Rekonstruktion von Paläosäkularvariationen des Erdmagnetfeldes an holozänen marinen Sedimenten aus der Region des Makran Akkretionskeils Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften im Fachbereich Geowissenschaften der Universität Bremen vorgelegt von Marion Müller Bremen 2004 Danksagung Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Ulrich Bleil für seine spontane Hilfe und sein großzügiges Entgegenkommen bei der Übernahme der fachlichen Betreuung der vorliegenden Arbeit. Ich danke Herrn Dr. Tilo von Dobeneck für die Übernahme des zweiten Gutachtens. Großen Dank an Herrn Prof. Dr. Dieter Meischner für das Vertrauen, dass er zu Beginn dieser Arbeit in mich setzte und seine bedingungslose Unterstützung während der ersten schwierigen Phase. Herrn Dr. Thomas Frederichs danke ich ganz besonders für die vielen konstruktiven und motivierenden Diskussionen während meiner Zeit in Bremen. Seine große Hilfsbereitschaft hat mich viele Hindernisse meistern lassen, so dass dieses Gesamtwerk entstehen konnte. Für die fachliche Diskussion danke ich ebenfalls Herrn Dr. Andreas Lückge (BGR, Hannover). Herrn Dr. Norbert Nowaczyk und Frau Dr. Ute Frank (GFZ Potsdam) danke ich für die gute Zusammenarbeit und die nette Betreuung während der Messungen im „Fledermauslabor“. Mit Bezug auf die hervorragende Technik in Bremen, möchte ich mich ganz besonders bei Frau Liane Brück, Herrn Christian Hilgenfeldt, Frau Heike Piero und Herrn Andreas Steinbach bedanken, die immer dafür gesorgt haben, dass es irgendwie weiterging. Anne Witt, Daniela Hofmann, Melanie Dillon und Christine Franke danke ich von Herzen für die fachlichen Gespräche sowie für die guten Unterkünfte. Nicht vergessen möchte ich Herrn Dr. David Heslop und Herrn Dr. Karl Fabian, die zu gegebener Zeit immer bereitwillig meine Fragen beantwortet haben. Großartig war vor allem der Einsatz der Kollegen der Arbeitsgruppe „Marine Geophysik“ im Lilienthaler Krankenhaus. An dieser Stelle auch an die nicht namentlich genannten Mitarbeiter der Arbeitsgruppe „Marine Geophysik“ einen großen Dank für die Unterstützung. Ein besonderer Dank geht an meine Freunde Prof. Dr. Joachim Escher und Frau Anja Fohrmann für die erfolgreichen strategischen Hilfen sowie die mühevolle Arbeit der Korrektur. Sie stehen stellvertretend für viele Menschen, die mit ihren kleinen und großen Hilfen zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben und denen ich herzlich danke. „Last but not least“ danke ich meinem Mann und meiner Tochter, Olaf und Tasja Müller, dass sie mich bis zum glücklichen Ende dieser Arbeit mit meinem Temperament ertragen haben. Inhalt 1. Einleitung 1 2. Sedimentationsraum Arabisches Meer 4 2.1 Klima, Ozeanografie und Sedimentation 5 2.2 Die Makran Küste 10 2.2.1 Die Makran Subduktionszone 11 2.2.2 Der Makran Akkretionskeil 13 2.2.2.1 Morphologie des Kernentnahmegebietes 3. Paläo- und Gesteinsmagnetik 14 16 3.1 Paläomagnetik 16 3.2 Gesteinsmagnetik 19 3.2.1 Physikalische Grundlagen des Magnetismus in Mineralen 19 3.2.2 Natürliche Remanente Magnetisierung in Sedimenten 22 3.2.3 Remanenztragende Minerale in Gesteinen/Sedimenten 26 3.2.3.1 Kubische Minerale 28 3.2.3.2 Rhomboedrische Minerale 31 3.3 Gesteinsmagnetische Methoden und Parameter 33 3.3.1 Magnetische Hysterese 36 3.3.2 Magnetische Suszeptibilität 40 3.3.3 Wechselfeldentmagnetisierung 42 3.3.4 Synthetische remanente Magnetisierungen 43 3.3.5 Thermomagnetische Untersuchungen 47 4. Probenmaterial 49 4.1 Probenentnahme 49 4.2 Zusammensetzung der Sedimentproben 49 4.3 Altersdatierung 51 4.4 Betrachtung der Natürlichen Remanenten Magnetisierung 54 5. Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 57 5.1 Natürliche Remanente Magnetisierung NRM 57 5.2 Anhysteretische Remanente Magnetisierung ARM 64 5.2.1 Anisotropie der Anhysteretischen Remanenten Magnetisierung 5.3 Isothermale Remanente Magnetisierung IRM 66 69 5.4 Magnetische Suszeptibilität κ 5.4.1 Frequenzabhängige Suszeptibilität κfd 75 76 5.5 Hystereseparameter 77 5.6 Thermomagnetische Untersuchungen (Hoch- und Tieftemperatur) 82 5.7 Mineralogie, Konzentration, Korngröße 85 5.7.1 Mineralogie 85 5.7.2 Konzentration 86 5.7.3 Korngröße 86 6. Interpretation der Ergebnisse 6.1 Relative Paläointensität des Erdmagnetfeldes (bis 3600 a B.P.) 6.1.1 Ergebnisse von Kern 315KA 87 87 87 6.1.2 Überregionaler Vergleich relativer Paläointensitätsvariationen 96 6.2 Rekonstruktion der Richtungen des Erdmagnetfeldes (bis 3600 a B.P.) 101 6.2.1 Ergebnisse von Kern 315KA 103 6.2.2 Überregionaler Vergleich der Richtungsvariationen 105 6.3 Der Einfluss des Klimas auf die gesteinsmagnetischen Parameter 121 6.3.1 Sedimentation und Klima 121 6.3.2 Klimasignale 124 6.3.2.1 Mineralogie 124 6.3.2.2 Magnetische Korngröße 124 6.3.2.3 Konzentration 125 7. Zusammenfassung 131 8. Literaturverzeichnis 136 Anhang A: Gesteinsmagnetische Parameter Anhang B: Paläomagnetische Daten 1 Einleitung 1 1 Einleitung Bereits im 17.Jhd. versuchte sich die Wissenschaft eine modellhafte Vorstellung vom Ursprung des Erdmagnetfeldes zu schaffen. Durch Experimente mit einer Magneteisensteinkugel, die William Gilbert (1600) als Erdmodell nutzte und Terrella nannte, kam er zu dem Schluss, dass die Erde selbst ein großer Magnet sei. Ursprung und Mechanismus zur Erhaltung des Erdmagnetfeldes stellen bis heute ein mit vielen Fragen behaftetes Phänomen dar. Carl Friedrich Gauss (1838) zeigte, dass die Quelle des Erdmagnetfeldes im Inneren der Erde liegen muss. Die zunächst entwickelte Theorie eines Permanentmagneten im Erdzentrum wurde durch die hohen Temperaturen im Erdinneren (oberhalb der Curie Temperatur) bald verworfen. Busse (1975) berechnete das Modell eines hydromagnetischen Dynamos im Erdinneren als Ursprung des Magnetfeldes. Diese Theorie wurde durch Glatzmeier und Roberts (1995 a,b) einen wesentlichen Schritt weitergebracht, als sie mit Hilfe eines numerischen Rechenmodells einen selbstkonsistenten Dynamo simulierten, der wichtige Aspekte des Erdmagnetfeldes (dipolares Feld; Feldumkehr) repräsentierte. Stand heutiger Erkenntnis ist, dass die dominierenden inneren Anteile des Erdmagnetfeldes die einer einheitlich magnetisierten Kugel, mit einem gekippten, axialen Dipol gleichen. Durch Beobachtungen und Messungen regionaler Erscheinungen des Erdmagnetfeldes an der Erdoberfläche wird zunehmend versucht eine realitätsnahe Modellierung des Erdmagnetfeldes zu erreichen. Anhand dieser Darlegungen könnte wiederum die grundsätzliche Frage nach dem Ursprung des Erdmagnetfeldes ein Stück weiter geklärt werden. Mit Bezug auf regionale Erscheinungen des Erdmagnetfeldes, die an der Erdoberfläche beobachtet und gemessen werden, sind vor allem säkulare Variationen der Paläointensität und der Richtungen des Erdmagnetfeldes mit zeitlichen Perioden von 10² bis 10³ Jahren von besonderem Interesse. Die Paläointensität des Erdmagnetfeldes ist ein globales Charakteristikum, das auf den dominierenden Dipolanteil zurückzuführen ist (Channell et al., 2000). Säkulare Richtungsänderungen des Paläoerdmagnetfeldes hingegen basieren auf dem Nichtdipolanteil. Erste Untersuchungen zu Paläosäkularvariationen wurden nach Chevallier (1925) an Laven des Mount Etna durchgeführt, 1937 folgten archäomagnetische Betrachtungen an archäologischen Funden wie Töpferwaren aus Ton durch Thellier & Thellier. Aus historischen und messtechnischen Gründen werden bis heute für die Festlegung des magnetischen Feldvektors die Komponenten des Erdmagnetfeldes Deklination (D), Inklination (I) und Horizontalintensität (H) (Kap. 3.4.1) angegeben. Durch die Betrachtung von 2 1 Einleitung drei voneinander abweichenden Deklinationsmessungen zu verschiedenen Zeiten (1580, 1622, 1634) in London, leitete H. Gellibrand (1635) ab, dass der magnetische Feldvektor orts- und zeitabhängig ist. Für Orte, welche näher beieinander liegen, wie beispielsweise London und Paris, verlaufen diese säkularen Änderungen grob betrachtet ähnlich, über die Größe eines Kontinents hinaus konnten jedoch bis heute keine allgemeingültigen Korrelationen bewiesen werden. Während der Expedition SO90 (1993) mit dem Forschungsschiff RV SONNE zum Makran Akkretionskeil vor Pakistan wurden Kerne mit laminierten marinen Sedimenten gezogen, die eine vergleichsweise hohe Ablagerungsrate von durchschnittlich 1 mm/a aufwiesen. Die Laminationen entsprechen saisonalen hell/dunkel Warven, die auf einen jahreszeitlichen Richtungswechsel des Monsuns in dieser Region zurückzuführen sind. Sedimente des Kerns 56KA von SO90 (1993) konnten mit Hilfe der C14-Methode und durch Zählung der Warven mittels einer Grauwertanalyse auf 5000 a B.P. (+/- 5 Jahre) datiert werden (Von Rad et al., 1999a). Diese feinen Laminationen kennzeichnen ebenfalls die Sedimente von Kern 315KA, die auf der Sonne-Reise 130 im April/Mai 1998 gewonnen wurden. Die Ablagerungen zeigen auffällige Turbidithorizonte, die deutliche Zeitmarker darstellen. In der vorliegenden Arbeit wurden diese Turbidithorizonte von Kern 315KA mit Turbiditen von Kern 56KA korreliert, so dass auch für den Kern 315KA eine Genauigkeit der Altersdatierung von +/- 10 Jahren erreicht und die Kernbasis auf 3600 Jahre a B.P. datiert wurde. Durch paläomagnetische Daten von marinen und limnischen Sedimenten mit hohen Ablagerungsraten können, wie an Laven oder archäomagnetischen Funden, Paläosäkularvariationen des Erdmagnetfeldes rekonstruiert werden. Dementsprechend war Kern 315KA für hochauflösende paläomagnetische Studien bezüglich säkularer Variationen besonders geeignet. Erste Messungen im Rahmen eines Pilotprojektes, zeigten, dass die magnetischen Informationen im Sediment gut erhalten waren. Untersuchungen zu Paläosäkularvariationen waren bis dato in einer derart hohen Auflösung für das Holozän an marinen Sedimenten nicht möglich. Aus der Region sind keine Informationen zum Paläoerdmagnetfeld bezüglich Richtung und Intensität während des Holozäns bekannt. Die Sedimente des Kerns 315 KA wurden nach der Bestimmung der paläomagnetischen Information in der vorliegenden Arbeit detailliert mit gesteinsmagnetischen Methoden analysiert, um die Paläointensität des Erdmagnetfeldes für die letzten 3600 a B.P. in der Region des Nordostarabischen Meeres sowie säkulare Richtungsänderungen zu rekonstruieren. 1 Einleitung 3 Aufzeichnungen der Paläointensität in Sedimenten können durch Klimasignale beeinflußt und verfälscht sein. Nach Thompson & Oldfield (1986) können Änderungen in der Mineralogie, Korngrößenvariationen der magnetischen Partikel und/oder Konzentrations- schwankungen des magnetischen und nichtmagnetischen Mineralinventars Klimasignale im Sediment reflektieren. Die Sedimente des Kerns 56KA SO90 wiesen solche Klimaabhängigkeiten auf. Von Rad et al. (1999a) differenzierten auf der Basis von Warvenmächtigkeiten verschiedene Klimaepochen in Kern 56KA. Lückge et al. (2001) unterschieden Klimaperioden mit variierenden Monsunintensitäten durch geochemische Analysen. Da die Kerne 56KA und 315KA die gleichen Sedimentschichten umfassen, können die magnetischen Daten von Kern 315KA ebenfalls klimatisch beeinflusst sein. Demnach werden die gesteins- und paläomagnetischen Ergebnisse mit Blick auf mögliche Klimaabhängigkeiten betrachtet. Ziel dieser Arbeit ist, holozäne Richtungs- und Intensitätsschwankungen des Erdmagnetfeldes für die Region um den Makran Akkretionskeil vor Pakistan zu rekonstruieren. Die Variation der aus dem erarbeiteten Material bestimmten relativen Paläointensität sowie der Paläorichtungen des Erdmagnetfeldes werden mit Archivdaten anderer Arbeiten verglichen. Mögliche Zusammenhänge von der Änderung magnetischer Eigenschaften des Sediments und Variationen des Paläoklimas werden diskutiert. 4 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer Die Sonne Forschungsfahrten SO90 und SO130 führten in das Gebiet um den Makran Akkretionskeil im Nordostarabischen Meer. Das Arabische Meer ist das nordwestlichste Teilbecken des Indischen Ozeans und wird von Nordostafrika, Arabien und der indischen Halbinsel begrenzt. Über den Golf von Oman und die Straße von Hormuz besteht eine ozeanografische Verbindung mit dem Persischen Golf sowie über den Golf von Aden über Bab elMandeb eine Verbindung mit dem Roten Meer (Abb. 2.1). Im Süden schließt der Indische Ozean an. 64°E 65°E 66°E 67°E 68°E 26°N PA KIS T M A K R A N Ormara AN Karachi 25°N 315KA / 56KA m 00 30 24°N OMZ r he sc rs i l f Pe Go Indien er Me 23°N 315KA/56KA 10 20 0 00 0m 20 Ar ab M isc ee he r s tes Ro Afrika Arabien MAKRAN m 0m 22°N Abb. 2.1 Lokationen der Kerne 56KA und 315KA im Arabischen Meer. Der hellgraue Bereich kennzeichnet die Tiefe zwischen 200 und 1200 m, in der sich eine gut ausgebildete Sauerstoffminimumzone (OMZ = Oxygen Minimum Zone) ausbreitet. 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer 5 Die Lokationen der untersuchten Kerne 56KA, 24°50’N/65°55’E (Von Rad et al., 1999a, 2002; Lückge et al., 2001, 2002); 315KA, 24°49’N/65°54’E) liegen im Nordostarabischen Meer westlich von Karachi vor der Makran Küste (Abb. 2.1). Die Kerne wurden in einer Tiefe von etwa 800 m gezogen, in der dortigen zwischen 200 m und 1200 m Wassertiefe gut ausgebildeten Sauerstoffminimumzone (OMZ = Oxygen Minimum Zone; Abb. 2.1; Von Rad et al., 1995 , 1998). Die Entstehung der OMZ ist eng verknüpft mit dem saisonalen Richtungswechsel der Monsunwinde in der Region. Durch diese besondere klimatische Situation kommt es vor Ort zur Sedimentation jahreszeitlicher hell/dunkel Laminationen. Kapitel 2.1 klärt die Zusammenhänge dieser Merkmale (OMZ, Richtungswechsel der Monsunwinde, saisonale hell/dunkel Laminationen). Es wird ein Überblick über die Region und ihre spezielle großräumige Klimasituation gegeben. Eine intensivere Betrachtung von Klima und Sedimentation im Arbeitsgebiet mit Blick auf einen möglichen klimatischen Einfluss auf die gesteinsmagnetischen Parameter erfolgt im Detail in Kapitel 6.3. Die Entstehung der Makran Küste basiert auf plattentektonischen Bewegungen. Sedimentologie und Morphologie sind dementsprechend geprägt. In Kapitel 2.2 wird der Fokus deshalb auf die Entstehung, Entwicklung sowie die plattentektonische Geschichte der Makran Küste gelegt und die tektonischen Elemente der Region erklärt. 2.1 Klima, Ozeanografie und Sedimentation Jahreszeitliche Richtungswechsel der Monsunwinde in der Region des Arabischen Meeres beeinflussen das Gesamtbild von Klima, Ozeanografie und Sedimentation. Das Nordostarabische Meer ist durch eine reduzierte vertikale Durchmischung der Wasserschichten und die OMZ (Abb. 2.1) gekennzeichnet. Eine Erklärung der Zusammenhänge erfordert zunächst die Betrachtung der Wasserschichtung im Arabischen Meer. Danach wird der Einfluss der saisonal wechselnden Monsunwindrichtungen auf die Wasserschichtung, die Sauerstoffminimumzone sowie auf die Sedimentation verdeutlicht. Wasserschichtung Das Oberflächenwasser des arabischen Meeres reicht bis in eine Tiefe von ca. 200 m. Unterhalb des Oberflächenwassers, zwischen etwa 200 m und 1500 m, ist im Arabischen Meer eine hochhaline, intermediäre Wasserschicht ausgebildet (Wyrtki, 1973). In einer Wassertiefe von 1000 m liegt die Salinität zwischen 35.40 und 35.44 0/00 (Berner et al., 1998). Während des Sommermonsuns wird diese Meerwasserschicht durch das Einströmen von warmem, hochhalinem Meerwasser in etwa 200 bis 300 m Wassertiefe aus dem Persischen Golf durch die Straße von Hormuz gespeist. Zusätzlich kommt es gezeitenabhängig 6 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer zu einer weiteren Versorgung hochhalinem Meerwassers aus dem Roten Meer oberhalb von 800 m Wassertiefe über die Meerenge Bab el-Mandeb (Wyrtki, 1973). Weitere Wassermassen strömen aus Äquatornähe hinzu (You & Tomczak, 1993). Die intermediäre Wasserschicht ist auf Grund ihrer hohen Salinität Ursache für eine reduzierte vertikale Durchmischung der Wasserschichten (Wyrtki, 1973; Prell et al., 1990). Unterhalb von 1500 m befindet sich sauerstoffreiches antarktisches Tiefenwasser (Wyrtki, 1973). Monsunwinde Die Monsunwinde in der Region des Arabischen Meeres unterliegen einem extremen jahreszeitlichen Richtungswechsel von 180°, daher wird im Folgenden explizit auf die Situation im Sommer (Südwestmonsun) und im Winter (Nordostmonsun) eingegangen. Südwestmonsun (Sommer) Im Sommer bildet sich durch die Erwärmung der Troposphäre über dem asiatischen Kontinent eine Tiefdruckzone (T) (Abb. 2.2 a). 30°E 60°E 90°E 120°E 150°E 60°N 30°E 60°E a) Juli H 120°E 150°E 60°N H 45°N T 90°E 45°N 30°N 30°N 15°N 15°N 0°N 0°N b) Januar Abb. 2.2 Druck- [mbar] und Windverhältnisse über Südost Asien im a) Juli und b) Januar (nach Strahler & Strahler, 1987). H = Hochdruckzone, T = Tiefdruckzone Das entstehende Druckgefälle zwischen dieser Tiefdruckzone und einer Hochdruckzone (H) über dem südlichen Indischen Ozean bewirkt, dass warme, feuchte Luft aus Südwest über den Äquator Richtung Nordost bewegt wird. Von Juni bis August kommt es so zu starken Regenfällen auf dem indischen Subkontinent. Die Zentren der Tiefdruckgebiete (Zyklone) 7 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer über der Makran Küste führen zu heftigen Stürmen und erhöhter Dünung, die unter anderem Einfluss auf den terrigenen Eintrag haben und in Kapitel 6.3.1 deshalb noch einmal aufgegriffen werden (Snead, 1993a). Mit dem Südwestmonsun, verglichen mit dem Nordostmonsun im Winter, ist eine wesentlich intensivere atmosphärische und ozeanische Zirkulation mit Windgeschwindigkeiten von etwa 55 km/h (Wyrtki, 1973; Hastenrath & Lamb, 1979) verbunden. Während des Südwestmonsuns treiben die starken aus Richtung Südwest wehenden Winde das Oberflächenwasser vor den Küsten von Nord Somalia und Oman in Richtung Nordost. Es strömt entlang der Makran Küste, wird südöstlich des Indus Deltas nach Südost abgelenkt und fließt dann parallel des indischen Subkontinents (Abb. 2.3 a). 30°E 40°E 50°E 60°E a) August 70°E 80°E 30°E 40°E 50°E 60°E 70°E 80°E 30°N 30°N 25°N 25°N 20°N 20°N 15°N 15°N 10°N 10°N 5°N 5°N 0°N 0°N b) Februar Abb. 2.3 Oberflächenwasserströmung im Arabischen Meer im a) August und b) Februar (nach Wyrtki, 1973). Die Stärke der Pfeile spiegelt die Intensität der Strömungen wider. Die auftretenden Windgeschwindigkeiten übertragen den Wasserschichten soviel kinetische Energie, dass diese zum Teil bis unter die Thermokline, das heißt bis in die Tiefenwasserschicht zirkulieren. Zum Ausgleich der nach Nordost verdrängten Wassermassen strömt vor den Küsten Somalias und Omans nährstoffreiches, kaltes Tiefenwasser an die Oberfläche (Wyrtki, 1973). Nordostmonsun (Winter) Im Winter kühlt die Temperatur der asiatischen Landmasse unter die Temperatur des Indischen Ozeans ab. Dadurch entsteht über Asien eine Hochdruckzone (H), und die Windrichtung dreht um 180° (2.2 b). Während der Wintermonate Dezember, Januar und Februar gelangt nun kühle, trockene Kontinentalluft in die Region, und die Windstärken nehmen im 8 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer Vergleich zum Sommermonsun auf etwa 18 km/h ab (Wyrtki, 1973; Hastenrath & Lamb, 1979; Clemens et al., 1991). Die Strömungsrichtung des Oberflächenwassers dreht sich entsprechend der Monsunwindrichtung (Abb. 2.3 b). Auf Grund der geringeren Windgeschwindigkeiten kommt es während des Nordostmonsuns nicht zu einer Durchdringung der Thermokline (Wyrtki, 1973). Die Strömungssituation des Oberflächenwassers während des Nordostmonsuns direkt vor der Makran Küste ist vermutlich nicht immer gleichförmig. Es ist ungeklärt, inwiefern eine schwache Strömung während des Winters ostwärts strömt (Wyrtki, 1973), gar keine Strömung vorhanden ist oder eine schwache Strömung entlang der Küste im Mittel westwärts gerichtet ist (Shi et al., 2000; Schott et al., 2001). In dieser Arbeit wurde zur Darstellung der Strömungssituation das Modell nach Wyrtki (1973) genutzt. Auf die Ablagerung remanenztragender Minerale an den Kernlokationen haben die unterschiedlichen Strömungsmodelle keinen Einfluss (Kap. 6.3). Sauerstoffminimumzone (OMZ) Der jahreszeitliche Auftrieb von Nährstoffen durch das aufsteigende Tiefenwasser in höhere Wasserschichten während des Südwestmonsuns (siehe oben) fördert eine saisonal hohe Phytoplanktonproduktivität im Oberflächenwasser (Abb. 2.4). Von Sommer, während des Südwestmonsuns, bis Winter, während des Nordostmonsuns, variieren die Bedingungen im ozeanischen Milieu des Arabischen Meeres zwischen eutroph und oligotroph. Trotz dieser Schwankungen ist im Jahresdurchschnitt die Bioproduktivität hoch. Diese hohe Bioproduktivität, verbunden mit einem nachfolgenden hohen bakteriellen Abbau von organischer Materie, und die Isolation und Stagnation der intermediären Wasserschicht durch die reduzierte vertikale Durchmischung führen zu einer extrem niedrigen Sauerstoffkonzentration in der Wassersäule. Deshalb ist im Nordostarabischen Meer die bereits erwähnte stabile Sauerstoffminimumzone ausgebildet (Abb. 2.1). Der Sauerstoffgehalt liegt in der OMZ unter 1 mg/l (Wyrtki, 1973; Von Rad et al., 1995; Schulz et al., 1996). Als Folge dieser Bedingungen werden Sedimente mit einer hohen Akkumulationsrate an vorwiegend mariner organischer Materie abgelagert (Von Rad et al., 1995; Schulz et al., 1996). Durch die tektonischen Bewegungen in der Region, die in Kapitel 2.2 erläutert werden, werden diese Sedimente deformiert und entwässert. Das organische Material wird durch bakterielle Aktivität unter erhöhten Temperaturen und reduzierenden Bedingungen direkt in Methan umgewandelt. Dies führt zu einem hohen Gasgehalt in den aufgeschobenen Sedimenten (Von Rad et al., 1995). 9 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer Das Vorkommen von Gasen und Gashydraten spiegelt sich in Schlammvulkanen und –diapiren wider (Collier & White, 1990; Von Rad et al., 1995). Ein seismisches Signal (BSR, Bottom Simulating Reflector), das in einer Tiefe von 400 m unter dem Ozeanboden deutlich über größere Entfernungen reflektiert wird (Minshull & White, 1989; Roeser & Scientific Party, 1997; Villinger and Scientific Party, 1997), ist ein weiterer Hinweis auf Gase und Gashydrate. Zahlreichen, durch die Subduktion entstandenen, Schloten entweicht methanhaltiges Wasser. Einige dieser methanhaltigen Fluide strömen in die OMZ und bleiben dort länger erhalten als in sauerstoffreichem Wasser (Von Rad et al., 1995). 40°E 50°E 60°E 70°E 80°E 40°E 30°N a) August 50°E 60°E 70°E 80°E 30°N 25°N 25°N 20°N 20°N 15°N 15°N 10°N 10°N b) Februar 0.1 0.2 Phytoplankton Pigment0.4 konzentration (mg/m³) 0.6 0.8 NASA/GSFC 1.0 10.0 Abb. 2.4 Ausschnitte aus einer weltweiten Phytoplankton-Pigmentkonzentrationskarte zeigen die jahreszeitlich differierende Phytoplanktonproduktion im a) August und b) Februar im Arabischen Meer. Die weltweite Konzentrationskarte wurde aus allen „Nimbus-7 Coastal Zone Scanner“ Daten von November 1978 bis Juni 1986 über die Auswertung von etwa 66000 unabhängigen 2-Minuten-Scans zusammengetragen. (http://seawifs.gsfc.nasa.gov/SEAWIFS/IMAGES/CZCS_DAT.html; NASA Goddard Space Flight Center 2001, 19.12.2002). 10 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer Saisonale Laminationen Durch hohe Niederschlagsraten im Sommer mobilisiert, lagert sich im Bereich der OMZ fluviatiles, terrigenes Material aus der Region der Makran Küste ab. Winde aus Süd- und Nordwest tragen äolische Partikel von der nördlichen Arabischen Halbinsel und der Region um den Persischen Golf ein (Sirocko et al., 1993; Schulz et al., 1996; Prins et al., 2000). Auf Grund der auflandigen Strömung vor Pakistan durch den Südwestmonsun, verbunden mit der hohen Bioproduktivität in den Auftriebsgebieten (siehe oben), lagern sich im Sommer zusätzlich dunkle, marine Sedimente ab, die reich an ozeanischem, biogenem Material sind. Diese bilden eine dunkle, olivgraue, 0.4 - 0.8 mm mächtige, schlecht sortierte, siltig tonige Sedimentschicht mit einem hohen Gehalt an organischem Material, Kokkolithen und benthischen Foraminiferen. Diese sommerlichen Ablagerungen bilden in den Sedimenten eine saisonal wiederkehrende dunkle Lamination (Von Stackelberg, 1972; Schulz et al., 1996; Von Rad et al., 1999a, 2002). Während der trockenen Monate des Wintermonsuns erfolgt ein geringerer Eintrag terrigenen Materials als im Sommer. Im Winter dominiert der äolische Eintrag aus den Wüsten Baluchistan und Thar durch Winde aus Nordost und –west (Sirocko & Sarnthein, 1989). Eine hellgraue, zwischen 0.3 – 0.5 mm mächtige Schicht gut sortierter, terrigener, siltiger Tone wird abgelagert und formt eine jahreszeitlich wiederkehrende helle Lamination (Von Stackelberg, 1972; Schulz et al., 1996; Von Rad et al., 1999a, 2002). Durch Auszählen dieser jahreszeitlich wiederkehrenden hell/dunkel Schichtung können die Sedimente vor Pakistan im Unterschied zu Sedimentkernen aus anderen Regionen relativ genau datiert werden. Besondere Ereignisse wie Sturzfluten und Erdbeben (Kap. 2.2.1) bewirken, dass es am Kontinentalhang zusätzlich zu den hell/dunkel Schichten zur Ablagerung von hellen sandigen bzw. siltigen Turbiditlagen kommt, die den oben beschriebenen Laminationen zwischengelagert sind (Von Stackelberg, 1972; Sirocko & Sarnthein, 1989; Schulz et al., 1996; Von Rad et al., 1999a, 2002). Sie können eine Altersdatierung prinzipiell erschweren, sind jedoch in Kern 56KA nach Von Rad et al. (1999a, 2002) durch ihre Mächtigkeit gut von der hellen Lamination zu unterscheiden. 2.2 Die Makran Küste Die Makran Küste ist ein zu Pakistan gehörender Küstenabschnitt zwischen dem Iran und der Indus Mündung am Arabischen Meer (Abb. 2.1). Sie ist nur schwach besiedelt. Erdgeschichtlich wird die Makran Küste vor allem durch großräumige Plattenbewegungen charakterisiert. Das Zusammenwirken verschiedener Subduktionszonen sowie die Interaktion mehrerer Mikroplatten führten zu dem heutigen tektonischen Gesamtbild der Region 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer (Mountain & Prell, 1990). Im Gebiet um die Makran Küste werden diese plattentektonischen Ereignisse rezent durch Störungs-, Subduktions- und Überschiebungszonen dokumentiert (Abb. 2.5). Die Subduktion der Arabischen Platte unter die Eurasische Platte, die sich im Bereich der Makran Küste in der Makran Subduktionszone widerspiegelt (Abb. 2.5), lässt sich bis in die Kreidezeit zurückverfolgen (De Jong, 1982). Die Konvergenz der Indischen mit der Eurasischen Platte während der obersten Kreide (Maastricht) führte zur Hebung des nördlichen Makran Gebietes (Harms et al., 1984; Platt & Leggett, 1986). Durch die einsetzende Erosion kam es zur Entwicklung eines ausgedehnten Tiefseefächers, auf dem sich vor allem Turbidite ablagerten (Arthurton et al., 1982). Im späten Miozän bis mittleren Pleistozän bildete sich ein Sedimentkeil, der im Bereich der Makran Küste nach heutigem Stand der Erkenntnisse im Makran Akkretionskeil identifiziert werden kann. Der Akkretionskeil bestand aus Schelfhang, Schelf und Küstenebene und bewegte sich kontinuierlich seewärts. Hierdurch entstanden lobenförmige Schelfhänge, welche durch die Kollision gefaltet und angehoben wurden (Harms et al., 1984; Platt & Leggett, 1986). Die tertiären Flyschsedimente wurden während der Kollision der Arabischen mit der Eurasischen Platte in den Akkretionskeil eingearbeitet und bilden im Hangenden der gehobenen Schelfhänge gefaltete, schuppenartig übereinanderliegende Decken mit komplizierten Störungsmustern (Bannert et al., 1992). Der Makran Akkretionskeil ist heute immer noch in der Entstehung. Er entwickelt sich entlang der konvergierenden Plattengrenzen, an der die Arabische und die Ormara Platte unter die kontinentale Eurasische Platte subduziert werden (Abb. 2.5). Nachfolgend werden die Makran Subduktionszone sowie der Makran Akkretionskeil mit Blick auf die zur Zeit vorliegenden tektonischen Gegebenheiten und die sich daraus ergebenden morphologischen und sedimentologischen Bedingungen eingehender beschrieben. 2.2.1 Die Makran Subduktionszone Die Makran Subduktionszone befindet sich zwischen 57° und 67° östlicher Länge und wird westlich begrenzt durch die Minab Störung, die nördlich in die Zagros Überschiebung mündet (Abb. 2.5). Die Zagros Überschiebung spiegelt die kontinentale Kollision der Eurasischen mit der Arabischen Platte wider (Farhoudi & Karig, 1977; Jacob & Quittmeyer, 1979). Östlich trifft die Subduktionszone auf die Ornach Nal Störung, welche die Grenze zwischen Eurasischer und Indischer Platte dokumentiert (Haq & Davis, 1997), sowie auf den Murray Rücken, ein rezent aktives Spreading Zentrum. Der Murray Rücken geht in die Owen Störungszone, der Grenze zwischen Arabischer und Indischer Platte, über. Im Bereich der östlichen Makran 11 12 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer Subduktionszone verläuft in Richtung Südost die Sonne Störung, welche die Ormara Platte von der Arabischen Platte abspaltet (Kukowski et al., 2000). Die Subduktionsrate beträgt zur Zeit im Durchschnitt 40 bis 50 mm/a (Jacob & Quittmeyer, 1979). Längerfristige Beobachtungen von GPS Daten in der Straße von Hormuz ergaben, dass die Subduktionsgeschwindigkeitsraten im Westen der Makran Küste niedriger als im Osten sind (De Mets et al., 1990) (Abb. 2.5). 54°E 56°E 58°E 60°E 62°E 64°E 66°E 68°E 70°E 30°N EurasischePlatte b St Helmand Block Si Su stan tu r . Ornach Nal Störung Mina Lut Block 36,5 SO130 A Gwadar Pasni Ormara Makran SO130 F ra ma Subduktionszone OrPlatte Sonne Störung 24°N y rra M u c k en Rü Indische Platte Stö Rel. Plattenbewegung (mm/a) Ow en 26°N SO130 B run gsz on e Arabische Platte 42 28°N 22°N 20°N Konvergente Plattengrenzen Divergente Plattengrenzen 18°N Transformstörungen Arbeitsgebiete von SO130 16°N Abb. 2.5 Schematische Darstellung der Tektonik im Nordostarabischen Meer. Subduktion der Arabischen Platte und der Ormara Platte unter die Eurasische Platte mit durchschnittlich 42 mm/Jahr im östlichen Bereich und etwa 36,5 mm/Jahr im westlichen Bereich (De Mets et al., 1990). Im Osten befindet sich die Indische Platte (nach Kukowski et al., 2001). Lokationen der Arbeitsgebiete A, B und F der Sonne Forschungsfahrt SO130. Die Subduktionszone ist durch eine geringe seismische Aktivität charakterisiert (Page et al., 1979; Laane & Cheng, 1989). Ein größeres Erdbeben mit einer Magnitude von MW = 8.1 wurde 1945 in der Nähe von Pasni lokalisiert (Byrne et al., 1992). In der Regel sind die Erdbeben in der Region jedoch von geringerer Stärke (Byrne et al., 1992). Erd- 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer 13 beben können Auslöser von Hangrutschungen und Turbiditen sein und spielen, wie in Kapitel 2.1 bereits angesprochen, für die Differenzierung der jahreszeitlichen Laminationen eine Rolle. Bei einer späteren Datierung, ist es wichtig helle Laminationen von Turbiditlagen zu unterscheiden, so dass eine genaue Altersdatierung möglich ist. 2.2.2 Der Makran Akkretionskeil Der Makran Akkretionskeil ist mehr als 350 km breit (Platt et al., 1985) und wird nördlich von den paläozoischen Blöcken Lut und Helmand begrenzt (Abb. 2.5) (McKenzie, 1972; Gordon & DeMets, 1989). Zur Zeit sind 100 bis 150 km zur Plattengrenze hin submarin, der Rest subaerisch gelagert. Eine Sequenz überschobener Decken bildet die Vorderfront des Makran Akkretionskeils. Diese Decken zeigen über eine Entfernung von mehreren 100 km eine gleichförmige Deformation entlang der gesamten Breite der konvergierenden Plattengrenze (White & Louden, 1982; Roeser & Scientific Party, 1997). Durch die Deckenbildung kommt es zu einer Hebung der Makran Küste um etwa 1.5 mm/Jahr (Harms et al., 1984; Platt et al., 1985; Kopp et al., 2000). Der submarine Bereich des Makran Akkretionskeils zwischen 62°15’E - 63°30’E und 24°15’N – 25°15’N lässt sich nach Kukowski et al. (2000; 2001) in einen steilen oberen Hang, eine fast ebene mittlere Terrasse (mid-slope) und einen flacheren unteren Hang gliedern. Der untere Hang ist morphologisch charakterisiert durch vier bis sechs Akkretionsrücken, die den Scheitel der frontalen Überschiebungen dokumentieren. Ihr Verlauf reicht über eine Länge von 15 bis 95 km (Kukowski et al., 2001). In einer Wassertiefe von etwa 3000 m entwickelt sich an der aktiven Deformationsfront ein neuer Akkretionsrücken (Nascent Ridge) (White & Louden, 1983; Von Rad et al., 1998; Kukowski et al., 2001). Östlich von 63°45’ verjüngt sich der untere Hang und nur noch drei Akkretionsrücken sind ausgebildet. Der Sedimenteintrag nimmt nach Osten hin ab (Von Rad et al., 1998). Die Senken zwischen den einzelnen Rücken sind mit posttektonisch abgelagerten Turbiditen und hemipelagischen Sedimenten gefüllt, die entweder horizontal oder leicht hangabwärts gelagert sind (Abb. 2.6) (White & Louden, 1983; Von Rad et al., 1998; Grevemeyer et al., 2000). Durch die zügige tektonische Hebung von 1.5 mm/Jahr und der Tatsache, dass das Hinterland der Makran Küste nahezu vegetationslos ist, wodurch ein erhöhter Materialabtrag stattfindet, kommt es in den Senken des Akkretionskeils (Abb. 2.6) zu einer ungewöhnlich hohen Sedimentationsrate von etwa 1.2 mm/Jahr im Bereich der OMZ vor Pakistan (Von Rad et al., 1999a,b; 2002). 