Studienblätter zum AUFBAUKURS MECHANIK LVA Nr. 844.501 Wintersemester 2010/11 Verfasser: Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam Vortragende: Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam Dipl.-Ing. Alexander Tributsch Arbeitsbereich für Angewandte Mechanik Institut für Grundlagen der Bauingenieurwissenschaften Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Studienblätter1 zum AUFBAUKURS MECHANIK LVA Nr. 844.501 Wintersemester 2010/11 Verfasser: Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam Vortragende: Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam Dipl.-Ing. Alexander Tributsch Diese Unterlagen1 dienen ausschließlich als begleitendes Studienmaterial zum Aufbaukurs aus Mechanik (LVA Nr. 844.501), der von C. Adam und A. Tributsch an der LeopoldFranzens-Universität Innsbruck abgehalten wird. Ohne schriftliche Genehmigung des Verfassers ist es nicht gestattet, die Studienblätter oder Teile daraus zu vervielfältigen. Die Studienblätter wurden nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt. Für den Inhalt wird aber keine Gewähr übernommen. Entsprechende Hinweise über Fehler nimmt der Verfasser gerne entgegen. ___________________________________________________________________________ Copyright©2010 Christoph Adam. Alle Rechte vorbehalten. 1 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam ii ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Vorwort Mechanik ist eines der wesentlichsten Fundamente der Ingenieurin und des Ingenieurs, und gute Kenntnisse in diesem Fach werden Ihnen bei Ihrem weiteren Studium, aber noch wichtiger, in Ihrem Berufsleben eine unentbehrliche Stütze sein. Im Aufbaukurs sollen Sie in die Welt der Mechanik hineinschnuppern. Je nach besuchtem Schultypus haben Sie schon einiges davon im Physik/Mechanik/Statik-Unterricht gehört. Es werden die wichtigsten Grundprinzipien der Mechanik vorgestellt und Beispiele dazu gerechnet. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die mechanische Modellbildung gelegt. Außerdem werden die für die Vorlesung aus Mechanik 1 notwendigen mathematischen Grundlagen erläutert. Viel Erfolg bei Ihrem Studium! Innsbruck, im September 2010 Christoph Adam AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 1 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ GRUNDBEGRIFFE DER MECHANIK Einteilung der Mechanik Die Mechanik ist die Lehre von ruhenden und bewegten Körpern, auf die Kräfte einwirken. Sie ist eine Erfahrungswissenschaft, bei der die entwickelten Theorien durch Experimente bestätigt werden müssen. Die Grundlage sind Axiome (Erfahrungssätze), die das reale Verhalten der Körper unter Verwendung von Idealisierungen und Abstraktionen hinlänglich genau beschreiben. Ein Axiom ist damit eine Aussage, die grundlegend ist und deshalb nicht innerhalb ihres Systems begründet werden kann bzw. muss. Nach dem Untersuchungsgegenstand unterscheidet man zwischen der Mechanik der festen Körper (starr oder verformbar) und der Mechanik der flüssigen Körper (tropfbar bzw. gasförmig). Das Gesamtgebiet der Mechanik lässt sich in die Gebiete Kinematik, Statik und Dynamik einteilen. Kinematik In der Kinematik wird die Bewegung von Körpern studiert, ohne auf deren Ursache einzugehen. Statik In der Statik wird die Wirkung von Kräften auf Körper untersucht, die sich in Ruhe oder in gleichförmiger Bewegung (d.h. im Gleichgewicht) befinden. Dynamik Die Dynamik studiert den Zusammenhang zwischen der beschleunigten Bewegung von Körpern und der Einwirkung von Kräften. AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 2 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Grundgrößen der Mechanik SI Einheiten Länge (Meter [m]) Zeit (Sekunde [s]) Masse (Kilogramm [kg]) Abgeleitete Einheiten Geschwindigkeit [m/s] Beschleunigung [m/s2] Kraft (Newton [N], [kg m/s2]) Ein Newton entspricht derjenigen Kraft, die einem Körper mit der Masse von einem Kilogramm eine Beschleunigung von einem Meter je Sekundenquadrat erteilt. SI Präfixe 1 000 000 000 1 000 000 1 000 0,001 0,000 