Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 1 Grundlagen Die funktionellen Bestandteile eines Massenspektrometers sind: Ionenquelle mit Einlasssystemen zur Probenzuführung, Analysator zur Trennung von Ionen nach Masse und Ladung, Detektor zur Registrierung der Ionenintensität, Vor- und Hochvakuumsystem sowie Datensystem zur Speicherung der Spektren und Auswertung. Massenspektrometrie organischer Substanzen wird heute mit praktisch allen Massenanalysatoren, also mit Sektorfeld-, Quadrupol-, Ionenfallen- (Ion-Trap, Quadrupol Ion Store, Quistor), Flugzeit- (Time of Flight, TOF) und Fourier-Transform-IonenCyclotron-Resonanz-Massenspektrometern (FTICR) betrieben. Grundlagen der Funktion dieser Geräte wurden im Kurs zur Anwendung apparativer Verfahren in der präparativen Chemie behandelt. Die grösste Verbreitung haben Sektorfeld-, Quadrupol- und Flugzeitmassenspektrometer, die hier nochmals betrachtet werden. Gemeinsames Prinzip dieser Massenspektrometer ist, daß Ionenstrahlen im Hochvakuum durch eine geeignete Anordnung magnetischer und/oder elektrischer Felder in Komponenten gleicher spezifischer Ladung separiert werden. Die Kraft K ( r , r, t ) , die ein elektromagnetisches Feld auf eine Punktladung z mit dem Ortsvektor r (x, y,z) ausübt, ist durch K ( r , r , t ) = z [ E( r , t ) + r × B( r , t )] (1) gegeben. Sie hängt sowohl von der räumlichen und zeitlichen Veränderung der Felder E und B als auch von der Geschwindigkeit der Punktladung im Magnetfeld ab. Besitzt die Punktladung die Masse m , so gilt im Rahmen der klassischen Physik nach dem zweiten Newtonschen Grundgesetz die Bewegungsgleichung r = z (E + r × B) . (2) m Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 2 Sektorfeldmassenspektrometer Bei Sektorfeldmassenspektrometern bilden das elektrische Längsfeld E a in der Ionenquelle und das magnetische Querfeld B des magnetischen Sektors sowie das Spaltsystem (S1, S2) die prinzipiellen Bestandteile einer Ionenoptik. Im Massenspektrometer erzeugt die Ionenquelle Ionen mit den Massen m i , die ganzzahlige Vielfache z = n e der Elementarladung ± e tragen. Im elektrischen Längsfeld E a , das aus der Beschleunigungsspannung Va (meist 3 - 8 kV) resultiert und der Quelle in Ausbreitungsrichtung x der Ionen anliegt, wirkt eine Kraft m i x = z Ea (3) entsprechend Gl. (2) mit B = 0 auf die Ionen, die dadurch nach dem Eintrittsspalt S1 beim Erreichen des 1. feldfreien Raums (1. FFR) die kinetische Energie 1 m v2 2 i i = (4) z Va besitzen. Alle Ionen gleicher Ladung haben also unabhängig von ihrer Masse beim Verlassen der Ionenquelle die gleiche kinetische Energie, mehrfach geladene Ionen entsprechende Vielfache der Energie einfach geladener Ionen. Ionen gleicher Masse und Ladung besitzen die gleiche Geschwindigkeit. Bei einfach fokussierenden Sektorfeldmassenspektrometern gelangen die Ionen nun in das magnetische Sektorfeld. Im Magnetfeld der Induktion B gilt nach (2) mit E = 0 die Bewegungsgleichung r = z (r × B) . (5) m i Demnach wirkt das Magnetfeld nur auf bewegte Ladungen ( r ≠ 0 ). Die Lorentz kraft z (r × B) ist eine Zentripetalkraft, die senkrecht auf den Vektoren der Induktion und der Geschwindigkeit steht und daher keine Arbeit leistet. Die kinetische Energie (4) der Ionen ändert sich im magnetischen Querfeld also nicht; sie werden durch die Lorentzkraft auf Kreisbahnen gezwungen. Der Zentripetalkraft entgegengesetzt gleich ist die Zentrifugalkraft m i vi2 r = z vi B , so dass die Radien der Ionenbahnen rB = m i vi zB (6) durch Ionenmasse, -Ladung und -Geschwindigkeit sowie die