14 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer Schlammvulkan an Land 0 500 OMZ 1000 Morphologische Senken gefüllt mit Sediment 1500 2000 2500 Inaktiver Schlammdiapir Oman Tiefseeebene 3000 3500 Jüngste Faltung 1 2 3 4 5 1 - 5 = Morphologische Höhenrücken des Makran Akkretionskeils Abb. 2.6 Schematische Darstellung eines Querschnitts des Makran Akkretionskeils. Fünf morphologische Höhenrücken, getrennt durch mit Turbiditen und hemipelagischen Sedimenten gefüllten Senken, charakterisieren den Makran Akkretionskeil. Jüngste Faltung bei 3000 m Tiefe an der Front des Akkretionskeils. An Land sowie im Frontbereich des Keils befinden sich Schlammvulkane und Schlammdiapire. In der Wassersäule bei 200 bis 1200 m ist die stabile OMZ ausgebildet (modifiziert nach Von Rad et al., 1998) Nach Von Rad et al. (1998) sind in Abbildung 2.6 die fünf Akkretionsrücken und in den zwischengelagerten Senken die posttektonischen Sedimentablagerungen schematisch dargestellt. Eine mittlere Terrasse wie Kukowski et al. (2000) sie beschreibt, wurde hier nicht berücksichtigt, jedoch sind ein steilerer oberer Hang sowie der flachere untere Hang mit den Akkretionsrücken gut zu erkennen. Die Akkretionsrücken sind in einer Tiefe unterhalb von 1500 m dargestellt. Die jüngste Faltung geht in die Oman Tiefseeebene über. Im Bereich des Akkretionskeils sind Schlammvulkane und Schlammdiapire im Meer (Collier & White, 1990; Von Rad et al., 1995) und an Land verbreitet (Abb. 2.6) (Snead, 1964; Von Rad et al., 1995) (Kap. 2.1). 2.2.2.1 Morphologie des Kernentnahmegebietes Das Arbeitsgebiet B der Sonne Forschungsfahrt SO130 (65°30’E – 66°10’E; 24°35’N – 25°05’N) (Abb. 2.5), in dem die Kerne 56KA und 315KA gezogen wurden, liegt im Bereich des östlichen Makran Akkretionskeils. Hier treffen der Makran Akkretionskeil und die nördliche Verlängerung des Murray Rückens, der das Arbeitsgebiet quert (Wiedicke & Rask, 1998), aufeinander. Eine Tiefseelotung nach Wiedicke & Rask (1998) ergab, dass die tektonischen Höhenrücken, wie in Abb. 2.6 dargestellt, in diesem Bereich nicht eindeutig identifiziert werden 2 Sedimentationsraum Arabisches Meer können, da sie teilweise von E-W streichenden Canyons als Folge von Erosionen überprägt sind. In Tiefen von 117 m, 129 m und 144 m in der Nähe des Schelfrandes südlich des Flusses Hingol wurden drei Stufen erkannt, die als fossile Terrassen interpretiert werden, die durch Niedrigstände des Meerwasserspiegels während glazialer Zeiten entstanden sind (Wiedicke & Rask, 1998). Vier Höhenrücken können dennoch in Anlehnung an die Arbeitsgebiete A (Profil über den Akkretionskeil bei 64°15’E – Ormara Tiefseeebene) und F (62°25’E – 63°19’E; 24°01’N – 24°29’N) der Sonne Forschungsfahrt SO130 (Abb. 2.5) identifiziert werden. Die Oberkanten der Akkretionsrücken liegen im Arbeitsgebiet B höher als in den Arbeitsgebieten A und F, deren Höhen ungefähr in der schematischen Abbildung 2.6 dargestellt sind. Beispielsweise wurde der erste Akkretionsrücken im Arbeitsgebiet B auf etwa 1900 m Wassertiefe gemessen, in Arbeitsgebiet A erst in etwa 2600 m Wassertiefe (Wiedicke & Rask, 1998). Die morphologischen Höhen und Tiefen des Akkretionskeils variieren demnach lokal. Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt, sind nach Von Rad et al (1998) östlich von 63°E nur noch drei Akkretionsrücken ausgebildet. Dies bestätigt, dass eine eindeutige Identifizierung der Akkretionsrücken hier schwierig ist, so dass auf eine genaue Bestimmung der Anordnung der morphologischen Höhen mit Bezug auf die Kernentnahmelokationen hier verzichtet wird. Bedeutend für die vorliegende Arbeit ist, dass die Bohrkerne 56KA und 315KA in einem Senkenbereich zwischen zwei Falten des Makran Akkretionskeils in etwa 800 m Tiefe gezogen wurden und daher keine tektonischen Störungen zeigen, sondern posttektonisch horizontal gelagerte laminierte Sedimente aufweisen (Von Rad et al., 1999a). Entgegen der Darstellung nach Von Rad et al. (1998), in der die Senkenbereiche unterhalb der Sauerstoffminimumzone liegen (Abb. 2.6), liegt dieser Senkenbereich innerhalb der OMZ. 15 16 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Im Folgenden werden Grundlagen und Methoden der Magnetik, soweit sie für die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit von Bedeutung sind, erläutert. Für detailliertere Einführungen in die Thematik der Gesteins- und Paläomagnetik sei auf die Werke von Thompson & Oldfield (1986), Soffel (1991), Chikazumi (1997), Dunlop & Özdemir (1998) sowie Butler (1998) verwiesen. 3.1 Paläomagnetik Die Paläomagnetik befasst sich mit der Interpretation der magnetischen Informationen einer Gesteins-, Sediment- oder Bodenprobe im Hinblick auf das äußere Magnetfeld, genauer dem Erdmagnetfeld der Vergangenheit, welches die remanente Magnetisierung der Minerale bewirkt hat. Die vereinfachende Vorstellung über die dominierenden inneren Anteile des Erdmagnetfeldes ist die einer einheitlich magnetisierten Kugel, mit einem gekippten, axialen Dipol (Abb. 3.1) und geht auf den Physiker William Gilbert (1600) zurück. Busse (1975) berechnete das Modell eines hydromagnetischen Dynamos im Erdinneren als Quelle des Magnetfeldes. Die Intensität der Magnetisierung der Kugel ist darstellbar als die Länge eines Feldvektors, der über drei Komponenten definiert wird. Der Erdmagnetfeldvektor lässt sich an jedem Punkt auf der Erde über die erdmagnetischen Komponenten innerhalb des geographischen Koordinatensystems definieren, das heißt über die Totalintensität (F), die Inklination (I) sowie die Deklination (D) oder über die karthesischen Koordinaten Nord (x)-, Ost (y)- und die senkrechte (Z)-Komponente (Abb. 3.1, 3.2). Deklination und Inklination lassen sich mit Hilfe einer Kompassnadel veranschaulichen. Die Kompassnadel macht die räumliche Lage einer Feldlinie des Erdmagnetfeldes sichtbar. Der Winkel zwischen der magnetischen Nordrichtung, in welche die Kompassnadel zeigt, und dem geographischen Nordpol ist die Deklination. Er wird positiv über Osten gezählt. Hätte die Nadel die Möglichkeit in einem dreidimensionalen Raum zu schwingen, so würde sie zudem entsprechend der Feldlinie aus der Horizontalebene (H) in einem bestimmten Winkel geneigt sein. Dieser Winkel entspricht der Inklination. Er ist positiv, wenn er zum Erdinneren geneigt ist (Abb. 3.1, 3.2). 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 17 Geograph. Geomagn. Nordpol Nordpol Rotationsachse der Erde 11.4° H I F Z Geographischer Äquator Geomagn. Geograph. Südpol Südpol Abb. 3.1 Vereinfachte, schematische Darstellung des Erdmagnetfeldes. Im Zentrum der Erdkugel ist ein fiktiver Dipol dargestellt. Die Erdmagnetfeldachse ist um etwa 11.4° zur Rotationsachse der Erdkugel gekippt. Rezent liegt der geomagnetische Nordpol nahe dem geographischen Nordpol. Geograph. Nord Geomagn. Nord X H D I Y F Geograph. Ost F = Totalintensität (Intensität des Feldvektors) D = Deklination (positiv von Nord Richtung Ost) I = Inklination (positiv von der Horizentalebene nach unten in das Erdinnere) X = Nordkomponente Y = Ostkomponente Z = Vertikalintensität Z H = Horizontalintensität Erdinneres Abb. 3.2 Zusammenhang zwischen den karthesischen Koordinaten x, y, z und den Erdmagnetfeldkomponenten I, D, F, H. F = Totalintensität, Z = Vertikalintensität, H = Horizontalintensität, I = Inklination. 18 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Die Erdmagnetfeldelemente stehen in folgender Beziehung zueinander: H = F cos I Z = F sin I tan I = Z/H X = H cos D y = H sin D tan D = Y/X F² = H² + Z² = X² + Y² + Z² Das geomagnetische Feld verändert sich mit der Zeit. Manche dieser Änderungen besitzen eine Periode von etwa 10² -10³ Jahren und werden als Säkularvariationen bezeichnet. Die Änderung der Deklination kann beispielsweise an der historischen Aufzeichnung des Erdmagnetfeldes bei London nachvollzogen werden. Im Jahre 1650 betrug die Deklination hier 0°, änderte sich auf einen Wert von 24°W um 1800 und beträgt heute 5°W. Eine weltweite Betrachtung zeigt, dass die Variationen von Ort zu Ort verschieden sind, zum Beispiel ändern sich die Werte über dem Pazifischen Ozean langsamer als in Südamerika (Opdyke & Channell, 1996). Die Paläosäkularvariation kann wertvolle Informationen für das Verständnis des Geodynamos liefern. Bisher gibt es vergleichsweise wenige paläomagnetische Daten limnischer Sedimente aus Gebieten mit hoher Sedimentakkumulation oder archäomagnetische Daten aus archäologischen Funden (beispielsweise alte Brennöfen, Frank, 1999; Kovacheva, 1997). Bestimmung der relativen Paläointensität des Erdmagnetfeldes Die absolute Intensität des Paläoerdmagnetfeldes ist für die vorliegende Arbeit irrelevant, da ein Vergleich der Variation der Paläointensität des Erdmagnetfeldes der Vergangenheit angestrebt wird. Um die magnetische Information von Sedimentproben im Hinblick auf Intensitätsschwankungen des Paläoerdmagnetfeldes zu entschlüsseln, wird zuerst die Natürliche Remanente Magnetisierung (NRM) (Kap. 3.2.2) der Proben ermittelt. Die Intensität der NRM einer marinen Sedimentprobe wird sowohl durch die Intensität des Paläoerdmagnetfeldes als auch von Konzentration, Korngröße und –form sowie Art der remanenztragenden Minerale beeinflusst. Deshalb kann die NRM nur nach einer sinnvollen Normierung ein Maß für die relative Intensität des Paläoerdmagnetfeldes zum Zeitpunkt des Remanenzerwerbs sein. In aller Regel erfolgt eine Normierung über synthetische Remanenzen sowie die magnetische Suszeptibilität (Meynadier & Valet, 1992; Channell et al., 1997). 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 19 Zum Begriff des „Environmental magnetism“ Die Untersuchung und das Verständnis von Paläoklima- und Paläoumweltbedingungen haben zunehmend an Bedeutung gewonnen. Da beispielsweise direkte Temperaturaufzeichnungen nur relativ kurz in die Vergangenheit zurückreichen, wurde versucht, verschiedene Proxiparameter zu entwickeln, mittels derer sich indirekt auf Paläoklima- und Paläoumweltbedingungen zurück schließen lässt. Thompson & Oldfield (1986) führten den Begriff des „Environmental magnetism“ ein und beschrieben eine Disziplin, die verschiedene magnetische Messungen nutzt, welche eine quantitative Bestimmung der Mineralogie, Korngröße und Konzentration verschiedener Minerale erlauben. Diese Eigenschaften variieren häufig mit dem Paläoklima beziehungsweise den Paläoumweltbedingungen. Gesteinsmagnetische Parameter dienen also als Proxies für zum Beispiel Paläotemperaturen, aber auch zur Identifikation von Sedimentliefergebieten und Transportmechanismen oder biogener Aktivität (King & Channell, 1991). 3.2 Gesteinsmagnetik In der Gesteinsmagnetik werden die magnetischen Eigenschaften der Minerale von Gesteinen, Sedimenten oder Böden analysiert und beschrieben. 3.2.1 Physikalische Grundlagen des Magnetismus in Mineralen Wird ein Stoff in ein äußeres Magnetfeld H gebracht, so wird eine induzierte Magnetisierung Mi erzeugt. Die dimensionslose magnetische Volumensuszeptibilität κ ist die Proportionalitätskonstante zwischen der induzierten Magnetisierung Mi und dem äußeren Feld H. Mi = κ * H Durch Division der Volumensuszeptibilität κ durch die Dichte des Stoffs kann die spezifische Suszeptibilität χ in m³kg-1 errechnet werden. Im Sinne der Gesteins- und Paläomagnetik sowie des „Environmental Magnetism“ bestehen Sedimente aus einer Matrix para- und diamagnetischer Minerale mit Spuren von feinstkörnigen ferrimagnetischen Mineralen (<<1%). Je nachdem ob ein Mineral para-, dia- oder ferromagnetisch ist, besitzt die Suszeptibilität unterschiedliche Größe und Vorzeichen. 20 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Diamagnetismus Bei Anlegen eines äußeren magnetischen Feldes besitzen Stoffe mit diamagnetischen Eigenschaften eine schwache negative Magnetisierung (κ < 0). Sobald das Magnetfeld entfernt wird, verschwindet diese Magnetisierung wieder. Die Magnetisierung ist von der Temperatur unabhängig. Die wichtigsten Beispiele für diamagnetische Minerale sind: und Quarz χ= - 0,6 x 10-8 m³kg-1 Feldspat χ= - 0,6 x 10-8 m³kg-1 Calcit χ= - 0,5 x 10-8 m³kg-1. (χ -Werte nach Soffel, 1991) Paramagnetismus Beim Anlegen eines äußeren Feldes besitzen paramagnetische Stoffe eine schwache positive Magnetisierung (κ > 0). Thermische Energie wirkt dieser Magnetisierung entgegen. Das heißt, bei einer Temperaturerhöhung nimmt die Suszeptibilität ab: κ = Cpar/T für T > TC (Cpar = paramagnetische Curie Konstante) Bei Wegnahme des äußeren Magnetfeldes verschwindet die induzierte Magnetisierung. Beispiele für paramagnetische Minerale sind: Pyrit χ= 30 x 10-8 m³kg-1 Illit χ= 15 x 10-8 m³kg-1 Montmorillonit χ= 14 x 10-8 m³kg-1 Biotit χ = 67 - 98 x 10-8 m³kg-1 ( χ -Werte nach Dunlop & Özdemir, 1998) Ferromagnetismus Wird ein ferromagnetischer Festkörper in ein äußeres magnetisches Feld gebracht, so erfährt er eine spontane positive Magnetisierung (κ >> 0). Wird die Feldstärke des äußeren Feldes auf Null verringert, so verbleibt eine Remanente Magnetisierung MR. MR ist das wichtigste Kriterium zur Unterscheidung ferromagnetischer 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 21 von para- und diamagnetischen Mineralen. Para- und diamagnetische Minerale können keine remanente Magnetisierung erwerben. Oberhalb einer kritischen Temperatur verhält sich ein ferromagnetischer Stoff paramagnetisch: κ = Cfer /T - Tc für T > TC (Cfer = ferromagnetische Curie Konstante) Reines ferromagnetisches Verhalten tritt nur bei den Metallen Eisen, Kobalt und Nickel sowie bei einigen künstlich erzeugten Materialien auf. Bei gesteinsbildenden Mineralen treten vielmehr zwei Varianten auf, die ähnliches Verhalten zeigen: 1. Antiferromagnetismus Antiferromagnetische Kristalle verhalten sich oberhalb der sogenannten Néeltemperatur (Néel, 1952) paramagnetisch: κ = Nantifer/(T + ΘN) für ΘN > TN (Nantifer = antiferromagnetische Nèelkonstante ΘN = Nèeltemperatur) Einige Antiferromagnetika können auf Grund von Gitterdefekten, Unreinheiten oder sogenanntem spin-canting auch ohne ein äußeres Magnetfeld eine Magnetisierung aufweisen. Beispielhafte Minerale hierfür in der Natur sind: Hämatit χ = 102 - 103 x 10-8 m³kg-1 Goethit χ= 103 x 10-8 m³kg-1 (χ -Werte nach Soffel, 1991) 2. Ferrimagnetismus Ferrimagnetische Minerale besitzen auch ohne ein äußeres Magnetfeld eine Magnetisierung, welche aber wesentlich schwächer als beim Ferromagnetismus ist. Auch diese Form von Magnetismus ist abhängig von der Temperatur: κ = Cferri/(T-TC) für T > TC (Cferri = ferrimagnetische Curiekonstante) 22 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Beispiele für wichtige ferrimagnetische Minerale in der Gesteinsmagnetik sind: Magnetit χ = 106 – 107 x 10-8 m³kg-1 Titanomagnetit χ = 102 – 107 x 10-8 m³kg-1 Maghemit χ = 105 – 107 x 10-8 m³kg-1 (χ -Werte nach Soffel, 1991) Nachfolgend werden die Begriffe „magnetisch“ oder „remanenztragend“ verwendet, um ferriund antiferromagnetische Minerale von solchen mit para- und diamagnetischen Eigenschaften abzugrenzen. 3.2.2 Natürliche Remanente Magnetisierung in Sedimenten Als Natürliche Remanente Magnetisierung (NRM) wird die remanente Magnetisierung einer Gesteinsprobe bezeichnet, welche sie in der Natur unter Einwirkung des Erdmagnetfeldes als äußerem Magnetfeld H erworben hat. Sedimente erwerben eine Natürliche Remanente Magnetisierung auf Grund eines geringen Anteils remanenztragender Mineralkörner. Die Intensität der NRM wird durch die Paläointensität des Erdmagnetfeldes sowie die Konzentration, die Korngröße und den Grad der Ausrichtung des magnetischen Mineralinventars bestimmt. Früher galt die Vorstellung, dass im einfachsten Fall feinkörnige, ellipsenförmige, magnetisierte Sedimentpartikel langsam durch unbewegtes Wasser sinken und sich während des Absinkens auf Grund ihrer Magnetisierung parallel zur Richtung des umgebenden Erdmagnetfeldes ausrichten und in dieser Ausrichtung sedimentieren (Abb. 3.3 a). Die Überlagerung durch nachfolgende Sedimente bewirkt eine Konsolidierung der bereits abgelagerten Sedimente, durch Kompaktion erfolgt die Fixierung der magnetischen Teilchen in ihrer Ausrichtung. Diese ausgerichteten remanenztragenden Partikel bilden die Träger der sogenannten Sedimentationsremanenz (DRM = Detrital Remanent Magnetisation). Informationen über das Erdmagnetfeld zum Zeitpunkt ihrer Ablagerung bleiben mit der Remanenz erhalten. In der Natur ist der Erwerb einer sedimentären remanenten Magnetisierung jedoch ein deutlich komplexeres Phänomen als im oben beschriebenen Fall dargestellt. 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 23 Eintrag sedimentärer magnetischer Minerale in Gewässer a) Er Rich dm tu ag ng ne de tfe s lde s Ausrichtung während des Absinkens Inklinationsfehler Ablagerung b) Ausrichtung in Poren Kompaktionsdruck f) Rutschungen e) Bioturbation c) Inklinationsfehler Fixierung Fluid/Wasser Sediment Fluid im Sediment d) Magnetische Partikel/Größe [µm] Dipolrichtung des Mineralkorns Würmer Sedimentkörner Abb. 3.3 Schematische Darstellung der Entstehung von Sedimentationsremanenz. a) bis f) zeigen vergrößerte Ausschnitte aus der Sedimentationsmatrix sowie der Wassersäule mit (a – d) einzelnen Stationen während der Entstehung der Remanenz und (e/f) mögliche Störquellen oder Quellen für einen Neuerwerb. 24 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Erste Forschungen zur DRM beschränkten sich, wie zuvor dargestellt, auf die Ablagerung der magnetischen Partikel sowie die Prozesse an der Sediment/Wasser Grenze (Abb. 3.3 b), da vermutet wurde, dass diese den Remanenzerwerb dominierten. Allerdings ergaben weitere Untersuchungen, dass diese Prozesse nur einen geringen Anteil an der DRM ausmachten. Vielmehr stellte sich heraus, dass Interaktionen an der Grenze Sediment/Wasser, die Entwässerung der Sedimente nach der Ablagerung und die Brown’sche Bewegung der Partikel großen Einfluss auf den Erwerb der Magnetisierung nehmen. Die Summe der resultierenden Effekte bilden letztendlich die DRM (Nagata, 1961). Nach Verosub (1977) umfasst die DRM alle Prozesse, die ein detritisches magnetisches Partikel vom Moment des Absinkens durch die Wassersäule bis zur Eingliederung in das Sediment und dem Beginn chemischer Veränderungen nach der Ablagerung beeinflussen. Da eine Fixierung der Körner an der Sediment/Wasser Grenze ungewöhnlich wäre, weil die Partikel dort durch das Wasser jederzeit beweglich sind, führte Irving (1957) den Begriff der „Postdepositional Detrital Remanent Magnetisation“ (PDRM), der postsedimentären Remanenten Magnetisierung, für den Erwerb der Remanenz nach der Ablagerung an der Sediment/Wassergrenze in den Poren des Sediments ein. Der Erwerb einer postsedimentären Remanenten Magnetisierung findet in mit Wasser gefüllten Porenräumen statt, in denen sich die magnetischen Teilchen auch nach der Ablagerung noch frei bewegen können (Abb. 3.3 c). Während der Phase der Entwässerung und Konsolidierung des Sediments wird sowohl durch den physikalischen Kontakt der Körner untereinander als auch durch den Verlust des umgebenden Fluidums eine weitere Bewegung der Teilchen verhindert, so dass die Ausrichtung der Magnetisierung mechanisch fixiert wird (Abb. 3.3 d). Diese Fixierung wird als Lock-in bezeichnet. Der Erwerb der remanenten Magnetisierung einzelner magnetischer Teilchen ist sowohl abhängig von der Größe des Porenraums, in dem sie sich befinden, als auch von der Größe des Partikels selbst. Große Porenräume bieten mehr Bewegungsfreiheit als kleine Porenräume. Große Körner verkanten eher als kleine. Demnach kann die Fixierung der Magnetisierung unterschiedlicher remanenter Partikel einer Sedimentprobe zu verschiedenen Zeiten stattfinden. Die gesamte Intensität der Magnetisierung einer Sedimentprobe ist in diesem Fall eine Mischung von geringfügigen Intensitätsvariationen älteren und jüngeren Datums. Wird beispielsweise ein Sediment mit einer Sedimentationsrate von 1 cm pro 1000 Jahre sowie einer sogenannten Lock-in Tiefe von 1 cm betrachtet, so kann es zu Intensitätsvariationen von einigen hundert Jahren kommen. Das Messergebnis einer Natürlichen Remanenten Magnetisierung einer Sedimentprobe ist also immer eine Mittelung über ein bestimmtes Altersintervall. Die Lock-in Tiefe differiert je nach Sediment, Ablagerungsbedingung und Umgebung. 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 25 Wann die Fixierung der Ausrichtung der magnetischen Partikel erfolgt und ob eine Ausrichtung möglich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Die Korngröße der remanenztragenden Teilchen, die Sedimentationsrate sowie Bioturbation spielen hier bedeutende Rollen. Kleine Korngrößen erhöhen Brown’sche Bewegungen remanztragender Partikel. Feinkörnige Sedimente haben zu Beginn der Ablagerung einen hohen Wassergehalt und entwässern nur langsam zu Beginn der Kompaktion und Konsolidierung. Dieser Prozess gewährleistet ausreichend Zeit (etwa 102 – 103 Jahre; Butler, 1998), während der eine postsedimentäre Ausrichtung der remanenten Fraktion stattfinden kann. Große magnetische Teilchen hingegen werden vermutlich eher fixiert als feinkörnige (siehe oben), da die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in Porenräumen länger frei bewegen können, gering ist. Die Zeit, die ein remanenztragendes Teilchen in einer Zone mit hohem Wassergehalt verbringt, ist abhängig von der Sedimentationsrate. Hohe Sedimentationsraten erhöhen durch eine schnell wachsende Auflast Entwässerungs- und Kompaktionseffekte, die gleichzeitig ein frühzeitiges Lock-in zur Folge haben. Durch niedrige Sedimentationsraten bleibt der Wassergehalt Sedimentablagerungen die länger erhalten. postsedimentäre Dementsprechend Ausrichtung der fördern geringe Magnetisierung der magnetischen Fraktion. Bioturbation zerstört die sedimentär erworbene Magnetisierung magnetischer Teilchen, da diese mechanisch in Unordnung gebracht werden (Abb. 3.3 e). Durch Bioturbation kommt es jedoch gleichzeitig zu einem hohen Wassergehalt in der oberen Schicht der akkumulierenden Sedimentsäule. Hohe Wassergehalte gewährleisten gute Verhältnisse für postsedimentäre Prozesse, so dass auch weiterhin die Möglichkeit des Erwerbs einer NRM gegeben ist. Ebenso kann deformiertes oder abgerutschtes Material erneut postsedimentär eine remanente Magnetisierung erwerben (Abb. 3.3 f) (Keen, 1963, Opdyke et al., 1969, Verosub, 1977). Auf Grund der vielen verschiedenen Quellen, denen die magnetische Fraktion eines Sediments entstammen kann, sowie den sedimentären und postsedimentären Faktoren, welche eine sedimentäre Remanenz beeinflussen, ist es verständlich, dass die Intensitäten der Magnetisierung stark streuen. Für kontinentale Ablagerungen, die einen hohen Anteil an Magnetit besitzen, können die Intensitäten der sedimentären Magnetisierung > 10-1 A/m betragen, während marine Kalke Intensitäten < 10-4 A/m besitzen (Butler, 1998). In Laborversuchen wurden experimentell Suspensionsablagerungen von glazialen Warven rekonstruiert und festgestellt, dass die an den Sedimentproben gemessenen Inklinationswerte flacher waren als die Inklinationswerte des angelegten Magnetfeldes 26 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik (Johnson et al., 1948). King (1955) nannte diesen Effekt „inclination error“ und untersuchte ihn im Detail. Auf Grund der Formanisotropie gestreckter remanenztragender Teilchen, richten sich ihre magnetischen Momente entlang ihrer längsten Achse aus (Kap. 3.3). Gravitative Drehmomente bewirken, dass die Partikel in eine horizontale Ausrichtung rotieren. Demnach wäre der Inklinationsfehler auf Einflüsse während der Sedimentation der magnetischen Partikel sowie auf Prozesse an der Sediment/Wasser Grenze zurückzuführen (Abb. 3.3 b). Untersuchungen an feinkörnigen holozänen beziehungsweise plio-pleistozänen Sedimenten aus der Tiefsee sowie aus limnischen Seen, deren Magnetisierung auf PDRM Prozesse basieren, und die nur von wenigen Metern Sediment überlagert waren, ergaben, dass diese Sedimente keine Inklinationsfehler reflektieren (Opdyke & Henry, 1969; Lund, 1985). Ältere Tiefseesedimente in tieferen Schichten zeigten allerdings eine Abflachung der Inklination. Dieser Inklinationsfehler wurde auf die Kompaktion zurückgeführt (Blow & Hamilton, 1978). Durch eine erhöhte Auflast werden die gestreckten remanenztragenden Partikel eingeebnet. In Tiefseekernen wurden neben einem graduell abnehmenden Wassergehalt Tonpartikel beobachtet, welche in Richtung der Schichtebene rotiert sind (Abb. 3.3 d) (Arason & Levi, 1990). Zur Zeit finden an der Universität Bremen Untersuchungen statt, im Verlauf derer der PDRMErwerbsprozeß erstmals erfolgreich numerisch durch ein „Diskrete Elemente Modell“ (DEM) simuliert wurde (Witt, A. et al., 2004). Chemische Prozesse können detritische magnetische Minerale alterieren oder (an)lösen und/oder neue remanenztragende Minerale ausfällen. Chemische Veränderungen wie die Oxidation oder die Reduktion magnetischer Träger als auch die Diagenese der Matrix bilden dann die Grundlage für eine Chemische Remanente Magnetisierung (CRM). Diese würde die DRM überprägen und ist für die Ermittlung relativer Paläointensitäten von Nachteil. An dieser Stelle wird deutlich, dass eine NRM, die sedimentär erworben wurde komplexen physikalischen Prozessen unterliegt. Nachfolgend wird weiterhin der Begriff „Natürliche Remanente Magnetisierung“ für die remanente Magnetisierung der vorliegenden Sedimentproben verwendet. 3.2.3 Remanenztragende Minerale in Gesteinen/Sedimenten Im eigentlichen Sinne magnetische Minerale in einem Sediment sind vor allem Eisenoxide wie Magnetit (Fe3O4), Titanomagnetit (Fe3-xTixOx), Hämatit (α-Fe2O3) und Maghemit (γ−Fe2O3). Sie nehmen deutlich weniger als ein Volumenprozent des Sediments ein. 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 27 Eisensulfide, wie Pyrrhotit (Fe7S8), oder Manganoxide, wie Magnesiumferrit (MgFe2O4), stehen an zweiter Stelle und sind dann von großer Bedeutung, wenn der Gehalt an Eisenoxiden in einem Sediment verschwindend gering ist. Dieser Abschnitt soll kurz die Eigenschaften der für die vorliegende Arbeit relevanten magnetischen Minerale vorstellen. Eine Vertiefung der Thematik erlauben Stacey & Banerjee (1974), Bleil & Petersen (1982), Collinson (1983) sowie Soffel (1991). Die Zusammensetzungen der wichtigsten magnetischen Minerale, der Eisen-Titanoxide, werden in einem ternären System mit den Endgliedern Wüstit (FeO), Hämatit (Fe2O3) und Rutil (TiO2) dargestellt (Abb. 3.4). TiO2 Rutil, Brookit FeTi2O5 Ps eu d FeTiO3 Ilmenit Tit an o ok ite z an oh äm Titano- atite Fe2TiO4 Ulvöspinell Tit ob ro ma x gn eti FeO Wüstit Fe2TiO5 Pseudobrookit Maghemite te Fe3O4 Magnetit Maghemitisierung Fe2O3 Hämatit Maghemit Abb. 3.4 Darstellung der Zusammensetzung der wichtigsten magnetischen Minerale in einem ternären System. x zeigt den Titangehalt an, z den Oxidationsparameter der Mischreihe Titanomagnetit/-maghemit, die in der grau hinterlegten Fläche dargestellt ist (modifiziert nach Dunlop & Özdemir, 1998). Zwei verschieden strukturierte Gruppen magnetischer Minerale lassen sich innerhalb des ternären Systems unterscheiden. Stark magnetische kubische Oxide und schwach magnetische rhomboedrische Minerale, wie Hämatite und Titanohämatite. 28 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 3.2.3.1 Kubische Minerale Magnetit Fe3O4 (Fe2+Fe23+O4) Das häufigste ferrimagnetische Mineral der Erde ist Magnetit. Magnetit kommt in sämtlichen Gesteinsarten, ozeanischen wie kontinentalen, in primärer oder sekundärer Phase vor und ist zugleich stark magnetisch. Daher ist es eines der wichtigsten remanenztragenden Minerale in der Gesteins-, Paläo- und Umweltmagnetik. In der Natur entsteht reiner Magnetit u.a. durch die Biomineralisation von Magnetosomen in magnetotaktischen Bakterien (Petersen et al., 1986). Die Atome von Magnetit koordinieren in einer inversen Spinellstruktur. Durch die unterschiedlich starken magnetischen Momente der Kationen (Fe2+, Fe3+) kommt es zu einem magnetischen Restmoment pro Formeleinheit. Bei Abkühlung von Magnetit unter etwa 120 K (Verwey & Haayman, 1941) wandelt sich die kubische Symmetrie des Kristalls in eine monokline Symmetrie. Dies hat zur Folge, dass sich die Richtung der spontanen Magnetisierung ändert. Oberhalb dieser Temperatur ist die bevorzugte Richtung die (111) Richtung, also die Würfeldiagonale, unterhalb die (110) Richtung, die Flächendiagonale. Der Zustand des Kristalls zum Zeitpunkt des Übergangs von einer Symmetrie in die andere wird als Verwey-Phasenübergang (TV) bezeichnet. Die magnetische Anisotropie von Magnetit wird durch die Kornform (Formanisotropie) dominiert. Die Curietemperatur von reinem Magnetit beträgt ungefähr 853 K. Natürlicher Magnetit ist meist durch den Einbau fremder Ionen oder Gitterfehler u.a. beeinflusst. Die Werte für die Curietemperatur variieren daher zwischen 843 K und 963 K. Die Sättigungsmagnetisierung für reinen Magnetit liegt bei 480 kAm-1 und unter allen natürlich vorkommenden Mineralen besitzt Magnetit die höchste magnetische Suszeptibilität (Tab. 3.1). Die Koerzitivität ist niedrig, die Sättigungsmagnetisierung wird bereits bei einer Feldstärke von etwa 0.3 T erreicht. Unterhalb von TV ändern sich die Werte für Sättigungsmagnetisierung, Suszeptibilität und Koerzitivität, auf Grund ihrer Abhängigkeit von der oben beschriebenen kristallinen Anisotropie, auffallend (Özdemir et al., 1993). Anhand des charakteristischen VerweyPhasenübergangs ist es daher möglich, Magnetit als Träger der Remanenz neben anderen magnetischen Mineralen in einer Sedimentprobe zu erkennen. Durch Tieftemperaturoxidation bei T < 473 K wird an der Oberfläche eines Magnetit Fe2+ in Fe3+ umgewandelt (Dunlop & Özdemir, 1998). Magnetit ist also bei Raumtemperatur in Gegenwart von Sauerstoff instabil und maghemitisiert (oxidiert) graduell zu Maghemit. Pyrrhotit (Eisensulfid) Goethit (Eisenoxihydroxid) Titanohämatit Hämatit 948 variabel 353 - 393 (Collinson, 1983) 598 (Dunlop & Özdemir, 1993) TiyFe2-yO3 (0 < y < 1) α-FeOOH Fe7S8 423 (Aragón et al., 1985) α-Fe2O3 Rhomboedrische Symmetrie TM60 (Mischkristallreihe) Fe2.4Ti0.6O4 120 - 853 (x = 1) - (x = 0) (Bleil & Petersen, 1982) Fe(3-x)TixO4 (0< x < 1) Titanomagnetit mit varierendem Titangehalt 860 - 948 (Dunlop & Özdemir, 1993) γ-Fe2O3 Maghemit (Fe3O4, rein) 853 (natürl.) 843 - 963 (Soffel, 1991) TC oder TN [K] Fe3O4 Formel Magnetit Spinell-Struktur Minerale γ-Übergang Tγ = 473 - - Morin TM = 263 - - - Verwey TV = 120 Phasenübergänge [K] 1. γ-Übergang nur in hexagonalen Pyrrhotit 2. bei 34 K Umwandlung in monoklinen Pyrrhotit 3. > 723 - 773 K thermische instabil (Dekkers, 1989) 1. ~ 623 [K] Dehydration und < Mineralumwandlung zu α- oder γ-Fe2O3 (Dunlop, 1990) 1. Verwitterungsprodukt von Magnetit 1. enthalten oft Mg, al u.a. Kationen, die die Magnetisierung beeinträchtigen (Richards et al., 1973) 1. > 673 K Zerfall zu α-Fe2O3 1. Geringe Ti-Anteile in einem Magnetit Kristall können TV senken (Aragón et al., 1985) Besonderheiten Tab. 3.1 Charakteristische Eigenschaften der wichtigsten magnetischen Minerale 2.5 (Thompson & Oldfield, 1986) ~ 125 (Dunlop & Özdemir, 1993) sinkt mit steigendem Ti4+ Gehalt (Bleil & Petersen, 1982) 400 (Soffel, 1991) 480 (Thompson & Oldfield, 1986) MS [kAm-1] (Raumtemp.) 5 x 103 (Thompson & Oldfield, 1986) 103 - 105 (Soffel, 1991) 90 0.01 - 5 (Soffel, 1991) 3 x 10-3 - 3 x 10-2 sinkt mit steigendem (Collinson, 1983) Ti4+ Gehalt 102 - 103 (Soffel, 1991) 102 - 107 (Soffel, 1991) 105 -107 (Soffel, 1991) 106 - 107 (Soffel, 1991) χ [10-8m3kg-1] 400 (Thompson & Oldfield, 1986) 10 (Thompson & Oldfield, 1986) BC [mT] 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 29 30 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Maghemit (γ-Fe2O3) Durch partielle Oxidation existiert zwischen reinem Magnetit und reinem Maghemit ein lückenloser Übergang (Abb. 3.4). Maghemit ist im Unterschied zu Hämatit ähnlich stark magnetisch wie Magnetit und besitzt ebenfalls eine inverse kubische Spinellstruktur. Hämatit ist von rhomboedrischer Symmetrie, besitzt aber die gleiche chemische Formel (α-Fe2O3) wie Maghemit. Mit steigender Temperatur zerfällt der metastabile Maghemit an einem bestimmten Punkt in die stabile, aber schwach magnetische Fe2O3-Modifikation Hämatit. Die Temperatur, bei der Maghemit zerfällt, schwankt in der Literatur zwischen 523 K (Verwey, 1935) und 973 K (Özdemir, 1990) und ist abhängig von Korngröße, Oxidationsgrad (z) und dem Einbau fremder Ionen im Gitter (Wilson, 1961). Da die Curietemperatur oft oberhalb der Zerfallstemperatur liegt, wird TC im allgemeinen indirekt bestimmt. Aus den genannten Gründen ist es schwierig eine Curietemperatur für Maghemit festzulegen. In der Literatur gibt es verschiedene Werte für TC. Nach Dunlop & Özdemir (1998) liegt das derzeit beste Ergebnis bei 918 K (Özdemir & Banerjee, 1984). De Boer & Dekkers (1996) ermittelten für natürlichen Maghemit einen Wert von 883 K. Bei Raumtemperatur besitzt Maghemit mit ungefähr 400 kAm-1 wie Magnetit eine vergleichsweise hohe Sättigungsmagnetisierung (Soffel, 1991). Ebenso unterscheiden sich die Werte für die Suszeptibilität (Tab. 3.1) und die Koerzitivität wenig von den entsprechenden Werten für Magnetit. Titanomagnetit (TM) (Tix Fe(3-x)O4, 0 < x < 1), Titanomaghemit In Abbildung 3.4 liegt im ternären System zwischen Magnetit und Ulvöspinell die Mischreihe der Titanomagnetite. Sie besitzen wie Magnetit eine Spinellstruktur, jedoch werden zwei Fe3+ Ionen durch Fe2+ und Ti4+ ersetzt, wobei die Ti4+ Ionen die Oktaederzwischenräume einnehmen. Das x in der Strukturformel Fe(3-x)TixO4 ist der Mischungsparameter und gibt den Titangehalt in dem Molekül an. Ist x = 0 so liegt Magnetit (Fe3+[Fe2+Fe3+]O4) vor, für x = 1 Ulvöspinell (Fe2+[Fe2+Ti4+]O4). In rasch abgekühlter basaltischer Lava entsteht primärer Titanomagnetit (Fe2.4Ti0.6O4) der als TM60 (60% Ulvöspinell) bezeichnet wird und besonders häufig auftritt. Die Curietemperatur von Titanomagnetiten sinkt nahezu linear mit zunehmendem Titangehalt. Für x = 0 liegt sie bei ungefähr 853 K, für x = 1 nur noch bei 120 K. Für TM60 ist ein TC Wert zwischen 423 K und 473 K charakteristisch (Dunlop & Özdemir, 1998). Ebenso sinken die Sättigungsmagnetisierung sowie die Remanente Sättigungsmagnetisierung mit steigendem Titangehalt (Bleil & Petersen, 1982). Bei 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 31 Raumtemperatur besitzt TM60 eine Sättigungsmagnetisierung von etwa 125 kAm-1 (Dunlop & Özdemir, 1998). Die Koerzitivkraft ist primär abhängig von den Spannungszuständen innerhalb des TM Korns sowie sekundär von der Kristallstruktur, weniger von der Formanisotropie (Kap. 3.3, Anisotropien). In marinen Sedimenten sind häufig eher Titanomagnetite als reiner Magnetit als Träger der Remanenz vorzufinden. 