Physik PZ-Information 1/2000 Energie und Entropie ~E=p·~V ~E=T·~S Handreichung zum neuen Lehrplan Physik in der S II Pädagogisches Zentrum In den "PZ-Informationen" werden Ergebnisse aus Arbeitsgruppen von Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten veröffentlicht, die gemeinsam mit Fachwissenschaftlern und Fachdidaktikern erarbeitet worden sind. Hier werden Anregungen gegeben, wie auf der Grundlage des Lehrplans in der Schule gearbeitet werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei immer der tägliche Unterricht und damit verbunden die Absicht, seine Vorbereitung und Durchführung zu bereichern. Für Lehrerinnen und Lehrer, die diese Anregungen aufgreifen und durch eigene Erfahrungen und Ergebnisse verändern oder ergänzen wollen, ist das Pädagogische Zentrum ein aufgeschlossener Partner, der besucht oder telefonisch erreicht werden kann. Die "PZ-Informationen" erscheinen unregelmäßig. Eine chronologische Liste aller Veröffentlichungen des Pädagogischen Zentrums einschließlich einer inhaltlichen Kommentierung kann im PZ Bad Kreuznach angefordert werden (Rückporto). Unser Materialangebot finden Sie auch im Internet auf dem Landesbildungsserver unter folgender Adresse: http://bildung-rp.de/PZ Herausgeber: Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz (PZ) Europaplatz 7 - 9, 55543 Bad Kreuznach Postfach 2152, 55511 Bad Kreuznach Telefon (0671) 84088-0 Telefax (0671) 8408810 e-mail: [email protected] URL: http://bildung-rp.de/PZ Autor: Josef Leisen, Staatl. Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien in Koblenz, Leiter der Fachdidaktischen Kommission Physik - Sekundarstufe II unter Mitarbeit der Mitglieder der Fachdidaktischen Kommission Physik: Dietmar Fries, Gymnasium Birkenfeld Dr. Jörg Luggen-Hölscher, Goethe-Gymnasium Germersheim Skriptbearbeitung und Layout: Josef Leisen Redaktion: Angela Euteneuer Bad Kreuznach 1999 Nicht alle Copyright-Inhaber konnten ermittelt werden. Deren Urheberrechte werden hiermit vorsorglich und ausdrücklich anerkannt. Die vorliegende PZ-Veröffentlichung wird gegen eine Schutzgebühr von DM 5,00 zzgl. Versandkosten abgegeben. ISSN 0938-748X Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz Bad Kreuznach PZ-Information 1/2000 Physik raie und tr 1111 I Handreichung zum neuen Lehrplan Physik in der Sekundarstufe II L I. Didaktischer Teil 1. Der lange Weg zur Entropie ........................................................... 5 2. Der kurze Weg zur Entropie ........................................................... 7 3. Entropieerfahrungen im Alltag ....................................................... 11 3.1. Grundbegriffe der Wärmelehre: Temperatur, Entropie und Energie 3.2. Der Temperaturunterschied als Antrieb für einen Entropiestrom 3.3. Die Entropiekapazität 3.4. Die Entropieerzeugung 3.5. Die Entropiedissipation 4. Historische Altlasten und die didaktische Inkonsequenz ................ 14 5. Energie- und Entropieströme .......................................................... 15 6. Entropische Betrachtungen ............................................................. 19 6.1 Der Mensch - entropisch betrachtet 6.2 Die Pflanzen - entropisch betrachtet 6.2 Die Erde - entropisch betrachtet 7. Exkurse ............................................................................................ 7.1 Die verschiedenen Gesichter der Entropie (nach G. Job) 7.2 Meinungsvielfalt zum Wärmebegriff (nach G. Job) 7.3 Warum die Energieform Wärme nicht in einem System enthalten sein kann 7.4 Zur Geschichte des Wärmebegriffs 7.5 Die Festlegung der Skalen und die Messung von Temperatur und Entropie 7.6 Altlasten der Physik: Entropie (von G. Job) 7.7 Altlasten der Physik: Die Äquivalenz von Wärme und Arbeit (von G. Job) 7.8 Altlasten der Physik: Die Messung der Entropie (von F. Herrmann) 23 II. Unterrichtspraktischer Teil - Ein Unterrichtsvorschlag 1. Didaktischer Kommentar ............................................................... 33 2. Bausteine im Lehrplan Physik ....................................................... 34 2.1 Bausteine des Grundfaches 2.2 Bausteine des Leistungsfaches 2.3 Bausteine im Lehrplan zum fachübergreifenden und fächerverbindenden Arbeiten am Thema Treibhauseffekt 3. Gliederung der Unterrichtsreihe ..................................................... 36 III. Unterrichtsmaterialien 1. Folien und Arbeitsblätter ................................................................. 41 2. Aufgaben mit Lösungen .................................................................. 61 IV. Literatur ....................................................................................... 68 V. Anhang ....................................................................................... 69 I. Didaktischer Teil 1. Der lange Weg zur Entropie Entropie in der Schule, und dann noch in zehn Stunden? Unmöglich. Es ist gängige Meinung, dass die Entropie ein schwieriger, unanschaulicher, abstrakter, komplizierter, ... Begriff ist. Dabei besteht bei allen Physiker-innen und Physikern Einigkeit über Folgendes: • Fachliche Relevanz der Entropie: Die Entropie ist ein tragender Begriff des Strukturgebäudes der Physik. • Didaktische Relevanz der Entropie: Die Entropie ist eine beziehungshaltige und vernetzende Größe. • Umweltpolitische Relevanz der Entropie: Die Energieproblematik ist eigentlich eine Entropieproblematik. Wenn Einigkeit über die Relevanz und Bedeutung des Entropiebegriffes unter den Physiklehrkräften besteht, dann ist es doch eine Schande, dass Schüler die Schule verlassen, ohne den Begriff kennengelernt zu haben. Nicht minder traurig ist die Tatsache, dass die meisten Physiker ein gebrochenes Verhältnis zum Entropiebegriff haben. Das hat aber seine guten Gründe, denn die Geschichte des Entropiebegriffs ist ziemlich dumm gelaufen. Aus historischen Gründen ist der Entropiebegriff innerhalb des Strukturgebäudes der Physik unhandlich und nicht zugriffsfreudig platziert. Verfolgt man die Lerngeschichte eines Physikers über Entropie in der normalen Physikerausbildung, so stellt man fest, dass es üblicherweise zu einem ersten berührenden Kontakt mit der Entropie in der Vorlesung zur Experimentalphysik kommt: Nach viel idealem Gas mit cp und cv, reichlich vielen Zustandsänderungen, gelangt die Der lange Weg zur Entropie Zeit T R Q p 1/2•m•v2 U W V k cp cV Q = ∆U U - ∆W W ∆Q S = ∫d dQ/T S=k•lnw 5 Vorlesung über den carnotschen Kreisprozess zur thermodynamischen Temperaturskala und dann taucht diese Funktion S auf, "die wir als Entropie des Zustandes bezeichnen und deren vollständiges Differential dS bei einer reversiblen Änderung dQ/T ist, wobei dQ die aufgenommene Wärmemenge, T die Temperatur ist, bei der die Aufnahme erfolgt." ([1], S. 149) "Das ist also die berühmte Entropie!", sagt sich der angehende Physiker und bevor er sich damit näher vertraut machen kann, ist die Vorlesung auch schon zu Ende, da dieses Kapitel meistens in der vorletzten Semesterwoche gelesen wird. Immer wieder zwischendurch taucht die Entropie in den verschiedensten Vorlesungen und Praktika auf, allerdings sind die Situationen immer so, "dass man dann so drübersurft". Es sind weder Faulheit noch böser Wille, welche die Studierenden davon abhalten, ein vertrautes Verhältnis zum Entropiebegriff zu entwickeln. "Das Schwierige an der Entropie liegt in der Natur der Sache", denkt sich der angehende Physiker. Mit dieser Meinung ist er in guter Gesellschaft, wenn er sich bei den Mitstudierenden umhört. Die Ausbildung in der Physik macht das Verständnis schwer, und dem Studierenden stellen sich eine Reihe von Verständnishürden: • Eingeführt als Zustandsfunktion über ein totales Differenzial bei einem reversiblen Kreisprozess, soll es ein Maß für Irreversibilität sein. Das klingt dem Lernenden paradox. • Der lange Zugangsweg zum Entropiebegriff über Gastheorie und Carnot-Prozess verhindert eine spontane, unverkrampfte Handhabung des Begriffs. Man ist immer versucht, dem langen Zugang und dem Begründungsgeflecht im Zeitraffer nachzulaufen, um im Verständnis auf sicheren 6 Boden zu gelangen. Der Begriff taucht eben am Ende und nicht am Anfang eines langen Begriffsnetzes auf. • Die Entropie tritt uns überraschenderweise in den verschiedensten Verkleidungen (thermisch, statistisch, informationstheoretisch, ...) und in den unterschiedlichsten Teilgebieten der Physik entgegen. Das eröffnet dem Lernenden zwar verschiedene Zugangsmöglichkeiten (Konsequenz: Es gibt verschiedene didaktische Zugänge!), aber es verwirrt ihn auch, solange er nicht mit den Schnittstellen vertraut ist. Darüber hinaus wird der Entropiebegriff in der fachwissenschaftlichen Literatur nicht einheitlich benutzt (vgl. EXKURS 1). Der Lernende kommt zu der Überzeugung, dass Entropie ein zentraler, wichtiger Begriff der Physik ist, gleichzeitig fühlt er sich unsicher damit. Das ist die Lerngeschichte des "normalen" Physikers. Möglicherweise kommt noch eine Spezialvorlesung zur Thermodynamik dazu, was den Berührungsgrad und die Vertrautheit mit dem Entropiebegriff sicherlich wesentlich erhöht, aber selten zur didaktischen Elementarisierung beiträgt. Und dann gibt es noch die Physiker, die gleichzeitig auch Chemiker sind. Die Chemiker gehen wiederum anders mit der Entropie um, so dass es fast scheinen mag, sie sei ein chemischer Begriff und gehöre nur in den Chemie- und nicht in den Physikunterricht. Kurzum, der Entropiebegriff erweist sich im Zugang als sperrig und das gilt erst recht für die Schule. In dieser Auffassung wird man beim Blick in gängige Schulbücher nur bestätigt. Nach viel kinetischer Gastheorie, manchen Zustandsänderungen, einigen Kreisprozessen, den Erhaltungssätzen, gelangen die Bücher auf der vorletzten Seite des Lehrbuchteils über Wärmelehre zur Entropie. Ein Beispiel: "Es ist daher zweckmäßig, eine weitere Zustandsgröße S einzuführen, deren Änderung ∆S diesen Vorgang erfaßt. Diese Zustandsgröße heißt Entropie. Die Entropieänderung ∆S ist der Quotient aus der reversibel aufgenommenen Wärmemenge Q und der absoluten Temperatur T bei der Aufnahme ∆S=Qr e v /T. Die Einheit der Entropie ist 2. Der kurze Weg zur Entropie [S]=1 J/K." ([2], S. 176) 2. Frage: Können Sie sich vorstellen, die Wärmelehre zu unterrichten, ohne den Begriff Entropie zu verwenden? Ein Vergleich der Gliederung der Vorlesung mit dem Inhaltsverzeichnis des Schulbuches zeigt Strukturgleichheit, und man mag glauben, dass die Elementarisierung darin besteht, die totalen Differenziale durch Differenzengrößen zu ersetzen. Es dürfte deutlich geworden sein, dass man keinen Unterricht über Energie und Entropie auf dem traditionellen Weg der Thermodynamik in zehn Unterrichtsstunden angehen kann. Alle Zugangsversuche über den traditionellen Weg zeigen, dass die Entropie erst ganz am Ende und damit zu spät vorkommt. Dieser Unterricht, so wertvoll er ist, muss die Überschrift "Kinetische Gastheorie" oder "Wärmekraftmaschinen" oder "Thermodynamik" (vgl. entsprechende Wahlpflichtbausteine) tragen, aber nicht die Überschrift "Energie und Entropie". Ein Baustein, welcher der tragenden Rolle von Energie und Entropie gerecht werden will, muss diese Begriffe von Anfang an benutzen. Es muss einer "Entropie-Didaktik" gelingen, den Entropiebegriff an den Anfang zu stellen und im Blick auf seine zentrale Stellung direkt anzugehen. Die traditionelle Thermodynamik versucht mit allen Mitteln, Thermodynamik ohne Entropie abzuhandeln. Das Ergebnis ist ein langer Weg zur Entropie. Zwei Fragen: 1. Frage: Können Sie sich vorstellen, die Elektrizitätslehre zu unterrichten, ohne den Begriff Elektrizität (bzw. elektrische Ladung) zu verwenden? Die Antwort ist bei beiden Fragen ein klares “Nein!”, denn: Wärmelehre ohne Entropie ist wie Elektrizitätslehre ohne Elektrizität (elektrische Ladung). Mit der Elektrizität tun sich alle Physiklehrkräfte leicht, und sie hat einen festen Platz im Physikunterricht. Mit der Entropie hingegen tun sich viele Physiklehrkräfte schwer, und die Entropie hat keinen Platz in der Schulphysik. Der kurze Weg zur Entropie eröffnet sich über die sogenannte gibbssche Fundamentalform. Entropie und Temperatur spielen aus fachlicher Sicht für thermische Vorgänge dieselbe Rolle wie elektrische Ladung und elektrisches Potenzial (elektrische Spannung) für die elektrischen Vorgänge. Da man wohl kaum eine Elektrizitätslehre aufbaut unter Vermeidung des Begriffs der elektrischen Ladung, so sollte man das auch nicht in der Thermodynamik tun, indem man den Entropiebegriff tunlichst vermeidet. Im Gegenteil, aus fachlicher Sicht gehört er an den Anfang, genauso wie der Ladungsbegriff am Anfang der Elektrizitätslehre steht. Entropieströme spielen in der Thermodynamik nämlich dieselbe Rolle wie die elektrischen Ströme in der Elektrodynamik. Indem man diese Analogie aus7 Der kurze Weg zur Entropie E T Zeit dE = T•dS p V cp cV nutzt, eröffnet sich ein frappierend einfacher und kurzer Weg zur Entropie. Der kurze Weg basiert auf dem Karlsruher-PhysikKurs, kurz KPK genannt [3] - [6]. Jeder, der die Elektrizitätslehre verstanden hat, versteht die Wärmelehre ganz analog, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt: 8 S k cS R Eigenschaften der Entropie und Gesetze für Entropieströme Eigenschaften elektr. Ladungen und Gesetze für Ladungsströme Alltagserfahrungen als Entropieerfahrungen und Entropieexperimente führen zu folgenden Regeln und Gesetzen: Alltagserfahrungen zur Elektrizität und Elektrizitätsexperimente führen zu folgenden Regeln und Gesetzen: 1 Jeder (warme) Körper enthält Entropie. Die (Wärme) Entropie S ist eine mengenartige Größe. Sie kann nur positive Werte annehmen. 1 Jeder Körper enthält Elektrizität. Die (Elektrizitätsmenge, Ladungsmenge) Ladung Q ist eine mengenartige Größe. Die Ladung Q kann positive und negative Werte annehmen. 2 Je größer die Masse m eines Gegenstandes, desto mehr Entropie S enthält er. 2 Je größer die Masse m eines Gegenstandes, desto mehr Ladung Q enthält er. 3 Je höher die Temperatur T eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Entropie S enthält er (es). 3 Je höher das Potenzial ϕ eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Ladung Q enthält er (es). 4 Entropie strömt von selbst von Stellen höherer Temperatur zu Stellen niedrigerer Temperatur. Ein Temperaturunterschied ∆T ist ein Antrieb für einen Entropiestrom IS =∆S/∆t. 4 Ladung strömt von selbst von Stellen höheren Potenzials zu Stellen niedrigeren Potenzials. Ein Potenzialunterschied ∆ ϕ = U ist ein Antrieb für einen Ladungsstrom I =∆Q/∆t. 5 Je größer die Temperaturdifferenz ∆T, desto stärker ist der Entropiestrom: IS = LS•∆T, wobei LS der Entropieleitwert oder der reziproke Entropiewiderstand ist (fouriersches Gesetz). 5 Je größer die Potenzialdifferenz ∆ ϕ= U, desto stärker ist der Ladungsstrom: I = L•U, wobei L=1/R der Leitwert oder der reziproke elektrische Widerstand ist (ohmsches Gesetz). 6 Jede Leitung setzt dem hindurchfließenden Entropiestrom einen Widerstand entgegen. Dieser Entropiewiderstand ist umso größer, je kleiner die Querschnittsfläche der Leitung und je größer ihre Länge ist. Er hängt außerdem vom Material der Leitung ab: RS = l/(σS• A). 6 Jede Leitung setzt dem hindurchfließenden Ladungsstrom einen Widerstand entgegen. Dieser elektrische Widerstand R ist umso größer, je kleiner die Querschnittsfläche der Leitung und je größer ihre Länge ist. Er hängt außerdem vom Material der Leitung ab: R = l/(ε• A). 7 Je höher die Temperatur T eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Entropie S enthält er (es). Die Entropiezunahme pro Temperaturzunahme heißt Entropiekapazität eines Systems CS=∆S/∆T. Die Entropie S, und somit 7 Je höher das Potenzial ϕ eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Ladung Q enthält er (es). Die Ladungszunahme pro Potenzialzunahme heißt Kapazität eines Körpers C=Q/U. 9 auch die Entropiekapazität CS hängen nicht nur von T, sondern auch von andern Größen, z. B. Masse m, Volumen V, Druck p, Stoffmenge n, etc. ab. Bei Phasenübergängen ändert sich die Entropiekapazität sehr stark. 8 Entropie kann erzeugt werden bei einer chemischen Reaktion durch mechanische Reibung, durch elektrische Ströme in elektrischen Widerständen, durch Entropieströme in Wärmewiderständen, usw.. Entropie kann zwar erzeugt, aber nicht vernichtet werden (2. Hauptsatz der Thermodynamik). Dieser grundlegende Satz hat denselben erkenntnistheoretischen Status wie der Energieerhaltungssatz. Es ist ein Glaubenssatz. 8 Ladung kann weder erzeugt noch vernichtet werden (Ladungserhaltungssatz). Dieser grundlegende Satz hat denselben erkenntnistheoretischen Status wie der Energieerhaltungssatz. Die Physiker glauben daran. 9 Prozesse, bei denen Entropie erzeugt wird, können nicht von selbst rückwärts laufen, sie sind irreversibel. 10 Entropie ist ein Energieträger. Ein Entropiestrom der Stärke IS ist immer mit einem Energiestrom der Stärke IE =T• IS oder ∆E=T•∆S begleitet. Die Temperatur gibt an, wie stark ein Entropiestrom mit Energie beladen ist. (Die Energiestromstärke ist die Leistung P=IE .) 11 Versucht man mit einer sehr guten Wärmepumpe einem Körper immer mehr Energie zu entziehen, so stellt man zweierlei fest: - Man kommt der Temperatur 0 K sehr nahe, kann sie aber nicht unterschreiten, es gibt eine absolut tiefste Temperatur. - Bei dieser Temperatur fördert die Pumpe keine Entropie mehr; absolut kalte Körper enthalten keine Entropie. 12 Die Einheit der Entropie ist [S]=1 J/K. Es ist diejenige Entropiemenge, mit der man bei Normaldruck 0,893 cm3 Eis schmilzt. 10 10 Ladung ist ein Energieträger. Ein Ladungsstrom der Stärke I ist immer mit einem Energiestrom der Stärke IE =ϕ • IQ oder ∆E=ϕ•∆Q begleitet. Das Potenzial gibt an, wie stark ein Ladungsstrom mit Energie beladen ist. (Die Energiestromstärke ist die Leistung P=IE .) 12 Die Einheit der Ladung ist [Q]=1 C. Es ist diejenige Ladungmenge, die bei einer zeitlich konstanten Stromstärke von 1 A während der Zeit von 1 s durch den Leiter fließt. 3. Entropieerfahrungen im Alltag 3.1. Grundbegriffe der Wärmelehre: Temperatur, Entropie und Energie Grundbegriffe der Wärmelehre sind Energie, Temperatur und Entropie. Den Unterschied zwischen den drei Größen kann man sich an einfachen Überlegungen klarmachen. Die Hälfte des Wassers in A wird in B gegossen. Die Temperatur in A bleibt gleich, aber die Wärme und die Energie halbieren sich. al, etc.. Die Wärme (= Entropie) ist etwas, das in dem Körper enthalten ist, abhängig von dessen Größe, Masse, Material, Temperatur, ... Die Energie ist etwas, das in allem enthalten ist. Alles ist Energie und für alles braucht man Energie. Mit Wärme kann man Energie übertragen. Die folgenden Überlegungen untermauern die Begriffserklärungen. • Das Wasser mit der Temperatur 70°C enthält mehr Entropie (= Wärme) als die gleiche Wassermenge der Temperatur 10°C. B A 70°C 10°C A Je höher die Temperatur eines Gegenstandes ist, desto mehr Entropie enthält er. B A • Von zwei Wassermengen gleicher Temperatur enthält die größere mehr Entropie als die kleinere. B 20°C 20°C Je größer die Masse eines Gegenstandes ist, desto mehr Entropie enthält er. Die Temperatur charakterisiert den Zustand des Warmseins eines Körpers, unabhängig von dessen Größe, Masse, Materi11 gleich sind. Es stellt sich ein thermisches Gleichgewicht ein. Die Gleichgewichtstemperatur hängt ab vom Verhältnis der Wassermengen. 