Konsumentenschutz Prinz-Eugen-Straße 20-22 A-1041 Wien Tel: ++43-1-501 65/2144 DW E-Mail: [email protected] 54/2012 Oktober 2012 BESTIMMUNG DES GEHALTES AN GLUTAMAT IN LEBENSMITTELN Heinz Schöffl Zusammenfassung: Der geschmacksverstärkende Zusatzstoff Glutamat wird in der Lebensmittelproduktion häufig durch den Einsatz von glutamathältigem Hefeextrakt ersetzt. Solche Produkte weisen in der Zutatenliste auf die Zutat „Hefeextrakt“ hin und bewerben gleichzeitig meist sehr deutlich den Verzicht auf Zusatzstoff-Glutamat – zB als „frei von Geschmacksverstärkern“, „frei von geschmacksverstärkenden Zusatzstoffen“, „frei von künstlichen Geschmacksverstärkern“ oder ähnlichen Botschaften. Für viele Konsumenten entsteht damit der Eindruck, als würden diese Produkte gänzlich kein Glutamat mehr enthalten. Die Untersuchung zeigt, in welchen Mengen das geschmacksverstärkende Glutamat (bestimmt als Anteil freier Glutaminsäure) in verschieden Lebensmitteln – sowohl mit Glutamat als Zusatzstoff als auch mit glutamathältigem Hefeextrakt produziertenthalten ist: Auch bei hefeextrakthältigen Lebensmitteln ist Glutamat von mengenmäßiger Bedeutung, allerdings je nach Produktgruppe in – zum Teil sehr deutlich geringerem Ausmaß vorhanden: Fertiggerichte, Snacks (Chips, Erdnusslocken) und Wurstwaren: Wurde Natriumglutamat als Zusatzstoff eingesetzt, so lagen hierbei die Mengen zwischen 0,2 g und 1,55 g je Kilogramm. Wurde Hefeextrakt als Zutat verwendet, so wurden Gehalte zwischen 0,1g und 1,55 g je Kilogramm ermittelt. Im Durchschnitt der untersuchten Produkte allerdings ergab sich bei den verzehrfertigen Produkten ein Gehalt von 1,1 Gramm je Kilogramm (bei Verwendung von Glutamat) und ein Gehalt von 0,74 Gramm je Kilogramm (bei Verwendung von Hefeextrakt). Bei Packerlsuppen und Suppenwürfel ergab sich ein Gehalt an freier Glutaminsäure von 1,78g und 2 g je Liter verzehrfertiger Suppe bei Verwendung als Zusatzstoff und ein Gehalt von 0,026 g bis 0,05 g je Liter bei Verwendung von Hefeextrakt. Einleitung: Der Einsatz von geschmacksverstärkenden Zusatzstoffen wie Natriumglutamat ist in der Produktion von Lebensmitteln sehr weit verbreitet. Zusatzstoffe im Allgemeinen und Geschmacksverstärker im Besonderen sind unter Konsumenten in hohen Maß unbeliebt, die Ablehnung solcher Zutaten dementsprechend groß. Bei Glutamat kommt nicht nur das allgemein diskutierte gesundheitliche Bedenken gegenüber diesem Zusatzstoff angesichts der unüberschaubaren Anzahl von Lebensmitteln, über die Glutamat aufgenommen wird zu tragen, sondern auch die Zweifel, inwieweit die großzügige Verwendung dieses Zusatzstoffes es der Lebensmittelwirtschaft immer mehr ermöglich, Rohstoffe mit geschmacklichen Mängeln aus ökonomischen Gründen zum Schaden der Konsumenten einzusetzen. Im Wissen um die immer stärker werdenden Bedenken der Konsumenten im Hinblick auf die Verwendung des Zusatzstoffes Glutamat weichen Hersteller zunehmend auf die Verwendung von glutamathältigen Lebensmittel als geschmacksverstärkende Zutat aus. Neben solchen von Natur aus glutamathältige Lebensmitteln wie Hefe, Paradeiser oder Parmesan finden verschiedene proteinreiche Lebensmittel, aus denen mittels Hydrolyse glutamathältige