Pulsare und Magnetare - Physik

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Pulsare und Magnetare
Vortrag im Seminar
Gekrümmter Raum und gedehnte Zeit
Daniel Angerer
20.01.2016
Betreuer: Prof. Gunnar Bali und Prof. em. Dr. Wolfgang
Gebhardt
Universität Regensburg
WS 2015/16
Inhalt
1.
Einleitung ................................................................................................................................. 3
2.
Pulsare ..................................................................................................................................... 3
2.1.
Was sind Pulsare? ................................................................................................................ 3
2.2.
Entstehung von Pulsaren ..................................................................................................... 4
2.3.
Periodendauern und was sie uns verraten.......................................................................... 6
2.4.
Unregelmäßigkeiten in den Perioden: Nulling, Riesenpulse und Glitches .......................... 7
2.5.
Das Magnetfeld – Ursachen und Auswirkungen ................................................................. 9
2.6.
Bilder ................................................................................................................................. 12
3.
Magnetare ............................................................................................................................. 14
3.1.
Was sind Magnetare? ........................................................................................................ 14
3.2.
Entstehung des Magnetfelds von Magnetaren ................................................................. 14
3.3.
Besondere Magnetare: Anomalous X-Ray Pulsars und Soft Gamma Repeaters ............... 15
Literaturverzeichnis .......................................................................................................................... 16
2
1. Einleitung
Das Ausbildungsseminar “Gekrümmter Raum und gedehnte Zeit” im WS 2015/16 ist eine
hervorragende Möglichkeit zum einen mit den Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie in
Berührung zu kommen, zum anderen aber auch einige Himmelsphänomene näher kennenzulernen.
In diesem Zusammenhang dürften jedem sofort Begriffe wie Supernova oder Schwarzes Loch in den
Kopf schießen. Weniger bekannt ist dagegen die Gruppe der Pulsare, obwohl sie eine bedeutende
Rolle in der Geschichte der Astronomie spielen. Auch heute sind sie Gegenstand der Forschung, nicht
zuletzt um aus den Beobachtungen Rückschlüsse auf die Gültigkeit der ART zu ziehen.
Eine mit den Pulsaren eng verwandte Gruppe stellarer Objekte sind die Magnetare. Diese stellen
nach den schwarzen Löchern die wohl extremste Art von Stern dar, auch sie sind aber bei weitem
nicht so bekannt wie sie bedeutend sind.
Diese Seminararbeit und der vorangegangene Vortrag widmen sich daher den beiden
Sternformen der Pulsare und der Magnetare.
2. Pulsare
2.1.
Was sind Pulsare?
Das Wort Pulsar steht für pulsating star, es handelt sich dabei also um einen Stern, der
periodische Signale elektromagnetischer Strahlung aussendet.
Diese Objekte sind, wie man erst herausfinden musste, Neutronensterne. Der erste Pulsar wurde
nämlich 1967 von Jocelyn Bell und Antony Hewish 1967 [1] entdeckt; ein Jahr später stellte Thomas
Gold die Theorie auf, dass sich dahinter ein Neutronenstern (NS) verbirgt. Diese waren bis dato nur
theoretisch vorhergesagt, nicht aber beobachtet worden [1].
Die Strahlung hat ihre Ursprünge im Magnetfeld des Sterns. Die Magnetfeldachse ist gegenüber
der Rotationsachse geneigt, woraus eine Bewegung des Magnetfelds folgt. Dadurch wird ein
elektrisches Feld induziert, das so stark ist, dass geladene Teilchen aus der Sternoberfläche gelöst
werden [2]. Die Ladungen im umgebenden Plasma werden im elektrischen Feld beschleunigt. Sie
bewegen sich infolge dessen entlang helixförmiger Bahnen um die Magnetfeldlinien und emittieren
Synchrotronstrahlung tangential zu ihrem zurückgelegten Weg [1]. Dies resultiert in einem Strahl
elektromagnetischer Wellen in Richtung der beiden magnetischen Pole mit einem Öffnungswinkel
von etwa 10° (Abb. 2.1) [3]. Liegt die Erde in einem der beiden konischen Strahlungsfelder kann man
ein der Rotationsperiode des Pulsars entsprechend regelmäßiges Signal detektieren; der Pulsar wirkt
wie ein Leuchtturm auf den Beobachter.
