28 I Schweinemast Gut gefüttert ist die halbe Mast Fütterung Ein deutlich gestiegenes Leistungsniveau in Verbindung mit neuen genetischen Ausrichtungen sowie die zunehmende Ebermast erfordern eine daran angepasste Fütterung. Entscheidend ist die optimale Ausstattung des Futters mit Aminosäuren und Zusatzstoffen. Denn Luxuskonsum kann teuer werden. E ine leistungsangepasste Fütterung ist das A und O, um das Ansatzpotenzial für Fleisch in der Mast auszuschöpfen. Im Mittelpunkt steht dabei die optimale Versorgung mit Aminosäuren. Hierbei ist das Gewicht und das Alter der Mastschweine zu beachten, aber auch das Leistungsniveau und das Geschlecht der Tiere haben einen erheblichen Einfluss auf die Anforderungen an das Futter. Mit zunehmender Leistung nimmt der Anteil vom Erhaltungs- am Gesamtbedarf ab. Dies betrifft sowohl die Energie wie auch den Aminosäuren- und Mineralstoffbedarf. Ein im Verhältnis zur Energie zunehmender Aminosäurenbedarf ist bei ansteigender Leistung die Konsequenz. Das Geschlecht der Mastschweine hat ebenfalls einen Einfluss auf die Futteranforderungen, da die Börge höhere Tageszunahmen aufweisen und damit ein enges Lysin-Energie-Verhältnis aufgrund des geringeren Erhaltungsbedarfes benötigen. In der Endmast setzen die Börge aufgrund der hohen Tageszunahmen viel Fett an, sodass hier die Aminosäurezulagen schwächer ausfallen können. Weibliche Tiere produzieren weniger Speck, haben aber einen höheren Fleischansatz. Besonders in der Mittelmast ist hier der Aminosäurenbedarf sehr hoch. Bei Mastebern ergibt sich ein ähnlicher Bedarf wie bei sehr fleischreichen, „süddeutschen“ Genetiken (siehe Kasten „Masteber nicht zu früh rationieren“). Über die Fütterung gilt es, das genetische Potenzial der Tiere an Wachstum und Fleischansatz optimal auszuschöpfen. Foto: Bräunig Vormast: Ferkelfutter bietet Sicherheit dlz primus schwein ◾ Juni 2011 Bei der Einstallung in die Vormast sind die Tiere zunächst beträchtlichen Belastungen ausgesetzt, da sich die Stallumwelt, oft die Futtervorlageart und das Keimmilieu ändern. Nicht selten treten Schweinemast I 29 Masteber nicht zu früh rationieren Bei der Rationsgestaltung ist die Verdaulichkeit der Nährstoffe, vor allem der Aminosäuren, zu beachten. in dieser Phase Verdauungsstörungen auf, die dann vom Tierarzt behandelt werden müssen. Kranke Schweine wachsen schlechter und setzen damit weniger Fleisch an. Dieser mangelnde Fleischansatz kann im Laufe der Mast nicht nachgeholt werden. Um den Läufern den Übergang in die Mast zu erleichtern, sollte in dieser Phase bis zur 12. Lebenswoche ein Ferkelfutter mit entsprechender Ferkelvormischung zum Einsatz kommen. Die Sicherheits- Foto: Lake U m die Wirtschaftlichkeit der Ebermast zu gewährleisten, sollte die Fütterung speziell auf deren Bedürfnisse ausgerichtet sein. Betrachtet man die Mastleistung der Eber, so ist die Futterverwertung um zehn bis 15 Prozent besser und der Fettansatz bei einem höheren Muskelfleischanteil geringer. Durch eine leicht geringere Futteraufnahme fallen die täglichen Zunahmen im Vergleich zu Kastraten zum Teil etwas schlechter aus. Die Zunahmekurve ist im Gegensatz zu den Sauen und Kastraten bei den Ebern etwas in die hinteren Gewichtsabschnitte verschoben. Das höchste Wachstum erfolgt hier im Bereich zwischen 65 und 90 kg, also in der Regel nach