeiten im kognitiven und kommunikativen Bereich. - 2 Kinder zeigten dem Entwicklungsalter entsprechende subjektive Hörreaktionen, jedoch fehlende Reizantworten in der objektiven Audiometrie. - 2 Kinder waren zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht mit Hörgeräten versorgt. Die Indikation für die Hörgeräteversorgung lag vor. - Aufgrund des Wohnortwechsels waren 2 Patienten zur weiteren Untersuchung nicht erschienen. Alter bei Diagnose und Altersverteilung Das durchschnittliche Alter dieser Gruppe betrug 55 Monate zum Zeitpunkt der Diagnose mit einer Streubreite von 2 bis 144 Monaten. Der Median lag bei 55 Monaten. Je 1 Kind wurde im Alter von 10 und 25 Monaten diagnostiziert. 2 Kinder waren 20 und 21 Monate alt während der Diagnosestellung. Die Altersverteilungskurve (Abb.10) hat ihren höchsten Punkt bei der Altersgruppe von 49 bis 60 Monaten (n=8 ), 5 Kinder wurden bis zum sechsten Lebensmonat erfasst. 4 ___________________________________________________________________________________Seite 56 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Kinder im Alter von 37 bis 48 Monaten und 5 Kinder von 73 bis 84 Monaten wurden als einseitig hochgradig schwerhörig diagnostiziert. Nach dem 7 Lebensjahr sinkt die Kurve stark ab. Ein Kind war 86 war Monate, und das zweite Kind 107 Monate alt. Zwei Kinder über 9 Jahren waren 132 Monate und 144 Monate alt. 30% n=8 25% 20% n=5 n=5 15% n=4 10% n=2 5% 0% n=1 n=5 <6 n=2 n=2 n=1 n=2 25-36 n=1 37-48n=449-60 n=8 7-12n=1 13-24 61-72 n=2 73-84 n=1 n=5 85-96 n=1 n=1 n=1 97-108 >108 Abb.10 Alter bei der Diagnose der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit und Altersverteilung Vorstellungsgründe der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit Tabelle 9. veranschaulicht, welche Vorstellungsgründe die einseitig hochgradig schwerhörigen Kinder hatten Tab.9 Vorstellungsgründe bei der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit Vorstellungsgründe Anzahl 1. äußere Ohrmißbildung 9 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 4 3. Verhaltensauffälligkeiten 1 4. Ohrgeräusche 2 5. Sprachauffälligkeiten 13 6. emotionale Unzufriedenheit 1 7. Probleme mit der Lokalisation 2 8. Gleichgewichtsstörung mit Ohrgeräuschen 1 9. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren 3 10. Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen. 8 11. leichte Unsicherheiten in der Artikulation 1 12. keine Angaben 8 ___________________________________________________________________________________Seite 57 n=2 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Audiologischer Befund Bei 6 von 32 hochgradig schwerhöriger Kinder wurde bei der Erstuntersuchung eine orientierende Prüfung auf Geräuschzuwendungsreaktionen mit Instrumenten (wie Tambourin, Blocktrommel, Spieluhr, Glocke) durchgeführt. Alle 6 Kinder zeigten Hörreaktionen auf diese Instrumente. Die Hörreaktionsschwelle für Schmalbandrauschen, Kinderlieder und Alltagsgeräusche lag bei diesen Kindern verzögert im Bereich von 80 dB. Eine objektive Hörschwellenbestimmung mittels elektrischer Reaktionsaudiometrie wurde bei 13 Kindern vorgenommen. Das jüngste Kind war 5 Monate und das älteste Kind 107 Monate alt. Bei 5 von 13 Kindern wurde vor dem 3. Lebensmonat ein BERA- Screening durchgeführt, wobei positiver Befund erhoben wurde. In Tabelle10 sind die objektiven Hörschwellen der BERA sowie die Ergebnisse des BERA-Screenings und der subjektiven Hörschwellen einander gegenübergestellt. ___________________________________________________________________________________Seite 58 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Tab. 10 Gruppe der hochgradigen Schwerhörigkeit: Vergleich BERA und Hörschwellenwerte in dB HL N Alter bei Betroffene U. Seite FSF TA BERA BERA-Screening 1. 5 J. li. - 75 dB 80 dB - 2. 4 J. li. - 70 dB 70 dB - 3. 12 J. re. - 75 dB 80 dB - 4. 7 J. re. - 80 dB 90 dB - 5. 5 J. re. - 85 dB 90 dB - 6. 6 J. li. - 85 dB 80 dB - 7. 6 J. li. - 90 dB 90 dB - 8. 2 Mon. li. 60-70 dB 70 dB - 9. 1 Mon. re. „fail“ bei 35,40,70 dB (4 Mon) 70-80 dB - „fail“ bei 35,40,70 dB - 10. 2 Mon. li. 60-70 dB 80 dB - 11. 7 J. re. 70-80 dB „fail“ bei 35,40,70 dB (5Mon) 80 dB - 80 dB 80 dB - 90 dB 80dB - 12. 8 J. li. - 13. 4 J. re. - 14. 2 Mon. li. 70-80 dB - „fail“ bei 35,40,70 dB - „fail“ bei 35,40,70 dB 15. 1 Mon. re. 70-80 dB - 16. 6 J. li. FSF= freies Schallfeld - 85 dB 80 dB TA= Tonaudiogramm ohne HG Wir verwandten für die Kinder der Altersgruppe 5 bis 6 Jahre Material aus dem Göttinger Kindersprachverständnistest I (n=7), für die Altersgruppe 6 bis 8 Jahre Material aus dem Göttinger Kindersprachverständnistest II (n=13) und für die Altersgruppe 9 bis 14 Jahre Testmaterial aus dem Freiburger Sprachtest (n=2). Während der Prüfung des schwerhörigen Ohres wurde das gesunde Ohr mit 60 dB Störschall vertäubt. Der Median des Sprachverständnis des schwerhörigen Ohres lag bei 30%. Das Sprachverständnis auf dem schwerhörigen Ohr im Störlärm ohne und mit Hörgerät wird in Abbildung 13 dargestellt. ___________________________________________________________________________________Seite 59 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Bei 22 Kindern wurde das Lokalisationsvermögen geprüft. Bei dieser Untersuchung wurden Lieder aus dem Mainzer Kindersprachtest angeboten (Tab.11). Die Tabelle 11 zeigt, dass 7 Kinder eine einschränkte Lokalisationsfähigkeit aufwiesen. Bei 15 Kindern wurde eine fehlende Lokalisationsfähigkeit diagnostiziert. Tab.11 Lokalisation und Sprachverständnis bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit N. Alter G. bei U. Art der. Seite Schwerh. (Jahre) Lokalisation d. Sprachverständnis in % Sprachverständn is in % bei 65 Schw. dB Störlärm hören- schwerh. Ohr ohne mit HG des Ohr dB HL HG 40 50 60 90 40 90 60 50 50 35 60 80 90 90 70 70 70 30 30 65 50 50 20 50 30 30 50 50 100 90 90 80 70 80 80 90 80 65 90 90 10 65 80 90 1. 2. 5 5 m m IOS SE re. li. fehlend einschränkt 100 100 3. 5 w SE li. einschränkt 90 4. 5. 6. 7. 8. 6 6 7 12 5 w m m m m K IOS SE SE IOS re. li. li. li. li. fehlend fehlend fehlend fehlend fehlend 90 100 100 100 90 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 7 7 5 6 5 7 5 6 5 7 8 5 m m w m w m m m m m w w SE SE SL IOS K SL SE SL SE SE K K li. li. re. re. re. re. re. re. li. li. li. li. fehlend einschränkt einschränkt fehlend fehlend einschränkt einschränkt fehlend fehlend fehlend fehlend fehlend 100 90 100 95 90 100 95 90 100 70 100 80 21. 22. 14 5 m m SL SL li. li. fehlend einschränkt 90 90 20bei 100dB 35bei 80 dB 60bei 95 dB 0 bei 65 dB 50 bei 80dB 90 bei 95 dB 10bei 120dB 50bei110dB 25bei 110dB 45 10bei 110dB 20bei120 dB 30 40 bei85dB 40bei 85dB 20 30 50 60 30 30 20 bei 90dB 20 bei 90dB 50bei 110dB 90 bei120dB 20bei120 dB 30 Median 30 ___________________________________________________________________________________Seite 60 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Problemdarstellung und Förderbedarf bei der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit Die Tabelle 12 zeigt die Problemdarstellung und den Förderbedarf der einseitig hochgradig schwerhörigen Kinder. Tab 12. die Problemdarstellung und der Förderbedarf N G 1. Alter bei U. m 8 J. 2. w 3. Probleme Therapie Teilleistungsstörungen mit inkonstanter Konsonantenverbindungsschwäche, Sigmatismus interdentalis, Schetismus, Mundmotoriksstörung, ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten, starke motorische Unruhe Sigmatismus interdentalis Sprachtherapie m 6 J. Multiple Dyslalie, myofunktionelle Störung 4. m 10 J. Sprachentwicklungsstörung mit Rhinolalia aperte (geistige Behinderung) 5. m 7 J. 6. m 6 J. 7. m 7 J. 8. m 8 J. 9. w 7 J. 10 w 6 J. Sprachentwicklungsstörung, Sigmatismus interdentalis, Schetismus und Chitismus, leichte Unsicherheiten in der Grammatik Schetismus lateralis, Sprachentwicklungsverzögerung Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung Inkonstanter Sigmatismus interdentalis, Mundmotoriksstörung, leichte Sprachentwicklungsverzögerung Artikulationsstörung, myofunktionelle Störung Phonematische Diskriminatiosschwäche leicht eingeschränkter Wortschatz, Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsverzögerung, Multiple Dyslalie Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsstörungen nach Testung Intelligenzentwicklung insgesamt im Bereich der Lernbehinderung, deutliche Schwäche in Gestaltwahrnehmung und Gliederung im Sinne visueller Teilleistungsstörung Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung Logopädische Therapie Krankengymnastik und Sprachtherapie in der Schule für GB Sprachtherapie 7 J. 11 w 6 J. 12 m 10 J. 13 w 8 J. keine Maßnahmen Sprachtherapie Sprachtherapie Logopädische Therapie Sprachtherapie (Diskriminationsübungen) Sprachtherapie keine Maßnahmen Sprachheilschule, Krankengymnastik, Ergotherapie Sprachtherapie ___________________________________________________________________________________Seite 61 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.5 Gruppe IV ( an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit n=30) Allgemeine Daten 30 von 100 Kindern wurden als resthörig mit Hörverlusten von über 90 dB eingestuft, davon waren 15 (50%) Jungen und 15 (50%) Mädchen. In 14 Fällen wurde die Hörstörung von Eltern, in einem Fall vom Hausarzt und in 2 Fällen von Erzieherinnen geäußert. 