3
Abb. 2.1: Prinzipielle Darstellung eines Pulsars [4]
Typische Wellenlängen liegen im Röntgen- und γ-Strahlenbereich, aber auch im Infraroten oder
Optischen [2] und decken damit einen großen Teil des elektromagnetischen Spektrums ab. Am
häufigsten beobachtbar sind jedoch Radiowellen [3]. Die Periodendauern teilen das Feld der Pulsare
in zwei Lager. Einerseits rotieren die sog. Millisekunden-Pulsare innerhalb einiger tausendstel
Sekunden um sich selbst, andererseits brauchen die normalen Pulsare dafür einige Sekunden [3].
Die meisten der rund 1500 bekannten Pulsaren [5] befinden sich in der Milchstraße, hierbei
kommt aber offensichtlich ein Auswahleffekt zum Tragen. In den anderen Galaxien werden auch eine
entsprechende Anzahl an Pulsaren vermutet, diese sind nur zu schwach, um von der Erde aus
detektiert werden zu können [3].
Pulsare werden nach ihrer Position am Fixsternhimmel benannt. Beispielsweise heißt der Pulsar
im Krebsnebel PSR B0531+21, was einer Rektaszension von 5h 31min und einer Deklination von +21°
entspricht. B steht für das B1950.0-Koordinatensystem.
2.2.
Entstehung von Pulsaren
Pulsare sind NSe und entstehen als solche aus einer Supernova eines Sterns mit einer Kernmasse
von 1,4 bis etwa 3 Sonnenmassen. Die hohen Geschwindigkeiten, mit denen einige Pulsare durch die
Galaxis fliegen, sind jedoch mit diesem Modell nicht erklärbar. So bewegt sich der Pulsar PSR 1757-24
mit etwa 2300km/s in die gleiche Richtung wie sein Supernovaüberrest [3].
Für Fälle wie diesen ist ein Modell ausgehend von einem Doppelsternsystem ausgearbeitet
worden. Der schwerere der beiden Sterne (in Abb. 2.2 mit primary bezeichnet) bilde in einer
4
Supernova einen Neutronenstern. Wenn dabei mehr als die Hälfte der zu Beginn insgesamt
vorhandenen Masse abgestoßen wird werden die zwei Sterne auseinandergerissen. In diesem Fall
bleiben ein isolierter Neutronenstern mit hoher Geschwindigkeit und ein runaway-star zurück (rechts
oben in Abb. 2.2). Dies ist das wahrscheinlichste Szenario aller.
Abb. 2.2: Bildung verschiedener Systeme von Pulsaren ausgehend von einem Doppelsternsystem [5]
Die Entwicklung der wenigen überlebenden Doppelsternsysteme hängt von der Masse des
Begleiters (secondary in Abb. 2.2) ab. Da dies Teil des Vortrags NS-Doppelsterne und Tests der ART ist,
wird hier darauf nicht tiefgreifend eingegangen. Mögliche Endzustände sind ein junger, leichterer
Pulsar und davon getrennt ein Pulsar, der von ebenjenem Begleiter etwas Masse akkreditierte (Mitte
rechts in Abb. 2.2) oder ein Doppelneutronensternsystem (rechts unten) oder aber ein
Millisekundenpulsar mit einem weißen Zwerg als Begleiter (links unten) [5].
5
2.3.
