J. R. Siewert M. Rothmund V. Schumpelick Praxis der

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J. R. Siewert
M. Rothmund
V. Schumpelick
Praxis der Viszeralchirurgie
Endokrine Chirurgie
J. R. Siewert
M. Rothmund
V. Schumpelick
(Herausgeber)
Praxis der Viszeralchirurgie
Endokrine Chirurgie
M. Rothmund (Bandherausgeber)
2. Auflage
Mit 426 zum Teil farbigen Abbildungen
und 100 Tabellen
123
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Volker Schumpelick
Universitätsklinik und Poliklinik
Medizinische Fakultät der RWTH
Pauwelsstr. 30
52057 Aachen
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jörg Rüdiger Siewert
Chirurgische Klinik und Poliklinik
Technische Universität München
Klinikum rechts der Isar
Ismaninger Str. 22
81657 München
Prof. Dr. med. Matthias Rothmund
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH
Standort Marburg
Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Baldinger Straße
35043 Marburg
ISBN 978-3-540-22717-5
Springer Medizin Verlag Heidelberg
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Gedruckt auf säurefreiem Papier
106/2111/BF – 5 4 3 2 1 0
V
Vorwort
Nach sieben Jahren erscheint jetzt die zweite Auflage der »Endokrinen Chirurgie« als 3. Band der »Praxis
der Viszeralchirurgie«.
In dieser zweiten Auflage kamen neue Autoren und neue Kapitel hinzu. Alle Kapitel wurden aktuell
überarbeitet. Soweit neue Autoren gewonnen werden konnten, wurden die Kapitel völlig neu geschrieben. Ergänzt wurde der Band durch Kapitel, die in der ersten Auflage fehlten, wie z. B. das Kapitel
über neuroendokrine Tumoren des Bronchialsystems, über das von Hippel-Lindau-Syndrom oder die
Neurofibromatose. Zahlreiche Tabellen und Abbildungen wurden aktualisiert, ebenso die Literaturverzeichnisse.
Somit wurden die Fortschritte, die in den letzten Jahren gemacht wurden, in den zweiten Band
eingebracht, wie z. B. die Entwicklung in der minimal-invasiven Chirurgie von Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Nebenniere und endokrinem Pankreas. Berücksichtigt wurden aber auch neuere diagnostische Methoden, sowohl im Bereich der Labordiagnostik als auch bei bildgebenden Verfahren.
Der Band soll dazu beitragen, das Wissen von Kollegen, die auf dem Weg zum Viszeralchirurgen
oder zur Viszeralchirurgin sind oder diese Qualifikation schon erreicht haben, zu vermehren und ihr
Interesse an dem so faszinierenden Gebiet der endokrinen Chirurgie zu wecken oder zu vertiefen.
Ich danke meinen Mitarbeitern Dr. Fendrich, Dr. Hoffmann, Dr. Karakas, Priv.-Doz. Dr. Langer
und Dr. Waldmann für ihre Hilfe bei der Durchsicht der Korrekturfahnen, vor allem aber Prof. Dr.
D. K. Bartsch, für seinen unermüdlichen Einsatz als Redakteur und Frau Sawetzki für die wie immer
perfekte Sekretariatsarbeit. Gedankt sei auch Herrn Dr. Kraemer und Herrn Bischoff vom SpringerVerlag, die die Entstehung der zweiten Auflage von Anfang an begleiteten und erfolgreich abschlossen.
Ich wünsche den Leserinnen und Lesern, dass sie einen maximalen Gewinn beim Lesen dieses
Bandes haben und gelegentlich auch Freude.
Marburg
im Frühjahr 2007
M. Rothmund
Vorwort der 1. Auflage
Die endokrine Chirurgie ist ein Teil der Viszeralchirugie und befaßt sich mit der operativen Behandlung
von Erkrankungen der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen, der Nebennieren und des endokrinen
Pankreas. Natürlich ist die endokrine Chirugie im Grunde viel weiter zu fassen. Neurochirurgen betreiben endokrine Chirurgie, Urologen oder Gynäkologen ebenfalls, wenn sie Tumoren der Hypophyse oder
endokrin beeinflußbare Tumoren wie Prostata- oder Mammakarzinome behandeln. Die Therapie des
letztgenannten Tumors liegt daher auch in den meisten westlichen Industrieländern in der Hand von
Chirurgen, die endokrine Chirurgie betreiben.
In Deutschland gibt es berufspolitische Abgrenzungsprobleme zu den Urologen (Nebennierentumoren) und den Hals-Nasen-Ohren-Ärzten (Schilddrüse). Solche Probleme können formal durch
Abstimmung der Weiterbildungsordnungen der verschiedenen Gebiete oder durch Absprachen zwischen den Fachgesellschaften gelöst werden. Der Patientenstrom vor Ort wird jedoch nur durch Qualität
gelenkt. Die Patienten werden dorthin gehen, wo Wissen um Pathogenese, Pathophysiologie, Diagnostik
und Therapie der einschlägigen Erkrankungen vorliegt und wo die operative Therapie auf hohem Niveau
stattfindet. Wissen und Qualität hängen dabei nicht vom Umfeld ab. Der gut belesene, in der Indikationsstellung erfahrene und technisch versierte Operateur am kleineren Krankenhaus kann die gleiche
Qualität und Expertise haben wie der endokrin-chirurgische Spezialist an einem universitären Zentrum. Er muß auch gleiches Niveau bieten, da zumindest Schilddrüsenoperationen zu den vier häufigsten Eingriffen in der Viszeralchirurgie gehören und fast an jeder chirurgischen Klinik vorgenommen
werden.
Dieses Buch soll Viszeralchirurgen und solchen, die es werden wollen, aber auch allen anderen
Chirurgen, die ein spezifisches Interesse an der endokrinen Chirurgie haben, ermöglichen, Wissen zu
aquirieren und zu vertiefen. Es ist gelungen, die kompetentesten Autoren aus den entsprechenden Zentren Deutschlands und dem benachbarten Ausland für die jeweiligen Beiträge zu gewinnen. Die Kapitel
sind so abgefaßt, daß ein Chirurg vor einer schwierigen diagnostischen oder therapeutischen Entscheidung alle Informationen erhält, die ihm helfen, seine Entscheidung auf eine rationale Basis zu stellen.
Neben Chirurgen soll der Band auch Endokrinologen, Nuklearmediziner und andere Ärzte ansprechen,
die sich mit endokrinen Tumoren und Funktionsstörungen endokriner Organe befassen. Der Text gibt
auch Anregung für bisher nicht endokrin interessierte Kollegen, sich dieses spezielle Feld der Viszeralchirurgie zu erschließen.
Für die Herausgeber und die meisten Autoren ist die endokrine Chirurgie eine faszinierende Tätigkeit. Abgesehen von einem besonderen operativ-technischen Anspruch ist das ein Feld, das bei gelegentlich laviertem klinischen Krankheitsbild und komplizierten Zusammenhängen der Pathophysiologie
von Hormonen und hormoneller Interaktion, eine besondere intellektuelle Herausforderung gegenüber
anderen Teilen der Chirurgie darstellt. Nur das Verständnis der zugrundeliegenden Erkrankungen und
aller ihrer Aspekte ermöglicht eine richtige Indikationsstellung und gute operative Ergebnisse.
Ich bin vielen Menschen im Zusammenhang mit der Fertigung dieses Bandes verpflichtet: zunächst
meinem Lehrer, der mich in die Welt der endokrinen Tumoren eingeführt hat, vor allem aber den Autoren, die sich bei aller sonstigen Belastung bereit erklärt haben, ihr Wissen niederzuschreiben, wie auch
den Mitarbeitern der Klinik für Allgemeinchirurgie der Philipps-Universität Marburg, die mir die
Freiräume verschafft haben, die zur Erstellung dieses Buches nötig waren. Besonderen Dank verdient Frau Dr. A. Heinz vom Springer-Verlag, die die Entstehung des Buches aufmerksam begleitet
und vorangetrieben hat, Frau M. Litterer von Pro Edit, die für die Herstellung verantwortlich war, sowie
Frau U. Sawetzki, Marburg, die die umfangreichen Sekretariatsarbeiten routiniert und mit Übersicht
erledigte.
Marburg,
im Frühjahr 2000
M. Rothmund
VII
Inhaltsverzeichnis
1
1.1
1.2
1.3
1.3.1
1.3.2
1.3.3
1.4
1.4.1
1.4.2
1.5
1.5.1
1.5.2
1.5.3
1.5.4
1.5.5
1.5.6
1.5.7
1.5.8
1.6
1.7
1.8
1.8.1
1.8.2
1.8.3
1.8.4
1.8.5
1.8.6
1.8.7
1.8.8
1.8.9
1.9
2
Hypophyse und Hypothalamus
G. Brabant, M. Buchfelder
Physiologie von Hypophyse und Hypothalamus
Epidemiologie und Pathogenese von
Hypophysentumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Allgemeine Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ophthalmologische Diagnostik bei suprasellären
Prozessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bildgebende Diagnosik bei raumfordernden
Prozessen im Sellabereich . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik hormoninaktiver Tumoren . . . . . . . . . .
Diagnostik von Unterfunktionszuständen . . . . .
Hypophysenvorderlappeninsuffizienz . . . . . . . . . .
Diabetes insipidus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik von Überfunktionszuständen . . . . .
Übersekretion von GH: Akromegalie und Gigantismus
Übersekretion von Prolaktin: Hyperprolaktinämie
und Prolaktinome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Übersekretion von ACTH: Morbus Cushing . . . . . . .
Übersekretion von ACTH: Nelson-Syndrom . . . . . . .
Übersekretion von LH oder FSH: Gonadotropinproduzierende Adenome . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Übersekretion von TSH: inappropriate Sekretion
von TSH und Thyreotropinome . . . . . . . . . . . . . . .
Kraniopharyngeome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Seltene Tumoren im Sellabereich und Entzündungen
2
4
5
2.1.5
2.1.6
2.1.7
2.1.8
2.1.9
2.1.10
2.2
5
6
7
8
8
9
10
10
11
12
13
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.2.4
2.2.5
2.2.6
2.2.7
2.3
Pathologie der nichtneoplastischen Schilddrüsenerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3.1
2.3.2
Euthyreote Struma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Thyreoiditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie der Schilddrüsenerkrankungen . .
Struma und Schilddrüsenknoten . . . . . . . . . . . . .
Schilddrüsenautonomie und jodinduzierte
Hyperthyreose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Schilddrüsenkarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Morbus Basedow und Autoimmunthyreoiditis . . . . .
Diagnostik der Schilddrüsenerkrankungen . . . .
Funktionsuntersuchungen der Schilddrüse . . . . . . .
Bildgebende Verfahren und invasive Diagnostik . . .
Euthyreote Knotenstruma . . . . . . . . . . . . . . . .
Rationelle Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Medikamentöse Prophylaxe und Therapie . . . . . . .
Operative Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Prophylaxe und Therapie des Rezidivs . . . . . . . . . .
Hyperthyreose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Autonomien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Immunthyreopathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Jodinduzierte Hyperthyreose . . . . . . . . . . . . . . .
Benigne Schilddrüsentumoren . . . . . . . . . . . .
Pathologie der Schilddrüsenadenome . . . . . . . . . .
Diagnostisches Vorgehen bei solitärem oder
dominantem Knoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Maligne Schilddrüsentumoren . . . . . . . . . . . . .
Pathologie der Schilddrüsenkarzinome . . . . . . . . .
Differenzierte Schilddrüsenkarzinome . . . . . . . . . .
Medulläre Schilddrüsenkarzinome . . . . . . . . . . . .
Undifferenzierte Schilddrüsenkarzinome . . . . . . . .
Nichtepitheliale Schilddrüsentumoren
und Metastasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Thyreoiditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Akute Thyreoiditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Subakute Thyreoiditis (de Quervain) . . . . . . . . . . .
Autoimmunthyreoiditis . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sonderformen der Thyreoiditis . . . . . . . . . . . . . .
Perineoplastische Thyreoiditis . . . . . . . . . . . . . . .
Die chirurgische Therapie der Thyreoiditis . . . . . . .
2.4
13
13
14
14
2.4.1
2.4.2
2.4.3
2.4.4
Therapie der Hypophysenvorderlappeninsuffizienz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Therapie des Diabetes insipidus . . . . . . . . . . . .
15
Therapie von Hypophysenadenomen . . . . . . . .
16
2.5
Operative Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Radiotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie von Akromegalie und Gigantismus . . . . . .
Therapie von Prolaktinomen . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie des Morbus Cushing . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie des Nelson-Syndroms . . . . . . . . . . . . . .
Therapie der inappropriaten Sekretion von TSH . . . .
Therapie der hormoninaktiven Hypophysenadenome
Therapie der Kraniopharyngeome . . . . . . . . . . . .
Nachsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.6.1
2.6.2
2.6.3
2.6.4
16
18
18
19
20
21
22
22
22
22
22
2.1
Schilddrüse
K.-M. Derwahl, M. Dietlein, C. Dotzenrath, H. Dralle,
J. Farahati, J. Feldkamp, C.D. Gerharz, O. Gimm,
P. Goretzki, M. Gotthardt, A.E. Heufelder, L.C. Hofbauer,
M. Hofmann, M. Hüfner, K. Joseph, M. Kalinowski,
A. Machens, K. Mann, C. Reiners, M. Rothmund,
J. Rüschoff, B. Saller, W.A. Scherbaum, H. Schicha,
M. Schott, K.-M. Schulte, P.-M. Schumm-Draeger,
C. Spitzweg, A. Zielke
Pathophysiologie der Schilddrüse . . . . . . . . . .
27
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
Embryologie, Anatomie und Histologie
Jodstoffwechsel . . . . . . . . . . . . . . .
Synthese der Schilddrüsenhormone . .
Freisetzung der Schilddrüsenhormone
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
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.
.
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.
.
.
.
.
27
27
27
28
Transport der Schilddrüsenhormone . . . . . . . . . . .
Hypothalamisch-hypophysäre Steuerung . . . . . . . .
Pathophysiologie der Struma . . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie des benignen Schilddrüsenknotens
Pathophysiologie des Schilddrüsenkarzinoms . . . . .
Pathophysiologie des Morbus Basedow . . . . . . . . .
Chirurgische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Embryologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Topographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Arterielle Blutversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Venöser Abfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Innervation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lagebeziehung der Schilddrüse zu den Nebenschilddrüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lymphabfluss der Schilddrüse und die Strukturen
des Trigonum caroticum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.1
2.5.2
2.6
2.7
2.7.1
2.7.2
2.7.3
2.8
2.8.1
2.8.2
2.9
2.9.1
2.9.2
2.9.3
2.9.4
2.9.5
2.10
2.10.1
2.10.2
2.10.3
2.10.4
2.10.5
2.10.6
28
28
29
29
30
31
33
33
33
34
34
35
35
36
37
37
38
40
40
41
41
41
42
42
43
59
60
63
67
75
79
79
92
112
117
117
119
123
123
131
149
161
165
172
172
173
174
176
176
177
VIII
Inhaltsverzeichnis
3
Nebenschilddrüsen
B. Allolio, A. Bergenfelz, E. Blind, Th. Clerici,
M. Dietel, C. Franzius, M. Gotthardt, B. Niederle,
E. Ritz, M. Rothmund, T. Schilling, H.J. Wagner,
D. Weismann, A. Zielke
Pathophysiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.1
3.1.1
3.1.2
3.1.3
3.1.4
3.1.5
3.1.6
3.1.7
3.1.8
3.1.9
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
3.3.4
3.3.5
3.3.6
3.3.7
3.3.8
3.3.9
3.3.10
3.3.11
3.3.12
3.3.13
3.4
3.4.1
3.4.2
3.4.3
3.4.4
3.4.5
3.4.6
3.4.7
3.5
3.5.1
3.5.2
3.5.3
3.5.4
3.5.5
3.5.6
3.6
3.6.1
3.6.2
3.6.3
3.6.4
3.6.5
3.6.6
Regulation des Kalziumhaushaltes . . . . . . . . . . . .
Parathormon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Regulation der Parathormonsekretion . . . . . . . . . .
1,25-Dihydroxy-Vitamin-D3-Hormon . . . . . . . . . . .
Kalzitonin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
»Parathormon-related«-Protein . . . . . . . . . . . . . .
Einteilung der Kalziumstoffwechselstörungen . . . . .
Formen des Hyperparathyreoidismus . . . . . . . . . .
Familiäre hypokalzurische Hyperkalzämie . . . . . . .
Chirurgische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Entwicklungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Makroskopische Anatomie der normalen Nebenschilddrüsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Makroskopische Pathologie der Nebenschilddrüsen .
Pathologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Regulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Entwicklungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Makroskopische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . .
Topographie und Lagevariationen . . . . . . . . . . . .
Mikroskopische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . .
Funktionelle Mikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Systematik des Hyperparathyreoidismus . . . . . . . .
Pathologie des primären Hyperparathyreoidismus . .
Primäre Nebenschilddrüsenhyperplasie . . . . . . . . .
Pathologie des sekundären Hyperparathyreoidismus
Weitere Nebenschilddrüsenläsionen . . . . . . . . . . .
Kooperation zwischen Chirurg und Pathologe bei der
operativen Therapie des Hyperparathyreoidismus . .
Primärer Hyperparathyreoidismus . . . . . . . . . .
Epidemiologie und Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Labordiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Lokalisationsdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Operative Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik und Therapie des persistierenden
und rezidivierenden Hyperparathyreoidismus . . . . .
Nichtoperative Therapieoptionen . . . . . . . . . . . . .
