Keramische Membranen für die Filtration von Flüssigkeiten: Eine

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Schwerpunktthemen
Keramische Membranen für
die Filtration von Flüssigkeiten:
Eine Bestandsaufnahme
Teil 1: Membrantypen und ihre Betriebsweise
St. Duscher*
Keramische Membranen sind seit nahezu einem Jahrhundert eine etablierte Komponente bei der Separation von
Feststoffen aus Flüssigkeit. Seit der Entwicklung und Markteinführung keramischer Nanofiltrationsmembranen kommt
ihnen nun auch eine steigende Bedeutung bei der Abtrennung gelöster Stoffe aus Flüssigkeiten zu. Nicht zuletzt wegen
ständig verbesserter und neu entwickelter Fertigungsverfahren ist es möglich, keramische Membranen zu fertigen,
die es sowohl hinsichtlich ihrer technischen Eigenschaften als auch hinsichtlich ihrer Investitions- und Betriebskosten
ermöglichen, Verfahren wie z.B. Verdampfung zu ersetzen und so einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung
und Kostensenkung zu leisten. In Teil 2 wird vertiefend auf die Transportmechanismen und Ladungseffekte sowie auf
die Einsetzbarkeit der keramischen Nanofiltrationsmembranen eingegangen werden, was mit einem Ausblick auf
derzeitige und zukünftige Optimierungs- und Entwicklungsfelder abschließen wird.
1. Entwicklung und Aufbau
keramischer Membranen
1.1. Entstehung keramischer
Membranen
Während es hinsichtlich der Zeitangabe
der ersten keramischen Membranen im
Labormaßstab stark variierende Angaben
gibt, stellen die 40er Jahre die Geburtsstunde kommerziell und großtechnisch
hergestellter keramischer Membranen dar,
als diese erfolgreich ihm Rahmen des
„Manhattan-Projektes“ im Teilprojekt der
Urananreicherung eingesetzt wurden.
Kurz darauf folgte die Weiterentwicklung
der in der Gasdiffusion eingesetzten
Membranen zu jenen keramischen Mikround Ultrafiltrationsmembranen, die aus
einem beschichteten porösen Träger
bestanden und sich in ihrer grundlegenden
Geometrie nicht wesentlich von den
heutigen Geometrien unterschieden. Be* Dipl.-Ing. Stefan Duscher
Vertriebsleiter, Inopor GmbH
Industriestrasse 1
98669 Veilsdorf
Abb. 1: Keramische Membranträger [1]
200
dingt durch die Tatsache, dass keramische
Membranen viele positive Eigenschaften
besitzen, die z.B. in der Verarbeitung von
Lebensmitteln eine Rolle spielen, sind
keramische Membranen weltweit überwiegend im Bereich der Mikrofiltration
eingesetzt, wo sie u.a. für die Milchverarbeitung als auch für die Verarbeitung
von alkoholischen Getränken sowie Säften
eine Schlüsselrolle in der Prozesskette
einnehmen.
Parallel wurde auch nach Ende des
Zweiten Weltkrieges auf militärischer
Ebene an der Weiterentwicklung keramischer Membranen gearbeitet, so dass es
wesentlich Unternehmen wie z.B. Carbone
Lorraine und Desmarquest zu verdanken
ist, dass eine Vielzahl an Fertigungsverfahren und möglichen Materialien
erforscht wurden, die sich zur Herstellung
von keramischen Mikro- und Ultrafiltrationsmembranen zur Urananreicherung
eignen sollten.
Parallel zu den keramischen Membranen schritt auch die Entwicklung und
Optimierung von Polymermembranen
voran, welche in ihrem spezifischen Preis
pro Membranfläche deutlich günstiger
waren und sind als keramische Membranen, die aber hinsichtlich ihrer technisch-chemischen Eigenschaften in ihrer
Einsetzbarkeit deutlich limitiert sind.