Periodendauern und was sie uns verraten
Ein wichtiges Merkmal eines Pulsars ist seine Periodendauer. Wie schon erwähnt gibt es dabei
Unterschiede zwischen den Millisekundenpulsaren und den normalen. Einer der am schnellsten
rotierenden ist der PSR 1937+21 mit einer Periode von
(1,557 806 448 872 75 ± 0,000 000 000 000 03)π‘šπ‘ .
Die Fehler in der letzten Stelle ist auf die Ungenauigkeit unserer Definition der Zeit und nicht auf
die Messung an sich zurückzuführen [3]! Aufgrund der extremen Regelmäßigkeit nahm man anfangs
an, dass die Signale durch extraterrestrische Intelligenz verursacht werden, was später aber
widerlegt werden konnte. Durch die Exaktheit lassen sich schon die kleinsten Abweichungen der
Periode messen. Solch eine liegt auch in der Natur der Pulsare: Durch ihre permanente
Dipolabstrahlung verlieren sie an Rotationsenergie, das heißt ihre Periode vergrößert sich ständig.
Typische Werte für diese Verlangsamung sind
𝑠
(10−19 < 𝑇̇ < 10−13 ) 𝑠 [1].
Dieser Effekt gibt einen starken Hinweis darauf, dass die Periodizität der Strahlung tatsächlich
durch die Rotation zustande kommt und nicht durch einen Schwingungsvorgang. Dann würde
nämlich die Amplitude mit der Zeit abnehmen, nicht die Frequenz [3].
Zwischen der Periodendauer und seiner Änderung besteht der Zusammenhang
𝛺̇ = −𝐾𝛺𝑛
mit dem Bremsindex 𝑛 =
ΩΩ̈
,
ΩΜ‡2
𝑛 = 3 für magnetische Dipolstrahlung und 𝑛 = 5 für gravitative
Quadrupolstrahlung. Mit 𝛺0 als Anfangswert der Winkelgeschwindigkeit ergibt sich daraus:
1
1
1
1 𝛺
𝛺 𝑛−1
𝑑=
−
(
)=−
(1 − ( ) ).
(𝑛 − 1)𝐾 𝛺𝑛−1 𝛺0𝑛−1
𝑛 − 1 𝛺̇
𝛺0
(2.1)
Nach hinreichend langer Zeit ist Ω β‰ͺ Ω0 , sodass das Alter des Pulsars im Falle reiner magnetischer
Dipolstrahlung abgeschätzt werden kann:
𝜏=−
1 𝛺
1 𝑇
𝑇
=
= .
Μ‡
𝑛 − 1 𝛺 𝑛 − 1 𝑇̇ 2𝑇̇
Gleichung (2.1) kann umgeschrieben werden in
𝑇(𝑑) =
(𝑇0𝑛−1
+
(2πœ‹)𝑛−1
𝑇̇
𝜏)
𝑇
1⁄
𝑛−1
,
𝑇̇
1⁄
𝑛−1
wobei die Anfangsperiode gegeben ist durch 𝑇0 = (𝑇(1 − (𝑛 − 1) 𝑇 𝜏)
. [3]
Wenn also die momentane Periode und ihre Ableitung messbar sind kann für Pulsare mit
bekanntem Alter (etwa durch Beobachtung der Supernova, bei der er entsteht) die
Anfangsperiodenlänge bestimmt werden.
Beim Bestimmen des Bremsindex nach der Gleichung 𝑛 =
ΩΩ̈
ΩΜ‡2
fällt jedoch auf, dass der
experimentelle Wert oftmals unter 3 liegt. Dies ist auch nicht durch das Abstrahlen von
6
Gravitationswellen erklärbar, da dies mit 𝑛 = 5 den beobachteten Wert erhöhen würde [3]. Hier ist
also ein weiteres Rätsel gegeben, das noch gelöst werden will.
