Zentrum für zeitgenössische Kunst

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zement + beton 1_14 | Museen
Zentrum für zeitgenössische Kunst
Córdoba, Spanien, 2013
Architektur und Text | Nieto Sobejano Arquitectos
Bilder | © Roland Halbe
Pläne | © Nieto Sobejano Arquitectos
Auf einer der Altstadt von Córdoba vorgelagerten Halbinsel steht das kürzlich fertiggestellte Kunstzentrum, das mehr als nur ein Museum sein will. Es präsentiert sich als
eine Art Treffpunkt, der Raum bietet für Ausstellungen, Workshops und Debatten. Anstatt
eines multifunktionalen neutralen und austauschbaren Baukörpers entwickelten die
Architekten bewusst ein Gebäude, das durch seine starke und sehr individuelle Formensprache geprägt ist, eng verknüpft mit der Geschichte des Ortes und seinen Traditionen.
Die Architektur nährt sich immer von Bildern, die in unserem
Gedächtnis verborgen liegen, von Ideen, die plötzlich klar
hervortreten und unerwartet zum Ausgangspunkt für ein
Projekt werden. Vielleicht sind auf diesem Weg die in Córdoba
vorhandenen Wurzeln maurischer Kultur zu mehr als einer
Randnotiz bei unserem Entwurf geworden. Das Zentrum für
zeitgenössische Kunst möchte Bezüge bilden anstatt sich in
die Homogenität zu fügen, die die Globalisierung produziert.
Skeptisch gegenüber der Effizienz und Flexibilität der neutralen und universellen „Container“, wie sie heute so oft eingesetzt werden, haben wir ein Gebäude entworfen, das eng an
den Ort und seine Tradition gebunden ist.
Schnitte
In diesem Bau ist jeder Raum individuell gestaltet, gleichzeitig
aber auch wandelbar und die Räume entfalten sich in einer
Abfolge verschiedener Dimensionen, Nutzungsmöglichkeiten
und räumlicher Qualitäten. Wir haben schon immer die Einfachheit der geometrischen Gesetze bewundert, die die
Künstler, Handwerker und Baumeister Córdobas befähigt
haben, die vielfältigen und doch isotropen Räume der Moschee zu entwickeln, den facettenreichen Komplex von
Kuppeln und Waben, die Permutationen der Ornamentmotive
bei Gitterwerken und Pflasterungen, wie auch die Erzählrhythmen, die den Gedichten und Geschichten islamischer
Tradition zugrunde liegen.
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Das von rohem Sichtbeton
geprägte Innere mit seinen
massiven trichterförmigen
Oberlichtern unterstreicht den
Charakter einer Kunstfabrik.
In Anlehnung an die literarischen Strukturen, die eine Geschichte in einer anderen verpacken – eine endlose Geschichte – haben wir als Ausganspunkt für das Projekt ein
System entwickelt, das auf geometrischen Formen basiert,
die im Sechseck ihren Ursprung haben. Es entstanden drei
unterschiedliche Raumtypen mit 60, 90 und 150 Quadratmetern. Wie in einem Kombinationsspiel können Permutationen dieser drei Typen Abfolgen verschiedener Räume
Grundriss Ebene 0
erzeugen, immer wieder neu kombiniert werden oder einen
einzigen Ausstellungsraum bilden. Die Werkstätten der
Künstler im Erdgeschoß und die Labors im Obergeschoß
schmiegen sich so an die Ausstellungshalle an, dass es keine
strikte Trennung zwischen ihnen gibt. In den Werkstätten
können Ausstellungen stattfinden, während die Ausstellungsräume als Ateliers für künstlerische Produktionen genutzt
werden können.
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Axometrien
Das Auditorium – die “Blackbox” – das größte Sechseck, ist als szenischer
Raum für Theateraufführungen, Konferenzen und Filme konzipiert und kann
auch als Raum für audiovisuelle Ausstellungen dienen. Zwei gleichwertige
Eingänge im Norden und Süden führen jeweils direkt in ein Foyer, dem sich
ein Museumsshop bzw. die Cafeteria anschließt. Der labyrinthische Kern
des Gebäudes wird von zwei klaren, länglichen Baukörpern umschlossen.
Der zweigeschoßige westliche Riegel beinhaltet Büros, Werkstätten und
Ateliers. Im Osten gliedern sich die Mediathek und eine längliche Ausstellungsgalerie an.
Das Zentrum für zeitgenössische Kunst in Córdoba ist kein Zentralgebäude.
