Renaissance (ca. 1450 bis 1600) 1. Begriff Renaissance heißt wörtlich „Wiedergeburt“ und bezeichnet das wieder Aufleben einer historisch zurückliegenden Kunst- oder Geistesströmung. In der europäischen Geschichte wird vor allem der Beginn der Neuzeit als Renaissance-Epoche bezeichnet, weil damals das Wissen und die Kunst der griechischen Antike aus dem Vergessen geholt wurden. 2. Historischer Hintergrund Als 1453 die Türken Konstantinopel eroberten, flohen viele Gebildete und Gelehrte nach Italien, wobei sie antike griechische Texte mitbrachten, die in Konstantinopel nach wie vor bekannt waren. Diese erregten in Kunst- und Wissenschaftskreisen großes Aufsehen, wo sie unter der Schirmherrschaft von einigen mächtigen Adeligen und entgegen dem Verbot durch die katholische Kirche gelesen und diskutiert wurden. Zeitgleich wagten die Reformatoren in Böhmen, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und England die öffentliche Kritik an der katholischen Kirche. Teilweise wurden sie dafür hingerichtet. Martin Luther übersetzte als erster die Bibel aus dem Urtext in eine Landessprache (ins Deutsche), wodurch die Menschen selbst die Schriften nachlesen konnten. Beides, die Auseinandersetzung mit der griechischen Antike und die Reformation, führte dazu, dass der Mensch, seine Natur und seine Vernunft in das Zentrum des Denkens rückte (Humanismus). 3. Das Renaissance-Ideal in der Musik Renaissancemusik folgt einem neuen Ideal: Natürlichkeit und Wahrhaftigkeit (Ehrlichkeit). Der Mensch soll so dargestellt werden, wie er ist. Mittelalterliche Musik kennt keinen Ausdruck von Emotionen, dafür sind diese in der Renaissance von höchstem Interesse. Alle Musik ist prinzipiell singbar, d.h. der Kapellmeister kann sich aussuchen, ob er eine bestimmte Stimme singen oder von einem Instrument spielen lassen möchte. Reine Instrumentalmusik gibt es nur ganz wenig: Sololiteratur für Gambe, Laute oder Orgel und Consort Musik (Musik für Instrumente einer Instrumentenfamilie, die hauptsächlich von Studenten in der Freizeit gespielt wurde). In der Renaissance entwickelt sich die musikalische Rhetorik und Symbolsprache, die teilweise bis ins 20. Jahrhundert verwendet wird. Dabei handelt es sich um musikalische Floskeln, die eine bestimmte Bedeutung haben (z.B. absteigende Linie für Tod oder Einschlafen, aufsteigendes Signal für Aufwachen, Auferstehung, etc., Kreuzvorzeichen als Symbol der Kreuzigung, Doppelschlag für Erde, Welt, Orgelpunkt für Beständigkeit, Ewigkeit.......) 4. Klasse 4. Wichtige musikalische Formen a) Madrigal Komposition für 3 bis 8 Stimmen mit einem weltlichen Text (in einer Landessprache). Dauert 3 bis 15 Minuten. b) Motette Komposition für 3 bis 8 Stimmen mit einem religiösen Text, dauert 3 bis 15 Minuten. Wenn sie für eine katholische Kirche geschrieben wurde, dann ist der Text lateinisch, wenn sie für eine evangelische Kirche geschrieben wurde, dann ist der Text in einer Landessprache. 5. Renaissanceinstrumente Flöten, Blockflöten, Oboen, Fagotte, Trompeten, Posaunen, Gamben, Geigen, Celli, Laute, Harfe, Virginal (Tasteninstrument mit Zupfmechanik), Orgel Laute und Theorbe Gamben 4. Klasse Posaunen einmal anders links: Blockflöten in verschiedenen Größen rechts: 1 bis 4: Posaunen in verschiedenen Größen 5 bis 9: Zinken (Blasinstrumente aus Holz mit einem metallenen Trompetenmundstück) 10 bis 12 Trompeten 13 Verlängerungsstücke für die Trompeten 4. Klasse links: Jan Vermeer: Die Virginalspielerin Die Frau in der Mitte spielt Virginal, davor lehnt eine Bassgambe. Die Frau im Bild an der Wand spielt Laute. 6. Wichtige Komponisten Heinrich Isaac (Hofkapellmeister Kaiser Maximilians I., „Innsbruck, ich muss dich lassen“) Josquin Desprez (sprich: döpré) (wichtigster Musiker der Frührenaissance, Hofkapellmeister des französischen Königs, des Papstes, des Herzog von Ferrara und an Notre Dame in Paris) Andrea Gabrieli (Domkapellmeister von San Marco in Venedig, entwickelte die Doppelchörigkeit) Giovanni Gabrieli (sein Neffe und Nachfolger) Heinrich Schütz (wichtiger Komponist von evangelischer geistlicher Musik, Schüler von Giovanni Gabrieli) Giovanni Pierluigi da Palestrina (kurz: Palestrina) (Kapellmeister an der päpstlichen Hofkapelle in Rom) Orlando di Lasso (Hofkapellmeister in München) Carlo Gesualdo Principe da Venosa (kurz: Gesualdo, ausgesprochen Dschesuàldo) (Fürst von Venosa, erstach seine Frau und deren Liebhaber, 2. Ehe mit der Schwester des Herzogs von Ferrara, im Alter vermutlich geisteskrank) Claudio Monteverdi (Hofkapellmeister in Mantua und später am Markusdom) 4. Klasse Giovanni Gabrieli Claudio Monteverdi Orlando di Lasso Heinrich Schütz Palazzo Bardi 7. Entstehung der Oper Vorformen der Oper waren Intermedien (musikalische Unterhaltungsprogramme, die in den Pausen von weltlichen oder geistlichen Dramen aufgeführt wurden) und die Madrigalkomödie (Abfolge von Madrigalen, die zusammen eine Handlung mit den Figuren der Commedia dell’Arte ergeben). Die Oper selbst ist jedoch ein „Nebenprodukt“ der Camerata fiorentina. Das war ein Zirkel von florentinischen Adeligen, Gelehrten und Musikern, die gemeinsam griechische Texte lasen und diskutierten. Dabei kam der Wunsch auf, auch griechische Dramen aufzuführen. Bekannt war, dass diese original in einer Art Sprechgesang aufgeführt wurden, was man mit einer neuen Kompositionsweise nachzuempfinden versuchte, der Monodie (entspricht einem ausgedehnten Rezitativ). Erste Oper: „Dafne“ von Jacopo Peri (1597) Erstes Meisterwerk: „Orfeo“ von Claudio Monteverdi (1607) Sonstige erhaltene Opern von Monteverdi: Il Ritorno d’Ulisse in patria (Die Heimkehr des Odysseus) 4. Klasse L’Incoronazione di Poppea (Die Krönung der Poppea) (weitere 8 sind verschollen, von einer “Arianna” ist nur ein Klagelied erhalten) Tiziano Vecellio: Venus Der Herr links spielt Laute (von hinten zu sehen) und im rechten Eck unter dem Ellbogen der Venus ist eine Tenorgambe ans Bett gelehnt. 4. Klasse