Magnetfeldstärke gegeben sind. Im magnetischen Sektorfeld eines Massenspektrometers bewegen sich demnach Ionen mit der Ladung z , die verschiedene Impulse p i = m i vi besitzen, auf jeweils zugehörigen Kreissegmenten mit unterschiedlichen Radien rB . Das Sektorfeld trennt daher Ionenstrahlen in Komponenten mit gleichem Impuls auf, es wirkt als Impulsanalysator. Massenspektrometrie Zusatzinfo 3 (Dr. S. Franke) Die Ionengeschwindigkeit in (6) kann mit (4) durch die Beschleunigungsspannung Va ausgedrückt werden. Damit ergibt sich die Grundgleichung für magnetische Sektorfeldmassenspektrometer mi z = rB2 B2 , 2 Va (7) gemäss der Ionen nach ihrem Verhältnis von Masse zu Ladung getrennt werden. Neben dieser Massendispersion bewirkt das magnetische Sektorfeld eine Richtungsfokussierung divergenter Ionenbündel, so dass in Analogie zur geometrischen Strahlenoptik der Eintrittsspalt (S1) auf den Detektorspalt (S2) abgebildet wird. Da die Ionen bei ihrer Bildung jedoch nicht in Ruhe sondern in zufälliger, statistischer Bewegung sind (kinetische Energie bis einige eV), erfährt ein in m z homogener Ionenstrahl eine Verbreiterung (Energiedispersion des Magnetfelds), die das Auflösungsvermögen (s. u.) einfach fokussierender Sektorfeldmassenspektrometer auf 1000 2000 begrenzt. Bei festem Ablenkradius rB , werden Massenspektren in der Regel durch Veränderung des Magentfelds (Magnet-scan), in speziellen Fällen durch Veränderung der Beschleunigungsspannung (elektrischer scan) dadurch erhalten, dass die Ionenstrahlen verschiedener m z -Werte den Detektorspalt nacheinander beim jeweils zugehörigen Magnetfeld bzw. Beschleunigungsspannungswert erreichen. 2. FFR +½Vr high energy ions ESA E Z Magnet B low energy ions rB ANALYSATOR Nier-Johnson Geometrie 1. FFR -½Vr Ion-Entrance S1 Focus Lens Einlass- Ion-Exit Va Systeme SektorfeldMassenspektrometer S2 Detektor Multiplier Dynode Ionenquelle Vakuum-System Option: MS2 Doppelfokussierende Sektorfeldmassenspektrometer besitzen als weiteres ionen optisches Element das elektrische Radialfeld E r eines zylindrischen Kondensators, dessen Segment den elektrostatischen Analysator (ESA) bildet. Dort wirkt nach (2) mit B = 0 die auf den Krümmungsmittelpunkt gerichtete Ablenkkraft Massenspektrometrie Zusatzinfo m i r = z Er (Dr. S. Franke) 4 (8) auf geladene Teilchen. Ionen, die im elektrischen Längsfeld der Quelle die kinetische Energie z Va erhalten haben, können den Zylinderkondensator passieren, wenn die durch die Trägheit hervorgerufene Zentrifugalkraft die Ablenkkraft kompensiert. m i vi2 r = z Er (9) Der Term m i vi2 kann nach (4) durch die Beschleunigungsspannung Va ausgedrückt werden. r = 2 Va Er (10) Dann gilt für die Spannungsdifferenz Vr zwischen den Radien der inneren ( r1 ) und äußeren ( r2 ) Kondensatorplatte, die das elektrische Feld E r im ESA erzeugt (die Berechnung wird hier nicht erläutert) 2 Va ln r2 r1 = Vr , (11) Da Massen und Ladungen in (10) bzw. (11) nicht mehr auftreten, werden alle Ionen, die in der Quelle mit der Spannung Va beschleunigt worden sind, den ESA bei der Ablenkspannung Vr zwischen den Radien r1 und r2 durchlaufen. Insbesondere gilt dies auch für mehrfach geladene Ionen mit z = 2 e, 3 e,... n e , die nach (4) ganzzahlige Vielfache der kinetischen Energie einfach geladener Ionen erhalten. Auf diese Ionen wirkt nämlich nach (8) eine entsprechend größere Ablenkkraft. Der ESA hat also keinen Massentrenneffekt, erzielt aber wie der Magnet eine Richtungsfokussierung divergenter Ionenstrahlen und führt darüber hinaus zu einer Energiedispersion. Das elektrische