Zertifizierte Fortbildung in Zusammenarbeit mit G N ZE ©© ruigsantos / Fotolia Diagnostik und Therapie Tasten, Schallen, Substituieren TB E Pflege bei Schilddrüsen-OP Mobilisierung beginnt am Operations-Tag 3 Punkte R Erkrankungen der Schilddrüse IFIZIE RT FO PflegeKolleg T3, T4: Wenn Hormone außer Kontrolle geraten Kleines Organ mit großer Wirkung RT ILDU PflegeKolleg Erkrankungen der Schilddrüse Kleines Organ mit großer Wirkung T3, T4: Wenn Hormone außer Kontrolle geraten Die Schilddrüse ist zwar eines der kleinsten Organe im menschlichen Körper, hat aber eine Vielzahl von wichtigen Aufgaben und Funktionen zu erfüllen. Gerät sie allerdings außer Kontrolle, kann das vielfältige Beschwerden auslösen. Wie funktioniert die Schilddrüse? Und welche Folgen hat eine Erkrankung dieses Organs? K E Y WO R DS Schilddrüsenvolumen Schilddrüsenhormone T3 und T4 Hypothyreose Hyperthyreose Jod S childdrüsenhormone besitzen direkten Einfluss auf praktisch jede Körperzelle. Sie regulieren den Energiebedarf des Körpers. Mit den von der Schilddrüse produzierten Hormonen wird die Aufnahme von Sauerstoff in Zellen und Zellverbänden aktiviert. Weiter reguliert sie den Wärmehaushalt und die Herzfrequenz und steigert die Reaktionsfähigkeit von Muskel- und Nervengewebe. Die Schilddrüsenhormone sind maßgeblich an der Entwicklung des Menschen, dem Wachstum und der Entwicklung der geistigen Fähigkeiten und der Intelligenz des Menschen beteiligt. Außerdem beeinflussen sie die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen und tragen wesentlich zur Homöostase bei. Bei so mannigfaltigen Funktionen ist es verständlich, dass Störungen der Schilddrüsenfunktion vielfältige Auswirkungen auf die Funktion einzelner Organsysteme und des ganzen Körpers haben. Schilddrüse unter dem Mikroskop Der thyreotrope Regelkreis ist sehr empfindlich und steuert die Bildung und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone sehr genau. 12 Untersucht man die gesunde Schilddrüse unter dem Mikroskop, so findet man eine Vielzahl von mikroskopisch kleinen Bläschen, die als Schilddrüsenfollikel bezeichnet werden. In diesen Follikeln werden die von den Follikelepithelzellen gebildeten Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) gespeichert. Im Follikel liegen die Schilddrüsenhormone T3 und T4 an das Eiweiß Thyreoglobulin gebunden und bilden eine gelantineartige, glasige Masse, die auch als Kolloid bezeichnet wird. Zwischen den Follikeln ist die Schilddrüse von Bindegewebsscheiden durchzogen, die das Organ in einzelnen Läppchen unterteilen. Zwischen der Basalmembran der Follikel und den Blutgefäßen der Bindegewebsscheiden finden sich die parafollikulären C-Zellen, die das Hormon Calcitonin produzieren. Calcitonin senkt den Kalziumspiegel im Blut und ist somit der Gegenspieler des in den Nebenschilddrüsen gebildeten Parathormons, wel- ches über Freisetzung von Kalzium aus dem Knochen den Kalziumspiegel im Blut erhöht. Schilddrüsenhormone T3 und T4 Die von der Schilddrüse gebildeten Hormone T3 und T4 entstehen, indem die Aminosäure Thyrosin mit Jodionen verbunden wird. Von der Schilddrüse werden T3 und T4 mit Trägerproteinen in die Peripherie gebracht. Während sie an die Trägereiweiße gebunden sind, sind die Hormone noch inaktiv. Erst wenn sie am Zielort angekommen sind, lösen sie sich vom Trägereiweiß und werden dann als freies T3 und T4 bezeichnet. T3 ist etwa hundertfach aktiver als T4 und wird am Ort der Wirkung je nach Bedarf durch Abspaltung eins Jodatoms vom T4 gebildet. Ist es in den Zielzellen aufgenommen worden, bindet es sich über spezifische Rezeptoren an den Zellkern und entfaltet dort seine Wirkung. Der Körper steuert die Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen, indem er in der Peripherie die Konzentration von T3 und T4 misst. Ist die Konzentration niedrig, wird im Hypophysenvorderlappen das schilddrüsenstimulierende Hormon TSH gebildet und in die Blutbahn abgegeben. Am Zielort der Schilddrüsenzelle angekommen, initiiert TSH die Bildung und Ausschüttung von T3 und T4, so dass die Konzentration in der Peripherie im gewünschten Bereich entsteht. Liegt in der Peripherie eine zu hohe Konzentration an T3 und T4 vor, wirkt sich dies negativ auf die Produktion und Ausschüttung von TSH und somit auf die weitere Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen in der Schilddrüse aus. Dieser so genannte thyreotrope Regelkreis ist sehr empfindlich und steuert die Bildung und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone sehr genau. Das Spurenelement Jod ist essentiell für die Bildung der Hormone T3 und T4. Da Jod nicht im Körper gespeichert wird, sondern nach Aufnahme zu Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) etwa 4/5 mit dem Urin und zu etwa 1/5 mit dem Stuhl ausgeschieden wird, muss das Jod dem Körper von außen zugeführt werden. Man schätzt, dass der tägliche Jodbedarf eines Menschen mindestens 