dem Eintritt in die Geschlechtsreife. Aus diesem Grund dürfen die Eber nicht zu früh rationiert werden, und die Aminosäuren in der Mittel- und Endmast müssen dem hohen Ansatzpotenzial für Fleisch angepasst werden (siehe Tabelle „Was Mastschweine brauchen“). Ein Lysin-Energie-Verhältnis von 0,9 g Lysin je MJ ME für den Start in die Vormast und 0,8 g für den zweiten Teil der Vormast ist anzustreben. In der Mittelmast sollte das Verhältnis einen Wert von 0,75 g nicht unterschreiten. In der Endmast über 90 kg (dieser Wert gilt für die leichtesten Tiere) kann ein Wert von 0,6 g Lysin je MJ ME eingestellt ausstattung eines solchen Futters ist im Vergleich zum Vor-/Mittelmastfutter deutlich besser. Das Fleischansatzpotenzial ist zu Beginn der Vormast noch sehr hoch. Um werden. Wobei in der Praxis aufgrund der Gewichtsschwankungen innerhalb der Gruppe in der Regel ein Wert von 0,75 g Lysin je MJ ME nicht unterschritten wird. Mit dem Eintritt in die Pubertät ab der 12. Lebenswoche nimmt die Bildung der männlichen Geschlechtshormone und damit auch des Geruchsstoffes Androstenon stark zu, an Kurztagen stärker als an Langtagen. Hier sind die genetischen Unterschiede zudem beträchtlich. Somit sind alle Fütterungsmaßnahmen, die auf ein schnelles und homogenes Wachstum der Masteber abzielen, ein Beitrag zur Verringerung von Ebergeruch. Inwiefern eine Ausstattung der Ebermastfutter mit fermentierbarer Faser für den Dickdarm den Ebergeruch durch Skatol mindern kann, wird weiter untersucht. Der Ansatz besteht hier darin, die Fermentation im Dickdarm zu verbessern, um damit Tryptophan abzubauen und nicht für die Bildung von Skatol bereitzustellen. Eine gute Buchtenhygiene sorgt zudem dafür, dass Skatol nicht wieder über das Maul aufgenommen und erneut eingelagert werden kann. Im Bereich der Eberfütterung laufen aktuell verschiedene von der Bundesregierung geförderte Projekte, sodass in naher Zukunft mehr Fakten zur Verfügung stehen. ri dieses auszuschöpfen, hat sich die gute Ausstattung eines Ferkelfutters ebenfalls bewährt. Ist der Einsatz eines Ferkelfutters nicht möglich, sollte ein Vormastfutter mit hoher Aminosäurenausstattung 30 I Schweinemast Was Mastschweine brauchen * Vor-/Anfangsmast Verdauungsweg des Rohproteins Mittelmast Endmast ab kg 28 40 70 90 110 ME MJ 13,4 13,4 13 13 13 g Rohprotein/kg 170 170 160 140 140 g Lysin/MJ 0,80 0,70 0,70 0,60 0,55 g Lysin/kg 10,5 9,5 9,0 7,5 7,0 g pcv Lysin/kg 9,0 8,0 7,5 6,5 6,0 g Calcium/kg** 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 g verd. P/kg 3,0 2,5 2,3 2,1 1,9 g Phosphor/kg** 5,0 4,5 4,5 4,0 4,0 750 g TGZ Absorption von Aminosäuren Rohprotein der Nahrung Dünndarm Enzymatische Verdauung im Magen und Dünndarm NH3 Harnstoff Dickdarm Mikrobielle Fermentation im Dickdarm Rohprotein im Kot Endogene Proteine: Verdauungs­enzyme, Mucus 850 g TGZ g Rohprotein/kg 175 170 160 140 130 g Lysin/MJ 0,85 0,75 0,70 0,60 0,55 g Lysin/kg 11,0 10,0 9,0 7,5 7,0 g pcv Lysin/kg 9,5 8,5 7,5 6,5 5,9 g Calcium/kg** 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 g verd. P/kg 3,0 2,5 2,3 2,1 1,9 g Phosphor/kg** 5,0 4,5 4,5 4,0 4,0 950 g TGZ g Rohprotein/kg 175 170 160 140 120 g Lysin/MJ 0,9 0,80 0,70 0,60 0,50 g Lysin/kg 11,5 10,5 9,0 7,5 6,5 g pcv Lysin/kg 10,2 9,0 7,5 6,5 5,5 g Calcium/kg** 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 