Ein anderes Problem stellt die Verbreiterung der gepulsten Signale dar. Sie resultiert daraus, dass
sich Wellen kleinerer Frequenz aufgrund ihrer verstärkten Wechselwirkung mit interstellaren
Elektronen langsamer ausbreiten als solche mit höheren Frequenzen. Offensichtlich ist diese
Dispersion von größerer Bedeutung je kleiner die Periodenlänge ist [3].
Für die Periodenlänge kann eine allgemeine untere Grenze gefunden werden. Um den Stern stabil
zu erhalten muss die Gravitationskraft immer stärker als die Zentrifugalkraft sein:
1
3
𝐺𝑀
2πœ‹ 2
π‘€π‘ π‘œπ‘™ 2
𝑅 2
2
≥
𝑅𝛺
=
𝑅
(
) ⇒ 𝑇 ≥ 0,55 (
) (
) π‘šπ‘ 
2
𝑅
𝑇
𝑀
10π‘˜π‘š
Für 𝑅 = 11π‘˜π‘š und 𝑀 = 1,4π‘€π‘ π‘œπ‘™ folgt eine minimale Periodenlänge von π‘‡π‘šπ‘–π‘› = 0,61π‘šπ‘ . Für
einen weißen Zwerg beispielsweise würde sie 25s betragen und somit über vielen der beobachteten
Werte liegen [1]. Dies war mit ein Indikator für die Theorie, dass Pulsare Neutronensterne sind.
2.4.
Unregelmäßigkeiten in den Perioden: Nulling, Riesenpulse und Glitches
Die oben beschriebene Exaktheit der Periodendauer entspricht nur der halben Wahrheit.
Tatsächlich gibt es einige unterschiedliche Mechanismen, nach denen die Rotation von ihrem
gewohnten Gang abweicht.
Ein solches Phänomen ist der Nulling. Hierbei setzt das regelmäßige Signal für die Zeit einiger
Perioden aus, um danach unverändert wieder zu erscheinen. Die meisten Pulsare weisen eine Nulling
fraction (NF) von etwa 10% auf, das heißt ein Zehntel ihrer periodischen Signale bleibt aus. Es gibt
aber auch Sterne mit NFs von bis zu 95%. Nullinge treten für einen Pulsar teilweise regelmäßig auf,
meist aber völlig zufällig. Ebenso ist die Intensität der Emission kurz vor und nach dem Nulling von
Pulsar zu Pulsar anders, für das gleiche Objekt aber immer ähnlich [6].
Über die Ursachen für diese verschiedenen Ausprägungen des gleichen Effekts ist bisher wenig
bekannt. Möglicherweise sind elektromagnetische Ereignisse an der Oberfläche und in der
Magnetosphäre ausschlaggebend [3].
Genauso wie die Intensität der Strahlung plötzlich aussetzen kann, kann sie auch schlagartig
zunehmen. Eine derartige Anomalie wird Riesenpuls genannt. Vergrößerungen um das Zehnfache der
normalen Intensität wurden bislang nur für den Krebs-Pulsar und einige weitere nachgewiesen.
Allgemeine Hypothese ist, dass sie gleicher Natur wie das Nulling sind, aber auch hier besteht noch
Drang zu Forschungsarbeit [7].
Im Gegensatz dazu gibt es für die Periodensprünge, englisch glitches eine fundierte Erklärung.
Mit Periodensprüngen ist ein abruptes Ansteigen ΔΩ0 der Rotationsfrequenz Ω0 gemeint (Abb.
2.3). Es tritt vermehrt bei den jüngeren Pulsaren auf; ein Drittel aller beobachteten Fälle betrafen
den Krebs-Pulsar oder den ebenfalls häufig zu Rate gezogenen Vela-Pulsar. Für diese beiden Sterne
waren sie etwa einmal alle paar Jahre messbar [2]. Die Beschleunigung liegt typischerweise in dem
Intervall 10−9 <
ΔΩ
Ω
< 10−6 [1].
