Gesundheitsmagazin Berlin Spezial Herz

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Gesundheit
BERLIN
Spezial
Herz und
Kreislauf
Herzgesund leben
Bluthochdruck, koronare
Herzkrankheit, metabolisches
Syndrom sind oft hausgemacht
04
Der Runde Tisch
Berliner GesundheitsExperten diskutieren über
Perspektiven der Kardiologie
08
Das Herz
in guten Händen
Moderne Medizin bietet Herz-Kreislauf-Patienten gute
Perspektiven – Hoffnungsvolle Ansätze in der Forschung
Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. 11 | 21. Juli 2014
w
Gesundheit Spezial
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
Wenn das Leben
zu Herzen geht
Ein gesundheitsbewusster Lebensstil schließt
Verantwortung für die seelische Stabilität ein
D
as Herz! Ein Organ, lebensoder kleinen, wenig belastenden
wichtig wie die meisten andeEingriffen sehr erfolgreich gegenren, und doch von ganz eigesteuern. Vorsorgeuntersuchungen
ner Dramatik umwoben. Herzkrank
sind also lohnend.
zu sein, das erschreckt die meisten
Psychokardiologie. Doch auch
Menschen mehr als andere Diagnowenn keiner der klassischen Risikosen ‒ auch wenn mit den heutigen
faktoren, von denen noch die Rede
Mitteln der Medizin meist gut und
sein wird, vorliegt, kann das Herz
dauerhaft Abhilfe geschaffen werkrank werden: Nämlich wenn die
den kann. In krassem Gegensatz zu
Seele leidet. Was der Volksmund
dieser verständlichen Angst ums
schon immer wusste, wie die vielen
Herz steht dessen sträfliche VernachRedensarten rund ums Herz beweilässigung im täglichen Leben. Obsen, musste die
wohl jeder weiß
Psychokardiolo‒ oder zumindest
gie erst mühsam
wissen könnte ‒
gegen die Skepwie schädlich NiNicht nur
sis der etablierkotin, Alkohol, falNikotin und
ten
Disziplinen
sche Ernährung,
belegen:
Dass
Übergewicht,
Übergewicht schaden
Trauer,
Angst,
Dauerstress und
dem Kreislauf
Sorge,
Stress,
ein Alltag ohne
Mangel an WertBewegung sind,
schätzung und
ist genau dies
Depressionen
vielfach die Reaganz handfeste Organschäden herlität, gegen die sich Herz und Kreisvorrufen können. Umgekehrt kann
lauf Tag für Tag behaupten müssen.
eine Herzerkrankung, die immer
Oft setzt ein Umdenken frühestens
einen Einschnitt mit spürbaren Foldann ein, wenn der erste Warnschuss
gen für das gesamte Leben darstellt,
schon gefallen ist.
die Psyche belasten bis hin zu einer
klinischen Depression. Inzwischen
Medizin nicht machtlos. Es muss
ist dieser Zusammenhang durchaus
nicht gleich ein Infarkt sein, wenn
anerkannt. Psychokardiologen sind
das Herz ins Stolpern gerät. Viele Erzwar noch selten, jedoch arbeiten
krankungen verlaufen schleichend
Herzspezialisten häufig mit Ärzten
und undramatisch. Bis sie sich beaus der Psychosomatik zusammen,
merkbar machen, hat der gesamte
in der Reha spielt der seelische AsOrganismus schon großen Schaden
pekt ebenfalls eine große Rolle.
genommen. Dabei kann die MediFrauke Wolf
zin mit Hilfe von Arzneimitteln und/
Seite
04
VORBEUGUNG MÖGLICH
Seite
Das Herz ist das Hochleistungsorgan, das
ständig im Betrieb ist: Knapp 50 Badewannenfüllungen Blut pumpt es Tag für Tag, ein
ganzes Leben lang. Beschwerden entstehen, wenn Arterien enger werden, weil sich
Fette und Kalk ablagern. Das wird in der
Regel durch einen ungesunden Lebensstil verursacht ‒ und kann
umgekehrt durch Veränderungen im Verhalten verhindert werden. Übergewicht,
zu wenig Bewegung,
hoher Blutdruck sind die
bekannten Risikofaktoren. Die Kenntnisse liegen vor, die Umsetzung
ist oft unzureichend. So
sind
Herz-Kreislauf-Erkrankungen Todesursache
Nummer eins.
BILDER: THINKSTOCK.COM
12
SCHONENDE
METHODEN IM OP
Viele Eingriffe am Herzen finden heute mit der relativ schonenden, minimalinvasiven „Schlüsselloch-Technik“ statt. Mithilfe
eines Katheters können in einem Durchgang Untersuchungen und nötige Eingriffe durchgeführt
werden. Seltener geworden sind Operationen mit
Unterstützung der Herz-Lungen-Maschine. Da
es zu wenig Spenderherzen gibt, ist die Zahl der
Transplantationen begrenzt. Vollkommen risikofrei ist keine Methode, und die Mediziner müssen
sorgfältig abwägen, welcher Eingriff für den einzelnen Patienten der richtige ist. Vorerkrankungen und allgemeiner Gesundheitszustand sind
wichtige Kritierien.
Herz und Kreislauf
02 / 03
ab Seite
08
DER RUNDE TISCH
Seite
Sechs hochkarätige Experten, die Tag für Tag
mit Herzpatienten zu tun haben, diskutierten auf Einladung des „Berliner Verlags“
Ve
engagiert über ihr Fach: Vo
Von der besseren Ve
Vernetzung aller Akteure
über die gute Versorgung in Berlin bis hin zu der Frage, wie die
Verantwortung der Menschen
für ihre eigene Gesundheit gestärkt werden kann, reichte
das Themenspektrum.
16
TELEMEDIZIN
Herzschrittmacher und Defibrillatoren,
die automatisch den Arzt auf den Plan
rufen, wenn sich eine Verschlechterung
Ve
des Zustands ankündigt, mobile EKG,
die aus der Ferne eine Diagnose zulassen:
Moderne Telemedizin
gibt Risiko-PatienTe
ten in ihrem Alltag ein neues Maß an Sicherheit
ohne ständige Arztbesuche.
Seite
14
FORSCHUNG
Ursachen bekämpfen statt Symptome, Herzkrankheit heilen statt lebenslang
behandeln ‒ große Hoff
Hoffnung
nung
setzen Mediziner auf BiotechStammzellennologie und Stammzell
forschung. Überall gibt es
spannende Entwicklungen, die Mut machen.
Seite
15
REHA STÄRKT
Bewährt hat sich die medizinische Rehabilitation nach
einem Klinikaufenthalt, ambulant wie stationär. Sie stärkt den
Körper und die Psyche des Patienten. Wichtig ist, die nötigen
Anträge rechtzeitig zu stellen, am
besten noch im Krankenhaus.
Impressum
Berliner Verlag GmbH
Geschäftsführer: Michael Braun, Stefan Hilscher
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Jens Kauerauf
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Layout: Nadine Deußen
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Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
BILD: THINKSTOCK.DE
Gesundheit Spezial
Ein starkes Herz
braucht Pflege
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weltweit Todesursache Nummer eins – Schuld sind häufig Übergewicht,
falsche Ernährung und Bewegungsmangel – Ein gesunder Lebensstil kann helfen, gesundheitliche Problemen vorzubeugen
L
aufen, Sprechen, Schlafen ‒ egal, welche Aktivität
der Mensch gerade ausübt, nichts davon würde
funktionieren ohne Sauerstoff. Damit Organe und
Gewebe des Körpers überleben können, müssen sie
rund um die Uhr mit frischem Sauerstoff versorgt werden. Den erhalten sie über das Blut. Wenn das System
gestört ist, liegt das oft an einem ungesunden Lebensstil ‒ es gibt viel Aufklärung, aber sie wird noch unzureichend umgesetzt.
Rund sieben Liter Blut fließen in kilometerlangen Blutbahnen durch den Körper eines Erwachsenen. Dank
dieses eng verzweigten Netzes aus Blutgefäßen erreicht
das Blut sämtliche Körpergewebe, vom Scheitel bis
zum kleinen Zeh. Die Blutversorgung funktioniert wie
ein hochkomplexes Logistikzentrum. Es gibt eigene Kanäle für den Wareneingang und andere für den Warenausgang: Die Arterien sind diejenigen Blutbahnen, die
frischen Sauerstoff und Nährstoffe in die Zellen bringen. Über die Venen werden verbrauchtes Blut und Abbaustoffe wieder abtransportiert.
Herzstück des Kreislaufs. Kernstück dieses perfekten
Systems ist das Herz. Dieses Organ ist der Pumpmotor
des Blutkreislaufs. Das menschliche Herz ist ein hohler
Muskel, der unterhalb des Brustbeins zwischen den
Lungenflügeln sitzt. Es wiegt um die 300 Gramm und
ist so groß wie eine Faust. Der Herzmuskel zieht sich zusammen und entspannt sich wieder im stetigen Wechsel. Diese Kontraktionen nehmen wir als Herzschlag
wahr. Ein gesundes Herz schlägt pro Tag 100.000 Mal
und pumpt mit jedem Herzschlag etwa 70 Milliliter Blut
durch den Körper. Dabei arbeitet das Hochleistungsorgan als Zentrum von gleich zwei parallelen Blutkreisläufen. Im kleinen Lungenkreislauf gelangt sauerstoffarmes Blut zur Lunge und fließt von hieraus mit Sauerstoff
angereichert wieder zurück. Der große Körperkreislauf
sammelt das verbrauchte Blut im Herzen und gibt frisches Blut in den Körper ab.
Anreicherung mit Sauerstoff. Dies alles funktioniert
Kreislauf an. Die Koronararterien versorgen das Herz
gleichzeitig, im Bruchteil einer Sekunde: Während eines
mit Sauerstoff. Die Koronarvenen leiten das verbrauchHerzschlags gelangt das sauerstoffarme Blut über die
te, sauerstoffarme Blut in den rechten Vorhof.
Hohlvene in den Vorhof der rechten Herzkammer. Der
Verstopfte Gefäße. Es sind die Blutgefäße, insbesondere
Herzmuskel zieht diesen Vorhof zusammen und drückt
die Arterien, die im Herz-Kreislauf-System häufig Probledas Blut in die Herzkammer hinein. Eine Herzklappe
me bereiten. Blutfette, Gerinnsel oder Kalk können sich
trennt den Vorhof von der Herzkammer. Die Klappe
an den Gefäßwänden anlagern und sie somit verstoplässt sich wie eine Tür nur in eine Richtung öffnen und
fen. Diese sogenannten Plaques verengen die Gefäße,
verhindert, dass das Blut aus der Herzkammer zurück
das Blut kann nur noch schwer
in den Vorhof fließt. Nun zieht
hindurchfließen. Im schlimmsten
sich die Herzkammer zusammen
Fall ist ein Gefäß vollständig verund drückt das Blut durch eine
stopft, sodass eine Körperregion
weitere Klappe in die PulmonalSport macht Herz
von der Blutversorgung abgearterie, die zur Lunge führt. Hier
und Kreislauf
schnitten ist. Besonders schwerwird das Blut mit Sauerstoff aus
belastbarer
wiegend ist dies, wenn es die
der Atemluft angereichert und
Herzkranzgefäße betrifft. Ist eine
fließt über die Pulmonalvenen
Herzregion von der Blutversorzurück zum Herzen ‒ und zwar in
gung abgeschnitten, spricht man
den Vorhof der linken Herzkamvon einem Herzinfarkt. Häufig ist ein solcher Herzinfarkt
mer. Dieser zieht sich zusammen und presst das frische,
die Eskalation von bestehenden Durchblutungsstörunsauerstoffreiche Blut durch die Herzklappen in die linke
gen des Herzmuskels durch verengte Gefäße. Diesen ZuHerzkammer. Nun zieht sich die linke Herzkammer zustand bezeichnen Mediziner als koronare Herzkrankheit.
sammen und drückt das Blut in die Hauptschlagader,
die sogenannte Aorta. Von hier aus gelangt das frische
Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Herz-KreisBlut über die anderen Arterien in sämtliche Regionen
lauf-Erkrankungen sind weltweit die Todesursache
des Körpers.
Nummer eins. Die Ursache liegt zum Teil in den
Genen. Erbliche Veranlagungen erhöVersorgungswege bereiten Problem.
hen das Risiko einer Erkrankung
Das Herz vollbringt Höchstleisdes Herzens oder der Gefäße.
tungen und benötigt ebenso
Dazu spielen Lebensstilwie alle anderen Organe
Faktoren eine wichtige
Sauerstoff. Die HerzRolle. „Das Problem
kranzgefäße zweigen
ist, dass vor allem
sich aus den Hauptin westlichen Inschlagadern
ab
5
dustrienationen
und
schließen
die Menschen
das Herz als
immer dicker
Endverbrauwerden und
cher an den
sich zu wenig bewegen“, sagt Dr. Engin Osmanoglou,
Facharzt für Kardiologie an der Meoclinic in Berlin.
Starkes Übergewicht ist ein wesentlicher Faktor bei der
Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es ist
ebenso ein wichtiges Kennzeichen des metabolischen
Syndroms. Unter diesem Begriff wird ein Quartett aus
Risikofaktoren zusammengefasst, die Herz-KreislaufErkrankungen begünstigen und häufig zusammen auftreten. Leitvariable ist meist das Übergewicht, welches
erhöhten Blutdruck, Störungen des Fettstoffwechsels
sowie erhöhte Blutzuckerwerte mit sich bringt. All diese
Faktoren wirken sich negativ auf die Gefäße aus.
Sport trainiert den Kreislauf. Die wichtigste Maßnahme, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen, ist
es bestehendes Übergewicht abzubauen oder darauf
zu achten, ein Gewicht im Normalbereich zu halten. Das
erreichen viele Menschen, in dem sie sich ausreichend
bewegen. „Sport trainiert das Herz-Kreislauf-System
und macht es belastungsfähiger“, erklärt Kardiologe
Osmanoglou. „Zusätzlich werden auf diese Weise Kalorien sowie überschüssige Fettpolster verbrannt und der
Stoffwechsel angeregt.“
Nahrung ‒ wichtig und richtig. Ebenso wie Bewegung
spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle bei der
Vermeidung von Übergewicht und der Prävention von
Herz-Erkrankungen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen vollwertigen und ausgewogenen
Speiseplan. Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten und Kartoffeln sowie Gemüse und Obst sollten
den Hauptbestandteil der täglichen Nahrung ausmachen. Fett und zuckerreiche Lebensmittel gehören nur in
Maßen auf den Teller. Damit die Organe des Körpers gut
funktionieren, brauchen sie eine Vielzahl an Vitaminen
und anderen Nährstoffen. Bei der Auswahl der Nahrung
kommt es also darauf an, Lebensmittel auszuwählen, die
über eine hohe Nährstoffdichte, aber eine mäßige EnerJulia Brandt
giedichte verfügen.
2
2
4
4
RECHTE HERZKAMMER
LINKE HERZKAMMER
6
1
Die rechte Herzkammer ist von der linken durch
eine muskulöse Scheidewand getrennt. Es ist die
Aufgabe der rechten Herzkammer, Blut über die
Lungenarterie in die Lunge zu pumpen.
2
1
6
3
5
VORHÖFE
Sowohl die rechte als auch die linke Herzkammer haben einen Vorhof. Hierhin kommt das Blut aus den
beiden Kreisläufen zurück und gelangt schließlich über
die Herzklappen wieder zurück in die Herzkammern.
HERZKRANZGEFÄSSE
Die Herzkranzgefäße zweigen aus den Hauptschlagadern ab. Die
Koronararterien versorgen das Herz selbst mit Sauerstoff. Die Koronarvenen leiten das verbrauchte, sauerstoffarme Blut in den rechten Vorhof.
Die linke Herzkammer ist größer als ihr rechter
Gegenspieler. Sie muss das sauerstoffreiche Blut
über die Körperschlagader in den Körper pumpen
und versorgt damit den großen Körperkreislauf.
