Wiederansiedlung gefährdeter Tierarten

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Wiederansiedlung gefährdeter
Tierarten
IUCN/SSC Statement (1995):
„The principle aim of any reintroduction should be to
establish a viable, free-ranging
population in the wild, of a
species, subspecies or race,
which has become globally or
locally extinct or extirpated in the
wild. It should be re-introduced
within the species‘ former natural
habitat and range and should
require minimal long-term
management.“
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Die IUCN – International Union for the
Conservation of Nature and Natural Resources;
www.iucn.org
Größte und wichtigste Naturschutzbehörde der Welt
über 1000 Mitgliederorg. – 200 Behörden, über 800 NGOs
in 140 Ländern
fast 11 000 Wissenschafter (ehrenamtlich) und Experten
aus 181 Ländern, aufgeteilt in 6 Kommissionen.
1000 Angestellte in 60 Ländern. Headquarters: Gland,
Schweiz.
mehrere 1000 Freilandprojekte und Aktivitäten
Gegründet 1948 in Frankreich als 1. globale
Naturschutzorganisation
Schwerpunkt des Programms 2005-2008: Nachhaltige
Nutzung in armen Ländern.
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IUCN’s vision and mission
Our vision is a just world that values and
conserves nature.
Our mission is to influence, encourage and
assist societies throughout the world to
conserve the integrity and diversity of nature
and to ensure that any use of natural
resources is equitable and ecologically
sustainable.
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IUCN – The 6 Commissions
Ecosystem Management
Guiding the management of natural and modified ecosystems (400
members)
Education and Communication
Promoting sustainability through education and communication (600
members)
Environmental, Economic and Social Policy
Advising on economic and social factors that affect natural resources
(1000 members)
Environmental Law
Advancing environmental laws and its application (800 members)
Protected Areas
Advising and promoting terrestrial and marine reserves, parks and
protected areas (1300 members)
Species Survival
Supporting species conservation and protecting endangered species
(SSC) (7500 members)
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IUCN – Species Survival Commission
The SSC is a sciencebased network of
some 7,500
volunteer experts
from almost every
country of the
world, all working
together towards
achieving the vision
of: “A world that
values and
conserves present
levels of
biodiversity.„
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IUCN – Species Survival Commission
Specialist Groups
Ducks
to be appointed
Newsletter: Duck Bulletin
Website: Ducks
Chair:
Flamingos
Dr Brooks Childress
Contact: +44 (0) 1453 860 437, [email protected]
Newsletter: Flamingo Research
Website: Flamingoes
Specialist Group Profile
Chair:
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IUCN – Species Survival Commission
Specialist Groups – Disciplinary Groups
Conservation Breeding (CBSG)
Invasive Species Specialist Group (ISSG)
Re-introduction Specialist Group (RSG)
Sustainable Use Specialist Group
Wildlife Health Specialist Group
Re-introduction Specialist Group
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CBSG – Conservation Breeding Specialist Group
PHVA workshops: Population and Habitat Viability
Assessment:
Analyse aller vorh. Daten, z.B. Populationsdynamik, Ökologie ..
VORTEX Simulationen
Erstellung von Management Plänen (CAMPs)
Workshops finden immer in Ursprungsländern der jeweiligen Art
statt.
Bsp: Europ. Bison, Komodo Waran, Schneeleopard,
Mittelmehrrobbe, Beiji-Delphin, Babirusa, etc.
CAMPs (Conservation Assessment Management
Plans):
Bedrohtheitsgrad einer Tiergruppe oder einer spez. Region wird
ermittelt, ebenso der Status der freilebenden und der
Gefangenschaftspopulation sowie der Forschungsbedarf.