Würzmittel hergestellt werden können, Eingang in die Lebensmittelproduktion (zB Sojasauce, Speisewürzen und neuerdings insbesondere auch Hefeextrakte). Als Vorteil des Hefeextraktes als geschmacksverstärkende Zutat gilt für die Lebensmittelwirtschaft, dass es als Lebensmittel mit der Bezeichnung „Hefeextrakt“ deklariert wird und damit den Produkten kein Glutamat direkt als Zusatzstoff zugesetzt wird (der wiederum als geschmacksverstärkendes „Glutamat“ zu deklarieren wäre). Da im Zusammenhang mit Glutamat (ob als extra zugesetzter Zusatzstoff oder als Bestandteil von proteinreichen Lebensmitteln) immer auch Bedenken ob seiner gesundheitlichen Auswirkungen bestehen und viele Konsumenten daher auch aus diesem Grund Glutamat ablehnen bzw dessen Aufnahme über Lebensmittel vermeiden oder reduzieren wollen ist es Ziel dieser Untersuchung den Gehalt an freiem Glutamat in verschieden Lebensmitteln, die im allgemeinen als typischerweise geschmacksverstärkt gelten und die entweder Natriumglutamat als Zusatzstoff oder Hefeextrakt als Zutat enthalten, zu bestimmen. Dabei soll auch zu ermitteln versucht werden, welchen Anteil diese Lebensmittel in üblichen Portionen zur täglichen Gesamtaufnahme an freiem Glutamat beitragen würden. Insgesamt wurden 26 Produkte aus den Bereichen Wurstwaren, Snacks wie Chips und Erdnusslocken, Tiefkühlpizza, Fertiggerichte in Portionspackungen bzw Fertiggerichte, die mit einer abgemessenen Menge Wasser verzehrfertig gemacht werden sowie Packerlsuppen und Suppenwürfel untersucht. Darüber hinaus wurden auch Produkte wie Germ, Parmesan oder passierte Paradeiser beurteilt. Die Bestimmung des Gehaltes an freier Glutaminsäure/Glutamat wurde von der Lebensmittelversuchsanstalt, Klosterneuburg im Juli 2012 durchgeführt. Allgemeines zu Glutamat und Hefeextrakt Was versteht man unter Geschmacksverstärkern? Geschmacksverstärker sind, wie der Name schon sagt, Stoffe, die einen vorhandenen Geschmack noch besser hervorheben, aber selbst über keinen (oder sehr wenig) Eigengeschmack verfügen. Rechtliches Geschmacksverstärker sind im lebensmittelrechtlichen Sinn Zusatzstoffe. Zu ihnen zählen unter anderem die Glutamate (die Salze der Glutaminsäure). Sie sind mit den E-Nummern E620-E625 gekennzeichnet. Am bekanntesten ist das Natriumglutamat. Das darf bis zu 10g/kg Lebensmittel zugesetzt werden. Der Einsatz von Glutamat in Lebensmitteln wurde von verschiedenen internationalen Organisationen wie dem Scientific Committee for Food der europäischen Kommission und dem Joint expert Committee on Food Additive (JECFA) bewertet. Sie alle kommen zu dem Schluss, dass Glutamate keine Gefahr für den Menschen darstellen. Diese Einschätzung teilen auch das Bundesinstitut für Risikobewertung sowie die deutsche und österreichische Gesellschaft für Ernährung. Bis 31.12.2016 muss die EFSA, die europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit, die Neubewertung der Geschmacksverstärker vorgenommen haben. Geschmacksverstärker dürfen in Lebensmitteln aus biologischer Landwirtschaft nicht zugesetzt werden. Daher greifen einige Hersteller hier insbesondere zu Hefeextrakten Natürliche Vorkommen Glutamate sind die Salze der Glutaminsäure, einer