AORTA
Die Aorta ist die große Körperschlagader. Sie geht von
der linken Herzkammer ab und versorgt den Körper mit sauerstoffreichem Blut. Die Pulmonalarterie leitet das Blut aus der
rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf.
3
4
HERZKLAPPEN
Vorhöfe und Herzkammern sind von Herzklappen getrennt, ebenso wie die
Herzkammern von den Gefäßen. Die Herzklappen öffnen sich ähnlich wie eine
Tür nur in eine Richtung und verhindern, dass das Blut wieder zurückfließt.
Herzkreislauf
04 / 05
BILD: THINKSTOCK.DE
Folgenreiches Flimmern
Herzrhythmus-Störungen können einen Schlaganfall auslösen,
werden jedoch oft zu spät erkannt – Initiative will Aufklärung verbessern
E
s ist eine tückische Erkrankung, weil
sie nicht immer und oft zu spät auffällt: Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, die gravierende Folgen haben kann. So können sich Blutgerinnsel in
den Herz-Vorhöfen bilden, die dann einen
Schlaganfall auslösen. Für jeden fünften
der 270.000 Schlaganfälle pro Jahr ist Vorhofflimmern die Ursache. Deshalb ist nicht
nur Selbstbeobachtung wichtig, auch Familie, Freunde und Kollegen können helfen, die Symptome richtig zu deuten: Verspürt jemand Herzrasen oder Herzklopfen?
Ist der Puls plötzlich ohne äußere Ursache
auffallend anders? Kommt es zu Kurzatmigkeit oder Atemnot in Ruhezuständen,
beklagt jemand Brustschmerzen, Unruhegefühl und Angstzustände, Schwindel
und Benommenheit, Erschöpfung und
ungewöhnliches Schwitzen? All das können Hinweise sein, die einen Arztbesuch
erzwingen. Aber bei jedem Dritten gibt es
gar keine Anzeichen. Und anfangs dauert
oft nur einige Stunden oder Tage und tritt
erst nach einiger Zeit wieder auf.
Initiative gegründet. Zwei von drei Schlaganfällen könnten verhindert werden, wenn
den Betroffenen die wichtigsten Risikofaktoren wie das Vorhofflimmern, vorher bekannt gewesen wären. Es ist also bessere
Aufklärung nötig. Dazu hat sich auf dem
Hauptstadtkongress in Berlin die „Initiative
Schlaganfallvorsorge“. Bei Vorhofflimmern
handeln“ vorgestellt. „Wir möchten die
Zahl der Schlaganfälle bis 2024 deutlich
verringern“, so Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche
Schlaganfall-Hilfe. Neben der SchlaganfallHilfe sind die Bundesarbeitsgemeinschaft
der Senioren-Organisationen (BAGSO) sowie die Pharmaunternehmen Bristol-Myers
Squibb und Pfizer Gründer der Initiative.
Risiken erkennen. Die Information über
das Schlaganfallrisiko durch Vorhofflimmern ist besonders wichtig, weil diese
Schlaganfälle meist besonders schwerwiegend verlaufen und überdurchschnittlich
oft zu Behinderung, Pflegebedürftigkeit
Diese Schlaganfälle
führen häufig zu Tod
oder Pflegebedürftigkeit
oder Tod führen. Die Initiative unterstützt
Patienten und Ärzte dabei, Risikofaktoren
frühzeitig zu erkennen und Vorsorgemaßnahmen rechtzeitig einzuleiten. Daher hat
sie im ersten Schritt Informationen entwickelt, die dem Patienten den Risikofaktor
Vorhofflimmern erklären und ihm helfen,
ihn zu erkennen.
Vorsorge. „Patienten haben das Recht auf
eine optimale gesundheitliche Versorgung
‒ um Krankheiten zu bewältigen oder um
späteren Erkrankungen vorzubeugen“, sagt
Peter Albiez, Geschäftsführer von Pfizer
Pharma GmbH. „Mit unserem Engagement
möchten wir dazu beitragen, jedem Menschen mit Vorhofflimmern die individuell
bestmögliche Schlaganfallvorsorge zu ermöglichen“, ergänzt Han Steutel, BristolMyers Squibb GmbH & Co. KGaA.
Störende Impulse. Beim Vorhofflimmern gerät das Herz aus dem Rhythmus, es kommt
durch störende elektrische Signale aus dem
Sinusknoten zum unkontrollierten Zittern der
Vorhöfe. Der Herzschlag ist unregelmäßig
und die Pumpleistung vermindert. Nachweisen kann ein Kardiologe das durch mehrere Untersuchungen: EKG, Ultraschall- und
Röntgenuntersichungen sowie ein Bluttest.
Zur Behandlung werden in der Regel Medikamente eingesetzt, die die Herzkammerfrequenz regulieren. Gerinnungshemmer sollen
gleichzeitig die Blutgerinnsel verhindern
und so das Schlaganfallrisiko zu senken. In
schweren Fällen können auch Defibrillatoren
implantiert werden, die im Bedarfsfall den
Herzrhythmus korrigieren. Auch der chirurgische Engriff der Ablation durch einen
Katheter kann sinnvoll sein, weil durch eine
Vernarbung die störenden elektrischen Impulse gestoppt werden können. Wichtig ist in
jedem Fall die Behandlung von Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht oder anderen Herzerkrankungen,
die das Flimmern begünstigen. Jan Baumann
Plötzliches Herzrasen kann ein Anzeichen
für eine Herzrhythmusstörung sein
8 www.schlaganfall-hilfe.de
3 FRAGEN AN...
Dr. Engin Osmanoglou
1
Warum haben Diabetiker ein besonders
hohes Risiko für Herzerkrankungen?
DR. OSMANOGLOU: Rund 50 Prozent aller Menschen sterben an
Herzkreislauferkrankungen, jedoch 75 Prozent der Diabetiker.
Erhöhte Blutzuckerwerte gehen häufig mit erhöhten Blutdruckund Cholesterinwerten einher. Man spricht dann vom metabolischen Syndrom. Diese Konstellation führt zu einer Veränderung
der Gefäßinnenwand und Ausbildung einer Atherosklerose. Sie
spielt eine entscheidenden Rolle bei der Entstehung eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles.
2
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Schwanebecker Chaussee 50 • 13125 Berlin
Telefon: (030) 94 01-0
E-Mail: [email protected]
Findet dieser Zusammenhang ausreichend
Berücksichtigung in der täglichen Praxis?
DR. OSMANOGLOU: Aus Sicht der Kardiologie: leider nein. Wünschenswert wäre eine regelmäßige Kon-trolluntersuchung der
Diabetiker beim Kardiologen. Typischerweise gehen die Diabetiker regelmäßig zum Augenarzt und zu anderen Untersuchungen. In diesem Rahmen wäre eine kardiologische Kontrolle zur
Abklärung des Gefäßstatus und des individuellen Risikoprofils
für einen Herzinfarkt und Schlaganfall ebenfalls wünschenswert.
Einige Ärzte gehen von einem generell erhöhten kardiovaskulären Risikoprofil bei einem Diabetiker aus. Es wird dann frühzeitig
eine Therapie mit ASS und Cholesterinsenkern eingeleitet.
3
FOTO: ALEKSUNDSHANTU.COM
Leiter des KardiologischInternistischen Zentrums
in der MEOCLINIC
Könnte man sagen, dass Vorbeugung
gegen Diabetes auch Vorbeugung gegen
Herzerkrankungen ist oder umgekehrt?
DR. OSMANOGLOU: In der Tat ist es so, dass eine Vorbeugung
gegen Diabetes auch eine sehr effektive Vorbeugung gegen
Herzerkrankungen darstellt. Diabetes ist einer der Hauptrisikofaktoren für eine koronare Herzerkrankung. Diejenigen, die sich
effektiv gegen Herzerkrankungen schützen wollen, ernähren
sich bewusst, eine mediterrane Kost ist hierbei besonders zu
empfehlen und diese Menschen achten auf ausreichend Bewegung und Herz-Kreislauf-Training. Mit diesen Maßnahmen wird
auch effektiv der Entstehung des Diabetes mellitus vorgebeugt.
Prinzipiell sollten die an Diabetes erkrankten Menschen über
den Zusammenhang mit Herzerkrankungen aufgeklärt werden.
Entscheidend ist eine ausreichende Kenntnis über die zusätzlich
bestehenden Risikofaktoren. Neben der optimalen Blutzuckereinstellung ist eine zusätzliche optimale Einstellung der Blutdruckwerte und Cholesterinwerte wünschenswert.
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Prof. Dr. med. Michael Ritter
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Dr. med. Michael Wiedemann
Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Nephrologie
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Informiert sein ...
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Gesundheit Spezial
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
Infarkt: Schnelles
Eingreifen zählt
Ein rascher Notruf unter 112 ist die richtige
Reaktion auf den Herzinfarkt-Verdacht
Der Notfall kommt plötzlich, hat aber meist eine lange Vorgeschichte –
Insbesondere Frauen missachten häufig die Alarmzeichen
S
tarke Schmerzen im Brustkorb, ein heftiges
Druckgefühl, der Oberkörper fühlt sich an, als
wäre er eingeschnürt ‒ nun zählt jede Minute.
Bei einem Herzinfarkt ist die Blutzufuhr zum Herzen
gestört. In einem gesunden Körper versorgen die
Herzkranzgefäße das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen. Wenn sich eines dieser Gefäße plötzlich
verschließt, wird die Sauerstoffzufuhr unterbrochen.
Ohne ausreichend Sauerstoff sterben die Zellen
im Herzgewebe ab. Mediziner sprechen dann von
einem Myokardinfarkt. „Je später bei einem Herzinfarkt gehandelt wird, desto mehr Herzmuskelgewebe geht verloren“, erklärt Dr. Henning Baberg,
Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Nephrologie
am Helios Klinikum Berlin-Buch. „Das verschlechtert
die Funktion des Herzens und verkürzt die Lebenserwartung.“ Der Herzinfarkt ist die häufigste Herzerkrankung überhaupt.
Es gibt jedoch eine Reihe von Risikofaktoren, die sich
durch einen verantwortungsbewussten Lebensstil
vermeiden lassen. Ungesunde Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel und Stress belasten die Herzkranzgefäße ebenso wie Erkrankungen,
zum Beispiel Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte
oder Diabetes melitus.
Frauen sterben häufiger am ersten Infarkt. Der
Herzinfarkt gilt gemeinhin als typisches Männerleiden. Tatsächlich erleben statistisch gesehen mehr
Männer als Frauen einen Herzinfarkt. Allerdings sterben Frauen fast doppelt so häufig am ersten Infarkt
wie Männer. Ein Grund dafür ist, dass die Krise bei
Frauen oft erst spät bemerkt wird ‒ zu spät. „Viele
Frauen tun Beschwerden als Nichtigkeiten ab, eben
weil sie glauben, dass der Herzinfarkt nur Männer betrifft“, sagt Kardiologe Baberg. „Das kann verheerende Folgen haben.“
Volkskrankheit Herzinfarkt. Ischämische HerzerkranElefant auf der Brust ‒ oder eben nicht. Typisches
kungen, zu denen auch der Herzinfarkt zählt, sind
Warnsignal ist ein drückender Schmerz im Herzbenach Angaben der Weltgesundheitsorganisation
reich. Häufig strahlen die Schmerzen auch in andere
weltweit die Todesursache Nummer eins. Allein in
Körperregionen aus, zum BeiDeutschland erleiden jedes Jahr
spiel in die Arme, in den Berund 300.000 Menschen einen
reich zwischen den SchulterHerzinfarkt. Doch ganz so plötzblättern, in den Oberbauch
lich, wie es den Betroffenen oft
Jeder Verdacht auf
oder den Hals. Dazu kommt
vorkommt, entsteht ein Infarkt
Herzinfarkt ist ein Fall
ein heftiger Druck auf den
nicht. Ursache für einen solchen
Brustkorb.
Viele Betroffene
Notfall ist in den meisten Fällen
für den Notarzt
beschrieben diesen Druck
eine Arteriosklerose, eine Gefäßmit dem Gefühl, als würde ein
verkalkung der Herzkranzgefäße,
Elefant auf der Brust stehen.
die Ärzte als koronare HerzkrankDoch ‒ und das ist besonheit bezeichnen. Hierbei bilden
ders gefährlich ‒ nicht immer treten diese Alarmsisich über Jahre hinweg Ablagerungen an der Gefäßgnale auf. In einigen Fällen zeigen sich lediglich Beinnenwand. Diese verengen die Gefäßwände und
schwerden wie Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit,
stören die Blutzirkulation. Zusätzlich besteht die GeErbrechen, Benommenheit oder Atemnot. Besonders
fahr, dass die Verkalkungen absprengen. Wenn sich
Frauen sind betroffen. Warum die typischen AnzeiBlutplättchen an diese Verkalkung heften, entsteht
chen bei Frauen häufiger ausbleiben als bei Männern,
ein Blutgerinnsel, das durch die Gefäße wandert
ist nicht geklärt. Dieser sogenannte „stumme Herzinund irgendwann die Herzkrankgefäße verstopft ‒ es
farkt“ ist besonders gefährlich, da die Symptome von
kommt zum gefürchteten Infarkt.
den Betroffenen nicht unbedingt mit dem Herzen in
Verbindung gebracht werden. Viele tun unspezifiDas Risiko steigt mit dem Alter. Forscher vermuten
sche Anzeichen als Verdauungsstörungen ab. „Wenn
auch eine genetische Veranlagung für die koronadie Symptome plötzlich auftreten, die Betroffenen
re Herzkrankheit. Die Gefahr, einen Herzinfarkt zu
bleich sind und keine Luft mehr bekommen, sollte
erleiden, erhöht sich, wenn Eltern oder Geschwister
besser einmal zu viel als zu wenig der Notarzt gerufen
schon Probleme mit dem Herzen haben, insbesondewerden“, rät Baberg.
re, wenn dies bereits mit unter 55 Jahren der Fall ist.
BILDER: THINKSTOCK.DE
Bluthochdruck belastet alle Organe
Normal ist ein Blutdruck von
Durch die Dauerbelastung quittieren die Blutgefäße nach und nach ihren Dienst – Betroffene Areale werden nicht mit
Nährstoffen und Sauerstoff versorgt – Dies bleibt oft jahrelang unbemerkt – Hohes Risiko für Infarkt und Schlaganfall
I
n jedem Augenblick fließen etwa sieben Liter Blut
durch den Körper. Das Herz pumpt mit dem Blut Sauerstoff und Nährstoffe durch die Arterien in jeden Winkel des Körpers. Den Druck, mit dem das Blut durch die
Arterien schießt, bezeichnet man als Blutdruck. Er wird
durch den Herzschlag und die Anspannung der Gefäßwände erzeugt. Der vom Arzt gemessene Blutdruck
besteht aus zwei Werten: dem höheren, systolischen
Blutdruck und dem geringeren, diastolischen Blutdruck.
Der systolische Wert beschreibt den Druck, der entsteht,
wenn der Herzmuskel sich zusammendrückt und das
Blut in die Arterien pumpt. Der diastolische Wert misst
den Druck, der entsteht, wenn der Herzmuskel wieder
erschlafft. Die Maßeinheit für Blutdruck heißt Millimeter
Quecksilbersäule (mmHg). Die Deutsche Blutdruckliga
klassifiziert einen Blutdruck von 120 bis 129 (systolischer
Wert) zu 80 bis 84 (diastolischer Wert) mmHG als normal.
Laut Definition besteht Bluthochdruck ab einem Wert
von 140 zu 90 mmHg. Mediziner sprechen dann von einer arteriellen Hypertonie.