7
Abb. 2.3: Rotationsfrequenz während eines glitches [2]
Mathematisch kann das Verhalten der Rotationsfrequenz nach einem glitch durch folgende
Gleichung beschrieben werden:
𝑑
𝛺(𝑑) = 𝛺0 (𝑑) + π›₯𝛺0 [𝑄𝑒 − ⁄πœπ‘ + 1 − 𝑄],
wobei der Parameter Q definiert, in welchem Maße die Frequenz wieder ihr ursprüngliches Verhalten
𝛺0 (𝑑) = 𝛺0 −
𝛼𝑑
𝐼
erreicht [2].
Beobachtungen ergaben, dass sich die Pulse an sich vor und nach den glitches nicht änderten,
lediglich deren Frequenz. Das schließt einen elektromagnetischen Einfluss auf die Strahlungsemission
aus [1]. Die Ursache muss daher im Inneren des Neutronensterns zu finden sein. Eine
dementsprechende Theorie geht von dem Zwei-Komponenten-Modell aus: Der Stern besteht aus
einem suprafluiden Teil im Inneren und einer Kruste. Die Wechselwirkung zwischen den beiden
Bestandteilen werde durch die Kopplungskonstante πœπ‘ beschrieben.
Die äußere Schicht nimmt einen Gleichgewichtszustand zwischen Gravitations-, Zentrifugal- und
inneren Kräften an. Durch das Abbremsen des Sterns aufgrund der Dipolstrahlung nimmt die
Zentrifugalkraft auf die Kruste ab, während die beiden anderen Kraftanteile zunächst gleich bleiben.
Irgendwann führen jedoch die inneren Kräfte zu einem Sternbeben, in dem die Kruste eine andere
Form annimmt, sodass ihr Trägheitsmoment verringert wird und sie sich wieder in einem
Kräftegleichgewicht befindet. Das wiederum führt zu einer Beschleunigung der äußeren Schicht, was
als glitch beobachtbar ist. Wegen der geringen Kopplung der äußeren Komponente an das
superfluide Innere wird letzteres über die Zeit πœπ‘ hinweg beschleunigt, was eine stetige
Verlangsamung der Kruste inklusive Magnetfeld und Dipolstrahlung zur Folge hat. πœπ‘ ist also auch die
Relaxationskonstante des Systems. Beim Krebs-Pulsar liegt sie in der Größenordnung von Wochen,
für den Vela-Pulsar sogar von Monaten. Derart große Zeiträume legen nahe, dass der superfluide
Zustand den größeren Anteil an der Gesamtmasse einnimmt [2].
8
Eine etwas andere Erklärung, auch zurückgehend auf das Zwei-Komponenten-Modell, setzt bei
unterschiedlichen Abbremsverhalten an. Demnach verlangsamt sich die Rotation des superfluiden
Inneren nicht so drastisch wie die der äußeren Schicht. Es kann also immer wieder zu einer
Umverteilung des Drehimpulses von Innen nach Außen, also einer Beschleunigung der Rotation
kommen. Das wird als Periodensprung wahrgenommen [1].
2.5.
Das Magnetfeld – Ursachen und Auswirkungen
Wie eingangs erwähnt ist das Magnetfeld die Hauptursachen für die Emission
elektromagnetischer Wellen. Daher ist es für das weitere Verständnis der Gruppe der Pulsare von
besonderem Interesse. Eine typische Größenordnung ist 1012 Gauß, normale Sterne (sowie
handelsübliche Haushaltsmagnete) weisen Flussdichten von etwa 100 Gauß auf. Die MaxwellGleichungen ergeben, dass das Magnetfeld eines Körpers um den Faktor vier steigt, wenn sein
Volumen um den Faktor zwei schrumpft, die Masse aber gleich bleibt [8]. Wenn also ein
gewöhnlicher Stern von einem Radius von 106 km auf etwa 10km in sich zusammenfällt, nimmt
gemäß der Erhaltung von magnetischem Fluss das magnetische Feld um eine Größenordnung von
1010 zu [3].