Während sich bis Anfang der Jahrtausendwende keramische und Polymermembranen in den Verfahren der Mikro- und
Ultrafiltration konkurrierend gegenüber
standen, waren bis dahin die Verfahren
der Nanofiltration und Umkehrosmose
alleinig von polymeren Membranen
abgedeckt. Dies sollte sich erst dann
nachhaltig ändern, als es dem damaligen
Hermsdorfer Institut für Technische
Keramik (HITK), welches später im
Fraunhofer IKTS mit Mutterhaus in
Dresden aufging, gelang, eine keramische
Nanofiltrationsmembran mit einer Trenngrenze von 450 Dalton zu fertigen.
Während das Verfahren der Umkehrosmose sicherlich auf unbestimmte Zeit
weiterhin nur mit polymeren Membranen
bedient werden kann, steht seit dem Jahre
2004 eine patentgeschützte keramische
Nanofiltrationsmembran zur Verfügung,
die im industriellen Maßstab von der
Firma Inopor GmbH vertrieben wird.
Abb. 2: Extrudierprozess eines keramischen Membranträgers [1]
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Abb. 3: Gehäuse aus Edelstahl mit mehreren keramischen Membranen [1]
1.2. Geometrien keramischer
Membranträger
Wie eingangs erwähnt bestehen
keramische Membranen aus einem – meist
ebenfalls keramischen – Träger, auf dem
die eigentliche Membranschicht aufgebracht ist. Hinsichtlich der Form und
Gestaltung dieser Träger gibt es auf dem
Markt verschiedene Ansätze. Exemplarisch
seien hier die rohrförmigen Geometrien
erwähnt, wie sie z.B. bei den Herstellern
Atech GmbH, Tami GmbH oder Inopor
GmbH Anwendung finden, aber auch
plattenförmige Geometrien oder Kapillaren, wie sie z.B. von Kerafol GmbH
hergestellt werden. Da die rohrförmigen
Geometrien auf dem Markt dominieren,
wird im weiteren Verlauf primär auf diese
eingegangen werden.
Bei den rohrförmigen Geometrien
handelt es sich um einen Träger (welcher
„Support“ genannt wird), der mindestens
über einen Kanal verfügt, welcher
wiederum mit der eigentlichen Membranschicht sowie einigen Hilfsschichten
beschichtet ist. Abbildung 1 zeigt einige
typische Geometrien rohrförmiger keramischer Membranträger. Da in mehreren
Industrie- und Forschungszweigen an der
Weiterentwicklung keramischer Membranen gearbeitet wurde, sind heute eine
Vielzahl an Material- und Membrankombinationen auf dem Markt verfügbar.
Exemplarisch seien hierfür die Materialien
SiC, Al2O3, ZrO2 und TiO2 erwähnt, die
sich sowohl zur Herstellung der Träger, als
auch zur Herstellung der eigentlichen
Membranschicht eignen. Unabhängig vom
Werkstoff haben alle rohrförmigen Träger
gemeinsam, dass sie mittels eines Extrudierprozesses hergestellt werden. Dieser
Extrudierprozess erlaubt es, dass rohrförmige Membranen und deren Träger
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sehr einfach auf die maßlichen Belange
der Anwendung oder des Kunden
angepasst werden können, wobei Rohre
mit einer Länge über 1200mm eine
Seltenheit darstellen, da mit zunehmender
Länge der Membranen nicht nur der
Fertigbarkeit an Schwierigkeit gewinnt,
sondern auch der Betrieb dieser Rohre
zunehmend schwieriger wird, da die
Zulaufbedingungen stets so zu wählen
sind, dass der Membranprozess auch nahe
am Konzentrataustritt noch stabil abläuft.
Abbildung 2 zeigt einen solchen Extrudierprozess eines keramischen Trägers.
