20. Rechteck-Dreieck-Generator Aufgabe: Entwurf eines Rechteck-Dreieckgenerators mit zwei Operationsverstärkern, von denen einer als Trigger, der andere als Integrator arbeitet. Gegeben: Trigger Integrator Ua2 U a1 US = 15 V fO = 1 kHz Ûa2 = 10 V keine Gleichspannungskomponente, zwei gleiche Halbperioden; Laststrom der Operationsverstärker nicht größer als 2 mA; Ladestrom des Integrators 1 mA; Die Rechteckspannung soll durch Z-Dioden 6 V / 0,5 mA begrenzt und von US unabhängig gemacht werden. Gesucht: Schaltungsstruktur, Triggercharakteristik (invertierend/nichtinvertierend); Dimensionierung der Schaltung; eine einfache Möglichkeit,fO zu ändern; Diskussion der Fehlereinflüsse: Slew Rate und Offsetspannung für µA 741. 87 Eine Dreieckspannung besteht aus zeitlinear steigenden und fallenden Ästen. Zeitlinear verlaufende Spannungen kann man mit unterschiedlichen Prinzipschaltungen erzeugen, z. B. indem man eine Konstantstromquelle einen Kondensator laden läßt. Die Spannung am Kondensator müßte jedoch mit einer Schaltung ohne Eingangsstrom entnommen werden (Bild1). +U S +U S C I0 R Ue + 2I 0 C Ua - Ua + - -U S -U S Bild 1 Bild 2 Weniger Aufwand entsteht, wenn man den Operationsverstärker als Integrator beschaltet (Bild 2). Sofern man an den Vorwiderstand R eine konstante Gleichspannung Ue legt, fließt (wegen der virtuellen Masse am invertierenden Eingang !) ein konstanter Strom durch R, der sich durch geeignete Änderung der AusgangsspannungUa durch die Rückführ-Kapazität fortsetzt: Ue dU + C a=0 R dt oder U a = − 1 ⋅ U e ∫ dt RC (invertierend) Dabei erhält man Ua am niederohmigen Ausgang des OPV, wo weitere Komponenten ohne Probleme angeschlossen werden können. Um den Integrator zu einem frei laufenden Dreieckgenerator zu ergänzen, braucht man einen weiteren Schaltungsbaustein, der die Polarität von Ue wechselt, sobald Ua einen oberen bzw. unteren Schwellwert ±U P erreicht. Bei negativer Eingangsspannung läuft Ua zu positiver Werten, also muß -Ue bei Ua = +UP auf +Ue umgeschaltet werden. Das realisiert eine nichtinvertierende Triggerschaltung, die durch einen reell mitgekoppelten OPV aufgebaut werden kann. Eine noch einfachere Schaltung entsteht, indem man einen passiven, also nicht invertierenden Integrator ( z. B. einRC-Glied) mit einem invertierenden Trigger kombiniert. Eine Triggerschaltung entsteht aus einem Verstärkerbaustein, hier einem Operationsverstärker, der mit einer positiven Rückkopplung (Mittkopplung) versehen wird. Die statische Übertragungskennlinie wird durch die Mitkopplung verändert, wie im Folgenden gezeigt wird. Es gilt für einen nichtinvertierenden Verstärker (siehe "Schaltungstechnik mit Operationsverstärkern"): 88 Ua Ua Ua H Ue L H Ue H Ue Ue Ue Ua Ua L v= dU a k 11 ⋅ v 0 k ⋅v = = 11 0 dU e 1 + v 0 (k r − k 3 ) 1 − v 0 k 3 (bei Mitkopplung) k 11 ≠ 1 Ua + Rp R2 Ue 89 dU a >0 dUe k3 = 0 dU a →∞ dU e v0 k3 = 1 v0 k3 > 1 dU a <0 dU e Spannungsverläufe Grundschaltung U1 UaH U1 C OPV1 t R - U2 +- Rp + U aL T1 OPV2 UeH U2 t R2 U eL "Verstärker" "Komparator" "Trigger" Als Trigger bezeichnet man eine Schaltung mit Hysterese in der Übertragungskennlinie. Der Ast mit negativer Steigung wird nicht durchlaufen, vielmehr springt die Ausgangsspannung auf UaH , wenn Ue von Werten kleiner UeL kommend, UeH erreicht; sinngemäß für den Sprung bei UeL . v 0 k 3 >> 1 Sofern v≈− ist, gilt k 11 k3 und die Kippspannungen erhält 0,5mA U1H = +6,6V C R1 1mA OPV1 - +- U 1L = -6,6V U'a Rv R + 0,5mA Rp R2 U2 OPV2 U 2H = +10V U2L = -10V U1 90 U a = −U eL man aus dem Ansatz U eL = −U aH ⋅ k3 k 11 und k 11 = U aH . k3 U eH = −U aL ⋅ Damit ergeben sich k3 k 11 (1) (2) An der Schaltung erkennt man, daß sowohl die Ausgangsspannung Ua des OPV als auch die Eingangsspannung dem gleichen Spannungsteiler zugeführt werden; darum ist auch k 11 = Rp Rp + R2 U eL = −U aH ⋅ k3 = R2 Rp R2 Rp + R2 U eH = −U aL ⋅ R2 Rp 91 Es ist vorausgesetzt (und muß so realisiert sein), daß UaH und UaL auch in der Übersteuerung aus einem Innenwiderstand ≈ 0 kommen und ebenso Ue aus einer idealen Spannungsquelle ! Schaltungsentwurf Um UaH und UaL von den