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Re-introduction Specialist Group
gegründet 1988, dann 12 Jahre in Kenia stationiert, seit 2000 in
Abu Dhabi
Chair: Dr Frederick Launay
Publications IUCN/SSC AfESG Guidelines for the in situ
Translocation of the African Elephant for Conservation
Purposes; RSG Guidelines for Non-human Primate Reintroductions; Re-introduction Practitioners Directory 1998;
IUCN Guidelines for the Placement of Confiscated Animals;
IUCN Guidelines for Re-introductions (English // French //
Japanese);IUCN Position Statement on the Translocation of
Living Organisms
Newsletter Reintroduction News
Mailing list RSG Listserv
Website Re-Introduction Specialist Group
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Re-introduction Specialist Group
Mission
To combat the ongoing and massive loss of
biodiversity by using re-introductions as a
responsible tool for the management and
restoration of biodiversity through actively
developing and promoting sound interdisciplinary scientific information, policy, and
practice to establish viable wild populations in
their natural habitats.
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Gründe für Wiederansiedlung:
Überleben der Art sichern
Keystone-species in Ökosystem
zurückbringen
Natürliche Biodiversität erhalten
Langfristig ökonomische Vorteile einer
Region oder Nation sichern
Naturschutzgedanken fördern
Kombination der oben genannten.
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Terminologie:
nach Konstant und Mittermeier (1982)
Introduction:
= die Freilassung von Tieren in ein Habitat, in dem sie nie
natürlich verbreitet waren; meist Wildfänge, selten auch
Nachzuchten.
Conservation Introduction:
= die Freilassung ..... mit dem Versuch, eine Art in einem
adäquaten Lebensraum anzusiedeln und damit zu erhalten,
wenn kein ursprüngliches Habitat mehr vorhanden ist.
Re-introduction: (= Wiederansiedlung)
= die Freilassung wildgefangener oder nachgezüchteter
Tiere in ein Habitat, in dem sie entweder stark dezimiert oder
ausgerottet wurden als Resultat menschlicher Aktivitäten
(z.B. Überjagung, etc.) oder natürlicher Ursachen (z.B.
Epidemien, etc.).
Wiederansiedlung kann auch durch Translocation
stattfinden; oft (z.B. bei Primaten) ist Rehabilitation
notwendig.
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Forts. Terminologie:
nach Konstant und Mittermeier (1982)
Translocation:
= der Fang und Transport wildlebender Tiere von
einem Ort ihrer natürlichen Verbreitung zu einem
anderen mit zwischenzeitlich minimalem Aufenthalt in
Gefangenschaft.
Re-inforcement/Supplementation/Re-stocking:
= zusätzliche Freilassung von Tieren in vorhandene
Population zur Aufstockung der Individuenzahl.
Rehabilitation:
= der Prozeß des Trainings von Tieren als
Vorbereitung für das Leben in freier Wildbahn.
notwendig bei nachgezüchteten Tieren und solchen,
die als Jungtiere eingefangen wurden.
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Gründe für Translocation (hier als Überbegriff):
nach Caldecott und Kavanagh (1988):
Naturschutz- bzw. Artenschutzgründe:
Wildpopulation vom Aussterben bedroht; einzige Möglichkeit
zur Rettung dieser Population.
Überschuß aus Gefangenschaftspopulation – Versuch einer
Aufstockung der wildlebenden Population.
Geeignetes Habitat erscheint, als wären „freie“ Plätze für
zusätzl. Ansiedlung einer Pop. od. Art vorhanden.
Kleine, isolierte Population ernsthaft durch Inzucht bedroht Aufstockung durch zusätzliche Individuen nötig.
Taxon kommt weltweit nur in einem einzigen (kleinen) Gebiet
vor, Umsiedlung einiger Individuen und der Aufbau einer
zweiten Population könnte die Überlebenschance des
gesamten Taxons erhöhen.
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Gründe für Translocation (hier als Überbegriff):
nach Caldecott und Kavanagh (1988):
Als Alternative zur Tötung: Indiv. einer Art
könnten von einer Gemeinschaft entfernt und
umgesiedelt werden weil:
sie eine zu starke Konkurrenz für eine andere, seltenere
Art darstellen,
die Fitneß einer Population durch strukturelle Änderungen
gesteigert werden kann (künstliche Selektion weniger
fitter Indiv.)
um Schwankungen in der Populationsgröße
auszugleichen, die die Population selbst bedrohen
können.