10°C 70°C • Bei zwei Wassermengen unterschiedlicher Masse und unterschiedlicher Temperatur braucht man zum Vergleich der Entropiemengen quantitative Gesetzmäßigkeiten. Hält man einen Gegenstand, z. B. ein Stück Eisen, über eine Gasflamme, so wird er wärmer, seine Temperatur steigt. In den Gegenstand strömt Entropie hinein. Je mehr Entropie man in das Eisenstück hineinfließen lässt, desto höher wird seine Temperatur. Nimmt man den Gegenstand von der Flamme weg und packt ihn in Styropor ein, so bleibt die Entropie in ihm drin. 20°C 70°C 70°C 20°C Entropie strömt von selbst von Stellen höherer Temperatur zu Stellen niedriger Temperatur. Ein Temperaturunterschied ist ein Antrieb für einen Entropiestrom. • Ob die Entropie gut von einem warmen zu einem kalten Gegenstand fließt, hängt aber auch noch von der Art des Kontakts, der Verbindung, ab. Sind die Gegenstände durch Holz verbunden, so fließt die Entropie schlechter als wenn sie durch Metall verbunden sind. T1 T1 T2 T2 Entropie ist eine mengenartige Größe, die in einem Körper enthalten ist. Es gibt also gute und schlechte Entropieleiter. 3.2. Der Temperaturunterschied als Antrieb für einen Entropiestrom • Um Entropie entgegen dem Temepraturgefälle strömen zu lassen, benötigt man eine Entropiepumpe (= Wärmepumpe). • Taucht man einen Behälter A mit Wasser der Temperatur 70°C in ein Wasserbad B der Temperatur 20°C, so fließt solange Entropie von A nach B, bis die Temperaturen 12 Eine Wärmepumpe transportiert Entropie von Stellen niedriger Temperatur zu Stellen höherer Temperatur. 3.3. Die Entropiekapazität Hält man einmal einen Behälter mit Luft und einmal einen gleich großen Behälter mit Wasser über eine Flamme, so stellt man fest, dass sich die Luft schneller erwärmt, d. h. schneller eine bestimmte Temperatur erreicht als das Wasser. peratur erhöht sich nicht mehr, aber dafür wird ständig Wasser verdampft. Der Dampf muss also die Entropie forttragen. 500 T/K 100 S/J/K 2000 4000 10000 Temperatur als Funktion des Entropieinhalts für 1 kg Wasser Ein Gramm Dampf enthält also (viel) mehr Entropie als ein Gramm flüssiges Wasser. Man muss also in das Wasser mehr Entropie hineinstecken, um diese Temperatur zu erreichen. Wasser hat eine größere Entropiekapazität als Luft. In dem Bereich der normalen Umgebungstemperatur ist die Kurve fast eine Gerade. Die Entropiekapazität ist dort konstant und gleiche Entropieportionen ∆S erhöhen die Temperatur um den gleichen Betrag ∆T. 3.4. Die Entropiedissipation Lässt man den Gegenstand, den man vorher erwärmt hat, eine Weile stehen (ohne weiter zu heizen), so fließt die Wärme (Entropie) aus ihm heraus, sie verteilt sich in der Umgebung. Dabei verdünnt sie sich so stark, dass man nicht mehr erkennt, wo sie sich genau befindet. Trotzdem ist sie irgendwo, sie ist nicht verschwunden im Sinne von "vernichtet", sondern nur verschwunden im Sinne von "versteckt" oder "verstreut". Man kann einem "System" auch Wärme (Entropie) zuführen, ohne dass die Temperatur steigt. Lässt man siedendes Wasser auf der Flamme stehen, so fließt dauernd Entropie in das Wasser hinein. Seine Tem13 4. Historische Altlasten und die didaktische Inkonsequenz Entropie kann nicht vernichtet werden. 3.5. Die Entropieerzeugung Man kann Entropie nicht vernichten, aber man kann sie erzeugen, z. B. in einer Flamme, in einem elektrischen Widerstand oder durch "Reibung". Um Entropie zu erzeugen, braucht man Energie. Da wir an die Erhaltung der Energie glauben, schließen wir, dass mit der Entropie, die von einem elektrischen Widerstand wegfließt, auch Energie wegfließt. ([4], [6], S. 11-12) 14 Oben sind Alltags-Entropieerfahrungen geschildert, die jeder Schüler verstehen kann und die verdeutlichen, dass Entropie eben kein schwieriger Begriff ist, ganz im Gegenteil. Nicht der Entropiebegriff ist schwer und kompliziert, sondern die verwickelte Begriffsgeschichte hat es den Lernenden immer wieder schwer gemacht. (Zur Geschichte des Entropiebegriffs vgl. EXKURS 4.) Dabei ist der Weg zum Entropiebegriff nicht schwerer und leichter als der Weg zum Ladungsbegriff. Die elektrische Ladung kann man genauso wenig sehen wie die Entropie, und sie ist auch nicht anschaulicher als diese. Es kommt hinzu, dass jeder Schüler weniger Primärerfahrungen mit der elektrischen Ladung hat als mit der Wärme (=Entropie). Es gehört zur didaktischen Inkonsequenz, dass man aus elektrischen Grunderfahrungen und Experimenten die elektrische Ladung postuliert und ihr Eigenschaften zuschreibt, der Entropie hingegen all das vorenthält, obwohl die Wärmeerfahrungen von gleicher Qualität sind. "Anschaulich ist das, woran man sich gewöhnt hat", sagte Ludwig Boltzmann. Didaktisch ins Positive gewendet, sollten wir uns umgewöhnen und die Entropie genauso behandeln wie elektrische Ladung, und sie wird uns dann genauso "anschaulich" und vertraut wie diese. Die strikte Analogie zwischen elektrischer Ladung Q und Entropie S, zwischen dem elektrischen Potenzial ϕ und der Temperatur T in der gibbsschen Fundamentalform rechtfertigt es fachlich und erzwingt es didaktisch. Aus didaktischer Sicht hat man doch den Vorteil, dass die Eigenschaften der physikalischen Größe Entropie sehr gut mit den Eigenschaften des umgangssprachlichen Begriffs "Wärme" übereinstimmen. So gesehen hat Tante Erna eine sehr gute Vorstellung von der Entropie: Es ist das, was Tante Erna in der Wärmflasche hat. (Siehe "Tante Erna und die Wärmflasche" im Unterrichtsvorschlag.) Nur die Physiker tun sich in der Bezeichnung "Wärme" schwer, und das hat, wie bereits mehrfach erwähnt, historische Gründe. 5. Energie- und Entropieströme Wir wissen: In allem ist Energie. Energie ist in jedem Körper, in jedem Feld in jedem physikalischen System. Alles ist Energie und für alles braucht man Energie. Energie kann weder vernichtet noch erzeugt werden. Schon die Frage, ob der Energieerhaltungssatz ein Wissens- oder ein Glaubenssatz ist, verweist auf die fundamentale Bedeutung des Energiebegriffs. Er ist ein Glaubenssatz und ein Erfahrungssatz mit einem extrem hohen Grad an Gewissheit. Energie ist eine zentrale Größe der Physik, ja die zentrale Größe der Physik überhaupt. Energie ist eine Art "universaler Treibstoff" für physikalische, biologische und chemische Vorgänge. Wegen der Äquivalenz von Masse und Energie ist diese reichlich vorhanden, aber nur bedingt nutzbar. Physikalisch interessant ist weniger der Energieinhalt, sondern es sind vielmehr die Energieströme, weil die Energieströme Vorgänge und Prozesse charakterisieren. Die Geschichte des Energiebegriffs ist vertrackt und verquer, so dass die Energie im Ruf steht, sie sei eine "schwierige Größe". Dies geschieht völlig zu Unrecht: Die Energie ist didaktisch eine der einfachsten Größen überhaupt, denn sie besitzt Mengencharakter. Die Energie ist zwar eine abstrakte Größe, aber man kann sehr anschaulich-konkret über sie denken und sprechen. Die Größen mit Mengencharakter, also auch die Energie, haben den großen Vorzug, dass man sie sich als Stoff vorstellen kann. Mit der Vorstellung von Energie als mengenartige Größe sagt man nicht, dass die Energie ein Stoff ist. Damit wird keine ontologische Aussage gemacht, sondern damit ist gemeint, dass man physikalisch korrekt mit der Energie umgeht, wenn man über sie denkt und spricht, so wie man über einen Stoff spricht. Beispiele: - "Der Körper enthält so und so viel Energie." - "Die Energie strömt (oder fließt) aus dem einen Körper heraus und in den anderen hinein." - "Der Energiestrom hat die und die Stärke." - "In den Körper fließt ein Energiestrom mit der und der Größe hinein." Stellt man fachlich und didaktisch die Energieströme in den Vordergrund des Physikunterrichts über Energie, so bringt das etliche Vorteile: • Man konzentriert sich auf das, was in der Physik interessant ist, nämlich Prozesse und nicht statische Zustände. • Man kann mit anschaulichen Strömungsvorstellungen arbeiten und sprachlich einfach operieren. • Man kann leicht mit einfachen Gleichungen bilanzierend operieren und rechnen (z. B. Kontinuitätsgleichung: was reinfließt muss auch wieder herausfließen ...). • Man kann verschiedene Gebiete der Physik strukturell mit einem einheitlichen Schema angehen und begriffliche Vereinheitlichungen und Vereinfachungen erreichen. Jede Energieströmung, jeder Energietrans15 port hat nun die Eigenschaft, dass neben der Energie mindestens noch eine weitere mengenartige Größe mitströmt. Energie strömt nie allein, sondern braucht einen Energieträger. Energieströmung ohne Energieträger gibt es nicht. Diese Energieträger sind bekannte physikalische Größen: Impuls p, Drehimpuls L, elektrische Ladung Q, Stoffmenge n, ... und Entropie S. Der Zusammenhang zwischen dem Energiestrom und dem Energieträgerstrom ist sehr einfach, nämlich proportional, und hängt nur von dem Beladungsmaß ab. Dahinter verbergen sich bekannte Formeln: elektrischer Energietransport: ∆E =ϕ•∆Q thermischer Energietransport: ∆E =T•∆S mechanischer Energietransport: ∆E =v•∆p hydromechan. Energietransport: ∆E =p•∆V chemischer Energietransport: ∆E =µ•∆n. • Die erste Formel ist die bekannte Formel der elektrischen Arbeit W=U•Q. • Die zweite Formel beschreibt ganz analog den Energietransport mittels Entropie (=Wärme) auf dem Temperaturniveau T. der mengenartige Energieträger auf einem hohen Potenzial, so ist er mit mehr Energie beladen, als wenn er auf niedrigem Potenzial strömt. Mengenartige Größen genügen grundsätzlich der Kontinuitätsgleichung, und zu jeder mengenartigen Größe kann man ihre Stromstärke definieren. Die Energiestromstärke ist nichts anderes als die allseits bekannte Leistung P=∆E/∆t. Schreibt man die Energiestromstärke mit dem Index des jeweiligen Energieträgers, so erhält man einen Satz sehr einfacher und bekannter Formeln: elektrischer Energietransport: IE = ϕ• IQ thermischer Energietransport: IE = T• IS mechanischer Energietransport: IE = v• Ip hydromechan. Energietransport: IE = p• IV chemischer Energietransport: IE = µ• In. (Die erste Formel ist in der gewöhnlichen Schreibweise P=U•I.) Die Energiestromstärke ist proportional zur Stromstärke des Energieträgers. Der Proportionalitätsfaktor ist gerade das Beladungsmaß, nämlich das Potenzial auf dem der Träger bzw. die Energie strömt. Das lässt sich auch verallgemeinern. • Aus der dritten Formel ergibt sich durch Integration nach dem Impuls p die Formel der kinetischen Energie: ∆E = v•∆p = p/m•∆p → E = p2/2m = 1/2•m v2. • Die vierte Formel ist die Formel für die Arbeit der Volumenausdehnung, z. B. eines Gases des Volumen V und dem Druck p: W = F• ∆s = p•A• ∆s = p•∆V. • Die fünfte Formel ist unter Physikern weniger bekannt und beschreibt den Energietransport als Stofftransport entlang eines chemischen Potenzials. Die Potenziale geben an, mit wieviel Energie der Energieträger beladen ist. Strömt 16 Jede Energieänderung (Energieströmung, Energiefluss, Energietransport) dE eines Systems ist verbunden mit der Änderung, Strömung, dem Fluss, Transport, ... mindestens einer anderen mengenartigen Größe dX, und dE lässt sich schreiben als Summe: dE = ϕ • dQ + T• dS + µ • dn + p • dV + F • dr + v • dp + ω • d L + gh• dm + M • d α + σ • dA + ... Diese Form nennt man gibbssche Fundamentalform. Man kann die gibbssche Fundamentalform fenden Teilgebiets. Es sind gewissermaßen die 'Türhütergrößen'. Deshalb ist es kein Wunder, dass die gibbssche Fundamentalform das 'verbindende Band' der physikalischen Gebiete darstellt. Didaktisch lässt sich das in zwei Richtungen ausschlachten. und die dahinter stehenden physikalischen Vorgänge auf der Basis hydrodynamischer Vorstellungen (Strömungsmodell) interpretieren. Jeder Energiestrom dE ist gekoppelt an den Strom von mindestens einem Energieträger dX. Eine "Hucke-Pack-Vorstellung", wo die Energieströmung vom Energieträger "Hucke-Pack" genommen wird, ist allerdings nicht korrekt, da Strömungsgeschwindigkeiten von Energie und Energieträger nicht immer gleich sind. Die gibbssche Fundamentalform • verbindet die in der Schule so oft zu getrennt liegenden Gebiete der Physik • ist Grundlage für das fachlich und didaktisch wertvolle Analogiedenken Welche Größen tauchen in der gibbsschen Fundamentalform auf? Es sind die fundamentalen mengenartige Größen des betref- • schafft Klarheit und Struktur. Hydrodynamik Thermodynamik T-Dyn S H-Dyn Stoffdynamik Elektrodynamik Dynamik E-Dyn Q V C-Dyn M-Dyn n p Bild: Die gibbssche Fundamentalform als verbindendes Band 17 Name extensive Größe intensive Größe dE = ξ•dX elektrische Energie Q elektrische Ladung ϕ elektrisches Potenzial dE =ϕ • dQ Wärmeenergie S Entropie T Temperatur dE = T• dS chemische Energie n Stoffmenge µ chemisches Potenzial dE = µ • dn Kompressionsenergie V Volumen p Druck dE = p • dV Verschiebungsenergie r Verschiebung F Kraft dE = F • dr kinetische Energie p Impuls v Geschwindigkeit dE = v • dp Rotationsenergie L Drehimpuls ω Winkelgeschwindigkeit dE = ω • d L potenzielle Energie m Masse gh Gravitationspotenzial dE = gh• dm Drillenergie α Verdrehung M Drehmoment dE = M • d α Oberflächenenergie A Fläche σ Oberflächenspannung dE = σ • dA 18 6. Entropische Betrachtungen Wenn die Entropie im Weltall immer nur zunimmt und wenn alles auf ein Temperaturgleichgewicht zusteuert, dann muss das Weltall eines Tages den Wärmetod sterben. Lange Zeit besetzte die Idee des Wärmetodes und der zerstörenden Wirkung der Entropie die Köpfe der Wissenschaftler. Erst im Zusammenhang mit der Untersuchung offener Systeme kam man dem Verständnis der Strukturbildung in der Natur, in Systemen und in Organismen wesentlich näher. Hier spielen die Entropieproduktionsrate und der Entropieexport die entscheidende Rolle. Drei wichtige Systeme seien kurz entropisch beleuchtet, nämlich der Mensch, die Pflanze und unsere Erde. 6.1 Der Mensch - entropisch betrachtet Eine häufig gestellte Rechenaufgabe in der Mechanik lautet: Ein Kofferträger trägt einen Koffer mit der Masse 30kg auf waagerechter Strecke 100 m weit. Welche Arbeit verrichtet er? Die überraschende Antwort lautet dann: keine. Die Begründung ist leicht: Arbeit =Kraft mal Weg, wenn Kraft und Weg in dieselbe Richtung zeigen (allgemein: W=F•s•cosα). Da nun Kraft und Weg beim Kofferträger senkrecht zueinander stehen, ist die verrichtete Arbeit 0 J. Der Kofferträger fragt sich allerdings, warum er vom vielen Kofferschleppen bloß so hungrig wird. Der Mensch ist kein von seiner Umgebung abgeschlossenes System. Jedes Lebewesen würde binnen kürzester Zeit an Entropieverstopfung sterben, wenn es entropiedicht in Styropor eingepackt von der Umgebung abgeschlossen würde. Um nämlich den Organismus energetisch in Gang zu halten, muss er entropiearme (chemische) Energie, die er mit der Nahrung aufnimmt, durch 'kalte Verbrennung' in den Muskeln in entropiereichere Energie, nämlich Energie mit der Entropie als Träger und in mechanische Energie umwandeln. Der Verbrennungsvorgang im Körper ist ein irreversibler Prozess, bei dem eine Entropieproduktion stattfindet. So werden pro Sekunde etwa ∆S=1,4 J/K erzeugt. Da die Körpertemperatur konstant bleiben soll, muss er diese Entropie an die Umgebung abgeben. Deshalb schwitzt der Kofferträger, weil das Schwitzen die Entropieabgabe erhöht. Selbst während des Schlafens kann der Mensch verhungern, produziert er doch immer noch pro Sekunde eine Entropie von ∆S=0,2 J/K, die er exportieren muss. Lebewesen sind offene, entropieproduzierende Systeme, die auf Entropieexport angewiesen sind. Ausgewachsene, normal funktionierende Lebewesen arbeiten nach dem Prinzip der minimalen Entropieproduktion. Das gilt aber nicht unbedingt für schnell wachsende (evolvierende) Systeme. So wurde zum Beispiel die spezifische Wärmeentwicklung in befruchteten Hühnereiern am vierten Tag mit 0,32 J/(s•g) gemessen, während sie am 19 sechzehnten Tag auf ein Sechstel dieses Wertes abgesunken war. Der menschliche Organismus arbeitet allerdings anders als eine Wärmekraftmaschine. Die Wärmekraftmaschine lädt die ganze Energie erst auf die Entropie und dann auf den Impuls als Träger um. Der menschliche Organismus lädt die Energie durch die 'kalte Verbrennung' direkt auf den Träger Impuls um und einen Teil auf die dabei erzeugte Entropie. 6.2 Die Pflanzen - entropisch betrachtet Lebewesen wie Tiere und Menschen brauchen Energiezuflüsse mit weniger Entropie und Energieabflüsse mit mehr Entropie, um Entropieverstopfungen zu vermeiden. In der Nahrungskette stehen am Anfang "niederentropische Nahrungen" und am Ende "hochentropische Nahrungen". Für grüne Pflanzen, die am Anfang der Nahrungskette stehen, ist das Sonnenlicht die niederentropische Nahrung, die sie mit der Fotosynthese 'verdauen'. Das zeigt die Entropiebilanz bei der Kohlehydratsynthese in einer Pflanze. Die Pflanze baut aus je sechs Mol Wasser und Kohlendioxid ein Glukosemolekül auf. Sechs Sauerstoffmoleküle bleiben übrig und werden an die Atmosphäre abgegeben. Die Reaktionsgleichung der Stoffbilanz lautet: 6 CO2 + 6 H2O → C6H12 O6 + 6 O2 Diese Reaktion kann nur ablaufen, wenn der Energiesatz und der Entropiesatz eingehalten werden. Die Energiebilanz wird durch die Absorption des Sonnenlichtes ausgeglichen: ∆E = Eein - Eaus = 0 J. Die Entropie für 1 mol Umsatz der Edukte beträgt: 20 Sein= 6•S(CO2, gasförmig) + 6•S(H2Oflüssig) + S(Strahlung) = 6•214 + 6•70 + S(Strahlung) = 1704 J/K + S(Strahlung) ≈ 1704 J/K. Die Werte für die molaren Entropien kann man Tabellen entnehmen. Die Strahlungsentropie ist im Vergleich zu den chemischen Beiträgen sehr gering und kann hier vernachlässigt werden. (Die Entropiedichte der Strahlung ist ρS(T)=4/3aT3 mit a = 7,6•10-16 J/m3K4. Mit der Sonnentemperatur T=5700 K und der Wirkungsfläche eines Chlorophyll-Moleküls und der Reaktionszeit, erhält man einen vernachlässigbaren Wert.) Die Aggregatzustände müssen angegeben werden, da die Entropiewerte sehr vom Aggregatzustand abhängen. Die Reaktionsprodukte enthalten die Entropie: Saus = S(Glukosef) + 6•S(O2) = 212 J/K + 6•205 J/K = 1442 J/K. Es ist also Saus < Sein. Diese Differenz lässt sich allerdings einfach erklären. Das Glukosemolekül hat eine komplexere Struktur als die Ausgangssubstanzen. Folglich muss sein Entropiewert geringer sein. Der Prozess der Fotosynthese ist ein Entropieverminderungsprozess, bei dem komplexere Strukturen hergestellt werden. Das allerdings geht nur, indem Entropie exportiert wird. Die Evolution hat dazu folgenden genialen Trick erfunden: Energiebilanz: ∆E = Eein - Eaus = 0 J CO2 O2 Entropiebilanz: ∆S = Sein - Saus + Serzeugt = = Eein/TS - Eaus/TE + Serzeugt H2 O, flüssig H2 O, gasförmig = Eein/(20•TE )- Eaus/TE + Serzeugt = - Eein•19/(20• TE) + Serzeugt = 0 J/K. Außer den sechs Wassermolekülen, die die Pflanze zum Aufbau eines Glukosemoleküls braucht, nimmt sie noch weiteres Wasser in flüssiger Form auf, das sie chemisch unverändert, aber im gasförmigen Aggregatzustand wieder an die Atmosphäre abgibt. Bei der Verdunstung geht Wasser vom entropiearmen flüssigen Zustand in den entropiereicheren gasförmigen Zustand über. Und genau dieser Wasserdampf steht bei der Glukosereaktion als Entropietransportmittel für die überschüssige Entropie zur Verfügung. 