6 Kinder wurden von HNO- Ärzten vorgestellt. In 7 Fällen wurde eine Hörstörung in der Schuluntersuchung vermutet. 27 Kinder wurden mit Hörgeräten versorgt und 3 Kinder trugen keine Hörgeräte. Aufgrund eines Wohnortwechsels waren 3 Patienten mit einseitiger, an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit zur weiteren Untersuchung nicht erschienen. Alter bei Diagnose und Altersverteilung Im Vergleich zu den anderen Gruppen wurden die Kinder mit einseitiger an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit in unserem Patientenkollektiv erst ab dem 2. Lebensjahr diagnostiziert. Das mittlere Diagnosealter der grenzenden Schwerhörigkeit betrug 71 Monate Gruppe der einseitig an Taubheit mit einer Streubreite von 36 bis 168 Monaten. Der Median belief sich auf 65 Monate. Je 3 Kinder wurden im Alter von 25 bis 36 und von 37 bis 48 Monaten diagnostiziert. Danach steigt die Alterskurve stark an. Je 7 Kinder wurden im Alter von 49 bis 60 Monaten und von 61 bis 72 Monaten diagnostiziert. Das heißt, ein großer Teil der einseitig resthörigen Kinder wird erst vor der Einschulung erfasst. 2 Kinder waren bei der Diagnose zwischen 73 bis 84 Monaten und 97 bis 108 Monaten alt. 3 Kinder wurden bei einem Alter von 85 bis 96 Monaten diagnostiziert. Die drei ältesten Kinder dieser Gruppe waren im Alter von 110, 167 und 168 Monaten erfasst worden. ___________________________________________________________________________________Seite 62 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 30% 25% n=7 n=7 20% 15% n=3 10% n=3 n=3 n=2 n=3 n=2 5% 0% <6 7-12 13-24 25-36 49-60 n=7 61-72 n=7 73-84 n=337-48 n=3 85-96 97-108 >108 n=2 n=3 n=2 n=3 Abb.11 Alter bei der Diagnose der einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit und Altersverteilung Vorstellungsgründe der einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit Tabelle13 veranschaulicht, welche Vorstellungsgründe bei den Kindern mit einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit vorlagen. Tab.13 Vorstellungsgründe bei der einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit Problemdarstellung Anzahl 1. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 1 2. Verhaltensauffälligkeiten 1 3. Benutzung stets des gleichen Ohres beim 2 Telefonieren 4. Sprachauffälligkeiten 9 5. Schlafstörungen 1 6. emotionale Unzufriedenheit 1 7. Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen 2 8. keine Angaben 9 ___________________________________________________________________________________Seite 63 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Audiologischer Befund In der Gruppe der Kinder mit einer einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit (n=30) wurden bei 15 Kindern eine BERA durchgeführt. Die Kinder waren bei dieser Untersuchung zwischen 36 und 172 Monaten alt. Tabelle 14 zeigte die Einzelwerte der BERA und der subjektiven Audiometrie sowie die betroffene Seite. Tab. 14 Gruppe der Resthörigen: Vergleich BERA und Hörschwellenwerte in dB HL N Alter bei Betroffene U. Seite FSF TA BERA BERAScreening 1. 4 J. re. - 95 dB 90 dB - 2. 6 J. re. - 85dB keine bis 100 dB - 3. 7 J. re. - 100 dB 90 dB - 4. 14 J. li. - 100 dB 100 dB - 5. 6 J. li. - 110 dB 100 dB - 6. 6 J. li. - 110 dB keine bis 100 dB - 7. 5 J. li. - keine keine - 8. 6 J. re. - keine keine - 9. 7 J. re. - 110 dB keine bis 100 dB - 10. 4 J. re. - keine keine bis 100 dB - 11. 7 J. li. - keine keine - 12. 6 J. re. - keine bis 100 dB - 13. 4 J. li. - keine - 14. 3 J. re. 80 dB 15. 7 J. re. - FSF= freies Schallfeld 95 dB keine - keine keine TA= Tonaudiogramm ohne HG Bezogen auf die Altersgruppe und den Entwicklungszustand wurden sowohl der Göttinger Kindersprachverständnistest Kindersprachverständnistest II (n=14) I auch der (n=6), der Göttinger Freiburger Sprachtest (n=5) angewandt. Das untersuchte Kind erhielt das Testwort über Luftleitung einmal auf dem Ohr der gesunden Seite und einmal mit anderem Testmaterial auf die Seite der Hörstörung. Die Untersuchung des schwerhörigen Ohres erfolgte durch Vertäubung des gesunden Ohres. In der Tabelle 15 wurden die Ergebnisse des Sprachverständnistest gezeigt. In dieser Studie wurde das Sprachverständnis bei Störlärm ohne und mit Hörgerät in Abbildung 14 verglichen. ___________________________________________________________________________________Seite 64 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Tabelle 15 zeigt, dass bei allen 25 Kinder eine Lokalisationsfähigkeit fehlt. Tab.15 Lokalisation und Sprachverständnis bei einseitiger an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit N. Alter G. Seite bei U. d. (Jahre) Schw. Lokalisation Sprachverständnis in % 6 7 8 14 8 13 7 8 6 6 5 6 6 6 5 7 5 9 7 5 5 10 6 5 8 w w m m m m w w m w w m w m m m m m m m w m w m w re. re. li. li. re. li. re. li. re. re. li. li. li. li. li. re. li. re. re. li. li. li. li. li. re. is in % bei 65 dB Störlärm hören- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. Sprachverständn Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend Fehlend schwerh. Ohr ohne des Ohr dB HL HG 90 100 90 100 90 80 80 90 70 100 80 90 90 90 70 95 80 100 90 100 90 100 80 90 100 30 10 40 50 30 50 30 40 30 10 50 10 40 45 40 10 40 20 40 50 50 30 50 20 20 0 0 50 0 bei 120dB 0 bei 120dB 45 40bei120 dB 20 0 0 0 bei 120dB 10 40 10 30 60 10bei120 dB 70 10 20 0 bei120 dB 0 bei120 dB 50 10 10 Median 10 mit HG 70 50 80 50 70 65 80 70 50 40 90 80 85 65 85 75 60 70 80 80 85 70 85 50 40 ___________________________________________________________________________________Seite 65 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Problemdarstellung und Förderbedarf der einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit Tab. 16 Die Problemdarstellung und der Förderbedarf der einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit N 1. G m Alter 8 Jahre 2. w 9 Jahre 3. w 4. w 5. m Problemdarstellung Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungverzögerung mit Einschränkungen im Wortschatz, im Sprachverständnis, Unsicherheiten in der Grammatik 10 Jahre Eingeschränkte Sprachkompetenz , unterdurchschnittliche Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in allen Teilleistungbereichen bei beginnendem Störungbewußt 5 Jahre Multiple Dyslalie, aktiver Wortschatz eingeschränkt 9 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsstörung, Partielle Dyslalie. Artikulationsschwäche. Unsicherheiten in der phonematischen Diskrimination Therapie Ergotherapie Sprachtherapie Heilpädagogische Förderung Sprachtherapie Sprachtherapie ___________________________________________________________________________________Seite 66 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.6 Hörgeräteversorgung 4.6.1 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit (n=12) 12 Kinder waren mit Hörgeräten versorgt, davon waren 11 Jungen und ein Mädchen. Alle 12 Kinder waren im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik Datteln mit Hörgeräten versorgt worden. In der Gruppe der Kinder mit einer einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit betrug das Alter bei der Hörgeräteversorgung im Mittelwert 77 Monate (Median 84 Monate). Diese Kinder waren bei der Diagnosestellung im Mittel 70 Monate alt. Folglich lag zwischen Diagnose und Hörgeräteanpassung ein durchschnittlicher Zeitraum von 7 Monaten. Von den 12 apparativ versorgten Kindern war ein Kind zum Zeitpunkt der Auswertung 2 mal mit Hörgeräten versorgt. Der Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung betrug 29 Monate. Untenstehende Tabelle zeigt die verordneten Hörgerätetypen. Tab 17. Verordnete Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz Hörgeräte Anzahl (%) 1. CROS- Viennatone 5 (42%) 2. Phonak PICO GS-T 2 (17%) 3.Knochenleitungshörgeräte 2 (17%) 4. Resound BT4 1 (8%) 5. Interton Integra digital 1 (8%) 6. Ascom Eurostar digital 1 (8%) Alle 12 (100%) Als subjektives Maß eines Hörgewinnes wurde die vorhandene Akzeptanz des Hörgerätes mit Hilfe einer Elternbeurteilung ausgewertet. Die Hörgeräte- Akzeptanz wurde durch die tägliche Tragedauer auf einer 4- Punkt- Likert- Skala wie folgt operationalisiert. ___________________________________________________________________________________Seite 67 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Es ließ sich eine spontane, sehr gute Akzeptanz des Hörgerätes bei 2 Kindern (stets, mit Ausnahme beim Schlafen, Schwimmen) und eine gute bei ganztägig, >8 Stunden) 4 Kindern (nahe zu feststellen. Bei 4 Kindern ist eine mäßige Akzeptanz des Hörgerätes (nur im Kindergarten/ Schule) vorhanden. 