70–100µg beträgt, wobei man die optimale Zufuhr bei 150–300µg pro Tag annimmt. In der Schilddrüse werden bei ausreichender Jodversorgung von außen etwa 5–15µg Jod gespeichert, was etwa einer Jodreserve für die Produktion von Schilddrüsenhormonen für etwa drei Monate entspricht. Erkrankungen der Schilddrüse Die Störungen der Schilddrüsenfunktion werden grob in eine Über- und eine Unterfunktion eingeteilt. Schon mit dem Basislabor (TSH, T3 und T4) kann man feststellen, ob eine klinisch relevante Funktionsstörung vorliegt und ob weitere Diagnostik wie Sonographie oder Szintigraphie indiziert ist. Hypothyreose: Die häufigste Ursache für die Entwicklung einer klinisch manifesten Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) ist eine chronische Autoimmunthyreoiditis. Dabei kommt es durch die Bildung von Antikörpern gegen körpereigenes Gewebe – hier gegen das Schilddrüsengewebe – zu einer Infiltration der Schilddrüse mit Lymphozyten, die das Schilddrüsengewebe als fremd erkennen und schrittweise zerstören. Eine Vielzahl von weiteren sehr viel selteneren Entzündungen der Schilddrüse können ebenfalls zu einer Unterfunktion führen. Hypothyreosen findet man nach Radiojodtherapien, Operationen, insbesondere bei Totalentfernungen der Schilddrüse, oder bei thyreostatischer Therapie. Patienten mit Hypothyreose sind oft müde und antriebslos, zeigen Verstopfung und Gewichtszunahme, eine verminderte Herzfrequenz – Bradykardie – und bei Frauen oft Zyklusstörungen. Die Haut der Patienten ist oft kühl und trocken und bei Fortschreiten der Hypothyreose entwickelt sich eine teigige Konsistenz mit nicht eindrückbaren Schwellungen (Myxödem). Hinzu kommen oft Haarausfall, Das Spurenelement Jod ist essentiell für die Bildung der Hormone T3 und T4. ANATO M I E D E R SCH I LD D RÜSE ©© p6m5 / fotolia.com Die Schilddrüse umschließt mit ihren beiden Lappen den Schildknorpel und liegt unterhalb des Ringknorpels vor der Luftröhre. Beide Schilddrüsenlappen sind durch ein schmales Gewebeband (Isthmus) miteinander verbunden, von dem manchmal ein pyramidenartiger Fortsatz wiederum zum Ringknorpel zieht. Der Hauptteil der beiden Schilddrüsenlappen lagert sich seitlich an die Luftröhre etwa in Höhe der 2. bis 3. Knorpelspange an und ist durch bindegewebige Verbindungen an der Luftröhre fixiert. Die Form der Schilddrüse ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und entspricht am ehesten dem Großbuchstaben H. Die unteren Teile (oder: untere Pole) sind meist plump und rundlich, die oberen Pole eher ausgezogen und zipfelig. Obwohl im Vergleich zu den Bauchorganen klein, ist die Schilddrüse die größte endokrine Drüse des Menschen. Da ihre Variabilität so groß ist, wird bei der sonographischen Untersuchung weniger die Ausdehnung als vielmehr das Schilddrüsenvolumen bestimmt. Dies gilt als normal, wenn es 18 ml bei erwachsenen Frauen und 25 ml bei erwachsenen Männern nicht überschreitet. Das Gewicht der Schilddrüse liegt zwischen 20 und 50 g. Um den Körper je nach Bedarf mit Schilddrüsenhormonen versorgen zu kön- Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) nen, ist eine gute Durchblutung des Organs notwendig. Sie wird durch sechs Arterien, jeweils zwei am oberen und unteren Pol der Schilddrüse, gewährleistet. Dann zieht jeweils eine größere Arterie direkt aus der äußeren großen Halsschlagader von außen in die Mitte des jeweiligen Schilddrüsenlappen. Manchmal existiert noch eine 7. Arterie, die direkt am Aortenbogen entspringt und meist zum Isthmus der Schilddrüse oder einem ihrer unteren Pole zieht. Somit ist die Schilddrüse sehr gut durchblutet, was ihre zentrale Stoffwechselposition erst ermöglicht. Unter der Kapsel der Schilddrüse findet sich ein venöses Geflecht, das über mehrere Kapselvenen und die unteren Schilddrüsenvenen in die größeren, zum Herz ziehenden Venen fließt. Neben dem venösen Abfluss wird die zwischen den Zellen der Schilddrüse befindliche Lymphe über Lymphgefäße in Lymphknoten abgeleitet, die vor allem entlang der großen Halsvenen positioniert sind. Die nervale Versorgung der Schilddrüse wird über Nerven des vegetativen Nervensystems sichergestellt. Die sympathischen Nervenfasern entspringen dem oberen Halsganglion, während die parasympathischen Nervenfasern als Seitenäste vom Nervus vagus zur Schilddrüse ziehen. 