3.2.3.2 Rhomboedrische Minerale Hämatit (α-Fe2O3) Hämatit besitzt eine rhomboedrische Kristallsymmetrie. Die Sauerstoffionen (O) bilden eine annähernd hexagonal dichteste Kugelpackung, deren oktaedrische Zwischenräume zu 2/3 durch Kationen (Fe3+) besetzt sind. Jedes Fe3+ ist von jeweils 6 O2- als nächsten Nachbarn umgeben. Unterhalb von 263 K, dem sogenannten Morin-Phasenübergang (Morin, 1950), ist reiner Hämatit perfekt antiferromagnetisch (Kap. 3.2.1). Oberhalb von 263 K ist er imperfekt, es ergibt sich auf Grund eines sogenannten spin-cantings ein resultierendes magnetisches Moment. Ebenso wie eine sinkende Korngröße können Anteile von Ti4+ den Temperaturpunkt des Morin-Phasenübergangs herabsetzen. Durch Gitterdefekte oder durch im Gitter eingebaute Kationen ohne magnetisches Moment, wie beispielsweise Al3+, besitzt Hämatit oft noch eine Überlagerung des bereits erwähnten magnetischen Moments durch ein sogenanntes Defektmoment, welches in seiner Intensität variiert, jedoch durch den Morin-Phasenübergang nicht beeinflusst wird. Hämatit ist magnetisch stark anisotrop. Diese Anisotropie beruht hauptsächlich auf einer Kristallanisotropie (Kap. 3.3). Die leichte Magnetisierungsrichtung oberhalb des MorinPhasenübergangs liegt in der Basalebene des Kristalls, darunter klappt sie spontan um in Richtung der c-Achse. Die Anisotropie verursacht hohe Koerzitivkräfte von mehreren 100 mT. Die Magnetisierung des Hämatit ist also sehr stabil. Die Néeltemperatur, bei der Hämatit paramagnetisch wird, liegt bei 948 K (Dunlop & Özdemir, 1998). Bei Raumtemperatur beträgt der Wert für die Sättigungsmagnetisierung MS etwa 2 kAm-1. Im Vergleich zu Magnetit ist dieser Wert ebenso wie der Wert der Suszeptibilität mit 0.003 – 0.03 SI (Collinson, 1983) sehr gering (Tab. 3.1). Abhängig von den Sedimentationsbedingungen kann Hämatit als Verwitterungsprodukt von Magnetit das wichtigste remanenztragende Mineral in marinen Sedimenten sein. 32 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Durch den Einbau von Fe2+ und Ti4+ anstelle von zwei Fe3+ in einem Hämatitkristall kommt es zur Bildung der Mischkristallreihe der Titanohämatite (Hämo-Ilmenite). Titanohämatit (TiyFe2-yO3, 0 < y < 1) Die Endglieder bilden Hämatit (α-Fe2O3) und Ilmenit (FeTiO3) (Abb. 3.4). Die Kristallstruktur von Ilmenit ist der von Hämatit sehr ähnlich. Titanohämatite sind nur bei erhöhten Temperaturen uneingeschränkt mischbar. Bei langsam sinkender Temperatur bilden sich Entmischungslamellen von Hämatit im Ilmenitgitter. Die Néeltemperatur von Ilmenit beträgt 55 K. Am häufigsten kommen in der Natur Titanohämatite vor, deren Zusammensetzung nahe den Endgliedern liegen. Nahe der Zusammensetzung von Ilmenit zeigen sie bei Raumtemperatur paramagnetische Eigenschaften, nahe von Hämatit einen schwachen Antiferromagnetismus und hohe Koerzitivitäten. Für die Titanohämatite sinkt die Curietemperatur mit steigendem Titangehalt. Ebenso nehmen Sättigungsmagnetisierung und Suszeptibilität mit zunehmenden Titangehalt ab. Titanohämatite sind seltener in Sedimenten und tragen nur in geringem Maß zur natürlichen remanenten Magnetisierung bei. Goethit (α-FeOOH) Goethit ist ein Eisenoxihydroxid und besitzt eine orthorhombische Kristallstruktur. Als Verwitterungsprodukt ist Goethit häufig in Böden und Sedimenten zu finden. Wie Hämatit weist er antiferromagnetische Eigenschaften mit einem schwachen resultierenden magnetischen Moment auf. Die Néel Temperatur liegt bei 353 K – 393 K (Collinson, 1983). Die Sättigungsmagnetisierung schwankt zwischen 0.01 und 5 kAm-1. Ebenso wie Hämatit weist Goethit eine sehr hohe Koerzitivität (oft > 3 T) auf, die auf eine Kristallanisotropie zurückzuführen ist. Durch Erwärmung von Goethit auf 373 K – 573 K dehydriert das Mineral zu Hämatit. Ist der Gehalt an Eisenoxiden und -hydroxiden im Sediment sehr gering, können Eisensulfide wichtige Träger der Remanenz sein. Pyrrhotit (FeS1+x, 0.1 < x < 0.14) Die Kristallsymmetrie von Pyrrhotit mit x = 0.14 (Fe7S8) ist monoklin. Die Zusammensetzung der Mehrheit der in der Natur vorkommenden Pyrrhotite liegt zwischen Fe7S8 und Fe9S10. 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 33 Fe7S8 besitzt starke ferrimagnetische Eigenschaften, die Curietemperatur liegt bei etwa 598 K, die Sättigungsmagnetisierung bei etwa 90 kAm-1. Fe9S10 besitzt mit 563 K eine etwas geringere Curietemperatur. Unreinheiten im Kristall, wie der Einbau von Nickel, führen zu einer weiteren Senkung der Curietemperatur. Die Suszeptibilität für Phyrrotit liegt bei etwa 5 x 10³ [10 –8 m³/kg] (Thompson & Oldfield, 1986). Phyrrotit als remanenztragendes Mineral hat in bisherigen Untersuchungen zu wenig konsistenten Resultaten bezüglich des Erdmagnetfeldes der Vergangenheit geführt. In marinen Sedimenten kommt es aber als sekundäres Mineral vor. Für die Interpretation der magnetischen Eigenschaften der Sedimente ist es daher notwendig, die Existenz oder Nichtexistenz von Phyrrotit zu verifizieren. Durch Verwitterung zerfällt Phyrrotit in Magnetit oder Hämatit und Pyrit. 3.3 Gesteinsmagnetische Methoden und Parameter Wichtige Faktoren, die die Magnetisierung remanenztragender Mineralkörner beeinflussen, wie beispielsweise der Domänenstatus, sowie die in dieser Arbeit verwendeten gesteinsmagnetischen Methoden und Parameter sollen im Folgenden kurz erläutert werden. Domänenstatus und Korngröße eines magnetischen Teilchens sind direkt abhängig voneinander und nehmen Einfluss auf seine Magnetisierung. Um den unmagnetischen Zustand eines magnetischen Mineralkorns zu erklären, entwickelte Weiß (1907) die Theorie, dass ein Mineralkorn mehrere Domänen besitzt, deren resultierende magnetische Momente unterschiedliche Richtungen aufweisen. Hierdurch kompensieren sie sich gegenseitig und das Mineralkorn wirkt nach außen unmagnetisch (Abb. 3.5). Abb. 3.5 Schematische Darstellung der Weißschen Bezirke und deren magnetischer Momente in einem ferromagnetischen Festkörper (modifiziert nach Thompson & Oldfield, 1986). 34 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Bloch (1932) erweiterte die Theorie nach Weiß dahingehend, dass die einzelnen Domänen durch Domänenwände endlicher Mächtigkeit getrennt sind. Zur Bildung von mehreren Domänen in einem magnetischen Mineralkorn kommt es erst, wenn die Korngröße des Teilchens über ein kritisches Volumen hinaus anwächst. Für kleinere Teilchen ist ein Aufbau aus nur einer Domäne energetisch günstiger. Teilchen mit nur einer Domäne werden Einbereichs- oder Single-Domain- (SD) Teilchen genannt. Sehr kleine Teilchen besitzen oberhalb einer bestimmten Temperatur keine stabile Magnetisierung, sondern ihre magnetischen Momente unterliegen einer ständigen Umorientierung. Diese Teilchen besitzen eine hohe magnetische Suszeptibilität und werden daher als superparamagnetisch oder SP-Teilchen bezeichnet. Bei größeren Mineralkörnern oberhalb des kritischen Volumens bewirkt der Aufbau der Blochwände eine Reduzierung der gesamten im Korn wirksamen Energien und stellt ein energetisches Gleichgewicht her. Für eine detailliertere Beschreibung sei auf die Literatur von Stacey & Banerjee (1974), Butler (1998) sowie Dunlop & Özdemir (1998) verwiesen. Sind die entstehenden Partikel aus wenigen Domänen (zwei bis acht Bereiche; Soffel, 1991) aufgebaut, besitzen sie ähnliche magnetische Eigenschaften wie SD-Teilchen und werden als Pseudoeinbereichs- oder Pseudo-Single-Domain- (PSD) Teilchen bezeichnet. Teilchen mit einer größeren Anzahl an Domänen (> acht Bereiche; Soffel, 1991) werden Mehrbereichs- oder Multi-Domain- (MD)-Teilchen genannt. Bei welchem kritischen Volumen die Ausbildung mehrerer Domänen beginnt richtet sich unter anderem nach der Sättigungsmagnetisierung MS und der Kornform des Partikels. Ein Hämatit Korn mit MS = 2.5 kAm-1 kann beispielsweise bis zu einem Durchmesser von 15 µm ein SD-Teilchen sein, während der Durchmesser eines Magnetit SD-Teilchens mit MS = 480 kAm-1 maximal zwischen 0.08 und 1 µm betragen kann (Dunlop, 1981). Bezogen auf ihre Kornform bilden kubische Magnetitpartikel bereits bei einem Durchmesser < 0.1 µm weitere Domänen aus, während gestreckte SD Teilchen bis zu 1 µm in der Länge betragen können bevor weitere Domänen ausgebildet werden (Butler & Banerjee, 1975). Abbildung 3.6 zeigt Beispiele für Übergangswerte kritischer Durchmesser von SP-, SD-, PSD- und MD-Teilchen für verschiedene magnetische Minerale. 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 35 Metallisches Eisen SP (Fe) MD 10-2 10-1 Magnetit SP 1 10 (Fe3O4) MD PSD 10-2 10-1 1 Titanomagnetit (Fe2.4Ti0.6O4) ? SP 10-2 SD 10-1 102 10 102 PSD MD 10 1 102 Hämatit (α-Fe2O3) MD SD SP 10 10 -2 -1 1 10 102 Teilchendurchmesser [µm] SP = Superparamagnetisch SD = Single-Domain PSD = Pseudo-Single-Domain MD = Multi-Domain Abb. 3.6 Ausbildung der magnetischen Domänen in Abhängigkeit von der Korngröße bestimmter magnetischer Minerale bei T = 20°C (nach Bleil & Petersen, 1982). In einem Sediment kommen Magnetitpartikel in der Regel nicht als rein kubische Form vor, sondern sind in irgendeiner Weise gestreckt. Dementsprechend liegen die Grenzen von Domänenstatus zu Domänenstatus in einem Magnetit Partikel in der Natur etwas über dem an einem kubischen Magnetit im Labor gemessenen oder theoretisch berechneten Idealfall. Weitere Aspekte, welche die Ausbildung von Domänen mitbestimmen, sind Kristallstruktur, Oxidationszustand des Minerals sowie interne mechanische Spannungen in einem magnetischen Teilchen. Diese sollen hier nicht weiter vertieft werden. Magnetische Körner besitzen in verschiedene Raumrichtungen einen unterschiedlichen inneren Widerstand gegen die Rotation ihrer atomaren magnetischen Momente in Richtung des äußeren Feldes. Dieser innere Widerstand wird als Anisotropie bezeichnet. Eine Anisotropie führt dazu, dass eine bestimmte Magnetisierungsrichtung in einem Partikel bevorzugt wird. 36 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Unterschieden werden drei Arten von Anisotropie: die Kristallanisotropie, die Magnetostriktionsanisotropie sowie die Formanisotropie. Erfährt ein magnetisches Teilchen eine spontane Magnetisierung in eine bevorzugte, sogenannte leichte Richtung, die sich aus der Gitterform des Kristalls ergibt, wird dies als Kristallanisotropie bezeichnet. Wirkt eine äußere Kraft (Druck, Belastung) auf ein remanenztragendes Partikel, so wird die Magnetisierung in Richtung der Ausdehnung des Partikels erleichtert, dies ist die Magnetostriktionsanisotropie. In der vorliegenden Arbeit ist die Formanisotropie von besonderer Bedeutung. Als Formanisotropie wird die bevorzugte Magnetisierung eines gestreckten Teilchens in Richtung seiner längsten Achse verstanden. Durch die natürliche Streckung remanenztragender Mineralpartikel in einem Sediment liegt nahezu immer auch eine Formanisotropie der Magnetisierungsrichtung der Teilchen vor. 3.3.1 Magnetische Hysterese Hysterese bezeichnet das Zurückbleiben einer Wirkung hinter der Kraft, die sie verursacht. Wird ein magnetisches Mineral in ein äußeres Magnetfeld gebracht, so erfolgt eine Änderung der Magnetisierung des Minerals verzögert gegenüber der Änderung des Magnetfeldes, die sie bewirkt. In der Gesteinsmagnetik beschreibt die Hystereseschleife die Variation der Magnetisierung M des Minerals in Abhängigkeit eines äußeren Magnetfeldes H (Abb. 3.7). Der Ursprung der Hystereseschleife beschreibt den unmagnetisierten Zustand der Probe im Nullfeld. Wird die Feldstärke nur wenig erhöht, steigt die Magnetisierung des Minerals linear an und verschwindet wieder bei Rücknahme der Feldstärke. Der Gradient der Kurve an dieser Stelle wird als die Anfangssuszeptibilität κ0 bezeichnet. Bei einer weiteren Erhöhung der Feldstärke beginnen sogenannte „Umklapp-“prozesse der Dipolmomente des Minerals in Richtung des äußeren Feldes (Abb. 3.7, Punkt 1)). Hierbei kommt es zu irreversiblen Ummagnetisierungsprozessen, dass heißt, bei Rücknahme des äußeren Feldes können die magnetischen Momente nicht wieder in ihre ursprüngliche Ausrichtung zurückkehren und es bleibt eine remanente Magnetisierung MR erhalten. Die Magnetisierung des Minerals erreicht bei einem weiteren Anstieg der Feldstärke eine Sättigung, diese wird als Sättigungsmagnetisierung MS bezeichnet (Abb. 3.7, Punkt 2)). Wird die Feldstärke danach wieder bis auf Null zurückgenommen, bleibt die sogenannte Remanente Sättigungsmagnetisierung MRS zurück (Abb. 3.7, Punkt 3)). Magnetisierung [A/m] 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik a 2) b B>0 c 1) 3) B>0 2) M = MS M>0 MRS 1) κ0 BC - BC BCR MS 37 Induktion [T] 4) d B=0 MRS e 3) M = MRS 4) B<0 M=0 MS Abb. 3.7 Schematische Darstellung einer Hystereseschleife (a) und der Richtungsänderung der resultierenden Momente remanenztragender Mineralkörner mit nur einer Domäne in einer Sedimentmatrix an bestimmten Punkten der Hystereseschleife (b, c, d, e). Das magnetische Feld wird ausgedrückt durch die magnetische Induktion B. M ist die Magnetisierung (modifiziert nach Butler, 1998). 1) Bei Erhöhung von B rotieren die magnetischen Momente der Mineralkörner in Richtung des äußeren Feldes. 2) Die Feldstärke wird weiter erhöht bis alle resultierenden magnetischen Momente in den Mineralkörnern parallel zu B angeordnet sind. Die Sättigungsmagnetisierung MS ist erreicht. 3) Sinkt B auf 0, so verbleibt die Remanente Sättigungsmagnetisierung MRS und die magnetischen Momente richten sich in diesem Fall entsprechend ihrer Vorzugsrichtung im Partikel, hier entlang der längsten Kornachse, aus. 4) Bei Anlegen eines entgegengerichteten Feldes rotieren die magnetischen Momente in die entgegengesetzte Richtung. Bei BC hebt sich die Wirkung der in + B Richtung magnetisierten Partikel gegen die der in – B Richtung magnetisierten Partikel auf, so dass die Magnetisierung an diesem Punkt gleich Null ist. Um diese wieder rückgängig zu machen, muss erneut eine Kraft aufgewendet werden. Hierzu wird die Gesteinsprobe in ein entgegengerichtetes Feld gebracht. Bei der Feldstärke BC, der Koerzitivkraft, hebt sich die Wirkung der in +B Richtung magnetisierten Partikel gegen die der in –B Richtung magnetisierten Partikel auf und die Magnetisierung sinkt auf Null (Abb. 3.7, Punkt 4)) im weiterhin angelegten Feld. 38 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Um die Remanenz vollständig zu entfernen, wird die Feldstärke bis zur Remanenzkoerzitivkraft BCR erhöht und anschließend wieder auf Null reduziert. Eine Hystereseschleife ist dann komplett, wenn das äußere Feld von einer Richtung in die entgegengesetzte Richtung und wieder zurück gebracht wird. Die Hystereseschleife der Magnetisierung einer Sedimentprobe spiegelt die Gesamtmagnetisierung einer Zusammensetzung aus ferri-, dia- und paramagnetischen Mineralen wider (Abb 3.8 a). In Abbildung 3.8 a) sind die dia- und paramagnetischen Anteile der Sedimentprobe in dem linearen Anstieg, beginnend nach dem Schließen der der und Hystereseschleife zu erkennen. Durch Subtraktion des linearen Anteils, also der Suszeptibilität dia- paramagnetischen (also nicht ferromagnetischen) Minerale (κnf (non ferrimagnetic)), ergibt sich eine neigungskorrigierte Hystereseschleife, welche die Magnetisierung der ferrimagnetischen Mineralanteile zeigt (Abb. 3.8 b). Die Form der Hystereseschleife gibt Aufschluss über die Koerzitivität der remanenztragenden Minerale in der Probe. Ist die Schleife flach und breit, so ist das remanenztragende Mineral in der Sedimentprobe ein magnetisch hartes Mineral wie zum Beispiel Hämatit. Ist die Schleife eher steil und eng, spiegelt sie ein magnetisch weiches Magnetisierung dia-/paramagnetischer Anteil κ nf ferrimagnetisch Magnetisierung Mineral wie zum Beispiel Magnetit wider (Kap. 3.3.3). - BC Induktion MS MRS κ0 BC BCR Induktion -MRS -MS a) b) Abb. 3.8 a) Hystereseschleife für eine Sedimentprobe bestehend aus ferri- und dia-/paramagnetischen Anteilen, b) neigungskorrigierte Hystereseschleife (nach Frederichs et al., 1999). 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 39 Die Sättigungsmagnetisierung MS ist der aussagekräftigste Parameter zur Konzentration remanenztragender Minerale in einer Gesteinsprobe, da MS unabhängig von der Korngröße der Minerale ist. Zur Diagnose des dominierenden Domänenstatus, also indirekt der Korngröße, werden die Verhältnisse MRS/MS sowie BCR/BC verwendet. MRS/MS variiert zwischen 0.01 und 0.5 mit abnehmender Korngröße. BCR/BC zwischen 10 und 1, kann jedoch auch einen Wert von > 10 annehmen, wenn große Anteile SP-Teilchen in der Probe vorhanden sind. Beide Parameter zusammen werden nach Day et al. (1977) in einem Diagramm graphisch ausgewertet (Abb. 3.9). Bezogen auf ihren Domänenstatus (SP, SD/PSD oder MD) zeigen magnetische Partikel unterschiedliche Hystereseeigenschaften und unterschiedlich stabile Magnetisierungen. Ultrafeine magnetische Teilchen sind bei Raumtemperatur superparamagnetisch, ihre Magnetisierung ist instabil. Ihre magnetischen Momente richten sich in einem äußeren Feld zwar spontan aus, bei Entfernen des Feldes bleibt jedoch keine Remanenz erhalten. MRS/MS SD 0.1 PSD MD 0.01 1 BCR/BC 10 wachsende Korngröße Abb. 3.9 MRS/MS aufgetragen gegen BCR/BC, zur Abschätzung des Domänenstatus (und damit indirekt der Korngröße) der remanenztragenden Minerale einer Probe (nach Day et al., 1977). SD-Teilchen besitzen eine einheitliche Magnetisierungsrichtung und daher ein großes magnetisches Moment, die Magnetisierung ist zugleich die Sättigungsmagnetisierung. Durch 40 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik ein ausreichend starkes äußeres Feld rotiert die Richtung des magnetischen Moments spontan in die Richtung des magnetischen Flusses. Um das magnetische Moment wieder in die ursprüngliche Richtung zurückzurotieren, ist eine hohes Gegenfeld (gleich der Koerzitivkraft) notwendig. Die Remanenz eines SD-Teilchens ist über die Zeit sehr stabil. Daher sind diese Teilchen in der Paläomagnetik von großer Bedeutung. Ungeachtet ihres Aufbaus aus mehreren Domänen, verhalten sich PSD-Teilchen ähnlich wie SD-Teilchen. Sie besitzen ebenfalls ein großes magnetisches Moment und weisen relativ hohe Werte für die Koerzitivkraft sowie die remanente Magnetisierung auf. Wie im Falle der SD-Teilchen ist die remanente Magnetisierung von PSD-Teilchen stabiler als diejenige von MD-Partikeln. Das resultierende remanente magnetische Moment eines MD-Teilchens hingegen ist niedrig, da die Magnetisierung auf eine größere Zahl von Domänen verteilt ist. Deren Magnetisierungsrichtungen sind statistisch verteilt und die Intensität der Magnetisierung wird insgesamt verringert. Das Verhältnis von MRS/MS wird häufig als Maßstab für die Effizienz eines Partikels, eine remanente Magnetisierung zu erwerben, genutzt. Die Koerzitivkraft BC macht eine Aussage über die Stabilität der Magnetisierung der remanenztragenden Partikel in einer Gesteinsprobe und ist für die Auswertung gesteinsmagnetischer Untersuchungen ebenso wie MRS/MS von besonderer Bedeutung. Abbildung 3.11 zeigt die Werte für MRS/MS, BCR/BC, BC und κ in Abhängigkeit vom Domänenstatus beziehungsweise der Korngröße der Teilchen. In dieser Abbildung wird deutlich, dass die Magnetisierungen von SD- und PSD-Teilchen die höchsten Stabilitäten besitzen im Vergleich zu SP- und MD-Teilchen. Die Werte für die Koerzitivkraft und das Verhältnis MRS/MS besitzen am Übergang von SD- zu PSD-Teilchen ein Maximum. Entsprechend sind SD- und PSD-Teilchen in besonderem Maße geeignet, die magnetische Information in einem Sediment über lange Zeiträume zu konservieren und für paläomagnetische Untersuchungen nutzbar zu machen. Darüber hinaus zeigt Abbildung 3.11 die höhere Suszeptibilität von SP-Teilchen gegenüber den SD-, PSD- und MD-Teilchen. 3.3.2 Magnetische Suszeptibilität Die Suszeptibilität κ wird in einem schwachen Wechselfeld mit einer Frequenz von im allgemeinen einigen 100 Hz bestimmt. Die auf diese Weise bestimmte Suszeptibilität entspricht der Anfangssuszeptibilität κ0 der Hysteresemessung. Für detailliertere Erläuterungen sei verwiesen auf das Werk von Chikazumi (1997). Ein nächster Schritt führt zur Frequenzabhängigkeit der Suszeptibilität. 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 41 Teilchengröße (Domänenstatus) MRS/MS BC BCR/BC κ SP Abb. 3.11 Verhältnisse von SD PSD MD MRS/MS, BCR/BC sowie Werte von BC und κ für magnetische Mineralkörner mit unterschiedlichem Domänenstatus beziehungsweise unterschiedlicher Teilchengröße (modifiziert nach Soffel, 1991). Frequenzabhängige Suszeptibilität κfd (frequency dependent) Um die Frequenzabhängigkeit der Suszeptibilität zu betrachten, wird eine zweite Messung in einem Wechselfeld mit einer Frequenz von üblicherweise einigen 1000 Hz durchgeführt. Der so bestimmte Wert ist κhf (high frequency). Die Subtraktion der Suszeptibilität κhf von κ ergibt die frequenzabhängige Suszeptibilität κfd: κfd = κ - κhf (Dearing et al., 1996) oder in Prozent κfd% = 100 . (κ - κhf)/κ. κfd nimmt mit dem Anteil an SP Teilchen zu (Dearing et al., 1996). Die Messung der magnetischen Suszeptibilität κ ist eine vergleichsweise einfache Methode, um die Konzentration magnetischer Minerale in einer Sedimentprobe abzuschätzen. κ zeigt für Magnetit über einen weiten Korngrößenbereich von 0.1 bis 10000 µm relativ konstante Werte von 3.1 +0.4 SI (Heider et al., 1995). Eine Ausnahme bildet SP-Magnetit, welcher Suszeptibilitäten von 4 – 6 SI aufweist. 42 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 3.3.3 Wechselfeldentmagnetisierung Im Laufe der Zeit kann es unter anderem durch thermische oder chemische Ereignisse zu einer Überprägung der ursprünglichen Remanenz einer Gesteinsprobe kommen. Die aktuell gemessene Remanenz stellt die Gesamtheit aller remanenten Magnetisierungen dar, die einer Probe bis zum Zeitpunkt der Messung aufgeprägt wurden. Die magnetisch stabilste Remanenz wird der ursprünglichen remanenten Magnetisierung der Probe zugeschrieben. Die mittlere Richtung wird als Charakteristische Remanente Magnetisierung (ChRM) bezeichnet. Um die ChRM einer marinen Sedimentprobe mit Titanomagnetit als dominantem remanenztragendem Mineral zu isolieren, das heißt überprägte remanente Magnetisierungen zu entfernen, wird die Probe nach Ermittlung ihrer aktuellen NRM stufenweise in einem Wechselfeld entmagnetisiert. Die Feldstärke bei der noch die Hälfte der Ausgangsmagnetisierung erhalten ist, wird Median Destructive Field (MDF) genannt. Da MD-Teilchen nur eine Koerzitivität von < 20 mT besitzen, ist ihre Magnetisierung bereits bei einem Wechselfeld von 20 mT eliminiert (Butler, 1998). Sie werden daher als magnetisch weich bezeichnet und weisen ein niedriges MDF auf. SD-/PSD-Teilchen haben wesentlich höhere Koerzitivitäten. Ihre remanente Magnetisierung ist auch noch nach einer Wechselfeldentmagnetisierung mit 20 mT vorhanden (Butler, 1998). Sie sind also magnetisch hart, ihr MDF ist hoch. Sekundäre Remanenzen (Überprägungen) einer Gesteinsprobe betreffen daher eher MD-Teilchen, die ChRM hingegen wird bevorzugt durch SD- beziehungsweise PSD-Teilchen getragen (Butler, 1998). Die Richtungsabhängigkeit der Magnetisierung einer Sedimentprobe wird bei der Wechselfeldentmagnetisierung berücksichtigt, indem alle drei Richtungen (x, y, z) der Probe entmagnetisiert und gemessen werden. Die ermittelten Einheitsvektoren, die um eine gemeinsame Richtung streuen, genügen anschaulich einer zweidimensionalen GaußVerteilung auf einer Kugeloberfläche. Ihr Mittelwert bildet die ChRM-Richtung. Eine statistische Methode für die Berechnung der Richtung der ChRM ist die „Principle Component Analysis“ nach Kirschvink (1980). Die Darstellung der Magnetisierungsvektoren einer Sedimentprobe erfolgt als Projektion einmal in der horizontalen und einmal in der vertikalen Ebene den Zijderveld-Diagrammen (Abb. 3.12 a). In der horizontalen Ebene ist hier Nord gegen Ost, in der vertikalen Ebene Z gegen Ost aufgetragen. Dies ermöglicht eine zweidimensionale Darstellung des dreidimensionalen Koordinatensystems. Im Idealfall läuft der Magnetisierungsvektor linear auf den Ursprung des Koordinatensystems zu. Dies bedeutet, dass die untersuchte Gesteinsprobe nur eine stabile Remanenz besitzt 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 43 (Abb. 3.12 a). Man spricht von einem Einkomponentensystem. Sind sekundäre Remanenzen vorhanden, so kann dies aus der systematischen Abweichung von der Geraden abgeleitet werden. Inklination (I) und Deklination (D) werden als stereographische Projektion in einem Schmidtschen Netz dargestellt (Abb. 3.12 b), mit der Inklination von außen (0°) radial nach innen (90°) zunehmend. 3.3.4 Synthetische remanente Magnetisierungen Nach der Bestimmung der ChRM werden verschiedene Methoden angewandt, um einer Gesteinsprobe künstlich remanente Magnetisierungen aufzuprägen und deren Intensität zu bestimmen. In der vorliegenden Arbeit wurden zwei Arten synthetischer remanenter Magnetisierungen in den Proben erzeugt, die Isothermale Remanente Magnetisierung sowie die Anhysteretische Remanente Magnetisierung. b) Schmidtsches Netz a) Zijderveld-Diagramm Nord 0° Oben, Nord 1 Ost, Ost 0 90° 270° 1 (N vs. Ost) 2 (Z vs. Ost) 3 0 1 2 3 [x 10 mA/m] 4 180° Süd positive Inklination negative Inklination (hier nicht vorhanden) Horizontalebene Vertikalebene Abb. 3.12 a) Darstellung der Komponenten der remanenten Magnetisierung einer Sedimentprobe während der schrittweisen Entmagnetisierung in einem Zijderveld-Diagramm; b) Darstellung der Inklination und Deklination in einem Schmidtschen Netz 44 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Isothermale Remanente Magnetisierung (IRM) Die IRM ist eine magnetische Remanenz, die unter dem Einfluss eines starken magne- tischen Gleichfeldes erworben wird. Im Labor erfolgt die Aufprägung im allgemeinen schrittweise in Feldern mit ansteigender Stärke bis zum Erreichen der Sättigungs-IRM (SIRM) in einem Feld > 1 T. Die Intensität der IRM einer Sedimentprobe wird als MIR bezeichnet. MIR entspricht im Fall der Sättigung der Intensität der remanenten Sättigungsmagnetisierung MRS aus Hysteresemessungen. Zur IRM liefern alle remanenztragenden Minerale der Probe einen Beitrag. MIR (= MRS) wird jedoch durch die Korngröße beeinflusst, da SD-Teilchen höhere Remanenzen als MD-Teilchen besitzen. Nach Lowrie & Fuller (1971) können SD-Teilchen über die Betrachtung der Entmagnetisierungskurven von Isothermaler Remanenz (IRM) und Anhysteretischer Remanenz (ARM) als Träger der Remanenz von MD-Teilchen unterschieden werden. Das MDF der IRM einer Sedimentprobe mit SD-Teilchen ist kleiner als das jeweilige MDF der ARM und der NRM. Da die SIRM von Magnetit bereits in einem Magnetfeld von 300 mT erreicht ist, die von Hämatit jedoch erst in deutlich höheren Feldern, kann anhand der Form der IRMErwerbskurve eine Unterscheidung der remanenztragenden Minerale erfolgen (Abb. 3.13). 1.2 1 m Hä Magnetit MIR/MSIR 0.8 0.6 0.4 it at Goethit 0.2 0 0 500 1000 1500 Feld [mT] 2000 2500 Abb. 3.13 MIR normiert auf MSIR gegen das Feld aufgetragen: Schematische Darstellung der IRM-Erwerbskurven von Magnetit, Hämatit und Goethit. Magnetit ist bereits bei 300 mT gesättigt, Hämatit und Goethit erst bei deutlich höheren Feldern (nach Frederichs et al., 1999). 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 45 Wird nach Aufprägung einer IRM die Probe in ein entgegengesetzt gerichtetes Feld von 0.3 T gebracht, wird sie zumindest teilweise ummagnetisiert. Die jetzt vorhandene isothermale remanente Magnetisierung wird mit M-0,3T bezeichnet. Hochkoerzitive Remanenzen, welche in erster Linie die Konzentration von antiferromagnetischen Mineralen widerspiegeln, lassen sich durch die Harte Isothermale Remanente Magnetisierung MHIR = 0.5 x (MSIR + M-0,3T) ausdrücken (Stoner et al., 1996). Das Verhältnis von hochkoerzitiven zu niedrigkoerzitiven Mineralen lässt sich durch den Parameter S-0,3T = 0.5 x (1 + M-0.3T/MSIR) beschreiben. S-0,3T variiert nichtlinear zwischen null und eins. Der Magnetitanteil einer Probe steigt im Verhältnis zu Hämatit, wenn der Wert von S-0,3T gegen eins geht (Abb. 3.14). 1.0 1 µm S-0.3T 0.8 0.025 µm 44 - 53 µm 0.6 0.4 0.2 1 10 [%] Magnetit 100 Abb. 3.14 S-0.3T aufgetragen gegen den Prozentanteil von Magnetit in verschiedenen Korngrößen in einer Sedimentmatrix von Hämatit und Magnetit (Bloemendal et al., 1992). 46 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Auf Grund der viel niedrigeren spezifischen Magnetisierung von Hämatit gegenüber Magnetit erlaubt S-0,3T jedoch nur eine annähernd zuverlässige Aussage über die relative antiferromagnetische Mineralkonzentration, wenn ihr Anteil mindestens 80% entspricht (Bloemendal et al., 1992). Anhysteretische Remanente Magnetisierung (ARM) Eine ARM wird in einem magnetischen Wechselfeld mit abnehmender Amplitude erzeugt, dem ein schwaches Gleichfeld überlagert ist. Die Aufprägung erfolgt schrittweise. Träger der ARM in einer Sedimentprobe sind hauptsächlich PSD- und SD-Teilchen (Banerjee, 1981). Die Intensität der ARM wird als MAR bezeichnet. Wird MAR auf das Gleichfeld normiert, ergibt sich die anhysteretische Suszeptibilität (κar). Da die ARM abhängig vom Domänenstatus ist, spiegeln die Verhältnisse von MAR/MIR sowie κAR/κ (King et al., 1982) Korngrößenvariationen wider. MAR/MIR bezieht sich im Gegensatz zu κAR/κ nur auf die remanenztragenden Partikel in der Sedimentprobe, wohingegen in die Suszeptibilität κ auch dia- und paramagnetische Beiträge eingehen. Steigen MAR/MIR und κAR/κ so nehmen die Korngrößen ab (Abb. 3.15). 0.16 Maher 1988 Hartstra 1982a, b MAR/MSIR 0.12 0.08 0.04 0.00 0.01 0.1 1 Korngröße [µm] Abb. 3.15 Korngrößenabhängigkeit des Verhältnisses MAR/MSIR von Magnetit. 10 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik 47 Um eine eventuelle Anisotropie in der Probe festzustellen, wird die ARM sukzessive in die drei Raumrichtungen aufgeprägt und jeweils gemessen. Unterschiedliche Intensitäten deuten auf eine bevorzugte Ausrichtung der magnetischen Partikel. Die Anisotropie der ARM hat gegenüber der Anisotropie der Suszeptibilität den Vorteil, nur auf die Ausrichtung der magnetischen Partikel zu schauen. Zur Anisotropie der Suszeptibilität kann bei Proben mit niedrigen Intensitäten der Remanenz auch die dia- oder paramagnetische Sedimentmatrix beitragen. 3.3.5 Thermomagnetische Untersuchungen Um die Art der remanenztragenden Minerale zu bestimmen, wird die unterschiedliche Temperaturabhängigkeit ihrer Magnetisierung sowie der Suszeptibilität genutzt. Wird eine Sedimentprobe von Raumtemperatur ausgehend bis zu einer maximalen Temperatur (T) von 971 K (25 K oberhalb TC von Hämatit) erhitzt und wieder abgekühlt und die magnetische Suszeptibilität κ im Verlauf dieses Prozesses fortwährend gemessen, so bleibt κ bei T < TC relativ konstant und fällt rapide bei Erreichen von TC (Tab. 3.1). Kurz vor Erreichen des Curiepunktes steigen die Suszeptibilitätskurven für Magnetit, TM60 (Kelso & Banerjee, 1994) und ebenso für Pyrrhotit (Dubuisson et al., 1991) noch einmal an. Dieser Anstieg wird als Hopkinson-Peak bezeichnet. Danach verhalten sich die magnetischen Partikel superparamagnetisch. Generell werden diese Messungen in einer Edelgasumgebung (Ar) durchgeführt, um Nebeneffekte durch Hochtemperaturoxidation zu vermeiden. Bei einem weiteren Experiment wird die Probe von Raumtemperatur auf 93 K abgekühlt. Soll Magnetit als remanenztragendes Mineral nachgewiesen werden, so muß die gemessene Suszeptibilitätskurve auf Grund des Verwey-Phasenübergangs bei etwa 120 K abfallen (Kap. 3.2.3). Tabelle 3.2 zeigt alle in dieser Arbeit verwendeten Parameter nach Aussage über Mineralogie, Konzentration und Korngröße geordnet. 