1 Kind zeigte auch nach der zweiten Anpassung (CROS- Viennatone) eine schlechte Hörgeräteakzeptanz (nur 1 Stunde täglich). Bei einem Kind konnte die Hörgeräteakzeptanz nicht beurteilt werden. Die mittlere Hörgeräte- Akzeptanz der Kinder mit einer einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit betrug 2,4. Tab: 18 Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig mittelgradig schwerhörigen Kindern (n=12) HörgeräteAkzeptanz Sehr gut (1) Gut (2) Mäßig (3) Schlecht (4) Mittelwert Unbekannt Alle nach 1-Versorgung nach 2 Versorgung Insgesamt 2 4 4 2 4 4 1 2,4 1 12 1 1 Bei 10 Kindern mit einer einseitig mittelgradigen Schwerhörigkeit konnte das Sprachverständnis im Störgeräusch ohne und mit Hörgerät bewertet werden. Zur Anwendung kamen im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall (weißes Rauschen) der Mainzer Kindersprachverständnistest Kindesprachtest I bei 3 II bei Kindern 3 Kindern, und der der Göttinger Göttinger Kindersprachverständnistest II bei 4 Kindern. Diese Kinder konnten im Mittelwert 51% ohne Hörgeräte und 83% mit Hörgeräten der vorgegebenen Wörter nachsprechen (Abb.12). ___________________________________________________________________________________Seite 68 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Sprachverständnis bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG 51% ohneHG (n=10) 83% mit HG (n=10) 0% 20% 40% 60% 80% 100% Sprachverständnis in% Abb.12 Sprachverständnis bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG Laut der Beobachtung mittelgradig von Eltern, Therapeuten und Lehrern wurden bei einseitig schwerhörigen Kindern durch die Hörgeräteversorgung folgende Veränderungen bemerkt: • 10 Kinder fragten deutlich weniger nach • 6 Kinder zeigten Fähigkeit zur Lokalisation • 9 Kinder gaben an, mit Hörgeräten gut zu hören • Bei 9 Kindern war das Sprachverständnis im Störlärm erhöht ___________________________________________________________________________________Seite 69 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.6.2 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit (n=24) 24 Kinder dieser Gruppe waren mit Hörgeräten versorgt, davon waren 18 Jungen und 6 Mädchen. 4 Kinder waren bereits vor der Untersuchung im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in Datteln außerhalb mit Hörgeräten versorgt. 20 Kinder wurden in Datteln apparativ versorgt. In der Gruppe der Kinder mit einer einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit betrug das Alter bei Hörgeräteversorgung im Mittelwert 68 Monate (Median 63 Monate). Diese Kinder waren bei der Diagnosestellung im Mittel 62 Monate alt. Folglich lag zwischen Diagnose und Hörgeräteanpassung ein durchschnittlicher Zeitraum von 6 Monaten. 15 Kinder (63%) wiesen Kinder (20%) eine einseitig hochgradige zeigten eine permanente Schallempfindungsstörung auf. 5 Schalleitungsstörung aufgrund von Ohrfehlbildungen. 4 Kinder (17%) hatten eine kombinierte Schwerhörigkeit. Von den 24 apparativ versorgten Kinder waren zum Zeitpunkt der Auswertung 5 Kinder zweifach und 3 Kinder dreifach mit Hörgeräten versorgt worden. Der durchschnittliche Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung betrug 23 Monate. 3 Kinder, die dreifach mit neuen Hörgeräten versorgt wurden, litten unter mittelhochgradiger Schwerhörigkeit im Hochtonbereich. Um einer notwendigen Verstärkung im Hochtonbereich gerecht werden zu könnten, wurde bei 2 Kindern ein digital programmierbares Hörgeräte Typ Phonak- Piconet 231 eingesetzt. Danach zeigte sich das Sprachverständnis erheblich verbessert. Die Tabelle.19 zeigt die verordneten Hörgerätetypen. Tab.19 Verordnete Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz Hörgeräte Anzahl (%) 1 Phonak Piconet 231x AZ 2 (8%) 2. Phonak PICO SC CROS 2 (8%) 3. Phonak –Novo Forte 2 (8%) 4. CROS- Viennatone 15 (64%) 5. Ascom Eurostar digital 2 (8%) 6. m-t Fonet L2X 1 (4%) Alle 24 (100%) ___________________________________________________________________________________Seite 70 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Laut Einschätzung der Eltern wurde die Hörgeräteakzeptanz der 23 einseitig hochgradigen schwerhörigen Kinder durch Angaben der täglichen Tragedauer der verordneten Hörgerätes auf einer 4 -Punkt- Likert- Skala wie folgt beurteilt 1 sehr gut = ganztägig 2 gut = mindestens 8 Stunden 3 mäßig = nur im Kindergarten / Schule/ Therapie 4 schlecht = 1 Stunde täglich oder weniger Nach der ersten Hörgeräteversorgung hatten 6 Kinder eine spontane sehr gute Hörgeräte- Akzeptanz, 2 Kinder zeigten eine gute Akzeptanz, während 5 Kinder nur eine mäßige Hörgeräte- Akzeptanz zeigten. Nur 2 Kinder tolerierten das Hörgerät schlecht. Bei einem Kind könnte die Akzeptanz des Hörgerätes nicht kontrolliert werden, da es wegen eines Ortwechsels der Studie nicht mehr zu Verfügung stand. 2 Kinder, die eine schlechte Akzeptanz bei monauraler Hörgeräteversorgung zeigten, erhielten eine CROS- Versorgung (Phonak Pico SC CROS). Bei dieser Hörgeräteversorgung werden die Schallsignale vom hochgradigen schwerhörigen Ohr über eine Kabelverbindung auf das gesunde Ohr übertragen, um eine bessere Ansprechbarkeit im Störlärm zu erreichen. Bereits 6 Monate nach Umversorgung war die Akzeptanz des Hörgerätes verbessert. Bei einem Kind, das eine schlechte Hörgeräteakzeptanz (CROS- Viennatone) zeigte, war die psychische Belastung zu groß. Das Kind berichtete, dass es öfter in der Schule wegen seines Hörgerätes gehänselt wurde. Die Mutter beobachtete eine geringe Frustrationstoleranz. Die mittlere Hörgeräte- Akzeptanz der einseitig hochgradigen schwerhörigen Kinder betrug 2 (= gut). ___________________________________________________________________________________Seite 71 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Die subjektive Beurteilung der Hörgeräteversorgung wird in der Tabelle 20 dargestellt. Tab.20 Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig hochgradig schwerhörigen Kinder HG- n.1. Versorgung n.2.Versorgung Trageakzeptanz n. über 2 Insgesamt Versorgungen Sehr gut (1) 6 1 1 8 Gut (2) 2 4 2 8 Mäßig (3) 5 5 Schlecht (4) 2 2 Mittelwert 2 Unbekannt 1 1 Alle 24 Bei 22 Kindern mit einer einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit konnte das Sprachverständnis im Störgeräusch ohne und mit Hörgerät bewertet werden. Zur Anwendung kamen im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall (weißes Rauschen) der Göttinger Kindersprachverständnistest I bei 7 Kindern, der Göttinger Kindersprachverständnistest II bei 13 Kindern und der Freiburger Sprachtest bei 2 Kindern. Diese Kinder konnten im Mittelwert 43% ohne Hörgeräte und 78% mit Hörgeräten der vorgegebenen Wörter nachsprechen (Abb.13). Sprachverständnis bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG ohne HG (n=22) 43% 78% mit HG (n=22) 0% 20% 40% 60% 80% 100% Sprachverständnis in % Abb.13 Sprachverständnis bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG ___________________________________________________________________________________Seite 72 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Nach der Beobachtung der Eltern, Therapeuten und Lehrer wurden bei einseitig schwerhörigen Kindern durch die Hörgeräteversorgung folgende Veränderungen bemerkt: • 13 Kinder fragten deutlich weniger nach • 11 Kinder zeigten Fähigkeit zur Lokalisation • 9 Kinder formulierten, mit Hörgeräten gut zu hören • bei 5 Kindern war das Sprachverständnis im Störlärm verbessert • 2 Kinder bemerkten spontan den Ausfall des Hörgerätes ___________________________________________________________________________________Seite 73 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 4.6.3 Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung bei einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit (n=27) 27 Kinder dieser Untersuchungsgruppe waren mit Hörgeräten versorgt (16 Jungen und 11 Mädchen). 26 dieser Kinder waren im Institut der Phoniatrie und Pädaudiologie in Datteln mit Hörgeräten versorgt worden. In der Gruppe der Kinder mit einer einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit betrug das Alter bei der Hörgeräteversorgung im Mittelwert 75 Monate (Median 66 Monate). Diese Kinder waren bei der Diagnose im Mittel 72 Monate alt, folglich lag zwischen Diagnose und Hörgeräteanpassung ein durchschnittlicher Zeitraum von 3 Monaten. Von den 27 apparativ versorgten Kinder war ein Kind zum Zeitpunkt der Auswertung 2 mal mit Hörgeräten versorgt. Der Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung betrug bei diesem Kind 34 Monate. Untenstehende Liste zeigte die verordneten Hörgerätetypen. Tab.21 Verordnete Hörgerätetypen mit Anzahl und Prozentsatz Hörgeräte 1. CROS- Viennatone Anzahl (%) 23 (85%) 2. Phonak PICO S-C-I CROS 3 (11%) 3. Phonak-Audinett-C in einer 1 (4%) Form CROS- Versorgung Alle Nach der 27 (100%) Anpassung von Hörgeräten wurde jedes Kind im Rahmen einer Verlaufskontrolle untersucht. Durchschnittlich nach 6 Monaten wurde bei 27 Kindern mit Hilfe der Eltern die Hörgeräteakzeptanz der Kinder beurteilt. 