Phasenverhalten magnetischer Kolloide in äußeren Potentialen Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades des Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat) an der Universität Konstanz, Fachbereich Physik vorgelegt von Konrad Mangold Tag der mündlichen Prüfung: 22. Februar 2005 Referenten: Prof. Dr. P. Leiderer, Universität Konstanz Prof. Dr. C. Bechinger, Universität Stuttgart Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2006/2066/ Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 2D Phasenübergang 2.1 Systeme ohne Störung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 KTHNY Phasenübergang . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Systeme mit 1D Substratpotential . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 LIM/LIF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Langevin-Simulationen für 1 Partikel pro Haftzentrum 2.3.2 Simulationen mit mehreren Partikeln pro Haftzentrum 2.3.3 Dimere auf quadratischem Substratpotential . . . . . . 2.4 Eingeschränkte Geometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Kreisförmige Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen 3.1 Kolloide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Stabilisierung kolloidaler Suspensionen . . . 3.2 Partikelwechselwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Van-der-Waals Wechselwirkung . . . . . . . 3.2.2 Harte-Kugel Abstoßung . . . . . . . . . . . 3.2.3 Coulomb Wechselwirkung . . . . . . . . . . 3.2.4 Magnetische Wechselwirkung . . . . . . . . 3.2.5 Hydrodynamische Wechselwirkung . . . . . 3.3 Wechselwirkung mit äußeren Feldern . . . . . . . . 3.3.1 Magnetische Partikel im externen Magnetfeld 3.3.2 Partikel im Lichtfeld . . . . . . . . . . . . . 3.4 Dynamik kolloidaler Suspensionen . . . . . . . . . . 3.4.1 Diffusion vor einer Wand . . . . . . . . . . . 4 Experiment 4.1 Partikel . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Partikelwechselwirkung . . . . 4.2 Charakterisierung des Systems : 0 . . . 4.2.1 Magnetfeld . . . . . . . . . . . 4.3 Meßzelle . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.1 Suspension . . . . . . . . . . . 4.3.2 Substrat . . . . . . . . . . . . . 4.4 Videomikroskopie und Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 5 7 7 10 11 16 18 21 21 . . . . . . . . . . . . . 23 23 23 24 25 25 26 27 27 28 28 28 31 34 . . . . . . . . 36 36 38 41 42 44 45 46 47 iii Inhaltsverzeichnis 4.4.1 Bildverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 5 Ergebnisse und Diskussion 5.1 quadratisches Substratpotential . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Potentialtiefe des Substratpotentials . . . . . . . . 5.1.2 System mit m ≈ 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.3 Systeme mit m 6= 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Substratpotential mit sechszähliger Symmetrie . . . . . . . 5.2.1 Auswertung der Meßdaten . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Phasenübergang auf dreieckigem Substratpotential 5.3 Magnetisch strukturierte Substrate . . . . . . . . . . . . . 5.4 Binäre Suspensionen in eingeschränkter Geometrie . . . . 5.4.1 Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 54 54 57 61 64 64 66 68 71 71 73 6 Ausblick 78 7 Zusammenfassung 80 A Bestimmung des magnetischen Moments der Partikel 82 Literaturverzeichnis 84 Danksagung 92 iv 1 Einleitung Durch das Verständnis von Materie im kondensierten Zustand (flüssig oder fest) und daraus entwickeltem Nutzen gab es stetigen technologischen Fortschritt. Wissenschaftlich ernstzunehmende Untersuchungen kondensierter Materie begannen kurz nach Newton, die Grundlagen unseres heutigen Verständnisses der makroskopischen Eigenschaften fester Materie waren schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts gut etabliert. Thermodynamik, Hydrodynamik und die Lehre von der Elastizität ergeben zusammen eine vollständige Beschreibung der statischen und dynamischen Eigenschaften von Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern auf einer Längenskala, die im Vergleich mit Abmessungen auf molekularer Ebene groß ist. Diese Theorien sind bis heute gültig, darüber hinaus führen experimentelle und theoretische Methoden, die im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden, zu einem Verständnis der kondensierten Materie auf mikroskopischer Ebene. Der grundlegenden Frage nach den Mechanismen, die Ordnung in einem System erzeugen, wird in dieser Arbeit anhand zweidimensionaler (2D) Systeme nachgegangen. Bei der Kristallisation geht die ungeordnete flüssige Phase in einen Festkörper über, der sich durch einen Zustand höherer Ordnung auszeichnet. Dieses Szenarium ist aus der alltäglichen Erfahrung allgemein bekannt. In dieser Arbeit wird in einem System die Ordnung vergrößert indem ein Substratpotential mit geeigneter Periodizität die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Partikel an bestimmten Stellen erhöht, so daß ein ungeordneter (flüssiger) Zustand in einen geordneten übergeht. Dieses Vorgehen mag einerseits zu nicht besonders überraschenden Ergebnissen führen (wenn man die Partikel ordnet, ist die Ordnung größer), und andererseits auch als in der Natur nicht relevanter Spezialfall erscheinen. Ganz so einfach stellt sich die Situation dann aber doch nicht dar. Es gibt ein Reihe von Parametern, die diesen Phasenübergang beeinflussen und in deren Abhängigkeit der Phasenübergang unerwartete Eigenschaften aufweist. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Vorgabe besonders ausgezeichneter Stellen, deren Anordnung zur intrinsischen Geometrie des 2D Systems inkompatibel ist, oder das Auftreten eines zweistufigen Phasenübergangs. Die Beschränkung auf 2D Systeme und die Untersuchung von speziellen Substratpotentialen ist bei weitem kein unrelevanter Sonderfall, vielmehr gibt es eine Reihe von Beispielen und Anwendungen, wie Flußschläuche in Supraleitern, Diffusion von Atomen auf einer kristallinen Oberfläche oder ein 2D Elektronensystem in einer FET-Anordnung. Im Unterschied zu dreidimensionalen Systemen bilden sich 2D Systeme üblicherweise an einer Grenz- oder Oberfläche, freitragende 2D Systeme ohne diese Oberfläche sind nicht stabil. Der Einfluß dieser Oberfläche auf die Eigenschaften des 2D Systems kann unter günstigen Umständen sehr gering gehalten werden, oftmals dominiert das Substrat jedoch das Verhalten eines 2D Systems. In dieser Arbeit werden unterschiedliche Substrateinflüsse auf das 2D kolloidale System experimentell realisiert und untersucht. Dabei zeigen sich signifikante Effekte sowohl für periodische Substratpotentiale in unterschiedlichen Geometrien als auch für laterale Berandungen, wenn die Längenskala des Substratpotentials vergleichbar mit der Periodizität des 2D Systems ist. Eine wesentliche Größe ist hierbei die Korrelationslänge, die 1 1 Einleitung eine charakteristische Länge für die Größe korrelierter Bereiche darstellt. Beispielsweise herrscht im Kristall langreichweitige Ordnung, da über große Bereiche eine Beziehung zwischen den Partikeln besteht, so daß die Korrelationslänge entsprechend groß ist. In Flüssigkeiten dagegen gibt es nur eine kurzreichweitige Nahordnung, die Korrelation zerfällt exponentiell mit dem Abstand, die Korrelationslänge ist wesentlich kleiner. In den Experimenten dieser Arbeit wurden einerseits flüssige Kolloidsysteme einem periodischen Substratpotential ausgesetzt, dessen Periodizität einige wenige Partikelabstände betrug. Dadurch richtet sich die Nahordnung an der vorgegebenen Struktur aus, so daß sich in der flüssigen Phase interessante Effekte zeigen. Andererseits wurden kleine Systeme durch eine Berandung eingeschränkt. Eine Anzahl von typischerweise bis zu 50 Partikeln bildet ein Ensemble in einem derartigen Hohlraum. Der Vergleich der geometrischen Abmessung der Berandung mit Korrelationslängen im kolloidalen System zeigt, daß eine Berandung der verwendeten Größe keinen Einfluß auf die flüssige Phase hat, dagegen aber die Struktur der festen Phase vom Rand total dominiert wird. In beiden Situationen verläuft der Phasenübergang von einer Phase, die durch zusätzliche Substratpotentiale geprägt ist, zu einer Phase, bei der das Substratpotential nur noch als kleine Störung bemerkbar ist. Die Experimente dieser Arbeit wurden mit kolloidale Partikel durchgeführt, die superparamagnetische Eigenschaften besaßen. Diese kolloidalen Suspensionen eignen sich besonders als Modellsystem, da die Paarwechselwirkung (und somit auch die Korrelationslänge) bei diesen Partikeln durch ein externes Magnetfeld einstellbar ist. Periodische Substratpotentiale wurden nach dem Prinzip der optischen Pinzette durch eine Anordnung von Laserstrahlen realisiert, die in die Ebene des 2D Systems abgebildet wurden. Als laterale Berandungen fanden die Löcher eines Netzes Verwendung, das in der Ebene der kolloidalen Suspension fixiert wurde. Aufgrund des Modellcharakters des Systems lassen sich die experimentellen Resultate auf Vortexsysteme übertragen und stehen in Übereinstimmung mit numerischen Simulationen. Teile der Arbeit sind bereits veröffentlicht: [Man01] M ANGOLD , K., R. B UBECK, P. L EIDERER, and C. B ECHINGER: Substrate induced phase transitions in two-dimensional colloidal systems. Progr. Colloid. Polym. Sci., 118, 77-81, (2001). [Man03] M ANGOLD , K., P. L EIDERER, and C. B ECHINGER: Phase Transitions of Colloidal Monolayers in Periodic Pinning Arrays. Phys. Rev. Lett., 90(15), 158302-1,(2003). [Man04] M ANGOLD , K., J. B IRK, P. L EIDERER, and C. B ECHINGER: Binary colloidal systems in two-dimensional circular cavities: Structure and dynamics. Phys. Chem. Chem. Phys. 6, 1623, (2004). 2 2 Phasenübergang in zwei Dimensionen Der Phasenübergang flüssig/fest eines zweidimensionalen Systems unterscheidet sich wesentlich vom Phasenübergang in 3D. Aus der täglichen Erfahrung sind 3D Systeme geläufig, zweidimensionale mögen auf den ersten Blick lediglich als nebensächlich erscheinen. Dabei zeigen 2D Systeme speziell bei der Kristallisation neue Eigenschaften, die so in 3D nicht zu finden sind (Abschnitt 2.1). Dieser 2D Phasenübergang ist z.B. auf atomarer Skala von Bedeutung, wenn es um die Diffusion von Atomen oder Molekülen auf einer glatten Oberfläche geht. Weitere prominente Beispiele des 2D Phasenübergangs sind die Wigner Kristallisation von Elektronen auf der Oberfläche von flüssigem Helium, Flußschläuche in einem Typ II Supraleiter oder 2D kolloidale Suspensionen. Die kolloidalen Suspensionen, wie sie in dieser Arbeit Verwendung finden, haben Modellcharakter in dem Sinn, daß sich die Wechselwirkung der Partikel, die Anzahldichte sowie weitere Randbedingungen an das System relativ einfach variieren lassen und nicht wie in den anderen Systemen vorgegeben sind. Die Diffusion von Atomen auf einer Oberfläche und der Übergang zu einer mehr oder weniger festen Monolage läßt sich durch ein 2D Kolloidsystem modellieren, wobei ein zusätzliches periodisches Potential wie das Substratpotential einer atomar glatten Oberfläche wirkt (Abschnitt 2.2). In den Experimenten dieser Arbeit wurde der Einfluß der Wechselwirkung mit einem Substratpotential untersucht. Dazu wurden sowohl die Stärke als auch die Form des Substratpotentials variiert. Bei atomaren Systemen läßt sich die Stärke der Wechselwirkung mit dem Substrat jedoch kaum verändern. Durch den Übergang von ausgedehnten Systemen zu sehr kleinen Ensembles mit wenigen Teilchen ist eine ganz andere Klasse von Randbedingungen gegeben. Der Form der Berandung eines kleinen Systems kommt große Bedeutung zu, wird doch sowohl Struktur als auch Dynamik eines solchen Systems wesentlich vom Rand bestimmt. Ausgangspunkt für die Untersuchungen in dieser Arbeit mit binären kolloidalen Suspensionen in kreisförmigen Hohlräumen waren die experimentellen Arbeiten von Bubeck et al.[Bub99, Bub02a] (Abschnitt 2.4), die auch Anlaß zu theoretischen Untersuchungen gaben [Sch00, Hen02]. 2.1 Systeme ohne Störung Auf den ersten Blick mögen die Unterschiede zwischen zwei- und dreidimensionalen Systemen nicht besonders bemerkenswert erscheinen. Doch bei etwas genauerer Betrachtung zeigt ein Phasenübergang eines 2D Systems gänzlich unterschiedliche Merkmale als in 3D. Die wesentlichen Aspekte des fest-flüssig Phasenübergangs eines ungestörten zweidimensionalen Systems werden im folgenden Abschnitt kurz diskutiert. So können die Effekte einer Störung, wie sie ein zusätzliches periodisches Potential darstellt, besser verstanden werden. Ausführliche Beschreibungen des Phasenübergangs in 2D finden sich in [Nel79a, Str88, Zan98]. 3 2 2D Phasenübergang Wesentliche Unterschiede zwischen 3D Kristallen und ihrem 2D Analogon äußern sich schon darin, daß in 3D verschiedene Kristallstrukturen auftreten, in 2D ist hingegen nur das hexagonale Gitter stabil [Bon77]. Aus der Theorie der Phasenübergänge ist bekannt [Geb80], daß für Systeme mit geringerer Dimension die Bedeutung der Fluktuationen zunimmt. Als anschauliche Ursache kann dafür die Anzahl der nächsten Nachbarn angesehen werden, da bei kleinerer Dimensionalität eines Systems die Anzahl der stabilisierenden Wechselwirkungen zu den nächsten Nachbarn auch kleiner ist. Durch den größeren Einfluß der Fluktuationen in 2D ist eine thermische Anregung langwelliger Phononen möglich, die zur Zerstörung der langreichweitigen Translationsordnung im Kristall führt (Mermin-Wagner-Theorem, [Mer66, Mer68, Mer79]). Anhand der Dichte-Dichte Korrelationsfunktion gG läßt sich die Art der Ordnung charakterisieren: gG (|r − r 0 |) = hexp(i G[u(r) − u(r 0 )])i (2.1) Dabei bezeichnet G einen reziproken Gittervektor und u die Auslenkung der Partikel aus ihrer Ruhelage. Schließlich wird noch über alle Partikelpaare gemittelt : hi. Die quasi-langreichweitige Ordnung eines 2D Kristalls zeichnet sich durch einen algebraischen Abfall der Korrelationsfunktion gG aus, d.h. die Einhüllende konvergiert gegen 1 wie r −η . η ist ein Maß für die Reichweite der Ordnung. Ist die Ordnung nur kurzreichweitig, wie z.B. in einer Flüssigkeit [All87, Han76], so zerfällt gG exponentiell ∝ e−r/ξ . Die charakteristische Länge ξ eines korrelierten Bereichs wird als Korrelationslänge bezeichnet. In Abbildung 2.1 sind Paarkorrelationen für Flüssigkeiten ((a) und (b)) und zum Vergleich für einen Kristall (c) gezeigt. Zusätzlich ist noch eine Einhüllende eingezeichnet, die exponentiell abfällt. Die Korrelationslänge ist deutlich kleiner für kleinere Paarwechselwirkungen, für die 0 (vgl Abschnitt 4.2) ein Maß ist. Es fällt auf, daß für den Kristall g(r ) wesentlich größer ist und langsamer abfällt als in der Flüssigkeit. Zusätzlich ist noch eine Struktur in den Peaks zu erkennen, die auf die hexagonale Anordnung der Partikel zurückzuführen ist. (a) 0 = 5 (b) 0 = 16 (c) 0 = 137 Abbildung 2.1: Paarkorrelationsfunktion g(r ) Für unterschiedliche Paarwechselwirkungen 0 ist die Korrelationslänge unterschiedlich. In (a) und (b) sind für Flüssigkeiten exponentielle Zerfallskurven eingezeichnet. In (c) ist für einen Kristall in g(r ) (2. und 3. Peak) eine Unterstruktur zu erkennen, die auf die hexagonale Anordnung der Partikel im Kristall zurückzuführen ist. g(r ) sollte für große Abstände r gegen 1 konvergieren, der leichte Abfall ist auf unzureichende Statistik der Meßdaten zurückzuführen. Obwohl es in einem 2D Kristall keine echte langreichweitige Translationsordnung gibt, sind die Bindungswinkel innerhalb des Kristalls gleich orientiert, d.h. die Ausrichtung der Kristallachsen ist, 4 2.1 Systeme ohne Störung von jedem Teilchen des Kristalls aus gesehen, die gleiche. Die Orientierungskorrelationsfunktion g6 (|r − r 0 |) = hexp(i6[2(r) − 2(r 0 )])i (2.2) [Nel79b] strebt nicht nur im 3D, sondern auch im 2D Kristall gegen einen konstanten Wert und gilt somit als langreichweitig. 2.1.1 KTHNY Phasenübergang Allgemein bekannt ist das Schmelzszenarium eines 2D Systems als KTHNY Phasenübergang, benannt nach Kosterlitz, Thouless, Halperin, Nelson und Young, die wesentliche Beiträge zum Verständnis dieses Phasenübergangs leisteten. Kosterlitz und Thouless [Kos72, Kos73] erklären in ihrer Theorie zur Natur von Phasenübergängen im 2D den Schmelzvorgang durch das Dissoziieren von Vortices (Wirbeln). In dieser Theorie sind Vortices topologische Defekte, bestehend aus zwei aneinander gebundenen Disklinationen, deren Koordinationszahl jeweils ungleich sechs ist. 1 Solch ein Vortex, bestehend aus zwei Disklinationen, wird auch Dislokation genannt. Addiert ergeben die Koordinationszahlen jedoch 12, so daß für den Vortex insgesamt eine mittlere Koordinationszahl von sechs erhalten bleibt. Dadurch entsteht eine lokale Verzerrung des Kristalls. Die Orientierungsordnung bleibt jedoch erhalten (vgl. Abbildung 2.2) (a) (b) (c) Abbildung 2.2: Topologische Defekte im 2D hexagonalen Gitter. Disklinationen mit Koordinationszahl 5 (a) und 7 (b) zerstören die Ordnung im Kristall nachhaltig. (c) Dagegen zerstört eine Dislokation (auch Vortex genannt), die aus zwei Disklinationen besteht, nicht die Orientierungsordnung des Kristalls. nach [Str88, Cha95a] Bei kleiner thermischer Anregung können diese Vortices nur in Paaren erzeugt werden, so daß beide Verzerrungen sich gegenseitig kompensieren. Wird die thermische Energie des Systems erhöht, so können diese Paare oberhalb der Schmelztemperatur TM dissoziieren: einzelne Vortices zerstören dann die Translationsordnung des Kristalls. Ein solcher Mechanismus diente Kosterlitz und Thouless [Kos72] zur Erklärung des Schmelzvorgangs. 1 Im idealen 2D Kristall hat jedes Kristallatom sechs nächste Nachbarn. An einer Disklination ist die Koordinationszahl eines Kristallpunkts ungleich sechs. Ist die Koordinationszahl für ein Partikel z.B. sieben, so kreuzen sich an diesem Punkt sieben statt korrekterweise sechs Gitterlinien. Dies entspricht einer Kristallverzerrung, wie sie durch Einfügen eines 60◦ Keils zustande kommt. Bei einem Partikel mit Koordinationszahl fünf fehlt sozusagen ein solcher 60◦ Keil. 5 2 2D Phasenübergang Translationskorrelation Orientierungskorrelation Dislokationen Disklinationen Kristall ∝ r −η hexatische Phase ∝ e−ξr Flüssigkeit ∝ e−ξr konst. ∝ r −η6 ∝ e−ξ6 r paarweise gebunden frei gebunden in Vierer- paarweise gebunden gruppen frei frei Tabelle 2.1: Übersicht über KTHNY-Theorie nach [Str88] Dabei bezeichnen η und η6 die Zerfallskonstanten der Translations- und Richtungs-Korrelationsfunktion bei algebraischem Abklingverhalten, ξ −1 und ξ6−1 sind die Korrelationslängen bei exponentiellem Zerfall. Diese Erklärung erwies sich jedoch als nicht vollständig. Halperin, Nelson und Young [Hal78, Nel79b, You79] erweiterten das Modell, indem sie den Vektorcharakter der Vortices berücksichtigten. Als Dislokationen im 2D Gitter werden die Vortices durch einen Burgers-Vektor beschrieben. (Abbildung 2.2(c)) Dissoziierte Vortices reichen nicht aus, die Ordnung vollständig zu zerstören. Zwar ist die Translationsordnung nur noch kurzreichweitig, aber die Orientierungskorrelation zerfällt algebraisch und ist somit (quasi-) langreichweitig. Der Zustand, der durch eine kurzreichweitige Translationsordnung und eine langreichweitige Orientierungsordnung charakterisiert ist, wird hexatische Phase genannt. Der Übergang von der hexatischen Phase zur Flüssigkeit ist durch das Auftreten einzelner Disklinationen charakterisiert. Eine Disklination hat ihren Ausgangspunkt an einem Partikel mit einer Koordinationszahl ungleich sechs. Eine Gitterlinie, die an einer Disklination endet oder beginnt, verzerrt das Kristallgitter derart, daß sie einen Teil der Struktur verdreht. Dadurch ist auch die Orientierungskorrelation zerstört. Nach Strandburg [Str88] gibt es verschiedene experimentelle Systeme, an denen die Vorhersagen der Theorie verifiziert werden können: Filme aus Flüssigkristallen und verschiedene inerte Gase auf Graphitoberflächen [Pok86], Elektronen auf Helium [Lei82] und natürlich kolloidale Suspensionen [Ter99, Zah99]. Dabei erweisen sich die kolloidalen Suspensionen als besonders günstig, da aufgrund ihrer mesoskopischen Längenskalen die theoretisch vorhergesagten Größen, wie z.B. Korrelationsfunktionen oder das mittlere Verschiebungsquadrat, vergleichsweise einfach zugänglich sind. In experimentellen Untersuchungen mit kolloidalen Suspensionen magnetischer Partikel untersuchten Zahn et al.[Zah99] den Phasenübergang flüssig/fest eines 2D Systems. Die kolloidalen Partikel entsprachen den Partikeln, die im Rahmen dieser Arbeit Verwendung fanden: Ein externes Magnetfeld induziert in jedem superparamagnetischen Partikel ein magnetisches Dipolmoment, das für die repulsive Partikelwechselwirkung verantwortlich ist (vgl. Abschnitt 4.1.1). Um das System zu charakterisieren, wird der dimensionslose Plasmaparameter 0 eingeführt, der als Quotient aus Wechselwirkungsenergie und thermischer Energie die Rolle einer inversen Temperatur spielt (vgl. Abschnitt 4.2). Zahn et al.beobachten beim Phasenübergang von fest (bei 0 = 61) nach flüssig (0 = 53) in Übereinstimmung mit der theoretischen Vorhersage die hexatische Phase (für 0 = 56.5), die sich durch kurzreichweitige Translationsordnung und langreichweitige Orientierungkorrelation auszeichnet. 6 2.2 Systeme mit 1D Substratpotential Voraussetzungen der KTHNY Theorie sind ein “unendlich” ausgedehntes System, so daß Randeffekte vernachlässigbar sind, sowie ein absolut homogenes Substrat, so daß nicht von vornherein schon ausgezeichnete Punkte im System existieren. Weitere Voraussetzungen sind identische Partikel sowie eine lateral homogene Partikeldichte, die auch zeitlich konstant sein sollte. Damit können im Rahmen dieser Theorie jedoch keine Einflüsse eines inhomogenen Substrats, Randeffekte endlicher Systeme oder etwa Mischungen unterschiedlicher Teilchen erklärt werden. 2.2 Systeme unter dem Einfluß eines 1D periodischen Substratpotentials Der Phasenübergang flüssig/fest eines Systems, also die Kristallisation, kann einerseits durch Verringerung der effektiven Temperatur verursacht werden, wie im vorherigen Abschnitt diskutiert, oder auch durch Vergrößerung der Partikeldichte. Beiden Mechanismen ist gemeinsam, daß eine Erhöhung der Partikelwechselwirung kristalline Ordnung bewirkt. Langreichweitige Ordnung in einem flüssigen System kann jedoch auch durch ein entsprechendes periodisches Substratpotential von außen aufgezwungen werden. Im Zusammenspiel mit der in der flüssigen Phase vorhandenen kurzreichweitigen Ordnung kann die vorgegebene Periodizität die Kristallisation bewirken. Es ist bekannt, daß die Anwesenheit eines periodischen Substratpotentials entscheidenden Einfluß auf ein zweidimensionales System hat. Ein Beispiel ist ein Typ II Supraleiter in der Shubnikov-Phase bei dem sich Vortices in einem Flußlinien-Gitter (Abrikosov-Gitter) anordnen. Sind regelmäßig angeordnete Haftzentren im Substrat vorhanden, treten große Abweichungen in Temperatur- und Magnetfeldabhängigkeit der Magnetisierung, des elektrischen Widerstandes und der kritischen Stromstärke auf [Fio78, Mar97b]. Diese Abweichungen sind besonders ausgeprägt für magnetische Feldstärken, bei denen die Anzahl der Flußlinien mit der Anzahl der Haftzentren übereinstimmt und das gesamte magnetische Feld in der Probe sich in Flußschläuchen befindet, die an künstlich erzeugten Haftzentren lokalisiert sind. Das Schmelzverhalten solcher Vortex-Gitter auf quadratischen, dreieckigen und Kagome- Gittern wurde in letzter Zeit von unterschiedlichen Autoren mit Hilfe numerischer Simulationen untersucht [Rei01b, Lag01], 2.2.1 lichtinduziertes Schmelzen/Kristallisieren Chowdhury et al.[Cho85] zeigten experimentell, daß ein externes periodisches Potential den Phasenübergang flüssig/fest auslösen kann. Dazu setzten sie ein 2D kolloidales System stark wechselwirkender Partikel einem eindimensionalen (1D) periodischen Potential aus, das durch das Interferenzmuster zweier Laserstrahlen erzeugt wurde. Stimmt die Periodizität des Interferenzmusters mit dem mittleren Partikelabstand überein, kristallisiert die kolloidale Flüssigkeit.2 Dieser Phasenübergang wurde laserinduzierte Kristallisation (laser induced freezing - LIF) genannt. Eine theoretische Analyse mit Hilfe der Landau-Alexander-McTague Theorie ergab, daß mit zunehmender Intensität der Charakter von LIF sich von einem Phasenübergang erster Ordnung zu einem zweiter Ordnung verändert [Cho85]. Bei einer genaueren theoretischen Untersuchung mittels Dichtefunktionaltheorie und Monte Carlo Simulationen [Cha94, Cha95b] konnten Chakrabarti et al.die Ergebnisse bestätigen, fanden aber darüber hinaus einen neuartigen reentrant Phasenübergang. Dieses Wiederaufschmelzen des Kristalls bei größerer Lichtintensität wird analog laserinduziertes Schmelzen (laser induced 2 bei ausreichender Intensität des Interferenzmusters. 7 2 2D Phasenübergang melting - LIM) genannt. Wei et al.[Wei98] konnten dieses unerwartete Verhalten experimentell nachweisen, indem sie eine Suspension von Polystyrolpartikeln mit 3 µm Durchmesser einem intensiven Lichtfeld aussetzten. Das räumlich periodische Lichtfeld stellt aufgrund der Gradientenkraft (vgl. Abschnitt 3.3.2) ein periodisches Potential V0 für die Partikel dar. Eine hohe Oberflächenladung der Partikel führte zu einer starken repulsiven Wechselwirkung der Partikel untereinander (vgl. abgeschirmte Coulomb- Wechselwirkung, Abschnitt 3.2.3). Abbildung 2.3: Kontur der gemittelten Dichteverteilung ρ(x, y) und der Paarkorrelationsfunktion g(x, y) für verschwindendes Substratpotential [(a),(b)] und für drei unterschiedliche Werte des Potentials V0 : [(c),(d)] V0 = 0.6kB T : modulierte Flüssigkeit, [(e),(f)] V0 = 2.1kB T : kristalline Struktur und [(g),(h)] V0 = 6.3kB T : reentrant modulierte Flüssigkeit. Alle Längenskalen sind auf die Periodizität d des Substratpotentials normiert. Aus [Wei98]. In Abbildung 2.3 sind in der linken Spalte gemittelte Dichteverteilungen und in der rechten Spalte die entsprechenden Paarkorrelationsfunktionen für eine Serie von Messungen mit zunehmendem 8 2.2 Systeme mit 1D Substratpotential Substratpotential zu sehen. In Abbildung 2.3(a) ist keine Struktur zu erkennen, die Dichte ist einigerVOLUME 86, NUMBER 5 PHYSICAL R E V Paarkorrelationsfunktion IEW LETTERS 29 JANUARY2.3(b)) 2001 maßen homogen im gesamten Meßbereich. Die (Abbildung zeigt ringförmige Maxima um das Zentrum herum. Darin äußert sich die Nahordnung, die selbst in der respectively. Since in the modulated liquid phase no regthe mean distance of next neighbor particles which was flüssigen Phase vorhanden ist.occurs, Entsprechend der repulsiven istration between adjacent lines no correlations measured forPartikelwechselwirkung each particle concentration in the können absence ofsich die among particles in neighboring lines are observed. This the laser field. As can be seen, the value of ka21 where Partikel bei einer gegebenen Energie k T nicht beliebig nahe kommen. Dieser Mindestabstand, der leads to a gx, y plot with smeared-out linesB along the the transition towards the crystal occurs decreases at small nichtinterference unterschritten werden um jedes Partikelas einen Bereich, derisfrei von anderen fringes. In contrast, kann, adjacentverursacht lines in the cryslaser intensities a function of V0 . This the charactalline phase are interlocked due to particle excursions perteristic feature of LIF and is in agreement with numeriPartikeln ist, in dem die Partikeldichte also deutlich kleiner ist als die gemittelte Dichte. Außerhalb pendicular to the laser lines which leads to well-defined, cal calculations [9]. For larger values of V0 , however, the patchesein in the vicinity the reference größerer separation line betweenWeitere the crystalline and the modulated diesesnonoverlapping Bereichs folgt Ring vonofentsprechend Dichte. Maxima sind auch noch point in gx, y [11]. In addition, when fitting the decays is shifted back to higher ka21 values and erkennbar. In Abbildung 2.3(c) und (d) ist ein in liquid eine region Richtung periodisches Substratpotential vorgy of the different phases, we find that the modulated starts to saturate at the highest values which could be obliquiddas phases have short range order and an expotained with our setup. It isAbbildung this up bending der whichPaarkorrelation gives rise handen, diealways Partikel entlang der Potentiallinie anordnet. In der nential decay, whereas the decay in the crystal extends over to the LIM phenomenon. If ka21 is in a range between (2.3(d)) ist zu sehen, daß zwar entlang einer Linie eine gewisse Ordnung besteht, senkrecht a much longer range and can be described with an algebraic 0.045 and 0.048, with increasing V0 one observes the fol- zu den 2h function gy keine 2 1 ~ yOrdnung sequence of V states: isotropic liquid — modulated . It has been mentioned that Linien jedoch erkennbar ist.unErst lowing bei größerem 2.3(e)(f)) erscheint 0 (Abbildung like conventional 2D melting, in the presence of a moduliquid — crystal — modulated liquid, which is in agreement eine kristalline Struktur. Durch das periodische Potential werden die Partikel in einer Richtung gewith earlier results [11,12]. lated light field, h is universal at the melting transition and should be equal to 1 at the melting temperature [19]. Figure 3 shows the phase diagram as obtained by ordnet, die auch schon in der Flüssigkeit vorhandene Nahordnung (Abbildung 2.3(b)) in der Umgemeans of MC simulations from Chakrabarti et al. [9]. This is also consistent with our previous experiments [11]. bung eines jeden Partikels wird ausgerichtet und langreichweitige entstehtminimum (auch senkrecht In contrast to earlier measurements, where the particle The phase separation Ordnung line has a pronounced at number density was held constant, here we sysnonzero laser potentials whichVergrößerung is in agreement with zu der vorgegebenen Periodizität desmeasured Substratpotentials). Bei weiterer desourSubstrattematically the phase behavior for different particle numdata. Besides this qualitative agreement, however, there potentials V0 schmilzt die kristalline Phase jedocharewieder auf. In differences Abbildung 2.3(g)(h) existiert nur ber densities as a function of the light potential amplitude several important between Figs. 2 and 3. Thedazu experimental suggestverschwunden. that LIF and LIM occur attention was to the fact that the pe0 . Particularentlang noch VOrdnung der paid Substratlinien, senkrecht ist siedata wieder Alsatanschauconsiderably higher V0 than in the MC simulations. riodicity of the laser potential d was adjusted properly to p liche obtain Erklärung kann die Vorstellung dienen, daßPossibly die Fluktuationen der Partikel senkrecht 3 some deviations between theory and experiment zu den a hexagonal crystal, i.e., d 2 a. Otherwise a stem fromein the Partikel fact that thesich latter senkrecht were performed finiteSubstratLinien die langreichweitige stabilisiert. Indem zuinder distorted lattice would have beenOrdnung observed. The range of size systems, whereas the simulation results were obtained d was between 6 and 8 mm. Only the central region of the linie interference bewegt, beeinflußt es die Partikel auf der Nachbarlinie, daß diese sichlimit. nicht by extrapolation so to the thermodynamic Wemehr believe,beliebig pattern (corresponding to about 400 particles) however, that this is not sufficient to explain a entlang bewegen Werden die Fluktuationen der Partikel aber durch such ein größeres was ihrer used forLinie the data analysis tokönnen. ensure V0 to be constant large difference because our values for LIF are consistent within about 5%. To obtain sufficient statistics, gx, y V0 verkleinert, so entkoppeln die Linien und die langreichweitige geht ofverloren. with experimental andOrdnung numerical results other authors was averaged over more than one thousand pictures with a time interval of one second each. The result of more than one hundred single measurements is shown in Fig. 2. We plotted the vertical axis in units of ka21 with a being 0.064 modulated liquid crystal 0.060 (κa) -1 0.056 0.052 0.048 0.044 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 V0/kBT FIG. 2. Experimentally phase diagram as a func(a)determined Experiment V tion of ka21 vs kT0 . The open symbols denote the modulated liquid and the closed symbols denote the crystalline phase, respectively. For clarity, error bars are plotted only for a few Abbildung 2.4: (a) von Bechinger et al. gemessenes data points. [6,8,17]. The second, and even more significant, difference between Figs. 2 and 3 is the qualitative behavior of the phase separation line at high V0 . The MC simulations suggest that ka21 at V0 0 is below the corresponding value at very high V0 . This implies that LIM is not restricted to crystals formed by LIF but may also appear in systems where the particle concentration is above that for spontaneous crystallization. This is in contrast to our experiments, where LIM was only observed for lightinduced crystals. The latter is also supported by a recent theoretical work by Frey et al. where the qualitative phase behavior of a 2D system of charged colloids in the presence of a periodic light potential was reinvestigated [19]. By using the same concepts developed in the context of dislocation mediated melting theory, their data also support the existence of LIF and LIM. In contrast to Ref. [9], however, the melting temperature of the reentrant modulated liquid is found to be higher than that of the modulated liquid at small V0 . This directly corresponds to our finding that reentrant melting is only possible in a range of ka21 values which allows for LIF and thus (b) MC-Simulation demonstrates the unique properties of the light-induced crystalline phase. Therefore, this result is more than a quantitative correction to the above-mentioned MC Phasendiagramm des LIM/LIF [Bec01]. Die for Paarwechsimulations since our data provide strong evidence selwirkung ist als Produkt der inversen Debye Abschirmlänge κ und des mittleren Partikelabstandes a aufgetragen, 932das periodische Substratpotential V0 in Werten von kB T . (b) MC-Simulationen von Chakrabarti et al. [Cha95b] sagen den prinzipiellen Verlauf der Phasenkurve voraus. Das Phasendiagramm des light induced melting/freezing ist in Abbildung 2.4 zu sehen. Als Ordinate ist die Paarwechselwirkung in Einheiten von (κa)−1 aufgetragen, wobei κ die inverse DebyeAbschirmlänge und a der mittlere Partikelabstand ist (vgl Abschnitt 3.2.3). Als Abszisse ist die Potentialtiefe des Substratpotentials V0 in kB T aufgetragen. Im Diagramm der experimentellen Meß- 9 2 2D Phasenübergang punkte (a) ist das charakteristische Minimum des reentrance Phasenverhaltens deutlich zu sehen. Die Phasengrenze des LIM verläuft wesentlich flacher als der Anstieg des LIF bei kleinem V0 . LIF ist mit abnehmendem V0 bis an die Grenze der spontanen Kristallisation bei (κa)−1 ≈ 0, 064 beobachtbar. LIM tritt im Gegensatz zu LIF nur bei schwach stabilisierten lichtinduzierten Kristallen auf, d.h. um LIF zu beobachten, darf (κa)−1 nicht zu groß sein. Darin unterscheidet sich das experimentell gewonnene Phasendiagramm wesentlich von den numerischen Simulationen von Chakrabarti et al.