Heimtückische Erkrankung. Bluthochdruck ist eine
heimtückische Erkrankung, denn sie bleibt meist lange
unbemerkt. Nicht selten dauert es Jahre, bis sich erste
Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühl,
Nasenbluten oder Ohrensausen bemerkbar machen. In
dieser Zeit hat der Körper bereits stark gelitten. Dauerhaft erhöhter Blutdruck kann fatale Folgen haben. Die
Wahrscheinlichkeit, dass sich Ablagerungen an den
Gefäßwänden („Plaques“) bilden, steigt. Die Arterienwände verlieren ihre Elastizität. Besonders die kleineren
Blutgefäße verengen sich und können sogar vollständig
verschließen. Dadurch werden die betroffenen Areale und Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff
und Nährstoffen versorgt. Wenn sich größere Gefäße
verschließen, besteht die Gefahr von Herzinfarkt oder
Schlaganfall.Es gibt verschiedene Formen von Bluthochdruck. In den meisten Fällen liegt jedoch eine primäre
Hypertonie vor. Das bedeutet, dass der Bluthochdruck
als eigenständiges Krankheitsbild auftritt und nicht als
Symptom anderer Erkrankungen. Bei der Entstehung
spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Forscher haben herausgefunden, dass Hypertonie genetisch veranlagt ist.
Wenn die Eltern unter hohem Blutdruck leiden, steigt die
Wahrscheinlichkeit, dass auch ihre Kinder daran erkranken. Auch ein hoher Konsum von Kochsalz kann eine Hypertonie begünstigen. Viele Blutdruckpatienten, die ihre
Salzaufnahme reduzieren, können damit auch die Blutdruckwerte verbessern. Zudem spielen Risikofaktoren
wie Übergewicht, Bewegungsmangel sowie übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum eine Rolle.
Therapie bei Hypertonie. Bei der Therapie von Bluthochdruck kommen eine Reihe von Medikamenten zum
Einsatz. Dazu gehören Medikamente aus der Gruppe der
Diuretika, die die Ausschwemmung von Wasser und Natrium anregen und damit das Blutvolumen reduzieren.
Beta-Blocker wirken auf den Blutdruck ein, indem sie die
Pumpkraft des Herzens herunterfahren. Die sogenannten ACE-Hemmer erweitern die kleinen Blutgefäße und
verringern so den Druck auf die Gefäßwände. Auch ein
gesunder Lebenswandel spielt eine wichtige Rolle. Die
Betroffenen sollten Übergewicht reduzieren, weniger
Salz zu sich nehmen, das Rauchen aufgeben und regelmäßig Sport treiben. Ein Patient mit einem systolischen
Wert von 160 mmHG kann allein durch die Umstellung
seiner Lebensgewohnheiten in den Normalbereich kommen. Ein weiterer Vorteil: Durch regelmäßige Bewegung
pumpt das Herz auch im Ruhezustand langsamer. So
Julia Brandt
kann sich der Blutkreislauf entspannen.
120 – 129
80 – 84
zu
Liegt er oberhalb von
140 zu 90,
sollte medikamentös
behandelt werden
Wer sich gesund ernährt, nicht
raucht und regelmäßig Sport
treibt, kann seinen Blutdruck
auch ohne Medikamente
normalisieren
Erhöhter Blutdruck verursacht zunächst keine
Beschwerden, deshalb ist Kontrolle wichtig
Herzkreislauf
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ANGEBOREN
Jede Minute zählt. Wenn ein Herzgefäß verstopft,
beginnt der Wettkampf mit der Zeit. Je früher die Arterie wieder offen ist, desto besser stehen die Rehabilitationschancen. Doch häufig geschieht dies viel zu
spät. „Die meiste Verzögerungszeit verstreicht beim
Patienten“, berichtet Kardiologe Baberg. Viele Betroffene zögerten, weil sie den Arzt nicht ,belästigenʻ
oder den Partner nicht aufwecken wollen. „Ich erlebe
es immer wieder, dass manche Betroffene mit einem
Herzinfarkt erst bis zum nächsten Morgen warten, bis
sie zum Arzt gehen, obwohl sie bereits am Abend
eindeutige Beschwerden hatten“, sagt Baberg. „Davor
kann ich nur warnen: Am nächsten Morgen ist es womöglich zu spät.“ Bei einem Herzinfarkt muss sofort
der Notarzt gerufen werden. Betroffene sollten auf
keinen Fall ins Auto steigen ‒ auch nicht als Beifahrer
‒ und auf eigene Faust ins Krankenhaus oder gar zum
Hausarzt fahren. Sie verlieren auf diese Weise immer
wertvolle Zeit.
Vollständiger Verschluss. Ob tatsächlich ein Herzinfarkt vorliegt, stellt der Arzt per Elektrokardiogramms
(EKG) fest. Es misst die Herzstromkurve und gibt Auskunft darüber, an welcher Stelle des Herzens sich der
Infarkt befinde, und wie lange der Infarkt zurückliegt.
Bei einem sogenannten Hebungsinfarkt zeigt das
EKG einen ganz typischen Verlauf. Dies ist ein eindeutiges Warnsignal: Es handelt sich um einen vollständigen Gefäßverschluss. „In diesem Fall wird der Betroffene vom Notarzt direkt in ein Herzkatheterlabor
gebracht“, sagt Baberg.
Engstelle wird freigemacht. Die Standardbehandlung ist die perkutane Koronarintervention (PCI). Bei
diesem Verfahren wird über die Blutbahn ein Ballonkatheter in das Herzkranzgefäß geschoben. Der
Ballon wird aufgeblasen und weitet die Engstelle im
Gefäß, sodass das Gewebe wieder mit Blut versorgt
wird. Damit das Blutgefäß dauerhaft geweitet bleibt,
setzt der Arzt einen Stent ein. Das ist ein röhrenförmiges Gitter, das die Gefäßwand stützt. Einige Stents
geben sogar Medikamente ab, die verhindern sollen,
dass eine erneute Gefäßeinengung entsteht. Das PCIVerfahren ist die Behandlungsmethode erster Wahl.
Sollte jedoch kein Katheterlabor erreichbar sein und
die PCI nicht innerhalb von 90 Minuten nach dem
Infarkt durchgeführt werden können, kommt eine
zweite Option in Frage.
Nicht zielgenau. Bei der intravenösen Lysetherapie
verabreicht der Arzt über die Armvene ein Mittel, das
das Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß auflösen soll.
„Diese Methode eignet sich allerdings nur für den absoluten Ausnahmefall“, sagt Kardiologe Baberg. „Die
Lysetherapie wirkt nicht zielgerichtet und löst alle Gerinnsel im Körper auf. Ob jedoch die betroffene Koronararterie befreit wird, kann nicht garantiert werden.“
Nach der Akutintervention bleibt der Patient zwei
oder drei Tage auf der Intensivstation, spätestens
nach 14 Tagen kann er das Krankenhaus verlassen.
Eine Reha schließt sich an.
Lebenslang gefährdet. Wenn das Herz wieder mit
Blut versorgt wird, können die Betroffenen erst einmal aufatmen ‒ sich in Sicherheit wiegen jedoch
nicht. „Bei Menschen, die einen Herzinfarkt erleiden,
ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es nicht nur an
einer Stelle im Gefäßsystem zu Engpässen kommt“,
sagt Kardiologe Baberg. Um einen weiteren Infarkt zu
vermeiden, bleiben die Gefäße unter Beobachtung.
„Die Patienten müssen lebenslang Medikamente einnehmen, die verhindern, dass sich die Blutplättchen
wieder aneinanderheften und sich gefährliche Gerinnsel bilden.“ Vor allem, so der Mediziner, müssten
die Ursachen behandelt werden, die zum Herzinfarkt
geführt haben. Das bedeutet, dass zum Beispiel Blutdruck, Blutzucker- oder Blutfettwerte auf ein gesundes Niveau eingestellt und belastende Vorerkrankungen behandelt werden müssen. Die Themen
Rauchen oder Übergewicht sollten angegangenwerden. „Der Herzinfarkt ist ein Warnsignal“, sagt Baberg.
„Von nun an muss ein besonderes Augenmerk auf
den Gefäßen liegen, sonst kann es zu weiteren Ereignissen wie einem Schlaganfall kommen.“ Julia Brandt
Erste Hilfe im Fall des Falles
Blutuntersuchung. Manchmal ist das EKG nicht so
eindeutig. Dann kommt die Enzymdiagnostik zum
Einsatz. Bei einem Infarkt stirbt ein Teil des Herzmuskelgewebes ab. Durch diesen Prozess werden
bestimmte Eiweiße vermehrt freigesetzt: die Herzenzyme CK-MB sowie Troponin I und Troponin T. Diese
Eiweiße lassen sich per Schnelltest bereits wenige
Stunden nach dem Infarkt im Blut des Betroffenen
feststellen. Besonders der Anstieg des Troponin-Pegels im Blut ist ein zuverlässiges Indiz, selbst wenn das
EKG nicht aufschlussreich war. Zusätzlich verrät der
Troponin-Spiegel, wie hoch das Ausmaß des Gewebeschadens durch den Herzinfarkt ist. Im Anschluss
an die Diagnose führt der Arzt eine Herzkatheteruntersuchung durch. Mithilfe eines Kontrastmittels kann
er auf dem Bildschirm erkennen, an welcher Stelle das
Gefäß verengt ist.
Wenn die typischen Infarkt-Symptome
auftreten, ist dies ein eindeutiges
Alarmsignal. Betroffene, Angehörige
oder jeder andere Anwesende sollten
umgehend über die Notrufnummer
112 den Notarzt rufen – Bedenken,
dies könnte überflüssig sein, können
lebensgefährlich sein! Symptome
sollten der Rettungszentrale möglichst
klar geschildert und keinesfalls heruntergespielt werden. Bis der Notarzt
eintrifft, sollten Ersthelfer kontrollieren,
ob der Betroffene bei Bewusstsein ist
und atmet. Bewusstlose müssen in die
BILDER: THINKSTOCK.DE
Bis zu 300.000 Menschen
leben mit einem Herzfehler
Jedes Jahr werden in Deutschland
rund 6.000 Kinder mit einem Herzfehler
geboren, Jungen etwas häufiger als Mädchen. Insgesamt leben deutschlandweit
200.000 bis 300.000 Kinder, Jugendliche
und Erwachsene mit einer solchen Einschränkung, so die Zahlen der Deutschen
Herzstiftung. Eine Vielzahl der Herzfehler
verursacht während der Schwangerschaft
keinerlei Probleme, sondern erst danach.
„Es gibt ganz leichte Herzfehler, die erst
im Erwachsenenalter diagnostiziert werden und zunächst keine Beschwerden
verursachen. Aber es gibt auch solche,
die sofort nach der Geburt gravierende
Probleme verursachen“, erklärt Professor
Dr. Felix Berger von der Kinderkardiologie
der Charité, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
Konstruktionsfehler
„Einer der häufigsten Fehler ist ein Loch
in der Kammerscheidewand, die die
rechte und die linke Herzkammer trennt“,
so Berger. Je nach Größe fließt ein Teil
des Bluts aus der linken Herzkammer
nicht in den Kreislauf, sondern zurück in
die rechte Herzkammer. Die Symptome
sind meistens Lungenhochdruck und
Herzschwäche. In der Folge kommt es
bei Neugeborenen zu Wachstumsstörungen, Trinkschwäche und schneller
Atmung. „Defekte an der Vorhofscheidewand führen zu einer Überlastung
der Lungengefäße und damit zu einer
nachhaltigen Leistungsminderung“,
erklärt der Mediziner. „Die Transposition
der großen Arterien schließlich ist eine
Vertauschung der großen Gefäße, nämlich der Hauptschlagader (Aorta) und der
Lungenarterie“.
stabile Seitenlage gebracht werden.
Beengende Kleidung sollte geöffnet
werden, insbesondere Hemdkragen
und eventuell Krawatte. Betroffene bei
Bewusstsein sollten möglichst bequem
mit leicht angehobenem Oberkörper
gelagert werden. Unruhe und Angst
verschlimmern die Situation. Falls ein
Kreislaufstillstand eintritt, müssen
sofort Wiederbelebungsmaßnahmen
ergriffen werden. Achtung: Die
Herzdruckmassage (etwa 100 bis
120 Mal drücken pro Minute) ist
wichtiger als das Beatmen.
Risikofaktoren
Herzgefäß
Die Luft
abgeschnürt
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fett- oder kalkhaltige
Ablagerungen
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Koronare Herzkrankheit: Wenn das Blut
nicht frei fließt, wird das Herz geschwächt
rote Blutkörperchen
D
ie koronare Herzkrankheit (KHK) ist die mit Abstand häufigste Herzerkrankung und bezeichnet eine Verengung der Herzkranzgefäße. Die
betroffenen Teile des Herzmuskels werden entweder
allmählich oder plötzlich, innerhalb von Sekunden,
kaum noch durchblutet. „Dies führt im fortgeschrittenen Stadium zu Schmerzen in der Brust, der Angina
pectoris und bei akuter Verengung oder Verschluss
des Gefäßes zum Herzinfarkt“, erklärt Dr. Ralf Bartels
von der Praxis Westend für Kardiologie, Sport- und Präventivmedizin. 30 Prozent aller Männer und 15 Prozent
aller Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens an KHK.
Verengte Gefäße. Ursächlich für die KHK ist in der Regel Arteriosklerose. Dabei lagen sich an der Innenseite
der Gefäße zuerst fetthaltiges Material, später Kalk ab.
Die Gefäße verengen sich und verlieren ihre Elastizität.
„Je länger dieser Prozess fortschreitet, umso weniger
Blut kann durch die Gefäße fließen, die Versorgung
des Gewebes mit Sauerstoff nimmt ab. Eine akute
oder chronische Sauerstoffunterversorgung führt zu
einem Gewebstod des Herzmuskels“, so Bartels. Die
Folge sind Vernarbungen, die zu Herzschwäche führen
können. Es besteht zudem, ob akut oder chronisch, ein
deutlich erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen,
so der Spezialist. „Typische Beschwerden einer koronaren Herzerkrankung betreffen nur zwei von drei
Betroffenen: Druck- und Engegefühl im Brustbereich,
eventuell mit Ausstrahlung in den
linken Arm, Magen oder Halsbereich,
Luftnot sowie Rhythmusstörungen. Diese
Beschwerden treten oft in Abhängigkeit des Ausprägungsgrades auf: Je stärker die Durchblutungsstörung, desto geringer ist die Belastung, die zum Auftreten der Beschwerden führt. Leider gilt aber: Jeder dritte
Betroffene verspürt kaum oder keine Beschwerden.
Mit zunehmendem Alter
finden sich bei jedem
Menschen Verkalkungen
Risiko ist oft hausgemacht. Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählt die Frage, ob es Herzinfarkte in der Familie gab. Und: „Unser Lebensalter ist das
größte Risiko: Mit zunehmendem Alter finden sich bei
jedem Menschen atherosklerotische Plaques. Sind die
Ablagerungen zu groß oder reißen an der Oberfläche
ein, kommt es zu den gefürchteten Komplikationen
der Gefäßalterung“, bemerkt Bartels. Zudem erkranken Männer öfter und früher an KHK. Beeinflussbare
Risikofaktoren erster Ordnung sind Bluthochdruck,
Diabetes mellitus, Rauchen und
Fettstoffwechselstörungen (erhöhtes
Cholesterin). Als Faktoren zweiter Ordnung kommen
Bewegungsmangel, Übergewicht und Stress hinzu.
„Sind zwei Risikofaktoren erster Ordnung vorhanden,
ist das Infarktrisiko im Vergleich zu einer Normalperson
um ein Vierfaches erhöht, bei dreien um ein Zehnfaches“, berechnet Bartels. „Wer das Rauchen aufgibt,
kann sein Infarktrisiko um bis zu 50 Prozent senken.“
Durchblutung verbessern. Neben der Anamnese und
der körperlichen Untersuchung läßt sich die Diagnose
einer koronaren Herzerkrankung häufig über ein ZwölfKanal-EKG, ein Belastungs-EKG und eine Ultraschalluntersuchung stellen. Manchmal sind eine Stressechokardiographie, in selteneren Fällen Herz-MRT oder CT zur
Diagnosestellung erforderlich. Bei hochgradigem Verdacht sollte eine Herzkatheteruntersuchung erfolgen.
„Grundbaustein der Behandlung ist die medikamentöse Therapie, die zu einer Einstellung der Risikofaktoren
und somit als Folge zu einer verbesserten Durchblutung der Herzkranzgefäße führt“, so Bartels. Die akute
Therapie erfolgt über eine Behandlung der Gefäßengstelle mittels eines Herzkatheters. In schwereren Fällen kann auch eine operative Behandlung, etwa eine
Tanja von Unger
Bypass-Operation, notwendig sein.