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Gründe für Translocation (hier als Überbegriff):
nach Caldecott und Kavanagh (1988):
Andere Gründe:
Bildung: Ansiedlung von Tieren zu Bildungszwecken.
Kommerziell: Tourismus, Forschungszwecke: nachhaltige
Nutzung, Jagd
Wissenschaftlich: Verhaltensstudien
Tierschutzgründe
Konflikt mit dem Menschen (Nahrungskonkurrenz, etc.)
Religiöse Gründe
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Welche Arten sollen wieder
eingebürgert werden?
IUCN‘s Species Survival Commission (SSC): Action Plans
sollen Aufschluß geben über das Ausmaß von
Wiederansiedlungen als Naturschutzstrategie der Zukunft.
Action Plans: Schwerpunkt: Säuger (bes. Großsäuger) und
daher nicht repräsentativ für alle Arten aber: einzige
Information für „Breitbandanalysen“.
von ca. 660 bedrohten Arten (Teil der Roten Listen der
IUCN) wird nur für 68 (10,3%) Wiederansiedlung empfohlen,
und zwar v.a. für Marsupialia, Krokodile und Otter (insges.
38 Arten). Obwohl „captive breeding“ oft empfohlen wird,
wird die Wiederansiedlung kaum erwähnt.
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Empfohlene Wiederansiedlungen
Für 45 von diesen 68 Arten wird die Nachzucht empfohlen, die meisten
werden bereits gezüchtet, nur für 14 Arten gibt es internat. Zuchtbücher,
für einige Arten regionale; für 23 Arten wird Translocation empfohlen, da
noch genügend Individuen in freier Wildbahn vorhanden sind oder weil
die Einrichtung einer „viable captive population“ eine Bedrohung für die
Wildpopulation darstellen würde (Bsp.: Javan rhino).
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Warum werden so wenige Arten
für Wiederansiedlung empfohlen?
Stuart (1991): zwei der häufigsten Empfehlungen in den Action
Plans sind:
Management von Schutzgebieten
Einrichtung von Schutzgebieten
Habitatschutz als Schlüssel und Voraussetzung für Artenschutz,
da die meisten Arten durch Lebensraumverlust bedroht sind;
verbleibende Habitate meist voll besetzt, daher keine Chance
für Wiederansiedlung, außer mit vorangehender großflächiger
ökologischer Restaurierung.
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Welche Arten sollen wieder
angesiedelt werden?
Stuart (1991): ... species, that have suffered from pressure on the
species per se and not at the habitat level ...
d.h. es gibt noch genügend potentiellen, freien, passenden Lebensraum
und der ursprüngliche Grund für den Rückgang der Art wurde beseitigt.
Folgende Taxa fallen in diese Kategorie:
Raubtiere, die in direkten Konflikt mit dem Menschen geraten sind (z.B.
Wölfe)
Große, potentiell gefährliche Tiere (z.B. Rhinozeros)
Eiweißlieferanten für die lokale Bevölkerung (z.B. Oryx, Gazellen, Afrikan.
Landschildkröten)
Krankheitsanfällige Arten (z.B. Schwarzfußiltis)
Opfer des Heimtierhandels (z.B. Griech. Landschildkröte)
Opfer der traditionellen (chines., etc.) Medizin (Rhinozeros)
Opfer von Ausrottungsmaßnahmen (z.B. Schwarzfußiltis)
Arten mit natürlich kleinem Verbreitungsgebiet und daher großem
Aussterberisiko bei Naturkatastrophen (meist Inselarten).
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Wiederansiedlung von nachgezüchteten
Tieren:
Beck et al. (1994) dokumentierte 145 bekannte Fälle von
Wiederansiedelungen nachgezüchteter Tiere; dies umfaßte 126
Arten, wovon 32% Säuger, 45% Vögel, 16% Reptilien und
Amphibien, 6% Fische und 1% Invertebraten waren.
Wie sehr sind Zoos involviert?
In Zoos nachgezüchtete Tiere oder deren Nachkommen wurden in
76 (59%) von 129 Fällen (Projekten) wieder angesiedelt
(durchschnittl. einer von 5 Zoos involviert bei einer Anzahl von 350
Zoos in Industrieländern).