[Cha95b] (Abbildung 2.4(b)). Der prinzipelle Verlauf der Phasenkurve mit einem Minimum wird zwar übereinstimmend mit den experimentellen Daten vorhergesagt, bei genauerer Betrachtung fallen jedoch deutliche Unterschiede auf. Für große Substratpotentiale V0 verläuft die Phasenlinie weit oberhalb des Punktes der spontanen Kristallisation bei V0 = 0. Dies würde bedeuten, daß LIM in spontanen Kristallen auftreten sollte, was experimentell widerlegt wurde (Abbildung 2.4(a)). Spätere theoretische Arbeiten von Radzihovsky et al.[Rad01] (analytisch) und Strepp et al.[Str01] (MC-Simulationen) stimmen mit dem experimentellen Befund überein. Darüber hinaus sagen Radzihovsky et al.[Rad01] weitere typische Phasen in einem 2D System mit eindimensionalem Substratpotential voraus. In Abhängigkeit des Kommensurabilitätsverhältnisses p, das ein Maß für das Verhältnis der Dichte der Potentiallinien zur Dichte der Gitterlinien des Kolloidkristalls ist, gibt es eine Vielzahl neuer Phasen, die z. B. als floating solid und floating smectic oder auch locked smectic und locked floating solid bezeichnet werden. Diese Phasen beschreiben Zustände des Kolloidkristalls, bei denen kollektive Verschiebungen entlang der Potentiallinien möglich sind (“floating”), oder in denen die thermische Energie im Vergleich zur Paarwechselwirkung und zur Potentialtiefe nicht ausreicht, diese Moden anzuregen. Der experimentelle Nachweis dieser Phasen in einem 2D System dielektrischer Kolloidpartikel wurde von Baumgartl et al.[Bau04] erbracht. In Analogie zur lichtinduzierte Kristallisation wurde in einem System magnetischer Kolloide magnetisch induzierte Kristallisation beobachtet [Man99, Man01]. Das 1D Substratpotential wurde dabei durch lokale magnetische Felder erzeugt, die für die Partikel eine Substratstruktur darstellen. Das in einer Richtung periodische Substratpotential begünstigt die Kristallisation des Systems, jedoch konnte ein Wiederaufschmelzen, vergleichbar zum lichtinduzierten Schmelzen, nicht beobachtet werden. 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential Im Unterschied zum oben diskutierten Substratpotential beim lichtinduzierten Schmelzen/Kristallisieren (vgl. Abschnitt 2.2.1) gibt ein 2D Substratpotential dem System feste Haftzentren vor, so daß sich für die Partikel nicht eine unterschiedliche Diffusion parallel und senkrecht zu den Linien ergibt. Ein periodisches 2D Substratpotential zeichnet zwar bestimmte Richtungen entlang der Achsen aus, es läßt sich aber nicht wie beim 1D Substratpotential - parallel und senkrecht zu den Potentiallinien - in bestimmten Richtungen unterschiedliches Phasenverhalten beobachten. Mit Bezug auf den Modellcharakter der in dieser Arbeit untersuchten kolloidalen Systeme ist ein 2D Substratpotential jedoch wesentlich realistischer als die im vorangehenden Abschnitt diskutierten Linien. Eine atomare Oberfläche kann (ebenso wie ein Supraleiter) bestimmte Haftstellen besitzen, an denen die Atome (oder Flußschläuche) festgehalten werden. Zweidimensionale Substratpotentiale sind jedoch insofern von Relevanz, als sie einerseits in atomaren Systemen vorkommen, andererseits bei Vortexsystemen an der Oberfläche von Supraleitern beobachtet werden können. Durch Beobachtungen an solchen Systemen zeigt sich auch, daß das 10 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential Phasenverhalten eines Systems unter dem Einfluß eines 2D Substratpotentials keineswegs trivial ist, sondern vielmehr eine ganze Anzahl von Parametern ein komplexes Verhalten verursachen. Die Größe der einzelnen Potentialtöpfe in Relation zum mittleren Partikelabstand ermöglicht eine erste Unterscheidung der Systeme. Dabei hängt der mittlere Partikelabstand wesentlich von der Art der Paarwechselwirkung und deren Reichweite ab. Einerseits gibt es Substratpotentiale, die maximal ein Partikel pro Haftzentrum zulassen. Sind mehr Partikel als Haftzentren in einem System, so befinden sich diese Partikel in den Räumen zwischen den Haftzentren. Es ist daher leicht einzusehen, daß es zwei Arten von Partikeln gibt, die unterschiedliches Verhalten zeigen (vgl. Abschnitt 2.3.1). Auf der anderen Seite gibt es auch die Möglichkeit, mehrere Partikel in einem Potentialtopf festzuhalten und zu beobachten, wie die Partikel sich innerhalb eines Potentialtopfes anordnen. Die Partikel bilden dabei sogenannte kolloidale Moleküle (vgl. Abschnitt 2.3.2). Die Ordnung des Systems wird wesentlich durch die Wechselwirkung der Partikel benachbarter Haftzentren bestimmt. Ein weiterer wesentlicher Parameter, der das Phasenverhalten eines Systems auf einem 2D Substratpotential beeinflußt, ist die geometrische Anordnung der Haftzentren. Im Rahmen dieser Arbeit wurden als periodische Verteilung der Haftzentren sowohl Quadrat- als auch Dreiecksgitter untersucht. Dabei sind die quadratischen Strukturen von besonderem Interesse, die dem 2D System eine rechtwinklige Ordnung aufprägen, obwohl es als Grundzustand eine hexagonale Gitterstruktur besitzt. Die experimentellen Ergebnisse lassen sich dabei direkt mit numerischen Simulationen vergleichen, die zwar meist für andersartige Paarwechselwirkungen berechnet wurden, aber dennoch die experimentell beobachteten Phänomene gut wiedergeben. Die Vorgänge beim Schmelzen eines zweidimensionalen Systems auf einem Substratpotential scheinen also nicht von der Form der Paarwechselwirkung abzuhängen, sondern zu einem gewissen Grad universell zu sein. Das Verhalten von Vortices auf einer zufällig verteilten Anordnung von Haftzentren, wie sie z. B. von zufällig verteilten Störstellen in einem Kristall verursacht werden, wird von unterschiedlichen Autoren [Ols01, Rei00, Kol01] mit numerischen Methoden untersucht. Ebenso gibt es einige theoretische Arbeiten zu kolloidalen Systemen auf einem ungeordneten Substratpotential [Rei02a, Che04] Neben der grundlegenden Symmetrie der Haftzentren ist natürlich auch der Abstand der Haftzentren voneinander im Verhältnis zum mittleren Partikelabstand (Füllfaktor : m = ρPartikel /ρHaftzentren ) ein Parameter, der das Erscheinungsbild des Systems wesentlich beeinflußt. Dabei spielen auch die Stärke und die Reichweite der Paarwechselwirkung und die Tiefe der Potentialtöpfe eine wichtige Rolle. Diese Energien, die die Ordnung des Systems verursachen, müssen in Relation zur thermischen Energie betrachtet werden, die für die Entropie des Systems verantwortlich ist. 2.3.1 Langevin-Simulationen für ein Partikel pro Haftzentrum Das Grundprinzip einer Langevin-Simulation besteht im Aufstellen der Bewegungsgleichung für jedes Partikel3 in Abhängigkeit von allen anderen Partikeln des Systems, um die Dynamik des Systems zu simulieren. Es gilt als Bewegungsgleichung für das i-te Partikel : d ri = fi + f s + f T dt (2.3) 3 im Folgenden wird von Partikeln und (Kolloid-) Teilchen die Rede sein, je nach System treffen die Aussagen für Moleküle und Flußschläuche (Vortices) zu. 11 2 2D Phasenübergang dabei ist ri der Ortsvektor dieses Partikels und fi die Wechselwirkungskraft auf dieses Partikel durch die anderen Partikel, fs ist allgemein eine äußere Kraft auf das Partikel, die hier durch ein Substratpotential verursacht wird, und fT ist eine Zufallskraft, die die thermischen Fluktuationen widerspiegelt. Diese thermische Kraft wird in den Simulationen in Betrag und Richtung zufällig variiert. Für die in dieser Arbeit betrachteten kolloidalen Systeme ist dieser statistische Beitrag zu den Bewegungsgleichungen von zentraler Bedeutung, da bei Kolloidpartikeln die ungerichtete thermische Energie und andere Potentiale vergleichbare Größe haben. Z.B. wird ein kolloidales System nicht dermaßen von der Gravitation dominiert, daß die Partikel ortsfest sind, vielmehr bewegen sich die Partikel, was als Brownsche Molekularbewegung bekannt ist. In den Simulationen wird typischerweise durch Verringern der Fluktuationen ein System abgekühlt, so daß Phasenübergänge untersucht werden können. Der Term für die Wechselwirkungskraft der Partikel untereinander enthält direkt das P angenommene Wechselwirkungspotential V (ri j ) zwischen den Partikeln. Allgemein gilt fi = − i6N=k j ∇V (ri j ) mit der Partikelzahl Nk , die in die Simulationen als feste Randbedingung eingeht. Im Gegensatz zu homogenen 2D Systemen, wie sie die KTHNY Theorie beschreibt (Abschnitt 2.1), gibt es bei den in dieser Arbeit untersuchten Systemen eine weitere Kraft, die auf die Partikel wirkt. Das sogenannte Substratpotential ist eine ortsabhängige Funktion, durch die für jeden Punkt des Systems eine anziehende oder abstoßende Kraft auf die Partikel beschrieben wird. Damit kann für bestimmte Positionen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für die Partikel verändert werden. Als Beispiel dient eine atomare Oberfläche mit darauf diffundierenden Molekülen. Die atomare Struktur der Oberfläche gibt die möglichen Positionen der Haftzentren vor, an denen die Moleküle feste Bindungen mit der Unterlage eingehen können. Eine wichtige Größe zur Charakterisierung eines 2D Systems mit Haftstellen ist der Füllfaktor m, der als Verhältnis von Partikeldichte zur Dichte der Haftstellen m = ρPartikel /ρHaftstellen definiert ist. Verfügt ein System repulsiver Partikel über deutlich mehr Haftstellen als Partikel (m < 1), so wird sich bei niedrigen Temperaturen 4 T mit großer Wahrscheinlichkeit jedes Partikel an einer dermaßen ausgezeichneten Stelle befinden. Partikel an Positionen zwischen den Haftstellen zu finden, ist dagegen unwahrscheinlicher. Aufgrund des abstoßenden Potentials zwischen den Partikeln ist es nahezu ausgeschlossen, daß sich mehrere Partikel gleichzeitig an einem einzelnen Haftzentrum aufhalten. Ein derartiges System kann durch Sprünge der Partikel von einem Haftzentrum zu einem unbesetzten benachbarten Haftzentrum beschrieben werden. In numerischen Simulationen wird das Problem als discrete random walk behandelt. Sind die Dichteverhältnisse umgekehrt, so daß die Partikeldichte ein Mehrfaches der Dichte der Haftstellen beträgt (m > 1), werden alle Haftstellen von Partikeln besetzt werden. Das Verhältnis von repulsiver Partikel-Partikel-Wechselwirkung und attraktivem Substratpotential bestimmt, ob mehrere Partikel pro Minimum des Substratpotentials zu finden sind (wie in Abschnitt 2.3.2 diskutiert) oder ob sich die Partikel zwischen den Potentialtöpfen des Substratpotentials aufhalten. Substratpotentiale mit quadratischer Symmetrie In Abbildung 2.5 sind Ergebnisse numerischer Simulationen zu sehen, die für ein 2D System von Flußschläuchen in einem Typ II Supraleiter von Reichhardt et al.[Rei01b] durchgeführt wurden. 4 wenn die thermische Energie kleiner als das Substratpotential V ist : k T ≤ V . B 0 0 12 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential (a) T = 0.001 (b) T = 0.001 Abbildung 2.5: Numerische Simulationen von Reichhardt et al. [Rei01b] für ein System von Flußschläuchen in einem Supraleiter. Abgebildet sind Trajektorien der Flußschläuche für unterschiedliche Temperaturen T . Die Haftzentren werden durch offene Kreise gekennzeichnet. (c) T = 0.004 (d) T = 0.01 Obwohl die abstoßende Paarwechselwirkung der Flußschläuche ein Yukawa-Potential ist, zeigt das System ähnliche Strukturen wie das in dieser Arbeit untersuchte System superparamagnetischer Kolloidpartikel mit einem r13 Potential (vgl. Gleichung 4.9). Hier kann sich jeweils nur ein Flußschlauch/Partikel auf einem Haftzentrum befinden, zwischen den Potentialtöpfen befinden sich weitere Partikel auf sogenannten Zwischengitterplätzen. Ein quadratisches Substratpotential (durch offene Kreise gekennzeichnet) wirkt auf ein System von Flußschläuchen. Für den Füllfaktor wurde m = 4 gesetzt, so daß sich ein kommensurables Anzahlverhältnis zwischen Flußschläuchen auf den Haftzentren und auf Zwischengitterplätzen ergibt. Abbildung 2.5(a) zeigt einen Kristall bei T = 0.001, bei dem sich die Vortices sowohl auf den Haftzentren als auch auf den Zwischengitterplätzen nicht von ihrem Gitterplatz entfernen können. Bei etwas höherer Temperatur T = 0.004 unterscheiden sich die Zwischengitterplätze deutlich von den Haftzentren. In Abbildung 2.5(c) ist zu sehen, daß die Vortices zwischen den Haftzentren wie eine Flüssigkeit diffundieren können, während in jedem Potentialtopf ein Flußschlauch gefangen ist. Erst für noch größere Temperaturen T = 0.01 (Abbildung 2.5(d)) können auch die Vortices die Haftzentren verlassen. Dennoch ist auch in diesem Fall die Struktur der Haftzentren im Bild der Trajektorien deutlich zu erkennen, da die Aufentlhaltswahrscheinlichkeit am Ort der Haftzentren erhöht ist und sich dadurch eine Verarmungszone um die Haftzentren herum ergibt, in der die mittlere Dichte kleiner ist. Dieser zweistufige Phasenübergang ist typisch für einen kommensurablen Füllfaktor. Dabei können die Vortices auf den Zwischengitterplätzen ein Kristallgitter bilden, das mit der periodischen 13 2 2D Phasenübergang Struktur der Haftzentren verträglich ist. Der Einfluß einer inkommensurablen Dichte ist in Abbildung 2.5(b) zu sehen. Hier beträgt der Füllfaktor m = 4.3, wobei die Temperatur mit der von Abbildung 2.5(a) identisch ist. Dadurch daß es zu viele Vortices zwischen den Haftzentren gibt, kann sich dort kein stabiler Kristall ausbilden. Es gibt vielmehr eine Reihe von stabilen Kristalliten, die durch Bereiche getrennt sind, in denen die Vortices diffundieren. Laut Reichhardt et al.[Rei01b] sind die überzähligen Vortices deutlich schwächer im Kristall gebunden und können sich damit leichter bewegen. Dies führt zum inkommensurablen Schmelzszenarium. Die Bewegung der Vortices tritt typischerweise als pulsartige Bewegung auf, bei der sich eine Serie von einzelnen Vortices über eine kurze Entfernung bewegt. Für längere Beobachtungszeiträume sind die Kristallite nicht stabil, sondern die Diffusion der Zwischengittervortices tritt im gesamten System auf. Substratpotentiale mit Dreieckssymmetrie Laguna et al.[Lag01] untersuchen mittels Simulationen die Dynamik supraleitender Vortices unter dem Einfluß von periodischen Potentialen. Die Ergebnisse für dreieckige Substratpotentiale sind vergleichbar mit experimentellen Beobachtungen an kolloidalen Systemen. Die Simulationen zu Kagomé-Substratpotentialen unterscheiden sich nur in Details von Systemen mit dreieckiger Symmetrie. Kagomé Gitter als Substratpotentiale waren experimentell nicht realisierbar und sollen daher nicht weiter diskutiert werden. Bei Systemen von Flußschläuchen in einem Supraleiter hängt die Anzahl(-dichte) der Flußschläuche (=Vortices) vom Magnetfeld ab, in dem sich das System befindet. Laguna et al.beschreiben die Vortex-Trajektorien für bestimmte Magnetfelder, bei denen die Vortexdichte kommensurabel zur Dichte der Haftzentren ist (Matching Field - MF). (a) 1. MF, m = 1 (b) 2. MF, m = 2 (c) 3. MF, m = 3 Abbildung 2.6: Phasendiagramm Temperatur (Abszisse) und Stärke der Haftzentren F p (Ordinate) für ein System von Vortices auf einem Substrat mit dreieckiger Anordnung von Haftzentren. Für bestimmte Magnetfelder steht die Dichte der Vortices in einem ganzzahligen Verhältnis zur Dichte der Haftzentren (Matching Field - MF). Simulationen von Laguna et al.[Lag01] Abbildung 2.6 zeigt die Phasendiagramme für die ersten drei kommensurablen Magnetfelder als Funktion der Stärke der Haftzentren (Ordinate) und der Temperatur (Abszisse). Fur das erste kommensurable Magnetfeld ist die Vortexdichte gleich der Dichte der Haftzentren (Abbildung 2.6(a)). In Abbildung 2.7(a) sind die entsprechenden Trajektorien zu sehen. Die Phasengrenze steigt stetig an. Je tiefer die Potentialtöpfe des Substratpotentials sind, desto höher muss die Temperatur sein, die das System dennoch zum Schmelzen bringt. 14 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential Für einen Füllfaktor m=2 ergibt sich das zweite passende Feld (MF), für jeden Vortex, der auf einem Haftzentrum festgehalten wird, gibt es einen weiteren Vortex in den Zwischenräumen (vgl. Abbildung 2.7(b),unten). Auf der oberen Abbildung (2.7(b)) sind Trajektorien aus Simulationen zu sehen für eine Kombination von Temperatur und Tiefe des Substratpotentials, die im Phasendiagramm (Abbildung 2.6(b)) als interstitial phase bezeichnet ist. Dieser Bereich des Phasendiagramms zeichnet sich dadurch aus, daß die Vortices der Zwischengitterplätze (interstitial) eine Flüssigkeit bilden, die durch eine Matrix von ortsfesten Vortices auf Haftzentren fließt. Bemerkenswert bei m = 2 ist der Umstand, daß sich das System im Grundzustand nicht in einem Dreiecksgitter befindet, sondern eine sechseckige wabenartige Struktur ausbildet (vgl. Abbildung 2.7(b), unten). Im Phasendiagramm ist zu sehen, daß die T p Kurve, die die Phasengrenze von der flüssigen Phase zur interstitiellen Phase beschreibt, für eine Stärke des Substratpotentials von F p ≈ 1.5 abknickt. Ist das Substratpotential zu schwach, so ist sein Einfluß auf das System nur unwesentlich und das System befindet sich in der gewöhnlichen hexagonalen Struktur. Bei zunehmender Stärke des Substratpotentials ändert sich die Struktur des Systems. Dieser Übergang wurde auch schon von Reichhardt et al.[Rei98] beschriePHYSICAL REVIEW B 64 104505 PHYSICAL REVIEW B 64 104505 PHYSICAL REVIEW B 64 104505 AGUNA, BALSEIRO, DOMÍNGUEZ, AND NORI ben. MICS IN KAGOMÉ AND . BALSEIRO, DOMÍNGUEZ, NORIB 64 104505 PHYSICAL REVIEW B 64 S IN KAGOMÉ AND . . . . . LAGUNA, PHYSICALAND REVIEW EX STRUCTURE AND DYNAMICS IN KAGOMÉ AND . . . PHYSICAL REVIEW B 64 104505 oop’’ first melts in the angular coordinate, while the radial melts in the angular ordinate does not melt until‘‘loop’’ much first higher temperatures are coordinate, while the radial coordinate does not melt until ached. The elementary excitations are the thermal analogmuch higher temperatures are reached. elementary excitations are the thermal analog certain types of squeezed statesThe ~where fluctuations of certain types of squeezed ongly affect a coordinate and less the other coordinate!. states ~where fluctuations affect a coordinate and less the other coordinate!. hey are also analogs of the strongly ‘‘rotational isomers’’ or ‘‘comThey are also analogs of the ‘‘rotational isomers’’ or ‘‘comrmations’’ that are often found in molecules, where three formations’’ that are often found oms and molecules can cooperatively oscillate back and in molecules, where three and molecules can cooperatively oscillate back and rth between two degenerateatoms ground states. forth between degenerate At finite temperatures, the three vortices two inside the hexa-ground states. At finite temperatures, n begin to move and eventually rotate by 60°. This is the donethree vortices inside the hexagon begin move and eventually operatively by the three vortices, andtonot by one of them rotate by 60°. This is done cooperatively by the threerings vortices, and not by one of them dividually. They move similarly to the ‘‘cooperative individually. They similarly to the ‘‘cooperative rings change’’ mechanism proposed by Feynman formove elementary exchange’’ mechanism proposed by Feynman for elementary citations in helium 4. In the case of the second matching excitations in helium 4. In the ofFIG. the 14. second matching ld for a kagomé lattice, the elementary excitation oftritheforcase IG. 5. Vortex trajectories for the first vortices Vortex trajectories for the third MF with triangular FIG. 9.ofVortex the(b) second MF with a triangular (c) 3.MF MF m =3 (a) 1.5.MF MF m =trajectories 1ina acoop2. MF m = field for aVortex kagomé lattice, the elementary excitation of thefor FIG. 9. Vortex trajectories the second with a triangular FIG. trajectories for the first MF of vortices in 2 a triFIG. 14. Vortex trajectories for the third MF with t ree vortices is ap60° rotation, rotating as lar interstitial pinning lattice. ~a! T.T , liquid phase. ~b! T.T . ~c! T pinning potential. ~a! T.T p pinning potential. ~a! T.T p , liquid phase. ~b! T p .T.T i , interstip , liquid phase. ~b! T i ,T,T p , interstithree interstitial vortices is a 60° rotation, rotating as a cooppinning potential. ~a!i .T, T.T ~b!potential. T iground ,T,T interstiangular pinning ~a! T.Tphase. phase. ~b! pinning ~a! ative ring. These collective or correlated p , Tliquid p ,T.T , solid phase. ~d! type T50,ofground state. p , liquid p . ~c! tialT50, phase. ~c!T.T T solid phase.phase. ~d! T50, state. p , liquid phase. ~b! T p .T.T i , tial phase. ~c!lattice. T,T i‘‘coopera, von solid ~d! final state. Abbildung 2.7: Trajektorien Vortices auf dreieckigem Substratpotential für unterphase. ~c! Supraleiter T,T i‘‘coopera, solidmit phase. ~d! final erative ring. These of ground collective oreinem correlated phase. T50, state. tialT50, phase. ~c!state. T i .T, solid phase. ~d! T50, ground state. e ring exchange’’ has also,T been studied in ~d! thetype context of tial p , solid schiedliche Vortex Dichten bei der Pinning-Temperatur T (oben) und einer Temperatur T der festen Phase p context of s tive ring exchange’’ hashas alsoa been are studied in the ethe quantum Hallpinning effect. lattice. trapped in the phase pinninginsites, as we can see in Fig. 14~b!. triangular this MF allAlthough vortices diffuse, to a low-temperature solid (unten). Mit T < T . Für bestimmte Magnetfelder steht die Dichte der Vortices in einem ganzzahligen Vers pHall effect. t the the quantum vortices diffuse, to low-temperature solid phase insites, are however, trapped in thefree pinning as we can see in Fig triangular pinning lattice. Although this MFonly hasa75% avortices, The pinning produces aMF!, ‘‘periodic modulation’’ of all The N2N are to move ngular ground outside state ~as the for first the interstitial all vortices arephase pinned, despite the fact that p interstitial hältnis zurwhich Dichte der Haftzentren (Matching Field MF). Simulationen von Laguna et al.[Lag01] t Thetrap. pinning outside produces aMF!, ‘‘periodic modulation’’ of despite which vortices are the pinned, the fact that 75% triangular ground state ~as the in first the interstitial phase eresent external boundary, a magnetic Thethan interstitial vortiThe shown N2N vortices, at every pinning intensity higher F p 51. andall they describe trajectories Fig.only 14~b!. At a however, are free t pininterstitial of the vortices are trapped pinning sites. The pinning temexternal boundary, aphysimagnetic The interstitial the vortices are The pinning temlattice which slowly through a series of of trap. isthe present at Tevery intensity higher than F ptrapped 51.Tvortiand sites. theyvortices describe the trajectories shown in Fig. 14~ ns form what afollows, we willwill analyze inmelt, some detailpinning the lower temperature interstitial freeze and the perature itinispinning i , the p increases with the pinning intensity F p and ces form a lattice which will slowly melt, through a series of perature T increases with the pinning intensity F and it isinterstitial vortices freeze ermal excitations. The first one would be a ‘‘one-step In what follows, we will analyze in some detail the physitemperature p p T i , the quantities that are used to slightly characterize trajectories like Fig.lower 14~c!. The triangular ground lowerthe thandifferent the transitionvortex temperature for aarevortex 17 thermal excitations. firsttoone would bedie a observed ‘‘one-step slightly lower than the transition temperature forbei aarevortex ck’’and cooperative ringInrotation of 60°2.6(c) ~or Aftercal quantities that areThe used characterize the different Abbildung ist das Phasendiagramm für nächst höhere Dichte gezeigt, der sich trajectories like Fig.ein 14~c!. The triangular ses phase boundaries. state can be in Fig.vortex 14~d!. system in aexchange!. triangular pinning lattice. 17 system in a triangular pinning lattice. click’’ cooperative ring rotation of 60° ~or exchange!. Afterards, several clicks clockwise and counterclockwise, genphases and phase boundaries. be observed in gleicht Fig. 14~d!. The behavior the vortex system in this MF reveals that mit der Substratstruktur kommensurabler Kristall bildenofkann: m = state 3. Das can Phasendiagramm wards, several clockwise andthere counterclockwise, genated by thermal activation, produce angularclicks difussion. Thezwischen thefirst vortex system in this MF reve are two Knick relevantin temperatures Tbehavior the oneund p and T i ,of in Abbildung jedoch gibt es keinen der Kurve Flüssigkeit V. FIRSTdem MATCHING FIELD (2.6(b)), VI.activation, SECOND FIELD erated by produce angular difussion. This type of ‘‘controlled melting’’ ofthermal the particles inside MATCHING a there are two relevant temperatures T p and T i , the which depends on the pinning intensity F p and des the Subtratposecond SECOND MATCHING V.Der FIRST MATCHING FIELD interstitiellen Phase. Grundzustand für m =particles 3VI.besitzt unabhängig von FIELD der Stärke nd F p 53. The plots here also are the magnetic trap’’ could beThis visualized with a colloidal type of ‘‘controlled melting’’ of the inside a n this section we describe results for a vortex system almost independent of that parameter. which depends on the pinning intensity F p and the thisThe section we describe the results for a vortex system G. 8. First MF of 1024 vortices and FInpdreieckige 53. plots here are Ebenso tentials eine Struktur. wie für m =awe 2colloidal verläuft bei m = 3 for die aTrennlinie zwischen tquantities In this section describe the results vortex system t laser llowing were calsurrounded by six pinned ~by tweezers! ‘‘magnetic trap’’ could also be visualized with In this section we describe the results for a vortex system x for F 55. In Fig. 15~a! we show the pinned fraction almost independent of that parameter. hespension N /N 51. We first show the results for the triangular with N vquantities /N p 52. The behaviors of the system with triangular p v p pinning 2 t kagomé lattice. The were calt und tion. ~b! Dr (i) ofThis a pinned der festen Phase der interstitiellen Phase beinahe senkrecht, d.h. unabhängig von der Tiefe with N vclearly /N The behaviors ofare the system with triangular arged particles. type offollowing ‘‘vortex-analog’’ experiment suspension surrounded by six the pinned ~by laser tweezers! rature vs pinning force with N /N 51. We first show results for the triangular p 52. We observe thatwill there two temperatures separated 2 pinning In Fig. 15~a! we show thedes pinned fraction x for ning lattice, which are simpler tovkagomé understand. Then, we and lattices are very different and they pDr dl vortex vs temperature: ~a! Pinned fraction. ~b! (i) of a pinned ~solid symbols!. Inand kagomé pinning lattices are very different and they will easier to triangular visualize ~optical microscope! than using vorticharged particles. This type of ‘‘vortex-analog’’ experiment Substratpotentials F . ntials form ~a! p pinning lattice, which are simpler to understand. Then, we for this F . We clearly observe that there are two temperatures se pare these results with the corresponding ones obtained be described in the next two subsections. p 2 a interstitial vortex ~solid symbols!. In~open symbols! and ~c! ^ Dr & at dif- compare 2 be described in the next twothe subsections. s.mperature. Still, Lorentz microscopy techniques would easily moniis easier to visualize ~optical microscope! than using vorti2 with these results the corresponding ones obtained Dr ( ) for pinned and interIn Fig. 15~b! we plot v the kagomé pinning lattice. ^ & for this F . near diffusion coefficient D vs temperature. ~c! ^ Dr & at difp the structure factor. reaks suchof motions. ces. Still, microscopy would easily die Simulationen vonfactor. Laguna et al.[Lag01] hinaus finden Reichhard et al.[Rei01b] in for the kagomé pinning lattice.techniques stitial vortices. Themonitemperatures T p are concorInTFig. we inplot theähnli^ Dr 2 ( v ) & for pinned an time of scales. ~d! ~open HeightÜber of two peaks of Lorentz the structure i and15~b! A. Triangular pinning potential ttice vortices symDecorations experiments could also identify the ‘‘blurred’’ sorresponding ~which are to localized tor such motions. dance with von the ones defined institial Fig. 15~a!. chenpinning numerischen Simulationen System Vortices in einem Supraleiter einetemperatures kreisförmi- T i and T p are in A. Triangular pinning potential vortices. The the triangular latticepotential of vortices ~open sym- zu einem ing lattice ~solid symbols!. A. Triangular ngs ‘‘blurred triangular vertices’’ due to experiments thesymbols!. thermal exThe trajectories followed by the vortices from high2.8). todisplacements lowDiese t theor Decorations could also identify the ‘‘blurred’’ The mean-squared for different time scales and thevortices other to trapped the kagomé pinning lattice ~solid dance with the ones defined Fig. 15~a!. ge Anregung um einzelne Haftzentren herum (Abbildung kollektive Anregung trittinauf, A. Triangular pinningThe potential trajectories followed vortices from high to low 2 ation of the vortices in therings second matching field the temperatures are shown in Fig. are 9. The T.T is by a the g. The behavior theshow nas Figs. 5~a!