Die Ursachen dieser Fehlbildungen sind
in den meisten Fällen nicht bekannt. Häufig treten Herzfehler bei Erkrankungen
mit Chromosomenveränderungen auf. So
haben etwa 40 Prozent der Menschen mit
dem Down-Syndrom einen Herzfehler. Risikofaktoren sind zudem Alkohol, Strahlung oder Sauerstoffmangel während der
Schwangerschaft. „Wurde ein Herzfehler
bereits diagnostiziert, raten wir dringend
zu einer Geburt in einem spezialisierten
Krankenhaus, in dem Gynäkologen eng
mit Kinderärzten und Kinderherzchirurgen zusammenarbeiten. Nur so sind eine
optimale Geburt und Versorgung des Kindes möglich“, betont Berger. Wenn später
ein Herzfehler bei einem Kind festgestellt
wird, sollte umgehend ein spezialisierter
Arzt oder ein Zentrum für angeborene
Herzfehler aufgesucht werden, um eine
optimale Behandlung zu gewährleisten.
Fehlender Verschluss
Ein „Persistierender Ductus Arteriosus Botalli“ macht sieben Prozent der
angeborenen Herzfehler aus. Während
der Schwangerschaft besitzt ein Fötus keine funktionsfähige Lunge und
bekommt den Sauerstoff direkt von der
Mutter. Zwischen der Lungenarterie und
dem Anfangsteil der Aorta besteht eine
Kurzschlussverbindung. Normalerweise
verschließt sie sich nach der Geburt.
Bleibt sie offen, strömt Blut von der Aorta
zur Lungenarterie. Bei Frühgeburten tritt
der Verschluss häufig verzögert ein. Auch
in diesem Fall sind die betroffenen Kinder
deutlich geschwächt.
Tanja von Unger
Gesundheit Spezial
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
Herz und Kreislauf
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Herzkrankheiten machten 2013
8,2 Prozent
aller
Krankenhausaufnahmen aus
Versorgung
besser verzahnen
Von 100.000 Einwohnern kamen
Experten am „Runden Tisch“ einig: Kooperation ist
ausbaufähig – und die Menschen müssen mehr
Verantwortung für ihre Herzgesundheit übernehmen
266
mit Herzinfarkt in die Klinik
Bilder: Benjamin Pritzkuleit
Christian Siepmann
Experten in Sachen Herz: Die Teilnehmer des „Runden Tischs Gesundheit
– Herz und Kreislauf“ und ihre Gastgeber vom Berliner Verlag
W
ie wichtig das Herz für das Leben der Menschen ist, lässt sich schon daran erkennen, in
wie vielen feststehenden Redewendungen es
vorkommt. „Das geht mir zu Herzen“, ist die vielleicht bekannteste. Die besonders große Bedeutung des Herzens
als Körperorgan ist fest im Bewusstsein der allermeisten
Menschen verankert ‒ und damit die Bedeutung von
Herzgesundheit. Die Bedeutung des Herzens für das
Leben der Menschen tritt dann besonders klar hervor,
wenn man analysiert, wie häufig Leiden am Herzen die
Ursache für den Tod von Menschen sind. Die Sterblichkeitsstatistik des Statistischen Bundesamts führt für das
Jahr 2012 die chronische ischämische Herzkrankheit
(Verengung der Herzkranzgefäße), Herzinfarkt und Herzinsuffizienz als die drei wichtigsten Todesursachen in
Deutschland auf. 40,2 Prozent der 869.582 Menschen,
die in jenem Jahr hierzulande verstarben, erlagen einer
Herz-Kreislauf-Erkrankung. Überall in Europa sind sie die
wichtigste Todesursache.
Berliner im Notfall gut versorgt. In Berlin starben im
Jahr 2011 laut aktuellem Herzbericht, den die Deutsche
Herzstiftung in Zusammenarbeit mit drei Fachgesellschaften herausgibt, 56 Menschen pro 100.000 Einwohner an einem Herzinfarkt. In Brandenburg waren es im
gleichen Zeitraum 96. Für die Hauptstadt ist der Wert
im bundesweiten Vergleich recht gut, für das Flächenland Brandenburg eher schlecht. Zum Vergleich: Den
schlechtesten Wert musste Sachsen-Anhalt melden, wo
104 Menschen pro 100.000 Einwohner einem Herzinfarkt zum Opfer fielen; der beste kam aus Hamburg mit
51 Infarkttoten je 100.000 Einwohner. Berlins guter Wert
ist leicht erklärbar: Die Versorgung der Hauptstädter ist
im Vergleich zu anderen Regionen im Falle eines Infarkts
sehr gut. Ein Herzinfarkt wird in der Regel durch den akuten Verschluss eines Herzkranzgefäßes verursacht. Dann
zählt jede Minute ‒ und in Berlin vergeht nur kurze Zeit,
bis ein Patient in fachkundigen Händen ist. Vom Notruf
bis zum Eintreffen eines Patienten in der Notaufnahme sind es laut Deutscher Gesellschaft für Kardiologie,
Herz- und Kreislaufforschung im Durchschnitt 20 bis 25
Minuten. Über die Stadt verteilt befinden sich 22 Herz-
D IE T EILNEHMER
DES RUNDEN T ISCHES
katheterlabore. Dort sind eine schnelle Diagnose und
Behandlung möglich. Sofort kann dann damit begonnen werden, das Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft
und so den Infarkt verursacht hat, aufzulösen. Im Land
Brandenburg dagegen stehen die Teams in den Notarztwagen schnell vor dem Problem, dass zum Patienten und danach zum geeigneten Krankenhaus gewisse
Strecken zurückzulegen sind. Brandenburg ist groß und
in manchen Teilen dünn besiedelt. Im Notfall verstreicht
kostbare Zeit ungenutzt.
Pfizer ist ein weltweit vertretener Arzneimittelhersteller, Sitz der Konzernzentrale ist New York. Rund 80.000
Menschen arbeiten rund um den Globus für Pfizer. „Als
Bürger fühle ich mich in Berlin gut aufgehoben und gut
versorgt“, sagt Albiez. Die Dichte an Fachärzten und
auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen spezialisierte Kliniken
sei hoch. Mit viel Grün und viel Wasser biete die Stadt
zahlreiche Möglichkeiten für Bewegung in Laufschuhen
oder auf dem Fahrrad ‒ gute Voraussetzung, um HerzKreislauf-Erkrankungen
gar
nicht erst entstehen zu lassen.
Wichtiges Thema. Die Diskutanten am „Runden Tisch“ hatRettendes Katheter. Engin OsNicht die nächste Klinik
ten sich mit der Herzgesundheit
manoglou von der Meoclinic
ist im Notfall die beste,
also ein Megathema vorgein der Berliner Friedrichstraße
nommen. Der Berliner Verlag
bestätigt Albiezʻ Eindruck. Die
sondern die nächste mit
hatte in die Schankhalle Pfefinternationale Privatklinik hat
Herzkatheterlabor
ferberg eingeladen, die Gäste
etwa 40 Betten, Osmanoglou
waren allesamt Spezialisten für
leitet ihr kardiologisch-interGesundheit: Vier Ärzte ‒ zwei
nistisches Zentrum. „Wir haben
von ihnen Herzexperten, einer heute als ärztlicher Diin Berlin eine außerordentlich gute Situation. Der Notrektor und Geschäftsführer eines Berliner Klinikums, ein
arztwagen ist sieben Minuten nach einem Notruf beim
weiterer ebenfalls als Geschäftsführer eines Berliner KliPatienten. Die Teams sind gut ausgerüstet und ausgebilnikums tätig ‒, ein Mitglied der Geschäftsführung eines
det. Das nächste Herzkatheterlabor ist schnell erreicht“,
forschenden Pharmaunternehmens, ein Geschäftsfüherklärt er. Solche Labors sind gerüstet, um im Notfall
rer des Versorgungsmanagements einer Krankenkasse.
‒ aber auch im Rahmen einer normalen Behandlung ‒
Wie ist die medizinische Versorgung von Berlinern und
verstopfte Gefäße wieder zu öffnen, indem ein kleiner
Brandenburgern, die unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Ballon an die betroffene Stelle bugsiert und dann befüllt
leiden, und wie lässt sie sich weiter verbessern? Wie lässt
wird. Das krankhaft verengte Gefäß wird so wieder gesich Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen und wie
weitet. Reicht diese Behandlung nicht aus, können per
werden sie am besten behandelt? Welche Kosten verurHerzkatheter stützende Röhrchen aus Metallgeflecht ‒
sacht das und wer sollte sie tragen? Um diese drei Thedie sogenannten Stents ‒ gesetzt werden, damit das Gemenkomplexe drehte sich die Diskussion.
fäß dauerhaft durchlässig bleibt. Auch die Implantation
künstlicher Herzklappen ist mit dem Katheter möglich.
Viel Platz für Bewegung. Peter Albiez, Mitglied der Geschäftsführung der Pfizer Pharma GmbH, ist vor einigen
Datensammlung. Axel Ekkernkamp ist Ärztlicher DirekJahren aus Baden nach Berlin umgezogen. 2008, genau
tor und Geschäftsführer im Unfallkrankenhaus Berlin. Im
50 Jahre nach der Gründung der Pfizer GmbH in KarlsruJahr werden dort mehr als 87.000 Patienten behandelt,
he, wurde die Firmenzentrale von dort in die Hauptstadt
das Krankenhaus verfügt über eine interventionelle Karverlegt, an den Potsdamer Platz ‒ eine bewusste Entdiologie mit zwei Herzkatheterlaboren. Er mahnt: „Wir
scheidung, weil die maßgeblichen Akteure im Gesundsind gut in Berlin, aber wir dürfen uns nicht beruhigt
heitsbereich in Berlin sind, erzählt der Biologe Albiez.
zurücklehnen. Wir müssen noch besser werden.“ Als
10.000 Schritte am Tag soll man
gehen, das schaffen aber die
wenigsten. Treppensteigen alleine
bringt aber bereits den Kreislauf
zuverlässig in Schwung.
Prof. Dr. Johannes Maximilian Albes
Chefarzt Abt. für Herzchirurgie am
Immanuel Klinikum Bernau,
Herzzentrum Brandenburg
Auch wenn ich auf Reisen bin,
gehe ich in den Fitnessraum.
Peter Albiez
Mitglied der Geschäftsführung
Pfizer Deutschland
Instrument für weitere Verbesserungen könne das Berliner Herzinfarktregister dienen. Es ist als gemeinnütziger
Verein organisiert und an der TU Berlin angesiedelt. Bis
Ende 2012 waren dort Daten zu fast 30.000 Herz-Patienten und deren Behandlungen erfasst.
Hinderliche Landesgrenze. Mate Invancic ist Arzt und
arbeitet seit 2012 als Geschäftsführer des privaten Helios Klinikums Berlin-Buch. Es liegt direkt an der Landesgrenze zu Brandenburg und verfügt über mehr als 1.000
Betten. Dazu gehört auch eine Klinik und Poliklinik für
Kardiologie und Nephrologie. Mehr als 40 Prozent der
Patienten, die in Ivancics Krankenhaus behandelt werden, kommen aus Brandenburg. „Akutversorgung hört
nicht an der Landesgrenze auf. Wir müssen deshalb
auch aufhören, in Landesgrenzen zu denken“, fordert er.
Aus Sicht der Krankenhaus-Praktiker seien Landesgrenzen für Gesetzgebung, Finanzierung und Zulassungsverfahren irrelevant.
Herausforderung für Notärzte. Johannes Albes ist
Chefarzt der Abteilung für Herzchirurgie im Herzzentrum Brandenburg, das im Immanuel Klinikum Bernau
angesiedelt ist. Das Herzzentrum führt im Jahr etwa
1.500 Operationen am offenen Herzen und 4.300 Behandlungen in drei Herzkatheterlaboren durch. Die
Versorgung von Herzpatienten und Herz-Notfällen in
den Kliniken des Landes Brandenburg selbst sei hervorragend, sagt er. In einem Flächenland ‒ und dort insbesondere in der Peripherie ‒ stelle sich aber die Herausforderung für Notärzte, dass ihr Weg zum Patienten
und anschließend der zur fachgerechten Behandlung
weit sein könne. Albes weist darauf hin, dass Herzinfarkt-Patienten nicht in jedem Fall im nächstgelegenen
Krankenhaus am besten versorgt sind, sondern immer
im nächstgelegenen Krankenhaus, das über ein Herzkatheterlabor verfügt. „Wir müssen daran arbeiten, dieses
Bewusstsein bei den Notärzten zu verankern. Möglicherweise ist dafür sogar eine Schärfung des Gesetzes
erforderlich: Bei kardiovaskulären Problemen muss die
Fahrt primär in ein Krankenhaus mit Herzkatheterlabor
gehen“, fordert er.
Achten Sie darauf, dass
Kalorienaufnahme und
-verbrauch in Balance bleiben.
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp
Ärztlicher Direktor und
Geschäftsführer
Unfallkrankenhaus Berlin
Aus der Ferne betreut. Das Herzzentrum Brandenburg
setzt auch auf Telemedizin, um weiter entfernt lebende
Risikopatienten bestmöglich zu versorgen. Das Prinzip
ist, dass Daten des Herzschrittmachers oder auch Defibrillators eines Patienten regelmäßig über das Telefonnetz an das Herzzentrum übertragen werden. Kündigen
sich Herzprobleme an, so kann vom Herzzentrum aus
die sofortige Diagnostik und Therapieeinleitung ‒ in
dringlichen Fällen auch mit Hilfe der Rettungskette ‒ für
den Patienten beschleunigt
werden. Dies funktioniert aber
natürlich nur, wenn die Erkrankung vorbekannt ist.
Kinder
früh genug beginnen kann. „Setzt Prävention erst bei
den 65-Jährigen an, ist das natürlich viel zu spät“, sagte
Axel Ekkernkamp. Harald Möhlmann schlug deshalb vor,
das Thema Gesundheit schon in der Schule prominent
zu platzieren. „Wir bringen den Kindern in den Schulen
Mathe und Englisch bei. Aber wo bleibt die Gesundheitsaufklärung?“ Er würde es begrüßen, wenn Ärzte die
Schulen hier unterstützten, erklärte er. Mate Ivancic konkretisierte: „Kindern muss Prävention wie das Zähneputzen als Selbstverständlichkeit
beigebracht werden.“
Per Facebook. Johannes Albes
von Herzzentrum Brandenburg
führte von der Theorie in die
Alltagswelt der Jugendlichen.
„Ich bin früher jeden Nachmittag draußen auf dem Bolzplatz
gewesen. Das machen die heute nicht mehr. Schulen müssen
das auffangen.“ Genau daran aber mangele es dort. Der
Sportunterricht falle zu häufig aus, manchmal sei er
nicht einmal verpflichtend. Beides müsse sich ändern.
Ein Beitrag von Engin Osmanoglou verdeutlichte die
große Bedeutung von Bewegung. „Jede Fettzelle, die im
Kindesalter angelegt wird, bleibt ein Leben lang“, erklärte der Herzspezialist. Übergewicht wird als einer der Risikotreiber für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesehen. Peter Albiez von Pfizer schlug einen anderen Ansatzpunkt
vor. Er beobachte, welch große Rolle soziale Netzwerke
wie Facebook im Leben von Jugendlichen spielten. „Wie
bekommen wir das Thema Prävention in die Köpfe von
Jugendlichen? Wir müssen sie dort abholen, wo sie sind
‒ und das ist auch in den sozialen Netzwerken. Da müssen wir rein mit dem Thema, Prävention muss trendy
sein“, regte er an.
können
Gesundheitsvorsorge
ebenso lernen wie Mathe
und Englisch
Kooperation gefordert. Harald
Möhlmann,
Geschäftsführer
Versorgungsmanagement der
AOK Nordost, in der rund 1,8
Millionen Menschen in Berlin,
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern krankenversichert sind, setzt auf
enge Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten
sowie zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern für die bestmögliche Versorgung von Herzpatienten. Auch Peter Albiez von Pfizer plädiert für mehr
Vernetzung im Gesundheitswesen. „Nur durch Verzahnung der Versorgung kann ein Medikament auch seine
Wirkung entfalten. Das Zusammenspiel von Hausärzten
und Fachärzten muss besser werden“, sagte der Vertreter des Arzneimittelherstellers am Runden Tisch.