Speisespannungen am OPV1 unabhängig zu machen und damit die Amplituden von U1 und U2 konstant zu halten, soll eine Z-Dioden-Stabilisierung verwendet werden. Dazu ist am Ausgang des OPV1 ein Vorwiderstand für die Z-Diode einzusetzen. Wegen der Symmetrie sind zwei gleiche Z-Dioden zu verwenden (am besten gepaarte Dioden), deren Durchbruchspannungen bei 6V liegen, um so den kleinstmöglichen Temperaturkoeffiienten zu garantieren. Damit erhält man folgendedU U elemente sind die Vorgaben der Aufgabenstellung 2 = − aH zu beachten: Schaltung: RC dt Für die Bemessung der BauDer Ladestrom des Integrators beträgt I C = 1mA ; damit ergibt sich der Ladekondensator C zu C= IC 10 −3 A = = 25 ⋅ 10 −9 F = 25nF dU 2 /dt 20V / 0, 5 ⋅ 10 −3 s Der Ladestrom muß beiU1 = 6,6V durch R (gegen virtuelle Masse ) fließen, also wird R= 6, 6V = 6, 6 kΩ 1mA Aus der Umschaltbedingung U 2 = U eH = −−U 1L R2 Rp folgt R2 U = − eH = 10 = 1, 515 . Rp U 1L 6, 6 An dem Rückkopplungs-Spannungsteiler liegen im Extremfall U 1 = +6, 6V und U2 = −10V . Dabei sollen 0,5 mA fließen: 92 (3) R2 + Rp = 16, 6V = 33, 2 kΩ . 0, 5mA (4) Aus den beiden Gleichungen (3) und (4) ergeben sichR2 und Rp zu R 2 = 20 kΩ und R p = 13, 2 kΩ . 2 x Z-Diode 6V 8 kΩ - 4,3 k Ω 5,1 kΩ 25 nF 2,5 kΩ - ++ 5 kΩ U1 6,2 k Ω 10 k Ω 20 kΩ 93 U2 Zur Kompensation der Wirkung der Eingangsströme macht man R 1 ≈ R 2 //R p = 8 kΩ . Bei einer Speisespannung von ±15V wird auch U a ≈ ±15V betragen (je nach Schaltzustand). Damit liegt am VorwiderstandRV eine Spannung von etwa 8,5V und es wird Rv = 8, 5V = 4, 3 kΩ . 2mA Kontrolle der Schwingfrequenz Es gilt im ZeitabschnittT1 : und daraus U U 2 = − aH RC U 2 (T 1 ) = − T1 = T1 ∫ dt + U 2 (0) U 2 (T 1 ) = U eL U aH ⋅ T 1 + U 2 (0) RC Mit den Gleichungen (1) und (2) wird also UeH − UeL R C ⋅ ∆U e ⋅ RC = UaH U aH Rp U aH f= 1 = = ⋅ 1 2 T 1 2 R C ⋅ ∆U e 4 R 2 R C f= U 2 (0) = U eH 0 mit ∆U e = 2 U aH ⋅ R2 Rp [≠ f(U 1H,L )] und in Zahlenwerten 13, 2 kΩ 1 ⋅ = 1kHz 4 ⋅ 20 kΩ 6, 6 ⋅ 10 3 Ω ⋅ 25 ⋅ 10 −9 F 94 Um die Frequenz des Generators zu ändern, müssen entweder die Flankensteilheit des Integrators oder das Triggerpotential oder beide Parameter geändert werden. Eine Änderung des Triggerpotentials würde die Spitzenspannung beeinflussen. Dagegen hat eine Variation der Flankensteilheit keinen Einfluß auf die anderen Ausgangsparameter. Es wäre aufwendig, den Kondensator des Integrators variabel zu machen. Deshalb empfielt es sich, die Regelung am Widerstand vorzunehmen, wobei eine gewisse Variation des Ladestroms in Kauf genomme werden kann. Um die Variationsmöglichkeit in vernünftigen Grenzen zu halten, wird R aufgeteilt z.B. in einen Festwiderstand von 5,1 kΩ und einen Einstellregler von 2,5 kΩ, was eine Verringerung der Frequenz um 15 % und eine Erhöhung um 13 % gegenüber dem Sollwert ermöglicht. Gesamtschaltung: Fehlerdiskussion: Bisher wurde angenommen, daß das Kippen des Triggers eine gegen die Periodendauer zu vernachlässigende Zeit in Anspruch nimmt. Da der OPV in die Sättigung gefahren wird, ist für die Schaltzeit die Slew-Rate maßgebend. Diese liegt für den µA741 bei 0,5 V/µs. Verglichen mit der Flankensteilheit der Integrators von nur 0,04µs spielt das keine Rolle. Die Schaltzeit des Triggers beträgt aber (13,2/0,5) µs = 26,4 µs. Während dieser Zeit steigt U1 etwa linear an, was nach der Integration eine Parabel ergibt. Man kann diesen Störeffekt verringern, indem man durch weitere Begrenzung aus der Rechteckspannung einen Teil herausschneidet und die Integrationszeitkonstante entsprechend verringert. Eine Offsetspannung am Trigger wirkt so wie eine von Null verschiedene Referenzspannung, d.h. sie verschiebt die Triggerpunkte einseitig. Folglich sind die Beträge der Spitzenspannungen ungleich, und es ergibt sich ein Gleichspannungsanteil zur Dreiecksspannung. 95 Ein Offset am Integrator erscheint unter dem Integral als konstanter Summand zu U1 . Folglich werden ansteigende und abfallende Flanke der Dreiecksspannung ungleich steil. Beide Störeffekte lassen sich durch Referenzspannungen an den freien Eingängen der Operationsverstärker kompensieren. 96