13 PflegeKolleg Patienten mit Hypothyreose sind oft müde und antriebslos, zeigen Verstopfung und Gewichtszunahme und depressive Stimmung. Erkrankungen der Schilddrüse brüchige Fingernägel und eine insgesamt desinteressierte und depressive Stimmungslage. Hyperthyreose: Liegt eine Überfunktion der Schilddrüse vor spricht man von Hyperthyreose. Der häufigste Grund dafür ist ein so genanntes autonomes Adenom, das heißt ein Bezirk der Schilddrüse unterliegt nicht mehr der Kontrolle der Schilddrüsenhormonproduktion durch das TSH, sondern produziert unkontrolliert Schilddrüsenhormone. Ist die ganze Schilddrüse von der unkontrollierten Produktion betroffen, spricht man im Gegensatz zu einem autonomen Adenom von einer disseminierten Autonomie. Eine Sonderform der disseminierten Autonomie ist der Morbus Basedow, der auch als Immunhyperthyreose bezeichnet wird. Morbus Basedow: Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Häufig treten extrathyreoidale Manifestationen wie eine endokrine Orbitopathie (hervorstehende Augen) oder ein praetibiales Myxödem auf. Sonographisch und szintigraphisch findet man bei der funktionellen Autonomie eher Knoten und degenerative Veränderungen, wobei der Morbus Basedow eine diffus echoarm veränderte Schilddrüse in der Sonographie und eine homogen gesteigerte Aufnahme des Tracers in der Szintigraphie zeigt. Funktionelle Hyperthyreose: Sie tritt in der Schwangerschaft auf, wobei hier meist das in der Schwangerschaft erhöhte Beta-HCG eine Kreuzreaktion mit dem TSH-Rezeptor aufweist. Solcherlei Hyperthyreosen sind nach der Schwangerschaft nicht mehr nachweisbar. Anders verhält es sich, wenn während der Schwangerschaft durch die BetaHCG Stimulation eine bestehende Immunhyperthyreose induziert und somit klinisch erst relevant werden kann. Die Patienten mit Hyperthyreose zeigen Gewichtsverlust, Hitzeintoleranz, häufigen Stuhlgang, Schlaflosigkeit und vermehrtes Schwitzen. Untersucht man den Patienten ist oft ein feinschlägiger Tremor, eine Tachykardie manchmal mit Arrhythmie und eine warme feuchte Haut festzustellen. Die Patienten sind oft hektisch und fühlen sich unruhig. Struma: Vergrößerte Schilddrüsen Struma kann sowohl mit einer Hypothyreose als auch mit einer Hyperthyreose einhergehen. 14 Die im Volksmund als Struma bezeichnete, oft auch knotig umgeformte Schilddrüsenvergrößerung, kann sowohl mit einer Hypothyreose als auch mit einer Hyperthyreose einhergehen. Die Normalwerte für das Schilddrüsenvolumen liegen bei Frauen bei 18 ml und bei Männern unter 25 ml. Werden diese Werte deutlich überschritten, spricht man von einer Struma. Hat die Schilddrüse einen Knoten gebildet, spricht man von einer Struma uninodosa, Fazit für die Pflege — Die Schilddrüse spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel. Sie bildet die Schilddrüsenhormone T3 und T4 und das Hormon Calcitonin. Das Hormon TSH reguliert die Ausschüttung von T3 und T4. — Produziert das kleine Organ nicht mehr genügend T3 und T4, kommt es zu einer Hypothyreose. Dadurch verlangsamt sich der Stoffwechsel des Körpers, Symptome wie Gewichtszunahme, schnelles Frieren und Abgeschlagenheit, depressive Verstimmungen u.a. kommen vor. Pflegende sollten die Symptome kennen und einordnen können. — Bei einer Hyperthyreose werden zu viele Schilddrüsenhormone T3 und T4 gebildet. Anzeichen können unter anderem Gewichtsverlust, starkes Schwitzen, Ruhelosigkeit, Durchfälle und beschleunigter Puls sein. — Das Spurenelement Jod ist essentiell für die Bildung der Hormone T3 und T4 und muss von außen zugeführt werden. Man nimmt an, dass die optimale Zufuhr von Jod bei 150–300µg/Tag liegt. sind es mehrere bis viele Knoten spricht man von einer Struma multinodosa. Bei einer szintigraphischen Untersuchung findet man oft neben heißen auch kalte Knoten. Heiße Knoten deuten auf eine funktionelle Autonomie und kalte Knoten auf eine mögliche maligne Entartung hin. Anders als bei Hyper- oder Hypothyreose treten bei einer Schilddrüsenvergrößerung am ehesten Symptome – aufgrund der Verdrängung in den vorderen Halsweichteilen – auf. Die Patienten berichten über ein Globus Gefühl, einen „Frosch im Hals“, Beweglichkeitsstörungen und Druck im Hals. Schreitet die Schilddrüsenvergrößerung voran, können Atembeschwerden bis hin zum inspiratorischen Stridor dazu kommen. Die Schilddrüse ist eines der wichtigsten Organe in unserem Körper. Sie produziert Schilddrüsenhormone, die unter anderem Einfluss auf den Kreislauf, den Stoffwechsel und das Wachstum nehmen. Ist die Schilddrüse erkrankt, kann sich das auf den gesamten Körper auswirken. Prof. Dr. med. Jan Langrehr Facharzt für Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie Endokrines Zentrum Martin-Luther-Krankenhaus Caspar-Theyß-Str. 27-31, 14193 Berlin [email protected] Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) PflegeKolleg Erkrankungen der Schilddrüse Mobilisierung beginnt am Operations-Tag Pflege bei Schilddrüsen-OP Millionen Deutschen leiden an Erkrankungen der Schilddrüse. Viele Funktionsstörungen der Schilddrüse können mit Hormonen oder Bestrahlung behandelt werden, doch in vielen Fällen ist eine chirurgische Therapie notwendig. Daniela Bohlmann, chirurgische Stationsleitung in der Endokrinologie im Martin-Luther-Krankenhaus Berlin, beschreibt, worauf es bei der prä- und postoperativen Pflege bei Schilddrüsen-OP ankommt. K ommen Patienten zur Schilddrüsen-OP ins Krankenhaus, erfolgt die stationäre Aufnahme in der Regel am OP-Tag. Voruntersuchungen wie Labor, Sonografie, Szintigrafie, HNO-Konsil, EKG