Eigenverantwortung. Harald Möhlmann eröffnete die
Debatte über die Bedeutung von Prävention von HerzKreislauf-Erkrankungen mit einer rhetorischen Frage.
„Kann mehr Geld allein wirklich die Lösung sein, um in
Berlin und Brandenburg etwas für eine bessere Herzgesundheit zu tun? Oder sollten nicht vielmehr die Bürger
motiviert werden, selbst mehr Verantwortung für ihre
Gesundheit zu übernehmen?“, formulierte er. Darin,
dass Vorbeugung und das Wissen darüber noch besser
und breiter werden sollte, stimmten alle Diskutanten
überein. Ebenso Konsens war, dass Prävention nicht
Bewegen Sie sich genug, und
achten Sie auf Ihr Gewicht.
Dr. Mate Ivancic
Geschäftsführer des Helios
Klinikums Berlin-Buch
Betriebe in der Pflicht. Axel Ekkernkamp vom Unfallkrankenhaus Berlin lenkte die Aufmerksamkeit auf eine
spätere Lebensphase: die Berufstätigkeit: „Wir reden oft
von Fachkräftemangel, aber nicht genug von betrieblichem Gesundheitsmanagement.“ Doch gerade in den
Ich nehme regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt
wahr. Vor allem aber versuche ich,
krank machenden Stress zu vermeiden und entspannt zu bleiben.
Harald Möhlmann
Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost
Betrieben müsse Prävention ansetzen.
auch Betriebssport gehören.
Darunter waren fast
doppelt
so viele
Männer wie Frauen
Dazu könne
Tückische Symptome. Engin Osmanoglou von der Meoclinic richtete die Aufmerksamkeit der Diskutanten darauf, dass Frauen im Fall eines Herzinfarkts häufig unter
anderen Symptomen als Männer litten. Die bekanntesten Symptome des Infarkts sind starke Schmerzen im
Brustbein-Bereich und in der linken Brustseite. Frauen
leiden im Infarktfall auch unter starker Kurzatmigkeit,
Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen im Oberbauch,
was oft nicht richtig interpretiert werde. „Darauf müssen Frauen aufmerksam gemacht werden. Das heißt,
dass man sie anders informieren und sensibilisieren
muss. Sie müssen auf diese spezifischen Symptome achten“, erklärte Osmanoglou. Harald Möhlmann ergänzte,
auch die Sensibilisierung der Bevölkerung zum richtigen
Umgang mit solchen Notfallsituationen sei wichtig. Die
schnelle Alarmierung des Notarztes könne hier immerhin über Leben und Tod entscheiden.Johannes Albes
vom Herzzentrum Brandenburg regte an, dass
ŸŸŸ
Herzmuskelschwäche
(Insuffizienz) ist die einzige
Herzerkrankung, die mehr
Frauen als Männer ins
Krankenhaus bringt ‒ nämlich
4 Prozent
i
RUNDER TISCH
Der „Runde Tisch“ des Berliner Verlags bringt Spitzenvertreter wichtiger Einrichtungen aus der Region
zum informellen Austausch zusammen. Am „Runden Tisch Gesundheit
– Herz und Kreislauf“ im Pfefferberg
nahmen sechs Vertreter wichtiger
Akteure im Gesundheitswesen teil,
um über Herzgesundheit, Perspektiven für die Kardiologie und die Versorgung in Berlin und Brandenburg
zu diskutieren.
Die Waage ist das günstigste
Mittel zur Erhaltung der Volksgesundheit.
Dr. Engin Osmanoglou
Leiter des KardiologischInternistischen Zentrums
MEOCLINiC GmbH
Die Sterblichkeit für Frauen an
Herzinsuffizienz liegt um fast
das Doppelte
über der der Männer
An Herzklappenkrankheiten
60 Prozent
sterben rund
mehr Frauen als Männer
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
Bilder: Benjamin Pritzkuleit
Gesundheit Spezial
Im informellen Gespräch unter Experten zeigen sich viele
Gemeinsamkeiten; neue Ideen werden diskutiert
Das Berliner Herzinfarktregister
gibt es seit dem Jahr
1999
Anfangs wurden nur
20 Prozent
der
knapp
Infarktpatienten mit dem überlegenen
PCI-Verfahren zur Wiedereröffnung des
verschlossenen Gefäßes behandelt
Im Jahre 2012 waren es schon
neun von zehn
Die Zeit, die zwischen Ankunft in
der Klinik und Intervention
verstrich, reduzierte sich im
selben Zeitraum von 98 auf
75 Minuten
Gynäkologen hier eine größere Rolle spielen
ŸŸŸ
könnten. „Den Gynäkologen besuchen Frauen von frühem Alter an. Das ist der Arzt, den sie am häufigsten
konsultieren. Wir sollten uns das zunutze machen“. Engin Osmanoglou sieht Frauen übrigens grundsätzlich
im Vorteil, wenn es um Prävention geht. „Frauen sind
es gewohnt, besonders auf ihre Gesundheit zu achten
und ihren Körper zu beobachten. Männer können davon
lernen: Dass es keine Schwäche ist, gesundheitliche Probleme auch anzugehen. Peter Albiez sagte: „Das zu erreichen, ist nicht leicht, aber am Ende zahlt sich die Ausdauer bei der Sensibilisierung aus. Die Herausforderung
ist es, über die kritische Masse zu kommen. Danach wird
aus Prävention eine Bewegung, die sich wie von selbst
aufrechterhält.“ Pfizer engagiere sich für Prävention, indem das Unternehmen etwa mit Patienteninitiativen
zusammenarbeite.
Wenig Spenderherzen. Ist ein Herz allerdings erst einmal irreparabel beschädigt, kann der Patient in manchen Fällen allein durch ein Spenderorgan gerettet werden. Johannes Albes machte darauf aufmerksam, dass
es davon viel zu wenige gebe. Die Anzahl verpflanzter
Spenderherzen geht seit 2010 stetig zurück. 2013 wurden in Deutschland nurmehr 301 Herzen verpflanzt.
1998 waren es 526 und 2010 immerhin noch 379 ‒ in
einem Land von über 80 Millionen Einwohnern. „Wir haben einen erheblichen Mangel. Politik und Gesellschaft
müssen dagegen etwas unternehmen“, forderte er. In
manchen Fällen könnten auch Medikamente oder moderne künstliche Unterstützungssysteme für die HerzKreislauf-Tätigkeit eine Transplantation überflüssig machen oder zumindest aufschieben. Beides aber sei sehr
teuer. Steige die Bereitschaft der Deutschen zur Organspende nicht, werde mehr Geld für solche Technik von
den Kostenträgern im Gesundheitssystem benötigt.
Wer zahlt was? In der Diskussion um die Kosten von
Krankheit und Heilung und die Frage, wer wieviel davon
zu tragen habe, zeigten sich zwar auch bekannte Konfliktlinien, darüber hinaus aber ebenfalls überraschende
Übereinstimmungen. Peter Albiez von Pfizer sagte: „Am
Ende muss sich Innovation lohnen. Sie muss entsprechend dem Nutzen, den sie schafft, vergütet werden.“
Zugleich wirbt er aber ‒ wie Harald Möhlmann von der
AOK Nordost ‒ für eine engere Vernetzung der Akteure
im Gesundheitswesen. Möhlmann formulierte allerdings
auch eine Kritik, die unter anderem an die Arzneimittelhersteller geht: „Die Medizin ist die einzige Branche, in
der Fortschritt nicht zu einer Ausgabensenkung führt.“
Der Ökonom betonte die Bedeutung von Transparenz in
der Debatte um die Qualität von medizinischer Versorgung. „Transparenz steht noch vor der Qualität, denn nur
über Transparenz kommen wir auch zu mehr Qualität.“
Die AOK Nordost wolle das Geld ihrer Versicherten nicht
nur für Prozesse ausgeben, „wir wollen es für Ergebnisse
einsetzen.“ Johannes Albes vom Herzzentrum Brandenburg bekannte sich zum Ziel von hoher Effizienz, forderte aber auch: „Von den Krankenhausträgern ist mehr
Zahlungsbereitschaft gefragt.“
Qualität und Transparenz. Mate Ivancic vom Helios
Klinikum Berlin Buch verband beide Positionen: „Leistungserbringer sollten ihre Behandlungsqualität veröffentlichen müssen. Aber es muss dann auch mehr Geld
für die geben, die nachgewiesenermaßen eine hohe Behandlungsqualität haben.“ Das Krankenhaus in Buch gehört ‒ ebenso wie das Unfallkrankenhaus Berlin, das von
Axel Ekkernkamp am „Runden Tisch“ vertreten wurde
‒ der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) an. Die mehr als
260 Mitglieds-Krankenhäuser verpflichten sich zur Qualitätsmessung mit Routinedaten, zur Veröffentlichung der
Ergebnisse und dazu, Peer-Review-Verfahren durchzu-
führen. Ziel ist es, vorhandenes Verbesserungspotenzial
in der Medizin sichtbar zu machen und zum Wohle der
Patienten durch aktives Fehlermanagement zu heben.
Ivancics Haus dokumentiert auf seiner Internetseite detailliert seine Behandlungsqualität.
Alternative Verfahren günstiger. Der Einschätzung von
Engin Osmanoglou von der Meoclinic zufolge existieren für die Untersuchung von Patienten, bei denen der
Verdacht auf Herz-Kreislauf-Probleme besteht, häufig
andere Diagnoseverfahren als das Herzkatheterlabor.
Bei 60 Prozent der dort untersuchten Patienten erweise sich, dass kein Eingriff erforderlich sei. In einer Vielzahl von Fällen könne die Diagnose durch Stressechos
oder Magnetresonanztomographie vorab so weit eingeschränkt werden, dass die Katheteruntersuchung
überflüssig werde. Das sei für den Patienten eine Erleich-
Höhere Bereitschaft zur
Organspende könnte auch
zu finanzieller Entlastung
der Kassen beitragen
terung und gleichzeitig oftmals kostengünstiger ‒ allerdings bezahlten die Krankenkassen solche alternative
Diagnoseverfahren nicht immer. Osmanoglou plädierte
dafür, dass die Hausärzte die Überwachung der Herzgesundheit ihrer Patienten koordinieren sollten. Johannes
Albes machte in diesem Zusammenhang auf das Problem aufmerksam, dass in der Peripherie Brandenburgs
die Hausärzte knapp seien. Er verband dies mit der
Überlegung, es könne notwendig sein, die Arbeit von
Hausärzten in solchen Regionen mit öffentlichem Geld
zu subventionieren. Axel Ekkernkamp widersprach ‒ finanzielle Anreize, um Hausärzte dort zu binden, hätten
in der Vergangenheit nicht gewirkt. „Die Versorgung in
den Flächenländern wird nur funktionieren, wenn die
Krankenhäuser sich öffnen für ambulant praktizierte
Medizin“, so seine Einschätzung.
Schlau durch Internet? Was aber kann jeder einzelne
tun, um Herz-Kreislauf-Probleme rechtzeitig zu erken-
nen und ihnen vorzubeugen? Harald Möhlmann von
der AOK Nordost formulierte einen Konsens, als er sagte:
„Man muss sich mit seiner Gesundheit beschäftigen.“
Den Ansatz eines Dissenses aber gab es, als es um die
Rolle des Internets ging. Engin Osmanoglou verwies auf
die Möglichkeit, etwa auf der Seite der Assmann-Stiftung für Prävention einfache interaktive Fragenbögen
zu finden, mit deren Hilfe jeder eine erste Einschätzung
seines persönlichen Herz- und Schlaganfallrisikos gewinnen könne. Johannes Albes widersprach: „Das Internet ersetzt nicht den Hausarzt.“ So sehen es allerdings
auch die Autoren des Tests ‒ ihm vorgeschaltet ist die
Warnung, dass er nicht den ärztlichen Rat oder gar ärztliche Therapie ersetzen können.
Täglich für Fitness sorgen. Risikofaktoren, die Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen können, sind
hohe Blutfette (LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyzeride),
ein erhöhter Blutdruck, Herzrhythmusstörungen wie
Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie ein vererbtes Risiko. Gegen
letzteres ist jeder machtlos, die anderen Risikofaktoren
kann jeder reduzieren. Wichtig ist insbesondere, Übergewicht zu vermeiden oder wenn möglich überflüssige
Kilos wieder loszuwerden ‒und deswegen sind Bewegung und gesunde Ernährung so wichtig. Und so nutzt
Peter Albiez von Pfizer das Grün und die Gewässer in
Berlin, um Sport zu treiben. „Ich fahre regelmäßig Rad
und ich schwimme gerne, auf meinen Dienstreisen nutze ich die Fitnessräume in den Hotels“, erzählt er. Das
Beispiel des Herzexperten Johannes Albes zeigt, dass
Fitness nicht aufwendig sein muss ‒ er praktiziert jeden
Abend zu Hause einfache Fitnessübungen, die überall
auch ohne Geräte möglich sind. Liegestütze sind die
bekanntesten davon.
Gesund essen. Sein Kollege Engin Osmanoglou legt
Wert auf mediterrane Kost. Gesunde Ernährung bestehe
grundsätzlich aus wenig tierischen Fetten und Fleisch,
stattdessen sollte pflanzlichen Ölen der Vorzug gegeben werden. Zweimal pro Woche sollte Seefisch auf den
Teller kommen, es sollten viel Obst und Gemüse gegessen werden. Außerdem sollte das regelmäßige Gespräch
mit dem Hausarzt selbstverständlich sein. So erhöht
man seine Chance, dass die Redewendung „Das geht
mir zu Herzen“ für einen Kinobesuch reserviert bleibt.
Eben als schönes Sprachbild. Als medizinische Wirklichkeit möchte es niemand erleben.
Die Schankhalle Pfefferberg bot den Rahmen für das Expertengespräch
Herz und Kreislauf
Versorgung in Berlin
Sterbeziffern für die verschiedenen Herzkrankheiten liegen weit unter dem
Bundesdurchschnitt – Insgesamt sorgen medizinische Möglichkeiten für
einen deutlichen Rückgang der Todesfälle durch Herzerkrankungen
10 / 11
DGTHG.DE
Die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie listet als herzchirurgische
Zentren in Berlin die
Charité sowie das Deutsche Herzzentrum, in
Brandenburg das Evangelisch-Freikirchliche
Krankenhaus, das Herzzentrum in Bernau und
das Sana-Herzzentrum
in Cottbus auf.
REHA-ATLAS.DE
Der „Reha-Atlas für Berlin und Brandenburg“ informiert über „Medizinische Rehabilitation in der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg“. Patienten
erfahren, welche Wege in die Reha führen, was sie beachten müssen, wer die Kosten trägt und für welche
Krankheiten welche Maßnahmen infrage kommen.
DGK-HERZFÜHRER.DE
HERZWEGWEISER.DE
BGPR.DE
Die Berliner Gesellschaft für Prävention
und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. (BGPR) betreut zur Zeit
160 ambulante Herzgruppen mit 2.500 Patienten. Wer vorbeugen oder nachsorgen
und dabei aktiv sein will, findet hier die
passende Gruppe.
Auf der Website der Deutschen
Gesellschaft für Kardiologie finden sich die kardiologischen Kliniken in den jeweiligen Bundesländern. In Brandenburg gibt
es neun Kliniken, in Berlin 16.
Außerdem lassen sich niedergelassene Kardiologen suchen.
Das Portal für Patienten und Fachkreise wurde an
der Charité entwickelt. Es beinhaltet Informationen
zum Thema Herzgesundheit, Erfahrungsberichte
von Betroffenen und Veranstaltungshinweise außerdem eine Suchfunktion für Herzgruppen, Tabakentwöhnung, Ernährungs- und Entspannungskurse.
