Magendassel - Tierklinik Binger Wald

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Die Magendassel – wie schädigt der Parasit und wie kann man ihn bekämpfen
Dr. Kai Kreling, Tierklinik Binger Wald, Waldalgesheim
Schon wieder ist es Herbst und die Diskussion um die Bekämpfung der Magendassel wird
überall geführt. Immer wieder werden die unterschiedlichsten Termine zur Entwurmung
gegen die Magendassel genannt und verschiedene Entwurmungsmöglichkeiten diskutiert.
Eine Zusammenfassung der Entwicklung, Schadwirkungen und Bekämpfungsmöglichkeiten
dieses Parasiten soll zur Aufklärung verschiedener Fragen dienen.
Entwicklung
Die Magendassel, im medizinischen Sprachgebrauch auch Gasterophilus intestinalis genannt,
ist ein oft unterschätzter Schädling des Pferdes. Sie ist die Larve eines hummelähnlichen,
stark behaarten Insektes. Die Dasselfliege wie sie auch genannt wird, ist zwischen 1 – 2 cm
groß. Ihre Geräusche beim Anflug können Pferde stark irritieren. Die Dasselfliege schwärmt,
das heißt sie fliegt und sucht einen Eiablageplatz, in den Monaten Juni bis September. Sie legt
ihre kleinen, länglichen gelben Eier vor allem an den Innenseiten der Pferdebeine ab. Durch
einen speziellen Klebstoff haften die Eier an den behaarten Pferdebeinen so gut, dass sie
selbst bei kräftige Waschen der Beine sich nicht ablösen lassen. Dieser von der Dasselfliege
benutzte Klebstoff wird durch ein spezifisches Lösungsmittel im Pferdespeichel aufgelöst. So
können die Eier beziehungsweise die schlüpfenden ersten Larven beim Ablecken der
Vorderbeine vom Pferd aufgenommen werden. Die aus dem Ei schlüpfende erste Larve dringt
in die Maulschleimhaut, die Zunge und auch den Gaumen des Pferdes ein. Sie bleibt hier 3 –
4 Wochen, bis sie sich zur zweiten Larvengeneration entwickelt hat. Über die Speiseröhre
wird nun die zweite Larve bis an den Eingang des Magens abgeschluckt. Hier nistet sich die
2te Larve in die Schleimhaut des Magens und entwickelt sich zur 3ten Larve. Sowohl die ca
1,5 cm lange 2te als auch die 3te Larve bohren sich mit ihren starken Mundhaken tief in die
Magenschleimhaut des Pferdes ein.
Massiver Befall einer Magenschleimhaut bei einem Pferd mit 3ten Larven
Nach 8 – 10 Monaten Verweildauer in der Magenschleimhaut werden die Larven über den
Kot ausgeschieden. Außerhalb des Pferdes kommt es zur Verpuppung. Während der
sogenannten Puppenruhe entwickeln sich innerhalb von 3 – 4 Wochen die Dasselfliegen. Sie
schlüpfen und nach der sofort danach stattfindenden Paarung beginnen die weiblichen
Dasselfliegen mit der Eiablage an den Gliedmaßen der Pferde. Die erwachsenen Dasselfliegen
haben keine Mundwerkzeuge, so dass sie keine Nahrung aufnehmen können. Sie leben nur
etwa 3 Wochen.
Entwicklungszyklus Magendassel – Gasterophilus intestinalis
Eiablage Juni – September
Kleine länglich-gelbe Eier werden vor allem an den Innenseiten der Vorderbeine abgelegtangeklebt
Klebstoff extrem widerstandsfähig, durch Pferdespeichel auflösbar
Entwicklung der ersten Larve in Maulschleimhaut, Zunge und Gaumen.
2te Larve bis in den Magen
3te Larve bohrt sich in der Magenschleimhaut mit sehr starken Mundhaken
Nach 8 – 10 Monaten über Kot ausgeschieden
Verpuppung und Entwicklung zur erwachsenen Fliege in 3 –4 Wochen
Paarung und sofortige Eiablage
Lebensdauer der erwachsenen Fliege nur 3 Wochen, da keine Nahrungsaufnahme wegen
fehlender Mundwerkzeuge möglich
Entwicklung vom aufgenommenen Ei über die Larven innerhalb des Pferdes, die Verpuppung
bis hin zur erwachsenen Dasselfliege
Schadwirkung
Eine Schadwirkung wird bei extremem Befall schon durch die Entwicklung der ersten Larve
in der Maulschleimhaut erkennbar. Deutliche Schwellungen an der Zunge und der
Maulschleimhaut führen zu schlechtem Fressen und nachvollziehbar auch zu
Rittigkeitsproblemen. Wesentliche Schadwirkung wird von der zweiten und dritten Larve in
der Magenschleimhaut verursacht. Die Larve bohrt sich mit ihren scharfen und großen
Mundhaken tief in die Magenschleimhaut und reizt die Magenschleimhaut während des
gesamten Aufenthaltes von 8 – 10 Monaten. An der Unterseite der Larve befinden zusätzlich
noch scharfe Dornenreihen, die den schädigenden Einfluss noch verstärken.
Schadwirkungen und deren Symptome können sein:
Magenschleimhautentzündung
Magengeschwüre
Vereinzelt Magendurchbruch mit Bauchfellentzündung
Ständig sich wiederholende Koliken
Schlechte Futterverwertung
Leistungsabfall
Bei Jungtieren Entwicklungsstörungen und verringerte Widerstandsfähigkeit
Magen mit entzündlichen Arealen auf der Magenschleimhaut nach Magendasselbefall
Starker Dasselfliegenflug im Sommer führt bei einigen Pferde durch das sehr intensive
Anfluggeräusch zu extremer Unruhe bis hin zur Panik auf der Weide. Eine weitere, nur
indirekte Schadwirkung durch die Dasselfliege.
Bekämpfung
Sieht man die kleinen gelben Eier an den Pferdebeinen, so kann man versuchen, sie mit Hilfe
eines scharfen Messers, zum Beispiel einem Rasiermesser, vom Bein abzurasieren. Dies sollte
nur bei ruhigen Pferden und nur durch Personen mit routiniertem Umgang mit seinem Pferd
passieren.
Eine effiziente Bekämpfung bei bereits infizierten Pferden ist nur bei den wandernden Larven
beziehungsweise bei den 3ten Larven im Magen möglich. Der Einsatz von Antiparasitika, den
Wurmkuren, sollte daher zwischen Mitte November und Mitte Dezember geschehen. Eine
Behandlung des gesamten Bestandes hilft die Zahl der Dasselfliegen im nächsten Jahr auf ein
Minimum zu reduzieren. Wichtig ist es, auch Wurmmittel zu verabreichen, die gegen die
Dassellarve wirksam sind. Die Wirkstoffgruppe der Ivermectine ist wirksam und auf dem
Markt von verschiedensten Anbietern zu bekommen.
Wurmkur gegen die Magendassel Mitte November – Mitte Dezember
Ivermectine als Wirkstoff effizient
Auch im Fall der Magendasselbekämpfung gilt wie bei vielen anderen
Behandlungsmassnahmen die Regel. Möglichst den gesamten Bestand behandeln – das hilft
die Pferdegesundheit in der Gesamtheit durch die Bekämpfung der Entwicklungsstadien
schon vorbeugend zu verbessern.
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