und gegebenenfalls ein Röntgen des Thorax erfolgen extern oder vorstationär. Arbeiten mit Standards Im Martin-Luther-Krankenhaus Berlin entnehmen die Pflegenden den jeweils vorliegenden PflegeStandards, welche prä- und postoperativen Maßnahmen bei Schilddrüsen-Operationen durchzuführen sind. Sie sind im hausinternen Intranet einsehbar und liegen in Papierform auf den Stationen vor. Es gibt sowohl einen Standard für die Schilddrüsen- als auch einen für die NebenschilddrüsenOperation. Diese Standards enthalten Informationen über die notwendige Diagnostik bei Aufnahme der Patienten sowie Anordnungen für die weitere prä- und postoperative Versorgung. In regelmäßi- K E Y WO R DS OP-Checkliste Pflegestandards Kragenschnitt Postoperative Überwachung Präoperativ: Rasieren und anzeichnen Bei stationärer Aufnahme der Patienten kontrollieren die Pflegenden die Vollständigkeit der Befunde und der OP- und Anästhesieaufklärung. Ist alles Notwendige vorhanden, wird dies auf der OPCheckliste vermerkt und der Patient kann nun für die OP vorbereitet werden. Dazu gehören die Rasur und das präoperative Anzeichnen. Die Rasur ist nur bei Männern mit ausgeprägter Brustbehaarung notwendig und erfolgt bis circa zweihandbreit unterhalb des OP-Gebietes. Bei Bartträgern wird die Rasur nach Absprache mit dem Operateur durchge- Bei stabiler Kreislaufsituation erfolgt die Mobilisation bereits am OPTag in Begleitung einer Pflegekraft. 2 ©© Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin (2) 1 gen Abständen werden die Standards auf ihre Aktualität überprüft und, falls notwendig, angepasst. Durch das Vorhandensein der Standards wird dem Pflegepersonal eine sichere und selbstständige Vorgehensweise in der Vor- und Nachsorge ermöglicht, die dem Patienten eine optimale Versorgung gewährleistet. Abb. 1: Das Anzeichnen der Schnitte ist ärztliche Tätigkeit. Wichtig ist, dass der Patient sich dazu hinstellt. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) Abb. 2: Die Wunde wird mit einem Wundverschlussstreifen versehen und mit einer sterilenKompresse abgedeckt. 15 PflegeKolleg Die Wundabdeckung erfolgt durch eine gefaltete sterile Kompresse, die mit zwei seitlichen Pflasterstreifen auf der Haut fixiert wird. Erkrankungen der Schilddrüse führt. Das Anzeichnen wird durch einen Arzt vorgenommen. Wichtig ist, dass der Patient sich dazu hinstellt. Das Anzeichnen stellt zum einen sicher, dass der Kragenschnitt in Höhe der Schilddrüse erfolgt und zum anderen, dass die OP-Narbe nach Abheilung in einer Halsfalte liegt und dadurch kaum sichtbar wird. Bei Folgeeingriffen entfällt das Anzeichnen, da die OP über die vorhandene Narbe ausgeführt wird. Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen, kann der Patient für die Operation abgerufen werden. Nach der erfolgten OP verbleibt der Patient circa zwei Stunden im Aufwachraum, bevor er zurück auf Station gebracht und dort die postoperative Versorgung übernommen wird. Postoperativ: Kontrollieren und mobilisieren Eine Fixierung vermeidet das Wirken von Zugkräften auf den ableitenden Schlauch des Redons. 16 Die postoperative sechsstündige Überwachung des Patienten erfolgt im Zwei-Stunden-Takt: Blutdruck, Puls und Schmerzintensität werden gemessen sowie der Verband und die Ableitungen (Redon) auf Nachblutungen kontrolliert. Erst mit der morgendlichen Kontrolle der Vitalzeichen am ersten postoperativen Tag ist die Überwachung abgeschlossen. In seltenen Fällen kann es nach der Operation zu hypertonen Blutdruckspitzen kommen, die meist nur akut medikamentös therapiert werden. Ist die Kreislaufsituation postoperativ stabil, erfolgt die Mobilisation bereits am OP-Tag in Begleitung einer Pflegekraft. Bei der Mobilisation sollte darauf geachtet werden, dass der Patient seinen Kopf nicht in den Nacken legt, um Zugkräfte im Narbenbereich zu vermeiden. Beim Redon wird auf die Lage des ableitenden Schlauches geachtet. Dieser sollte mit einer Schlaufe oberhalb der Brust durch einen kleinen Pflasterstreifen so fixiert werden, dass er auch bei Bewegungen des Patienten nicht spannt. So werden zusätzliche Schmerzen im Wundbereich verhindert. Analgetika vermindern Schmerzen – die Patienten sollten nur geringe, im besten Fall keine Schmerzen empfinden. Gibt der Patient dennoch nicht tolerierbare und zunehmende Schmerzen an, liegt der Pflege ein von der Anästhesie verordnetes individuelles Schmerzschema vor, nach dem die Pflege selbstständig agiert. Neben der Schmerzbeobachtung muss auf die Stimme des Patienten geachtet werden. Eine leichte Heiserkeit sowie leichte Schluckbeschwerden und Halsschmerzen können als Folge der Intubation auftreten. Diese Beschwerden klingen in den ersten Tagen ab. Sollte das nicht der Fall sein und der Patient gibt an, beispielsweise unter Störung der Atmung und/ oder Störung der Stimmbildung zu leiden, wird ein HNO-Arzt hinzugezogen, um Funktionsstörungen der Stimmbänder