I
n Deutschland geht die SterblichBerlin neun von 100.000 Einwohnern
keit in Folge von Herzerkrankungen
(Bundesdurchschnitt: 17, Platz 16), an
weiter zurück. Ursache ist die immer
Herzrhythmusstörungen 15 (29, Platz
bessere kardiologische Versorgung, die
16) und an Herzinsuffizienz 37 (56,
inzwischen ein ausgezeichnetes Niveau
Platz 14). Brandenburg steht durchweg
erreicht hat. Auch alte Menschen prodeutlich schlechter da. Eine Rolle spielt
fitieren immer mehr von den Entwickmöglicherweise die geringere Arzt- und
lungen der modernen Herz-Medizin“.
Klinikdichte auf dem Land.
So fasst der Präsident der Deutschen
Herzchirurgie. „Bei der Frage nach der
Gesellschaft für Kardiologie Herz- und
medizinischen Versorgung für Herz und
Kreislaufforschung e. V. DGK, Professor
Kreislauf muss unterschieden werden
Christian Hamm, die zentralen Aussazwischen Einrichtungen, die Operatiogen des aktuellen Deutschen Herzbenen durchführen und reinen Behandrichts zusammen. Weiter könnte aber
lun gss t an d o r ten“,
auch ein gestiegeerklärt Pierre König,
nes
GesundheitsSprecher der Herzbewusstsein für die
stiftung. HerzchiruTatsache
verantDie Ärzte- und
gische Zentren in
wortlich sein, dass
Berlin sind die Unidie Zahl der an HerzKlinikdichte auf
versitätsklinik Charikrankheiten Verstordem Land ist gering
té sowie das Deutbenen pro 100.000
sche Herzzentrum.
Einwohner von 307
In Brandenburg trifft
im Jahr 1980 auf
dies auf das Evange257 im vergangenen
lisch-Freikirchliche
Jahr gesunken ist.
Krankenhaus und Herzzentrum in Bernau
und das Sana-Herzzentrum in Cottbus
Regionalstatistik. Doch es gibt deutlizu, so die Deutsche Gesellschaft für Thoche regionale Unterschiede, „an denen
rax-, Herz- und Gefäßchirugie
gearbeitet werden muss“, sagt Prof.
Hamm. Im regionalen Vergleich hatNachsorge. Nicht nur die akute Beten zuletzt die niedrigsten Sterbezifhandlung von Herzkrankheiten ist
fern Berlin, Hamburg, Baden Württemausschlaggebend für eine schnelle
berg, die höchsten Thüringen, Sachsen
und nachhaltige Genesung, sondern
und Sachsen-Anhalt. Einige Zahlen für
auch die im Anschluss oftmals notBerlin: Die Sterbeziffer für Ischämische
wendige Rehabilitation.
InsbesonHerzkrankheiten liegt bei 112, der Bundere für erwachsene Herzpatienten
desdurchschnitt bei 155, Berlin liegt
gibt es in Berlin ein breites Netz an
hier auf dem vorletzten Platz unter den
Reha- und Nachsorgeeinrichtungen
Bundesländern, hat also die zweitgesowie Herzsportgruppen.
ringste Sterbeziffer für diesen Befund.
(TvU)
An Herzklappenkrankheiten starben in
Betreuung optimiert
i
AOK-Curaplan Herz Plus
MÄNNER HÄUFIGER BETROFFEN
Während Männer insgesamt
nach wie vor häufiger aufgrund
einer Herzerkrankung in einer
Klinik behandelt werden (57,5
Prozent) und bei ihnen ein Herz-
infarkt häufiger die Todesursache
ist, starben im Jahr 2011 doppelt so viele Frauen wie Männer
an einer Herzschwäche, so der
Herzbericht 2014.
Die AOK Nordost bietet ihren Versicherten mit einer chronischen Herzinsuffizienz ein
mehrstufiges Gesundheitsprogramm. Versicherte erhalten Informationen zur Erkrankung
und Unterstützung in den Bereichen Medikamenteneinnahme, gesundheitsbewusstes
Verhalten und Arzttermine. Mehr Infos unter 0800 265 080-31415.
Gesundheit in besten Händen
aok.de/nordost
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
WISSENSWERT
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Konservative Therapie:
Medikamente fürs Herz
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Gesundheit Spezial
Als „konservative Therapien“ bezeichnen
Mediziner solche, die ohne Operationen,
auch minimalinvasive, auskommen.
Dies ist zum Beispiel bei einer stabilen
Koronaren Herzerkrankung möglich, also
in Fällen, in denen das Ausmaß noch
nicht lebensbedrohlich ist. Die Ausschaltung von Risikofaktoren durch eine Veränderung des Lebensstils wird mit einer
medikamentösen Intervention flankiert.
Der Patient hat also die Aufgabe, seinen
Nikotin- und/oder Alkoholkonsum in
den Griff zu bekommen und seine Essgewohnheiten so zu ändern, dass einerseits Übergewicht reduziert wird und
andererseits schädliche Nahrungsmittel
durch gesundes Essen ersetzt werden.
Regelmäßige, auf den Allgemeinzustand
angepasste Bewegung hilft ebenfalls.
Auf diese Weise können Blutdruck, Blutfettwerte (Cholesterin) und Blutzucker
normalisiert werden.
Zur Behandlung von Symptomen und
zur Prophylaxe gegen eine Eskalation
der Krankheit stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung: Die verengten
Herzkranzgefäße können durch Nitroglyzerin geweitet werden, das als Spray
oder in Kapselform verabreicht wird.
Eine Dauerbehandlung zum Beispiel
mit Betablockern und Acetylsalizylsäure
(ASS) kann die Symptome lindern
und das Fortschreiten der Krankheit
aufhalten. Betablocker reduzieren die
Wirkung des Stresshormons Adrenalin
und des Neurotransmitters Noradrenalin, sodass Blutdruck und Herzfrequenz
sinken. ASS, bekannt unter dem Markennamen Aspirin, wirkt gegen Schmerzen, Entzündungen und reduziert die
Blutgerinnung, sodass Verklumpungen
vorgebeugt wird.
Im Alter auch ohne Symptome
das Herz im Auge behalten
Selbst wenn der Blutdruck niedrig ist und
keine anderen Risikofaktoren vorliegen,
kann jeder Mensch am Herzen erkranken.
Vor allem mit zunehmendem Alter, wenn
Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt
häufiger werden, sollte das Herz auch
ohne bestehende Symptome und Risikofaktoren überprüft werden. Denn sogar
ohne Luftnot oder Brustschmerzen können beispielsweise die Herzkranzgefäße
verengt sein. Das Anfertigen eines EKG
ist hier der erste wichtige diagnostische
Schritt. Mit einem Belastungs-EKG, bei
dem der Patient parallel zur Messung der
Herzaktivität am Fahrradergometer fährt,
können Veränderungen der Arterien, die
das Herz versorgen, allerdings deutlich
besser erkannt werden.
Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz
unregelmäßig. Das liegt nicht selten an
einer strukturellen Herzerkrankung, aber
auch ohne eine andere Herzerkrankung
kann es zu Herzrhythmusstörungen
kommen. Solche Unregelmäßigkeiten
treten mit zunehmendem Alter immer
häufiger auf und können meist unkompliziert mit einer EKG-Aufzeichnung
diagnostiziert werden. Die Stoffwechselleistung des Körpers lässt während
des Älterwerdens nach. Wenn im Alter
Medikamente neu angesetzt werden,
reicht deshalb oft eine niedrige Dosis
aus. Nicht selten muss die Dosierung der
bestehenden Medikation sogar
reduziert werden. (SR)
Breites Spektrum
von Operationen
Eingriffe am Herzen sind durch die „Schlüsselloch-Technik“ heute weit weniger spektakulär und belastend
als früher – Dennoch bergen die Operationen durchaus Risiken – Wahl des richtigen Verfahrens
O
ft sind die Herzkranzgefäße erkrankt, wenn
ein Eingriff am Herzen notwendig wird. Der
erste Schritt ist die genaue Diagnose. Hierbei
kommt oft die Koronar-Angiographie zum Einsatz,
bei der überprüft wird, welche Stelle oder Stellen
der Herzarterien genau verengt sind. Bei der Untersuchung wird dem Patienten eine lokale Betäubung
verabreicht und meist über die Leiste ein dünner
Schlauch zum Herzen vorgeschoben. Im Anschluss
wird Kontrastmittel in die Herzkranzarterien gespritzt,
um diese mittels Röntgenuntersuchung sichtbar zu
machen. Eine Alternative ist die nicht-invasive CTund MRT-Angiographie. Diese Untersuchung dient
ausschließlich der Diagnostik, eine Behandlung des
Problems ist nicht möglich. Dafür ist das Komplikationsrisiko hier im Vergleich zur Angiographie deutlich niedriger, und der Körper wird auch keiner Strahlung ausgesetzt.
Metallröhrchen gegen Verengung. Heutzutage wird
bei Arterienverengung und Herzinfarkt häufig eine
Ballondilatation (PTCA) durchgeführt: In der Koronararterie wird die verengte Stelle mit einem Ballon
geweitet. Dies kann direkt während der invasiven Koronarangiographie stattfinden im gleichen Eingriff.
Hierfür wird über den Katheter der kleine Ballon zu
den Herzgefäßen geschoben und dort geweitet. Im
Anschluss an die Weitung der Engstelle werden oft
„Stents“ eingesetzt, das sind kleine Metallröhrchen.
Diese werden ebenfalls über den Katheter eingebracht und eingesetzt, um die betroffenen Arterien
langfristig offenzuhalten. Ohne Risiko sind sowohl invasive Koronar-Angiographie als auch PTCA und StentImplantation nicht: Es kann zum Beispiel zu akuten
Komplikationen, etwa einer Blutung in den Herzbeutel oder einer Lungenembolie, kommen. Oder es kann
eine Kontrastmittelunverträglichkeit eintreten. Auch
Herzrhythmusstörungen oder sogar ein Herzinfarkt
gehören zu den möglichen Auswirkungen.
Blutgerinnsel als Risiko. Die große Gefahr nach dem
Einsetzen eines Stents ist die „Stentthrombose“, bei
der ein Gerinnsel am eingesetzten Metallröhrchen
entsteht. Deshalb werden nach einem solchen Eingriff
meist auch prophylaktisch Blutverdünner (Thrombozytenaggregationshemmer) gegeben, um das Risiko
zu minimieren. Herzsymptome nach einem solchen
Eingriff sollten also keinesfalls auf die leichte Schulter
genommen werden. Sollte es tatsächlich zur erneuten akuten Verengung der Herzkranzgefäße kommen,
muss die umgehend behoben werden.
Blutgefäß aus dem Bein. Vor allem bei starken Verengungen kann eine Bypass-Operation eine sinnvolle Alternative sein. Hierbei wird zum Beispiel am
Bein ein Blutgefäß entnommen und am Herzen wieder eingesetzt. Der Eingriff kann inzwischen auch in
Schlüssellochtechnik durchgeführt werden, früher
wurde hierfür immer der Brustkorb geöffnet. Je nach
genauer Art des Eingriffs muss das Herz für die Zeit
der Operation „stillgelegt“ werden. In dieser Phase
müssen die Organe des Körpers mit Sauerstoff versorgt werden, denn zum Beispiel das Gehirn würde
sonst schon nach wenigen Minuten dauerhaft ge-
schädigt. Der Blutkreislauf wird deshalb über ein externes Gerät aufrechterhalten, das an die Aorta und
die Hohlvene angeschlossen wird: Die sogenannte
Herz-Lungen-Maschine. Das Herz wird außerdem gekühlt, um Zeit zu gewinnen, denn so können die Chirurgen länger arbeiten, bevor Herzzellen absterben
würden. Auch bei einer Bypass-Operation kann es zu
schwersten Nebenwirkungen kommen, zum Beispiel
einem Herzinfarkt.
Wenige Spenderherzen. Vor allem bei einer krankhaften Erweiterung des Herzmuskels, der schwergradigen
dilatativen Kardiomyopathie, oder schweren Folgen
der koronaren Herzkrankheit kann eine Herztransplantation notwendig werden: Das erkrankte Herz
Es gibt bei Weitem nicht
genügend Spenderherzen
für den großen Bedarf
wird entnommen und ein gesundes Spenderherz
eingesetzt. Die Operation dauert etwa vier Stunden,
derweil kommt wieder die Herz-Lungen-Maschine
zum Einsatz. Zusätzlich wird die Körpertemperatur
abgesenkt, was die Stoffwechselprozesse verlangsamt
und so die Organe zusätzlich schützt. Das eingesetzte
Herz stammt von einem anderen Menschen ‒ und das
erkennt das körpereigene Abwehrsystem. Ohne Medikation würde das Immunsystem das neue Herz abstoßen. Hauptproblem ist allerdings, dass bei Weitem
nicht genug Spenderherzen zur Verfügung stehen.
i
Wieder im richtigen Takt
Gründe für einen Herzschrittmacher gibt
es viele, zum Beispiel Herzversagen oder
Herzrhythmusstörungen. Das Einsetzen
ist heutzutage ein Routineeingriff.
Früher wurden Herzschrittmacheroperationen nicht selten am offenen
Herzen durchgeführt. Inzwischen
ist hierfür oft nur noch ein kleiner
Schnitt unter dem Schlüsselbein notwendig, meist in lokaler Betäubung.
Eine vom münzgroßen Schrittmacher ausgehende Elektrode wird über eine Vene
zum Herzmuskel vorgeschoben und befestigt. So wird der Herzrhythmus überwacht,
die Muskulatur im richtigen Moment zum
Zusammenziehen angeregt. Regelmäßige
Kontrolluntersuchungen sind nötig, um
sicherzustellen, dass der Taktgeber funktioniert und die Batterie noch voll ist.
Eine eher neue Entwicklung in diesem Kontext ist das
Kunstherz, eine wichtige Alternative, die immer häufiger eingesetzt wird, um die Zeit bis zur Transplantation
zu überbrücken. Die hier verwendeten Geräte unterstützen die Pump-Funktion des Herzens, die bei den
meisten Betroffenen so weit abgesunken ist, dass sie
sonst sterben würden.
Herzklappenersatz per Katheter. Auch die Herzklappen, die die einzelnen Herzkammern begrenzen, können erkranken und ein Ersatz notwendig werden. Da
dies in erster Linie eine Alterserscheinung ist, steigen
die Fallzahlen im Gleichschritt mit der Alterung der Bevölkerung. Wenn die Erkrankungen der Aorten- oder
Mitralklappe durch einen Eingriff behoben werden
müssen, musste hierfür früher der Brustkorb geöffnet
werden. Aber auch hier wurden inzwischen Alternativen entwickelt: Über einen Katheter kann der benötigte Ersatz zum Herzen transportiert werden, ohne dass
der Brustkorb geöffnet oder das Herz angehalten werden muss. Eingesetzt wird dieses Verfahren vor allem
bei Patienten, die aufgrund ihrer Grunderkrankungen
keine gute Prognose bei einem großen Eingriff haben.
Zusammenarbeit wichtig. Die große Frage ist: Welche
Option ist nun die beste? Herztransplantation, Kunstherz, Ballondilatation oder doch eine Bypass-Operation? Neben dem konkreten Krankheitsbild spielen
Alter, Allgemeinzustand und die Vorerkrankungen des
Patienten eine ausschlaggebende Rolle. Kardiologen,
die für Ballondilatation und Stenteinsetzung zuständig
sind, und Herzchirurgen, die Transplantationen und
andere Operationen vornehmen, sollten idealerweise
gemeinsam beraten. Experten haben auch eine klare
Richtlinie erarbeitet, anhand derer Mediziner ihre Entscheidung treffen und ihre Empfehlung an den PatienSebastian Richter
ten aussprechen.
