Margot Krause aus Greven

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Zum Gedenken an
Margot Krause
Geboren am 27. Juni 1931
Gestorben (FŸr tot erklŠrt) in Auschwitz 1944
SchŸler/Innen der Klasse 8 b
der FŸrstenberg-Schule in MŸnster
Gedenkurkunde fŸr Margot Krause
Wir, die SchŸler/innen der Klasse 8b
der FŸrstenberg-Schule,
Ÿbernehmen mit dieser Gedenkurkunde
eine Patenschaft fŸr
Margot Krause
die als ein Opfer des Nationalsozialismus
im Alter von 12 Jahren im
Konzentrationslager Auschwitz
ermordet wurde.
SchŸler/innen aus Greven haben
vor vier Jahren Ÿber das Schicksal der
Margot Krause
gemeinsam mit dem Stadtarchiv Greven
recherchiert und angeregt,
ein Stra§enschild
statt eines Gedenksteins in Greven zu errichten.
Vor zwei Wochen
wurden ihre BemŸhungen belohnt.
Es gibt das erste Mal in der Geschichte Deutschlands
eine Stra§e, die nach einer Sintezza benannt wurde.
Margot Krause mit ihren MitschŸlerinnen
in der Volksschule in Greven
Zum Gedenken
Margot Krause
Margot Krause wurde am 27. Juni 1931 als Tochter der Anna Krause,
wohnhaft in MŸnster in der Sentruper Str. 31 und des Anton Walli in der
UniversitŠts-Frauenklinik in MŸnster geboren. Ihre Mutter war BŸglerin. Als
Margot geboren wurde, war sie 20 Jahre alt. Im Alter von neun Monaten kam
Margot als Pflegekind aus einem Kinderheim in MŸnster nach Greven und
lebte bei der Witwe BockeljŸrgen in der Marktstra§e 35. Familienmitglieder
erinnern sich noch heute an sie. Margot sei ein nettes, liebes und mit ihren
schwarzen Haaren ãein ganzes KrauskšpfkenÒ gewesen.
1937/38 wurde Margot Krause in die Wilhelm-Schule eingeschult. Die
Jungen hŠnselten das dunkelhŠutige MŠdchen wegen seiner Hautfarbe, aber
Margot wusste sich zu helfen, wie sich eine ihrer MitschŸlerinnen erinnert.
Schule
"Zigeunerkinder" waren schulpflichtig. Sie mu§ten getrennt von den anderen
SchŸlern sitzen. Die Kinder konnten von der Schule verwiesen werden, wenn
sie in "sittlicher oder sonstiger Behziehung fŸr ihre deutschblŸtigen
MitschŸler eine Gefahr" bildeten. Am 22. MŠrz 1941 gab der Reichsminister
fŸr Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung dieser Regelung bekannt. Dem
jeweiligen Schulleiter war es dann mšglich, die ãZigeunerkinderÒ aus den
Schulen zu entfernen. In Frankfurt wurden die Kinder 1941 ãwegen
Verringerung des LehrpersonalsÒ vom Schulbesuch ausgeschlossen.
Am 30. MŠrz 1939 wurde durch die VerfŸgung Ÿber die ãBekŠmpfung des
ZigeunerunwesensÒ das Amt Greven, bzw. die Ortspolizei dazu aufgefordert
alle ãZigeunerÒ, soweit sie das 6. Lebensjahr vollendet haben, ãerkennungsdienstlich zu behandelnÒ.
1939 erfolgte die Umbenennung der Wilhelm-Schule in Hans-SchemmSchule. Am 1. April 1939 wurden Margot mit einem Teil ihrer
Klassenkameraden in die neue Schule Ÿberwiesen. Die anderen SchŸler
wurden auf die Wilhelm-Schule (ab 1940 Herbert-Norkus-Schule) geschickt.
Der NSDAP-Ortsgruppenleiter L. Kohlleppel war Leiter der Hans-SchlemmSchule. Unter seinen Schikanen hatte Margot sehr zu leiden. ãZigeuner sind
wie JudenÒ habe er gesagt, erinnert sich Gertrud BockeljŸrgen.
Am 14.April 1939 wurde Margot Krause von der Polizei als ãZigeunerkindÒ
erkennungsdienstlich behandelt. Ein Erfassungsbogen mit 3 FingerabdrŸcken
wurde erstellt.
Am 4. Juli 1939 musste Margot ihre Pflegemutter verlassen, sie wurde am
gleichen Tag vom Waisenhaus Vosterhausen aufgenommen. Auch Mia
Sibonus und Julitta Krause aus MŸnster, die in Auschwitz ermordet wurden,
weil sie Sinti waren, lebten hier. Margot wurde krank. Am 18.Juli.1939
wurde sie in das Marienhospital eingewiesen und einen Monat spŠter am
17.August.1939 wieder entlassen.