001 0,000 000 001 109 106 103 10-3 10-6 10-9 Giga Mega Kilo Milli Mikro Nano G M k m μ n Die Newtonschen Axiome der Mechanik Das erste Newtonsche Axiom - Trägheitsprinzip Ein Körper beharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung, solange die Summe aller auf ihn einwirkenden Kräfte gleich Null ist. Die Geschwindigkeit eines solchen sich „frei “ bewegenden Körpers ist nach Betrag und Richtung konstant. Das zweite Newtonsche Axiom - Beschleunigungsprinzip (Aktionsprinzip bzw. dynami- sches Grundgesetz) Durch einwirkende Kräfte erfährt ein Körper eine Beschleunigung, die der Kraft proportional ist und deren Richtung besitzt. Bei konstanter Masse gilt: Kraft = Masse x Beschleunigung. Das dritte Newtonsche Axiom - Wechselwirkungsprinzip (Reaktionsprinzip) Übt ein Körper auf einen zweiten Körper eine Kraft aus, so übt der zweite Körper auf den ersten eine gleich große Gegenkraft aus, die entgegengesetzt der ersten Kraft gerichtet ist. AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 3 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ KINEMATIK DER GERADLINIGEN BEWEGUNG Ein Punkt bewegt sich entlang einer geraden Linie, deren Richtung durch den Einheitsvektor e vorgegeben ist. Der Ursprung des Vektors e ist das sogenannte Bezugssystem, von dem der Punkt beobachtet wird. Die Lage des Punktes zum Zeitpunkt t ist durch die Ortskoordinate r(t) festgelegt, deren Ursprung im Bezugssystem liegt. "t0 " P2 s(t) Bezugssystem e "t2 " "t " P Δr r2 r P0 r0 Die Ortskoordinate r(t) gibt keinen Aufschluss über den zeitlichen Ablauf der Bewegung. Bezieht man die Differenz der Ortskoordinaten r2 und r zu den Zeitpunkten t2 > t und t auf das zugehörige Zeitintervall t = t2 t , erhält man die mittlere Geschwindigkeit, ( ) vm = r2 r(t) r(t + t) r(t) r = = = tan t2 t t + t t t ( ) welche ein Maß für die Schnelligkeit der Bewegung zwischen den betrachteten Orten ist. Je schneller sich der Punkt von P nach P2 bewegt, desto größer ist vm . Je kleiner das Zeitintervall t gewählt wird, eine desto genauere Aussage gibt vm über die Geschwindigkeit des Punktes beim Passieren des Ortes P(t) . Durch den Grenzübergang t 0 erhält man die (Momentan-) Geschwindigkeit r dr = r t0 t dt ( ) v(t) = lim r r2 v(t) Δr α β r Ort-Zeit-Diagramm Δt r0 t0 t t2 t AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 4 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ des Punktes zum Zeitpunkt t . Im Ort-Zeit-Diagramm verläuft die Geschwindigkeit tangential zur Ort-Zeit-Kurve, d.h. v(t) = tan Mit r(t) und v(t) ist die geradlinige Bewegung eines Punktes vollständig beschrieben. Wenn die Geschwindigkeit im Zeitraum zwischen t0 und t immer größer gleich Null ist, v 0 , berechnet sich der in diesem Zeitraum zurückgelegte Weg s gemäß s(t) = r(t) r0 Dabei ist r0 die Lage des Punktes bei Beginn der Beobachtung zum Zeitpunkt t0 . In der Mechanik spielt zusätzlich die kinematische Größe der Beschleunigung eine wesentliche Rolle (zweites Newtonsches Axiom). Die mittlere Beschleunigung ist wie folgt definiert: am = v2 v(t) v(t + t) v(t) v = = t2 t t + t t t Der Grenzübergang t 0 ergibt die (Momentan-)Beschleunigung v dv d 2r a(t) = lim = v = r t0 t dt dt 2 ( ) ( ) Damit entspricht die Steigung der Tangente der Kurve im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm zum Zeitpunkt t der Beschleunigung, a(t) = tan v v0 v2 Δv v Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm γ t0 t2 t a(t) Δt t AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 5 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Bewegung des freien Falls An einem festen Ort auf der Erde und ohne Vorhandensein von Luftwiderstand fallen alle Körper mit derselben konstanten Beschleunigung. Der Vektor der Fallbeschleunigung ist gegen den Erdmittelpunkt gerichtet und entspricht in etwa der Erdbeschleunigung. Deren Betrag g hat einen Wert von ungefähr 9,81 m/s2. v0 r0 v r "t = 0" −g ez "t" ez Integration von a= dv dt dt nach der Zeit liefert unter Berücksichtigung, dass beim freien Fall a = g = const , das