g verd. P/kg 3,0 2,5 2,3 2,1 1,9 g Phosphor/kg** 5,0 4,5 4,5 4,0 4,0 850 g TGZ g Rohprotein/kg 175 170 170 155 150 g Lysin/MJ 0,90 0,80 0,75 0,60 0,55 g Lysin/kg 12,0 11,0 9,5 8,5 8,0 g pcv Lysin/kg 10,5 9,5 8,0 7,0 6,5 g Calcium/kg** 7,0 6,5 6,0 5,5 5,0 g verd. P/kg 3,0 2,5 2,3 2,1 1,9 g Phosphor/kg** 5,0 4,5 4,5 4,0 4,0 * Bedarfszahlen hinsichtlich der Versorgung mit Energie, Rohprotein und Aminosäuren für die einzelnen Mastabschnitte von 28 bis 120 kg bei unterschiedlichem Leistungsniveau; ** unter Zusatz von Phytase (Quelle: Nach DLG Kompakt 2010) und einer Säurezulage für die Sicherheit gewählt werden. Anfangs-/Mittelmast: Auf Fleischansatz füttern Auch in der Mittelmast ist, je nach Geschlecht und Genetik, das Fleischansatzvermögen noch sehr hoch. Speziell Masteber zeigen in der späten Mittelmast noch sehr hohe Zunahmen bei hohem Fleischansatz. Bei sehr hohen Zunahmen haben in den vergangenen Jahren viele Mäster das Vormastfutter bis weit in die Mittelmast verwendet (60 bis 75 kg) und damit auch wirtschaftlich gute Erfolge erzielt. In der Regel werden heutige Anfangsmastfutter daher mit Lysingehalten von dlz primus schwein ◾ Juni 2011 1,1 Prozent bei 13,2 bis 13,4 MJ Energie ausgestattet. Wie der Tabelle „Was Mastschweine brauchen“ zu entnehmen ist, kann in der Mittelmast ab 70 kg, wenn technisch möglich, ein Futter mit 1,0 Prozent Lysin und 13 MJ Energie zum Einsatz kommen. In der Praxis wird das Anfangsmastfutter überwiegend auch in der Mittelmast genutzt. Entsprechende Futterkurven für die Einstellung der Futtermengen sind in der Tabelle „Futterkurven für unterschiedliche Zunahmen“ dargestellt. Endmast: Luxuskonsum vermeiden Ein Großteil der Futtermenge wird in der Endmast benötigt. Der Fleischan- In der Vor- und Mittelmast muss auf hohen Fleischansatz gefüttert werden. Foto: Bräunig Eber/hoher Proteinansatz satz nimmt hier aber stark ab und der Speckansatz entsprechend stark zu. Die Futterverwertung wird mit zunehmendem Gewicht schlechter. Daher muss eine Anpassung im Bereich der Ausstattung und Komponenten erfolgen. Bei einem Gewicht der Schweine von 30 kg enthält 1,0 kg Zuwachs im Schnitt 165 g Protein, bei 118 kg sind es nur noch 145 g. Auf der anderen Seite steigt der Fettgehalt stark an. Bei 30 kg enthält 1,0 kg Zuwachs etwa 190 g Fett, bei 118 kg sind es 400 g. Ab etwa 90 kg bietet sich also eine starke Proteinabsenkung bei den Börgen, aber auch bei den weiblichen Tieren an. Der Mineralstoffgehalt muss ebenfalls dem niedrigeren Bedarf angepasst wer- Schweinemast I 31 den. Bei Ebern und den sehr fleischreichen Genetiken sollte die Absenkung im Bereich Protein weniger stark ausfallen, damit das Fleischansatzpotential voll ausgeschöpft werden kann. In der Praxis haben sich für Börge und weibliche Tiere Proteingehalte von 14 Prozent bei etwa 0,9 Lysin in der Endmast etabliert und bei Mastebern und sehr fleischreichen Genetiken 15,5 bis 16,5 Prozent Rohprotein bei 1,0 Prozent Lysin. Bei der Auswahl der Komponenten haben verschiedene Versuche der letzten Jahre gezeigt, dass der Einsatz von Rapsprodukten bis zu zehn Prozent in der Endmast unproblematisch ist. Ganz im Gegenteil: Da die essentielle, schwefelhaltige Aminosäure Methionin im Raps deutlich stärker vorhanden sind, ist ein positiver Effekt auf das Aminosäurenmuster zu verzeichnen. Aminosäuren