Wiederansiedlung gefährdeter Tierarten IUCN/SSC Statement (1995): „The principle aim of any reintroduction should be to establish a viable, free-ranging population in the wild, of a species, subspecies or race, which has become globally or locally extinct or extirpated in the wild. It should be re-introduced within the species‘ former natural habitat and range and should require minimal long-term management.“ WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Gründe für Wiederansiedlung: Überleben der Art sichern Keystone-species in Ökosystem zurückbringen Natürliche Biodiversität erhalten Langfristig ökonomische Vorteile einer Region oder Nation sichern Naturschutzgedanken fördern Kombination der oben genannten. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Terminologie: nach Konstant und Mittermeier (1982) Introduction: = die Freilassung von Tieren in ein Habitat, in dem sie nie natürlich verbreitet waren; meist Wildfänge, selten auch Nachzuchten. Conservation Introduction: = die Freilassung ..... mit dem Versuch, eine Art in einem adäquaten Lebensraum anzusiedeln und damit zu erhalten, wenn kein ursprüngliches Habitat mehr vorhanden ist. Re-introduction: (= Wiederansiedlung) = die Freilassung wildgefangener oder nachgezüchteter Tiere in ein Habitat, in dem sie entweder stark dezimiert oder ausgerottet wurden als Resultat menschlicher Aktivitäten (z.B. Überjagung, etc.) oder natürlicher Ursachen (z.B. Epidemien, etc.). Wiederansiedlung kann auch durch Translocation stattfinden; oft (z.B. bei Primaten) ist Rehabilitation notwendig. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Forts. Terminologie: nach Konstant und Mittermeier (1982) Translocation: = der Fang und Transport wildlebender Tiere von einem Ort ihrer natürlichen Verbreitung zu einem anderen mit zwischenzeitlich minimalem Aufenthalt in Gefangenschaft. Re-inforcement/Supplementation/Re-stocking: = zusätzliche Freilassung von Tieren in vorhandene Population zur Aufstockung der Individuenzahl. Rehabilitation: = der Prozeß des Trainings von Tieren als Vorbereitung für das Leben in freier Wildbahn. notwendig bei nachgezüchteten Tieren und solchen, die als Jungtiere eingefangen wurden. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Gründe für Translocation (hier als Überbegriff): nach Caldecott und Kavanagh (1988): Naturschutz- bzw. Artenschutzgründe: Wildpopulation vom Aussterben bedroht; einzige Möglichkeit zur Rettung dieser Population. Überschuß aus Gefangenschaftspopulation – Versuch einer Aufstockung der wildlebenden Population. Die Existenz eines geeigneten Habitats könnte erscheinen, als wären „freie“ Plätze für die Ansiedlung einer zusätzlichen oder einzigen Population einer bestimmten Art vorhanden. Eine kleine, isolierte Population könnte ernsthaft durch Inzucht bedroht sein, was die Aufstockung durch zusätzliche Individuen nötig macht. Wenn ein Taxon weltweit nur in einem einzigen (kleinen) Gebiet vorkommt, würde die Umsiedlung einiger Individuen und der Aufbau einer zweiten Population die Überlebenschance des gesamten Taxons erhöhen. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Gründe für Translocation (hier als Überbegriff): nach Caldecott und Kavanagh (1988): Als Alternative zur Tötung: Indiv. einer Art könnten von einer Gemeinschaft entfernt und umgesiedelt werden weil: sie eine zu starke Konkurrenz für eine andere, seltenere Art darstellen, die Fitneß einer Population durch strukturelle Änderungen gesteigert werden kann (künstliche Selektion weniger fitter Indiv.) um Schwankungen in der Populationsgröße auszugleichen, die die Population selbst bedrohen können. Andere Gründe: Bildung: Ansiedlung von Tieren zu Bildungszwecken. Kommerziell: Tourismus, Forschungszwecke: nachhaltige Nutzung, Jagd Wissenschaftlich: Verhaltensstudien Tierschutzgründe Konflikt mit dem Menschen (Nahrungskonkurrenz, etc.) Religiöse Gründe WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Welche Arten sollen wieder eingebürgert werden? IUCN‘s Species Survival Commission (SSC): Action Plans sollen Aufschluß geben über das Ausmaß von Wiederansiedlungen als Naturschutzstrategie der Zukunft. Action Plans: Schwerpunkt: Säuger (bes. Großsäuger) und daher nicht repräsentativ für alle Arten aber: einzige Information für „Breitbandanalysen“. von ca. 660 bedrohten Arten (Teil der Roten Listen der IUCN) wird nur für 68 (10,3%) Wiederansiedlung empfohlen, und zwar v.a. für Marsupialia, Krokodile und Otter (insges. 38 Arten). Obwohl „captive breeding“ oft empfohlen wird, wird die Wiederansiedlung kaum erwähnt. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Empfohlene Wiederansiedlungen Für 45 von diesen 68 Arten wird die Nachzucht empfohlen, die meisten werden bereits gezüchtet, nur für 14 Arten gibt es internat. Zuchtbücher, für einige Arten regionale; für 23 Arten wird Translocation empfohlen, da noch genügend Individuen in freier Wildbahn vorhanden sind oder weil die Einrichtung einer „viable captive population“ eine Bedrohung für die Wildpopulation darstellen würde (Bsp.: Javan rhino). WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Warum werden so wenige Arten für Wiederansiedlung empfohlen? Stuart (1991): zwei der häufigsten Empfehlungen in den Action Plans sind: Management von Schutzgebieten Einrichtung von Schutzgebieten Habitatschutz als Schlüssel und Voraussetzung für Artenschutz, da die meisten Arten durch Lebensraumverlust bedroht sind; verbleibende Habitate meist voll besetzt, daher keine Chance für Wiederansiedlung, außer mit vorangehender großflächiger ökologischer Restaurierung. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Welche Arten sollen wieder angesiedelt werden? Stuart (1991): ... species, that have suffered from pressure on the species per se and not at the habitat level ... d.h. es gibt noch genügend potentiellen, freien, passenden Lebensraum und der ursprüngliche Grund für den Rückgang der Art wurde beseitigt. Folgende Taxa fallen in diese Kategorie: Raubtiere, die in direkten Konflikt mit dem Menschen geraten sind (z.B. Wölfe) Große, potentiell gefährliche Tiere (z.B. Rhinozeros) Eiweißlieferanten für die lokale Bevölkerung (z.B. Oryx, Gazellen, Afrikan. Landschildkröten) Krankheitsanfällige Arten (z.B. Schwarzfußiltis) Opfer des Heimtierhandels (z.B. Griech. Landschildkröte) Opfer der traditionellen (chines., etc.) Medizin (Rhinozeros) Opfer von Ausrottungsmaßnahmen (z.B. Schwarzfußiltis) Arten mit natürlich kleinem Verbreitungsgebiet und daher großem Aussterberisiko bei Naturkatastrophen (meist Inselarten). WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Wiederansiedlung von nachgezüchteten Tieren: Beck et al. (1994) dokumentierte 145 bekannte Fälle von Wiederansiedelungen nachgezüchteter Tiere; dies umfaßte 126 Arten, wovon 32% Säuger, 45% Vögel, 16% Reptilien und Amphibien, 6% Fische und 1% Invertebraten waren. Wie sehr sind Zoos involviert? In Zoos nachgezüchtete Tiere oder deren Nachkommen wurden in 76 (59%) von 129 Fällen (Projekten) wieder angesiedelt (durchschnittl. einer von 5 Zoos involviert bei einer Anzahl von 350 Zoos in Industrieländern). Zoos sind jedoch auch indirekt involviert – Bereitstellung von knowhow, Personal, Geld, Material, etc. Trotzdem sind Zoos nicht vorrangig an Wiederansiedelungsprojekten beiteiligt; meist sind dies eher staatliche Naturschutzbehörden sowie NGOs. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Exkurs: Nachzucht im Zoo Das Potential der Zoos = limitiert durch Platz, Experten, Finanzen, etc. 1991: 1 000 Zoos (Mitglieder bei Zoovereinigungen) weltweit repräsentieren 5 Milliarden Dollar Kapital und mind. 2 Milliarden Dollar Erhaltungskosten; jährliche Besucheranzahl: 600 Millionen Menschen (damals 10% der Weltbevölkerung). Bei Addition aller Einrichtungen, nach der Definition für Zoos: „Institutionen, die wilde, nicht domestizierte Tiere für die Öffentlichkeit ausstellen“, liegt die totale Anzahl der Zoos weltweit bei über 10.000! WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Exkurs: Nachzucht im Zoo Was und wie können Zoos zum Naturschutz beitragen? Artenschutz in situ und ex situ, und dadurch Schutz natürlicher Lebensräume und Ökosysteme Erwerb wissenschaftlicher Erkenntnisse, die vorteilhaft für den Naturschutz sein können. Aufrütteln von Politik und Öffentlichkeit im Hinblick auf die Notwendigkeit des Naturschutzes. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Exkurs: Nachzucht im Zoo Beiträge im Detail: Nachzucht von gefährdeten Tierarten als Beitrag zur Arterhaltung. Führen von Zuchtbüchern u.a. Aufzeichnungen („record keeping“). Derzeit gibt es über 100 aktive internat. Zuchtbücher. Entwicklung einer zentralen Datenbank für das Management von Arten mit dem Ziel, eine ausreichend große und genetisch diverse Gründerpopulation zu erhalten = ISIS (Internat. Species Inventory System) – mehr als 450 Zoos sind hier eingetragen. Entwicklung von Plänen zum Überleben der Arten (species survival plans). Beteiligung an raschen Rettungseinsätzen bei Gefahr im Verzug. Wiederansiedlung Beteiligung an in situ Schutzmaßnahmen Zusammenarbeit mit Behörden und Naturschutzorganisationen. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Exkurs: Nachzucht im Zoo Kritikpunkte: von 629 bedrohten Säugetierarten werden nur 140 in Zoos gehalten – entspricht nur 10% der weltweiten Kapazität zoolog. Gärten (die Situation ist bei anderen Gruppen noch schlechter). (Jenkins, 1992) die für Nachzuchtprogramme verwendeten Gelder gehen für in situ Maßnahmen verloren. Bsp. Leader-Williams (1990): Management von Afrikan. Elefanten und Schwarzen Nashörnern in Gefangenschaft kostet 50x so viel wie das Management in freier Wildbahn. Der Erhalt einer bestimmten Art im Zoo nützt den meisten anderen Arten gar nichts – Habitatschutz schon. Die meisten Gehege im Zoo fördern artfremdes, unnatürliches Verhalten und machen die Tiere für eine Auswilderung ungeeignet. Die Auswahl der Arten erfolgt nicht nach Dringlichkeit für den Schutz sondern nach anderen Kriterien, wie: Nutzung vorhandener Gehege, Attraktivität, Budget. Die Haltung von Tieren in Gefangenschaft ist nicht mehr zeitgemäß. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler ZOO CHECK Studie 2000 Englische Anti-Zoo Organisation hat in einer Studie an über 400 Zoos herausgefunden: von 250.000 Tieren in den untersuchten Zoos sind: Nur 5% der Taxa offiziell gefährdet (lt. IUCN) Nur 3% der Taxa in EEPs Weniger als 1% in Wiederansiedelungsprojekten. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Stellungnahme der IUCN zur Nachzucht in Gefangenschaft Nachzuchtprogramme sind ein integrierter Bestandteil des Biodiversitätsschutzes weltweit. Habitatschutz ist nicht ausreichend um die Biodiv. zu erhalten. Etablierung selbsterhaltender Populationen und anderer unterstützender Maßnahmen werden gebraucht um den Verlust vieler Arten zu verhindern – besonders jene mit hohem Aussterberisiko in fragmentierten, reduzierten und gestörten Lebensräumen. Nachzuchtprogramme müssen initiiert werden, bevor eine Art zu stark reduziert worden ist, sie müssen international koordiniert werden, basierend auf wissenschaftlichen Prinzipien. Das Ziel von Nachzuchtprogrammen muß die Wiederansiedlung lebensfähiger Populationen in der Natur sein. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Vorraussetzungen für die Durchführung von Nachzuchtprogrammen lt. IUCN „Each animal must have a role to play“ Zoos müssen vorhandenen Platz für die Nachzucht gefährdeter Arten umwidmen. Zusammensetzung der Arten muß folgende Aspekte berücksichtigen: Naturschutz-Erziehung naturschutzbezogene Forschung Legaler Erwerb der Individuen Tiergerechte Haltung Auswahl nach Dringlichkeit WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Genetische Aspekte Genetisches Ziel der meisten Gefangenschaftspopulationen ist jene Populationsgröße, die ausreicht, um 90% der genetischen Diversität für eine Zeitspanne von 100 Jahren zu erhalten, ohne Blutauffrischung aus freier Wildbahn zu benötigen. Problem u.a.: nicht alle Individuen einer Gefangenschaftspopulation sind für die Nachzucht geeignet, z.B. Asiatischer Elefant: (1992) von 950 Tieren waren nur 19 für Zuchtzwecke geeignet. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Bsp.: Schwarzfußiltis (Mustela nigripes; Black-footed Ferret) beschrieben 1851 (Audubon und Bachmann) ehem. Verbreitung: Great Plains von Alberta über die Rocky Mountains bis in den Südwesten der USA (in 10 Staaten) und im Osten (Utah, Arizona); letzte Population in nordamerikan. Prairie; in und um Prairiehundhabitate. Beschreibung: bis 50 cm groß, ca. 1kg; Alter: bis ca. 12 Jahre, Nahrung: v.a. Prairiehunde aber auch Mäuse, Hörnchen und andere Kleinsäuger; nachtaktiv; lebt in Prairiehundbauten. Habitatansprüche: große Reviere: ca. 40 bis 60 ha / Iltis mit großer Prairiehundpopulation (Lowe et al., 1990) WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Schwarzfußiltis Fortsetzung Status: ausgestorben in freier Wildbahn seit 1985; letzte Population: 1982: 60 Tiere wuchs auf 129 Tiere (1984) durch Schutzmaßnahmen; Sommer 1985: Hundestaupe reduzierte Pop. auf ca. 31 Tiere; diese wurden eingefangen um eine Nachzuchtpopulation aufzubauen; 6 Tiere starben; die Gründerpop. bestand somit aus 25 Tieren. Ursachen für das Aussterben: Beuteverlust durch intensive Bekämpfung des Prairiehundes, v.a. durch Vergiftung Anfälligkeit für Hundestaupe – Problem bis heute. Zerschneidung des Lebensraumes führte zur Unmöglichkeit der Fortpflanzung (Population hat enorme Verbreitung). WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Schutzmaßnahmen: Captive breeding: sehr erfolgreich. Wiederansiedlung seit 1991 (ursprüngl. in Wyoming, dann auch in anderen Staaten); Ziel: Etablierung von 10 Populationen mit insgesamt 1,500 Tieren bis zum Jahr 2010. Habitat auf 2% geschrumpft! PRZEWALSKI PFERD – Equus ferus przewalski – Asiatic wild horse – Takhi Das Takhi Wiederansiedelungsprojekt entdeckt in der Gobi Altai 1879 von polnischem Oberst „Nicolai Przewalski“; erst als wilder Esel eingestuft; 1881 von Zoologen als Asiatisches Wildpferd (Urahne der Hauspferde) beschrieben. seit Jahrhunderten Bestandteil der natürlichen Indentität; jedoch verdrängt von domestizierten Herden; letztes Indiv. 1930 in Wüste Gobi gesehen. WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Thaki: Schutzmaßnahmen Erhaltungszuchtprojekt: seit 92, Münchner Linie, Prager Linie, Einkreuzung mit Hauspferden Zuchtbücher nicht einheitlich Fox-Gen (Rotschlag) soll weggezüchtet werden Gefangenschafts-population heute: 2000 Indiv. Seit 1990: Association pour le cheval de Przewalski, TAKH Station biologique de la Tour du Valat; Le Sambuc - 13200 Arles www.tourduvalat.org WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Thaki: Wiederansiedlung 1997: 1.5.2 Harem ausgewildert 1998: 10 Tiere (Harem) – nach einigen Wochen mit 1. Harem zusammen, jedoch vorher schwere Kämpfe 1999: 2 Fohlen geboren, 6.0 Junggesellen-Gruppe ausgewildert Extremwinter 99/00: keine Verluste trotz –50 Grad, Stürme 100 km/h 2000: 8 Fohlen geboren, 2 Harems dazu: 7, 8 Tiere Stand 31.7.00: 47 Takhis frei, zusätzl. 14 Tiere bei Gobi Reintroduction Station Extremwinter 00/01: alle Fohlen bis auf eines gestorben, auch adulte gest. – Hauptgrund war nicht Kälte, sondern Infektionskrankheit (Druse: Unterkieferdrüsen infiziert, Abszesse – Schwächung – leichte Beute für Wölfe); gl. Wasserstellen; 35 Takhis blieben über. ev. alle 5 Jahre keine Nachkommen wg. Extrembedingungen nachgezüchtete Pferde können sich nicht gegen Wölfe wehren, daher zuerst Auswilderungsgehege. 