6.3 Unsere Erde - entropisch betrachtet Die Energiebilanz der Erde ist ausgeglichen. Die Energie, die auf eine halbe Erdkugel von der Sonne mit der Oberflächentemperatur TS=6000 K eingestrahlt wird, wird von der ganzen Erdkugel der Temperatur TE=300 K in Form von infrarotem Licht wieder abgestrahlt. Mit dem infraroten Licht wird mehr Entropie in das Weltall exportiert als von der Sonne empfangen wird. Ein sichtbares 'Sonnenphoton' hat wegen E=h•f die 20-fache Energie eines infraroten Photons. Wegen der ausgeglichenen Energiebilanz muss die Anzahl der infraroten Photonen etwa 20 mal größer sein als die Anzahl der sichtbaren Photonen des Sonnenlichts. Damit findet der Entropiemüllexport in das Weltall seine Erklärung. Die chemische Organisation unseres Planeten, die Vermehrung der Lebewesen, die Entstehung der Biosphäre stehen also nicht im Widerspruch zum 2. Hauptsatz der Thermodynamik. Unsere Erde als offenes System exportiert die überschüssige Entropie ins Weltall. Würde sie das nicht tun, würde sie den Wärmetod sterben, genauso wie ein in Styropor eingepackter Mensch. Genau hier spielt der Treibhauseffekt hinein. Die CO2 angereicherte Atmosphäre wirkt für die infrarote Strahlung wie eine Styroporisolation, Die Strahlung wird absorbiert, damit verbleibt deren Entropie und Energie in der Erdatmosphäre und die Temperatur steigt. Fotosynthese TS " CO2 TE 21 Das Fließgleichgewicht von CO2-Produktion durch Verwesung von Biomasse bzw. Atmung und von CO2-Abbau durch Fotosynthese muss bestehen bleiben. Durch Abholzung und durch fossile Verbrennung kann dieses Fließgleichgewicht zerstört werden. Es lohnt sich, diesen Wert zu interpretieren und in Zusammenhang mit anderen Werten zu betrachten. Im Folgenden kann noch die Entropieentsorgungskapazität der Erde abgeschätzt werden. • im Weltdurchschnitt 10 • in den USA 35 • in Indien 2 Für Strahlung im thermischen Gleichgewicht lautet die Beziehung zwischen dem Entropiestrom IS und dem Energiestrom IE: • tägliche Zusatzentropie pro m2 in New York 4 IS = 4 IE /3T, wobei T die jeweilige Temperatur ist. Auf 1m2 der Erdoberfläche trifft pro Sekunde die Energie σ, die sogenannte Solarkonstante, σ= ∆E/(A•∆t) =1367 W/m2 ein. Diesem Energiestrom stellt die Erde die absorbierende Querschnittsfläche A=πR2 entgegen, wobei R der Erdradius ist. Die Erde absorbiert aber nicht vollständig die einfallende Energie, sondern nur etwa 70%. Durch die Erdrotation und durch Konvektion verteilt sich die absorbierte Strahlungsenergie über die gesamte Erdoberfläche A = 4πR2 (Kugeloberfläche). Damit ist der Energiestrom der Erdabstrahlung IE = P/A = 0,7• σ/4. Dann ist der Entropiezufluss ISein = 0,7• σ/3T1 und der Entropieabfluss ISaus = 0,7• σ/3T2. Die Differenz zwischen Export und Import ist die entropische Entsorgungskapazität CS pro m2 der Erdoberfläche: CS = 0,7• σ•[1/3T2 - 1/3T1] Für die Sonnenstrahlung setzt man die Temperatur T1 = 5700 K ein und für die Erdoberflächentemperatur T2= 254 K. Man erhält dann den Wert CS = 1,2 W/(K•m2). 22 infrarote Entsorgungskapazität der Erde pro m2 1,2 Entropieabsenkung durch Fotosynthese pro m2 -0,0013 tägliche Entropieproduktion eines Menschen 0,5 tägliche Zusatzentropieproduktion pro Einwohner: Das negative Vorzeichen der Entropiekapazität von -0,0013 W/K pro m2 durch Fotosynthese besagt, dass die Entropie abgesenkt wird. Würden sich die Menschen ausschließlich von Pflanzen ernähren, so brauchte jeder Mensch, um die Entropieproduktion im Körper durch Fotosynthese wettzumachen, eine Grünfläche von ungefähr 400 m2 (genauer: 0,5/0,0013 = 385). Das ist eine Fläche von 20m mal 20m im Quadrat. Umgerechnet auf die maximale Bevölkerungsdichte ergibt das 2500 Einwohner pro km2. Viele Regionen unserer Erde (Holland) sind an dieser Grenze. Durch einen aufwendigen Lebensstil kann die tägliche Zusatzentropieproduktion (Kühlschränke, Auto, Heizung, Warmwasser, ...) schnell um das 50-fache erhöht werden. In Städten wie New York ist die lokale Entropieproduktion um das dreifache höher als die infrarote Entsorgungskapazität der Erde auf dem Gebiet von New York. Deshalb muss ein Ballungsraum wie New York Entropie in die Umgebung (durch Luftzirkulation) exportieren. (vgl. auch [13]) 7. EXKURSE 7.1 Die verschiedenen Gesichter der Entropie (nach G. Job) A B C F D E Im Verlaufe der Geschichte hat die Entropie viele Gesichter angenommen. Entsprechend dem Zugang erscheint sie in unterschiedlichem Gewand. Alle Gesichter haben ihre fachliche Berechtigung und ermöglichen unterschiedliche didaktische Zugänge für die Schule. A: Das alltägliche Gesicht Jeder Mensch spürt sie als Wärme. B: Das philosophische Gesicht Der Philosoph erblickt in ihr die Herrschaft des Zufalls. C: Das statistische Gesicht Für den statistischen Physiker repräsentiert sie ein vieldimensionales Volumen. D: Das informationstheoretische Gesicht Der Informatiker beschreibt mit ihr den Umfang einer Nachricht. E: Das chemische Gesicht Für den Chemiker ist sie Inbegriff der Unordnung. F: Das thermodynamische Gesicht Der traditionelle Thermodynamiker sublimiert daraus eine formalistische Essenz. 23 7.2 Meinungsvielfalt zum Wärmebegriff - Anthologia Calorica (von G. Job) Die Überzeugung, dass Wärme eine Energieform darstellt, ist anderthalb Jahrhunderte alt. Man sollte erwarten, dass vielleicht nicht jedes Kind, aber doch wenigstens jeder Physiker oder zumindest jeder Physikprofessor heute ohne viel Wenn und Aber angeben kann, um welche Energieform es sich dabei handelt. Aber diese Erwartung trügt. Zur Frage, was Wärme eigentlich ist oder wie man sie auffassen sollte, gibt es ein buntes Spektrum von Lehrmeinungen. Diese Vielfalt der Auffassungen über einen zentralen Begriff erinnert mehr an den Meinungspluralismus in den Geisteswissenschaften als an den sonst vorherrschenden Meinungskonformismus in den Naturwissenschaften. Um eine gewisse Ordnung in diese Vielfalt zu bringen, bietet sich als Gliederungsmerkmal diejenige Größe an, durch die die Wärme hauptsächlich beschrieben wird. In der nachstehenden Liste finden sich auch zwei überlebte, aber in verschiedenen Redewendungen und Begriffsbildungen noch nachklingende oder wieder auftauchende Auffassungen. Der Wärmegröße ist jeweils eine knappe Kennzeichnung des Wärmebegriffes nachgestellt. 1: orthodox: ∆U - W Wärme ist die durch thermische Kontakte einem System zugeführte Energie. (Unter Thermodynamikern die verbreiteteste Auffassung) 2: mechanistisch: f/2•N•k•T Wärme ist die in der unsichtbaren Molekularbewegung steckende Energie. (Die herrschende Meinung in einführen24 den Büchern) 3: chaoskalorisch: U(S, ...) - U(0, ...) Wärme ist ungeordnete Bewegung. (Verallgemeinerung der zu engen mechanistischen Auffassung) 4: reformiert: ∫TdS Wärme ist die zu Entropiezufuhr oder Entropieerzeugung erforderliche Energie. (Erweiterung der restrikten orthodoxen Auffassung) 5: anergetisch: T•S Wärme ist der isotherm nicht als Arbeit verfügbare Teil der inneren Energie. (Versuch einer klaren Definition des Begriffs Wärmeinhalt) 6: akalorisch; ---Wärme ist wie Arbeit ein überflüssiger Begriff, ähnlich wie der Begriff Arbeit. (Radikalkur zu Vermeidung der Probleme) 7: entropokalorisch: S Wärme ist keine Energie, sondern identisch mit der Entropie. (Verzicht auf die fixe Idee, Wärme sei eine Energieform) 8: kalorizistisch: Srev Wärme ist ein der elektrischen Ladung vergleichbares Fluidum. (Wärmeauffassung von 1750 bis 1850) 9: kinekalorisch --Wärme ist die Folge unsichtbarer Teilchenoder Ätherschwingungen. (qualitative Vorstufe der kinetischen Wärmetheorie, vor Clausius und Maxwell) 7.3 Warum die Energieform Wärme nicht in einem System enthalten sein kann "Wir hatten bereits betont, daß es ein sehr unglücklicher Griff war, als man dem Ausdruck T•dS einen eigenen Namen gegeben hat. Er heißt aber nun einmal Wärme, und das hat erfahrungsgemäß zur Folge, daß man bestimmte Erwartungen an ihn knüpft, die er nicht erfüllen kann - besonders diese: 'Wenn ein System Wärme aufnimmt, so muß diese, nachdem es sie aufgenommen hat, drinstecken.' Um uns davon zu überzeugen, daß dieser Satz falsch ist, betrachten wir ein Gas und bringen es auf zwei verschiedene Arten in je zwei Schritten aus einem Anfangszustand in einen Endzustand: Wir gehen von Zustand A einmal über B, und einmal über D in Zustand C und fragen beide Male nach der aufgenommenen Energie. p D C A B Abb. 4.20a V Auf dem Weg A-B-C nimmt das Gas den der hellgrauen Fläche in Abb. 4.20a entsprechenden Betrag an Wärme auf, denn diese Fläche stellt gerade ∫TdS dar. Außerdem gibt es den in Abb. 4.20b hellgrauen Betrag an Arbeit ab. Auf dem Weg A-D-C nimmt das Gas den der gesamten Fläche (Abb. 4.20a) entsprechenden Betrag an Wärme auf und gibt den in Abb. 4.20b gesamten Betrag an Arbeit ab. Anfangs- und Endzustand sind auf beiden Wegen gleich, die aufgenommene Wärme ist aber verschieden. Um wieviel hat die Wärme des Gases zugenommen? Offenbar eine sinnlose Frage. Das entsprechende gilt auch für die Arbeit. T C D A Abb. 4.20b B S Sinnvoll dagegen sind alle Fragen nach den Werten physikalischer Größen: - Um wieviel hat die Entropie oder das Volumen zugenommen? - Um wieviel haben sich die Werte von Temperatur und Druck geändert? Bei mengenartigen Größen darf und soll man die Frage sogar so formulieren: Wieviel davon steckt in dem System, wieviel ist darin enthalten?" ([6], S. 60-62) "Die Zuordnung des Wortes Wärme zu der Energieform TdS schlechthin darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Energieform TdS, ebenso wenig wie irgendeine andere Energieform, eine Variable eines physikalischen Systems ist. Eine Energieform ist ja nur Zustandsänderungen zugeordnet, aber nicht den Zuständen des Systems selbst. ... Anstatt also von Wärmeaustausch oder -erzeugung eines Systems zu sprechen, ist es unmißverständlicher und an das Begriffsschema von physikalischen Größen oder Variablen besser angepaßt, von Entropieänderungen zu sprechen, wobei zusätzlich die Temperatur anzugeben ist, bei der die Entropieänderung erfolgt." ([3], S. 260261) 25 7.4 Zur Geschichte des Wärmebegriffs "Bis etwa 1840 nannte man das Wärme, was die Physiker heute Entropie, und was Nichtphysiker auch heute noch Wärme nennen. Dieser Wärmebegriff etablierte sich in der Physik im Laufe des 18. Jahrhunderts. Die ersten wichtigen Beiträge verdanken wir dem Chemiker und Arzt Joseph Black (1728-1799). Er erkannte die Wärme als mengenartig und unterschied sie von der damals bereits bekannten Temperatur. Black führte auch die Größe Wärmekapazität ein, nämlich die Größe dS/dT, die heute Entropiekapazität heißt. Der nächste entscheidende Schritt wurde von Sadi Carnot (1796-1832) getan. In seiner Schrift "Réflexions sur la puissance motrice du feu" (1824) vergleicht er einen Wärmemotor mit einem Wasserrad. Wie Wasser Arbeit leistet, wenn es aus größerer Höhe über ein Wasserrad auf ein niedrigeres Niveau hinunterfließt, so leistet Wärme ("calorique" oder "chaleur") Arbeit, wenn sie in einer Wärmekraftmaschine von höherer zu niedrigerer Temperatur gelangt. Carnot verknüpft also, in moderner Sprache ausgedrückt, Entropie und Energie. Von der Entropie hatte er, wie Black, eine mengenartige Vorstellung, von der Energie wohl noch nicht. Tatsächlich wurde die Energie als eigene Größe, und als Erhaltungsgröße, erst 20 Jahre später eingeführt (ihre Mengenartigkeit hat sich bis heute noch nicht etabliert). Als um die Jahrhundertmitte die Erhaltungsgröße Energie entdeckt wurde, schloß man, Carnots Arbeiten seien falsch und man bezeichnete als Wärme eine sogenannte "Form" der Energie. Damit war "Wärme" nicht mehr der Name einer physikalischen Größe, sondern eines Gebildes der Form 26 x•dX, also einer sogenannten Differentialform, genauso übrigens wie "Arbeit". Kurze Zeit später wurde die Entropie durch Clausius (1822-1888) neu erfunden. Clausius' Konstruktion der Entropie ist zwar geistreich, leider aber auch sehr unanschaulich. Diese Konstruktion, zusammen mit der Vertauschung der Namen, ist der Grund dafür, daß noch heute die Entropie als eine der abstraktesten physikalischen Größen gilt. Es bleiben noch zwei wichtige Namen zu erwähnen. Gibbs (1839-1903) hat der Thermodynamik eine Form gegeben, in der sie weit mehr zu beschreiben gestattet, als was man einfach Wärmelehre nennt. Die Analogien, die in dieser Vorlesung immer wieder ausgenutzt werden, beruhen auf den gibbsschen Arbeiten. Boltzmann (1844-1906) versuchte, die Thermodynamik auf die Mechanik zurückzuführen, indem er thermische Erscheinungen durch die Bewegung kleiner Teilchen erklärte. Temperatur und Entropie bekamen eine mechanische Deutung. Dazu mußte er die statistische Physik erfinden. Deren Bedeutung geht weit über die in ihrer Herleitung benutzten mechanischen Modelle hinaus." ([6], S. 28-29) 7.5 Die Festlegung der Skalen und die Messung von Temperatur und Entropie Um eine physikalische Größe zu definieren, muß eine Skala festgelegt werden, indem eine Einheit und eine Vorschrift für die Konstruktion von Vielfachen der Einheit festgelegt wird. Die Temperatur ist eine SI-Basisgröße, deren Basiseinheit 1 K als der 273,16te Teil der thermodynamischen Temperatur des Tripelpunktes des Wassers festgelegt ist. Der Tripelpunkt ist diejenige Temperatur, bei der festes, flüssiges und gasförmiges Wasser koexistieren. Seine Eignung zur Festlegung ergibt sich aus der Tatsache, dass keine zusätzlichen Angaben über andere Werte gemacht werden müssen. Die Einheit der Energie 1 J ist als abgeleitete Größe über die SI-Basiseinheiten 1J = 1 kg•m2/s2 festgelegt. Die Vielfachen der Energie und Entropie ergeben sich trivialerweise aus der Mengenartigkeit der beiden Größen. Die Vielfachen der Temperatur und die Einheit der Entropie sind über die Gleichung P=T•Is oder ∆E=T• ∆S mit [S]=1 J/K festgelegt. Es ist diejenige Entropiemenge, mit der man bei Normaldruck 0,893 cm3 Eis schmilzt. Der 'krumme' Wert bei der Festlegung der Temperatureinheit ergab sich aus der Forderung, die Temperaturdifferenz 1 K mit der früher festgelegten Celsius-Skala in Übereinstimmung zu bringen. Die Temperatur in Kelvin errechnet sich aus der um 273,15 erhöhten Maßzahl in Grad Celsius. Zur Messung der Temperatur gibt es reichlich viele Verfahren: thermische Ausdehnung von Festkörpern (Bimetall), Flüssigkeiten (Quecksilber), Gasen (Gasthermo- meter), thermoelektrische Effekte, Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstands (Halbleiter), Strahlungsgesetze (Strahlungspyrometer), Temperaturabhängigkeit chemischer Verbindungen (Farbthermometer). Das Thermometer wird dabei mit dem Körper oder System in Verbindung gebracht, bis beide ins thermische Gleichgewicht gekommen sind. Dabei muss das Thermometer eine kleine Entropiekapazität und kein thermisches Leck haben. Die Entropiemessung scheint in der Praxis schwieriger, da die Entropie keine Erhaltungsgröße ist. Lässt man beispielsweise analog der Ladungsmessung Entropie über einen Entropieleiter in einen geeichten Entropiemesser (Flüssigkeit mit Thermometer analog einem Elektrometer) fließen, so entsteht beim Entropiefluss neue Entropie. Man müsste also eine reversibel arbeitende Wärmepumpe dazwischenschalten. Das Verfahren ist höchst unpraktikabel. Man kann die Entropie aber bereits mit Gerätschaften messen, die man in jeder Küche findet. Ein höchst einfaches Verfahren ist folgendes: Will man beispielsweise die Entropiedifferenz zwischen 1 Liter Wasser von 80°C und 20°C messen, so kühlt man das 80°C warme Wasser auf 20°C ab und heizt es anschließend mit einem elektrischen Tauchsieder unter adiabatischem Abschluss wieder auf 80°C auf. Man erzeugt also die vorher entzogene Entropie neu und misst diese leicht über ∆S= ∆E/T = P• ∆t/T, wenn die Leistung (=Energiestromstärke) des Tauchsieders bekannt ist. Da sich die Temperatur des Wassers beim Heizen ändert, muss man aufsummieren (besser aufintegrieren) ∆S=P•∫∆ti/Ti. Ist die Temperaturänderung klein gegen die mittlere absolute Temperatur, so kann man die mittlere Temperatur 27 Tm verwenden: ∆S=P• ∆t/Tm. Natürlich könnte man zur Entropiemessung auch Eismengen schmelzen lassen. Abgesehen von der Unhandlichkeit wird dabei Entropie erzeugt. Man müsste also auch hier wieder eine Wärmepumpe dazwischenschalten. Entropieströme durch eine Fläche lassen sich hingegen mit einem geeichten Peltier-Element messen. 7.6 Altlasten der Physik: Entropie (von G. Job) Gegenstand: Als Entropie S wird eine Größe bezeichnet, die in der klassischen Thermodynamik als eine durch ein Integral definierte, abstrakte Funktion eingeführt wird. Dieser Zugang verleiht der Größe einen derart abgehobenen Charakter, daß selbst die Spezialisten ihres Faches Mühe im Umgang mit diesem Begriff haben. Inzwischen kennt man andere, leichtere Zugänge, die die Entropie in die Reichweite des Schulunterrichts gerückt haben. Zur Zeit ist ihre Deutung als Unordnungsmaß ein vor allem unter Chemikern beliebter Ansatz, um wenigstens ein grobes Verständnis von ihrer Bedeutung zu vermitteln. Mängel: Daß die Entropie qualitativ erfaßbar wird, ist zwar ein Fortschritt, genügt aber nicht dem Anspruch eines Physikers. Ihm gilt eine Größe erst dann als definiert, wenn er ein direktes oder indirektes Verfahren zu ihrer Quantifizierung angeben kann. Störend ist auch der Umstand, daß der makroskopisch definierbaren Größe anscheinend kein einfaches makroskopisches Merkmal zugeordnet werden kann. 28 Herkunft: In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde mit zunehmender Erfahrung immer deutlicher, daß die von S. CARNOT und anderen angenommene Erhaltung der Wärme unhaltbar ist. Das veranlaßte R. CLAUSIUS im Jahre 1850, eine Neuordnung der Wärmelehre aufgrund der Annahme zu versuchen, daß Wärme und Arbeit ineinander umwandelbar sind /1/. Im Zuge dieser Umgestaltung konstruierte CLAUSIUS auch die Größe S, um die Beschränkungen beschreiben zu können, denen diese wechselseitige Umwandlung unterliegt. Entsorgung: In einem Festvortrag vor der Physical Society of London wies ihr damaliger Präsident H. CALLENDAR /2/ im Jahre 1911 darauf hin, daß S nichts weiter ist als eine komplizierte, abstrakte Rekonstruktion derjenigen Größe, die bei CARNOT Wärme hieß. Der einzige Unterschied war, daß die Wärme nun erzeugbar, aber wie bisher unzerstörbar war. Diese Erkenntnis kam ein halbes Jahrhundert zu spät, um die Entwicklung noch korrigieren zu können. Man kann aber daraus schließen, daß die Größe S nicht nur eine ähnlich sinnfällige Bedeutung besitzen muß wie die Wärme früher, sondern auch auf ähnlich einfache Weise quantifizierbar sein muß. Dadurch sollte sich das formalistische Gespenst S der klassischen Thermodynamik auf einen bereits für Mittelstufenschüler faßbaren und handhabbaren Begriff reduzieren und zugleich das damit überflüssig werdende Arsenal mathematischer Hilfsmittel entsorgen lassen. Diese Erwartung wird inzwischen durch vielerlei Schulerfahrung bestätigt /3/. In der Rolle der Wärme wird S selbst unter dem nichtssagenden Namen Entropie zu einer Größe, die kaum anspruchsvoller ist als die Begriffe Länge, Dauer, Masse. Daß die Größe in der Informatik, der statistischen Physik oder den atomistischen Vorstellungen der Chemiker in einem anscheinend ganz anderen Gewand auftritt, steht ihrer Rolle als Wärme in der Makrophysik keineswegs im Wege. fordert, ist in der Kernaussage bis heute gültig, aber offenbar vieldeutig. Mängel: CLAUSIUS selbst benutzte zwei Wärmegrößen, die in einem Gegenstand /1/ Auch diese Annahme, die Gegenstand eines späteren Beitrages sein soll, ist eine Altlast, an der die Physik schwer zu tragen hat. /2/ H. L. CALLENDAR:Proc. Phys. Society of London 23 (1911) 153. Hier findet sich auch der Vorschlag, die Einheit J/K, die heute die gesetzliche Entropieeinheit ist, als “Carnot” zu bezeichnen. /3/ Neben den Erfahrungen einzelner Lehrer auch ein Großversuch in den letzten 7 Jahren mit insgesamt etwa 7000 Schülern im Rahmen der Erprobung des Karlsruher Physikkurses. Georg Job entnommen aus: JOB, G.: Altlasten der Physik (10), Entropie. In: Physik in der Schule 33 (1995). 