10 Kinder hatten eine sehr gute (stets mit Ausnahme Schlafen und Schwimmen), 6 Kinder eine gute Akzeptanz des Hörgerätes ( > 8 Stunden). Eine mäßige Hörgeräteakzeptanz zeigten 8 Kinder (in der Schule), während 2 Kinder eine schlechte Hörgeräteakzeptanz (1 Stunde täglich oder weniger) zeigten. Bei einem Kind konnte nach einer zweiten Anpassung des Hörgerätes ( CROS- Viennatone in der Brille) eine gute Trageakzeptanz erreicht werden. ___________________________________________________________________________________Seite 74 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Die mittlere Hörgeräteakzeptanz der Kinder betrug der Bewertungsskala 2,1(gut). Tab.22 Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig an Taubheit grenzenden schwerhörigen Kinder HG- Nach 1 Versorgung Insgesamt Trageakzeptanz Sehr gut = 1 10 10 Gut = 2 6 7 Mäßig = 3 8 8 Schlecht = 4 2 2 Mittelwert 2,1 Bei 25 Kindern mit einer einseitigen an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit konnte das Sprachverständnis im Störgeräusch ohne und mit Hörgerät bewertet werden. Zur Anwendung kamen im Freifeld bei 65 dB Sprachangebot und 60 dB Störschall (weißes Rauschen) der Göttinger Kindersprachverständnistest I bei 6 Kindern, der Göttinger Kindersprachverständnistest II bei 14 Kindern und der Freiburger Sprachtest bei 5 Kindern. Diese Kinder konnten im Mittelwert 38% ohne Hörgeräte und 72% mit Hörgeräten der vorgegebenen Wörter nachsprechen (Abb.14). Sprachverständnis bei der einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG ohne HG (n=25) 38% mit HG (n=25) 0% 72% 20% 40% 60% 80% Sprachverständnis in % Abb.14 Sprachverständnis bei einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit im Störgeräusch ohne und mit HG ___________________________________________________________________________________Seite 75 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Durch die Beobachtung der Eltern, Therapeuten und Lehrer wurden bei diesen Kindern durch die Hörgeräteversorgung folgende Veränderungen bemerkt: • 10 Kinder fragten deutlich weniger nach • 4 Kinder zeigten Fähigkeit zur Lokalisation • 9 Kinder gaben an, dass sie mit Hörgeräten gut hören • bei 13 Kindern war das Sprachverständnis im Störlärm verbessert ___________________________________________________________________________________Seite 76 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 5. Tabellarische und grafische Zusammenfassung der Ergebniss 5.1 Verteilung der Jungen und Mädchen nach dem Grad der Schwerhörigkeit Tab.23 Verteilung der Jungen und Mädchen nach dem Grad der Schwerhörigkeit Weiblich Männlich Gesamt 39% (n=39) 61% (n=61) 100 leichtgradige Schwerh. 40% (n= 2) 60% (n=3) 5 mittelgradige Schwerh. 32% (n=10) 68% (n=23) 33 hochgradige Schwerh. 38% (n=12) 62% (n=20) 32 an T.grenzende Schwerh. 50% (n=15) 50% (n=15) 30 5.2 Insgesamt Alter bei Diagnose und Hörgeräteversorgung Tab.24 Alter bei Diagnose und Hörgeräteversorgung (in Monaten) Diagnosealter (n=100) Diagnosealter der hörgeräteversorgten Kinder (n=63) Mittelw. Median Mittelw. Median 60(n=100) 60 (n=100) 68 (n=63) 61 (n=63) 77 (n=5) 79 (n=5) - Gesamt leichtgr. Schwerh. mittelgr. 50 (n=33) Schwerh. hochg.. 55 (n=32) Schwerh. an.T. 71 (n=30) grenzende Schwerh. Alter bei Abschluß der HG- Versorgung (n=63) Mittelw. Median 73 (n=63) 65 (n=63) - 56 (n=33) 70 (n=12) 77 (n=12) 77 (n=12) 84 (n=12) 55 (n=32) 62 (n=24) 60 (n=24) 68 (n=22) 63 (n=22) 65 (n=30) 72 (n=27) 62 (n=27) 75 (n=27) 66 (n=27) ___________________________________________________________________________________Seite 77 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 5.3 Ursachen einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100) Tab. 25 Ursachen einseitig kindlicher Schwerhörigkeit (n=100) Hereditär ( 2%) Familiär n=2 (2%) Hereditär und / oder erworben (22%) Mißbildungsyndrome n= 22 (22%) Ohrmißbildung n=22 ( hiervon Goldenhar Syndrom n=3) Erworben (42%) Pränatal n=3 (3%) Rötelnembryopathie n=2 (hierunter n=1Alkoholabusus und Nikotinabusus während d. Schwangerschaft) Cytomegalie n=1 Perinatal n=10 (10%) Früh-, Mangelgeburten n=6 (hierunter n=1: + LKG-Spalte n=4: + Asphyxie +n=1 Ototox. Medikation) Asphyxie n=3 Hyperbilirubinämie n=1 Postnatal n=29 (29%) Meningitiden n=9 Mumps n=6 Trauma n=3 Mittelohrerkrankung n=10 Ototoxische Medikamente n=1 Unbekannte Ursachen ( 34%) ___________________________________________________________________________________Seite 78 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 5.4 Verdachtsäußerung Tab. 26 Verdachtsäußerung leichtgrad. 1. Eltern 2. Hausarzt o. andere Klinik 3. HNO- Ärzte 4.Schuluntersuchung 5. Lehrer o. Therapeut 5.5 mittelgrad. Hochgradig 1 2 21 6 13 5 2 6 13 1 an T. grenzend 14 1 6 7 2 Alle 49 14 27 8 2 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder Tab.27 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder Vorstellungsgründe 1. äußere Ohrmißbildung 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 3.Verhaltensauffäligkeiten 4. Ohrgeräusche 5. Sprachauffälligkeiten 6.emotionale Unzufriedenheit 7. Probleme mit der Lokalisation 8. Gleichgewichtsstörung mit Ohrgeräuschen 9. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren 10.Sprachverständnisprobleme bei Störgeräusche 11. leichte Unsicherheiten in der Artikulation 12. Schlafsstörungen 13. keine Angaben leichtgr. Schwerh. 1 mittelgr. Schwerh. Hochgr. Schwerh. 12 5 9 4 6 1 2 13 1 6 2 4 an T. grenzend. Schwerh. Insgesamt 22 10 1 1 9 1 8 2 32 4 2 2 1 1 1 3 2 6 1 8 2 11 1 1 2 8 1 9 3 31 2 10 ___________________________________________________________________________________Seite 79 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 5.6 Einseitige Hörgeräteversorggung 5.6.1 Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz Tab.28 Hörgerätetypen in Anzahl und Prozentsatz Hörgerätetypen mittelgrad. Schwerh. 1. CROS- Viennatone 2. Phonak PICO S-C –I CROS 3. Phonak-Audinett-C in einer Form CROSVersorgung 3. Phonak PICO GS-T 4.Knochenleitungshörgeräte 5. Resound BT4 6. Interton Integra digital 7. Ascom Eurostar digital 8. Phonak Novo Forte 9. Phonak Piconet 231x AZ 10.m-t Fonet L2X Alle Hochgrad. Schwerh. an T. grenzend. Schwerh. 15 23 2 3 5 Alle Anzahl (%) 43 (68%) 5 (9%) 1 1 (1,5%) 2 2 1 1 1 2 2 1 1 3 2 2 1 2 2 2 1 24 12 27 (3%) (3%) (1,5%) (1,5%) ( 5%) (3%) (3%) (1,5%) 63 5.6.2 Hörgeräte- Trageakzeptanz bei einseitiger Schwerhörigkeit Tab.29 Hörgeräte- Akzeptanz (Elternbewertung) der einseitigen Schwerhörigkeit in % Akzeptanz d. Hörgerätes Grad der einseitigen Schwerhörigkeit mittelgrad. hochgrad. an T. grenzend Schwerh. Schwerh. Schwerh. Alle Sehr gut (1) 2 8 10 20 (33%) Gut (2) 4 8 7 19 (31%) Mäßig (3) 4 5 8 17 (28%) Schlecht (4) 1 2 2 5 (8%) 11 23 27 61 (100%) 2,4 2 2,1 Summe Mittelwert 2,2 ___________________________________________________________________________________Seite 80 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 5.6.3 Sprachverständnis bei einseitiger Schwerhörigkeit im Störlärm ohne und mit Hörgerät Tab.30 Sprachverständnis bei einseitiger Schwerhörigkeit im Störlärm ohne und mit HG Grad d. Schwerhörigkeit Ohne HG Mit HG mittelgrad. hochgrad. An T. grenzend. Schwerh. Schwerh. Schwerh. (n=10) (n=22) (n=25) 51% 43% 38% 83% 78% 72% Alle (n=57) 44% 78% 5.6.4 Subjektive Veränderungen nach der Hörgeräteversorgung Tab. 31 Subjektive Veränderungen nach der Hörgeräteversorgung laut der Beurteilung der Eltern (Anzahl) Subjektive Veränderungen 1. Fähigkeit zur Lokalisation verbessert 2. Weniger Nachfragen 3. Leichtes Hören mit Hörgerät 4. Deutlich verbesserte Höraufmerksamkeit 5. Ausfall des Hörgerätes spontan bewertet mittelgrad. Hochgrad. 6 An Taubheit Alle grenzend. 