oder eine Schädigung der Stimmbandnerven unter der Operation auszuschließen. Bei Störungen der Atmung und gleichzeitig auftretender Schwellung im Wundbereich kann ein Hämatom die Ursache sein. Nimmt die Schwellung zu und der Patient wird zunehmend luftnötig, ist umgehend ein Arzt zu informieren, damit gegebenenfalls die Naht geöffnet und für eine schnelle Entlastung gesorgt werden kann. Trinken dürfen die Patienten ab sofort. Kühle Getränke sowie Lutschpastillen bewirken meist eine Linderung der Beschwerden im Hals. Am Abend dürfen die Patienten bereits essen. Empfohlen wird eine leichte Kost – Weißbrot oder Suppen. Ab dem ersten post-OP-Tag können die Patienten wieder Vollkost zu sich nehmen. Parästhesien (Missempfindungen) wie Kribbeln in den Fingern, Füßen oder auch um den Mund herum können ab dem ersten post-OP-Tag auftreten. Das kann bereits durch einen geringen Abfall des Kalziumspiegels hervorgerufen werden, zum Beispiel ausgelöst durch eine vorübergehende Irritation der Nebenschilddrüsen während der Operation. Diese Missempfindungen klingen meist unter Verabreichung oraler Kalzium-Medikamente ab. Selten ist es notwendig, dass Kalziumpräparate in höherer Dosis intravenös verabreicht werden müssen. Um diesem Phänomen frühzeitig entgegen zu wirken, erfolgt acht Stunden nach Nebenschilddrüsen-Operationen bereits die erste Blutentnahme zur Kalziumkontrolle, weitere engmaschige Kontrollen folgen. Bei den Schilddrüsen-Operationen wird die Blutentnahme am ersten und am dritten postoperativen Tag oder dem Entlassungstag durchgeführt. Verbandwechsel und Wundversorgung Der Verbandwechsel erfolgt in der Regel nach 24 Stunden. Dabei wird auch der Redon – ohne Sog – gezogen. Bei Folgeeingriffen oder starken Nachblutungen verbleibt der Redon 48 Stunden in der Wunde. Um den Redon ziehen zu können, muss der Faden, mit dem er fixiert wurde, durchtrennt werden. Sonst sind keine weiteren Fäden zu entfernen, da die Wunde mit einem resorbierbaren Faden verschlossen wurde. Nach Ziehen des Redon wird die Wunde mit einem 12 mm breiten Wundverschlussstreifen versehen und mit einer sterilen, 10x10 cm großen, in der Mitte gefalteten Kompresse abgedeckt, die mit zwei kleinen seitlichen Pflasterstreifen auf der Haut fixiert wird. Von großen Pflasterverbänden sollte abgesehen werden, da diese von den Patienten als störend und beengend empfunden werden. Ist die Wunde trocken, kann bei Entlassung auf die Kompresse verzichtet werden. Der Wundverschlussstreifen verbleibt, und fällt nach einer gewissen Zeit von allein ab. Einengende und scheuernde Bekleidung im Wundbereich sollte vermieden werden. Als Sichtschutz kann ein leichtes Tuch getragen werden. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) Anzeige Fazit für die Pflege — Die postoperative sechsstündige Überwachung des Patienten erfolgt im Zwei-Stunden-Takt: Blutdruck, Puls, Schmerzintensität werden gemessen und der Verband und die Ableitungen kontrolliert. — Neben der Schmerzebeobachtung muss auf die Stimme geachtet werden. Leichte Heiserkeit sowie leichte Schluckbeschwerden und Halsschmerzen können auftreten. — Klingen Schluckbeschwerden und Halsschmerzen, Störungen der Atmung und/oder eine Störung der Stimmbildung nicht ab, sollte umgehend ein HNO-Arzt hinzugezogen werden. Nachsorge bei Karzinomen Jedes entnommene Schilddrüsengewebe wird zur histologischen Untersuchung in die Pathologie gesendet. Wird dabei ein Karzinom diagnostiziert, erfolgt die Aufklärung und weitere Therapieempfehlung durch den Arzt. Da der Patient nun Anspruch auf eine Anschluss Heilbehandlung (AHB) hat, wird der hausinterne Sozialdienst hinzugezogen, um ihn über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren. Unterstützung erhalten der Patient und seine Angehörigen in einem solchen Fall durch einen Psychoonkologen. Am zweiten oder dritten postoperativen Tag wird der Patient mit dem Entlassungsbrief zurück in die Häuslichkeit entlassen. Daniela Bohlmann Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie Stationsleitung Chirurgie Martin-Luther-Krankenhaus Caspar-Theyß-Str. 27-31, 14193 Berlin [email protected] Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) 17 Erkrankungen der Schilddrüse ©© AlexRaths / iStock / Thinkstock PflegeKolleg Tasten, Schallen, Substituieren Schilddrüsen-Erkrankungen: Diagnostik und Therapie Ob Unter- oder Überfunktion – Erkrankungen der Schilddrüse sind sehr verbreitet. Auch die diagnostischen Möglichkeiten, Krankheiten des „Schmetterlingsorgans“ zu diagnostizieren sind groß. Entscheidend ist daher ein systematisches Vorgehen. Das spart Zeit, Kosten und vermeidet unnötige Belastungen für den Patienten. K E Y WO R DS Hypothyreose Hyperthyreose Struma Sonografie Szintigrafie Schilddrüsenhormone 18 E rkrankungen der Schilddrüse (lat. Thyreoidea) sind weltweit die häufigsten endokrinologischen, also hormonell bedingten Krankheitsbilder. An erster Stelle steht dabei