Radialfeld wirkt als Energieanalysator. Die Richtungen von Ionen, die in der Quelle mit etwas unterschiedlicher kinetischer Energie gebildet worden sind, werden im 2. feldfreien Raum (2. FFR) an verschiedenen Orten einer Zwischenbildebene (Z) refokussiert. Dadurch erhalten Ionen verschiedener Energie unterschiedliche Bahnen im Magnetfeld, so dass sie auf den Detektorspalt (S2) fokussiert werden. Die Kombination der Energiedispersion des ESA und des Magneten resultiert in einer Energiefokussierung. Doppelfokussierende Massenspektrometer fokussieren Ionenstrahlen also bezüglich der Richtung und der Energie. Das Auflösungvermögen solcher Geräte ist durch Veränderung der Spaltweiten (auf Kosten der Ionenintensität) kontinuierlich einstellbar. In der Praxis werden gewöhnliche Spektren bei Auflösungen von 1000 - 2000 (niedrigauflösend, hohe Ionentransmission) und exakte Massenbestimmungen bei 5000 - 15 000 (hochauflösend, geringere Ionentransmission) erhalten. Die Doppelfokussierung hängt in erster Näherung nicht von der Reihenfolge der Anordnung von ESA (E) und Magnetfeld (B) ab und EB- (Nier-Johnson Geometrie), BE(inverse Nier-Johnson Geometrie) sowie EBE-Geometrien sind bei Sektorfeldmas- Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 5 senspektrometern gebräuchlich. Die Herzog-Mattauch Geometrie, eine spezielle EBGeometrie, bei der Ionen eines weiten Massenbereichs bei konstanten Feldern ihre jeweils zugehörigen magnetischen Ablenkradien rB nach (7) durchlaufen und simultan längs einer Brennebene fokussiert werden, hat mangels geeigneter elektronischer Detektoren (früher Photoplatten) derzeit keine praktische Bedeutung. Typische Merkmale der für die Massenspektrometrie organischer Substanzen heute eingesetzten doppelfokussierenden Sektorfeldmassenspektrometer sind: − Massenbereich ca. 2000 - 5000 amu (atomic mass units, 12C = 12) bei voller Beschleunigungsspannung (kann nach Gl. (7) durch Absenken von Va und entsprechend Gl. (11) Vr erweitert werden, z. B. 3000 amu bei Va = 8 kV, 6000 amu bei Va = 4 kV). − Auflösungsvermögen (R) 1000 (d. h. m z 1000 und 1001 werden getrennt) bis 2000 bei maximaler Ionentransmission, 10 000 bei 5 - 10 % Transmission, maximal 50 - 80 000 bei sehr geringer Ionentransmission. − Scangeschwindigkeit (Magnet-scans über 1 Massendekade, z. B. m z 50 - 500) bis zu 5 scans/s. Hohe Reproduzierbarkeit von Magnet-scan Massenspektren (wichtig bei Vergleichen mit bei EI-Spektrenbibliotheken). − Neben Magnet-scan elektrischer scan bei konstantem Magnetfeld (Massenbereich m z max ≤ 2 m z min) sowie Registrierung vorgewählter Massen durch entsprechende sprunghafte Änderung von Va (selected ion monitoring, SIM oder recording, SIR, für quantitative Analytik). − Linked scans (simultane Veränderung von Va , Vr und B nach bestimmten Funktionen) zur Untersuchung von „metastabilen Ionen“ (Precursorionen, Produktionen und Neutralteilchenabspaltungen, parent-, daughter- und constant loss-linked scan). − Kombinierbar mit Gaschromatographie, (GC/MS) Hochdruckflüssigchromatographie (LC/MS) und allen Ionisationsmethoden für organische Substanzen ausser MALDI. Demgenüber haben einfach fokussierende Sektorfeldmassenspektrometer ihre Bedeutung in der organischen Massenspektrometrie weitgehend verloren, da Quadrupolmassenspektrometer mit wesentlich geringerem Aufwand für die gleichen Aufgaben eingesetzt werden können. Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 6 Quadrupolmassenspektrometer und Ion-Trap Beim Quadrupolmassenspektrometer bewirkt ein Massenfilter aus 4 parallelen Elektroden zwischen denen ein hyperbolisches elektromagnetisches Hochfrequenzfeld besteht die Massentrennung. Quadrupolmassenfilter Quadrupolionenfalle An einem Paar gegenüberliegender Elektroden liegt das Potential φo aus einer Gleichspannung U und einer Wechselspannung V cos ω t mit der Amplitude V und der Radiofrequenz (rf-Frequenz) ω. Am anderen Elektrodenpaar liegt die Gleichspannung -U entgegengesetzter Polarität und die um 180° phasenverschobene Wechselspannung -V cos ω t, so dass insgesamt ± φo = U + V cos ωt (12) für das Potential an den gegenüberliegenden Quadrupolstäben gilt. Mit (12) lässt sich das elektromagnetische Feld im Quadrupol und mit (2) die Bahn von Ionen darin bestimmen (als Lösung der sogenannten Mathieu-Differentialgleichung). Es ergibt sich, dass nur bestimmte Ionen bei gegebenen Werten von U, V und ω den Quadrupol in Längsrichtung (Konvention beim Quadrupol: z-Richtung) auf komplizierten Bahnen passieren können. Ionen mit anderen m z -Werten werden in Querrichtung (x, y) ausgelenkt und gehen durch Kollision mit den Stäben oder in den Zwischenräumen verloren. Welche Ionen im Quadrupolfeld stabile Bahnen haben kann durch ein Stabilitätsdigramm mit den Mathieu-Parametern au und qu au = ax = -ay = 8zU / mω2 do2 qu = qx = -qy = 4zV / mω2 do2 dargestellt werden (do Abstand zwischen gegenüberliegenden Elektroden). au(U) scan Peakbreite m3 m1 < m2 < m3 bandpass m2 m1 qu(V) (13) Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 7 Zur Aufnahme eines Massenspektrums werden U und V in einem festgelegten Verhältnis (au / qu = 2U / V = const.) bei konstanter Frequenz ω nach einer scanFunktion au = c1 × qu + c2, (ci Konstanten, c1 mass gain, c2 mass offset) (14) verändert, die die Stabilitätsbereiche verschiedener m z -Werte so schneidet, dass die entsprechenden Ionen den Detektor getrennt erreichen. Neben diesem scanModus in dem die Bedingungen für au(U) und qu(V) so gewählt sind, dass ein Massensignal eine Breite von ca. 0,5 amu hat, gibt es im Stabilitätsdiagramm Wertebereiche von au(U) und qu(V) bei denen verschiedene Ionen zwischen einer m z -Unterund Obergrenze gleichzeitig durchgelassen werden (bandpass-Modus). Ohne den Gleichspannungsanteil (au = 0, rf-Modus) ist der Bereich ohne Massentrennung besonders gross und solche rf-Quadrupole (sowie Hexa- und Oktapole), die Ionenbündel senkrecht zur Ausbreitungsrichtung zusammenhalten, dienen häufig in anderen Massenspektrometern als ionenoptische Elemente und CID-Stosszellen. Wegen ihrer geringen Grösse, leichten Bedienbarkeit und den vergleichsweise niedrigen Anschaffungskosten, gehören Quadrupolmassenspektrometer zu den meistverbreiteten Massenspektrometern, überwiegend als GC/MS- und LC/MS-Kombinationen. Typische Merkmale von Quadrupolmassenspektrometern sind: − Massenbereich ca. 600 (GC/MS) - 2000 (LC/MS) amu. Scangeschwindigkeit kann hoch sein, da kein Magnetfeld sondern nur Spannungen verändert werden. − Geringe kinetische Energie der Ionen, die mit ca. 5 - 10 eV aus der Ionenquelle in den Quadrupol gelangen (bei Sektorfeldgeräten 5 - 10 keV) und relativ grosser erlaubter Winkelbereich für den Eintritt in den Quadrupol. Gute Empfindlichkeit (mit der von Sektorfeldgeräten vergleichbar). − Das Auflösungsvermögen hängt u.a. von der Anzahl der rf-Frequenzzyklen ab, die die Ionen beim passieren des Quadrupols erfahren. Da schwere Ionen langsamer sind, nimmt die Auflösung mit der Masse ( m z ) zu. Auf der Massenskala ist die Peakbreite konstant, so das z. B. m z 100 und 101 (R = 100) genauso getrennt werden wie 1000 und 1001 (R = 1000). In der Praxis