Nebenschilddrüsenkarzinom . . . . . . . . . . . . . . . .
Sekundärer Hyperparathyreoidismus . . . . . . . .
Pathophysiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Epidemiologie und klinische Symptomatik . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Konservative Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Operative Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie des rezidivierenden und persistierenden
sekundären Hyperparathyreoidismus . . . . . . . . . .
Hypoparathyreoidismus . . . . . . . . . . . . . . . . .
Definition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ätiologie und Inzidenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klinische Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
183
183
183
184
184
184
184
184
185
186
187
187
188
192
194
194
194
194
195
195
195
196
197
199
203
205
206
206
209
209
212
215
228
246
253
255
257
257
259
260
262
266
273
276
276
276
277
277
278
279
4.1
Nebennieren
B. Allolio, P.J. Barth, F. Beuschlein, H. Dralle, O. Gimm,
K.J. Klose, H. Lehnert, A. Machens, R. Moll, C. Nies,
M. Reincke, N. Reisch, M. Rothmund, J. Waldmann,
O. Zwermann
Pathophysiologie der Nebenniere . . . . . . . . . . 282
4.1.1
4.1.2
Nebennierenrinde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nebennierenmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2
Chirurgische Anatomie, konventionelle und
minimalinvasive Zugänge zur Nebenniere . . . .
4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.2.4
Anatomie . . . . . . . .
Lagebeziehungen . . .
Gefäßversorgung . . .
Chirurgische Zugänge
4.3
4.3.1
4.3.2
4.3.3
4.3.4
4.3.5
4.3.6
4.3.7
4.3.8
4.3.9
4.3.10
4.4
4.4.1
4.4.2
4.4.3
4.4.4
4.4.5
4.4.6
4.4.7
4.4.8
4.5
4.5.1
4.5.2
4.6
4.6.1
4.6.2
4.6.3
4.6.4
4.6.5
282
293
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296
296
296
297
297
304
304
305
306
306
307
309
312
312
315
316
318
318
323
336
344
347
. . . .
. . . .
. . . .
Folgeerscheinung der Adrenalektomie . .
Diagnostik der Unterfunktion . . . . . . . . . .
Therapie der Unterfunktion . . . . . . . . . . . .
Primäre Unterfunktion der Nebennieren .
Epidemiologie und Klinik . . . . . . . . . . . . .
Pathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klinische Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . .
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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354
356
362
370
370
371
371
371
372
373
373
374
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Pathologie der Nebenniere . . . . . .
Nebennierenentzündungen . . . . . . .
Kreislaufstörungen . . . . . . . . . . . . .
Nebennierenzysten . . . . . . . . . . . . .
Nebennierenrindenhyperplasien . . . .
Nebennierenrindenadenome . . . . . .
Nebennierenrindenkarzinome . . . . . .
Myelolipom . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tumoren des Nebennierenmarkes . . .
Seltene primäre Nebennierentumoren
Metastasen in der Nebenniere . . . . . .
Nebennierentumoren . . . . . . . . . .
Funktionsdiagnostik . . . . . . . . . . . .
Bildgebende Verfahren . . . . . . . . . .
Phäochromozytom . . . . . . . . . . . . .
Primärer Hyperaldosteronismus . . . . .
Adrenales Cushing-Syndrom . . . . . . .
Adrenalektomie beim Morbus Cushing
(hypophysäres Cushing-Syndrom) . . .
Das Inzidentalom und seltene Tumoren
Adrenokortikales Karzinom . . . . . . . .
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IX
Inhaltsverzeichnis
5
5.1
5.1.1
5.1.2
5.2
5.2.1
5.2.2
5.3
5.3.1
5.3.2
5.3.3
5.3.4
5.3.5
5.3.6
5.3.7
5.3.8
5.3.9
5.4
5.4.1
5.4.2
5.4.3
5.4.4
Endokrine Tumoren des gastroenteropankreatischen Systems
H. Ahlman, R. Arnold, D.K. Bartsch, V. Fendrich,
P.H. Kann, G. Klöppel, K.J. Klose, P. Langer,
M. Rothmund, S. Schaefer, B. Simon, B. Stinner,
H.J. Wagner, B. Wiedenmann
Pathophysiologie der endokrinen Zellen des
gastroenteropankreatischen Systems . . . . . . . .
Regulatorische Peptide . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Pathophysiologie der endokrinen Zellen . . . . . . . .
Chirurgische Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Exploration und Resektion des Pankreaskopfes . . . .
Exploration und Resektion von Pankreaskorpusund -schwanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Histologie, Nomenklatur und Pathologie . . . . .
Hyperplastische Veränderungen des diffusen neuroendokrinen Zellsystems des Gastrointestinaltrakts . .
Endokrine Tumoren des Gastrointestinaltraktes . . . .
Nesidioblastose des Pankreas bei persistierender
Hypoglykämie mit Hyperinsulinismus (PHH) . . . . . .
Tumoren des endokrinen Pankreas . . . . . . . . . . . .
Insulinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Gastrinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VIPom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Glukagonom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sonstige Tumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neuroendokrine Tumoren des Pankreas . . . . . .
Insulinome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Duodenale und pankreatische Gastrinome . . . . . . .
Nichtfunktionelle neuroendokrine Pankreastumoren
Seltene neuroendokrine Pankreastumoren . . . . . . .
5.5
Neuroendokrine Tumoren des Magen-DarmTraktes (Karzinoidtumoren) . . . . . . . . . . . . . . .
5.5.1
5.5.2
5.5.3
5.5.4
Funktionsdiagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bildgebende Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neuroendokrine Tumoren des Magens . . . . . . . .
Neuroendokrine Tumoren (»Karzinoide«) des Dünnund Dickdarms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Therapie von Lebermetastasen neuroendokriner
Tumoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.5.5
.
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385
386
394
396
398
398
399
399
400
403
403
423
431
439
457
.
466
480
480
480
480
481
Epidemiologie . . . . .
Klassifikation . . . . . .
Klinische Symptomatik
Diagnostik . . . . . . . .
.
.
.
.
384
384
.
5.6.1
5.6.2
5.6.3
5.6.4
.
.
.
.
378
378
380
382
382
.
.
.
.
Multiple endokrine Neoplasien
D.K. Bartsch, H. Dralle, V. Fendrich, O. Gimm,
N. Habbe, W. Höppner, P. Langer, A. Machens,
H. Rieder, M. Rothmund
MEN-1-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. .
486
486
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
490
492
497
499
499
.
.
.
.
.
.
.
Neurofibromatose (Morbus Recklinghausen) .
Klinische Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Phäochromozytom bei NF1 . . . . . . . . . . . . . . . .
Neuroendokrine Tumoren des Duodenums und
des Pankreas bei NF1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
504
507
513
516
517
518
519
520
520
521
.
521
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
525
6.1.1
6.1.2
443
443
443
453
Neuroendokrine Tumoren des Bronchialsystems
.
.
.
.
6.1
.
.
.
5.6
.
.
.
.
6
6.1.3
6.1.4
6.2
6.2.1
6.2.2
6.2.3
6.2.4
6.3
6.3.1
6.3.2
6.3.3
6.4
6.4.1
6.4.2
6.4.3
Klinische Symptomatik, Diagnostik und Screening
Molekulargenetik und molekulargenetische
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Operative Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Neuroendokrine Tumoren des Thymus . . . . . . .
MEN-2-Syndrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Klinische Symptomatik, Diagnostik und Screening
Molekulargenetik und molekulargenetische
Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Operative Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Humangenetische Beratung . . . . . . . . . . . . . .
von-Hippel-Lindau-Syndrom . . . . . . . . . . . .
Phäochromozytom beim VHL-Syndrom . . . . . . .
Pankreaserkrankungen beim VHL-Syndrom . . . .
Screening . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Autorenverzeichnis
Ahlman, H., Prof. Dr. med.
Buchfelder, M., Prof. Dr. med.
Fendrich, V., Dr. med.
Endocrine Unit
Department of Surgery
Sahlgrenska Sjukhuset
S-41345 Göteborg
Schweden
Universitätsklinik Erlangen
Klinik für Neurochirurgie
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Visceral-, Thorax- und
Gefäßchirurgie
Baldingerstr.
35033 Marburg
Clerici, Th., Dr. med.
Allolio, B., Prof. Dr. med.
Kantonspital
Klinik für Chirurgie
Rorschacherstr.
CH-9007 St. Gallen
Schweiz
Franzius, C., Priv.-Doz. Dr. med.
Universitätsklinikum Würzburg
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Josef-Schneider-Str. 2
97080 Würzburg
Arnold, R., Prof. Dr. med.
Derwahl, K.-M., Prof. Dr. med.
Gerharz, C. D., Prof. Dr. med.
Wittelsbacherstr. 6
80469 München
St. Hedwig-Krankenhaus Berlin
Klinik für Innere Medizin
Grosse Hamburger Str. 5–11
10115 Berlin
Evangelisches Krankenhaus Bethesda
Pathologisches Institut
Heerstr. 219
47053 Duisburg
Dietel, M., Prof. Dr. med.
Gimm, O., Priv.-Doz. Dr. med.
Humboldt-Universität Berlin der Charité
Institut für Pathologie
Schumannstr. 20–21
10117 Berlin
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Klinikum Kröllwitz
Ernst-Grube-Str. 40
6120 Halle
Dietlein M., Priv.-Doz. Dr. med.
Goretzki, P. E., Prof. Dr. med.
Klinikum der Universität zu Köln
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Joseph-Stelzmann-Str. 9
50924 Köln
Städtische Kliniken Neuss
Lukaskrankenhaus GmbH
Preussenstr. 84
41464 Neuss
Dotzenrath, C., Frau Prof. Dr. med.
Gotthardt, M., Priv.-Doz. Dr. med.
Kliniken St. Antonius GmbH
2. Chirurgische Klinik
Vogelsangstr. 106
42107 Wuppertal
Universitair Medisch Centrum St. Radboud
Nucleaire Geneeskunde
Postbus 9101
NL-6500 Nijmegen
Niederlande
Barth, P.J., Prof. Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Institut für Pathologie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Bartsch, D.K., Prof. Dr. med.
Städtische Kliniken Bielefeld
Klinik für Allgemein- u. Visceralchirurgie
Teutoburger Str. 50
33604 Bielefeld
Bergenfelz, A., Docent
Dept. of Surgery
Lund University Hospital
S-22185 Lund
Sweden
Beuschlein, F., Prof. Dr. med.
Klinikum der Universität München
Klinikum Innenstadt
Ziemssenstr. 1
80336 München
Blind E., Priv.-Doz. Dr. med.
European Medicines Agency
7 Westferry Circus
Canary Wharf
London E14 4HB
United Kingdom
Universtitäsklinikum Münster
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Albert-Schweitzer-Straße 33
48149 Münster
Dralle, H., Prof. Dr. med.
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Klinikum Kröllwitz
Ernst-Grube-Str. 40
6120 Halle
Farahati J., Priv.-Doz. Dr. med.
Evangelisches Bethesda-Krankenhaus
Klinik für Nuklearmedizin
Bocholder Str. 11–13
45355 Essen
Habbe, N., Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Visceral, Thorax- und
Gefäßchirurgie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Heufelder, A.E., Prof. Dr. med.
Elisenstr. 3a
80335 München
Brabant, G., Prof. Dr. med.
Dept. of Endocrinology
Christie Hospital
University of Manchester
Manchester M20 4BX
UK
Feldkamp, J., Priv.-Doz. Dr. med.
Hofbauer, L.C., Priv.-Doz. Dr. med.
Städtische Kliniken Bielefeld
Allgemeine Innere Medizin
Teutoburger Str. 50
33604 Bielefeld
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Innere Medizin
Baldingerstr.
35043 Marburg
XI
Autorenverzeichnis
Hofmann M., Dr. med.
Machens, A., Priv.-Doz. Dr. med.
Ritz, E., Prof. Dr. med.
Klinikum Kassel
Pathologisches Institut
Mönchebergstr. 41–43
34125 Kassel
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und
Gefäßchirurgie
Ernst-Grube-Str. 40
6120 Halle
Universitätsklinikum Heidelberg
Reha-Zentrum für chronisch Nierenkranke
Bergheimer Str. 56 a
69115 Heidelberg
Höppner W., Prof. Dr. med.
Universität Hamburg
Bioglobe GmbH
Grandweg 64
22529 Hamburg
Rothmund, M., Prof. Dr. med.
Mann, K., Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum Essen
Klinik für Endokrinologie
Hufelandstr. 55
45122 Essen
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Visceral, Thorax und
Gefäßchirurgie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Gastroenterologie
und Endokrinologie
Robert-Koch-Str. 40
37075 Göttingen
Moll R., Prof. Dr. med.
Rüschoff, J., Prof. Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Institut für Pathologie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Klinikum Kassel
Pathologisches Institut
Mönchebergstr. 41 - 43
34125 Kassel
Joseph, K., Prof. Dr. med.
Niederle, B., Prof. Dr. med.
Saller, B., Dr. med.
Am Kornacker 51
35041 Marburg
Universitätsklinik Wien
Klinik für Allgemeinchirurgie
Währinger Gürtel 18–20
A-1090 Wien
Österreich
Universitätsklinikum Essen
Klinik für Endokrinologie
Hufelandstr. 55
45122 Essen
Hüfner, M., Prof. Dr. med.
Kalinowski, M., Priv.-Doz. Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Zentrum für Radiologie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Kann, P.H., Prof. Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Innere Medizin
Baldingerstr.
35043 Marburg
Klöppel, G., Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum
Institut für Pathologie
Michaelisstr.11
24105 Kiel
Klose, K.J., Prof. Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Zentrum für Radiologie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Langer P., Priv.-Doz. Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Visceral, Thorax- und
Gefäßchirurgie
Baldingerstr.
35043 Marburg
Lehnert, H., Prof. Dr. med.
Universtitätsklinikum Magdeburg
Zentrum für Innere Medizin
Leipzigerstr. 44
39120 Magdeburg
Schaefer, S., Dr. med.
Nies, C., Prof. Dr. med.
Marienhospital Osnabrück
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Johannisfreiheit 2–4
49074 Osnabrück
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Innere Medizin
Baldingerstr.
35043 Marburg
Scherbaum, W.A., Prof. Dr. med.
Reincke, M., Prof. Dr. med.
Klinik der Universität München
Klinikum Innenstadt
Ziemssenstr. 1
80336 München
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie
und Rheumatologie
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
Reiners, C., Prof. Dr. med.
Schicha, H., Prof. Dr. med.
Universitätsklinikum Würzburg
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin
Josef-Schneider-Str. 2
97080 Würzburg
Klinikum der Universität zu Köln
Klinik für Nuklearmedizin
Joseph-Stelzmann-Str. 9
50924 Köln
Reisch, N., Dr. med.
Schilling, T., Priv.-Doz. Dr. med.
Klinik der Universität München
Klinikum Innenstadt
Ziemssenstr. 1
80336 München
Universitätsklinikum Heidelberg
Innere Medizin I
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Rieder, H., Dr. med.
Schott, M., Priv.-Doz. Dr. med.
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Humangenetik und
Anthropologie
Universitätsstraße 1
40225 Düsseldorf
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Klinik für Endokrinologie, Diabetologie
und Rheumatologie
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
XII
Autorenverzeichnis
Schulte, K.-M., Priv.-Doz. Dr. med.
Stinner, B., Prof. Dr. med.
Wiedenmann B., Prof. Dr. med.
Hon. Senior Lecturer
King‘s College Hospital
Denmark Hill
London SE 5, 9RS
United Kingdom
Elbe-Klinik Stade
Allgemein- und Thoraxchirurgie
Bremervörderstr. 111
21682 Stade
Virchow-Klinikum der Charité
Medizinische Klinik
Schwerpunkt Hepatologie und
Gastroenterologie
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Wagner, H.J., Prof. Dr. med.
Schumm-Draeger, P.-M.,
Frau Prof. Dr. med.
Städtisches Krankenhaus München
Bogenhausen
Abteilung für Endokrinologie,
Diabetologie und Angiologie
Englschalkinger Str. 77
81925 München
Simon B., Frau Prof. Dr. med.
Vizepräsidentin der Philipps-Universität
Marburg
Biegenstr. 10
35037 Marburg
Spitzweg, C., Frau Priv.-Doz. Dr. med.
Univ.-Klinikum Großhadern
Medizinische Klinik II
Marchioninistr. 15
81377 München
Vivantes-Klinikum im Friedrichshain
Klinik für Radiologie
Landsberger Allee 49
10249 Berlin
Waldmann J., Dr. med.
Philipps-Universität Marburg
Klinik für Visceral-, Thorax- und
Gefäßchirurgie
Baldingerstr.
35033 Marburg
Weismann, D., Dr. med.
Universitätsklinikum Würzburg
Medizinische Klinik und Poliklinik I
Josef-Schneider-Str. 2
97080 Würzburg
Zielke, A., Prof. Dr. med.
Klinikum Offenbach
Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
Starkenburger Ring 66
63069 Offenbach
Zwermann, O., Dr. med.