Zoos sind jedoch auch indirekt involviert – Bereitstellung von knowhow, Personal, Geld, Material, etc.
Trotzdem sind Zoos nicht vorrangig an Wiederansiedelungsprojekten beiteiligt; meist sind dies eher staatliche
Naturschutzbehörden sowie NGOs.
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Exkurs: Nachzucht im Zoo
Das Potential der Zoos
= limitiert durch Platz, Experten, Finanzen, etc.
1991: 1 000 Zoos (Mitglieder bei Zoovereinigungen) weltweit
repräsentieren 5 Milliarden Dollar Kapital und mind. 2 Milliarden
Dollar Erhaltungskosten; jährliche Besucheranzahl: 600
Millionen Menschen (damals 10% der Weltbevölkerung).
heute: WAZA (World Assoc. of Zoos and Aquaria): 241 führende
zoolog. Institutionen in 48 Ländern, über 1000 weitere Zoos
Bei Addition aller Einrichtungen, nach der Definition für Zoos:
„Institutionen, die wilde, nicht domestizierte Tiere für die
Öffentlichkeit ausstellen“, liegt die totale Anzahl der Zoos
weltweit bei über 10.000!
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WAZA – Mission and Vision
Mission
To provide leadership and support for zoos,
aquariums, and partner organisation, of the world in
animal care and welfare, conservation of biodiversity,
environmental education and global sustainability.
Vision
To be recognised as a trusted and leading partner in
the conservation of biodiversity.
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Exkurs: Nachzucht im Zoo
Was und wie können Zoos zum Naturschutz
beitragen?
Artenschutz in situ und ex situ, und dadurch
Schutz natürlicher Lebensräume und
Ökosysteme
Erwerb wissenschaftlicher Erkenntnisse, die
vorteilhaft für den Naturschutz sein können.
Aufrütteln von Politik und Öffentlichkeit im
Hinblick auf die Notwendigkeit des
Naturschutzes.
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Exkurs: Nachzucht im Zoo
Beiträge im Detail:
Nachzucht von gefährdeten Tierarten als Beitrag zur
Arterhaltung.
Führen von Zuchtbüchern u.a. Aufzeichnungen („record
keeping“). 2007: über 182 aktive internat. Zuchtbücher
(studbooks).
Entwicklung einer zentralen Datenbank für das Management
von Arten mit dem Ziel, eine ausreichend große und genetisch
diverse Gründerpopulation zu erhalten = ISIS (Internat. Species
Inventory System) – mehr als 450 Zoos sind hier eingetragen.
Entwicklung von Plänen zum Überleben der Arten (species
survival plans).
Beteiligung an raschen Rettungseinsätzen bei Gefahr im
Verzug.
Wiederansiedlung
Beteiligung an in situ Schutzmaßnahmen
Zusammenarbeit mit Behörden und Naturschutzorganisationen.
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Exkurs: Nachzucht im Zoo
Kritikpunkte:
von 629 bedrohten Säugetierarten werden nur 140 in Zoos gehalten –
entspricht nur 10% der weltweiten Kapazität zoolog. Gärten (die
Situation ist bei anderen Gruppen noch schlechter). (Jenkins, 1992)
die für Nachzuchtprogramme verwendeten Gelder gehen für in situ
Maßnahmen verloren.
Bsp. Leader-Williams (1990): Management von Afrikan. Elefanten und
Schwarzen Nashörnern in Gefangenschaft kostet 50x so viel wie das
Management in freier Wildbahn.
Der Erhalt einer bestimmten Art im Zoo nützt den meisten anderen
Arten gar nichts – Habitatschutz schon.
Die meisten Gehege im Zoo fördern artfremdes, unnatürliches
Verhalten und machen die Tiere für eine Auswilderung ungeeignet.
Die Auswahl der Arten erfolgt nicht nach Dringlichkeit für den Schutz
sondern nach anderen Kriterien, wie: Nutzung vorhandener Gehege,
Attraktivität, Budget.
Die Haltung von Tieren in Gefangenschaft ist nicht mehr zeitgemäß.