48 3 Paläo- und Gesteinsmagnetik Tab. 3.2 Parameter zur Bestimmung von Mineralogie, Konzentration und Korngröße, sowie die zugehörigen Meßmethoden, über die sie ermittelt wurden. Konzentrationsabhängige Parameter Meßmethode Sättigungsmagnetisierung MS Remanente Sättigungsmagnetisierung MRS (=MSIR) Magnetische Hysterese Magnetische Hysterese Suszeptibilität κ Suszeptibilität Harte Isothermale Remanente Magnetisierung MHIR IRM - Erwerbskurve Mineralogieparameter S-0,3T Temperaturabhängige Suszeptibilität IRM - Erwerbskurve Suszeptibilität/Temperatur Korngrößenparameter Frequenzabhängige Suszeptibilität κfd Suszeptibilität MRS/MS Magnetische Hysterese BCR/BC Magnetische Hysterese MAR/MIR MDF ARM – Erwerbskurve/IRM - Erwerbskurve Wechselfeldentmagnetisierung 49 4 Probenmaterial 4 Probenmaterial 4.1 Probenentnahme Das Sediment von Kern 315KA war in vier Kästen von je einem Meter Länge gelagert. Diesen Kästen wurden kontinuierlich Proben in Plexiglaswürfeln mit 2 x 2 x 2 cm Kantenlänge (innen) entnommen. Eine zweite Serie von Proben wurde mit kleineren Plexiglaswürfeln von 2 x 2 x 1.6 cm (innen) im Abstand von je 10 bis 20 cm entnommen. Abbildung 4.1 zeigt zwei Proben des zweiten Satzes aus 50 und 68 cm Teufe. Kerntop Kernbasis 1.6 cm 2 cm Abb. 4.1 Zwei Würfelproben mit 2 x 2 x 1.6 cm Kantenlänge (innen) aus 50 und 68 cm Teufe des Kastenlotkerns 315KA. Die Würfel wurden in das Sediment gedrückt. Ein feiner Draht wurde dann am Würfel entlang in das Sediment und an der Würfelunterseite vorbeigeführt, um ihn so aus dem Kernsegment herauszulösen. Der gefüllte Probenwürfel wurde mit einem Deckel verschlossen und mit der Entnahmeteufe versehen. 4.2 Zusammensetzung der Sedimentproben Wie in Abbildung 4.1 zu sehen, finden sich in den Sedimenten von Kern 315KA helle und dunkle Laminationen. Von Rad et al. (1999a) deuteten diese Laminationen in Sedimenten des Parallelkerns 56KA als jahreszeitliche Warvenablagerungen (Kap. 2.1). Den Laminationen sind Turbidite zwischengelagert. Abbildung 4.2 zeigt eine schematische Darstellung 50 4 Probenmaterial der Stratigraphie der Sedimentkerne 56KA und 315KA, in der die verschiedenen Lithologien nach Von Rad et al. (1999a) mit Buchstaben von A bis F gekennzeichnet sind. Die hemipelagischen Warvenpaare bestehen aus einer hellgrauen A-Lamination und einer dunkelolivgrauen B-Lamination mit einer Gesamtmächtigkeit beider Warven von 0.7 bis 1.3 mm. 0 B 1 Relative Kerntiefe [mm] 2 A B C 3 4 B 5 A 6 B A 7 D/F 8 9 10 B A Abb. 4.2 Schematische Darstellung der Stratigraphie der Sedimentkerne 56KA und 315KA. A und B geben jeweils die helle und die dunkle Lamination wieder, C, D und F sind Turbiditlagen (modifiziert nach Von Rad et al., 1999a). Die hellgrauen A-Laminationen sind zwischen 0.3 und 0.5 mm mächtig. Es handelt sich um gut sortierte, terrigene, siltige Tone mit Glimmer, Chlorit, Quarz und einem sehr geringen Anteil an Kokkolithen (Von Rad et al., 2002). Die dunkelolivgrauen B-Laminationen sind zwischen 0.4 und 0.5 mm mächtig. Sie werden aufgebaut aus schlecht sortierten, siltigen Tonen, die im Vergleich zu den Tonen der A-Laminationen reich an organischem Material wie Kokkolithen und benthischen Foraminiferen sind. 51 4 Probenmaterial Die Turbiditlagen unterscheiden sich in erster Linie durch eine größere Schichtmächtigkeit von den Laminationen. Von Rad et al. (1999a) differenzierten drei Lithotypen. C-Turbidite sind wie die A-Laminationen von hellgrauer Farbe mit einer Mächtigkeit > 1.5 mm. Sie sind aus homogenen tonigen Silten terrigener Herkunft aufgebaut und führen Tonminerale, Glimmer, Chlorit, Quarz und umgelagerte Karbonate. Sie treten am häufigsten auf und zeigen selten eine schwache Gradierung. Das Liefergebiet dieser Turbiditlagen wird nach Von Stackelberg (1972) einem glimmerreichen tonigen Siltgürtel in der Mitte des Pakistanischen Schelfs zugeordnet. Mittel- bis dunkelgraue, homogene terrigene mittel- bis grobkörnige Silte bilden die D-Turbidite. Sie besitzen eine deutliche Untergrenze und sind meist gradiert. Die auffälligsten Turbidite sind die F-Lagen. Sie bestehen aus rotbraunen bis grauen Silten und sind bis 5 cm mächtig. In der Regel sind sie gradiert und intern laminiert (Von Rad et al., 1999a). Sie zeigen über den gesamten Kern ein deutliches Muster und bilden ausgeprägte Marker im Sediment. In den Abbildungen 4.3 a/b ist ein Vergleich der Lithologien der Kerne 56KA sowie 315KA dargestellt. Die F-Turbiditlagen F2 bis F7 sind in beiden Kernen deutlich zu identifizieren. In Kern 315KA fehlt der jüngste F-Turbidit (F1). F2 bis F7 beider Kerne sind in den Abbildungen durch Linien miteinander verbunden. Das jeweilige Alter [a B.P.] ist zwischen den Kernen notiert. Die Darstellung der nach Von Rad et al. (1999a) identifizierten C-Turbidite wurde aus Gründen der Klarheit auf Turbidite > 3 mm beschränkt. Der Ausschnitt einer Fotografie von Kern 315KA in einer Teufe zwischen 30 und 50 cm zeigt ein reales Abbild der vereinfacht dargestellten Lithologie (Abb. 4.3 a, rechts oben). In dieser Sequenz sind drei auffällige C-Turbidite enthalten, die deutlich in den Sedimentschichten identifiziert werden können. Das nach Von Rad et al. (1999a) an Kern 56KA datierte Alter [a B.P.] dieser Turbidite wird in der Abbildung 4.3 a neben der Fotografie angezeigt. 4.3 Altersdatierung Von Rad et al. (1999a) zählten die Warven von Kern 56KA und ihre Mächtigkeit mit einem Baumringzählgerät (Aniol, 1983) unter einem Binokular Mikroskop im Baumring Labor der Universität Göttingen. Die Zählung erfolgte an gering vergrößerten Röntgenbildern des Kerns. Zusätzlich wurde mit einem OptoTech 8-bit, single CCD, color scanner (Rivas-Koslowski, 1995) eine Grauwertanalyse durchgeführt und mit den Ergebnissen der Zählung korreliert. Neun konventionelle 14 C Datierungen und acht Accelerator Mass Spectometry (AMS) Datie- rungen (Leibniz Labor Kiel, Dr. Grootes) wurden durchgeführt. 52 a) 4 Probenmaterial 56KA 315KA 0 20 0 F1 105 a B.P. 20 233 a B.P. 40 40 283 a B.P. 60 60 80 80 100 100 120 120 Teufe [cm] Teufe [cm] 300 a B.P. F2 1145 a B.P. 140 140 160 160 F3 1456 a B.P. 180 F4 1532 a B.P. 180 Lamination A/B C-Turbidite 200 F5 s. Abb. 3.3 b) F-Turbidite 200 Abb. 4.3 a) und b) Schematische Darstellung der Lithologien von Kern 56KA und 315KA gegen die Teufe in einem Teufenbereich zwischen 0 und 440 cm. Fotografischer Ausschnitt des Kerns 315KA (4.3 a) rechts. Korrelierende F- und C-Turbidite > 3 mm beider Kerne mit Altern nach Von Rad et al. (1999a). 53 4 Probenmaterial b) 56KA 315KA 200 200 F5 1757 a B.P. 220 220 240 240 260 260 280 280 300 300 320 320 F7 2806 a B.P. 340 340 360 360 380 380 400 400 420 420 440 440 Abb. 4.3 Fortsetzung. Teufe [cm] Teufe [cm] F6 2475 a B.P. 54 Bis auf drei konventionelle Datierungen, wurden die 4 Probenmaterial 14 C Alter anhand der Transformations- tabellen nach Stuiver & Braziunas (1993) für marine Sektionen in Kalenderjahre umgerechnet. 640 Jahre wurden als lokales Reservoiralter genutzt, da ein AMS Alter von 664 + 25 14 C Jahren, welches an einem nahegelegenen Kastenlotkern bestimmt wurde, einem War- venalter von 67 Jahren vor 1993 [A.D.] entsprach und eine Datierung von 705 + 23 14C Jahren mit einem Warvenalter von 95 Jahren vor 1993 korrespondierte (Halbwertzeit = 5568 a). Für weitere Details zur Altersdatierung des Kerns 56KA sei an dieser Stelle auf Von Rad et al. (1999a) verwiesen. Die Altersdatierung des Kerns 56KA wurde auf den Kern 315KA über die Korrelation der Turbiditlagen (siehe oben) beider Kerne übertragen. Zusätzlich wurden die Warven in den Sedimentproben des Kerns 315KA optisch gezählt. In Bereichen ohne deutlich ausgeprägter Lamination wurde das Alter unter der Annahme einer durchschnittlichen Ablagerungsrate von 1 mm/a geschätzt. Auf dieser Basis konnte eine Genauigkeit der Altersdatierung für Kern 315KA von +/- 10 Jahren erreicht werden. Da in einer Würfelprobe ein Sedimentpaket von 2 cm Mächtigkeit enthalten ist, integrieren die gesteinsmagnetischen Messungen einer Probe im Mittel über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren (1 cm ~ 10 Jahre). Das Alter eines Probenwürfels ergibt sich aus der Anzahl der darüberliegenden plus der Hälfte der im Würfel enthaltenen Jahresablagerungen. 4.4 Betrachtung der Natürlichen Remanenten Magnetisierung Eine erste Messung der Natürlichen Remanenten Magnetisierung (NRM) aller Würfelproben ergab, dass Proben mit einem Turbiditanteil > 3 mm niedrigere Intensitäten zeigten als Proben mit einem Turbiditanteil < 3 mm beziehungsweise ohne Turbiditanteil (Abb. 4.4 a). Turbidite sind kurzzeitige Ereignisse. Die Ablagerung eines Turbidits erfolgt demnach wesentlich rascher als die Ablagerung des übrigen Sediments. Die Intensität der Natürlichen Remanenten Magnetisierung (MNR) einer Sedimentprobe ist unter anderem abhängig vom Grad der Ausrichtung der remanenztragenden Partikel im Sediment. Erfolgt die Ausrichtung der remanenztragenden Teilchen in die gleiche Richtung/verschiedene Richtungen, so wird die MNR der Würfelprobe hoch/niedrig sein (Kap. 3). Im Idealfall richten sich alle remanenztragenden Partikel in Richtung des sie umgebenden Erdmagnetfeldes aus. Eine turbiditische Ablagerung kann einen negativen Einfluss auf die Ordnung der magnetischen Partikel und damit auf die Intensität der Natürlichen Remanenten Magnetisierung und daher wiederum auf die Bestimmung der relativen Paläointensität haben. 55 4 Probenmaterial MNR [mA/m] a) 30 60 90 120 150 0 MNR [mA/m] 1000 2000 3000 4000 30 0 0 30 30 300 60 60 600 90 90 900 120 120 1200 150 150 1500 180 180 1800 210 210 240 240 2400 270 270 2700 300 300 3000 330 330 3300 360 360 3600 390 390 3900 420 420 4200 b) 60 90 120 150 Alter [a B.P.] 0 Teufe [cm] Teufe [cm] 0 Alter [a B.P.] 2100 c) Lamination A/B C-Turbidite F-Turbidite Abb. 4.4 Die Intensität der Natürlichen Remanenten Magnetisierung (MNR) aller Proben aufgetragen gegen a) die Teufe und c) das Alter. Im Hintergrund von a) ist die Lithologie von Kern 315KA dargestellt. In a) sind Proben, welche Turbidite > 3 mm enthalten, als schwarze Punkte, Proben ohne/mit geringmächtigeren Turbiditen als Kreise dargestellt. In der Regel zeigen Proben mit Turbiditen > 3 mm niedrigere MNR Werte. In b) wurde das Alter gegen die Teufe aufgetragen. Die kontinuierliche Schichtung ermöglichte die Übertragung eines durchgehenden Altersmodells auf alle Proben. In c) sind Proben mit Turbiditen > 3 mm entfernt. 56 4 Probenmaterial Als Folge einer spontanen Ablagerung sind die magnetischen Teilchen in der Möglichkeit, sich mit ihrer Magnetisierung in Richtung des Erdmagnetfeldes auszurichten beschränkt, weil sie sofort durch rasch nachfolgendes Material fixiert werden. Sie liegen mit ihren magnetischen Achsen ungeordnet durcheinander. Liegen die Achsen genau entgegengesetzt, heben sich die Magnetisierungen zweier magnetischer Partikel im Extremfall gegenseitig auf. Daraus resultiert eine niedrigere Intensität der NRM einer Probe mit einem Turbidit im Vergleich zu einer Probe mit einem hohen Ordnungsgrad der magnetischen Teilchen, in der die Achsen alle gleichmäßig ausgerichtet sind. Auf Grund dieser sichtbaren (Abb. 4.4 a) Effekte von Turbiditablagerungen wurden diese im Folgenden aus der Betrachtung herausgenommen. Die kontinuierliche Schichtung ermöglichte die Übertragung eines durchgehenden Altersmodells auf alle Proben (4.4 b). 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 57 5. Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA Die paläo- und gesteinsmagnetischen Eigenschaften der einzelnen Proben des Sedimentkerns 315KA wurden mit Hilfe der in Kapitel 3.3 beschriebenen magnetischen Messverfahren bestimmt und im weiteren eingehend diskutiert. Zunächst werden die Messgeräte, mit denen die Messungen durchgeführt wurden, im folgenden Kapitel benannt, sowie Besonderheiten der Messverfahren kurz erläutert. 5.1 Natürliche Remanente Magnetisierung NRM Messgeräte Intensität und Richtung der natürlichen Remanenz der Proben des Kerns 315KA wurden mit einem KRYOGENMAGNETOMETER MODEL 760-R SRM der Firma 2G ENTERPRISES am NLFB in Grubenhagen ermittelt. Die schrittweise Entmagnetisierung der einzelnen Proben in den drei Raumrichtungen x, y, z zur anschließenden Bestimmung der Charakteristischen Remanenten Magnetisierung (ChRM) erfolgte in einer WECHSELFELDMAGNETISIERUNGSANLAGE MI AFD 1.1 der Firma MAGNON INTERNATIONAL in Schritten von 5, 10, 15, 20, 30, 40, 50, 60, 80 sowie 100 mT. Betrachtung der Messergebnisse Die Intensitätswerte der Natürlichen Remanenten Magnetisierung MNR, weisen generell für hemipelagische Sedimente ungewöhnlich hohe Werte auf. Das Minimum aller Probenwerte liegt bei 37 mA/m, das Maximum bei 141.3 mA/m mit einem Mittelwert von 87.8 mA/m (Standardabweichung 25 mA/m) (Abb. 5.1). Im Allgemeinen liegen die Werte für eine Sedimentationsremanenz bei < 10 mA/m (Dunlop & Özdemir, 1998). Diese niedrigen Intensitäten sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass sich dichte oxidische Körner, wie Eisenoxide, schlechter transportieren lassen als silikatische Körner gleicher Größe und geringerer Dichte. Somit ist nur ein geringer Anteil magnetischer Minerale in Sedimenten vorhanden. Eine weitere Ursache besteht darin, dass eine Sedimentationsremanenz nur die teilweise Einregelung des ursprünglichen Feldvektors der Natürlichen Remanenten Magnetisierung repräsentiert (Dunlop & Özdemir, 1998) (Kap. 3.2.2). 58 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA MN R [mA/m] 30 60 90 120 150 0 300 600 900 MN R [mA/m] 0 1500 1800 2100 2400 2700 30 20 10 0 3000 n 130 Minimum 37 mA/m Maximum 141.3 mA/m Mittelwert 87.8 mA/m Standardabweichung 25 mA/m 3300 3600 a) 30 60 90 120 150 180 40 Relative Häufigkeit [%] Alter [a B.P.] 1200 b) Abb. 5.1 Sedimentationsremanenz der Proben von Kern 315KA. a) MNR gegen das Alter aufgetragen. b) MNR in einem Histogramm dargestellt. In der Häufigkeitsverteilung fallen zwei Maxima zwischen 80 und 100 mA/m sowie zwischen 120 und 140 mA/m auf. In der Kurve sind diese Maxima zwischen etwa 900 und 1900 a B.P. sowie zwischen etwa 2400 und 3600 a B.P. zu erkennen. Tendenziell nimmt die Intensität zum Älteren hin zu. Vergleichbare NRM Intensitäten für äolisch abgelagerte Sedimente im Arabischen Meer gemessen an Proben vom Owen Rücken (Leg 117) liegen maximal bei 1.2 mA/m (Bloemendal et al., 1993). Die auffallend hohen Werte der Sedimentproben sprechen daher für eine be- 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 59 sonders gut definierte Ausrichtung des Feldvektors der Magnetisierung, d.h. einen hohen Ordnungsgrad der magnetischen Körner. Anzunehmen ist deshalb, dass die Sedimentation in einem für marine Verhältnisse ungewöhnlich ruhigen Milieu erfolgte, das eine ungestörte Ablagerung und Einregelung der magnetischen Partikel parallel zum Erdmagnetfeld ermöglichte. Durch fehlende Bioturbation unterblieb auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Durchmischung und eventuelle Störung dieser primären Ausrichtung. Abbildung 5.1 zeigt, dass die Kurve der MNR Werte zum Älteren hin ansteigt. Zwei größere Zeitabschnitte mit höheren Werten und steigenden Tendenzen können unterschieden werden. Der jüngere dieser Abschnitte liegt etwa zwischen 900 und 1900 a B.P.. Die Intensitäten erreichen hier Werte um 90 mA/m. Der zweite Abschnitt reicht von etwa 2400 a B.P. bis 3600 a B.P.. Hier liegen die häufigsten Werte zwischen 120 und 140 mA/m. Alle Proben zeigen ein nahezu einheitliches Entmagnetisierungsverhalten. Bei einem Abmagnetisierungsschritt von 40 mT ist die Intensität der NRM (MNR) immer noch größer als 50% des Ausgangswertes (Abb. 5.2). Feldstärke [mT] 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 1 0.9 MNR / MNRmax 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 MDFNRM Probe 41 cm Probe 136 cm Probe 53 cm Probe 288 cm Abb. 5.2 Exemplarische Darstellung der auf den Anfangswert normierten Intensität der NRM von vier Proben während der Wechselfeldentmagnetisierung. MNR normiert gegen die Feldstärke aufgetragen. Das MDFNRM der Proben liegt zwischen 40 und 50 mT und spiegelt die hohe Stabilität der Remanenz wider. Die Magnetisierung besitzt also eine hohe Stabilität, wie sie für SD-Teilchen charakteristisch ist, und die Entmagnetisierungskurven entsprechen der typischen Entmagnetisierungskurve eines SD-Teilchens (Abb. 5.3) (Dunlop & Özdemir, 1998). 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA Remanente Magnetisierung (normiert) 60 MIR, MAR oder MRS single-domain multidomain Wechselfeld, H Abb. 5.3 Typische Entmagnetisierungskurven für SD- sowie MD-Teilchen. Die Kurve für MD-Teilchen fällt bereits bei kleinem Feld steil ab, während die für SD-Teilchen zu Beginn kaum sinkt und erst bei höheren Feldern abfällt (modifiziert nach Dunlop & Özdemir, 1998). Leichte viskose Überprägungen der NRM lassen sich bei sämtlichen Proben bereits bei 5 mT Maximalamplitude im Wechselfeld entfernen, sind also niederkoerzitiv (Kap. 3.3.3). Bei höheren Feldstärken nimmt die Intensität der Remanenz kontinuierlich ab, während die Richtung stabil bleibt (Abb. 5.4 a – c). Die Proben sind demnach frei von weiteren Überprägungen der Remanenz. Durch die hohe Sedimentationsrate vor Makran kann davon ausgegangen werden, dass dort die Lock-in Tiefe im Extremfall max. 10 cm beträgt, jedoch vermutlich schon nach 1 cm erreicht ist. Da die Korngröße fein- bis feinstkörnig ist (Lückge et al., 2002), ist die Bildung von großen Porenräumen unwahrscheinlich, so dass die erworbene NRM einen nahezu einheitlichen Zeitraum widerspiegelt. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 61 a) Probe 41 cm Nord 0° Oben, Nord 1 0 Ost, Ost (N vs. Ost) 1 270° 90° 2 (Z vs. Ost) 3 0 1 2 3 [x 10 mA/m] Horizontalebene Vertikalebene 180° Süd positive Inklination negative Inklination (hier nicht vorhanden) 4 b) Probe 53 cm 1 Nord 0° Oben, Nord 0 Ost, Ost (N vs. Ost) 270° 1 90° 2 (Z vs. Ost) 3 0 1 2 3 [x 10 mA/m] Horizontalebene Vertikalebene 4 180° Süd positive Inklination negative Inklination (hier nicht vorhanden) Abb. 5.4 a) bis d). Exemplarische Darstellung des Entmagnetisierungsverhaltens von vier Proben. Die Magnetisierungsvektoren der Sedimentproben laufen auf einer Geraden auf den Ursprung zu. Es ist also nur eine stabile Remanenzrichtung vorhanden (Kap. 3.3.3). Die Winkel der Inklination der einzelnen Proben bewegen sich in einem geringen Wertebereich und entsprechen den in der Region üblichen Inklinationsdaten. 62 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA c) Probe 136 cm Nord 0° Oben, Nord 0 Ost, Ost 1 270° 2 90° (N vs. Ost) 3 4 5 180° Süd positive Inklination negative Inklination (hier nicht vorhanden) (Z vs. Ost) 6 2 3 4 5 [x 10 mA/m] Horizontalebene Vertikalebene 0 1 6 7 d) Probe 288 cm 2 Nord 0° Oben, Nord 1 0 Ost, Ost 1 2 (N vs. Ost) 270° 90° 3 4 5 (Z vs. Ost) 6 7 0 1 2 3 4 5 6 7 [x 10 mA/m] Horizontalebene Vertikalebene 8 9 180° Süd positive Inklination negative Inklination (hier nicht vorhanden) Abb. 5.4 Fortsetzung Deklination und Inklination der Charakteristischen Remanenten Magnetisierung der einzelnen Proben wurden mittels der Principal Component Analysis (Kirschvink, 1980) berechnet. Tan I kann über die Formel: tan I = 2 tan β (β = geographische Breite) mit β = 24.5° für die Region um Makran ermittelt werden und ergibt einen Wert von 42.35°. Die Inklinationen der Sedimentproben liegen zwar im Mittel um 30°, entsprechen aber den- 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 63 noch denen für einen geozentrischen axialen Dipol an dieser Lokation zu erwartenden Werten, wenn berücksichtigt wird, dass auf Grund eines Kompaktionseffektes eine leichte Abflachung des Inklinationswinkels üblich ist (Abb 5.4a – d/Abb. 5.5). Abbildung 5.5 a und b zeigen Inklination und Deklination in allgemein üblicher Darstellungsweise, das heißt in geringerer Auflösung. Der Kern 315KA wurde ohne azimutale Orientierung gezogen, daher wurden die Deklinationswerte um -107° rotiert, so dass ihr Mittelwert 0° beträgt. ChRM Inklination [°] -90 0 Deklination [°] 90 -90 0 90 180 270 10 Inklination [°] Deklination [°] 20 30 40 50 -20 0 20 0 300 600 900 Alter [a B.P.] 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 a b c d Abb. 5.5 Darstellung der Charakteristisichen Remanenten Magnetisierung ChRM des Kerns 315KA gegen das Alter. a und c zeigen die Inklination [°], b und d die Deklination [°]. Die Deklinationswerte wurden um -107° rotiert. Die grau und weiß hinterlegten Flächen repräsentieren einzelne Kernsegmente. 40 64 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA Eine höhere Auflösung (Abb. 5 c, d) verdeutlicht stärkere Variationen. Die grau bzw. weiß hinterlegten Flächen repräsentieren verschiedene Kernsegmente. In Abbildung 5 c, d wird deutlich, das die Kurven im Bereich des Kernsegments von etwa 1100 a B.P. bis 1900 a B.P. stärker variieren. Die Mittelwerte der Inklination des obersten und der beiden unteren Kernsegmente liegen bei jeweils 31.7°, 29.0° und 29.6°, während der Mittelwert des Kernsegments zwischen etwa 1100 a B.P. bis 1900 a B.P. mit 40.2° um ca. 33% abweicht. Es ist zu vermuten, dass in diesem Segment ein Ereignis während der Beprobung zu einer leichten Beeinflussung der Ausrichtung der magnetischen Partikel geführt hat. In der weiteren Diskussion (Kap. 6.2.2) wird dieser Umstand berücksichtigt. Weiterhin fällt auf, dass zwischen etwa 50 und 300 a B.P., also kurz unter dem oberen Ende des ersten Kernstücks, die Werte für Inklination und Deklination von den Durchschnittswerten der Kurve abweichen. Dies ist eine häufig zu beobachtende Beeinflussung der Remanenzrichtungen der oberen Kernpartien durch das technische Gewinnungsverfahren beim Eindringen des Bohrgeräts. 5.2 Anhysteretische Remanente Magnetisierung ARM Messgeräte Der Erwerb der ARM in einem Wechselfeld von 100 mT erfolgte in der axialen Spule eines KRYOGENMAGNETOMETERS MODEL 755R der Firma 2G ENTERPRISES. Die ARM wurde in einem 0.04 mT Gleichfeld erzeugt, dem ein Wechselfeld mit einer Maximalamplitude überlagert war. Die Wechselfeldentmagnetisierung erfolgte intern im genannten KRYOGENMAGNETOMETER in Schritten von 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 95, 100, 125 und 150 mT. Alle drei Raumrichtungen wurden dabei entmagnetisiert. Betrachtung der Messergebnisse Die Entmagnetisierung einer zuvor aufgeprägten ARM (AF = 300 mT, DF = 40 µT) aller Proben des Kerns 315KA zeigt nur geringe Abweichungen. Das MDFARM variiert für alle Proben zwischen 40 und 50 mT. Ebenso wie das Median Destructive Field der NRM (MDFNRM) sind diese Werte Ausdruck einer hohen Stabilität der Magnetisierung und weisen daher auf die Existenz kleiner SD-Teilchen hin (Kap. 3.3.3). Um viskose Überprägungen auszuschließen, wurden für MNR Werte nach einer Entmagnetisierung von 10 mT verwendet (MNR (10 mT)). Das gleiche gilt für MAR (10 mT). Die Intensität der ARM des Sedimentkerns 315KA sind bei einem Entmagnetisierungsschritt von 10 mT nur doppelt so hoch wie die entsprechenden Werte der NRM (Abb. 5.6 a). 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA MN R (10 mT ) 65 MA R (10 mT ) [mA/m] 30 60 90 120 150 180 210 240 270 0 300 600 900 MAR (10 mT ) [mA/m] 120 1500 1800 2100 2400 2700 200 240 280 30 25 20 15 10 5 0 3000 n 117 Minimum 121.6 mA/m Maximum 267.0 mA/m Mittelwert 210.2 mA/m Standardabweichung 31.0 mA/m 3300 3600 a) 160 35 Relative Häufigkeit [%] Alter [a B.P.] 1200 b) Abb. 5.6 a) zeigt MAR (10 mT) und MNR (10 mT) bei einem Entmagnetisierungsschritt von 10 mT gegen das Alter aufgetragen. MAR (10 mT) ist etwa doppelt so groß wie MNR (10 mT). Die Kurvenvariationen verlaufen auffallend gleichförmig. b) zeigt MAR (10 mT) in einem Histogramm dargestellt, sowie Minimum, Maximum und Mittelwert. Das Minimum der Gesamtwerte beträgt 121.6 mA/m, das Maximum 267.0 mA/m und der Mittelwert 210.2 mA/m (Standardabweichung 31.0 mA/m) (Abb. 5.6 b). Die Variationen in den Intensitätskurven von ARM und NRM bei einem Entmagnetisierungsschritt von 10 mT gegen das Alter korrelieren positiv mit einem Koeffizienten von r = 0.824. Auch die Werte für MAR (10 mT) nehmen mit dem Alter der Proben zu. Die Intensität der künst- 66 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA lich erzeugten Remanenz zeigt also ein ähnliches Ergebnis wie die NRM. MAR (10 mT) gegen MNR (10 mT) aufgetragen zeigt einen positiven Trend. Die Regressionsgerade besitzt eine Steigung von 0.59 (Abb. 5.7). MAR (10 mT) [mA/m] 100 150 200 250 300 MNR (10 mT) [mA/m] 160 140 120 100 80 60 40 Abb. 5.7 MAR (10 mT) gegen MNR (10 mT) aufgetragen zeigt einen positiven Trend der Werte. Aus den gut korrelierenden Kurven sowie dem Trend beim Auftragen von MAR (10 mT) gegen MNR (10 mT) ist zu ersehen, dass die Sedimentproben eine im Labor rezent aufgeprägte ARM in derselben Form annehmen wie die NRM. Die Anordnung der remanenztragenden Minerale ist also über die Jahre hinweg ungestört erhalten geblieben und die Teilchen besitzen immer noch denselben hohen Ordnungsgrad. Die gemessenen MNR Daten spiegeln demnach mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit insbesondere die Intensität des sie erzeugenden Erdmagnetfeldes wider. 5.2.1 Anisotropie der Anhysteretischen Remanenten Magnetisierung Messgeräte Zur Bestimmung der Anisotropie der ARM wurde den Einzelproben nacheinander in einer anderen Raumrichtung eine ARM aufgeprägt. Dazu wurde eine Wechselfeldentmagnetisierungsanlage MI AFD 1.1 (mit ARM-Erzeugungsspule) der Firma MAGNON INTERNATIONAL unter Verwendung eines Gleichfeldes von 0.075 mT und eines Wechselfeldes von 150 mT eingesetzt. Anschließend wurde die Intensität der Anhysteretischen Remanenten Magnetisierung in allen drei Richtungen mit einem 2G Kryogenmagnetometer gemessen. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 67 Betrachtung der Messergebnisse Das sukzessive Aufprägen einer ARM in den drei Achsen x, y und z einer jeden Probe ergibt, dass die Intensitäten der ARM in der vertikalen z-Richtung geringer sind als in den horizontalen x- und y-Richtungen. Messungen der ARM Intensitäten der Proben in x- und y-Richtung sind Messungen, die parallel der Schichtung durchgeführt wurden, während die Intensität der ARM in z-Richtung senkrecht zur Schichtung gemessen wurde. Mit zunehmendem Alter nimmt die Differenz der Intensitätswerte in z-Richtung auf der einen und in x- und y-Richtung auf der anderen Seite zu (Abb. 5.8). Insgesamt belegen die Messergebnisse eine Anisotropie im Sediment. Diese Anisotropie ist auf natürliche Mechanismen bei der Sedimentation zurückzuführen. Ein natürliches ferrimagnetisches Teilchen ist in der Regel nicht ideal rund, sondern besitzt die Form eines Ellipsoids mit einer längeren, einer mittleren und einer kürzeren Achse. Die längere Achse eines magnetischen Partikels ist die Achse mit der höchsten Magnetisierbarkeit (Kap. 3.3). Mit dieser Achse richtet sich das Korn bevorzugt parallel zum umgebenden Erdmagnetfeld aus. Die Auflast nachfolgender Sedimentkörner und die dadurch erzeugte Kompaktion führt jedoch zu einer flacheren Ausrichtung der längsten Achse der Mineralkörner gegenüber der Sedimentationsebene, also zur Horizontalen (Abb. 3.3). Die höheren ARM Intensitätswerte in x- und y-Richtung zeigen, dass die Längsachsen der Partikel, also die Achsen der höchsten Magnetisierbarkeit, innerhalb der Schichtebene lagern. Der zunehmende Kompaktionseffekt zur Kernbasis hin, in dessen Verlauf sich die Achsen weiter in die Horizontale neigen, drückt sich in der Abnahme der Intensität in z-Richtung relativ zu den Intensitäten in x- und y-Richtung aus (Abb. 5.8). 68 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA MAR [mA/m] 200 0 300 250 300 350 400 450 x-ARM y-ARM z-ARM 600 900 1200 Alter [a B.P.] 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 Abb. 5.8 MAR in x, y, z Richtung über ein gleitendes Mittel von 3 Messpunkten berechnet und gegen das Alter aufgetragen. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 69 Da die Anisotropie über die Länge des Kerns im Wesentlichen gleichmäßig verläuft, wird sie bei den weiteren Betrachtungen vernachlässigt. Für die Normierung der NRM zur Ermittlung der relativen Paläointensität des Erdmagnetfeldes wird im Folgenden die ARM in z-Richtung verwendet. 5.3 Isothermale Remanente Magnetisierung IRM Messgeräte Die Erzeugung der Gleichfelder für die Aufprägung einer IRM wurden bis 300 mT in den Schritten 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 95, 100, 105, 150, 200, 300 mT mit einem internen Pulsmagnetisierer eines KRYOGENMAGNETOMETERS MODEL 755R der Firma 2G ENTERPRISES durchgeführt. Von 300 mT bis 2500 mT wurde für die Schritte 500, 1000, 1500 und 2500 mT ein externer Pulsmagnetisierer für die Erzeugung der Gleichfelder verwendet. Der Wert für SIRM bezieht sich jeweils auf die IRM bei 2500 mT. Die Backfield Messungen der gesättigten Proben in Gegenfeldern von 300 mT erfolgten ebenfalls über das Kryogenmagnetometer. Die Wechselfeldentmagnetisierung der IRM wurde in Schritten von 5, 10, 15, 20, 25, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90, 95, 10, 125 und 150 mT durchgeführt. Hierbei wurden jeweils alle drei Raumrichtungen entmagnetisiert. Betrachtung der Messergebnisse Die Erwerbskurven der Isothermalen Remanenten Magnetisierung des Kerns 315KA zeigen, dass die Proben bereits bei 300 mT zu 95% gesättigt sind und somit der Großteil der Remanenz von Magnetit beziehungsweise Titanomagnetit getragen wird (Kap. 3.3.4). Weniger als 5% der Sättigungsremanenz entfallen auf eine zweite höherkoerzitive Phase, wie Hämatit, Goethit oder auch Pyrrhotit. Hierbei ist zu beachten, dass der Anteil eines remanenztragenden Minerals an der Gesamtremanenz nicht gleichzusetzen ist mit dem Gesamtvorkommen des Minerals im Sediment. Die Sättigungsremanenz von Hämatit beträgt nur 1 kA/m, während Magnetit eine Sättigungsremanenz von 50 kA/m aufweist (Thompson & Oldfield, 1986). Demnach ist die 50 fache Menge Hämatit gegenüber Magnetit notwendig, um eine remanente Magnetisierung gleicher Intensität zu erhalten. Abbildung 5.9 zeigt exemplarisch die IRM Erwerbskurven von neun Proben des Kerns. 70 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 1 0.9 0.8 MIR / MSIR 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 300 900 1800 2700 Feldstärke [mT] Abb. 5.9 Normierte Erwerbskurven der Isothermalen Remanenten Magnetisierung der Proben 31, 33, 50, 107, 266, 309, 355, 391, 430 und 438 cm. Diese sind typisch für alle Proben des Kerns 315KA. Mit einem Feld von 300 mT sind die Proben zu 95 % gesättigt. Nach Aufprägung der SIRM wurden die Proben einem Gegenfeld von 300 mT ausgesetzt. Die geringe Feldstärke (300 mT) des Gegenfeldes bewirkt, dass im wesentlichen nur die (Titano-) Magnetit Partikel (Koerzitivität < 300 mT) in den Proben ummagnetisiert werden. Hieraus wurden die Parameter MHIR und S-0.3T abgeleitet (Kap. 3.3.4). Die Intensität der Harten Isothermalen Remanenten Magnetisierung MHIR zeigt die Konzentration von hochkoerzitiven antiferromagnetischen Mineralen, wie Hämatit, im Sediment an. S-0.3T erlaubt eine Betrachtung der relativen Änderungen des Verhältnisses von hoch- zu niederkoerzitiven Mineralen im Sediment. Die Werte für MHIR steigen von 8.6 mA/m bis 135.5 mA/m an (Mittelwert 64.0 mA/m; Standardabweichung 29.3 mA/m) (Abb. 5.10). Vor etwa 1700 a B.P. ist eine leichte Abnahme der Werte zu beobachten. Älter als 1700 a B.P. bis vor etwa 2200 a B.P. bleiben die Werte im Mittel sehr niedrig und steigen vor circa 3100 a B.P. erneut. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA MHIR [mA/m] 0 50 100 S-0.3T 150 0 0.93 0.95 0.97 0.99 0 300 300 600 600 900 900 1200 1200 1500 1500 1800 1800 2100 2100 2400 2400 2700 2700 3000 3000 3300 3300 3600 3600 MHIR n 105 Minimum 8.6 mA/m Maximum 135.5 mA/m Mittelwert 64.0 mA/m Standardabweichung 29.3 mA/m Alter [a B.P.] Alter [a B.P.] 71 S-0.3T n 120 Minimum 0.938 Maximum 0.969 Mittelwert 0.957 Standardabweichung 0.006 Abb. 5.10 MHIR und S-0.3T gegen das Alter aufgetragen. Die grauen Kreise kennzeichnen negative Korrelationen. 72 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA S-0.3T variiert zwischen 0.938 und 0.969 mit einem Mittelwert von 0.957 (Standardabweichung 0.006). Die Kurve verläuft verglichen mit der von MHIR relativ konstant. In der Kurve von MHIR lassen sich Bereiche mit höheren (zum Beispiel vor etwa 200 a B.P. bis 500 a B.P. oder vor etwa 3200 a B.P. bis 3600 a B.P.) von solchen mit niedrigeren Anteilen hochkoerzitiver Minerale (zum Beispiel vor etwa 2100 a B.P. bis 2200 a B.P. oder 2900 a B.P. bis 3100 a B.P.) unterscheiden. Dagegen verläuft die Kurve für S-0.3T eher gleichförmig. Variieren die Werte für hochkoerzitive Minerale im Sediment, während das Verhältnis hochzu niederkoerzitiven Mineralen gleich bleibt, bedeutet dies, dass eine Erhöhung der hochkoerzitiven Mineralanteile mit einer Erhöhung der niederkoerzitiven Mineralanteile ((Titano-) Magnetit) einhergeht. Diese Minima der Kurve für S-0.3T korrelieren mit den Kurvenwerten entsprechenden Alters in der MHIR Kurve negativ. In Abbildung 5.10 sind die Korrelationen mit einem grauen Kreis gekennzeichnet. Hier scheint es kurzzeitig zu Anstiegen in der Konzentration der hochkoerzitiven Phase zu kommen, die unabhängig von der niederkoerzitiven Phase ist, welche nicht zunimmt. Diese Lagen können jedoch maximal eine Mächtigkeit von 1 cm besitzen. Da Hämatit zum magnetischen Signal, wie bereits erwähnt, vergleichsweise wenig (5 %) beiträgt, sind sie in der Gesamtbetrachtung vernachlässigbar. MIR (10 mT) (bei einem Entmagnetisierungsschritt von 10 mT, siehe ARM) schwankt zwischen 1438 mA/m und 2890 mA/m um einen Mittelwert von 2323 mA/m (Standardabweichung 261 mA/m). MIR (10 mT) und MNR (10 mT) zeigen einen ähnlichen Kurvenverlauf (Abb. 5.11 a, b). 