Harnwegsinfekte und Blasenentzündung (Zystitis) Worum geht es? Infektionen der unteren Harnwege gehören zu den häufigsten Frauenleiden. Es handelt sich hier meist um eine unkomplizierte Entzündung der Harnblase, die mit Schmerzen beim Wasserlassen und einem häufigen und plötzlich auftretenden Harndrang bei wenig gefüllter Blase einhergeht. Laut Untersuchungen erlebt jede zweite Frau mindestens einmal im Leben eine Harnweginfektion. Jede fünfte Frau zwischen 20 und 54 Jahren leidet sogar ein- bis dreimal im Jahr darunter. Meist betrifft es jüngere, sexuell aktive Frauen, aber auch ältere Frauen über 75 Jahren. Der Grund dafür, dass eine Zystitis meist Frauen betrifft, liegt in der menschlichen Anatomie. Die Harnröhre ist bei Frauen etwa vier Zentimeter kürzer als bei Männern; somit können Bakterien schneller in die Harnblase vordringen. Zusätzlich erhöht die direkte Nähe von Vagina und Darmöffnung die Gefahr von Schmierinfektionen. Hormonschwankungen während der Schwangerschaft und nach der Menopause (ein erniedrigter Östrogenspiegel bewirkt eine geringere Abwehrfunktion der Schleimhaut) sowie die Verwendung eines Diaphragmas können eine Zystitis begünstigen. Eine häufige Ursache für Blasenentzündungen sind Darmbakterien, in 80 % der Fälle Escherichia coli. Die Erkrankung wird begünstigt durch Geschlechtsverkehr, Kälte, Nässe, Stress, aber auch mangelnde Intimhygiene. Wiederholt auftretende Harnwegsinfekte können auch durch Diabetes mellitus, Gicht, ein geschwächtes Immunsystem oder Dehydration des Körpers gefördert werden. 139 Frauenbuch_kern_165x210_korr.indd 139 04.03.14 20:27 Was ist wichtig? Nur in unkomplizierten Fällen dürfen Sie eine Selbstmedikation durchführen. Eine unkomplizierte Zystitis erkennen Sie daran, dass Sie die Beschwerden nur beim Wasserlassen haben (keine Krämpfe und extreme Schmerzen), aber ansonsten keine dumpfen Schmerzen im Nierenbereich auftreten, auch kein Fieber und kein Schüttelfrost. Sollte der Harn verfärbt oder blutig sein, müssen Sie sofort Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen, ebenso wenn die Beschwerden länger als fünf Tage andauern. Außerdem dürfen Sie keine Therapie auf eigene Faust durchführen, wenn Sie schwanger sind, ein geschwächtes Immunsystem haben oder unter Diabetes mellitus leiden. Sehr wichtig sind: ➽ Hygiene: Reinigen Sie die Region von Scheide und After aus- schließlich „von vorne nach hinten“, um die Keime aus dem Darmbereich nicht in die Harnwege zu verschleppen. Vermeiden Sie auch übertriebene Reinigung (Intimsprays oder Scheidenspülungen), damit sich die natürliche, schützende Bakterienflora ausbilden kann. In der Apotheke sind spezielle Reinigungsemulsionen und -schäume zu finden, die beim Aufbau eines gesunden Scheidenmilieus hilfreich sein können. Entleeren Sie die Blase nach dem Geschlechtsverkehr. ➽ Wärme: Wer zu häufigen Infekten neigt, sollte jegliche Unterküh- lung meiden. Halten Sie den Unterleib warm, sitzen Sie nur auf warmem Untergrund, ziehen Sie gleich nach dem Schwimmen Ihre nassen Badesachen aus und sorgen Sie auch für warme Füße! ➽ Stärkung des Immunsystems: Achten Sie auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, tägliche Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf und Stressabbau bei psychischer Belastung. ➽ Ausreichende Trinkflüssigkeit: Sie benötigen mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag, um die Bakterien aus der Blase auszuspülen. Trinken Sie bevorzugt Wasser und stilles, mineralstoffarmes Mineralwasser sowie ungezuckerte Kräutertees. 