Die Bestimmung der Magnetfeldstärke erweist sich bei Vereinfachung zu einem magnetischen
1
2
Dipol als relativ einfach. Ausgehend von der Rotationsenergie 𝐸 = 𝐼Ω2 ergibt sich für die erste
Zeitableitung
−
𝑑𝐸
𝑑𝑑
=−
𝑑 1
( 𝐼Ω2 )
𝑑𝑑 2
= −𝐼ΩΩΜ‡ = 4πœ‹ 2 𝐼
𝑇̇
𝑇3
[1].
Für magnetische Dipolstrahlung ist eine allgemeine Formel mit der Zeitableitung der
Rotationsenergie bekannt:
𝑑𝐸
2
2
2πœ‹ 4
− 𝑑𝑑 = 3 𝑅 6 𝐡2 Ω4 sin2 𝛼 = 3 𝑅 6 𝐡2 ( 𝑇 ) sin2 𝛼 [3],
α ist der Winkel zwischen Rotations- und Magnetfeldachse.
Gleichsetzen und Umstellen ergibt
3𝐼
𝐡 = √8πœ‹2 𝑅6 sin2 𝛼 𝑇𝑇̇ [3],
das heißt mit Abschätzen des Trägheitsmoments und Messen von Periode sowie Zunahme der
selbigen lässt sich eine Größenabschätzung des Magnetfelds vornehmen.
1
𝑠
Für 𝑇~ 30 𝑠, 𝑇̇~4 ∗ 10−13 𝑠, 𝑅~10π‘˜π‘š und sin 𝛼 = 1 erhält man 𝐡~3 ∗ 1012Gauß [3]. Es schließt sich
also der Kreis mit dem anfänglichen groben Wert von 1012 Gauß. Eine weitere Bestätigung, dass
Pulsare NSe sind.
Die Stärke des Magnetfelds kann mit einiger Exaktheit bestimmt werden. Über die tatsächliche Form
ist dagegen weniger bekannt. Trotz alledem sind einige Aussagen diesbezüglich möglich.
Grundsätzlich kommen zwei voneinander unabhängige Ausprägungen vor, das toroidale (Abb. 2.5)
und das poloidale Feld (Abb. 2.4).
9
Abb. 2.4: rein poloidales Feld eines NS mit Masse
𝑴 = 𝟏, πŸ”πŸ–π‘΄π’”π’π’ . Auf der rechten Seite ist die
Magnetfeldstärke dargestellt, links die Stärke des
dadurch induzierten Stroms [9]
Abb. 2.5: rein toroidales Feld eines NS
mit Masse 𝑴 = 𝟏, πŸ”πŸ–π‘΄π’”π’π’ [9]
Abb. 2.6: NSe mit verzerrten Magnetfeldern. Links ist jeweils die Stärke der toroidalen Komponente farblich dargestellt,
rechts die der poloidalen Komponente. Der Grad der Verdrillung ist rechts höher als links [9]
In der Realität überlagern sich die beiden Felder zu einem verdrilltem Feld (Abb. 2.6). Der
toroidale Anteil am Gesamtmagnetfeld unterliegt dabei dem poloidalen; er trägt zu etwa 25% bei.
Abhängig von der Gestalt des Feldes treten Verformungen der Sternoberfläche auf, die im
Zusammenspiel mit den extrem hohen Feldstärken zur Emission von Gravitationswellen führen [9].
Wie zuvor erwähnt werden geladene Teilchen entlang der Magnetfeldlinien beschleunigt. Sie
entfernen sich folglich immer mehr vom Pulsar, bis sie schließlich mit Lichtgeschwindigkeit um ihn
𝑐
rotieren. Die geschieht in einem Abstand von π‘Ÿπ‘ = Ω zur Rotationsachse, dem corotation radius. Er
definiert den light cylinder in Abb. 2.7, innerhalb dessen Feldlinien geschlossen sind. Die daran
10
gebundenen Teilchen rotieren mit der gleichen Winkelgeschwindigkeit wie der NS und werden
wieder zu ihm zurückgeführt.