Klinik der Universität München
Klinikum Innenstadt
Ziemssenstr.1
80336 München
1
1 Hypophyse und Hypothalamus
G. Brabant, M. Buchfelder
1.1
Physiologie von Hypophyse und Hypothalamus
–2
1.2
Epidemiologie und Pathogenese von Hypophysentumoren
1.3
Allgemeine Diagnostik
–4
–5
1.3.1 Ophthalmologische Diagnostik bei suprasellären Prozessen – 5
1.3.2 Bildgebende Diagnosik bei raumfordernden Prozessen im Sellabereich – 6
1.3.3 Diagnostik hormoninaktiver Tumoren – 7
1.4
Diagnostik von Unterfunktionszuständen
–8
1.4.1 Hypophysenvorderlappeninsuffizienz – 8
1.4.2 Diabetes insipidus – 9
1.5
Diagnostik von Überfunktionszuständen
– 10
1.5.1
1.5.2
1.5.3
1.5.4
1.5.5
1.5.6
Übersekretion von GH: Akromegalie und Gigantismus – 10
Übersekretion von Prolaktin: Hyperprolaktinämie und Prolaktinome – 11
Übersekretion von ACTH: Morbus Cushing – 12
Übersekretion von ACTH: Nelson-Syndrom – 13
Übersekretion von LH oder FSH: Gonadotropin-produzierende Adenome – 13
Übersekretion von TSH: inappropriate Sekretion von TSH
und Thyreotropinome – 13
1.5.7 Kraniopharyngeome – 14
1.5.8 Seltene Tumoren im Sellabereich und Entzündungen – 14
1.6
Therapie der Hypophysenvorderlappeninsuffizienz – 14
1.7
Therapie des Diabetes insipidus
1.8
Therapie von Hypophysenadenomen – 16
1.8.1
1.8.2
1.8.3
1.8.4
1.8.5
1.8.6
1.8.7
1.8.8
1.8.9
Operative Verfahren – 16
Radiotherapie – 18
Therapie von Akromegalie und Gigantismus – 18
Therapie von Prolaktinomen – 19
Therapie des Morbus Cushing – 20
Therapie des Nelson-Syndroms – 21
Therapie der inappropriaten Sekretion von TSH – 22
Therapie der hormoninaktiven Hypophysenadenome – 22
Therapie der Kraniopharyngeome – 22
1.9
Nachsorge
Literatur
– 22
– 22
– 15
2
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
) )
Durch die Verbreitung sensitiver Nachweisverfahren für Hypophysenhormone ist die Diagnostik hypophysär-hypothalamischer Erkrankungen verfeinert, deren Differenzialdiagnostik verbessert und die Effizienz der verschiedenen Therapieverfahren
quantifizierbar geworden. Moderne mikrochirurgische Operationsmethoden erlauben die selektive Resektion von Hypophysengeschwülsten und damit die Beseitigung raumfordernder
Effekte und exzessiver Hormonproduktion unter Erhaltung der
normalen hypophysären Partialfunktionen. Dabei hat der transsphenoidale Zugangsweg, über den bis zu 90% dieser Operationen erfolgen können, besondere Bedeutung. Dagegen können
lediglich Prolaktin-produzierende Tumoren medikamentös kurativ therapiert werden. Alle hormonellen Defektsyndrome können
bedarfsgerecht substituiert werden, wobei wiederum neben klinischen Daten wiederholte Hormonbestimmungen dazu beitragen, möglichst physiologische Verhältnisse wiederherzustellen.
1.1
Physiologie von Hypophyse
und Hypothalamus
Die Hypophyse, in der Sella turcica des Os sphenoidale gelegen,
ist das zentrale Steuerorgan endokriner Regulation. Entwicklungsgeschichtlich besteht sie aus 2 Anteilen: dem Hypophysenvorderlappen, einer Ausstülpung der Rathke-Tasche der embryonalen Mundhöhle, und dem Hypophysenhinterlappen, in
den Axone zweier weitgehend unabhängiger, im N. supraopticus
und N. paraventricularis liegender Kernareale projizieren. Aus
diesen Axonen ist auch der Hypophysenstiel zusammengesetzt.
Zwei Hormone, ADH/Vasopressin bzw. Oxytozin, werden aus
dem Hypophysenhinterlappen, der Neurohypophyse, freigesetzt.
ADH/Vasopressin kontrolliert über osmotische Stimuli im
Durstzentrum die Wasserkonservierung, während Oxytozin
Milchbildung und Uteruskontraktion regelt.
Im Gegensatz zur direkten neuronalen Steuerung des Hypophysenhinterlappens wird die Funktion des Vorderlappens humoral auf dem Blutweg über das Portalgefäßsystem kontrolliert.
Hypothalamische Peptidhormone stimulieren (Releasing-Hormone) oder inhibieren (Inhibiting-Hormone) nach Freisetzung
aus der Eminentia mediana in das Portalvenengeflecht die sekretorische Aktivität der Zellen des Hypophysenvorderlappens. Die
Durchblutung der Adenohypophyse ist mit 0,8 ml/g/min außerordentlich hoch. In . Abb. 1.1 ist die hierarchische Kontrolle der
Sekretion der verschiedenen Hormone der Hypophyse zusammengefasst, in . Tab. 1.1 deren biologische Wirkung.
Thyreotropes Hormon. Das thyreotrope Hormon (TSH; MW
30 kd) steuert Funktion und Proliferation der Schilddrüse. Seine
Synthese und Freisetzung wird hypothalamisch und durch die
negative Rückkopplung von Schilddrüsenhormonen gesteuert.
Im N. periventricularis des Hypothalamus gebildetes Thyreotropin-releasing-Hormon (TRH) stimuliert nicht nur Synthese und
Freisetzung, sondern erhöht auch die biologische Aktivität von
TSH durch seinen Einfluss auf die Glykosylierung des Hormons.
TSH besteht aus 2 Untereinheiten. Die α-Untereinheit ist identisch zu der anderer hypophysärer Hormone, wie luteinisierendem Hormon (LH) oder follikelstimulierendem Hormon
(FSH), während die β-Untereinheit spezifisch für das Hormon
. Abb. 1.1. Hierarchische Struktur des hypothalamisch-hypophysären
Systems (nicht im Text erklärte Abkürzungen: RH Releasing-Hormon;
IH Inhibiting-Hormon; HVL Hypophysenvorderlappen; HHL Hypophysenhinterlappen; MSH Melanozytenstimulierendes Hormon; ST Somatoskatin)
ist. α- und β-Untereinheiten werden auf unterschiedlichen Chromosomen kodiert. Beide Untereinheiten werden intrazellulär
zusammengesetzt, wobei erst eine ausgeprägte Glykosylierung
die Bioaktivität des Hormons ermöglicht. Hypothalamisch freigesetztes Somatostatin und Dopamin hemmen Biosynthese und
Sekretion von TSH und können durch Schilddrüsenhormone
stimuliert werden. Schilddrüsenhormone hemmen zusätzlich
hypothalamisch die TRH-Biosynthese und -Sekretion. Hypophysär wirken sie direkt inhibitorisch, wobei das Prohormon Thyroxin hypothalamisch wie hypophysär in das eigentlich regulatorisch aktive Trijodthyronin (T3) umgewandelt werden muss.
Hypophysär wird dies enzymatisch durch die Typ-II-Dejodase,
hypothalamisch durch eine andere Form des Enzyms, die TypIII-Dejodase, bewerkstelligt. TSH wird mit einem zirkadianen
Sekretionsmuster freigesetzt, das aus kurzen Sekretionspulsen
von ca. 30–60 min Dauer aufgebaut wird. Während des Anstiegs
zum nächtlichen Sekretionsgipfel gegen 2.00 Uhr nachts folgen
diese pulsatilen Sekretionsaktivitäten, die eine Amplitude von
30–50% der Basalsekretion haben, in kürzerer Folge und verschmelzen zum Anstieg des Basalspiegels.
Gonadotropine. Auch die Gonadotropine, LH und FSH, weisen
eine ausgeprägte Sekretionsdynamik auf. Hier findet sich allerdings nur in der Pubertät eine zirkadiane Rhythmik mit nächtlichem Anstieg, während beim Erwachsenen isolierte Sekretionspulse in ca. 2-stündigem Abstand auftreten. Im Gegensatz zu LH,
dessen Pulsamplitude ein Vielfaches der basalen Sekretion ausmacht, sind die FSH-Pulse mit ca. 100% der Basalsekretion deutlich niedriger. Beide Gonadotropine (MW ca. 30 kd) haben mit
TSH die α-Untereinheit gemeinsam. Ähnlich dem TSH ist die
Glykosylierung von α- wie β-Kette auch hier für die Bioaktivität
der Hormone an Hoden und Ovar entscheidend. Die β-Untereinheit definiert die Spezifität des Hormons für die Rezeptoren. Bei
der Frau stimuliert LH die Produktion von Androgenen durch
die Thekazellen des Ovars. FSH steigert das Wachstum und die
Aromataseaktivität der Granulosazellen des Ovars, die Androgene in Östrogene umwandeln können und ihrerseits auf die
Thekazellen zur Induktion des Eisprungs rückwirken. Unter dem
Einfluss von FSH wird ein potenter Inhibitor der hypophysären
FSH-Sekretion, Inhibin, in den Granulosazellen gebildet.
1
3
1.1 · Physiologie von Hypophyse und Hypothalamus
. Tab. 1.1. Hormone der Adenohypophyse: Interaktion mit anderen Hormonen, Symptome bei Funktionsstörungen, Tests (nicht im Text
erklärte Abkürzungen: GABA gamma Aminobuttersäure; SIADH Syndrom der adäquaten ADH-Sekretion; MCL Metoclopramid; AVP Arginin
Vasopressin)
Hormon
Hypothalamische ReleasingHormone
Hypothalamische InhibitingHormone
Rückkoppelnde
Hormone
Klinische
Symptome bei
Überfunktion
Klinische Symptome bei Unterfunktion
Stimulationstests
Thyreotropin
(TSH) mU/l
TRH
Somatostatin,
Dopamin
Thyroxin, Trijodthyronin
Hyperthyreose,
Struma
Hypothyreose
TRH-Test
Luteotropin
(LH) U/l
GnRH
Testosteron,
Östradiol
Gonadeninsuffizienz
Gonadeninsuffizienz
GnRH-Test,
Clomiphentest,
Naloxontest,
wenige Indikationen
Follikelstimulierendes Hormon (FSH) U/l
GnRH
Inhibin, Activin,
Follistatin, Testosteron, Östradiol
Gonadeninsuffizienz
Gonadeninsuffizienz
GnRH-Test
Prolaktin
ng/ml
TRH, PRF, Serotonin, VIP, PHM
Dopamin, GAP,
GABA
GH ng/ml
GHRH, GHRP
Somatostatin
IGF-1
Akromegalie
Hohes kardiovaskuläres Risiko,
Lipidveränderungen, Muskelschwäche
GHRH, Argininhydrochlorid-,
Insulinhypoglykämietest,
Kombination
mit Pyridostigmin
ACTH pg/ml
CRF, AVP, synergistische Aktion,
Zytokine (z. B.
TNF-α, IL-1, IL-6)
α2-Katecholamine, GABA,
Kortisol
Kortisol via
Typ-II-(Typ-I-)
Glukokortikoidrezeptoren
CushingSyndrom
Morbus Addison
CRH, AVP,
Insulinhypoglykämietest,
Dexamethasonsuppressionstest
Plasmaosmolalität
SIADH
Diabetes
insipidus
Durstversuch
ADH
TRH-, MCL-Test
= unspezifisch
Galaktorrhö,
gonadale
Insuffizienz
Beim Mann fördert LH in erster Linie die Testosteronproduktion der Leydig-Zellen. Im Zusammenspiel mit Testosteron
induziert FSH die Spermatogenese in den Tubuli seminiferi.
Durch FSH wird Inhibin aus den Sertoli-Zellen des Hodens freigesetzt, das seinerseits die hypophysäre FSH-Sekretion hemmt.
LH wie FSH stehen beim Mann unter einer negativ rückkoppelnden Kontrolle durch Androgene. Bei der Frau ist die negative
Wirkung von Östrogenen auf die Gonadotropinsekretion abhängig von der Konzentration.
Beide Gonadotropine werden durch ein hypothalamisches
Releasing-Hormon, das Dekapeptid Gonadotropin-releasingHormon (GnRH, LHRH, LRH), stimuliert. GnRH bindet an
hochaffine Rezeptoren auf den gonadotropen Zellen und ist
zentral für die pulsatile Freisetzung der Gonadotropine verantwortlich. GnRH wird pulsatil von den GnRH-Neuronen in der
Eminentia mediana abgegeben. Die Kinetik der Sekretionsantwort, wie die Inaktivierung durch Desensitivierung, ist für beide
Gonadotropine unterschiedlich und determiniert die duale
Regulation beispielsweise während des Menstruationszyklus. Die
Sexualsteroide Östradiol und Progesteron beeinflussen die Frequenz der hypothalamischen GnRH-Freisetzung differenziell,
ein Phänomen, das Teil der positiven Rückkopplung zum Zeitpunkt des Eisprungs ist.
Prolaktin. Prolaktin wird in den mammotropen Zellen der Hypo-
physe gebildet und weist eine ausgeprägte Pulsatilität auf, mit
Amplituden bis zum 10-fachen der basalen Sekretion. In der Regel liegt es als 23 kd großes Protein vor. Neben seiner namensgebenden Wirkung auf die Laktation beeinflusst Prolaktin die
gonadalen Funktionen bei Mann und Frau. Im Gegensatz zu allen
anderen hypophysären Hormonen steht Prolaktin unter einer
chronisch inhibitorischen Wirkung durch den Hypothalamus.
Wichtigster hypothalamischer Inhibitor ist Dopamin, das über
spezifische Dopamin-D2-Rezeptoren Synthese und Sekretion
von Prolaktin reduziert. TRH und ein kürzlich charakterisierter
Prolaktin-releasing-Faktor, PRF, stimulieren die Freisetzung von
Prolaktin.
Wachstumshormon. Viele der mammotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens sind bihormonal (somatomammotrope
Zellen) und produzieren ein weiteres Hormon, Wachstumshormon (GH, Somatotropin), das auch von ausschließlich somato-
4
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
tropen Zellen sezerniert wird. GH wird vorwiegend als 191
Aminosäuren großes Polypeptidhormon (22 kd), aber auch als
Splice-Variante mit 20 kd sezerniert. GH entfaltet seine Wirkung
über spezifische Rezeptoren in der Peripherie und stimuliert als
wichtigstes Zielhormon den Insulin-like-growth-Faktor-(IGF-)1,
vorwiegend aus der Leber. Eine lösliche Form seines Rezeptors
wirkt als Bindungsprotein. GH weist eine ausgeprägte Pulsatilität auf, mit Anstiegen in den Pulsen um einen Faktor 100 gegenüber dem an der unteren Nachweisgrenze meßbaren Basalspiegel. Pulse treten nachts während des Schlafs, nahrungsabhängig,
aktivitätsabhängig, aber auch spontan auf.
GH wird hypothalamisch durch stimulierende Peptide wie
GHRH (»growth hormone releasing hormone«), aber auch durch
GHRP (growth hormone releasing peptide), ein Peptid, das die
Wirkung von GHRH verstärkt, freigesetzt. Hypothalamisch
freigesetztes Somatostatin ist der stärkste Inhibitor der GHSekretion. Namensgebend ist die wachstumsstimulierende Wirkung des Hormons. Erst in jüngster Zeit sind die physiologischen
Wirkungen von GH beim Erwachsenen besser charakterisiert
worden. GH ändert die Körperzusammensetzung, indem es
die Muskelmasse aufbaut und die Fettdepots über seine lipolytische Wirkung verringert. Diese Effekte verbessern zusammen mit einem direkten positiven kardialen Einfluss die körperliche Leistungsfähigkeit unter einer Therapie mit Wachstumshormon.
Adrenokortikotropes Hormon. ACTH, ein aus 39 Aminosäuren
bestehendes Peptid, wird nach enzymatischer Abspaltung aus
einem Vorläuferprotein, Proopiomelanocortin (POMC), von
den adrenokortikotropen Zellen sezerniert. Neben ACTH werden β-Endorphin und MSH aus POMC abgespalten. Auch
ACTH wird pulsatil mit einem nächtlichen Sekretionsgipfel
zwischen 3.00 und 4.00 Uhr ausgeschüttet. ACTH-Pulse können
aber auch spontan zu allen Zeiten während des Tages auftreten, wobei allerdings eine zirkadiane Rhythmik niedrigere
mittlere ACTH-Spiegel in den Abendstunden erwarten lässt.
Die Sekretion von ACTH steht unter hypothalamischer Kontrolle durch ein stimulierendes Releasing-Hormon, CRH. Neben
CRH wirkt Arginin-Vasopressin (AVP) als potenter ACTHStimulator. Komponenten eines aktivierten Immunsystems, wie
die Zytokine Interleukin 1 und 6 (IL-1; IL-6) sowie TNF-α, zeigen über ihre ACTH-freisetzende Wirkung die enge Verbindung
des Immunsystems mit der adrenokortikotropen Achse auf.
Auch psychischer Stress oder depressive Verstimmungen können diese Achse stimulieren. ACTH setzt aus der Nebennierenrinde Glukokortikoide, Mineralokortikoide und Androgene
frei. Während die Mineralokortikoide unter einer zusätzlichen
Kontrolle durch das Renin-Angiotensin-System stehen, wird
Kortisol als wichtigstes Glukokortikoid physiologischerweise
eng mit der ACTH-Sekretion gekoppelt ausgeschüttet. Kortisol
entfaltet seine Wirkung in der Peripherie vorwiegend über eine
Aktivierung von Typ-II-Glukokortikoidrezeptoren. Zu seinen
Wirkungen gehört die Steuerung des Protein-, Kohlenhydrat-,
Lipid- und Nukleinsäurestoffwechsels. Glukokortikoide wirken
entzündungshemmend und die daraus abgeleitete Suppression
von Zytokinen ist Teil eines negativen Feedbacks von Glukokortikoiden auf die ACTH-Freisetzung. Entscheidend für eine
physiologische negative Rückkopplung von Glukokortikoiden
auf die ACTH-Sekretion ist allerdings die Aktivierung sowohl
hypothalamischer als auch hypophysärer Glukokortikoidrezeptoren.