Aminosäure, die von Natur aus in vielen Lebensmitteln in unterschiedlicher Konzentration vorkommt. Aminosäuren wiederum sind die Bestandteile von Eiweiß. Daher kommt die Glutaminsäure in eiweißhaltigen Lebensmitteln vor, in denen das Eiweiß durch zB Reifung abgebaut wird. So enthalten fermentierte Lebensmittel oft mehr freie Glutaminsäure als das Ausgangsprodukt. Käse enthält mehr als Milch, Sojasauce mehr als Soja und Hefeextrakt mehr als frische Hefe. Der Geschmack, der durch die Glutaminsäure hervorgerufen wird, wird auch mit der Geschmacksrichtung „umami“ (=wohlschmeckend) umschrieben. Hefeextrakt In letzter Zeit wird aufgrund des negativen Images von Glutamat häufig Hefeextrakte als Alternative eingesetzt. Das Produkt enthält dann zwar keinen Zusatzstoff Glutamat, aber freie Glutaminsäure. Hefeextrakt ist lebensmittelrechtlich betrachtet kein Zusatzstoff und hat somit auch keine E-Nummer. Es ist eine Zutat und muss auch als solche in der Zutatenliste des Lebensmittels ausgewiesen werden. Daher ist trotz Zusatz von Hefeextrakt die Auslobung „ohne Geschmacksverstärker“ möglich. Firmen setzen zunehmen auf „Clean Labelling“, wie beispielsweise die Aufschrift „ohne Geschmacksverstärker“ ist auf immer mehr verpackten Lebensmitteln zu finden. Das soll die Natürlichkeit des Lebensmittels unterstreichen und den Konsumenten zum Kauf genau dieses Produktes anregen. Einfluss auf den Körper Über die Nahrung nehmen wir mit einer normalen Mischkost täglich ca 8 bis 12 g Glutamat (überwiegend über die Proteine, deren Bestandteil die Aminosäure Glutaminsäure ist) auf. Die tägliche Aufnahmemenge an zugesetztem freiem Glutamat aus Lebensmitteln wird mit durchschnittlich etwa 0,4 Gramm angenommen. Die Gesamtaufnahme an freiem Glutamat über glutaminhältige Lebensmittel soll dabei durchschnittlich maximal etwa 1 Gramm je Tag sein. Ein bestimmter ADI-Wert (acceptable daily intake/die erlaubte Tagesdosis – jene Menge, die auch bei lebenslanger Aufnahme keine negativen gesundheitlichen Folgen nach sich ziehen sollte), ist für Glutamat nicht festgelegt.. Glutamat übernimmt im menschlichen Organismus wichtige Funktionen bei der Übermittlung, Speicherung und Verarbeitung von Informationen im Gehirn. Sogar bei einer glutaminsäurereichen Ernährung ist bei gesunden Menschen kein schädigender Einfluss zu erwarten. Dies hat auch keinen Einfluss auf die Glutamatkonzentration im Gehirn. Die Wirkung auf den Blutglutamatspiegel entspricht den normalen physiologischen Schwankungsbreiten. Seit vielen Jahren wird von KonsumentInnen berichtet, dass nach dem Genuss von Speisen in einem China-Restaurant Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Prickeln aufgetreten sind. Bei Doppelblindstudien an Personen, die Vorgaben an diesem als China-Restaurant-Syndrom bekannten Phänomen zu leiden, konnte allerdings kein Hinweis auf Glutamat als Ursache festgestellt werden. Es kann allerdings trotzdem nicht ausgeschlossen werden, dass es Personen gibt, die sensibel auf Glutamat reagieren. Zur Vermeidung sollte immer das Etikett des Lebensmittels gelesen werden bzw. bei losen Waren oder im Restaurant nachgefragt werden. Im Hinblick auf gesundheitliche relevante Wirkungen