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA MNR (10 m T) [mA/m] MIR (10 mT ) [mA/m] 30 60 90 120 150 1000 2000 3000 0 300 600 600 900 900 1200 1200 1500 1500 1800 1800 2100 2100 2400 2400 2700 2700 3000 3000 3300 3300 3600 3600 a) MIR (10 m T ) [mA/m] Alter [a B.P.] 300 Relative Häufigkeit [%] 0 Alter [a B.P.] 73 1200 1600 2000 2400 2800 3200 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 n 117 Minimum 1438 mA/m Maximum 2890 mA/m Mittelwert 2323 mA/m Standardabweichung 261 mA/m b) Abb. 5.11 a) MNR (10 mT) sowie MIR (10 mT) jeweils gegen das Alter aufgetragen. Der Verlauf beider Kurven ist ähnlich. b) Minimum, Maximum und Mittelwert von MIR (10 mT), sowie die Häufigkeitsverteilung der Werte. Ein Vergleich von MDFARM und MDFIRM gegen das Alter aufgetragen zeigt, dass das Median Destructive Field der IRM durchgehend kleiner ist als das der ARM (Abb. 5.12 a). Nach Lowrie & Fuller (1971) ist daher von (Titano-) Magnetiten im SD bzw. PSD-Bereich auszugehen (Kap. 3.3.4). Abbildung 5.12 b zeigt das Verhältnis von MAR/MSIR gegen das Alter. Der korngrößensensitive Parameter zeigt, dass der Anteil feiner magnetischer Partikel am Gesamtkorngrößenspektrum zum Älteren hin zunimmt (Kap. 3.3.4). Da ARM und IRM nur remanenztragende 74 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA Partikel ansprechen, kann über das Vorhandensein von SP-Teilchen zunächst keine Aussage getroffen werden. MDF [mT] 25 35 MAR /MSIR 45 55 0.06 0.07 0.08 0.09 0 300 300 600 600 900 900 1200 1200 1500 1500 1800 1800 2100 2100 2400 2400 2700 2700 3000 3000 3300 3300 3600 3600 n Minimum Maximum Mittelwert ARM IRM a) Alter [a B.P.] Alter [a B.P.] 0 117 0.067 0.089 0.078 b) Abb. 5.12 a) MDFARM und MDFIRM aufgetragen gegen das Alter. Die MDFARM Werte sind durchgängig höher als die MDFIRM Werte. b) Verhältnis von MAR/MSIR gegen das Alter aufgetragen sowie Minimum, Maximum, Mittelwert und Standardabweichung. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 75 5.4 Magnetische Suszeptibilität κ Messgeräte Die magnetische Volumensuszeptibilität wurde mit einem BARTINGTON SUSCEPTIBILITY METER M.S.2. bestimmt. Die Messungen erfolgen in einem elektrischen Schwingkreis, welcher eine Spule als Sensor beinhaltet, die ein schwaches magnetisches Wechselfeld von etwa 80 mA/m erzeugt. Wird eine Probe in den Schwingkreis gebracht, verändert sich dessen Impedanz. Diese Veränderung führt zu einer Verschiebung der Resonanzfrequenz (Thompson & Oldfield, 1986). Die Frequenzänderung ist dabei proportional zur magnetischen Suszeptibilität. Für jede Probe wurden drei Messwerte ermittelt, wobei vor und zwischen den Probenmessungen (PM(1-3)) jeweils Leermessungen (LM(1-4)) durchgeführt wurden. Die Messergebnisse der Proben, ebenso wie die der Leermessungen vor und nach einer Probenmessung durften maximal um einen Wert von 0.1 Skalenteilen voneinander abweichen. Durch diese Methode wurde eine mögliche Gerätedrift berücksichtigt. Die Werte für das Ergebnis wurde dann wie folgt ermittelt: κ [Skt] = [PM1 – (LM1 + LM2) / 2) + (PM2 – (LM2 + LM3)/2) + (PM3 – (LM3 + LM4)/2)] / 3 Betrachtung der Messergebnisse Die Suszeptibilitätswerte der Sedimentproben von Kern 315KA liegen in einem Bereich zwischen 90 und 143 x 10-6 SI mit einem Mittelwert von 116 x 10-6 SI (Standardabweichung 10.2 x 10-6 SI) (Abb. 5.13). Wie im Fall der Intensitäten der verschiedenen Remanenztypen kann auch für die Suszeptibilität ein tendenzieller Anstieg der Werte zum Älteren hin beobachtet werden. Da in den Werten der Suszeptibilität neben der remanenztragenden Partikel, wie im Fall der synthetischen Remanenzen, auch die nicht ferrimagnetischen Anteile, wie Karbonat oder Silikat, beitragen, unterscheidet sich der Verlauf der Messkurve κ vom Kurvenverlauf für MNR (10 mT) teilweise. (Abb. 5.13). Erhöht sich beispielsweise der Karbonat- oder Silikatanteil der Sedimentmatrix, wobei Karbonat und Silikat negative Suszeptibilitäten besitzen (Kap. 3.5), nimmt der Gesamtwert für die Suszeptibilität ab. Diese Einflüsse werden in Kapitel 6.3 genauer betrachtet und mit Blick auf Klima und Sedimentzufuhr interpretiert. 76 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA -6 κ [10 SI] MNR (1 0 m T) [mA/m] 30 60 90 120 150 90 110 130 0 300 600 600 900 900 1200 1200 1500 1500 1800 1800 2100 2100 κ [10-6 SI] 80 2400 2400 2700 100 120 140 160 40 Relative Häufigkeit [%] 300 Alter [a B.P.] Alter [a B.P.] 0 150 2700 30 20 10 0 3000 3000 3300 3300 3600 3600 a) n 127 Minimum 90 x 10-6 SI Maximum 143 x 10-6 SI Mittelwert 116 x 10-6 SI Standardabweichung 10.2 x 10-6 SI b) Abb. 5.13 a) Natürliche Remanente Magnetisierung MNR (10 mT) (entmagnetisiert bei 10 mT) und Volumensuszeptibilität κ aufgetragen gegen die Teufe, sowie b) Minimum, Maximum, Mittelwert und Standardabweichung der Suszeptibilität mit zugehöriger Häufigkeitsverteilung. 5.4.1 Frequenzabhängige Suszeptibilität κfd Die prozentualen Werte für die frequenzabhängige Suszeptibilität (Kap. 3.3.2) als Maß für den Anteil superparamagnetischer Partikel variieren zwischen 0.3 und 4.3 % mit einem Mittelwert von 2.1 % (Abb. 5.14). Thompson & Oldfield (1986) geben für natürliche Proben eine Variationsbreite zwischen 0 und 24 % als prozentuale frequenzabhängige Suszeptibilität an. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 77 Die hier gefundenen Werte deuten demnach auf einen geringen Beitrag superparamagnetischer Teilchen am gesamten Korngrößenspektrum hin. Relative Häufigkeit [%] 25 n 126 Minimum 0.3 % Maximum 4.3 % Mittelwert 2.1 % Standardabweichung 0.9 % 20 15 10 5 0 0 1 2 3 κfd [%] 4 5 Abb. 5.14 Minimum, Maximum, Mittelwert und Standardabweichung der frequenzabhängigen Suszeptibilität κfd mit zugehöriger Häufigkeitsverteilung. 5.5 Hystereseparameter Messgerät / Präparation der Proben An 34 ausgewählten Proben des Kerns 315KA, verteilt über die gesamte Kernlänge, wurden Messungen der magnetischen Hysterese durchgeführt. Gemessen wurde mit einem MICROMAG 2900 ALTERNATING GRADIENT FORCE MAGNETOMETER (AGFM) von PRINCETON MEASU- REMENTS CORPORATION. In der Beschreibung des Gerätes wird eine Messgenauigkeit von 2 % für Messungen der magnetischen Momente der Proben mit Bezug auf die Kalibrierung mit einer Nickel Standardprobe angegeben sowie eine Toleranz von 2 % für das magnetische Gleichfeld. Jeder Würfelprobe wurden etwa 20 bis 25 mg Sediment entnommen und dieses in einen etwa 3 mm langen, zylindrischen Probenbehälter (∅ 2.5 mm) aus Kunststoff gebracht. Das Leergewicht (mTara) des Behälters war bekannt, so dass die diamagnetischen Anteile des Behälters bei der Auswertung der Messungen berücksichtigt werden konnten. In einem Exikator wurden die Sedimentproben getrocknet und danach das Trockengewicht (mTrocken) des Sediments ermittelt. Mit Hilfe eines Klebers wurde das Sediment fixiert. Zuletzt wurde das Gesamtgewicht (mGesamt) erfasst. Die Änderungen des magnetischen Momentes, welche als Funktion des magnetisierenden Feldes aufgezeichnet wurden, ließen sich so in eine mas- 78 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA senspezifische Magnetisierung umrechnen. Die einzelnen Sedimentproben konnten somit quantitativ miteinander verglichen werden. Von Dobeneck (1996) entwickelte das Programm HYSTEAR, mit dem die Auswertung der mit dem oben beschriebenen Verfahren gewonnenen Rohdaten der Hysteresemessungen erfolgte. Betrachtung der Messergebnisse Abbildung 5.15 a) bis d) zeigt exemplarisch den um die paramagnetischen Anteile korrigierten Verlauf der Hystereseschleifen (Kap. 3.3.1) der Proben aus 31, 137, 212 und 318 cm Tiefe. Der Verlauf der Hystereseschleifen aller 34 Proben zeigt einen deutlichen ferrimagnetischen Anteil im Sediment (Abb. 5.15 a bis d). In einem Feld bis 1 T sind die Hystereseschleifen oberhalb von 0.3 T nicht ganz geschlossen. Die Zunahme der Magnetisierung der Proben oberhalb von 0.3 T ist gering und zeigt, dass zu einem kleinen Teil auch eine hochkoerzitive Phase zur Magnetisierung beiträgt. Diese Aussage stützt das Ergebnis aus den Erwerbskurven der Isothermalen Remanenten Magnetisierung (Kap. 5.3). Die über die neigungskorrigierten Hystereseschleifen ermittelten Verhältnisse von BCR/BC liegen zwischen 1.94 und 2.44 mit einem Mittelwert von 2.15. Die Verhältnisse von MRS/MS liegen zwischen 0.17 und 0.27 mit einem Mittelwert von 0.23. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 79 18 18 12 12 Magnetisierung [Am2/kg] Magnetisierung [Am2/kg] a) Probe 31 cm 6 0 -6 -12 -18 6 0 -6 -12 -18 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3 -1 -0.6 Feld [T] -0.2 0.2 0.6 1 0.6 1 Feld [T] 18 18 12 12 Magnetisierung [Am2/kg] Magnetisierung [Am2/kg] b) Probe 137 cm 6 0 -6 -12 -18 6 0 -6 -12 -18 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3 -1 Feld [T] -0.6 -0.2 0.2 Feld [T] Abb. 5.15 a) bis d) Hystereseschleifen gemessen an Sedimenten aus den Proben 31, 137, 212 und 318 cm Tiefe korrigiert um den paramagnetischen Anteil in unterschiedlicher Auflösung der Kurven. In einem Feld von 1 T ist zu sehen, dass bei 0.3T die Hystereseschleife nicht geschlossen ist, also ein geringer Anteil einer nicht gesättigten magnetischen Fraktion vorhanden ist. 80 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 15 15 10 10 Magnetisierung [Am2/kg] Magnetisierung [Am2/kg] c) Probe 212 cm 5 0 -5 -10 -15 5 0 -5 -10 -15 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3 -1 -0.6 Feld [T] -0.2 0.2 0.6 1 0.6 1 Feld [T] 15 15 10 10 Magnetisierung [Am2/kg] Magnetisierung [Am2/kg] d) Probe 318 cm 5 0 -5 -10 -15 5 0 -5 -10 -15 -0.3 -0.2 -0.1 0 Feld [T] 0.1 0.2 0.3 -1 -0.6 -0.2 0.2 Feld [T] Abb. 5.15 Fortsetzung Day et al. (1977) führten Untersuchungen zur Korngröße an synthetischen Titanomagnetiten durch. Dabei stellten sie die Verhältnisse MRS/MS und BCR/BC einander gegenüber und leiteten daraus eine Abhängigkeit von der Domänenstruktur der Partikel ab. Danach liegen die hier ermittelten Werte in einem für PSD-Teilchen charakteristischen Bereich mit einer Tendenz in Richtung SD-Teilchen (Abb. 5.16) und weisen auf Magnetit Partikel mit Korngrößen zwischen etwa 1 und 4 µm hin (Kap. 3.3.1). Aus der Zusammenfassung von Literaturdaten leitet Dunlop (1986) für synthetischen, reinen Magnetit aus den obengenannten Verhält- 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 81 nissen einen Korngrößentrend ab (Abb. 5.16). Die Messpunkte der Proben folgen diesem Trend. Dies spricht zum einen für eine Korngröße im PSD-Bereich, gleichzeitig scheint es sich hier um ein Trägermineral nahe der Zusammensetzung von reinem Magnetit zu handeln. Die höherkoerzitiven Anteile im Sediment können die Gesamtkoerzitivität leicht erhöhen und somit das Ergebnis geringfügig verändern. Äolische Partikel unterliegen zudem einer erhöhten mechanischen Beanspruchung, was zum Beispiel zur Bildung von Rissen in den Partikeln führt und ebenfalls eine leichte Koerzitivitätserhöhung zur Folge hat. MRS/MS SD 0.1 PSD MD 0.01 1 BCR/BC 10 Abb. 5.16 Verhältnis MRS/MS zu BCR /BC (nach Day et al., 1977). Die gestrichelten Linien spiegeln einen nach Dunlop (1986) aus Literaturdaten ermittelten Korngrößentrend für reinen Magnetit wider. Die Messwerte folgen diesem Trend. Auf Grund des Vorkommens von SP-Teilchen kann es sein, dass das Verhältnis von BCR/BC gering erhöht ist, da SP-Teilchen eine Reduzierung der Koerzitivkraft BC bewirken, aber keinen Einfluss auf BCR besitzen. Da der Beitrag der SP-Teilchen, wie bereits über κfd nachgewiesen, nur gering ist, ist dieser Effekt vernachlässigbar. Die Korngrößen der magnetischen Fraktionen sind demnach sehr klein, was das Ergebnis des Vergleichs von MDFARM und MDFIRM aus Kapitel 5.3 bestätigt. Dementsprechend sind die Magnetisierungen der remanenztragenden Körner des Sediments, als sehr stabil einzuschätzen (Kap. 3.3.1). 82 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 5.6 Thermomagnetische Untersuchungen (Hoch- und Tieftemperatur) Messgerät Thermomagnetische Untersuchungen wurden an sechs ausgewählten Proben durchgeführt. Gemessen wurde mit einer Kappabridge KLY-3S der Firma AGICO mit einer Messfrequenz von 875 Hz und einer Messfeldstärke von 300 A/m. Der Messbereich reicht bis maximal 0.1 SI. Die Messgenauigkeit liegt bei absolut 2.5 x 10-8 SI, innerhalb eines Messbereichs beträgt sie +/- 1%. Die Hochtemperaturmessungen erfolgten mit einem CS-3 Thermostaten, die Tieftemperaturmessungen mit einem CS-L Kryostaten in Ergänzung zur Kappabridge. Betrachtung der Messergebnisse Bei einer Erhitzung der Sedimentproben von Raumtemperatur auf etwa 970 K fällt die Suszeptibilität bei einer Temperatur von etwa 700 K stark ab. Zuvor kann bei allen Proben ein Anstieg in der Suszeptibilität beobachtet werden (Abb. 5.17), dessen Maximum ist der sogenannte Hopkinson-Peak (Kap. 3.3.4). Der Curiepunkt für natürlichen Magnetit liegt bei 853 K, für TM60 bei 423 K und für Pyrrhotit bei 598 K. Der Curiepunkt von Magnetit (Kap. 3.2.3.1) wird nicht ganz erreicht. Die Suszeptibilität erreicht bei Temperaturen um den Curiepunkt von Magnetit ihr Minimum, so dass von einer Mineralogie nahe reinem Magnetits auszugehen ist. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA Probe 68 cm Temperatur [K] Probe 50 cm Temperatur [K] 200 400 600 800 1000 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 κ/κmax κ/κmax 200 400 600 800 1000 0.4 0.2 0.4 0.2 0 0 -0.2 -0.2 Probe 138 cm Temperatur [K] Probe 115 cm Temperatur [K] 200 400 600 800 1000 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 κ/κmax κ/κmax 200 400 600 800 1000 0.4 0.2 0.4 0.2 0 0 -0.2 -0.2 Probe 355 cm Temperatur [K] Probe 407 cm Temperatur [K] 200 400 600 800 1000 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 0.2 κ/κmax κ/κmax 200 400 600 800 1000 0.4 83 0.4 0.2 0 0 -0.2 -0.2 Abb. 5.17 Normierte Suszeptibilitätswerte der Proben 55, 68, 115, 138, 355 und 407 cm, geglättet über ein Mittel von fünf Messpunkten gegen die Temperatur aufgetragen. Der Anstieg in den Kurven verdeutlicht den Hopkinson-Peak, der Kurvenabfall die Curietemperatur. 84 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA Im Verlauf einer Abkühlung der Proben von Raumtemperatur auf etwa 93 K, ist bei einer Temperatur von etwa 100 K ein steiler Anstieg in den Suszeptibilitätskurven zu beobachten (Abb. 5.18). Probe 68 cm Temperatur [K] Probe 50 cm Temperatur [K] 100 200 0 300 1 1 0.9 0.9 0.8 0.8 κ/κmax κ/κmax 0 0.7 0.6 0.5 0.5 0.4 0.4 0 300 1 1 0.9 0.9 0.8 0.8 κ/κmax κ/κmax 200 0.7 0.6 0.4 0.4 Probe 355 cm Temperatur [K] 300 Probe 407 cm Temperatur [K] 300 0 1 1 0.9 0.9 0.8 0.8 0.7 κ/κmax κ/κmax 200 200 0.6 0.5 100 100 0.7 0.5 0 300 Probe 138 cm Temperatur [K] Probe 115 cm Temperatur [K] 100 200 0.7 0.6 0 100 100 200 300 0.7 0.6 0.6 0.5 0.5 0.4 0.4 Abb. 5.18 Normierte Suszeptibilitätswerte der Proben 50, 68, 115 138, 355 und 407 cm über ein Mittel von fünf Messpunkten geglättet, aufgetragen gegen die Temperatur. Bei etwa 100 K steigen die Kurven steil an und verdeutlichen den Verwey-Phasenübergang. 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA 85 Dieser Anstieg spiegelt den Verwey-Phasenübergang wider. Da geringe Titananteile in einem Magnetit Kristall TV senken (Aragón et al., 1985), variiert die Temperatur für den Verwey-Phasenübergang entsprechend um einige Kelvin. Moskowitz et al. (1998) klassifizierten synthetische Titanomagnetite auf Grund ihres Titangehaltes und geben für TM0 und TM05 Phasenübergangswerte von 123 K (TM0) und 85 K (TM05) an (Abb. 5.19). Temperatur [K] 0 Normierte Suszeptibilität 1 50 100 TM05 150 200 250 300 TM0 TM19 0.8 0.6 0.4 0.2 0 Abb. 5.19 Normierte Suszeptibilitätskurven nach Moskowitz et al. (1998) für synthetische Titanomagnetite mit unterschiedlichem Titangehalt. Die Werte für die Suszeptibilität steigen für TM05 bei 85 K, für TM0 bei 123 K steil an und spiegeln den Verwey-Phasenübergang wider. Mit steigendem Titangehalt verläuft der Anstieg in den Kurven flacher und dehnt sich über einen größeren Temperaturbereich aus. Die Untersuchungen ergaben demnach, dass es sich bei den remanenztragenden Mineralen um Magnetit handelt, der eventuell einen geringen Titangehalt besitzt. 5.7 Mineralogie, Konzentration, Korngröße 5.7.1 Mineralogie Beim IRM-Erwerb wurde deutlich, dass 95 % der Remanenz von einem niederkoerzitiven Mineral getragen wird. Auch die Hysteresemessungen zeigen einen überwiegenden Anteil ferrimagnetischer Minerale als Träger der Remanenz an. Eine weitere Unterstützung dieser These ergibt sich aus S-0.3T. Auf Grund der thermomagnetischen Untersuchungen ist davon 86 5 Paläo- und gesteinsmagnetische Ergebnisse des Sedimentkerns 315KA auszugehen, dass es sich bei diesem Mineral um titanarmen Titanomagnetit oder Magnetit handelt. Da die Bildung von Hämatit speziell unter ariden Bedingungen stattfindet (Thompson & Oldfield, 1986) und die kontinentalen Liefergebiete der Region um das Arabische Meer Wüsten sind, ist naheliegend, dass es sich bei der zweiten hochkoerzitiven Phase die zu etwa 5 % der Remanenz beiträgt, um Hämatit handelt. Hierfür spricht auch, dass die Proben bei Aufprägung der IRM bei 0.15 T nahezu gesättigt sind. 5.7.2 Konzentration Mit Blick auf die relative Paläointensitätsbestimmung sowie klimabedingte Schwankungen in den Sedimentationsraten sind Konzentrationsvariationen sowie Änderungen im Verhältnis von Hämatit zu Magnetit über den gesamten Kern von größerem Interesse als absolute Hämatit- und Magnetitkonzentrationen einzelner Proben. Die Betrachtung von S-0.3T und MHIR, ergab, dass eine Konzentrationserhöhung von Hämatit einhergeht mit einer Konzentrationserhöhung von Titanomagnetit. Beide Minerale variieren also annähernd gleichmäßig über den gesamten Kern. Änderungen der Hämatitkonzentration können anhand von MHIR verfolgt werden, Änderungen der Titanomagnetit-/Magnetitkonzentration anhand von MAR oder MIR. 5.7.3 Korngröße Bereits in den erhöhten Intensitätswerten von MDFNR, MDFAR und MDFIR spiegelt sich wider, dass die von (Titano-) Magnetit Partikeln getragene Remanenz von hoher Stabilität ist und somit auf kleine Korngrößen hindeutet. In dem Vergleich von MDFAR und MDFIR bestätigt sich die Annahme, dass sich die Korngrößen der magnetischen Fraktion im SD- beziehungsweise PSD-Bereich befinden. Auch das Auftragen der Verhältnisse von MRS/MS und BCR/BC aus den Hysteresemessungen in dem Diagramm nach Day et al. (1977) stützt diese Vermutung. SP-Teilchen wurden über κfd zwar nachgewiesen, jedoch ist ihr Anteil am gesamten Korngrößenspektrum gering und ihr Einfluß auf die magnetischen Eigenschaften vernachlässigbar. Der Anteil feiner Korngrößen am gesamten Korngrößenspektrum drückt sich in MAR/MIR aus. Es wird ersichtlich, dass der relative Anteil feiner Korngrößen zur Kernbasis hin zunimmt. 6 Interpretation der Ergebnisse 87 6 Interpretation der Ergebnisse 6.1 Relative Paläointensität des Erdmagnetfeldes (bis 3600 a B.P.) Zu Beginn des folgenden Kapitels erfolgt eine Überprüfung, ob das Sediment des Kerns 315KA die Bedingungen für die Rekonstruktion einer relativen Paläointensität des Erdmagnetfeldes erfüllt. Nachfolgend wird für die Abschätzung der relativen Paläointensität die NRM der untersuchten Proben über ARM, SIRM und κ normiert. Das geomagnetische Feld unterliegt zeitlichen Variationen. Änderungen die eine Periode von 10² - 10³ Jahren besitzen, werden als Säkularvariationen bezeichnet. Nach Channell (2000) können Variationen der Paläointensität, die eine Periode von 104 bis 105 Jahren besitzen global korrelieren. Saarinen (1998) korrelierte hochauflösend Paläointensitätsdaten des Erdmagnetfeldes an Seesedimenten des Sees Pohjajärvi (62°N) mit archäomagnetischen Daten aus Bulgarien (Daly & Le Goff, 1996) sowie Daten von Seesedimenten aus dem Le Boeuf/USA (King et al., 1983) und fand eine gute Übereinstimmung in den rekonstruierten relativen Paläointensitäten der letzten 3200 Jahre. Diese Tatsache lässt vermuten, dass auch zeitliche Änderungen der Paläointensität des Erdmagnetfeldes von 10² bis 10³ Jahren über größere geografische Entfernungen korrelieren können. In der vorliegenden Arbeit werden daher relative Paläointensitätsschwankungen vor Makran mit Archivdaten für Ägypten (Aitken et al., 1984; Hussain, 1983, 1987; Odah et al., 1995; Odah, 1999), Zentralasien (Nachasova et al., 2000) und Bulgarien (Kovacheva, 1997) sowie dem Lago di Mezzano (Italien, Frank, 1999) und dem Le Boeuf See (Pennsylvania, King et al., 1983) verglichen. 6.1.1 Ergebnisse von Kern 315KA Die Intensität der NRM wird durch die absolute Paläointensität des Erdmagnetfeldes sowie die Konzentration, die Korngröße und den Grad der Ausrichtung des magnetischen Mineralinventars bestimmt. Für eine zuverlässige Bestimmung der relativen Paläointensität soll das zu untersuchende Sediment nach King et al. (1983) und Tauxe (1993) die folgenden Kriterien erfüllen: 1. Die Konzentration der magnetischen Teilchen sollte nur gering variieren (kleiner Faktor 10) 2. Magnetit mit einer Korngröße im SD/PSD-Bereich sollte als remanenztragendes Mineral dominieren 88 6 Interpretation der Ergebnisse Diese Bedingungen sind, wie in Kapitel 5 nachgewiesen wurde, für das hier untersuchte Sediment erfüllt. Der Zusammenhang zwischen der Intensität der NRM als paläomagnetischem Parameter MNR und der Konzentration der remanenztragenden Partikel im Sediment von Kern 315KA wird durch einen Vergleich der Kurven von Volumensuszeptibilität, anhysteretischer und isothermaler Remanenz mit der NRM deutlich (Abb. 6.1, 6.2). MN R (10 mT ) [mA/m] 30 60 90 120 150 MSIR [mA/m] MAR (1 0 mT ) [mA/m] 100 150 200 250 300 1500 2500 κ [10-6 SI] 3500 90 110 130 150 0 300 600 900 Alter [a B.P.] 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 steigend steigend steigend Konzentration feinkörniger (SD, PSD), remanenztragender Partikel Konzentration remanenztragender Partikel Konzentration remanenztragender Partikel Abb. 6.1 Vergleich von MNR (10 mT), MAR (10 mT), MSIR und κ. Sämtliche Parameter zeigen ähnliche Kurvenverläufe und belegen die Abhängigkeit der Intensität der NRM von der Konzentration des magnetischen Inventars des Sediments. Mit zunehmendem Alter der Sedimente ist eine Zunahme der Konzentration der magnetischen Minerale als auch der Intensität der NRM zu verzeichnen. 89 6 Interpretation der Ergebnisse Abbildung 6.2 zeigt eine deutliche positive Korrelation zwischen κ, MAR (10 mT) sowie MSIR und MNR (10 mT). MNR (10 mT) variiert also proportional zu Konzentrationsänderungen der magnetischen Fraktion im Sediment. MSIR (mA/m) MAR (10 mT) 100 150 200 250 1500 300 120 120 MNR (10 mT) 160 MNR (10 mT) 160 80 2500 3500 80 40 40 r = 0.82 r = 0.73 0 0 -6 κ [10 SI] 80 90 100 110 120 130 140 160 MNR (10 mT) 120 80 40 r = 0.80 0 Abb. 6.2 Gesteinsmagnetische Parameter aufgetragen gegen MNR (10 mT). r = Pearson’s Korrelationskoeffizient Um die relative Paläointensität des Erdmagnetfeldes zu bestimmen, ist eine Korrektur von MNR (10 mT) in Bezug auf die Konzentration der remanenztragenden Teilchen erforderlich. Aus diesem Grund erfolgt die Abschätzung der relativen Paläointensität über die Normierung von MNR (10 mT) auf die Parameter κ, MAR (10 mT) oder MSIR als ebenfalls konzentrationsabhängige gesteinsmagnetische Parameter (Kap. 3.3). In den untersuchten Sedimenten entsprechen die mittleren Korngrößen der (Titano-) Magnetite, die als remanenztragende Minerale dominieren, PSD-Partikeln mit einer Tendenz in 90 6 Interpretation der Ergebnisse Richtung SD-Teilchen (Kap. 3.3.1). Der lineare Zusammenhang zwischen MAR und MSIR verdeutlicht eine weitestgehend einheitliche Korngröße der magnetischen Fraktion (Abb. 6.3). MSIR [mA/m] 1600 2400 3200 4000 MAR (10 mT) [mA/m] 300 260 220 180 140 r = 0.92 100 Abb. 6.3 MAR (10 mT) gegen MSIR aufgetragen zeigt einen linearen positiven Trend. r = Pearson’s Korrelationskoeffizient Die Normierung von MNR (10 mT) auf MAR (10 mT), MSIR sowie κ zur Abschätzung der relativen Paläointensität ist in Abbildung 6.4 dargestellt. Alle drei Kurven verlaufen im Wesentlichen gleichförmig, wobei die auf κ normierte Kurve auf Grund der vorhandenen para- und diamagnetischen Mineralanteile geringfügige Abweichungen zeigt. In Abbildung 6.4 wird darüber hinaus deutlich, dass die Kurve für MNR (10 mT) die wesentlichen Merkmale der normierten Kurven bereits aufweist. Die relative Intensität des Paläoerdmagnetfeldes drückt sich demnach bereits in der unkorrigierten NRM der Proben aus. Die relative Paläointensitätskurve zeichnet sich durch kurzperiodische Schwankungen aus. 91 6 Interpretation der Ergebnisse MN R (10 mT ) [mA/m] 30 60 90 120 150 MN R (1 0 mT )/MAR (1 0 mT) MN R (10 mT )/MSIR MN R (10 mT ) /κ 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.02 0.03 0.04 0.05 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 0 300 600 900 Alter [a B.P.] 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000 3300 3600 Abb. 6.4 Normierung von MNR (10 mT) auf MAR (10 mT), MSIR und κ. Die Kurve für MNR (10 mT) in unkorrigierter Form zeigt bereits deutlich Merkmale der relativen Paläointensität MNR (10 mT)/MAR (10 mT), MNR (10 mT)/MSIR, MNR (10 mT)/κ. Besonders auffällig sind zwei lokale Minima in der relativen Paläointensitätskurve für Makran vor etwa 1950 sowie etwa 2400 a B.P. (Abb. 6.4). Vom ältesten Messpunkt der Kurve steigt die relative Paläointensität bis vor circa 3000 a B.P. allmählich auf ein Maximum an. Die Werte sinken dann bis vor etwa 2900 a B.P. und bleiben für ungefähr weitere 400 Jahre in etwa konstant. Anschließend nehmen die Messwerte auf das oben erwähnte lokale Minimum vor 2400 a B.P. ab. Nach einem erneuten abrupten Anstieg der Kurve und einer anschließenden 370 jährigen Phase mit hohen Intensitäten fallen die Werte auf das zweite auffällige Minimum vor 1950 a B.P.. Die Intensität nimmt nachfolgend rasch zu und verläuft für die nächsten etwa 850 Jahre auffallend linear mit einer geringen Tendenz zu höheren Werten. Vor etwa 1350 a B.P. kommt es während dieser linearen Phase zu einem kurzen Anstieg 92 6 Interpretation der Ergebnisse auf ein Maximum, welches aber keine Änderung im nachfolgenden Kurvenverlauf einleitet. Vor etwa 1000 a B.P. nimmt die Intensität dann im Verlauf der nächsten 200 Jahre deutlich ab und erreicht erneut ein Minimum. Es folgt ein abrupter Anstieg auf ein Maximum vor etwa 500 a B.P.. Seit dem nimmt die Intensität für diese Region bis zum jüngsten Messpunkt kontinuierlich ab. Da sowohl MSIR als auch κ die Konzentration der magnetischen Partikel aller Korngrößen widerspiegeln und nicht wie im Fall von MAR bevorzugt die Konzentration von SD-/PSD-Partikeln, welche als dominante Träger der stabilen Remanenz gelten (Johnson et al., 1975), wird in der Literatur im allgemeinen die Normierung auf MAR, zur Abschätzung der relativen Paläointensität verwendet (Johnson et al., 1975; Levi & Banerjee, 1976). Dementsprechend wird im Folgenden auch der Parameter MNR (10 mT)/MAR (10 mT) für einen Vergleich der relativen Paläointensität mit Paläointensitätswerten aus der Literatur verwendet. Für Sedimente aus dem marinen Milieu konnten bisher noch keine hoch auflösenden relativen Paläointensitätsdaten für das Holozän gewonnen werden. Eine ausreichend hohe Sedimentationsrate, wie sie bei dem hier bearbeiteten Kern 315KA vorliegt, geht in der Regel mit einer hohen Bioproduktivität einher, wodurch es zu Diagenese und Mineralumwandlungen und somit zu einer Überprägung oder sogar Zerstörung des ursprünglichen magnetischen Signals kommt. Insofern ist diese Abschätzung bis dato einzigartig und liefert wertvolles neues Datenmaterial. Die bisher in der Literatur veröffentlichten relativen Paläointensitätsdaten aus benachbarten Regionen basieren hauptsächlich auf archäomagnetischen Untersuchungen. Hierzu wird die NRM archäologischer Funde (gebrannte Ziegel, Keramiken, Vasen, Teile von Öfen oder gebrannte Erden) zur Abschätzung der Paläointensität des Erdmagnetfeldes nach der Thellier Methode (Thellier & Thellier, 1959) verwendet. Diese Funde sind aus Ton oder tonhaltigen Böden und weiteren Gemengteilen mit geringen Anteilen magnetischer Minerale wie Magnetit, Eisenhydroxid oder Hämatit hergestellt. Das Rohmaterial wird bei der Produktion bis oberhalb der Curietemperatur von Hämatit (948 K) erhitzt. Oxidierende (mit Sauerstoffzufuhr) oder reduzierende (ohne Sauerstoffzufuhr) Bedingungen während des Brennvorgangs führen in Verbindung mit hohen Temperaturen zu Veränderungen der primären ferro(i)magnetischen Phasen im Ton oder in den eisenhaltigen Beimengungen. Wasserhaltige Eisenoxide oder Eisenhydroxide verlieren bei hohen Temperaturen ihren Wassergehalt und wandeln sich je nach Sauerstoffangebot in Magnetit, Maghemit oder Hämatit um. Aus diesem Grund sind die Träger der NRM archäologischer Funde hauptsächlich Magnetit, Maghemit oder Hämatit in sehr feinen Korngrößen (Soffel, 1991). Die magnetischen Momente ferromagnetischer Teilchen sind oberhalb der Curietemperatur in einem magnetischen Feld frei beweglich und regeln sich bei Abkühlung unter den Curiepunkt entsprechend dem äußeren magnetischen Feld ein. Die dabei entstehende NRM wird 93 6 Interpretation der Ergebnisse als Thermoremanente Magnetisierung (TRM) bezeichnet. Wird die Curietemperatur beim Brennen nicht erreicht, so regeln sich nur die magnetischen Momente derjenigen magnetischen Partikel ein, deren Entblockungstemperatur erreicht wurde. Diese Remanenz wird als Partielle Thermoremanente Magnetisierung (PTRM) bezeichnet. Die Summe aller PTRM ergibt wiederum TRM (Thellier, 1937). Die Ausrichtung der magnetischen Momente der ferromagnetischen Teilchen bleibt über die Zeit hinweg stabil, solange das Material bei einer Temperatur unterhalb der Entblockungstemperatur gelagert wird. Eine zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit gebrannte Keramik enthält dementsprechend Informationen über das Paläoerdmagnetfeld, das während des Herstellungsprozesses existierte. Im Mittel entsteht eine Magnetisierung parallel des Paläoerdmagnetfeldes, die der Stärke des Feldes proportional ist. Diese Proportionalität der TRM gilt bis zu einer bestimmten Feldstärke, welche abhängig ist vom remanenztragenden Mineral. Für Magnetit tritt eine Nichtlinearität beispielsweise bei der doppelten Feldstärke des Erdmagnetfeldes ein (Nagata, 1961), während für Titanomagnetit (x = 0.4 und x = 0.6; Kap. 3.2) verschiedener Korngrößen die Linearität erst bei Feldern über 10 Oe nicht mehr gilt (Soffel, 1991). Die Linearität der TRM zur Intensität des Paläoerdmagnetfeldes bildet die Grundlage für die Methode zur Abschätzung der Paläointensität nach Thellier & Thellier (1959). Für die totale TRM als Summe aller PTRM gilt: TRM = κTRM * H κTRM = TRM-Suszeptibilität H = Erdmagnetfeld Das Grundprinzip der experimentellen Bestimmung der relativen Paläointensität setzt voraus, dass die NRM eines Ziegels gleich einer TRMpal ist, die in einem Paläofeld Hpal unbekannter Intensität erworben wurde. Durch das Erhitzen des Ziegels über den Curiepunkt und Abkühlen in einem im Labor erzeugten magnetischen Feld Hlab bekannter Intensität wird eine neue TRMlab erzeugt, welche mit der NRM = TRMpal verglichen werden kann, wenn folgende Beziehungen gelten: TRMpal = κTRM * Hpal und TRMlab = κTRM * Hlab Unter der Voraussetzung, dass sich κTRM der Probe im Laufe der Zeit bezüglich der gesteinsmagnetischen Parameter nicht ändert, kann die Paläointensität durch folgende Bezie- 94 6 Interpretation der Ergebnisse hung abgeschätzt werden: Hpal = Hlab * TRMpal / TRMlab Der hier beschriebene Weg zur Abschätzung der relativen Paläointensität aus archäologischen Funden zeigt gravierende Nachteile gegenüber einer Abschätzung der relativen Paläointensität aus Sedimenten. Zum Zeitpunkt der Aufprägung einer TRM wird der magnetische Mineralanteil beispielsweise einer antiken Keramik chemisch verändert. Die weitere thermische Behandlung des archäologischen Fundes im Rahmen der Methode nach Thellier & Thellier (1959) im Labor kann weitere chemische und mineralogische Veränderungen des magnetischen Mineralinventars bewirken (Soffel, 1991), die mögliche Fehlerquellen bei der Abschätzung der Paläointensität darstellen. Entgegen dieser Methode beeinträchtigt die Aufprägung einer ARM beziehungsweise IRM die Mineralogie der magnetischen Fraktion des Sediments nicht. Das Probenmaterial bleibt mineralogisch und chemisch unverändert. Ein weiterer Nachteil der Abschätzung der relativen Paläointensität über die Archäomagnetik liegt in der Datierung der gemessenen Intensitäten. Das Alter archäologischer Funde wird in der Regel mit Hilfe radiometrischer Methoden wie der C14-Methode ermittelt. Daher variieren die Datierungen der archäologischen Fundstücke um +/- 25 bis +/- 100 Jahre. Verglichen mit der Datierung der Sedimente des Kerns 315KA anhand der sehr exakten Warvenzählung sind die Bestimmungen über das archäologische Alter wesentlich ungenauer. Zusätzlich ergeben Sedimente auf Grund einer lückenlosen Ablagerung eine kontinuierliche Kurve der relativen Paläointensitätsvariationen. Diese Kontinuität können archäologische Funde nicht gewährleisten. Tonscherben, Vasen und andere Funde, die an einer bestimmten Lokation gefunden werden, wurden in der Regel während eines begrenzten Zeitraums hergestellt und sind dementsprechend etwa gleich alt. Um relative Paläointensitätskurven über größere Zeiträume erstellen zu können, werden in der Archäomagnetik Messungen an Funden unterschiedlicher Lokalitäten durchgeführt und anschließend zu einer Kurve zusammengefügt, deren Genauigkeit entsprechend beeinträchtigt ist. Vor diesem Hintergrund möglicher Fehlerquellen der archäomagnetischen Daten, die hier zu einem Vergleich herangezogen werden, ist eine exakte Übereinstimmung mit den Daten dieser Arbeit von vorne herein nicht zu erwarten. Die in dieser Arbeit miteinander verglichenen relativen Paläointensitätskurven weichen daher sowohl zeitlich als auch in der Amplitude in einem gewissen Maß voneinander ab. Dennoch ergeben sich abschnittsweise Ähnlichkeiten, die vermuten lassen, dass die hier ermittelte Paläointensitätskurve ein gesichertes Abbild der Variationen der relativen Paläointensität für die Region des Arabischen Mee- 95 6 Interpretation der Ergebnisse res darstellt. Neben den archäomagnetischen relativen Paläointensitäten für Ägypten (Aitken et al., 1984; Hussain, 1983, 1987; Odah et al., 1995; Odah, 1999), Zentralasien (Nachasova et al., 2000) und Bulgarien (Kovacheva, 1997) wurden zwei weitere relative Paläointensitätskurven von weiter entfernten Lokationen für einen Vergleich herangezogen. Diese wurden an Seesedimenten aus dem Lago di Mezzano (Italien, Frank, 1999) und dem Le Boeuf See (Pennsylvania, King et al., 1983) über eine Normierung von MNR (10 mT) auf MAR (10 mT) erstellt (Abb. 6.5). -90°E W -60°E W -30°E W 0°E 0° 30°E 60°E 90°E 120°E 60°N Zentralasien Pennsylvania Italien Bulgarien Ägypten Makran 45°N 30°N 15°N 0° Abb. 6.5 Lokationen der in dieser Arbeit verglichenen relativen Paläointensitätskurven Die Datierung der Sedimente aus dem Lago die Mezzano erfolgte ebenfalls durch Warvenzählung und teilweise Interpolation der Sedimentationsrate in Bereichen, in denen geschichtete Sedimente fehlten sowie nach der C14-Methode. Trotz der geographischen Distanz zwischen den beprobten Lokationen, können deutliche Übereinstimmungen in den Intensitätsschwankungen beobachtet werden. Vorhandene Abweichungen sind, wie zuvor bereits diskutiert, vermutlich unter anderem auf Fehler in der Altersdatierung zurückzuführen. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Veränderungen des Erdmagnetfeldes nicht vollkommen zeitgleich auf dem gesamten Globus geschehen. Für die archäomagnetisch ermittelten Daten werden je nach Autor verschiedene Parameter angegeben. Alle Parameter beschreiben jedoch im Kern die gleichen Variationen der relativen Paläointensität. Für Zentralasien (Nachasova et al., 2000) sind die Absolutwerte für 96 6 Interpretation der Ergebnisse das magnetische Feld H in [A/m] und für Ägypten (Aitken et al., 1984; Hussain, 1983; Hussain, 1987; Odah et al., 1995; Odah, 1999) für das Feld Fa (a = ancient) in [µT] angegeben. Die relative Paläointensitätskurve für Bulgarien (Kovacheva, 1997) zeigt Werte der Feldstärke Fa normiert auf den Dipolwert (Fd; d = dipole moment) für die korrespondierende geographische Breite, bezogen auf einen axialen geozentrischen Dipol des heutigen Moments von 8 x 1022 Am2 (Creer et al., 1983). Für einen besseren Vergleich aller Kurven wurde die extreme Streuung der Werte für Ägypten und Bulgarien durch eine Darstellung der Daten als gleitendes Mittel über drei Messpunkte aufgefangen. 6.1.2 Überregionaler Vergleich relativer Paläointensitätsvariationen Die Kurven der relativen Paläointensitäten von Zentralasien, Makran, Bulgarien, Ägypten, Italien und Pennsylvania wurden in vier Abschnitte unterteilt, die miteinander korrelieren und durch drei Minima begrenzt sind (Abb. 6.6). Im Folgenden werden die besonderen Merkmale dieser Intervalle beschrieben, welche hierzu von eins bis vier nummeriert sind. Der Zeitabschnitt, in dem das Sediment des jeweiligen Bereichs, bezogen auf die relative Paläointensitätskurve für Makran, abgelagert wurde, steht in Klammern neben der Nummerierung in der Überschrift. Intervall 4 (3600 bis 2300 a B.P.) Die relativen Paläointensitätswerte für Makran, zu Beginn des ältesten Abschnitts bis vor etwa 3000 a B.P., schwanken um ein Mittel von 0.49, und zeigen tendenziell einen geringen Anstieg. Danach sinkt die relative Paläointensität und bleibt vor etwa 2800 a B.P. bis etwa 2400 a B.P. annähernd konstant. Anschließend nimmt die Intensität rasch ab und erreicht das Minimum am Übergang zu Intervall 3. Für Bulgarien und Ägypten ist der Verlauf der Kurven in diesem Abschnitt ähnlich dem Kurvenverlauf von Makran, allerdings ist in beiden Kurven das Intervall zum Älteren hin verschoben. Für Bulgarien ist die jüngere Grenze des Intervalls auf etwa 2500 a B.P., für Ägypten auf 2600 a B.P. datiert. Die Zeitspanne, die das Intervall 4 der relativen Paläointensität von Ägypten umfasst, ist kürzer als in den anderen Regionen. Alter [a B.P.] b) c) d) 27 36 45 54 63 72 81 e) 0.4 0.8 1.2 1.6 2 f) 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 300 0 3600 3600 Abb. 6.6 Paläointensitätskurven für a) Zentralasien (Nachasova et al., 1998), b) Makran, c) Bulgarien (Kovacheva, 1997), d) Ägypten (Aitken et al., 1984; Hussain, 1983; 1987; Odah et al., 1995; Odah, 1999), e) Lago di Mezzano/Italien (Frank, 1999), f) Le Boeuf/Pennsylvania (King et al., 1983). Die Kurven c) und d) sind ein gleitendes Mittel über drei Messpunkte. Die Kurven für Zentralasien und Ägypten geben Absolutwerte wider, die Kurven für Makran, Bulgarien, Italien und Pennsylvania relative Paläointensitätswerte. Die gestrichelten Linien eins bis drei verbinden korrelierende Intervalle der Paläointensitätskurven. 3300 3000 3300 4 2700 2700 3000 2400 2100 2400 3 1800 1800 2100 1500 1500 1200 a) 2 1200 1.6 900 1.2 900 2 0.8 Fa [µT] Fd/Fa Lago di Mezzano, Italien Le Boeuf, Pennsylvania LMZ-C 78B MNR(20mT)/MAR(20mT) MNR(20mT)/MAR(20mT) 600 1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 35 40 45 50 55 60 65 Ägypten Bulgarien 600 300 0 H [A/m] Makran 315KA MNR(10mT)/MAR(10mT) Zentralasien 6 Interpretation der Ergebnisse 97 Alter [a B.P.] 98 6 Interpretation der Ergebnisse Eine geringe Intensitätszunahme für Bulgarien im Ältesten dieses Intervalls lässt sich auch hier erkennen. Die relative Paläointensitätskurve steigt bis vor etwa 3100 a B.P. (Abb. 6.6 c). Da die Anzahl der Messpunkte hier so gering ist, werden die für Makran charakteristischen kurzfristig wiederkehrenden Schwankungen hier nicht aufgelöst, sind also nicht sichtbar. Ein Vergleich der Kurven für Makran und Zentralasien in diesem Intervall zeigt, dass die Kurvenverläufe eher voneinander abweichen. In Zentralasien bleibt nach einer ersten, verglichen mit der Kurve von Makran, steilen Intensitätszunahme bis vor 2900 a B.P., die gemessene relative Paläointensiät für die nächsten 500 bis 600 Jahre auf dem erreichten hohen Niveau und schwankt nur gering um ein Mittel von 60.5 A/m. Etwa 2350 a B.P. sinken die Intensitätswerte bis auf das abgrenzende Minimum ab. Die Kurven für Pennsylvania und Italien steigen zum jüngeren Ende des Intervalls ein weiteres Mal an, um dann in das Minimum an der Grenze zu Intervall 3 abzufallen. Intervall 3 (2300 bis 1900 a B.P.) Dieser Abschnitt beschreibt das auffälligste Kurvenintervall. Hier ist in allen Kurven, bis auf der für Zentralasien, ein deutlicher Anstieg der Werte zu erkennen, deren Maximalwerte sich für Makran (etwa 1990 bis 2230 a B.P.), Bulgarien (etwa 2500 bis 2100 a B.P.), Ägypten (etwa 2600 bis 2100 a B.P.), Italien (etwa 2300 bis 2000 a B.P.) und Pennsylvania (etwa 2400 bis 2000 a B.P.) schwankend um ein Mittel halten und dann in das Minimum an der Grenze zwischen Intervall 2 und 3 abfallen. Im Gegensatz dazu sind die beiden Minima an den Grenzen von Intervall 4 zu Intervall 3 sowie Intervall 3 zu Intervall 2 für Zentralasien nur andeutungsweise zu erkennen. Der in der relativen Paläointensitätskurve für Zentralasien identifizierte Abschnitt (etwa 2100 bis 1850 a B.P.) ist zeitlich auf ca. 260 Jahre begrenzt und demnach von kürzerer Dauer als die für Makran, Bulgarien, Ägypten, Italien und Pennsylvania beschriebenen Bereiche für Intervall 3. Den Kurven für Italien und Pennsylvania ist das Intervall 3 zeitlich nicht eindeutig zuzuordnen, da auch in dem darüber liegenden Abschnitt beider Kurven ein Anstieg und ein Absinken der Werte auf ein weiteres Minimum zu erkennen ist. Bei der Einteilung wurde deshalb die Altersdatierung der Makran Kurve zugrunde gelegt, weil dieses Altersmodell auf denselben Datierungsmethoden basiert. Es wurden diejenigen Sequenzen gewählt, die dem Intervall in der relativen Paläointensitätskurve von Makran am nächsten sind. Das für Pennsylvania identifizierte Intervall 3 unterscheidet sich nach dieser Zuordnung von den in den anderen Paläointensitätskurven bestimmten Zeitspannen für Intervall 3 dadurch, dass die Maximalwerte der Kurve (etwa 2400 Jahre bis 2000 a B.P., siehe oben) über einen längeren Zeitraum erreicht werden. 6 Interpretation der Ergebnisse 99 Intervall 2 (1900 bis 800 a B.P.) Die Paläointensität für Makran bleibt an der Grenze von Intervall 3 zu Intervall 2, nach einer raschen Zunahme der Intensität, für die nächsten etwa 850 Jahre auffallend konstant mit einem leichten Trend zu höheren Werten. Innerhalb dieses Zeitraums kommt es vor etwa 1300 a B.P. zu einem kurzen Anstieg auf einen Maximalwert der relativen Paläointensität von 0.49, woraufhin die Werte aber gleich wieder absinken und dem oben erwähnten konstanten Verlauf folgen. Vor etwa 1000 a B.P. nimmt die Intensität dann innerhalb von etwa 200 Jahren deutlich ab und erreicht die jüngste Intervallgrenze von Intervall 2 zu Intervall 1. Die gemittelten relativen Paläointensitätskurven für Bulgarien und Ägypten verlaufen wieder ähnlich der relativen Paläointensitätskurve für Makran. Extreme Streuungen der Werte stören hier allerdings den im Mittel eher konstanten Verlauf der Kurven und sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Messdaten, wie zuvor erwähnt (Kap. 6.1.1), von verschiedenen Autoren von verschiedenen Lokalitäten zusammengetragen wurden. Die Daten aus Italien zeigen wie die relativen Paläointensitätsdaten für Makran einen linearen Trend. Die Werte sinken zum Jüngeren hin kontinuierlich. Die Daten für Pennsylvania zeigen zu Beginn von Intervall 2 ein erneutes Maximum, welches Ähnlichkeiten mit Intervall 3 zeigt. Danach sinken die Werte dann auf ein Minimum, von welchem aus die relative Paläointensität, entgegen der Kurve für Italien, im Mittel kontinuierlich ansteigt. Diese Kurve zeigt demnach stärkere Variationen für dieses Intervall im Vergleich zur relativen Paläointensitätskurve für Makran. Ähnlich wie in der Kurve für Makran kann in der relativen Paläointensitätskurve für Zentralasien ein geringer, jedoch steter Anstieg der Intensität beobachtet werden. Ein kurzer Zeitraum rasch ansteigender maximaler Intensitätswerte zeigt sich hier vor etwa 1150 a B.P.. Auffallend ist, dass kurz vor dem Abfall der Paläointensitätsdaten in das Minimum am Übergang zu Intervall 1, in der Kurve für Makran als auch in der Kurve für Zentralasien für etwa 100 Jahre die Werte konstant auf einem bestimmten Niveau bleiben. Intervall 1 (800 bis 0 a B.P.) Vor etwa 800 Jahren nimmt die relative Paläointensität für Makran noch einmal bis zu einem Maximalwert von 0.52 vor 515 Jahren zu. Danach nimmt die Intensität für diese Region kontinuierlich ab. Für Bulgarien sind für dieses jüngste Intervall viele Messdaten zusammengetragen worden, daher kommt es zu starken Variationen, die in den Werten für Makran nicht dokumentiert sind. Zu Beginn dieses Intervalls ist in der Kurve für Bulgarien, wie für Zentralasien, zunächst nur ein geringer Anstieg der Intensität zu beobachten, gefolgt von einer Abnahme und einer Wiederholung von Zu- und Abnahme. Beide Sequenzen variieren in einem geringen Wertebereich. Nach der zweiten Intensitätsabnahme kommt es dann auch in der 100 6 Interpretation der Ergebnisse relativen Paläointensitätskurve für Bulgarien wie in der Kurve für Makran erneut zu einem steilen Anstieg in den Werten auf einen maximalen Wert von 1.6 vor etwa 400 Jahren und fortfolgend sinkt die relative Paläointensität in der Region. Ebenso wie für Makran wird auch die Kurve für Ägypten in diesem Intervall durch vergleichsweise wenige Messpunkte repräsentiert, spiegelt aber den Verlauf der Kurve für Makran relativ gut wider. Nach dem Übergang von Intervall 2 zu Intervall 1 steigen die Werte vor etwa 400 Jahren auf ein Maximum und fallen dann kontinuierlich ab. Die relativen Paläointensitätskurven für Pennsylvania und Italien dokumentieren einen ähnlichen Verlauf, mit einem Maximum vor etwa 550 a B.P. und eine nachfolgende Abnahme der Werte, die allerdings geringer ist, als bei allen anderen Kurven. Für Zentralasien ist dieser Verlauf nicht eindeutig zu beschreiben. Ein oberhalb des Minimums an der Grenze von Intervall 2 zu Intervall 1 folgender geringer Anstieg der Werte endet in einem Messpunkt vor etwa 550 a B.P., der im Vergleich mit den restlichen Intensitäten keinen wirklichen Maximalwert dokumentiert. Dann folgt, wie auch in der Kurve für Makran, eine stete Abnahme der Intensität. Ein Vergleich der in dieser Arbeit vorgestellten relativen Paläointensität für die Region im nordostarabischen Meer mit überregionalen Paläointensitätsdaten zeigt, dass sich abschnittsweise Kurvenelemente durchaus in allen Paläointensitätskurven wieder finden. Auffallend ist vor allem Intervall 3, welches am deutlichsten in allen Kurven zu erkennen ist. Demnach werden die hier vorgestellten relativen Paläointensitätsdaten für die Makran Region durch diesen Vergleich in ihrer Aussage unterlegt. Auffallend ist, dass die Intervallgrenzen für die an Sedimentkernen erstellten Paläointensitätskurven von Makran, Italien und Pennsylvania, verglichen mit den anderen Kurven, zeitlich gut übereinstimmen. Eine genaue Altersdatierung scheint hier demnach sehr wahrscheinlich. 6 Interpretation der Ergebnisse 101 6.2 Rekonstruktion der Paläorichtungen des Erdmagnetfeldes (bis 3600 a B.P.) Zu Beginn dieses Kapitels wird der Begriff der Säkularvariationen des Erdmagnetfeldes mit Blick auf Richtungsänderungen definiert und erläutert. Eine kurze Betrachtung der Historie weltweiter Vergleiche der Säkularvariation soll ansatzweise die Problematik der andauernden wissenschaftlichen Diskussion über tatsächliche Korrelationen globaler Richtungsvariationen des Erdmagnetfeldes verdeutlichen. Im Anschluss erfolgt eine Darstellung der Ergebnisse der Untersuchungen an Kern 315KA der Richtungsänderungen des Erdmagnetfeldes in der Region von Makran. Abschließend werden Archivdaten für Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002), Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), Lago di Mezzano/Italien (Frank., 1999), sowie archäomagnetische Daten für Bulgarien (Kovacheva et al., 1997) für einen überregionalen Vergleich mit den hier vorgestellten Ergebnissen herangezogen. Säkularvariationen Wird von dem realen Erdmagnetfeld das optimal angepasste Dipolfeld subtrahiert, so bleibt ein Nichtdipolanteil. Dieser Nichtdipolanteil drückt sich bei Messungen, die lokal durchgeführt werden, in Änderungen der Erdmagnetfeldkomponenten Deklination (D), Inklination (I) und Horizontalintensität (H) (Kap. 3.1) aus. Eine räumliche Betrachtung dieser Parameter erfolgt über die Betrachtung von Linien gleicher Intensitätsänderung, Deklination oder Inklination (isomagnetischer Kurven) pro Zeit in einer Weltkarte (Abb. 6.7). Die Deklination kann in mittleren Breitengraden von 40°N bis 40°S bis zu 40° von geografisch Nord variieren. In den Polargebieten wurden Deklinationsanomalien bis zu 180° beobachtet (Opdyke & Channell, 1996) (Abb. 6.7). Messungen in Rom, London und Boston haben gezeigt, dass die Deklinationsvariationen über einen Zeitraum von wenigen hundert Jahren in London und Rom mit einer Entfernung von 1500 km sehr ähnlich sind, während ein Vergleich mit dem etwa 5000 km entfernten Boston keinerlei Gemeinsamkeiten aufweist (Thompson & Oldfield, 1986). Deklination, Inklination sowie die Intensität des Erdmagnetfeldes unterliegen demnach sowohl zeitlichen als auch örtlichen Variationen in Perioden von 10² bis 10³ Jahren, den sogenannten Säkularvariationen. Die Betrachtung einer Isoporenkarte (Linien gleicher Horizontalintensität) zeigt weltweit großräumige Intensitätsminima und –maxima. Langfristige Beobachtungen haben ergeben, dass die dargestellten Isoporenmuster einer Westdrift von etwa 0.2°, lokal sogar bis 0,6° pro Jahr unterliegen. Nach Yukutake und Tachinaka (1968) unterliegt die Westdrift einer Beschrän- 102 6 Interpretation der Ergebnisse kung auf wenige Anomalien im Restfeld, ihre Geschwindigkeit ist stark ortsabhängig. Dies wurde unter anderem von Opdyke & Channell (1997) bestätigt, als sie zeigten, dass sich die Werte über dem Pazifischen Ozean langsamer ändern als die Werte in Südamerika (Kap. 3.1). 60°W -60°E 180°W -150°E 120°W -90°E 90°W 150°W -120°E -180°E 30°W -30°E 0° 0°E 30°E 60°E 90°E 120°E 150°E 180°E -10 -10 10 20 10 -2 0 60°N 0 -10 0 0 0 30°N 10 0 -2 0 -20 -10 20 0 10 0° -1 0 30 -1 -20 0 -30 30°S -40 -50 -6 0 0 -3 40 10 10 60°S Abb. 6.7 Deklination des IGRF9 (International Geomagnetic Reference Field) für das Jahr 2000 modifiziert nach National Geophysical Data Center (NGDC), http://www.ngdc.noaa.gov/seg/WMM/image.shtml 2000; 20.11.2003) Nach Thompson (1984) sind Säkularvariationen dementsprechend komplexe regionale langfristige oder kurzfristige Phänomene mit wandernden/driftenden oder stationären Intensitätszentren. Ein weltweiter Vergleich einzelner lokaler Säkularvariationserscheinungen über einen gewissen Zeitraum erfordert daher genaue Analysen. Creer et al. (1983) betrachteten Deklinations- und Inklinationskurven für West Europa (Turner & Thompson, 1981), Nord Amerika (Creer & Tucholka, 1982), Australien (Barton & McElhinny, 1981) und West Argentinien (Creer et al., 1983). Die Anzahl der Amplituden in den Inklinationskurven von Nord Amerika und West Europa waren gleich, nachdem die langwelligen Trends subtrahiert worden waren. Korrespondieren- 6 Interpretation der Ergebnisse 103 de Maxima und Minima reflektierten sich in den Westeuropäischen Kurven 650 Jahre früher als in den Nord Amerikanischen Kurven. Dies wurde auf die Westwärtsdrift mit einer Rate von durchschnittlich 0.13°/a zurückgeführt. Variationen über längere Perioden (~ 10³ Jahre) zeigten dagegen Zusammenhänge über weiter gestreute geographische Gebiete als kurzperiodische Schwankungen von ~ 10² Jahren (Creer et al., 1983). Für die südliche Hemisphäre, das heißt für Südost Australien und West Argentinien, wurden keine korrelierenden Merkmale gefunden, weder für die Inklination noch für die Deklination (Creer et al., 1983). Sprowl & Banerjee (1989) verglichen großräumig unter Berücksichtigung der Westdrift Variationen von Inklinations- und Deklinationswerten der Seen Lake Elk/St. Croix Lake (USA) mit archäomagnetischen Daten von Paläosäkularvariationen für Bulgarien und stellten ebenfalls Übereinstimmungen in den Änderungen fest. Frank (1999) verglich Strukturen der Deklinations- und Inklinationskurve für den Lago di Mezzano (Italien) während der letzten 10000 Jahre mit denen von Orten unterschiedlicher Breitengrade, beispielsweise mit Werten gemessen an Seesedimenten von Lake Aslikul (Ural) (Nurgaliev et al., 1996). Das Ergebnis der Arbeit nach Frank (1999) ist, ähnlich den Ergebnissen der Arbeiten nach Creer et al. (1983) und Sprowl & Banerjee (1989), dass Säkularvariationen in der Deklination und Inklination durchaus globalen Charakter haben können. Für zwei zu vergleichende Orte in der nördlichen Hemisphäre mit geringer geographischer Entfernung voneinander können demnach ähnliche Variationsmuster in der Inklination sowie in der Deklination auftreten, die nur durch die Westdrift beeinflusst sind. 6.2.1 Ergebnisse für Kern 315KA In Abbildung 6.8 a/b sind die Inklination und die Deklination der Charakteristischen Remanenten Magnetisierung des Kerns 315KA gleitend über fünf Messpunkte gemittelt gegen das Alter aufgetragen. Der Kern 315KA wurde ohne azimutale Orientierung gezogen, daher wurden die Deklinationswerte um –107° rotiert, so dass ihr Mittelwert in der Abbildung 0° beträgt. Für die Inklinationswerte wurde die in Kapitel 5.1 beschriebene Korrektur angewendet. Von den Inklinationswerten des zweiten Kernsegments (entsprechend einem Alter von etwa 1800 bis 1000 a B.P.) wurden jeweils 13.3° subtrahiert. Dieser Betrag entspricht den 33 %, um welche der Mittelwert des zweiten Kernsegments höher war als die Mittelwerte der Inklination der drei anderen Kernsegmente. Die Schwankungen der Inklinationswerte (14.8° bis 39.8°; Mittelwert 29.1°; Standardabwei- 104 6 Interpretation der Ergebnisse chung 3.7°) sowie der Deklinationswerte (-9.0° bis 15.4°; Mittelwert -0.02°; Standardabweichung 4.7°) bewegen sich in einem für die Region zu erwartenden Wertebereich (Abb. 6.8 a/b). Die Inklinationswerte die älter als 1500 a B.P. sind, sind auffallend konstant. Vor etwa 1300 Jahren nimmt die Inklination die niedrigsten Werte überhaupt an, wird zum jüngeren dann steiler und bewegt sich zwischen etwa 1100 a B.P. und 400 a B.P. zwischen 32° und 36°. Erst vor etwa 300 a B.P. flacht die Neigung der Inklination wieder auf 25° ab. Daten für die Deklination älter als etwa 2600 a B.P. tendieren Richtung Westen, ebenso wie diese, die jünger als etwa 600 a B.P. sind. In einem Zeitraum zwischen etwa 2700 und 600 a B.P. ist die Deklination gen Osten gerichtet. In diesem Zeitfenster erfolgt etwa alle 400 Jahre eine maximale Abweichung nach Osten. Gesamt gesehen verlaufen diese Schwankungen der Deklination über den Kern relativ gleichmäßig. Da für die Region der Makran Küste in dieser Arbeit erstmalig Paläosäkularvariationsdaten ermittelt wurden, ist ein Vergleich mit Werten aus der direkten Umgebung nicht möglich. Auf Grund der Tatsache, dass die bisher an Kern 315KA präsentierten Informationen über das Erdmagnetfeld sehr gute Ergebnisse hinsichtlich der Paläointensität zeigen und die Daten vom magnetischen Gesichtspunkt aus zuverlässig sind, kann auch im Fall der Paläosäkularvariationsdaten mit Blick auf die Paläorichtungen des Erdmagnetfeldes von verlässlichen Messergebnissen ausgegangen werden. 6 Interpretation der Ergebnisse 105 Makran 315KA Deklination [°] Makran 315KA Inklination [°] 20 25 30 35 40 -10 -5 0 5 0 0 300 300 600 600 900 900 1200 1200 1500 1500 1800 1800 2100 2100 2400 2400 2700 2700 3000 3000 3300 3300 3600 3600 a) Alter [a B.P.] Alter [a B.P.] 10 b) Abb. 6.8 a) Inklination und b) Deklination der Charakteristischen Remanenten Magnetisierung des Kerns 315KA gleitend über fünf Messpunkte gemittelt aufgetragen gegen das Alter. 6.2.2 Überregionaler Vergleich der Richtungsvariationen des Paläoerdmagnetfeldes Wie bereits in Kapitel 6.3 angedeutet, birgt eine überregionale Gegenüberstellung von Paläosäkularvariationsdaten große Unsicherheiten. Der in dieser Arbeit vorgestellte Vergleich soll daher als Beitrag zur Diskussion über die weltweite Korrelierbarkeit von Richtungsänderungen des Erdmagnetfeldes verstanden werden. Die Selektion der Vergleichsdaten erfolgte mit Blick auf die Distanz zwischen Lokationen für 106 6 Interpretation der Ergebnisse die Daten vorliegen. Auf Grund der Diskussionen der Vergangenheit macht ein Datenvergleich der Richtungen des Erdmagnetfeldes nur in nächster Entfernung Sinn (siehe oben). Archivdaten für Seesedimente aus dem Kratersee von Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002), dem Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), dem Lago di Mezzano/Italien (Frank et al., 1999) sowie archäomagnetische Daten an archäologischen Funden für Bulgarien (Kovacheva et al., 1997) wurden demnach für einen Vergleich herangezogen. Abbildung 6.9 zeigt die geografische Lage der einzelnen Lokationen. 0°E 10°E 20°E 30°E 40°E 50°E 60°E 70°E 50°N Lago di Mezzano Bulgarien 40°N Lake Kinneret Birkat Ram 30°N Makran 20°N 10°N Abb. 6.9 Geografische Lage der Lokationen mit Vergleichsdaten für Richtungsänderungen des Erdmagnetfeldes. Die archäomagnetischen Daten für Bulgarien streuen über eine größere Region, in der Abbildung wird diese Tatsache durch eine schwarze ovale Fläche angedeutet. Der Kratersee von Birkat Ram liegt in den Golanhöhen (33°15’N, 35°40’E) in Israel. Frank et al. (2002) untersuchten drei Sedimentkerne BIR2-1, BIR2-2 und BIR2-3. Alle drei Kerne wurden korreliert und ein zusammengesetztes Profil erstellt mit BIR2-1 als Referenzkern. Die Altersdatierung der Daten stützt sich auf 2 AMS 14 C-Datierungen an Pflanzenresten aus dem Sediment und der Beobachtung, dass im oberen Bereich des Sedimentkerns kein Sediment verloren ging, sondern ein vollständiges Ablagerungsprofil identifiziert werden konnte (Frank et al., 2002). Eine einzelne Sedimentprobe umfasst ein Altersintervall von etwa 26 Jahren und sollte demnach altersmäßig gut mit den Proben von Makran zu korrelieren sein. Der Sedimentkern KIND4 stammt aus dem Lake Kinneret (See Genezareth, 32°48’N, 6 Interpretation der Ergebnisse 107 35°35’E) in Israel (Thompson et al., 1985). Dieser Kern wurde auch von Frank et al. (2002) für einen Vergleich mit Richtungsdaten von Birkat Ram herangezogen. Nach einer Alterskorrektur konnten die Autoren zwei auffällige Merkmale in den Paläosäkularvariationskurven vergleichen. Um eine Korrelation der Daten zu ermöglichen, korrigierten Frank et al. (2002) die Alterschronologie der Paläosäkularvariationen von KIND4 nach Thompson et al. (1985). Sie verwendeten für die Kalibrierung der publizierten Radiokarbon-Alter die Kalibrierungskurve nach Stuiver und Reimer (1993). Demnach waren die ursprünglichen Alter zu jung. In der vorliegenden Arbeit wurde ebenfalls die alterskorrigierte Version der Daten von Kern KIND4 aus der Arbeit nach Frank et al. (2002) mit der Deklination und der Inklination von Kern 315KA verglichen. Der Lago di Mezzano (LMZ) ist ein Maarsee in der Caldera di Latera (Vulsinian Vulkanischer Distrikt, 42°37’N, 11°56’E°) in Italien. Hieraus entstammt der Sedimentkern LMZ-C. Die Altersdatierung für den Lago di Mezzano (Ramrath et al., 1999) basiert auf Warvenzählung, interpolierten Sedimentationsraten und auf an Sedimentproben gemessenen AMS 14 C- Datierungen. Die AMS 14C-Datierungen wurden anhand der Kalibrierungskurven nach Stuiver und Reimer (1993), Bard et al. (1990) und den paläomagnetischen Modellen der 14 C Paläo- produktivitätsrate (Laj et al., 1996) in Kalenderjahre konvertiert. Für LMZ-C war das kalibrierte Alter für die Basis des Kerns 30.8 a B.P. (Frank, 1999). Die archäomagnetischen Daten wurden an archäologischen Fundstücken in Bulgarien gemessen. Diese Fundstücke entstammen verschiedenen Lokationen, die regional zwischen etwa 41 und 45°N sowie 19 und 28°E streuen. Die Genauigkeit der Altersdatierung der einzelnen Messungen schwankt, wie bereits in Kapitel 6.1.1 erwähnt, von +/- 25 bis zu +/- 100 Jahren (Kovacheva et al., 1997). In Abbildung 6.10 ist die Änderung der Deklination von 1995 bis 2000 nach dem International Geomagnetic Reference Field (IGRF) 8 beziehungsweise 9 in einem Bereich dargestellt, der alle Lokationen umfasst. 108 6 Interpretation der Ergebnisse a) 30°W 30°E 0° 60°E 15° -20° 90°E 60°N 10° 5° -10° -5° 30°N 0° 0° -15° 0° IGRF 8 Stand: 1995 b) 30°W 30°E 0° 60°E 15° 90°E 60°N 10° 5° -5° -10° 0° 30°N 0° -15° 0° IGRF 9 Stand: 2000 Abb. 6.10 Deklination zwischen 30°W und 90°E sowie 0° und 60°N nach den Modellen a) IGRF 8 und b) IGRF 9 für die Jahre 1995 und 2000 (http://www.ngdc.noaa.gov/seg/WMM/image.shtml; 20.11.2003; http://swdcwww.kugi.kyoto-u.ac.jp/igrf/index.html, 20.11.2003). Deutlich ist in der Abbildung eine Westdrift der Isogonen zu erkennen. Darüber hinaus ändern sich die Deklinationswerte für das Gebiet in ähnlichen „Mustern“. Ein Vergleich der Variationen der Erdmagnetfeldrichtungen sollte dementsprechend möglich sein. Tabelle 6.1 zeigt die mit Hilfe der Breitengrade (β) nach tan I = 2 tan β berechneten (Kap. 3.1/5.1) zu erwartenden Inklinationswerte an den einzelnen Lokationen. Darunter sind die Mittelwerte der an den Sedimentproben gemessenen Inklinationen der Charakteristischen Remanenten Magnetisierung für den jeweiligen Ort notiert sowie die Anzahl (n) der Werte, über die gemittelt wurde und die entsprechenden Standardabweichungen. Die dargestellten mittleren Werte der gemessenen Inklinationen für Lake Kinneret und Birkat Ram sind nur 6 Interpretation der Ergebnisse 109 Näherungen, da die Werte anhand einer Abbildung digitalisiert wurden und daher eine gewisse Ungenauigkeit beinhalten. Tab. 6.1 Vergleich der zu erwartenden Inklinationswinkel der Regionen, aus denen die vorliegenden Daten stammen, mit den Mittelwerten der am Sediment gemessenen Inklinationen. n = Anzahl der gemessenen/digitalisierten Inklinationen Makran (315KA) Lake Kinneret (KIND4) Birkat Ram (BIR2-1/2/3) Bulgarien Lago di Mezzano (LMZ-C) geografische Breite β [°] 24,5 32,5 33,2 41 - 45 42,4 Inklinationen [°] berechnet nach tan I = 2 tan β 42,4 51,9 52,6 60,1 - 63,4 61,3 Mittelwert der gemessenen Inklinationen [°] 29,1 44,0 46,0 Standardabweichung n = 141 3,7 n = 119 6,9 59,4 n = 1 64 56,0 n = 17 0 8,6 6 5,7 n = 19 0 Inklination wird steiler Verglichen mit den an den Sedimenten gemessenen Inklinationen sind die für den jeweiligen Breitengrad berechneten Werte tendenziell um bis zu 10° steiler. Demnach sind alle am Sediment gemessenen Inklinationen abgeflacht (Kap. 3.2.2). Hohe Sedimentationsraten sowie hohe Tonmineralanteile in der Matrix (Lu et al., 1990) können zur Verflachung der Inklinationen beitragen (Kap. 3.2.2). Die mittleren Sedimentationsraten betragen für Makran, Lake Kinneret sowie Birkat Ram etwa 0.9 bis 1.3 cm pro Jahr (Frank et al., 2002), die mittlere Sedimentationsrate für den Lago di Mezzano liegt bei 0.9 mm pro Jahr (Frank, 1999). Es ist dementsprechend sehr wahrscheinlich, dass die Sedimentationsraten wichtige Faktoren bei der Entstehung der vorliegenden Inklinationsfehler waren. Die gestreckte Form remanenztragender Mineralkörner (Kap. 3.2.2) sowie eine spätere Kompaktion (King & Channell, 1991) nehmen ebenfalls Einfluss auf den Grad der Einregelung der magnetischen Fraktion. Naheliegend ist daher, dass eine Kombination dieser Faktoren den Grad der Abflachung bewirkt hat. Die obigen Betrachtungen zeigen, dass sich die Inklinationswerte für Makran in das allgemein zu erwartende Schema einfügen. 110 6 Interpretation der Ergebnisse Die Sedimente des Kerns 315 KA wurden in marinem Milieu abgelagert, während Birkat Ram, Lake Kinneret sowie der Lago di Mezzano limnische Seen sind. In Seen sind ruhigere Ablagerungsbedingungen zu erwarten als im Meer, in dem die Sedimentation unter anderem durch Strömungen beeinflusst wird. Die gemessenen Werte der Inklination für die Region um Makran stimmen innerhalb der Standardabweichung nicht mit dem berechneten Wert überein, im Gegensatz zu den Vergleichsdaten der anderen Regionen (Tab. 6.1). Zu vermuten ist, dass sich hier der Einfluss der verschiedenen Sedimentationsbedingungen (limnisch/marin) reflektiert. Die Bedingungen unter denen magnetische Partikel abgelagert werden, sind letztendlich nur näherungsweise zu erfassen. Die unterschiedlichen Einflüsse bei der Entstehung der Inklination und der Deklination der Charakteristischen Remanten Magnetisierung in Sedimenten aus verschiedenen Milieus tragen dazu bei, dass eine genau zeitgleiche sowie absolute Übereinstimmung der Wertevariationen nicht zu erwarten ist. Creer et al. (1983) verglichen hochauflösend Deklinationen und Inklinationen innerhalb Europas (England, Schweiz, Griechenland) indem sie detailliert Phasen kennzeichneten, während der die Deklination in allen Kurven östlich oder westlich gerichtet beziehungsweise die Inklinationen zeitgleich zu minimalen oder maximalen Werten tendierten. Die gleiche Methode verwendete Frank et al. (2002). Mit Blick auf die Arbeiten nach Creer et al. (1983) und Frank et al. (2002) wurden in den Kurven für Makran Phasen mit auffällig flachen/steilen Inklinationen beziehungsweise östlich/westlich gerichteten Deklinationen definiert und diese versucht in allen Vergleichskurven zu identifizieren. Wenn davon ausgegangen wird, dass die Altersdatierungen der Sedimentkerne einer hohen Genauigkeit entsprechen, mit Ausnahme der archäomagnetischen Daten von Bulgarien, so müssen Zeitabschnitte mit ähnlichen charakteristischen Kurvenverläufen die folgenden Kriterien erfüllen: A. die Phasen müssen auf Grund der Westdrift im Westen später zu erkennen sein als im Osten. Dies bedeutet bei einer angenommenen Driftrate von 0.2°/a (Kap. 6.2) müssen sie, verglichen mit der Kurve für Makran, in der Kurve für: a. Lago di Mezzano (Italien) etwa 270 Jahre b. Bulgarien etwa 190 bis 230 Jahre c. Birkat Ram und Lake Kinneret (Israel) etwa 150 Jahre später auftreten. Durch die unterschiedlichen Sedimentationsbedingungen oder eine 6 Interpretation der Ergebnisse 111 geringe Abweichung von der Driftrate ist eine Differenz zu den oben genannten Zeitangaben um +/- 100 bis 200 Jahre möglich, größere Zeiträume sind jedoch unwahrscheinlich B. Charakteristische Phasen, die in den Inklinationen der einzelnen Kurven auftauchen, müssen sich in den Deklinationen der jeweiligen Regionen innerhalb eines Zeitraums von maximal 50 bis 100 Jahren zeitgleich in einem deutlichen Ost- oder Westtrend reflektieren, da die Erdmagnetfeldelemente in Abhängigkeit zueinander stehen Die Abbildungen 6.11/6.12 zeigen einen Vergleich der Kurven aller gemessenen Inklinationen/Deklinationen. Die Ergebnisse der Kerne von Makran, Lake Kinneret, Birkat Ram sowie dem Lago di Mezzano wurden gleitend über fünf Messpunkte gemittelt gegen das Alter aufgetragen. Für Bulgarien wurden die Inklinationen gleitend über neun Messpunkte gemittelt dargestellt. Die Maximal-/Minimalwerte der Amplituden sowohl der Inklinations- als auch der Deklinationskurven für alle Kerne sind auffallend ähnlich. In allen Kurven sind Frequenzen von wenigen bis zu mehreren hundert Jahren zu beobachten. Um die zu vergleichenden Inklinations- und Deklinationskurven auf ihre Korrelierbarkeit zu überprüfen, wurden im Folgenden auffällige charakteristische Kurvenverläufe definiert (siehe oben). Diese unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Zeitdauer voneinander: 1. Zeitsequenz ~ 100 Jahre In Abbildung 6.11 wurde in der Inklinationskurve für Makran ein charakteristisches Minimum in den Inklinationswerten mit einem Pfeil gekennzeichnet. Dieses Minimum wurde, unabhängig von der Zeit, in den anderen Kurven versucht zu identifizieren und die Ergebnisse ebenfalls mit Pfeilen markiert (Abb. 6.11). In Abbildung 6.12 wurden nach demselben Prinzip Zeiten mit auffällig westlich gerichteten Deklinationen durch Pfeile markiert. 