πœƒπ‘
Abb. 2.7: Skizze der Magnetosphäre eines Pulsars mit light cylinder. Zur Vereinfachung sind hier Rotations- und
Magnetfeldachse identisch [2]
Feldlinien, die über den light cylinder hinausgehen sind offen. Teilchen, die von den
magnetischen Polen aus an ihnen entlang fliegen, werden in die Unendlichkeit des weiten Raums
abgestrahlt. Der Bereich der Sternoberfläche, aus dem offene Feldlinien entspringen ist die
Polarkappe. Sie wird durch den Winkel πœƒπ‘ = √𝑅⁄π‘Ÿπ‘ = √Ω𝑅⁄𝑐 bestimmt [2].
11
2.6.
Bilder
Abb. 2.8: Der Krebs Pulsar im gleichnamigen Nebel. Aufgenommen mit dem Einstein X-ray observatory satellite. Links ist
ein Impuls zu sehen, rechts befindet sich der Pulsar zwischen zwei Strahlungspulsen [15]
Abb. 2.9: Künstlerische Darstellung eines Pulsars mit einem weißen Zwerg als Begleitstern. Erstellt von der NASA [10]
12
Abb. 2.10: Der Krebs-Nebel. Zusammengesetzes Bild aus Röntgen- (blau) und optischen (rot) Aufnahmen [11]
Abb. 2.11: großes Bild: zeichnerische Darstellung eines Millisekundenpulsars mit einem roten Riesen als Begleitstern.
Es stellt das erste beobachtete System dieser Art dar; normalerweise akkreditiert der Pulsar so viel Masse seines
Begleiters, dass dieser als weißer Zwerg zurückbleibt. Erklärungsansätze sind zum einen ein System am Anfang seiner
Entwicklung, d.h. der NS konnte bisher nur wenig Masse akkreditieren, oder aber er hat den ursprünglichen weißen
Zwerg abgestoßen und den roten Riesen eingefangen. Kleines Bild: Orientierung anhand einer Aufnahme des Hubblespace Teleskops [12]
13
3. Magnetare
3.1.
Was sind Magnetare?
Im März 1979 detektierten die Messapparate diverser Sonden im Sonnensystem einen Impuls
sehr intensiver Gammastrahlung. Für zwei Zehntelsekunden wurden Werte dieser Wellenlänge
festgestellt, die bis zu 100-mal so hoch waren wie alles zuvor Gemessene. Daran schloss sich ein mit
einer 8s-Periode oszillierendes, schwächeres Signal etwas energieärmerer Gammastrahlung, sog. soft
gamma rays, an. Weitere Strahlungsausbrüche derselben Quelle folgten in den nächsten vier Jahren.
Die hohe Intensität verleitete Wissenschaftler zu der Annahme, dass sich das verantwortliche
Objekt in der näheren Umgebung in der Milchstraße befindet. Durch Triangulation anhand der im
gesamten Sonnensystem verteilten Teleskope konnte man den Entstehungsort jedoch auf einen
Supernovaüberrest in der Großen Magellanschen Wolke, etwa 170.000ly entfernt, zurückführen. Das
bedeutete im Umkehrschluss, dass die bei dem allerersten Ausbruch emittierte Energie wesentlich
höher war als bisher geschätzt. Solche Energiemengen konnten nicht von durchschnittlichen Sternen
aufgebracht werden, es kamen also nur Schwarze Löcher oder Neutronensterne in Frage. Erstere sind
allerdings nicht fähig, regelmäßige Impulse elektromagnetischer Strahlung auszusenden; Es muss sich
demzufolge um NSe handeln. Aber das registrierte Strahlungsprofil unterschied sich grundlegend von
dem der bisher bekannten NSe, insbesondere der Pulsare. Auch war die kontinuierlich abgegebene
Strahlung energiereicher als durch gängige Modelle prognostiziert. Es galt, die Frage zu klären, wo
diese Energie herkommt. Rotation schied aus, da die Periode mit acht Sekunden viel zu lang war.