von Glutamat (so wird zB Glutamat auch mit einem negativen Einfluss auf die Appetitregulation und damit mit dem Problem Übergewicht in Verbindung gebracht) gibt es auch sehr viele kritische Einschätzungen, die nach überwiegender wissenschaftlicher Beurteilung häufig noch nicht schlüssig nachvollziehbar sind. Dennoch ist für viele Konsumenten ein kritischer Umgang mit dem Stoff Glutamat in seiner Form als freies Glutamat über den Aufnahmeweg Lebensmittel wünschenswert und dieser Besorgnis muss entsprechend Rechnung getragen werden. Die Ergebnisse im Überblick Erhebung Juli 2012 Produkt Wurstwaren: (4 Produkte: Wiener gebraten, Bergsteiger, Mini Frankfurter, Bergwurst) Glutamat in Gramm je kg LM 0,312 0,1 1,545 1,272 In der Kennzeichnung ist die Angabe des Zusatzstoffes (Glutamat) oder der Zutat (Hefeextrakt) enthalten Packungsgröße Keine diesbez. Angabe 350 g Hefeextrakt 250 g Mononatriumglutamat 220g Mononatriumglutamat 500g Parmesan (1 Produkt) Germ (1 Produkt) Tomaten (passiert) 11,03 1,66 Keine diesbez. Angabe Keine diesbez. Angabe 42g (1 Produkt) 1,19 1,804 1,551 1,317 Keine diesbez. Angabe Keine diesbez. Angabe Hefeextrakt Hefeextrakt 500ml 110g 125g 250g (drei Produkte) 0,326 1,516 1,131 Keine diesbez. Angabe Mononatriumglutamat Hefeextrakt Tiefkühlpizza: 0,672 Snacks (Chips) (drei Produkte) Snacks (Erdnusslocken) (2 Produkte:Pizza Mozarella, Pizza Salami) Fertiggerichte (Portionsschale): (4 Produkte: Hühnercurry Paprika, Currywurst, Rindsroulade, Paprikahendl) Fertigerichte (mit Wasser aufzugiessen): (3 Produkte: Pasta vital, Spätzle, gebratene Nudeln mit Gemüse) 10g 42g 0,11 0,07 0,6 0,198 0,194 0,33 250ml 50g 50g 50g 0,3 0,090 0,078 0,066 150g 150g 75g 0,049 0,22 0,085 50g 50g 50g 0,016 0,076 0,056 Keine Kennzeichnung 320g 0,21 320g 0,21 0,797 Keine Kennzeichnung 330g 0,26 330g 0,26 0,209 0,099 0,964 Mononatriumglutamat Hefeextrakt Mononatriumglutamat 375g 400g 290g 0,078 0,04 0,28 375g 400g 290g 0,078 0,04 0,28 0,27 Hefeextrakt 300g 0,08 300g 0,08 Hefeextrakt 147g (2Port) 0,25 Hefeextrakt 155g (2 Port) 0,3 74g und 250 ml Wasser 73 g und 250 ml Wasser Hefeextrakt 150g (2 Port) 0,42 75g und 225 ml Wasser 0,212 2g /Liter 250ml 0,5 0,08g/Liter 330ml 0,026 0,19g/Liter 250 ml 0,05 1,722* (0,39)** 1,945* (0,46)** 2,825* (0,7)** Packerlsuppe (mit Wasser aufzugiessen): (3 Produkte: Eiermuschelsuppen, Buchstabensuppe) Glutamat (Gramm pro Packung) Gehalt an Glutamat (Gramm je Portionsgröße Portion) 0,031 100g 0,01 100g 0,155 100g 0,127 100g 34* (2)** 1,91* (0,08)** 2,73* (0,2)** Mononatriumglutamat Hefeextrakt Hefeextrakt 59g (4 Port1Liter) 41g (3Port-1 Liter) 71g (4Port- 1 Liter) 0,126 0,15 Suppenwürfel - (mit Wasser aufgiessen) 89* 120g (24 Port-6 (1 Produkt: Klare (1,78)** Mononatriumglutamat Liter) 1,78g/Liter 250ml Rindsuppe) bei Produkten, bei denen die untersuchte Trockensubstanz mit Wasser erst zu einem verzehrfertigen Produkt zu verarbeiten ist, (Fertiggericht in Sackerl, Packerlsuppe oder Suppenwürfel gilt folgendes: *) Glutamatgehalt der Trockensubstanz in g /kg, **) berechneter Glutamatgehalt des verzehrfertigen Produktes in g /kg oder g/l Die angegebenen Analysenergebnisse an Glutamat verstehen sich jeweils als freie Glutaminsäure, der Anteil von an Eiweiß gebundener Glutaminsäure ist nicht ermittelt worden. 