–5~d! we the vortex trajectories forofdifor ‘‘blurred triangular vertices’’ due toregion the inthermal exp 15~c!, a function ofof temperaplotted Fig. and they are lower than r The mean-squared displacements for different tim 2 t temperatures are field shown in In Fig. 9. The region T.T p is a p Fig. weparticular. show theof Drcitation asdown a function offor temperagomé periodic array sites. ^ pinning & In Figs. 5~a!–5~d! we show vortex forofdifliquid At there arematching Ntrajectories pinned. on is 8~c! very nt temperatures in as the cooling process theT,T first of@Fig. the 9~a!#. vortices in thep the second the same parameters Fig. pT ivortices below . t are plotted in Fig. 15~c!, and they are lower t @Fig. 9~a!#. Atthe T,T are N p vortices pinned. In 2case, p there tThe time scales for ferent thebe parameters as Fig. melting in circles would initiated viaregion a in sequence of liquid temperatures the cooling down for Indifferent every vortex has asame pinning site where it can ver a^this bistable configukagomé periodic array of pinning sites.In the interstitial @see Fig. 9~b!# Tprocess Nfirst 2N Dr linear with he & are i ,T,T p the Fig. 15~d! we a triangular peak of the structure vplot p t below T . 2 i the interstitial region @see Fig. ,T,T the N v 2N p ck-slip discrete motions ‘‘small ormove ‘‘closed Wethe observe that foristhe T.T Dr are linear with &loops’’ pfirst MF. Inis^this vortex hasbe a and pinning it can rapped. In Fig. 5~a! at acase, high temperature me ground state The melting inevery circles would initiated via awhere sequence pin the interstitial vortices freely finally they atof T i 9~b!#InT ments are independent ofsystem factor. Itsite has a freeze similar behavior asi Fig. in the MF, with a 15 15~d! we plot peak of the s interstitial vortices move freely and finally they at Tai triangular formed of concentric 1D Frenkel-Kontorova-type while for T,T the displacements are independent of trapped. Inas Fig. 5~a! the system is at aloops’’ Tings’’ , and the vortex system behaves a liquid only triangle can have two stick-slip discrete motions in is‘‘small or ‘‘closed plengths @Fig. 9~c!#. The ground state shown inhigh Fig. 9~d!. The vor- factor. It has a freeze he a be p characteristic maximum attemperature T50. similar behavior as in the first MF @Fig. 9~c!#. ground state in Fig. 9~d!. The vorcles. Here the elementary excitations would be ‘‘string and lower than the square the lengths aa honeycomb T.T ,structure and the system behaves asThe a liquid only vortex triangles move htly perturbed by the pinning structure. Atatvortex T.T @Fig. strings’’ formed of concentric 1D Frenkel-Kontorova-type tex T50 lattice, with some de-is shown ar diffusion coefficient D of pcharacteristic p is maximum at T50. tex structure T50 is@Fig. astudhoneycomb lattice, with some deonvortices ‘‘closed-loop .all We also obtained theis linear coefficient DT excitations slightly perturbed by the pinning structure. Atat T.T #e’’ become indiffusion the pinning sites. At d, and only at T5T like.’’ circles. Here elementary would beB. fects, and it the has two possible ground states, which were phe diffusion coefficient p‘‘string k trapped Kagoméground pinning potential fects, and it has two possible states, which were studsenter T and found that for T,T the diffusion coefficient is 5~b!# become trapped pinningshow sites.that At Tthis the the solid the@see system is phase. in of a solid The pinned vortices arework inthetheauthors invortices Ref. 17. In like.’’ that like’’ on ‘‘closed-loop p iedall inset Fig. phase. pow B. that Kagomé ied in Ref. 17. In that work the authors this pinning potential Finally, we study the third MF with ashow kagomé pinning ,iangular and at T5T it starts to grow @see the inset of Fig. ating but lattice. they not goMATCHING out of their pinning sites. This The ,Tstructure system is in a for solid phase. The because pinned vortices are is disappears weak pinning the ordering pdo p the VII. THIRD FIELD 2 2D Phasenübergang wenn sich sieben Vortices rings um ein Haftzentrum herum befinden. Sind es nur sechs Vortices, wie bei einer idealen kommensurablen Dichteanpassung (m = 3), so wirken die umgebenden Vortices (sowohl die auf den Haftzentren und besonders auch die in den Zwischenräumen) stabilisierend. Ist dagegen ein zusätzlicher Vortex vorhanden, findet eine ringförmige Anregung bei vergleichsweise geringen Temperaturen statt, ähnlich zur pulsartigen Diffusion bei schlecht angepassten Dichteverhältnissen (Abbildung 2.5(b)). Abbildung 2.8: Die Positionen der Vortices (schwarze Punkte) und der Haftstellen (offene Kreise) für ein System mit dreiekkigem Pinning-Gitter. Hier können manche Vortices eine kollektive kreisförmige Bewegung um ein Haftzentrum ausführen. Diese kollektive Anregung tritt auf, wenn sich sieben Vortices rings um einen gepinnten Vortex befinden. Numerische Simulation von Reichhardt et al.[Rei01b]. 2.3.2 Simulationen mit mehreren Partikeln pro Haftzentrum Die folgenden Simulationen wurden von Reichhardt et al.[Rei02b] für ein System dielektrischer Kolloidpartikel durchgeführt. Dabei wurde die räumliche Ausdehnung der Potentialminima des Substratpotential groß genug gewählt, so daß sich mehrere Partikel in einem Potentialtopf aufhalten können. Auch sind die einzelnen Minima so nahe beieinander, daß nicht nur die Partikel in einem Minimum wechselwirken, sondern auch Partikel benachbarter Minima. Entsprechend der dielektrischen Partikel findet als Paarwechselwirkung ein abgeschirmtes Coulombpotential Verwendung (DLVO-Potential vgl. auch Abschnitt 3.2.3). Q2 · e−κ | ri −r j | V (ri j ) = ri − r j (2.4) Dabei ist Q die Ladung der Partikel, und ein exponentieller Faktor beschreibt die Abschirmung des Potentials durch Ionen in der Lösung. κ ist ein Maß für den Ionengehalt des Wassers, 1/κ bezeichnet als Abschirmlänge eine charakteristische Längenskala des Systems. In den Simulationen wurde die Abschirmlänge dem halben Abstand benachbarter Haftstellen gleichgesetzt, die Ladung Q wurde auf eins normiert. Reichhardt et al.setzen für die Kraft des Substratpotentials fs = A sin(2π P3x/a0 )x+A sin(2π y/a0 ) y für die quadratische Symmetrie und für eine Dreiecks-Symmetrie: fs = i=1 A sin(2π pi /a0 )[cos(θi )x−sin(θi ) y]. Mit pi = x cos(θi )−y sin(θi ) und θ1 = π6 , θ2 = 3π 6 und θ3 = 5π . Der Abstand zwischen zwei Potentialminima wird mit a0 bezeichnet, und die ortsab6 hängigen Summanden werden noch mit der Amplitude A multipliziert. In Abbildung 2.9 sind die Simulationsergebnisse für die Grundzustände auf quadratischen und dreieckigen Substratsymmetrien abgebildet. Um die Grundzustände zu erhalten, wurde bei den Simulationen sukzessive die Systemtemperatur erniedrigt, d.h. die Fluktuationen wurden verringert, so 16 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential (a) quadratische Symmetrie (b) dreieckige Symmetrie Abbildung 2.9: Grundzustände bei einer Temperatur T = 0 für unterschiedliche Partikeldichten bei quadratischer (a) und dreieckiger (b) Symmetrie. Die vier Teilbilder sind jeweils für Füllfaktoren m = 1, 2, 3, 4 (a,b,c,d). Simulationen von Reichhardt et al.[Rei02b]. daß sich schließlich bei T = 0 das System im Grundzustand befindet. Die dargestellten Partikelanordnungen sind Folge der Minimierung der Coulombenergie zwischen den Partikeln und der Wechselwirkungsenergie der Partikel mit dem Substratpotential. Befinden sich mehrere Partikel in einem Potentialtopf, haben diese Di-, Tri- und Quadrumere (b,c,d) einen Rotationsfreiheitsgrad. Im Grundzustand sind die n-mere aber ausgerichtet, so daß die Partikelabstände maximal und damit die Coulombenergie minimal ist. (a) (b) (c) Abbildung 2.10: Unterschiedliche Phasen von Dimeren auf einem Substratpotential mit quadratischer Symmetrie. Die Partikel sind als schwarze Punkte dargestellt, Trajektorien der Partikel als schwarze Linien. Variiert wurde bei den Simulationen die Temperatur: T(a) < T(b) < T(c) . Es ist deutlich zu sehen, daß in (b) die Partikel zwar noch an ihr jeweiliges Haftzentrum gebunden sind, die Orientierungsordnung jedoch zerstört ist, da eine Rotation um die Haftzentren möglich ist. Ein Phasendiagramm dieses Systems ist in Abbildung 2.11 zu sehen. Aus [Rei02b] In Abbildung 2.10 sind Simulationen zu einem System von Dimeren auf einem Quadratgitter zu sehen. Exemplarische Partikelpositionen sind als schwarze Punkte dargestellt, Trajektorien über eine gewisse Anzahl von Simulationsschritten (was einer bestimmten Zeit entspricht) sind als schwarze 17 2 2D Phasenübergang Linien abgebildet. Die drei Abbildungen wurden für unterschiedliche Temperaturen berechnet, es gilt T(a) < T(b) < T(c) . In (a) sind die Bewegungen eingefroren, es gibt praktisch keine thermischen Anregungen. Die Partikeltrajektorien sind auf jeweils einen Punkt reduziert. In (b) ist die thermische Energie deutlich größer als die abstoßende Wechselwirkung von Partikeln in benachbarten Substratminima. Die thermische Energie reicht zwar nicht aus, daß die Partikel das jeweilige Haftzentrum verlassen können, aber die Rotation der Dimere um das Haftzentrum zerstört die Orientierungskorrelation im Kristall. In (c) ist die Energie der Partikel noch größer, so daß die Potentialbarriere die Partikel nicht mehr hindert, den Potentialtopf zu verlassen. Dennoch befinden sich im Mittel zwei Partikel in einem Substratminimum. Den Partikeln steht nicht der gesamte Raum des Systems zur Verfügung. Das Substratpotential ist dergestalt, daß es lokale Bereiche besonders hoher Energie gibt (“Eierkarton”). Da die thermische Energie der Partikel nicht ausreicht, an allen Stellen des Substrats gleichmässig (zeitlich und räumlich) Partikel anzutreffen, d.h. die Aufenthaltswahrscheinlichkeit nicht homogen ist, spricht man von einer modulated liquid. Abbildung 2.11: Phasendiagramm eines Sytems auf einem quadratischen Gitter mit dem Besetzungsgrad m = 2 (Dimere) in Abhängigkeit der Substratstärke A (in willkürlichen Einheiten) und der Temperatur T (normiert auf die Schmelztemperatur Tm0 des ungestörten Systems). Aus [Rei02b]. Aus den Simulationsdaten ist es möglich, ein Phasendiagramm zu erstellen. In Abbildung 2.11 ist das Phasenverhalten des Systems dargestellt in Abhängigkeit der Potentialstärke A und einer normierten Temperatur T /Tm0 . Experimentelle Untersuchungen zu diesen Systemen sind ausführlich in [Ble04, Bru03] und teilweise auch in [Bru02] dargestellt. Ihre Ergebnisse stehen in guter Übereinstimmung mit den Simulationen. In der Literatur sind auch Simulationen für Füllfaktoren m < 1 zu finden ([Rei01a],). 2.3.3 Analytische Vorhersagen für Dimere auf einem quadratischen Substratpotential In einer kürzlich erschienenen Arbeit berechnen Agra et al.[Agr04] analytisch ein System kolloidaler Dimere, die von einem rechtwinkligen Gitter von Haftstellen als Substratpotential festgehalten werden. Die Potentialtöpfe sind dabei so tief, daß die Kolloidpartikel diese nicht verlassen. Die Berechnungen wurden für dielektrische Partikel durchgeführt, die sich aufgrund ihrer abgeschirmten 18 2.3 Systeme mit 2D Substratpotential Abbildung 2.12: Konfiguration kolloidaler Dimere im Grundzustand auf einem rechtwinkligen Gitter für unterschiedliche Aspektverhältnisse des Gitters. (a) Situation des quadratischen Gitters wie auch von Reichhardt in Simulationen beobachtet [Rei02b], Abbildungen 2.9(a) und 2.10. Aspektverhältnis α = 1; in (b) Rechtecksgitter mit α = 0.90 und (c) α = 0.85 ist der Übergang von der “antiferromagnetischen” zur “ferromagnetischen” Phase zu sehen ; (d) α = 0.7. Aus [Agr04]. Coulombwechselwirkung abstoßen Die Form der Haftstellen ist so gewählt, daß zwischen den Partikeln in einem Potentialtopf immer ein fester Abstand herrscht. Die kolloidalen Moleküle können nur auf ihren Positionen rotieren und beeinflussen sich gegenseitig in Abhängigkeit ihrer angularen Stellung. In Analogie zu einem magnetischen Spinsystem können sich unterschiedliche Anordnungen von Dimerstellungen als stabil erweisen. Abbildung 2.13: Definition der Bezeichnungen zur Berechnung der DimerWechselwirkung. Die schwarzen Punkte bezeichnen die Partikel. Aus [Agr04]. Agra et al.variieren das Aspektverhältnis α des quadratischen Gitters und beschreiben einen Phasenübergang von einem antiferromagnetisch-artigen (AF) Grundzustand (vgl. Abbildung 2.12a) zu einem Grundzustand, der vergleichbar zur ferromagnetischen (FM) Phase ist (Abbildung 2.12d). Ausgehend von einem abgeschirmten Coulomb Potential 8(r ) ∝ exp(−κr )/r (vgl auch Abschnitt 3.2.3), bei dem für die folgende Diskussion nur die Abstandsabhängigkeit von Bedeutung ist, wird das Phasenverhalten von Dimeren mit dem Abstand r und einer Debye Abschirmlänge κ untersucht. Zwar erscheint im Vakuum oder in einem gleichmäßigen dielektrischen Medium das elektrostatische Potential 8 eines Dimers in großer Entfernung isotrop. Dies ist jedoch für ein elektrolytisches Lösungsmittel nicht der Fall. Durch Summation der abgeschirmten Verteilung der Partikel i und j ergibt sich in erster Ordnung für den Ausdruck für große Abstände nach [Agr04]: e−κr (2.5) r Die Bezeichnungen der Winkel und Partikel ist in Abbildung 2.13 zu sehen. Der wesentliche Punkt dieser Proportionalität ist, daß die radiale und die angulare Abhängigkeit des Wechselwirkungspotentials faktorisieren, was zur Folge hat, daß die Anisotropie eines Dimers für alle Abstände zu spüren ist. 8i j (r, θi j , θ ji ) ∝ cosh[κd cos(θi j )] cosh[κd cos(θ ji )] Das Minimum der gesamten elektrostatischen Energie E kennzeichnet den Grundzustand des Systems. E ist die Summe aller paarweise mit dem Potential aus Gleichung 2.5 wechselwirkenden 19 2 2D Phasenübergang Abbildung 2.14: Phasendiagramm für Dimere auf einem rechtwinkligen Substratpotential als Funktion des Aspektverhältnisses α. Für α < α ∗ befindet sich das System im “ferromagnetischen” (FM) Zustand, für α > α ∗∗ dagegen im “antiferromagnetischen” (AF). In diesem Beispiel wird die Stärke des Substratpotentials V0 nicht verändert. Die inverse DebyeAbschirmlänge κ, die ein Maß für die Reichweite der Partikel-Partikel Wechselwirkung ist, wird hier noch mit der Periodizität l des Substratpotentials normiert. Für κl = 6 (gestrichelte horizontale Linie)ist im Inset gezeigt, wie sich aus der FM Phase die AF Phase als Funktion von α entwickelt. Kreuz, Dreieck und Quadrat entsprechen den Situationen in Abbildung 2.12(d) α = 0.7, (c) α = 0.85 und (b) α = 0.90. Aus [Agr04]. Dipole: E= X cosh[κd cos(θi j )] cosh[κd cos(θ ji )] (2.6) hi, ji Die spitzen Klammern bezeichnen dabei die nächsten Nachbarn. Für ein Paar ist die Abstoßung minimal, wenn θi j = θ ji = π/2 gilt (parallele Dimere, die senkrecht auf dem Verbindungsvektor stehen – vgl. Abbildung 2.13). Diese Anordnung ist jedoch nicht raumfüllend und führt zudem noch zu einem frustrierten System in Analogie zu Spin-Systemen. Die cosh Funktion wird durch eine Parabel genähert und die Winkel so transformiert, daß θi jeweils den Winkel zwischen Dimerachse und einer der Gitterachsen beschreibt. Damit ergibt sich für die Energie: E = const + (κd)4 X (cos θi )2 (cos θ j )2 (2.7) hi, ji Agra et al.[Agr04] erhalten daraus eine Gleichung mit der Form einer antiferromagnetischen Isingartigen Hamilton Funktion durch Ersetzen der Variablen σi = cos 2θi . (−1 ≤ σi ≤ 1): E = const + (κd)4 X σi σ j (2.8) hi, ji Durch die Transformation der Winkel zu “Spin”-Variablen verschwindet die Frustration und der Grundzustand des Systems besteht einfach aus σi = ±1 mit abwechselndem Vorzeichen bei benachbarten Partikeln. Dies entsprich θi = 0 oder π/2 und steht damit in Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus Simulationen [Rei02b] (Abschnitt 2.3.1). Im Phasendiagramm (Abbildung 2.14) ist der Übergang von der FM Phase (α < α ∗ ) zur AF Phase (α > α ∗∗ ) als Funktion des Aspektverhältnisses αzu sehen. Als Ordinate ist die normierte Reichweite der Partikelwechselwirkung aufgetragen, die sich aus der inversen Debye-Abschirmlänge κ und der Gitterkonstanten des Substratpotentials l zusammensetzt. Entlang einer gestrichelten Linie für κl = 6 ist im kleinen Bild zu sehen, wie sich der Winkel θ von der FM (θ = 0) zur AF (θ = π/2) Phase in Abhängigkeit von α entwickelt. 20 2.4 Eingeschränkte Geometrie 2.4 Eingeschränkte Geometrie 2D Systeme können nicht nur unter dem Einfluß eines Substratpotentials stehen, wie oben diskutiert wurde (Abschnitt 2.2), eine ganz andere Klasse von Randbedingungen stellen Berandungen dar. Handelt es sich nicht mehr um (quasi-)unendlich ausgedehnte Systeme, spielt die Form der Berandung eine wichtige Rolle im statischen und dynamischen Verhalten des Systems. Die Wahl der Berandung bietet die Möglichkeit, dem Kolloidsystem sehr starke Randbedingungen aufzuprägen. In den Arbeiten von R. Bubeck [Bub02a, Bub02b, Bub99] wurden Aspekte eines zweidimensionalen monodispersen Kolloidsystems in kreisförmigen Berandungen eingehend untersucht und ausführlich charakterisiert (Abschnitt 2.4.1). Im Rahmen dieser Arbeit (Abschnitt 5.4) wurde durch zusätzliche kleine Partikel in diesem System die Art der Wechselwirkung der großen Partikel verändert. Wiederum ist ein zweistufiger Schmelzprozeß beobachtbar, diesmal mit den kleineren Partikeln als Flüssigkeit in einer Matrix der größeren Partikel. Das dynamische Verhalten des Systems weist typische Eigenschaften glasartiger Systeme auf. 2.4.1 Kreisförmige Systeme Die Untersuchung lateral eingeschränkter zweidimensionaler Systeme mit wenigen Partikeln ist in den letzten Jahren beachtlich vorangekommen. Typische Beispiele für Cluster in dreidimensionalen und auch zweidimensionalen Systemen sind Ionen in hochfrequenten Teilchenfallen (Paulfallen) [Bir92], Elektronen auf einer flüssigen Helium Oberfläche [Lei92] oder Elektronen auf einer Quanten-Dot Struktur [Ree89]. Die dynamischen und strukturellen Eigenschaften von Systemen mit wenigen Teilchen sind auch für theoretische Untersuchungen von Interesse. Verschiedene Autoren untersuchen lateral eingeschränkte zweidimensionale Systeme mit einer endlichen Anzahl von Ionen oder Elektronen mittels Monte Carlo- [Loz90, Loz92, Pee95, Bed94, Sch95] und Molekulardynamik-Simulationen [Dro03]. Ist die Partikelzahl klein, kristallisiert das System nicht in einem Dreiecksgitter, wie es von ausgedehnten Systemen bekannt ist (Wigner Kristall, Abschnitt 2.1), vielmehr bestimmt die Form der Berandung die Struktur der Kolloid-Cluster [Bub98]. In kreisförmigen Hohlräumen z.B. bilden die Partikel eine konzentrische Schalenstruktur [Bed94, Sch95, Loz97]. Das Schmelzverhalten eines Systems mit wenigen Partikeln wurde experimentell ausführlich von R. Bubeck untersucht, der einen überraschenden Reentrance-Phasenübergang beobachtete [Bub98, Bub01]. Experimentell wurde für große Partikelwechselwirkungen (was einer kleinen effektiven Temperatur entspricht) beobachtet, daß sich die Partikel in einer schalenartigen Struktur mit hoher radialer und angularer Ordnung befinden (Abbildung 2.15(a)). Durch Verringern der Partikelwechselwirkung beginnen zuerst die Schalen gegeneinander zu rotieren, wobei die Orientierungsordnung zwischen den entsprechenden Schalen verloren geht (2.15(b)). Wird die Partikelwechselwirkung weiter verkleinert, können die Schalen nicht mehr gegen einander rotieren und die Orientierungsordnung steigt wieder an (Abbildung 2.15(c)). Erst bei noch deutlich kleineren Partikelwechselwirkungen geht die Schalenstruktur des Systems verloren und die Partikel bilden eine kolloidale Flüssigkeit (Abbildung 2.15(d)). Dieser Phasenübergang wurde in Browninan Dynamics (BD) Simulationen von Schweigert et al. [Sch00] beobachtet, die ein nicht monotones Verhalten der angularen Diffusion als Funktion der effektiven Temperatur Teff nachweisen. Da die Abnahme der angularen Bewegung bei hohem Teff 21 2 2D Phasenübergang (a) 0 = 68.7 (b) 0 = 15.7 Abbildung 2.15: Partikeltrajektorien als Funktion des Plasmaparameters 0. Die Meßzeit beträgt jeweils 30 Min. Aus [Bub02a] (c) 0 = 10 (d) 0 = 4.6 mit der Zunahme der radialen Fluktuationen der Partikel einhergeht, lag der Schluß nahe, daß das beobachtete Reentrance Verhalten durch radiale Fluktuationen verursacht wird, die die Kopplung benachbarter Schalen verstärken und so die Rotation der Schalen gegeneinander verringern. Diese Erklärung des anomalen Schmelzverhaltens wurde kontrovers diskutiert, Rinn et al.[Rin01] konnten in Simulationen keine stabilisierenden Auswirkungen der radialen Fluktuationen feststellen. Bubeck et al.[Bub02b] war es jedoch möglich, experimentell die radialen Fluktuationen zu verkleinern, und damit die wichtige Rolle der Fluktuationen auf die Stabilität des Systems nazuchweisen. Die überwiegende Mehrzahl der numerischen und experimentellen Untersuchungen bezüglich finite size Systemen wurde für monodisperse Partikel und Partikelwechselwirkungen durchgeführt. Über bi- und polydisperse Systeme ist dagegen nur wenig bekannt.5 Es ist zu erwarten, daß durch zusätzliche Effekte aufgrund der unterschiedlichen Größe der Partikel das Phasenverhalten eines derartigen Systems komplizierter wird. 5 In einem kürzlich erschienen Artikel von K. Nelissen et al. wurde der Einfluß von einer und zwei Störstellen auf ein kreisförmiges System mit wenigen Partikeln numerisch untersucht [Nel04]. Nelissen betrachtet dabei Partikel als Störstellen, die im Vergleich zu den übrigen Partikeln eine stärkere repulsive Partikelwechselwirkung aufweisen. 22 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen Im vorigen Kapitel wurden Aspekte der Kristallisation zweidimensionaler Systeme auf homogenen sowie auf strukturierten Substraten gezeigt, spezielle Eigenschaften kolloidaler Systeme wurden dabei nur am Rande berührt. Prinzipiell lassen sich diese Mechanismen auf andere 2D Systeme relativ einfach übertragen, qualitative Eigenschaften sind sogar universell in dem Sinn, daß sie nicht von der konkreten Form der Wechselwirkungen abhängen. Kolloidale Systeme haben jedoch nicht nur als Modellsysteme Bedeutung. Vielmehr gibt es in weiten Bereichen Systeme, deren Eigenschaften empfindlich von einer Vielzahl von kolloidalen Wechselwirkungen abhängen. 3.1 Kolloide Der Begriff des Kolloids stammt vom griechischen Wort für Leim (κoλλα) ab. Damit wurden ursprünglich Stoffe bezeichnet, die sich einerseits filtrieren lassen wie Flüssigkeiten, andererseits aber eine sehr kleine Selbstdiffusion aufweisen. Heute ist bekannt, daß diese Stoffe keine homogenen Substanzen sind, sondern eine Dispersion darstellen. Allgemein versteht man heute unter einem Kolloid ein System von Teilchen im Größenbereich von einigen Nanometern bis hin zu mehreren Mikrometern in einem umgebenden Lösungsmittel. Die Einschränkung des Größenbereichs ist nötig, um folgende beide Bedingungen zu erfüllen: Einerseits sollen die Kolloidpartikel groß gegen die Lösungsmittelmoleküle sein, so daß die innere Struktur des Lösungsmittels keinen Einfluß auf die Struktur des Kolloidsystems hat. Die obere Grenze der Partikelgröße ergibt sich aus der Forderung, daß die Teilchen durch die Brownsche Molekularbewegung in der Schwebe gehalten werden (oder in der Realität zumindest nur sehr langsam absedimentieren). Vielfältige Systeme fallen unter diese Definition eines Kolloids, da nur eine Längenskala des Partikeldurchmessers und damit die Größe der thermischen Fluktuationen der Partikel Einfluß hat. Von nur geringer Bedeutung ist z.B. der Aggregatzustand von Partikel und Lösungsmittel. Es existieren unterschiedliche Kombinationen, wie flüssig in flüssig (Emulsion), fest in flüssig (Sole) oder flüssig und fest in gasförmig (Aerosol). Kolloide sind also keine besonderen Stoffe, sondern Stoffe in einem besonderen Zustand [Bre93]. 3.1.1 Stabilisierung kolloidaler Suspensionen Ein beträchtlicher Anteil der Eigenschaften kolloidaler Systeme werden durch die innere Grenzfläche bestimmt. Durch kleine Partikelabmessungen ist das Verhältnis von Grenzfläche zu Volumen extrem groß, so daß Wechselwirkungen, die auf Volumeneigenschaften der Partikel beruhen, gegenüber Oberflächen-Wechselwirkungen vernachlässigbar sind. In vielen Fällen müssen kolloidale Systeme stabilisiert werden, da eine Verringerung der inneren Oberfläche einen Energiegewinn bewirkt und somit das System zur Koagulation neigt. Die Koagulation wird durch van-der-Waals-Kräfte 23 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen verursacht (Abschnitt 3.2.1). Sind die Partikelabstände erstmal so klein, dass kurzreichweitige vander-Waals-Kräfte einen merklichen Beitrag zur Partikelwechselwirkung leisten, ist eine Trennung der Partikel praktisch nicht mehr möglich. + + + + − − − + + + + −− − + − − + + − + − + + + − − − − + − + + −− − − + −− − − + − + − −−− + − − + + + − + + + + − + + − + −− + + + + − − − − − − −− + + −− + + + − + + + − − + + − − + +− + + + + − − − − − − − + − − + + − − + − + − −−− + − + − + + − + + − − + − − + − + − + + + − −−− + + + + + (a) Ladungsstabilisierung (b) sterische Stabilisierung Abbildung 3.1: Einfache Modellvorstellung zur Stabilisierung von Kolloidsystemen. Eine Stabilisierung ist notwendig, da sich die Partikel bei kleinen Abständen mittels der van-der-Waals Wechselwirkung gegenseitig anziehen und somit große Koagulate entstehen. Die Stabilisierung soll einen Mindestabstand der Partikel garantieren, ein Zusammenklumpen aufgrund der extrem kurzreichweitigen van-der-Waals Kräfte zu verhindern. Um diese Koagulation der Kolloidpartikel zu vermeiden, sind zwei Methoden zur Stabilisierung gebräuchlich. Bei der Ladungsstabilisierung (Abbildung 3.1(a)) sitzen auf der Oberfläche der Partikel chemische Gruppen, von denen in wässriger Lösung Protonen abdisoziieren und damit die Partikel negativ aufladen. Zwischen negativ geladenen Partikeln ist die Coulomb Wechselwirkung repulsiv (Abschnitt 3.2.3). Ist die Coulomb Abstoßung groß genug (mehrere kB T ), so können die Partikel die Barriere nicht überwinden und sich so nahe kommen, daß die attraktive van-der-Waals Wechselwirkung Bedeutung gewinnt. Die Reichweite der Coulomb Wechselwirkung ist abhängig von der Ionenkonzentration in der Lösung, da die (Gegen-)Ionen mit ihrer positiven Ladung zu den negativ geladenen Partikeln hingezogen werden und damit die Wechselwirkung zwischen zwei Partikeln abschirmen. In vielen experimentellen Systemen bestimmt die abgeschirmte Coulomb Wechselwirkung wesentlich die Eigenschaften des Kolloids. Eine andere Möglichkeit, eine Koagulation der Kolloidpartikel zu verhindern, ist die sterische Stabilisierung (Abbildung 3.1(b)). Auf der Oberfläche der Partikel sind lange Polymermoleküle (Polymerketten) chemisch gebunden oder physisorbiert. Wird der Abstand zweier Kolloidpartikel kleiner als die doppelte Länge der Polymerketten, werden die Partikel aufgrund der entropischen Wechselwirkung abgestoßen. Überlappen sich die Bereiche der Polymerketten, steht jedem der Polymermoleküle weniger Raum zur Verfügung, was deren Entropie verringert. Daraus resultiert eine entropische Kraft. 3.2 Partikelwechselwirkung Eine Anzahl unterschiedlicher Wechselwirkungen bestimmen die physikalischen Eigenschaften kolloidaler Suspensionen. Einerseits können die Suspensionen sich in äußeren Potentialen befinden 24 3.2 Partikelwechselwirkung (Abschnitt 3.3), andererseits beeinflussen sich die Partikel gegenseitig. Einige dieser Partikelwechselwirkungen können durch geschickte Wahl der Systemparameter so eingestellt werden, daß sie unter Umständen das System dominieren oder aber nicht von Bedeutung sind. Jedoch treten in praktisch allen kolloidalen Suspensionen die kurzreichweitige attraktive van-der-Waals Kraft sowie eine extrem kurzreichweitige repulsive Kraft auf, da sich zwei Partikel nicht am selben Ort befinden können. Häufig sind die Partikel nicht elektrisch neutral, so daß eine Coulomb Wechselwirkung zwischen den Partikeln besteht, die nicht unwesentlich durch das Lösungsmittel beeinflußt wird. Das umgebende Lösungsmittel ist auch für die sogenannte hydrodynamische Wechselwirkung verantwortlich, die jedoch streng genommen keine Partikelwechselwirkung darstellt, sondern Ausdruck eines dynamischen Effekts ist. In dieser Arbeit kommen Partikel mit einer großen magnetischen Suszeptibilität zum Einsatz, denen durch ein externes Magnetfeld eine zusätzliche magnetische DipolDipol Wechselwirkung induziert werden kann. 3.2.1 Van-der-Waals Wechselwirkung Van-der-Waals Kräfte entstehen durch einen gegenseitigen Einfluß der Elektronenhüllen benachbarter Atome. Durch Fluktuationen der Elektronenhülle entsteht kurzzeitig ein elektrisches Dipolmoment eines ansonsten elektrisch neutralen Atoms. Dieses Dipolmoment polarisiert die Elektronenhülle benachbarter Atome und induziert damit dort ebenfalls Dipole. Daraus resultiert eine attraktive Wechselwirkung, die nach London ∝ r −6 ist. Für große Abstände kann nicht mehr davon ausgegangen werden, daß die Polarisierung instantan vonstatten geht, es sind vielmehr Retardierungseffekte zu berücksichtigen. Dadurch wird die Abstandsabhängigkeit zu ∝ r −7 modifiziert. Zur Bestimmung der Wechselwirkungsenergie zwischen zwei Kolloidpartikeln müssen die Beiträge aller Atome untereinander aufsummiert werden. Ist der Abstand z zweier Kugeln viel kleiner als ihr Durchmesser, so gilt a1 a2 H · (3.1) VvdW (z) = 6z a1 + a2 mit den Kugelradien a1 und a2 und der Hamakerkonstanten H . In H gehen die unterschiedlichen Dielektrizitätskonstanten L und P des Lösungsmittels und der Partikel sowie deren Dichten ein. Sind die Dielektrizitätskonstanten von Partikel und Lösungsmittel gleich (= gematched), so verschwindet die van-der-Waalswechselwirkung oder wird zumindest sehr klein. Ist der Abstand zweier Partikel so klein, daß van-der-Waals Kräfte wirken, sind diese Partikel praktisch nicht mehr zu trennen. Daher ist es meist notwendig, das Kolloidsystem, wie oben beschrieben, (Abschnitt 3.1.1) zu stabilisieren, indem ein zusätzliches abstoßendes Potential hinzugenommen wird. 3.2.2 Harte-Kugel Abstoßung Überlappen sich die Elektronenhüllen zweier benachbarter Atome, so entsteht aufgrund der BornAbstoßung eine extrem starke repulsive Kraft. Diese Kraft verhindert, daß sich zwei massive Partikel durchdringen. Diese Abstoßung wird für zwei Partikel mit den Radien a1 und a2 im Abstand d in guter Näherung beschrieben durch: 0 : d > a1 + a2 VHK (d) = (3.2) ∞ : d ≤ a1 + a2 25 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen 3.2.3 Coulomb Wechselwirkung Durch den Herstellungsprozeß bedingt, besitzen Kolloidpartikel meist Oberflächengruppen wie Sulfatoder Carboxylgruppen, die in wässriger Lösung dissoziieren und dadurch die Partikel laden. Die auf der Ladung der Partikel beruhende Coulombabstoßung hat häufig die wichtige Funktion, die Kolloidsuspension zu stabilisieren (vgl. Abschnitt 3.1.1). Auch hängen die wichtigen funktionellen Eigenschaften des Kolloidsystems stark von der Beschaffenheit der inneren Oberfläche ab, so daß bei der Herstellung der Partikel der Oberfläche besondere Beachtung geschenkt wird. Dissoziieren die Oberflächengruppen in wässriger Lösung Protonen, bildet sich um die Partikel eine Gegenionenwolke, die die elektrostatische Wechselwirkung des Partikels teilweise abschirmt. Die Wechselwirkung zwischen den Partikeln hat daher die Form eines Yukawa-Potentials V (r ) ∝ exp(−κr )/r . Mit der Verteilung der Gegenionen und der Anzahl der Ladungen auf der Oberfläche der Partikel ist die Berechnung der Abschirmlänge möglich. Es stellt sich ein Dissoziationsgleichgewicht ein, so daß der pH -Wert an der Oberfläche dem pK -Wert der Oberflächengruppen entspricht (z.B. pK (−SO4 H) = 1.7). Somit dissoziiert nicht von jeder Oberflächengruppe ein Proton ab, die Oberflächenladung ist also kleiner als die Anzahl der Oberflächengruppen. Auf jedes kleine Ion wirkt die Anziehung durch das große Ion (Partikel) als auch die Abstoßung der anderen kleinen Ionen. Das Konzentrationsprofil der kleinen Ionen wird durch die Poisson-Boltzmann-Gleichung beschrieben: q8 0 18 = qρ0 exp − (3.3) kB T Dabei ist die Dielektrizitätskonstante des Lösungsmittels, 0 die des Vakuums, q ist die Ladung der kleinen Ionen, ρ0 ihre Dichte, 8 das Wechselwirkungspotential und kB T die thermische Energie. Im allgemeinen ist eine analytische Lösung dieser Gleichung mit dem Dissoziationsgleichgewicht als Randbedingung nicht möglich. Als Ausweg bietet sich eine selbstkonsistente numerische Berechnung der Ladungsverteilung an. Zur Beschreibung der Coulombwechselwirkung zwischen den Kolloidpartikeln muß jedoch die Verteilung der Ionen bekannt sein, da sie die Coulombwechselwirkung abschirmt. Im allgemeinen wird vorausgesetzt, daß die Energie eines Partikels im Potential 8 klein ist und die Exponentialfunktion linearisiert werden kann (Debye-Hückel-Näherung). Daraus folgt das DLVO-Potential (Derjaguin,Landau,Vervey,Overbeck) [Isr97]. VDLVO (r ) = eκa e−κr (Z e)2 · · 4π 0 1 + κa r , (3.4) in der Z die Anzahl der Oberflächenladungen, e die Elementarladung und und 0 die Dielektrizitätskonstanten des Lösungsmittels und des Vakuums sind. a bezeichnet den Partikelradius, und κ ist die inverse Debye-Hückel-Abschirmlänge s κ= e2 (2ρ S + ρ Z ) , 0 kB T (3.5) wobei ρ S die Anzahldichte der Fremdionen ist und ρ die Dichte der Kolloidpartikel. Als Voraussetzung geht in diese Formel noch ein, daß nur einwertige Ionen in der Lösung vorkommen. Der zweite Bruch in Gleichung (3.4) ist ein Korrekturterm, der die endliche Ausdehnung der Partikel berücksichtigt. 