11 14 31 10 7 13 9 10 9 33 25 9 15 10 32 2 2 ___________________________________________________________________________________Seite 81 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ 5.7 Problemdarstellung und Förderbedarf bei den einseitig schwerhörigen Kindern Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit Tab. 32 Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit N G Alter 1. m 8 Jahre 2. m 9 Jahre Probleme Therapie Allgemeine Sprachtherapie Entwicklungsverzögerung Lernbehinderte- Sprachentwicklungsstörung schule Sprachenwicklungsstörung bei KeineMaßnahmen Zweisprachigkeit und nicht altergemäßer intellektueller Fähigkeit 3. m 6 Jahre Sigmatismus interdentalis, orofaciale Ergotherapie, Dysfunktion Sprachtherapie 4. m 5 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachtherapie 5. m 6 Jahre Sprachentwicklunggtörung mit Sprachtherapie myofunktioneller Störung 6. W 7 Jahre Sprachentwicklungsstörung mit Sprachtherapie myofunktioneller Störung ___________________________________________________________________________________Seite 82 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit Tab. 33 Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit N G 1. Alter bei U. m 8 J. 2. w 3. Probleme Therapie Teilleistungsstörungen mit inkonstanter Konsonantenverbindungsschwäche, Sigmatismus interdentalis, Schetismus, Mundmotoriksstörung, ausgeprägte Verhaltensauffälligkeiten, starke motorische Unruhe Sigmatismus interdentalis Sprachtherapie m 6 J. Multiple Dyslalie, myofunktionelle Störung 4. m 10 J. Sprachentwicklungsstörung mit Rhinolalia aperte (geistige Behinderung) 5. m 7 J. 6. m 6 J. 7. m 7 J. 8. m 8 J. 9. w 7 J. 10 w 6 J. Sprachentwicklungsstörung, Sigmatismus interdentalis, Schetismus und Chitismus, leichte Unsicherheiten in der Grammatik Schetismus lateralis, Sprachentwicklungsverzögerung Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung Inkonstanter Sigmatismus interdentalis, Mundmotoriksstörung, leichte Sprachentwicklungsverzögerung Artikulationsstörung, myofunktionelle Störung Phonematische Diskriminatiosschwäche leicht eingeschränkter Wortschatz, Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsverzögerung, Multiple Dyslalie Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsstörungen nach Testung Intelligenzentwicklung insgesamt im Bereich der Lernbehinderung, deutliche Schwäche in Gestaltwahrnehmung und Gliederung im Sinne visueller Teilleistungsstörung Defizit der auditiven Wahrnehmung Sprachentwicklungsverzögerung Logopädische Therapie Krankengymnastik und Sprachtherapie in der Schule für GB Sprachtherapie 7 J. 11 w 6 J. 12 m 10 J. 13 w 8 J. keine Maßnahmen Sprachtherapie Sprachtherapie Logopädische Therapie Sprachtherapie (Diskriminationsübungen) Sprachtherapie keine Maßnahmen Sprachheilschule, Krankengymnastik, Ergotherapie Sprachtherapie ___________________________________________________________________________________Seite 83 Ergebnisse _______________________________________________________________________________________ Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit Tab. 34 Problemdarstellung und Förderbedarf bei einseitig an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit N 1. G m Alter 8 Jahre 2. w 9 Jahre 3. w 4. w 5. m Problemdarstellung Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungverzögerung mit Einschränkungen im Wortschatz, im Sprachverständnis, Unsicherheiten in der Grammatik 10 Jahre Eingeschränkte Sprachkompetenz , unterdurchschnittliche Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in allen Teilleistungbereichen bei beginnendem Störungbewußt 5 Jahre Multiple Dyslalie, aktiver Wortschatz eingeschränkt 9 Jahre Sigmatismus interdentalis Sprachentwicklungsstörung, Partielle Dyslalie. Artikulationsschwäche. Unsicherheiten in der phonematischen Diskrimination Therapie Ergotherapie Sprachtherapie Heilpädagogische Förderung Sprachtherapie Sprachtherapie ___________________________________________________________________________________Seite 84 Diskussion _______________________________________________________________________________________ 6.Diskussion Allgemeine Daten Von 7225 Patienten sind im Zeitraum von Juni 1988 bis März 1999 100 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik Datteln der Universität Witten / Herdecke untersucht worden. Die Inzidenz der einseitigen Schwerhörigkeit im unseren Patientengut des Instituts wurde mit 14 von 1000 Kindern angegeben. Auch Brookhouser (1991) zitierte eine Untersuchung von Berg, der in seiner Studie eine Inzidenz der einseitigen Schwerhörigkeit von 13 auf 1000 Schulkinder mit Hörverlusten ab 26 dB HL findet. Brookhouser selbst beobachtete, dass von 1000 Schulkindern etwa 3 eine einseitige relevante Hörstörungen hatten und bei Einschluss der leichtgradigen einseitigen Schwerhörigkeiten (26-44 dB) sich die Zahl auf 13 erhöhte. In der Gesamtgruppe von 100 Kindern überwogen die männlichen Patienten leicht, das Verhältnis Jungen zu Mädchen beträgt 1,6:1. Bess et al. (1984) beobachtete an 122 retrospektiv erfassten einseitig schwerhörigen Kindern ebenfalls eine erhöhte Anzahl von Jungen, er fand ein Verhältnis von 1,7:1. Dem gegenüber konnten Kruse et. Niehaus (1995) ein Geschlechtverhältniss von 1,1:1 ermitteln, eine Zahl, die auch mit den Ergebnissen von Möhring et al. (1995) übereinstimmt. Möhring fand ein wenig höheres Verhältnis von 1,2:1 Jungen zu Mädchen. Aus dieser Sicht zeigten unsere Ergebnisse, Schwerhörigkeiten dass einseitige relativ mehrheitlich bei Jungen vorliegen. In unserer Studie waren das rechte Ohr in 52% und das linke Ohr in 48% der Fälle betroffen. Nach Angaben von Kiese- Himmel und Kruse (2001) waren das rechte Ohr in 56,7% und das linke Ohr in 43,3%, der Fälle betroffen. Hingegen haben in den Dokumentationen von Everberg (52,5%), Bovo et al. (53,9) und Brookhouser (52%) geringfügig häufige linksseitige Hörstörungen festgestellt. ___________________________________________________________________________________Seite 85 Diskussion _______________________________________________________________________________________ Art und Grad der Schwerhörigkeit Unsere Untersuchung zeigte, dass 62% der von uns untersuchten Kinder eine einseitig hochgradige bis an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit hatten. Ein Vergleich mit weiteren retrospektiven Untersuchungen bestätigte den höheren Anteil an einseitig schwerhörigen Kindern mit einem hochgradigen Hörverlust von mehr als 60 dB HL (Tab.35). Während Kiese- Himmel und Kruse (2001) mit 46,7% , Niehaus und Kruse (1995) mit 60% und Radü, Keulen (2001) mit 40% einen vergleichbaren hohen Anteil einseitig resthöriger Kinder wie in unserer Studie erfassten, ist der einseitige Hörverlust im Patientengut von Walger (1998) mit 6% vergleichweise gering vertreten. Tab.35 Art und Grad der Schwerhörigkeit (%) Anzahl Patienten n= 30 Kiese-Himmel u. Kruse (2001) Niehaus u. Kruse (1995) Radü und Keulen (2001 ) Walger (1998) Eig. Ergebnisse leichtgr. Mittelgr. hochgr. an.T.gr. 3,3 20 30 46,7 n= 27 3 7 30 60 n=123 12 28 20 40 n= 47 n=100 34 5 28 33 32 32 6 30 Bei der Lokalisation von einseitigen Schwerhörigkeiten ergibt sich ein klares Bild. Der überwiegende Teil unserer Schallempfindungsschwerhörigkeit, 13% an einer Patienten 29% kombinierten an einer Form nämlich 58% litt an Schalleitungsschwerhörigkeit und der Die Schwerhörigkeit. Schalleitungsschwerhörigkeit ist in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle durch Ohrmuscheldysplasie I - III Grad bedingt. Chronische Mittelohrentzündungen mit und ohne Cholesteatome sind seltener und operativ behandelbar. Sie führen in aller Regel nicht zu bleibenden höhergradigen Schwerhörigkeiten. ___________________________________________________________________________________Seite 86 Diskussion _______________________________________________________________________________________ Verdachtsäußerung Laut der Auswertung einer durchgeführten Fragebogenaktion wurde der Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit in 49% der Fälle durch die Eltern geäußert, in 49 % der Fälle durch die Ärzte (wobei in 14% der Fälle durch Hausarzt oder Kinderarzt, in 27% der Fälle durch HNO- Arzt und in 8% der Fälle durch die Einschulungsuntersuchung) und in 2% der Fälle durch Lehrer und Therapeuten geäußert wurden ( Tab.36). Unsere Untersuchung ergab, dass die Eltern fast in der Hälfte der Fälle (49%) Auffälligkeiten im Hörvermögen ihres Kindes selbst bemerken konnten. Tab. 36 Verdachtsäußerung Leichtgrad. Schwerh. 1. Eltern 2. Hausarzt o. andere Klinik 3. HNO- Ärzte 4.Schuluntersuchung 5. Lehrer o. Therapeut mittelgrad. Schwerh. Hochgrad. Schwerh. 1 2 21 6 2 6 an T. Alle grenzend. Schwerh. 13 14 5 1 13 1 6 7 2 49 14 27 8 2 Vorstellungsgründe und Problemdarstellung der einseitig schwerhörigen Kinder Es gibt verschiedene Gründe, weshalb die Kinder mit einer einseitigen Schwerhörigkeit zum ersten Mal in der phoniatrisch- pädiadiologische Abteilung in Datteln vorgestellt wurden (Tab.37). Bei den einseitig hörgestörten Kindern können durch den Hörausfall erhebliche Störungsbilder beobachtet werden. Nach Angaben der Eltern können sich bei Kindern nicht nur mit Resthörigkeit oder hochgradig einseitiger Schwerhörigkeit, sondern auch bei einseitig mittelgradiger Hörstörung Probleme mit dem Verhaltensauffäligkeiten, Sprachverständnisprobleme bei Störgeräuschen, Richtungshören, emotionale eingeschränkte Unzufriedenheit Konzentrationsfähigkeit, sowie Schlafsstörungen entwickeln. ___________________________________________________________________________________Seite 87 Diskussion _______________________________________________________________________________________ Tab.37 Vorstellungsgründe der einseitig schwerhörigen Kinder (Anzahl Kinder) Vorstellungsgründe leichtgr. Schwerh. 