Sozialpsychologie Liebe 1 Sozialpsychologie 2 Liebe: Zwei Gruppen von Liebestheorien: (1)! Liebe (loving) und Sympathie (liking) unterscheiden sich nur quantitativ: Liebe ist besonders große Sympathie. (2)! Liebe und Sympathie unterscheiden sich qualitativ: (a)! Liebe und Sympathie sind zwei völlig verschiedene Prozesse. Haben nichts miteinander zu tun. (b)! Liebe und Sympathie sind verschieden, haben aber Überschneidungspunkte (c)! Liebe besteht aus mehreren Komponenten. Eine Komponente ist Sympathie. Liebe Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 2 Liebe 3 Theoriegruppe 1 - Lernpsychologische Erklärung: Man findet jene Personen sympathisch, die Belohnungen darbieten oder in deren Gegenwart man belohnt wird. Die Sympathie ist umso größer, je größer die relative Verstärkermenge ist. (d.h. je mehr Verstärker im Verhältnis zu Strafreizen geboten werden, oder je mehr Verstärker eine Person im Vergleich zu anderen Personen bietet, desto sympathischer) Theoriegruppe 2: Walster & Berscheid (1974): •! Kameradschaftliche (companionate love) Liebe: langfristige Beziehungen und Freundschaften. Geordneter und vorhersagbarer Prozess. •! Leidenschaftliche (passionate love) Liebe: Die Stärke jedes Gefühls hängt vom Grad der physiologischen Aktivierung ab. Wie die Erregung interpretiert wird, hängt von den auffälligen äußeren Reizen ab. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 4 Liebe 5 Dutton & Aron (1974): Männliche Vpn mussten entweder (a)! (b)! Ergebnis: Über eine Brücke über einer tiefen Schlucht oder Über eine Brücke über einem Bach gehen. •! •! •! Dort trafen sie entweder einen männlichen oder weiblichen Mitarbeiter des Vl. Sie mussten mehrere Fragen beantworten und zu einem Bild eine Geschichte erzählen. Weiters erhielten sie die Möglichkeit, den Mitarbeiter privat anzurufen. •! Vpn, die auf der hohen Brücke eine weibliche Mitarbeiterin trafen erzählten signifikant häufiger eine Geschichte mit sexuellen Themen. •! Außerdem machten sie signifikant häufiger von der Einladung Gebrauch, die Mitarbeiterin privat zu treffen. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 6 Liebe 7 White, Fishbein & Rutstein (1981): Die Aktivierung der männlichen Vpn wurde entweder durch körperliche Anstrengung oder durch humorvolle oder belastende Tonbandaufnahmen erhöht. Die Dreieckstheorie der Liebe (Sternberg, 1986): Drei Liebeskomponenten: (1)! (2)! ! In jeder Versuchsbedingung nahm die „Liebe“ zu einer schönen, nicht aber zu einer hässlichen weiblichen Stimulusperson zu. (3)! Intimität (Vertrautheit): kann mit Sympathie gleichgesetzt werden. Vertrautheit, Nähe, Verbundenheit, Wärme Leidenschaft: Hohe Aktivierung und starke Gefühle. Sexuelle Wünsche, Selbstwerterhaltung, Dominanz, Unterwürfigkeit, Bedürfnis für jemanden zu sorgen, Bedürfnis nach Vermeidung von Einsamkeit. Entscheidung/Bindung (Commitment): Kurzzeitaspekt: Entscheidung jemanden zu lieben; Langzeitaspekt: langfristige Beziehung Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 8 Liebe 9 (1)! Nichtliebe: Fehlen aller drei Komponenten, oberflächliche Interaktionen (2)! Sympathie (nur I): Kurzfristige Bekanntschaften und Freundschaften. Verbundenheit und Wohlwollen ohne Bindung. (3)! Verliebtheit (nur L): hohes Maß an Aktivierung. Kann plötzlich einsetzen und schnell vergehen. (4)! Leere Liebe (nur E/B): Die Leidenschaft ist verflogen. Die Beziehung wird nur aufrecht erhalten, weil man sich dazu entschlossen hat. (5) Wahre Liebe (romantic love, L und I): Leidenschaft und Intimität (6) Kameradschaftliche Liebe (I und E/B): tiefe, langfristige Freundschaft. Auch für Ehen charakteristisch, in denen die Leidenschaft nicht mehr vorhanden ist. (7) Alberne