0,445 Diskussion der Ergebnisse: Natriumglutamat- oder hefeextrakthältige Lebensmittel aus den Bereichen Fertiggerichte, Snacks (Chips, Erdnusslocken) oder Wurst enthalten als verzehrfertige Lebensmittel zwischen 0,1g und 1,5 g freies Glutamat/freie Glutaminsäure je Kilogramm Lebensmittel. Wurde Natriumglutamat als Zusatzstoff eingesetzt, so lagen die Mengen dabei zwischen 0,2 g und 1,55 g je Kilogramm. Wurde Hefeextrakt als Zutat verwendet, so wurden Gehalte zwischen 0,1g und 1,55 g je Kilogramm ermittelt. Im Durchschnitt ergab sich bei den untersuchten verzehrfertigen Produkten ergab sich ein Gehalt von 1,1 g je Kilo (bei Verwendung von Glutamat) und ein Gehalt von 0,74 g je Kilogramm (bei Verwendung von Hefeextrakt). Bei Packerlsuppen und Suppenwürfel, ergab sich ein Gehalt an freier Glutaminsäure von 1,78 und 2 g je Liter verzehrfertiger Suppe bei Verwendung von Glutamat als Zusatzstoff und ein Gehalt an freier Glutaminsäure von 0,026 g bzw. 0,05 g je Liter bei Verwendung von Hefeextrakt. Verzehrfertiggemachte Fertigprodukte mit Hefeextrakten enthielten 0,38 bis 0,7 g Glutamat je Kilogramm. Vergleichsprodukte mit Glutamat als Zusatzstoff lagen hierbei nicht vor. Glutamatgehalt bei Fertigsuppen mit Hefeextrakt deutlich niedriger als bei Produkten mit Glutamat als Zusatzstoff: Bei Verwendung von Hefeextrakt bei Fertigsuppen liegt der Gehalt an freier Glutamat demnach mit einer ganzen Größenordnung deutlich unter den Gehalten, die bei Fertigsuppen unter Verwendung von Natriumglutamat als Zusatzstoff zu finden sind. Hefeextrakt--haltige Produkte enthalten demnach Glutamat im Ausmaß 4 - 10% des zusatzstoffhaltigen Produktes. Geringere Gehalte auch bei anderen Produktkategorien: Nicht in gleich deutlichem Ausmaß zeigen sich ähnliche Tendenzen bei den anderen Produktgruppen ( Erdnusslocken:1,31 g/kg gegenüber 1,55g je kg; Fertiggerichte in Portionspackungen: 0,09g und 0,27g gegenüber 0,20g und 0,96 g je Kilogramm). Hefeextrakthaltige Produkte wiesen somit gemittelt Glutamat im Ausmaß von 73% (bei Erdnusslocken) bzw rund 30% (bei Fertiggerichten in Schalen) der jeweiligen zusatzstoffhaltigen Produkte auf. Bei den beurteilten Wurstwaren lagen die Unterschiede wiederum wesentlich deutlicher ausgeprägt: 0,1 g je kg bei Verwendung von Hefeextrakt gegenüber 1,27g und 1,55 g je Kilogramm bei Verwendung von Glutamat als Zusatzstoff. Die hefeextrakthaltige Wurst enthielt Glutamat im Ausmaß von rund 10 % jener Produkte, die mit Glutamat als Zusatzstoff produziert wurden. Einigermaßen erfreulich für Konsumenten: Im Rahmen dieser Untersuchung festzustellen, dass der Gehalt an freier Glutaminsäure/Glutamat bei Einsatz von Hefeextrakt zumeist niedriger als bei Verwendung von Glutamat als Zusatzstoff. Glutamat als geschmacksverstärkende Komponente kann aber auch über eine Reihe von anderen Lebensmittel als Hefeextrakt als Zutat in verarbeitete Lebensmittel ein gebracht werden, die dann damit zur Gesamtaufnahme an Glutamat beitragen. Im Rahmen der Erhebung wurden daher auch Produkte untersucht, bei denen Glutamat weder als Zusatzstoff noch als Hefeextrakt zugesetzt