unterschiedlich gut verdaulich Der Proteingehalt einer Ration sagt noch nicht viel über die Wertigkeit der Aminosäuren aus. Synthetische Aminosäuren sind in der Regel zu 100 Prozent verdaulich, bei allen übrigen Komponenten ist die Verdaulichkeit deutlich geringer. Damit die Gesamtverdaulichkeit der Aminosäuren den Anforderungen in den unterschiedlichen Wachstumsabschnitten entspricht, hat die DLG Fütterungsempfehlungen auf Basis praecaecal verdaulicher Aminosäuren erstellt. Die Formulierung „praecaecal“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet übersetzt „vor dem Blinddarm“. Das Futterkurven für unterschiedliche Zunahmen 750 g 850 g 950 g 850 g / Protein­ ansatz über 58 % ab kg LM TGZ MJ * TGZ MJ * TGZ MJ * TGZ MJ * 30 705 19,5 800 22,0 900 24,0 730 19,0 35 750 22,0 860 24,5 970 27,0 770 21,0 40 790 24,0 900 27,0 1.000 29,0 805 23,0 45 815 26,0 925 28,5 1.030 30,5 840 25,0 50 825 28,0 930 30,0 1.045 32,0 870 26,5 55 830 29,0 940 31,0 1.050 33,0 885 28,0 60 825 30,5 935 32,0 1.045 34,0 895 29,5 65 815 31,5 925 33,0 1.040 35,0 905 30,5 70 810 32,0 915 33,5 1.020 36,0 915 31,0 75 795 32,5 900 34,5 1.005 36,5 910 32,0 80 775 33,0 874 35,0 980 37,0 905 32,5 85 750 33,5 845 35,5 945 37,5 890 33,0 90 725 34,0 815 36,0 920 38,0 870 33,0 95 700 34,5 790 36,5 900 38,0 840 33,0 100 675 35,0 760 37,0 865 38,5 810 32,5 105 650 35,5 735 37,5 825 39,0 775 32,0 110 630 36,0 710 37,5 785 39,0 740 31,5 115 605 36,0 690 38,0 760 39,5 710 31,0 *bei durchschnittlicher Stallumwelt heißt, die Aminosäurenverdaulichkeit wird, wie in der Abbildung „Verdauungsweg des Rohproteins“ dargestellt, bis zum Ende des Dünndarms erfasst. Denn hier gilt die Absorption von Aminosäuren als abgeschlossen, und nur solche stehen dem Tier für Erhaltung, Wachstum und Proteinansatz zur Verfügung. Mit der Berücksichtigung der praecaecalen Verdaulichkeit bei der Rationsgestaltung soll der Aminosäurengehalt an den Bedarf der Tiere angepasst und somit ein Luxuskonsum vermieden werden. Dies entlastet letztlich auch die Umwelt, da N-Ausscheidungen reduziert werden können. Zudem wirkt es sich positiv auf die Futterkosten aus, da der Einsatz der teuren Proteinträger reduziert werden kann. Die Verdaulichkeit der Einzel- 32 I Schweinemast Rationsbeispiel für Eigenmischer* Auf die Mischung kommt es an * Vormast ab 28 kg in Prozent Mittelmast ab ca. 40 kg Endmast ab 90 kg Hofeigene Komponenten: Gerste % 25 25 35 Weizen % 46,5 / 47,5 48 / 49 50 1,5 1,5 Zukaufskomponenten: Sojaöl % Vormastergänzer 1) % Mastergänzer 2) % Endmastergänzer 3) % 27 / 26 25,5 / 24,5 15 Ergänzer Energie Vitamine Phosphor Calcium Methionin Threonin Lysin Rohprotein Rohfaser Nährstoffe: Energie 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Getreide * Anteile der einzelnen Nährstoffe im Getreide bzw. Ergänzungsfuttermittel Auch bei Mineralstoffen ist eine Überversorgung und damit Luxuskonsum zu vermeiden. 