Bleibt noch ein Magnetfeld wie es nie zuvor nachgewiesen wurde. Es ist bei üblichen Pulsaren schon
extrem groß, die neue Sternklasse sollte also einen Namen erhalten, der dessen würdig ist:
Magnetare. Sie weisen Flussdichten von bis zu 1015 Gauß auf [8]. Außerdem rotieren sie mit einer
Periode von 𝑇~1 − 12 𝑠, die etwa um 𝑇̇ ≳ 10−12 𝑠⁄𝑠 zunehmen [13].
3.2.
Entstehung des Magnetfelds von Magnetaren
Derart starke Felder bedürfen eines besonderen Entstehungsprozesses. Ein entscheidender Faktor
ist die Konvektion im Stern. Ionisiertes Gas als guter elektrischer Leiter kann Magnetfeldlinien
mitziehen, wenn es sich bewegt. Daher wird das Magnetfeld ständig umsortiert und teilweise
verstärkt [8]. In welchem Maße es dazu kommt hängt von der Rossby-Zahl π‘…π‘œ = 𝑇⁄πœπ‘˜π‘œπ‘› ab. Die
Konvektions-Zirkulationszahl πœπ‘˜π‘œπ‘› steigt mit dem Grad der Umwälzung des Sternmaterials.
Wenn π‘…π‘œ ≲ 1, so überwiegt die schraubenförmigen Bewegung gegenüber der durch Rotation
erzeugten Streuung, und ein Dynamoprozess setzt ein. Er steigert die Magnetfeldstärke. Damit er
einsetzen kann muss die Periode des neugeborenen NSs hinreichend klein sein, abhängig von den
Vorgängen im Inneren in der Größenordnung einer Millisekunde [14].
14
3.3.
Besondere Magnetare: Anomalous X-Ray Pulsars und Soft Gamma
Repeaters
Der erste beobachtete Magnetar wies sich durch sein seltsames Strahlungsprofil wiederholender
niederenergetischer Gammastrahlen aus. Bei einem einzigen Strahlungsausbruch emittierte er eine
Energie, die die Sonne in 10.000 Jahren aussendet. Auf eine derart gewaltige Eruption folgt ein
periodisches Signal und einige Monate bis Jahre darauf ein erneuter deutlicher Ausschlag, allerdings
nicht so gewaltig wie beim ersten Mal. Man nannte solche Objekte daher soft gamma repeaters
(SGR) [8].
Sie sind eng verwandt mit den anomalous X-ray pulsars (AXP), die sehr ähnliche Eigenschaften
aufweisen. Einziger wesentlicher Unterschied ist die Wellenlänge; AXPs strahlen wie der Name sagt
im Röntgenbereich. Die anfängliche alternative Theorie, AXPs wären gewöhnliche von
Materiescheiben umgebene NSe, wurde verworfen. Dann würde mehr infrarote und sichtbare
Strahlung abgegeben als beobachtet [8]. Insgesamt besteht in diesem doch recht mysteriösen
Bereich der Astronomie noch sehr viel Forschungsbedarf.
15
Literaturverzeichnis
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[2]
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http://www.nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1993/illpres/magnetic.gif. [Zugriff
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[5]
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November 2008.
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[Online]. Available: http://arxiv.org/abs/1209.5093. [Zugriff am 13 Januar 2016].
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[12]
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Available: https://www.spacetelescope.org/news/heic0201/. [Zugriff am 28 Dezember 2015].
[13]
R. Turolla und P. Esposito, „Low-magnetic-field magnetars,“ International Journal of Modern
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16
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