Es gelang der Witwe BockeljŸrgen, ihrer Pflegemutter, sie noch einmal nach
Greven zurŸckzuholen. Vom 17. September bis zum MŠrz 1941 lebte sie
wieder in Greven. Dann wurde Margot Krause im MŠrz 1940 von ihrem
Stiefvater, Matthias Boor, abgeholt. Die GrŸnde hierfŸr sind nicht bekannt.
Aus anderen FŠllen wei§ man, dass dies oft unter dem Zwang der Behšrden
geschah, die die ãZigeunerÒ von den ãarischen VolksgenossenÒ trennen
wollten.
Sie wurde am 25. MŠrz 1941 in Frankfurt/Main angemeldet. In Frankfurt
wohnte sie bei ihrer leiblichen Mutter, Anna Krause, verheiratete Boor, die
sie gar nicht kannte. Sie mu§ten dann in ein ãZigeunerlagerÒ ziehen. Dieses
Lager in der Dieselstra§e diente nicht nur dazu, die Frankfurter ãZigeunerÒ
zu internieren, sondern auch zur Zusammenfassung fŸr die Deportation der
ãZigeunerÒ. Margots Mutter musste bei verschiedenen Firmen in Frankfurt
arbeiten. So blieb sich Margot sicherlich viel selbst Ÿberlassen. Ihre Mutter
erinnerte sich spŠter, dass Margot sehr viel Talent an der NŠhmaschine zeigte.
Sie nŠhte die Kleider fŸr ihre Puppe und konnte auch Tisch- und BettwŠsche
herstellen.
Anna Boor wurde am 29. November 1941 in das KZ RavensbrŸck deportiert.
Margot blieb allein bei einer Bekannten der Mutter zurŸck. 1942 schrieb
Anna Boor mehrere Briefe an Margot Krause aber sie bekam nie eine
Antwort. 1942 wurde das Lager von der Dieselstra§e zur Kruppstra§e. 14
verlegt. Auch dieses Lager war mit Maschendrahtzaun umgeben und wurde
von Polizeibeamten scharf bewacht.
1943 wurde Margot aufgrund des ãAuschwitz-ErlassesÒ nach Auschwitz Birkenau deportiert.
ãAuschwitz-Erla§Ò:
Himmler befahl im s.g. ãAuschwitz-Erla§Ò am 16.12.1942, alle ãZigeunermischlinge,
Rom-Zigeuner,
und
nichtdeutschblŸtige
Angehšrige
Zigeunerscher Sippen balkanischer Herkunft...in ein Konzentrationslager
einzuweisenÒ.
In
den
AusfŸhrungsbestimmungen,
die
das
Reichssicherheitshauptamt am 29.Januar 1943 herausgab, wurde erklŠrt, das
damit das ãKonzentrationslager (Zigeunerlager) AuschwitzÒ gemeint war.
†ber die HŠlfte der Lagerinsassen des ãZigeunerlagersÒ in der Kruppstra§e
wurden deportiert. Die ãAktionÒ begann am 1. MŠrz 1943 und war gegen
Ende des Monats ãabgeschlossenÒ.
In Auschwitz-Birkenau erhielt Margot Krause die HŠftlingsnummer Z 4806.
Diese Nummer wurde am 18. MŠrz 1943 ausgegeben. Dort traf der HŠndler
Nikolaus Gro§ das Kind Margot Krause noch lebend an. Nikolaus Gro§ war
vom 10. April 1943 bis Mai 1944 in Auschwitz ÐBirkenau.
.
Anna Boor, geb. Krause, traf 1944 in RavensbrŸck die Bekannte, bei der sie
Margot 1941 zurŸcklassen musste. Diese berichtete ihr, dass sie mit Margot
Krause im FrŸhjahr 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Bei der
†berfŸhrung der Bekannten nach RavensbrŸck sei Margot noch in Auschwitz
gewesen.
Im ãZigeunerlagerbuchÒ ist unter
der HŠftlingsnummer Z 4806 das
Todesdatum fŸr Margot Krause unleserlich.
FŸr ãMargot KrauseÒ, geboren am 27. Mai 1931 wird vom Internationalen
Suchdienst Arolsen das Todesdatum 24. Februar 1944 genannt. TatsŠchlich
wissen wir aber nicht, wann sie in Auschwitz starb.
Anna Boor Ÿberlebte die Konzentrationslager (RavensbrŸck, Buchenwald,
Auschwitz, Mauthausen.) Ihr Mann starb kurz nach der Befreiung an den
Folgen der KZ-Haft. Nach dem Krieg musste Anna Boor 11 Jahre um eine
ãWiedergutmachungÒ fŸr das erlittene Unrecht kŠmpfen. Sie starb am 20.
Dezember 1994.
MŸnster, den 7. MŠrz 2002
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