Liebe (fatuous love, L und E/B): Aufgrund einer kurzen heftigen Verliebtheit wird eine Ehe geschlossen. Die Wahrscheinlichkeit eines Misslingens ist besonders groß. (8) Vollkommene Liebe (L, I und E/B): Wird von den meisten Menschen angestrebt, aber kaum erreicht. Leidenschaft ist suchtartiges Verhalten Die Gegenprozesstheorie von Solomon (1980): Zu jeder positiven emotionalen Reaktion a setzt zwangsläufig ein gegensätzlicher Prozess b ein. Der Gegenprozess b hat drei charakteristische Eigenschaften: 1.! Er setzt später ein 2.! Er ist von geringerer Intensität und 3.! klingt langsamer ab. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 10 Liebe 11 Das erlebte Gefühl entspricht zu jedem Zeitpunkt der Differenz der Intensitäten von a und b. ! Der Gegenprozess wird mit der Zeit so schnell und so groß, dass das Spitzenerlebnis zu Reizbeginn immer kürzer und schwächer wird, während gleichzeitig auch der konstante Teil des Gefühls immer schwächer wird, bis die Intensität von a noch ausreicht, um die Wirkung von b zu kompensieren. Positive Einstellung Durch wiederholte Reizdarbietung nimmt die Intensität und die Schnelligkeit des Gegenprozesses b zu, während a gleich bleibt. Anfängliche Verliebtheit 2 1,5 a b 1 0,5 0 -0,5 0 2 4 6 -1 Zeitpunkt 8 10 12 Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 12 Liebe 13 Die Gefühlstheorie von Schachter (1964): Erkaltende Verliebtheit 2 1,5 1 a b 0,5 0 -0,5 0 2 4 6 8 10 12 -1 -1,5 -2 Gefühle bestehen aus 2 Komponenten: (1)! Die Aktivierung determiniert die Intensität der Emotion (2)! Kognitive Prozesse determinieren die Qualität des Gefühls. Ein Aktivierungsgrad wird nicht als Emotion erlebt und interpretiert, wenn die Aktivierung nicht auf kognitivsituative Faktoren, sondern auf somatische (physiologische) Ursachen zurückgeführt wird. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 15 Liebe 14 Schachter & Singer (1962): Vpn erhielten „Suproxin“ (Adrenalin, stark aktivierende Substanz) gespritzt. VB-1 (informiert): Vpn wurden „gewisse Nebenwirkungen“ mitgeteilt: Herzklopfen, leichtes Zittern, Erröten, Wärmeempfindung im Gesicht. VB-2 (nicht informiert): Keine Information VB-3 (falsch informiert): leichte Kopfschmerzen, Juckreiz, Empfindungslosigkeit in den Füßen. KB (Placebo-Bedingung): Vpn erhielten eine Kochsalzlösung. Danach mussten Sie in einem Warteraum Platz nehmen, „weil die Wirkung von Suproxin erst nach 20 Minuten einsetzt“. Eine falsche Vp betrat den Warteraum und war entweder (a)! (b)! Verärgert über einen Fragebogen („Mit wie vielen Männern hatte ihre Mutter außereheliche Beziehungen?“) Euphorisch. Er fühle sich wie ein Kind, faltete Papierflugzeuge, warf mit Papierkugeln. Vpn wurden durch ein Einwegfenster beobachtet. Vpn mussten angeben, wie sehr sie Freude und Ärger erlebten. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 16 Liebe 17 Gefühlsintensität in der FreudeBedingung Gefühlsintensität in der ÄrgerBedingung Gefühlsintensität Gefühlsintensität 2 1,5 1 0,5 0 informiert nicht informiert falsch informiert Placebo 2,5 2 1,5 1 0,5 0 Versuchsbedingung informiert nicht informiert Placebo Versuchsbedingung Verhaltensindex Verhalten in der Ärger-Bedingung 2,5 2 1,5 1 0,5 0 -0,5 informiert nicht informiert Placebo Versuchsbedingung Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 18 Liebe 19 Schachter & Wheeler (1962): (1) Aktivierungsgrad erhöht (Adrenalin) (2) Nicht beeinflusst (Placebo) (3) Aktivierungsgrad gesenkt (Chlorpromazin) Vpn sahen einen heiteren Kurzfilm. Es wurde gemessen wie oft und intensiv sie lachten. Anschließend mussten die Vpn angeben, wie lustig sie den Film fanden. ! Adrenalingruppe fand den Film lustiger als Placebo- und Chlorpromazin-Gruppe. Schachter & Latané (1964): Durch Chlorpromazin desaktivierte Vpn schwindelten bei einer Prüfung häufiger als normal aktivierte Personen. ! Unterdurchschnittlich aktivierte Personen scheinen über mangelhafte Selbstkontrolle zu verfügen, weil sie kaum imstande sind, antizipierte Strafen zu fürchten bzw. sich über antizipierte positive Konsequenzen zu freuen. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 20 Liebe 21 Nisbett & Schachter (1966): Vpn erhielten Placebopillen. Folgerung: Jeder unangenehme Erregungszustand (wie z.B. Angst oder Schmerz) wird als weniger intensiv erlebt, wenn man die Symptome der Aktivierung (Zittern, Herzklopfen, etc.) auf gefühlsmäßig neutrale Ursachen zurückführen kann. VB-1: Nebenwirkungen der Pille: Herzklopfen. Zittern, etc. VB-2: Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Jucken, etc. Die Vpn erhielten mehrere elektrische Schläge (zuerst schwache, dann stärkere). Die Vpn gaben an, wann die Schläge begannen, schmerzhaft zu werden und wann die Schmerzintensität so stark wurde, dass der Versuch beendet werden sollte. ! Vpn der VB-1 hatten höhere Schmerzschwelle und größere Schmerztoleranz durch Fehlattribution. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 22 Liebe 23 Ross, Rodin & Zimbardo (1969): Vpn konnten zwei Aufgaben bearbeiten. (a)! Für die eine Aufgabe erhielten sie eine monetäre Belohnung (Belohnungsaufgabe), (b)! durch die rechtzeitige Lösung der anderen konnte ein schmerzhafter elektrischer Schlag vermieden werden (Vermeidungsaufgabe). Während der ganzen Arbeitszeit ertönte ein unangenehmes, lautes Geräusch. VG-1: Lautes Geräusch führt zu Herzklopfen VG-2: Lautes Geräusch führt zu Kopfschmerzen. ! VG-1 arbeiteten immer weniger an der Vermeidungsaufgabe. Loftis & Ross (1974): Wirkung von Fehlattributionen auf Erlernen und Extinktion bedingter Reaktionen. 1.! Experiment: •! •! •! Auf einen Lichtreiz folgte in der Lernphase ein elektrischer Schlag. Die Stärke der Angst wurde mittels PGR gemessen. In der Extinktionsphase wurde der Lichtreiz allein dargeboten. Der Extinktionsprozess wurde von einem lauten Geräusch begleitet. VG-1: Beschleunigung der Atemfrequenz, Zittern VG-2: Kopfschmerzen, Benommenheit. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 24 Liebe 25 Ergebnis: In der Fehlattributionsbedingung extingierte der PGR wesentlich schneller als bei der Kontrollgruppe. Die Extinktionsgeschwindigkeit des psychogalvanischen Reflexes (PGR) 75 Prozentsatz der Vpn mit PGR 50 Kontrollgruppe Fehlattribution 25 0 0 2 4 6 8 2. Experiment: Lärm wurde während des Lernens vorgegeben. Ergebnis: Extinktion des PGR war wiederum in der Fehlattributionsgruppe schneller. 3. Experiment: Lärm wurde während des Lernens vorgegeben. Die Information aber erst am Ende der Lernphase. ! Eine rückwirkende Fehlattribution ist möglich und wirksam. 10 Extinktionsdurchgänge Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 26 Liebe 27 Valins (1966): Der Aktivierungsgrad als solcher determiniert weniger die Intensität des Gefühls als vielmehr die Wahrnehmung des Aktivierungsgrades. Nicht die Aktivierung selbst, sondern die subjektive Information ist entscheidend. Jedoch: Bei sehr intensiven und bedrohlichen Emotionen bleibt eine künstlich herbeigeführte Fehlwahrnehmung wirkungslos (Goldstein, Fink & Mettee, 1972). Valins (1966): Männlichen Vpn wurden Dias von attraktiven nackten Mädchen gezeigt. Gleichzeitig hörten sie über Kopfhörer ihre eigenen Herzrhythmen (in Wahrheit: voraufgezeichnete Tonbänder). Anschließend wurden die Vpn aufgefordert, die Attraktivität der einzelnen Fotos zu beurteilen. ! Es wurden jene Bilder als besonders attraktiv eingeschätzt, bei denen eine Änderung der Herzfrequenz hörbar war. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 28 Liebe 29 Selbstüberredungshypothese: Die Vpn stellen bei einem Teil der projizierten Mädchenfotos – vielleicht sogar erstaunt fest, dass sich ihr Herzrhythmus deutlich geändert hat. Daraufhin suchen sie nach Stimulusaspekten, die dafür verantwortlich sein könnten, und „entdecken“ bzw. überzeugen sich selbst davon, dass es sich in diesen Fällen um besonders attraktive Mädchen handelt. Barefoot & Straub (1971): Der „Valins-Effekt“ ist nur dann möglich, wenn genügend Zeit für die kognitive Verarbeitung zur Verfügung steht. Die gefälschte Erregungsrückmeldung ist nur dann wirksam, wenn jedes Foto 20 Sekunden, aber nicht, wenn jedes Foto nur 5 Sekunden gezeigt wurde. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 30 Liebe 31 Erweiterung der Theorie von Schachter auf Triebzustände: Fettleibige Personen essen deshalb zu viel, weil sie nicht gelernt haben, Hungerempfindungen zu identifizieren und von anderen Aktivierungsanzeichen zu unterscheiden. Im Extremfall wird jeder Erregungszustand als Hunger bezeichnet und führt zu Nahrungsaufnahme. Stunkard (1959, 1964): In den Magen der Vpn wurde ein Ballon eingeführt um 4 Stunden lang eventuell auftretende Magenkontraktionen festzustellen. Jede ! Stunde wurden die Vpn gefragt, ob sie sich hungrig fühlten oder nicht. !!Normalgewichtige Vpn: In 71% der Fälle richtig !!Fettleibige Vpn: In weniger als 50% der Fälle richtig. Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 32 Liebe 33 Schachter, Goldman & Gordon (1968): Vpn nahmen an einem „Experiment zur Untersuchung taktiler Reize auf Geschmacksempfindungen“ teil und durften vor dem Versuch nichts essen. Jede Vp wurde an einen Tisch mit verschiedenen Kekssorten gesetzt. Sie sollten von jeder Sorte essen, so viel sie wollten und dann alle Sorten (salzig, käsig, etc.) beurteilen. 1.! Einer Hälfte der Vpn wurden zu Beginn des Experiments Brote serviert (voller Magen). Eine Hälfte füllte nur einen Fragebogen aus (leerer Magen). 2.! Weitere Unterteilung: (a)! In der zweiten Hälfte des Experiments werden schmerzhafte elektrische Schläge verabreicht. In der zweiten Hälfte nur ganz schwache elektrische Schläge. (b)! Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 34 Liebe 35 30 Verzehrte Kekse Im zweiten Teil sollten sie unter dem Einfluss von elektrischen Schlägen die Kekse beurteilen (dieser Teil entfiel aber, da er nicht relevant war). Schachter & Gross (1968): Essverhalten Fettleibiger wird durch eine falsch gestellte Uhr viel stärker beeinflusst als bei normalgewichtigen Vpn. 20 10 Normalgewichtige Fettleibige 0 starke Angst, voller Magen starke Angst, leerer geringe Angst, voller geringe Angst, leerer Magen Magen Magen Versuchsbedingungen ! Starke Abhängigkeit Fettleibiger von externen Reizen Sozialpsychologie Sozialpsychologie Liebe 36 Liebe 37 Die Theorie der Erregungsübertragung von Zillmann (1978): Viszerale Aktivierung hört nie plötzlich auf, sondern klingt langsam ab. Die „übertragene“ Erregung kann in einer neuen Situation emotionale Prozesse intensivieren, die erst in dieser Situation ausgelöst wurden. Aufgrund der Resterregung reagiert man heftiger, als es unter anderen Umständen der Fall wäre. Cantor, Zillmann & Bryant (1975): Nach der ersten aktivierenden Situation ist den Vpn der Grund noch bewusst. In der zweiten Phase glauben die Vpn, dass sie nicht mehr aktiviert sind. In der dritten Phase sind sie es tatsächlich nicht mehr. ! Nur in der zweiten Phase erleben sie stärkere Emotionen (sexuelle Erregung). Erregt 10 Minuten später Ästhetisch 4 Minuten nach Beendigung gleich nach der Übung Aufregend 0 10 20 30 40 50 60 70