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ZOO CHECK Studie 2000
Englische Anti-Zoo Organisation hat in einer
Studie an über 400 Zoos herausgefunden:
von 250.000 Tieren in den untersuchten Zoos
sind:
Nur 5% der Taxa offiziell gefährdet (lt. IUCN)
Nur 3% der Taxa in EEPs
Weniger als 1% in Wiederansiedelungsprojekten.
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Stellungnahme der IUCN zur Nachzucht
in Gefangenschaft
Nachzuchtprogramme sind ein integrierter Bestandteil des
Biodiversitätsschutzes weltweit.
Habitatschutz ist nicht ausreichend um die Biodiv. zu erhalten.
Etablierung selbsterhaltender Populationen und anderer
unterstützender Maßnahmen werden gebraucht um den Verlust
vieler Arten zu verhindern – besonders jene mit hohem
Aussterberisiko in fragmentierten, reduzierten und gestörten
Lebensräumen.
Nachzuchtprogramme müssen initiiert werden, bevor eine Art zu
stark reduziert worden ist, sie müssen international koordiniert
werden, basierend auf wissenschaftlichen Prinzipien.
Das Ziel von Nachzuchtprogrammen muß die Wiederansiedlung
lebensfähiger Populationen in der Natur sein.
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Vorraussetzungen für die Durchführung von
Nachzuchtprogrammen lt. IUCN
„Each animal must have a role to play“
Zoos müssen vorhandenen Platz für die Nachzucht gefährdeter
Arten umwidmen.
Zusammensetzung der Arten muß folgende Aspekte
berücksichtigen:
Naturschutz-Erziehung
naturschutzbezogene Forschung
Legaler Erwerb der Individuen
Tiergerechte Haltung
Auswahl nach Dringlichkeit
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Genetische Aspekte
Genetisches Ziel der meisten Gefangenschaftspopulationen ist jene Populationsgröße, die
ausreicht, um 90% der genetischen Diversität für
eine Zeitspanne von 100 Jahren zu erhalten, ohne
Blutauffrischung aus freier Wildbahn zu benötigen.
Problem u.a.: nicht alle Individuen einer
Gefangenschaftspopulation sind für die Nachzucht
geeignet, z.B. Asiatischer Elefant: (1992) von 950
Tieren waren nur 19 für Zuchtzwecke geeignet.
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Bsp.: Schwarzfußiltis
(Mustela nigripes; Black-footed Ferret)
beschrieben 1851 (Audubon
und Bachmann)
Größe & Gewicht: bis 50
cm groß, ca. 1kg
Lebenserwartung: ca. 12 J.
Nahrung: v.a. Prairiehunde
aber auch Mäuse, Hörnchen
und andere Kleinsäuger;
nachtaktiv; lebt in
Prairiehundbauten.
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Schwarzfußiltis Fortsetzung
ehem. Verbreitung: Great
Plains von Alberta über die
Rocky Mountains bis in den
Südwesten der USA (in 10
Staaten) und im Osten (Utah,
Arizona); letzte Population in
nordamerikan. Prairie; in und
um Prairiehund-Habitate.
Habitatansprüche: große
Reviere: ca. 40 bis 60 ha / Iltis
mit großer
Prairiehundpopulation (Lowe et
al., 1990)
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Schwarzfußiltis Fortsetzung
Status & Aussterbegründe:
ausgestorben in freier Wildbahn seit 1985
(letzte Pop.: 1982: 60 Tiere)
wuchs auf 129 Tiere (1984) durch
Schutzmaßnahmen;
Sommer 1985: Hundestaupe reduzierte
Pop. auf ca. 31 Tiere;
diese eingefangen um Nachzuchtpopulation aufzubauen; 6 Tiere starben; die
Gründerpop. bestand somit aus 25 Tieren.
Beuteverlust durch intensive Bekämpfung
des Prairiehundes, v.a. durch Vergiftung
Anfälligkeit für Hundestaupe – Problem bis
heute.
Zerschneidung des Lebensraumes führte
zur Unmöglichkeit der Fortpflanzung
(Population hat enorme Verbreitung).