1.2
Epidemiologie und Pathogenese
von Hypophysentumoren
Eine Fehlfunktion der Hypophyse kann durch primär hypophysäre Störungen oder durch eine Alteration des Regelkreises
mit Veränderungen in den übergeordneten hypothalamischen
Zentren oder in der Rückkopplung durch die peripheren Zielhormone bedingt sein. Primär hypophysäre Erkrankungen
gliedern sich in lokale Störungen mit Bildung eines gutartigen
oder selten eines malignen Tumors, die von den unterschiedlichen Zelltypen der Adenohypophyse ausgehen und nicht notwendigerweise zu einer Alteration der Funktion führen müssen.
Ist die Hormonproduktion der Tumorzellen erhalten, kommt
es zu spezifischen Krankheitsbildern, die durch den Exzess
der jeweiligen hormonellen Achse gekennzeichnet sind. Ein
Tumor ohne spezifische Hormonsekretion führt durch Druck
auf das umliegende normale Hypophysengewebe zu einer Insuffizienz der normalen hypophysären Steuerung, wenn eine
entsprechende Tumorgröße erreicht ist. Alle hormonbildenden
Zellen des Hypophysenvorderlappens können tumorös entarten.
Obwohl ca. 50% der Zellen der Adenohypophyse Wachstumshormon (GH) produzieren, sind GH-produzierende Hypophysentumoren nicht die häufigste Form eines hormonproduzierenden Hypophysentumors, sondern Prolaktin-(PRL-)produzierende Tumoren, die von laktotropen Zellen (ca. 15% aller Zellen
der Adenohypophyse) abstammen. Als Erklärung dieser Diskrepanz konnte gezeigt werden, dass eine Vielzahl der mammotropen GH-produzierenden Zellen bihormonale somatomammotrope Zellen sind, die nach tumoröser Entartung lediglich
PRL produzieren. Wesentlich seltener sind ACTH-bildende kortikotrope Zellen (ca. 15–20%), die Gonadotropine LH und FSH
bildende gonadotrope Zellen (ca. 10%) und TSH-produzierende,
thyreotrope Zellen (ca. 5%). Histologisch eindeutig hypophysäre
Tumorzellen, die immunhistochemisch keine nachweisbaren
Hormone bilden, werden als Nullzellen bezeichnet. Tumoren der
Neurohypophyse sind Raritäten.
Wie in . Tab. 1.1 und . Abb. 1.1 schematisch dargestellt,
stehen die hormonbildenden Zellen der Adenohypophyse unter
einer dualen Kontrolle hypothalamischer Faktoren und peripherer Zielparameter. Die Steuerung der normalen Funktion des
Hypophysenlappens ist für jede Partialfunktion durch eine
komplexe Interaktion von stimulierenden und inhibierenden
hypothalamischen Hormonen – sog. Releasing- und InhibitingHormonen – gekennzeichnet und wird durch die negative Rückkopplung der peripheren Zielhormone auf hypothalamische wie
hypophysäre Zentren moduliert.
Die Pathogenese von Funktionsstörungen der Hypophyse
wie von Hypophysentumoren ist nur für einzelne Subgruppen
besser aufgeklärt. In jüngster Zeit konnte eine Reihe von selektiven Ausfällen als Mutationen in Genen wie HESX1, PROP1,
PIT-1 oder LHX3/4 identifiziert werden, die für die Hormone
einzelner Hypophysenpartialfunktionen bzw. deren Untereinheiten kodieren. So konnten Mutationen der β-Untereinheit von
LH wie von FSH für Ausfälle der gonadalen Achse verantwortlich
gemacht werden. Ähnlich findet sich eine Mutation der β-TSHUntereinheit als Ursache einer zentralen Hypothyreose. Mutationen des Transkriptionsfaktors Pit-1 führen zu einer Fehlanlage
der Hypophyse mit Ausfall von GH, TSH und Prolaktin, während
eine Mutation von Prop-1 zusätzlich zu einem Ausfall von LH
und FSH führt. Mutationen von Ptx1, einem Transkriptionsfak-
5
1.3 · Allgemeine Diagnostik
tor für das POMC-Gen, ziehen einen Ausfall der adrenokortikotropen Achse nach sich. Eine DAX-1-Mutation ist Ursache einer
seltenen adrenalen Hypoplasie mit einem Ausfall der Proopiomelanokortin-Sekretion.
In der Entwicklung einiger GH-produzierender Tumoren
sind Mutationen des gsp-Onkogens nachgewiesen worden. Dem
MEN-I-Syndrom, das mit Hypophysentumoren assoziiert ist,
liegt am ehesten eine Mutation eines Tumorsuppressorgens, des
Menin-Gens auf Chromosom 11q13, zugrunde. Vor allem bei
invasiv wachsenden Hypophysentumoren scheint die Inaktivierung eines weiteren Tumorsuppressorgens nm23 eine wesentliche Rolle zu spielen.
Als Wachstumsfaktor ist die Familie der Fibroblastenwachstumsfaktoren (FGF), insbesondere FGF2 und FGF4, für die
Genese der Hypophysentumoren von Bedeutung. Besonders
häufig finden sich Veränderungen von FGF4 bei Prolaktin-produzierenden Adenomen. Auch ein anderer wachstumsassoziierter Faktor, TGFα (»transforming growth factor«), wird bei Prolaktinomen überexprimiert gefunden.
Exogene Faktoren, die die Entstehung eines Hypophysentumors begünstigen, sind nicht bekannt.
Das Wachstum der Tumoren ist vom histologischen Typ
weitgehend unabhängig und unterliegt keiner Gesetzmäßigkeit.
Etwa 1/3 der Tumoren wächst invasiv und durchsetzt vorgegebene Gewebsspalten der Kapsel, des Sellaknochens oder des
Subarachnoidalraumes. Die anderen 2/3 wachsen expansiv verdrängend.
Ca. 8–10% aller Hirntumoren sind Hypophysentumoren.
Ihre Einteilung erfolgt nach unterschiedlichen Kriterien wie der
Größe des Tumors, seiner Ausdehnung, seiner endokrinen Aktivität, der Histologie bzw. der Immunhistochemie. Mögliche Klassifikationen der Tumoren sind in der folgenden Übersicht zusammengestellt.
Klinische Symptomatik bei Hypophyseninsuffizienz
5 Somatotrope Achse
– Im Kindesalter: Minderwuchs
– Im Erwachsenenalter: Fettstoffwechselstörungen,
Arteriosklerose, Adipositas, Leistungsdefizit, Muskelschwäche
5 Gonadotrope Achse
– Beim Kind: Ausbleiben der Pubertät
– Bei der Frau: Oligo-, Amenorrhö, Infertilität, Atrophie
der Brust
– Beim Mann: Libido- und Potenzstörungen, Infertilität,
Testesatrophie
– Bei beiden Geschlechtern: bleiche Haut, Verlust der
Sekundärbehaarung
5 Adrenokortikotrope Achse: Adynamie, Gewichtsverlust,
Übelkeit, Erbrechen, Hypoglykämie, Hypotonie
5 Thyreotrope Achse: Kälteintoleranz, trockene, schuppige
Haut, Gewichtszunahme, Obstipation, Myxödem
1.3
Allgemeine Diagnostik
1.3.1 Ophthalmologische Diagnostik
bei suprasellären Prozessen
Aufgrund der räumlichen Nähe des Chiasma opticum und der
Hypophyse kommt es bei suprasellär wachsenden Tumoren häufig zu einer Kompression der Sehbahn im Bereich des Chiasma
opticum oder des Tractus opticus. Sehstörungen äußern sich in
einer Einschränkung des Gesichtsfeldes bzw. in einer Optikusatrophie. Augenmuskelparesen sind dagegen selten. Meist bitemporale Ausfälle des Gesichtsfeldes sind die häufigsten Zeichen
Klassifikationen von Hypophysenadenomen
5 Größe
– <10 mm: Mikroadenom
– >10 mm: Makroadenom
– >40 mm: Riesenadenom
5 Ausdehnung
– Intrasellär
– Parasellär
– Suprasellär
– Retrosellär
– Subfrontal
– Sphenoidal
5 Hormonaktivität
– Endokrin inaktiv
– Endokrin aktiv
– Prolaktin-produzierend
– hGH-produzierend
– TSH-produzierend
– LH-/FSH-produzierend
– ACTH-produzierend
– Mischtyp
Die Differenzialdiagnose von Hypophysentumoren muss insbesondere hypothalamische Störungen mit in die möglichen Ursachen einbeziehen (7 Kap. 1.4).
1
. Abb. 1.2. Intraselläres Mikroadenom der Hypophyse als umschriebene, weniger signalintense intraselläre Zone (T1-gewichtetes MR in
koronarer Schnittführung)
6
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
1
. Abb. 1.3a,b. Intra- und supraselläres Makroadenom der Hypophyse vor (a) und nach (b) transsphenoidaler Operation (jeweils T1-gewichtete MR
in koronarer und sagittaler Schnittführung)
solch tumorbedingter Schädigung und können durch Perimetrie
objektiviert werden. Meist fällt zunächst der obere temporale
Quadrant aus. In der klinischen Untersuchungssituation lassen
sich stärkere Einschränkungen des Gesichtsfeldes sogar fingerperimetrisch abschätzen.
1.3.2 Bildgebende Diagnosik bei raumfordernden
Prozessen im Sellabereich
Das zurzeit beste Verfahren zum Nachweis oder Ausschluss von
raumfordernden Prozessen im Bereich der Sella turcica ist die
Kernspintomographie. Insbesondere T1-gewichtete Sequenzen
in dünner Schichtung bilden die topographischen Verhältnisse
realitätsgerecht ab und helfen, besonders sensitiv Mikro- und
Makroadenome darzustellen. Intraselläre Mikroadenome stellen
sich dabei als weniger signalintense, umschriebene Zonen dar
(. Abb. 1.2), während Makroadenome meist in den Aufnahmen
ohne Kontrastmittel im Vergleich zum benachbarten Hirnstamm
nahezu isointens sind, aber deutlich paramagnetisches Kontrastmittel aufnehmen (. Abb. 1.3a). Sie können aber beispielsweise
nach zystischer Umwandlung primär hypo- oder beispielsweise
nach Einblutung hyperintens sein oder auch gemischte Signalintensitäten haben.
Größere Tumoren werden auch durch die Computertomographie zuverlässig abgebildet. Verkalkungen, die bei manchen
7
1.3 · Allgemeine Diagnostik
1
. Abb. 1.4. Supraselläres, zystisches Kraniopharyngeom als ausschließlich extrasellärer Tumor bei normal großer Sella turcica (T1-gewichtete
MR in sagittaler Schnittführung)
. Abb. 1.5. Lymphozytäre Hypophysitis als intra- und suprasellärer
raumfordernder Prozess (T1-gewichtete MR in sagittaler Schnittführung);
der verdickte Hypophysenstiel reichert Gadolinium an
Sellatumoren (z. B. Kraniopharyngeomen) häufig auftreten, werden im CT sogar sensitiver nachgewiesen. Der Wert der konventionellen Schädelübersichtsaufnahme nimmt immer mehr ab,
weil sie nur indirekt eine Vergrößerung der Sella turcica anzeigt,
aber den Tumor nicht direkt abbilden kann. Eine Angiographie
der Hirngefäße ist heute nur noch sehr selten zur präoperativen
Planung notwendig, weil Gefäßschlingen in den Sellabereich
oder die Keilbeinhöhle bereits durch das Kernspintomogramm
zuverlässig erfasst werden. Vor Reoperationen sollte aber zum
Ausschluss iatrogener Läsionen intrakranieller Arterien durch
den Ersteingriff sicherheitshalber angiographiert werden. Die
Kernspintomographie erlaubt auch die postoperative Beurteilung der Radikalität der Tumorentfernung (. Abb. 1.3b) und die
Differenzialdiagnose raumfordernder Prozesse im Sellabereich
(. Abb. 1.4 und 1.5).
des raumfordernden Prozesses im Schädelinneren, wie Sehstörungen oder Kopfschmerzen, auf. Letztere treten erst auf, wenn eine
meningeale Reizung vorliegt oder es durch die Größe des Tumors
oder durch eine Blockade der Liquorzirkulation durch Kompression der Foramina Monroi zu Hirndrucksymptomatik kommt.
Werden durch supraselläres Wachstum das Chiasma opticum oder die Nn. optici komprimiert, können, wie oben beschrieben, Sehstörungen auftreten. Bei Kompression der Hirnnerven III, IV und VI durch laterales Tumorwachstum, also paraselläre Ausdehnung, kommt es zu charakteristischen Störungen
der Augenmotilität mit Auftreten einer Ptose, Mydriasis und von
Doppelbildern. Sehr selten tritt eine Rhinoliquorrhö als klinisches Erstsymptom auf.
Bedingt durch ein Hypophysenvorderlappenadenom fällt
typischerweise als erste der Hypophysenpartialfunktionen die
somatotrope Achse aus, gefolgt von der gonadotropen Achse.
Diese beiden Partialfunktionen sind insgesamt auch am häufigsten betroffen. Ein Ausfall der adrenokortikotropen und zuletzt
der thyreotropen Hypophysenachse ist deutlich seltener. Lediglich bei einer Immunhypophysitis als Ursache eines Hypophysentumors kann es zu Ausfällen einzelner hypophysärer Partialfunktionen kommen. In diesen Fällen ist es auch möglich, dass isoliert
die thyreotrope oder kortikotrope Achse in Assoziation mit
einem bildgebend nachweisbaren Tumor der Hypophyse ausfällt,
während andere Achsen, wie die somatotrope oder gonadotrope,
intakt bleiben. Eine Immunhypophysitis ist gegenwärtig schwer
präoperativ zu beweisen.
Symptome durch Alterationen der Hypophysenpartialfunktionen manifestieren sich durch die klinischen Zeichen einer
Wachstumsstörung und ein Ausbleiben bzw. eine Verzögerung
der Pubertät beim Kind, einen sekundären Hypogonadismus
beim Erwachsenen, eine sekundäre Hypothyreose und eine
sekundäre Nebenniereninsuffizienz. Eine Beeinträchtigung des
Hypophysenhinterlappens mit Manifestation eines Diabetes insipidus ist bei hormoninaktiven Hypophysenadenomen selten.
1.3.3 Diagnostik hormoninaktiver Tumoren
Histologie. Histologisch liegt hier meist ein Nullzelladenom der
Hypophyse vor, das klinisch wie laborchemisch keine Zeichen
einer Hormonmehrsekretion aufweist. Immunhistochemisch ist
in der Regel kein eindeutiger Nachweis hypophysärer Hormone
möglich. Gelegentlich lassen sich immunhistochemisch scheinbar hormonell inaktive Hypophysentumoren einer bestimmten
Zellspezies zuordnen, ohne dass eine Mehrsekretion des Hormons in der Zirkulation nachweisbar ist (»silent secretor«).
Klinische Symptomatik. Die klinische Symptomatik hängt im Wesentlichen von der funktionellen Beeinflussung der Hypophysenachsen durch den Tumor ab. Die Größe des Tumors spielt nicht
immer die entscheidende Rolle, da auch sehr große Tumoren lange Zeit klinisch asymptomatisch bleiben können. Kommt es nicht
zur Diagnose im Rahmen einer Hypophysenunterfunktion, so
fallen hormoninaktive Hypophysentumoren erst durch Zeichen
1
8
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
1.4
Diagnostik von Unterfunktionszuständen
1.4.1 Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
Differenzialdiagnose. In der folgenden Übersicht ist die Differenzialdiagnose einer Hypophyseninsuffizienz bei Vorliegen
eines raumfordernden Prozesses im Sellabereich zusammengestellt.
Differenzialdiagnose der Hypophysentumoren
5 Hypophysenadenome
– Primäre Hypophysenkarzinome
5 Ontogenetische Zellresttumoren
– Kraniopharyngeome
– Epidermoide
– Chordome
– Lipome
5 Zysten und Fehlbildungen
– Zysten der Rathke-Tasche
– Kolloidzysten
– Arachnoidalzysten
– Empty-Sella-Syndrom
– Echinokokkuszysten
5 Primitive Keimzelltumoren
– Teratome
– Germinome
– Dysgerminome
– Dermoide
5 Granulomatöse Erkrankungen
– Langerhans-Zellhistiozytose
– Sarkoidose
– Abszesse
– Tuberkulome
– Hypophysitis
5 Gliome
– Astrozytome
– Ependymome
– Oligodendrogliome
5 Vaskuläre Prozesse
– Aneurysmen
– Hämangiome
– Blutungen
5 Pseudotumor cerebri
5 Meningiome
5 Metastasen
5 Enchondrome
Zur Überprüfung der Hypophysenpartialfunktionen werden die
peripheren Zielhormone von Nebenniere, Schilddrüse und Gonaden, aber auch die stimulierenden Hormone aus dem Hypophysenvorderlappen bestimmt (. Tab. 1.2). Frauen mit regelmäßigen, spontanen Zyklusblutungen müssen nicht laborchemisch
in Bezug auf ihre gonadotrope Partialfunktion untersucht werden. Unter hormoneller Kontrazeption oder unter Östrogensubstitution ist eine sinnvolle Abklärung der gonadotropen Funktion
nicht möglich.
