Benigne und präinvasive Läsionen der Brust Anke Kleine-Tebbe1, Aurelia Noske2 1 2 DRK Kliniken Berlin | Köpenick, Berlin Institut für Pathologie, Charité Campus Mitte, Charité – Universitätsmedizin Berlin Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved Reviewer: Nicolai Maass, Aachen und Mustafa Deryal, Homburg-Saar 58 Zusammenfassung Im Rahmen des Mammographie-Screenings und auch der kurativen Diagnostik fallen immer häufiger klinisch okkulte, aber dennoch abklärungsbedürftige Läsionen der Brust auf. Die histopathologischen Befunde der stanzbioptischen Untersuchungen werden entsprechend der B-Klassifikation gruppiert. Die Kategorien B2 (benigne) und B5 (maligne) sind am häufigsten vertreten, jedoch werden zunehmend häufiger histologische Veränderungen mit unsicherem malignem Potenzial, sogenannte B3-Läsionen, nachgewiesen. Die B3-Kategorie umfasst heterogene Veränderungen, u. a. atypische intraduktale Epithelproliferationen, Papillome und fibroepitheliale Tumoren. Insbesondere das Management von atypischen intraduktalen Epithelveränderungen wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert und bereitet im klinischen Alltag mitunter Schwierigkeiten. Daher ist es erforderlich, diese Läsionen im Rahmen interdisziplinärer Mammakonferenzen zu besprechen. Einleitung Seit der Einführung des Mammographie-Screenings werden immer häufiger klinisch okkulte, aber dennoch abklärungsbedürftige Läsionen der Brust nachgewiesen. Neben den präinvasiven Veränderungen müssen auch die Risikoläsionen einerseits bildgebend und andererseits histologisch präzise diagnostiziert werden, um eine Aussage bezüglich der Prognose zu erhalten und eine entsprechende Therapie einzuleiten. Insbesondere das Management von Veränderungen der Brust mit unsicherem biologischen Potenzial, sogenannten B3-Läsionen, wird unterschiedlich diskutiert. Diese Gruppe umfasst heterogene Veränderungen, wie u. a. Papillome, atypische duktale Hyperplasie, flache epitheliale Atypie, lobuläre Neoplasie, die mit einer sehr variablen Rate von malignen Läsionen assoziiert sind (Dillon et al. 2006). Dies führt im Praxisalltag häufig zu Unklarheiten hinsichtlich der weiteren Behandlung. Da diese Läsionen zunehmend häufiger in den perkutanen Biopsien diagnostiziert werden, ist eine Befunddiskussion im interdisziplinären Team erforderlich. Im Rahmen dieser präoperativen Fallkonferenzen wird die Korrelation von bildgebenden Befunden und histopathologischen Ergebnissen kritisch überprüft und das weitere Vorgehen festgelegt. Im folgenden Artikel werden häufig vorkommende benigne und auch präinvasive Läsionen charakterisiert sowie die weitere Vorgehens- weise, insbesondere nach Diagnosestellung von Läsionen mit unsicherem biologischem Potenzial, diskutiert. Obwohl aktuelle Daten eine gute Übereinstimmung zwischen dem Ergebnis der stanzbioptischen Untersuchung und diagnostischen Exzisat zeigen (Cipolla et al. 2006), können präkanzeröse Läsionen der Brust in der histopathologischen Diagnostik unterschätzt werden. Die diagnostische Sicherheit ist neben einem erfahrenen Arzt, der die Stanzbiopsie gewinnt, abhängig von der Anzahl der gewonnenen Gewebeproben (ausreichendes Sampling). Wird in der Bildgebung nur eine Hochrisikoläsion manifest, können fortgeschrittene, in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Veränderungen unter Umständen in der stanzbioptischen Probe nicht enthalten sein. Unterschätzungen können auch begünstigt werden, wenn die Läsion nur teilweise entfernt wurde. Grundsätzlich sollten daher alle diskrepanten Befunde (Abweichung zwischen pathologischem und klinischradiologischem Befund) durch eine offene Biopsie weiter