26 3.2 Partikelwechselwirkung 3.2.4 Magnetische Wechselwirkung Besitzen die kolloidalen Partikel ein magnetisches Moment, so ist zusätzlich zu den oben beschrieben Wechselwirkungen noch eine magnetische Wechselwirkung zwischen den Partikeln zu berücksichtigen. Im einfachsten Fall haben die Partikel Kugelform und sind relativ zu ihrem Durchmesser weit voneinander entfernt. Unter diesen Voraussetzungen kann die magnetische Partikelwechselwirkung durch eine einfache Dipol-Dipol-Wechselwirkung beschrieben werden. Sind die Partikelabstände kleiner oder in der Größenordnung ihres Durchmessers oder weicht die Form der Partikel wesentlich von einer Kugel ab, so muß dies durch Terme höherer Ordnung bei einer Multipolentwicklung der magnetischen Wechselwirkung berücksichtigt werden. Die Dipol-Dipol-Wechselwirkung ist im Unterschied zu den oben geschilderten Wechselwirkungen nicht isotrop. Die magnetische Wechselwirkung zwischen zwei Dipolen (M1 und M2 ) ist die magnetische Energie des Dipols M2 im Feld B1 des Dipols M1 (Greiner [Gre78]). Über die Skalarprodukte hängt sie von der Orientierung der Dipole relativ zum Abstandsvektor r ab. V (r) = −M2 B1 = µ0 3(r · M1 )(r · M2 ) − r 2 M1 · M2 4π r5 (3.6) (vgl. Abschnitt 4.1.1). Da die attraktiven Anteile der Wechselwirkung stärker sind als die repulsiven, führt sie im allgemeinen zur Koagulation der Partikel. Für bestimmte Winkel zwischen Dipol und Abstandsvektor gibt es jedoch auch starke repulsive Anteile der Dipol-Wechselwirkung. Im Phasenverhalten magnetischer Kolloidsuspensionen sind daher vielfältige Strukturen zu finden. Z.B. gibt es Ketten von Partikeln oder Bündel von solchen Ketten mit definierten Abständen zwischen den Ketten. [Fur00] In zweidimensionalen Systemen, wie sie in dieser Arbeit untersucht werden, ist es möglich, durch Ausrichtung der Dipolmomente senkrecht zur Ebene des zweidimensionalen Systems rein repulsive magnetische Kräfte zwischen den Partikeln zu induzieren. Eine detaillierte Beschreibung magnetischer Dipol-Kräfte in zweidimensionalen Systemen ist in Abschnitt 4.1.1 zu finden. 3.2.5 Hydrodynamische Wechselwirkung Neben statischen Wechselwirkungen, die nur von den Positionen der Partikel abhängen, gibt es noch die hydrodynamische Wechselwirkung, die durch die Bewegung der Partikel im Lösungsmittel verursacht wird. Die hydrodynamische Wechselwirkung zwischen den Partikeln ist im strengen Sinn keine Partikelwechselwirkung. Vielmehr handelt es sich um einen dynamischen Effekt, der jedoch bedeutende Auswirkungen auf die dynamischen Eigenschaften eines Systems hat. Im thermodynamischen Gleichgewicht, für lange Zeiten1 und kleine thermische Fluktuationen ist der Einfluß der Hydrodynamik jedoch zu vernachlässigen. Jedes Partikel, das sich im Lösungsmittel bewegt, erzeugt ein Flußfeld im Lösungsmittel, das auf alle anderen Partikel wirkt. Dabei sind die Randbedingungen an den begrenzenden Oberflächen und die Bewegungen aller anderen Partikel von Bedeutung. Bei [Cla87] wird der hydrodynamische Einfluß einer Wand auf ein einzelnes Partikel in einer Lösung untersucht. Die hydrodynamische Wechselwirkung wird nur durch die Dynamik des Systems bestimmt und beeinflußt auch ihrerseits nur die 1 lange Zeiten im Vergleich zu typischen Zeitskalen im kolloidalen System, z.B. der Selbstdiffusionszeit von τ = 50 s R vgl. Abschnitt 3.4 27 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen Dynamik. Auf die statische Struktur im Gleichgewicht hat sie keine Auswirkung. Eine detaillierte Untersuchung der sehr komplexen Wirkungsweise der hydrodynamischen Wechselwirkung würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem übersteigen. Eine ausführliche Übersicht ist bei [Näg94] zu finden. Bei Zahn et al. [Zah97b]und Rinn et al. [Rin99] werden gemessene Verteilungsfunktionen mit Computersimulationen verglichen, und es wird gezeigt, daß in diesem speziellen System die hydrodynamische Wechselwirkung die Selbstdiffusion kolloidaler Teilchen für mittlere und lange Zeiten vergrößert. 3.3 Wechselwirkung mit äußeren Feldern Einerseits bestimmen die Wechselwirkungen der Partikel untereinander die Eigenschaften kolloidaler Systeme, andererseits können Einflüsse von externen Feldern gezielt eingesetzt werden, um bestimmte Reaktionen des kolloidalen Systems auszulösen. Die physikalischen Eigenschaften der Kolloidpartikel und des umgebenden Lösungsmittels bestimmen die Wechselwirkung mit externen Feldern. Beispielsweise läßt sich die Gravitation auf der Erde kaum unterdrücken. Zwar können die Dichten von Partikel und Lösungsmittel angepaßt werden, doch bei kleinsten Abweichungen erfahren die Partikel dadurch eine Kraft. Überläßt man eine kolloidale Suspension sich selbst für einige Zeit, so sedimentieren die Partikel ab, wenn die Dichte der Partikel größer als die des Lösungsmittels ist. Die Brownsche Molekularbewegung steht dem entgegen, und es bildet sich in einem Gefäß eine Dichteverteilung der Partikel gemäß der barometrischen Höhenformel aus. In etlichen Anwendungen ist dieses Verhalten kolloidaler Suspensionen unerwünscht. In den Experimenten dieser Arbeit hingegen werden die Partikel nur durch die Gravitation auf eine Oberfläche gepreßt, so daß in einer Ebene ein 2D System entsteht. 3.3.1 Magnetische Partikel im externen Magnetfeld Befinden sich sphärische Partikel aus magnetischem (oder magnetisierbarem) Material in einem homogenen Magnetfeld B, so richten sich die magnetischen Dipole M entlang den Feldlinien des externen Feldes aus. Damit gilt für die Wechselwirkungsenergie V = −M · B. Falls das externe Magnetfeld nicht homogen ist, ist das Wechselwirkungspotential nicht mehr ortsunabhängig und das Partikel erfährt eine Kraft entlang des Magnetfeldgradienten. In den in dieser Arbeit durchgeführten Experimenten befindet sich jeweils ein zweidimensionales System superparamagnetischer Partikel in einem externen Magnetfeld, das senkrecht zu der Ebene des 2D Systems steht. Das externe Feld kann als homogen auf einer Längenskala angenommen werden, die im Vergleich zum untersuchten Ausschnitt des Systems groß ist (vgl. Abbildung 4.6). 3.3.2 Partikel im Lichtfeld Kräfte, die kolloidale Partikel in einem Lichtfeld erfahren, sind für diese Arbeit von zentraler Bedeutung, da die oben schon erwähnten Substratpotentiale (vgl. Abschnitt 2.3.1) in dieser Arbeit experimentell durch Lichtfelder erzeugt werden. Befinden sich kolloidale Partikel in einem Lichtfeld, 28 3.3 Wechselwirkung mit äußeren Feldern sind zwei Anteile der Lichtkraft zu unterscheiden: Einerseits wirkt auf das Partikel eine Gradientenkraft, die senkrecht zum Lichtstrahl in Richtung des Intensitätsmaximums wirkt, und andererseits erfahren die Partikel einen Lichtdruck in Richtung des Lichtstrahls [Ash70, Ash86, Ash92]. In den letzten Jahren werden Lichtkräfte vermehrt verwendet, um mikroskopische Objekte zu manipulieren (optische Pinzette, optical tweezers). Beispielsweise lassen sich bei der Untersuchung biologischer Systeme mit Lichtkräften die elastischen Eigenschaften von Zellen bestimmen [Guc00, Guc01]. Abbildung 3.2: Eine dielektrische Kugel, die sich außerhalb des Zentrums eines Gaußschen Strahls befindet und zwei symmetrische Strahlen a und b. Die Kräfte bezüglich a sind eingezeichnet für den Fall, daß gilt n i > n a mit n i : Brechungsindex der Kugel und n a des Lösungsmittels. Die Kugel erfährt eine Kraft in Richtung +z und −r . Aus [Ash70]. Gelten die Voraussetzungen der geometrischen Optik, d.h. ist das Objekt groß im Vergleich zur Wellenlänge des Lichts, so gibt es eine anschauliche Erklärung für die Lichtkräfte auf sphärische Objekte (Abbildung 3.2). Die auf eine dielektrische Kugel treffenden Strahlen a und b werden an der Kugel teilweise reflektiert und teilweise gebrochen. Dadurch übertragen sie einen Impuls auf das Partikel. Die durch den Impulsübertrag wirkende Kraft treibt das Partikel einerseits entlang des Lichtstrahls und zieht es gleichzeitig in das Intensitätsmaximum. Gradientenkraft Befindet sich ein dielektrisches Partikel in einem äußeren elektrischen Feld E0 , so wird dem Partikel ein Dipolmoment induziert, das durch die Polarisation (Dipoldichte) ausgedrückt wird : P = χ Ei . 1 Dabei ist χ = 4π (i − a ) die dielektrische Suszeptibilität, Ei das reduzierte Gesamtfeld im Partikel und i und a die Dielektrizitätskonstanten von Partikel und umgebendem Lösungsmittel. Durch die Ausrichtung der Dipole entlang des äußeren Feldes ergibt sich eine Energiedichte − 12 P E0 im Inneren des Partikels. Für die Energie des gesamten Partikels (mit Volumen VH ) gilt damit: Z 1 W =− P E0 d V (3.7) 2 VH Darin ist die Gradientenkraft schon enthalten. Die Energie wird minimal, wenn sich das Partikel am Ort der maximalen Feldstärke aufhält (falls i > a gilt). Sind die Dielektrizitätskonstanten gleich, verschwindet die Gradientenkraft. Die Kraft auf das Partikel ist der negative Gradient des Potentials: F = −∇W (3.8) Die Kraft zeigt also in Richtung des Gradienten des Feldes E0 . Löst man das Randwertproblem (Laplace-Gleichung) einer dielektrischen Kugel in einem parallelen externen elektrischen Feld, so 29 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen folgt für das reduzierte Feld im Inneren der Kugel nach [Str41, Jac02] mit dem externen Feld E0 : Ei = 3a E0 i + 2a (3.9) Abbildung 3.3: Dielektrische Kugel im ursprünglich homogenen elektrischen Feld E0 . Oben die Polarisation, unten die Polarisationsladungen mit dem von ihr erzeugten elektrischen Feld, das E0 entgegengerichtet ist. Aus [Jac02]. Das externe Feld E0 polarisiert eine dielektrische Kugel. Dadurch entstehen an der Grenzfläche Polarisationsladungen. Diese Polarisationsladungen erzeugen wiederum ein elektrisches Feld, das E0 entgegengerichtet ist.2 Das induzierte Dipolmoment bewirkt eine Kraft. Einsetzen von (3.9) in (3.7) ergibt : Z 1 1 3a W =− (i − a ) E0 2 d V (3.10) 2 4π i + 2a VK Nach der Integration ergibt sich die Kraft aus dem Gradienten der Energie: n a2 r 3 n 2 − 1 Fgrad = − ∇ E0 2 (3.11) 2 n2 + 2 mit dem Brechungsindex n a des umgebenden Lösungsmittels und n 2 = i /a . Das Partikel ent2 spricht einem parallel zum externen Feld E0 gerichteten Dipol mit der Polarisierbarkeit α = r 3 ( nn 2 −1 ). +2 Damit läßt sich (3.11) schreiben als : n a2 α ∇ E0 2 (3.12) 2 Die Gradientenkraft ist also dem Partikelvolumen, der Polarisierbarkeit und dem Gradienten der Intensität ∇ I0 ∝ ∇ E0 2 des eingestrahlten Lichts proportional. Fgrad = − In den Experimenten dieser Arbeit wurde ein paralleler Laserstrahl durch einen holographischen Strahlteiler in ein Array von Strahlen aufgespalten. Fokussiert wurden diese Strahlen mit einem Mikroskopobjektiv, so daß sich die Brennpunkte der Strahlen in der Ebene des 2D Kolloidsystems befanden. Die genaue Struktur des auf diese Weise erzeugten Substratpotentials hängt empfindlich von der Form des Lichtfeldes ab, auf die in Abschnitt 5.1.1 noch näher eingegangen wird. 2 immer unter der Voraussetzung, daß > gilt. Ist die Dielektrizitätskonstante des Partikels kleiner als die des a i Lösungsmittels, so sind die Ladungen und Felder entsprechend. 30 3.4 Dynamik kolloidaler Suspensionen Lichtdruck Auf Grund des Impulses, der einer elektromagnetischen Welle zugeordnet werden kann, existiert der Lichtdruck auf ein Partikel in einem Lichtstrahl. Sei S der Poyntingvektor und g die effektive Impulsdichte des Laserstrahls, so gilt mit der Lichtgeschwindigkeit c ([Jac02]): g= S = 0 (E × B) c2 (3.13) Die Impulsdichte g des einfallenden Lichts hat die gleiche Richtung wie der Poyntingvektor S. und damit die Richtung des einfallenden Lichts. Wenn das Licht von einem Partikel gestreut wird, kommt ein Impulsübertrag vom Licht an das Partikel zustande [Gor73]. Ist das Partikel in einem homogenen Lichtfeld oder zumindest in einem Lichtfeld, das um das Partikel herum symmetrisch ist, so ist der effektive Impulsübertrag auch in Richtung des einfallenden Laserstrahls. In einer derartigen symmetrischen Anordnung ist der Betrag des übertragenen Impulses gleich dem des gestreuten Lichts. Der Lichtdruck ist damit der übertragene Impuls pro Zeiteinheit und Fläche. Pscat = c|g| = c0 a E 0 B = a Iscat c (3.14) Dabei ist a die Dielektrizitätskonstante des umgebenden Lösungsmittels. Im Fall einer kleinen dielektrischen Kugel mit Radius a in einem oszillierenden elektromagnetischen Feld mit dem Wellenvektor k ist der größte Anteil an gestreutem Licht durch die Dipolstreuung verursacht, die durch die Rayleighstreuung beschrieben wird [Ker69]. 8π 4 6 i − a Iscat = k a I0 (3.15) 3 i + 2a Damit gilt für den Lichtdruck eines Laserstrahls auf ein Kolloidpartikel [Ash86]: 8π 4 6 i − a Pscat = k a a I0 3 i + 2a (3.16) In den Experimenten dieser Arbeit werden die Kolloidpartikel durch die Gravitation auf den Boden der Meßzelle gedrückt und bilden dort ein zweidimensionales System. Zusätzlich zur Gravitation wirkt noch der Lichtdruck des von oben eingestrahlten Laserfeldes. Der Lichtdruck wirkt in Richtung der Gravitationskraft und hat keinen Einfluß auf das laterale Substratpotential, das durch die Gradientenkraft des Laserfeldes verursacht wird. 3.4 Dynamik kolloidaler Suspensionen Eine umfassende Darstellung der Dynamik kolloidaler Systeme würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem übersteigen. Daher sollen nur einige Aspekte, die in folgenden Abschnitten Verwendung finden, erläutert werden. Ausführliche Beschreibungen sind bei [Näg94] und [Kle96] zu finden. Die Liouville-Gleichung3 beschreibt das gesamte dynamische Verhalten der N Kolloidpartikel zusammen mit den Lösungsmittelmolekülen. Mit der in dieser Arbeit verwendeten Videomikroskopie 3 Die Liouville-Gleichung ist eine Gleichung für die Verteilungsfunktion im Phasenraum, der von Koordinaten und Im- pulsen der Partikel und Lösungsmittelmolekülen aufgespannt wird. 31 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen sind nur die Kolloidpartikel zu beobachten, die Eigenschaften der umgebenden Wassermoleküle sind nicht direkt zugänglich. Daher ist es möglich, über deren Koordinaten zu integrieren. Dadurch ergibt sich eine Verteilungsfunktion f (r N , p N , t) der Koordinaten und Impulse im Phasenraum der N Kolloidpartikel, die als Fokker-Planck-Gleichung bekannt ist [Ris84]. Der Vernachlässigung der exakten Bewegungsgleichungen der Lösungsmittelmoleküle wird durch die Einführung hydrodynamischer Kräfte F H Rechnung getragen, die mit Hilfe des Reibungstensors ξi j (r N ) beschrieben werden: N X ξi j (r N )v j (3.17) FiH = − j=1 Für den Spezialfall eines einzelnen kugelförmigen Partikels mit Radius a, das sich mit der Geschwindigkeit v durch eine Flüssigkeit mit der Viskosität η bewegt, läßt sich die Reibungskraft F = ξ0 v mit Hilfe des Stokes-Reibungskoeffizienten ξ0 = 6π ηa (3.18) ausdrücken. Mittels der Einstein-Relation D0 = kB T kB T = ξ0 6π ηa (3.19) für die Diffusionskonstante D0 der freien Diffusion läßt sich die Geschwindigkeit des Partikels ausdrücken durch v = D0 F/kB T [Ein05]. Aus Gleichung 3.19 läßt sich durch Einsetzen der entsprechenden Werte die Selbstdiffusionszeit τ R der Partikel bestimmen, in der ein Partikel die Strecke, die seinem Durchmesser d = 2a entspricht, durch Diffusion zurücklegt. 4 τ R = d 2 /4D0 ≈ 50 s . Im allgemeinen Fall von vielen Partikeln hängt die Geschwindigkeit des i-ten Partikels auch von den Kräften aller anderen Partikel ab, so daß gilt: N 1 X vi = Di j (r N )Fj kB T j=1 (3.20) Der Diffusionstensor Di j hängt demnach sowohl von der Konfiguration aller Partikel als auch von den geometrischen Randbedingungen ab. Die Impulse der Kolloidpartikel relaxieren schneller als die Koordinaten; Kolloidsysteme gelten typischerweise als überdämpft,und der Impuls der Partikel ist keine Erhaltungsgröße. Die Brownsche Relaxationszeit der in dieser Arbeit verwendeten Partikel5 in Wasser beträgt τB = m ≈ 2, 2 · 10−6 s ξ0 (3.21) Diese Größe charakterisiert die Zeitskala, in der die Geschwindigkeit eines Partikels mit der Masse m aufgrund der Reibung in der Flüssigkeit relaxiert. Der Übergang von einer ballistischen Bewegung zu diffusiver Dynamik findet bei den in dieser Arbeit verwendeten Partikeln auf einer Zeitskala von Mikrosekunden statt. Die Aufnahmetechnik der Videomikroskopie erlaubt aber nur eine Zeitauflösung von 20 Millisekunden. Die experimentell zugängliche Zeitskala liegt also einige Größenordnungen über der Relaxationszeit. Somit ist es sinnvoll, über die Impulse zu integrieren und 4 Für die in dieser Arbeit verwendeten Partikel gilt D ≈ 0.099 µm2 /s 0 5 superparamagnetische Polystyrolpartikel mit Durchmesser d = 4.5 µm 32 3.4 Dynamik kolloidaler Suspensionen die Bewegung der Kolloidpartikel durch die zeitliche Entwicklung der Verteilungsfunktion in einem weiter reduzierten Konfigurationsraum zu beschreiben. Dies leistet die Smoluchowski-Gleichung. N X ∂ ∂ ∂ 1 ∂U (r N ) N N P(r , t) = Di j (r ) + P(r N , t) ∂t ∂rj ∂rj kB T ∂ r j i, j=1 (3.22) Dabei ist U (r N ) die gesamte potentielle Energie der Wechselwirkung der Partikel untereinander. Für ein einzelnes Brownsches Teilchen mit der Masse m ist die Bewegungsgleichung durch die Langevin-Gleichung gegeben: m v̇(t) = −ξ0 v(t) + F L (3.23) Stöße der Wassermoleküle, die die Brownsche Bewegung verursachen, werden durch eine “stochastische Zufallskraft” F L in der Gleichung berücksichtigt. Diese Zufallskraft muß folgenden Bedingungen genügen, die aus dem Fluktuations-Dissipations-Theorem folgen [Cal52, Cal51, Uhl30]: hF jL (t)i = 0 hF jL (t)FiL (t 0 )i = 2ξ0 kB T δi j (t − t 0 ) (3.24) (3.25) Das bedeutet, daß der zeitliche Mittelwert der Kraft verschwindet und daß die Fluktuationen auf einer Zeitskala sehr viel kleiner als der Zeitskala der diffusiven Bewegung stattfinden. Berechnet man aus (3.23) in 2D das mittlere Verschiebungsquadrat, so ergibt sich: h1r 2 (τ )i = 4D0 τ − τ B 1 − eτ/τ B (3.26) Für Zeiten τ τ B ist der zweite Term der eckigen Klammer vernachlässigbar und man erhält ganz allgemein den Zusammenhang zwischen Verschiebungsquadrat und Diffusionskonstante D. h1r 2 (τ )i = 2d Dτ (3.27) Dabei wird im Vorfaktor 2d die Anzahl der Dimensionen d des Systems berücksichtigt und der Tatsache Rechnung getragen, daß die Anzahl der Freiheitsgrade der Partikelbewegung von d abhängt. Bisher wurde die Diffusion eines einzelnen Partikels betrachtet. Ist die Dichte der Suspension so gering, daß sich die Partikel nicht beeinflussen, ist diese Annahme gerechtfertigt. Ist die Partikeldichte jedoch größer und die Partikel wechselwirken miteinander, muß zwischen Kurz- und Langzeitdiffusion unterschieden werden. Die Kurzzeitdiffusion findet dabei auf Zeitskalen statt, in denen die Partikel praktisch frei diffundieren. Erst für größere Zeiten wird der Einfluß der Nachbarpartikel dadurch bemerkbar, daß ein Partikel nicht mehr beliebig weit diffundieren kann, sondern durch umgebende Partikel in einem gewissen Bereich gehalten wird. Im Rahmen der Single Exponential Theorie (SEXP) kann eine analytische Näherungslösung für das Kurz- und Langzeitverhalten gegeben werden [Kra91, Kra92, Näg93]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde folgende Näherung zur Bestimmung des Kurzzeit-Diffusionskoeffizienten DsS , des Langzeit-Diffusionskoeffizienten DsL sowie der Übergangszeit τc benutzt: h1r 2 (τ )i = 2d DsL τ + 2dτc (DsS − DsL ) 1 − e−τ/τc (3.28) Wenn die hydrodynamische Wechselwirkung zwischen den Partikeln vernachlässigt wird, ist DsS mit D0 identisch. Für kurze Zeiten τ kann die Exponentialfunktion in erster Näherung durch 1 − τ/τc ersetzt werden, so daß das Verschiebungsquadrat näherungsweise von der Form 2d DsS τ ist. Für 33 3 Eigenschaften kolloidaler Suspensionen große Zeiten konvergiert die Exponentialfunktion gegen eins, so daß der zweite Summand in (3.28) verschwindet. Das Verschiebungsquadrat ist dann wieder eine lineare Funktion von τ , jedoch ist die Steigung 2d DsL im allgemeinen kleiner als die der Kurzzeitdiffusion. Die Gültigkeit der SEXP Theorie wurde mehrfach bestätigt, sowohl durch Simulationen als auch durch experimentelle Daten [Agu01, D’A91]. Speziell für ausgedehnte zweidimensionale Systeme superparamagnetischer Kolloide zeigt sie eine gute Übereinstimmung mit experimentellen Ergebnissen [Zah97a]. 3.4.1 Diffusion vor einer Wand Nun soll kurz der Einfluß einer Wand auf die Diffusion eines Partikels diskutiert werden. In dieser Arbeit werden die zweidimensionalen Systeme durch ein Substrat erzeugt, auf das die Partikel aufgrund der Gewichtskraft absedimentieren. Durch die sterische Stabilisierung (vgl. Abschnitt 3.1.1), die sowohl die Oberfläche der Partikel als auch die Substratoberfläche bedeckt, bilden die Partikel in einem kleinen Abstand (typischerweise einige Nanometer) vor der Substratoberfläche ein 2D System. Die Nähe dieser Wand beeinflußt das dynamische Verhalten des kolloidalen Systems nicht unerheblich. Das Kolloidpartikel bewegt sich aufgrund der Brownschen Bewegung sowohl paralz y a x Fg Abbildung 3.4: Kolloidpartikel mit Radius a vor einer Wand. Die Gravitationskraft Fg wirkt in Richtung Substrat. Substrat lel als auch senkrecht zum Substrat. Die im Folgenden beschriebenen hydrodynamischen Effekte führen dazu, daß diese Bewegung nicht mehr isotrop ist. Dazu soll zunächst der einfachere Fall eines Teilchens im Lösungsmittel ohne zusätzliche Wand betrachtet werden. Hier kann die Bewegung des Partikels durch die Stokes-Einstein-Relation (vgl. Gleichung (3.19)) beschrieben werden. Die Gültigkeit dieser Gleichung beschränkt sich auf ein Partikel mit Radius a in einer unendlich ausgedehnten Flüssigkeit der Viskosität η0 . Als Randbedingung an die Geschwindigkeitsverteilung wird dabei vorausgesetzt, daß das Geschwindigkeitsfeld der Flüssigkeit sowohl im Unendlichen als auch an der Partikeloberfläche gegen null strebt. Die in Abbildung 3.4 skizzierte Situation steht im Widerspruch zu diesen Voraussetzungen. Die Randbedingungen an das Flüssigkeitsfeld an der Partikeloberfläche sind nicht erfüllt, so daß Gleichung (3.19) korrigiert werden muß. Es wurde sowohl theoretisch als auch experimentell gezeigt, daß diese Korrekturen durch einen ortsabhängigen Reibungstensor η∗ beschreibbar sind [Bev00, Bre61, Cla87, Duf00, Fau94, Fei91, Lin00]. Für die Kraft auf ein Partikel mit der Geschwindigkeit v = (vx , v y , vz ) gilt damit : Fx vx ηx 0 0 Fy = −6πa 0 η y 0 v y Fz 0 0 ηz vz 34 (3.29) 3.4 Dynamik kolloidaler Suspensionen Die im Koordinatensystem von Abbildung 3.4 diagonalen Komponenten von η∗ können in Abhängigkeit des dimensionslosen Parameters z/a ausgedrückt werden. Das Problem wird also auf die Bestimmung der diagonalen Matrixelemente von η∗ zurückgeführt. Die lateralen Komponenten ηx ,η y können wie von O’Neil gezeigt, für z/a ≥ 1.04 näherungsweise bis zur fünften Ordnung in z/a berechnet werden [O’N64]: η0 η0 = (3.30) ηx = η y = 4 5 3 ηk 1 − 9 a + 1 a − 45 a − 1 a · · · 16 z 8 z 256 z 16 z Für ηz gilt nach Brenner exakt [Bre61] : ∞ X 4 n(n + 1) ηz = η0 sinh α 3 (2n − 1)(2n + 3) n=1 " 2 sinh(2n + 1)α + (2n + 1) sinh 2α −1 4 sinh2 (n + 12 )α − (2n + 1)2 sinh2 α # (3.31) wobei α = 1/ cosh(z/a) gesetzt wurde. Im Grenzfall für z/a → 1 kann dies nach Cox [Cox67] mit δ = (z − a)/a vereinfacht werden zu : 1 − 0.2 ln δ + 0.97 (3.32) η z = η0 δ Damit läßt sich auch der an die spezielle Situation eines Teilchens mit Radius a und Abstand z vor einer Wand angepaßte Diffusionstensor D∗ darstellen als Dx 0 0 1/ηx 0 0 D∗ = 0 D y 0 = D0 0 1/η y 0 (3.33) 0 0 Dz 0 0 1/ηz Abbildung 3.5: Berechneter Verlauf der Diffusionskonstanten Dk und D⊥ eines einzelnen Partikels vor einer Wand als Funktion von z/a. (aus [Lin00], Abbildung 2) Die Linien ohne Symbole sind nach Gleichung (3.30) und (3.31) berechnet, dagegen wurden die Linien mit Symbolen nur bis zur dritten Ordnung in z/a berechnet. Die Abweichungen dieser Näherung liegen unter 1%. Der Ausschnitt mit logarithmischer Skalierung zeigt die Abweichung für z/a → 1. Abbildung 3.5 zeigt einen Überblick über die Diffusionskonstanten, die mit obigen Gleichungen für ein einzelnes Partikel vor einer Wand berechnet wurden [Lin00]. Es ist zu sehen, daß die Diffusion parallel zur Wand für alle z/a größer ist als die Diffusion senkrecht dazu. Für große Abstände von der Wand nähern sich beide Werte jedoch der freien Diffusionskonstanten D0 an. Von Interesse ist auch der Grenzfall für extrem kleine Abstände des Partikels von der Wand. Für z/a → 1 geht die senkrechte Diffusion gegen null, die parallele Diffusion konvergiert jedoch gegen (0.32 ± 0.06) · D0 , wie im Ausschnitt von Abbildung 3.5 zu sehen ist. Es gibt einige experimentelle Arbeiten, die mit unterschiedlichen Meßmethoden den Effekt der anisotropen Diffusion vor einer Wand nach dem hier skizzierten Modell quantitativ bestätigen. [Bev00, Duf00, Lin00, Rud99] 35 4 Experiment In dieser Arbeit soll ein 2D System magnetischer Kolloidpartikel unter dem Einfluß periodischer Substratpotentiale untersucht werden. Der Paarwechselwirkung der magnetischen Kolloidpartikel (Abschnitt 4.1) kommt besondere Bedeutung zu, da diese Wechselwirkung in erster Linie das Erscheinungsbild des Systems prägt. Der Plasmaparameter 0 charakterisiert die Paarwechselwirkung und übernimmt bei konstant gehaltener Temperatur die Funktion des veränderlichen Parameters (Abschnitt 4.2). Damit die Partikel gute Beweglichkeit aufweisen und lange Experimentierzeiten möglich sind, kommt der Präparation der Meßzelle (Abschnitt 4.3) und insbesondere der Suspension (Abschnitt 4.3.1) große Bedeutung zu. Die Beobachtung der Partikel erfolgte mit Hilfe eines Videomikroskops (Abschnitt 4.4) mit anschließender Bildauswertung im Computer (Abschnitt 4.4.1). Das zusätzliche Substratpotential wurde in dieser Arbeit durch ein Gitter von Lichtpunkten erzeugt, das wie eine Anordnung von optischen Pinzetten mit dem 2D Kolloidsystem wechselwirkt. Um in der Meßzelle ein Gitter von Lichtpunkten zu erzeugen, fand in dieser Arbeit ein holographisch wirkender Strahlteiler Verwendung. 4.1 Partikel Als Kolloide werden allgemein Systeme bezeichnet, die aus einem Lösungsmittel und darin suspendierten Teilchen bestehen. Die Größe der Partikel kann einige Nanometer oder auch ein paar Mikrometer im Durchmesser betragen. Diese Einschränkung der Größe erfolgt aus zwei Eigenschaften, die für ein kolloidales System charakteristisch sind: Einerseits sollen die Partikel wesentlich größer als die Moleküle des Lösungsmittels sein, so daß das Lösungsmittel den Partikeln homogen erscheint, andererseits sollen die Kolloidpartikel durch die Lösungsmittelmoleküle zu Brownscher-Bewegung angeregt werden, ein Effekt, der mit zunehmender Größe der Partikel abnimmt. 1 Das hier untersuchte System bestand aus einer Suspension von Polystyrolpartikeln in Wasser. Durch Verwendung hinreichend großer Partikel, die auch eine wesentlich größere Dichte als Wasser haben, wurde erreicht, daß die Suspension nicht homogen war, sondern daß die Partikel absanken und sich ein 2D System ausbildete. In dieser Arbeit wurden superparamagnetische Polystyrolpartikel verwendet, die laut Herstellerangaben [DYN02] einen Durchmesser von σ = 4.5 ± 0.2 µm besitzen. Die magnetischen Eigenschaften erhält das Polystyrolpartikel durch Eloxieren mit Eisenoxid. Durch das zusätzliche Eisenoxid erhalten die Partikel eine relativ große Dichte von ρ = 1.5 g/cm3 . Unter der Annahme, daß die Partikel Kugelgestalt haben,2 ergibt sich daraus eine Masse von m = 1 Der Bewegung der Partikel steht die Reibung in der Flüssigkeit mit der Viskosität η entgegen. Die Reibungskraft beträgt F = −6πηa · v (Stokes-Reibung). Dabei ist a der Partikelradius und v die Geschwindigkeit. 2 Diese Annahme ist gerechtfertigt, wie K. Zahn durch Raster-Elektronenemikroskop-Aufnahmen nachwies [Zah97a]. 36 4.1 Partikel 2.5µm Abbildung 4.1: Raster Elektronenmikroskopaufnahme einer eingetrockneten Suspension. Es sind Kolloidpartikel in zwei Größen zu sehen. Die größeren haben einen Durchmesser von 4.5 µm. Auf diese Partikel beziehen sich die Ausführungen in diesem Kapitel. Die kleineren haben die gleichen spezifischen Eigenschaften, jedoch beträgt ihr Durchmesser 2.7 µm. Eine Untersuchung binärer Mischungen aus den beiden Partikelarten wird in Kapitel 5.4 beschrieben. (7.2 ± 1) 10−14 kg . Diese vergleichsweise großen und schweren Partikel bringen mehrere Vorteile mit sich : • Die Beobachtung mit dem Lichtmikroskop ist problemlos möglich, da die Partikelgröße weit über dem Auflösungsvermögen eines Mikroskops liegt. Der Kontrast zum Lösungsmittel ist ausgezeichnet, da die Partikel die rostbraune Farbe von Eisenoxid haben, das Lösungsmittel jedoch klar ist. • Die Dynamik der Partikel ist so langsam, daß die Bewegungen der Partikel mit hinreichender Genauigkeit auf Video aufgezeichnet werden können. Die Kurzzeit-DiffusionsKonstante D0 ≈ 0.014 µm2 /s beschreibt, wie schnell ein einzelnes Partikel diffundiert (vgl. Abschnitt 3.4). • Wie oben schon erwähnt, sinken alle Partikel auf die waagerechte Substratoberfläche ab. Mittels der Boltzmann-Verteilung läßt sich abschätzen, daß die thermischen Fluktuationen im Gravitationsfeld nur 4% des Partikeldurchmessers betragen. Somit ist das System schon von sich aus hinreichend zweidimensional. Man muß also keine weiteren Maßnahmen treffen, ein eigentlich dreidimensionales System in eine Ebene zu pressen [Nes98, Bub97]. Nachteilig an dieser großen effektiven Gewichtskraft ist der damit verbundene beachtliche Einfluß der Substratoberfläche auf das System. Die Partikel sinken, durch die Gravitation getrieben, ab, bis sie dem Substrat extrem nahe kommen. Der Mindestabstand zwischen den Partikeln und dem Substrat dürfte genauso wie der Abstand zwischen den Partikeln ohne externes Magnetfeld durch Länge der SDS (Sodium Dodecylsulfat) Moleküle bestimmt werden, die für die sterische Stabilisierung des in dieser Arbeit verwendeten Systems verantwortlich sind. Schon kleine Störstellen auf der Substratoberfläche führen zu einer signifikanten Verzerrung der beobachteten Struktur der Partikel im Vergleich zum idealen Gitter. Auch wird durch den kleinen Abstand der Partikel zum Substrat aufgrund von hydrodynamischen Effekten die Dynamik des Systems stark verlangsamt, die Diffusionskonstante der Selbstdiffusion betrug nur noch einen Bruchteil der theoretischen freien Diffusion. Die in unseren Experimenten gemessene Konstante der Kurzzeitdiffusion D0 = (0.014 ± 0.001) µm2 /s betrug nur ≈ 17 der freien Diffusionskonstante (Kapitel 3.4). Dadurch wurden im Vergleich zu kleineren und leichteren Partikeln sehr lange Meß- und Equilibrierungszeiten notwendig.3 Die Wartezeit 3 Die Datenmenge durch Reduktion der Aufnahmefrequenz zu verkleinern, war keine Lösung, da bei der üblicherweise gewählten Periodizität von 10 Sekunden der Übergang von Kurzzeit- zur Langzeitdiffusion kaum noch auflösbar war. 37 4 Experiment zur Equilibrierung betrug typischerweise ein bis zwei Stunden. Die Zeit, die das System nach Änderung der Wechselwirkung oder nach leichtem Verkippen benötigt, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, hängt wesentlich von der Systemgröße, der Stärke der Wechselwirkung, der Konzentration der Partikel und der Größe der Störung ab. 4.1.1 Partikelwechselwirkung Magnetische Dipol-Dipol-Wechselwirkung Abbildung 4.2: TEM Aufnahme eines Schnitts durch ein Partikel. Zu sehen sind die einige 10 nm großen Eisenoxidcluster der superparamagnetischen Partikel in einer Matrix aus Polystyrol. 