folgende Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz: t v(t) = a d + v0 = g t + v0 t=0 v0 = v(t = 0) ist die zum Zeitpunkt t = 0 bekannte Anfangsgeschwindigkeit. Mit einer weite- ren Zeitintegration von v= dr dt dt erhält man mit der Anfangslage r0 = r(t = 0) das Ort-Zeit-Gesetz des freien Falls, t r(t) = t=0 v d + r0 = g t2 + v0t + r0 2 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 6 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ KRAFT UND KRÄFTEGRUPPEN. GLEICHGEWICHTSBEDINGUNGEN Eine Kraft ist eine gerichtete Größe, die sich der unmittelbaren Beobachtung entzieht. Man erkennt sie an ihren Auswirkungen: Festgehaltene Körper werden verformt. Bewegliche Körper werden in Bewegung gesetzt. Nach ihrer Ausdehnung unterscheidet man zwischen Einzelkräften (Maßeinheit: Newton [N]), Linienkräften (Maßeinheit [N/m]), Flächenkräften (Maßeinheit [N/m2]) und Volumenkräften (Maßeinheit [N/m3]). Die Einzelkraft Eine Einzelkraft F ist eine vektorielle Größe, die durch den Betrag F , die Richtung und Angriffspunkt den Angriffspunkt festgelegt ist. F Wirkungslinie F= F Eine in der (x,y)-Ebene liegende Einzelkraft kann durch ihre koordinatenparallelen Komponenten X und Y dargestellt werden, y F X Y F = X ex + Y e y = Y X 0 x Die Addition von zwei Kräften liefert die Resultierende R , R = F1 + F2 = F2 + F1 F1 F1 F2 F2 R R ≡ F2 Lageplan Kräfteplan F1 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 7 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Die Gewichtskraft Gemäß dem zweiten Newtonschen Axiom entsteht während des freien Falls eines Körpers mit der Masse m durch die Fallbeschleunigung g die Gewichtskraft G , die gegen die Erdoberfläche gerichtet ist, G = mg ez = G ez , G = mg Ihr Betrag G wird als Gewicht bezeichnet. freier Fall Ruhelage Reaktionskraft Ruhelage Reaktions- und Aktionskraft G G m G = mg bzw. ez G = −mg ez Untergrund A=G ez G A=G G ez A = −G Schnitt B = A= G B = −A= G A = −G Untergrund Wenn sich der Körper nach dem Auftreffen auf den Untergrund in Ruhe befindet, verschwindet die auf ihn wirkende Gewichtskraft nicht. Da das erste Newtonsche Axiom besagt, dass die auf den ruhenden Körper wirkende Gesamtkraft (resultierende Kraft) Null ist, muss auf den Körper eine betragsmäßig gleich große nach oben gerichtete Gegenkraft A wirken: (vektoriell) G + A = 0 A = G ez : G + A = 0 A = G (skalar) Diese Gegenkraft wird Kontaktkraft oder Reaktionskraft genannt. Laut dem dritten Newtonschen Axiom ist die vom Körper auf den Untergrund ausgeübte Kraft B entgegengesetzt der Kraft A gerichtet: B = A= G (vektoriell) B= A=G (skalar) AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 8 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Das zentrale ebene Kraftsystem Ein zentrales ebenes Kraftsystem besteht aus mehreren in einer Ebene liegenden Einzelkräften, die einen gemeinsamen Angriffspunkt haben. F2 Fi Yi y A F1 Xi Fn R A y x x Reduktion des zentralen ebenen Kraftsystems im Angriffspunkt Die Resultierende R im Angriffspunkt ersetzt die Wirkung der Einzelkräfte statisch äquivalent, n R = F1 + F2 + ... + Fn = Fi i=1 Die Ebene, in der die Kräfte liegen, wird hier durch ein kartesisches (x,y)-Koordinatensystem festgelegt. Werden die Kräfte in Richtung dieser Koordinaten zerlegt, Fi = X i ex + Yi e y kann die Resultierende wie folgt komponentenweise dargestellt werden: n Rx = X1 + X 2 + ... + X n = X i , i=1 n Ry = Y1 + Y2 + ... + Yn = Yi i=1 R = Rx ex + Ry e y Gleichgewichtsbedingungen des ebenen zentralen Kraftsystems Für ein zentrales ebenes Gleichgewichtssystem gilt, dass R=0 bzw. n n i=1 i=1 Rx = X i = 0 , Ry = Yi = 0 Diese beiden skalaren Gleichgewichtsbedingungen sind für Gleichgewicht eines zentralen Kraftsystems notwendig. AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 9 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Das Moment einer Kraft Unter dem Moment einer Kraft in Bezug auf einen Punkt 0, der nicht auf der Wirkungslinie liegt, versteht man das Produkt aus dem Betrag F der Kraft F und dem Normalabstand a der Wirkungslinie von diesem