140 Frauenbuch_kern_165x210_korr.indd 140 04.03.14 20:27 Meiden Sie dabei Kaffee, schwarzen Tee sowie kohlensäurehaltige und gezuckerte Getränke. Trinken Sie Nieren- und Blasentees nicht zur Vorbeugung – sie eignen sich nur für die akute Therapie. Was können Sie tun? Viele Studien haben die unterstützende Wirkung von Preiselbeeren bewiesen, da sie verhindern können, dass die Escherichia-coli-Bakterien an der Blasenwand haften bleiben. Trinken Sie über mehrere Monate hinweg 50 bis 100 ml Preiselbeersaft täglich – so können Sie Ihr Risiko für eine Blasenentzündung bis zu 20 % senken. Auch die häufige Einnahme von Antibiotika kann durch die präventive Wirkung von Preiselbeeren verringert werden. Kaufen Sie in der Apotheke oder im Reformhaus den Direkt- oder Muttersaft mit 100 % Fruchtgehalt – er hat die stärkste Wirkung. Auch der regelmäßige Verzehr von Fruchtsäften (v. a. aus Beerenfrüchten) sowie fermentierten probiotischen Milchprodukten wie z. B. Joghurt, Acidophilusmilch oder Sauermilch soll das Risiko einer Harnwegsinfektion senken. Bestimmte Lebensmittel können die Harnausscheidung (Diurese) zusätzlich anregen. Essen Sie mehr wassertreibendes Gemüse (wie Kartoffeln, Lauch, Selleriewurzeln, Spargel) und Obst (Birnen, Erdbeeren, Ribisel/Johannisbeeren, Hagebutte) und verwenden Sie harntreibende Gewürze wie Borretsch, Liebstöckel, Petersilie, Rosmarin und Wacholder. Eine andere Möglichkeit bietet die sogenannte „Schaukeldiät“, die das Milieu in den Harnwegen vom Alkalischen ins Saure verändert und damit verschiedenen Krankheitserregern die Lebensgrundlage nimmt. Bei dieser Diät, die ca. drei Wochen dauert, wird alle drei Tage zwischen basenreicher Ernährung (mit viel Kartoffeln, Kräutern, Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst, Trockenfrüchten und Soja) und säurebildenden Lebensmitteln (reichlich Eier, Fisch, Fleisch, Käse, Wurst und Weißmehlprodukte) abgewechselt. 141 Frauenbuch_kern_165x210_korr.indd 141 04.03.14 20:27 Was Sie im Falle einer akuten Entzündung machen können ➽ Sobald Sie die ersten typischen Anzeichen einer Blasenentzün- dung erkennen, spülen Sie die Blase gut durch. Kochen Sie sich eine große Kanne ungesüßten Goldrutenkrauttee, den sie schluckweise trinken, und legen Sie sich mit einer Wärmflasche auf dem Bauch ins Bett. Verwenden Sie echtes Goldrutenkraut – das wirkt krampflösend, entzündungshemmend und harntreibend. ➽ Meiden Sie Kaffee, schwarzen Tee sowie Alkohol; diese Getränke reizen die Harnwege stark. ➽ Trinken Sie 200 ml Preiselbeersaft mit Wasser verdünnt über den Tag verteilt bzw. nehmen Sie Preiselbeerpräparate aus der Apotheke ein. ➽ Halten Sie Ihren Nierenbereich sowie den Unterleib warm. Zie- hen Sie warme Unterwäsche sowie Wollsocken an. ➽ Rezeptfreie ätherische Öle in Kapselform aus der Apotheke kön- nen den Harnfluss fördern und die Symptome lindern. Früh genug eingenommen, können sie unter Umständen das Ausbrechen einer Entzündung verhindern. Essen Sie mehr von diesen Lebensmitteln: Kartoffeln, Spargel, Selleriewurzeln, Lauch, Hülsenfrüchte, Fisch, Käse, Birnen, Erdbeeren, Ribisel/Johannisbeeren, getrocknete Preiselbeeren, Preiselbeersaft, Sauermilch, Joghurt, Rosmarin, Petersilie, Liebstöckel und Wacholder 142 Frauenbuch_kern_165x210_korr.indd 142 04.03.14 20:27 Erdbeer-Spargel-Salat Zutaten für 4 Portionen: 500 g Spargel 2 EL Zitronensaft 1 TL Honig 250 g Erdbeeren 100 g Vogerl-/Feldsalat 2 EL Balsamico-Essig 4 EL Petersilie, gehackt Frische Kräuter nach Belieben (ohne Schnittlauch), gehackt 1 TL brauner Zucker 2 EL Walnussöl Aus dem Balsamico-Essig, 1 EL Petersilie, den klein gehackten Kräutern, Zucker und Walnussöl eine Marinade herstellen. Spargel waschen, schälen, die holzigen Enden großzügig abschneiden und die Spargel in ca. 2 cm lange Stücke schneiden. Wasser mit Zitronensaft und Honig aufkochen, die Spargelstücke hineingeben und etwa 10 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Herausnehmen und abtropfen lassen, dann heiß zur Marinade geben und darin kalt werden lassen. Die Erdbeeren waschen, putzen und vierteln. Den Vogerlsalat ebenfalls waschen. Salat auf einem großen Teller verteilen, marinierten Spargel und Erdbeeren darauf legen und mit der restlichen Petersilie bestreuen. Im Internet Über die urologische Gesundheit der Frau gibt auch ein Film Auskunft: http://www.vielgesundheit.at/filme/krankheitsbilder/filmdetail/video/urologie-der-frau.html Top-Tipp Festigen Sie das Gewebe von Blase und Nieren mit Schachtelhalmtee. Dazu überbrühen Sie sieben Teelöffel Schachtelhalmkraut mit 500 ml kochendem Wasser und lassen es 15 Minuten ziehen. Trinken Sie mehrere Tassen Schachtelhalmtee pro Tag. 143 Frauenbuch_kern_165x210_korr.indd 143 04.03.14 20:27