7.7 Altlasten der Physik: Äquivalenz von Wärme und Arbeit (von G. Job) Gegenstand: Wärme ist ungeordnete Energie meinen die einen /1/, die kinetischeEnergie der ungeordneten Molekülbewegung die anderen /2/, die kinetische und potentielle Energie der thermischen Molekülbewegung die dritten /3/, einem Gegenstand durch thermischen Kontakt zuführbare Energie die vierten /4/, ein Kurzname für den Ausdruck ∆U–W die fünften /5/, die gebundene Energie TS die sechsten /6/, das Integral ∫ TdS die siebten /7/, ein fragwürdiger und überflüssiger Begriff die achten /8/. Was ist sie wirklich? Herkunft: Die Frage ist so alt wie die Physik. Die Antwort, die R. CLAUSIUS darauf 1850 in seinem ersten Hauptsatz gab, in dem er die Äquivalenz von Wärme und Arbeit “enthaltene Wärme” H, die er sich als Bewegungsenergie der Moleküle vorstellte, und die einem Gegenstand “zugeführte Wärme” Q, wobei Q = ∆H jedoch nur in Ausnahmefällen gilt. Unter den oben genannten Beispielen erkennt man unschwer die Nachfahren dieser beiden Eltern wieder. Die Meinungsvielfalt ist Ausdruck des ärgerlichen Umstandes, daß es keine Energiegröße gibt, die gleichzeitig alle wünschens-werten Aspekte des Wärmebegriffes abzubilden vermag. Wie bei einer zu kurzen Bettdecke, ist man gezwungen, auf die eine oder andere Eigenschaft zu verzichten. Je nachdem, was man für besonders betonenswert erachtet, fällt der Kompromiß anders aus. Daß man trotz dieser Vieldeutigkeit zu denselben Rechenergebnissen gelangt, läßt darauf schließen, daß die von CLAUSIUS geforderte Äquivalenz für den hermodynamischen Kalkül belanglos ist. Wofür ist sie dann aber gut? Entsorgung: Wenn wir auf diese Forderung verzichten, gewinnen wir eine neue Frei-heit. Um den Energiesatz aufzustellen, benötigen wir sie nicht. Um die Wärme zu definieren, auch nicht. Der Wärmebegriff läßt sich leicht “fundamental metrisieren”, wie man in der Wissenschaftstheorie sagt. Dieses Verfahren wird in der Physik meist nur zur Definition einiger Basisgrößen benutzt, etwa Länge, Dauer, Masse, indem beispielsweise festgelegt wird, wie Gleichheit und Vielfachheit der Werte festzustellen sind und was als Einheit gelten soll. Man kann jedoch dieses Verfahren, das einen gegebenen Begriff direkt auf eine Größe abbildet, auch in vielen anderen Fällen heranziehen, etwa zur Definition von Energie, Impuls, Drehimpuls, Ladung, Stoffmenge, Entropie oder zur Metrisierung 29 von Begriffen wie Wärmemenge, Datenmenge, Unordnung oder Zufälligkeit. Das verblüffendste Ergebnis hierbei ist, daß der landläufige, wissenschaftlich unbelastete Begriff Wärmemenge hierbei keine energetische Größe liefert, sondern direkt die CLAUSIUSsche Entropie S /9/. Dieser spielende Zugang zu der neben der Temperatur wichtigsten thermodynamischen Größe erlaubt eine weitgehende Entrümpelung der Thermodynamik. Begriffe wie Enthalpie, freie Energie, Energieentwertung, Prozeßgröße, Zustandsfunktion lassen sich gleich mitentsorgen. – Daß ein Mißgriff nicht im Kalkül einer Wissenschaft, sondern in ihrer Semantik so weitreichende Folgen haben kann, sollte Theoretiker warnen, deren Augenmerk allein der Stimmigkeit des Kalküls gilt, und Didaktiker alarmieren, die sich mit diesen Folgen herumschlagen müssen. 3) Der Wärmeinhalt eines zusammengesetzten Gegenstandes ist die Summe der Wärmeinhalte seiner Teile. /1/ F. J. DYSON:“What is heat?” Scientific Ameri- Mängel: Die Entropie ist, neben der Temperatur, die wichtigste Größe der Wärmelehre. Sie ist die zur intensiven Temperatur gehörende extensive Größe. Entropie und Temperatur gehören genauso zusammen wie elektrische Ladung und elektrisches Potential oder wie Impuls und Geschwindigkeit. Entropieströme müßten in der Wärmelehre dieselbe Rolle spielen, wie elektrische Ströme in der Elektrizitätslehre oder Kräfte (Impulsströme) in der Mechanik.. Die übliche Einführung der Entropie wird dieser wichtigen Rolle nicht gerecht. Bei ihrer ersten Erwähnung wird uns die Entropie oft präsentiert als “Zustandsfunktion“ /1/. can 1954, 191 (No. 3), S. 58 - 63. /2/ R. W. POHL: “Mechanik, Akustik, Wärmelehre”; Springer: Berlin 1962, S. 248. /3/ C. GERTHSEN, O. H. KNESER, H. VOGEL: “Physik”; Springer: Berlin 1986, S.193 - 197. /4/ C. KITTEL: “Physik der Wärme”; Wiley & Sons: Frankfurt 1973, S. 133. /5/ M. BORN: Physikal. Zeitschr. 1921, 22, S. 218 286. /6/ H. H. STEINOUR: “Heat and Entropy”; J. Chem. Educ. 1948, 25, S. 15 - 20. /7/ G. FALK, W. RUPPEL: “Energie und Entropie”; Springer: Berlin 1976, S. 92. /8/ G. M. BARROW: “Thermodynamics…”; J. Chem. Educ. 1988, 65, S. 122 - 125. /9/ Folgende Annahmen zusammen mit der Wahl einer Wärmeeinheit genügen bereits zur eindeutigen Metrisierung: 1) Jeder Gegenstand enthält Wärme, deren Menge nicht abnehmen kann, wenn er wärmedicht umhüllt ist. 2) Nach Art und Zustand gleiche Gegenstände enthalten gleiche Wärmemengen. 30 Georg Job entnommen aus: JOB, G.: Altlasten der Physik (10), Die Äquvalenz von Wärme und Arbeit. In: Physik in der Schule 33 (1995). 7.8 Altlasten der Physik: Die Messung der Entropie (von F. Herrmann) Gegenstand: Die Entropie wird, wenn überhaupt, so eingeführt, daß der Eindruck entsteht, es handele sich um eine Größe, deren Werte man nur durch komplizierte mathematische Berechnungen erhalten kann. Warum wird ausgerechnet bei der Entropie betont, sie sei eine Funktion? Die Entropie ist zunächst eine physikalische Größe. Zur Funktion wird sie erst, wenn man sie in Abhängigkeit von anderen Größen darstellt. Je nachdem, welche anderen Größen man wählt, ist der funktionale Zusammenhang natürlich ein anderer. Und warum wird betont, sie sei eine Zustandsfunktion oder Zustandsgröße? Alle extensiven physikalischen Größen sind Zustandsgrößen (und noch viele andere mehr), aber diese Tatsache ist so selbstverständlich, daß man sie normalerweise nicht erwähnt. Daß man sich bei der Entropie an diese Eigenschaft klammert, erklärt sich dadurch, daß die komplizierte, übliche Einführung so wenig Anschaulichkeit für die Größe vermittelt, daß man sich an diese eine Eigenschaft klammert, um das Defizit an Anschaulichkeit wenigstens etwas zu vermindern. Der wohl wichtigste Mangel bei der Einführung der Entropie ist, daß man kein Meßverfahren vorstellt. Selbstverständlich entsteht so der Eindruck, die Messung der Größe sei sehr schwierig, vielleicht sogar unmöglich. Tatsächlich ist die Entropie aber eine der am leichtesten zu messenden Größen überhaupt. Man kann Entropiewerte mit recht guter Genauigkeit mit Hilfe von Geräten bestimmen, die man in jeder Küche findet. Herkunft: Siehe /2/ gleich ist, und man mißt die Temperatur als Funktion der Zeit. Der Energiestrom P, der aus dem Tauchsieder ins Wasser fließt (die Leistung) ist bekannt. Aus dE = T · dS folgt dS=dE/T=Pdt/T. Eine kleine Entropiezunahme dS erhält man also einfach als Quotienten aus der Energiezufuhr dE = Pdt und der Temperatur T. Da sich die Temperatur des Wassers beim Heizen ändert, muß man, um die gesamte zugeführte Entropie zu erhalten, aufsummieren: Solange die Temperaturänderung beim Heizen klein gegen die mittlere absolute Temperatur ist, kann man aber statt der veränderlichen Temperatur getrost eine konstante, mittlere Temperatur verwenden, und man erhält also: Energiestrom des Tauchsieders mal Heizzeit durch mittlere Temperatur. /1/ Gerthsen – Kneser – Vogel: Physik. – Springer-Verlag, Berlin, 1977. – S. 183 /2/ Job, G.: Altlasten der Physik (8), Entropie. – In: Physik in der Schule 33 (1995). Friedrich Herrmann entnommen aus: HERRMANN, F.: Altlasten der Physik (16), Die Messung der Entropie. – In: Physik in der Schule 36 (1996). S. 162. Entsorgung: Es geht natürlich nicht um die “Entsorgung” der Entropie oder deren Messung, sondern um die Beseitigung des Vorurteils, die Entropie sei schwer zu messen. Wie mißt man Entropien? Wir formulieren zunächst die Meßaufgabe genauer: Man bestimme die Entropiedifferenz zwischen 5 Liter Wasser von 60 ˚C und 5 Liter Wasser von 20 ˚C. Man beginnt mit dem Wasser bei 20 ˚C und heizt es mit einem Tauchsieder auf 60 ˚C. Man rührt gut um, sodaß die Temperatur überall im Wasser 31 32 II. Unterrichtspraktischer Teil - Ein Unterrichtsvorschlag • Entwicklung und Förderung des Denkens in Flüssen bzw. Strömen, 1. Didaktischer Kommentar • Bekanntes und Vertrautes (Wissen, Formeln, Gesetze, Vorstellungen, ... ) in einen gemeinsamen Zusammenhang, in ein System bringen und damit Disparates und angeblich weit auseinanderliegendes näherbringen (systemisches Denken). Der Baustein Energie und Entropie beabsichtigt: • den Energiebegriff als gebietsübergreifendes Band in der Physik herauszustellen, • den Mengencharakter der Energie zu unterstreichen, • zu verdeutlichen, dass Energieströmung immer an die Strömung einer anderen mengenartigen Größe gebunden ist, die einem Potenzialunterschied einer intensiven Größe unterliegt (gibbssche Fundamentalform), • Entropie einzuführen als die mengenartige Größe und als Energieträger, • einen raschen, direkten Zugang zum Entropiebegriff zu ermöglichen, • die Entropie als zentralen Begriff der Physik herauszustellen, • eine Begriffsreduktion gegenüber der traditionellen Thermodynamik zu ermöglichen, • die Option auf einen Ausbau in Richtung Thermodynamik (Wahlpflichtbaustein) oder offene Systeme, • Entwicklung und Förderung des Denkens in Analogien, Entsprechend dem Charakter des Bausteins Energie und Entropie trägt der Unterricht einige Merkmale, die ihn vom Unterrichten anderer Gebiete unterscheidet: • Die Begriffsbildung erfolgt in Anknüpfung an die Alltagserfahrungen zu den begriffen Temperatur, Energie und Wärme. • Durch die Betonung des Denkens in Analogien treten Strukturen in den Vordergrund und der Unterricht erhält einen formalen Charakter. • Das Denken und Sprechen in Flüssen bringt Anschaulichkeit in den Unterricht. • Der Unterricht enthält keine zentralen großen Experimente, sondern eher Anschauungsbeispiele aus dem Alltag im Sinne von 'Freihandexperimenten' und 'Anschauungsmaterialien'. (Messexperimente fehlen fast völlig, es sei denn, man steigt tiefer in die Untersuchung von Entropieströmen mittels Peltier-Elementen ein. Dafür ist aber der Zeitansatz in diesem Baustein zu knapp.) • die Option auf einen Einblick in die statistische Interpretation oder die informationstheoretische Interpretation der Entropie. Die allgemeinen Zielsetzungen des Bausteins sind: 33 2. Bausteine im Lehrplan Physik 2.1 Bausteine des Grundfaches Entropie - Entropie als Wärme - Entropieerzeugung und Entropiestrom - entropische Betrachtung von Naturphänomenen 10 • Die fundamentale gebietsübergreifende Bedeutung des Entropiebegriffs zur Einsicht bringen. • Eine eventuelle Ergänzung mit dem Wahlbaustein Energiegewinnung bedenken. Zur Darstellung von Strömen eignen sich Modellbildungssysteme. Wärmekraftmaschinen - Gesetze des idealen Gases - thermodynamische Maschinen (Wärmepumpe, StirlingMotor) 10 • Ein Verständnis für Möglichkeiten und Grenzen thermodynamischer Maschinen schaffen. • Das Gas als Arbeitsmittel thermodynamischer Maschinen und die Entropie als Energieentwertung als Leitidee herausstellen. Eine Kombination mit den Bausteinen Entropie und Energiegewinnung ist bedenkenswert. Energiegewinnung - Energieerzeugungstechniken - Leistungsvergleiche - Schutz der Erdatmosphäre 10 • Inhaltliche Grundlagen für Bewertungsansätze schaffen. • Fachübergreifende Aspekte der Thematik nutzen. Schwerpunktsetzung nach Rahmenbedingungen (Unterrichtsform, örtliche Gegebenheiten, Interessen, ...) vornehmen. Eventuelle Vorbereitung durch geeignete Bausteine bedenken. 2.2. Bausteine des Leistungsfaches Energie und Entropie - Energieströme und Energieträger - Entropie als Energieträger; Entropieerzeugung und Entropiestrom - entropische Betrachtungen 34 10 • Die Aspekte und die fundamentale, gebietsübergreifende Bedeutung des Energiebegriffs und des Entropiebegriffs zur Einsicht bringen. • Eine eventuelle Ergänzung durch die Wahlbausteine Energiegewinnung und Thermodynamik bedenken. Empfehlenswert ist der direkte Zugang zum Entropiebegriff über die Entropie als Energieträger ∆E=T•∆S. Energiegewinnung - Energietechniken - Leistungsvergleiche - Energiespeicher Thermodynamik - Gesetze des idealen Gases - thermodynamische Maschinen (Wärmepumpe, StirlingMotor) - Entropie als Energieentwertung 10 • Inhaltliche Grundlagen für Bewertungsansätze schaffen. • Fachübergreifende Aspekte der Thematik nutzen. Schwerpunktsetzung nach Rahmenbedingungen (Unterrichtsform, örtliche Gegebenheiten, Interessen, ...) vornehmen. Eventuelle Vorbereitung durch geeignete Bausteine bedenken. 10 • Ein Verständnis für Möglichkeiten und Grenzen thermodynamischer Maschinen erreichen. • Das Gas als Arbeitsmittel thermodynamischer Maschinen und die Entropie als Energieentwertung als Leitidee herausstellen. Eine Kombination mit dem Baustein Energie und Entropie ist bedenkenswert. Fachübergreifende Bezüge nutzen. 2.3 Bausteine im Lehrplan zum fachübergreifenden und fächerverbindenden Arbeiten am Thema Treibhauseffekt Treibhauseffekt Beiträge des Faches Physik: - Temperaturstrahlungsgesetze - Absorptionverhalten der Treibhausgase - Sechs-Effekte-Modell des Treibhauseffektes; CO2-Dynamik Beiträge des Faches Biologie: - Anteil und Rolle der Fotosynthese - Entropieverminderungsfunktion Beiträge des Faches Chemie: - chemische Zusammensetzung der Erdatmosphäre - Treibhausgase; chemische Reaktionen Beiträge des Faches Erdkunde - anthropogene Beiträge zum Treibhauseffekt Hinweise: • Eine adressatengerechte Darstellung der Gesetze wählen (Texte, Bilder, Grafiken, Formeln, ...). • Eine Modellierung der CO2-Dynamik mit einem Modellbildungssystem ist empfehlenswert. • Modellexperimente zu Einzeleffekten durchführen. • Anteil und Rolle der Verbrennung fossiler Brennstoffe, der Treibhausgasemissionen aus Industrie und Verkehr, der Massentierhaltung und des Nassreisanbaus, Pufferwirkung des Ozeans diskutieren. • Reichhaltiges Informationsmaterial auf klassischen und elektronischen Datenträgern, in Datenbanken durch Telekommunikation nutzen. 35 3. Gliederung der Unterrichtsreihe 1. Vorstellungen der Schüler zu Temperatur, Wärme und Energie 2. Entropieexperimente 3. Übungen an der Wärmflasche 4. Strukturierung mit Begriffswortfeldern und Begriffsnetzen 5. Entropiestromgesetze 6. Entropiemessung 7. Übungen zu Entropieströmen 8. Entropische Betrachtungen von Naturphänomenen (Strukturbildung und Entropieexport / Treibhauseffekt) Ist das Thema Energie und Entropie auch ein Thema für den Grundkurs? Ist die fachliche und didaktische Schwelle nicht zu hoch? Die Antwort ist erfreulicherweise ein klares 'Nein'; denn der Einstieg und Aufstieg ist auf unterschiedlichen Ebenen und Niveaustufen möglich, ohne im Kern fachliche Abstriche machen zu müssen. So gesehen ist es auch ein Thema für die Mittelstufe, für alle Schulstufen. Ausgangspunkt sind die Alltagserfahrungen und die damit verbundenen Vorstellungen zu den Begriffen Energie, Temperatur und Wärme (=Entropie). Nach dem Unterschied zwischen Temperatur und Wärme befragt, erhält man von Schülerinnen und Schülern folgende Antworten (Auswahl aus einer Befragung in einem Grundkurs 12): • Wärme kann man spüren, Temperatur nicht. Die Wärme ist die fühlbare Größe, wohingegen die Temperatur eine messbare Größe ist. • Man misst Wärme und Kälte in Grad. Das nennt man Temperatur. • Wärme betrifft die Sinne des Menschen, mit denen man Dinge begreift, und mit der Temperatur bestimmt man die Wärme durch Messungen. Wärme ist ein Begriff für angenehme Temperatur. • Wärme ist der warme Teil des Spektrums und Temperatur umfasst den ganzen Teil des Spektrums. 36 • Wärme ist immer warm, Temperatur kann auch kalt sein. Nach Schülervorstellungen vor dem Unterricht ist die Temperatur der objektiv messbare Teil der Wärme. Einfachste Experimente zeigen hingegen, dass Wärme eine extensive Größe ist und Temperatur eine intensive Größe. Extensive Größen sind mengenartig und deren Werte beziehen sich auf einen Raumbereich. Die Werte intensiver Größen hingegen beziehen sich auf einen Punkt. Das lässt sich an Alltagsvorgängen (z. B. Tante Ernas Wärmflasche) einsichtig darlegen. Energie ist eine Art universeller Treibstoff, der für Prozesse aller Art erforderlich ist. Wärme (=Entropie) ist ein Energieträger und die Temperatur gibt an, wie energiebeladen die betreffende Entropiemenge ist. Im Unterschied zu anderen Unterrichtsthemen sollte man in diesem Themenbereich die Begriffe nicht sukzessive nacheinander einführen, sondern in ihrer Gesamtheit an die Schülerinnen und Schüler herantragen und auf die Abgrenzungen und Zusammenhänge hinarbeiten. Dies ist durch Bezugnahme und Analogiebildung zur Elektrizitätslehre leicht möglich. 1. Vorstellungen der Schüler zu Temperatur, Wärme und Energie Den Schülern wird folgende Frage vorgelegt (Tafelanschrieb), die sie schriftlich auf einem Blatt beantworten: 1. Was ist Temperatur, Wärme, Energie ? 2. Was unterscheidet die Begriffe ? Die Interferenz der Begriffe verweist auf Schülervorstellungen und verdeutlicht die Notwendigkeit einer begrifflichen Ausschärfung. 2. Entropieexperimente Anhand einfachster Entropieexperimente können die Begriffe eingeführt und Eigenschaften der Entropie (=Wärme) formuliert werden. Der Alltagswärmebegriff wird fachsprachlich mit dem Begriff Entropie belegt. Besonderer Wert sollte auf Strömungsvorstellungen gelegt werden. Hier ist weniger an eine Erarbeitung gedacht, als an die systematische Zusammenstellung von Vorwissen und bekannten Alltagserscheinungen. 3. Übungen an der Wärmflasche Anhand eines allgemeinsprachlich gehaltenen Textes (Anlage) über eine Wärmflasche, der wesentliche Bereiche der Wärmelehre aufreißt, können die Begriffe und Gesetze eingeübt werden, indem der Text in eine korrekte Fachsprache übersetzt wird. Der Text kann auch als Einstieg dienen, um anschließend die Entropiexperimente durchzuführen. 4. Strukturierung mit Begriffswortfeldern und Begriffsnetzen E T ∆E=T•∆S S Die Begriffe können auch anhand von Begriffswortfeldern und Begriffsnetzen eingeübet aber auch eingeführt werden. Das könnte selbsterschließend und nicht induktiv fragend erarbeitet werden. Dazu wird der gesamte Begriffsapparat mit dem Auftrag zur Strukturierung vorgegeben. Die kann vor oder nach der Analogiebetrachtung zur Elektrizitätslehre erfolgen. 37 5. Entropiestromgesetze Analogie T U S Q Der bearbeitete Begriffsbestand wird experimentell begleitet und in strikter Analogie zu den bekannten Gesetzen des elektrischen Stromkreises in Bezug gesetzt. Unterschiede (z.B. Entropie ist eine Quasi-Erhaltungsgröße) und Gemeinsamkeiten werden erarbeitet und festgehalten. 6. Entropiemessung Ein Peltier-Element kann als Entropiestrommesser benutzt werden, und damit werden Stromstärkemessungen und Stromkreisgesetze experimentell untersucht. Die Entropieerzeugung eines Tauchsieders kann mit sehr einfachen Mitteln gemessen werden. 7. Übungen zu Entropieströmen 1. Aufgabe: Anhand von Aufgaben und Übungen wird der Intensitätsgrad der Beschäftigung erhöht. 2. Aufgabe: 3. Aufgabe: 8. Entropische Betrachtungen (Strukturbildung und Entropieexport / Treibhauseffekt) Mit dem Energie- und Entropiebegriff und mit den Entropiestromgesetzen können Wärme- und Entropieprobleme aus dem Alltag und aus der Natur behandelt werden. Hier muss eine exemplarische Auswahl getroffen werden: • die Behandlung von Lebewesen als offene Systeme 38 CO2 H2 O, flüssig O2 oder: • die Strukturbildung beim Pflanzenwachstum. H2 O, gas oder: • die entropische Betrachtung des Treibhauseffektes. 39 40 III. Unterrichtsmaterialien - Folien und Arbeitsblätter 1. Meine Vorstellungen zu Wärme und Temperatur 2. Entropieexperimente 3. Übungen an der Wärmflasche: Tante Erna spricht über ihre Wärmflasche Fragen zu Tante Ernas Wärmflasche Der Physiker spricht über die Wärmflasche 4. Strukturierungen: Begriffswortfeld Begriffswortfeld mit Symbolen Sortiertes Begriffswortfeld Begriffsschubladen Bergiffsnetz 5. Analogie zwischen Elektrizität und Entropie 6. Entropiemessung: Messung des Entropiestromes mit dem Peltier-Element Entropiemessung am Beispiel der Entropieerzeugung am Tauchsieder 7. Aufgaben mit Lösungen 41 Meine Vorstellungen zu Wärme und Temperatur 1. Auf dem Tisch liegen ein Wollpullover und ein Stück Eisen. Beide fühlen sich unterschiedlich warm an. Wie erklärst du das? 2. Erkläre jemandem den Unterschied zwischen Temperatur, Wärme und Energie. 