1. äußere Ohrmißbildung 2. eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit 3.Verhaltensauffäligkeiten 4. Ohrgeräusche 5. Sprachauffälligkeiten 6.emotionale Unzufriedeheit 7. Probleme mit Lokalisation 8. Gleichgewichtsstörung mit Ohrgeräusche 9. Benutzung stets des gleichen Ohres beim Telefonieren 10.Sprachverständnisprob leme bei Störgeräusche 11. leichte Unsicherheiten in der Artikulation 12. Schlafsstörungen 13. keine Angaben mittelgr. Hochgr. an T. grenz. Insgesamt Schwerh. Schwerh. Schwerh. 1 12 9 22 5 4 1 10 6 6 2 4 1 2 13 1 1 9 1 8 2 32 4 2 2 1 1 1 3 2 6 1 8 2 11 1 1 1 9 3 31 2 10 8 Ursachen der einseitigen Schwerhörigkeit Aus den Akten der 100 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit wurden Angaben zu Risikofaktoren entnommen und im Hinblick auf mögliche Ursachen betrachtet (Tab.38). In 66% der Fälle konnte die Ursache geklärt werden. Davon entfielen 42% auf erworbene Schwerhörigkeiten. Das Ergebnis von Walger (1998) unterstreicht diesen Prozentsatz (44%). Bei Kiese- Himmel und Kruse (2001), die 30 Kinder mit einseitiger Schwerhörigkeit untersuchten, lag der Anteil erworbener Ursachen bei 27%. Radü und Keulen (2001) fanden in ihren Untersuchungen 18% postnatale erworbene Ursachen. In allen vorliegenden Studien fanden sich hohe Anteile von Meningitiserkrankungen als auslösender Faktor einseitiger Hörstörung: Bess (1986) berichtete von einem Prozentsatz von 15%, Niehaus, Kruse (1995) von 9% und Kiese- Himmel, Kruse (2001) fanden einen Anteil von 10%. In unserer Studie zählten wir insgesamt 9 Meningitisfälle ___________________________________________________________________________________Seite 88 Diskussion _______________________________________________________________________________________ (9%). Hörstörungen nach Mumps waren bei 6 Fällen (6%). Unter den pränatalen Hörstörungen fanden wir 3 Kinder (3%), deren Hörstörung auf eine virale Genese zurückgeführt werden könnte, bei 2 Kindern (2%) erfolgte der Nachweis einer Rötelnembryopathie, bei einem weiteren Kind eine intrauterine Cytomegalieinfektion. Hörstörungen nach Mumpsinfektion waren bei Bovo in 26% der Fälle, bei Niehaus und Kruse in 9% ursächlich dem Hörverlust zugeordnet, während bei Kiese –Himmel und Kruse Hörstörungen nach viralen Infektionen nicht auftraten. 10% der Kinder hatten Mittelohrproblme wie rezidivierende Otitis media und Z.n. Ohr- Operation wegen Cholesteatom. Andere Ursache der postnatalen, erworbenen einseitigen Hörstörung waren in einem Fall (1%) ein ototoxisches Medikament und 3 Fällen (3%) Trauma (2 Jungen und 1 Mädchen). Nach Brookhouser findet man Hörstörungen nach dem Trauma nahezu doppelt so häufig bei Jungen wie bei Mädchen. Ein Trauma als Ursache für einseitige Hörstörung kommt bei ihm in 20% der Fälle in Frage. In 34% der Fälle der unsere Studie blieb die Ursache offen. Nach Bovo, Radü und Keulen, Kiese- Himmel und Kruse ist die Ursache in mehr als 50% der einseitigen Schwerhörigkeit unklar. Dieser hohe Prozentsatz (66%) der aufgeklärten Ursachen kann durch folgenden Faktoren erklärt werden: • Das Phoniatrisch- Pädaudiologische Institut ist in die Vestischen Kinderklinik in Datteln eingebunden, d.h. nahe beim Kind. • Dieses Institut arbeitet eng mit allen Abteilungen der Kinderklinik, speziell der Neonatologie, der Intensivabteilung und der Neuropädiatrie zusammen. Bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern unserer Untersuchungsgruppe konnte aus dem Fragebogen zum Risikokatalog erstmals der Verdacht auf eine Ursache für kindliche Schwerhörigkeit erhoben werden. • Unter dem Verdacht eines möglichen Hörverlustes erfolgte die Abklärung in der Abteilung für Phoniatrie und Pädiadiologie. Wie Hancke (1982) und Walger (1998) in ihren Studien belegten, zeigte auch unsere Studie, dass die einseitige Hörstörung zum überwiegenden Teil erst in der postnatalen Periode erworben wird. ___________________________________________________________________________________Seite 89 Diskussion _______________________________________________________________________________________ Tab. 38 Aspekte von Ursachen einseitiger Hörstörungen im Vergleich verschiedener Autoren Anzahl Autor n=115 Bovo Jahr Hereditär: Familiär Kongenital Mißbildung. Erworben Pränatal: (Rötelembryo pathie Cytomegalie) Perinatal Postnatal Meningitis Mumps Trauma Mittelohrerkrankungen Ototoxische Medikation Labyrinthitis Masern Unbekannt Sonstiges 1988 n=32 Niehaus, Kruse 1995 3 n=74 Radü u. Keul 2001 9 n=65 Walger n=30 Kiese- H. u. Kruse 1998 2001 12 13 6,5 n=100 Eigene 2 20 44 6,5 27 3 12 18 5 26 5 39 9 9 10 22 42 3 10 29 9 6 3 10 1 9 5 50 2 41 6 73 44 60 34 Alter bei der Diagnose Das mittlere Diagnosealter der untersuchten 100 Kinder mit einseitigen Hörstörungen belief sich auf 60 Monate bzw. 5 Jahre. Auch der Medianwert lag bei 60 Monaten. Die vorwiegende Zahl der Kinder wurde im Vorschulalter diagnostiziert. Bei der isolierten Betrachtung nach dem Grad der einseitigen Hörstörungen belief sich das Diagnosealter: bei einseitig leichtgradiger Schwerhörigkeit auf 77 Monate, bei einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit auf 50 Monate, bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit auf 55 Monate und bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit auf 71 Monate. Dieses spät diagnostizierte Alter bei einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit kann damit erklärt werden, dass die Kinder (n=8) im Vorschulalter und Schulalter nach Meningitis (4), Mumps (3) und nach Trauma (1) diagnostiziert wurden. ___________________________________________________________________________________Seite 90 Diskussion _______________________________________________________________________________________ Das deutsche Zentralregister für kindliche Hörstörungen in Berlin (DZH) nennt 1997 ein mittleres Diagnosealter von 6,2 Jahren für einseitige Hörstörungen. Kiese Himmel und Kruse (2001) gaben ein mittleres Diagnosealter von 63,7 Monaten (Median 5,7 Jahre) an, Tiere et al. (1988) von 7,6 Jahren, Brookhouser et al (1991) einen Median von 7,75 Jahren. Im Vergleich zu den anderen Studien zeigen unsere Ergebnisse eine deutliche Verbesserung der Daten für die Früherkennung der einseitigen Schwerhörigkeit. Wichtige Faktoren für die Früherkennung sind: • Screening- Untersuchungen bei Risikokindern und Neugeborenen • verbesserte Informationsquellen für Eltern und Erzieher über die Bedeutung der Hörstörungen und Therapie bzw. Möglichkeiten zur Hörgeräteversorgung • Weiterbildung der Hausärzte für die Früherkennung der Schwerhörigkeit • enge Zusammenarbeit zwischen HNO-, Kinderärzten und Ärzten für Pädaudiologie und Phoniatrie • Weiterbildung niedergelassener Ärzte zur Früherkennung der Schwerhörigkeit • Ausbau Fördermaßnahmen der logopädischen und/ oder sonderpädagogischen Therapie bei einseitig schwerhörigen Kindern. Hörgeräteversorgung und Beurteilung der Hörgeräteversorgung Erklärung zur nicht oder noch nicht erfolgten Hörgeräteversorgung von 37 einseitig schwerhörigen Kinder Von 100 Kindern mit einseitigen Schwerhörigkeiten wurden 37 Kinder nicht mit Hörgeräten versorgt. Davon waren 5 Kinder mit einer einseitig leichtgradigen Schwerhörigkeit nicht versorgungsbedürftig. Bei 21 einseitig mittelgradig schwerhörigen Kindern lag in 8 Fällen eine kongenitale Ohrmuscheldysplasie I bis II Grades mit reiner Schalleitungsschwerhörigkeit vor. 10 Kindern hatten keine sekundären Störungen im kognitiven und kommunikativen Bereich. 3 Kinder waren nach Wohnortwechsel nicht erreichbar. icht zur Hörgeräteversorgung kamen 8 Kinder aus der Gruppe der einseitig hochgradigen Schwerhörigkeit. Davon hatten 4 Kinder keine sekundären Probleme im ___________________________________________________________________________________Seite 91 Diskussion __________________________________________________________________________________________ kognitiven und kommunikativen Bereich. Zum Zeitpunkt der Auswertung waren 2 Kinder noch nicht mit Hörgeräten versorgt. Die Indikation für die Hörgeräteversorgung lag vor. Aufgrund des Wohnortwechsels waren 2 Patienten mit einseitig hochgradiger und 3 Patienten mit resthöriger Schwerhörigkeit zur weiteren Untersuchung nicht erschienen. Zeitaufwand in der Hörgeräteversorgung Von 63 hörgeräteversorgten Kindern waren 45 Jungen und 18 Mädchen. 5 Kinder des Gesamtkollektivs waren bereits vor der Aufnahme in Datteln in einer anderen Einrichtung mit Hörgeräten versorgt worden. 