Der rohrförmige Träger wird im Betrieb
stirnseitig angeströmt, so dass das
Zulaufmedium („Feed“) in die Kanäle
fließt. Gegenüber seiner Umgebung ist der
Träger mittels einer Dichtung abgedichtet,
so dass das Zulaufmedium gezwungen ist,
durch die Kanäle zu fließen. Ist die
Membranfläche eines einzelnen Rohres
nicht ausreichend, so können mehrere
Membranträger in einem Gehäuse verbaut
werden, welche dann über zentrale
Anschlüsse innerhalb des Gehäuses
parallel angeströmt werden. Da keramische Rohrmembranen aus einem porösen
Träger bestehen und die eigentliche
Membranschicht in den Kanälen aufgebracht ist, muss verhindert werden, dass
beim Anströmen ein Teil des Stoffstromes
über die Stirnfläche des Trägers auf die
Permeatseite gelangt. Dies wird in der
Praxis dadurch gewährleistet, dass die
Stirnseiten der keramischen Membranträger versiegelt sind.
Um einen Trennvorgang zu bewirken,
wird das Zulaufmedium nach dem keramischen Träger eingedrosselt, so dass ein
Staudruck entsteht, welcher dafür verantwortlich ist, dass ein Stofftransport durch
die Membran stattfindet. Hat der Stoff-
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Schwerpunktthemen
Tab. 1: Eigenschaften keramischer Membranen
Abb. 4: Schematischer Ablauf des Trennprozesses innerhalb einer
Rohrmembran [1]
strom einmal die Membran passiert, so
fließt er durch die deutlich porösere Struktur des Trägers nach außen. Mathematisch
kann der Stofftransport durch poröse
Membranen über Porenmodelle beschrieben werden, wobei es hier maßgeblich
darauf ankommt, ob es sich um Mikro-,
Ultra- oder Nanofiltration handelt.
Während bei der Nanofiltation mit Polymermembranen in sehr guter Übereinstimmung mit den tatsächlichen Beobachtungen ein Lösungs-Diffusions-Modell
angesetzt werden kann, bedarf es bei der
keramischen Nanofiltration – welche
immer noch eine mikroporöse Struktur
besitzt und keine dichte Membran darstellt
– einer Erweiterung der Nernst-PlanckGleichung, um den Transport hinreichend
genau zu beschreiben. Keinesfalls ist es
aber so, dass bei keramischen Nanofiltationsmembranen Ladungseffekte und
Potentiale unberücksichtigt bleiben
dürfen. Hierauf wird in einem späteren
Kapitel eingegangen werden.
1.3. Materialien keramischer
Membranen
Wie bereits erwähnt fand die Entwicklung keramischer Membranen teilweise zeitgleich in verschiedenen Anwen-
Abb. 5: Übersicht der Materialbeständigkeiten [1]
202
dungen statt, so dass auch verschiedene Entwicklungsansätze verfolgt wurden, welche
sich zum Beispiel in den unterschiedlichen
Materialien widerspiegeln. Generell zeichnen sich keramische Membranen mit den
in Tab. 1 aufgeführten Eigenschaften aus.
Dennoch ist auch der Einsatz keramischer Membranen nur innerhalb gewisser
physischer und chemischer Grenzen
möglich, was mit kleiner werdender
Trenngrenze der Membranen zunehmend
an Bedeutung gewinnt. Hier spielt zunächst einmal der Umstand eine Rolle,
dass keramische Mikro- und UItrafiltrationsmembranen aus mehreren Membranschichten bestehen, welche eingebrannt
werden, während keramische Nanofiltrationsmembranen dann noch um Membranschichten ergänzt werden, die mit einem
Sol-Gel-Verfahren aufgebracht und ebenfalls eingebrannt werden. Diese Einbrenntemperatur definiert zugleich die physikalisch zulässige Temperatur, über der sich
Veränderungen in der Membran vollziehen. Denkfolglich kann eine Membran
nicht in einem Prozess eingesetzt werden,
dessen Betriebstemperatur oberhalb der
Ausbildungstemperatur der Membranschicht liegt. Ebenso führt eine immer
feinporigere Membranstruktur dazu, dass
die die innere Oberfläche der Membranstruktur zunimmt, was den Angriff durch
aggressive Chemikalien – speziell in Verbindung mit hohen Temperaturen – begünstigt. Zwar sind auch hier keramische
Membranen den Polymermembranen noch
in der thermischen und chemischen Beständigkeit überlegen, absolut betrachtet darf
jedoch nicht außer Acht gelassen werden,
dass eine sinkende Trenngrenze auch Auswirkungen auf die thermische und chemische Beständigkeit der Membran hat.