Prolaktin und IGF-1 als peripher wirksamer Metabolit des
Wachstumshormons, das selbst als pulsatil sezerniertes Hormon
. Tab. 1.2. Laborparameter zur Überprüfung der Hypophysenachsen
Achse
Hypophysenhormon
Periphere Hormone
Somatotrope
Achse
hGH
IGF-1, IGFBP-3
Gonadotrope
Achse
LH,FSH
Östradiol, Testosteron
Thyreotrope
Achse
TSH
T3, T4, bzw. fT3, fT4
Kortikotrope
Achse
ACTH
Kortisol, (DHEAS),
24 h-Urin: Kortisol
Mammotrope
Achse
Prolaktin
großen Schwankungen ausgesetzt ist, gehören zur Routinediagnostik. IGF-1 wie auch das GH-abhängige Bindungsprotein von
IGF-1, IGFBP-3, können allerdings nicht mit Sicherheit einen
GH-Mangel ausschließen und sind insbesondere vom Entwicklungsstatus abhängig. Sie müssen vielfach durch Stimulationstests
(Insulinhypoglykämie-, GHRH- und/oder Argininhydrochloridtest) ergänzt werden. Hier werden zunehmend Kombinationstests
(GHRH + Argininhydrochlorid) eingesetzt, die eine bessere Differenzierung einer Insuffizienz der Achse erlauben.
Cave
Wie beim hGH müssen auch bei der Messung von ACTH die
tageszeitliche Pulsatilität sowie die starke Temperaturempfindlichkeit nach der Blutentnahme Beachtung finden.
Die Entwicklung sensitiver Verfahren zur Messung hypophysärer
Hormone und ihrer peripheren Zielparameter erlaubt in vielen
Fällen eine Einordnung der Regelkreise aus den Basalhormonspiegeln. Allerdings führt die ausgeprägte Pulsatilität einzelner
hypophysärer Hormone dazu, dass eine Diagnostik aus Einzelproben allein nicht möglich ist. Hier kann die Bestimmung peripherer Zielparameter mit wenig ausgeprägter Pulsatilität, wie
beispielsweise die Messung von IGF-1 und seinem Bindungsprotein IGFBP-3 bei Sekretionsstörungen von GH, eine deutliche
Verbesserung der Genauigkeit erbringen.
Wesentliche Voraussetzung für eine korrekte Einschätzung
des Regelkreises ist die Berücksichtigung interferierender Therapiemodalitäten. So ist beispielsweise eine Überprüfung der
gonadalen Achse unter der Einnahme von Antikontrazeptiva
nicht möglich, ein häufiger, kostentreibender Fehler in der
Diagnostik. Bei Überfunktionszuständen lässt sich durch die
Gabe von physiologischen Inhibitoren der jeweiligen Achse im
Rahmen von Suppressionstests die Ursache eines Hormonexzesses besser eingrenzen. Umgekehrt werden Stimulationstests
eingesetzt, um eine Insuffizienz einzelner hypophysärer Achsen
besser zu definieren und um Hinweise auf die Lokalisation
der Störung zu erhalten. Ein hormonelles Defizit wird der hypothalamischen Ebene zugeschrieben, wenn im Test nach hypothalamischer Aktivierung eine entsprechende Hormonantwort ausbleibt. Dagegen spricht ein Ausbleiben der Antwort bei
9
1.4 · Diagnostik von Unterfunktionszuständen
direkter hypophysärer Stimulation für eine primär hypophysäre
Ursache.
Unverändert hat der Insulinhypoglykämietest eine wichtige
Bedeutung in der Überprüfung der hypothalamischen Funktionen, auch wenn selten schwerwiegende Nebenwirkungen wie
zerebrale Krampfanfälle eine genaue Beachtung der Kontraindikationen und eine enge Überwachung der Patienten erforderlich
machen. Hier werden 0,15 IE Insulin/kg KG (nach Operationen
im Bereich von Hypothalamus und Hypophyse 0,1 IE/kg KG)
injiziert. Für die Definition der meisten Formen einer hypothalamisch-hypophysären Insuffizienz auch unter den Bedingungen
einer Substitutionstherapie ist allerdings die Bestimmung der
basalen Hormonspiegel ausreichend. Die Trennschärfe der Aussage solcher Tests wird durch die Variabilität der Basalsekretion
weiter deutlich eingeschränkt. Dies hat dazu geführt, dass diese
Stimulationstests nur noch selten, beispielsweise zur Bestimmung
der endogenen Wachstumshormonreserve bei Patienten mit einer Schädigung der somatotropen Achse vor einer möglichen
Substitutionstherapie gefordert werden.
Ähnlich führt der Argininhydrochloridinfusionstest
(0,5 g/kg KG) durch Hemmung der hypothalamischen Somatostatinfreisetzung zur Steigerung der GH-Sekretion und kann
daher als Funktionstest der Wachstumshormonreserve eingesetzt werden. Die Stimulation der hypophysären Reserve hat
ein breiteres Anwendungsspektrum, obwohl bis auf spezielle
Fragestellungen zumeist auf Stimulationstests verzichtet werden
kann.
Für die endokrinologische Funktionsdiagnostik zur Überprüfung der Hypophysenfunktion stehen die in . Tab. 1.3 zusammengefassten Verfahren zur Verfügung.
Die Stimulation von TSH durch TRH in einem TRH-Test ist
vorwiegend bei Patienten mit hypophysären Störungen, aber
auch bei einer Autonomie der Schilddrüse aufgehoben (TSHAnstieg weniger als 2,5 mU/l 30 min nach 200 µg TRH i.v.). Auch
ein hypothalamischer Ausfall kann zu einem negativen TRHTest führen. In Einzelfällen ist jedoch bei hypothalamisch-hypophysären Störungen ein positiver Ausfall des Tests möglich, wenn
eine geringe basale TSH-Synthese noch zur Bildung von TSHSekretgranula führt.
1
Die Stimulation von Prolaktin über TRH oder Metoclopramid ist wegen der geringen Reproduzierbarkeit und fehlenden
praktischen Bedeutung außerhalb von Studiensituationen verlassen worden.
Ähnliches gilt für die Stimulation von Gonadotropinen
durch GnRH. Hier wurde in der Vergangenheit vergeblich versucht, die Antwort von LH oder FSH zur Differenzierung einer
konstitutionellen Pubertätsverzögerung im Sinne einer Pubertas
tarda von hypothalamischen Störungen, wie z. B. einem Kallmann-Syndrom, einzusetzen.
Von klinisch praktischer Bedeutung ist dagegen unverändert
der Einsatz von CRH zur Stimulation der ACTH-Sekretion. Bei
hypophysären Formen des Cushing-Syndroms kommt es nach
100 µg CRH langsam i.v., wie bei Normalpersonen, zu einer
maximalen Stimulation von ACTH. Dieser Test eignet sich insbesondere in Kombination mit einer seitengetrennten Blutabnahme aus dem Sinus petrosus inferior, wobei ein Venenkatheter
zentral in diesen vorgeschoben wird, zur Lokalisationsdiagnostik
eines ACTH-produzierenden Hypophysentumors und zur sicheren Abgrenzung gegenüber einer paraneoplastischen ACTHProduktion. In letzterem Fall steigt ACTH nicht oder nur gering
an, und es ist kein Konzentrationsunterschied zwischen den
peripheren und den zentral abgenommenen Proben erkennbar.
1.4.2 Diabetes insipidus
Grundlagen. Eine Hypophysenhinterlappeninsuffizienz ist selten und tritt meist idiopathisch oder im Gefolge von hypothalamischen Prozessen auf. Da ADH/Vasopressin auch von der
Eminentia mediana sezerniert wird, findet sich selten ein permanenter Diabetes insipidus, selbst in der Folge ausgedehnter
Hypophysenoperationen. Basis des Krankheitsbildes ist ein
Mangel in Synthese oder Sekretion des antidiuretischen Hormons (ADH). Fehlt ADH, kann der Urin nicht konzentriert werden. Es folgt eine ausgeprägte Polyurie und daraus resultierend
eine zwanghafte Polydipsie. Die möglichen Ursachen eines
Diabetes insipidus sind in der folgenden Übersicht zusammengestellt.
. Tab. 1.3. Endokrinologische Funktionsdiagnostik der hypothalamisch-hypophysären Funktion
Testverfahren
Untersuchte
Achse
Pathologische
Befunde
Interpretation
Sicherheit der Interpretation
Insulinhypoglykämie
(0,15 IE/kg KG)
GH
GH-Insuffizienz
Abfall des BZ auf <als 50% der
Ausgangs-werte, Anstieg von
GH <3 µg/l = Ausfall
Goldstandard, aber
eingeschränkte Reproduzierbarkeit
Argininhydrochlorid
(0,5 g/kg KG)
GH
GH-Insuffizienz
Anstieg von GH <3 µg/l = Ausfall
Eingeschränkte Reproduzierbarkeit
GHRH (200 µg)
GH
GH-Insuffizienz
Anstieg von GH <3 µg/l = Ausfall
Eingeschränkte Reproduzierbarkeit
GHRH + Argininhydrochlorid
GH
GH-Insuffizienz
Anstieg von GH <3 µg/l = Ausfall
Reproduzierbarkeit noch
nicht ausreichend geprüft
CRH (200 µg)
ACTH
Morbus Addison;
Cushing-Syndrom
Anstieg von GH <0,5 ng/ml = Ausfall
10
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
Diagnostik von Überfunktionszuständen
1.5
Ursachen eines Diabetes insipidus
5 Idiopathisch
5 Neurochirurgische Operation
5 Tumoren
– Kraniopharyngeome, Germinome
– Metastasierende Bronchial-, Lungen-, Mammakarzinome, Lymphome
– Langerhans-Zell-Histiozytose, Sarkoidose
5 Entzündlich: Hypophysitis, Meningitis, Enzephalitis
5 Traumatisch
5 Vaskulär: Hämatom, Hirntod
5 Immunologisch
5 Familiär: autosomal-dominant vererbt
1.5.1 Übersekretion von GH: Akromegalie
und Gigantismus
Grundlagen. Bei der Akromegalie liegt eine pathologische Überproduktion von Wachstumshormon (GH) im Erwachsenenalter
vor. Ursächlich liegt dem fast immer ein Adenom somatotroper
oder somatomammotroper (mit gleichzeitiger Hyperprolaktinämie) Hypophysenzellen zugrunde. Männer und Frauen sind
ungefähr gleich häufig betroffen. Der Manifestationsgipfel liegt
im 3. bis 4. Lebensjahrzehnt.
Differenzialdiagnose. Differenzialdiagnostisch muss neben klo-
Klinische Untersuchung. Wie oben bereits diskutiert, erfolgt die
Diagnosestellung über die Messung der Urinausscheidung über
24 h. Im Spontanurin und zugehörigen Serum sollte die Osmolalität bestimmt werden.
Eine typische Konstellation aus hoher Serum- und niedriger
Urinosmolalität, verbunden mit einem erniedrigten Serumnatriumspiegel, ist verdächtig auf das Vorliegen eines Diabetes
insipidus.
Ebenso wichtig ist eine genaue Anamnese: So kann z. B. bei fehlender Nykturie und fehlendem nächtlichem Durstgefühl eine
psychogene Polydipsie postuliert werden. Kann anhand dieser
Bestimmung keine eindeutige Diagnose gestellt werden, sollte
ein Durstversuch unter stationären Bedingungen durchgeführt
werden.
Differenzialdiagnose. Differenzialdiagnostisch muss an eine
Hyperglykämie, eine Hyperkalzämie, eine polyurische Nierenerkrankung, einen renalen Diabetes insipidus, eine iatrogene
Überwässerung oder eine psychogene Polydipsie gedacht werden.
Diagnostik. Nach Erstdiagnose eines Diabetes insipidus sollte
eine Kernspintomographie der Sellaregion mit der Frage
nach einem raumfordernden oder entzündlichen Prozess erfolgen.
Bei Verdacht auf eine Insuffizienz des Hypophysenhinterlappens kann zur Diagnosesicherung ein Durstversuch eingesetzt werden. Nach Stoppen der Flüssigkeitszufuhr über Nacht
oder bis maximal 18 h kommt es zu einer Gewichtsabnahme von
1–2 kg. Die Osmolalität im Urin steigt nicht an, während sich die
im Serum deutlich erhöht. Die Konstellation aus Serum- und
Urinosmolalität gibt allerdings zumeist eindeutige Ergebnisse,
sodass ein Durstversuch nur in wenigen, unklaren Fällen indiziert ist.
nal hypophysär entstandenen Tumoren an eine Reihe seltener
Ursachen gedacht werden, die in der folgenden Übersicht zusammengefasst sind.
Ursachen einer vermehrten Wachstumshormonproduktion
5 Vermehrte GHRH-Produktion
– Hypophysäre, hypothalamische Gangliozytome
– Karzinoide, z. B. Pankreas, Bronchus
– Inselzelltumoren
– Kleinzelliges Bronchialkarzinom
– Selten: Nebennierenadenom
5 Vermehrte GH-Produktion
– Hypophysentumor
– Somatotrop
– Somatomammotrop
– Plurihormonal
– Ektoper Hypophysentumor
– Ektope hGH-Produktion
Klinische Symptomatik. Die Symptome einer Akromegalie sind
aus den Wirkungen von GH bzw. seines Zielhormons, des
vorwiegend hepatisch gebildeten Insulin-like-growth-Faktors
(IGF-1), abzuleiten und in der folgenden Übersicht zusammengefasst.
Leitsymptome der Akromegalie (nach Häufigkeit des
Auftretens)
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
Vergrößerung der Akren
Exzessives Schwitzen
Pathologische Glukosetoleranz
Knochenschmerzen
Schlafapnoe
Hypertonus
Karpaltunnelsyndrom
Hypertrichosis
Muskelschwäche
Manifester Diabetes mellitus
Die körperlichen Veränderungen zeigen sich v.a. in einer Verdickung des subkutanen Bindegewebes mit Vergrößerung von
Händen, Füßen, tiefen Hautfalten; in einer Vergrößerung von
11
1.5 · Diagnostik von Überfunktionszuständen
1
b
a
Zunge, Nase und Ohren (. Abb. 1.6), im Wachstum der Knochendicke mit Verdickungen und Verbiegungen der Röhrenknochen,
in Knochen- und Gelenkschmerzen, Veränderungen der Stimmlage, Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms sowie vermehrtem
Schwitzen. Zudem liegen häufig Bluthochdruck und pathologische Glukosetoleranz bis hin zum Diabetes mellitus vor.
Im Rahmen der Organomegalie findet man häufig eine
Struma, eine Schilddrüsenautonomie sowie vermehrte gastrointestinale Tumoren, v.a. Kolonpolypen, die in bis zu 7% der Fälle
maligne entarten.
Diagnostik. Die allgemeine Anamnese entspricht der bei den
hormoninaktiven Hypophysentumoren, wobei zusätzlich die o.g.
Symptome der Wachstumshormonmehrsekretion gezielt abgeklärt werden sollten.
Da GH pulsatil ausgeschüttet wird, unterliegen einmalige
Messungen starken Schwankungen und eignen sich nicht zur
Diagnosefindung bei Verdacht auf eine Akromegalie. Der IGF-1Spiegel unterliegt keinen tageszeitlichen Schwankungen und ist
damit z.Z. der beste Parameter in der Diagnostik einer Akromegalie zusammen mit dem GH-abhängigen Bindungsprotein 3
(IGFBP-3).
Beweisend für das Vorliegen einer Akromegalie gilt die pathologische orale Glukosetoleranztestung nach einer Glukosebelastung von 75 g nach 12-stündigem Fasten (s. oben). Darunter
sinkt bei Gesunden der GH-Spiegel unter 1 µg/ml ab. Bei Patienten mit einer autonomen Wachstumshormonproduktion lassen
sich die GH-Spiegel nicht supprimieren. Sie steigen in einigen
Fällen sogar paradox an. Zusätzlich werden, wie oben beschrieben, die anderen Hypophysenpartialfunktionen getestet.
Da auch die Akromegalie im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN 1) auftreten kann, sollten die zugehörigen Krankheitsbilder (Hyperparathyreoidismus, Insuli-
. Abb. 1.6a,b. Phänotypischer Aspekt eines Patienten mit Akromegalie
a Vergrößerung der Gesichtszüge b Vergrößerung der Hände und Finger
(im Vergleich: Hand eines Gesunden rechts)
nom und Gastrinom) bedacht und gezielt nach einer möglichen
familiären Belastung gefahndet werden. Bei initial unauffälligem
Befund ist eine regelmäßige anamnestische und klinische Verlaufskontrolle ausreichend.
Die Kernspintomographie gilt auch bei der bildgebenden
Diagnostik der Akromegalie als der »Goldstandard« zur Beurteilung der Ausdehnung, Lage und Größe des Tumors.
1.5.2 Übersekretion von Prolaktin:
Hyperprolaktinämie und Prolaktinome
Grundlagen. Die häufigste Form endokrin aktiver Tumoren sind
mit ca. 40–50% aller Tumoren die von laktotropen Zellen ausgehenden Prolaktinome. Frauen sind doppelt so häufig betroffen
wie Männer. Der Diagnosegipfel des Prolaktinoms liegt im 3. Lebensjahrzehnt. Prolaktinome sind Prolaktin-sezernierende, immunhistochemisch Prolaktin-positive Adenome des Hypophysenvorderlappens. Weniger als 1% der Prolaktinome sind primär
maligne.
Differenzialdiagnose. Die Diagnose eines Prolaktinoms stützt
sich auf den Nachweis eines intrahypophysären Tumors. Insbesondere wenn kein Tumor nachweisbar ist, muss differenzialdiagnostisch bedacht werden, dass eine Hyperprolaktinämie
durch eine Vielfalt anderer Ursachen zustande kommen kann.