Nominalmassenauflösung (unit-resolution), d. h. Differenzen von 1 amu werden vollständig aufgelöst. − Die längere Aufenthaltszeit schwerer Ionen führt zu Verlusten, so dass hohe Massen eine schlechtere Transmission als niedrige aufweisen. Darüber hinaus hängen die Transmissionseigenschaften eines Quadrupolmassenspektrometers sehr vom Zustand (Beläge, Verschmutzung) der Quelle und des Quadrupols ab, so dass die Reproduzierbarkeit der Spektren geringer ist, als bei Sektorfeld-MS. − Neben Quadrupol-scan schnelle Registrierung vorgewählter Massen durch entsprechende sprunghafte Änderung von U und V ohne Einschränkung beim Massenbereich. Ideal für quantitative Analytik (selected ion monitoring, SIM oder recording, SIR) jedoch keine Hochauflösung möglich. Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 8 Bei der Quadrupol-Ionenfalle (Ion-Trap) besteht ein dreidimensionales Quadrupolfeld zwischen einer Ringelektrode und zwei Endkappen. Für den Aufenthalt von Ionen in diesem Feld gelten ähnliche Stabiltätsbedingungen (Mathieu-Parameter) wie für das zweidimensionale Feld eines Quadrupolmassenfilters (vgl. Abb. S. 6). Ionen treten aus der Quelle durch eine Öffnung in einer Endkappe in dies Feld ein und oszillieren dort auf komplizierten Bahnen (analog dem rf- oder bandpass-Modus eines Quadrupols). Für eine effektive Speicherung werden die Oszillationen durch Stösse mit Helium, das sich als Dämpfungsgas bei extrem niedrigem Druck in der Trap befindet, gedämpft. Nach einer bestimmten Speicherzeit (Millisekunden bis Sekunden), während der die Trap Ionen akkumuliert, kann ein Detektionsscan erfolgen, durch den die Ionen durch eine Öffnung in der gegenüberliegenden Endkappe den Detektor erreichen und ein gewöhnliches Massenspektrum erzeugen. Da im Prinzip alle gespeicherten Ionen detektiert werden können, ist die Empfindlichkeit dabei sehr hoch. Aufgrund der Ionenspeicherung können mit Ionenfallen MS/MS-Experimente durchgefühert werden. Dazu wird ein Ion in der Trap isoliert, indem die übrigen mit höheren und niedrigeren m z -Werten durch entsprechende Scanfunktionen daraus entfernt werden. Dies Ion wird durch eine rf-Frequenz beschleunigt und bildet durch Kollisionen mit dem Dämpfungsgas Fragmente, die nun detektiert werden (MS/MS). Eine solche Sequenz kann gegebenenfalls mit einem MS/MS-Ion (Produktion) erneut stattfinden (MSn). Weitere typische Charakteristika von Ion-Traps entsprechen weitgehend denen von Quadrupolmassenspektometern (Massenbereich, Einsatz überwiegend GC/MS, LC/MS, Kosten, Bedienung). Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 9 Flugzeitmassenspektrometer Beim Flugzeitmassenspektrometer (time of flight, TOF) werden die Zeiten ( t ) gemessen, die gepulst erzeugte oder beschleunigte Ionen zum Zurücklegen einer bestimmten Flugstrecke ( L ) benötigen. Der Beginn der Zeitmessung wird dabei entweder durch Ionenerzeugung in einem sehr kleinen Zeitintervall (z. B. mit einem Laserpuls von wenigen ns, matrix assisted laser desorption ionisation, MALDI) definiert Flugzeitmassenspektrometer (MALDI-TOF) Va Lens Ion Gate micro channel plate (MCP) detector 2 Reflektron MCP od. SEV Gaszelle (CID) Target linear-mode Laser: z. B. N2 337 nm Spiegel Abschwächer post acc. dynode reflectron-mode Strahlteiler: >> Startsignal oder durch kurzzeitige Hochspannungspulse, die kontinuierlich erzeugte Ionen (EI, ESI) in das TOF beschleunigen (orthogonal accelerating TOF, oa-TOF). Orthogonales Flugzeitmassenspektrometer orthogonal acc. dynode MCP Va cone skimmer ESIIonenquelle oa-TOF MS 2 RFHexapol QuadrupolMassenspektrometer