2001: + 1 Fohlen; 1 adultes Tier verschwunden. 01 /02 guter Winter: 35 Tiere, aus org. Gründen kein zusätzl. Tiere WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Thaki: Wiederansiedlung Kosten pro Pferd: Transport: US$ 5555,-, Pflege u. Tierarzt pre-release Phase: US$ 1000,-; post-release monitoring: US$ 500,- (gesamt ~ 7000,- Euro) aktuell: 97 Tiere WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Mallorca Geburtshelferkröte – Alytes muletensis – Mallorcan Midwife Toad 1977 anhand von Fossilfunden beschrieben, erst 1980 entdeckt Endemisch auf Mallorca 1985: nur 280 – 730 Brutpaare. Zählung 1994: 13 natürliche Habitate: 1000-3000 Indiv. (jährl. 8400-13600 Kaulquappen) Bedrohung: Wasserverschmutzung, Sammeln, eingeschleppte Feinde + Konkurrenten, Beeinträchtigung durch Menschen (Tourismus, Schafhaltung) WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Forts. Mallorca Geburtshelferkröte Schutzmaßnahmen: 1985: Start des Zuchtprogramms im Jersey Zoo: 20 Kröten importiert: jährl. 100-200 Kaulquappen für Freilassung auf Mallorca. 1889: 1. Freilassung von 76 Kaulquappen, seither mehrere 100 an drei Orten freigelassen (Re-introduction!); vorher vetmed. Untersuchungen. Großer Teil der Nachzuhten für andere Zuchtstationen. Wg. limitierter natürlicher Freilassungsplätze wurden vom Menschen gemachte Zisternen benutzt (früher für Bergschafe genutzt). WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha engl. Thick-billed parrot ca. 38 cm lang eine von 2 Arten der Gattung Rhynchopsitta lebt in Gruppen von 7 bis 10 Tieren, die auf Schlafbäumen Schwärme bis 1000 Vögel bildeten. Status (2007): CITES: APP. 1 Red List: Endangered 1988 1994 2000 2004 - Threatened Endangered Endangered Endangered Gefährdungsursache: Habitatverlust und -degradation WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha bis in die 20er Jahre gr. Schwärme in Mexiko und im Süden der USA (Arizona) Ende der 30er in den USA verschw. Gründe: Vertreibung durch Schüsse von Jägern und Baumfällungen Mexiko: großflächige Rodungen, illeg. Handel für Heimtierhaltung v.a. 70er und 80er Jahre 1992: nur mehr ca. 5000 Vögel Nahrungsspez.: Koniferenzapfen Mitte der 60er Jahre: Nachzuchtprogr. Jersey 1986: Wiederansiedlungsversuche: Handaufzuchten überlebten nicht bzw. wurden wieder eingefangen bisher 127 Nachzuchten aus USA ausgewildert; rel. erfolglos WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha 1986: Dutzende Wildvögel an mex. /amerik. Grenze beschlagnahmt: Freilassung – 2/3 überlebten nicht Methode des „Feather imping“ angewendet; bis 3 Federn möglich Probleme: Krankheiten, Schwarmverhalten fehlt, Greifvögel 1994: Sierra Madre: extreme Habitatvernichtung für Drogenanbau, Rodungen (Holz), Viehherden vor kurzem: Moratorium: keine Rodungen mehr in Teil des Brutgebiets; soll 10% der Brutpop. für die nächsten 15 Jahre retten WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Arasittich – Rhychopsitta pachyrhyncha Verbreitung in Mexiko – Sierra Madre – Untersuchungen 2000/01 Satelliten - Tracking WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Der Kakapo – ein wunderliches Federtier… … was an dem Exzentriker aus Neuseeland besonders ist und warum er vom Aussterben bedroht ist Kakapo, Eulenpapagei (Strigops habroptilus) auf Neuseeland (ADAMS S. 145) WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Der Kakapo - Besonderheiten flugunfähig der schwerste Papagei: 3-4kg besonders weiches gefleckt-moosgrünes Gefieder; Gesichtsschleier wie auch Eulen - daher der Name Schnurrhaare Langlebig, sicher über 50 Jahre Pflanzenfresser Besonderheit: sein intensiver, angenehmer Geruch, ähnlich Honig & Blüten nachtaktiv: lange Wanderungen von mehreren km. Bewegt