Darüber hinaus besitzen die marktüblichen Materialien für keramische Membranen durchaus unterschiedliche chemische
Eigenschaften, auch wenn es sich bei allen
um anorganische Membranen handelt.
Speziell vor dem Hintergrund, dass die
Aussage der pH-Beständigkeit im Bereich
0-14 teilweise dahingehend fehlinterpretiert wird, dass keramischen Membranen
eine generelle Beständigkeit gegen alle
Säuren und Laugen unterstellt wird, darf
nicht unerwähnt bleiben, dass eine solche
Pauschalisierung sicherlich zu kurz gegriffen ist, da neben den Prozessparametern und der Porengröße auch die
verwendeten Materialien zu durchaus
unterschiedlichen Ergebnissen in der
Beständigkeit führen können. Auch darf
Abb. 6: Aufbau eines keramischen Membranträgers mit
Membranschicht [1]
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Abb. 7: Schematischer Aufbau einer Anlage mit keramischen Membranen (inkl. CIPKreisläufen)
hier nicht unerwähnt bleiben, dass bei der Prüfung der
Beständigkeit alle Materialien und Flächen mit einbezogen werden
müssen, welche dem Medium ausgesetzt sind, dies beinhaltet
neben der Membran und dem Membranträger auch die stirnseitige
Abdichtung des keramischen Trägers sowie die eingesetzten
Dichtungen zwischen Membranträger und Gehäuse.
Generell kann man sagen, dass ein Metalloxid um so
beständiger gegen Säuren ist, je saurer es ist, was jedoch zugleich
eine geringere Beständigkeit gegen Laugen bedeutet. Speziell bei
SiO2 ist dieser Zusammenhang nicht zu unterschätzen, da dieses
durch seine starke Affinität zu Wasser nur eine sehr begrenzte
hydrothermische Stabilität besitzt. Ebenso ist es von erheblicher
Bedeutung, in welcher Allotropie der Membranwerkstoff vorliegt:
Während zum Beispiel α-Al2O3 eine gute Beständigkeit gegen
Säuren und Laugen besitzt, ist dies für α-Al2O3 mit tetragonaler
Kristallstruktur keineswegs der Fall. Neben der chemischen
Beständigkeit hat die Gitterstruktur auch massive Auswirkungen
auf die thermische Beständigkeit der Membran und ihres Trägers.
Die thermische Beständigkeit ist dann gegeben, wenn innerhalb
ein niedrigsten und einer höchsten Temperatur weder Phasenänderungen, noch Änderungen der Festigkeit noch Änderungen
der Porengröße oder Porenanzahl auftreten. Durchläuft ein
beschichteter Träger oder eine Membran selbst eine Phasenumwandlung, so ist dies zwangsläufig mit Strukturänderungen im
Gefüge und somit mit Rissbildungen verbunden. Dies ist sowohl
während des Fertigungsprozesses als auch während des Betriebes
zu beachten. Abbildung 6 zeigt eine Aufnahme eines keramischen
Trägers mit Membranschicht und Zwischenschicht. Es ergibt sich
bereits aus diesem Aufbau, dass die Anbindung der Membranschicht sowie die Schicht selbst um so stärker beansprucht ist,
je verschiedener sich die einzelnen Schichten hinsichtlich
thermischer und chemischer Beständigkeit verhalten. Während
sich Al2O3 und SiO2 hier am stabilsten zeigen, besitzen tetragonales
Titanoxid und Zirkonoxid aufgrund ihrer relativ niedrigen Phasenübergangstemperatur nur eine bedingte thermische Beständigkeit.