abgeklärt werden. B-Klassifikation Die B-Klassifikation wurde im Rahmen des MammographieScreenings eingeführt. Hierbei werden die pathomorphologischen Befunde an den diagnostischen Mammabiopsien in fünf Kategorien unterteilt und im pathologischen Befund dokumentiert. In der Tabelle 1 sind die Kategorien der B-Klassifikation aufgeführt. Tabelle 1: B-Klassifikation Kategorie Definition B1a B1b B2 B3 B4 B5a B5b B5c B5d nicht verwertbares Gewebe Normalgewebe benigne Läsion benigne, aber mit unsicherem biologischen Potenzial malignitätsverdächtig nicht invasives Karzinom invasives Karzinom Verdacht auf Invasion anderer maligner Tumor (z. B. Lymphom) Kleine-Tebbe A. Benigne ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2009;5(1):58–64 publiziert 31.03.09 www.akademos.de/gyn © akademos Wissenschaftsverlag 2009 ISSN 1614-8533 Klassifikation von benignen und präinvasiven Läsionen der Brust Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved Benigne Tumoren Fibroadenom Das Fibroadenom ist der häufigste gutartige Mammatumor und besteht aus einer epithelialen und mesenchymalen Komponente. Makroskopisch imponieren die meist 1–2 cm großen Tumoren als grau-weiße, scharf begrenzte und lobulierte Knoten. Regressive Veränderungen mit Hyalinisierung, Verkalkung und Verknöcherung können vorkommen. Ein Fibroadenom wird, wenn erstmalig diagnostiziert und nicht biopsiert, zwei Jahre lang als BIRADS 3 (Breast Imaging Reporting and Data System) gewertet, d. h. alle sechs Monate kontrolliert. Bleibt die Größe im Wesentlichen unverändert, ändert sich nach zwei Jahren die BIRADS-Klassifikation auf 2. Das Vorhandensein eines Fibroadenoms bedeutet kein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Phylloidestumor Dieser seltene Tumor ähnelt histologisch dem Fibroadenom, hat jedoch eine ausgeprägtere und zellreichere Stromakomponente, welche fingerartige Ausläufer in das umgebende Brustdrüsengewebe bilden kann. Im Gegensatz zum benignen Phylloidestumor kann die Borderline-Variante nukleäre Atypien und vermehrt Mitosen aufweisen. Wegen gehäufter Rezidive sollten maligne Phylloidestumoren mit einem weiten Sicherheitssaum reseziert werden, der mindestens 1 cm betragen sollte. In Abhängigkeit von der Tumorgröße ist dadurch häufiger eine Mastektomie erforderlich. Eine lymphogene Metastasierung ist sehr selten, sodass eine axilläre Lymphknotendissektion nicht erforderlich ist. Intraduktales Papillom Das intraduktale Papillom (Milchgangspapillom) ist ein solitär in größeren (zentralen) Milchgängen oder multipel in kleineren (peripheren) Milchgängen vorkommender und von den Gangepithelien ausgehender Tumor. Histomorphologisch besteht die intraduktale papilläre Läsion aus bäumchenartig verzweigten fibrovaskulären Septen, die von einem überwiegend zweischichtigen Epithel bedeckt werden. Intraduktale papilläre Epithelproliferationen können eine große morphologische Variabilität haben. Neben den benignen papillären Epithelproliferationen mit duktaler Epithelhyperplasie (UDH) können in der gleichen Läsion Zellveränderungen mit Malignitätspotenzial gefunden werden. Die Heterogenität dieser Läsionen muss insbesondere bei der Anwendung der minimal-invasiven Diagnostik (Biopsieverfahren) berücksichtigt werden. Da papilläre Neoplasien in der Regel in der Stanzbiopsie nicht vollständig erfasst sind, sollten sie operativ komplett entfernt werden. Es muss jedoch nicht grundsätzlich nachoperiert werden. Auf eine Exzision kann verzichtet werden, wenn die Bildgebung gut beurteilbar ist, die Läsion wahrscheinlich durch die Biopsie entfernt wurde und histologisch keine atypischen Zellveränderungen vorliegen (S3-Leitlinie 