0 3600 70 3600 60 3300 50 3300 40 3000 70 3000 60 2700 50 2700 40 2400 70 2400 60 2100 50 2100 40 1800 30 1800 70 1500 60 1500 50 1200 40 1200 30 900 40 900 35 Lago di Mezzano, Italien LMZ-C Inklination [°] 600 30 Bulgarien, Inklination [°] 600 25 Birkat Ram, Israel BIR2-1/2/3 Inklination [°] 300 20 Lake Kinneret, Israel KIND4 Inklination [°] 300 0 Makran 315KA Inklination [°] W Abb. 6.11 Überregionaler Vergleich der Inklinationen der ChRM für Makran, Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002) sowie den Lago di Mezzano/Italien (Frank, 1999) über fünf Messpunkte gemittelt und Bulgarien über neun Messpunkte gemittelt (Kovacheva et al., 1997). Die hellgrauen Felder markieren Zeiträume, während der sich der Kurvenverlauf der in der Kurve für Makran mit einem dunkelgrauen Feld gekennzeichnet wurde, wiederholen müsste. Die Pfeile markieren Zeiten mit auffallend flachen Inklinationen, welche in allen Kurven reflektiert sind. Alter [a B.P.] E 112 6 Interpretation der Ergebnisse Alter [a B.P.] Alter [a B.P.] 3000 3300 3600 3000 3300 3600 Abb. 6.12 Überregionaler Vergleich der Deklinationen der ChRM für Makran, Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002) sowie den Lago di Mezzano/Italien (Frank, 1999) über fünf Messpunkte gemittelt und Bulgarien über neun Messpunkte gemittelt (Kovacheva et al., 1997). Die hellgrauen Felder markieren Zeiträume, während der sich charakteristische Änderungen in den Kurven, entsprechend denen in den Inklinationskurven reflektieren müssten. Die Pfeile markieren Zeiträume mit auffallend westlich gerichteten Deklinationen. 2700 2700 0 2400 20 2400 0 2100 -20 2100 20 1800 0 1800 -20 1500 40 1500 0 1200 -40 1200 25 900 0 Lago di Mezzano, Italien LMZ-C Deklination [°] 900 -25 Bulgarien Deklination [°] 600 10 Birkat Ram, Israel BIR2-1/2/3 Deklination [°] 600 0 Lake Kinneret, Israel KIND4 Deklination [°] 300 -10 Makran 315KA Deklination [°] W 300 0 E 6 Interpretation der Ergebnisse 113 Alter [a B.P.] 114 2. 6 Interpretation der Ergebnisse Zeitsequenz ~ 1000 Jahre In der Inklinationskurve für Makran wurde ein Kurvenabschnitt, der einen Zeitraum von ~ 1000 Jahren umfasst, definiert und dieses Zeitfenster dunkelgrau hinterlegt (Abb. 6.11). Dieses Referenzzeitfenster findet sich in den anderen Kurven in hellgrau genau dort wieder, wo unter Berücksichtigung der Westdrift näherungsweise dieser Kurvenabschnitt ebenfalls reflektiert sein müsste. In Abbildung 6.12 wurde die graue Kennzeichnung in den Deklinationskurven zeitlich genau übernommen und überprüft, ob dort Korrelationen vorhanden sind. 3. Zeitsequenz > 1000 Jahre Die Inklinations- und Deklinationskurven wurden in den Abbildungen 6.13 und 6.14 durch eine Mittelung über 19 Messpunkte großzügig geglättet. Variationen über eine Dauer von nur wenigen hundert Jahren, welche auch ein Rauschen widerspiegeln können, wurden hierdurch eliminiert. Dies ermöglichte eine Betrachtung von Amplituden > 1000 Jahren. zu 1.) Zeitsequenz ~ 100 Jahre Eine Zeit mit einer extrem flachen Inklination findet sich in der Kurve für Makran etwa 1300 a B.P (Pfeil). Die zeitliche Differenz zwischen der Sequenz in der Kurve für Makran und einem ähnlichen Ereignis in den Kurven für Israel ist sehr groß (etwa 500 Jahre). Nach den oben angegebenen Kriterien wäre der Zeitunterschied zu groß, um durch einen Fehler in der Altersdatierung oder unterschiedlichen Sedimentationsbedingungen erklärt zu werden. Darüber hinaus sollte sich der gekennzeichnete Kurvenabschnitt auf Grund der Westdrift in der Kurve für Makran früher als in den Kurven für Bulgarien und Israel zeigen. Jedoch ist diese Sequenz in der Kurve für Makran später zu beobachten. Für die Region um den Lago di Mezzano ist ein Zeitraum mit abgeflachten Inklinationen fast zeitgleich mit der Sequenz für Makran zu erkennen. Allerdings hält dieser mehr als 300 Jahre an, ist demnach wesentlich länger als die Perioden, die in den anderen Kurven (etwa 100 Jahre) identifiziert wurden. Alter [a B.P.] E 3600 3600 Abb. 6.13 Überregionaler Vergleich der Inklinationen für Makran, Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002), den Lago di Mezzano/Italien (Frank, 1999) sowie Bulgarien (Kovacheva et al., 1997) über 19 Messpunkte gemittelt . Deutlich sind in jeder Kurve, bis auf Bulgarien, in den letzten 3600 a B.P. drei Phasen mit flachen Inklinationen zu zählen, die in der Abbildung durch Pfeile gekennzeichnet sind. 3300 0 3300 70 3000 60 3000 50 2700 40 2700 70 2400 60 2400 50 2100 40 2100 70 1800 60 1800 50 1500 40 1500 30 1200 60 1200 50 900 40 900 30 Lago di Mezzano, Italien LMZ-C Inklination [°] 600 35 Bulgarien, Inklination [°] 600 30 Birkat Ram, Israel BIR2-1/2/3 Inklination [°] 300 25 Lake Kinneret, Israel KIND4 Inklination [°] 300 0 Makran 315KA Inklination [°] W 6 Interpretation der Ergebnisse 115 Alter [a B.P.] Alter [a B.P.] 3000 3300 3600 3000 3300 3600 Abb. 6.14 Überregionaler Vergleich der Deklinationen der ChRM für Makran, Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002), den Lago di Mezzano/Italien (Frank, 1999) sowie Bulgarien (Kovacheva et al., 1997) über 19 Messpunkte gemittelt. Deutlich sind in jeder Kurve je zwei, für den Lago di Mezzano drei, kurzzeitige Phasen mit westlich gerichteten Deklinationen zu erkennen. Diese sind durch Pfeile gekennzeichnet. 2700 2700 0 2400 20 2400 0 2100 -20 2100 20 1800 0 1800 -20 1500 40 1500 0 1200 -40 1200 25 900 0 Lago di Mezzano, Italien LMZ-C Deklination [°] 900 -25 Bulgarien Deklination [°] 600 10 Birkat Ram, Israel BIR2-1/2/3 Deklination [°] 600 0 Lake Kinneret, Israel KIND4 Deklination [°] 300 -10 Makran 315KA Deklination [°] W 300 0 E 116 6 Interpretation der Ergebnisse Alter [a B.P.] 6 Interpretation der Ergebnisse 117 Die Betrachtung einer Sequenz mit auffällig flachen Inklinationen in der Kurve für Makran (Abb. 6.12, Pfeil) zeigt, dass sich eine solche Sequenz in allen Kurven wiederfindet. Eine Zeitabfolge wie sie von Ost nach West (früher/später) zu erwarten wäre, ist jedoch nicht gegeben, daher ist fraglich, ob es sich hier tatsächlich um das gleiche Ereignis handelt. Eine Betrachtung einzelner Bereiche mit auffallend westlich gerichteten Deklinationen (Abb. 6.12, Pfeile) zeigt ebenfalls, dass hier die Zeitunterschiede von Kurve zu Kurve bis zu etwa 200 Jahren (Makran verglichen mit Lake Kinneret) variieren. In den Kurven für Lake Kinneret und Birkat Ram wurde durch Frank et al., 2002 eine Phase vor etwa 1400 a B.P. mit westlichen Deklinationen zeitgleich identifiziert (Pfeile), welche jedoch in der vorliegenden Abbildung mit keiner anderen Kurve korreliert. Dementsprechend sind mögliche Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen in den Deklinationen der verschiedenen Regionen unwahrscheinlich. zu 2.) Zeitsequenz ~ 1000 Jahre Etwa 1850 a B.P. sind die Inklinationen in der Kurve für Makran (Abb. 6.11) kurzzeitig sehr flach. Sie werden dann innerhalb von hundert Jahren steiler bis etwa 30°, flachen für die nächsten 100 Jahre noch einmal leicht ab, um nach einem kurzen Anstieg erneut vor 1300 a B.P. einen minimalen Wert zu erreichen. Es folgen 200 Jahre in denen die Inklinationen kontinuierlich einen Höchstwert von etwa 35° anstreben, der bis vor etwa 800 Jahren nur noch einmal geringfügig abflacht. Dieser Kurvenabschnitt umspannt einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren. Die Werte in den Inklinationskurven für Lake Kinneret und Birkat Ram müssen demnach 150 bis 250 Jahre später, also zwischen etwa 1700 a B.P. und 1600 a B.P. einen Anstieg verzeichnen. In der Kurve für Lake Kinneret ist tatsächlich eine Änderung hin zu steileren Inklinationen zu beobachten, diese verläuft jedoch gleichzeitig mit der Änderung in der Kurve für Makran, beginnt also ebenfalls vor etwa 1850 a B.P.. Bei Betrachtung des grau hinterlegten Zeitabschnitts ist die Inklination zu Beginn dieses Abschnitts vor etwa 1700 a B.P. verglichen mit der Inklination für Makran steiler, auch erfährt die Inklination während der folgenden 1000 Jahre keine nennenswerte Abflachung mehr. In der Region um Birkat Ram lässt sich ein Anstieg in den Inklinationswerten verfolgen, jedoch erfolgt dieser Anstieg auch hier bereits früher als auf Grund der Westdrift zu erwarten wäre. Tendenziell wird die Inklination über das markierte Zeitfenster auch hier steiler, jedoch zeigt der Kurvenverlauf nur eine geringe Ähnlichkeit mit dem Kurvenverlauf der Inklination für 118 6 Interpretation der Ergebnisse Makran. In der Kurve für Bulgarien ist während des gekennzeichneten Zeitraums eine Amplitude reflektiert, welche keine Ähnlichkeit mit dem Kurvenverlauf der Inklinationen für Makran aufweist. In der Region des Lago di Mezzano bleiben die Inklinationen während der ersten 300 Jahre innerhalb des grau hinterlegten Fensters gleich und werden dann gleichmäßig steiler. Auch dieser Kurvenverlauf unterscheidet sich deutlich vom Kurvenverlauf der Inklination für Makran während des erwarteten Zeitraums. Die Inklinationskurve für Makran verläuft also ohne nennenswerte Übereinstimmung mit den Kurven der Regionen um den Lake Kinneret, Birkat Ram, Bulgarien sowie dem Lago di Mezzano während der entsprechenden Zeitdauer. Die graue Kennzeichnung, die den Kurvenabschnitt in der Inklinationskurve für Makran hervorhebt (Abb. 6.11), wurde in Abb. 6.12 zeitlich übernommen und die Deklinationen wie schon zuvor die Inklinationen auf charakteristische Verläufe während dieses Zeitraums überprüft. Ebenso wurden die Kennzeichnungen der Inklinationskurven der anderen Regionen mit Blick auf eine Westdrift zeitgleich auf die Deklinationskurven übertragen. In den grau hinterlegten Bereichen sind die Deklinationen für Makran westlich ausgerichtet, während sie für Lake Kinneret eine östliche Ausrichtung aufweisen. Die Deklinationen für Bulgarien und dem Lago di Mezzano zeigen ebenfalls eine westliche Ausrichtung. Jedoch drehen die Deklinationen für den Lago di Mezzano für die letzten 300 Jahre des gekennzeichneten Zeitraums Richtung Osten. Der Kurvenverlauf der Deklinationen für Birkat Ram zeigt nach etwa 500 Jahren eine Wendung von östlicheren zu westlicheren Deklinationen. Übereinstimmungen in den Kurven sind demnach während des hervorgehobenen Zeitabschnitts nicht zu erkennen. zu 3.) Betrachtung von Amplituden > 1000 Jahre Bei genauer Betrachtung der über 19 Messpunkte gemittelten Inklinationskurven (Abb. 6.13) fällt auf, dass über einen Zeitraum von 3600 Jahren alle Kurven annähernd die gleiche Anzahl Amplituden (zwei) mit ähnlicher Wellenlänge aufweisen. Zeiten mit flacheren Inklinationen sind wider durch Pfeile gekennzeichnet. Da die Daten für Bulgarien in dieser Darstellung nur bis maximal 2600 a B.P. zurückreichen, ist die älteste Sequenz flacher Inklinationen, die am Lago di Mezzano am frühesten vor etwa 6 Interpretation der Ergebnisse 119 2800 a B.P. identifiziert werden kann, hier nicht reflektiert. In der Inklinationskurve für Makran ist dieser Zeitabschnitt nur angedeutet. Ein Vergleich der Sequenzen mit flachen Inklinationen, welche in den Kurven zwischen 1400 und 1800 a B.P. reflektiert sind zeigt, dass hier eine Zeitdifferenz von maximal 400 Jahren zwischen der Kurve mit der jüngsten Sequenz für den Lago di Mezzano (1400 a B.P.) und der ältesten Sequenz für den Lake Kinneret (1800 a B.P.) vorliegt. Die Zeitdifferenzen zwischen den jüngsten Sequenzen mit flachen Inklinationen ist dagegen größer und beträgt von der jüngsten für die Region um den Lago di Mezzano (300 a B.P.) und der ältesten für den Lake Kinneret (1000 a B.P.) 700 Jahre. Mit Blick auf die Zeitskala halten die Sequenzen mit flachen Inklinationen nicht die vorgegebenen Kriterien der Abfolge von Ost (früher) nach West (später) ein, wiederholen sich aber in jeder Kurve in der Reihenfolge von alt nach jung mit einem ähnlichen Zeitabstand. Von der ältesten zur zweitjüngsten Sequenz liegt etwa eine Zeitdifferenz von 1400 (Makran, Lake Kinneret, Lago di Mezzano) bis 1700 Jahren (Birkat Ram). Zwischen der zweitjüngsten und der jüngsten Sequenz flacher Inklinationen liegen Zeitdifferenzen von etwa 1000 Jahren (Makran, Birkat Ram, Lago di Mezzano) sowie etwa 900 Jahren (Lake Kinneret, Bulgarien). Abbildung 6.14 zeigt die Deklinationskurven wie zuvor die Inklinationskurven in Abbildung 6.13 über 19 Messpunkte gemittelt. In dieser Abbildung wurden westlich gerichtete Zeitabschnitte in den Deklinationen mit Pfeilen markiert. Ein Vergleich mit der Kurve für Bulgarien ist in dieser Abbildung kaum möglich, da die Messpunkte stark reduziert sind. Auffallend ist, dass die gekennzeichneten westlich gerichteten Amplituden in allen Kurven zeitlich stark zu einander variieren und keinerlei Regeln entsprechend der Westdrift folgen. Dies deutet daraufhin, dass eine Korrelation für die Deklination im Gegensatz zur Inklination nicht möglich ist. Allerdings können auch in den Deklinationskurven über einen Zeitraum von 3600 Jahren bei einer größeren Glättung ein bis zwei Amplituden pro Kurve (maximal drei/Lago di Mezzano) gezählt werden (Abb. 6.14). Gesamt gesehen bleibt ein Vergleich von Deklinations- sowie Inklinationsänderungen über einen kürzeren Zeitraum von < 1000 Jahren fragwürdig, da keine Übereinstimmungen in den Kurven für diese Zeiträume gefunden wurden. Minimale/maximale Amplituden in den Inklinations-/Deklinationskurven, die < 1000 Jahre sind, sind nicht in allen Kurven reflektiert und spiegeln daher vermutlich Schwankungen wieder, die eher einer Messungenauigkeit oder einem Rauschen entsprechen (Abb. 6.11/6.12). 120 6 Interpretation der Ergebnisse Bei Betrachtung langfristiger Änderungen (> 1000 Jahre) sind Ähnlichkeiten in den Inklinationsänderungen der verschiedenen Regionen zu beobachten (Abb. 6.13). Über einen Zeitraum von 3600 Jahren kann in allen Kurven in etwa die gleiche Anzahl Amplituden (1000 bis 2000 Jahre) gezählt werden. Ein Vergleich der Variation in den Inklinationen zeigt, dass diese Amplituden in den betrachteten Regionen, im Gegensatz zu denen von kürzerer Dauer (< 1000 Jahre), durchaus korrelieren können. In den Deklinationen wurde diese Korrelation jedoch nicht deutlich. Eine, oben als Kriterium der Vergleichbarkeit angegebene zeitlich definierte Abfolge identifizierter Ereignisse für alle drei betrachteten Zeitsequenzen in den Inklinationen/Deklinationen von Ost nach West durch eine Westdrift, konnte bei dem Vergleich in der vorliegenden Arbeit nicht nachvollzogen werden. Da bereits in Kap. 6.1 bei einem Vergleich der relativen Paläointensitäten gezeigt wurde, dass die Altersdatierungen für Bulgarien und dem Lago di Mezzano annähernd der Altersdatierung der Kurve für Makran entsprechen, ist eine Altersungenauigkeit als mögliche Ursache hierfür auszuschließen und lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein globaler Vergleich/Zusammenhang anhand der vorliegenden Inklinations- und Deklinationsdaten nicht möglich ist. 6 Interpretation der Ergebnisse 121 6.3 Der Einfluss des Klimas auf die gesteinsmagnetischen Parameter Änderungen in der Mineralogie, Korngrößenvariationen der magnetischen Partikel oder Konzentrationsschwankungen des magnetischen oder des nichtmagnetischen Mineralinventars können nach Thompson & Oldfield (1986) Klimasignale im Sediment reflektieren. Diese Klimasignale können die Aufzeichnung der Paläointensitäten im Sediment beeinflussen. Um eine mögliche Abhängigkeit der magnetischen Parameter vom Klima zu untersuchen, werden an dieser Stelle zunächst die Verwitterungsprozesse an Land, die Erosion, die Sedimentmatrix sowie die möglichen Transportwege des Sediments (des magnetischen Mineralinventars) in der Makran Region im Zusammenhang mit Klimaänderungen genauer betrachtet. 6.3.1 Sedimentation und Klima Der gefaltete Makran Akkretionskeil breitet sich landwärts bis ins Inland von Baluchistan aus (Arthurton et al., 1982; White, 1982). An Land formt er die Makran Gebirgsketten, deren semiarides Rückland durch tektonische Hebungen, Erdbeben und Tsunamis sowie durch rasche Abtragungen, vor allem während episodischer Flussüberschwemmungen nach starken Regenfällen im Winter und Stranderosionen während des Sommermonsuns (Kap. 2.1), charakterisiert ist (Snead, 1993a). Verwitterung, Erosion und Sedimenttransport Typisch für eine Wüstenregion kommt es hier durch die intensive Sonneneinstrahlung zu einer mechanischen und chemischen Verwitterung der Gesteine. Dementsprechend sind die Erosions- und Umlagerungsprozesse der losen oder halbverfestigten klastischen Sedimente an Land von großer Bedeutung. Regenfälle mit außerordentlich hohen Niederschlagsmassen führen zu Sturzbächen, deren Erosionskraft sich in tief eingeschnittenen V-förmigen Tälern der Flüsse (wie beispielsweise dem Hingol) widerspiegelt (Snead, 1967). Das Arbeitsgebiet, in dem die Kerne 56KA sowie 315KA gezogen wurden, liegt SSE vor der Mündung des Hingol auf dem oberen Kontinentalhang (Abb. 6.15). Der Hingol, welcher das östliche Makran dräniert, fließt ganzjährig und ist durch die Aufnahme der hohen Niederschlagsmengen im Winter charakterisiert (Snead, 1993a). 122 6 Interpretation der Ergebnisse 58° E 60° E 62° E 64° E 66° E 68° E 70° E 28°N Heller terrigener Eintrag durch starke Regenfälle 27°N Si, Al, g Hin 26°N ol Fe Ti, Zr, K, 25°N NIOP 468 - 472 56KA/39KG 315KA 24°N 23°N 22°N a) Februar 58° E 60° E 62° E 64° E 66° E 68° E Heller terrigener Eintrag durch starke Regenfälle g Hin Si, Al, Ti, Zr, K, 70° E 28°N 27°N 26°N ol 25°N NIOP 468 - 472 Ca Dunkler, mariner Eintrag durch hohe Primärpoduktion 56KA/39KG 315KA 24°N 23°N 22°N b) August = starke Oberflächenströmung = schwache Oberflächenströmung = Sedimenteintrag = Berge NIOP NIOP = 468468 - 472 - 472 Arbeitsgebiet des "Netherland Indian Ocean Project" (NIOP) Lokation der Kerne 468 - 472 Abb. 6.15 Modellhafte Darstellung des Sedimenteintrags sowie -transports im Arbeitsgebiet. Im Februar strömt unmittelbar entlang der Makran Küste ein schwacher Oberflächenwasserstrom von W nach E, weiter südlich bewegen sich die Oberflächenwasserströme entsprechend der Monsunwinde von NE nach SW (nach Wyrtki, 1973). Trotz extremer Sonneneinstrahlung kommt es episodisch zu starken Regenfällen, die einen hohen Eintrag hellen terrigenen Materials aus den Bergen über den Hingol sowie flächenhaft über die gesamte Küste zur Folge haben. Große Anteile des terrigenen Eintrags bilden Si und Al, deshalb hier fett dargestellt, Ti, Zr und K sind in kleineren Mengen vorhanden (Lückge et al., 2001, 2002). Zudem kommt es nach Von Rad et al. (2002) im Vergleich zu den Sommermonaten zu einem erhöhten Fe Eintrag von 6 Interpretation der Ergebnisse 123 Land (hier fett dargestellt, jedoch mengenmäßig nicht mit dem Eintrag von Si und Al vergleichbar). Im August kommt es zu einer starken Oberflächenwasserströmung von SW nach NE (nach Wyrtki, 1973). Die Sommerströme bringen dunkles biogenes Material mit, welches sich mit dem hellen terrigenen Material mischt und vor der Makran Küste als dunkle Lamination abgelagert wird. Nach Von Rad et al. (2002) wird im Sommer verstärkt biogenes marines Ca abgelagert und weniger Fe (siehe oben). Die Niederschläge sind während der Sommermonate nicht so häufig wie im Winter, jedoch bewirken die starken Oberflächenströme eine höhere Dünung und somit eine höhere Stranderosion (Snead, 1993a). Die fluviatile Sedimentablagerung vor der östlichen Makran Küste ist vor allem auf den Transport durch den Hingol zurückzuführen (Von Rad et al., 2002). Wie bereits erwähnt, erfolgen die Niederschläge in der Region meist sturzartig, so dass der Eintrag der Sedimente sowohl über den Fluss Hingol, wie auch episodisch flächenhaft über den gesamten Küstenstreifen erfolgt (Abb. 6.15) (Von Rad et al., 2002; Lückge et al., 2001; 2002). Die Sedimente, die von Land eingetragen werden, sind hell. Die dunklen Laminationen in Kern 56KA (Kap. 2.2.2) bestehen ebenso wie die hellen Schichten zu einem großen Teil aus klastischem terrigenem Material. Während des Sommers entsteht, zusätzlich zu episodischen Niederschlägen (seltener als im Winter), eine hohe Dünung, die zu einer verstärkten Stranderosion führt (Snead, 1993a). Wenn die Winde und die Strömungen im Sommer von Südwesten kommen und sich vor Oman Auftriebsgebiete entwickeln, wird nährstoffreiches Oberflächenwasser vor die Makran Küste transportiert. Entlang der Küste führt dieses zu einer hohen Primärproduktion (Kap. 2). Marine organische Materie wie Fischreste und Plankton lagern sich dann am Meeresgrund ab und sind unter anderem für die dunkle Färbung der Sommerlamination verantwortlich. Auch im Winter kann es lokal zu einem Anstieg der Bioproduktivität auf Grund örtlich begrenzter Injektionen von nährstoffreichen Tiefenwässern in das Oberflächenwasser vor der Küste kommen. Nach Andruleit et al. (2000), die Untersuchungen an Sedimentfallen durchführten, sind diese ein Ergebnis der Abkühlung des Oberflächenwassers und einer folgenden lokalen Konvektion der Wasserschichten. Nach Von Rad et al. (2002) haben diese winterlichen Ereignisse jedoch keinen großen Einfluss auf die jahreszeitlichen Laminationen in Kern 56KA. Klimazusammenhang Die Sedimente des Kerns 56KA spiegeln nach Von Rad et al. (1999a) und Lückge et al. (2001) die monsungesteuerten Variationen des Niederschlags und des Sedimenteintrags in das Gebiet des oberen Makran Hangs wider. Viel/wenig Niederschlag korreliert demnach mit hohen/niedrigen Warvenmächtigkeiten. In der guten Korrelation sehen Von Rad et al. 124 6 Interpretation der Ergebnisse (1999a) und Lückge et al. (2001) einen direkten Zusammenhang zu variierenden Sommerund Wintermonsunintensitäten. 6.3.2 Klimasignale Nachfolgend werden die Ergebnisse zur Mineralogie, magnetischen Korngröße und Konzentration der magnetischen Fraktion von Kern 315KA mit Schwerpunkt auf klimaabhängige Signale genauer betrachtet. 6.3.2.1 Mineralogie Änderungen in der Mineralogie basieren vorwiegend auf Verwitterungs- beziehungsweise Diageneseprozessen oder Veränderungen der Sedimentliefergebiete, die unter anderem auf klimatische Variationen zurückgeführt werden können. Als dominantes remanenztragendes Mineral, welches für 95 % der Remanenz über die gesamte untersuchte Sedimentsequenz verantwortlich ist, wurde (Titano-) Magnetit identifiziert (Kap. 5). Der Anteil einer zweiten höherkoerzitiven Mineralkomponente an der Remanenz beträgt nur rund 5 % und ist über den untersuchten Zeitraum konstant (Abb. 5.9). Ein klimatischer Einfluss auf die Magnetomineralogie ist demnach nicht vorhanden. 6.3.2.2 Magnetische Korngröße Die magnetische Korngröße kann die Art des Transportweges des Sediments widerspiegeln, als auch klimaabhängige Variationen desselben. In Untersuchungen von Clemens & Prell (1990) sowie verschiedener anderer Autoren, die Sedimentkerne im Nordarabischen Meer untersucht haben, wird für das Sediment ein äolischer Transport postuliert. Sie interpretieren geringe Korngrößenvariationen als Ergebnis einer unterschiedlichen Transportkapazität der Monsunwinde. Prins et al. (2000) untersuchten die Korngrößen der Sedimente aus den Kernen NIOP 468 - 472 aus einem Gebiet zwischen 24°0’N und 24°45’N sowie 62°10’E und 62°40’E (Abb. 6.15) mit dem Ziel, den Transportweg des terrigenen Eintrags in diesem Gebiet zu erfassen. Danach dominiert der äolische Staubtransport den terrigenen Eintrag. Als primäre Quellregionen des Sediments auf dem Makran Kontinentalhang wurden hier grob die nördliche Arabische Halbinsel, das Gebiet um den Persischen Golf sowie die Makran Berge identifiziert. Die Autoren differenzierten drei Korngrößengruppen (EM = End Member): 6 Interpretation der Ergebnisse 125 EM 1 = ~ 50 µm äolischer Staubeintrag (proximal) EM 2 = ~ 22 µm äolischer Staubeintrag (distal) EM 3 = ~ 9 µm fluviatiler Schlamm Von Rad et al. (2002) ermittelten die Korngrößen von Kern 56 KA und ordneten sie entsprechend Prins et al. (2000) wie folgt ein: EM 2 = 11.2 – 32 µm äolischer Staubeintrag (distal) (in Spuren) EM 3 = 2 – 11.2 µm fluviatiler Schlamm (dominant) In Kapitel 5.5 konnte bereits gezeigt werden, dass die magnetische Korngröße der remanenztragenden Minerale einheitlich in dem sehr feinkörnigen SD-/PSD-Bereich liegen. Dies lässt zunächst einen überwiegend äolischen Transport der Teilchen vermuten. Die terrigenen Ablagerungen des Kerns 56KA sind jedoch nur zu einem sehr geringen Teil äolisch beeinflusst (Lückge et al., 2001; 2002). Nach den Untersuchungen durch Von Rad et al. (2002) und Lückge et al. (2001; 2002) sowie Prins & Weltje (1999; 2000) ist der fluviatile Eintrag wahrscheinlicher. Da es sich bei den Kernen 56KA und 315KA um die gleichen Sedimente handelt, spiegelt die feine magnetische Korngröße der Sedimente des Kerns 315KA demnach weit transportierte Schwebeteilchen wider. Die einheitliche Korngröße spricht dafür, dass, unabhängig von einer exakten Bestimmung der Transportwege der feinkörnigen magnetischen Partikel, das System aus Liefergebiet und Transportmechanismus über den untersuchten Zeitraum keine wesentliche Änderung erfahren hat. 6.3.2.3 Konzentration Eine genauere Betrachtung der Konzentrationsvariationen der ferromagnetischen Fraktion sowie der diamagnetischen Komponenten der Sedimentmatrix, lässt eine Aussage über mögliche Verdünnungseffekte des magnetischen Signals durch den Eintrag verschiedener Sedimentzusammensetzungen aus unterschiedlichen Quellgebieten zu. Deshalb werden zuerst die wichtigsten Bestandteile der Sedimentmatrix mit Bezug auf ihre Herkunft betrachtet und die Möglichkeit eines Verdünnungseffektes abgeschätzt. Eine möglicherweise klimaabhängige Erhöhung/Abnahme der Konzentration des magnetischen Mineralinventars kann Einfluss auf die Probe in Form einer Erhöhung/Abnahme der Remanenz nehmen. Dies soll in einem weiteren Schritt betrachtet werden. 126 6 Interpretation der Ergebnisse Sedimentmatrix Nach einer Analyse von Lückge et al. (2001) besteht die Sedimentmatrix von Kern 56KA zu etwa 46 Gew.% aus SiO2 und zu etwa 15 Gew.% aus Al2O3. Beide Anteile sind nach Lückge et al. (2001; 2002), bis auf geringe Mengen an marinem biogenem Opal, dem terrigenen Eintrag zuzuordnen. Der große Anteil an SiO2 entsteht durch den hohen Sedimentabtrag vom Rückland der Makran Gebirgskette während der sturzartigen Regenfälle sowie den verstärkten Stranderosionen im Sommer (Lückge et al., 2002). Als drittgrößte Komponente der Matrix wurde CaCO3 (14 Gew.%) identifiziert. Für die Berechnung von CaCO3 wurde CaO mit einem Faktor von 1.785 multipliziert (Lückge et al., 2001). Eine optische Analyse von Sedimentmaterial auf Objektträgern ergab, dass der Anteil an CaCO3, neben Spuren von detritischem Dolomit, hauptsächlich von Kokkolithen, Foraminiferen und Bruchstücken von Pteropoden stammt (Lückge et al., 2001). CaCO3 ist demnach zum größten Teil mariner biogener Herkunft. Fe2O3, MgO, K2O, Na2O, TiO2, P2O5 und MnO definieren in dieser Reihenfolge mit abnehmender Prozentzahl in etwa die verbleibenden 25 Gew.% an der gesamten Sedimentmatrix (Lückge et al., 2001). Nach Satyanarayana & Ramana (1994) wird Kalium aus Illit (und Glimmer) hauptsächlich fluviatil von Land in das Nordarabische Meer eingetragen. Titan, ähnlich wie Zirkon, ist konzentriert in Schwermineralen, wie Ilmenit und Rutil und ist bevorzugt in groben Silt- und Sandfraktionen angereichert. Dementsprechend werden sie ebenfalls als terrigener Eintrag vom Land definiert (Shimmield & Mowbray, 1991; Sirocko et al., 1993). Der Titangehalt hat also weniger einen marinen Ursprung (ozeanische Basalte). Die Anteile von SiO2 und CaCO3 für Kern 56KA variieren während der letzten 3600 Jahre mit maximal +/- 5.5 um 46 Gew.% beziehungsweise +/- 4.7 um 15 Gew.% und besitzen damit bereits die höchsten Schwankungsbreiten. Für Al2O3 beträgt die Variation nur noch 2 Gew.%, und alle weiteren Sedimentanteile schwanken um < 1 Gew.%. Dies verdeutlicht, dass die Zusammensetzung des Sediments sich über die Jahre hinweg nicht wesentlich verändert hat und das Liefergebiet demnach dasselbe geblieben sein muss. Verdünnungseffekte In Kapitel 3 wurde bereits beschrieben, dass Quarz und Calcit diamagnetische Minerale sind und eine schwache negative Suszeptibilität (χSiO2 = -0.6 x 10-8 m3kg-1 und χCaCO3 = -0.5 x 10-8 m3kg-1) besitzen. Hierdurch nehmen sie Einfluss auf die Gesamtsuszeptibilität einer Probe und verringern diese in der Summe. Vergrößert/verringert sich ihr Anteil, so verringert/vergrößert sich die Suszeptibilität bei gleich bleibendem Eintrag magnetischer Partikel. 6 Interpretation der Ergebnisse 127 SiO2 wurde mit etwa 46 Gew% als Hauptbestandteil der Sedimentmatrix identifiziert. Es schwankt jedoch um maximal +/- 5.5 Gew.%. Ein Verdünnungseffekt ist also eher gering zu bewerten. Ebenso schwankt der CaCO3-Gehalt (χCaCO3 = -0.5 x 10-8 m3kg-1) des Sediments mit einem Mittelwert von 13.7 Gew.% nur zwischen 11.1 und 16.8 Gew.%. Somit sind die Schwankungen im Karbonatgehalt zu gering, um in der Suszeptibilität sichtbare Verdünnungseffekte durch einen erhöhten diamagnetischen Anteil zu bewirken. Konzentration der magnetischen Fraktion Nach Von Rad et al. (1999a; 2002) ist die Warvenmächtigkeit von Kern 56KA abhängig von monsungesteuerten Niederschlagsvariationen und dem dementsprechenden fluviatilen Sedimentzufluss durch höhere/niedrigere Abflussraten von Land. Von Rad et al. (2002) führten hochauflösende Untersuchungen an Kern 39KG, der die gleichen Sedimentabfolgen wie die Kerne 56KA sowie 315KA enthält, mit Blick auf geochemische Variationen innerhalb einer Warvensequenz durch. Als Leitelemente nutzten sie Ca und Fe. Ein Vergleich der Konzentrationen der Elemente zeigt, dass die Kurven von Ca und Fe invers korrelieren (Von Rad et al., 2002). Gleichzeitig korrelieren die Werte für Fe/Ca mit den hell/dunkel Laminationen. Fe ist in Form von Schwermineralen, Eisenoxiden und Pyrit vor allem in der hellen detritischen Winterlamination zu finden, während Ca in Form von Kokkolithen, Bruchstücken von Foraminiferen und Karbonatdetritus hauptsächlich der dunklen Sommerlamination zugeordnet ist, welche arm an Fe ist (Von Rad et al., 2002). Demnach kann der Fe-Gehalt, also auch die magnetische Fraktion, hauptsächlich auf den terrigenen Eintrag zurückgeführt werden. Allgemein wäre zu erwarten, dass Ca auf Grund der Eigenfarbe eher in den hellen Schichten vorkommt, während Eisenoxide eher in den dunklen Schichten zu finden sind. Jedoch wird die dunkle Farbe, wie schon erwähnt, hier durch den Anteil an dunkler organischer Materie herbeigeführt und nicht durch die Mineralfarben. Ein Vergleich der Konzentrationen von SiO2, Fe2O3 und CaCO3 (Lückge et al., 2001) des Kernes 56KA (Abb. 6.16 d/e/f) zeigt, dass SiO2, wie Al2O3, negativ mit CaCO3 und positiv mit Fe2O3 korreliert. CaCO3 ist nach Lückge et al. (2001; 2002) hauptsächlich biogener mariner Herkunft und gilt als Indikator für die Bioproduktivität, während Aluminium als Indikator für tonigen Detritus vom Kontinent gilt (Sirocko et al., 1989; Lückge et al., 2002). Auch SiO2 wird hauptsächlich, bis auf geringe biogene Anteile, dem terrigenen Eintrag zugeordnet (Lückge et al., 2002). Alter [a B.P.] terrigener Eintrag Bioproduktivität Abb. 6.16 Vergleich der Kurven von Warvenmächtigkeit [mm] (Von Rad et al., 1999) sowie CaCO3 [Gew.%], Fe2O3 [Gew.%] und SiO2 [Gew.%] (Lückge et al., 2002) von Kern 56KA mit κ [10-6SI] und S-0.3 gemessen an Kern 315KA. Kurve a) ist ein gleitendes Mittel über 39 Messpunkte, die Kurven b) bis f) sind gleitende Mittel über drei Messpunkte. terrigener Eintrag 3600 3600 f) 3300 3300 (Titano-) Magnetitanteil 3000 3000 Konzentration ferromagnetischer Partikel 2700 2700 Niederschlag 2400 0 2400 e) 11 12 13 14 15 16 2100 48 2100 47 1800 46 1800 d) 45 1500 6.8 1500 6.6 1200 6.4 1200 c) 6.2 900 b) 0.94 0.95 0.96 0.97 CaCO 3 [Gew.%] 56KA 900 150 SiO 2 [Gew.%] 56KA 600 120 Fe2 O 3 [Gew.