3. Was ist Kälte? 4. Du steigst aus dem Schwimmbad und frierst. Begründe das. 42 Entropieexperimente 1. Experiment: 1. Grundbegriffe der Wärmelehre: Temperatur, Entropie und Energie B A Die Wärme (= Entropie) ist etwas, das in dem Körper enthalten ist, abhängig von dessen Größe, Masse, Material, Temperatur, etc.. A B A Die Temperatur charakterisiert den Zustand des Warmseins eines Körpers, unabhängig von dessen Größe, Masse, Material, etc.. Die Energie ist etwas, das in allem enthalten ist. Alles ist Energie und für alles braucht man Energie. Mit Wärme kann man Energie übertragen. B Die Hälfte des Wassers in A wird in B gegossen. Die Temperatur in A bleibt gleich, aber die Wärme und die (Wärme-) Energie halbieren sich. 43 2. Experiment: 2. Feststellung: Das Wasser mit der Temperatur 70°C enthält mehr Entropie (= Wärme) als die gleiche Wassermenge der Temperatur 10°C. 2 (a) Je höher die Temperatur eines Gegenstandes ist, desto mehr Entropie enthält er. 70°C 10°C Von zwei Wassermengen gleicher Temperatur enthält die größere mehr Entropie als die kleinere. 2 (b) Je größer die Masse eines Gegenstandes ist, desto mehr Entropie enthält er. 20°C 20°C 10°C 70°C 2 (c) Bei zwei Wassermengen unterschiedlicher Masse und unterschiedlicher Temperatur braucht man zum Vergleich der Entropiemengen quantitative Gesetzmäßigkeiten. Welche Wassermenge enthält mehr Wärme (=Entropie)? 3. Experiment: 3. Feststellung: Hält man einen Gegenstand, z. B. ein Stück Eisen, über eine Gasflamme, so wird er wärmer, seine Temperatur steigt. In den Gegenstand strömt Entropie hinein. Je mehr Entropie man in das Eisenstück hineinfließen lässt, desto höher wird seine Temperatur. Nimmt man den Gegenstand von der Flamme weg und packt ihn in Styropor ein, so bleibt die Entropie in ihm drin. Man erwärmt einen Gegenstand , z. B. ein Stück Eisen, über einer Gasflamme. Anschließend nimmt man die Flamme weg und packt den Gegenstand in Styropor ein. 44 Entropie ist eine mengenartige Größe, die in einem Körper enthalten ist. 4. Experiment: 20°C 70°C 4. Feststellung: 20°C 70°C Man taucht einen Behälter A mit Wasser der Temperatur 70°C in ein Wasserbad B der Temperatur 20°C. T1 T1 T2 T2 Taucht man einen Behälter A mit Wasser der Temperatur 70°C in ein Wasserbad B der Temperatur 20°C, so fließt solange Entropie von A nach B bis die Temperaturen gleich sind. Es stellt sich ein thermisches Gleichgewicht ein. Die Gleichgewichtstemperatur hängt ab vom Verhältnis der Wassermengen. Entropie strömt von selbst von Stellen höherer Temperatur zu Stellen niedriger Temperatur. Ein Temperaturunterschied ist ein Antrieb für einen Entropiestrom. Eine Wärmepumpe transportiert Entropie von Stellen niedriger Temperatur zu Stellen höherer Temperatur. Ob die Entropie gut von einem warmen zu einem kalten Gegenstand fließt, hängt aber auch noch von der Art des Kontakts, der Verbindung, ab. Es gibt also gute und schlechte Entropieleiter. Wovon hängt der Wärmefluß ab? 5. Experiment: 5. Feststellung: Hält man einmal einen Behälter mit Luft und einmal einen gleich großen Behälter mit Wasser über eine Flamme, so stellt man fest, dass sich die Luft schneller erwärmt, d. h. schneller eine bestimmte Temperatur erreicht als das Wasser. Man muss also in das Wasser mehr Entropie hineinstecken, um diese Temperatur zu erreichen. Wasser hat eine größere Entropiekapazität als Luft. Man hält einmal einen Behälter mit Luft und einmal einen gleich großen Behälter mit Wasser über eine Flamme. 45 6. Experiment: 6. Feststellung: Man kann einem "System" auch Entropie zuführen, ohne dass die Temperatur steigt. Lässt man siedendes Wasser auf der Flamme stehen, so fließt dauernd Entropie in das Wasser hinein. Seine Temperatur erhöht sich nicht mehr, aber dafür wird ständig Wasser verdampft. Der Dampf muss also die Entropie forttragen. Ein Gramm Dampf enthält also (viel) mehr Entropie als ein Gramm flüssiges Wasser. 500 T/K Man lässt siedendes Wasser auf der Flamme stehen und misst die Temperatur. 100 S/J/K 2000 4000 10000 Temperatur als Funktion des Entropieinhalts für 1 kg Wasser 7. Experiment: 7. Feststellung: Man kann Entropie erzeugen, z. B. in einer Flamme, in einem elektrischen Widerstand oder durch "Reibung". Entropie kann erzeugt werden. Man erhitzt einen Draht elektrisch. 46 8. Experiment: Man lässt den erwärmten Gegenstand eine Weile stehen ohne weiter zu heizen. 8. Feststellung: Lässt man den Gegenstand, den man vorher erwärmt hat, eine Weile stehen, so fließt die Entropie aus ihm heraus, sie verteilt sich in der Umgebung. Dabei verdünnt sie sich so stark, dass man nicht mehr erkennt, wo sie sich genau befindet. Trotzdem ist sie irgendwo, sie ist nicht verschwunden im Sinne von "vernichtet", sondern nur verschwunden im Sinne von "versteckt" oder "verstreut". Entropie kann erzeugt, aber nicht vernichtet werden. (2. Hauptsatz) 47 Tante Erna spricht über ihre Wärmeflasche Das ist meine Wärmflasche. Ich stelle dann Wasser auf den Herd, auf Stufe 6, erwärme das und gieße das Wasser in meine Wärmflasche. Dann ist die Wärme da drin. Wenn ich sie gerne wärmer hätte, dann stelle ich den Herd auf Stufe 12, bis das Wasser kocht. Höher geht es ja nicht. Wenn ich die Wärmflasche ins Federbett packe, dann bleibt sie lange warm, draußen kühlt sie schnell ab. Halte ich meine Füße daran, so werden sie wohlig warm. Die Wärmflasche hat zwei Seiten. Bei der glatten verbrenne ich mir die Füße; die mit den Rippen ist angenehm. Letztlich war mein Herd kaputt, und da habe ich das Wasser mit einem Holzfeuer erwärmt. 48 Fragen zu Tante Ernas Wärmflasche 1. Was hat Tante Erna in ihrer Wärmflasche? 2. Wie kommt die Wärme in den Wasserkessel? Wo kommt sie her? 3 . Wieso wird das Wasser nicht beliebig warm? 4 . Wieso kühlt die Wärmflasche wieder ab? Wohin geht die Wärme? 5 . Kann man die Wärme, Temperatur, Energie erzeugen? Wenn ja, wie geht das? 6 . Übersetze den Tante-Erna-Bericht in die physikalische Fachsprache. 49 Der Physiker spricht über die Wärmeflasche Das Wasser in der Wärmflasche ist ein Energie- und Entropiespeicher. Im Elektroherd als Energiewandler wird der Energieträger gewechselt. Elektrische Energie fließt mit Ladungen hinein und Wärmeenergie fließt mit Entropie hinaus. Durch Wärmeleitung fließt die Entropie über den Kessel in das Wasser. Mit zunehmendem Entropieinhalt des Wassers wächst dessen Temperatur bis zur Siedetemperatur. Das Federbett ist ein Entropieisolator und hat eine extrem geringe Entropieleitfähigkeit, so dass kaum eine Entropieleitung stattfindet und die Temperatur fast konstant bleibt. Durch die Füße kann Entropieleitung stattfinden. Die beiden Seiten der Wärmflasche haben einen unterschiedlichen Entropiewiderstand. Durch Lufteinschluss der gerippten Seite ist die Entropieleitung gering, weil Luft ein schlechter Entropieleiter ist. Die Entropieerzeugung kann auch durch Verbrennung (Oxidation) erfolgen. 50 Begriffswortfeld Thermometer Entropie Temperatur Entropieisolator Wärme Energie Energiedifferenz Entropieleiter Wärmeenergieleiter Entropieleitung Entropiewiderstand Entropiemesser Entropiestrom Energieströmung Entropiemenge Entropiepumpe Entropieströmung Energiemesser Entropiekapazität Entropiedifferenz Energieträger Entropiestromstärke Energiestromstärke Entropiewiderstand Temperaturdifferenz Verbrennung Entropieleitfähigkeit reversibel Reibung irreversibel Aufgaben: 1. Notiere Symbole an die Begriffe. 2. Bilde "Begriffsschubladen" und sortiere die Begriffe. 3. Bilde Begriffsnetze. 4. Übersetze den Tante-Erna-Bericht in die physikalische Fachsprache. 51 Begriffswortfeld mit Symbolen Entropie S Temperatur Wärme Energiedifferenz ∆E T Thermometer Entropieisolator Energie E Entropieleiter Wärmeenergieleiter Entropieleitung Entropiewiderstand RS Entropiemesser Entropiestrom Energieströmung Entropiepumpe Entropieströmung Entropiemenge Energiemesser CS =∆S/∆T Energieträger Entropiedifferenz∆S Entropiestromstärke IS =∆S/∆t Energiestromstärke P=I =∆E/∆t E Entropieleitfähigkeit σ Entropiewiderstand S reversibel Temperaturdifferenz ∆T Entropiekapazität Verbrennung 52 Reibung irreversibel Sortiertes Begriffswortfeld Thermometer Entropie Temperatur Entropieisolator Wärme Energie Energiedifferenz Entropieleiter Wärmeenergieleiter Entropieleitung Entropiewiderstand Entropiemesser Entropiestrom Energieströmung Entropiepumpe Entropieströmung Entropiekapazität Entropiedifferenz Entropiemenge Energiemesser Energieträger Entropiestromstärke Energiestromstärke Entropiewiderstand Temperaturdifferenz Verbrennung Entropieleitfähigkeit reversibel Reibung irreversibel 53 Begriffsschubladen Energieströmung Energie Energiedifferenz Energieträger Energiestromstärke Entropieströmung Entropieleitung Verbrennung Reibung reversibel irreversibel Entropie Wärme Entropiemenge Entropiestrom Entropiedifferenz Entropiestromstärke Entropiewiderstand Entropieleitfähigkeit Entropiekapazität Energiemesser Wärmeenergieleiter Entropiepumpe Entropieleiter Entropiewiderstand Entropieisolator Entropiemesser Thermometer Temperatur Temperaturdifferenz Prozesse 54 Größen Geräte Begriffsnetz zur Wärmelehre E S T ∆E ∆t ∆S ∆t ∆E=T• ∆S IE=∆E/∆t IE=Τ•IS IS =∆S/∆t ∆T RS IS =∆T/RS CS =∆S/∆T RS = l/(A •σS) l A σS 55 Begriffsnetz zur Wärmelehre Energie Temperatur E T Entropie (Wärme) S Energiedifferenz Entropiedifferenz ∆E ∆S Energiefluss Zeitdifferenz ∆t Zeitdifferenz ∆t ∆E=T• ∆S IE=∆E/∆t Energiestromstärke IE=Τ•IS Temperaturdifferenz Entropiekapazität CS =∆S/∆T IS =∆S/∆t Entropiestromstärke Entropiewiderstand ∆T RS IS =∆T/RS RS = l/(A •σS) Länge 56 l Querschnittsfläche Entropieleitfähigkeit A σS Analogie zwischen Elektrizität und Entropie Eigenschaften elektrischen Ladungen und Gesetze für Ladungsströme Eigenschaften der Entropie und Gesetze für Entropieströme Alltagserfahrungen zur Elektrizität und Elektrizitätsexperimente führen zu folgenden Regeln und Gesetzen: Alltagserfahrungen als Entropieerfahrungen und Entropieexperimente führen zu folgenden Regeln und Gesetzen: 1 Jeder Körper enthält Elektrizität. Die (Elektrizitätsmenge, Ladungsmenge) Ladung Q ist eine mengenartige Größe. Die Ladung Q kann positive und negative Werte annehmen. 1 Jeder (warme) Körper enthält Entropie. Die (Wärme) Entropie S ist eine mengenartige Größe. Sie kann nur positive Werte annehmen. 2 Je größer die Masse m eines Gegenstandes, desto mehr Ladung Q enthält er. 2 Je größer die Masse m eines Gegenstandes, desto mehr Entropie S enthält er. 3 Je höher das Potenzial ϕ eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Ladung Q enthält er (es). 3 Je höher die Temperatur T eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Entropie S enthält er (es). 4 Ladung strömt von selbst von Stellen höheren Potenzials zu Stellen niedrigeren Potenzials. Ein Potenzialunterschied ∆ ϕ = U ist ein Antrieb für einen Ladungsstrom I =∆Q/∆t. 4 Entropie strömt von selbst von Stellen höherer Temperatur zu Stellen niedrigerer Temperatur. Ein Temperaturunterschied ∆T ist ein Antrieb für einen Entropiestrom IS =∆S/∆t. 5 Je größer die Potenzialdifferenz ∆ ϕ= U, desto stärker ist der Ladungsstrom: I = L•U, wobei L=1/R der Leitwert, oder der reziproke elektrische Widerstand ist (ohmsches Gesetz). 5 Je größer die Temperaturdifferenz ∆T, desto stärker ist der Entropiestrom: IS = LS•∆T, wobei LS der Entropieleitwert, oder der reziproke Entropiewiderstand ist (fouriersches Gesetz). 6 Jede Leitung setzt dem hindurchfließenden Ladungsstrom einen Widerstand entgegen. Dieser elektrische Widerstand R ist umso größer, je kleiner die Querschnittsfläche der Leitung und je größer ihre Länge ist. Er hängt außerdem vom Material der Leitung ab. R = l/(ε• A). 6 Jede Leitung setzt dem hindurchfließenden Entropiestrom einen Widerstand entgegen. Dieser Entropiewiderstand ist umso größer, je kleiner die Querschnittsfläche der Leitung und je größer ihre Länge ist. Er hängt außerdem vom Material der Leitung ab. RS = l/(σS• A). 7 Je höher das Potenzial ϕ eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Ladung Q enthält es. Die Ladungszunahme pro Potenzialzunahme heißt Kapazität eines Körpers C=Q/U. 7 Je höher die Temperatur T eines Körpers (physikalischen Systems) ist, desto mehr Entropie S enthält er (es). Die Entropiezunahme pro Temperaturzunahme heißt Entropiekapazität eines Systems 57 CS=∆S/∆T. Die Entropie S, und die Entropiekapazität CS hängen nicht nur von T, sondern auch von andern Größen, z. B. Masse m, Volumen V, Druck p, Stoffmenge n, etc. ab. Bei Phasenübergängen ändert sich die Entropiekapazität sehr stark. 8 Ladung kann weder erzeugt, noch vernichtet werden (Ladungserhaltungssatz). Dieser grundlegende Satz hat denselben erkenntnistheoretischen Status wie der Energieerhaltungssatz. Die Physiker glauben daran. 8 Entropie kann erzeugt werden bei einer chemischen Reaktion, durch mechanische Reibung, durch elektrische Ströme in elektrischen Widerständen, durch Entropieströme in Wärmewiderständen, u.v.a.m. Entropie kann zwar erzeugt, aber nicht vernichtet werden. (2. Hauptsatz der Thermodynamik) Dieser grundlegende Satz hat denselben erkenntnistheoretischen Status wie der Energieerhaltungssatz. Die Physiker glauben daran. 9 Prozesse, bei denen Entropie erzeugt wird, können nicht von selbst rückwärts laufen, sie sind irreversibel. 10 Ladung ist ein Energieträger. Ein Ladungsstrom der Stärke I ist immer mit einem Energiestrom der Stärke IE =ϕ • IQ oder ∆E=ϕ•∆Q begleitet. Das Potenzial gibt an, wie stark ein Ladungsstrom mit Energie beladen ist. (Die Energiestromstärke ist die sogenannte Leistung P=IE .) 10 Entropie ist ein Energieträger. Ein Entropiestrom der Stärke IS ist immer mit einem Energiestrom der Stärke IE =T• IS oder ∆E=T•∆S begleitet. Die Temperatur gibt an, wie stark ein Entropiestrom mit Energie beladen ist. (Die Energiestromstärke ist die sogenannte Leistung P=IE .) 11 Versucht man mit einer sehr guten Wärmepumpe einem Körper immer mehr Energie zu entziehen, so stellt man zweierlei fest: - Man kommt der Temperatur 0 K nahe, kann sie aber nicht unterschreiten, d. h., es gibt eine absolut tiefste Temperatur. - Bei dieser Temperatur fördert die Pumpe keine Entropie mehr, d. h., absolut kalte Körper enthalten keine Entropie. 12 Die Einheit der Ladung ist [Q]=1 C. Es ist die Ladungmenge, die bei einer zeitlich konstanten Stromstärke von 1 A während der Zeit von 1 s durch den Leiter fließt. 58 12 Die Einheit der Entropie ist [S]=1 J/K. Es ist die Entropiemenge, mit der man bei Normaldruck 0,893 cm3 Eis schmilzt. Messung des Entropiestromes mit dem Peltier-Element Messung des Entropiestromes durch einen Entropieleiter Fe 70 ° C Al 20 ° C Fe 20 ° C Zu den Experimenten mit Peltier-Elementen siehe Anhang. 59 Entropiemessung am Beispiel der Entropieerzeugung am Tauchsieder gibbssche Fundamentalform: dE = T• dS = U• dQ → dS = U/T• dQ = U•I/T• dt → ∆S = ∫U(t)•I(t)/T•dt Entropieerzeugung eines Tauchsieders bei konstanter Temperatur: t1 12 9 3 Entropieerzeugung eines Tauchsieders bei nichtkonstanter Temperatur: U U t2 T2 6 T I I T1 Wärmereservoir Die gesamte erzeugte Entropie wird an das Wasser abgegeben, führt aber zu keiner Temperaturerhöhung, weil ein Wärmereservoir vorliegt (=sehr große Wassermenge mit guter Durchmischung) t2 ∆S=∫U•I/Tdt = U•I/T•(t2-t1) Wegen des adiabatischen Abschlusses wird die gesamte erzeugte Entropie an das Wasser abgegeben und lässt sich als aufgenommene Entropie messen. t2 T2 t1 T1 ∆S=∫U•I/Tdt=∫C/TdT=C•lnT2/T1 t1 Entropiemessung = Zeitmessung Entropiemessung = logarithmische Temperaturmessung S S ∆S ∆S t1 60 t2 E~t T1 T2 E~T III. Unterrichtsmaterialien - Aufgaben mit Lösungen A. Aufgaben zu Energie- und Entropieströmen B. Aufgaben zur Entropieerzeugung durch Entropieströme C. Aufgaben zu Entropieströmen und Energieverlusten D. Aufgaben zu Entropieinhalt und Temperatur E. Aufgaben zur gibbsschen Fundamentalform und zu Energie- und Entropieströmen 61 A. Aufgaben zu Energie- und Entropieströmen (aus: [4], Band 1) 1. Ein Haus, das mit einer Ölheizung auf eine Temperatur von 20°C geheizt wird, hat einen Wärmeverlust von 35 J/Ks. Wie hoch ist der Energieverbrauch der Heizung? 2. Der Kühler eines Autos, dessen Temperatur 90°C beträgt, gibt pro Sekunde 60 J/K an die Luft ab. Wie groß ist der Energiestrom, der aus dem Kühler heraus in die Luft fließt? 3. Die Temperatur an der Unterseite eines 1000 W-Bügeleisens beträgt 300°C. Wieviel Entropie kommt pro Sekunde aus dem Bügeleisen heraus? 4. Ein Schwimmbad wird mit einer Wärmepumpe geheizt. Die Wärmepumpe nimmt die Entropie aus einem vorbeifließenden Bach. Die Temperatur des Wassers im Bach ist 15°C, die des Wassers im Schwimmbecken 25°C. Das Wasser im Schwimmbad verliert ständig Entropie an die Umgebung, und zwar pro Sekunde 500 J/K. Damit es seine Temperatur behält, muss die Wärmepumpe diese Entropie ständig nachliefern. Wie hoch ist der Energieverbrauch der Wärmepumpe? 5. Ein Haus wird mit einer Wärmepumpe geheizt. Die Außentemperatur beträgt 0°C, die Temperatur im Haus 25°C. Die Wärmepumpe fördert 30 J/Ks. (a) Wie hoch ist ihr Energieverbrauch? (b) Dasselbe Haus wird mit gewöhnlicher Elektroheizung erwärmt, d. h. 30 J/Ks werden nicht von draußen hineingepumpt, sondern im Haus erzeugt. Wie hoch ist der Energieverbrauch? B. Aufgaben zur Entropieerzeugung durch Entropieströme 6. 62 Ein Haus wird mit 20 kW geheizt. Die Innentemperatur ist 20°C, die Außentemperatur -5°C. (a) Wie stark ist der nach draußen fließende Entropiestrom an der Innenwand des Hauses? (b) Wie stark ist er an der Außenwand? 7. (c) Wieviel Entropie wird pro Sekunde beim Herausfließen der Entropie erzeugt? Der Heizdraht einer 1000 W-Kochplatte hat eine Temperatur von 1000 K. (a) Wieviel Entropie pro Sekunde wird im Heizdraht erzeugt? (b) Auf der Kochplatte steht ein Topf mit Wasser; die Wassertemperatur beträgt 373 K. Wie viel Entropie kommt pro Sekunde im Wasser an? (c) Wie viel Entropie wird auf dem Weg vom Heizdraht zum Wasser erzeugt? C. Aufgaben zu Entropieströmen und Energieverlusten 8. Ein Kraftwerk gibt mit der Elektrizität einen Energiestrom von 1000 MW ab. Die Temperatur des Dampfes am Eingang der Turbine beträgt 750 K, am Ausgang 310 K. (a) Wie stark ist der Entropiestrom, der mit dem Kühlwasser wegfließt? (b) Wie stark ist der Energiestrom, den dieser Entropiestrom trägt? 9. Überlegen Sie sich Möglichkeiten, wie man in der Natur vorkommende Entropie auf hoher Temperatur ausnutzen könnte. Diskutieren Sie auch Möglichkeiten, die Ihnen unrealistisch erscheinen. 10. Ein Elektromotor, dessen Verlust 40% beträgt, verbraucht 10 W. Wie viel Energie gibt er pro Sekunde mit ab? Wie viel Entropie erzeugt er pro Sekunde? (Die Umgebungstemperatur beträgt 300 K.) 11. Ein Generator, der einen Verlust von 8% hat, gibt mit der Elektrizität einen Energiestrom der Stärke 46 kW ab. (a) Wie stark ist der Energiestrom, der über die Welle in den Generator hineinfließt? (b) Wie stark ist der Verlustenergiestrom? (c) Wie stark ist der Strom der erzeugten Entropie? (Die Umgebungstemperatur beträgt 300 K.) D. Aufgaben zu Entropieinhalt und Temperatur 12. Einem Kilogramm Kupfer und einem Kilogramm Aluminium mit einer Anfangstemperatur von 25°C werden je 80 J/K zugeführt. (a) Welches Material erwärmte sich stärker? (b) Um welchen Faktor unterscheiden sich die Temperaturänderungen? ϑ/°C 100 Kupfer S/J/K 20 ϑ/°C 100 Aluminium S/J/K 20 1300 900 13. Wieviel Entropie braucht man, um 100 l Wasser von 20°C auf 100°C zu erwärmen? 100 ϑ/°C 1kg Wasser S/J/K 20 3500 4000 4500 E. Aufgaben zur gibbsschen Fundamentalform und zu Energie- und Entropieströmen (vgl. [12], S. 159) 15. Eine Flüssigkeitsoberfläche vergrößert sich. Stellen Sie diese Energiezufuhr mathematisch dar. 16. Stellen Sie die durch eine Kraft F einem Körper der Masse m in der Zeit ∆t zugeführte Energie so dar, dass die Impulsänderung ∆p als extensive Größe vorkommt. 