die Struma, auch Kropf genannt. Verbreitet sind aber auch die Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto) und die autoimmune Hyperthyreose. Die Möglichkeiten zur Behandlung dieser Erkrankungen sind vielfältig. Doch vor dem Einleiten einer gezielten Therapie steht immer die eindeutige Diagnose der vorliegenden Störung. Morphologische Diagnostik Die wichtigsten klinischen Untersuchungsmethoden der Schilddrüse sind nach wie vor Inspektion und Palpation. Allerdings hat die Inspektion an Bedeutung verloren, da eine Struma heute deutlich früher und oft vor dem sichtbaren Stadium diagnostiziert wird. Bei der Palpation, die zu jeder klinischen Ganzkörper-Untersuchung gehören sollte, lassen sich Vergrößerungen der Schilddrüse sowie eventuelle knotige Veränderungen ertasten. In beiden Fällen sollte dann eine Sonografie erfolgen. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) Sonografie: Die Sonografie (Ultraschalluntersuchung) der Schilddrüse ist das zentrale und den Patienten am wenigsten belastende sowie kostengünstigste apparative Diagnoseverfahren. Aus einer im Sonogramm auffälligen Erscheinung der Schilddrüse (z. B. Vorliegen von Knoten, Zysten oder Verkalkungen) können Rückschlüsse auf die Art der Erkrankung gezogen werden. Eine verringerte Echogenität des Schilddrüsengewebes findet man beispielsweise bei einer Autoimmunthyreoiditis sowie einer auto­immunen Hyperthyreose, aber auch nach einer Radiojodtherapie und in Schilddrüsenresten nach einer Operation. Schilddrüsen-Szintigrafie: Eine Szintigrafie (siehe Kasten) ist dann sinnvoll, wenn sich sonografisch die oben beschriebenen morphologischen Auffälligkeiten ergeben haben. Durch das Speicherverhalten der Schilddrüse in den sonografisch auffälligen Arealen können zusätzliche Informationen zur Qualität bzw. Aktivität der Veränderungen gewonnen werden und in die abschließende Gesamtbeurteilung einfließen. Die Schilddrüsenszintigrafie bei einer autoimmunen Hyperthyreose ergibt das typische Bild mit einer deutlich erhöhten Radionuklidaufnahme, bringt aber keinen diagnostischen oder therapeutischen Zusatznutzen und kann daher unterbleiben. Ähnlich verhält es sich bei der Autoimmunthyreoiditis, bei der in der Regel kein oder nur wenig Technetium in die Schilddrüse aufgenommen wird und diese sich deshalb nicht darstellen lässt. Labordiagnostik TSH: Die Bestimmung des basalen TSH-Werts ist die erste Maßnahme zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion. Die Abkürzung TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon. TSH wird von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet und regt die Schilddrüse an, die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) zu produzieren. Über die Höhe des TSH-Spiegels lassen sich Schilddrüsenüber- und -unterfunktionen erkennen. Ein normaler TSH-Wert schließt eine Fehlfunktion der Schilddrüse weitgehend aus. Probleme bei der Interpretation können unterschiedliche Angaben für den Normbereich bereiten. Gerade die obere Normwertgrenze ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Zu beachten ist auch, dass sich allein aus einem Befund im Grenzbereich keine sichere Diagnose ableiten lässt, da der TSH-Wert bei Folgebestimmungen innerhalb von Tagen und auch im Tagesverlauf deutliche Schwankungen aufweist. Auf den früher oft durchgeführten TRH (Thyreoliberin)-Test wird heute in der Regel verzichtet. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) Periphere Hormonparameter: Die Bestimmung des freien Trijodthyronin (fT3) und des freien Thyroxin (fT4) erlaubt es, das Ausmaß einer Schilddrüsenunter- oder -überfunktion präziser einzustufen. Bei einem unauffälligen TSH-Basalwert und einem gleichzeitig unauffälligen Sonogramm kann sie jedoch unterbleiben. Erhöhte oder erniedrigte Werte sind erst bei TSH-Werten < 0,1 bzw. > 10 mE/l zu erwarten. Die Bestimmung des basalen TSHWerts ist die erste Maßnahme zur Überprüfung der Schilddrüsenfunktion. Schilddrüsenantikörper: Bei den Schilddrüsenantikörpern unterscheidet man die ThyreoglobulinAntikörper (TAK), die Thyreoperoxidase-Antikörper (TPO) und die TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). TPO und TRAK sollten bei Verdacht auf eine autoimmune Thyreopathie einmalig im Behandlungsverlauf bestimmt werden. Sie sollten auch dann bestimmt werden, wenn es darum geht, bei einer autoimmunen Thyreopathie mit erhöhten Schilddrüsenhormonwerten zwischen einer autoimmunen Hyperthyreose (eher Erhöhung von TRAK) oder der initialen hyperthyreoten Phase einer Autoimmunthyreoiditis Hashimoto (eher Erhöhung von TPO) zu unterscheiden. Eine Verlaufskontrolle von Schilddrüsenantikörpern ist in der Regel nicht sinnvoll. Die Bestimmung der TAK ist verzichtbar, da ein positiver oder negativer Wert aufgrund der geringen Krankheitsspezifität dieses Antikörpers keine wesentliche diagnostische Relevanz hat. Therapie einer Struma: Jodid kann Schilddrüse