5 Der wesentliche Teil der Paarwechselwirkung ist die magnetische Dipolwechselwirkung, deren Stärke von einem externen Magnetfeld bestimmt wird. Die hier verwendeten Partikel von DYNAL erhalten durch einen speziellen Herstellungsprozeß die gewünschte superparamagnetische Eigenschaft. Zuerst werden “normale” poröse Polystyrolpartikel durch Emulgationspolymerisation hergestellt, die dann in einer Lösung von Eisenoxid (Magnetit —Fe3 O4 — und Maghemit —Fe2 O3 ) eloxiert werden. Dabei dringt die Lösung in die Poren ein, und das Eisenoxid setzt sich dort ab (vgl. Abbildung 4.2 ). Danach wird die Oberfläche der Partikel mit Epoxidharz versiegelt, so daß die Partikel keine Stoffe mehr aufnehmen oder abgeben können. Auf diese Art werden Partikel hergestellt, die homogen mit sehr kleinen Eisenoxidclustern durchsetzt sind. Mit einem Durchmesser von weniger als 32 nm ist ein Cluster in dieser Größenordnung nach Elmore [Elm38] eine einzelne ferromagnetische Domäne. Diese Cluster sind in einem Partikel soweit voneinander entfernt, daß die magnetische Wechselwirkung zwischen ihnen klein ist im Vergleich zur thermischen Energie kB T . Ohne äußeres Magnetfeld ist die Wechselwirkung der einzelnen Cluster zu klein, um ein kollektives magnetisches Moment nach außen zu zeigen. Die thermische Energie ist so groß, daß die Korrelationen zwischen den einzelnen magnetischen Bereichen zerstört wird und das gesamte (aufsummierte) Moment eines Partikels verschwindet. Dadurch hat die Magnetisierungskurve eines Partikels keine Hysterese. Wenn jedoch ein äußeres Magnetfeld Bext angelegt wird, richten sich diese Bereiche 5 F.Amblard, Institut Curie, Paris 38 4.1 Partikel unabhängig voneinander entlang von Bext aus und ergeben zusammen ein gesamtes magnetisches Dipolmoment des Partikels M(Bext ). Im homogenen Magnetfeld ist auch die Magnetisierung der Partikel über ihr ganzes Volumen homogen, da die Eisenoxidcluster gleichmäßig in der Polystyrolkugel verteilt sind. Zahn [Zah97a] untersuchte Schnitte durch die Polystyrolpartikel mit dem Elektronenmikroskop und bestätigte die Herstellerangaben. Die dominierende Wechselwirkung der Partikel untereinander ist die magnetische Dipol-Dipol-Wechselwirkung. Auch höhere Momente der Wechselwirkung können auftreten (z.B. durch ein inhomogenes externes Magnetfeld). Im Vergleich zur Dipolwechselwirkung fallen diese Kräfte jedoch schneller ab und sind auch nicht so stark [Nol93], so daß sie hier vernachlässigt werden können. Das induzierte magnetische Moment hängt vom angelegten Feld ab: M(B) = M0 L µB kB T = M0 L(α B) (4.1) Dabei ist L die Langevin-Funktion L(x) = coth(x) − 1 x (4.2) und M0 das maximale gesamte magnetische Moment, das dann erreicht ist, wenn alle Eisenoxidcluster in Richtung des äußeren Feldes magnetisiert sind. µ ist das magnetische Moment eines dieser Cluster. kB T ist die thermische Energie, die der Magnetisierung entgegen wirkt. Zahn ermittelte die Werte für die Sättigungsmagnetisierung [Zah97a]: M0 = (5.7 ± 0.4) 10−13 Am2 (4.3) und für die Anfangssteigung α in Gleichung 4.1: α= µ = (3.9 ± 0.4) 100 T−1 kB T (4.4) magnetisches Moment [ M0 ] durch Vergleich von gemessenen Paarverteilungsfunktionen mit Ergebnissen von Simulationen. Im Anhang A wird die Bestimmung der magnetischen Eigenschaften der Partikel vorgestellt, wie sie in dieser Arbeit mehrmals durchgeführt wurde. 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,00 0,01 0,02 0,03 Bext [ T ] 0,04 0,05 0,06 Abbildung 4.3: Magnetisches Moment eines Partikels in Abhängigkeit vom äußeren Magnetfeld Bext in Einheiten der Sättigungsmagnetisierung M0 . Die Experimente wurden im linearen Bereich mit Bext ≤ 1.2 mT durchgeführt 39 4 Experiment Anhand der Langevin-Funktion (Abbildung 4.3) ist zu sehen, daß im Bereich kleiner äußerer Magnetfelder, d.h. für α B 1, die Magnetisierung M als linear abhängig von B angesehen werden kann. Für große Magnetfelder geht die Magnetisierung in Sättigung. Die Messungen werden in dieser Arbeit bei Magnetfeldern Bext ≤ 1.2 mT durchgeführt, die Magnetisierung kann somit als lineare Funktion des angelegten Feldes angesehen werden. Bext r M2 Abbildung 4.4: Die magnetische Dipol-DipolWechselwirkung zwischen zwei Partikeln hängt vom Abstand r , den induzierten Dipolmomenten M1 , M2 und der Orientierung der Dipole relativ zum Abstandsvektor r ab. M1 Die magnetischen Momente der Partikel verursachen eine magnetische Dipol-Dipol-Wechselwirkung: Ausgehend von zwei Partikeln, von denen eines sich im Koordinatenursprung, das andere am Ort r befinden soll (vgl. Abbildung 4.4), ergibt sich nach Greiner [Gre78] die magnetische DipolWechselwirkung: Im äußeren Magnetfeld induziert das magnetische Moment des einen Partikels am Ort des anderen Partikels ein zusätzliches Magnetfeld B1 . B1 (r) = µ0 3(r · M1 )r − r 2 M1 4π r5 (4.5) Damit gibt es eine Wechselwirkungsenergie V (r) des Moments M2 im Feld B1 : V (r) = −M2 B1 = µ0 3(r · M1 )(r · M2 ) − r 2 M1 · M2 4π r5 (4.6) Der Effekt höherer Ordnung, daß B1 nicht nur mit M2 wechselwirkt, sondern auch noch das magnetische Moment des Partikels vergrößert (sozusagen M2 (B1 )), kann vernachlässigt werden. Da bei 1 einem Partikelabstand von r = 20 µm B1 in der Größenordnung von 100 mT und damit gegenüber Bext (in der Größenordnung 1 mT) vernachlässigbar ist Der Fehler hierbei entspricht in etwa der Ungenauigkeit der Magnetfeldeichung. Das von außen angelegte Magnetfeld Bext war homogen über viele Partikelabstände, so daß unter der Voraussetzung, daß die Partikel identisch sind (die Suspension monodispers ist), die beiden Dipolmomente M1 und M2 gleich in Betrag und Richtung sind. Man kann also M := M1 = M2 setzen. Damit ist µ0 r 2 M 2 − 3(r · M)2 V (r) = (4.7) 4π r5 Durch den Term (r · M)2 ist die magnetische Wechselwirkungsenergie direkt von der Orientierung und der Position der Dipole abhängig. Wie oben vorausgesetzt, sind die Dipole parallel, so daß die Wechselwirkungsenergie nur noch vom Abstandsvektor r abhängt, d.h. vom Betrag des Abstands r und dem Winkel zwischen Dipol und Abstandsvektor. 40 4.2 Charakterisierung des Systems : 0 Sind r und M parallel zueinander, d.h. die beiden betrachteten Partikel befinden sich längs einer Feldlinie des äußeren Magnetfeldes, so gilt für die Wechselwirkungsenergie : V (r ) = − 2µ0 M 2 4π r 3 (4.8) Die Partikel ziehen sich gegenseitig an: je kleiner der Abstand r wird, desto negativer (kleiner) wird die Wechselwirkungsenergie. Das führt zur Kettenbildung entlang den Magnetfeldlinien. Dem wurde hier nur durch die Gewichtskraft entgegengewirkt. Die Partikel sind so schwer, daß sie auf die waagerechte Substratoberfläche absinken. Dann ist der Abstandsvektor r senkrecht zu den Dipolen, und für die Wechselwirkungsenergie gilt : V (r ) = µ0 M 2 4π r 3 (4.9) In diesem Fall ist die Kraft abstoßend. Die magnetische Dipol-Wechselwirkung kann also ein zweidimensionales System stabilisieren (die Aggregation der Partikel verhindern). Bei kleinen Auslenkungen aus der Ebene reicht die Gravitation aus, um das System stabil zu halten. Werden die Auslenkungen der Partikel aber zu groß, so überwiegt der anziehende Anteil der Dipolkraft und die Partikel bilden Ketten. Es existieren noch weitere Wechselwirkungen zwischen den Partikeln, wie sie in Abschnitt 3.2 diskutiert wurden. Sie sind jedoch nur von Bedeutung, wenn kein externes Magnetfeld anliegt und somit keine magnetische Wechselwirkung vorhanden ist, da sie entweder extrem kurzreichweitigen Charakter haben (z. B. Van-der-Waals-Wechselwirkung) oder um Größenordnungen schwächer sind (z. B. Coulombabstoßung) als die magnetische Wechselwirkung. 4.2 Charakterisierung des Systems : 0 Um zweidimensionale Systeme miteinander vergleichen zu können, ist ein allgemeiner Parameter notwendig. Aus der Theorie der Quantengase wird der Plasmaparameter 0 übernommen, der den Gleichgewichtszustand eines Systems eindeutig bestimmt. 0 ist definiert als Quotient aus potentieller Energie pro Partikel und thermischer Energie. 0= hVpot i kB T (4.10) Die Wechselwirkungsenergie hängt bei dem zweidimensionalen System magnetischer Dipole vom magnetischen Moment M und der Partikeldichte ρ ab: Vpot = µ0 M 2 · (πρ)3/2 4π (4.11) Dieser Zusammenhang gilt allgemein, d.h. unabhängig von der Anordnung der Partikel. Die Berechnung des 0-Parameters erfolgt in dieser Arbeit aufgrund Gleichung 4.10. Durch den Faktor π 3/2 wird indirekt berücksichtigt, daß die potentielle Energie eines Partikels nicht nur aufgrund einer nächste-Nachbar-Wechselwirkung zustande kommt, sondern über die Wechselwirkungsenergien 41 4 Experiment mit allen anderen Partikeln aufsummiert werden muß. Liegt ein (ideales) hexagonales Gitter vor, kann der Zusammenhang zwischen der Partikeldichte ρ und dem Gitterabstand r0 im hexagonalen Gitter eingesetzt werden: 2 1 ρ = √ · 2 (4.12) 3 r0 Damit ergibt sich: 1 µ0 M 2 V0 0 = (πρ)3/2 = kB T 4π kB T 2π √ 3 (4.13) mit der Wechselwirkungsenergie V0 = µ0 M 2 4π r02 (4.14) zweier über ein 1/r 3 -Potential wechselwirkender Teilchen im Abstand r0 . Hiermit ist die Definition des Plasmaparameters 0 auf die Paarwechselwirkung zweier Partikel zurückgeführt. Aus dem mittleren Abstand der Partikel und dem externen Magnetfeld kann somit für experimentell gewonnene Daten der jeweilige 0-Wert berechnet werden. Streng genommen gilt diese Berechnung des Wechselwirkungsparameters nur für kristalline Systeme, da der Zusammenhang zwischen Dichte und mittlerem Partikelabstand nur für ein Dreiecksgitter exakt erfüllt ist. Für ausgedehnte flüssige Systeme ist diese Art der Berechnung des Wechselwirkungsparameters aus der Partikeldichte und dem externen Magnetfeld jedoch eine gute Näherung. Zahn [Zah99] hat einen Phasenübergang fest-flüssig in einem zweidimensionalen System paramagnetischer Kolloide für 0 = 60 beobachtet, die Schmelztemperatur bestimmt und Übereinstimmung mit der KTHNY–Theorie festgestellt. 4.2.1 Magnetfeld 1,0 B [ mT ] 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -100 -50 0 I [mA] 50 100 Abbildung 4.5: Das gemessene Magnetfeld B am Probenort in Abhängigkeit vom Spulenstrom I , linearer Fit an die gemessenen Daten: B = (−0.018 ± 0.0003) mT + (0.0109 ± 0.000005) mT/mA · I Die Paarwechselwirkung ist bestimmt durch die induzierten Dipolmomente der Partikel. Diese wiederum sind direkt vom äußeren Magnetfeld Bext abhängig und lassen sich von außen einfach variieren durch Veränderung von Bext . Das Magnetfeld wurde durch eine Spule erzeugt. Am gesamten experimentellen Aufbau wurde darauf geachtet, keine ferromagnetischen Materialien zu verwenden, um Einflüsse von Störfeldern zu vermeiden. Ein zusätzlicher Ring aus µ − Metall um 42 4.2 Charakterisierung des Systems : 0 die Meßzelle sollte zusätzlich helfen, Magnetfeldkomponenten zu unterdrücken, die nicht senkrecht auf der Substratebene stehen. Bubeck [Bub97] zeigte, daß bei dem verwendeten Aufbau keine Einflüsse durch Inhomogenitäten des Magnetfeldes zu beobachten sind. Es ist wichtig, das Magnetfeld am Probenort in Abhängigkeit des Stroms durch die Spule genau zu kennen. Abbildung 4.5 zeigt das gemessene Verhalten des Magnetfeldes als Funktion der Stromstärke in der Spule. Eine Hysterese wird nicht beobachtet. Dadurch, daß es diese eindeutige Zuordnung gibt, war es möglich, zu gemessenen Strömen die Magnetfelder zu berechnen. Der in Abbildung 4.5 gezeigte lineare Zusammenhang zwischen Spulenstrom und Magnetfeld am Probenort wurde bei den Experimenten zur Bestimmung des Magnetfeldes benutzt. B = (−0.018 ± 0.0003) mT + (0.0109 ± 0.000005) mT/mA · I (4.15) B ist die magnetische Induktion in mT und I der Strom durch die Spule in mA. Der Fit in Gleichung 4.15 ergibt als Achsenabschnitt −0.018 mT. Diese Konstante von −0.018 mT wird durch ein nicht verschwindendes, konstantes Magnetfeld am Ort der Probe verursacht. Mögliche Ursachen dafür können ferromagnetische Bauteile in der Nähe der Meßzelle oder auch das Erdmagnetfeld (0.027 mT [Rai97]) sein, das von vergleichbarer Größenordnung ist. Diese Eichung wurde bei mehrmaligen Änderungen des experimentellen Aufbaus erneut durchgeführt. Daher werden zur Auswertung verschiedener Messungen teilweise unterschiedliche Parameter benutzt. 1,000 B [a.u.] 0,995 0,990 0,985 0,980 0 2 4 6 r[mm] 8 10 12 Abbildung 4.6: Magnetfeld als Funktion des Abstandes zur Spulenmitte. Die Magnetfeldstärke ist auf den Maximalwert im Zentrum der Spule normiert. Die diskreten Werte der Meßpunkte sind auf die beschränkte Auflösung der digitalen Hallsonde zurückzuführen, die Fehlerbalken entsprechen der Auflösung. Zum Vergleich: das Sichtfeld des Videomikroskops hat eine Ausdehnung von etwa 0.4 mm. Bei der Berechnung des Plasmaparameters 0 geht als Voraussetzung ein, daß alle Partikel das gleiche magnetische Moment besitzen. Dazu ist einerseits notwendig, daß alle Partikel die gleiche Magnetisierbarkeit haben, andererseits muß das Magnetfeld über den gesamten Bildausschnitt konstant sein. In Abbildung 4.6 ist eine ortsaufgelöste Messung des Magnetfeldes als Funktion der Position r der Hallsonde dargestellt. Die Meßwerte sind auf den Maximalwert bei r = 0 mm normiert, so daß die prozentuale Abweichung direkt ersichtlich ist. Für die Messung wurde die Hallsonde radial von der optischen Achse nach außen bewegt und in bestimmten Abständen das Magnetfeld gemessen. Es ist zu sehen, daß über den Meßbereich das Magnetfeld um 2% abfällt. Jedoch ist im Rahmen der Meßgenauigkeit das Magnetfeld im zentralen Bereich über 2 mm konstant. Die Variation des Magnetfeldes über einen Bereich von 400 µm, der dem Sichtfeld des Mikroskops entspricht, ist 0.2%. Die Genauigkeit, mit der der Absolutwert des Magnetfeldes angegeben werden kann, ist jedoch geringer und beträgt etwa 0.4%. Dies ist auf die Genauigkeit der Justage zurückzuführen, da die Spule 43 4 Experiment nur auf 1 − 2 mm genau auf den optischen Strahlengang ausgerichtet werden kann. Daß das Magnetfeld in Abbildung 4.6 nur diskrete Werte annimmt, liegt an der Auflösung der Hallsonde. Diese hat eine digitale Anzeige, und im empfindlichsten Meßbereich beträgt die Auflösung 0.001 mT. Die Fehlerbalken entsprechen dieser Grenze der Empfindlichkeit. 4.3 Meßzelle Die Meßzelle muß unterschiedlichen Anforderungen genügen. Sie darf keine ferromagnetischen Teile enthalten, die das Magnetfeld am Probenort empfindlich stören würden, die Einzelteile der Meßzelle müssen gut zu reinigen und und zu sterilisieren sein. Dazu sollten sie autoklavierbar sein. Des weiteren darf der Zusammenbau der Meßzelle nicht fehlerträchtig sein. Die verschlossene Meßzelle muß dicht sein und sollte stabil in einem x-y-Verschiebetisch des inversen Mikroskops gehaltert werden. Sie muß auch den geometrischen Anforderungen genügen, z.B. muß die Ebene, in der sich die Partikel befinden, innerhalb des Arbeitsabstandes des Mikroskopobjektivs liegen. Klebstoff : NOA 60 Deckglas (18x18 mm^2 #1) Substrat (22x22 mm^2 #5) O−Ring (8x2 mm) Suspension Abbildung 4.7: Meßzelle. bestehend aus zwei zusammengeklebten Glasplättchen mit einem O-Ring als Abstandhalter. Es stellte sich heraus, daß die in Abbildung 4.7 gezeigte Konstruktion zweckmäßig ist. Der Zusammenbau der einzelnen Komponenten erfolgte in einer Flow Box, so daß keine unerwünschten Partikel oder Bakterien in die Suspension gelangten. Auf das Substrat wurde mit einem Klebstoff, der unter UV Licht aushärtet 6 , ein gereinigter und autoklavierter O-Ring (8 x 2 mm) geklebt. Solange der Klebstoff flüssig war, wurde der O-Ring auf das Substrat gepreßt, so dass der Klebstoff nicht aufgrund von Kapillarkräften unter dem O-Ring hindurchwanderte. Nach dem Aushärten des Klebstoffs wurde ein Tropfen Suspension (160 µl) eingefüllt, der deutlich über die Oberkante des O-Rings hinausragte. Das Deckglas konnte dann so aufgelegt werden, daß keine Luftblase in der Meßzelle verblieb. Luftblasen in der Meßzelle würden den Strahlengang der Beleuchtung und des Lasers ablenken. Die überschüssige Suspension außerhalb des O-Rings wurde getrocknet, daraufhin konnte der Raum zwischen Substrat und Deckglas rund um den O-Ring mit Klebstoff gefüllt werden. Auf diese Weise konnten Zellen relativ einfach und reproduzierbar hergestellt werden. Daß die Zelle nicht mehr (zerstörungsfrei) zu öffnen war, erwies sich nicht als Nachteil, da das Substrat nicht mehrmals verwendet werden konnte und die anderen Bestandteile der Zelle auch nur von geringem Wert sind. 6 Norland Optical Adhesive NOA 60 44 4.3 Meßzelle 4.3.1 Suspension Bei der Herstellung der Kolloidsuspension, die in den Experimenten beobachtet wurde, ist große Sorgfalt notwendig, um aussagekräftige Meßdaten zu erhalten. In dieser Arbeit werden ausschließlich superparamagnetische Kolloidpartikel verwendet. Der Volumenbruch der Partikel in der Suspension bestimmt die 2D Partikeldichte auf dem Substrat, da die Partikel aufgrund ihrer hohen Dichte absedimentieren. Bei der oben vorgestellten Zelle hatte sich eine Konzentration von ungefähr 0.01% als günstig erwiesen. Die gekaufte Stammsuspension wird durch Zugabe von entionisiertem Wasser verdünnt, das zur Desinfektion zuvor noch autoklaviert wurde. Wie schon Bubeck [Bub97] zeigte, hilft eine gewisse Menge an Natriumdodecylsulfat (SDS), im Wasser gelöst, die Partikel sterisch zu stabilisieren. SDS ist ein ionisches Tensid mit einem hydrophilen und einem hydrophoben Ende. Mit dem hydrophoben Ende besetzen die SDS Moleküle die Oberflächen der Kolloidpartikel, die aus einem Epoxidharz bestehen. Die langen hydrophilen Enden stehen wie Haare in das umgebende wässrige Lösungsmittel hinaus. Die sterische Stabilisierung kommt durch eine abstoßende Kraft zwischen zwei so präparierten Oberflächen zustande: Ist der Abstand der Oberflächen größer als die doppelte Länge der SDS Moleküle, gibt es keine Wechselwirkung auf Grund des SDS. Bei Annäherung beider Oberflächen können die abstehenden Moleküle einer Oberfläche entweder plattgedrückt werden oder die hydrophilen Enden vermischen sich mit den hydrophilen Enden der SDS Moleküle der anderen Oberfläche. In beiden Fällen steht den SDS Molekülen weniger Raum zur Verfügung, in dem sie sich bewegen können. Das zur Verfügung stehende Volumen wird eingeschränkt, dadurch wirkt eine abstoßende entropische Kraft zwischen den Oberflächen. Bei diesen Versuchen wurde darauf geachtet, daß die SDS Konzentration in der Suspension nicht die kritische Micellenkonzentration (CMC) überstieg. Bei Raumtemperatur beträgt die CMC etwa 2.3 mg/ml, bei den gebrauchsfertigen Suspensionen war die SDS Konzentration immer kleiner als 2 mg/ml. Oberhalb der CMC bilden die SDS Moleküle auf Grund ihrer unterschiedlichen Enden Micellen. SDS Micellen hätten das 2D Kolloidsystem empfindlich gestört, da sie als unmagnetische Partikel angesehen werden können und damit die Voraussetzung eines monodispersen Systems empfindlich beeinträchtigen würden. Die Suspension wurde noch mit Thimerosal versetzt, dabei handelt es sich um ein quecksilberhaltiges Gift, das hier als Konservierungsmittel eingesetzt wurde. Zusätzlich wurde auch noch eine Antibiotika Mischung dazugegeben, um das Bakterienwachstum zu hemmen und so Experimentierzeiten von mehr als einer Woche zu ermöglichen. Um die sterische Stabilisierung zu verbessern und Partikel, die eventuell schon zusammenkleben noch zu trennen, erwies es sich als günstig, die Suspension mehrere Stunden lang (über Nacht) im Ultraschallbad zu bewegen. Die Bewegung ist notwendig, da die Partikel aufgrund ihrer großen Dichte ansonsten absinken und sich in einem kleinen Volumen an der tiefsten Stelle des Behälters sammeln würden. Durch die Druckwellen des Ultraschallbades könnten die relativ nahe beieinander befindlichen Partikel so zusammengedrückt werden, daß das abstoßende Potential zwischen den Partikeln überwunden wird und auf dies Art weitere Partikel zusammenkleben. Das Ultraschallbad heizt sich im Betrieb auf, so daß bei einer Betriebszeit von mehreren Stunden bis zu 80 ◦ C zu messen sind. Da nicht klar war, wie die Kolloidpartikel diese Temperatur vertragen, wurde das Ultraschallbecken durch eine wasserdurchflossene Kühlschlange gekühlt, so daß im Ultraschallbad typischerweise Temperaturen unter 20 ◦ C herrschten. Nachdem die Suspension die Ultraschall Behandlung hinter sich hatte, wurde sie im Kühlschrank aufbewahrt. Nach einigen Stunden waren die Kolloidpartikel auf den Boden des Gefäßes abgesunken, so daß die Suspension aufkonzentriert werden konnte, indem das überschüssige Lösungsmittel 45 4 Experiment abgezogen wurde. Dadurch kann die Partikelkonzentration so eingestellt werden, daß später das 2D System in der Meßzelle die erforderliche Teilchenkonzentration aufweist. 7 4.3.2 Substrat Von zentraler Bedeutung ist die Oberfläche des Substrates, auf der sich die Partikel bewegen sollen. Diese Oberfläche muß möglichst homogen glatt sein. Idealerweise darf die Diffusion der Kolloidpartikel vom Substrat nicht beeinflußt werden. Wie oben gezeigt (Abschnitt 4.1), ist aber ein deutlicher Einfluß einer Wand auf die Diffusion der Partikel meßbar und theoretisch auch erklärt. Jedoch sollte das Substrat die Diffusion nicht ortsabhängig beeinflussen, sondern die Diffusionskonstante homogen verringern. Fehlstellen im Substrat, an denen die Partikel festkleben können (“sticken”), sind genauso unerwünscht wie Verformungen der Oberfläche. Ungeeignete Substratmaterialien erkennt man z.B. daran, daß die freie Diffusion eines Partikels an irgendeiner Stelle endet. Des weiteren muß das Substrat über einen großen Bereich glatt sein und darf keine eigene topographische Struktur aufweisen, die ein zusätzliches ortsabhängiges Potential für die Kolloidpartikel darstellen würde. Es hat sich gezeigt, daß diesen Anforderungen am besten ein Polymerfilm gerecht wird, der mittels der Spincoating Technik auf ein Glassubstrat aufgebracht wird. Bei den in dieser Arbeit durchgeführten Experimenten wurde durchweg ein Poly(Methyl(Methacrylat)) (PMMA) Film verwendet, dessen Dicke ungefähr 0.5 µm betrug. Grundlage der Substrate stellte ein Glasplättchen (Fläche 22 x 22 mm, Dicke 0.5 mm) dar. Nach gründlicher Reinigung wurde mit Hilfe der Spincoating Technik ein PMMA Film aufgebracht. 8 Die Rauhigkeit9 des PMMA Films beträgt weniger als 1 nm. Die Dicke des Films und seine Rauhigkeit wurden mit Hilfe eines Rasterkraftmikroskops (AFM) bestimmt. Wie oben beschrieben, liegen die thermischen Fluktuationen der Partikel senkrecht zum Substrat in der Größenordnung von einigen 10 nm. Das ist eine Größenordnung über der Rauhigkeit des Substrats, somit ist eine gute Beweglichkeit der Kolloidpartikel gewährleistet. Mögliche langwellige topographische Strukturen (in lateraler Richtung in der Größenordnung von einigen 10 µm, also groß im Vergleich zum Partikeldurchmesser) können mit dem AFM nur schlecht nachgewiesen werden. Solche Oberflächen kann der PMMA Film unter gewissen Bedingungen ausbilden [Wal99]. Ähnliche topologische Störungen können auch im Laufe der Experimente entstehen: Der PMMA Film quillt im Kontakt mit der wässrigen Suspension auf. Laut Herstellerangaben10 beträgt die Wasserabsorption in 24 Stunden 0.2%. Dieser Wert bezieht sich jedoch auf Bulk-PMMA, bei einem dünnen Film kann die Wasserabsorpition deutlich größer sein [Man99]. Wenn der Film nicht homogen aufquillt, ergeben sich leichte Höhenunterschiede der Oberfläche. Die Kolloidpartikel reagieren sehr empfindlich auf solche topologische Strukturen. Anhand der Partikeldichte lassen sich sehr einfach Bereiche identifizieren, an 7 Im Laufe der Experimente hat sich folgende Rezeptur der Suspension als günstig erwiesen: 15 mg SDS + 8 ml au- toklaviertes Millipore H2 O + 100 µl Thimerosal 2% + 10 µl Kolloidpartikel (Stammsuspension). Nach der Ultraschallbehandlung (bei der sich die Suspension unter Umständen auf 80 ◦ C erhitzt) werden noch 200 µl Antibiotika dazugegeben. Das eingesetzte Antibiotika ist eine Mischung aus 2.5 µg/ml Penicillin, 100 µg/ml Streptomycin und 0.25 µg/ml Amphotericin B. Diese breit wirkende Mischung enthält Fungizide und Bakteriozide. Indem 7 ml Lösungsmittel abgezogen werden, ergibt sich mit der aufkonzentrierten Suspension und den in diesen Experimenten verwendeten Zellen ein mittlerer Partikelabstand im 2D System zwischen 10 und 13 µm. 8 Verwendet wurde PMMA Granulat von Good Fellow, das zu 10%(Gew.) in Essigsäure gelöst wurde. Im Wasserbad bei ca 60 ◦ C dauert es mehrere Tage, bis eine homogene Lösung entsteht. Anschließend wurde die Lösung durch einen Teflonfilter (0.1 µm) gepreßt. Diese Lösung wurde mit 3000 U/min auf die Substrate aufgeschleudert. 9 Peak to Peak Rauhigkeit 10 http://www.goodfellow.com/csp/active/static/G/ME30.HTML 46 4.4 Videomikroskopie und Versuchsaufbau denen die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Partikel kleiner ist als auf dem übrigen Substrat. Das Auftreten solcher Fehlstellen ist eine der Hauptursachen für die Begrenzung der Meßzeit. Bei sehr weit ausgedehnten (“unendlichen”) 2D Kolloidsystemen ist die Zeit extrem groß, die das System nach einer Änderung der Parameter benötigt, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, daß während einer Messung z.B. eine Korngrenze durch den Meßbereich wandert und um Dichteänderungen auf sehr langen Zeitskalen (Tage) zu vermeiden, erwies sich eine künstliche Unterteilung als zweckmäßig. Dazu wurden Netzchen, die für die Transmissions Elektronenmikroskopie (TEM) hergestellt werden, in den erwärmten PMMA Film gedrückt. Das weiche PMMA wirkt dabei als Klebstoff, so daß die Netzchen fest mit der Unterlage verbunden sind. Die Netzchen bestehen aus einer Kupferfolie, sind also nicht ferromagnetisch, so daß sie das Magnetfeld am Ort der Suspension nicht beeinflussen und somit auch keinen Einfluß auf die magnetische Wechselwirkung zwischen den Partikeln haben. Die Dicke der TEM Netzchen beträgt laut Hersteller 15 µm. Die Stege des TEM Netzchens haben eine Periodizität von ca 400 µm, die offenen Unterteilungen messen ca 350 µm im Quadrat. (Abbildung 4.8 (a)) Ein solches Substrat unterteilt das Kolloidsystem also in Einzelsysteme mit schätzungsweise 1000 Partikeln (vgl. Abbildung 4.8 (b)) . Die Partikelzahl pro Einzelsystem ist statistisch verteilt und hängt von der Partikeldichte der eingefüllten Suspension ab. Das Lichtgitter, das ein zusätzliches Substratpotential darstellt, besteht aus 81 Lichtpunkten. In jedem Lichtpunkt ist jeweils ein Partikel mehr oder weniger fest gefangen. Zwischen den Lichtpunkten befinden sich weitere Partikel, deren Diffusion von den festgehaltenen Partikeln beeinflußt wird. Typischerweise befindet sich eine Anzahl von zwei bis vier mal sovielen Partikeln im Bereich des Lichtgitters wie das Lichtgitter Haftzentren besitzt. Der Bereich des Lichtgitters ist auch der in den Experimenten untersuchte Ausschnitt der Meßzelle. Die übrigen Partikel in einem Compartment des TEM Netzchens befinden sich außerhalb der Region of Interest (ROI) und können als Reservoir betrachtet werden, mit dem die ROI im Gleichgewicht steht. Ein Teilchenaustausch ist möglich und abhängig von der Partikelwechselwirkung und der Tiefe des Lichtpotentials stellt sich eine bestimmte Partikeldichte in der ROI ein. 4.4 Videomikroskopie und Versuchsaufbau Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen an kolloidalen Systemen wurden mit Hilfe eines Videomikroskops aufgenommen. Dabei wurde das Videosignal meist sofort aufbereitet und ausgewertet, so daß als Rohdaten Sequenzen von Partikelkoordinaten vorlagen. Die in den letzten Jahren fortschreitende Entwicklung der Computertechnik ermöglicht zunehmend den Einsatz bildgebender Verfahren bei der Untersuchung kolloidaler Suspensionen [Cro96, Gri92, Gri94, Kep94, Lin00, Mar96, Mar97a, Mar99, Zah00, Zah97b]. Zwar ist es inzwischen auch möglich, Partikeltrajektorien in allen Raumrichtungen zu bestimmen [Wee00], doch liegt die eigentliche Stärke der Videomikroskopie in der Beobachtung zweidimensionaler Systeme. In Abb 4.9 ist der schematische Aufbau des Videomikroskops zu sehen. Die Meßzelle wird von oben beleuchtet, indem das Licht einer Kaltlichtquelle durch einen Lichtleiter an den Aufbau herangeführt wird. Durch eine Linse wird das Beleuchtungslicht einigermaßen parallelisiert, bevor es durch ein rotes Farbglas gefiltert wird. Die homogene Beleuchtung der Probenzelle ist von Bedeutung, da so bei der automatisierten Bildauswertung einerseits keine zusätzlichen rechenintensiven Filterroutinen 47 4 Experiment 350µm (a) TEM Netz auf PMMA (b) Suspension in Berandung Abbildung 4.8: (a) ein TEM Netzchen auf dem PMMA Film im Auflichtmikroskop. Zu sehen sind die einzelnen Unterteilungen, die notwendig sind, da ein unendlich ausgedehntes 2D System experimentelle Probleme verursacht. (b) Ein Bild der CCD Kamera, wie es in festen Zeitabständen aufgenommen wird. Zu sehen sind die Partikel mit einem Durchmesser von 4.5 µm. Die Region of Interest (ROI) ist durch ein weißes Rechteck dargestellt. Nur Partikel innerhalb dieses Rechtecks werden von der Partikelerkennungssoftware berücksichtigt und nur deren Koordinaten werden gespeichert. Die Fläche der ROI deckt sich mit der Fläche des Lichtgitters. notwendig sind und deutlich Zeit eingespart werden kann und andererseits die Fehlerquote wesentlich geringer wird. Am Strahlteiler wird das Beleuchtungslicht dem grünen Laserstrahl überlagert, der zur Partikelmanipulation verwendet wird. Der grüne Laserstrahl muß vor der CCD Kamera mit Hilfe eines weiteren Filters wieder aus dem Strahlengang ausgeblendet werden, da die Intensität des Laserlichts den Kontrastumfang der Kamera übertrifft und die Kamera dann übersteuert. Die Abbildung der Probenzelle erfolgt durch ein 20-fach Mikroskopobjektiv, welches ein virtuelles Bild im Unendlichen erzeugt, das dann durch ein Objektiv mit Brennweite 135 mm auf den CCD Chip (752 x 582 Pixel) abgebildet wird. Durch diese optische Anordnung ändert sich der Abbildungsmaßstab nicht, wenn wir zur Fokussierung das Mikroskopobjektiv entlang der optischen Achse verschieben. Um eine Probe exakt horizontal auszurichten, erwies es sich als zweckmäßig, den kompletten Mikroskopaufbau mit Hilfe von Stellschrauben leicht neigen zu können. Dadurch konnte jedoch der Laserstrahl nicht mehr über einen einfachen Spiegel in das Mikroskop eingekoppelt werden, da geringe Verkippungen eine neue Justage des Strahls erforderten. Diese Probleme lassen sich durch die Verwendung einer singlemode Glasfaser lösen, was zusätzlich noch den Vorteil einer extrem guten Qualität der Lichtquelle bietet. Durch Umlenkung des Laserstrahls über mehrere Spiegel leidet die Strahlqualität erheblich, dies erweist sich bei der anschließenden holographischen Abbildung als extrem störend. Die Qualität eines Strahls, der aus einer singlemode Faser ausgekoppelt wird, entspricht hingegen einer beugungsbegrenzten punktförmigen Lichtquelle. Dieses Licht läßt sich mit einer achromatischen Linse sehr gut parallelisieren. Durch die Verwendung einer Glasfaser treten in der Intensität des Laserlichts große Schwankungen auf, die auf kleine Bewegungen der Glasfaser und thermische Drift in der Einkoppeloptik zurückzuführen sind. Durch eine aktive Stabilisierung konnten wir die Lichtintensität über Stunden und Tage konstant halten. Der am Strahlteiler ausgekoppelte Teil des Laserlichts wird über einen Spiegel und einen weiteren Strahlteiler auf eine Photodiode gelenkt. Ein Interferenzfilter direkt vor der Diode stellt sicher, daß nur Licht der Wellenlänge λ = 532 nm und nicht etwa das Beleuchtungslicht von der Photodiode detektiert wird. Indem der 48 4.4 Videomikroskopie und Versuchsaufbau Glasfaser x−t−Schreiber Linse f=20mm Kaltlichtquelle Strahlteiler λ/2 Lochblende Hologramm 10−fach Mikroskopobjektiv Schrittmotor Meßzelle Spule 20−fach Mikroskopobjektiv Filter Objektiv f=135mm CCD Bildverarbeitung : PC + Software Abbildung 4.9: Das inverse Videomikroskop aus Beleuchtungseinheit, 20-fach Mikroskopobjektiv, Kameraobjektiv und CCD Kamera. Ein grüner Laserstrahl wird zusätzlich durch ein diffraktives Element in verschiedene Wellen aufgespalten, die - in die Substratebene projiziert - ein Gitter von Lichtpunkten darstellen. An diesen Punkten hoher Lichtintensität werden die Kolloidpartikel festgehalten. Dadurch stellen die Lichtpunkte das sogenannte Substratpotential dar. 49 4 Experiment verstärkte Strom durch die Photodiode - der ein Maß für die Lichtintensität darstellt - mit einem einstellbaren Sollwert verglichen wird, erzeugt ein Regelkreis Steuerimpulse für einen Schrittmotor, der im Strahlengang vor der Einkoppeloptik ein λ/2 Plättchen dreht. Die Drehung des λ/2 Plättchens ändert die Polarisationsrichtung des Laserstrahls, so daß im darauf folgenden polarisationsabhängigen Strahlteiler die Intensität des abgelenkten Lichts geregelt werden kann. Eine zweite Photodiode mit vorgestelltem Interferenzfilter dient zur Kontrolle der absoluten Intensität des Laserlichts. Indem während den Messungen mit einem x-t-Schreiber die Lichtintensität mitprotokolliert wurde, konnte die einwandfreie Funktion des Regelkreises sichergestellt werden. Das ständige leichte Hin- und Herdrehen des λ/2 Plättchens durch den Schrittmotor verursacht eine Schwankung der Intensität, die typischerweise 3% der absoluten Intensität beträgt. Abbildung 4.10: 9x9 Lichtdots. Der Abstand in der Substratebene zwischen zwei Lichtdots beträgt 21 µm Der Partikeldurchmesser beträgt 4.5 µm. Um ein Bild dieser Art aufzunehmen, mußte der Farbfilter vor der CCD Kamera aus dem Strahlengang entfernt werden. Selbst bei stark abgeschwächtem Laserlicht übersteuert die Kamera an den Lichtpunkten. Außerhalb des 9x9 Arrays sind noch weitere Lichtpunkte zu erkennen. Diese stellen die zweite Beugungsordnung des diffraktiven Strahlteilers dar. (0. Ordnung ist der zentrale (ungebeugte) Lichtpunkt, 1. Ordnung sind die 9x9 Lichtpunkte.) Das parallele Laserlicht läuft durch den Strahlteiler, der das Beleuchtungslicht einkoppelt, danach trifft es auf ein diffraktives Element. Dieses Hologramm wirkt wie ein Strahlteiler, der eine auftreffende Welle in mehrere auslaufende Wellen zerlegt. Durch eine Linse (oder wie in diesem Aufbau einem 10 fach Mikroskopobjektiv) vom Fourierraum wieder in den Ortsraum transformiert, ergibt sich ein Gitter aus 9 mal 9 Lichtpunkten, die in ihrer Intensität im Prozentbereich von einander abweichen. Wie in Abbildung 4.10 gezeigt, erscheinen weiter außerhalb auch noch weitaus dunklere Lichtpunkte, bei denen es sich um Beugungsbilder höherer Ordnung (2.Ordnung) handelt. Bei den in diesem Experiment verwendeten diffraktiven Elementen handelt es sich um Replikas aus einem Polymer, die auf einem Glassubstrat aufgebracht sind 11 . Durch die Wahl des Materials und der Dicke des Polymers sind die Replika auf die Wellenlänge von λ = 532 nm optimiert. Um ein zweidimensionales Gitter zu erzeugen, kamen zwei identische Strahlteiler direkt hintereinander zum Einsatz, die unter einem festen Winkel zueinander standen. Jeder dieser Strahlteiler erzeugt aus einem einfallenden Strahl neun Strahlen in einer Ebene, die jeweils einen Winkel von 0.088◦ zueinander bilden. Besonders hervorzuheben ist, daß laut Herstellerangaben die holographischen Muster so berechnet sind, daß die nullte Ordnung komplett unterdrückt sein sollte. Auf Grund der endlichen Auflösung bei der Erzeugung der Masterstrukturen und der endlichen Größe der optischen Elemente gelingt es jedoch nicht, dies zu realisieren. Der Strahl nullter Ordnung wird jedoch soweit abgeschwächt, daß seine Intensität nur noch einige Prozent größer ist als die Strahlen erster Ordnung. Das Videosignal der CCD Kamera wurde entweder mit einem Videorecorder aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt Bild für Bild ausgewertet oder direkt der Auswertung zugeführt. Dazu 11 Hergestellt wurden die Hologramme von der Firma Holoeye, Berlin. 