MS 1 RFStossgasZelle für Hexapol CID 1) ESI/APCI MS/MS-Spektrometer Quadrupol MS 1 und CID-Zelle 2) GC/MS-Spektrometer mit EI/CI-Ionenquelle (ohne MS 1 und CID-Zelle) Reflektron Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 10 Prinzipiell können Ionengruppen gleicher, dem Verhältnis von Masse und Ladung proportionaler Geschwindigkeit durch Beschleunigung auf konstante Energie oder konstanten Impuls erhalten werden. Im allgemeinen werden Ionen in einem Flugzeitmassenspektrometer durch eine Beschleunigungsspannung Va entspr. Gl. (4) auf konstante Energie beschleunigt und nur dieser Fall soll hier betrachtet werden. Bei konstanter kinetischer Energie haben Ionen mit verschiedener Masse verschiedene Geschwindigkeiten und benötigen nach vi L ti = (15) unterschiedliche Zeiten, um den Detektor nach Durchlaufen der Strecke L zu erreichen. Mit (15) und (4) folgt mi z 2 Va 2 t L2 i = (16) für m z als Funktion der Flugzeit. Ein einfach geladenes Ion der Masse 1500 hat beispielsweise bei einer Beschleunigungsspannung von 20 kV eine Geschwindigkeit von ca. 50 km/s und benötigt 20 µs für eine Flugstrecke von 1 m zwischen Quelle und Detektor. Ein Ion der Masse 1501 braucht dafür 6,5 ns mehr Zeit. 2 Da m z proportional zu t ist (16) ergibt sich als Bedingung für das Auflösungsvermögen m ∆m des TOFs m ∆m = 1 t , 2 ∆t (17) so dass für gute Auflösung ∆ t sehr kurz im Vergleich zu t sein muss. Die Länge des Zeitintervalls ∆ t , in dem ein in m z homogenes Ionenpaket auf den Detektor trifft, hängt nicht nur von der sehr kurzen Pulszeit der Ionenbildung bzw. orthogonalen Beschleunigung ab. Sie wird insgesamt durch die räumliche, zeitliche und energetische Breite der Ionenwolke vor der Beschleunigung bestimmt. Wegen dieser unterschiedlichen Anfangsbedingungen werden Ionen auf ein wenig verschiedene Energien beschleunigt, so dass gleiche Ionen etwas unterschiedliche Geschwindigkeiten erhalten und den Detektor nicht gleichzeitig erreichen. Die dadurch begrenzte Auflösung kann durch ein elektrostatisches Reflektionsfeld erhöht werden. Ionen höherer Energie dringen weiter ins Reflektron ein als Ionen geringerer Energie. Die schnelleren Ionen eines Pakets legen also einen längeren Weg zurück als die langsameren, so dass der Zeitunterschied mit dem sie am Detektor eintreffen geringer wird. Die Auflösung wird ebenfalls verbessert, wenn die Beschleunigungsspannung Va erst eine gewisse Zeit nach der Ionisierung eingeschaltet wird. In dieser Zeit (time lag) breiten sich Ionen mit unterschiedlichen kinetischen Energien verschieden weit im Beschleunigungsbereich aus bevor sie durch die Beschleunigungsspannung daraus extrahiert werden (delayed extraction). In Richtung des TOF schnellere Ionen werden daher etwas weniger beschleunigt als in dieser Richtung Massenspektrometrie Zusatzinfo (Dr. S. Franke) 11 langsamere, so dass eine Geschwindigkeitsfokussierung gleicher Ionen stattfindet (time lag focusing). Lineare TOFs erreichen so Auflösungen über 1000 und Reflektron-TOFs über 10 000. Flugzeitmassenspektrometer detektieren alle ins TOF beschleunigten (im Idealfall alle gebildeten) Ionen, so dass die Empfindlichkeit wie bei Ionenfallen im Vergleich zu scannenden Sektor- und Quadrupolmassenspektrometern sehr hoch ist. Darüber hinaus ist der Massenbereich von TOFs praktisch nur limitiert durch die geringe Effizienz mit der Ionen sehr grosser Moleküle (105 - 106 amu) erzeugt und detektiert werden können, so dass besonders MALDI-TOFs in der Analytik von biologischen und technischen Makromolekülen eine wichtige Rolle spielen.