%] 56KA 600 a) 90 S-0.3 315KA 300 2 κ [10-6 SI] 315KA 300 0 0.4 0.8 1.2 1.6 Warvenmächtigkeit [mm] 56KA 128 6 Interpretation der Ergebnisse Alter [a B.P.] 6 Interpretation der Ergebnisse 129 Dies stützt die zuvor bereits an der Laminationsabhängigkeit von Fe und Ca dargestellte These, dass die ferromagnetischen Partikel des Sediments zu einem großen Teil terrigener Herkunft sind. Die Fe2O3 Konzentration schwankt über die gesamte Kurve annähernd gleichmäßig gering um ein Mittel und sinkt, wie SiO2, nur im unteren Drittel etwas. Der Eintrag von Fe2O3 variiert also nur gering über die Jahre. Zeiten mit maximalen Warvenmächtigkeiten sind in Abbildung 6.16 a) grau hinterlegt, um eine mögliche klimaabhängige Korrelation der Suszeptibilitätskurve des Kerns 315KA mit der Warvenmächtigkeit zu erfassen. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass trotz des geringeren terrigenen Eintrags, dargestellt durch SiO2 und Fe2O3, zwischen etwa 3600 a B.P. bis 2500 a B.P. κ Maximalwerte erreicht. Abschnittsweise verschiebt sich die Kurve für S-0.3 in den Bereichen mit erhöhten Warvenmächtigkeiten gegen eins (Abb. 6.16 c). Dies bedeutet, dass sich das Verhältnis von Hämatit zu (Titano-) Magnetit zugunsten des (Titano-) Magnetit verändert. Der konstante Verlauf der Fe2O3 Kurve lässt den Rückschluss zu, dass es für die magnetische Phase während des Zeitraums erhöhter Warvenmächtigkeiten und Titanomagnetitkonzentrationen eine weitere Eintragsquelle gibt, die nicht mit dem sonstigen terrigenen Eintrag, also auch dem Hämatiteintrag, zusammenfällt. Die Sequenzen erhöhter Warvenmächtigkeiten im unteren Kernbereich bis etwa 2500 a B.P. und zwischen etwa 1400 und 1900 a B.P. gehen einher mit einer erhöhten Bioproduktivität (Abb. 6.16 a/f), während der Sauerstoff in der Sauerstoffminimumzone gegen Null geht. Studien mit lebenden magnetotaktischen Bakterien, die reinen Magnetit produzieren, aus Kernen mit hohen Redoxgradienten zeigten, dass diese Bakterien bevorzugt in oder nahe der Übergangszone von oxischem zu anoxischem Milieu konzentriert sind (Petermann & Bleil, 1993). Daher ist die Vermutung naheliegend, dass es sich bei der möglichen zusätzlichen Eintragsquelle um biogenen Magnetit handelt, auch wenn die hier durchgeführten gesteinsmagnetischen Untersuchungen dies nur bedingt bestätigen. Hierbei ist zu bedenken, dass bei den gesteinsmagnetischen Untersuchungen immer das integrative Signal aller remanenztragender Minerale aller Eintragsquellen betrachtet wird. Die Quellen unabhängig voneinander zu ermitteln, ist an dieser Stelle nicht möglich. Gesamt betrachtet, sind die magnetischen Parameter nicht über den terrigenen Eintrag an das Klima gekoppelt, da Fe2O3 sowie SiO2 den terrigenen Eintrag widerspiegeln und hier keine positive Korrelation mit den Warvenmächtigkeiten zu sehen ist (Abb. 6.16 a/d/e). Dagegen scheint zeitweise eine weitere Eintragsquelle für die magnetische Fraktion vorhanden zu sein, die in Zeiten erhöhter Warvenmächtigkeiten und gleichzeitig erhöhter Bioproduktivität eine Verschiebung der Mineralogie der remanenztragenden Partikel hin zu 130 6 Interpretation der Ergebnisse einem höheren relativen Magnetitanteil zur Folge hat. Für das paläomagnetische Signal ist diese zusätzliche Eintragsquelle jedoch von geringer Bedeutung, da für die relative Paläointensität eine Korrektur der NRM in Bezug auf die Konzentration vorgenommen wird (Kap. 6.1). 7 Zusammenfassung 131 7 Zusammenfassung Die Sedimente des Kastenlotkerns 315KA aus dem Bereich des Makran Akkretionskeils vor Pakistan im nordostarabischen Meer weisen eine hohe Sedimentationsrate von ~ 1 mm/a sowie saisonale Ablagerungen von hellen und dunklen Laminationen auf. Durch die Korrelation der Turbiditablagerungen des Kerns 315KA mit denen des Kerns 56KA, die nach von Rad et al. (1999a) auf +/- 5 Jahre genau datiert wurden, sowie einer Zählung der Laminationen, konnten die Ablagerungen bis auf +/- 10 Jahre genau für die letzten 3600 Jahre datiert werden. Dem Kern 315KA wurden kontinuierlich Würfelproben (Kantenlänge (innen) 2 cm ~ 20 Jahre) entnommen, welche detailliert mit gesteinsmagnetischen Methoden analysiert wurden. Auffallend hohe Werte der Natürlichen Remanenten Magnetisierung (NRM) der Sedimentproben und eine sehr gute Korrelation mit einer im Labor rezent aufgeprägten ARM (Anhysteretische Remanente Magnetisierung) sprechen für eine besonders gut definierte Ausrichtung des Magnetisierungsvektors sowie für eine ungestörte Erhaltung der Anordnung der remanenztragenden Minerale in den Proben. Die gemessenen Intensitätsdaten der NRM (MNR) spiegeln also in besonderem Maß die Konstellation des Paläoerdmagnetfeldes wider. Im Verlauf der Entmagnetisierung wurde deutlich, dass in allen Proben nur eine stabile Remanzrichtung vorhanden war, die Proben also frei von weiteren remanenten Überprägungen waren. Um Fehler durch viskose Überprägungen zu vermeiden, wurden die Intensitäten der NRM, ARM und IRM (Isothermale Remanente Magnetisierung) in dieser Arbeit jeweils nach einem Entmagnetisierungsschritt von 10 mT für weitere Interpretationen verwendet (MNR (10 mT), MAR (10 mT) und MIR (10 mT)). 95 % der Remanenz der Proben werden von einem niederkoerzitiven Mineral getragen, wie bei dem IRM-Erwerb deutlich wurde. Auch die Hysteresemessungen zeigen einen überwiegenden Anteil ferrimagnetischer Minerale als Träger der Remanenz an. Eine weitere Unterstützung dieser These ergibt sich aus S-0.3T. S-0.3T ist ein Parameter für das Verhältnis von hoch- zu niedrigkoerzitiven Mineralen, der zwischen null und eins variiert. Der niedrigkoerzitive Anteil ist groß, wenn S-0.3T gegen eins geht. S-0.3T wurde hier mit einem Minimum von 0.938 und einem Mittelwert von 0.957 berechnet. Auf Grund der thermomagnetischen Untersuchungen ist davon auszugehen, dass es sich bei diesem Mineral um titanarmen Titanomagnetit oder Magnetit handelt. Eine zweite, hochkoerzitive Phase trägt zu etwa 5% zu der Remanenz bei. Da die Bildung von Hämatit speziell unter ariden Bedingungen stattfindet (Thompson & Oldfield, 1986) und 132 7 Zusammenfassung die kontinentalen Liefergebiete der Region um das Arabische Meer Wüsten sind, ist nahe liegend, dass es sich bei der zweiten Phase um Hämatit handelt. Konzentrationsänderungen im Verhältnis von Hämatit zu Magnetit über den gesamten Kern werden in der Betrachtung von S-0.3T und MHIR (Intenstität der Harten Isothermalen Remanenz) deutlich. Demnach geht eine Konzentrationserhöhung/-senkung von Hämatit einher mit einer Konzentrationserhöhung/-senkung von Titanomagnetit. Nur fünf sehr geringmächtige Horizonte bildeten eine Ausnahme, in denen ein Konzentrationsanstieg zugunsten des Hämatits auftrat. Da die Mächtigkeit dieser Lagen maximal einen Zentimeter beträgt und Hämatit nur wenig zum magnetischen Signal beiträgt (siehe oben), wurden sie hier vernachlässigt. Beide Minerale variieren also, bis auf wenige Ausnahmen, annähernd gleichmäßig über den gesamten Kern. Änderungen der Hämatitkonzentration konnten anhand von MHIR verfolgt werden, Änderungen der Titanomagnetit-/Magnetitkonzentration anhand von MAR (10 mT) oder MIR (10 mT). In den erhöhten Feldstärken des Median Destructive Fields (MDFNR, MDFAR und MDFIR) spiegelt sich eine hohe Stabilität der Remanenz wider. Zugleich deutet dies auf kleine magnetische Korngrößen hin. Ein Vergleich von MDFAR und MDFIR bestätigt die Annahme, dass sich die Korngrößen der magnetischen Fraktion im SD- beziehungsweise PSD-Bereich befinden. Auch das Auftragen der Verhältnisse von MRS/MS (Remanente Sättigungsmagnetisierung/Sättigungsmagnetisierung) und BCR/BC (Remanenzkoerzitivkraft/Koerzitivkraft) aus den Hysteresemessungen in dem Diagramm nach Day et al. (1977) spiegelt Korngrößen im Pseudo-Single-Domain (PSD) Bereich wider. Der Anteil superparamagnetischer (SP) Teilchen am gesamten Korngrößenspektrum wurde über die frequenzabhängige Suszeptibilität κfd bestimmt und ist sehr niedrig. Der Einfluss auf die magnetischen Eigenschaften ist dementsprechend vernachlässigbar. Aus dem Verhältnis MAR (10 mT)/MIR (10 mT) wurde ersichtlich, dass der relative Anteil feiner Korngrößen zur Kernbasis hin gering zunimmt. Der konstante Zusammenhang zwischen MAR (10 mT) und der Intensität der Sättigungs Isothermalen Remanenten Magnetisierung (MSIR) verdeutlichte eine weitestgehend einheitliche Korngröße der magnetischen Fraktion. Für die Bestimmung der relativen Paläointensität des Erdmagnetfeldes, war eine Korrektur von MNR (10 mT) in Bezug auf die Konzentration der remanenztragenden Teilchen erforderlich. Aus diesem Grund erfolgte die Abschätzung der relativen Paläointensität über die Normierung von MNR (10 mT) auf die Parameter Suszeptibilität (κ), MAR (10 mT) und MSIR als ebenfalls konzentrationsabhängige gesteinsmagnetische Parameter. Eine genauere Betrachtung zeigte, dass die Kurve für MNR die wesentlichen Merkmale der normierten Kurven schon aufwies. Die relative Intensität des Paläoerdmagnetfeldes drückte sich also bereits in der unkor- 7 Zusammenfassung 133 rigierten NRM der Proben aus. In der vorliegenden Arbeit wurde der Parameter MNR (10 mT)/MAR (10 mT) für einen Vergleich der relativen Paläointensität mit Paläointensitätswerten aus der Literatur verwendet. Für Sedimente aus dem marinen Milieu wurden bisher noch keine hoch auflösenden relativen Paläointensitätsdaten für das Holozän gewonnen. Diese Abschätzung ist bis dato einzigartig und liefert wertvolles neues Datenmaterial. Die bisher in der Literatur veröffentlichten relativen Paläointensitätsdaten aus benachbarten Regionen basieren hauptsächlich auf archäomagnetischen Untersuchungen. Auf Grund chemischer und mineralogischer Veränderungen des magnetischen Mineralinventars während der archäomagnetischen Analysemethoden sowie relativ ungenauer Datierungen und einer lückenhaften Dokumentation stimmen die archäomagnetisch gewonnen Vergleichsdaten mit den hier ermittelten relativen Paläointensitätsschwankungen nicht exakt überein. Dennoch ergeben sich abschnittsweise Ähnlichkeiten, die vermuten lassen, dass die hier ermittelte Paläointensitätskurve ein gesichertes Abbild der Variationen der relativen Paläointensität für die Region des Arabischen Meeres darstellt. Die Paläointensität des Erdmagnetfeldes ist auf einen Dipol zurückzuführen und ist somit ein globales Charakteristikum des Paläoerdmagnetfeldes, demnach weltweit vergleichbar (Channell, 2000). Richtungsvariationen des Paläoerdmagnetfeldes sind auf Grund der Tatsache, dass sie auf den Nichtdipolanteil zurückgeführt werden ortsabhängig und demnach nur regional bis etwa zur Ausdehnung eines Kontinents vergleichbar. Seit Jahren wird über eine globale Vergleichbarkeit von Säkularvariationen diskutiert. Da für die Region des nordostarabischen Meeres bisher keine hochauflösende Rekonstruktion der Paläosäkularvariationen mit Bezug auf die Richtung des Paläoerdmagnetfeldes durchgeführt wurde, gibt es keine regionalen Vergleichsmöglichkeiten für die hier ermittelten Daten. Die Inklinationen der Sedimentproben liegen im Mittel um 30° und entsprechen den für einen geozentrischen axialen Dipol an dieser Lokation zu erwartenden Werten, wenn berücksichtigt wird, dass auf Grund der hohen Sedimentationsrate sowie eines Kompaktionseffektes eine leichte Abflachung des Inklinationswinkels üblich ist. Da die Daten in der vorliegenden Arbeit aus sich heraus stimmig sind, besteht kein Zweifel an den hier rekonstruierten Richtungsvariationen. Somit sind diese ein neuer Beitrag zur weltweiten Erfassung von Paläosäkularvariationsdaten, die bis zur Widerlegung als Stand der Erkenntnis gelten. Ein überregionaler Vergleich der hier ermittelten Inklinations- und Deklinationswerte mit Archivdaten von Richtungsvariationen an Sedimenten aus dem Kratersee von Birkat Ram/Israel (Frank et al., 2002), dem Lake Kinneret/Israel (Thompson et al., 1985), dem Lago 134 7 Zusammenfassung di Mezzano/Italien (Frank et al., 1999) sowie archäomagnetische Daten an archäologischen Funden für Bulgarien (Kovacheva et al., 1997) zeigte, das die am Sediment gemessenen Inklinationswinkel der zu vergleichenden Regionen ebenfalls um bis zu 10° flacher sind als auf Grund einer Berechnung mit Hilfe der Breitengrade zu erwarten wäre. Die flacheren Inklinationswinkel für Makran entsprechen also dem üblichen Grad eines Inklinationsfehlers. Weiterhin wurde deutlich, dass die Inklinationswinkel im vorliegenden Vergleich von Ost nach West steiler werden. Die Werte für Makran sich demnach gut in das Schema einfügen. Die Betrachtung der Deklinations- sowie Inklinationsänderungen für alle oben genannten Regionen anhand von drei Zeitsequenzen mit unterschiedlicher Dauer (~ 100 Jahre, ~ 1000 Jahre, > 1000 Jahre) ergab, das eine Korrelation von Amplituden über einen kürzeren Zeitraum von < 1000 Jahren fragwürdig ist. Die in dieser Arbeit verglichenen Kurven für diese Zeiträume wiesen keine Übereinstimmungen auf. Minimale/maximale Amplituden in den Inklinations-/Deklinationskurven, die < 1000 Jahre sind, sind nicht in allen Kurven reflektiert und spiegeln daher vermutlich Schwankungen wieder, die eher einer Messungenauigkeit oder einem Rauschen entsprechen. Bei Betrachtung langfristiger Änderungen (> 1000 Jahre) sind Ähnlichkeiten in den Inklinationsänderungen der verschiedenen Regionen zu beobachten. Über einen Zeitraum von 3600 Jahren kann in allen Kurven in etwa die gleiche Anzahl Amplituden gezählt werden. Ein Vergleich der Variation in den Inklinationen zeigt, dass diese Amplituden in den betrachteten Regionen, im Gegensatz zu denen von kürzerer Dauer durchaus korrelieren können. In den Deklinationen wurde diese Korrelation jedoch nicht deutlich. Eine als Kriterium der Vergleichbarkeit angegebene zeitlich definierte Abfolge identifizierter Ereignisse für alle betrachteten Zeitsequenzen in den Inklinationen/Deklinationen von Ost nach West durch eine Westdrift, konnte bei dem Vergleich in der vorliegenden Arbeit nicht nachvollzogen werden. Da bereits in Kap. 6.1 bei einem Vergleich der relativen Paläointensitäten gezeigt wurde, dass die Altersdatierungen für Bulgarien und dem Lago di Mezzano annähernd der Altersdatierung der Kurve für Makran entsprechen, ist eine Altersungenauigkeit als mögliche Ursache hierfür auszuschließen und lässt die Schlussfolgerung zu, dass ein globaler Vergleich/Zusammenhang anhand der vorliegenden Inklinations- und Deklinationsdaten nicht möglich ist. Die Betrachtung der gesteinsmagnetischen Parameter mit Blick auf Klimaschwankungen erfolgte über die Mineralogie, die Korngröße und die Konzentration der magnetischen Mineralfraktion. Als dominantes remanenztragendes Mineral, welches für 95% der Remanenz über die gesamte untersuchte Sedimentsequenz verantwortlich ist, wurde wie oben bereits erwähnt (Titano-) Magnetit identifiziert. Der Anteil der zweiten, höherkoerzitiven Mineralkomponente 7 Zusammenfassung 135 an der Remanenz beträgt rund 5 % und ist über den untersuchten Zeitraum konstant. Ein klimatischer Einfluss auf die Magnetomineralogie ist demnach nicht vorhanden. Die hier ermittelte kleine Korngröße magnetischer Partikel reflektiert weit transportierte Schwebeteilchen. Die einheitliche Korngröße spricht dafür, dass, unabhängig von einer exakten Bestimmung der Transportwege der feinkörnigen magnetischen Partikel, das System aus Liefergebiet und Transportmechanismus über den untersuchten Zeitraum keine wesentliche Änderung erfahren hat, somit ein Klimazusammenhang nicht nachvollziehbar ist. Die Gewichtsprozentanteile von SiO2, Al2O3, CaCO3, Fe2O3, MgO, K2O, Na2O, TiO2, P2O5 und MnO an der Sedimentmatrix schwanken nur gering (Lückge et al., 2001). Dies verdeutlicht, dass sich auch die Zusammensetzung des Sediments über die Jahre hinweg nicht auffällig verändert hat und das Liefergebiet immer gleich geblieben sein muss. Sichtbare Verdünnungseffekte in der Suszeptibilität durch einen erhöhten diamagnetischen Anteil (CaCO3 und SiO2) wurden ausgeschlossen. Klimaabhängige Perioden erhöhter Warvenmächtigkeiten (von Rad et al., 1999) gehen einher mit der Verschiebung des Verhältnisses von Hämatit zu (Titano-) Magnetit zugunsten des (Titano-) Magnetit sowie einer erhöhten Bioproduktivität. In Zeiten erhöhter Bioproduktivität geht der verminderte Gehalt an Sauerstoff in der Sauerstoffminimumzone gegen Null. Naheliegend ist, dass es sich bei einer möglichen weiteren Eintragsquelle um biogenen Magnetit handelt, auch wenn die vorliegenden Untersuchungen dies nicht endgültig bestätigen. Dabei ist zu bedenken, dass bei den hier durchgeführten Untersuchungen immer ein Gemisch aller remanenztragender Minerale aller Eintragsquellen betrachtet wird. Die Quellen unabhängig voneinander zu ermitteln, war nicht möglich. Die zusätzliche Eintragsquelle für die magnetische Fraktion scheint in Zeiten erhöhter Warvenmächtigkeiten sowie erhöhter Bioproduktivität eine Erhöhung der Konzentration der remanenztragenden Partikel zur Folge zu haben. Eine Verbindung zu Klimaänderungen lässt sich allerdings nicht zuverlässig belegen. Für das paläomagnetische Signal ist diese zusätzliche Eintragsquelle von geringer Bedeutung, da für die relative Paläointensität eine Korrektur der NRM in Bezug auf die Konzentration vorgenommen wurde. Die besonderen magnetischen Eigenschaften der hier vorgestellten Sedimente aus dem nordostarabischen Meer legen weitere paläo- und gesteinsmagnetische Untersuchungen an entsprechendem Material aus der Region des Makran Akkretionskeils nahe. Untersuchungen an Kastenlotkernen ähnlich den Kernen 56KA sowie 315KA wären für einen möglichen Vergleich der hier vorgestellten Ergebnisse von großem Wert. Leider stehen im Moment solche Kerne nicht zur Verfügung. Eine Forschungsfahrt war für Oktober 2001 geplant, konnte aber nicht durchgeführt werden. 136 8 Literaturverzeichnis 8 Literaturverzeichnis Aitken, M. J., Allsop, A. L., Bussell, G. D. & Winter, M. B., 1984. 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Thermocline circulation and ventilation in the Indian Ocean derived from water mass analysis. Deep-Sea Research, 40: 13–56. Yukutake, T. & Tachinaka, H., 1968. The westward drift of the geomagnetic secular variation. B. E. R. I. 46: 1075-1102. Anhang A: Gesteinsmagnetische Parameter Teufe [cm] 26 28 31 33 36 41 49 50 51 52 53 55 58 60 62 65 67 68 71 77 79 81 84 89 93 96 98 101 103 106 108 Alter [a B.P.] 80 100 140 170 190 210 300 310 320 330 340 360 380 397 414 430 450 480 520 620 635 675 700 755 784 813 836 870 898 932 960 MNR (10 mT) [mA/m] 39,81 37,95 49,26 48,56 36,88 49,07 46,6 56,77 53,53 59,29 51,45 53,11 53,98 60,49 57,98 55,94 63,95 77,473 74,13 69,72 59,88 59,5 66,93 59,34 60,51 64,59 71,51 72,61 76,61 69,63 72,35 Gesteinsmagnetische Parameter Kern 315KA κ [10-6SI] 90 95 κfd [%] 0,5 3,5 3,6 101 4,3 111 103 104 108 108 103 102 107 108 104 108 105 MIR (10 mT) [mA/m] MSIR [mA/m] MHIR [mA/m] MAR/MSIR S-0.3 T 121,59 127,08 1438,3 1513,8 1747,4 1801,4 89,7 99,7 0,07 0,07 0,95 0,94 137,05 1685,8 2002,6 112,8 0,07 0,95 140,93 1750,6 2103 131,9 0,07 0,94 161,79 141,37 1996,5 1708,1 2353,9 2012,7 113,5 92,6 0,07 0,07 0,95 0,96 170 174,89 175 181 173,72 183,07 190 198 188 2202,3 2330,7 2120 2140 2177 2255,3 2220 2430 2310 2390 2472,9 2626,6 2418,7 2424,3 2443,8 2539,6 2527,2 2744,8 2654,9 2722,2 0,07 0,07 0,07 0,07 0,07 0,07 0,08 0,07 0,07 0,96 0,95 0,95 0,96 0,96 0,96 0,95 0,96 0,95 0,96 2,5 98 95 100 103 104 102 107 104 100 107 MAR (10 mT) [mA/m] 2,0 2,3 2,0 3,1 4,3 2,9 2,3 1,8 4,1 3,0 3,4 2,6 2,7 3,2 2,7 1,9 2,2 76,6 63,4 88,2 81,3 100,4 85,2 1 Teufe [cm] 110 113 115 118 129 132 134 136 139 141 144 146 148 151 153 156 160 165 168 172 175 187 189 194 196 201 203 208 210 213 215 Alter [a B.P.] 985 1015 1045 1070 1157 1176 1206 1227 1247 1267 1287 1311 1334 1357 1379 1398 1427 1461 1482 1508 1529 1620 1645 1678 1696 1728 1752 1781 1806 1816 1838 MNR (10 mT) [mA/m] 76,94 82,82 73,51 91,84 92,2 74,84 84,7 93,81 88,87 74,14 65,28 65,28 71,05 79,39 94,71 87,92 76,95 91,81 95,92 86,29 73,27 81,6 90,15 87,73 84,36 87,1 80,21 78,47 81,05 74,8 72,48 Gesteinsmagnetische Parameter Kern 315KA κ [10-6SI] 105 105 106 108 110 110 130 112 119 113 99 104 108 114 116 118 115 125 127 112 101 110 115 115 125 110 110 112 118 111 110 κfd [%] 3,0 3,2 3,1 3,2 1,8 1,4 3,7 1,9 1,6 1,0 0,8 1,6 2,4 2,1 3,2 2,9 3,1 3,6 2,3 2,3 3,1 2,6 2,7 2,2 2,7 2,0 1,9 1,3 1,3 2,9 MAR (10 mT) [mA/m] 194 191,27 175,5 210 214 179 206 208 197 185 157 164 145 170 209 194 204 229 231 214 202 206 227 217 233 216 216 198 220 196 190 MIR (10 mT) [mA/m] 2250 2432,2 2310,6 2560 2610 2110 2400 2500 2310 2140 1740 1870 1710 2192,4 2460 2340 2370 2710 2730 2430 2380 2150 2530 2410 2480 2470 2480 2240 2570 2270 2190 MSIR [mA/m] 2712,8 2613,4 2951,2 2961,4 2390,4 2849,4 2682,2 2433,6 1993,8 2126,1 1978,9 2419,4 2835,3 2736,8 2743,5 3084,3 3171,4 2725,6 2651,1 2461,5 2867,1 2738 2906,4 2764,6 2781,9 2547,5 2867,4 2519,3 2470,8 MHIR [mA/m] 99,7 83,7 56,9 82,2 49,3 58,6 63,1 54,8 77,3 94,3 125,3 57,7 82,4 44,1 38,5 60,1 67,3 78,6 52,2 57,4 72,2 37,7 23,8 47,6 MAR/MSIR S-0.3 T 0,07 0,07 0,07 0,07 0,07 0,96 0,96 0,95 0,95 0,96 0,96 0,07 0,07 0,08 0,08 0,08 0,07 0,07 0,07 0,07 0,07 0,07 0,07 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,96 0,96 0,95 0,96 0,96 0,94 0,96 0,95 0,95 0,95 0,95 0,97 0,97 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 2 Teufe [cm] 218 220 224 228 231 233 238 240 243 245 250 252 255 257 260 262 264 267 269 274 276 279 281 283 286 288 290 293 295 297 302 Alter [a B.P.] 1861 1885 1931 1979 2004 2033 2090 2119 2148 2171 2220 2246 2272 2296 2318 2343 2368 2394 2416 2454 2477 2504 2531 2555 2577 2599 2620 2642 2663 2683 2702 MNR (10 mT) [mA/m] 81,42 76,6 60,71 81,61 88,37 85,12 86,93 83,39 74,89 79,52 81,36 83,18 69,98 67 68,29 55,33 71,85 64,95 89,6 93,84 95,11 92,25 90,1 86,63 101,7 102,9 86,1 99,25 102,7 93,62 110,7 Gesteinsmagnetische Parameter Kern 315KA κ [10-6SI] 111 103 116 107 111 111 108 109 110 108 109 113 117 117 115 115 111 114 123 116 116 123 122 122 143 122 118 125 130 128 126 κfd [%] 3,0 3,0 2,9 1,4 0,6 1,6 1,8 1,8 1,8 2,4 0,9 1,0 1,7 1,4 1,6 3,0 1,2 1,7 1,2 0,9 0,7 1,4 2,0 0,3 2,2 2,2 0,8 1,3 1,8 1,2 1,6 MAR (10 mT) [mA/m] 224 202 223 182 194 193 189 176 157 185 179 190 199 214 200 205 207 194 211 211 216 220 212 201 224 217 209 222 248 232 239 MIR (10 mT) [mA/m] 2380 2180 2400 2050 2080 2080 2110 2060 1860 2090 2100 2210 2280 2360 2300 2350 2350 2250 2510 2330 2273 2212 2224 2191 2368 2190 2290 2363 2379 2193 2292 MSIR [mA/m] 2758,5 2455,3 2695,6 2305,8 2346,1 2370,2 2487,6 2304,1 2094,3 2339,2 2323,1 2446,9 2580,9 2758,3 2598,1 2662,4 2639,8 2545,2 2840,3 2650,1 2734,6 2932,1 2860,1 2663,5 3040,5 2802,8 2638,3 2837,1 3094 2921 2991,8 MHIR [mA/m] 54 38,2 39,4 24,7 30,7 50,1 86,8 28,6 31 31,7 10,4 22,3 50,9 80,2 50,3 59,8 25,3 52,9 52,6 50,9 46,7 93,2 118 65,2 57,2 8,6 31,9 42,2 22,8 58,9 12,5 MAR/MSIR S-0.3 T 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,07 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,07 0,08 0,08 0,08 0,07 0,08 0,07 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,96 0,97 0,96 0,97 0,95 0,95 0,94 0,96 0,96 0,96 0,97 0,97 0,96 0,95 0,96 0,95 0,96 0,96 0,95 0,95 0,96 0,95 0,94 0,95 0,96 0,96 0,95 0,96 0,96 0,96 0,96 3 Teufe [cm] 305 312 314 317 319 323 325 327 330 332 335 337 339 342 344 346 349 351 354 356 358 361 368 370 373 375 380 382 385 387 389 Alter [a B.P.] 2722 2788 2808 2826 2843 2862 2881 2901 2920 2939 2958 2977 2997 3016 3035 3054 3073 3093 3112 3131 3150 3169 3188 3207 3226 3245 3284 3304 3324 3344 3364 MNR (10 mT) [mA/m] 99,96 107,9 96,53 115,4 101,7 95,69 112,2 117,1 119,8 128,9 116,8 127,6 120,1 136,9 123,5 130,4 121,6 131,7 129,5 111,4 120,4 108 125,2 123,7 122,6 120,7 115,9 120 118,9 113,4 128,5 Gesteinsmagnetische Parameter Kern 315KA κ [10-6SI] 125 125 129 124 110 122 122 122 116 119 126 120 121 117 122 118 123 122 122 119 116 119 125 122 128 125 124 128 125 130 134 κfd [%] 1,7 1,9 0,9 1,2 0,8 2,0 0,9 4,0 2,3 1,2 2,1 0,7 1,1 2,3 2,8 2,2 0,7 1,9 1,9 3,3 2,3 2,8 2,2 MAR (10 mT) [mA/m] 241 255 244 237 239 236 247 236 252 257 225 258 249 240 227 239 229 245 220 204 219 218 226 230 232 240 220 237 257 236 250 MIR (10 mT) [mA/m] 2288 2405 2302 2294 2282 2215 2343 2238 2416 2427 2370 2800 2670 2620 2420 2520 2470 2670 2390 2170 2340 2280 2490 2480 2510 2590 2390 2600 2690 2490 2670 MSIR [mA/m] 2797,1 2963,4 2754,7 3233,6 2998,6 2700,8 2956,8 2884,5 2962,1 3006,8 2738,7 3152,8 MHIR [mA/m] 76,1 41,2 40,5 64,5 68,1 128,8 87,1 41,9 39,5 65,1 36,4 40,8 MAR/MSIR S-0.3 T 0,09 0,09 0,09 0,07 0,08 0,09 0,08 0,08 0,09 0,09 0,08 0,08 0,95 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,95 0,95 0,96 0,96 0,96 0,96 2945,4 17,9 0,08 0,96 2844,8 2755,4 2991,4 2753 2447,6 2634,1 2569,2 2809,2 2787,4 2828,5 2981,1 2720,1 2961 3075,2 2832,4 3046,4 40,2 23,8 20,9 48,8 44,9 48,6 47,2 63,6 47,1 49,8 102,3 72 83,5 96,8 79,4 92,9 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,96 0,96 0,96 0,96 0,95 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 0,95 0,95 0,96 4 Teufe [cm] 399 401 404 406 408 413 416 Alter [a B.P.] 3444 3464 3484 3504 3524 3564 3584 MNR (10 mT) [mA/m] 126,3 109,2 122,1 120,4 117,7 132,9 93,44 κ [10-6SI] 127 132 131 134 130 130 137 κfd [%] 1,2 MAR (10 mT) [mA/m] 256 242 253 252 244 254 202 MIR (10 mT) [mA/m] 2770 2600 2720 2710 2550 2740 MSIR [mA/m] 3177,4 2960,7 3098,2 3095,9 2908,7 3136,4 2538,4 MHIR [mA/m] 99,5 81,1 71,7 106,4 92,1 91,2 MAR/MSIR S-0.3 T 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,08 0,95 0,96 0,96 0,96 0,96 0,96 -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Teufe [cm] 31 33 50 52 68 71 72 97 107 111 115 137 138 150 152 170 176 178 200 BCR/BC 1,990 2,281 2,152 2,068 2,081 2,101 2,317 1,983 2,113 2,129 2,027 2,188 2,114 1,970 2,087 2,092 2,024 1,937 2,284 BC [mT] 21,029 18,442 18,959 20,391 19,939 20,136 18,159 21,225 19,629 19,934 21,020 19,105 19,971 19,495 19,706 19,789 21,225 20,643 18,536 BCR [mT] 41,8368 42,0742 40,7925 42,1664 41,4842 42,2983 42 42,0845 41,476 42,4399 42,6016 41,801 42,2124 38,4104 41,1313 41,3934 42,9525 39,9855 42,3364 Gesteinsmagnetische Parameter Kern 315KA MRS/MS 0,258 0,218 0,247 0,268 0,246 0,239 0,194 0,259 0,241 0,252 0,271 0,230 0,241 0,224 0,241 0,240 0,269 0,263 0,215 MS (0.3T) MRS (0.3T) [Am²/kg] [Am²/kg] 0,011 0,003 0,014 0,003 0,013 0,003 0,010 0,003 0,012 0,003 0,010 0,002 0,007 0,001 0,010 0,003 0,014 0,003 0,008 0,002 0,012 0,003 0,015 0,003 0,011 0,003 0,009 0,002 0,012 0,003 0,013 0,003 0,013 0,004 0,008 0,002 0,012 0,003 Teufe [cm] 204 205 212 214 215 240 318 352 372 373 421 423 425 427 428 430 BCR/BC 2,133 2,011 2,087 2,242 2,191 2,266 2,162 2,363 2,320 2,436 2,262 2,187 2,064 2,286 2,203 2,197 BC [mT] 19,247 20,806 20,191 17,881 18,761 19,619 19,169 17,610 17,024 17,465 17,781 18,862 20,443 17,871 18,412 18,602 BCR [mT] 41,0509 41,8474 42,1436 40,0889 41,0972 44,4566 41,452 41,6149 39,4976 42,5521 40,2144 41,2516 42,1899 40,8569 40,559 40,8648 MRS/MS 0,232 0,271 0,244 0,214 0,228 0,224 0,223 0,209 0,208 0,172 0,207 0,230 0,248 0,205 0,221 0,213 MS (0.3T) MRS (0.3T) [Am²/kg] [Am²/kg] 0,010 0,002 0,009 0,002 0,011 0,003 0,010 0,002 0,012 0,003 0,009 0,002 0,013 0,003 0,012 0,002 0,013 0,003 0,007 0,001 0,015 0,003 0,015 0,003 0,012 0,003 0,010 0,002 0,014 0,003 0,009 0,002 5 Gesteinsmagnetische Parameter Kern 315KA 6 Anhang B: Paläomagnetische Daten Teufe [cm] 26 28 31 33 36 41 49 50 51 52 53 55 58 60 62 65 67 68 71 77 79 81 84 89 93 96 98 101 103 106 108 Alter [a B.P.] 80 100 140 170 190 210 300 310 320 330 340 360 380 397 414 430 450 480 520 620 635 675 700 755 784 813 836 870 898 932 960 MNR(10 mT)/ MAR(10 mT) Paläomagnetische Daten Kern 315KA 0,405 0,382 MNR(10 mT)/ MSIR MNR(10 mT)/ κ 0,442 0,399 0,028 0,027 0,376 0,517 0,466 0,414 0,028 0,530 0,421 0,028 0,500 0,511 0,529 0,565 0,558 0,559 0,598 0,479 0,524 0,350 0,383 0,339 0,334 0,372 0,391 0,382 0,387 0,370 0,033 0,037 0,024 0,025 0,025 0,025 0,026 0,028 0,029 0,028 0,026 0,027 0,628 0,581 0,572 0,620 0,549 0,587 0,633 0,668 0,672 0,737 0,645 0,689 Teufe [cm] 110 113 115 118 129 132 134 136 139 141 144 146 148 151 153 156 160 165 168 172 175 187 189 194 196 201 203 208 210 213 215 Alter [a B.P.] 985 1015 1045 1070 1157 1176 1206 1227 1247 1267 1287 1311 1334 1357 1379 1398 1427 1461 1482 1508 1529 1620 1645 1678 1696 1728 1752 1781 1806 1816 1838 MNR(10 mT)/ MAR(10 mT) 0,397 0,433 0,419 0,437 0,431 0,418 0,411 0,451 0,451 0,401 0,416 0,398 0,490 0,467 0,453 0,453 0,377 0,401 0,415 0,403 0,363 0,396 0,397 0,404 0,362 0,403 0,371 0,396 0,368 0,382 0,381 MNR(10 mT)/ MSIR 0,031 0,028 0,031 0,031 0,031 0,033 0,033 0,030 0,033 0,031 0,036 0,033 0,033 0,032 0,028 0,030 0,030 0,032 0,028 0,033 0,031 0,032 0,029 0,032 0,029 0,031 0,028 0,030 0,029 MNR(10 mT)/ κ 0,733 0,789 0,693 0,850 0,838 0,680 0,652 0,838 0,747 0,656 0,659 0,628 0,658 0,696 0,816 0,745 0,669 0,734 0,755 0,770 0,725 0,742 0,784 0,763 0,675 0,792 0,729 0,701 0,687 0,674 0,659 1 Teufe [cm] 218 220 224 228 231 233 238 240 243 245 250 252 255 257 260 262 264 267 269 274 276 279 283 288 290 293 295 297 302 305 312 Alter [a B.P.] 1861 1885 1931 1979 2004 2033 2090 2119 2148 2171 2220 2246 2272 2296 2318 2343 2368 2394 2416 2454 2477 2504 2555 2599 2620 2642 2663 2683 2702 2722 2788 MNR(10 mT)/ MAR(10 mT) 0,363 0,379 0,272 0,448 0,456 0,441 0,460 0,474 0,477 0,430 0,455 0,438 0,352 0,313 0,341 0,270 0,347 0,335 0,425 0,445 0,440 0,419 0,431 0,474 0,412 0,447 0,414 0,404 0,463 0,415 0,423 Paläomagnetische Daten Kern 315KA MNR(10 mT)/ MSIR 0,030 0,031 0,023 0,035 0,038 0,036 0,035 0,036 0,036 0,034 0,035 0,034 0,027 0,024 0,026 0,021 0,027 0,026 0,032 0,035 0,035 0,031 0,033 0,037 0,033 0,035 0,033 0,032 0,037 0,036 0,036 MNR(10 mT)/ κ 0,734 0,744 0,523 0,763 0,796 0,767 0,805 0,765 0,681 0,736 0,746 0,736 0,598 0,573 0,594 0,481 0,647 0,570 0,728 0,809 0,820 0,750 0,710 0,843 0,730 0,794 0,790 0,731 0,879 0,800 0,863 Teufe [cm] 314 317 319 325 327 330 332 335 337 339 342 344 346 349 351 354 356 358 361 368 370 373 375 380 385 387 389 392 394 399 401 Alter [a B.P.] 2808 2826 2843 2881 2901 2920 2939 2958 2977 2997 3016 3035 3054 3073 3093 3112 3131 3150 3169 3188 3207 3226 3245 3284 3324 3344 3364 3384 3404 3444 3464 MNR(10 mT)/ MAR(10 mT) 0,396 0,487 0,426 0,454 0,496 0,475 0,502 0,519 0,495 0,482 0,570 0,544 0,546 0,531 0,538 0,589 0,546 0,550 0,495 0,554 0,538 0,528 0,503 0,527 0,463 0,481 0,514 0,534 0,529 0,493 0,451 MNR(10 mT)/ MSIR 0,035 0,036 0,034 0,038 0,041 0,040 0,043 0,043 0,040 0,046 0,046 0,044 0,044 0,047 0,046 0,046 0,042 0,045 0,044 0,043 0,040 0,043 0,039 0,040 0,042 0,042 0,039 0,040 0,037 MNR(10 mT)/ κ 0,748 0,931 0,925 0,920 0,960 1,033 1,083 0,927 1,063 0,993 1,170 1,012 1,105 0,989 1,080 1,061 0,936 1,038 0,908 1,002 1,014 0,958 0,966 0,935 0,951 0,872 0,959 0,952 1,039 0,994 0,827 2 Teufe [cm] 413 416 Alter [a B.P.] 3564 3584 MNR(10 mT)/ MAR(10 mT) 0,523 0,463 MNR(10 mT)/ MSIR 0,042 0,037 Teufe [cm] 26 28 36 41 46 49 51 53 55 58 60 62 65 67 77 79 81 84 89 93 96 98 101 103 Alter [a. B.P.] 80 100 190 210 280 300 320 340 360 380 397 414 430 450 620 635 675 700 755 784 813 836 870 898 Dek [°] 0,9 14,5 -3,4 15,4 -1,1 -2,7 -3,4 -3,6 -1,5 -5,6 -5,2 -10,1 -8,1 -9 -4,7 -2,9 -6,9 13,7 3,2 6,7 -0,1 -1,1 0,9 2,9 Ink [°] 28,5 28,7 19,7 18,3 26,1 27 28,3 31,2 31 30,1 31,2 32 32,8 31,6 36,4 37,7 39,8 25 34,8 33,9 33,1 32,1 31,6 33 Paläomagnetische Daten Kern 315KA MNR(10 mT)/ κ 1,022 0,682 Teufe [cm] 404 408 Teufe [cm] 106 108 110 113 115 118 129 132 136 139 141 144 146 148 151 153 156 160 165 168 172 175 187 189 Alter [a. B.P.] 932 960 985 1015 1045 1070 1157 1176 1227 1247 1267 1287 1311 1334 1357 1379 1398 1427 1461 1482 1508 1529 1620 1645 Alter [a B.P.] 3484 3524 MNR(10 mT)/ MAR(10 mT) 0,483 0,482 Dek [°] 5 4,6 2 5 4,9 7,1 3,4 3,3 0,2 2,9 -3,5 -0,2 -0,4 10,4 4,8 4 7,8 3 4,2 -0,6 5,6 5,9 -5 2,6 Ink [°] 33,9 34,7 35,7 33,4 31,6 33,5 24,9 24,4 24,5 25,2 24,6 22,6 26,6 18,9 26,5 26,9 27 29,7 29,4 29 26,1 16,7 30,7 29,2 MNR(10 mT)/ MSIR 0,039 0,040 MNR(10 mT)/ κ 0,932 0,905 3 Teufe [cm] 194 196 201 203 208 210 213 215 218 220 224 228 231 233 238 240 243 245 250 252 255 257 260 262 264 267 269 274 276 279 Alter [a. B.P.] 1678 1696 1728 1752 1781 1806 1816 1838 1861 1885 1931 1979 2004 2033 2090 2119 2148 2171 2220 2246 2272 2296 2318 2343 2368 2394 2416 2454 2477 2504 Dek [°] 10,4 7,9 8 4 3,7 -3,2 0,5 6,9 12,6 -4,4 1,3 4,4 6,6 1,6 5,3 3,7 0,7 0,5 0,6 -0,8 1,1 3 0,4 -3,8 -0,6 -5,1 -2,3 -2,6 -2,7 Paläomagnetische Daten Kern 315KA Ink [°] 29,3 28,9 30,4 29,9 30,2 30,7 30,1 27,4 18,8 19,3 26 33,2 30,1 30,8 32,4 30,1 29,3 28,4 28,5 29 27,9 29,4 22,6 28,2 29,8 29,5 30,9 29,4 28,7 29,9 Teufe [cm] 281 283 286 288 290 293 295 297 302 305 312 314 317 319 323 325 327 330 332 335 337 339 342 344 346 349 351 354 356 358 Alter [a. B.P.] 2531 2555 2577 2599 2620 2642 2663 2683 2702 2722 2788 2808 2826 2843 2862 2881 2901 2920 2939 2958 2977 2997 3016 3035 3054 3073 3093 3112 3131 3150 Dek [°] -4,2 -0,9 -6,3 -7 -4,6 -4,2 2 -7,1 -4,6 -1,6 -2,3 0,2 -5,2 3,3 -4,3 -0,4 -2 -1,6 -2 -0,4 -6,4 -2,9 -4,9 -1,7 0,2 -6,2 -6,6 -7 -6 -5,3 Ink [°] 29,3 27,9 27,9 29,5 30,3 29,7 18,7 29,3 30,2 30,4 29,7 29,1 28,9 22 30,7 31,9 30,1 31,1 30,5 29,3 28,7 27,8 28,9 29,4 29,7 31,3 30,6 28,7 31,4 30,4 4 Teufe [cm] 361 368 370 373 375 380 382 385 387 389 392 394 399 401 404 406 408 413 416 Alter [a. B.P.] 3169 3188 3207 3226 3245 3284 3304 3324 3344 3364 3384 3404 3444 3464 3484 3504 3524 3564 3584 Dek [°] -4,6 -4,8 -3,1 -1,2 -1,3 -0,5 -2,1 -1,6 -3,3 -1,5 -2,7 -4,3 -4,8 -8,1 -4,8 -5,7 -4,7 -1,2 1,6 Paläomagnetische Daten Kern 315KA Ink [°] 30 34,6 32 31 29,4 30,2 29,9 30,5 30,7 30,3 29,6 27,8 27,7 28,6 28,4 28,5 26,9 26,3 26,9 5