Bei der Auswahl der geeigneten keramischen Werkstoffe ist es also
nicht ausreichend, nur das zu filtrierende Medium zu kennen,
sondern es müssen sowohl Temperatur als auch pH-Wert
Berücksichtigung finden. Obwohl der überwiegende Anteil an
keramischen Rohrmembranen mit den Werkstoffen Aluminiumoxid und Titanoxid abgedeckt wird, soll an dieser Stelle auch auf
die sehr gute chemische Beständigkeit von Zirkonoxid verwiesen
werden; exemplarisch sei hier an die Arbeit von van Gestel [2]
verwiesen, dem es gelang, keramische Nanofiltrationsmembranen
auf Basis ZrO2 zu fertigen.
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Abb. 8: Optimierte Geometrie einer keramischen
Membran [1]
2. Betrieb keramischer Membranen
2.1. Aufbau und Anströmung
Keramische Membranen werden fast überwiegend im CrossFlow-Betrieb eingesetzt. Zwar gibt es in der Pharmazie spezielle
Prozesse, bei denen auch keramische Membranen im Dead-EndBetrieb betrieben werden, was jedoch einen Sonderfall darstellt
und hier nicht näher betrachtet werden soll.
Was den prinzipiellen Aufbau einer Membrananlage mit
keramischen Membranen betrifft, so unterscheidet sich dieser nur
unwesentlich vom Aufbau einer Anlage mit Polymermembranen,
siehe Abbildung 7. Einen wesentlichen Unterschied zu Poly-
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203
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Schwerpunktthemen
Tabelle 2: Parameterübersicht gängiger auf dem Markt erhältlicher Membranen
dem Markt verfügbare Geometrien und
den damit sich ergebenden Anforderungen
an die Auslegung der Anlage.
2.3. Permeatmenge und
Transmembrandruck
Tabelle 3: Typische Permeatleistung bei keramischen Membranprozessen
mermembranen stellt jedoch die erforderliche Überströmung dar, die bei
keramischen Membranen – bezogen auf
die Membranfläche – deutlich höher liegt.
Die Praxis zeigte und zeigt, dass speziell
bei Anwendungen im Bereich der
Abwasseraufbereitung sowie der Filtration
von Chemikalien und Pharmazeutika eine
Überströmung von 4 m/s keinesfalls zu tief
gegriffen ist. Eine Ausnahme bilden
hierbei die Prozesse der Abtrennung von
Mikroorganismen (zum Beispiel aus
Fermentationsbrühen), da hier die Überströmung zusätzlich vor dem Hintergrund
zu wählen ist, dass die Organismen nicht
durch die auftretenden Scherkräfte zerstört
werden.
Da die erforderliche Überströmung für
keramische Membranen deutlich höher
liegt als jene der Polymermembranen, ist
der damit verbundene höhere Energieeintrag ein Argument gegen keramische
Membranen, sofern der Prozess auch
durch Polymermembranen abgebildet
werden kann. Aus diesem Grund arbeiten
auch Hersteller keramischer Membranen
kontinuierlich daran, diesen Nachteil zu
verkleinern, was letztlich bedeutet, eine
Geometrie zu finden, bei der Druckverlust,
erforderliche Anströmung, Membranfläche und nicht zuletzt die Fertigbarkeit
in einem optimalen Verhältnis zu einander
stehen. Abbildung 8 zeigt den Querschnitt
einer solchen Trägergeometrie.