Durch Kompression des Hypophysenstiels und Hemmung
der physiologischen Inhibitoren der Prolaktinsekretion wird eine
Begleithyperprolaktinämie oder Enthemmungshyperprolaktinämie ausgelöst. In seltenen Fällen findet sich als Zufallsbefund
12
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
ein erhöhter Prolaktinspiegel aufgrund eines biochemisch veränderten Prolaktins, das biologisch inaktiv ist, aber mit verminderter Halbwertszeit eliminiert wird (Makroprolaktinämie).
Insbesondere dann, wenn weder klinische Symptome für einen
Prolaktinexzess vorhanden sind noch ein Hypophysentumor
nachweisbar ist, sollte diese seltene Variante ausgeschlossen werden. Wichtigster physiologischer Hemmer der Prolaktinsekretion
ist Dopamin, sodass jede Hemmung der Dopaminwirkung, z. B.
durch Medikamente, zu einer Hyperprolaktinämie führt.
Östrogene können die Prolaktinspiegel stimulieren. Dies führt
physiologischerweise zu höheren Spiegeln, z. B. in der Pubertät
und während einer Schwangerschaft.
Als Stresshormon ist der Prolaktinspiegel unter körperlicher
Belastung oder im Rahmen einer inadäquaten Blutentnahme erhöht.
Die folgende Übersicht enthält eine Aufzählung der vielfältigen Ursachen einer Hyperprolaktinämie. Insbesondere muss
zusätzlich zur allgemeinen und speziellen endokrinologischen
Anamnese, einschließlich der Regelanamnese bei der Frau, noch
eine detaillierte Medikamentenanamnese erfolgen.
Übersicht über die Differenzialdiagnosen der Hyperprolaktinämie
5 Supraselläre Tumoren, die die hypothalamische Dopaminsekretion senken
5 Stressbedingt (physischer oder psychischer Stress)
5 Medikamente: Östrogene, Methyldopa, Cimetidin, Sulpirid, MAO-Hemmer, Prostaglandine, Reserpin, Neuroleptika, trizyklische Antidepressiva, Metoclopramid,
Cyproheptatidin, Opiate, Verapamil
5 Hypothyreosen
5 Schwangerschaft (östrogenvermittelt)
5 Chronische Niereninsuffizienz
5 Leberinsuffizienz
5 Neuronale Stimulation, z. B. nach Manipulation der
Mammae
5 Idiopathische Hyperprolaktinämie
>100 ng/ml sind in der Regel beweisend für das Vorliegen eines
Prolaktinoms. In der weiteren laborchemischen Aufarbeitung ist
die Überprüfung der anderen hypophysären Achsen obligat.
Liegen Symptome bzw. Hinweise aus der Familienanamnese
auf ein MEN-1-Syndrom vor, so sollten zusätzliche Hormone
(iPTH, Gastrin) abgenommen und nach Aufklärung und Einwilligung eine molekulare Diagnostik zum Nachweis einer Meninmutation vorgenommen werden.
Sind erhöhte Prolaktinspiegel bestätigt, müssen immer mittels Kernspintomographie Größe und Ausdehnung eines möglichen Hypophysentumors beurteilt werden.
1.5.3 Übersekretion von ACTH: Morbus Cushing
Grundlagen. Beim Morbus Cushing liegt ein endogener Hyper-
kortisolismus infolge einer ACTH-Mehrproduktion vor. Die Inzidenz liegt bei etwa 1:100.000. Frauen sind im Verhältnis 4:1
deutlich häufiger betroffen als Männer. Bevorzugt tritt der Morbus
Cushing in der 2. bis 5. Lebensdekade auf. In 80% der Fälle handelt
es sich um einen ACTH-produzierenden Hypophysentumor und
in ca. 20% um eine ektope ACTH-Produktion durch Bronchialkarzinome, Bronchialkarzinoide, Pankreaskarzinome, C-Zellkarzinome, Thymome, Phäochromozytome, ovarielle Karzinome bzw.
eine ektope CRH-Produktion durch ähnliche Tumoren.
Klinische Symptomatik. Das klinische Bild wird geprägt durch
Gewichtszunahme mit stammbetonter Fettsucht, Büffelnacken
und Mondgesicht (. Abb. 1.7). Die Extremitäten sind infolge
Klinische Symptomatik. Leitsymptom einer Hyperprolaktinämie
ist bei der Frau eine primäre oder sekundäre Amenorrhö bzw.
Fertilitätsstörungen, bedingt durch Anovulation. Eine Galaktorrhö tritt häufig auf, ist aber kein obligates Symptom. Zeichen
eines Östrogenmangels können auf die Diagnose eines Prolaktinoms hinweisen (Verstimmungszustände, Depressionen, verminderte vaginale Sekretion, Osteoporose).
Beim Mann finden sich fast immer eine Einschränkung der
Potenz und ein Libidoverlust. Zusätzlich kann eine Infertilität
auftreten. Eine Galaktorrhö beim Mann ist selten, allerdings
scheint die Brust oft vergrößert zu sein.
Diagnostik. Die klinische Untersuchung sollte nach der Blutentnahme erfolgen, um eine durch Manipulation der Mammae induzierte untersuchungsbedingte Prolaktinerhöhung zu vermeiden. Die körperliche Untersuchung fokussiert auf die Symptome
eines Hypogonadismus und auf eine spontane bzw. druckinduzierte Galaktorrhö.
Der Nachweis einer Hyperprolaktinämie/eines Prolaktinoms
erfolgt durch eine möglichst stressfreie Blutentnahme für Prolaktin (30 min nach Legen einer Verweilkanüle). Prolaktinspiegel von
. Abb. 1.7. Phänotypischer Aspekt einer Patientin mit Morbus Cushing
13
1.5 · Diagnostik von Überfunktionszuständen
einer Muskelatrophie dünn und kraftlos. Als Hautzeichen finden
sich Striae rubrae distensae vorwiegend im Bereich der Flanken,
Oberarme und Oberschenkel, eine vermehrte Aknebildung, zum
Teil mit Superinfektionen, und ein Hirsutismus. Die Haut wird
pergamentartig dünn und neigt zu Spontanhämatomen. Bluthochdruck und Störungen im Glukosestoffwechsel sind häufige
Begleiterscheinungen bis hin zu einem Diabetes mellitus. Auch
psychiatrische Symptome im Sinne von Depressionen, emotionaler Labilität und Psychosen sind nicht selten.
In der Regel leiten die charakteristischen klinischen Stigmata
bei der körperlichen Untersuchung zur Diagnose eines CushingSyndroms. In einzelnen Fällen kann allerdings die Symptomatik
außerordentlich diskret sein und lediglich einem Hypertonus
o. ä. entsprechen.
Funktionsdiagnostik. Der sichere Ausschluss eines Morbus
Cushing gelingt durch einen Dexamethasonhemmtest. Ist nach
abendlicher Gabe von Dexamethason (2 mg um 22.00 Uhr) am
nächsten Morgen der Serumkortisolspiegel unter 2 µg/dl supprimiert, liegt sicher kein Cushing-Syndrom vor. Dadurch lässt sich
eine funktionelle Hypersekretion (Stress, Depressionen etc.) am
zuverlässigsten von einem möglichen ACTH-produzierenden
Tumor trennen. Als Suchmethode wird oft auch die Bestimmung
der 24-h-Urinkortisolausscheidung eingesetzt.
Handelt es sich um einen ACTH-abhängigen Hyperkortisolismus, so lassen sich durch einen hochdosierten Dexamethasonhemmtest ACTH, Serumkortisol sowie die Urinkortisolausscheidung nur bei hypophysären Formen supprimieren. Dagegen
bleibt bei ektoper ACTH-Sekretion ein erhöhter Spiegel erhalten.
Man verabreicht dabei entweder 2 mg Dexamethason alle 6 h
über 48 h oder gibt 8 mg um 22.00 Uhr und bestimmt den Kortisolspiegel am folgenden Morgen.
Bei adrenalen Formen ist ACTH primär supprimiert, und
eine zusätzliche Dexamethasongabe ist nicht in der Lage, die Kortisolsekretion zu senken.
Wird bei Patienten mit einem Morbus Cushing ein CRHTest durchgeführt, kommt es in über 90% der Fälle, wie bei Normalpersonen, zu einem kräftigen Anstieg von ACTH und Kortisol. Bei ektoper ACTH-Produktion und Cushing-Syndrom bleibt
dieser Anstieg aus.
Der Metapirontest wird schon wegen der fehlenden Verfügbarkeit der Substanz in Deutschland nur selten angewandt.
Er zielt auf die Ausschaltung der hypophysären Rückkopplung
durch endogene Steroide.
Wie bereits oben ausgeführt, ist durch einen Sinus-petrosusKatheter die Möglichkeit gegeben, einen Morbus Cushing von
einer ektopen ACTH-Sekretion zu unterscheiden.
Bildgebende Diagnostik. Da die hypophysäre Mehrsekretion
zu einer Hyperplasie beider Nebennieren führt, sollte flankierend eine Ultraschalluntersuchung mit genauer Beurteilung
der Nebennierenregionen durchgeführt werden. Zur Beurteilung der Hypophyse eignet sich am besten die Kernspintomographie.
Therapie. Therapie der ersten Wahl ist die operative Entfernung
des Hypophysenadenoms (7 Kap. 1.8). Bleibt nach dem operativen Vorgehen ein Hyperkortisolismus bestehen, muss eine bilaterale Adrenalektomie diskutiert werden.
1
Nachsorge. Die Nachsorge nach hypophysärem Cushing ent-
spricht im Wesentlichen der anderer Hypophysentumoren. Postoperativ tritt bei erfolgreicher Entfernung eine Monate bis Jahre
anhaltende sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz auf, die
eine Hydrokortisonsubstitutionstherapie notwendig macht.
1.5.4 Übersekretion von ACTH: Nelson-Syndrom
Persistiert ein Hyperkortisolismus nach einer transsphenoidalen
Operation an der Hypophyse, so wird üblicherweise eine bilaterale Adrenalektomie durchgeführt. Dadurch steigt schon bald
der basale ACTH-Spiegel im Serum deutlich über die üblichen
zirkadian schwankenden Normwerte auf »Postadrenalektomiewerte« an. Bei etwa 20–40% dieser Patienten kommt es, gelegentlich schon nach wenigen Monaten, üblicherweise aber erst nach
Jahren, zu einer progressiven Hyperpigmentierung, ansteigenden ACTH-Spiegeln und dem radiologischen Nachweis eines
an Größe zunehmenden Hypophysenadenoms. Die durch diese
klassische Symptomtrias gekennzeichneten ACTH-sezernierenden Tumoren sind oft sehr aggressiv wachsende Hypophysenadenome, die weitere, intensive Therapiemaßnahmen notwendig
machen.
1.5.5 Übersekretion von LH oder FSH:
Gonadotropin-produzierende Adenome
Glykoprotein-produzierende Adenome sezernieren LH, FSH,
TSH und/oder die α-Subunit.
Gonadotrope Adenome fallen meist nicht im Rahmen einer
Hormonmehrsekretion, sondern durch Raumforderungszeichen
auf und werden erst postoperativ immunhistochemisch als solche
diagnostiziert, insbesondere bei postmenopausalen Frauen, da
bei diesen physiologischerweise ein hypergonadotroper Hypogonadismus vorliegt.
Bei der Seltenheit dieser Tumoren gibt es keine spezifische
medikamentöse Therapie. Sie werden klinisch wie hormoninaktive Tumoren nachgesorgt. In Abhängigkeit von der Größe des
Tumors wird eine transphenoidale, selten eine transkraniene
Resektion durchgeführt. Persistiert postoperativ eine relevante
Hormonsekretion, besteht bei verbliebenem Resttumor die Möglichkeit einer Radiotherapie, oder es kann eine medikamentöse
Therapie mit Dopaminagonisten, Somatostatinanaloga oder mit
lang wirksamen LHRH-Antagonisten durchgeführt werden.
1.5.6 Übersekretion von TSH: inappropriate
Sekretion von TSH und Thyreotropinome
Thyreotrope Adenome sind mit einer Inzidenz von <1% aller
Adenome noch viel seltener. Klinisch zeigen sie das Bild einer
Hyperthyreose, meist zusammen mit Raumforderungszeichen
durch den Hypophysentumor. Differenzialdiagnostisch muss in
der Abklärung inappropriat erhöhter TSH-Spiegel an eine hypophysäre Verlaufsform des Refetoff-Syndroms gedacht werden.
Bei dieser auf einer Mutation des T3-Rezeptors beruhenden Störung kann nach Ausschluss von Testinstabilitäten über die Bestimmung der α-Subunit im Serum sowie durch den TSH-Anstieg im TRH-Test eine Abgrenzung gegenüber Thyreotropinomen erreicht werden.
14
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
1.5.7 Kraniopharyngeome
Kraniopharyngeome sind Geschwülste, die sowohl vom basalen
Hypothalamus, dem Hypophysenstiel als auch dem intrasellären
Raum ihren Ursprung nehmen können. Sie sind durch die oft
vorliegende Kombination eines soliden Tumors, einer Zyste und
eines verkalkten Tumoranteils charakterisiert (. Abb. 1.4). Im
Gegensatz zu Hypophysenadenomen manifestieren sich Kraniopharyngeome nicht selten schon im Kindes- und Jugendalter
durch Minderwuchs, Sehstörungen und Kopfschmerzen. Häufig
ist hierbei schon präoperativ ein Diabetes insipidus zu finden.
. Tab. 1.4. Substitutionstherapie bei Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
Ausgefallene
Achse
Hormonsubstitution
Dosierung
Kortikotrope
Achse
Hydrokortison
20 mg/Tag, p.o.
Kortisonacetat
25 mg/Tag, p.o. (2/3
morgens, 1/3 mittags
oder abends)
In Stresszuständen:
2- bis 3-fache Dosis
Bei Elektrolytverschiebungen
oder Hypotonie:
Fludrokortison
0,1–0,3 mg/Tag, p.o.
Thyreotrope
Achse
L-Thyroxin
Ca. 2 μg/kg KG/Tag,
p.o. (30 min vor dem
Frühstück)
Gonadotrope
Achse
Frau: Östrogen/
Gestagen
Individuelle Therapie
(7 Text)
Mann:
Testosteron
5 Testosteronenantat:
250 mg alle
3–4 Wochen, i.m.
5 Testosteronundecanoat: 2- bis 3-mal
40 mg/Tag p.o.
5 Testosteronpflaster:
z. B. 10–15 mg/Tag,
skrotal
Rekombinantes
humanes Wachstumshormon
1–1,5 IE/Tag, s.c.
(nach IGF-1 Wert)
1.5.8 Seltene Tumoren im Sellabereich
und Entzündungen
Neben den relativ häufigen Hypophysenadenomen und den
schon viel selteneren Kraniopharyngeomen gibt es noch eine
Reihe wesentlich seltenerer raumfordernder Prozesse im Sellabereich (7 Übersicht »Differenzialdiagnose der Hypophysentumoren«). Supraselläre Meningiome sind typischerweiser bei
Frauen im mittleren Lebensalter zu finden. Der Tumor geht vom
Planum sphenoidale aus, wo er eine Hyperostose bedingt. Die
Sella turcica selbst ist meist in Form und Größe normal. Endokrine Störungen sind, wenn man von einer Hyperprolaktinämie
absieht, die Ausnahme. Auch optiko hypothalamische Gliome
verursachen nur selten Störungen hypophysärer Partialfunktionen. Sind diese Geschwülste, die histologisch meist pilozytische
Astrozytome (nach der WHO-Klassifizierung Grad I) sind, auf
das Chiasma opticum beschränkt, verursachen sie nur unsystematische Sehstörungen. Bei hypothalamischer Ausdehung können alle hypothalamischen Syndrome vorkommen. Chordome,
Chondrome und Mukozelen gehen von der Schädelbasis aus.
Ektope Keimzelltumoren können suprasellär und im Bereich der
Pinealisregion auftreten. Auch bei nur geringer Größe, kaum radiologisch nachweisbar, können sie schon ausgeprägte Störungen aller hypophysären Funktionen inklusive Diabetes insipidus
verursachen. Der Nachweis spezifischer Marker (α-Fetoprotein,
β-hCG und plazentare alkalische Phosphatase) in Serum und Liquor gelingt zwar nicht immer, erleichtert aber, falls vorhanden,
die Differenzialdiagnose.
1.6
Therapie der Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
Adrenokortikotrope Achse. Als Substitutionstherapie bei einem partiellen oder kompletten Ausfall der adrenokortikotropen
Achse ist eine Substitution mit einem Glukokortikoid (z. B. Hydrocortison Hoechst oder Cortison Ciba) in der in . Tabelle 1.4
angegebenen Dosierung ausreichend. Nebenwirkungen im Sinne
eines Cushing-Syndroms werden bei diesen physiologischen
Dosen nicht berichtet, jedoch finden sich in der neuen Literatur
Hinweise, dass die hier empfohlene Dosierung über der physiologischen Hormonproduktion liegt. Nebenwirkungen am Knochen werden in der Langzeitbehandlung diskutiert. Die Dosis
sollte sich daher nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten richten und muss vom Patienten angepasst werden. Dies
betrifft insbesondere die Dosiserhöhung in Stresssituationen, wie
bei sportlichen Aktivitäten oder bei Infekten. Wenn Operationen
anstehen, muss die Hydrokortisondosis perioperativ auf eine
Somatotrope
Achse
parenterale Gabe umgestellt und in der Folgezeit bis zum Abklingen des Operationsstresses verdoppelt bis verdreifacht werden.