sich vornübergebeugt fort - Schnurrhaare. Ernährt sich von einer Vielzahl verschiedener Pflanzen und Pflanzenteilen: Samen, Früchte, Pollen, Baumsaft. Besonders wichtige Nahrungspflanze: der Rimu-Baum (Dacrydium cupressinum, Podocarpaceae, Steineibengewächse) WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Besonderheit des Verhaltens: Fatale Furchtlosigkeit kein Fluchtinstinkt angesichts von Räubern (vergl. Dodo) Warum das? Ergeschichtliche Entwicklung Neuseelands (Isolierung von anderen Landmassen in der Kreidezeit (ca 85 Mio Jahre) hatte zur Folge: keine räuberischen Säugetiere. Daher auch keine Notwendigkeit, sich zu fürchten und zu flüchten... WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Warum einfach, wenn´s auch kompliziert geht …? Einzelgänger - sehr zerstreutes Vorkommen Männchen kommen in erhöht liegenden "Balzarenen" zusammen dort legen sie jedes einen Balzplatz an: schalenförmige Vertiefung + Wegenetzwerk, das penibel sauber gehalten wird Dabei Konkurrenz um die besten Plätze (auch akustische Eigenschaften) Dann Beginn des "Boomens" zur Anlockung der Weibchen Balzritual - Paarung WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Warum einfach, wenn´s auch kompliziert geht ? Nach der Paarung kehrt Weibchen in ihr Revier zurück und kümmert sich dort alleine um die Aufzucht Männchen werden ab ca. 5 Jahren sexuell aktiv, Weibchen erst ab 9-11 Jahren Außerdem kommen sie nur in Stimmung, wenn reichlich Futter verfügbar: Mastjahre, v.a. des Rimu-Baumes dies ist nur alle 3 bis 5 Jahre der Fall WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Warum ist der Kakapo gefährdet? Biologie & Geschichte Vorfahren vor Jahrmillionen auf Neuseeland: kleiner, leichter und flugfähig Wurden dann größer, schwerer und flugunfähig Vor ca. 1000 Jahren kamen die Maori aus Polynesien Sie bejagten den Kakapo; ebenso ihre Hunde Ebenfalls eingeschleppt: die polynesische Ratte: fraß Küken und Eier WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Die Europäer kommen … 1642 Tasman, später Cook Besiedlung und Urbarmachung in größerem Maßstab ab ca 1840 Fatale Gefährdungen: Bejagung, tw. aber auch Besammlung: Präparate als wissenschaftliche Kuriositäten v.a. aber die eingeschleppten Raubsäuger: Katzen, Ratten, Hunde, Frettchen, Hermeline Wieseln Nahrungskonkurrenz durch Rehe und Mufflons Mit Ende des 19. Jh. wurde klar, dass die Population gefährlich schrumpfte WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler 5 vor 12 – Beginn der Schutzbemühungen … Von 1891 an gibt es Schutzbemühungen Seit den 1950ern immer intensiver und vielfältiger Schützen kann man nur, was man kennt - und erst in den 1970ern konnte man das Balzverhalten erstmals wissenschaftlich beschreiben! WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Grundzüge der Schutzbemühungen Grundzüge der Schutzbemühungen: Herausfinden, wo überhaupt Kakapos leben Übersiedlung auf geschützte Inseln Versuche der Aufzucht in Gefangenschaft scheiterten kläglich Dezimierung bzw. Ausrottung ihrer Feinde (Katzen, Marder, Ratten etc.) Zusätzliche Fütterung Teilweise künstliche Aufzucht, um Jugendmortalität zu senken WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler Grundzüge der Schutzbemühungen Beobachtung der Mastzyklen des Hauptfutterbaumes (Rimu): Übersiedlung von Teilpopulationen in entsprechende Gebiete. Unfruchtbare Männchen werden von Weibchen ferngehalten Erhalt der genetische Vielfalt: verhindern, dass nur einige wenige Männchen dominieren Warmhalten der Eier in Abwesenheit der Weibchen Anwendung von Flohpulver Trotz intensiver individueller Betreuung: immer wieder Rückschläge, zB Bakterieninfektionen... Diese Massnahmen werden seit 1989 von der Kakapo Recovery Group organisiert, durchgeführt und dokumentiert. (www.kakaporecovery.org.nz) WS 07/08 - Management gefährdeter Arten - Mag. Nadja Ziegler