17. Berechnen Sie die erzeugten Entropieströme, wenn eine Heizwendel in Wasser (a) von 100°C und (b) der Glühfaden einer Lampe mit der Temperatur T=2500 K mit einer elektrischen Leistung von 100 W gespeist werden. 550 450 14. Ein halber Liter Wasser soll mit einem 500-W-Tauchsieder von 25°C auf 100°C erhitzt werden. Wie lange braucht man dazu? 4800 18. 108 Nebeltröpfchen von je 0,001mm Durchmesser vereinigen sich zu einem einzigen Tropfen. (a) Ist der Prozess reversibel oder irreversibel? (b) Welche Energie wird dabei frei? (c) Was geschieht mit dieser Energie? d) Welche Entropiezunahme tritt bei T=20°C auf? 19. Unter welchen Bedingungen kann die Entropie eines nicht abgeschlossenen Systems (a) zunehmen (b) abnehmen (c) weder zunehmen noch abnehmen? 20. Unter welchen Bedingungen kann die Entropie eines abgeschlossenen Systems (a) zunehmen (b) abnehmen (c) weder zunehmen noch abnehmen? 21. Zeichnen Sie das Energieflussbild und das Entropieflussbild für einen reversiblen Kreisprozess zwischen den Temperaturen T1=6000 K und T2=300 K. 63 22. Ein Elektroofen hat die Leistung P=6 kW und heizt ein Zimmer, das eine konstante Temperatur von 20°C hat. Die Ofentemperatur beträgt 70°C und die Außentemperatur 0°C. Berechnen und zeichnen Sie maßstabsgerecht Energieund Entropieflüsse für den Fall, dass ein Zimmer (a) elektrisch geheizt wird (b) mit vorgeschalteter Wärmepumpe betrieben wird. (c)Welchen Entropiestrom trägt der elektrische Strom? Berechnen Sie den Leistungsfaktor. (d) Berechnen Sie die Leistung der Wärmepumpe. 5. Gesucht: P Lösung: P=(TA-TB)• IS=10K •500 J/Ks =5000W (a) Gegeben: TA-TB=25K IS = 30 J/Ks Gesucht: P Lösung: P=(TA-TB)• IS=25K •30 J/Ks =750W (b) Gegeben: T=(273+25)K=298K IS = 30 J/Ks Gesucht: P Lösung: P=T• IS=298K •30 J/Ks =8940W Lösungen: B. Aufgaben zur Entropieerzeugung durch Entropieströme A. Aufgaben zu Energie- und Entropieströmen 6. 1. Gegeben: T=(273 + 20)K=293K IS=35 J/Ks T2=(273+20)K=293K Gesucht: IS2 ,IS1 ,ISerzeugt Gesucht: P Lösung: P=T• IS=293K •35 J/Ks =10255W≈10 kW 2. 3. Gegeben: T=(273 + 90)K=363 K IS = 60 J/Ks Gesucht: P Lösung: P=T• IS=363K •60 J/Ks =21780W≈22 kW Gegeben: T=(273 + 300)K=573K P=1000 W Gesucht: IS P=T• IS → IS=P/T = 1000W/573K =1,7 J/Ks Gegeben: TA-TB=10K Lösung: 4. IS = 500 J/Ks 64 Gegeben: P=20 kW T1=(273-5)K=268K Lösung: P=T• IS → IS=P/T (a) IS2=P/T2=20 kW/293K= 68,3 J/Ks IS1=P/T1= 20 kW/268K= 74,6 J/Ks ISerzeugt = IS1-IS2= 6,3 J/Ks (b) (c) 7. Gegeben: P=1000 W T1=373K T2=1000K Gesucht: IS2 ,IS1 ,IS1 - IS2 Lösung: P=T• IS → IS=P/T (a) IS2=P/T2=1000W/1000K= 1 J/Ks (b) (c) IS1=P/T1=1000W/373K= 2,7 J/Ks IS1-IS2= 1,7 J/Ks C. Aufgaben zu Entropieströmen und Energieverlusten 8. Gegeben: P=1000 MW TA=750 K Pheraus=Phinein - PV=10W -4W = 6W IS=PV /T=4W/300K = 0,013 J/Ks 11. Gegeben: V=8% Pheraus=46 kW T=300 K Gesucht: Phinein , PV , ISerzeugt Lösung: (a) Phinein /Pheraus=Phinein /46kW =100%/92% Phinein =46kW•100/92=50kW TB=310 K Gesucht: IS , P Lösung: TA-TB=750K - 310K = 440K (b) PV =Phinein -Pheraus=4 kW (a) P=(TA-TB)• IS → (c) ISerzeugt=PV /T=4000W/300K = 13,3 J/Ks (b) 9. 46 KW entspricht 92% von Phinein IS=P/(TA-TB)= 1000 MW/440K=2,27 M J/Ks PB=TB•IS= 310K•2,27 M J/Ks=704 MW Man könnte eine Wärmekraftmaschine laufen lassen • zwischen dem Wasser eines kalten Gebirgssees und dem wärmeren Wasser eines Sees im Tal • zwischen dem Meerwasser am Äquator und dem Meerwasser am Nordpol • zwischen einem Eisberg, den man mit Schiffen zum Äquator geschleppt hat, und dem warmen Meerwasser • zwischen der Erde und dem Weltraum, der eine Temperatur von 2,7K hat. 10. Gegeben: V=40% Phinein=10 W T=300 K Gesucht: Pheraus , IS Lösung: V=(PV /Phinein)•100% → PV=(V /100%)• Phinein = (40/100)•10W=4W D. Aufgaben zu Entropieinhalt und Temperatur 12. Gegeben: Diagramm 1 ∆S=80 J/Ks Gesucht: ∆ TCu , ∆ TAl Lösung: Aus den Diagrammen entnimmt man: (a) ∆ TCu = 70K und ∆ TAl = 27K Das Kupfer erwärmt sich stärker. (b) ∆ TCu /∆ TAl = 70K/27K=2,6 13. Gegeben: Diagramm 2 ϑ1 = 20°C ϑ2 = 100°C m=100 kg Gesucht: ∆S 65 Lösung: Aus dem Diagramm entnimmt man für 1 kg Wasser: 18. (a) irreversibel ∆S=1030 J/Ks für 1 kg Also: (b) Oberflächenenergie: ∆E=σ• ∆A = σ• N•πr2= 2,26•10-5 J ∆S=103000 J/Ks für 100 kg. (c) Sie wird in die Umgebung dissipiert. (d) ∆S=∆E/T = 7,7•10-8 J/K 14. Gegeben: ϑ1 = 25°C ϑ2 = 100°C m=0,5 kg P=500 W Gesucht: t Lösung: P=∆E/t → t=∆E/P → t=c•m ∆T/P=4180J/kg•0,5kg •75K/500J/s=313,5s=5min E. Aufgaben zur gibbsschen Fundamentalform und zu Energie- und Entropieströmen 15. Oberflächenenergie: ∆E=σ• ∆A 16. Herleitung über die Arbeit: ∆E=F• ∆s=F•v• ∆t=v•F• ∆t=v•∆p für m=const Herleitung über die kinetische Energie: E=1/2mv2 = p2/2m → ∆E/∆p=2p/2m• ∆p=v• ∆p 17. (a) ∆S=∆E/T → ∆S/∆t=P/T = 100W/373K = 0,268 W/K (b) ∆S/∆t=P/T =100W/2500K =0,04W/K 66 19. (a) Entropieerzeugung durch irreversible Prozesse. (b) Nach dem Entropiesatz nicht möglich. (c) bei reversiblen Prozessen. 20. (a) Entropieübetragung, Entropieerzeugung (b) Entropieübetragung (c) Entropieübetragung 22. vgl. u. Lösung Aufgabe 22.: T0=0°C T2=20°C T1=70°C T2=20°C T1=70°C T0=0°C Energiefluss: ∆E/∆t=6 kW Entropiefluss: ∆S1/∆t=∆E/T1∆t=6kW/343K= 17,5 J/Ks = ∆S1erzeugt/∆t = 17,5 J/Ks ∆S2/∆t=∆E/T2∆t=6kW/293K= 20,5 J/Ks → ∆S2erzeugt/∆t = 3 J/Ks ∆S3/∆t=∆E/T0∆t=6kW/273K= 22,0 J/Ks → ∆S3erzeugt/∆t = 1,5 J/Ks ∆E ∆S1 ∆S2 ∆S3 E-Ofen Zimmer Umgebung 70°C 20°C 0°C ∆EPumpe ∆SPumpe ∆E ∆Eel ∆S1 Wärmepumpe ∆S2 ∆S3 E-Ofen Zimmer Umgebung 70°C 20°C 0°C Leistungsfaktor: η=T1/(T1-T2)= 343K/(343K - 273K) = 5 ∆Eelektrisch+ ∆EPumpe = ∆E=6 kJ 5• ∆Eelektrisch= ∆E=6 kW → ∆Eelektrisch=1,2 kJ } Also ist ∆EPumpe = 4,8 kJ ∆SPumpe = ∆EPumpe /T0 = 4,8 kJ/273K=17,5 J/K Reversibilität: ∆SPumpe = ∆EPumpe /T0 =∆E/T1 → ∆EPumpe =T0 /T1 •∆E=4,8 kJ 67 IV. Literatur [1] GERTHSEN, C. und H.O. KNESER: Physik. Ein Lehrbuch zum Gebrauch neben Vorlesungen. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1969. [2] GREHN, J. (Hrsg.): Metzler Physik. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1988. [3] FALK, G. und W. RUPPEL: Energie und Entropie. Eine Einführung in die Thermodynamik. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1976. [4] HERRMANN, F. (Hrsg.): Der Karlsruher Physikkurs. Ein Lehrbuch für den Unterricht der Sekundarstufe I. Drei Bände und Gesamtband für Lehrer. Köln: Aulis 1998. [5] HERRMANN, F. (Hrsg.): Der Karlsruher Physikkurs. Ein Lehrbuch für den Unterricht der Sekundarstufe II. Thermodynamik. Karlsruhe: Universität 1999 (Vorabdruck). [6] HERRMANN, F.: Physik III. Thermodynamik. Skripten zur Experimentalphysik. Karlsruhe: Universität 1994. [7] FUCHS, H. U.: The Dynamics of Heat. New York, Berlin, Heidelberg: Springer 1996. [8] JOB, G.: Neudarstellung der Wärmelehre. Frankfurt a.M.: Akademische Verlagsgesellschaft 1972. [9] JOB, G.: Entropie aus molekularkinetischer Sicht. Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht 8 (1984), 459-467. 68 [10] FALK, G. und F. HERRMANN: Thermodynamik - nicht Wärmelehre, sondern Grundlage der Physik. 1. Teil Energie und Entropie. Konzepte eines zeitgemäßen Physikunterrichts Heft 1. Hannover: Schroedel 1977. [11] HERRMANN, F.: Wärmelehre. Praxis der Naturwissenschaften-Physik 6(1993), 17-24. [12] SCHREINER, J. und W. SCHREINER: Anschauliche Thermodynamik. Frankfurt a.M; Berlin; München: Diesterweg, 1983. [13] STAHL, A.: Die Ökologie als Fundgrube für Anwendungen des Entropiegesetzes. Praxis der NaturwissenschaftenPhysik 8(1997), 21-27. [14] BADER, F.: Entropie Herrin der Energie. Synergetik am Dynamo. Hannover: Schroedel 1993. V. Anhang A. SCHWARZE, H.: Aufgabenvorlagen Teil 3: Temperaturdifferenz und Wärmestrom. Praxis der Naturwissenschaften Physik 8(1994), 28-33. Aulis Verlag, Köln B. DITTMANN, H. und W.B. SCHNEIDER: Der Wärme auf der Spur - Ein Beitrag zur Wärmelehre in der Sekundarstufe I. Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht 7(1992), 397-403. Ferd. Dümmler Verlag, Bonn Wir danken den Verlagen für die erteilte Abdruckerlaubnis. 69 s ufgabenvorlagen Teil 3: Temperaturdifferenz und Wärmestrom H. Schwarze 1 Der experimentelle Aufbau Im dritten Teil der Serie geht es um Aufgaben zur Wärmelehre. Ein Peltier-Ele~ent als Wärm~epumpe (siehe [1). [2)) erzeugt eine Temperaturdifferenz. Mit diesem Antrieb strömt im experimentellen Aufbau entsprechend Abb. 1 die Wärme mittels Wärmeleitung durch das SYstem der Kupferstäbe. Das linke Peltier-Element ist an eine Spannungsquelle angeschlossen und erzeugt eine Temperaturdifferenz. Oben werden beispielsweise 21\ oc. unten U\ oc gemessen. Das rechte Peltier-Element kann durch ein ~Styropor­ Stück ersetzt werden. um einen offenen Kreis zu erhalten. Ein Kupferstück gleicher Größe erzeugt einen .. Kurzschluß ... Das zweite Peltier-Element läßt ~sich als Energiewandler oder als Wärmestrommeßgerät betrachten. In~ jedem Fall liefert es eine Spannung um 1 V bei niedrig~m Innenwiderstand. mit der sich ein Mikromotor betreiben läßt. Die folgenden Aufgaben sollen wieder auf Experimente bezogen werden. die dem Schüler in einfacher Form vertraut sind und die auch zum Testen der ermittelten Zusammenhänge dienen sollen. Für die Peltier-Elemente spricht. daß sich die Schüler unmittelbar von der Wirkungsweise des Elements überzeugen können. Eine 4.5-V-Batterie an einem Element erzeugt an der einen Fläche eine deutlich erhöhte. an der anderen eine gegenüber der Umgebungstemperatur deutlich niedrigere Temperatur. In einer optimierten Anordnung lassen sich bei 20°C Umgebungstemperatur unter ooc auf der kalten Platte erzielen: Das Ergebnis ist deutlich und unterstützt die Vorstellung von einem Pumpmechanismus. Die Wärme wird nicht erzeugt. sondern von der kalten zur heißen Seite transportiert~ Auch Parallelund Serienschaltung dieser Elemente sind leicht zu realisieren. Weniger günstig erscheint die Verwendung der PeltierElemente. wenn die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden. Das Empfinden für Abb. 1: Wärmestromkreis mit Peltier-Elementen. 70 Temperatur und Wärme ist überwiegend an eigene Erfahrungen im außerschulischen Bereich gekoppelt. Darauf aufbauend liegt es nahe. diese Kenntnisse aufzuarei.. b fen. womit auch die Ubertragung der Ergebnisse von praktischer Bedeutung sein kann. Im Modellhaus soll eine Wärmepumpe zum Heizen verwendet werden. Damit wird der Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert und die Verbindung zum PeltierElement bleibt erhalten. Weiterhin läßt sich auch der Wärmekreislauf im Ansatz erhalten. Die Wärmepumpe (im Keller des Hauses) liefert den Antrieb für den Wärmestrom in das Haus hinein. Auf dem Weg über die Heizkörper durch die Zimmer verläßt die Wärme das Haus durch die Fenster in die Umgebung. Dieser Weg soll weiter schematisiert werden. Die Schemazeichnung für das Basisexperiment kann auch als Aufbauanleitung für ein Realexperiment verstanden werden. Ein Modellhaus mit einem Fenster und Styroporisolierung an den Wänden ist schnell hergestellt. Es fehlt häufig an einer geeigneten. kleinen Wärmepumpe mit gutem Wirkungsgrad. I2 Wärme, Wärmeenergie und Entropie Die Temperaturdifferenz liefert den Antrieb für den Wärmestrom. Darunter wird man im allgemeinen die Wärmeenergie verstehen. die in der Sekunde das Haus verläßt oder. von der Wärmepumpe angetrieben. hineinströmt. 6.E=m·c·6.T Hier trifft allerdings die Bemerkung aus [1) zu. daß man nach dieser ,.Methode ... die Wärme mißt, wenn sie schon längst keine Wärme mehr isr·. Die einem Körper als Wärme zugeführte Energie liegt anschließend als innere Energie vor. die sich entsprechend der gezeigten Formel um 6.E erhöht. In diesem Fall wird die Temperaturdifferenz 6.T (nach DIN 58122) in Kund die Energie in J anAbb. 2: Analog zu Generator und Motor im elektrischen Stromkreis wird mit Peltier-Elementen ein Wärmestromkreis aufgebaut. PdN-Ph. 8/43. Jg. 1994 /, gegeben. Für den Energiestrom bzw. die Leistung ergibt sich D..E _ m·c D..T. t;;- D..t Im Basisexperiment ist bei einer Temperaturdifferenz von 20 Kein Energiestrom von 0,024 J/s für ein Standardfenster ein realistischer Wert. Der genaue Zahlenwert von 24 mJ/s ist hinsichtlich einer einfachen Berechnung von Teilen wie 1;2, V3 und V4 willkürlich angenommen. Um die physikalische Größe zu benennen, die dem Kreisstrom in Abb. 1 zuzuordnen ist, kann die Entropie S herangezogen werden. Sie wird in der Einheit ..:!._ gemessen, K oder, wenn man dem Vorschlag von [3] folgen will, in 1 Ct (Carnot) = 1 ~. In diesem Fall ersetzt die Entropie den Term m · c in den obigen Gleichungen. Haus D..E=D..S·D..T Als Ströme betrachtet ergibt sich: D..E D..S =-D..Toder h=l5 ·6.T D..t D..t Für das Basisexperiment ist bei einer Temperaturdifferenz von 20 K mit dem Energiestrom von 0,024 J/s ein Entropiestrom von 0,024 J/s ·293 K =7,03 J/(s · K) oder 7,03 Ct/s verbunden. Für ein Standardfenster soll vereinfacht 6 Ct/s bei 20 K Temperaturdifferenz zugrunde gelegt werden. Dabei sind 6 Ct/s nur sehr annähernd 24 mJ/s bei 293 K gleichzusetzen, der Wert 6 ergibt sich vielmehr aus den oben genannten, methodischen Gesichtspunkten. Wenn im folgenden von Wärme geprochen wird, läßt sich vielfach Wärmeenergie oder Entropie dafür einsetzen. Damit sollen beide Beschreibungsformen möglich sein. Sollte es zu Mißverständnissen kommen können, folgt eine genauere Klärung. Weitere Vereinfachungen werden den Aufgaben zugrunde gelegt: (1) Es wird ein mittlerer. konstanter Wärmewiderstand der Fenster im betrachteten Temperaturbereich verwendet. (2) Die Temperatur innerhalb eines Raumes besitzt überall den gleichen Wert. (3) Die Isolation der Wände ist ideal. (4) Die erzeugte Entropie pro Zeit ist im Vergleich zu den vorliegenden Entropieströmen gering und wird vorerst vernachlässigt. Fenster Hau Fenster 24 mJ I s 6 Ctl s 2°C 22 °C Haus Fenster 24 mJ I s 6 Ct! s [ 3 Das Basisexperiment Mit der Wärmepumpe wird eine Temperaturdifferenz von 20 K erzeugt. Normalerweise läßt sich diese Temperaturdifferenz automatisch so verändern, daß im Haus eine konstante Temperatur von 22 oc vorhanden ist. Doch soll dieser kompliziertere Fall zurückgestellt werden. Nach langer. sehr langer Zeit ist es im Haus 22°C warm. draußen ist es 2 oc kalt. Da die Wände vollständig isolieren, geht Wärme nur durch das Fenster verloren. In dem Fall fließt in jeder Sekunde 24 mJ (oder 6 Ct) Wärme aus dem Fenster heraus. Genausoviel liefert die Wärmepumpe. Alle Aufgaben beziehen sich auf den beschriebenen Anfangszustand. PdN-Ph. 8143. Jg. 1994 jl Fenster~ 24 mJ I s !I T 2 = 295 K 6 Ct! s T 1 = 275 K Abb. 3 (oben): Im Haus verlaufen die Wärmeströme vorwiegend durch die Fenster, wenn die Türen sorgfaltig geschlossen und isoliert sind. Abb . .t (Mitte oben): Den Weg der Wärme aus der Umgebung durch die Wärmepumpe in das Zimmer hinein und zum Fenster wieder hinaus in die Umgebung liefert das B;~sisexperimenl. Abb. 5 (Mitte unten): Das Basisexperiment mit 6.T=20 Kund P=24 mW (oder 1,=6 Ct/s). Abb. 6 (unten): Zwei gleiche Wärmewiderstände in der Parallelschaltung. 71 4 Bearbeitungsschritte Haus Fenster 12 mJ I s In den folgenden Beispielen bleiben diese Angaben verbindlich. Alle Fenster besitzen gleiche Eigenschaften. die Wärmepumpe soll jederzeit die 20 K Temperaturdifferenz sicherstellen. Mit diesen Angaben soll die folgende Schaltung (Abb. 6) bearbeitet werden. Fenster 3 Ct! s .___________.__. Ta= 295 K :,( lt) 1'- N II ...:- 2. Arbeitsschritt: Wärmeströme durch Pfeile markieren. Im Vergleich zur Grundkonfiguration die Stromwerte eintragen Die Abb. 5 zeigt. daß ein Fenster zwischen roten und blauen Bereichen 24 mJ/s (6 Ct/s) durchläßt. Damit können die Stromwerte an den Fenstern eingetragen werden. Dann müssen die Schüler die Knotenregel anwenden. Haus Fenster 24 mJ I s 6 Ct! s Fenster~ 24 mJ I s 6 Ct/ s Fenster~ 24 mJ I s 6 Ct/ s T2 = 295 K , = 275 K " T1 Haus Fenster Fenster 8 mJ I s ;! ! T 4 = 295 K 2 Ct I s Ta= 288 ! 2 = 282 Ha s Fenster 12 mJ I s 36 mJ I s 9 Ct/ s ,T, 3 Cl/ s = 2851 Fenster · 24 mJ I s Ta= 295 K 6 Ct/ s Abb. 7 (oben): Zwei gleiche Wärmewiderstände in Serienschaltung. Abb. 8 (Mitte oben): Die l'aralleischaltung dreier Fenster. Abb. 9 (Mitte unten): Die Serienschaltung dreier Fenster. Abb. 10 (unten): Eine gemischte Parallel- uml Serienschaltung. 72 1. ArbeitsschriU: Anfärben von Gebieten gleicher Temperahu Die Räume im Inneren des Hauses werden beispielsweise rot gefärbt (höhere Temperatur), die äußeren blau. Der Hintergrund dieser Maßnahme ist, den Schülern die konstante Temperatur in den Gebieten zu verdeutlichen. Regel 1 (Knotemegel): Die zu einem Knoten hinfließenden Ströme sind zusammen genauso groß wie die wegfließenden. Mit der Regel läßt sich der fehlende Stromwert an der Wärmepumpe zu 48 mJ/s (12 Ct/s) bestimmen. Statt der Parallelschaltung soll nun die Serienschaltung in Abb. 7 betrachtet werden. Ein Wintergarten ist vorgebaut worden. Ein weiterer Bearbeitungsschritt wird erforderlich, da nach dem ersten Arbeitsschritt zwischen den Fenstern. im Wintergarten. eine neue Farbe auftritt. Welche Temperatur ergibt sich dort? (Vorläufige) Regel2: Die Stärke des Wärmestroms durch ein Fenster ist um so größer, je größer die Temperaturdifferenz an diesem Fenster ist. So ist es noch richtig. Man könnte im Rahmen einer linearen Näherung auch von einer proportionalen Beziehung ausgehen, um Näherungswerte zu erhalten. Dann kann man schließen: Wenn bei 20 K ein Strom von 24 mJ/s (6 Ct/s) fließt, dann sind es bei 10 K halb soviel. Regel 2: Die Stärke des Wärmestroms dmch ein Fenster (einen Widerstand) ist proportional zur Temperaturdifferenz am Fenster (am Widerstand). Mit dieser Regel ist die Temperatur zwischen den beiden Fenstern bereits bestimmbar. Die Regel 1 fordert gleichen Strom durch beide Fenster. Dann folgt mit Regel 2 die gleiche Temperaturdifferenz an den Fenstern. Die Werte lauten also T 2 =285K und T 1 =275K. Nun kann die Verbindung zwischen den Fenstern beispielsweise grün eingefärbt werden. Der erste Arbeitsschritt ist wieder abgeschlossen. Im zweiten werden die Strompfeile eingezeichnet und die Werte berechnet. Die Schüler können die Proportionalität im Kopf ausrechnen und 12 mJ/s (3 Ct/s) an den Fenstern eintragen. Häufig vermuten die Schüler bei 10 K Temperaturdifferenz an jedem Fenster eine Temperatur von lOoC im Vorraum. Sie trennen Temperatur und Temperaturdifferenz in diesem Fall nicht sorgfältig genug. Aus diesem Grund sollten bei 20 K Differenz Wertepaare von (24 oc, 4 oq oder (22 oc und 2 oq und nicht etwa (20 oe, 0 oq verwendet werden. PdN-Ph. 8143. Jg. 1994 /, 5 Viele weitere Beispiele Die Kombinationsmöglichkeiten mehrerer Fenster liefern ausreichende Übungsmöglichkeiten. Sie zeigen auch, wie sich die eingeführten Regeln bewähren. Die Parallelschaltung dreier gleicher Fenster in Abb. 8 läßt sich nach dem bewährten Schema bearbeiten. Mit dem Arbeitsschritt 1 werden die Gebiete gefärbt. Da nur zwei Farben auftreten, kann mit dem folgenden Arbeitsschritt 2 der Strom durch die Fenster sofort bestimmt werden. Die Anwendung der Knotenregel liefert die noch fehlenden Werte. Die methodischen Vorteile des Anfärbens zeigen sich hier deutlich bei der Behandlung der Verzweigungen. Viele Schüler nehmen eine Aufteilung des Stromes in gleichen Teilen an jeder Verzweigung an. Durch das Anfärben wird die Aufmerksamkeit der Schüler auf die Fenster und die daran angrenzenden farbigen Bereiche gelenkt. Davon ausgehend liefert die Regel 2 dann die richtigen Stromwerte. Auch die Serienschaltung von drei gleichen Fenstern in Abb. 9 läßt sich weitgehend analog zur Serienschaltung von zwei Fenstern bearbeiten. Statt der Aufteilung auf zwei Fenster wird hier die Temperaturdifferenz auf drei verteilt. Je Fenster bleiben dann 20/3 K, was nach Regel 2 zu einem Strom von 24/3 mJ/s = 8 mJ/s (2 Ct/s) führt. Die Beispiele zeigen, daß sich Schaltungen mit drei Fenstern relativ problemlos auf Fälle mit zwei Fenstern zurückführen lassen. Es kommen keine neuen Regeln hinzu, die Schüler können die Aufgaben weitgehend selbständig bearbeiten. Dies zeigt sich auch bei der Schaltung in Abb. 10. Der Wintergarten hat ein weiteres Fenster bekommen. Nach dem Arbeitsschritt 1, dem Anfärben, läßt sich die Schaltung in die zwei bekannten Teile einer Serienschaltung zweier gleicher Fenster und eines einzelnen Fensters zergliedern. Als Lösung ergibt sich T 2 = 285 K, der obere Teilstrom beträgt 12 mJ/s (3 Ct/s), der untere 24 mJ/s (6 Ct/s) und der Gesamtstrom 36 mJ/s (9 Ct/s). Interessanter ist der folgende Aufbau in Abb. 11. Reichen auch hier die bislang verabredeten Regeln? Im rechten Teil des Hauses sind die (gleichen) Fenster parallelgeschaltet Die Bereiche links und rechts davon erhalten später zwei Farben, so daß beide Fenster an die gleichen zwei Farben angrenzen. Bei gleicher Temperaturdifferenz an diesen Fenstern wird der gleiche Strom durch jedes einzelne fließen. Dies ist die Aussage von Regel 2. Mit der Knotenregel ergibt sich der doppelte Strom durch das Fenster links davon. Nach Regel 2 muß an diesem Fenster dann die doppelte Temperaturdifferenz im Vergleich zu den beiden rechten auftreten. Die Summe der Differenzen beträgt 20 K. Die Schülerinnen und Schüler überlegen Zahlenpaare, die der Bedingung genügen, und gelangen zu 20/3 K = 6,6 K und 13,2 K. Die Raumtemperatur im Wintergarten beträgt damit 275 K + 6,6 K =281,6 K. Anschließend lassen sich nach Regel 2 die Ströme bestimmen. 