verkleinern Die Behandlungsmöglichkeiten der Struma reichen von einer medikamentösen Therapie mit Jod oder/ und L-Thyroxin bis zu Operation oder Radiojodtherapie. Eine diffuse Struma oder grenzwertig große Schilddrüse wird zunächst mit Jodid behandelt, um einem weiteren Wachstum vorzubeugen und eine moderate Verkleinerung der Schilddrüse zu erreichen. Empfohlen werden täglich 100–200 μg Jodid, Die Behandlungsmöglichkeiten der Struma reichen von einer medikamentösen Therapie bis zur Operation oder Radiojodtherapie. I N FO Die Szintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren, das auch in der Schilddrüsendiagnostik eingesetzt wird. Dem Patienten werden ausgewählte radioaktive Substanzen (z.B. radioaktives Iod) gespritzt, die sich bevorzugt in dem zu untersuchenden Gewebe oder Organ anreichern. Die vom Organ abgegebene radioaktive Strahlung wird mittels einer Gamma-Kamera erfasst und in ein Bild (Szintigramm) umgewandelt. Dieses Bild erlaubt Rückschlüsse auf Aktivität und Struktur des untersuchten Organs. 19 PflegeKolleg Erkrankungen der Schilddrüse auch eine Supplementierung mit 1–1,5 mg Jodid einmal pro Woche ist möglich. Durch die Jodideinnahme kann die Schilddrüse um 10–20% verkleinert werden. Vier Wochen nach Therapiebeginn sollte sicherheitshalber der TSH-Wert überprüft werden, um die Entwicklung einer Schilddrüsenüberfunktion bei vorbestehenden, aber nicht bekannten Autonomien auszuschließen. Auf der zweiten Stufe des Therapieschemas steht die Gabe von L-Thyroxin (evtl. in Kombination mit Jodid) mit dem Ziel, die Schilddrüse von einem Teil ihrer Aufgaben zu entlasten und dadurch das Volumen zu reduzieren. Bei dieser Form der Therapie wählt man die Schilddrüsenhormondosis so, dass der TSH-Wert im unteren Normbereich (z.B. 0,6– 1,0 mE/l) liegt. Dadurch kann eine Verkleinerung der Schilddrüse um 20–30% erzielt werden. Das Erreichen des gewünschten Zielbereiches muss durch eine Kontrolle des TSH-Wertes dokumentiert werden. Bei einem TSH-Wert unter 1 mE/l ist die Gabe von Jodid und/oder L-Thyroxin zur Größenreduktion nicht indiziert, da dadurch eine Hyperthyreose ausgelöst werden kann. Operation oder Radiojodtherapie? Bei einer deutlichen Vergrößerung der Schilddrüse mit degenerativen Veränderungen, Wachstumstendenz oder lokalen Verdrängungserscheinungen ist eine Operation indiziert. Dabei wird je nach Ausmaß der Veränderung eine einseitige oder beidseitige subtotale Strumaresektion durchgeführt. Bestehen Kontraindikationen gegen eine Operation, ist auch eine Radiojodtherapie möglich. Diese kann die Schilddrüse je nach Ausgangsbefund um 20– 50% verkleinern. Autoimmunthyreoiditis: Wann mit der Substitution beginnen? Die Therapie der Autoimmunthyreoiditis besteht lediglich im Ausgleich des Hormonmangels, um den TSH-Wert zu normalisieren. Schwierig ist es, den idealen Zeitpunkt für den Beginn der Substitutionstherapie zu finden, da die Normbereichsgrenzen diesen nicht unbedingt sicher anzeigen. Initial hat sich eine Dosis von 50 μg L-Thyroxin bewährt, je nach Ausmaß der Hypothyreose können aber zu Beginn auch bereits höhere Dosen gegeben werden. Drei bis vier Wochen nach Beginn der Substitution sollte der TSH-Basalwert kontrolliert und gegebenenfalls eine Dosisanpassung vorgenommen werden. Im Verlauf der ersten beiden Jahre nach Diagnose der Erkrankung empfehlen sich Kontrollen des TSH in drei- bis sechsmonatigen Abständen, um einen eventuellen Mehrbedarf rechtzeitig zu erfassen. Eine Jodid-Gabe ist bei einer Autoimmunthyreoiditis nicht sinnvoll, da es in den zerstörten Schilddrüsenzellen nicht verwertet werden kann. 20 Fazit für die Pflege — Schilddrüsenerkrankungen sind weit verbreitet. Betroffene Patienten begegnen Pflegekräften daher auch regelmäßig im Pflegealltag. — Die Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen erfolgt über ein Stufenschema. Ergeben Schilddrüseninspektion und -palpation Hinweise auf eine Erkrankung, bilden die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse und die TSH-Bestimmung die Basisdiagnostik. — Bei Auffälligkeiten erfolgt eine erweiterte Diagnostik. Diese umfasst je nach Bedarf die Bestimmung von Schilddrüsenhormonen und -antikörpern oder auch ein Schilddrüsenszintigramm. Autoimmune Hyperthyreose – Erhaltungstherapie über ein Jahr Die autoimmune Hyperthyreose wird in erster Linie mit Thyreostatika behandelt. Die Dosis wird dem Bedarf des Patienten angepasst. Nach Normalisierung der peripheren Hormonparameter wird eine Erhaltungstherapie über ein Jahr durchgeführt, entweder als thyreostatische Monotherapie oder als Kombinationstherapie mit L-Thyroxin. Mit letzterer lässt sich in der Regel eine stabilere Einstellung erreichen, so dass Laborkontrollen seltener erforderlich sind. Bei etwa der Hälfte der Patienten ist nach einem Jahr eine anhaltende Remission der Erkrankung zu beobachten. Während der thyreostatischen Therapie sollten regelmäßige Laborkontrollen