13,4 13,4 13 Rohprotein MJ ME g/kg 172 / 170 172 / 168 145 Rohfaser g/kg 40,0 40,0 45,0 min. Lysin (Brutto) g/kg 11,5 10,5 7,5 Ist Lysin (Brutto) g/kg 11,5 10,5 7,5 Ist Threonin (Brutto) g/kg 7,5 6,8 5,0 min. Threonin (pcv) g/kg 6,6 5,8 4,2 Ist Threonin (pcv) g/kg 6,2 5,6 4,2 min. Lysin (pcv) g/kg 10,2 9,0 6,5 Ist Lysin (pcv) g/kg 10,2 9,0 6,5 Calcium g/kg 7,50 7,50 5,50 Phosphor g/kg 5,00 4,50 4,00 Natrium g/kg 1,50 1,50 1,00 rot = unter Berücksichtigung der praecaecalen Verdaulichkeit (pcv); grün = begrenzender Faktor, Anpassung notwendig; *bezogen auf ein Leistungsniveau von 950 g bzw. bei hohem Fleischansatz 1) Vormastergänzer bestehend aus: Soja, Weizenkleie, Mineralstoffen, Säuren, Pflanzenfett, Vitaminen, Phytase, NSP-Enzymen; 2) Mastergänzer bestehend aus: Soja, Weizenkleie, Mineralstoffen, Pflanzenfett, Vitaminen, Phytase, NSP-Enzymen; 3) Endmastergänzer bestehend aus: Soja, Rapsextraktionsschrot, Sonnenblumenextraktionsschrot, Mineralstoffen, Vitaminen, Phytase; Foto: Bräunig Verhältnis der Aminosäuren aminosäuren variiert zwischen den Futterkomponenten erheblich. Durch eine Kombination der Proteinträger und die entsprechende Aufwertung mit synthetischen Aminosäuren lässt sich die Verdaulichkeit der Gesamtration aber genau einstellen. Beim Betrachten der verdaulichen Aminosäuren fällt auf, dass in der Vorund Mittelmast Threonin vor dem Lysin begrenzend wirkt. Wie die Tabelle „Rationsbeispiel für Eigenmischer“ zeigt, wird der Mindestgehalt an praecaecal verdaulichem Threonin bei ausschließlicher Betrachtung des pcv Lysin-Mindestgehalts nicht erreicht. In der Endmast ist der Mineral- und Wirkstoffgehalt und nicht der Gehalt an praecaecal verdaulichen Aminosäuren limitierend, bezogen auf die minimale Einsatzrate des Ergänzers beziehungsweise des Mineralfutters dlz primus schwein ◾ Juni 2011 Lys : Met + Cys : Thr : Trp 1 : 0,55 : 0,65 : 0,18 Quelle: DLG-Kompakt 2010 (siehe auch Tabelle „Was Mastschweine brauchen“). Bei der Ausrichtung der Ergänzer und des Mineralfutters für die Vor- und Mittelmast ist die vergleichsweise schlechte Verdaulichkeit vom Threonin in der Gesamtration zu berücksichtigen. Mit einer gezielten Auswahl der Komponenten und dem Einsatz synthetischer Aminosäuren kann dies ausgeglichen und zudem der Rohproteingehalt deutlich abgesenkt werden. Das optimale Verhältnis der praececal verdaulichen Aminosäuren zueinander zeigt die nebenstehende Tabelle. Unter Berücksichtigung der Nährstoffvorgaben muss nun bei der Eigenmischung, aber ebenso auch bei Mischfuttermitteln, eine Ergänzung der im Getreide fehlenden Nähr- und Wirkstoffe durch eine entsprechende Mine- ralisierung, Vitaminierung, Zusatz von Aminosäuren und die Anhebung des Proteingehaltes durch entsprechende Proteinträger erfolgen (siehe Grafik „Auf die Mischung kommt es an“). Bei Beachtung der Verdaulichkeiten ergeben sich damit im Bereich der Vormast sojalastige Mischungen mit entsprechenden Zulagen von synthetischen Aminosäuren. In der Endmast besteht die Mischung dann vorwiegend aus Proteinträgern mit einem mittleren Proteingehalt wie Rapsschrot, Weizenoder Maiskleberfutter, Getreideschlempen, Sonnenblumenschrot, Erbsen oder Bohnen. Die in der Tabelle „Futterkurven für unterschiedliche Zunahmen“ aufgeführten Werte können als Grundlage für die praktische Einstellung der Futterkurve verwendet werden. Sie zeigen Schweinemast I 33 den Bedarf an Energie in Abhängigkeit von den Lebendmassezunahmen und dem Gewichtsbereich. Mineralstoffe: Luxus kann teuer werden Bei den Mineralstoffen gilt es ebenfalls, eine Überversorgung zu vermeiden. Aktuelle Versuche zeigen, dass eine Zulage von Phosphor in der Endmast nicht notwendig ist. Denn in der Regel werden heute alle Schweinefutter mit dem Enzym Phytase zur