50 4.4 Videomikroskopie und Versuchsaufbau kann der Videorecorder vom Bildverarbeitungsprogramm über die serielle Schnittstelle (RS232) gesteuert werden, so daß nach der Auswertung eines Bildes das nächste Bild gezielt angefahren und dargestellt wird. Durch dieses Verfahren sind Zeitauflösungen bis zur Videofrequenz möglich, d.h. alle 40ms ein Bild (bei halber Ortsauflösung könnte auch jedes Halbbild ausgewertet werden, was eine Zeitauflösung von 20ms ermöglichen würde). Bei weniger zeitkritischen Messungen wurde das Kamerasignal direkt an einen gewöhnlichen Framegrabber gegeben, der, durch das Bildverarbeitungsprogramm gesteuert, in periodischen Abständen ein Bild las und zur Weiterverarbeitung aufbereitete. Bei diesem Verfahren erwies es sich als zweckmäßig, eine Zeitauflösung von einigen Sekunden nicht zu unterschreiten. Das verwendete System hatte keine real-time Fähigkeiten, vielmehr handelte es sich um einen PC mit Win98 als Betriebssystem. Deswegen war es notwendig, genügend Zeit für die Auswertung der Bilder, das Abspeichern der Daten und das System an sich einzuplanen. Die benötigte Zeit war abhängig von der Anzahl der zu erkennenden Objekte (Kolloidpartikel) und den zuvor durchzuführenden Filteroperationen. In den hier durchgeführten Versuchen wurde meist eine Zeitauflösung von 10s gewählt, da einerseits so die kontinuierliche Verarbeitung der Bilder gewährleistet war, andererseits die Kolloidpartikel von Bild zu Bild eindeutig verfolgt werden konnten. 12 Die Bildauswertung, bei der es darauf ankommt, die Partikelkoordinaten zu bestimmen und die anschließende Zuordnung der zeitlichen Abfolge der Partikelkoordinaten zu einer Trajektorie wurden mit Hilfe von Programmen 13 vorgenommen, deren Funktionsweise nur kurz erläutert werden soll, eine ausführliche Beschreibung ist bei Bubeck [Bub02a] zu finden. 4.4.1 Bildverarbeitung Experimente, wie sie hier durchgeführt wurden, sind erst möglich, seit die Computertechnologie soweit fortgeschritten ist, daß preiswerte und leistungsstarke Anlagen zur Datenerfassung und Auswertung zur Verfügung stehen. Eine typische einstündige Messung, bestehend aus 360 Einzelbildern, benötigt nur für die Speicherung von Schwerpunktskoordinaten und Fläche der Partikel rund 30 MB.14 Das schwarzweiß Videosignal der CCD-Kamera oder des Videorekorders wurde in der Framegrabber Karte des PC digitalisiert. Die Information liegt dann in Form von 752x582 Pixeln mit einer Tiefe von jeweils 256 Graustufen vor. Je nach Bildqualität ist es noch von Vorteil, vor der Weiterverarbeitung des Bildes Filter-Routinen anzuwenden, die z.B. das Bild glätteten oder den Kontrast verstärkten. Das kann erforderlich werden, damit der anschließenden Partikelerkennung auch bei qualitativ schlechteren Bildern möglichst wenig Fehler, d.h. fehlerkannte Partikel, unterliefen. Bei homogener Beleuchtung des Bildfeldes kann den Partikeln ein Grauwertbereich zugeordnet werden (vgl.Abbildung 4.11), um daraus dann die Partikelschwerpunkte zu berechnen. Die Genauigkeit der Partikelerkennung ist durch die Genauigkeit der Schwerpunktsberechnung gegeben; die Verzerrungen im optischen System waren zu vernachlässigen. Bei dem hier durchgeführten Experiment 12 Die verwendeten Kolloidpartikel hatten eine laterale Diffusionskonstante von 0.014 µm2 /s. In 10 s konnte so ein Par- tikel also durchschnittlich 0.4 µm weit diffundieren, was gering ist bei einem mittleren Abstand nächster Nachbarn von > 8 µm. 13 Visiometrics IPS und Trace 14 Die Datenspeicherung erfolgte nicht in einem optimierten Datenformat. Wegen besserer Lesbarkeit mit anderen Programmen, wurden die Daten als ASCII Dateien abgespeichert. Die dadurch entstandenen Dateien waren wesentlich größer als “unlesbare” Binärdateien mit entsprechendem Informationsgehalt. 51 4 Experiment 0 25 50 Grauwert 75 100 125 150 175 200 225 250 0 5 10 15 20 25 30 x [pixel] (a) Bild eines Partikels (b) Grauwert Abbildung 4.11: (a)Ein Partikel erscheint als Ansammlung von Pixeln mit deutlich niedrigeren Grauwerten als die Umgebung. In der Mitte des Partikels sind hellere Pixel, da die Polystyrolkugel als Linse wirkt und das von oben einfallende Licht nicht nur absorbiert, sondern auch bündelt. Die Helligkeitswerte entlang eines Schnittes (schwarze Linie in a) sind in (b) aufgetragen. Bei günstiger Wahl des Schwellwertes (dargestellt durch die Linie) kann das Partikel als zusammenhängende Fläche erkannt werden. Wird der Schwellwert zu hell gewählt (hier z.B. > 150), so werden die Pixel des Partikels nicht mehr von denen des Hintergrunds getrennt. Bei zu kleinem Schwellwert (< 120 ) erscheint das Partikel als Ring zählen typischerweise rund 20 Pixel zu einem Partikel, was jedoch von der Helligkeit der Beleuchtung, der Einstellung der CCD-Kamera, den Parametern der Glättung und dem eingestellten Graubereich abhängt. Durch die Schwerpunktsberechnung aus 20 Pixeln ergibt sich eine theoretische √ ∼ Sub-Pixel-Auflösung von ca 1/ 20 = 0.23 Pixeln, was einer Auflösung von 0.14 bzw. 0.15 µm in x- und y-Richtung entspricht. Experimentell war es möglich, Vibrationen der Meßapparatur soweit zu unterdrücken, daß auch eine Auflösung von 0.1 µm erreicht werden konnte [Bub97, Bub02b]15 . Die so gewonnenen Schwerpunktskoordinaten wurden für jedes Partikel abgespeichert. Der komplette Vorgang dauert, je nach Anzahl der zu erkennenden Partikel, einige Sekunden. Nachdem ein Bild erfaßt ist und die Daten geschrieben sind, kann das nächste Bild vom Framegrabber digitalisiert werden. Für Aussagen, die Dynamik des Systems betreffend, ist es wichtig, daß eine definierte Zeitspanne zwischen zwei Bildern liegt. Meist genügte eine Zeitauflösung von 10 Sekunden16 , so daß es sich anbot, das Videosignal direkt von der CCD-Kamera zu digitalisieren. Der Vorteil ist, daß einerseits keine Störsignale beim analogen Zwischenspeichern entstehen, die die Bildverarbeitung beeinträchtigten, andererseits hat man wesentlich schneller Zugriff auf die Daten und kann nach einer oberflächlichen Analyse das Experiment noch beeinflussen, bevor die nächste Sequenz aufgenommen wird. Stellt sich z.B. heraus, daß die Partikel alle in eine Richtung drifteten, kann dem durch Neigen des Versuchsaufbaus entgegengewirkt werden. Werden in einer ersten Auswertung Störstellen (wie z.B. ein festgeklebtes Partikel oder ein Bereich zweifelhafter PMMA Qualität) bemerkt, kann an einer anderen Stelle des Substrats gemessen werden. Auch die Partikeldichte wurde nach jeder Sequenz bestimmt und die darauffolgende Sequenz gegebenenfalls an einem Bereich des Substrats mit anderer Partikeldichte gemessen. 15 Dazu wurde ein Mikroskopobjektiv mit stärkerer Vergrößerung benutzt. 16 Die Selbstdiffusionszeit beträgt 50 s, vgl. Abschnitt 3.4 52 4.4 Videomikroskopie und Versuchsaufbau Ein entscheidender Vorteil ist, daß die zeitliche Dauer einer Sequenz nicht durch die Länge eines Videobandes beschränkt wird. Der Speicherbedarf auf der Festplatte ist zwar enorm, achtstündige Messungen wurden jedoch erfolgreich durchgeführt. Ein Nachteil dieser direkten Datenerfassung ist, daß die Zeiterfassung durch den PC erfolgt. Beim Aufruf der Grabber-Routine wird ein Timer gestartet, der die Zeit mißt und nach einer voreingestellten Zeitdifferenz den Vorgang von neuem startet. Dieses Vorgehen ist insofern problematisch, da es sich bei dem verwendeten Betriebssystem nicht um ein Real-Time System handelt.17 Es ist daher sehr wichtig, ausreichende Zeitintervalle (die auch noch eine Reserve enthalten) einzustellen und wenigstens stichprobenartig zu kontrollieren, ob die eingestellte Zeitspanne ausreicht. 17 Konnte das vorgegebene Zeitintervall nicht eingehalten werden, wurde dies in einer log-Datei protokolliert, so daß die entsprechenden Daten keine weitere Verwendung fanden. 53 5 Ergebnisse und Diskussion Bei der Frage nach dem Einfluß eines Substratpotentials auf ein 2D System ist in erster Linie die geometrische Anordnung von Bedeutung. Eine quadratische Symmetrie ist z.B. zur intrinsischen hexagonalen Symmetrie eines 2D Systems inkompatibel (Abschnitt 5.1). Der Phasenübergang von hexagonaler Symmetrie zu quadratischer Symmetrie ist abhängig von der Stärke des Substratpotentials in Relation zur Paarwechselwirkung. Einen solchen Phasenübergang, bei dem sich die Symmetrie ändert, findet man bei Experimenten mit dreieckigem Substratpotential (Abschnitt 5.2) zwar nicht, doch ist auch hier ein zweistufiger Schmelzprozess zu beobachten. Wichtige Parameter sind außer der Symmetrie des Substratpotentials die Tiefe der Potentialtöpfe V0 (Abschnitt 5.1.1) im Vergleich zur Partikel-Partikel Wechselwirkung und der Füllfaktor m, der das Verhältnis der Partikelzahl zur Anzahl der Pinningzentren beschreibt. Eine andere Klasse von Randbedingungen, die einem 2D kolloidalen System auferlegt werden können, ist eine laterale Einschränkung und die Beschränkung auf wenige Partikel. Solche kleinen Systeme sind schon insofern von Interesse, als durch die fortschreitende Miniaturisierung in allen Bereichen der Technologie das Verhältnis von Volumen zu Rand immer weiter abnimmt, die Berandung folglich an Bedeutung zunimmt. Bei extrem kleinen Systemen mit wenigen Partikeln kann die Berandung nicht mehr vernachlässigt werden, vielmehr bestimmen die Einflüsse der Grenzschicht das Verhalten dieser Systeme. Ähnlich wie bei Systemen mit periodischem Substratpotential konnte bei kleinen binären Systemen in kreisförmigen Berandungen ein zweistufiger Schmelzvorgang beobachtet werden (Abschnitt 5.4). 5.1 quadratisches Substratpotential Ausgehend von der lichtinduzierten Kristallisation (LIF laser induced freezing), die bereits 1985 von Chowdhury et al.[Cho85] vorgestellt und von Wei et al.[Wei98] um einen Reentrance Phasenübergang zum LIM/LIF erweitert wurde, werden im Rahmen diese Arbeit 2D kolloidale Systeme auf periodischen Substraten untersucht. Ist die Symmetrie des Substratpotentials nicht vereinbar mit der intrinsischen Symmetrie des kolloidalen Systems, so ist ein Phasenübergang von der ungestörten hexagonalen Geometrie zur Geometrie des Substratpotentials zu erwarten. Da sich das 2D hexagonale Kristallgitter durch 60◦ Winkel auszeichnet, wurde im Rahmen dieser Arbeit zuerst der Frage nachgegangen, wie sich ein 2D System auf einem quadratischen Substratpotential verhält. 5.1.1 Potentialtiefe des Substratpotentials Die Stärke des Substratpotentials V0 hat einen wesentlichen Einfluß auf das Phasenverhalten des zweidimensionalen Systems. In den Experimenten dieser Arbeit wurde das Substratpotential durch 54 5.1 quadratisches Substratpotential ein Gitter von optischen Pinzetten realisiert. Durch Variation der Laserleistung kann die Potentialtiefe V0 eingestellt werden, somit wird das Kolloidsystem unterschiedlich starken Substratpotentialen ausgesetzt. Die Wechselwirkung der Partikel mit dem Substratpotential kann theoretisch nach Gleichung (3.12) berechnet werden. In der Praxis ist jedoch einerseits der Gradient des Lichtfeldes nicht bekannt und läßt sich auch nicht auf einfache Weise messen. Andererseits ist durch den hohen Eisenoxidanteil in den Polystyrolpartikeln der Brechungsindex deutlich unterschiedlich zu reinen Polystyrolpartikeln. Als weitere unbekannte Größe kommt noch hinzu, daß die Eisenoxidcluster in den Kolloidpartikeln in Abhängigkeit von der Wellenlänge Licht absorbieren. Damit heizen sich die Partikel einerseits etwas auf, andererseits gelten die Gleichungen für die Gradientenkraft (3.12) und den Lichtdruck (3.16) nicht mehr in dieser einfachen Form, vielmehr muß die Absorption auch noch berücksichtigt werden. 50 µm Abbildung 5.1: Verdünnte Suspension mit holographischem Lichtgitter. Eine solche Suspension mit geringer Partikeldichte fand Verwendung bei der Bestimmung der Potentialtiefe des Lichtgitters. In diesem Bild wurde die Intensität vor der CCDKamera mit Hilfe eines Filters abgeschwächt, um die Lichtpunkte abbilden zu können. Dennoch ist die Kamera in den Intensitätsmaxima weit übersteuert. Bei weiterem Abschwächen sind die Partikel jedoch nicht mehr vom Hintergrund zu trennen. Daher wurde zur Bestimmung der Potentialtiefe des Lichtgitters ein anderer Weg gewählt. Bei einer verdünnten Suspension, wie sie in Abbildung 5.1 zu sehen ist, sind die Partikel im Mittel so weit voneinander entfernt, daß bei den verwendeten kleinen Magnetfeldern keine Partikel-PartikelWechselwirkung auftritt (0 ≤ 0 ≤ 7). Die beobachteten Partikelpositionen sind folglich Ausdruck der Brownschen Bewegung und der Wechselwirkung der Partikel mit den Lichtpunkten. Die gemessene Verteilung der Partikelpositionen bezüglich der Lichtpunkte ist ein Maß für die Potentialtiefe des Substratpotentials. Die Verteilung der Kolloide folgt im thermischen Gleichgewicht der Boltzmannverteilung, d.h. es gilt für die Aufenthaltswahrscheinlichkeit p eines Partikels in einem Potential VS : VS (r ) p(V0 (r )) ∼ exp − kB T (5.1) Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit p folgt direkt aus den Meßdaten durch Berechnung des Abstandshistogramms der Partikelpositionen relativ zu den Positionen der Haftstellen. Eine Mittelung über alle Haftstellen verbessert die Statistik, so daß eine glatte Kurve entsteht. In erster Näherung ist auch die Richtung des Abstandsvektors vernachlässigbar, es wurde eine radiale Symmetrie der Haftstellen vorausgesetzt. Die Qualität der Haftstellen ist jedoch nicht optimal, wie in Abbildung 5.1 55 5 Ergebnisse und Diskussion zu sehen ist. Die Abweichungen der Lichtpunkte von einem optimalen runden Fokus rühren einerseits von intrinsischen Problemen des Hologramms im Zusammenspiel mit der Abbildungsoptik her, andererseits entstehen manche Verzerrungen auch durch ein zusätzliches Filter, das für Abbildung 5.1 extra eingefügt wurde. 4 3 3 V0 [ kBT ] V0[kBT] 2 1 2 1 0 0 -8 -6 -4 -2 0 2 Radius [µm] (a) radiales Potential 4 6 8 0 5 10 15 20 E[ µW ] (b) Abhängigkeit der Potentialtiefe von der Laserleistung Abbildung 5.2: (a) Aus der radialen Aufenthaltswahrscheinlichkeit über die Boltzmann-Verteilung berechnete Potentialtiefe V0 . Es wurde über alle Potentialtöpfe und die Winkelverteilung gemittelt. (b)Potentialtiefen für unterschiedliche Laserleistungen. Aufgetragen ist die Potentialtiefe in kB T in Abhängigkeit der Laserleistung pro Potentialtopf in µW. Der theoretische Verlauf der Wechselwirkung mag deutlich komplizierter sein als die angedeutete lineare Beziehung, da der Lichtdruck die Partikel gegen die Substratoberfläche preßt und bei größeren Intensitäten die Partikel nicht mehr im Intensitätsmaximum gehalten werden. Die Fehlerbalken stehen für die Ungenauigkeiten bei der Bestimmung der Potentialtiefe V0 Das Histogramm stellt die Besetzungswahrscheinlichkeit für unterschiedliche Abstände vom Mittelpunkt der Haftstellen dar. Durch Umformen gemäß Gleichung (5.1) nach VS (r ) folgt direkt das Substratpotential. Die Differenz zwischen Maximum und Minimum des Potentials in Abbildung 5.2 (a) ist die Stärke des Substratpotentials V0 in kB T . Gut zu sehen ist auch, daß ein Potentialtopf eine Breite von 5 − 6 µm besitzt. Der mittlere Partikelabstand ist deutlich größer, so daß jeder Potentialtopf mit jeweils nur einem Partikel besetzt werden kann. Die Potentialtiefe für unterschiedliche Laserleistungen ist in Abbildung 5.2 (b) zu sehen. Die Stärke des Substratpotentials ist in Einheiten von kB T über der Laserleistung in 10−6 W pro Haftzentrum aufgetragen. Dazu wurde die Laserintensität eines Lichtpunktes ohne Meßzelle in größerer Entfernung gemessen.1 Durch einen verrauschten Potentialverlauf ist die Bestimmung des Potentialminimums nicht eindeutig, die daraus resultierenden Ungenauigkeiten finden in den Fehlerbalken Berücksichtigung. In dem in Abbildung 5.2(b) dargestellten Meßbereich zeigt sich eine direkte Proportionalität zwischen der Laserleistung und der Tiefe des Substratpotentials. Auf den ersten Blick ist das auch zu erwarten, da mit P ∼ I ∼ E 2 ∼ FGrad nach Abschnitt 3.3.2 und Gleichung (3.12) die Laserleistung P proportional zur Gradientenkraft ist. 1 Abweichungen von dieser Lichtintensität zur wirklichen Lichtintensität in der Meßzelle sind aufgrund des Deckglases der Zelle und des Wassers in der Meßzelle zu erwarten. Diese systematischen Fehler liegen im Prozentbereich und sind für die Abschätzung hier unerheblich. 56 5.1 quadratisches Substratpotential Jedoch gelten die in Abschnitt 3.3.2 besprochenen Gleichungen für die Transmission/Reflektion von Licht an homogen transparenten Partikeln. Die in dieser Arbeit verwendeten superparamagnetischen Partikel haben einen vergleichsweise großen Absorptionskoeffizienten durch die eingelagerten Eisenoxidcluster, auch der Brechungsindex unterscheidet sich von dem transparenter Polystyrolpartikel. Dadurch erfahren die Partikel einerseits einen größeren Strahlungsdruck als transparente Partikel, andererseits heizen sich die Partikel bei großen Lichtintensitäten auf. Die Tiefe der Potentialtöpfe des Substratpotentials ist in diesem System nicht durch die verfügbare Laserleistung beschränkt, wie aus Experimenten mit reinen Polystyrol oder Silica Partikeln bekannt [Ble04], vielmehr wird ab einer gewissen Laserintensität der Lichtdruck auf die Partikel so groß, daß die Partikel aus dem Zentrum des Potentialtopfes hinausgedrückt werden. Im Bereich der größten Laserintensität entsteht die repulsive Wechselwirkung dadurch, daß das Partikel in Richtung des Lichtdrucks gegen die Substratoberfläche gedrückt wird. Besitzt das Lichtfeld eine Komponente parallel zum Substrat, d.h. der Laserstrahl steht nicht exakt senkrecht zur Oberfläche oder befindet sich das Partikel nicht im Zentrum des Strahls, so wird das Partikel aus dem Bereich hoher Intensität hinausgedrückt. Im Histogramm der Partikelaufenthaltswahrscheinlichkeit zeigt sich dieser Effekt darin, daß sich die Partikel öfter im Randbereich des Strahls aufhalten als in dessen Zentrum. In den in dieser Arbeit verwendeten Systemen sind mit Lichtkräften Potentiale zu verwirklichen, die maximal bis zu 10 kB T tief sind. Diese Substratpotentiale sind relativ schwach und genügen nicht, um das System total zu dominieren, das bedeutet, daß ein Partikel in einem Potentialtopf innerhalb einer Meßzeit von mehreren Stunden im statistischen Mittel den Potentialtopf aufgrund der Brownschen Bewegung mehrmals verlassen kann. Trotz der nur relativ schwachen Substratpotentiale ist es sehr gut möglich, die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Partikel an bestimmten Stellen zu erhöhen und durch diesen geringen Einfluß schon deutliche Veränderungen am Verhalten des Systems hervorzurufen. Wie in Abschnitt 4.4 dargestellt, wurde die eingestrahlte Laserintensität über die Meßzeit aufgezeichnet. Daraus kann für die jeweilige Messung mit Hilfe des einmal bestimmten Verhältnisses von eingestrahlter Laserintensität zur Tiefe der Potentialtöpfe das Substratpotential angegeben werden. 5.1.2 System mit m ≈ 4 In Abbildung 5.3 sind Partikeltrajektorien (linke Spalte) und gemittelte Partikeldichten (rechte Spalte) für ein 2D System auf einem quadratischen Substratpotential zu sehen. Die Lage der Potentialtöpfe des Substratpotentials sind jeweils durch offene Kreise markiert. Die Partikelkoordinaten wurden jeweils als Sequenzen über einen Zeitraum von drei Stunden in Zeitschritten von zehn Sekunden aufgenommen. Damit die grundsätzlichen Strukturen besser zum Vorschein kommen und nicht durch lokale Effekte überdeckt werden, wurden in der mittleren Spalte der Abbildung 5.3((b),(e),(h),(k)) von der jeweiligen Partikelposition die Koordinaten der Position des benachbarten Potentialtopfs abgezogen und die Koordinaten sozusagen auf eine Einheitszelle transformiert. Dies entspricht einer Mittelung über äquivalente Einheitszellen des Gitters. Damit die Strukturen am Rand der Einheitszelle besser erkennbar werden, ist nicht eine einzelne Einheitszelle abgebildet, vielmehr wurde der Ausschnitt in jeder Richtung um eine weitere halbe Einheit vergrößert. Diese Zurückfaltung bezüglich des Substratpotentials hat zur Folge, daß Kristallstrukturen, die nicht mit dem Substratpotential übereinstimmen (incommensurable), als schlecht lokalisiert erscheinen. Ein Beispiel dafür ist in Abbildung 5.3 die erste Sequenz ((a) und (b)). In Abbildung 5.3(a) ist im Bild der Trajektorien deutlich die kristalline Struktur des Kolloidsystems zu erkennen. 57 5 Ergebnisse und Diskussion (a) 0 = 65, 3, V0 = 4, 9kB T (b) 0 = 65, 3, V0 = 4, 9kB T (c) (d) 0 = 37, 6, V0 = 4, 9kB T (e) 0 = 37, 6, V0 = 4, 9kB T (f) (g) 0 = 36, 2, V0 = 4, 9kB T (h) 0 = 36, 2, V0 = 4, 9kB T (i) (j) 0 = 23, 5, V0 = 1, 5kB T (k) 0 = 23, 5, V0 = 1, 5kB T Abbildung 5.3: Partikeltrajektorien (linke Spalte) und gemittelte Partikeldichte (mittlere Spalte) für m ≈ 4 bei unterschiedlichem 0. Die gemittelte Partikeldichten sind als Linien gleicher Wahrscheinlichkeit abgebildet (“Höhenlinien”). Zum Vergleich numerische Simulationen von Reichhardt et al. [Rei01b] (rechte Spalte). Die Haftstellen werden durch offene Kreise gekennzeichnet, die Einheit beträgt jeweils 10 µm. 58 5.1 quadratisches Substratpotential Aufgrund der großen Partikel-Partikel-Wechselwirkung (0 = 65.3) war jedes Partikel über die gesamte Meßzeit von drei Stunden durch die umgebenden Partikel in einem gewissen Bereich eingesperrt. Die Partikel-Partikel-Wechselwirkung dominiert. Das System kristallisiert - wie ein System ohne Substratpotential - in einer dreieckigen Symmetrie. Eine genauere Analyse ergibt jedoch eine kleine Abweichung vom idealen Dreiecksgitter um 6% bezüglich der Länge der Gittervektoren. Zwar begünstigt die Abstoßung der Kolloidpartikel untereinander ein dreieckiges Gitter, dennoch müssen so viele Haftstellen als möglich von Partikeln besetzt sein, um die gesamte freie Energie des Systems zu minimieren. Daher paßt in horizontaler Richtung die Periodizität des Kolloidkristalls zur Periodizität des Substratpotentials: jede Gitterlinie des Substratpotentials ist durch eine Gitterlinie des Kolloidkristalls besetzt. In vertikaler Richtung jedoch sind die entsprechenden Periodizitäten nicht vereinbar. Diese Fehlanpassung der Gitterkonstanten von Pinningpotential und Kolloidkristall hat zur Folge, daß im Bild der gemittelten Dichte (Abbildung 5.3 (b)) vertikal ausgeschmierte Muster zu sehen sind, wie sie von der modulierten Flüssigkeit beim lichtinduzierten Schmelzen (light induced melting LIM)[Bec01] bekannt sind. Diese stammen aber im Unterschied zum LIM nicht daher, daß die Partikelpositionen in y-Richtung nicht lokalisiert wären, sondern sind eine Folge der Mittelung über nicht gleichwertige Positionen des Substratpotentials. Im Vergleich dazu sind in der rechten Spalte der Abbilung 5.3 ((c),(f),(i)) numerische Simulationen von Reichhardt et al.[Rei01b] dargestellt, die in Abschnitt 2.3.1 diskutiert werden. Die Simulationen wurden für ein System von Flußschläuchen in einem Typ II Supraleiter berechnet. Die Flußschläuche stoßen sich im Supraleiter mit einem Yukawa-Potential ab, bilden aber auch ein 2D System, das trotz der andersartigen Wechselwirkung ähnliche Strukturen wie das in dieser Arbeit untersuchte Kolloidsystem zeigt. Die Bedingungen der Simulation in Abbildung 5.3(c) unterscheiden sich von den experimentellen Gegebenheiten in Abbildung 5.3(a) und (b) insofern, als daß die Partikeldichte in einem ganzzahligen Verhältnis zur Dichte der Haftstellen steht. Daher bildet sich ein stabiler kommensurabler Kristall. In der zweiten Sequenz von Abbildung 5.3 ((d),(e)) wurde im Vergleich zur oberen Sequenz die Wechselwirkungsenergie zwischen den Partikeln erheblich verringert (0 = 37.6), hingegen ist das Substratpotential unverändert (V0 = 4.9kB T ). Die geringere Wechselwirkungsenergie erlaubt dem System seine Dichte der Dichte des vorgegebenen Substratpotentials anzupassen. Die Kompressibilität des kolloidalen Systems nimmt mit kleinerer Wechselwirkungsenergie ab. In dieser Sequenz sind praktisch alle Haftstellen von Partikeln besetzt. Die Kolloidpartikel übernehmen die quadratische Symmetrie des Substrats. Partikel auf Zwischengitterplätzen (interstitial particles) in dieser registered commensurate festen Phase sind auf einem Gitter mit rhombischer Symmetrie angeordnet. Diese Phase wurde auch in numerischen Simulationen [Rei01b] gefunden. Manche der interstitiellen Partikel sind mobil und bewegen sich in der Meßzeit durch das Kristallgitter (vgl. Abbildung 5.3(f)). Die Beobachtungen aus Simulationen für leichte Fehlanpassungen der Dichte zeigen sich auch im Experiment: Einerseits bewegen sich sowohl einzelne Partikel mehr oder weniger kontinuierlich durch den Kristall, andererseits laufen auch lawinenartige Pulse durch den Kristall, wobei mehrere Partikel jeweils eine Gitterkonstante zurücklegen (wie in Abbildung 5.3(d) oben rechts zu sehen ist). Weitere Verringerung der Partikelwechselwirkung (0 = 36.2) verkleinert die Lokalisierung der Partikel auf den Zwischengitterplätzen, was in Abbildung 5.3(g) und (h) zu sehen ist, während die Partikel auf den Haftstellen noch stark lokalisiert sind. Aufgrund der abstoßenden Dipolwechselwirkung zwischen den Partikeln bilden die Partikeltrajektorien der interstitiellen Partikel ein quadratisches Muster. Die Bereiche um die gepinnten Partikel werden dabei ausgespart. Diese Koexistenz 59 5 Ergebnisse und Diskussion von lokalisierten und delokalisierten Partikeln wurde wie der Zustand des commensurablen Kristalls in numerischen Simulationen zum Vortex-melting [Rei01b] gefunden (vgl Abbildung 5.3(i). Ähnlich zu den Simulationen besteht an den Kreuzungspunkten der Trajektorien der nicht gepinnten Partikel eine deutlich kleinere Aufenthaltswahrscheinlichkeit für die Partikel als in den Bereichen dazwischen, obwohl an diesen Punkten der Abstand und damit die Wechselwirkungsenergie zu den gepinnten Partikeln am kleinsten ist. Daß an diesen Stellen die Partikel nicht anzutreffen sind, ist auf die Anwesenheit der übrigen Partikel zurückzuführen, deren Beitrag zur freien Energie durch andere Positionen übermäßig ansteigt. Bei weiterer Verkleinerung der Partikelwechselwirkung und der Tiefe des Substratpotentials (0 = 23.5, V0 = 1.5kB T ) werden die Partikel auf den Haftstellen auch delokalisiert, und der Kristall schmilzt vollständig (Abbildung 5.3(j) und (k)). (a) 0 = 56, 7, V0 = 9, 5kB T (b) 0 = 56, 7, V0 = 9, 5kB T (c) 0 = 36, 2, V0 = 4, 9kB T (d) 0 = 36, 2, V0 = 4, 9kB T Abbildung 5.4: Trajektorien (a) und gemittelte Dichte (b) bei einem Füllfaktor von m = 4, 1. Trotz vergleichsweise großer Partikelwechselwirkung (0 = 56, 7) sind die Zwischengitterpartikel nicht ortsfest, sondern diffundieren zwischen den Haftstellen hindurch. Zum Vergleich sind in (c) und (d) nochmal Abbildung 5.3(e) und (f) gezeigt, die bei wesentlich kleineren Energien ganz ähnliche Strukturen aufweisen. Eine Einheit entspricht in den Abbildungen jeweils 10 µm. Um den Einfluß der Partikelwechselwirkung und des Substratpotentials zu verstehen, wurde das System einem größeren V0 ausgesetzt. Abbildung 5.4(a) und (b) stellt wieder Trajektorien und gemittelte Dichte für V0 = 9.5kB T und 0 = 56.7 dar, was dicht beim Gefrierpunkt eines Systems ohne Substratpotential liegt. Erstaunlicherweise sind wie in der dritten Sequenz (Abbildung 5.3(e),(f)) nur die Partikel auf den Haftstellen lokalisiert, hingegen bewegen sich die Partikel der Zwischengitterplätze recht gut. Ihre Trajektorien bilden auch wieder ein quadratisches Gitter. Bemerkenswert ist, daß für kleineres Substratpotential V0 = 4.9kB T das kolloidale System für 37.6 ≤ 0 ≤ 65.3 eine kristalline Struktur bildet. Eine stärkere Lokalisierung der Partikel an den Haftstellen bedingt also nicht automatisch eine Kristallisation des Systems, selbst wenn die Partikelwechselwirkung vergrößert wird. Eine Erklärung dieses Effekts könnte aus der Bedeutung der Fluktuationen für die 60 5.1 quadratisches Substratpotential Stabilität der kristallinen Struktur sein, die in ähnlicher Art und Weise schon bei Bubeck et al.für kreisförmige Systeme [Bub99, Bub02b] und auch bei Brunner et al.für ein System kolloidaler Moleküle [Bru02] das anomale Phasenverhalten gut erklären. Von zentraler Bedeutung ist hierbei, daß die kristalline Struktur einerseits statisch durch die repulsive Wechselwirkung zwischen den Partikeln verursacht wird, daß aber andererseits besonders bei kleineren Partikelwechselwirkungen nahe am Phasenübergang die Fluktuationen der Partikel die kristalline Struktur zunächst stabilisieren. Erst wenn die Fluktuationen ein bestimmtes Maß überschreiten, schmilzt der Kristall. Indem ein Partikel sich hin und her bewegt, wird die Reichweite seines Potentials effektiv vergrößert und damit die Bewegungsfreiheit der umgebenden Partikel eingeschränkt, was eine stabilisierende Wirkung auf die Struktur hat. Werden jetzt die Fluktuationen eines Partikels durch ein äußeres Potential unterdrückt, vergrößert sich der Bereich, der den umgebenden Partikeln zur Verfügung steht [Bub02b, Bru02]. In dem in dieser Arbeit betrachteten System treten diese Effekte sogar noch periodisch auf, so daß der gesperrte Raum um die Partikel auf Haftstellen durch ein stärkeres Substratpotential verkleinert wird. Damit erhöht sich die Beweglichkeit der Partikel auf den Zwischengitterplätzen. Bei diesen Überlegungen handelt es sich nur um einfache Erklärungsversuche, weitere numerische und experimentelle Untersuchungen sind für eine exakte Beschreibung notwendig. 