Punkt, Drehrichtung 0 M = Fa F a a wird auch Hebelarm genannt. Die Maßeinheit des Moments ist Newtonmeter [Nm]. Das Kräftepaar Ein Kräftepaar besteht aus zwei parallelen, gleich großen, entgegengesetzt gerichteten Einzelkräften, die nicht auf derselben Wirkungslinie liegen. positive Drehrichtung y F Y y a y′ −F A X A′ z x′ x x Ein Kräftepaar übt auf einen Körper eine Drehwirkung aus und stellt somit eine Kraftwirkung dar, die durch zwei Bestimmungsstücke charakterisiert ist, nämlich dem Moment M und der Orientierung der Wirkungsebene, welche durch den Normalenvektor en festgelegt ist. Diese Bestimmungsstücke werden zum Momentenvektor M zusammengefasst, der orthogonal zur Wirkungsebene gerichtet ist. Liegt das Kräftepaar in einer (x,y)-Ebene, besitzt der Momentenvektor nur eine Komponente in z-Richtung. Er berechnet sich zu M = x x Y y y X ez ( ) ( ) , M = M = Fa x und y sind dabei die Koordinaten eines beliebigen Punktes A auf der Wirkungslinie von F , und x , y die Koordinaten eines beliebigen Punktes A auf der Wirkungslinie von F . AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 10 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Reduktion einer Einzelkraft Eine Einzelkraft F mit dem Angriffspunkt A soll in einen Punkt 0 reduziert werden, der nicht auf der Wirkungslinie liegt. F y A 0 x Dazu wird durch den Reduktionspunkt 0 ein zentrales Gleichgewichtssystem aus den beiden Kräften F und F gelegt. Man erkennt, dass die Kraft F mit dem Angriffspunkt A und die Kraft F mit dem Angriffspunkt 0 ein Kräftepaar in 0 mit dem Momentenvektor M 0 bilden. Die Wirkung der Einzelkraft F bezüglich eines Punktes 0, der nicht auf der Wirkungslinie liegt, wird damit statisch äquivalent durch den Momentenvektor M (0) und der Einzelkraft F in 0 beschrieben. F y F y F Y y 0 A X 0 x a x −F x M (0) Kräftepaar Liegt die Kraft in einer (x,y)-Ebene und wird diese in den Koordinatenursprung 0 reduziert, kann der Momentenvektor M (0) wie folgt berechnet werden: M (0) = M (0) ez = xY y X ez ( ) x und y sind dabei die Koordinaten vom Bezugspunkt 0 zu einem beliebigen Punkt auf der Wirkungslinie von F (und nicht notwendigerweise von 0 zu A). AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 11 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Das allgemeine ebene Kraftsystem Das allgemeine ebene Kraftsystem ist eine Kräftegruppe aus mehreren in einer Ebene liegenden Kräften, die verschiedene Angriffspunkte haben. Fi F1 F2 R Yi y ri A′ 0 Xi yi y Fn xi 0 x M A′ A′ x Reduktion des allgemeinen ebenen Kraftsystems in den Bezugspunkt A Jede Kraft wird getrennt in den Punkt A reduziert. Anschließend werden die Kräfte und die Momentenvektoren addiert. F1 in A und M1 = x1 Y1 y1 X1 ez ( ) Fi in A und M i = xi Yi yi X i ez ( ) Fn in A und M n = xn Yn yn X n ez ( ) n n R = Fi in A und M A = xi Yi yi X i ez ( i=1 ) i=1 Rx = X i , Ry = Yi , R = Rx ex + Ry e y n n i=1 i=1 Gleichgewichtsbedingungen des allgemeinen ebenen Kraftsystems R = 0 , M A = 0 bzw. n n n i=1 i=1 i=1 ( ) Rx = X i = 0 , Ry = Yi = 0 , M A = xi Yi yi X i = 0 Für eine einzelne starre Scheibe sind die drei Gleichgewichtsbedingungen notwendig, da diese drei Freiheitsgrade (unabhängige Bewegungsmöglichkeiten) besitzt. AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 12 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Das ebene Parallelkraftsystem Der Spezialfall eines ebenen Parallelkraftsystems liegt vor, wenn die Wirkungslinien der Kräfte eines allgemeinen ebenen Kraftsystems parallel sind. y y Fi F1 Fn R F2 0 x1 x2 0 xn x xi x M (0) Für die folgenden Betrachtungen wird angenommen, dass die Kräfte in einer (x,y)-Ebene liegen. Wird die y-Koordinate so gewählt, dass diese parallel zu den Wirkungslinien liegt, besitzen die Kräfte nur eine Y-Komponente, Fi = Yi e y , i = 1,..., n Reduktion des ebenen Parallelkraftsystems in einen allgemeinen Bezugspunkt 0 Die Reduktion in den Punkt 0 ergibt: n n n n n R = Fi = e y Yi = R e y , R = Yi , M (0) = ez xi Yi = M (0) ez , M (0) = xi Yi i=1 i=1 i=1 Der Kräftemittelpunkt