Patienten sollten immer einen Notfallausweis mit sich tragen. Wir rezeptieren unseren Patienten Hydrokortison in Form
von Suppositorien à 200 mg, damit das Medikament auch bei
Übelkeit und Erbrechen verfügbar ist und der Patient sich
durch Selbstmedikation helfen kann, eine Addison-Krise zu
vermeiden.
Die Überwachung der Therapie erfolgt über die Anamnese
und die klinischen Aspekte des Patienten.
Thyreotrope Achse. Die thyreotrope Achse ist als Faustregel mit
2 µg/kg KG L-Thyroxin täglich ausreichend substituiert. Der
Patient muss darauf hingewiesen werden, dass die Tabletten
nüchtern 30 min vor dem Frühstück einzunehmen sind.
Die Steuerung der Therapie erfolgt über die Bestimmung
der peripheren Schilddrüsenhormone im Blut. Viele Medikamente, aber auch die Vermehrung von Bindungsproteinen in der
Schwangerschaft haben einen Einfluss auf die Bioverfügbarkeit
von Schilddrüsenhormonen. Die Substitutionsdosis muss ggf.
angepasst werden. Die Messung von TSH ist bei sekundärer Hypothyreose nicht aussagekräftig, die Anpassung der Therapie richtet
sich in diesen Fällen nach den peripheren Hormonen, insbesondere nach den freien Schilddrüsenhormonen.
15
1.7 · Therapie des Diabetes insipidus
Gonadotrope Achse. Die Substitution der gonadotropen Achse
bei der Frau ist vergleichbar der in der Postmenopause. Insbesondere zur Osteoporose- und Arterioskleroseprophylaxe sollte eine
Therapie mit konjugierten Östrogenen (oral oder transdermal)
durchgeführt werden. Bei nicht hysterektomierten Frauen muss
zum Schutz der Uterusschleimhaut in regelmäßigen Abständen
eine Gestagen-induzierte Abbruchblutung erfolgen. Wegen der
enormen Anzahl der mittlerweise zur Verfügung stehenden Präparate wird hier keines exemplarisch aufgeführt. Erwähnenswert
ist aber, dass neben der oralen Gabe Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate zur transdermalen Applikation bzw. Gelpräparationen zur topischen Anwendung der Einzelkomponenten auf
dem Markt sind.
Beim Mann ist die Standardtherapie zum Erreichen möglichst gleichmäßiger Plasmatestosteronspiegel die Substitution
mit 250 mg Testosteronenantat (Testoviron Depot ) alle 3–4 Wochen i.m. Seit kurzem ist eine weitere i.m. zu verabreichende
Form von Testosteronundecanoat (Nebido) erhältlich, die nach
initialer Aufsättigung (erneute Applikation nach 6 Wochen) ein
Applikationsintervall von 3 Monaten möglich macht. Das oral
wirksame Testosteronundecanoat (Andriol, . Tabelle 1.4) muss
zur besseren Resorbierbarkeit mit den Mahlzeiten eingenommen
werden. Nachteilig ist, dass die erforderlichen Serumkonzentrationen in der Regel nicht erreicht werden, sodass diese Therapie
eher ihren Platz bei bestehender Restfunktion der gonadalen
Achse hat. Wenn eine intramuskuläre Injektion, z. B. wegen Markumarisierung, nicht möglich ist, kann Testosteron transdermal
appliziert werden. Hierzu stehen Testosteronpräparationen zur
Verfügung (Androtop, Testogel, Testim), die täglich auf die Körperhaut aufgebracht werden und physiologische Testosteronspiegel aufbauen. Dagegen sind Skrotalpflaster nicht mehr sicher
verfügbar. Auch das Pflaster muss täglich vom Patienten neu appliziert werden. Insbesondere bei den Präparationen, die als Gel
oder Creme auf die Haut aufgebracht werden, muss der Patient
hinsichtlich der Übertragung auf den Partner bei Hautkontakt
aufgeklärt werden. Die individuelle Dosierung der einzelnen
Präparate richtet sich sowohl nach der Anamnese (Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit, Potenz, Libido, Änderungen im Behaarungsmuster) als auch nach Testosteronbestimmungen am Ende
eines Therapieintervalls.
Bei Frauen wie Männern im gebär- bzw. zeugungsfähigen
Alter wird bis zum Auftreten von Kinderwunsch die Substitutionstherapie mit den jeweiligen Sexualhormonen nach dem oben
diskutierten Schema durchgeführt. Liegt dagegen Kinderwunsch
vor, wird diese Therapie durch eine Behandlung mit hCG/hMG
(1000–2500 IE hCG 2mal/Woche; 150 IE hMG 3mal/Woche) s.c.
oder i.m. ersetzt oder bei primär hypothalamischer Störung alternativ eine Therapie mit pulsatiler GnRH-Applikation mittels
Pumpe durchgeführt. Unter einer solchen Behandlung kann bei
intakten Gonaden in einem hohen Prozentsatz nicht nur die
Synthese und Sekretion von Sexualsteroiden normalisiert, sondern auch eine Fertilität erreicht werden. Die Behandlungsdauer
liegt beim Mann aufgrund der langen Reifungszeit von Spermien
bei mindestens 3 Monaten.
Somatotrope Achse. Seit einiger Zeit steht bei Wachstumshor-
monmangel rekombinantes humanes Wachstumshormon zur
Substitutionstherapie zur Verfügung. Über die Folgen der Langzeitsubstitution beim Erwachsenen gibt es bislang keine Daten,
sodass eine solche nur unter engmaschiger Kontrolle in spezialisierten Zentren erfolgen sollte.
1
Indikationen für eine GH-Substitution sind ein absoluter
GH-Mangel (IGF <5er Perzentile) oder ein relativer GH-Mangel
(IGF-1>5er und <10er Perzentile), der in mindestens 2 pathologischen Stimulationstests bestätigt wurde. Der Wachstumshormonmangel im Erwachsenenalter ist meist Folge von Hypophysenoperationen, kraniellen Traumen oder Infektionen bzw. eines
Sheehan-Syndroms.
Die Therapie wird mit 0,5 IE Wachstumshormon/Tag subkutan begonnen. Um möglichst physiologisch zu therapieren,
wird die Dosis kurz vor dem Schlafengehen gegeben. Alle 4 Wochen erfolgt eine Kontrolle des IGF-1-Wertes. Die Dosis wird so
lange um 0,4 IE/Tag gesteigert, bis der IGF-1-Wert im altersentsprechenden Normbereich liegt. Weitere Kontrollen erfolgen alle
3 Monate.
Die Nebenwirkungen dieser Therapie und die Kontraindikationen für eine derartige Behandlung sind in den folgenden
Übersichten zusammengefasst.
Nebenwirkungen der Substitutionstherapie mit Wachstumshormon
5
5
5
5
5
5
5
5
Flüssigkeitsretention mit Ödembildung
Karpaltunnelsyndrom
Pathologische Glukosetoleranz
Muskelkater
Knochen-, Gelenkschmerzen
Arterielle Hypertonie
Kopfschmerz
Entwicklung von Nävi
Kontraindikationen der Substitutionstherapie
mit Wachstumshormon
5 Absolute Kontraindikation
– Zustand nach Operation eines malignen Hirntumors
– Vorliegende maligne Grunderkrankung
– Diabetes mellitus
– Rest- oder Rezidivtumor eines Hypophysentumors
oder anderer benigner Hirntumoren
– Schwangerschaft
5 Relative Kontraindikation
– Arterieller Hypertonus
– Hyperprolaktinämie
– Hypophysenoperation vor <6 Monaten
– Koronare Herzkrankheit
– Kolonpolypen
– Epileptische Erkrankungen
1.7
Therapie des Diabetes insipidus
Die Therapie des Diabetes insipidus besteht im Ersatz des fehlenden ADH durch Desmopressin (DDAVP, Minirin). Die erhältlichen Medikamente und deren Dosierungen sind in . Tabelle 1.5 aufgelistet. Ziel der Therapie ist eine Normalisierung der
Urinausscheidung und damit der Trinkmenge. Um eine ungestörte Nachtruhe zu ermöglichen, wird die erste Dosis des jeweiligen Medikamentes abends appliziert. Wird eine zusätzliche
Dosis notwendig, erfolgt die Gabe am Morgen. Mit Ausnahme
der Tablettenform müssen alle in der Tabelle aufgeführten Präparate im Kühlschrank gelagert werden, da es sonst zu einem
16
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
. Tab. 1.5. Medikamente zur Therapie des Diabetes insipidus
Präparat
Handelsname
Dosierung
Applikation
Desmopressin
Minirin mit Rhinyle
0,25 ml = 25 µg
1–2/Tag, pernasal
Desmopressin
Minirin parenteral
1 Ampulle = 4 µg
1- bis 2-mal/Tag 1/4–1 Ampulle i.v., i.m., s.c.
Desmopressin
Minirin oral
100 µg
200 µg
2- bis 3-mal/Tag 1–2 Tbl.
Arginin-Vasopressin
Pitressin Tannat
1 Ampulle = 5 IE
1/Tag bis 1/alle 3 Tage i.m., s.c.
Arginin-Vasopressin
Pitressin
1 Ampulle = 20 IE
1 ml verdünnt in 100 ml NaCl als Kurzinfusion
Wirkungsverlust der Substanzen kommt. Gerade deswegen hat
es sich als vorteilhaft erwiesen, Patienten, die z. B. länger und in
wärmere Länder verreisen, kurzfristig auf die oralen Medikamente einzustellen. Ebenso gut einsetzbar sind diese, wenn die
Resorption über die Nasenschleimhaut gestört ist, z. B. bei
starkem Schnupfen oder Operationen im Nasenbereich.
Zu Beginn einer Therapie sollte der Patient eine regelmäßige
Gewichtskontrolle durchführen, um rechtzeitig Wassereinlagerungen zu erkennen.
Ebenso ist die Kontrolle der Trinkmenge unter Zuhilfenahme
eines Trinkprotokolls empfehlenswert. Am Anfang erfolgen zudem wöchentliche Bestimmungen der Serum- und Urinosmolalität und des Serumnatriums. Nach Normalisierung der Urinausscheidung werden die Kontrollintervalle auf 3–6 Monate
verlängert. Die idiopathische Form des DI muss lebenslang therapiert werden, bei postoperativen oder traumatischen Formen
kann gelegentlich ein Auslassversuch indiziert sein.
1.8
Therapie von Hypophysenadenomen
1.8.1 Operative Verfahren
Aus der Vielzahl historisch bedeutsamer operativer Zugänge zur
Sellaregion, die ja nahezu in der Mitte des Schädelinneren liegt,
haben sich im wesentlichen 2 Zugänge erhalten, über die heute
mit den mikrochirurgischen Operationstechniken fast alle Hypophysenadenome operativ angegangen werden können.
1.8.1.1 Transsphenoidale Operation
Die normale Hypophyse und daher auch alle primär intrasellär
entwickelten Tumoren können am günstigsten über einen transsphenoidalen Zugangsweg operativ erreicht werden. Diese
Operation kann in verschiedenen Lagerungen durchgeführt werden. Im Vergleich häufig verwendet wird die schon von Cushing
angegebene Lagerungstechnik. Der Patient liegt auf dem Rücken,
wobei der Chirurg hinter dem Kopf des Patienten steht; ebenso
eine halb sitzende Lagerung des Patienten, wobei der Kopf mit
einer Mayfield-Klemme fixiert wird und der Chirurg sitzen und
seine Arme aufstützen kann. Generell werden dabei eine mikrochirurgische Operationstechnik und eine intraoperative Bildwandlerkontrolle benutzt.
Man geht entweder über einen kleinen Schleimhautschnitt im
Vestibulum oris (sublabial) oder an der Haut-SchleimhautGrenze im Cavum nasi (perinasal) paraseptal in einem Schleimhauttunnel zur Keilbeinhöhle vor. Die Präparation erfolgt einseitig oder beidseitig paraseptal möglichst unter Belassung des
knorpeligen Nasenseptums. Das knöcherne Nasenseptum wird
teilweise reseziert. Die Mittellinienorientierung wird durch das
Vomer gewährleistet.
Nach Eröffnung der Keilbeinhöhle und Ausräumen der Schleimhaut wird der Sellaboden mit dem Mikrobohrer oder der Stanze
eröffnet. Bei unvollständiger Pneumatisierung der Keilbeinhöhle muss der dorsale Anteil der Sella turcica mit dem Diamantbohrer aus dem Clivusbereich herausgefräst werden, um eine
gute Übersicht über den gesamten intrasellären Raum zu ermöglichen.
Nach Schlitzen der basalen Dura wird das Adenom im intrasellären Raum entfernt, wobei sich unter Verwendung des Operationsmikroskops das meist weichere und weißlichere Tumorgewebe mit großer Sicherheit von der normalen festeren und
gelblicheren Hypophyse differenzieren lässt.
Bei kleinen intrasellären Adenomen von wenigen Millimetern
Durchmesser, die in das normale Hypophysengewebe eingebettet sind, muss die Hypophyse genau sektioniert werden, damit
nicht Teile des unregelmäßig konfigurierten Adenoms verbleiben.
Bei größeren Adenomen wird zunächst durch Tumorentfernung
mit der Kürette und Fasszange der intraselläre Raum dekomprimiert. Dabei ist das normale Hypophysengewebe üblicherweise
in die Sellaperipherie verlagert, am häufigsten in den dorsalen
Sellabereich oder in den Bereich des Diaphragma sellae. Wesentlich für die komplette Entfernung größerer Adenome ist ein
radikales Abtragen des Sellabodens zwischen beiden Sini cavernosi. Das meist weiche, extraselläre Tumorgewebe wird dann in
den durch Tumorentfernung frei gewordenen intrasellären
Raum verlagert und kann auch so unter Sicht entfernt werden.
Eine gute Kontrolle über die Radikalität der Tumorentfernung
bietet das Herabsinken des zuvor angehobenen Diaphragma
sellae in den intrasellären Bereich, das dann als arachnoidale
Blase übersehen werden kann.
Nach Tumorentfernung wird der Freilegungsbereich mit einem
autologen Transplantat, z. B. Fascia lata aus dem Oberschenkel,
unter Anwendung von Humanfibrinkleber abgedeckt. Bei kleineren intrasellären Geschwülsten, die allseits von normalem Hypophysengewebe umgeben sind, genügt auch das Abdecken
mit Kollagenvlies oder Fibrinschwämmchen, wenn es intraoperativ nicht zu Liquorfluss gekommen ist.
6
17
1.8 · Therapie von Hypophysenadenomen
Für die Dauer eines Tages verbleibt eine Nasentamponade,
die die reponierte Nasenscheidewand fixieren und Blutungen aus der Nase vermeiden helfen soll. Der postoperative stationäre Aufenthalt liegt etwa im Bereich von einer
Woche.
1
Bei einer Tumorlokalisation im 3. Ventrikel kann durch die Eröffnung der Lamina terminalis Tumorgewebe auch aus dem 3. Ventrikel entfernt werden. Wesentlich ist bei dieser Operation auch
die Identifizierung und bewusste Erhaltung des fast immer nach
laterodorsal verlagerten Hypophysenstiels.
Diese Operation ist bei allen primär intrasellär entwickelten Tumoren indiziert, aber auch bei all denjenigen, die sich symmetrisch nach suprasellär ausgedehnt haben, wobei wesentlich
ist, dass eine entsprechend große Verbindung zur erweiterten
Sella turcica besteht. Entsprechend der Erfahrung kann man
über 90% aller Hypophysentumoren auf diesem Weg operativ
angehen. Die selektive Adenomektomie, d. h. die Entfernung
eines intrasellären Tumors mit Beseitigung eines Hormonexzesses unter Erhaltung der übrigen hypophysären Funktionen, ist
praktisch nur auf diesem Wege möglich. Als Mikroadenome bezeichnet man Tumoren von unter 10 mm Durchmesser.
1.8.1.3 Andere Operationsverfahren
Wenn große, weit nach suprasellär ausgedehnte Hypophysentumoren über eine Kompression der Foramina Monroi zu Liquorabflussstörungen aus den Seitenventrikeln führen, kommt es zu
einem Verschlusshydrozephalus. Dieser führt akut oder verzögert
zu einer Hirndrucksymptomatik, die die Implantation eines liquorableitenden Ventilsystems notwendig macht. Hierbei kommt eine
ventrikuloatriale oder ventrikuloperitoneale Ableitung in Frage,
wobei verschiedene Ventilsysteme zur Auswahl stehen. Wesentlich ist bei einem Verschlusshydrozephalus, dass bilateral aus beiden Seitenventrikeln gleichmäßig Liquor abgeleitet wird.
1.8.1.2 Transkranielle Operation
Wenn aufgrund der Ausdehnung des Tumors Kontraindikationen zu einer transsphenoidalen Operation bestehen, d. h.,
wenn große Hypophysenadenome asymmetrisch in den intrakraniellen Raum hinein oder primär extrasellär entwickelt
sind, müssen sie auf transkraniell-intraduralem Weg operiert
werden. Das betrifft Geschwülste, die zwar aus der Sella herauswachsen, aber vornehmlich subfrontal, retrosellär, parasellär
oder in den 3. Ventrikel hinein entwickelt sind. Insbesondere ist
auch eine relativ enge Sellaeingangsebene oder sogar eine normal große Sella turcica bei Vorliegen eines großen suprasellären
Tumors eine Kontraindikation für eine transsphenoidale Operation.
Die transkranielle Operation ist auch bei allen übrigen Geschwülsten im Sellabereich indiziert, die über den transsphenoidalen Zugang nicht erreicht werden können. Am häufigsten verwendet wird ein pterionaler Zugang über eine kleine, basal angelegte, frontotemporale Trepanation.