5.1.3 Systeme mit m 6= 4 Abbildung 5.5: gemittelte lokale Partikeldichte kristalliner Kolloidsysteme für Füllfaktor m ≈ 2 (a) und (b) m = 5.5 Die Haftstellen werden durch offene Kreise gekennzeichnet. Eine Einheit entspricht in den Abbildungen jeweils 10 µm. (a) m ≈ 2 (b) m = 5.5 Natürlich hat der Füllfaktor m erheblichen Einfluß auf die Struktur des kolloidalen Systems. In Abbildung 5.5(a) ist die gemittelte lokale Partikeldichte einer kommensurablen kristallinen Struktur dargestellt für m ≈ 2, V0 = 9.5kB T und 0 = 35. Die Partikel der Zwischengitterplätze sind im Zentrum zwischen den gepinnten Partikeln stark lokalisiert und bilden ein (1 × 1) Übergitter im Kristall. Weiter verdünnte Suspensionen (1 ≤ n ≤ 2) unterscheiden sich nicht wesentlich von der hier vorgestellten Situation. Für einen Füllfaktor deutlich kleiner als eins kann das in dieser Arbeit verwendete System nicht entsprechend große Partikelwechselwirkungen bieten. Im Gegensatz zu den Arbeiten von Bleil [Ble04], bei denen als Substratpotential ein Lichtgitter zum Einsatz kam, das durch Interferenz mehrerer Laserstrahlen erzeugt wurde, kann in der hier verwendeten Anordnung die Anzahl der Lichtpunkte und deren Abstand nicht verändert werden. Die Anzahl der Lichtpunkte ist durch das Hologramm vorgegeben, deren Abstand kann zwar vergrößert werden, der Mindestabstand ist aber durch die mechanischen Abmessungen und die optischen Eigenschaften der verwendeten Kom- 61 5 Ergebnisse und Diskussion ponenten vorgegeben. 2 Für m = 5.5 ist auch die gemittelte lokale Dichte der Partikel abgebildet (5.5(b)) mit einem Substratpotential V0 = 6.4kB T und 0 = 44.4. Im Gegensatz zu (a) verschwindet die Partikeldichte beinahe gänzlich an den Stellen, an denen in (a) die Zwischengitterpartikel lokalisiert waren. In diesem Fall ordnen sich die Partikel quadratisch um diese Bereiche herum an. Da es sich bei m = 5.5 nicht um ein passendes Dichteverhältnis handelt, ist die Lokalisierung der interstitiellen Partikel weniger ausgeprägt und Defekte können entlang des quadratischen Netzwerks durch den Kristall diffundieren. (a) 0 = 46.0, V0 = 2.5kB T, m = 4.3 (b) 0 = 46.2, V0 = 3.3kB T, m = 4.3 (c) 0 = 49.1, V0 = 6.4kB T, m = 4.5 (d) 0 = 43.0, V0 = 9.5kB T, m = 4.2 Abbildung 5.6: Variation des Substratpotentials. In den Darstellungen der gemittelten Dichte ist zu erkennen, daß nicht nur die Lokalisierung der Partikel auf den Haftstellen, sondern auch auf den Zwischengitterplätzen für mittlere Intensitäten ansteigt ( (a) bis (c) ), für größere Laserintensitäten ist deren Lokalisierung hingegen wieder schlechter. Das Magnetfeld wurde nicht variiert, jedoch hat sich über die Meßzeit die Partikeldichte leicht verändert. Der Grauwert ist in dieser Darstellung ein Maß für die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Partikel (weiss : geringe Wahrscheinlichkeit, schwarz : hohe Wahrscheinlichkeit). Das Verhältnis von Partikeldichte zur Dichte der Lichtdots ist der Füllfaktor m. Die Einheit beträgt jeweils 10 µm. Abbildung 5.6 zeigt ein System mit Füllfaktor m = ρPartikel /ρLichtdots ≈ 4.3. Dargestellt sind die gemittelten Dichten eines Systems für unterschiedliche Laserleistungen. Die Partikelkoordinaten wurden dazu um den Ortsvektor des nächstliegenden Haftzentrums verschoben, so daß der Koordinatenursprung im Zentrum der Darstellung liegt. Ein zweidimensionales Histogramm über die transformierten Partikelkoordinaten ergibt die Dichtematrix, die hier als Graustufenbild3 dargestellt ist. 2 Bei dem in dieser Arbeit verwendeten 9x9 Hologramm hat das Kolloidsystem bei einem Füllfaktor von z. B. m = 0.5 (nur jedes zweite Haftzentrum besetzt) noch rund 40 Partikel, von denen mehr als die Hälfte Randpartikel sind. Auch müßte ein vergleichsweise großes externes Magnetfeld angelegt werden, um eine Partikelwechselwirkung nennenswerter Größe über die Distanz von zwei Haftstellen zu induzieren. Die in dieser Arbeit verwendete Spule erhitzt sich durch die dafür notwendigen Ströme, insbesondere bei Meßzeiten von mehreren Stunden. 3 mit linearer Verteilung der Grauwerte von geringer Dichte (weiss) bis zur hohen Dichte (schwarz) 62 5.1 quadratisches Substratpotential Dies entspricht einer Wigner-Seitz-Zelle in der Festkörperphysik mit dem Unterschied, daß der hier dargestellte Bereich nicht auf eine Einheitszelle beschränkt ist, sondern in jeder Richtung um 50% erweitert wurde, damit eine bessere Visualisierung der Effekte am Rand der Einheitszelle erreicht wird. Geringfügige Unterschiede des Plasmaparameters 0 rühren von leicht unterschiedlichen Partikeldichten der einzelnen Sequenzen her. Zusätzlich zum Lichtgitter, das als Substratpotential dient, gibt es einen Hintergrund von Laserstrahlung. Diese kann als sehr breiter Gaußscher Strahl gesehen werden, der immer aufgrund der Gradientenkraft Partikel vom Rand der Zelle (außerhalb der ROI) ins Zentrum drückt. Die Stärke dieses Potentials hängt auch von der Laserleistung ab. Für eine gegebene Laserintensität stellt sich mit der repulsiven Partikel-Partikel Wechselwirkung eine Gleichgewichts-Partikeldichte ein. Wird die Laserleistung verändert, dauert es eine gewisse Zeit 4 , bis sich die Partikeldichte nicht mehr verändert. Unterschiedliche Partikeldichten bedingen so unterschiedliche Plasmaparameter 0, obwohl das Magnetfeld nicht verändert wurde. In Abbildung 5.6(d) ist eine Sequenz einer anderen Stelle der Meßzelle gezeigt, an der eine etwas kleinere Partikeldichte herrschte. Deutlich erkennbar sind in Abbildung 5.6 vier mögliche Positionen für Partikel auf Zwischengitterplätzen. Da für den Füllfaktor in diesen Sequenzen jedoch m < 5 gilt, sind die Zwischengitterplätze nicht alle belegt und die Partikel können über eine Fehlstelle ihre Positionen tauschen. Mit zunehmender Tiefe des Substratpotentials nimmt auch die Lokalisierung der Zwischengitterpartikel zu (vgl. Abbildung 5.6(a)-(c)). Lediglich in Abbildung 5.6(d) scheint die Beweglichkeit der Zwischengitterpartikel entlang eines Rings wieder anzusteigen. Dies legt den Schluß nahe, daß wie im Beispiel des lichtinduzierten Schmelzens/Kristallisieren ([Bru02], Abschnitt 2.2.1) die gezielte Verringerung der Fluktuationen zum Schmelzen des Kristalls führen. Der beobachtete Verlust an Ordnung muß jedoch nicht auf einen direkten Einfluß der Partikel auf den Haftstellen zurückzuführen sein. Vielmehr bedingt die geringere Partikeldichte mehr Leerstellen bei den Zwischengitterplätzen, so daß eine Diffusion von einem Zwischengitterplatz zum benachbarten (leeren) wahrscheinlicher wird. Dieser Mechanismus erklärt den Verlust an Ordnung in Abbildung 5.6(d). Abschließend betrachtet, reproduzieren die Experimente zu 2D Systemen auf Substratpotentialen mit quadratischer Symmetrie die numerischen Simulationen, zeigen aber noch weitere Effekte. Auf der einen Seite wurde für große Paarwechselwirkungen ein inkommensurabler Kristall gefunden, dessen Geometrie nur leicht vom periodischen Substratpotential beeinflußt wird. Um größtmöglichen Einfluß des Substratpotentials auf die Eigenschaften des 2D Systems zu bewirken, muß die Korrelationslänge des kolloidalen Systems vergleichbar mit der Periodizität des Substratpotentials sein. Im Unterschied zu einer kleineren Paarwechselwirkung (bei der sich die Partikel auf dem quadratischen Gitter anordnen) ist bei größerer Paarwechselwirkung (0 = 65, 3 Abbildung 5.3(a),(b)) die Korrelationslänge des Kristalls deutlich größer als die Periodizität des Substratpotentials. In der flüssigen Phase (Abbildung 5.3(g)(h)) ist die Korrelationslänge des Systems hingegen im Vergleich zur Periodizität des Substratpotentials schon wieder zu klein, so daß sich keine langreichweitige Ordnung ausbildet. Auf der anderen Seite wurde ein Einfluß des Substratpotentials gefunden, der durch die Simulationen nicht vorherzusehen war (vgl. Abbildung 5.4(a), (b)) Ein wesentlich höheres Substratpotential führt nicht zu einer besseren Lokalisierung der Partikel auf Zwischengitterplätzen, sondern unterdrückt vielmehr die Fluktuationen der Partikel auf den Haftzentren, so daß sich die Zwischenräume effektiv vergrößern. 4 typischerweise reicht eine halbe Stunde, meist wurde jedoch über eine Stunde gewartet 63 5 Ergebnisse und Diskussion 5.2 Substratpotential mit sechszähliger Symmetrie Die intrinsische Symmetrie eines 2D Kristalls ist sechszählig. Setzt man das kolloidale System einem derartigen Substratpotential aus, ist natürlich nicht mit einem Phasenübergang zu rechnen, bei dem sich die Symmetrie ändert, wie es in Abschnitt 5.1 bei quadratischen Substratpotentialen beobachtet wurde. Die sechszählige Symmetrie ist jedoch insofern von Interesse, als viele atomare Kristalloberflächen eben so eine Symmetrie in (111)-Richtung aufweisen. Für andere Aspekte sollten Analogien zum Verhalten eines Systems auf quadratischem Substrat bestehen, beispielsweise gibt es auch hier einen zweistufigen Phasenübergang, bei dem für eine bestimmte Paarwechselwirkung die Zwischengitterpartikel als Flüssigkeit durch die Matrix der Partikel auf den Haftstellen diffundieren. Numerische Simulationen ([Lag01, Rei01b], vgl. Abschnitt 2.3.1) bieten sich wieder zum Vergleich mit den experimentellen Ergebnissen an. 5.2.1 Auswertung der Meßdaten 50 µm Abbildung 5.7: 60◦ -Lichtgitter. Das Lichtgitter mit sechszähliger Symmetrie wurde im Prinzip auf die gleich Art erzeugt wie das Lichtgitter mit quadratischer Symmetrie. Das in Abschnitt 4.4 beschriebene Hologramm, das als 9x9 Strahlteiler wirkt, besteht aus zwei identischen holographischen Strukturen, die jeweils aus einem Strahl neun Strahlen erzeugen. Zwei derartige Hologramme, direkt hintereinander im Strahlengang plaziert, erzeugen ein 9x9 Rechteckgitter, wenn die beiden Hologramme unter 90◦ zueinander stehen. Um die Winkel des Substratpotentials zu verändern, war es also lediglich notwendig, die beiden Hologramme gegeneinander zu verdrehen. Zwei einzelne holographische Strahlteiler kamen zum Einsatz, die in entsprechenden Halterungen direkt hintereinander im Strahlengang drehbar montiert wurden. Mit dieser Anordnung konnten prinzipiell alle Winkel eingestellt werden, im Folgenden werden Untersuchungen zu einem 60◦ Winkel vorgestellt. Ein Bild eines solchen Lichtgitters mit 60◦ Winkel ist in Abbildung 5.7 zu sehen. Dieses Lichtgitter wurde wieder so projiziert, daß es in der Meßzelle in einer Berandung eines TEM Netzchens mittig platziert war. Für die Datenaufnahme wurden in festen Zeitabständen die Positio- 64 5.2 Substratpotential mit sechszähliger Symmetrie nen von Partikeln im Bereich des Lichtgitters (region of interest, ROI) gespeichert. Dadurch lagen die Partikelkoordinaten in Form eines Parallelogramms vor (vgl. Abbildung 5.8(a)).5 (a) Dichtematrix (b) Konvertierte Dichtematrix (c) “Wigner-Seitz”-Dichte Abbildung 5.8: (a) Dichtematrix. Die Partikelpositionen wurden im Abstand von 10 Sekunden über mehrere Stunden gespeichert. Ein Histogramm über diese Daten ergibt die Dichtematrix. Die region of interest (ROI) hat grob die Form eines Parallelogramms und ist gegen die x-Achse verkippt. (b) Um statistische Probleme an der Berandung der ROI, insbesondere an den Ecken zu vermeiden, wurden die Koordinaten aus (a) transformiert. (c) Eine gemittelte Dichte ergibt sich durch eine weitere Transformation der Koordinaten. Dies entspricht einer Wigner-Seitz Darstellung. Bei den gezeigten Daten handelt es sich um eine Sequenz mit großer Partikel-Partikel Wechselwirkung (0 = 149.8) und einer recht hohen Laserintensität (V0 = 3.3kB T ).Die Einheit beträgt jeweils 10 µm. Die weitere Auswertung erfordert jedoch Koordinaten in einem rechteckigen Ausschnitt, um statistische Probleme am Rand des Meßbereichs zu vermeiden. Bei Mittelung über alle Partikel muß darauf geachtet werden, daß alle dabei berücksichtigten Partikel eine äquivalente Umgebung besitzen. Die Partikel am Rand des Meßbereichs werden daher z. B. nicht zur Berechnung der Paarkorrelation verwendet. Da der Meßbereich ohnehin nicht besonders groß ist (das Hologramm liefert eben nur 9x9 Lichtpunkte), würden durch großzügiges Abschneiden des Randes viele Partikelkoordinaten ungenutzt verworfen werden und nur relativ wenig Daten blieben zur weiteren Analyse. Auch legen die bisher verwendeten Auswerte-Programme eine rechteckige Box um alle Koordinaten, um die gesamte Sequenz darzustellen (Abbildung 5.8(a)). Bei den Daten der 60◦ -Sequenzen bleiben so große Bereiche dieser Box leer. Diese Programme liefern somit auch falsche Werte für die Partikeldichte und Größen, in die die Partikeldichte eingeht. Eine Koordinatentransformation bot sich daher an, bei der zuerst alle Partikelkoordinaten durch eine Abbildung so gedreht wurden, dass eine Achse des Lichtgitters parallel zur x-Achse verläuft. Danach wurde in einem zweiten Schritt das Parallelogramm abgeschnitten und auf der anderen Seite angesetzt, daß sich ein rechtwinkliger Bereich ergab. Dabei wurde darauf geachtet, die Periodizität des Lichtgitters richtig fortzusetzen. (vgl. Abbildung 5.8(b)) Deutlich zu erkennen ist die Stelle, an der die Daten angesetzt wurden. Dieser Artefakt ist jedoch für die weitere Auswertung der lokalen Umgebung der Partikel nicht von Bedeutung. Als Beispiel sei hier die Wigner-Seitz Dichte (vgl. Abbildung 5.8(c)) gezeigt, bei der durch eine weitere Transformation die mittlere Umgebung eines Haftzentrums dargestellt wird. Dazu werden 5 Die Darstellung der Koordinaten erscheint im Vergleich zum Bild des Lichtgitters gespiegelt. Dies liegt daran, daß üblicherweise der Nullpunkt der y-Koordinate unten liegt. Die Bilder liegen im Bitmap Format vor, daher ist der Ursprung oben links. 65 5 Ergebnisse und Diskussion von den Partikelkoordinaten die entsprechenden Koordinaten des nächsten Haftzentrums subtrahiert. Normalerweise ist als Wigner-Seitz-Zelle das Pendant zur Brillouin Zone im Ortsraum bekannt. Die Einheitszelle würde zwar alle Information über die gemittelte Dichte enthalten, der visuelle Eindruck der periodischen Struktur ist jedoch deutlich besser, wenn sich der abgebildete Ausschnitt in jeder Richtung über zwei Gitterkonstanten erstreckt. Im Zentrum der Abbildung 5.8(c) befindet sich ein Haftzentrum, rings herum sind die Strukturen der Partikel auf Zwischengitterplätzen zu sehen, und im äußeren Bereich befinden sich sechs weitere Haftstellen. 5.2.2 Phasenübergang auf dreieckigem Substratpotential In einer numerischen Simulation konnten Reichhardt et al.[Rei01b] für Vortices in einem Typ II Supraleiter zeigen, daß auf einem dreieckigen Substratpotential die Vortices auf den Haftstellen eine Potentiallandschaft um sich herum erzeugen, die rund um ein Haftzentrum sechs lokale Minima aufweist. Ist ein Haftzentrum von sieben oder fünf Vortices umgeben, so kann es zu einer kollektiven Anregung kommen, wobei ein Ring, von sieben oder fünf Vortices gebildet, um das Haftzentrum rotiert (vgl. Abbildung 2.8). Bei den in dieser Arbeit durchgeführten experimentellen Untersuchungen an zweidimensionalen Kolloidsystemen auf dreieckigen Substratpotentialen konnten keine einzelnen Anregungen beobachtet werden, wie sie in der Simulation sichtbar sind. Deutlich zu sehen sind bei geeigneter Partikeldichte und Partikel-Partikel Wechselwirkung Anregungen, bei denen sich um die Haftstellen Ringe von meist sechs Partikeln drehen. In diesem Fall ist aber nicht nur ein Ring angeregt, sondern um alle Haftstellen bilden sich kreisförmige Muster aus. Ringe mit sieben oder fünf Partikeln konnten nur im Ansatz beobachtet werden, diese erwiesen sich aber als nicht stabil, vielmehr wandert die Fehlstelle von einem Haftzentrum zum nächsten, bis sie sich nicht mehr im Meßbereich befindet. Die Zahl der nicht sechsfach koordinierten Partikel nimmt über die Meßzeit ab, wie stichprobenartige Voronoianalysen ergaben. Beim dreieckigen Substratpotential tritt das Wechselspiel zwischen der intrinsischen sechszähligen Symmetrie des zweidimensionalen Kolloidsystems und der vierzähligen Symmetrie des Substratpotentials nicht auf. Für einigermaßen große Füllfaktoren 2 ≤ m ≤ 8 kann das Verhalten der Partikel auf Zwischengitterplätzen untersucht werden. Wie schon in Abschnitt 5.1.2 und 5.1.3 befindet sich wieder nur jeweils ein Partikel in einem Haftzentrum (und nicht wie bei [Ble04, Bru02, Rei02b, Agr04] mehrere, die ein kolloidales Molekül bilden). In Abbildung 5.9 sind Korrelationsfunktionen der Partikelkoordinaten bezüglich des Substratpotentials abgebildet. Diese Art der Darstellung berücksichtigt, daß es nicht äquivalente Partikelpositionen gibt. Durch die Anwesenheit des Substratpotentials werden die Partikel aufgeteilt in welche, die sich auf einem Haftzentrum befinden, und solche in den Zwischenräumen. Auf den Haftstellen besitzen die Partikel eine wesentlich kleinere Beweglichkeit als in den Bereichen dazwischen. Die Paarkorrelationsfunktion gibt die Wahrscheinlichkeit an, von einem Partikel ausgehend, im Abstand r (oder zweidimensional (x, y)), ein weiteres Partikel anzutreffen.Die Paarkorrelationsfunktion mittelt im Gegensatz zur hier verwendeten Korrelationsfunktion über alle Partikel und verwischt so die Struktur des Substrats. Die Korrelation bezüglich des Substratpotentials gibt analog die Wahrscheinlichkeit an, von einem Haftzentrum ausgehend, bei (x,y) ein Partikel anzutreffen. In der oberen Zeile von Abbildung 5.9 ((a)-(c)) sind Systeme mit kleineren Partikeldichten zu sehen. Bei einem Füllfaktor m = 2.3 (a) sind knapp die Hälfte der Partikel an Haftstellen gefangen, die 66 5.2 Substratpotential mit sechszähliger Symmetrie (a) 0 = 39, V0 = 1.8kB T, m = 2.3 (b) 0 = 8, V0 = 2.1kB T, m = 4.3 (c) 0 = 22, V0 = 2.1kB T, m = 3.9 (d) 0 = 29, V0 = 2.1kB T, m = 6.9 (e) 0 = 31, V0 = 1.5kB T, m = 7.1 (f) 0 = 47, V0 = 2.7kB T, m = 6.5 Abbildung 5.9: G(x,y) bezüglich des Substratpotentials. Die Partikel sind nicht äquivalent, da manche auf einem Haftzentrum festgehalten werden, andere sich in den Zwischenräumen befinden. Die Korrelationsfunktion in dieser Abbildung gibt die Wahrscheinlichkeit an, ein Partikel in einem gewissen Abstand und einer Richtung von einem Haftzentrum zu finden. Die diagonalen Streifen (besonders deutlich in (e) zu sehen) sind Artefakte und stammen von der Koordinatentransformation, wie in Abschnitt 5.2.1 beschrieben. Die Einheit beträgt jeweils 10 µm. restlichen Partikel befinden sich in den Zwischenräumen. Wie die Korrelationsfunktion zeigt, gibt es rings um die Haftstellen sechs interstitielle Positionen, die bevorzugt von den Partikeln eingenommen werden. An diesen Stellen ist der Abstand von den umgebenden Haftstellen maximal und die abstoßende Wechselwirkungsenergie zu den gepinnten Partikeln nimmt ein Minimum an. Dies deckt sich mit der oben erwähnten Simulation von Reichhardt et al.[Rei01b], die die Rotation von siebener-Ringen um ein Haftzentrum auf die Inkommensurabilität mit den sechs Potentialminima zurückführen. Solche kollektiven Ring-Anregungen konnten bei den experimentellen Untersuchungen dieser Arbeit nicht gefunden werden. In dem hier gezeigten System diffundieren mehrere Fehlstellen an den Rand des Meßbereichs, indem verschiedene Partikel sich jeweils um einen Gitterplatz bewegen. Dies entspricht den Beobachtungen von Systemen auf quadratischen Substratpotentialen (vgl. Abschnitt 5.1.2, Abbildung 5.3(c)(d)). Bei größerem Füllfaktor m ≈ 4 (Abbildungen 5.9(b)und (c)) sind durchschnittlich pro festgehaltenem Partikel drei Partikel in den Zwischenräumen. Diese interstitiellen Partikel stoßen sich gegenseitig ab. Für kleine Partikelwechselwirkungen bilden sie eine Flüssigkeit im Gitter der gepinnten Partikel (Abbildung 5.9(b)). Um die Partikel auf den Haftstellen gibt es immer einen Bereich, der den Partikeln der flüssigen Phase nicht zugänglich ist, da deren thermische Energie ab einem gewissen 67 5 Ergebnisse und Diskussion Mindestabstand kleiner ist als die magnetische Paarwechselwirkung zum gepinnten Partikel. Auch sind in den Bereichen, die den interstitiellen Partikeln zugänglich sind, Strukturen zu erkennen. Die Partikel scheinen sich auf einer Art Netzwerk zu bewegen. Die Punkte, an denen in Abbildung 5.9(a) die Aufenthaltswahrscheinlichkeit für ein Partikel zwischen den Haftstellen am größten war, haben in (b) ein lokales Minimum der Wahrscheinlichkeit. Das ist ein Effekt, der auf die Anwesenheit der übrigen interstitiellen Partikel zurückzuführen ist, die sich gegenseitig abstoßen und einander auch nicht beliebig nahe kommen können. In (b) ist die Anzahl der interstitiellen Partikel 2.5-fach größer als in (a). Ist die Partikelwechselwirkung größer, bildet sich bei passendem Anzahlverhältnis eine kristalline Struktur. Wie in Abbildung 5.9(c) zu sehen ist, sind bei 0 = 22 die interstitiellen Partikel nicht mehr frei beweglich wie in einer Flüssigkeit, sondern bilden eine feste Phase. Das Lichtgitter induziert Ordnung im System, in einem System ohne Substratpotential findet der Übergang von flüssig nach fest bei 0-Werten im Bereich von 60 statt [Zah00]. In der unteren Reihe von Abbildung 5.9 sind Korrelationsfunktionen für deutlich größere Partikeldichten zu sehen (6.5 ≤ m ≤ 7.1). Das bedeutet, daß sich pro gepinntem Partikel durchschnittlich sechs Partikel in den Zwischenräumen befinden. Diese Partikel bilden jeweils einen eigenständigen Ring um das Haftzentrum. Die Bedingungen der drei Sequenzen unterscheiden sich vor allem in der Intensität des eingestrahlten Laserlichts und damit in der Stärke des Substratpotentials. Die interstitiellen Partikel können zwar eine kollektive Rotation als Ring um das entsprechende gepinnte Partikel ausführen, doch beeinflussen sich die Ringe auch gegenseitig, so daß es eine Position mit minimaler Energie gibt, für die deutliche Maxima der Korrelationsfunktion zu sehen sind. Die Rotation der Ringe scheint in diesem Meßbereich nicht von der eingestrahlten Laserintensität abzuhängen. Die dargestellten Korrelationsfunktionen weisen keine signifikanten Unterschiede auf. Die diagonalen Streifen (besonders deutlich zu sehen in (e)) stammen von der Koordinatentransformation und sind auf einen Gradienten der Partikeldichte zurückzuführen. Unterscheidet sich die Partikeldichte am linken Rand der ROI von der Partikeldichte am rechten Rand, so gibt es nach der Transformation einen Sprung in der Dichte entlang des diagonalen Ansatzes (vgl. Abbildung 5.8(b)). Durch die Berechnung der Korrelationen wird über alle Haftstellen gemittelt. Die Haftstellen sind periodisch angeordnet, diese Periodizität spiegelt sich in in den parallel verlaufenden Streifen wieder. Generell gesehen, konnten die erwarteten und in numerischen Simulationen verhergesagten Eigenschaften des Phasenübergangs beobachtet werden. Einzelne Aspekte, wie beispielsweise ringförmige Anregungen, bei denen ein Ring von Partikeln um eine Haftstelle rotiert, war nicht beobachtbar. Wiederum war die Paarwechselwirkung derart, daß die Periodizität der Haftzentren im Bereich der Korrelationslänge lag und so der Einfluß des Substratpotentials auf das kolloidale System groß war. 5.3 Magnetisch strukturierte Substrate Parallel zu den oben dargestellten Experimenten mit einem Substratpotential, das mit Hilfe eines holographischen Lichtgitters erzeugt wurde, sollten auch Experimente mit einem magnetischen Substratpotential durchgeführt werden. Um wirklich ausgedehnte Systeme untersuchen zu können und nicht auf die geringe Anzahl von Lichtpunkten des holographischen Gitters beschränkt zu sein, wurden wie in [Man99, Man01] magnetische Strukturen durch Photolithographie hergestellt. 68 5.3 Magnetisch strukturierte Substrate Um magnetische Punkte in regelmäßiger Anordnung auf einem Glassubstrat zu erzeugen, wurde zuerst ein Nickelfilm mit einer Dicke von 3 − 5 nm aufgedampft. Nach Baberschke [Bab96] macht die Magnetisierung eines dünnen Nickelfilms bei ca. 1.7 nm einen Übergang von superparamagnetisch zu ferromagnetisch. Die Magnetisierungsrichtung unterhalb von 1.7 nm im superparamagnetischen Zustand zeigt in Richtung eines äußeren Magnetfelds, im ferromagnetischen Zustand ist der Nikkelfilm für Schichtdicken von 1.7 nm bis 6.5 nm in-plane magnetisiert, ab einer Schichtdicke von 6.5 nm steht die Magnetisierungsrichtung des ferromagnetischen Ni Films wieder out-of-plane. Diese Werte wurden für kristallin gewachsene Ni Filme auf einem einkristallinen Substrat unter UHV gemessen. Bei den in dieser Arbeit aufgedampften Filmen ist weder das Substrat ein Einkristall, sondern einfaches Floatglas, noch herrschen UHV Bedingungen. Außerdem ist zu erwarten, daß wenn nach dem Aufdampfvorgang das Substrat aus der Aufdampfanlage entnommen wird, ein Großteil des Ni mit Sauerstoff aus der Umgebungsluft oxidiert. Ni bildet ähnlich wie Al in der Umgebungsatmosphäre einen schützenden Oxidfilm von einigen nm Dicke. NiO ist antiferromagnetisch und trägt damit nicht direkt zum magnetischen Moment des Films bei. Jedoch übt die NiO Schicht nach Baberschke [Bab96] einen Einfluß auf die Magnetisierung des Ni aus, die mit dem Einfluß des Substrats vergleichbar ist. Abbildung 5.10: Zur Herstellung eines Substrats mit Ni Punkten: Die Periodizität der Struktur beträgt in beiden Richtungen 20 µm. (a) Photolack auf Ni-Film (b) Ni-Punkte Der aufgedampfte amorphe Film wurde mittels Photolithographie strukturiert. Dabei kam, wie auch schon in [Man99] ausführlich dargestellt, als Photoresist der Positivlack Microposit S1813 von Shipley zum Einsatz. Nach dem Aufbringen des Photolacks im SpinCoater und einem Soft-Bake bei 100 ◦ C wurde das Substrat durch eine Linienmaske zweimal für 40 s belichtet. Um mit einer Linienmaske einzelne Punkte zu erzeugen, wurde zwischen den Belichtungen die Maske um 90◦ relativ zum Substrat gedreht. Nach der Entwicklung des Photolacks (300 s in MF319) und einem HardBake (60 min bei 120 ◦ C) wurde der Nickelfilm in einer stark verdünnten Lösung von HCL(25%) und HNO3 (100%) geätzt. Die Größe der Photolackpunkte (und damit die Größe der Ni Punkte nach dem Ätzen) konnte durch die Dauer der Lackentwicklung beeinflußt werden (vgl. Abbildung 5.10). Nach der Strukturierung des Ni-Films wurde das Substrat in Aceton gereinigt, um den Photolack vollständig zu entfernen und das Substrat (wie in Abschnitt 4.3.2 beschrieben) mit einem PMMA Film zu beschichten. Dieses Substrat wurde analog zu Abschnitt 4.3 zusammen mit der kolloidalen Suspension in einer Meßzelle verklebt. In Abbildung 5.11 sind superparamagnetische Kolloidpartikel auf einer quadratischen Struktur von magnetischen Haftzentren zu sehen. Der aufgedampfte Ni-Film hat eine Dicke von 3 nm (laut Schwingquarz). Der Ni-Film scheint ferromagnetisch zu sein, da auch nach Abschalten des externen 69 5 Ergebnisse und Diskussion Ni Punkt mit Partikel Abbildung 5.11: magnetische Partikel auf einer Matrix ferromagnetischer Ni-Punkte. Die PeriodiNi Punkt zität der Matrix beträgt 20 µm. Magnetfelds die Partikel sich nicht von den Haftstellen entfernen. Auch befinden sich die Partikel zum großen Teil am Rand der Ni-Dots, nicht über dem Zentrum. Wie in [Man99, Man01] ausführlich dargestellt, läßt sich daraus schließen, daß die Magnetisierung des Ni-Films in-plane steht. Dies deckt sich mit der Beobachtung, daß die Partikel auf die entgegengesetzte Kante der Haftzentren wandern, wenn das externe Magnetfeld sein Vorzeichen ändert. Obwohl die 2D kolloidalen Systeme auf strukturierten magnetischen Substraten auf den ersten Blick als geeignet erscheinen und über mehrere Millimeter große Systeme realisierbar sind, konnten aus unterschiedlichen Gründen mit den so erzeugten Systemen nicht die gewünschten Experimente durchgeführt werden: Zum einen konnte die Paarwechselwirkung nicht direkt unabhängig von der Wechselwirkung mit dem Substratpotential verändert werden. Sowohl die Paarwechselwirkung als auch die Substratwechselwirkung hängen von den induzierten magnetischen Momenten der Partikel und somit vom externen Magnetfeld ab und sind somit nur gemeinsam veränderbar. Um das Verhältnis der Paarwechselwirkung und der Wechselwirkung mit den Haftzentren zu veränderen, wurden unterschiedlich dicke Ni-Filme aufgedampft. Die Wechselwirkung mit den magnetischen Haftzentren hängt auch vom vertikalen Abstand der Partikel von den Haftzentren ab, der durch die Dicke des PMMA Films in gewissen Grenzen eingestellt werden kann. Jedoch müßten für unterschiedliche Wechselwirkungen jeweils eigene Substrate präpariert werden. Es hat sich jedoch als extrem schwierig herausgestellt, zwei Substrate mit gleicher Wechselwirkung herzustellen, da kleinste Unterschiede im Herstellungsprozeß zu großen Abweichungen führen. Auch konnten die Substratstrukturen auch nicht mit der notwendigen Genauigkeit charakterisiert werden. Z.B. wiesen von zwei exakt gleich hergestellten Substraten eines ferromagnetische Eigenschaften auf (wie in Abbildung 5.11), das andere schien superparamagnetisch zu sein. Eine mögliche Erklärung sind unterschiedliche Dikken des aufgedampften Ni-Films aufgrund unterschiedlicher Orte der Substrate beim Aufdampfprozeß. Weitere Ursachen der Abweichung können in unterschiedlichen Dicken der Oxidschicht liegen. Die Substrate wurden nacheinander strukturiert, kleine Abweichungen der Zeitintervalle bei den einzelnen Prozeßschritten können durchaus auch für das unterschiedliche Verhalten verantwortlich sein. Dabei war es noch relativ einfach, Substrate an einem Tag und aus einem Aufdampfvorgang mit sehr ähnlichen magnetischen Eigenschaften herzustellen. Die vielen Prozeßschritte mußten je- 70 5.4 Binäre Suspensionen in eingeschränkter Geometrie doch immer leicht angepaßt werden, und so war es extrem schwierig, reproduzierbare Eigenschaften von Substraten zu erhalten, die im Abstand einiger Wochen hergestellt wurden. 