6 Das Herstellen weiterer Beispiele Die vorgestellten Beispiele lassen sich schnell ändern oder erweitern. Statt der Ausgangssituation mit 20 K und 24 mJ/s (6 Ct/s) können andere Werte eingesetzt werden. PdN-Ph. 8/43. Jg. 1994 Haus c ~----"-1 Fenster 16 mJ I s ro 0> ~ I 4 Ct/ s Q; o - - -.... 1 T 3 = 293 K Sonnenlicht 2 =282K Infrarot-Strahlung T 100 rde Atmosphäre Sonne als Strahlungsquelle T2 - T, = 5600 K 291 K 4K Abb. 11 (oben): Der Temperaturwert zwischen den Fenstern läßt sich ebenfalls mit den beiden Regeln bestimmen. Abb. U (unten): Erweiterung der Aufgabenstellung auf Klimafragen. Es lassen sich auch die Werte einer Parallel- oder Serienschaltung vorgeben, aus denen dann die Werte der Ausgangssituation zu bestimmen sind. Erweiterungen sind aus den Kopien der Bauelemente, des Hauses als Grundriß, der Wärmepumpe, der Fenster und gegebenenfalls von Meßgeräten leicht herzustellen. Die Bauelemente werden geeignet angeordnet, mit schwarzem Folienstift die Wände eingezeichnet und als Kopiervorlage eingesetzt. Für die Herstellung von Vorlagen mit dem Computer stehen die Bauelemente als Bilddaten zur Verfügung und können mit einem Graphikprogramm bearbeitet werden. 7 Anwendungen Ein Blick auf Abb. 12 zeigt eine mögliche Anwendung und Weiterführung der bislang betrachteten Zusammenhänge. Das einfache Modell des Hauses mit Wärmepumpe und Fenster ist der Erde mit der Einstrahlung von der Sonne und der Abstrahlung in den Weltraum sehr ähn- 73 T lieh [4]. In beiden Fällen liegt ein Fließgleichgewicht vor. wenn die Temperatur im Haus bzw. auf der Erde konstant ist. Schon mit diesem einfachen Modell läßt sich klären, daß bei vergrößertem Wärmewiderstand der Atmosphäre (durch erhöhte COrKonzentration) die Temperaturdifferenz von 291 K- 4 K nicht mehr ausreicht. um die eingestrahlte Wärme wieder abzustrahlen. In der Folge erhöht sich die Temperatur der Erde so lange, bis die vergrößerte Temperaturdifferenz den ursprünglich vorhandenen Wärmestrom wieder hergestellt hat. Literatur [1] H. Dirrmann, W. Schneider: Der Wärme auf der Spur- Ein Beitrag zur Wärmelehre in der Sekundarstufe L MNU 4517, S. 397-403 [3] F Hermann: Wärmelehre, PdN-Ph 6/42, 1993, S. 17-24 [4] B. Huhn: Experimente zum Treibhauseffekt, PdN-Ph 6/43. 1994, S. 26-31 Beschaffungshinweise: [2] Peltier-Elemente: Fa. Condrad Electronic, Postfach, 92242 Hirsehau Anschrift des Verfassers: Dr. H. Schwarze, IPTS Regionalseminar Süd, Abteilung Gymnasien, Wrangelstr. 12, 24539 Neumünster Arbeitsbogen 1 T,= T, = T, = T, = I IIi ,, 74 PdN-Ph. 8/43. Jg. 1994 I. Arbeitsbogen 2 i T, = J t i T, = T,= T, = I I I I PdN-Ph. 8/43. Jg. 1994 75 Der Wärme auf der Spur - Ein Beitrag zur Wärmelehre in der Sekundarstufe I 1 Veifasser: StD Dr. Helmut Dittmann, Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg, Löbleinstraße 10, 8500 Nürnberg 10; Prof Dr. Werner B. Schneider, Physikalisches Institut der Universität Erlangen-Nürnberg - Didaktik der Physik, Staudtstraße 7, 8520 Erlangen 1 Einleitung In der Wärmelehre der Sekundarstufe I wird meist der Aspekt, daß mit Wärme jene Energieform gemeint ist, die bei Austauschvorgängen von einem Körper zum andern fließt, nur am Rande erwähnt; häufig geht er sogar ganz verloren. Dies mag daran liegen, daß die ausgetauschte Energie erst nach deren Zu- oder Abfluß durch die Messung von Temperaturdifferenzen, also nur indirekt über die Änderung der inneren Energie der beteiligten Körper ermittelt wird. Der Transportcharakter der Wärme geht bei diesem Meßverfahren allerdings leicht verloren. Im Schüler vollzieht sich mehr oder weniger unbewußt der Schluß: >>Was hineingeht, muß auch drin sein!« Die Folge ist eine schlichte Gleichsetzung von ausgetauschter Energie (Wärme) und innerer Energie, was natürlich dem ersten Hauptsatz der Wärmelehre widerspricht. Auch die vielfältige Verwendung des Begriffs Wärme in der Umgangssprache und selbst in der Fachsprache, wie z. B. in der Bezeichnung »Wärmekapazität<<, trägt dazu bei, daß dieses falsche Bild der Wärme entsteht, ein Bild, das nach unseren Erfahrungen hartnäckig sogar ein Physikstudium überdauern kann. Auf die Notwendigkeit, den Transportcharakter der Wärme im Unterricht herauszustellen, hat bereits vor mehr als 20 Jahren 0. RANG [ 1] in dem Artikel >>Versuch einer didaktischen Analyse zur Unterrichtseinheit Wärmemenge« hingewiesen. Auch neuere Darstellungen zur Wärmelehre [3], [4] betonen den Transportcharakter der Wärme ausdrücklich. Im Schulunterricht finden diese wertvollen Anregungen jedoch nur zögernd Aufnahme. Wir vermuten, daß dies auf das Fehlen eines direkten, quantitativen Nachweises des Wärmestromes zurückzuführen ist. Ein Mangel, an den man sich in der Schule offenbar gewöhnt hat. Seine Tragweite wird aber deutlich, wenn man sich vorstellt, die Elektrizitätslehre ohne ein Meßgerät für den elektrischen Strom unterrichten zu müssen. Ein einfaches Meßgerät für den Wärmestrom 1 Auf der 82. MNU ·Hauptversammlung 1991 in Göttingen auszugsweise vorgetragen. MNU 45/7 (15. 10.1992) Seiten 397-403 76 In diesem Beitrag wird aufgezeigt, daß in der Wärmelehre im Unterricht oft nicht die Wärme, sondern die innere Energie behandelt wird. Der Grund ist offensichtlich einfehlendes MdJgerät für die Wärme. Es wird ein geeignetes MdJgerät vorgestellt, das übliche Konzept für die Wärmelehre im Anfangsunterricht wird hinteifragt, und es werden Anderungsvorschläge gemacht. scheint uns daher eine sehr wünschenswerte Ergänzung der experimentellen Hilfsmittel für den Physikunterricht zu sein. Die Technik kennt Wärmestrommesser, bei denen der Wärmestrom gezwungen wird, eine dünne Platte zu durchfließen, die einen bekannten Wärmewiderstand besitzt. Die sich dann einstellende Temperaturdifferenz zwischen beiden Seiten der Platte ist proportional zu dem durchgehenden Wärmestrom, der mit Hilfe des bekannten Wärmewiderstandes berechnet werden kann. Ähnlich wie bei der elektrischen Strommessung muß der Widerstand, hier der Wärmewiderstand, möglichst klein sein, damit der zu messende Strom wenig beeinflußt wird. Dies führt zu sehr kleinen Temperaturdifferenzen, deren Messung in der Schule Schwierigkeiten bereitet. Für den Unterricht sind derartige Geräte daher nicht brauchbar. Das gleiche Meßprinzip, jedoch mit einer einfach durchführbaren Messung der Temperaturdifferenzen, ist neuerdings durch die Verwendung moderner thermoelektrischer Bauelemente(Peltiermodule ), die eigentlich zur gezielten Kühlung elektronischer Bauteile gedacht sind und auf dem Peltiereffekt beruhen, auch der Schule zugänglich [4], [5]. Im folgenden werden wir einen hiermit realisierbaren, für den Unterricht geeigneten Wärmestrommesser vorstellen und seine Verwendung in der Wärmelehre erläutern. Wir hoffen, daß der Einsatz des Wärmestrommessers im Schulalltag zu einer stärkeren Beachtung des Transportcharakters der Wärme führen wird. 2 Das Peltiermodul - ein vielseitiges Bauelement 2.1 Aufbau und Wirkungsweise Für die Wärmelehre geeignete Peltiermodule sind seit einiger Zeit preisgünstig im Elektronikfachhandel erhältlich (Bezugsquellen: [6], [7]). Diese Module sind aufgrund der Bauart und der thermoelektrischen Eigenschaften so vielseitig, daß sie in der Wärmelehre nicht nur als Wärmestrommesser sondern auch als nützliche Experimentierhilfe eingesetzt werden können, und zwar nicht nur - ihrer eigentlichen Bestim- ISSN 0025-5866 © FERD. DÜMMLER' VERLAG · BONN a + Abb. 1. Querschnitt durch ein Pettiermodul (schematisch, nicht maßstabsgetreu). Gezeigt ist nur eine Lage der elektrisch hintereinan,der und thermisch parallel geschalteten Thermoelemente aus p- bzw. n -dotierten Wismut-Tellurid-Stäben (c) und den Kontaktbrücken aus Kupfer (b ). Die Kupferstäbe sind mit der dünnen, elektrisch isolierenden aber thermisch gut leitenden Keramikplatte (a) verbunden. Bei der eingezeichneten Polung ist die untere Keramikplatte die heiße Seite. Pettiermodule sind in verschiedensten Abmessungen erhältlich. Als Wärmestrommesser und Strahlungsdetektoren eignen sich vor allem Modelle mit möglichst vielen hintereinandergeschalteten Thermoele' menten und kleinen Abmessungen wie z. B. der Typ Cp 1. 0-12 7-05L der Firma Melcor (3] mit den Abmessungen 30 x 30 x 3,2 mm und 12 7 Thermoelementpaaren. Die Keramikplatten sind jeweils 0, 5 mm dick. mung entsprechend - als kleine Wärmepumpen, sondern in erster Linie als thermoelektrische Wandler zum empfindlichen Nachweis und zur genauen Messung von kleinen und auch großen Temperaturdifferenzen (mK bis etwa 60 K). Die zugehörigen Spannungen liegen im Millivolt- bzw. Volt-Bereich und lassen sich mit einem üblichen Digitalvoltmeter besonders einfach ohne weiteren Verstärker direkt messen und anzeigen. Das von uns ausgewählte Modell (Melcor, Cp 1.0-127-05L [6]) besitzt 127 Thermoelementpaare, die zwischen zwei dünnen, quadratischen Keramikplatten in einem Raster mit konstanten Abständen- wie in Abbildung 1 skizziert - angeordnet sind. Die Abmessungen betragen 30 x 30 x 3,2 mm. Die Keramikplatten (Dicke: 0,5 mm) dienen einmal zur elektrischen Isolierung der Thermokontakte, und zum anderen stellen sie aufgrund ihrer guten Wärmeleitungseigenschaften den Wärmekontakt zu den Thermoelementen her. Durch die Verwendung von Metall-Halbleiter-Kontakten aus geeignet p- bzw. n-dotiertem Wismut-Tellurid und Kupfer erreicht man eine Seebeck-Konstante von 0,00020 V/K, die etwa lOmal größer ist als bei herkömmlichen Thermokontakten wie z. B. Kupfer-Konstantan. Abbildung 1 zeigt, wie die p- bzw. n-dotierten Wismut-Tellurid-Stäbe angeordnet und über die an den Keramikplatten befestigten Kupferstäbe miteinander verbunden sind. Jedes Thermoelementpaar besteht somit aus der Folge: (n-Wismut-Tellurid)-Kupfer und Kupfer-(p-Wismut-Tellurid). Beide Kontakte befinden sich jeweils auf gleicher Temperatur. Hätte man z. B. eine Folge: Kupfer-Konstantan und Konstantan398 Kupfer, so würde dieses Paar, bedingt durch die umgekehrte Reihenfolge der Metalle und die gleiche Temperatur bei der Hintereinanderschaltung, keine Spannung liefern. Durch die p- und n-Dotierung des Wismut-Tellurids erhält man allerdings beim zweiten Glied der Folge eine zusätzliche Vorzeichenumkehr der Spannung, so daß beide Kontakte bei der Hintereinanderschaltung zur Gesamtspannung beitragen. Insgesamt sind daher im Fall des ausgewählten Peltiermoduls mit den 127 Thermoelementpaaren 254 Thermokontakte wirksam. 2.2 Verwendung als thermoelektrischer Wandler Die vielen elektrisch hintereinandergeschalteten Thermoelementpaare weisen sofort auf eine wichtige Anwendung des Moduls hin: die Verwendung als thermoelektrischer Wandler. Aus der Seebeck-Konstante und der Zahl der Thermoelementpaare läßt sich folgender Zusammenhang zwischen der am Peltiermodul auftretenden Thermospannung UP und der Temperaturdifferenz L1 T zwischen den Keramikplatten vermuten: UP = 254 · 0,00020 mV/K · iJ.T = 0,051 V/K · iJ.T. (theoretisch) (la) Mit einem schulüblichen Digitalvoltmeter sollten somit wegen der relativ großen Temperaturempfindlichkeit von 0,051 V/K noch Temperaturunterschiede im mK-Bereich (1 mV ~ 0,020 K) direkt zu messen sem. Zur experimentellen Überprüfung von Gleichung la kann folgende Anordnung benutzt werden: Das Peltiermodul klebt man zur Verbesserung des thermischen Kontaktes mit Wärmeleitpaste auf ein handelsübliches Transistorkühlblech (etwa 100 x 70 x 20mm), und taucht die Kühlrippen in Eiswasser, so daß die untere Keramikseite des Peltiermoduls auf 0 °C konstant gehalten wird. Zum Schutz des Peltiermoduls gegen eindringende Feuchtigkeit sollte der Spalt zwischen den Keramikplatten mit Silikonpaste versiegelt werden. Auf das Modul wird ein Aluminium-Würfel (30 x 30 x 30 mm) mit planen Seitenflächen gesetzt, der maximal auf 7 0 °C aufgeheizt ist. Die Temperatur der Wismut-Tellurid-Stäbe darf diese Grenze nicht übersteigen, da sich sonst ihre Dotierung ändern würde. Die Temperatur des Würfels wird über einen Temperaturfühler gemessen, der in eine Bohrung in der Mitte des Würfels mit Wärmeleitpaste eingefügt ist. Gemessen wird die Thermospannung in Abhängigkeit von der Temperatur des aufgelegten Würfels. Die Überprüfung von Gleichung 1 a mit Hilfe der beschriebenen Anordnung ergab im Temperaturbereich 0-70 °C die konstante Temperaturempfindlichkeit von 0,048 V/K, d. h. Up=0,048V/K·iJ.T. MNU 45/7 (experimentell) (1b) Dittmann u. a., Der Wärme auf der Spur 77 Die gemessene Empfindlichkeit ist etwas kleiner als die theoretisch erwartete. Dies liegt vermutlich an den beiden Keramikplatten. Die Temperaturdifferenz verteilt sich auf die Keramikplatten und die Thermo- elementschicht. Aus der gemessenen und der theoretischen Temperaturempfindlichkeit läßt sich mit Gleichung 1 der Anteil der Keramikplatten am Temperaturgefälle zu ca. 6% der gesamten Temperaturdifferenz abschätzen. Eine Bemerkung noch zu dem Würfel, der in dem oben beschriebenen Versuch zur Temperaturkalibrierung benutzt wurde: Derartige Würfel aus Aluminium, Kupfer oder Messing mit nachfolgender digitaler Temperaturanzeige erweisen sich bei Experimenten mit der Wärme bei vielen Gelegenheiten als außerordentlich praktisch. Sie können in vielfältiger Weise in Experimenten als Energiereservoir mit weithin sichtbarem »Pegelstand«, als welcher die Temperatur hier gelten kann, eingesetzt werden. Man kann sich Würfel oder Quader mit einer zum jeweiligen Peltiermodul passenden Querschnittsfläche hier 30 x 30 mm - aus Stangenmaterial heraussägen. Mit einer Metallfräse werden dann die Schnittflächen plan gefräst, so daß ein guter Wärmekontakt beim Aufsetzen auf das Modul gewährleistet ist. Steht keine Fräse zur Verfügung, so muß man das Sägen mit Hilfe einer Lehre vornehmen, um eine ebene Schnittfläche senkrecht zu den Seitenflächen zu erhalten. Anschließend müssen die Schnittflächen mit einer Feile und Schleifpapier nachbearbeitet werden. Im Fall des Würfels nimmt man als Kontaktflächen die meistens schon ausreichend »guten<< Seitenflächen des Stangenmaterials. Statt eines üblichen, im Gebrauchjedoch umständlichen Thermoelementes eignet sich ein zur Zeit in Baumärkten oder im Elektronikfachhandel preisgünstig erhältliches Digitalthermometer 0 umbo-Thermoclock [7]) mit einem zusätzlichen externen Sensor und einer für die Beobachtung aus größerer Distanz günstigen 18 mm hohen Digitalanzeige. Der externe Fühler wird aus seinem Gehäuse vorsichtig entfernt, in die Bohrung des Würfels mit Wärmeleitpaste umgeben eingesetzt und mit Zweikomponentenkleber oder Silikonpaste versiegelt. Bisher wurde nur die von dem Peltiermodul abgegebene Thermospannung angesprochen. Ineresse verdient auch der Innenwiderstand des Moduls, der mit etwa 3 [}relativ niedrig liegt, so daß schon bei kleinen Spannungen und optimaler elektrischer Anpassung relativ große elektrische Ströme fließen können. Dies läßt sich eindrucksvoll mit einem niederohmigen Elektromagneten zeigen, der seinen Anker so fest hält, daß man ihn kaum noch wegziehen kann. Ein kleiner Gleichstommotor wird schon durch eine Temperaturdifferenz von wenigen Kelvin zum Laufen gebracht; der Nutzeffekt der Wandlung ist allerdings in diesem MNU 45/7 78 Dittmann u. a., Der Wärme auf der Spur Fall vom Optimum weit entfernt, weil der Innenwiderstand dieser Motoren meist wesentlich höher liegt, was zu einer Fehlanpassung führt. Der optimale Wirkungsgrad, der bei idealer Anpassung zu erreichen wäre, liegt nach unserer Beobachtung bei etwa 5%. 2.:3 Verwendung als Wärmestrommesser Das Peltiermodul ist einmal durch die Verwendung der Keramikplatten und zum anderen durch die vielen thermisch parallel geschalteten Wismut-Tellurid-Stäbe ein sehr guter Wärmeleiter. Ein Wärmestrom, der durch das Peltiermodul fließt, bewirkt eine Temperaturdifferenz zwischen den beiden Keramikplatten, die sich sehr empfindlich über die Thermospannung des Moduls nachweisen läßt. Vorversuche zeigten, daß schon die warme Hand aus 1 m Entfernung den Wärmestrom durch das Modul merklich ändert. Der von einer Strahlungsquelle ausgehende Wärmestrom läßt sich qualitativ mit dem Modul nachweisen, wenn man dieses auf ein Transistorkühlblech (oder einen der oben beschriebenen Metallwürfel) mit Wärmeleitpaste aufklebt und abwartet, bis sich Temperatur- und Strahlungsgleichgewicht mit der Umgebung eingestellt hat. Schnelllassen sich damit in einem Klassenzimmer Wärmequellen aufspüren, z. B. die Heizkörper, aber auch einzelne Schüler oder eine an einen beheizten Raum anschließende Wand. Man hat nur die freie Keramikseite des aufgeklebten Moduls in die zu untersuchende Richtung zu wenden. Das Aufspüren von Wärmequellen gibt einen interessanten Einblick in das Wärmegeschehen, das sich ständig in unserer U nwelt abspielt und von dem wir ohne empfindlichen Wärmestrommesser nichts merken. Will man das Peltiermodul nicht nur zum qualitativen Nachweis von Wärmeströmen, sondern quantitativ als Wärmestrommesser verwenden, so ist eine Kalibrierung erforderlich. Dafür eignen sich zwei Verfahren. Das erste, genauere wurde bereits in [4] dargestellt. Hier sei nur kurz ein etwas einfacheres Verfahren mitgeteilt, das von den oben beschriebenen, mit Temperaturfühlern ausgestatteten Würfeln Gebrauch macht. Man verwendet die gleiche Anordnung wie in Abschnitt 2.1. Zusätzlich zur Thermospannung mißt man noch beim Abkühlen die Temperatur des Würfels in Abhängigkeit von der Zeit. Für ein gegebenes Zeitintervallläßt sich dann aus der bekannten Wärmekapazität des Würfels und dem Temperaturabfall der mittlere, pro Zeiteinheit bevorzugt durch das Peltiermodul in das Eiswasser gehende Wärmestrom (/)bestimmen. Wendet man dieses Verfahren für mehrere aufeinanderfolgende Zeitintervalle an, so erhält man einen monotonen Zusammenhang zwischen UP und(/), der von der erwarteten Proportionalität etwas abweicht, was sich leicht erklärt: Oberhalb der Raumtemperatur fließt Wärme nicht nur 399 durch das Peltiermodul, sondern auch durch die anderen Seiten des Aluminiumwürfels in die Umgebung. Der durch Rechnung ermittelte, den Würfel verlassende Wärmestrom ist also größer als der durch das Peltiermodul. Umgekehrt verhält es sich unterhalb der Raumtemperatur. Hier fließt Wärme aus der Umgebung in den Würfel hinein und verläßt diesen durch das Peltiermodul ins Eiswasser hinein. Einigermaßen richtig liegen nur die bei Raumtemperatur gemessenen Wärmeströme. Die Eichgerade wird daher durchjenes Meßwertpaar festgelegt, das sich bei Raumtemperatur ergibt. Wir bestätigten mit diesem Verfahren den in [4] mitgeteilten Zusammenhang UP bzw. = 0,086 V/W · (j) ll>= 11,6 WIV ·Ur. (2) Der Wärmewiderstand des Peltiermoduls ergibt sich hieraus mit Gleichung 1 zu: RP = 1,78 K/W. (3) Der Wärmewiderstand des Wärmestrommessers muß, ähnlich wie der ohmsehe Widerstand bei einem Amperemeter, möglichst klein gegenüber den anderen Widerständen sein, die den Strom begrenzen. Diese Forderung ist bei den folgenden Experimenten erfüllt. Die Genauigkeit der experimentell bestimmten Werte für den Wärmewiderstand und die Stromempfindlichkeit des Peltiermoduls schätzen wir auf etwa 10%. Exemplarstreuungen liegen innerhalb dieses Fehlerbereichs. Für den Unterricht hat es sich bewährt, die Spannung UP durch Zwischenschaltung eines Potentiometers oder eines geeignet beschalteten Operationsverstärkers so zu tranformieren, daß sich up einfach in (]> umrechnen läßt, z. B. UP = 0,1 V entspricht ri> = 1 W. Die beschriebene Kalibrierungsmethode ist zunächst nicht für denUnterrichtder Sekundarstufe I geeignet, da die hierzu nötigen Begriffe erst mit dem Wärmestrommesser erarbeitet werden sollen. Als vertrauensbildende Maßnahme kann sie jedoch in Form eines Bestätigungsexperiments eingesetzt werden. Hierbei geht man von einem kalibrierten Wärmestrommesser aus, berechnet die pro Zeiteinheit aus dem Würfel zum Eiswasser hinströmende Energie und vergleicht den Wert mit der Anzeige des Wärmestrommessers. 