wurde, die aber von Natur aus oder herstellungsbedingt aus in unterschiedlichen ausmaß glutamathältig sind: Ermittelte Glutamatgehalte: Germ: 1,66 g/kg; passierte Paradeiser 1,19 g/kg und Parmesan 11,03 g/kg Glutamatgehalte bei einigen verarbeiteten Lebensmitteln, bei denen laut Zutatenliste weder Glutamat als Zusatzstoff noch Hefeextrakt als Zutat eingesetzt wurde, deren Glutamatgehalt aus anderen Zutaten als Hefeextrakt oder direktem Zusatz als Zusatzstoffes stammt zB Tomaten, Aromaextrakte usw: : Tiefkühlpizza : 0,67 g bzw 0,8 g/kg Wurst: 0,31 g /kg Erdnusslocken: 0,326 g/kg Chips: 1,8 g/kg Die Ergebnisse bezogen auf die aufgenommen Glutamatmengen je Portion: Die Aufnahmemenge an zugesetztem Glutamat wird mit durchschnittlich etwa 0,4 Gramm täglich angenommen. Die Gesamtaufnahme an Glutamat über glutamathältige Lebensmittel wird mit durchschnittlich 1 Gramm je Tag angenommen. Aufgrund des Einsatzes in einer Vielzahl von Lebensmitteln wird immer wieder die Befürchtung geäußert, dass Glutamat in der Praxis in deutlich höheren und möglicherweise sogar bereits gesundheitlich bedenklichen Mengen aufgenommen werden könnte. Daher ist es sinnvoll, aus den ermittelten Gehalten auch die Mengen zu berechnen, die über die Portionen aus diesen untersuchten Lebensmittel aufgenommen werden würden und damit abzuschätzen, welche tägliche Aufnahmemenge daraus resultieren könnte. Ermittelte Mengen je Portion: Produkt gruppe Portionsmenge Wurst (4 Produkte) 100g Snacks-Chips (3 Prod) 50g Snacks-Erdnusslocken (3 Produkte) Tiefkühlpizza (2 Produkte) Fertiggericht in Portionstassen (4 Produkte) Trockenes Fertiggericht (mit Wasser verzehrfertig) (3 Produkte) Suppen (Packerl) mit Wasser verzehrfertig (3 Produkte) Suppe aus Suppenwürfel (1 Produkt) Parmesan (1 Produkt) Germ(Würfel) (1 Produkt) Paradeiser passiert (1 Produkt) 50g Produziert mit Glutamat (G) als Zusatzstoff 0,155g 0,127g 0,076g Produziert mit Hefeextrakt (HE) als Zutat 0,01g Produziert ohne G oder HE 0,078g 0,066g 0,056g 0,09g 320g/330g 290-400g 0,0312g 0,016g 0,21g 0,26g 0,078g 0,28g 73-75g plus entsprechende Menge an Wasser 250-330ml 0,5g 250ml 0,445g 0,08g 0,04g 0,126g 0,15g 0,212g 0,026g 0,05g 10g 42g 250ml 0,11g 0,07g 0,3 g Glutamat je Portion Die aufgenommen Mengen je Portion liegen bei Produkten mit Glutamat als Zusatzstoff zwischen 0,08g und 0,5g. Bei Produkten mit Hefeextrakt liegen die Gehalte je Portion zwischen 0,012 und 0,21g. Produkte die Glutamat weder in Form des Zusatzstoffes noch über die Zutat Hefeextrakt einbringen enthalten je Portion zwischen 0,016g und 0,3 g freies Glutamat. Gesamtmenge an Glutamat aus den untersuchten Lebensmittelgruppen: maximale tägliche Aufnahme an freiem Glutamat bei einem angenommenem Konsum jeweils eines Produktes aus den untersuchten Produktgruppen: (ohne die Produkte, denen kein Glutamat über Geschmacksverstärkende Zusatzstoffe oder Hefeextrakte als Zutat zugesetzt wurde: Parmesan, Hefe und passierte Tomaten und Tiefkühlpizza): Angenommenes Konsumverhalten: (täglich 100 Gramm Wurst, 50 Gramm Chips, 50 Gramm Erdnusslocken, eine Portion Fertiggericht in Tassen oder eine Portion Fertiggericht- mit Wasser verzehrfertig (ca 330 Gramm), eine