Herzund Kreislauf
12 / 13
BILDER: THINKSTOCK.DE | HEARTWARE
Geschenkte Lebenszeit
Mechanische Pumpe unterstützt das schwache Herz bei der Arbeit in Fällen, in denen Stents
und Herzschrittmacher nicht zum Erfolg führen – „Kunstherz“ hat Schwachstellen
E
ine Treppenstufe ist geschafft, dann kommt
die nächste. Doch das Bein zittert, der Körper bebt vor Anstrengung „Das kann doch
nicht so schwer sein“, denkt sich Heinz Dräger
aus Strausberg. Der 74-Jährige atmet schwer,
schnappt nach Luft. Das Herz macht langsam
schlapp. Wenn der Sauerstoffkreislauf im Körper nicht mehr richtig funktioniert, werden ein
paar Stufen zum unüberwindbaren Hindernis.
Für Dräger war diese Situation ein Warnschuss:
Es musste sich etwas ändern. Der Rentner ließ
sich zunächst beim Hausarzt und schließlich von
einem Spezialisten durchchecken. Das Ergebnis
war niederschmetternd: Die Herzkranzgefäße
waren so stark verkalkt, dass das Organ nur noch
ein knappes Zehntel seiner Leistung brachte
‒ lebensbedrohlich. Zunächst versuchten die
Ärzte mit mehreren Kathetern, die Gefäße zu
stabilisieren. Ein Herzschrittmacher kam hinzu.
Doch der Erfolg blieb aus. Schließlich schlugen
die Ärzte ein zum damaligen Zeitpunkt noch
recht neues Verfahren vor: Eine mechanische
Pumpe soll in die linke Herzkammer implantiert
werden. Dieser Apparat unterstützt das Herz,
indem er Blut in den Gefäßkreislauf pumpt.
Dräger willigte ein.
Täglicher Kampf gegen Infektionen. Auch wenn
der Körper die mechanische Pumpe gut annimmt
und die Operationsnarben verheilen, beginnt
für den Patienten ein neuer Kampf: Er muss Tag
für Tag dafür sorgen, dass das künstliche Herzunterstützungssystem im Körper keine weiteren
Probleme verursacht. Die Pumpe wird im Herzen
selbst betrieben. Doch dafür braucht sie Energie
aus Akkus, die außerhalb des Körpers liegen. Heinz
Dräger trägt daher immer eine kleine Tasche mit
dem Akku und der Reservebatterie bei sich. Das
Über das Batteriekabel
können Krankheitserreger
in den Körper gelangen
Kabel, das die Pumpe mit der Batterie verbindet,
tritt an der Seite kurz unterhalb seines Rippenbogens aus der Haut heraus. „Dieser Austrittspunkt
ist eine Schwachstelle“, erklärt Prof. Dr. Johannes
Albes, Chefarzt der Abteilung für Herzchirurgie
des Immanuel Klinikums Bernau. Albes hat Heinz
Dräger das künstliche Herzunterstützungssystem
implantiert. „Es besteht die Gefahr, dass Bakterien
über das Kabel in den Körper gelangen und Entzündungen hervorrufen.“ Eine Gefahr, die für Dräger im vergangenen Jahr Realität wurde. Aufgrund
einer schweren Lungenentzündung und Blutvergiftung musste Dräger zum wiederholten Mal auf
der Intensivstation behandelt werden.
Bangen und hoffen. Nach dem Eingriff verbrachte Dräger mehrere Wochen im Krankenhaus. Die
Ärzte beobachteten, wie der Körper die Pumpe
aufnimmt, ob es Probleme bei der Wundheilung
gibt. Für Drägers Frau und Sohn war dies keine
einfache Zeit, sie haben sich große Sorgen gemacht. Er selbst sah es gelassener. „Ich hatte ein
gutes Verhältnis und viel Vertrauen zu meinen
Ärzten“, sagt der Rentner.
Eine neue Routine. Um eine Infektion zu verhindern, muss Heinz Dräger das Kabel sowie
die Eintrittsstelle in der Haut gründlich reinigen. Doch noch eine weitere neue Routine bestimmt seinen Alltag: die eigenen Blutwerte zu
überwachen. Durch die künstliche Herzpumpe besteht die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel
bilden, die zu gefährlichen Gefäßverschlüssen
bis hin zum Schlaganfall führen können. Ein
Szenario, das für die Familie Dräger zu einem
weiteren Schockmoment führte: Rund ein Jahr
nach der Implantation der Herzpumpe erlitt
der Vater einen Schlaganfall. Glücklicherweise
erholte er sich schnell. Um einen weiteren Vorfall zu verhindern, muss Dräger seine Blutwerte
täglich selbst überprüfen, aufzeichnen und die
Medikation selbst dosieren.
Einschränkungen. „Am Anfang war dies schon
eine ungewohnte Situation, mittlerweile habe
ich mich jedoch gut daran gewöhnt“, sagt Dräger.
Nur das Schwimmen, das fehle ihm noch. Batterien und Kabel dürfen nicht nass werden. Und auch
beim Essen gibt es einige Einschränkungen. Kohl ist zum Beispiel ist reich an Vitamin K, das die Gerinnungsfähigkeit
des Blutes beeinflusst. So können
Wechselwirkungen mit den Medikamenten entstehen. Seine Leibspeise, herzhafte Kohlrouladen,
kommen trotzdem gelegentlich
auf den Tisch ‒ wenn auch nicht
für Dräger selbst. Wenn sein
Sohn zu Besuch kommt, kocht er
selbst und freut sich, „wenn es
allen schmeckt“.
Julia Brandt
Wenn das Herz schwächelt, kann eine
Pumpe Unterstützung leisten
Das künstliche Herzsystem ist erst
fünf Jahren
seit etwa
klinisch etabliert
IMMANUEL KLINIKUM BERNAU
HERZZENTRUM BRANDENBURG
linke
Herzkompetenz für die Metropolregion
Herzkammer,
Meist ist es die
deren Leistung zuerst abnimmt, da
sie unter besonders viel Druck arbeitet.
Sie versorgt den ganzen Körper
mit Sauerstoff
Ein
Rotor
in der
schwachen
Herzkammer befördert
sauerstoffreiches Blut in
den Kreislauf
Eine Pumpe schenkt den Patienten ein
ewig
paar Lebensjahre ‒
jedoch nicht
hält sie
Vor wenigen Tagen wurde an der
medizinischen Hoschschule Hannover
ein neuartiges System eingepflanzt,
dessen Pumpe dank Magnetfeld
verschleißfrei
Es ist kleiner und damit verträglicher,
wird aber in frühestens
einem Jahr
zugelassen
läuft
1.400 herzchirurgische Operationen am offenen Herzen
4.300 kardiologische Behandlungen in modernsten Herzkatheterlaboren
qualifizierte und zugewandte Pflege
Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg . Ladeburger Straße 17
16321 Bernau bei Berlin . Tel. (0 33 38) 694 - 0 . [email protected]
www.herzzentrum.immanuel.de
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
BILDER: THINKSTOCK.DE
Gesundheit Spezial
Dem Mechanismus
auf der Spur
Zielgenaue, individuelle Medikation aufgrund von
Gen-Analysen soll die Wirksamkeit deutlich erhöhen
Ziel der Forschung rund um Herz und Kreislauf ist das Verständnis, warum der eine erkrankt und der andere nicht – In Zukunft soll die
Ursache bekämpft werden, nicht mehr nur die Symptome – Auch technische Entwicklungen erleichtern Medizinern ihre Arbeit
H
erz und Kreislauf stehen im Mittelpunkt vieler
Forschungsvorhaben ‒ nicht nur, weil beinahe
jeder zweite Todesfall auf solche Erkrankungen
zurückzuführen ist und dies im Zuge der Alterung der
Bevölkerung noch an Bedeutung gewinnen wird, sondern auch, weil die Behandlung hohe Kosten verursacht.
Die gesetzlichen Kassen geben jeden vierten Euro ihres
Arzneimittelbudgets für Medikamente für Herz-Kreislauf-Patienten aus. Hinzukommen die immensen Kosten
für klinische Eingriffe und für die Reha-Versorgung von
Infarkt- und Schlaganfall-Patienten. Beinahe jede Hochschule in Deutschland forscht auf diesem Gebiet ‒ nicht
nur Mediziner sind hier involviert, auch die Medizintechnik kann einiges beisteuern. Das Bundesministerium für
Bildung und Forschung unterstützt die Bemühungen.
Aus der Forschung zum Patienten. So wurde 2011 das
Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)
in Berlin gegründet. Es besteht aus 27 Partner-einrichtungen an sieben Standorten. So soll die Spitzenforschung gebündelt und strategisch ausgerichtet werden.
Hauptaufgabe des Zentrums ist es, neue Forschungsergebnisse aus den Hochschulen, Instituten und Laboren
schnellstmöglich in den klinischen Alltag und damit
zum Patienten zu bringen. „Translation“ heißt dieser
Vorgang im Fachjargon. Bisher verläuft dieser Prozess
oft eher schleppend. „Erfolgreiche Therapien weiter
zu verbessern ist prinzipiell schwierig. Herz-KreislaufErkrankungen verlaufen meist chronisch, die Behandlung erfolgt lebenslang. Medikamente müssen daher
nebenwirkungsarm und sicher sein. Ihr langfristiger
Erfolg bei zumeist älteren Patienten lässt sich nur unzureichend an den vorhandenen Tiermodellen untersuchen“, skizziert das DZHK selbst das Dilemma. Und ganz
wichtig: „Darüber hinaus spricht vieles dafür, dass einheitliche Therapien für alle Patienten, wie sie in der kardiovaskulären Medizin Standard sind, an ihre Grenzen
gekommen sind. Weiterer Fortschritt erfordert daher
eine größere Individualisierung.“
Gen-Diagnose für zielgenaue Therapie. Individualisieradulte (erwachsene) Stammzellen als auch embryonate Medizin ist das Feld von „Life Science“ oder Biotechle. Letztere sind besonders „wandlungsfähig“, allerdings
nologie. Deren medizinischer Zweig will mit Hilfe des
ist ihre Gewinnung aus ethischen Gründen stark eingemenschlichen Genoms (Gesamtheit aller Gene) und
schränkt. Bei einem Herzinfarkt sterben viele HerzmusProteons (Gesamtheit aller Eiweiße) als Bauplan aller
kelzellen ab, und die Pumpleistung des Organs ist daLebensvorgänge den Mechanismen von Krankheinach deutlich eingeschränkt. Durch das Einbringen von
ten auf die Spur kommen. Mit einer genauen Analyse
Stammzellen ins Herz sollen die abgestorbenen Zellen
der Erkrankung soll es künftig möglich sein, für jeden
quasi „nachwachsen“ und die Pumpleistung auf diese
Patienten das wirksamste Medikament auszuwählen
Weise wieder hergestellt werden, so die Vision.
ohne zeitraubende Versuch-und-Irrtum-Phase. Besonders wirksam kann dies im Fall von Krebs als Krankheit
Noch keine Option für den klinischen Alltag. Im Labor
gelingt die Neubildung von Herzzellen insbesondedes Erbguts sein, doch auch gegen „konventionelle“
re mit embryonalen Stammzellen schon recht gut. In
Krankheiten soll so die Schlagkraft erhöht werden. Die
einer Studie an Affen konnten gute Ergebnisse erzielt
Erforschung von komplexen „Funktionszuständen“ des
werden, allerdings stieg nach dem Eingriff das Risiko
Körpers stellt die Wissenschaftler jedoch vor größere
für Herzrhythmusstörungen. Die genaue Ursache hierProbleme als die Gen-Diagnosen, räumt Professor Ulfür ist unbekannt. In der Praxis
rich Keilholz, kommissarischer
beim Menschen sieht es anders
Direktor des Charité Compreaus: „Der Einsatz von Stammhensive Cancer Center, ein. Die
zellen zur GeweberegeneratiErste Gehversuche mit aus
Herz-Kreislauf-, ebenso wie die
on etwa beim Herzinfarkt hat
Diabetes-Forschung,
setzen
Stammzellen gezüchtetem
die Erwartungen bisher noch
große Hoffnung auf die BiotechHerzgewebe
nicht erfüllt“, sagt Prof. Roland
nologie. Auf der Basis neuester
Hetzer vom Deutschen HerzErkenntnisse wurden bereits
zentrum in Berlin. Eine Therazahlreiche neue Ansätze für eine
pieoption für den Alltag stellt
noch effizientere Behandlung
die Stammzelltherapie derzeit also noch nicht dar. Ein
mit weniger Nebenwirkungen oder gar Heilung von
weiterer Ansatz der Stammzelltherapie ist die EinpflanKrankheiten entdeckt. Das Ziel, nicht nur die Sympzung von Herzgewebe, das außerhalb des Herzens
tome einer Krankheit behandeln zu können, sondern
ebenfalls aus Stammzellen „gezüchtet“ wurde. Es wird
ganz gezielt die Ursachen zu bekämpfen, rückt ein
an den bestehenden Herzmuskel transplantiert und
ganzes Stück näher. Die Bundesregierung fördert zwei
mit den vorhandenen Muskelzellen verbunden. Diese
Forschungsverbünde, die sich mit dem genetischen
Therapiemethode wird momentan noch theoretisch
Hintergrund befassen, der zur Entstehung von Arterioentwickelt und soll in Zukunft in Frage kommen, wenn
sklerose und Herzversagen führt.
zum Beispiel bei einem Herzinfarkt ganz konkrete Bereiche des Herzmuskels zerstört
„Nachwachsendes“ Herz. Zweites großes Zukunftsthewerden. Für Erkrankungen, die den Herzma: Die Neuzüchtung von Gewebe aus Stammzellen.
muskel diffus schädigen, wäre dieses
Diese Zellen können sich theoretisch zu allen Zellen
Verfahren nicht geeignet.
des menschlichen Körpers entwickeln. Es gibt sowohl
Trockenübung vor der Operation. Während hier der
große Durchbruch sicher noch einige Jahre auf sich warten lässt, kann die heutige Standard-Medizin jedoch auf
ständig verbesserte Techniken zurückgreifen. So wurde jüngst eine Methode entwickelt, mit dem durch die
Übertragung von Daten aus der Magnetresonanztherapie (MRT) ein detailgetreues, dreidimensionales Kunststoff-Abbild des kranken Herzens „ausgedruckt“ wird. So
können Operationen besser geplant und Schnitttechniken am Modell auf Machbarkeit und Nutzen überprüft
werden, eventuell nötige Prothesen vorab passgenau gefertigt werden. Privatdozent Prof. Titus Kühne, Abteilung
für Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin
(DHZB) und Projektleiter im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler ist überzeugt, dass diese Möglichkeit „die
SR, fwo, TvU
Güte der Operation erhöht“.
Stammzellen
können, so hoffen die
Forscher, künftig eingesetzt
werden, um krankes
Herzgewebe nachwachsen
zu lassen
Genom
Gesamtheit aller Gene ‒ das
menschliche Genom wurde
Individuelle Medizin
erst im Jahr 2000 entschlüs-
bedeutet, dass aufgrund
selt, was der Forschung
von Gen-Analysen für
einen enormen Schub
jeden Menschen und jede
einbrachte
Krankheit die wirksamste
Medikation vorab erarbeitet
werden kann
Proteon
Gesamtheit aller
Eiweiße ‒ Eiweiße steuern
alle biochemischen
BILD:
THINK
STOC
K.DE
Vorgänge im Körper, also
auch die Entstehung von
Krankheiten
Biotechnologie
Ihr medizinischer Zweig
befasst sich mit der Therapie
durch biologische Moleküle
anstelle von chemischen
wie in der klassischen
Pharmazie
Der
Herz und Kreislauf
14 / 15
WISSENSWERT
Der Patient kann viel bewirken
Ambulante oder stationäre
Rehabilitation für Herzkranke
Belastbarkeit erhöhen. „In der Akutklinik wird das verschlossene Gefäß wieder
geöffnet ‒ ich sage gern etwas profan:
das Rohr ist jetzt offen“, sagt Dr. Britta
Humann, Leitende Ärztin der „herzhaus“
Reha Tagesklinik für kardiologische und
angiologische Rehabilitation und Prävention in Berlin. „Jetzt muss der Patient
etwas dafür tun, damit es offen bleibt.“
Um das einzuleiten, gibt es die Rehabilitation, kurz Reha. Sowohl stationär als
auch ambulant sorgen Ärzte, Therapeuten und Trainer dafür, die körperliche Belastbarkeit zu erhöhen, die Lebensqualität
zu verbessern, Folgeerkrankungen vorzubeugen und die Lebenserwartung zu
verlängern. Der Antrag auf eine kardiologische Rehabilitation wird in der Klinik
beim zuständigen Kostenträger gestellt
‒ in der Regel die gesetzliche Krankenoder Rentenversicherung.