i=1 i=1 Der momentenfreie Angriffspunkt AM der Resultierenden R wird Kräftemittelpunkt genannt. Da das Moment um den Kräftemittelpunkt AM definitionsgemäß Null ist, gilt: ez : M ( M ) 0 = M (0) x M R R y R 0 M (0) AM xM x AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 13 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Aus dieser Beziehung folgt die Koordinate des Kräftemittelpunktes in x-Richtung, xM M (0) = = R n 1 xi Yi n Yi i=1 i=1 F1′ R y y1 F1 yi R′ yM yn R′ Fi′ 0 M (0)′ Fi AM Fn Fn′ π / 2 x xM Zur Berechnung der Koordinate y M denkt man sich die Kräfte positiv um / 2 verschwenkt, Fi = Yi ex , i = 1,..., n Reduktion der verschwenkten Kräfte in den Punkt 0 liefert: n n n n n R = Fi = ex Yi = R ex , R = Yi , M (0) = ez yi Yi = M (0) ez , M (0) = yi Yi i=1 i=1 i=1 i=1 i=1 Das Moment der verschwenkten Kräfte muss um den Kräftemittelpunkt AM verschwinden, ez : M ( M ) 0 = M (0) y M R Auflösen dieser Beziehung nach y M ergibt: yM = M 0 = R 1 n n yi Yi Yi i=1 i=1 Zusammenfassend können die Koordinaten des Kräftemittelpunktes AM wie folgt angeschrieben werden: xM = 1 n Yi i=1 n xi Yi , y M = i=1 1 n n yi Yi Yi i=1 i=1 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 14 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Schwerpunkt einer Scheibe Man stößt auf ein eben verteiltes Parallelkraftsystem, wenn man eine Scheibe mit konstanter Dicke betrachtet, deren Mittelebene normal zur Erdoberfläche steht. Denkt man sich die Fläche der Scheibe A mosaikförmig aus n kleinen Flächenelementen Ai ( i = 1,..., n ) zusammengesetzt, so besitzt jedes dieser Teilchen das Volumen Vi und die Masse mi , Vi = h Ai , mi = i Vi = i h Ai , i = 1,..., n h ist die Scheibendicke und i bezeichnet die Massendichte im iten Scheibenelement. ΔAi , ρi z zi zS ΔGi V=hA z zS S dy z V=hA dz ρ dA dG G yS yi S G y y Auf dieses Element wirkt die Gewichtskraft Gi , Gi = mi g ez = Gi ez , Gi = mi g , yS y i = 1,..., n wobei die z-Koordinate von der Erdoberfläche nach oben positiv gerichtet ist. Gi ist das Gewicht des Scheibenelementes. Die Resultierende der Gewichtskräfte aller Scheibenelemente ist gleich der Gewichtskraft der gesamten Scheibe, n n n n G = Gi = Gi ez = g ez mi = h g ez i Ai = m g ez = G ez i=1 i=1 i=1 i=1 m ist die Masse und G ist das Gewicht der Scheibe, n n i=1 i=1 m = mi = h i Ai , G = mg Der Kräftemittelpunkt AM eines schweren Körpers wird Schwerpunkt S genannt. Diesen gewinnt man für die betrachtete Scheibe gemäß den zuvor hergeleiteten Beziehungen für ein ebenes Parallelkraftsystem. Für das in der oben stehenden Abbildung eingezeichnete (y,z)Koordinatensystem erhält man: AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 15 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ n 1 yS = n Gi hg n h n yi Gi = G yi i Ai = m yi i Ai i=1 i=1 i=1 i=1 zS = 1 n n zi Gi = Gi i=1 hg n h n zi i Ai = zi i Ai G i=1 m i=1 i=1 Da die Schwerkraft über die ganze Scheibenfläche A kontinuierlich verteilt ist, muss man sich die Flächenelemente Ai unendlich klein vorstellen. Mathematisch ausgedrückt wird der Grenzübergang Ai 0 ausgeführt. Aus der Summe von ursprünglich endlich vielen und endlich großen Summanden wird daraus beim Grenzübergang die Summe von unendlich vielen, unendlich kleinen Summanden, welche man als Integral bezeichnet. Das heißt: , Ai dA , yi y , zi z , i (xi , yi ) (x, y) Die exakten Gleichungen für die Koordinaten des Schwerpunktes lauten also: yS = h h y dA , z S = z dA , mA mA m = h dA A Die Lage des geometrischen Schwerpunktes S ( A) (auch Flächenschwerpunkt genannt) einer ebenen Fläche entspricht dem Schwerpunkt einer homogenen Scheibe, da bei dieser die Dichte in jedem Punkt gleich groß ist ( = const ). Die Lage von S ( A) berechnet sich dann gemäß yS ( A) = 1 1 y dA , z S ( A) = z dA AA AA Mit dA = dy dz wird daraus yS ( A) = 1 1 y dy dz , z S ( A) = z dy dz A A A A Ist eine ebene Fläche A aus n Teilflächen Ai zusammengesetzt, deren Teilschwerpunkte ( yi , zi ) bekannt sind, können die Integrale wieder in eine endliche Summe umgewandelt werden: yS ( A) = 