Endangered (EN) Appendix I of CITES (war
schon „Extinct in the Wild“)
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Schwarzfußiltis Fortsetzung
Schutzmaßnahmen:
„Black footed ferret Recovery Plan“
Fish and Wildlife Service
Captive breeding: sehr erfolgreich.
Wiederansiedlung seit 1991
(ursprüngl. in Wyoming, dann auch
in anderen Staaten); Ziel:
Etablierung von 10 Populationen mit
insgesamt 1,500 Tieren bis zum
Jahr 2010.
2008: an 18 Orten Populationen
wieder angesiedelt, 250 wild
geborene Jungtiere
weiteres Management notwendig
Habitat auf 2% geschrumpft!
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PRZEWALSKI PFERD – Equus ferus
przewalski – Asiatic wild horse – Takhi
Das Takhi Wiederansiedelungsprojekt
entdeckt in der Gobi Altai
1879 von polnischem Oberst
„Nicolai Przewalski“; erst als
wilder Esel eingestuft; 1881
von Zoologen als Asiatisches
Wildpferd (Urahne der
Hauspferde) beschrieben.
seit Jahrhunderten
Bestandteil der natürlichen
Indentität; jedoch verdrängt
von domestizierten Herden;
letztes Indiv. 1930 in Wüste
Gobi gesehen.
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Thaki: Schutzmaßnahmen
Erhaltungszuchtprojekt:
seit 92, Münchner Linie, Prager
Linie, Einkreuzung mit
Hauspferden
Zuchtbücher nicht einheitlich
Fox-Gen (Rotschlag) soll
weggezüchtet werden
Gefangenschaftspopulation
heute: 2000 Indiv.
Seit 1990: Association pour le
cheval de Przewalski, TAKH
Station biologique de la Tour du
Valat; Le Sambuc - 13200 Arles
www.tourduvalat.org
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Thaki: Wiederansiedlung
1997: 1.5.2 Harem ausgewildert
1998: 10 Tiere (Harem) – nach einigen Wochen mit 1. Harem
zusammen, jedoch vorher schwere Kämpfe,
1999: 2 Fohlen geboren, 6.0 Junggesellen-Gruppe ausgewildert
Extremwinter 99/00: keine Verluste trotz –50 Grad, Stürme 100 km/h
2000: 8 Fohlen geboren, 2 Harems dazu: 7, 8 Tiere
Stand 31.7.00: 47 Takhis frei, zusätzl. 14 Tiere bei Gobi Reintroduction
Station
Extremwinter 00/01: alle Fohlen bis auf eines gestorben, auch adulte
gest. – Hauptgrund war nicht Kälte, sondern Infektionskrankheit (Druse:
Unterkieferdrüsen infiziert, Abszesse – Schwächung – leichte Beute für
Wölfe); gl. Wasserstellen; 35 Takhis blieben über.
ev. alle 5 Jahre keine Nachkommen wg. Extrembedingungen
nachgezüchtete Pferde können sich nicht gegen Wölfe wehren, daher
zuerst Auswilderungsgehege.
2001: + 1 Fohlen; 1 adultes Tier verschwunden.
01 /02 guter Winter: 35 Tiere, aus org. Gründen kein zusätzl. Tiere
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Thaki: Wiederansiedlung
Kosten pro Pferd: Transport: US$ 5555,-, Pflege u. Tierarzt pre-release
Phase: US$ 1000,-; post-release monitoring: US$ 500,- (gesamt ~
7000,- Euro)
Bestand 2008: 115 Tiere
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Thaki: Wiederansiedlung
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Mallorca Geburtshelferkröte – Alytes
muletensis – Mallorcan Midwife Toad
1977 anhand von Fossilfunden
beschrieben, erst 1980 entdeckt
Endemisch auf Mallorca
1985: nur 280 – 730 Brutpaare.