Die kardiologische Reha umfasst Bewegung,
Schulung und psychologische Betreuung
mit den Herzrisiken einschließlich einer
psychologischen Betreuung. „Wichtig
ist erst einmal, dass die Patienten ein
Bewusstsein dafür entwickeln, dass sie
selbst sehr viel aktiv für sich tun können
und damit dem Risiko entgegenwirken,
wieder einen Infarkt zu bekommen“, sagt
die „herzhaus“-Leiterin Britta Humann.
„In der ambulanten Reha haben wir den
Vorteil, dass die Patienten ihre Angehörigen mitbringen können. Das ist manchmal zum Dolmetschen gut. Manchmal
hilft es auch, weil die Frau des Patienten
zuhause kocht und hier lernen kann, worauf es ankommt. Die Therapiedichte ist
hoch und das Gelernte kann gleich zu
Hause umgesetzt werden.“
BILD: THINKSTOCK.DE
Angehörige können helfen. Egal ob stationär oder ambulant: Die Herz-Reha ist
eine Kombination aus medizinischer Betreuung, Bewegungstraining, Ernährungsberatung und Schulungen zum Umgang
dass der Patient innerhalb von zwei,
drei Wochen die Reha antritt“, betont
die Kardiologin Humann.
BILD: THINKSTOCK.DE
D
er Notfall ist überstanden, Rettungswagen, Einlieferung ins Krankenhaus, Diagnose, Stentimplantation oder Herzoperation. All das kann
schnell gehen, wenn der Herzinfarkt oder
die bedrohliche Herzschwäche rechtzeitig erkannt wird. Und was dann? Die
Ursachen für Herzerkrankungen liegen
bekanntlich oft im persönlichen Verhalten: Übergewicht, Bewegungsmangel,
Rauchen, Stress. Diese Botschaft hört
jeder Patient schon im Krankenhaus,
aber ändert er etwas, wenn der erste
Schock abgeklungen ist?
BILD: THINKSTOCK.DE
Nach überstandenem Herzinfarkt oder einer Herzoperation kann eine Reha die Lebensqualität erhöhen –
vorausgesetzt, der Betroffene zieht mit – Anträge müssen rechtzeitig gestellt werden
Antrag schnell stellen. Aber nicht immer wird diese Chance genutzt. „Leider wird oft verstanden: Das Gefäß ist
wieder offen, alles prima“, erlebt die
„herzhaus“-Ärztin Humann immer wieder. „Ein Problem ist die kurze Liegezeit. Beim Herzinfarkt in Berlin sind das
durchschnittlich drei bis fünf Tage. Da
ist wenig Zeit, das Problem gründlich
mit dem Patienten zu besprechen.“
Wird das Antragsformular nicht in der
Klinik ausgefüllt, verstreicht wertvolle
Zeit. Zwar kann der Hausarzt noch während der ersten zwei Wochen nach der
Klinikbehandlung nachhaken, aber danach wird das Verfahren komplizierter
und langwieriger. „Dabei ist wichtig,
Einbringen in den Alltag. Im „herzhaus“
gibt es ein multimodales Programm, das
gut wirkt; ähnlich ist es auch in anderen Rehakliniken. „Das Gelernte muss im Anschluss
fortgesetzt werden, es gibt viele Angebote
zur Nachsorge, insbesondere Bewegung
muss weiter in den Alltag eingebaut werden“, betont Humann. „Wir sind beteiligt an
IRENA, einem berufsbegleitenden bewegungsorientierten Nachsorgeprogramm in
den sechs Monaten nach der Rehabilitation.
Das steigert erfolgreich die Nachhaltigkeit.“
Diese Nachsorge finanzieren die Deutsche
Rentenversicherung Bund, die Deutsche
Rentenversicherung Land (Berlin-Brandenburg) und die Deutsche Rentenversicherung
Knappschaft-Bahn-See.
Alle Nachsorgeangebote in Berlin und Brandenburg sind aufgeführt auf:
Eine medizinische Reha für HerzKreislauf-Kranke findet in der Regel im
Anschluss an eine Krankenbehandlung
statt. Sie dauert normalerweise drei
Wochen, kann aber verlängert werden.
Rehabilitation beinhaltet Diagnostik,
Aufklärung und Information sowie
Therapieziele, die gemeinsam vom
Reha und Patient entwickelt werden.
Bewältigungsstrategien werden erlernt,
um auch beruflichen Problemlagen zu
begegnen. Kostenträger sind Krankenkassen oder die gesetzliche Rentenversicherung. Für den Antrag muss der behandelnde Arzt einen Bericht erstellen,
der dem Reha-Antrag beigefügt wird.
Er gibt auch an, ob eine stationäre oder
ambulante Reha empfehlenswert ist. In
einigen Fällen ist auch ein Gutachten nötig. Bei einer stationären Leistung muss
der Patient sich mit höchstens zehn
Euro pro Tag für längstens 42 Tage im
Kalenderjahr beteiligen. Arbeitnehmer
haben im Allgemeinen sechs Wochen
lang einen Anspruch auf Fortzahlung
ihres Gehalts für die Zeit der Rehabilitationsleistung, falls der Anspruch
verbraucht ist, können die Rentenversicherungsträger Übergangsgeld zahlen.
Die Antragsformulare gibt es bei der
Krankenkasse und bei den Servicestellen
der Deutschen Rentenversicherung. (jab)
8 www.herzwegweiser.de
8 www.reha-servicestellen.de
Viele in Herzgruppen. Weiter verbreitet sind
die Herzgruppen, von denen es inzwischen
bundesweit 6.000 gibt ‒ in der Nähe jedes
Patienten. Sie treffen sich in der Regel einmal
in der Woche zum gesundheitsorientierten
Sport, zu Spielen und Gesprächen; es geht
nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um leistungsgerechte Bewegung. Die
Deutsche Gesellschaft für Prävention und
Rehabilitation von Herzkreislauf-Erkrankungen (DGPR), die die Herzgruppen koordiniert, weiß von mehr als 100.000 Patienten,
die von qualifizierten Übungsleitern und von
mehr als 7.000 meist ehrenamtlich tätigen
Jan Baumann
Ärzten betreut werden.
Der Krankheit Paroli bieten
Angepasste Bewegung in der Herz- oder Laufgruppe bringt den gesamten
Organismus auf Trab und nimmt den Patienten das Gefühl, hilflos zu sein
A
lexander war nie besonders sportlich,
schon als Jugendlicher hatte er nie
viel Spaß an Ballspielen oder Radfahren. Mit den Anforderungen im Bürojob kam
dann alles hinzu, was dem Herz das Leben
schwer macht: Zigaretten, Übergewicht, ungesunde Ernährung und Stress. Wenn der Rücken schmerzte, die Gelenke knackten schob
Alexander es weit weg. Erst als er mit Anfang
50 einen Herzinfarkt erlitt, begann er sich mit
seinem Körper auseinanderzusetzen. Nach
Klinik und Reha, auch noch ein überhöhter
Blutzuckerspiegel festgestellt wurde, schloss
er sich ‒ auch auf Drängen seiner Familie ‒
einer Laufgruppe an, trainierte regelmäßig
unter Anleitung. Schon bald verbesserten
sich medizinische Werte, Körpergewicht und
das subjektive Befinden.
Moderates Training. Dass angepasster
Sport gezielt helfen kann, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern, hat sich
im Bewusstsein der Patienten durchgesetzt. Ob Lungen- oder Herzprobleme,
Erkrankungen des Stoffwechsels oder
krankheitsbedingte Einschränkungen des
Bewegungsapparats ‒ ein moderates
Training kann den Verlauf der Erkrankung
ER
L E R N E N IN D
positiv beeinflussen. Bereits ein leichtes
Lauf- und Krafttraining verbessert die
Ausdauer und Muskelkraft nachhaltig.
Die Patienten fühlen sich weniger hilflos,
weil sie merken, dass sie etwas an ihrem
Gesundheitszustand ändern können,
ihrer Erkrankung nicht wehrlos ausgelie-
Nicht selten können
Medikamente
reduziert werden
fert sind. Der Sportwissenschaftler Mark
Spiller, Projektleiter beim „Diabetes Programm Deutschland“, will Zuckerkranken
des Typs 1 und 2 die Freude am Sport
vermitteln, damit sie durch eigenen Einsatz ihre Gesundheitswerte verbessern.
„Regelmäßiger Sport verbessert die Blutzuckereinstellung, den Blutdruck und die
Blutfettwerte nachweisbar. Nicht selten
können die Medikamenten-Dosen nach
einiger Zeit drastisch reduziert oder sogar
Kräftigung der Gefäße. Nach Herzinfarkten
und Schlaganfällen kann Rehabilitationssport helfen, die Lebensqualität zu steigern.
Während den Patienten früher wochenlange Bettruhe verordnet wurde, schicken
Ärzte sie heute in den Fitnessraum. Erste
Pilotprojekte zeigen Erfolge und lassen
den Schluss zu, dass eine Veränderung
des Lebensstils einen wesentlich höheren
Behandlungseffekt hat als die gesamte
medikamentöse Therapie. Vorbeugend
bewirkt eine halbe Stunde Sport drei Mal
die Woche wahre Wunder. Beispielsweise
bei erhöhtem Blutdruck. Hier verhindert
ausreichende Bewegung die Risiken für
Folgeerkrankungen wie Arteriosklerose,
Herzinsuffizienz oder Nierenversagen. Joggen, Wandern und Nordic Walking sind
dafür ideal. Auch Venenproblemen und
Krampfadern lässt sich damit vorbeugen,
da Sport die Gefäße kräftigt und elastisch
hält sowie für einen Abfluss des venösen
Eve Sattler
Blutes sorgt.
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Walken, Joggen, Radfahren – es gibt viele
Bewegungsarten, die der Gesundheit gut tun
völlig weggelassen werden“, so Spiller.
Leichtes Joggen, Walken, Fahrradfahren
oder Schwimmen eignen sich. Hauptsache der Körper kommt in Bewegung.
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Die Hochschule für
Technik, Wirtschaft und Kultur
Leipzig betreibt
eine Internetseite mi
t Hinweisen und
Erfahrungsberichten.
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dern.de
Gesundheit Spezial
Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 21. Juli 2014
BILD: HEALTHCARE
Automatischer Alarm
Implantierte Sensoren schlagen
Wie Telemedizin Risiko-Herzpatienten ein normales Leben mit größtmöglichem Schutz
vor Krisen ermöglicht – Mobiles EKG spart im Ernstfall wertvolle Zeit
bevor
der Patient
Alarm,
eine Verschlechterung bemerkt
E
s ist der dritte Tag auf hoher See. Nach
einem reichhaltigen Dinner spielt eine
Live-Band im Salon des Kreuzfahrtschiffes zum Tanz auf. Plötzlich greift sich ein älterer Herr an die Brust und wird bleich. Er
berichtet von Herzrasen, Schwächegefühl
und Brustschmerzen. Glücklicherweise ist
das Schiff mit einem telemedizinischen System ausgestattet. Der Schiffsarzt kann ein
Elektrokardiogramm (EKG) aufzeichnen und
per Satellitenverbindung an das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) schicken, wo ein Kardiologe die Daten auswertet. Gemeinsam
mit dem Schiffsarzt kann dann entschieden
werden, ob zum Beispiel eine Notfallrettung
per Hubschrauber notwendig ist oder eine
medikamentöse Behandlung ausreicht.
Mobiles EKG. Mobile EKG-Systeme kommen inzwischen in Pilotprojekten auch
nach Operationen oder sogar dauerhaft bei
Herzrisikopatienten zum Einsatz. Besonders
im Kontext von Herzrhythmusstörungen
können sie eine wertvolle Hilfe sein, weil
die Mehrzahl dieser Störungen harmlos
ist. Ein vom Patienten selbst einfach zu bedienendes Gerät kann im Verdachtsfall ein
Elektrokardiogramm aufzeichnen. Von diesem werden die Daten dann an ein geeignetes Mobiltelefon übertragen und an ein telemedizinisches Zentrum gesendet. Dieses
benachrichtigt das zuständige Klinikum und
stellt das EKG in aufbereiteter Form zur Verfügung. Innerhalb kürzester Zeit kann dann
ein Spezialist eine Bewertung vornehmen
und seinen Befund mit dem Patienten telefonisch besprechen. So können die Patienten bei den oft harmlosen Vorfällen schnell
Patienten können selbst wichtige Daten
messen und an ihren Arzt übermitteln
beruhigt und unnötige Krankenhausbesuche vermieden werden. Auf der anderen
Seite können im Notfall schon vor dem Eintreffen des Patienten im Krankenhaus geeignete Vorbereitungen getroffen werden.
Implantierte Sensoren. Einen Schritt weiter
gehen implantierte Sensoren: Herzschrittmacher und Defibrillatoren, die Patienten
mit Herzrhythmus-Störungen eingepflanzt
Daten signalisieren
Probleme, bevor
Symptome auftreten
durch den Sensor kann hier ein frühzeitiges
Warnsignal sein, dass Verschlechterungen
eintreten. Der Patient misst einfach einmal
täglich mithilfe des Lesegerätes seine Werte und kann diese per Knopfdruck über ein
Modem an den Kardiologen senden. Die
Sensoren funktionieren ohne eigene Batterie und können deshalb lange an Ort und
Stelle verbleiben. Dies funktioniert, weil der
minimale Strom, den sie benötigen, mittels
Induktion vom Lesegerät aus übertragen
wird. Dieses Verfahren kennt man von elektrischen Zahnbürsten, die ohne direkten KonSebastian Richter
takt aufgeladen werden.
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werden, übermitteln Abweichungen an den
Arzt. Schlägt ein Gerät Alarm, wird der Patient einbestellt und kann effektiv behandelt
werden ‒ lange, bevor er selbst gemerkt
hätte, dass sein Herz in Not ist. „Solche Geräte sind für kardiologische Patienten bereits Alltag“, sagt Professor Friedrich Köhler,
Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre
Telemedizin an der Berliner Charité. „Diese
Sensoren arbeiten quasi als kardiologisches
Frühwarnsystem, um die Verschlechterung
einer Herzerkrankung idealerweise bereits
vor dem Auftreten von Symptomen zu erkennen und frühzeitig zu behandeln.“ Kleine
Sensoren können auch in die Lungenarterie
implantiert werden, vor allem für Patienten
mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz. Die
Blutdruckmessung in der Lungenarterie
VORSICHT MIT APPS
Unter Gesundheitsapps fürs Handy
ist nicht alles Gold, was glänzt. Viele
sind nicht im Zusammenspiel mit Medizinern entwickelt oder nur unzureichend in der Praxis getestet worden.
Generell gilt, dass Apps, die an Medikamenteneinnahme erinnern, eine
Anleitung im Notfall anbieten oder
ein individuelles Trainingsprogramm
verwalten, eine sinnvolle Hilfe darstellen können. Wo aber in Echtzeit
Patientendaten gemessen und übertragen werden sollen, sollten nur
Anwendungen zum Einsatz kommen,
die von Medizinern und Datenschützern empfohlen werden.
Hören Sie auf Ihr
Herz.
Dr. med. Engin Osmanoglou
Leitender Arzt des Kardiologisch-Internistischen Zentrums
„PRÄVENTION RETTET LEBEN!“
Die Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen und die Prävention ist ein
Schwerpunkt des Kardiologisch-Internistischen Zentrums in der MEOCLINIC.
Unsere langjährige Erfahrung sowie modernste Technik ermöglichen Diagnostik
und Vorsorge auf höchstem Niveau. Wir freuen uns auf Sie!
MEOCLINIC GmbH • Friedrichstraße 71 • 10117 Berlin
Telefon +49 30 2094-4000 • www.meoclinic.de
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