204
2.2. Geometrien keramischer Rohre
Keramische Membranen sind in diversen Geometrien erhältlich. Neben verschiedenen Längen spielen hier auch die
Anzahl der Kanäle sowie deren Durchmesser eine entscheidende Rolle. Eine
Ausnahmerolle nehmen hierbei keramische Flachmembranen ein, die als
beschichtete Scheiben mit einem Durchmesser bis üblicherweise 76 mm in sogenannten „Flachzellen“ eingesetzt werden. Hier wird ein Medium als Flüssigkeitssäule über der scheibenförmigen
Membran aufgefüllt und dann mittels
eines Gaspolsters über der Flüssigkeitssäule durch die Flachmembran gedrückt,
was ggf. noch durch einen magnetischen
Rührer unterstützt wird. Dieses kleinmaßstäbliche Dead-End-Verfahren wird fast
ausschließlich bei Vorversuchen eingesetzt, bei denen das Medium teuer oder
schwierig herzustellen ist, da das Anlagenvolumen sehr klein ist und man bereits mit
wenigen zehn Millilitern an Medium eine
grundsätzliche Aussage erhalten kann, ob
ein Prozess erfolgversprechend ist.
Bei rohrförmigen Geometrien bildet das
Einkanalrohr (EKR) die kleinste Einheit,
während die Anzahl der Kanäle bei Mehrkanalrohren in Abhängigkeit von Hersteller und Kanaldurchmesser deutlich
über 100 Kanäle betragen kann. Tabelle 2
gibt einen Überblick über typische auf
Aufgrund ihrer Eigenschaft als Porenmembran gehorcht die Permeatleistung
keramischer Membranen innerhalb eines
bestimmten Fensters quasi-linearen Zusammenhängen, weshalb die spezifische
Permeatleistung eines Prozesses mit keramischen Membranen gerne auch in der
Dimension
beschrieben wird, was
zum Ausdruck bringt, dass die Verdoppelung des Transmembrandruckes eine Verdoppelung der Permeatleistung zur Folge
hat. Innerhalb gewisser Fenster kann dies
aus der Praxis bestätigt werden. Es darf
daraus aber keinesfalls geschlossen werden, dass z.B. der Transmembrandruck
folgenlos beliebig vervielfacht werden
kann, da u.a. der Aufbau einer Deckschicht der Membran – sowie die Stoffstromgleichungen bei der keramischen
Nanofiltration – keinesfalls gleichbleibende Bedingungen bei variablem Transmembrandruck ergeben. Obwohl auf die
keramische Nanofiltration in den Folgekapiteln noch ausgiebig eingegangen
werden wird, sei bereits auch an dieser
Stelle erwähnt, dass speziell die Nanofiltration ein Verfahren ist, welches bei zu
niedrigem Transmembrandruck keine befriedigenden Permeatqualitäten liefert.
Da der optimale Arbeitspunkt letztlich
von einer Vielzahl von Faktoren abhängig
ist, wie zum Beispiel Viskosität, Temperatur, Feststoffracht, Partikelgröße, usw. ist
eine pauschale Aussage über den zu
wählenden optimalen Betriebspunkt nicht
möglich. Aus der Praxis haben sich die in
Tab. 3 aufgeführten Werte als typisch
ergeben:
Es darf hierbei nicht unerwähnt bleiben,
dass zum Beispiel eine Erhöhung der
Temperatur des Zulaufmediums zu einem
Anstieg der Permeatleistung bei gleichzeitigem Abfall der Permeatqualität führt,
während eine Absenkung der Medientemperatur dazu führt, dass der Transmembrandruck angehoben werden muss,
um den Permeatfluss konstant zu halten.
Literatur:
[1] Bild der Inopor GmbH, Veilsdorf
[2] van Gestel: Journal of Membrane Sciene 2006 (284)
F & S Filtrieren und Separieren
Jahrgang 27 (2013) Nr. 4
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