Zählung 1994: 13 natürliche Habitate:
1000-3000 Indiv. (jährl. 8400-13600
Kaulquappen)
Bedrohung: Wasserverschmutzung,
Sammeln, eingeschleppte Feinde +
Konkurrenten, Beeinträchtigung durch
Menschen (Tourismus, Schafhaltung)
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Forts. Mallorca Geburtshelferkröte
Schutzmaßnahmen:
1985: Start des Zuchtprogramms
im Jersey Zoo: 20 Kröten
importiert: jährl. 100-200
Kaulquappen für Freilassung auf
Mallorca.
1889: 1. Freilassung von 76
Kaulquappen, seither mehrere
100 an drei Orten freigelassen
(Re-introduction!); vorher vetmed.
Untersuchungen.
Großer Teil der Nachzuhten für
andere Zuchtstationen.
Wg. limitierter natürlicher
Freilassungsplätze wurden vom
Menschen gemachte Zisternen
benutzt (früher für Bergschafe
genutzt).
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Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha
engl. Thick-billed parrot
ca. 38 cm lang
eine von 2 Arten der Gattung
Rhynchopsitta
lebt in Gruppen von 7 bis 10 Tieren,
die auf Schlafbäumen Schwärme bis
1000 Vögel bildeten.
Status (2007):
CITES: APP. 1
Red List: Endangered
1988
1994
2000
2004
-
Threatened
Endangered
Endangered
Endangered
Gefährdungsursache: Habitatverlust
und -degradation
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Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha
bis in die 20er Jahre gr. Schwärme
in Mexiko und im Süden der USA
(Arizona)
Ende der 30er in den USA verschw.
Gründe: Vertreibung durch Schüsse
von Jägern und Baumfällungen
Mexiko: großflächige Rodungen,
illeg. Handel für Heimtierhaltung v.a.
70er und 80er Jahre
1992: nur mehr ca. 5000 Vögel
Nahrungsspez.: Koniferenzapfen
Mitte der 60er Jahre:
Nachzuchtprogr. Jersey
1986: Wiederansiedlungsversuche:
Handaufzuchten überlebten nicht
bzw. wurden wieder eingefangen
bisher 127 Nachzuchten aus USA
ausgewildert; rel. erfolglos
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Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha
1986: Dutzende Wildvögel an mex.
/amerik. Grenze beschlagnahmt:
Freilassung – 2/3 überlebten nicht
Methode des „Feather imping“
angewendet; bis 3 Federn möglich
Probleme: Krankheiten,
Schwarmverhalten fehlt,
Greifvögel
1994: Sierra Madre: extreme
Habitatvernichtung für
Drogenanbau, Rodungen (Holz),
Viehherden
vor kurzem: Moratorium: keine
Rodungen mehr in Teil des
Brutgebiets; soll 10% der Brutpop.
für die nächsten 15 Jahre retten
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Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha
Verbreitung in Mexiko – Sierra Madre – Untersuchungen 2000/01
Satelliten - Tracking
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Der Kakapo – ein wunderliches
Federtier…
… was an dem Exzentriker aus Neuseeland besonders
ist und warum er vom Aussterben bedroht ist
Kakapo, Eulenpapagei (Strigops
habroptilus) auf Neuseeland
(ADAMS S. 145)
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Der Kakapo - Besonderheiten
flugunfähig
der schwerste Papagei: 3-4kg
besonders weiches gefleckt-moosgrünes
Gefieder;
Gesichtsschleier wie auch Eulen - daher
der Name
Schnurrhaare
Langlebig, sicher über 50 Jahre
Pflanzenfresser
Besonderheit: sein intensiver, angenehmer
Geruch, ähnlich Honig & Blüten
nachtaktiv: lange Wanderungen von
mehreren km. Bewegt sich
vornübergebeugt fort - Schnurrhaare.
Ernährt sich von einer Vielzahl
verschiedener Pflanzen und Pflanzenteilen:
Samen, Früchte, Pollen, Baumsaft.
Besonders wichtige Nahrungspflanze: der
Rimu-Baum (Dacrydium cupressinum,
Podocarpaceae, Steineibengewächse)
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Besonderheit des Verhaltens: Fatale
Furchtlosigkeit
kein Fluchtinstinkt
angesichts von Räubern
(vergl. Dodo)
Warum das?