besseren Phosphorverdauung ausgestattet. Entscheidend ist der Gehalt an für das Tier verwertbarem verdaulichem Phosphor (vP). Ein Überangebot treibt die Futterkosten in die Höhe. Das Verhältnis Ca : vP sollte bei etwa 2 bis 3 : 1 liegen. Neben dem Enzym Phytase gibt es weitere Enzyme zur Verbesserung der Futterverwertung. Dazu zählen die aus der Ferkelfütterung bekannten NSP-Enzyme. Bei hohen Futterkosten ist dies besonders interessant. In der Vormast ist der Einsatz organischer Säuren zur Unterstützung der Proteinverdauung, aber auch aus Sicherheitsgründen, Standard. In der Endmast ist der Zusatz von Säuren bei Salmonellenproblemen zu empfehlen. Fazit In der Schweinemast spielt heute nicht nur die Frage nach den unterschiedlichen Ansprüchen von weiblichen Tieren und Börgen eine Rolle. Zunehmend gewinnt auch die Ebermast an Bedeutung. Die Unterschiede in den Tageszunahmen und im Fleischansatz müssen bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden. Besonderes Augenmerk ist auf die Versorgung mit Aminosäuren zu richten. Entscheidend ist hierbei nicht nur der absolute Gehalt von Lysin und Co., sondern auch der für das Schwein verdauliche Anteil. Besonders im Bereich der Folgeaminosäuren wie Threonin weisen Eigenmischungen oft Schwächen auf, die mit dem System der verdaulichen Aminosäuren genauer eingeschätzt werden können. Auch bei den Mineralstoffen und der Energie ist der verwertbare Gehalt das richtige Maß, um einen Luxuskonsum und damit unnötige Kosten zu vermeiden. Die neue Formel zur Berechnung der Energie von Mischfuttermitteln ist ein Baustein, um den Bedarf der Tiere besser abzubilden (siehe Kasten „Neue Schätzformel zur Energiebewertung“). Letztlich kommt es darauf an, das genetische Potenzial an Wachstum und Fleischansatz optimal auszuschöpfen, um die Kosten pro kg Zuwachs möglichst gering zu halten. Dies macht sich vor allem bei hohen Futterkosten und niedrigen Schweinepreisen bezahlt. br W Georg Riewenherm Fütterungsexperte bei der Deutschen Tiernahrung Cremer und Mitglied der DLG-Arbeitsgruppe „Fütterungsempfehlungen Schweine. Mitautorin ist Christina Münks. Neue Schätzformel zur Energiebewertung Z ur Bewertung der Rohstoffe dienen hauptsächlich die Kriterien Energie und Aminosäuren. Die Energieberechnung für Mischfuttermittel erfolgt seit dem 1. September 2010 mit einer überarbeiteten Schätzformel auf Basis der Rohnährstoffe. Diese Formel ersetzt die zwei unterschiedlichen Formeln zur Berechnung der Energie in proteinreichen Mischfuttermitteln (Ergänzungsfuttermittel) und proteinschwachen Mischfuttermitteln (Alleinfutter). Die Energie wird jetzt wie folgt berechnet: ME in MJ/kg = g Rohprotein x 0,021503 + g Rohfett x 0,032497 + g Stärke x 0,016309 + g organischer Rest x 0,014701 – g Rohfaser x 0,021071. Die wichtigsten im Schweinefutter verwendeten Futtermittel werden im Vergleich zur alten Formel in der Regel energetisch abgewertet. Während die aufgeführten Getreide in einer Größenordnung von 0,2 bis 0,3 MJ je kg an Wertigkeit verlieren, gibt es auch „Gewinner“. Das betrifft insbesondere die Weizenkleie als Getreidenachprodukt und die Melasseschnitzel. Eine geringe Aufwertung erfährt auch das Rapsextraktionsschrot (0,16 MJ/kg). Mit der neuen Schätzformel werden gerade faserreichere Mischungen mit niedrigem Proteingehalt besser bewertet. ri