2008). Bei benignen Milchgangspapillomen ist das Karzinomrisiko gering erhöht (RR: 2–4). Bei Papillomen mit Atypien ist das Karzinomrisiko erhöht (RR: 4–5). Hamartom Das Hamartom ist ein gutartiger Tumor aus Bindegewebe, Drüsengewebe und Fettgewebe in unterschiedlicher Zusammensetzung mit einem charakteristischen Erscheinungsbild. Einfache Zyste Hierbei handelt es sich um einen Hohlraum, der durch einen sackförmig erweiterten Milchgang oder Drüsenläppchen bedingt ist und durch ein flaches oder apokrines Epithel ausgekleidet wird. Komplizierte Zyste Im Gegensatz zu einer einfachen Zyste zeigen sich im Ultraschall Echos in der komplizierten Zyste, die durch Einblutungen, entzündliche Veränderungen oder einer Wandverdickung der Zyste verursacht sind. Tumorähnliche Läsionen Mastopathie Mastopathie ist ein komplexer Begriff, der eine Vielzahl degenerativer und hyperplastischer Veränderungen des Epithels mit sekundärer Stromareaktion umfasst. Pathogenetisch werden hormonelle Imbalancen diskutiert, die über eine gesteigerte Sekretion und Sekretretention zu Zystenbildungen führen. Endokrin stimulierte Proliferationen des duktalen und lobulären Gewebes führen zu verschiedenen Mustern und Graden von Hyperplasien. Lokal besonders ausgeprägte mastopathische Veränderungen können zu einem Herdbefund in klinischer und bildgebender Diagnostik führen. Man unterscheidet drei Schweregrade der Mastopathie. Eine Mastopathie Grad I (ca. 70 %) mit nicht-proliferativen Veränderungen umfasst eine zystische Umwandlung der Milchgänge, eine apokrine Metaplasie der Epithelien sowie eine Fibrose durch Faservermehrung in und zwischen den Läppchen. Eine Mastopathie Grad II (ca. 20 %) beinhaltet gutartige intraduktale Epithelproliferationen ohne Atypien (»usual ductal hyperplasia«, UDH). Eine Sonderform ist die sklerosierende Adenose, bei der es zu einer knotigen Proliferation der terminalen duktolobulären Einheit (TDLE) kommt, die von einer ausgeprägten Fibrose begleitet sein kann. Eine Mastopathie Grad III bezeichnet die proliferative Mastopathie, die mit atypischen duktalen (ADH) oder lobulären (ALH) Hyperplasien verbunden sind. Zum klinischen Vorgehen reichen die Empfehlungen von jährlichen Mammographien und Überwachungen der Frauen in Studien bis zur offenen Biopsie bzw. Exzision der atypischen Veränderungen. 59 Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved Radiäre Narbe/komplexe sklerosierende Läsion Die radiäre Narbe/komplexe sklerosierende Läsion (RN/KSL) ist eine klinisch und radiologisch hochverdächtige Läsion mit geringem Malignitätspotenzial. Histologisch zeigt sich eine knotige Struktur mit proliferierten Duktuli, zentraler Fibroelastose und Stromasklerose. In der stanzbioptisch gewonnenen, konventionellen Histologie kann es mitunter schwierig sein, diese Läsion von einem gut differenzierten invasiven duktalen Karzinom abzugrenzen. Zur differenzialdiagnostischen Abklärung sind ergänzende immunhistochemische Untersuchungen zur Darstellung von Myoepithelien hilfreich. Diese Läsion hat bezüglich des malignen Potenzials nur eine untergeordnete Bedeutung (RR: < 4), jedoch sind in der Peripherie häufig atypische duktale Hyperplasien oder Karzinome nachweisbar, sodass eine diagnostische Exzision erfolgen sollte. Bei gesicherter RN/KSL sind regelmäßige senologische Kontrolluntersuchungen angezeigt. Präinvasive Läsionen und Läsionen mit unsicherem malignen Potenzial Flache epitheliale Atypie Bei der flachen epithelialen Atypie (FEA nach WHO, syn. Zylinderepithelmetaplasie mit Atypien; Abb. 1) handelt es sich wahrscheinlich um eine neoplastische Epithelproliferation (WHO 2003: Presumably neoplastic intraductal