58 Kinder wurden im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik/ Datteln mit Hörgeräten versorgt. Zum Zeitpunkt der Auswertung wurden 49 Kinder (78,5%) mit einer CROS- Versorgung, 12 Kinder (18,5%) mit HdO- Hörgeräten und 2 Kinder (3%) mit einem Knochenleitungshörgerät versorgt. Das durchschnittliche Alter aller Kinder bei der Hörgeräteversorgung lag bei 73 Monaten in der Gesammtgruppe. Die mittelgradig einseitig schwerhörigen Kinder wurden durchschnittlich im Alter von 77 Monaten mit Hörgeräten versorgt, die hochgradig einseitig schwerhörigen Kinder mit 68 Monaten und die resthörig einseitig schwerhörigen Kinder mit 75 Monaten. Die zeitliche Differenz zwischen Diagnose und Versorgung lag bei mittelgradiger Schwerhörigkeit bei 7 Monaten, bei hochgradiger bei 6 Monaten und bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit bei 3 Monaten. Diese relativ langen Abstände zwischen Diagnose und Schwerhörigkeiten Hörgeräteversorgung werden durch bei notwendige mittelgradigen und Behandlungen bei hochgradigen Auftreten von Paukenergüssen oder andere Erkrankungen erklärt. Im Vergleich mit anderen Studien von Radü und Keulen, Kiese- Himmel und Kruse zeigt die eigene Studie (n=63), dass die Hörgeräteversorgung bis zum endgültigen Abschluß einen längeren Beobachtungszeitraum einnahm (Tab.39). Diskussion __________________________________________________________________________________________ Tab.39 Alter bei der Hörgeräteversorgung Autor (Anzahl mittelgr. hochgrad. an Taubheit der Kinder) Alle grenzend. Radü u Keulen 76 Monate 75 Monate 70 Monate 74 Monate (n=74) Kiese- Himmel - - - 64, 9 Monate Kruse (n=30) Eigene(n=63) 77 Monate 68 Monate 75 Monate 73 Monate Von den 63 apparativ versorgten Kindern waren zum Zeitpunkt der Auswertung ein Kind mit mittelgradiger Schwerhörigkeit zweimal mit einem Hörgeräte versorgt. 5 Kinder mit hochgradiger Schwerhörigkeit ebenfalls zweimal, 3 Kinder dreimal, 1 Kind mit einseitig an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit ist zweimal mit Hörgeräten versorgt worden. Der durchschnittliche Zeitraum zwischen Erst- und Zweitversorgung betrug bei mittelgradiger Schwerhörigkeit 29 Monate, bei einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit 23 Monate und bei einseitiger Resthörigkeit 34 Monate. Hörgeräte-Trageakzeptanz Das weitere Ziel hörgestörten Kinder unserer Studie war die Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig zu untersuchen. Durchschnittlich 5 Monate nach der Hörgeräteanpassung wurde die Trageakzeptanz des Hörgerätes auf einer 4 -Punkt Likert- Skala beurteilt. Hier wurde die Trageakzeptanz der verschiedenen Hörgerätypen (CROS- Versorgung, HdO- Hörgeräte, KL- Hörgeräte) beurteilt. 64% der Kinder akzeptierten hiernach ihre elektroakustische Verstärkung „sehr gut“ bzw. „ gut“. 28% der Kinder nahmen ihre Hörgeräte „ mäßig“ an, 8% nur „ schlecht“. Diese Kinder trugen ihre Hörgeräte täglich nur 1 Stunde oder weniger. Der Mittelwert der Diskussion _______________________________________________________________________________________ Hörgeräteakzeptanz unserer Kinder betrug 2,2, während in der Untersuchung von Kiese- Himmel und Kruse (2000) die mittlere Hörgeräteakzeptanz bei 2,9 (n=33) lag. Aus dieser Sicht zeigt unsere Studie, dass die einseitig schwerhörigen Kinder ihre Hörgeräten durchschnittlich „ gut“ akzeptierten (Tab.40). Tab. 40 Hörgeräte- Akzeptanz (Elternurteil) der einseitigen Hörstörung in % Akzeptanz Grad der einseitigen Hörstörung (n (%)) hochgrad. an T. grenzend Alle 8 10 20 (33%) 8 7 19 (31%) 5 8 17 (28%) 2 2 5 ( 8%) 23 27 61 (100%) 2 2,1 2,2 mittelgrad. 2 4 4 1 11 2,4 Sehr gut (1) Gut (2) Mäßig (3) Schlecht (4) N Mittelwert Hörgewinn der einseitig schwerhörigen Kinder Um die Effektivität der Hörgeräteversorgung zu beurteilen, wurde das Sprachverständnis des schwerhörigen Ohres im Störlärm ohne und mit Hörgerät untersucht. Bei der Untersuchung des Sprachverständnisses im Störlärm wurde im Freienfeld bei 65 dB Sprache auf die schwerhörige Seite 60 dB Störschall auf die gesunde Seite gegeben. Diese Auswertung zeigte, dass die Kinder (n=10) mit einseitig mittelgradiger Schwerhörigkeit 51% der angebotenen Worte ohne HG- nachgesprochen haben und 83% mit Hörgerät. Bei Kindern mit einseitig hochgradiger Schwerhörigkeit (n=22) war das Sprachverständnis ohne HG 43% und mit HG 78%, bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit lag das Sprachverständnis ohne HG bei 38% und mit HG bei 72%. Außerdem wurden laut der Beobachtung der Eltern, Therapeuten und Lehrer bei einseitig schwerhörigen Veränderungen bemerkt, wie formulierten, Kindern durch die Hörgeräteversorgung positive ein verbessertes Richtungshören, weniger nachfragen, sie mit Hörgeräten besser zu hören. Das Sprachverständnis im Störlärm war meist verbessert und die Kinder bemerkten selbst den Ausfall des Hörgerätes. Die Ergebnisse zeigten, dass die Hörgeräteversorgung die Orientierung in Alltagsgeräuschen erleichtert. ___________________________________________________________________________________Seite 94 Diskussion ___________________________________________________________________________________ Fördermaßnahmen In unserer Studie zeigten 24 Kinder eine Sprachentwicklungsstörung. Insgesamt bei 21 von 100 einseitig schwerhörigen Kindern wurden eine Sprachtherapie veranlaßt. 5 Kinder mit einer einseitig mittelgradigen, 11 Kinder mit hochgradiger und 3 Kinder mit einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit erhielten Sprachtherapie. Zusätzlich wurde je 1 Kind mit mittelgradig, hochgradig und an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit mit Ergotherapie gefördert. Diese 3 Kinder hatten Schwierigkeiten in der Aufmerksamkeitssteuerung zeigten bei altersgemäßer Gesamtintelligenzentwicklung. Sie Schwächen im Behalten wie im Vorstellen von Handlungabläufen. Die Bewegungsmuster waren leicht unkoordiniert. Im Vergleich zur einseitig resthörigen Schwerhörigkeit wurde der große Anteil der hochgradig hörgestörten Kinder durch Sprachtherapie gefördert. Dies könnte darin liegen, dass bei den einseitig an Taubheit grenzend schwerhörigen Kindern eine Hörstörung relativ spät erworben wurde. Nach Angaben von Löwe, Bess/ Tharpe, Brookhouser kann eine einseitige Schwerhörigkeit ab einem mittelgradigen Ausmaß die kognitive und kommunikative und sozioemotionale Entwicklung des Kindes nachteilig beeinflussen, insbesondere bei frühem Beginn der Hörstörung. Auch aus der tierexperimentellen Forschung von Walger ist bekannt, dass eine Deprivation Deprivation während kritisch- sensibler der Schalleitung wie auch die cochleäre Phasen der Reifung der Hörbahn zu Reifungsverzögerung auf der deprivierten Seite führt. ___________________________________________________________________________________Seite 95 Zusammenfassung ___________________________________________________________________________________ 7. Zusammenfassung 100 von 7225 Kindern sind im Zeitraum von Juni 1988 bis März 1999 mit einseitiger Hörstörung im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie in der Vestischen Kinderklinik Datteln der Universität Witten / Herdecke untersucht worden. Die Inzidenz einer einseitigen Hörstörung im unseren Patientengut wurde mit 14 von 1000 Kindern angegeben. Diese 100 Akten von einseitig schwerhörigen Kindern wurden entschlüsselt. In 61% lag die einseitige Hörstörung bei Jungen vor, in 39% bei Mädchen. Das rechte Ohr war in 52%, das linke Ohr in 48% der Fälle betroffen. In der überwiegenden Zahl waren die Hörstörungen hochgradig bis resthörig. Von den 100 Kindern mit einseitigen Hörstörungen waren 63 Kinder mit Hörgeräten versorgt (davon zeigten 12 Kinder eine mittelgradige Schwerhörigkeit, 24 Kinder eine hochgradige Schwerhörigkeit und 27 Kinder eine an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit). 37 Kinder erhielten keine Hörgeräte (davon 5 Kinder mit einer leichtgradigen Schwerhörigkeit, 21 Kinder mit einer mittelgradigen Schwerhörigkeit, 8 Kinder mit einer hochgradigen und 3 Kinder mit einer an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit). In 66% der Fälle konnte die Ursache der einseitigen Schwerhörigkeit geklärt werden. Bei 2 Kindern lag ein Vererbungsmodus vor, 22 Kinder hatten kongenitale Fehlbildungen des äußeren Ohres (Dysplasie der Ohrmuschel I bis III Grades, Gehörgangstenosen/ komplette Atresien). auf. Bei 3% der Kinder waren 3 Kinder wiesen ein Goldenhar -Syndrom intrauterine Infektionen (Röteln und Cytomegalie) die vermutete Ursache der Schwerhörigkeit. 