1 n 1 n ( A) y A , z = i i S zi Ai A i=1 A i=1 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 16 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ EBENE STABTRAGWERKE Mechanische Modellbildung für Stabtragwerke Ein Tragwerk, dessen Querschnittsabmessungen klein im Verhältnis zu seiner Längserstreckung sind, kann als Stab idealisiert werden. Im mechanischen Modell wird ein Stab durch seine Stabachse repräsentiert, welche als die Verbindungslinie der geometrischen Querschnittsschwerpunkte definiert ist. Gerade Stäbe, die vorwiegend quer zu ihrer Stabachse belastet werden, bezeichnet man als Balken bzw. Träger. Mechanische Modellbildung am Beispiel einer Fußgängerbrücke Tragwerk: Fußgängerbrücke Zugehöriges mechanisches Modell: Einfeldträger q Gleichlast (z.B. Eigengewicht) Gelenk Stabachse Festlager Gleitlager Auflagerreaktionen L Stützweite Ausgewählte Trägerquerschnittsformen Rechteckquerschnitt I-Querschnitt Kastenquerschnitt, Verbundquerschnitt Kreisquerschnitt AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 17 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Auflager Ein Auflager (Lager) verbindet ein Tragwerk mit seiner Umgebung. Kräfte, welche über Auflager in die Umgebung übertragen werden, heißen Auflagerreaktionen. Die Anzahl der eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten ist die Wertigkeit r eines Auflagers. Gelenkiges Gleitlager: einwertig, r = 1 Rollenlager Bewegungsmöglichkeit Symbol, Kraftübertragung Pendelstütze Gelenkiges Festlager: zweiwertig, r = 2 Zapfenlager Lagerbock Vollständige Einspannung: dreiwertig, r = 3 Statische Bestimmtheit eines Tragwerks Ein Tragwerk ist (äußerlich) statisch bestimmt, wenn die Auflagerreaktionen allein aus den Gleichgewichtsbedingungen berechnet werden können. Bei einem (äußerlich) statisch unbestimmten Tragwerk sind zur Bestimmung der Auflagerreaktionen neben den Gleichgewichtsbedingungen auch Formänderungsbedingungen zu erfüllen, d.h. hier spielen auch die Querschnittsabmessungen und die Werkstoffeigenschaften eine Rolle. Überprüfung der statischen Bestimmtheit eines ebenen Tragwerks: > 0 : bewegliches (kinematisches) System 3n r = 0 : notwendige Bedingung für statisch bestimmte Lagerung < 0 : notwendige Bedingung für statisch unbestimmte Lagerung n Anzahl der Tragwerksscheiben r Summe der Auflagerwertigkeiten Summe der Wertigkeiten der Bindungselemente zwischen den Tragwerksscheiben. z.B. Vollgelenk: = 2 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 18 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Mechanische Modelle von Stabtragwerken Kragträger Einfeldträger/ beidseitig gelenkig gelagerter Träger Einspannung n = 1, r = 3 n = 1, r = 3 Gerberträger Gerbergelenk (Vollgelenk) n = 2, r = 4, ν = 2 Durchlaufträger (hier Zweifeldträger) n = 1, r = 4 Halbgelenk Rahmen biegesteife Rahmenecke Riegel Stiel n = 1, r = 3 Dreigelenkbogen n = 2, r = 4, ν = 2 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 19 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Einfluss der Konstruktion auf das statische System Beispiele anliegende Leiter Dachträger aus Holz eingehängte Leiter AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 20 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Schnittgrößen Die inneren Kräfte Innerhalb eines Tragwerks wirken zwischen den Elementen die sogenannten inneren Kräfte, welche durch die von außen einwirkenden Kräfte verursacht werden. Durch die inneren Kräfte wird das Material des Tragwerks beansprucht. Es ist der Nachweis zu erbringen, dass die Materialbeanspruchung eines Tragwerks innerhalb der zulässigen Grenze liegt. Die inneren Kräfte werden über den Stabquerschnitt zu Resultierenden zusammengefasst. Bei ebenen Stabtragwerken sind diese Resultierenden der inneren Kräfte das Biegemoment M, die Querkraft Q und die Normalkraft N. In einem Stab kann dann ein Biegemoment auftreten, wenn die Relativverdrehung zweier benachbarter Querschnitte verhindert ist (d.h. es ist kein Gelenk dazwischen geschaltet). Die Querkraft entsteht