von TSH, peripheren Schilddrüsenwerten, Blutbild inkl. Differenzialblutbild und Leberwerten in sechs- bis achtwöchigen Abständen (bei thyreostatischer Monotherapie alle vier Wochen) erfolgen. Im Fall eines Rezidivs der Hyperthyreose trotz konsequenter thyreostatischer Therapie über ein Jahr kann je nach Gesamtbild eine Operation oder eine Radiojodtherapie durchgeführt werden, die Entscheidung sollte ein thyreologisch tätiger Facharzt treffen. Dr. med. Bertil Kluthe Endokrinologe und Diabetologe Klinik Hohenfreudenstadt Tripsenweg 17 72250 Freudenstadt [email protected] Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) RT 6. In welchen Fällen ist eine Operation der Schilddrüse indiziert? A Bei einer deutlichen Vergrößerung der Schilddrüse mit degenerativen Veränderungen, Wachstumstendenz oder lokalen Verdrängungserscheinungen. B Bei erhöhten oder erniedrigten TSH-Werten. C Bei einer Verkleinerung der Schilddrüse um 20–30%. 2. Wie heißt der Regelkreis, der die Bildung und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone steuert? A Corticotroper Regelkreis B Gonadotroper Regelkreise C Thyreotroper Regelkreis 7. In welcher Position wird die Schnittführung vor einer Schilddrüsen-OP markiert? A Der Patient muss sich dazu hinlegen. B Die Position spielt beim Anzeichen keine Rolle. C Der Patient muss sich dazu hinstellen. 3. Wie hoch wird der tägliche Jodbedarf eines Menschen geschätzt? A Der tägliche Jodbedarf eines Menschen liegt bei mindestens 300 μg. B Man schätzt, dass der tägliche Jodbedarf eines Menschen mindestens 70–100μg beträgt, wobei man die optimale Zufuhr bei 150–300μg pro Tag annimmt. C Menschen sollten tägliche 5–15μg Jod zuführen. 8. Was gehört vor allem zur postoperativen Überwachung des Patienten nach Schilddrüsen-OP? A Kontrolle von Herzrhythmus und Sauerstoffsättigung. B Das Messen des Blutdrucks, Pulses und der Schmerzintensität, die Kontrolle des Verbandes und der Ableitungen und die morgendliche Kontrolle der Vitalzeichen am ersten postoperativen Tag. C Kontrolle der Körpertemperatur und der Flüssigkeitsbilanz. 4. Welche Symptome zeigen Patienten mit Hypothyreose? A Patienten mit Hypothyreose sind oft müde und antriebslos, zeigen Verstopfung und Gewichtszunahme, eine verminderte Herzfrequenz – Bradykardie – und bei Frauen oft Zyklusstörungen. B Patienten mit Hypothyreose leiden unter Gewichtsverlust, Hitzeintoleranz, häufigem Stuhlgang, Schlaflosigkeit und vermehrtem Schwitzen. C Patienten mit Hypothyrose sind oft hektisch und fühlen sich unruhig. 5. In welchem Bereich liegen die Normalwerte für das Schilddrüsenvolumen bei Frauen? A Sie liegen bei 25 ml. B Sie liegen bei 18 ml. C Sie liegen bei 15 ml. Name, Vorname Straße 9. Welche Beschwerden können nach einer Schilddrüsen-OP auftreten? A Auftreten können leichte Heiserkeit, leichte Schluckbeschwerden und Halsschmerzen. B Übelkeit und Erbrechen sind typische Symptome nach Schilddrüsen OP. C Blutdruckschwankungen und Gleichgewichtsstörungen treten nach Schilddrüsen OP häufig auf. 10.Welche Ursachen haben Parästhesien, die ab dem ersten post-OP-Tag auftreten können? A Ursache kann der Abfall des Kalziumspiegels sein. B Der Anstieg des Kalziumspiegels verursacht die Parästhesien. C Verantwortlich dafür kann eine Unverträglichkeit des Narkosemittels sein. ☐ Ich bin Abonnent/in von HEILBERUFE und möchte gegen Gebühr (5 €/pro Zertifikat) postalisch teilnehmen. ☐ Ich habe kein HEILBERUFE Abo und möchte gegen Gebühr (7,50 €/ pro Zertifikat) postalisch teilnehmen. N TB G Punkte R 1. Wie steuert der Körper die Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen? A Der Körper misst in der Peripherie die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4. B Er verbindet die Aminosäure Thyrosin mit Jodionen. C Er bindet Jodinonen über spezifische Rezeptoren an den Zellkern. 3 E FO (Es ist jeweils nur eine Antwort richtig.) IFIZIE RT Erkrankungen der Schilddrüse ZE PflegeKolleg Fragebogen ILDU Fernfortbildung zum Mitmachen Mit dem HEILBERUFE PflegeKolleg können sich alle Pflegekräfte unkompliziert fortbilden. Wenn Sie 9 der 10 Fragen richtig beantworten, erhalten Sie ein anerkanntes Zertifikat, das Ihnen 3 Punkte im Rahmen der Registrierung beruflich Pflegender (RbP – www.regbp.de) beim Deutschen Pflegerat (DPR) sichert. So nehmen Sie teil Am einfachsten füllen Sie den Fragebogen unter www.heilberufe.de online aus. Unmittelbar nach der Teilnahme erfahren Sie, ob Sie bestanden haben und können sich Ihr Zertifikat gleich ausdrucken. Per Post senden Sie den Fragebogen an: Springer Medizin Redaktion HEILBERUFE Heidelberger Platz 3 14197 Berlin (Fax: 030 82787 5505) Die Online-Teilnahme ist für Abonnenten der Zeitschrift HEILBERUFE kostenlos; von NichtAbonnenten sowie bei postalischer Einsendung wird eine Bearbeitungsgebühr erhoben. Teilnahmeschluss ist der 30.4.2016 PLZ/Ort E-Mail Heilberufe / Das Pflegemagazin 2015; 67 (12) Datum/Unterschrift 21