2.4 Verwendung als Wärmepumpe Sehr aufschlußreich und auch in quantitativer Hinsicht überzeugend ist der Einsatz des Peltiermoduls als Wärmepumpe. Für Schüler ist zunächst überraschend, daß durch einen elektrischen Strom ein Körper gekühlt werden kann. Sie sind davon fasziniert, wie ein Tropfen Wasser, der auf die freie Seite des Moduls 400 gebracht wird, plötzlich zu Eis erstarrt, oder wie ein Grashalm, der im Tropfen steht und zunächst senkrecht gehalten werden muß, nach dem Gefrieren des Wassers ohne weitere Unterstützung auf dem Modul stehen bleibt. Für diese qualitativen Versuche eignet sich die Anordnung mit dem Transistorkühlblech aus Abschnitt 2 .1. Man muß nur einen elektrischen Strom durch das Peltiermodul (Imax = 3, 5 A; Umax = 15 V) schicken. Die Polung wird so gewählt, daß die freie Seite gekühlt wird. Will man größere Flüssigkeitsmengen ( cm 3- Bereich) gefrieren, so empfiehlt sich die Verwendung eines dünnwandigen Metallgefaßes mit ebenem Boden, der auf das Modul mit Wärmeleitpaste geklebt wird. Hier haben sich Metalldosen für Kleinbildfilme gut bewährt. Jetzt muß allerdings durch Eiswasser oder mit fließendem Wasser die warme Seite gekühlt werden, damit die 70 °C-Grenze nicht überschritten wird. Zur quantitativen Untersuchung der Eigenschaften dieser Wärmepumpe klebt man das Peltiermodul mit Wärmeleitpaste zwischen zwei der in Abschnitt 2. 2 beschriebenen Würfel, die hier als Energiespeicher dienen und sich anfangs auf gleicher (Zimmer-)Temperatur befinden. Beim Pumpen steigt die Temperatur des einen Speichers während die des anderen fallt. Zur Messung der von einem Würfel zum anderen »gepumpten<< Energie legt man an das Modul z. B. für die Zeit von 30 s eine Spannung von 8 V. Die zugehörige Stromstärke beträgt 1 ,9A. Nach dieser Zeit hat die Temperatur des einen Würfels um 9,0 K zu- und die des anderen um »nur« 4,5 K abgenommen. Die dem abgekühlten Würfel entnommene Energie läßt sich aus dem Temperaturabfall und der Wärmekapazität (230 g · 0,40 j/gK = 92 j/K) des Würfels berechnen: 4,5 K · 92]/K = 414]. Analog erhält man für die dem erwärmten Würfel zugeführte Energie 9,0 K · 92]/K = 828 J. Man erkennt an der Energiebilanz, daß- wie für Wärmepumpen typisch- mehr Energie in das eine Reservoir gepumpt wurde als dem anderen entnommen wurde. Die Differenz beträgt 828]- 414] = 414]. Sie erklärt sich, wenn man die dem Modul zugeführte elektrische Energie U ·I· t = 8,0 V· 1,9 A · 30 s = 456] berücksichtigt. Diese zum Pumpen aufgewendete elektrische Energie übersteigt die Differenz um 42 J, was durch die Verluste an die Umgebung erklärt werden kann. Diese Verluste lassen sich niedrig halten, wenn keine allzu großen Temperaturunterschiede gegenüber der Zimmertemperatur durch das Pumpen erzeugt werden. Aus diesem Grund wurde in dem geschilderten Versuch die relativ kurze Einschaltdauer gewählt. Bei dieser Betriebsweise der Wärm~pumpe folgt aus den experimentell bestimmten Daten für die Leistungsziffer der Wärmepumpe der Wert 1 ,8. Aus Abschnitt 2 wird deutlich, nach welchen Kriterien das Peltiermodul ausgewählt werden muß. Es ist MNU 45/7 Dittmann u. a., Der Wärme auf der Spur 79 einmal die Zahl der Thermoelernentpaare, die eine große Temperaturempfindlichkeit gewährleistet. Zum anderen sind es die geometrischen Abmessungen. Sie sollten so sein, daß sie zu handlichen Würfelmaßen passen. Zusätzlich soll der Wärmewiderstand möglichst klein sein. Diese Beschränkungen lassen keine Daten zu, bei denen mit dem als Wärmepumpe betriebenen Peltiermodul große Kühlleistungen zu erwarten sind. Will man solche erreichen, so muß man auf die üblichen im Lehrmittelhandel (z. B. [8]) vertriebenen Wärmepumpen, die auch auf dem Peltiereffekt beruhen, zurückgreifen. Die typische Wirkungsweise einer Wärmepumpe läßt sich jedoch bereits mit dem von uns ausgewählten Peltierrnodul zeigen. 3 Ein Vorschlag zur Vermittlung einer adäquaten Vorstellung von der Wärme Wie schon in der Einleitung dargestellt, scheint uns die in der Sekundarstufe I übliche Wärmelehre in den Schülern meist ein Bild von der Wärme entstehen zu lassen, das weder dem ersten noch dem zweiten Hauptsatz entspricht. Wir gehen daher zunächst kurz auf die Anliegen des ersten und des zweiten Hauptsatzes ein. 3.1 Zum Anliegen des ersten Hauptsatzes Abbildung 2 illustriert den ersten Hauptsatz. Die inneren Energien zweier Körper stehen über das Fließen von Wärme und über Verrichtung von Arbeit in Verbindung. Arbeit und Wärme stellen somit das Maß dar, mit dem die jeweils transportierte Energieform gekennzeichnet wird. Im folgenden möchten wir eine Versuchsreihe vorstellen, durch die der Transportcharakter der Wärme von vornherein mehr in den Vordergrund gerückt wird. Das Kernstück der dazu gewählten Versuchsanordnung ist der bereits beschriebene Wärrnestrornmesser, ergänzt durch zwei Würfel, die wie in Abschnitt 2.2 mit Temperaturfühlern ausgestattet sind. Diese Würfel dienen als Speicher für die innere Energie. Schaltet man den Wärmestrommesser zwischen die Würfel, so wird er im Falle eines Temperaturunterschiedes von einem Wärmestrom durchflossen, den er mißt. Deutlich fühlt man sich bei der Anordnung an die bildliehe Darstellung des ersten Hauptsatzes in Abbildung 2 erinnert. Der folgende Versuch soll eine Vorstellung von dem eigentlichen Charakter der Wärme vermitteln. Er beginnt damit, daß der eine der beiden Würfel mit einer definierten Kraft (Gewichtskraft eines aufgelegten Körpers) auf eine geeignete Unterlage (z. B. Hartpappe) gepreßt und auf dieser hin- und hergerieben wird, wobei eine aus Reibungskraft und Reibungsweg leicht abschätzbare mechanische Arbeit verrichtet MNU 45/7 80 Dittmann u. a., Der Wärme auf der Spur Körper 1 Körper 2 innere Energie innere Energie u1 u2 Abb. 2. Zum ersten Hauptsatz der Wärmelehre. Der Energiefluß kann je nach Versuchsbedingung von Körper 1 nach Körper 2 oder umgekehrt erfolgen. wird. Als Folge tritt eine Temperaturerhöhung des Würfels auf. Damit die Berührung mit der Hand die Temperatur desWürfelsnicht verfälscht, ister-bis auf die Reibungsfläche - zur Isolation mit Styropor umhüllt. Es zeigt sich, daß die Temperaturerhöhung zur verrichteten Reibungsarbeit proportional ist. Der Versuch, der also eine stark vereinfachte Version des bekannten Kurbelversuches von ScHÜRHOLZ darstellt, wirft die Frage nach dem Verbleib der Energie auf, die zum Reiben aufgewendet werden mußte. Die Temperaturerhöhung legt den Verdacht nahe, daß sie jetzt im Inneren des geriebenen Würfels steckt, nämlich als "innere Energie<<. Zur Bestätigung der Vermutung wird die Temperaturerhöhung durch längeres Reiben oder schneller durch einen kurzen Kontakt mit einem heißen Gegenstand (Bügeleisen oder Kochplatte) noch vergrößert. Nun werden beide Würfel aneinander gelegt, was bei einem Würfel ein Sinken der Temperatur und beim anderen ein Steigen bewirkt. Offenbar fließt etwas hinüber. Daß das Hinüberfließende wirklich Energie ist, zeigt sich, wenn man den Wärmestrommesser zwischen die Würfel schaltet und anstelle des Voltmeters einen Elektromotor anschließt, wie in Abschnitt 2. 2 beschrieben. Sobald der Wärmestrom einsetzt, beginnt der Anker sich zu drehen. Der Wärmestrommesser ist somit nicht nur in der Lage, die durchfließende Energie nachzuweisen, sondern sie auch zum Teil in elektrische Energie umzuwandeln. Nachdem im Unterricht der sich hier abspielende Vorgang, nämlich das Fließen von Energie vorn heißen zum kalten Körper durch diese Versuche vertieft worden ist, lassen sich auch passende Begriffe einführen: Der zugehörige Energiestrom wird Wärmestrom und die dabei insgesamt transportierte, dem kalten Körper zugeführte Energie wird Wärme oder auch Wärmernenge [2) genannt, wobei der Begriff Wärmernenge heute im Unterricht kaum mehr üblich ist. Um Verwechslungen mit der inneren Energie oder mit Zustandsänderungen zu vermeiden, betonen wir ausdrücklich, daß die Begriffe Wärme oder Wärmernenge im Unterricht nur mit dem Attribut »zu( ab-)geführte« oder »transportierte« benutzt werden sollten. Ein Gebrauch des Begriffs Wärme oder Wärmernenge in anderen Zusammenhängen, wie z. B. >>Wärme ist kinetische Energie der Teilchen« ... usw., sollte im Interesse der begrifflichen Klarheit vermieden werden. 401 3.2 Zum Anliegen des zweiten Hauptsatzes 4 Vom Wärmestrom wird allerdings im Wärmestrommesser nur ein sehr geringer Teil der Energie für den Elektromotor abgezweigt und in mechanische Arbeit umgesetzt. Besonders deutlich wird dies, wenn man den Würfel nicht mit dem Bügeleisen, sondern wirklich durch Reiben erhitzt, bis die Temperaturdifferenz ausreicht, den Elektromotor zutreiben. Im Vergleich dazu erscheint die Ausbeute, die der Elektromotor liefert, geradezu kläglich. Auch eine einfache Überlegung zeigt die nur teilweise Umwandlung der Energie durch den thermoelektrischen Wandler: Würde nämlich die gesamte Energie, die den heißen Würfel verläßt, in elektrische Energie umgesetzt, so dürfte dem kalten Würfel keine Energie mehr zuströmen; seine Temperatur dürfte also nicht steigen. Nimmt man den kaltenKörperaberweg, in der Hoffnung, daß im Wärmestrommesser mehr in elektrische Energie umgewandelt wird, weil er jetzt die gesamte Energie zur Verfügung gestellt bekommt, so wird man enttäuscht. Der Motor kommt sofort zum Stillstand, weil eben kein Wärmestrom mehr fließt. Offenbar kann der thermoelektrische Wandler nur dann funktionieren, wenn ein Wärmestrom fließt. Befindet sich die eine Seite des Wandlers im Kontakt mit einem Reservoir, das sich >>nUr« auf Zimmertemperatur befindet, und liegt auf der anderen Seite ein Stück Eis, so fließt auch ein Wärmestrom durch den Wandler, was über die Drehung des Motorankers nachgewiesen wird. Die Beobachtung, daß offensichtlich der Motor mit »Eis<< betrieben werden kann und daß er mit einem Eiswürfel viellänger läuft als mit einem warmen Kupferwürfel, ist für Schüler sehr überraschend. Sie erkennen schließlich anhand dieses Versuchs, daß eine Energieumwandlung nur dann möglich ist, wenn Energie fließen kann. Analoge Verhältnisse hat man bei einem Wasserkraftwerk. Verstopft man den Abfluß des Wassers, so kann keine Energieumwandlung mehr geschehen. Die Erkenntnis, daßjeder Wandler, der Wärme in mechanische Arbeit umwandelt, notwendigerweise eine Kühlung, besser ein Reservoir braucht, in das die zum Wandler fließende Wärme abfließen kann, scheint uns eine sehr wünschenswerte Ergänzung zu sein. Denn die übliche Behandlung derWärmelehreist stark auf die Erhaltung der Energie fixiert. Die mit dem Transport der Wärme vom heißen zum kalten Körper einhergehende Entwertung der Energie bleibt in der Sekundarstufe I im allgemeinen ausgeklammert, so daß das übliche Konzept der Wärmelehre auch dem Anliegen des zweiten Hauptsatzes nicht gerecht wird. Hier scheint uns der gezeigte Versuch zumindest ein brauchbarer Ansatz zu sein, zur Klärung der Frage nach dem Wert der inneren Energie beizutragen: Energie ist nur dann etwas wert, wenn sie fließen kann. Was nützt ein Hochgebirgssee, wenn er keinen Abfluß hat. Die Wärmelehre- so wie wir sie aus dem Schulalltag heute kennen - bleibt, insbesondere mit den Mischungsversuchen, häufig in ihren eigenen, den Schüler wenig ansprechenden Problemen verhaftet. Daß Wärmeströme auch außerhalb der Physik in der Technik, der Biologie, der Chemie oder im Alltag vorkommen, findet im Unterricht der Sekundarstufe I wohl zu wenig Beachtung. Ein plausibler Grund dafür ist sicher darin zu sehen, daß die zu betrachtenden Phänomene dem experimentellen Instrumentarium der Schule kaum zugänglich erscheinen. Der Wärmestrommesser ist jedoch geeignet, auch hier Abhilfe zu schaffen: Neben der Messung des Wärmestromes, den uns die Sonne schickt, fand bei Schülern z. B. die Frage >>Wieviel Wärme gibt ein Mensch an die Umwelt ab?<< besonderes Interesse. Mit dem Wärmestrommesser kann man diese Frage ohne Schwierigkeiten beantworten: Wir bringen zunächst einen der oben erwähnten Würfel auf die Temperatur der Körperoberfläche (etwa 37 °C) und legen den Wärmestrommesser darüber. Wir müssen abwarten, bis sich ein Strahlungsgleichgewicht eingestellt hat und lesen etwa20m V ab. Dies entspricht einem Wärmestrom von 0,23 j/s, der durch diese 9 cm 2 große Fläche des Wärmestrommessers geht. Bedenkt man, daß unsere Körperoberfläche etwa 2000mal so groß ist, so würde uns ständig ein Wärmestrom von 460 Jls verlassen. Da unser Körper im Ruhestand knapp 200 j/s produziert, würden wir frieren, wenn wir nicht durch Kleidung den Wärmestrom verkleinerten. Eine Verkleinerung des Wärmestroms durch Isolation (Kleidung) und seine Zunahme bei einem Luftzug oder bei einer feuchten Oberfläche läßt sich mit der gewählten Anordnung gut demonstrieren. Schließlich läßt sich mit Hilfe des Wärmestrommessers der häufig mißverstandene »Temperatursinn<< der Haut besser verstehen. Vielen ist sicher schon aufgefallen, daß sich ein Styroporblock wärmer anfaßt als ein Eisenstück, obwohl beide auf gleicher Temperatur sind. Zur Erklärung dieser offensichtlichen Fehlleistung des Temperatursinns der Haut wird in dieser und in ähnlichen Situationen dann leichtfertig gesagt, daß uns der Temperatursinn hier eben täuscht. Der Wärmestrommesser kann jedoch zur >>Ehrenrettung<< des offensichtlich versagenden Sinnes beitragen. Im folgenden Versuch verstehen wir jetzt den Wärmestrommesser als ein Stück unserer Haut, das unseren warmen Körper schützt. Beim Auflegen des Metallstücks erfolgt eine große Anzeige, beim Auflegen des Styroporblocks geht sie zurück. Unsere Empfindung ist also in Wirklichkeit keine Meldung über die Temperatur der Gegenstände, sondern vielmehr gibt sie uns einen Hinweis auf den hier stattfindenden Wärmestrom von unserem Körper zum Gegenstand oder umgekehrt. Diese Meldung ist für den Organismus offen- 402 Wärme nicht nur in der Wärmelehre MNU 45/7 Dittmann u. a., Der Wärme auf der Spur 81 sichtlich wichtiger als eine absolute Temperaturangabe. Wir sollten also nicht von einem Temperatursinn, sondern besser von einem Wärmestromsinn der Haut sprechen. 5 Zusammenfassung Es wurde gezeigt, daß mit einem modernen Peltiermodul ein Wärmestrommesser realisiert werden kann, der sich fiir den Physikunterricht der Sekundarstufe I eignet und mit dem der Transportcharakter der Wärme im Unterricht einsichtig gemacht werden kann. Zusätzlich wurde gezeigt, daß das gewählte Peltiermodul in vielen Experimenten zur Wärmelehre in unterschiedlicher Funktion eine vorteilhafte Ergänzung darstellt. Den Bezug der Wärmelehre zur Technik, zu Nachbardisziplinell und zum Alltag kann man an vielen Beispielen auch mit Hilfe des Moduls einfach herstellen. Das im Text verfolgte Konzept, den Transportcharakter der Wärme in den Vordergrund des Unterrichts zu stellen, wurde mittlerweile in mehreren Durchgängen in Gymnasialklassen der Sekundarstufe I ausprobiert. Dabei zeigte sich, daß mit dem von uns gestellten Wärmestrommesser das angestrebte Ziel eher möglich ist, als mit der herkömmlichen Methode, die nur das Thermometer kennt und die Wärme mißt, wenn sie schon längst keine Wärme mehr ist. Literatur und Bezugsquellen [ 1] 0. RANG: Versuch einer didaktischen Analyse zur unterrichtseinheit Wärmemenge. -Der Physikunterricht 4 ( 1970) 27-5 7. ' [2] G. FALK- W. RuPPEL: Energie und Entropie. - Heidelberg: Springer 1976, G. FALK: Physik- Zahl und Realität.- Basel: Birkhäuser 1990. (3] F. HERRMANN: Energie und Energieformen. - In: G. FALK- F. HERRMANN (Hg.): Konzepte eines zeitgemäßen Physikunterrichts Heft 1. -Hannover: Schroedel1977. [4] H. DITTMANN- W. B. ScHNEIDER: Ein »Amperemeter« für den Wärmestrom.- In: W. KuHN (Hg.): Tagungsband des DPG-Fachausschusses Didaktik der Physik, Gießen 1990. [5] H. DITTMANN- W. B. ScHNEIDER: Der Wärme auf der Spur.- In: W. KuHN (Hg.): Tagungsband des DPGFachausschusses Didaktik der Physik, Erlangen 1991. [6] Bezugsquelle Peltiermodul: Firma AMS Electronic GmbH (Melcor Peltierelement Typ Cp 1.0-127-05L und andere Typen), Albrechtstraße 14, 8000 München 19. [7] Bezugsquellen für Peltiermodule und elektr. Thermometer Qumbo-Thermoclock): Firma Gonrad Electronic, Postfach, 8452 Hirschau; Firma ELV, Postfach 10 00, 2950 Leer; Firma Völkner, Electronic, Marienberger Straße 10, 3300 Braunschweig. [8] Bezugsquelle Wärmepumpe: Firma Phywe, Postfach 3062, 3400 Göttingen. Katalog-Nr. 04366.00 (Thermogenerator). 0 geänderte Adressen: [6] Firma AMS Elektronik, Frauenhofer-Str.32 82152 Martinsried [7] Firma Conrad Elektronik, 92240 Hirsehau 82 Niemand bezweifelt, dass Energie und Entropie fundamentale Begriffe der Physik, ja sogar aller Naturwissenschaften sind. Aus fachlicher Sicht gehören beide Begriffe in den Kanon naturwissenschaftlicher Grundbildung. Darüber hinaus haben sie ein großes didaktisches Potenzial. Physikunterricht darf nur dann darauf verzichten, wenn es unüberwindbare didaktische Hürden gibt. Während das Energiekonzept in zunehmendem Maße Eingang in den Physikunterricht fand, blieb dies dem Entropiekonzept versagt, erwies sich der Entropiebegriff für die Schule doch als sehr sperrig. Der lange Weg zur Entropie über die traditionelle Thermodynamik war zu weit und zu beschwerlich. Allzuleicht versickerte der Bildungsgehalt auf dem langen Marsch zum Entropiebegriff. Erst neuere didaktische Konzepte ermöglichen einen fachlich abgesicherten kurzen Weg zur Entropie, der in dieser Handreichung beschritten wird. Dadurch wird es möglich, das Energie- und Entropiekonzept in einem relativ kurzen Zeitansatz anzugehen. Nur auf diesem Hintergrund ist der Baustein Energie und Entropie zu sehen, der sich an dem Karlsruher Physikkurs orientiert Der lange Weg zur Entropie über die Thermodynamik ist dabei, unter Hinzunahme entsprechender Wahlbausteine, im Lehrplan nicht ausgeschlossen. Die Handreichung umfasst einen didaktischen Teil, einen unterrichtspraktischen Teil und enthält etliche Unterrichtsmaterialien. ISSN 0938-748X Pädagogisches Zentrum Rheinland-Pfalz Bad Kreuznach