Portion Suppe aus Packerl oder Suppenwürfel (250 ml) : Gesamtmenge dieser Lebensmittel rund 800g Entsprechend den in dieser Untersuchung ermittelten Gehalten könnte bei ausschliesslichem Verzehr dieser Lebensmittelauswahl mit Glutamat als Zusatzstoff* eine tägliche Gesamtmenge an Glutamat von etwa 1,1 Gramm resultieren. Bei gleichgehalter Auswahl an Lebensmitteln dieser Produktgruppen, die mit Hefeextrakt hergestellt wurden, würde die erreichte tägliche Menge an freiem Glutamat etwa 0,40 Gramm bedeuten. *) bei Vorliegen mehrere Produkte aus einer Produktkategorie wurde zur Berechnung immer das Produkt mit dem höheren Gehalt herangezogen. Da bei der Kategorie Chips kein Produkt mit Glutamat als Zusatzstoff im Erhebungsumfang enthalten war, wurde - um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten -hier anstelle des Produktes mit Hefeextrakt zur Berechnung verwendet. Mit der Auswahl der Lebensmittel kann daher die Aufnahme an Glutamat bei Bedarf deutlich reduziert werden. Da Produkte aus diesen Lebensmittelgruppen übers Jahr verteilt üblicherweise nicht täglich konsumiert werden, ergibt sich gegenüber dem im Rechenbeispiel zuvor angenommen Konsumverhalten zwangsläufig auch eine niedrigere durchschnittlich tägliche Aufnahmemenge an freiem Glutamat aus den genannten Produktgruppen. Forderungen der AK • Transparenz bei der Kennzeichnung: Glutamat soll auch bei glutamathältigen Lebensmitteln als Zutat für Konsumenten transparenter sein • Regelung für klare und unmissverständliche Hinweise: Angaben wie „ohne künstliche Geschmacksverstärker“, „ ohne geschmackverstärkende Zusatzstoffe“, „ohne Glutamatzusatz“ beinhalten nach wie vor ein Täuschungspotential • Maßnahmen zur Reduktion des Gehaltes an freiem Glutamat bei allen relevanten Produktgruppen, um die Gesamtaufnahme an Glutamat im Interesse eines vorbeugenden Konsumentenschutzes zu reduzieren Weiterführende Informationen: http://www.oege.at/php/current/print.php?l=de&a=2718 ÖGE Artikel: Geschmacksverstärker Glutamat aus dem Jahr 2011 http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=189 DGE-aktuell 08/2003 vom 10.06.2003 http://www.bfr.bund.de/cm/343/ueberempfindlichkeitsreaktionen_durch_glutamat_in_lebensmitteln.pdf Stellungnahme BfR (Bundesinstitut für Risikoforschung) aus dem Jahr 2003 http://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/additives.htm Prioritäten der EU für die Neubewertung bestimmter Lebensmittelzusatzstoffe Zum Weiterlesen: Martin H.-H. Richtig einkaufen ohne Glutamat 550 Fertigprodukte und Lebensmittel TRIAS 2012 Consensus meeting: monosodium glutamat – an update K Beyreuter, HK Biesalski JD Fernstrom, P Grimm, WP Hammes, U Heinemann, O Kempski, P Strehle, H Steinhart und R Walker European Journal of clinical nutrition (2007) 61, 304-313 http://www.nature.com/ejcn/journal/v61/n3/full/1602526a.html Obesity, voracity, and short stature: the impact of glutamate on the regulation of appetite. Hermanussen M, García AP, Sunder M, Voigt M, Salazar V, Tresguerres JA. Eur J Clin Nutr. 2006 Jan;60(1):25-31. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16132059 Taste and weight: is there a link? 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