alteration), die zwischen UDH und ADH einzustufen ist. Histologisch erkennt man erweiterte Läppchen in der TDLE, welche von einem flachen Epithel (ein bis drei Zellschichten) ausgekleidet sind und geringe zytologische Atypien aufweisen. Typischerweise findet man in den Lumina einer FEA grobschollige Verkalkungen. Es ist immer noch unklar, ob es sich bei der FEA um eine Frühmanifestation eines Non-high-grade-DCIS (»ductal carcinoma in situ«), einer Vorstufe der lobulären Neoplasie oder um eine vom DCIS unabhängige Läsion handelt. Die FEA ist häufig mit einem Non-high-grade-DCIS oder auch hochdifferenzierten invasiven Karzinom assoziiert (Collins et al. 2007; Schnitt 2003). Da die biologische Bedeutung der FEA (B3-Kategorie) ungewiss ist, sollte in Abhängigkeit vom radiologischen Befund eine diagnostische Exzision zur Abklärung erfolgen. Abbildung 1: Histologisches Präparat (HE-Färbung) mit einer flachen epithelialen Atypie Atypische duktale Hyperplasie Die atypische duktale Hyperplasie (ADH) ist eine neoplastische intraduktale Epithelproliferation mit Ausbildung einer Sekundärarchitektur und geringen zytologischen Atypien. Die Abgrenzung einer ADH von einem Low-grade-DCIS in der stanzbioptischen Untersuchung kann schwierig sein, da neben qualitativen auch quantitative Merkmale zur diagnostischen Entscheidung herangezogen werden (Durchmesser bis 2 mm, Epithelproliferation auf zwei Gänge beschränkt). Das relative Risiko für die Entwicklung eines Mammakarzinoms wird mit 4–5 beziffert. Herde von ADH können oft im Randbereich invasiver und intraduktaler Karzinome beobachtet werden (Wang et al. 2004). Dieser Tatsache muss bei der minimal invasiven Diagnostik Rechnung getragen werden. Wird eine ADH im Biopsiematerial gefunden, muss die Läsion vollständig entfernt werden. Findet sich ein Herd von ADH im Resektionsrand eines Karzinomexzidates, verlangt der Befund keine Nachexzision, die Läsion ist aber für den Strahlentherapeuten von Interesse. Duktales Carcinoma in situ Das nicht-invasive duktale Karzinom (DCIS) zählt zu den malignen Veränderungen der Brust. Die atypischen Epithelproliferate breiten sich entlang der Milchgänge und auch Drüsenläppchen unter Respektierung der Basalmembran aus. Sie stellen eine heterogene Gruppe hinsichtlich der histopathologischen und prognostischen Kriterien dar. In Abhängigkeit vom Kerngrad und dem Auftreten von Nekrosen werden drei histologische Grade unterschieden (low, intermediate und high grade nach WHO). Durch Verkalkungen werden sie mammographisch erkannt, jedoch ist die Ausdehnung des DCIS häufig radiologisch schwer abzuschätzen. Meist breitet sich das duktale Karzinom segmental aus, aber auch diskontinuierliches Wachstum, vor allem bei den höher differenzierten Formen, kann zu einem multifokalen Befund im selben Segment führen. Tabelle 2: DIN-Klassifikation Duktale intraepitheliale Neoplasie (DIN) DIN-Terminologie Duktale Hyperplasie (UDH) Flache epitheliale Atypie (FEA) Atypische duktale Hyperplasie (ADH) DCIS low grade DCIS intermediate grade DCIS high grade – DIN 1A DIN 1B DIN 1C DIN 2 DIN 3 In der WHO-Klassifikation von 2003 wurde die traditionelle Terminologie der duktalen Proliferate (wie UDH, ADH, DCIS) beibehalten. Fakultativ kann zusätzlich die Einteilung in duktale intraepitheliale Neoplasien (DIN) nach Tavassoli (1998) angewendet werden. In Tabelle 2 sind die Begriffe Kleine-Tebbe A. Benigne ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2009;5(1):58–64 publiziert 31.03.09 www.akademos.de/gyn © akademos Wissenschaftsverlag 2009 ISSN 1614-8533 Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved der traditionellen Terminologie den