10% der Risikokindern (Frühgeburt, Geburtsgewicht unter Kinder gehörten zu den perinatalen 1500 Gramm, Asphyxie und Hyperbilirubinämie). Die häufigsten Ursachen für die Schwerhörigkeit waren in 29% der Fälle postnatal erworbene Hörstörungen, (9 % nach Meningitis, 6% nach Mumps, 10% nach Mittellohrkrankungen, 3% nach Trauma und 1% nach ototoxischen Medikamenten). In 34 % der Fälle waren die Ursachen nicht zu eruieren. Laut der Auswertung einer von uns durchgeführten Fragebogenaktion wurde der Verdacht auf eine einseitige Schwerhörigkeit in je 49% der Fälle durch die Eltern und ___________________________________________________________________________________Seite 96 Zusammenfassung ___________________________________________________________________________________ die Ärzte gestellt. Wobei in 8% der Fälle die Schwerhörigkeit erst bei der Einschulungsuntersuchung festgestellt wurden. Unsere Studie zeigt eine deutliche Verbesserung der Daten für die Früherkennung der einseitigen Schwerhörigkeit. Das mittlere Alter aller 100 Kinder lag bei der Diagnose bei 60 Monaten bzw. 5 Jahren (Median 60 Monate). Bei abgeschlossener Hörgeräteversorgung lag das mittlere Alter bei 73 Monaten (Median 65 Monate). Die Ergebnisse zeigten, dass die einseitig hörgestörten Kinder durch den Hörausfall erhebliche sekündäre Symptomatiken entwickeln konnten. Nach Angaben der Eltern zeigten die Kinder Störgeräuschen, neben der Unsicherheiten Konzentrationsfähigkeit, Hörstörung im Verhaltensauffälligkeiten, Sprachverständnisprobleme Richtunghören, emotionale bei eingeschränkte Unzufriedenheit sowie Schlafsstörungen. Die Hörgeräteversorgung wurde des zur Verbesserung der räumlichen Orientierung und Sprachverstehens im Störschall angeboten. Nach der Hörgeräteversorgung waren deutliche Verbesserungen zu sehen. Die sprachaudiometrischen Befunde zeigten, dass durch die Verbesserung Hörgeräteversorgung der emotionalen ein deutlicher Befindlichkeit Sprachverständnisgewinn, erzielt, sowie die Orientierung eine in Alltagssituationen erleichtert wurde. Das andere Ziel unserer Studie war die Hörgeräte- Trageakzeptanz der einseitig hörgestörten Kinder zu untersuchen. Durchschnittlich 5 Monate nach der Hörgeräteanpassung wurde die Trageakzeptanz der verschiedenen Hörgerätetypen (CROS- Versorgung, HdO- Hörgeräte, KL- Hörgeräte) auf einer 4 Punkte Likert- Skala beurteilt. Die Akzeptanz des Hörgerätes wurde mit Hilfe der Beurteilung der Eltern ausgewertet. 64% der Kinder akzeptierten demnach ihr Hörgerät „sehr gut“ (1) bzw. „ gut“(2). 28% der Kinder nahmen ihre Hörgeräte „ mäßig“ (3) an. 8% der Kinder akzeptierten ihr Hörgerät „ schlecht“ (4). Diese Kinder trugen ihre Hörgeräte täglich nur 1 Stunde oder weniger. Der Mittelwert der Hörgeräteakzeptanz der 2,2. Nach der Hörgeräteversorgung bemerkten Eltern und Patienten betrug Kinder subjektive Veränderungen wie: bessere Fähigkeit zu lokalisieren und geringeres Bedürfnis nachzufragen. Die Kinder gaben an, mit den Hörgeräten gut zu hören. Die Hörkompetenz dieser Kinder war im Störschall erhöht, die Konzentration verbessert und Hörermüdung verringert. Innerhalb kurzer Zeit bemerkten die Kinder selbst, dass ihr Hörgerät funktionsuntüchtig wurde. ___________________________________________________________________________________Seite 97 Zusammenfassung ___________________________________________________________________________________ Generelle beidohrige Sekundärproblematik Durchführung des Neugeberenen- Hörscreenings kann die des einseitig hörgestörten Kindes in einem erheblichen Prozentsatz einschränken. Eine frühe Erkennung der einseitigen Hörstörung und ein frühes Hörgeräteangebot sollten weiterhin verbessert werden. Zur Reduzierung der sekundären Folgen im kognitiven und kommunikativen Bereich wird eine sonderpädagogische und/ oder logopädische Therapie empfohlen. Bei der Erkennung, Behandlung und Begleitung eines einseitigen Hörverlustes ist eine umfassende Aufklärung der Eltern, der ErzieherInnen und LehrerInnen zur möglichen Problematik unbedingt erforderlich. ___________________________________________________________________________________Seite 98 Anhang ___________________________________________________________________________________ Anhang Dieser Untersuchung zugrundeliegender Erhebungsbogen 1. Name: 2. Risikofaktoren für die Schwerhörigkeit: geboren: m 3. Alter bei Diagnose: w Jahre 4. Problemdarstellung: : a). Lokalisation: unauffällig auffällig keine Angaben b). Diskrimination: unauffällig auffällig keine Angaben unauffällig auffällig keine Angaben o.B. unsicher keine Angaben c). Sprachentwicklung: e). Vestibularisbeteiligung: 5. Kinderkrankheiten: Masern Mumps 6. Operationen im Fachbereich: Keuchhusten Röteln AT Drei- Tage Fieber Windpocken TE 7. Nebenbefunde / Zusatzerkrankungen: Paracent Ja Scharlach PE keine Angaben Welche: 8. Ätiologie der Schwerhörigkeit: Unbekannt 9. Art der Schwerhörigkeit: Schalleitung. Schallempf. Sensoneurale Kombinierte 10. HG- Versorgung: re re Angebot: Abgelehnt ( Anzahl ): Später angenommen: HG- Typ: li li Grad der Schwerhörigkeit: leicht Hochgrad mittel an. T.grenzend Alter: Abschluß: Monaural Jahre Dauer: CROS ___________________________________________________________________________________Seite 99 Anhang _____________________________________________________________________________________ Akzeptanz des HG: 10. Tonaudiometrie: Sehr gut mit Vertäubung 0.5 kHz Gut Mäßig Schlecht Ohne Vertäubung 2 kHz 4 kHz 1 kHz Unbekannt 6 kHz Hörendes Ohr ( dB ) Schwerh. Ohr ( dB ) Anmerkungen: 11. Sprachverständnis in %: Hörendes Ohr Schwerh. Ohr Sprachverständnis mit Störgeräusch in %: 12. Lokalisationsfähigkeit: 13.Tympanometrie: ohne HG Audiometrisch Vorhanden Sondenton: mit HG Subjektiv Eingeschränkt 226 Hz Hz re fehlend 1000 li Normaler Befund Paukenerguß TubenbelüftungsStörung Nicht verwertbar Stapediusreflex Rechts: Links Vorhanden nicht vorhanden 14. Mittelohrbefund Rechts Links o.B. Tubenbelüftungss törung Otitis media / PE 15. Andere diagnostische Verfahren Emissionen aus dem Ihnenohr Erhalten: BERA- Screening TEOAE Rechts Links ja ja Ergebnis Rechts o.B DPOAE Echoscreen nein nein Links path o.B Path 35 dB 40 dB 70 dB BERA: ___________________________________________________________________________________Seite 100 Anhang _____________________________________________________________________________________ 16. Häufigkeit der Vorstellung 17. Subjektive Veränderungen nach d. HG- Versorgung Alle Kinder zeigen Fähigkeit zur Lokalisation HG-Versorgung Kinder fragen deutlich weniger nach Kinder Kinder Sprachverstä formulieren, mit bemerken ndnis im Hörgerät gut zu spontan den Störlärm ist hören Ausfall des erhöht Hörgerätes 18. Logopädische Diagnose: 19. Psychologische Diagnose: 20. Fördermaßnahmen Welche: Ja nein 21. Welche Veränderungen wurden durch die Hörgeräteversorgung bemerkt: 21. Anmerkungen: ___________________________________________________________________________________Seite 101 Literatur _____________________________________________________________________________________ 9. Literatur 1. American Academy of Pediatrics (1982). “Joint commitee on infant hearing. Position statement 1982”. Pediatrics 70 (3) 496-497 (1982 ) 2. Baerhold, W., Doberenz, I., Müller. R. Untersuchungen zum einseitigen Hörverlust beim Kind. HNO-Prax.12 VEB Georg Thieme Leipzig, 225-229 (1987 ) 3. Barr, B., Lundström, R. Deafness following maternal rubella. 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Mein Dank geht auch an den DAAD und die Vogelsang- Stiftung, die mir durch die finanzielle Unterstützung meine Ausbildung und Dissertation in der Bundesrepublik Deutschland ermöglicht haben, Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich auf verschiedene Art und Weise bei der Erstellung meiner Doktorarbeit unterstützt haben. ___________________________________________________________________________________Seite 113 Lebenslauf __________________________________________________________________________________________ Lebenslauf Name: Shagdarsuren Vorname: Sarantuya Geburtsdatum: 02.08.1968 Geburtsort: Ulaanbaatar / Mongolei Nationalität: mongolisch Geschlecht: weiblich Konfession: buddhistisch Familienstand: verheiratet, ein Kind Schulbildung 1976 - 1986 Mittelschule in Ulaanbaatar mit Attestat (allgemeine Hochschulreife) Studium: 1986 - 1993 Mongolische Medizinische Universität: Staatsexamen mit der Gesamtnote „ sehr gut“ Berufspraxis: Juli 1993- Juli 1994 Arzt im Praktikum an der HNOUniversitätsklinik / Ulaanbaatar August 1994- Juli 1996 HNO- Arzt Ausbildung an der Universitätsklinik /Ulaanbaatar Sep. 1996- Sep. 1997 Ärztin für HNO- Heilkunde an der mongolischen Universitätsklinik/ Ulaanbaatar Okt.1997- März1999 Als DAAD –Stipendiatin Weiterbildung im Bereich der Phoniatrie und Pädaudiologie im Institut für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Vestischen Kinderklinik / Datteln / Universität Witten Herdecke ___________________________________________________________________________________Seite 114 Lebenslauf __________________________________________________________________________________________ Seit April 1999 Facharztausbildung und Durchführung der Promotionsarbeit „ Das einseitig schwerhörige Kind“ unter Herrn Prof. Dr. med. H. Hildmann, Direktor der Klinik für HNOKrankheiten, Kopf und Halschirurgie der Ruhr Universität Bochum ___________________________________________________________________________________Seite 115