Ergeschichtliche Entwicklung
Neuseelands (Isolierung von
anderen Landmassen in der
Kreidezeit (ca 85 Mio Jahre)
hatte zur Folge: keine
räuberischen Säugetiere.
Daher auch keine
Notwendigkeit, sich zu
fürchten und zu flüchten...
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Warum einfach, wenn´s auch
kompliziert geht …?
Einzelgänger - sehr zerstreutes
Vorkommen
Männchen kommen in erhöht
liegenden "Balzarenen"
zusammen
dort legen sie jedes einen
Balzplatz an: schalenförmige
Vertiefung + Wegenetzwerk,
das penibel sauber gehalten
wird
Dabei Konkurrenz um die
besten Plätze (auch akustische
Eigenschaften)
Dann Beginn des "Boomens"
zur Anlockung der Weibchen
Balzritual - Paarung
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Warum einfach, wenn´s auch
kompliziert geht ?
Nach der Paarung kehrt
Weibchen in ihr Revier zurück
und kümmert sich dort alleine
um die Aufzucht
Männchen werden ab ca. 5
Jahren sexuell aktiv, Weibchen
erst ab 9-11 Jahren
Außerdem kommen sie nur in
Stimmung, wenn reichlich Futter
verfügbar: Mastjahre, v.a. des
Rimu-Baumes
dies ist nur alle 3 bis 5 Jahre
der Fall
Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler / WS 08/09
Warum ist der Kakapo gefährdet?
Biologie & Geschichte
Vorfahren vor Jahrmillionen
auf Neuseeland: kleiner,
leichter und flugfähig
Wurden dann größer,
schwerer und flugunfähig
Vor ca. 1000 Jahren kamen
die Maori aus Polynesien
Sie bejagten den Kakapo;
ebenso ihre Hunde
Ebenfalls eingeschleppt: die
polynesische Ratte: fraß
Küken und Eier
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Die Europäer kommen …
1642 Tasman, später Cook
Besiedlung und Urbarmachung
in größerem Maßstab ab ca
1840
Fatale Gefährdungen:
Bejagung, tw. aber auch
Besammlung: Präparate als
wissenschaftliche Kuriositäten
v.a. aber die eingeschleppten
Raubsäuger: Katzen, Ratten,
Hunde, Frettchen, Hermeline
Wieseln
Nahrungskonkurrenz durch
Rehe und Mufflons
Mit Ende des 19. Jh. wurde klar,
dass die Population gefährlich
schrumpfte
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5 vor 12 – Beginn der
Schutzbemühungen …
Von 1891 an
Schutzbemühungen
Seit den 1950ern immer
intensiver und vielfältiger
Schützen kann man nur, was
man kennt - und erst in den
1970ern konnte man das
Balzverhalten erstmals
wissenschaftlich
beschreiben!
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Grundzüge der Schutzbemühungen
Grundzüge der
Schutzbemühungen:
Herausfinden, wo überhaupt
Kakapos leben
Übersiedlung auf geschützte
Inseln
Versuche der Aufzucht in
Gefangenschaft scheiterten
kläglich
Dezimierung bzw. Ausrottung
ihrer Feinde (Katzen, Marder,
Ratten etc.)
Zusätzliche Fütterung
Teilweise künstliche Aufzucht,
um Jugendmortalität zu senken
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Grundzüge der Schutzbemühungen
Beobachtung der Mastzyklen des
Hauptfutterbaumes (Rimu):
Übersiedlung von Teilpopulationen in
entsprechende Gebiete.
Unfruchtbare Männchen werden von
Weibchen ferngehalten
Erhalt der genetische Vielfalt:
verhindern, dass nur einige wenige
Männchen dominieren
Warmhalten der Eier in Abwesenheit
der Weibchen
Anwendung von Flohpulver
Trotz intensiver individueller
Betreuung: immer wieder
Rückschläge, zB
Bakterieninfektionen...
Diese Massnahmen werden seit 1989
von der Kakapo Recovery Group
organisiert, durchgeführt und
dokumentiert.
(www.kakaporecovery.org.nz)
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