entsprechenden Synonymen der fünf Schweregrade der DIN zugeordnet. Lobuläre Neoplasie Dazu gehören alle atypischen Epithelproliferationen im Lobulus bzw. im duktulolobulären Übergangsgebiet (terminale duktulobuläre Einheit,TDLU). Die lobuläre Neoplasie (LN), synonym mit der lobulären intraepithelialen Neoplasie (LIN), umfasst Veränderungen von der atypischen lobulären Hyperplasie (ALH) bis hin zum Carcinoma lobulare in situ (CLIS). Die alte WHO-Nomenklatur (ALH, CLIS) wurde somit durch die neue LN-Terminologie ersetzt, wird aber noch häufig genannt, da sie weit verbreitet ist. Eine Subklassifikation der LIN wird diskutiert, aber von der WHO nicht generell empfohlen. Wichtig ist die Abgrenzung der pleomorphen LIN, die mit signifikanten Kernatypien einhergeht und mit Komedonekrosen und Mikrokalk assoziiert sein kann. Diese Läsion kann sich ähnlich wie ein DCIS verhalten. Häufig handelt es sich jedoch bei der LN um einen Zufallsbefund, der im Rahmen von Biopsien anderer Läsionen (Herd, Kalk) histologisch entdeckt wird. Häufig tritt die lobuläre Neoplasie multifokal/multizentrisch (50 %) und bilateral (30 %) auf. Das relative Risiko für die Entwicklung eines Mammakarzinoms beträgt 6–12. Wird eine klassische lobuläre Neoplasie im Biopsiematerial entdeckt, sollte in Abhängigkeit vom klinisch-radiologischen Befund eine diagnostische Exzision erfolgen, da im benachbarten Gewebe höhergradige Läsionen (wie z. B. DCIS oder invasive Karzi- nome) vorkommen können. Dagegen wird die LN vom pleomorphen oder siegelringzelligen Subtyp in der B-Klassifikation als B5 eingestuft, somit besteht hier eine OP-Indikation. Handlungsempfehlungen bei benignen und präinvasiven Läsionen der Brust Die minimal-invasive Diagnostik stellt eine wichtige Methode zur Gewinnung von Gewebematerial aus Tumoren, Architekturstörungen und Mikroverkalkungen der Mamma dar (Schulz u. Albert 2003). In Abhängigkeit vom radiologischen Befund werden sonographisch gestützte Stanz- oder Vakuumbiopsien durchgeführt. Nach Entnahme sind die Stanzzylinder adäquat zu fixieren und aufzuarbeiten. In der Regel werden bis zu vier histologische Schnitte mit HE(Hämatoxilin-Eosin)-Färbung angefertigt. Bei Mikroverkalkungen sind die Zylinder zunächst einer Präparateradiographie zuzuführen. Bei fehlender Korrelation zum mammographischen Befund (z. B. fehlender Mikrokalk) sind weitere Schnittstufen notwendig. Schnellschnittuntersuchungen sollten am Stanzmaterial nicht durchgeführt werden. Im pathologischen Befund ist neben der histopathologischen Beurteilung mit Angaben zum Mikrokalknachweis und Bezug zur Läsion des Kalks auch die Angabe zur B-Kategorie enthalten. Die B-Klassifikation umfasst fünf Kategorien, welche unterschiedliche klinische Handlungen implizieren, z. B. weitere Diagnostik oder therapeutische Exzision. Die Kategorien und ihre Handlungsimplikationen sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Tabelle 3: B-Klassifikation von Biopsien und Handlungsempfehlungen Klassifikation Definiton Handlungsempfehlung Häufigkeit B1 nicht interpretierbares oder normales Gewebe weitere Diagnostik erforderlich selten B2 benigne Läsionen Diagnostik ist abgeschlossen häufig B3 • Läsionen unklaren Malignitäts• in der Regel weitere potenzials diagnostische Biopsie nötig • papilläre Läsionen • multidisziplinäres Konsilium! • radiäre Narbe • klassische lobuläre Neoplasie • ADH • FEA • Phylloidestumor • ggf. unklarer fibroepithelialer Tumor B4 Verdacht auf Malignität diagnostische Biopsie erforderlich selten B5 maligne Läsion • DCIS; LN pleomorpher Subtyp oder mit Komedonekrosen • invasives Karzinom • Invasionsstatus nicht beurteilbar • anderer maligner Tumor