Der Mittelpunkt wandert von einem Raum zum anderen, kann überall sein.
Das Konzept ist, dass aneinandergereihte Räume mit einem öffentlichen
Bereich verbunden sind, in den all die verschiedenen Funktionen des Gebäudes münden. Als Interaktionsplatz ausgelegt ist dieser allgemeine Bereich
für den Austausch von Ideen gedacht: Man kann hier Installationen anschauen, Ausstellungen besuchen, in die Cafeteria einkehren, in der Medienbibliothek recherchieren, auf den Beginn einer Vorführung in der „Blackbox“
warten oder einfach den vorgelagerten Fluss Guadalquivir betrachten.
Das von rohem Sichtbeton geprägte Innere mit seinen massiven trichterförmigen Oberlichtern unterstreicht den Charakter einer Kunstfabrik und
steht im Kontrast zu den weißen Fassaden des Zentrums, die mit glasfaserverstärkten Betonpaneelen verkleidet sind. Im Inneren schaffen leere Wände,
Betonplatten und Fliesenböden eine Raumstruktur, die sich für eine individuelle Umgestaltung durch verschiedene Eingriffsmöglichkeiten anbietet.
Ein Netzwerk elektrischer, digitaler, audiovisueller und beleuchtungstechnischer Infrastrukturen erleichtert den Zugang zu Steckdosen und Verbindungen im gesamten Bau.
Nach außen präsentiert sich das Gebäude in einem einzigen Material:
vorgefertigte Beton-Fiberglas-Paneele. Geschlossene Teile und durchbrochene Fassaden wechseln mit Flachdächern und den geneigten Dächern
der Hallen. Das industriegerechte System mit seinen wasserdichten und
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isolierenden Eigenschaften sowie der Leichtigkeit des Materials helfen, die Präzision in der Ausführung zu garantieren,
die Teil des kombinatorischen Entwurfs ist und das gesamte
Projekt durchzieht. Die flussseitige Fassade wirkt wie ein Bildschirm, der die Außenfassade des Gebäudes aktiviert, nur
unterbrochen durch diverse polygonale Öffnungen, die mit
monochromatischen LED-Strukturen hinterlegt sind. Bilder
und Text, generiert durch computergestützte Videosignale,
spiegeln sich auf der Wasseroberfläche des Guadalquivir
und ermöglichen Installationen, die eigens für diesen Ort
entworfen werden.
Das Gebäude wird zum Sammelplatz für Künstler, Besucher,
Experten, Forscher und Interessierte, zu einem modernen
Kultur-Souk, einem Marktplatz wie in Nordafrika oder dem
Nahen Osten, ohne offensichtliche Raumhierarchien. Es wird
zum Zentrum künstlerischen Schaffens, das den architektonischen Kunstraum eng mit der Öffentlichkeit verbindet: ein
offenes Labor, in dem die Architektur zu neuen Ausdrucksformen ermutigen möchte. Der Bau selbst wird zum Dialog
anregen und zugleich Teil des Dialogs sein, so wie künstlerisches Arbeiten auf Fragen reagiert, eine Suche beschreibt,
die auf Antworten trifft, die wiederum Fragen stellen.
Projektdaten:
Autoren:
Adresse: Plaza Cruz del Rastro, Córdoba, Spanien | Bauherr: Regierung von Andalusien | Architektur: Nieto
Sobejano Arquitectos | Projektarchitektin: Vanesa Manrique | Mitarbeiter Architektur: Sebastián Sasse, Beat Steuri,
Carlos Ballesteros, Mauro Herrero, Bart de Beer, Alexandra Sobral, Juan Carlos Redondo, Rocío Domínguez, Nik
Wenzke, Gilta Koch, Jesús Gijón | Tragwerksplanung: Miguel Mesas Izquierdo, Technischer Architekt, N.B.35, S.L.
(Project Structure Consultant), IDI Ingenieros, S.L. (Construction Work Structure Consultant) | Fassadenplanung:
Nieto Sobejano mit realities:united | Baufirma: FCC, S.A. | Planung: 2006–2008 | Baubeginn: 2008 | Fertigstellung:
2013 | Materialien: Massivbau, Stahlbeton, Ortbeton, Betonfertigteile | Wettbewerb: 1. Preis 2005 |
Nieto Sobejano Arquitectos, S.L.P.
Fuensanta Nieto
Enrique Sobejano
www.nietosobejano.com
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