5.4 Binäre Suspensionen in eingeschränkter Geometrie Im Vergleich zu den in Abschnitt 5.1 und 5.2 dargestellten Experimenten werden in diesem Abschnitt kleine Systeme diskutiert, bei denen die Korrelationslänge ξ vergleichbar mit der Ausdehnung R des Systems ist. Ist die Paarwechselwirkung groß genug, so haben die verwendeten kreisrunden Berandungen wesentlichen Einfluß auf die Statik und Dynamik des kolloidalen Systems. Für kleine Paarwechselwirkungen, wenn sich das System in der flüssigen Phase befindet, ist der Einfluß der Berandung hingegen gering, da auch ξ R gilt. In den vorhergehenden Abschnitten wurden zweidimensionale Kolloidsysteme unter dem Einfluß eines periodischen Substratpotentials untersucht. Es wurde bei den Experimenten immer darauf geachtet, daß der beobachtete Ausschnitt der Meßzelle (ROI) mit den Partikeln der Umgebung im Gleichgewicht stand und die Strukturen nicht vom Rand der Meßzelle beeinflußt wurden. Eine Berandung bietet jedoch die Möglichkeit, dem Kolloidsystem sehr starke Zwangsbedingungen aufzuprägen. In den Arbeiten von R. Bubeck [Bub02a, Bub02b, Bub99] wurden Aspekte eines zweidimensionalen monodispersen Kolloidsystems in kreisförmigen Berandungen eingehend untersucht und ausführlich charakterisiert (vgl. Abschnitt 2.4.1). Im Rahmen dieser Arbeit und insbesondere in der Diplomarbeit von J. Birk [Bir03] wurden binäre Suspensionen in kreisförmigen Berandungen untersucht. Zusätzliche kleine Partikel in diesem System verändern die Art der Wechselwirkung der großen Partikel. Auch hier ist ein zweistufiger Schmelzprozeß beobachtbar mit den kleineren Partikeln als Flüssigkeit in einer Matrix der größeren Partikel. Das dynamische Verhalten weist typische Eigenschaften glasartiger Systeme auf. 5.4.1 Experiment Zur Untersuchung einer binären Suspension magnetischer Kolloide wurden zusätzlich zu den oben beschriebenen Partikeln (mit einem Durchmesser von 4.5 µm) Partikel desselben Herstellers mit vergleichbaren spezifischen Eigenschaften aber mit einem Durchmesser von 2.8 µm eingesetzt. Um die magnetischen Momente der Partikel zu bestimmen, wurden gemessene Paarkorrelationsfunktionen verdünnter monodisperser Suspensionen mit entsprechenden Daten numerischer Simulationen verglichen (vgl. Anhang A). Daraus ergab sich für das magnetische Moment eines großen Partikels Mbig = B · (3.1 ± 0.02)10−11 Am2 /T und für ein kleines Msmall = B · (3.9 ± 0.1)10−12 Am2 /T Das Verhältnis von Mbig /Msmall stimmt gut mit der Annahme überein,daß das induzierte magnetische Moment eines Partikels einerseits vom externen Magnetfeld abhängt (vgl. Abschnitt 4.1.1), andererseits linear mit dem Volumen des superparamagnetischen Materials ansteigt. Um den Zustand eines monodispersen Systems zu beschreiben, wurde der Plasmaparameter 0 als das Verhältnis der magnetischen Energie zur thermischen Energie eingeführt (vgl. Abschnitt 4.2). In den vorangegangenen Abschnitten (5.1 und 5.2) wurde unter Verwendung von Gleichung 4.13 der 0-Wert aus der mittleren Dichte und dem externen Magnetfeld berechnet. 71 5 Ergebnisse und Diskussion Auch bei binären Systemen wird ein Ordungsparameter wie 0 benötigt, um unterschiedliche Sequenzen vergleichen zu können. Die allgemeine Definition (4.10) 0= hVpot i kB T (5.2) gilt natürlich auch für binäre Systeme, jedoch treten durch zwei unterschiedliche Partikelgrößen, und damit verbunden zweierlei magnetischen Momenten Mbig und Msmall , drei mögliche Wechselwirkungen auf. Durch Mittelung über die beiden magnetischen Momente, entsprechend der jeweiligen Partikelanzahl, ergibt sich ein effektives magnetisches Moment Meff . Meff = 1 · (Nbig Mbig + Nsmall Msmall ) Nbig + Nsmall (5.3) Zusammen mit einem mittleren Teilchenabstand, bei dem nicht mehr zwischen großen und kleinen Teilchen unterschieden wird, ist es möglich, einen 0-Wert für eine Sequenz von Meßdaten zu berechnen. Ähnlich verwendet König [Kön03] zur Beschreibung ausgedehnter binärer Systeme, deren Partikel den in dieser Arbeit verwendeten entsprechen, eine Definition des Wechselwirkungsparameters 0, die auf solch einem effektiven magnetischen Moment beruht. Für die in dieser Arbeit untersuchten Systeme hat sich jedoch gezeigt, daß diese Mittelung über die unterschiedlichen Partikel bei der Berechnung von 0 zu irreführenden Ergebnissen führt. Beispielsweise ist bei binären Systemen zu beobachten, daß sich die beiden Partikelarten entmischen und sich beispielsweise ein Cluster von kleinen Partikeln bildet, der von großen umgeben ist. In diesem Fall sind die Partikelabstände zwischen den kleinen Partikeln deutlich kleiner als zwischen 1 den großen, da die magnetischen Momente der kleinen Partikel nur 10 der Momente der großen 1 betragen (und die Wechselwirkung zwischen zwei kleinen nur 100 der Wechselwirkung zwischen zwei großen Partikeln beträgt). Die Berechnung von 0 über ein effektives magnetisches Moment und einen gemittelten Teilchenabstand ergibt für solche Situationen falsche Werte, die bei einem Vergleich unterschiedlicher Konfigurationen extrem störend wirken. Um diese Probleme zu umgehen, berechneten wir die Energie der magnetischen Wechselwirkung V mag für jedes Bild einer Sequenz aus der Summe der entsprechenden Partikelwechselwirkungen, die wir aus den gemessenen Abständen und den jeweiligen magnetischen Momenten erhielten. big big big small small small X X X M M M M M M µ0 i j i j i j V mag = + + (5.4) 3 3 3 4π i6= j ri j r r i j i j i6= j i, j Daraus ergab sich nach Gleichung 4.10 ein 0-Wert für jedes Bild einer Sequenz. Diese Werte schwanken um typischerweise 1% um einen Mittelwert, der die gesamte Sequenz charakterisiert. Wiederum entspricht 0 einer effektiven inversen Temperatur, die wir mittels des externen Magnetfelds Bext veränderten, und dabei T = 195 K konstant hielten. Als Substrat (vgl. Abschnitt 4.3) diente wieder ein Glasplättchen, das mit einer PMMA Schicht per Spin-Coating überzogen wurde. Laterale Confinements wurden durch TEM-Netzchen mit kreisförmigen Löchern gebildet, die in den erwärmten PMMA Film gepreßt wurden. Mit mehreren Netzchen pro Substrat erhält man eine Meßzelle mit über hundert gleichartigen Unterteilungen mit senkrechten Wänden von 15 µm Höhe und einer kreisförmigen Form mit 73 µm im Durchmesser. Wird die Meßzelle, deren unterer Abschluß durch das Substrat gebildet wird, mit Suspension gefüllt, sinken 72 5.4 Binäre Suspensionen in eingeschränkter Geometrie die Partikel durch ihre große Dichte (1.5 g/cm3 , vgl. Abschnitt 4.1) ab und bilden in jedem Loch des Substrats ein zweidimensionales System. Die Anzahl der großen und kleinen Partikel pro System kann durch die Partikelkonzentration in der Suspension grob eingestellt werden, die genauen Anzahlen sind statistisch verteilt. Eine große Anzahl von möglichen Systemen in einer Meßzelle erhöht die Wahrscheinlichkeit, ein System mit den gewünschten Partikelzahlen zu finden. 5.4.2 Ergebnisse Abbildung 5.12: Grundzustand eines Systems mit 38 großen und 10 kleinen Partikeln. (a) Mikroskopbild des Systems (Durchmesser der kreisförmigen Berandung : 73 µm), (b) aus MC Simulationen. (a) Experiment (b) MC Simulation Ein typischer Schnappschuß eines Systems mit 38 großen und 10 kleinen Partikeln ist in Abbildung 5.12(a) zu sehen. Der Durchmesser des Systems beträgt 73 µm. Die größeren Partikel bilden eine Schalenstruktur mit einem einzelnen Partikel als innerste Schale (etwas aus dem Mittelpunkt der kreisförmigen Berandung verschoben), einer inneren Schale mit fünf Partikeln, einer weiteren Schale mit elf und einer äußeren Schale mit 21 Partikeln. Dies wird im folgenden als (1,5,11,21)-Konfiguration bezeichnet. Aus numerischen Simulationen [Hen02, Kon04] ist bekannt, daß die (1,6,11,20)-Konfiguration eines Systems mit 38 monodispersen Partikeln (ohne zusätzliche kleine Partikel) dessen Grundzustand ist. Folglich führt die Anwesenheit der zehn kleinen Partikel nur zu einer leichten Änderung der Grundzustandskonfiguration im Vergleich zum monodispersen System. Um unsere experimentellen Ergebnisse mit numerischen Simulationen vergleichen zu können, führten wir auch MC-Simulationen durch, die auf der Methode des simulated annealings beruhen. Dabei werden für eine zufällige Startkonfiguration die Temperatur stufenweise verringert und zwischen den Abkühlschritten mittels eines Monte-Carlo Algorithmus neue Partikelkonfigurationen berechnet. Für viele Abkühlvorgänge wird die Start- und die Endtemperatur, sowie die Schrittweite der Monte-Carlo Schritte verändert. Unterschiedliche Startkonfigurationen und Abkühlraten führen immer wieder zu einem Satz von Partikelkonfigurationen, deren potentielle Energie nicht weiter verkleinert werden kann. Die Konfiguration mit der geringsten Energie gilt als der Grundzustand. Kommt ein energetisch höher liegender Zustand mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit vor, und befindet sich dieser Zustand in einem ausgeprägten lokalen Minimum der Energie, kann dieser Zustand fälschlicherweise als Grundzustand angesehen werden. Um eine ausreichende Statistik zu erhalten und die Grundzustandskonfiguration mit großer Sicherheit bestimmen zu können, waren für gegebene Partikelzahlen mindestens 700 Simulationen notwendig. 73 5 Ergebnisse und Diskussion Abbildung 5.13: Häufigkeit der mittels Simulation berechneten Zustände für ein kreisförmiges System mit 49 großen und 5 kleinen Partikeln. Energie in Einheiten der Grundzustandsenergie E 0 . Durch die Simulationen wurde deutlich, daß der Grundzustand eines Systems mit fester Anzahl von großen und kleinen Partikeln beinahe entartet ist. Unterschiedliche Konfigurationen nahe beim Grundzustand unterscheiden sich in der potentiellen Energie nur im Promille-Bereich. In Abbildung 5.13 ist die Häufigkeit der Endzustände der Simulation für ein System mit 49 großen und 5 kleinen Partikeln zu sehen. Für diese geringe Anzahl kleiner Partikel unterscheiden sich die verschiedenen Konfigurationen kaum, wird die Anzahl der kleinen Partikel erhöht, so verringern sich die Energieunterschiede noch weiter. In Abbildung 5.12(b) ist der Grundzustand einer Simulation mit 38 großen und 10 kleinen Partikeln gezeigt. Die Simulation ergibt für die großen Partikel eine identische Konfiguration wie das Experiment (vgl. Abbildung 5.12(a) ), lediglich die Positionen der kleinen Partikel unterscheiden sich etwas. Dies ist eine Folge der oben erwähnten kleinen Energieunterschiede um den Grundzustand herum und der recht langen Zeitskalen, die das System benötigt, um die wirkliche Grundzustandskonfiguration einzunehmen. Um experimentell das Schmelzverhalten kleiner binärer Systeme zu untersuchen, veränderten wir systematisch die Stärke der Partikelwechselwirkung durch Veränderung des externen magnetischen Felds. Exemplarisch sind in Abbildung 5.14(a-d) Verteilungen der Partikeldichte für ein System mit 32 großen (schwarz) und 35 kleinen (grau) Partikeln dargestellt. Das System befindet sich bei 0 = 12.8 im festen Zustand (Abbildung 5.14(a)), da sowohl die kleinen als auch die großen Partikel recht gut lokalisiert sind. Durch das größere magnetische Moment der großen Partikel und der dadurch verursachten wesentlich stärkeren Partikelabstoßung besetzen die großen Partikel den Rand des Confinements. Mit abnehmender Partikelwechselwirkung, z.B. für 0 = 8.7 (Abbildung 5.14(b)), steigt die Beweglichkeit der kleinen Partikel an, während die großen weiterhin lokalisiert bleiben. Bei weiter abgeschwächter Partikelwechselwirkung (0 = 4.3, Abbildung 5.14(c)) beginnen auch die großen Partikel eine merkliche diffusive Bewegung. Die großen Partikel bilden eine Schalenstruktur, ähnlich zur bekannten Schalenstruktur monodisperser Systeme (vgl. Abschnitt 2.4.1). Im Vergleich zu Abbildung 5.14(b) ändert sich auch die Anordnung der großen Partikel von einer (3,8,21) zu einer (3,9,20) Konfiguration. Bei sehr geringen Partikelwechselwirkungen (0 = 1.0, Abbildung 5.14(d)) ist die einzig noch erkennbare Struktur ein Ring von großen Partikeln entlang der Berandung und ein kleiner Bereich entlang dieses Rings, in den die kleinen Partikel nicht eindringen 74 5.4 Binäre Suspensionen in eingeschränkter Geometrie (a) 0 = 12.8 (b) 0 = 8.7 (c) 0 = 4.3 (d) 0 = 1.0 Abbildung 5.14: Partikeldichte für 32 große (schwarz) und 35 kleine (grau) Partikel. (a) Bei 0 = 12.8 sind große und kleine Partikel recht gut lokalisiert, (b) bei 0 = 8.7 sind die großen Partikel noch lokalisiert, während die kleinen durch die Matrix der großen Partikel hindurch diffundieren können, (c) bei 0 = 4.3 beginnen auch die großen Partikel, ihre Position zu verlassen. Sie bilden eine Schalentstruktur, (d) bei 0 = 1.0 schließlich ist keine Ordnung mehr erkennbar. Die Einheit entspricht jeweils 10 µm können. Im Vergleich zu einem monodispersen System mit 32 Partikeln (Grundzustand: (4,10,18) [Hen02, Kon04]) finden wir für das binäre System eine (3,8,21) Konfiguration als Grundzustand. Der Unterschied wird wieder durch die Anwesenheit der kleinen Partikel verursacht, die als effektiver Hintergrund für die größeren Partikel aufgefaßt werden können. Von anderen Paarpotentialen ist bekannt [Sch00, Bed94, Sch95, Loz99, Bel00], daß die Grundzustandskonfiguration empfindlich von der effektiven Paarwechselwirkung abhängt. Zusätzlich zu den in Abbildung 5.14 gezeigten Konfigurationen untersuchten wir Systeme, bei denen sich die Verhältnisse der Partikelzahlen deutlich unterschieden. Obwohl das Schmelzverhalten stark von gegebenen Partikelzahlen und der jeweiligen Konfiguration abhängt, ist allgemein ein zweistufiger Phasenübergang (wie in Abbildung 5.14) zu beobachten. Eine weitere typische Eigenschaft eines binären Systems im festen Zustand ist die kreisförmige Anordnung der großen Partikel entlang der Berandung. Verursacht durch die starke Partikelwechselwirkung führt dies zu einem Druck auf die Wand. Der Unterschied der magnetischen Momente der beiden Teilchenarten ist so groß, daß ein kleines Partikel in der äußersten Schale zu einer sehr instabilen Konfiguration führt. Bei 0-Werten nahe des Schmelzpunktes sind die großen Partikel in der Lage, den äußeren Ring zu verlassen, so daß das System eine Konfigurationsänderung durchführt. Allgemein ist bei binären Systemen die Wahrscheinlichkeit eines Konfigurationswechsels deutlich größer als für monodisperse Systeme. 75 5 Ergebnisse und Diskussion In den im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experimenten gab es Hinweise auf einen Reentrance Phasenübergang wie bei monodispersen Systemen (vgl. Abschnitt 2.4.1). Den eindeutigen Beweis eines Re-entrance Phasenübergangs konnten wir jedoch nicht erbringen. Γ=18.2 Γ=21.8 Γ=28.2 Γ=18.2 Γ=21.8 Γ=28.2 8 2 2 MSD [µm ] 8 10 MSD [µm ] 10 6 4 2 6 (a) 4 (b) 2 0 0 0 100 200 300 400 500 τ = ndt[2sec] (a) 600 700 0 100 200 300 400 500 600 700 τ = ndt [2sec] (b) (c) Abbildung 5.15: mittleres Verschiebungsquadrat bei unterschiedlichem 0 für zwei kleine Partikel (a) und (b) in unterschiedlichen Umgebungen. Bei diesen kleinen Systemen mit wenigen Partikeln konnte die Bilderkennungssoftware problemlos alle zwei Sekunden ein Bild auswerten. Damit war die Rate der Datenaufnahme im Vergleich zu typischen Partikelgeschwindigkeiten genügend schnell, um nicht nur statische Eigenschaften der eingeschränkten Systeme, sondern auch das dynamische Verhalten zu untersuchen. In Abbildung 5.15(a) und (b) sind beispielhaft gemittelte Verschiebungsquadrate (mean square displacement, MSD) zweier Partikel zu sehen, die sich in leicht unterschiedlichen Umgebungen befinden (Partikel (a) und (b) in Abbildung 5.15(c)). Für große Wechselwirkungsenergien (0 = 28.2) verhalten sich die MSD beider Partikel vergleichbar: ein steiler Anstieg bei kleinen Zeitintervallen τ , der mit unserer Zeitauflösung nur knapp zu sehen ist, dann ein Bereich der Sättigung. Der steile Anstieg ist Ausdruck der Kurzzeitdiffusion, bei der das Partikel eine Brownsche Bewegung mit der Kurzzeitdiffusionskonstanten DsS ungeachtet der umgebenden Partikel ausführt. Das Abknicken in die Sättigung ist typisch für ein Partikel, dessen Bewegungsspielraum durch umgebende Partikel eingeschränkt ist. Der Verlauf der Verschiebungsquadrate mit deutlicher Unterscheidung der Kurzzeitdiffusion DsS von der Langzeitdiffusion DsL läßt sich durch Gleichung 3.28 nach der single exponential theory(vgl. Abschnitt 3.4) gut beschreiben. Bei kleinerer Partikelwechselwirkung (0 = 21.8) sind einerseits die direkten Wechselwirkungen eines Partikels zu seinen Nachbarn schwächer, andererseits sind die Fluktuationen der Nachbarpartikel auch größer. Dadurch vergrößert sich der effektive Raum, der einem Partikel zugänglich ist. Dies erklärt die unterschiedlichen Plateauwerte in Abbildung 5.15(b). Für noch kleinere Wechselwirkungsenergie (0 = 18.2) wird der Unterschied zwischen Partikel (a) und (b) besonders deutlich. Partikel (b) ist weiterhin durch die umgebenden Partikel gefangen, während Partikel (a) die Umklammerung der umgebenden Partikel verlassen kann und eine diffusive Bewegung ausführt. wie aus dem linearen Anstieg des MSD ersichtlich ist. Dies ist eine typische Eigenschaft glasartiger Systeme, bei denen die Dynamik vom Entkommen und Einsperren von Partikeln in Cages der umgebenden Partikel bestimmt wird. Zusammenfassend findet man beim Schmelzübergang eines binären kolloidalen Systems in runden Berandungen einen mehrstufigen Prozeß, der einerseits von der Form der Berandung, andererseits von den jeweiligen Partikelzahlen empfindlich abhängt. Im Vergleich mit zusätzlich durchgeführten MC-Simulationen konnte der jeweilige Grundzustand bestimmt werden, dessen Konfiguration bezüglich der Positionen der kleineren Partikel beinahe entartet ist. Auf den Einfluß der Berandung 76 5.4 Binäre Suspensionen in eingeschränkter Geometrie ist auch zurückzuführen, daß die Kristallisation nicht bei einem Plasmaparameter 0 = 60, wie im ungestörten System, sondern bei deutlich kleineren Werten stattfindet (im hier gezeigten Beispiel bei 0 ≈ 4). Darüberhinaus konnten in den dynamischen Eigenschaften des Systems typisch glasartige Merkmale beobachten. 77 6 Ausblick In dieser Arbeit werden 2D Suspensionen magnetischer Kolloide untersucht, die unter dem zusätzlichen Einfluß eines Substratpotentials stehen. Die diskutierten Ergebnisse beziehen sich alle auf regelmäßig angeordnete Substratpotentiale mit einer bestimmten Periodizität und Symmetrie. Der Modellcharakter der untersuchten Systeme legt eine weitere Fragestellung nahe, die in atomaren Systeme oder bei Flußschläuchen in Supraleitern auftreten. Eine zufällige Anordnung der Haftstellen ist mit kolloidalen Suspensionen bisher noch nicht untersucht, hätte aber eine direkte Analogie in der stochastischen Anordnung von Dotierstellen oder Kristalldefekten, die als Pinningzentren wirken. Simulationen zu derartigen Systemen auf ungeordneten Substratpotentialen existieren bereits [Che04, Rei02a], wobei in Abhängigkeit der Stärke der Haftzentren ein Übergang von elastischem zu inelastischem Verhalten der Partikel an den Haftstellen zu beobachten ist. In den Experimenten dieser Arbeit wurde immer sehr darauf geachtet, daß die kolloidale Suspension nach einer Änderung der Parameter genügend Zeit hat, einen Gleichgewichtszustand einzunehmen. Die Messungen sollten nur an Systemen im thermodynamischen Gleichgewicht durchgeführt werden. Eine ganz andere Klasse von Experimenten im Nicht-Gleichgewicht erfordert andere theoretische Beschreibungen. Kolloidale Systeme im Nicht-Gleichgewicht sind jedoch bei weitem häufiger anzutreffen und die in dieser Arbeit untersuchten Gleichgewichtszustände erscheinen dabei lediglich als spezielle Sonderfälle. Der einfachste Fall eines Systems, das sich nicht im Gleichgewicht befindet, entsteht, wenn die Meßzelle nicht horizontal ausgerichtet ist, sodaß die Partikel eine Hangabtriebskraft erfahren und eine kollektive Drift ausführen. Abbildung 6.1: Kanal aus zwei TEM Netzchen, die auf das Substrat aufgeklebt sind. Von Interesse ist besonders der Transport kolloidaler Suspensionen von einem Reservoir in ein anderes durch eine Engstelle hindurch. Fragestellungen der Mikrofluidik, wie beispielsweise der Transport von einzelnen Molekülen durch Poren in (auch biologischen) Membranen oder auch der 78 Transport eines 2D Elektronengases in einer FET Anordnung kann mittels eines kolloidalen Systems zusätzlich zu numerischen Simulationen modellhaft bearbeitet werden. In Abbildung 6.1 sind erste Vorversuche gezeigt, bei denen ein Kanal von zwei TEM Netzchen gebildet wird. Zu beobachten ist, wie die Partikel durch eine Engstelle getrieben werden und wie die Partikel sich in der Engstelle anordnen. An Problemstellungen dieser Art wird bereits in anderen Arbeitsgruppen sowohl theoretisch als auch experimentell gearbeitet: Dzubiella et al.[Dzu02] beobachten in numerischen Simulationen, wie der Fluß einer kolloidalen Suspension von der antreibenden Kraft abhängt und wie sich bestimmte Muster ausbilden (lane formation). Korda et al.[Kor02] untersuchen experimentell den Fluß einer kolloidalen Suspension durch eine Anordnung von Haftzentren, allerdings ist die Teilchendichte in diesen Experimenten vergleichsweise gering und eine Berandung oder einen Kanal gibt es nicht. Ist der Kanal extrem schmal, sodaß die Partikel nicht aneinander vorbei können, spricht man von single file diffusion. Theoretische (beispielsweise [Kol03]) und experimentelle Arbeiten (z.B. [Lut04]) betrachten die reine Diffusion in einem engen Kanal ohne eine zusätzliche antreibende gerichtete Kraft. In den binären Systemen in eingeschränkter Geometrie sind im Rahmen dieser Arbeit kreisförmige Berandungen zum Einsatz gekommen. Die kreisförmige Berandung zwingt die Partikel in eine schalenförmige Anordnung. Andere Formen der Berandung sind leicht vorstellbar und auch experimentell einfach realisierbar. Besondere Effekte sind dabei für Formen zu erwarten, die nicht mit der intrinsischen Geometrie des 2D Systems vereinbar sind (beispielsweise quadratische Berandungen). Ein Problem bei der Interpretation der experimentellen Ergebnisse dieser Arbeit wird durch den großen Einfluß der Teilchenzahlen und der Teilchenkonfiguration verursacht. Drocco et al.[Dro03] simulieren kleine binäre Systeme, allerdings benutzen sie deutlich weniger Partikel und variieren die Partikelanzahlen systematisch (vgl. Abbildung 6.2). Zusätzlich gehen sie nicht von harten Wänden aus, sondern benutzen ein Confinement mit parabolischem Potential. Dadurch erreichen sie eine reproduzierbare Anordnung der Partikel (mit den kleinen Partikeln in der Mitte des Systems und den wenigen großen Partikeln am Rand). Abbildung 6.2: Numerische Simulation eines binären Systems in parabolischem Potential. [Dro03]. 79 7 Zusammenfassung In dieser Arbeit wird mit Kolloidpartikeln der Einfluß von Substratpotentialen auf 2D Systeme und deren Phasenverhalten untersucht. Eine superparamagnetische kolloidale Suspension wird unterschiedlichen äußeren Potentialen ausgesetzt. Ist die Längenskala des Potentials vergleichbar mit der Längenskala des 2D Systems (beispielsweise der Korrelationslänge), ist der Einfluß des Substratpotentials besonders groß. Die superparamagnetischen Partikel bilden auf einem PMMA Film ein 2D System, da sie eine deutlich größere Dichte als das umgebende Lösungsmittel besitzen. Ihre Paarwechselwirkung aufgrund magnetischer Dipolwechselwirkung ist in der 2D Ebene rein repulsiv und proportional zu 1/r 3 (r :Abstand der Partikel). Die Paarwechselwirkung kann durch ein externes Magnetfeld variiert werden, da die Partikel superparamagnetisch sind. Die wesentliche Größe, die ein System charakterisiert, ist nicht die Temperatur an sich, sondern das Verhältnis der Paarwechselwirkung zur thermischen Energie, mit anderen Worten das Verhältnis der Energie, die das System ordnet, zur Energie, die für Unordnung sorgt. Dieses Verhältnis wird mit dem Plasmaparameter 0 bezeichnet und übernimmt die Funktion einer inversen Temperatur, da während der Experimente die Temperatur konstant ist und nur die Paarwechselwirkung verändert wird. Als zusätzliche Potentiale finden einerseits lateral periodische Potentiale Verwendung, die durch ein Gitter von Laserstrahlen nach dem Prinzip der optischen Pinzette an bestimmten Punkten Haftzentren für die Partikel bilden, andererseits werden durch kreisförmige Berandungen kleine Systeme gebildet, deren Eigenschaften wesentlich von den Rändern abhängen. In dieser Arbeit wird experimentell das Phasenverhalten einer 2D kollidalen Suspension unter dem zusätzlichen Einfluß eines periodischen Substratpotentials mit quadratischer Symmetrie untersucht. Durch das Wechselspiel gegeneinander wirkender Kräfte, der Paarwechselwirkung, die eine dreiekkige Symmetrie anstrebt, und der rechtwinkligen Substratgeometrie, ist der Phasenübergang reich an Zwischenphasen. Beispielsweise sind inkommensurable, kommensurable und verschiedene flüssige Strukturen zu beobachten. Diese Resultate stimmen qualitativ mit numerischen Simulationen zum Vortex-Melting auf periodischen Substratpotentialen überein. Darüber hinaus beobachten wir, daß in gewissen Grenzen stärkere Substratpotentiale nicht unbedingt zu einer besseren Lokalisierung der Zwischengitterpartikel führt. Dieser Effekt kann als weitere Bestätigung für die große Bedeutung von Fluktuationen im 2D System gesehen werden. Auch wird die 2D kolloidale Suspension Substratpotentialen mit dreieckiger Symmetrie ausgesetzt, die dem Modellcharakter des kolloidalen Sytems besonders Rechnung trägt, da viele atomare Kristalloberflächen dreieckige Symmetrie aufweisen. Bei diesen Experimenten ist im Gegensatz zum quadratischen Substratpotential natürlich keine Änderung der Symmetrie zu beobachten. Es tritt auch wieder ein zweistufiger Phasenübergang mit einer Zwischenphase auf, bei der die Zwischengitterpartikel in einer Matrix von Partikeln auf den Haftstellen wie eine Flüssigkeit diffundieren. 80 Auch bei den Experimenten zur dreieckigen Symmetrie bestehen wieder qualitative Übereinstimmungen zu unterschiedlichen numerischen Simulationen. Jedoch konnten bestimmte vorhergesagte Anregungen, bei denen beispielsweise ein Ring von Zwischengitterpartikeln um ein Haftzentrum gemeinsam rotiert, experimentell nicht nachgewiesen werden. Im letzten Teil dieser Arbeit wurde der Einfluß einer kreisförmigen Berandung auf das Kristallisationsund Schmelzverhalten kleiner 2D Systeme untersucht. Die experimentell beobachteten Grundzustände wurden mit zusätzlich durchgeführten MC Simulationen verglichen. Für derartige Systeme wird auch wieder ein komplexer mehrstufiger Phasenübergang beobachtet. Die Struktur des kolloidalen Kristalls ist wesentlich durch die Form der Berandung vorgegeben, die großen Partikel bilden eine Schalenstruktur, wie auch schon von Bubeck an monodispersen Suspensionen in kreisförmigen Berandungen beobachtet wurde. Die genaue Anordnung der Partikel hängt stark von deren Anzahlen und vom Anzahlverhältnis der großen und kleinen Partikel ab. Der Schmelzvorgang verläuft in mehreren Schritten, bei denen zuerst die kleinen Partikel und erst dannach die größeren Partikel beweglich werden. Darüberhinaus konnten wir in der Dynamik des Systems typisch glasartige Merkmale beobachten. 81 A Bestimmung des magnetischen Moments der Partikel Das magnetische Moment M(B) der Partikel als Funktion des externen Magnetfelds bestimmt das Verhalten des kolloidalen Systems. Daher kommt der Kenntnis des magnetischen Moments große Bedeutung zu. Es gibt unterschiedliche Verfahren zur Messung von M, wie z.B. die Partikel in einem Magnetfeldgradienten zu beschleunigen und aus der Gleichgewichtsgeschwindigkeit 1 M zu bestimmen. Ähnliche Messmethoden für M beruhen ebenso auf der Kenntnis der Kraft, die auf ein Partikel ausgeübt wird. Es ist jedoch mit recht großen Fehlern zu rechnen, wenn aus einem makroskopisch gemessenen Magnetfeldgradienten auf den Gradienten im µm-Bereich geschlossen wird. Eine deutlich genauere Methode, die auf dem Vergleich von gemmessenen Paarkorrelationen mit Daten aus numerischen Simulationen beruht, wurde von K. Zahn vorgestellt [Zah97a] und in der Genauigkeit mit anderen Meßmethoden verglichen. Nach diesem Verfahren wurde im Rahmen dieser Arbeit mehrfach die Magnetisierbarkeit der Partikel bestimmt. Wie in Kapitel 3.2.4 bereits gezeigt, ist das magnetische Moment M(B) der Partikel vom externen Magnetfeld B abhängig. Mit Gleichung 4.1 µB M(B) = M0 L = M0 L(α B) (A.1) kB T ist zur Bestimmung von M die Kenntnis von zwei Größen notwendig: die Sättigungsmagnetisierung M0 und die Anfangssteigung α der Langevin-Funktion L. Wenn, wie in dieser Arbeit, nur bei sehr kleinen Magnetfeldern gearbeitet wird (B < 1.2mT), so kann die funktionelle Abhängigkeit der Magnetisierung vom externen Feld als linear angenommen werden (vgl. Abbildung 4.3). Unter dieser Voraussetzung ist nur noch die Bestimmung der Proportionalitätskonstanten zwischen M und B notwendig. Für Flüssigkeiten kann die Paarkorrelationsfunktion durch Simulationen für bestimmte 0-Werte berechnet werden [Zah93, Zah97a]. Dadurch wird es möglich, für die gemessenen Sequenzen die 0-Werte zu bestimmen, indem, wie in Abbildung A.1 gezeigt, die Höhe des ersten Maximums der Paarkorrelationsfunktion über 0 aufgetragen und durch eine Kurve (Spline) verbunden wird, so daß für die gemessenen Paarkorrelationsfunktionen 0 bestimmbar ist. Da die Partikeldichte aus den Daten bestimmbar ist, läßt sich aus den Gleichungen 4.10 und 4.11 die Magnetisierung M bestimmen. 0 = V pot µ0 M 2 · (πρ)3/2 = kB T 4π kB T (A.2) 1 es stellt sich eine Gleichgewichtssituation ein, wenn die beschleunigende magnetische Kraft gleich der Stokeschen Reibung ist. 82 Abbildung A.1: Die Höhe des ersten Maximums der Paarkorrelationsfunktion wird über 0 für Simulationen aufgetragen und verbunden. So können für gemessene Paarkorrelationsfunktionen die zugehörigen 0-Werte bestimmt werden. s M = 0 · kB T · 4π µ0 (πρ)3/2 (A.3) Damit erhält man für verschiedene Magnetfelder B die Magnetisierung M, so daß die Proportionalität angegeben werden kann zu : M = (6.91 ± 0.35) · 10−11 Am2 /T · B (A.4) Diese Werte für die Magnetisierung in Abhängigkeit eines externen Magnetfeldes hängen von den spezifischen Eigenschaften der Partikel ab. Zwar wurden in dieser Arbeit durchweg nur Partikel eines Herstellers (DYNAL) verwendet, doch mußten typischerweise nach einem Jahr neue Partikel gekauft werden. Für jede Batch-Nummer war eine neue Bestimmung des magnetischen Moments notwendig, da aufgrund von Unterschieden bei der Herstellung diese spezifische Eigenschaft starken Schwankungen unterliegt. Z. B. beträgt das magnetische Moment der Partikel, die in den Experimenten mit den kreisförmigen Berandungen Verwendung fanden (Abschnitt 5.4.1), nicht einmal die Hälfte des Wertes, der hier bestimmt wurde. 83 Literaturverzeichnis [Agr04] AGRA , R., F. VAN W IJLAND und E. T RIZAC: Theory of Orientational Ordering in Colloidal Molecular Crystals. Phys. Rev. Lett., 93(1), 018304–1 – 018304–4, (2004). 18, 19, 20, 66 [Agu01] AGUADO , A., L.M. M OLINA, J.M. L OPEZ und J.A. A LONSO: Melting behavior of large disordered sodium clusters. Eur. Phys. J. D, 15(2), 221 – 227, (2001). 34 [All87] A LLEN , M.P. und D.J. T ILDESLEY: Computer simulations of liquids, Kapitel 6, Seiten 182 – 211. Oxford Science Publications. Oxford University Press, New York, (1987). 4 [Ash70] A SHKIN , A.: Acceleration and Trapping of Particles by Radiation Pressure. Phys. Rev. Lett., 24(4), 156–159, (1970). 29 [Ash86] A SHKIN , A., J. M. D ZIEDZIC, J. E. B JORKHOLM und S. 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Leiderer für die interessante Themenstellung und die freundliche Aufnahme in seiner Arbeitsgruppe sowie für seine Aufgeschlossenheit neuen Ideen gegenüber, • Herrn Prof. Clemens Bechinger für seine Begeisterung, mit der er experimentelle Fragen und die Diskussionen der Ergebnisse angeht, und für die gute Betreuung auch aus der Ferne, • allen Mitarbeitern der Kolloidgruppe für Anregungen, Hilfen und Diskussionen, • Ralf Bubeck für das Trace-Programm, mit dem die Datenauswertung erfolgte, und für die gute und verläßliche Zusammenarbeit und Unterstützung, • Andreas Würl für die Hilfe bei LATEXund Linux, aber vor allem auch für die gute Atmosphäre in P945 und außerhalb der Uni, • Juliane König-Birk, die im Rahmen ihrer Diplomarbeit zu binären Systemen in eingeschränkter Geometrie die Experimente durchführte und die dabei gewonnenen Daten analysierte, • Louis Kukk nicht nur für die Anfertigung mechanischer Bauteile, • Erik Gauger für das Auswertungsprogramm für die hexagonalen Systeme, • Meiner Freundin und meinen Eltern für die geduldige Unterstützung während der Promotion. 92