1.8.1.4 Komplikationen
Die möglichen Komplikationen der transsphenoidalen Operation sind in der folgenden Übersicht zusammengestellt.
Man verwendet üblicherweise einen bogenförmigen Hautschnitt an der Stirn-Haar-Grenze und geht über die nichtdominante Seite vor. Der Keilbeinsporn wird abgefräst, um die Hirntraktion möglichst gering zu halten. Platz wird auch durch das
Absaugen von Liquor aus den basalen Zisternen geschaffen.
Frontal- und Temporallappen können dann mit flexiblen selbsthaltenden Spateln zurückgehalten werden, ohne dass wesentlicher Druck auf das Gehirn ausgeübt wird. Damit wird unter
dem Operationsmikroskop ein guter Einblick auf den suprasellären Tumor und die angrenzenden anatomischen Strukturen
gewährleistet. Man kann entweder zwischen beiden Nn. optici
oder zwischen dem ipsilateralen N. opticus und der A. carotis
vorgehen.
Nach Inzision der »Tumorkapsel« und zunächst intrakapsulärer
Tumorverkleinerung mit Fasszange und Kürette wird die Geschwulst anschließend mit ihrer Kapsel von den angrenzenden
anatomischen Strukturen freipräpariert und entfernt. Die basale
Arachnoidea wird dabei möglichst wenig koaguliert, sondern
abgeschoben. Wesentlich ist nämlich die Erhaltung der kleinen,
vom Circulus arteriosus Willisii zum Hypothalamus und Chiasma
ziehenden Gefäßchen.
6
Komplikationen der transsphenoidalen Operation
5 Infektionen
– Meningitis
– Intrakranieller Abszess
– Sinusitis
5 Nasale Liquorfistel
5 Hypothalamische Störungen
– Direkte Läsion des Hypothalamus
– Sekundär durch Ischämie oder Hämatom
5 Verschlechterung der Hypophysenfunktion
– Diabetes insipidus
– Hypophysenvorderlappeninsuffizienz
5 Sehverschlechterung
– Durch Läsion des Sehnerven oder des Chiasma
opticum
– Sekundär durch Ischämie oder Hämatom
– Doppelbilder
5 Vaskuläre Komplikationen
– Aneurysmaruptur
– Verletzung der A. carotis
– Karotis-Sinus-cavernosus-Fistel
– Vasospasmus
5 Hämatome
– Komplikationen von seiten des nasalen Zugangs
– Septumperforation
– Sattelnasendeformität
– Mukozele der Keilbeinhöhle
– Hypästhesie im Bereich der Schneidezähne
– Orbitabodenfraktur
– Nasenbluten
5 Verschiedenes
– Hydrozephalus
– Pneumozephalus
– Hemiparese
– Anosmie
– Veränderung des mentalen Status
18
1
Kapitel 1 · Hypophyse und Hypothalamus
Die meisten dieser Störungen sind durch eine adäquate operative
Technik vermeidbar. Eine genaue präoperative Untersuchung
des Patienten, die auch die Gefäßsituation darstellt, ein vorsichtiger Umgang mit dem Tumorgewebe, der die Integrität der normalen anatomischen Strukturen bewahrt, und eine subtile Blutstillung sind Voraussetzungen, um die angeführten möglichen
Störungen zu vermeiden. Wenn diese Voraussetzungen gegeben
sind, ist die transsphenoidale Operation wohl der sicherste und
komplikationsärmste intrakranielle neurochirurgische Eingriff.
Ernsthafte Komplikationen wie Rhinoliquorrhö, Meningitis
oder eine bleibende substitutionsbedürftige Verschlechterung
hypophysärer Partialfunktionen treten in großen Serien geübter
Operateure in weniger als 1% der Fälle auf. Auch die Mortalität
des Eingriffs liegt deutlich unter 1%. Mit Ausnahme der Komplikationen von Seiten des nasalen Zugangs hat die obige Übersicht auch Gültigkeit für die transkranielle Operation. Hier kommen allerdings die Komplikationsmöglichkeiten einer Trepanation hinzu, wie Knochendeckelinfektion, epidurales Hämatom
und Liquorkissen. Die vaskulären Strukturen und die Sehbahn
sind durch die Notwendigkeit der direkten Manipulation in
etwas höherem Maße der Gefahr einer mechanischen Läsion
ausgesetzt.
bestrahlung bei entsprechender computergesteuerter Therapieplanung bei einer starren Fixierung des Kopfes verwendet und
als »radiosurgery« bezeichnet. Es werden dabei in einer Sitzung
Dosen von 12–15 Gy appliziert. Das Zielvolumen ist in seiner
Größe aber beschränkt, was die Anwendung des Verfahrens relativiert. Durch diese Technologie lässt sich eine sehr genaue Begrenzung des bestrahlten Zielvolumens durch den steilen Strahlendosisabfall erreichen, sodass insbesondere kleine Hypophysenadenome oder kleine Resttumoren nach einer vorangegangenen
Operation sehr effektiv behandelt werden können.
1.8.2 Radiotherapie
1.8.3 Therapie von Akromegalie und Gigantismus
Konventionelle externe Megavolttherapie. Die konventionelle
fraktionelle Radiotherapie ist die bei Hypophysentumoren am
häufigsten angewandte Form der Bestrahlungsbehandlung. Sie
kann primär oder postoperativ angewendet werden, wenn nach
einer Operation noch Tumorreste radiologisch nachgewiesen
sind oder Hinweise für eine persistierende Übersekretion hypophysärer Hormone vorliegen. Als Strahlenquellen werden überwiegend schnelle Elektronen im Megavoltbereich (6–20 MeV)
aus einem Linearbeschleuniger oder Kobalt-60 verwendet. Es
wird am Therapiesimulator eine Mehrfeldtechnik ausgewählt, die
auch asymmetrisch konfigurierte Tumoren vollständig in das
Zielvolumen einbezieht. Man verwendet üblicherweise eine Gesamtherddosis von 45–55 Gy, die über 4–5 Wochen fraktioniert
in Einzeldosen von jeweils 1,8–2,0 Gy appliziert wird. Dabei wird
besonders auf die Strahlensensibilität der Sehbahn Rücksicht
genommen, die höhere Dosen und eine weniger schonende Fraktionierung schlecht verträgt. Die Sehnerven, das Chiasma opticum und Anteile der normalen Hypophyse sind ja immer im
Strahlenfeld eingeschlossen. Unter dieser Therapie ist langfristig
eine Verschlechterung hypophysärer Partialfunktionen zu erwarten, da die Feldgrößen relativ großzügig gewählt werden
müssen und so der Hypothalamus praktisch immer in das Strahlenfeld miteinbezogen wird. Eine nennenswerte Belastung des
Gesamtorganismus tritt bei dieser Art der Strahlentherapie aber
nicht ein, sodass sie fast immer ambulant durchgeführt werden
kann.
1.8.3.1 Operative Therapie
Die operative Behandlung ist die allgemein akzeptierte primäre
Therapie Wachstumshormon-produzierender Hypophysenadenome. Sie ist meist auf transsphenoidalem Wege möglich. Die
Operationsindikation ist durch die erhebliche Morbidität und
Einschränkung der Lebenserwartung durch die Wachstumshormonübersekretion gegeben. Bei den üblicherweise bei diesem
Krankheitsbild vorliegenden großen Nasenlöchern wird überwiegend pernasal-paraseptal vorgegangen und eine radikale,
aber selektive Adenomektomie angestrebt. Die Normalisierungsquote der Wachstumshormonsekretion wird heute nach den
Kriterien der Acromegaly Consensus Conference beurteilt. Man
strebt eine Suppression von Wachstumshormon unter 1 µg/ml
während eines oralen Glukosetoleranztests sowie eine Normalisierung von IGF-1 an. Operateure mit besonderer Expertise
erreichen bei Mikroadenomen in zwischen 80 und 90% der
Fälle eine Normalisierung der Wachstumshormonsekretion. Die
Normalisierungsquote der Wachstumshormonsekretion ist insbesondere von der Tumorgröße, der Höhe der präoperativen
basalen Wachstumshormonspiegel und einer möglichen invasiven Wachstumstendenz des Tumors in die angrenzenden
Strukturen, den Sinus cavernosus oder die Keilbeinhöhle, abhängig.
Für eine Verlaufsbeobachtung ist die wiederholte Prüfung
der Wachstumshormonsekretion der sensitivste Parameter. Wenn
es durch die Operation allein nicht zu einer Normalisierung der
Wachstumshormonsekretion kommt, sollte man insbesondere
bei kleinen intrasellären Tumoren einen erneuten operativen
Eingriff in Betracht ziehen. Man geht heute davon aus, dass der
wiederholte Nachweis von basalen Wachstumshormonspiegeln
über 2,5 ng/ml die Notwendigkeit einer weiteren Therapie nach
sich zieht, bis es zur dauernden Normalisierung der Wachstumshormonsekretion gekommen ist.
Fokussierte Radiotherapie. In jüngerer Zeit bietet sich als Alternative zur externen Megavolttherapie eine fokussierte Radiotherapie als stereotaktisch gesteuerte Konvergenzbestrahlung an,
wobei das sog. Gamma-Knife, das eine Kobaltstrahlenquelle benützt, und das LINAC-System, das einen Linearbeschleuniger als
Strahlenquelle verwendet, konkurrierende, aber im Hinblick auf
die Effektivität der Therapie als gleichwertig einzustufende Verfahren sind. Diese Bestrahlung wird üblicherweise als Einzeit-
Implantation von Radioisotopen. Die Implantation von Radio-
isotopen in einen Tumor spielt heute, insbesondere als Primärtherapie, keine so große Rolle mehr wie in früheren Zeiten. Vor
allem die Einführung von Yttrium-Seeds unter Röntgenkontrolle
hatte eine nicht unerhebliche Verbreitung bei soliden Tumoren
gefunden. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Verwendung
von Kolloiden zur intrakavitären Radiotherapie von zystischen
Geschwülsten, wie z. B. von Kraniopharyngeomen. Das Radioisotop wird dabei über eine stereotaktische Punktion des zystischen Tumoranteils nach Aspiration des Zysteninhalts eingebracht.
19
1.8 · Therapie von Hypophysenadenomen
1.8.3.2 Megavoltradiotherapie
Die externe Megavoltradiotherapie ist zweifelsohne ein effektives
Behandlungsverfahren, führt aber nicht wie die Operation akut,
d. h. innerhalb von Stunden, sondern verzögert über Jahre hinweg zu einem langsam progredienten Abfall der Wachstumshormonübersekretion. Die Radiotherapie kommt auch als primäre
Therapiemaßnahme in Betracht, wenn Kontraindikationen für
einen operativen Eingriff bestehen.
1.8.3.3 Medikamentöse Therapie
Als Alternative bietet sich hier die funktionelle Inhibition der
Wachstumshormonsekretion durch Somatostatinanaloga an,
die wegen der kurzen Halbwertszeit mehrmals täglich subkutan
injiziert werden müssen. Retardpräparate (Sandostatin LAR, Somatuline Autogel) setzen nach einmaliger Injektion alle 2–4 Wochen aus den Depots das Somatostatinanalogon frei, sodass ein
kontinuierlicher effektiver Wirkspiegel in den Körperflüssigkeiten aufrechterhalten wird.
Als Nebenwirkungen dieser Therapie sind vorübergehende
Durchfälle zu erwarten. Langfristig kommt es in vielen Fällen zur
Bildung von Gallensteinen. Eine Störung der Glukosetoleranz
kann bei einzelnen Patienten die Therapie unmöglich machen.
Die Therapie ist funktionell wirksam und in der Regel nicht tumorizid, d. h. dass es nach dem Absetzen des Somatostatinanalogons auch nach längerer Zeit der Behandlung schon bald wieder
zu einer pathologischen Wachstumshormonsekretion kommt.
Eine Normalisierung der Wachstumshormonsekretion durch
alleinige medikamentöse Maßnahmen erreicht man bei 50–70%
der Patienten. Begleitend zur suppressiven Wirkung auf die
Wachstumshormonübersekretion kommt es in vielen Fällen
auch zu einer Reduktion des Tumorvolumens, die aber meist nur
geringfügig ausgeprägt ist. Neue Somatostatinanaloga (z. B.
SOM230) haben über die Aktivierung weiterer Subformen des
Somatostatinrezeptors eine größere Effektivität und werden gegenwärtig hinsichtlich ihrer klinischen Anwendbarkeit in Zulassungsstudien geprüft.
Ein anderer Ansatz zur medikamentösen Kontrolle der
Wachstumshormonsekretion ist die Gabe eines biochemisch veränderten Wachstumshormons, das an den GH-Rezeptor bindet,
aber nicht biologisch aktiv ist. Durch die subkutane Gabe dieses
Präparats, dessen Halbwertszeit durch eine Peglysilierung verlängert wurde, wird erreicht, dass die endogen erhöhten GHKonzentrationen nicht zur Bildung von IGF-1 führen und damit
IGF-1 fast immer normalisiert wird. Durch dieses therapeutische
Prinzip lassen sich alle Symptome der Akromegalie verbessern
oder normalisieren. Allerdings wirkt diese Therapie nicht gegen
den Hypophysentumor selbst, wobei gegenwärtig noch unklar
ist, ob unter dieser Behandlung eine Größenzunahme des Hypophysenadenoms induziert werden kann. Die Therapie ist bei
postoperativer Persistenz einer Akromegalie, insbesondere auch
bei unzureichender Wirkung von Somatostatinanalogen indiziert. Ein engmaschiges Monitoring der Tumorgröße mit wiederholten Kernspintomographien ist deshalb anzuraten. Die Dosierung der s.c. zu applizierenden Substanz (Pegvisomant) erfolgt
einschleichend. Insbesondere muss im Verlauf die Leberfunktion
geprüft werden, da in Einzelfällen Leberenzymerhöhungen beobachtet werden.
Eine nennenswerte, mit der Wirkung von Dopaminagonisten
bei Prolaktinomen vergleichbare Tumorschrumpfung ist im
Krankengut der neurochirurgischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg nur bei 2 von 73 Patienten beobachtet worden,
1
die 2–6 Monate vor einer Operation mit Somatostatinanaloga
behandelt wurden. Von Neurochirurgen wird diskutiert, dass die
Somatostatintherapie, wenn sie mindestens 2 Monate vor einer
Operation eines Hypophysenadenoms bei Akromegalie durchgeführt wird, die Konsistenz des Tumors günstig beeinflussen kann.
Vom subjektiven Eindruck her wird das Adenom als weißlicher
und weicher beschrieben, sodass es besser vom normalen Hypophysenvorderlappen differenziert und schonender entfernt werden kann. Histologische Untersuchungen resezierten Tumorgewebes haben jedoch keine nennenswerten strukturellen Unterschiede bei vorbehandelten und unbehandelten akromegalen
Patienten dokumentieren können.
Verlaufskontrolle. Um das Ansprechen auf die medikamentöse
Therapie zu überprüfen, werden die Sekretionsdynamik von GH
im oralen Glukosetoleranztest bzw. die IGF-1-Werte zu Beginn
2-wöchentlich überprüft. Bei Erreichen der Höchstdosis oder
Normalisierung der IGF-1-Werte erfolgen weitere Kontrollen in
3- bis 6-monatigen Abständen.
Eine Kontrolle des Kernspintomogramms wird erstmals 3–
6 Monate nach Aufnahme der Therapie durchgeführt, um zu
beurteilen, ob es zu einer Tumorverkleinerung gekommen ist.
Weitere Kontrollen erfolgen dann in Abhängigkeit von Tumorgröße und Operation in 6- bis 12-monatigen Abständen. Ebenso
müssen die Hypophysenfunktionen regelmäßig getestet werden,
und auch bei der Akromegalie ist die augenärztliche Untersuchung nicht entbehrlich.
1.8.4 Therapie von Prolaktinomen
1.8.4.1 Medikamentöse Therapie
Hier stehen, im Gegensatz zu den anderen hormonaktiven
und den hormoninaktiven Hypophysenadenomen, mit den
mittlerweile zahlreichen dopaminagonistisch wirkenden Substanzen Medikamente zur Verfügung, die sowohl funktionell
die Prolaktinsekretion der Tumorzellen hemmen als auch die
Tumorgröße bei Mikro- und Makroprolaktinomen reduzieren
können.
Die Primärtherapie von Prolaktinomen ist meist eine medikamentöse Behandlung.
Bei Mikroprolaktinomen entsteht die Frage nach einer entsprechenden Therapie meist mit dem Problem eines unerfüllten
Kinderwunsches bei jungen Frauen. In der Mehrzahl der Fälle
kann das Therapieziel der Schwangerschaft bzw. das Wiedereinsetzen von regelmäßigen Periodenblutungen und das Sistieren
einer Galaktorrhö durch die medikamentöse Therapie erreicht
werden.
Bromocriptin ist das am längsten in der klinischen Praxis
verwendete Präparat, mit dem es auch die umfangreichsten Erfahrungen gibt. Auch eine jahrelange Therapie mit Bromocriptin
führt nicht zu Keimschädigungen einer späteren Schwangerschaft. Die Dosis der Dopaminagonisten ist so weit zu steigern,
bis eine stabile Normoprolaktinämie erreicht wird. Dabei hat sich
eine einschleichende Dosissteigerung bewährt. Wegen der kurzen
Halbwertszeit müssen Präparate der 1. Generation, wie Bromocriptin (Pravidel, Kirim) und Dopergin (Lisurid), mindestens
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