dadurch, dass zwei benachbarte Querschnitte keine Relativverschiebung normal zur Stabachse ausführen können. Voraussetzung für das Auftreten einer Normalkraft ist die verhinderte Relativverschiebung zweier benachbarter Querschnitte in Längsrichtung. F q Schnittgrößen: M(x) Biegemoment an der Stelle x x Q(x) Querkraft an der Stelle x N(x) Normalkraft an der Stelle x Schnitt z Q(x) F M(x) M(x) x N(x) q N(x) Q(x) z positives Schnittufer negatives Schnittufer AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 21 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Schnittprinzip Die Resultierenden der inneren Kräfte werden durch das Aufschneiden des Tragwerks freigelegt. Deshalb werden sie auch Schnittgrößen genannt. Gemäß dem Schnittprinzip wird der abgetrennte Tragwerksteil statisch äquivalent durch das Biegemoment, die Querkraft und die Normalkraft ersetzt, damit er wie das Gesamtsystem reagiert. Am Schnitt des zweiten Tragwerksteiles (d.h. am gegenüberliegenden Schnittufer) sind die Schnittgrößen entgegengesetzt gerichtet anzusetzen. Wenn beide Teile wieder zusammengefügt werden, heben sich so die Resultierenden der inneren Kräfte auf. Die Schnittgrößen werden mit Hilfe der Gleichgewichtsbeziehungen des ebenen allgemeinen Kraftsystems bestimmt, welche auf einen der beiden Tragwerksteile angewendet werden. Wenn das Gesamtsystem im Gleichgewicht ist, müssen auch alle Teilsysteme im Gleichgewicht sein. Schnittgrößenverläufe In Abhängigkeit von den äußeren Kräften kann à priori eine qualitative Aussage gemacht werden, welcher Funktion die Schnittgrößen entlang der Stabachse gehorchen. Untenstehend ist exemplarisch das Verhalten der Querkraft und des Momentes in einem Stabteil in Abhängigkeit von der äußeren Belastung dargestellt. Belastung q(x) unbelastet Einzelkraft F dQ = −q dx dM =Q dx d2 M dx 2 = −q Querkraftverlauf Q(x) konstant Sprung Gleichlast q0 Trapezlast linear quadrat. Parabel 1 F Biegemomentenverlauf M(x) linear Knick 1 F q0 quadrat. Parabel kub. Parabel AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 22 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ EBENE FACHWERKE Ein Fachwerk ist ein Tragwerk, welches aus miteinander gelenkig verbundenen geraden Stäben besteht. Liegen alle Stabachsen in einer Ebene, spricht man von einem ebenen Fachwerk. Mechanische Modellbildung bei Fachwerken Die statischen Untersuchungen erfolgen am mechanischen Modell des idealen Fachwerks, welches die folgenden Eigenschaften besitzt: Die Achsen der Fachwerkstäbe sind gerade. Die Stäbe sind an den Knoten durch reibungsfreie Gelenke verbunden. Die Achsen der an einem Knoten angeschlossenen Stäbe schneiden sich in einem Punkt. Die äußeren Kräfte werden als Einzelkräfte idealisiert, die nur in den Knoten angreifen. Mechanische Modellbildung am Beispiel eines Dachträgers Tragwerk: Dachträger Zugehöriges mechanisches Modell Obergurt Diagonale/Strebe Knoten Pfosten/Ständer Untergurt Statische Bestimmtheit eines ebenen Fachwerks Notwendige Bedingung für ein innerlich und äußerlich statisch bestimmtes ebenes Fachwerk: n + r = 2k n Anzahl der Stäbe r Summe der Auflagerwertigkeiten k Anzahl der Knoten AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 23 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Stabkräfte In den Stäben eines idealen Fachwerks werden nur Normalkräfte und keine Biegemomente und Querkräfte übertragen. Die Normalkraft in einem Fachwerkstab wird Stabkraft genannt. Berechnung der Stabkräfte mit dem Rundschnittverfahren Für die Berechnung der Stabkräfte werden die einzelnen Knoten des Fachwerks freigeschnitten und die unbekannten Stabkräfte als Zugkräfte (Konvention) am jeweiligen Knoten angebracht. Die Stabkräfte werden mit den Gleichgewichtsbedingungen des so an jedem Knoten entstandenen zentralen Kraftsystems bestimmt. Bei jedem Rundschnitt dürfen nur zwei unbekannte Stabkräfte freigelegt werden. Rundschnitt F1 B 1 A 4 3 2 Rundschnitt Knoten A S1 ∑Vi = 0 : S2 AH S1 = − AV ∑ H i = 0 : S2 = − AH AV Knoten B F1 α =π /4 S4 S1 S3 ∑Vi = 0 : S1 + ∑ Hi = 0 : S3 2 S3 2 + F1 = 0 ⇒ S3 + S4 = 0 ⇒ S4 AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 24 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ ANHANG: MATHEMATISCHE FORMELSAMMLUNG FÜR MECHANIK Vektoralgebra Komponentendarstellung für einen zweidimensionalen Vektor c in Bezug auf ein kartesisches Koordinatensystem: y cx cx c = = cx ex + c y e y c c y ey cy c = cx2 + c 2y Betrag (Länge) von c : α x ex cx = c cos , c y = c sin Komponenten von c : 1 0 Einheitsvektoren in Richtung der x- und y-Achse: ex = , e y = , ex = e y = 1 0 1 Komponentendarstellung für einen dreidimensionalen Vektor a in Bezug auf ein kartesisches Koordinatensystem: z ax a = a y = ax ex + a y e y + az ez a a ez z a az Betrag (Länge) von a : y ey ex a = ax2 + a 2y + az2 ax x Einheitsvektoren in Richtung der x-, y- und z-Achse: 1 0 0 ex = 0 , e y = 1 , ez = 0 , ex = e y = ez = 1 0 0 1 Einheitsvektor in Richtung von a : a ea = a ay AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 25 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ ax a = a = a y a Multiplikation mit skalarer Größe : z a+b Vektoraddition und -subtraktion: a ± b = ax ± bx ex + a y ± by e y + az ± bz ez ( ) ( ) ( b ) b a a Rechenoperationen mit 2 Vektoren Skalares Produkt (inneres Produkt): ergibt einen skalaren Wert ax bx a b a b = b a = a y by = ax bx + a y by + az bz , a b = a b cos cos = a b a b z z b : Winkel zwischen (sich schneidenden Vektoren) a und b a α a b = 0 a b b cos α Vektorielles Produkt (äußeres Produkt, Kreuzprodukt, Ex-Produkt): ergibt einen Vektor a×b a b x x a b = b a = a y by = a b z z ex ey = ax ay bx by a y bz by az az = ax bz + bx az bz ax by bx a y ab =0 ab b a×b ez α a a′ Fläche: a × b a × b = a′ × b ab a b = a b sin sin = a b ax bx ax bx Multiplikation mit skalarer Größe : a b = a y by = a y by a b a b z z z z ( ) a−b AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 26 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Winkelfunktionen Grundlegende Definitionen: sin = a a = c sin c c a α cos = b b = c cos c tan = sin a = a = b tan cos b cot = 1 cos b = = b = a cot tan sin a b Vorzeichen: cot α Quadrant sin cos tan cot I + + + + II + III + + IV + P 1 II sin α I α cos α III tan α IV Auswertungen für spezielle Winkel: 1 2 1 2 , cos cos 45° = , tan tan 45° = 1 sin sin 45° = 2 2 4 4 4 2 2 ( ) ( ) ( ) 3 1 3 , cos cos 60° = , tan tan 60° = sin sin 60° = 3 2 2 3 3 3 3 ( ) ( ) ( ) 3 1 3 1 , tan tan 30° = sin sin 30° = , cos cos 30° = 2 3 2 6 6 6 3 ( ) ( ) ( ) AUFBAUKURS MECHANIK (LVA Nr. 844.501) WS 2010/11 Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christoph Adam 27 ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ UNTERLAGEN Skripten, Bücher Fotiu, P.A., 2006. Technische Mechanik I. Skriptum. Fachhochschule Wr. Neustadt. Giancoli, D.C., 2006. Physik. 3., aktualisierte Auflage. München: Pearson Studium. Hahn, H.G., 1992. Technische Mechanik fester Körper. 2. Auflage. München, Wien: Hanser. Heuer, R., 2006. Studienblätter für den Aufbaukurs Mathematik, gehalten im Wintersemester 2006/07. Technische Universität Wien. Mann, W., 1997. Vorlesungen über Statik und Festigkeitslehre. Einführung in die Tragwerkslehre. 2. Auflage. Aardt KG. Papula, L., 2000. Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 6.Auflage. Braunschweig/Wiesbaden: Vieweg. Meyer, H., 2006. Holzmann, Meyer, Schumpich Technische Mechanik Kinematik und Kinetik. 9., neu bearbeitete Auflage. Wiesbaden: Teubner Verlag / GGWV Fachverlage GmbH. Ziegler, F., 1998. Technische Mechanik der festen und flüssigen Körper. 3. Auflage. Wien, New York: Springer. Fotoverzeichnis und Quellenangabe Foto 1, Seite 16: Pankebrücke in Berlin. Quelle: Gregull + Spang. Ingenieurgesellschaft für Stahlbau mbH, Berlin. http://www.gregull-spang.de/_content/Referenzen/FussgaengerBruecken.htm Foto 2, Seite 22: Pratt truss in Las Vegas, Nevada. Photographer: William G. Godden. Courtesy of the National Information Service for Earthquake Engineering, EERC, University of California, Berkeley. http://nisee.berkeley.edu/elibrary/Image/GoddenD5