therapeutische Exzision erforderlich selten häufig Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved Summary 62 Benign and preinvasive breast lesions In the present of population based mammography screening programmes there are more clinical occult lesions in the women’s breast, which have to be clarified. The recent histopathology findings of core needle biopsies are classified in 5 categories (European Working Group on Breast Screening Pathology). The categories B2 (benign) und B5 (malignant) are most common, but the frequency of histopathology findings with unclear malignant potential (B3) is rising. This B3-category comprises a very heterogeneous group of breast tissue alterations, like atypical intraductal proliferation, papilloma and fibroepithelial tumors. Multidisciplinary meetings have to be present in the diagnostic assessment for case management. CME Prakt Fortbild Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2009; 5(1): 58–64 Keywords Breast, needle core biopsy, B-classification, breast screening, preinvasive lesions Literaturverzeichnis Cipolla C, Fricano S, Vieni S, Amato C, Napoli L, Graceffa G, Latteri S, Latteri MA. Validity of needle core biopsy in the histological characterisation of mammary lesions. Breast 2006; 15: 76–80. Collins LC, Achacoso NA, Nekhlyudov L, Fletcher SW, Haque R, Quesenberry CP Jr, Alshak NS, Puligandla B, Brodsky GL, Schnitt SJ, Habel LA. Clinical and pathologic features of ductal carcinoma in situ associated with the presence of flat epithelial atypia: an analysis of 543 patients. Mod Pathol 2007; 20: 1149–55. Dillon MF, McDermott EW, Hill AD, O’Doherty A, O’Higgins N, Quinn CM. Predictive value of breast lesions of »uncertain malignant potential« and »suspicious of malignancy« determined by needle core biopsy. Ann Surg Oncol 2006; 14: 704–11. Schnitt SJ. Flat epithelial atypia – classification, pathologic features and clinical significance. Breast Cancer Res 2003; 5: 263–68. Stufe-3-Leitlinie. Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland. U.-S. Albert (Hrsg). München: Zuckschwerdt 2008. Schulz KD, Albert US (Hrsg). Stufe-3-Leitlinie. Brustkrebsfrüherkennung in Deutschland. München: Zuckschwerdt 2003; 112. Tavassoli FA. Ductal carcinomas in situ: introduction of the concept of ductal intraepithelial neoplasia. Mod Pathol 1998; 11: 140–54. Wang J, Constantino JP, Ta-Chiu E, Wickerham DL, Piks S, Wolmark N. Lower-category benign breast disease and the risk of invasive breast cancer. J Natl Cancer Inst 2004; 96: 616–21 Dr. med. Anke Kleine-Tebbe Leiterin Brustzentrum DRK Kliniken Berlin | Köpenick Salvador-Allende-Straße 2–8 12559 Berlin Dr. med. Anke Kleine-Tebbe erhielt ihre umfassende gynäkologische und senologische Aus- und Weiterbildung an der Charité mit dem Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie im Gebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Über drei Jahre war sie leitende Oberärztin des Interdisziplinären Brustzentrums der Charité. Durch die sehr gute Zusammenarbeit der beteiligten Disziplinen (Pathologie) entstand dieser Artikel gemeinsam mit Frau Dr. Aurelia Noske. Seit 01.02.2009 leitet Dr. med. Anke Kleine-Tebbe das zertifizierte Brustzentrum der DRK Kliniken Berlin. Interessenkonflikt Die Autorinnen erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors (ICMJE; www.icmje.org) besteht. Manuskriptdaten Datum der Einreichung: 25.01.2009 Datum der Annahme: 17.02.2009 Kleine-Tebbe A. Benigne ... Gynakol Geburtsmed Gynakol Endokrinol 2009;5(1):58–64 publiziert 31.03.09 www.akademos.de/gyn © akademos Wissenschaftsverlag 2009 ISSN 1614-8533 CME-Fortbildung Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved Benigne und präinvasive Läsionen der Brust Frage 1 Bei welcher der folgenden Läsionen ist nach Diagnosestellung mittels perkutaner Biopsie eine offene Exzision nicht indiziert? a. DCIS (duktales Carcinoma in situ) b. ADH (atypische duktale Hyperplasie) c. Fibroadenom d. papilläre Läsion mit Atypien e. lobuläre Neoplasie (LN) Frage 2 Welche Faktoren führen dazu, dass eine Risikoläsion unterschätzt werden kann? Was trifft nicht zu? a. Die Läsion wurde nur teilweise entfernt. b. Die gewonnene Gewebsprobe ist zu gering für eine exakte Diagnose. c. Nur die Hochrisikoläsion wurde bildgebend manifest, die fortgeschrittene Läsion in unmittelbarer Nachbarschaft wurde übersehen. d. Es wurde nur ein Stanzzylinder gewonnen. e. Die Patientin erhält eine Hormontherapie. Frage 3 Die flache epitheliale Atypie (FEA) entspricht in der neuen DIN-Terminologie folgender Klassifikation: a. DIN 3 b. DIN 1A c. DIN 1C d. DIN 1B e. DIN 2 Frage 4 Welche Faktoren beeinflussen die diagnostische Sicherheit einer Stanzbiopsie? Was trifft nicht zu? a. Erfahrung des Pathologen b. Anzahl der Gewebeproben c. Aufbereitung der Gewebeproben d. Erfahrung des stanzenden Arztes e. Alter der Patientin Frage 5 Eine Patientin mit einem neu aufgetretenen Knoten stellt sich bei Ihnen vor. Sonographisch sehen Sie einen querovalen, glatt begrenzten, homogenen Tumor. Welches Vorgehen ist nicht indiziert? a. offene Exzision b. histologische Sicherung durch sonographisch gestützte Stanzbiopsie c. Verlaufskontrolle in 6 Monaten d. histologische Sicherung und offene Exstirpation bei Beschwerden e. histologische Sicherung durch Vakuumstanzbiopsie Frage 6 Was trifft auf die lobuläre Neoplasie (LN) zu? a. ist immer tastbar b. ist radiologisch meist darstellbar c. ist in histologischen Diagnosen niemals ein Zufallsbefund d. stanzbioptisch diagnostizierte LN III stellt keine Indikation für eine offene/diagnostische Exzision dar e. in der Nachbarschaft von LN können höhergradige Läsionen nachweisbar sein Frage 7 Welches Vorgehen ist bei stanzbioptisch gesichertem Papillom indiziert? a. operative Entfernung mit Sentinel-Lymphknoten b. vollständige diagnostische Exzision c. keine Exzision, da Papillome sich meist benigne verhalten d. nur Exzision, wenn Atypien in der stanzbioptischen Untersuchung nachgewiesen wurden e. mammographische Kontrolle nach 6 Monaten Frage 8 Zu den B2-Läsionen zählt nicht? a. Fibroadenom b. fibrös-zystische Mastopathie c. Phylloidestumor d. duktale Epithelhyperplasie (UDH) e. apokrine Metaplasie Frage 9 Welche Aussage zum DCIS trifft zu? a. Das DCIS zeigt eine obligate Tendenz zur Progression in ein invasives Karzinom. b. Das DCIS ist mammographisch gut darstellbar. c. DCIS sind nur selten mit Mikrokalk assoziiert. d. Das DCIS wird histologisch graduiert in low-, intermediate- und high-grade. e. Das DCIS gehört in der B-Klassifikation zur Kategorie B3. 63 Downloaded from cme.akademos.de by Dr. med. Ivo Faehnle on Saturday, October 16, 2010 Copyright © 2010 akademos Wissenschaftsverlag. All rights reserved 64 Frage 10 Was trifft für die lobuläre Neoplasie (LN) nicht zu? a. Die LN kann zum duktal invasiven Karzinom führen. b. Die LN kann zum lobulär invasiven Karzinom führen. c. Die LN tritt häufig multizentrisch auf. d. Die höhergradige LN in der Nadel-Biopsie sollte durch eine offene Biopsie abgeklärt werden. e. Die LN III gehört in die B2-Kategorie. Bitte geben Sie die Lösungen online ein unter www.akademos.de/gyn. Sofern Sie die erforderliche Anzahl an richtigen Antworten haben, erhalten Sie Ihre Fortbildungspunkte. Bei einer unzureichenden Punktzahl können Sie die Eingabe nach 24 Stunden wiederholen.