Botanische Grundlagen

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Botanische Grundlagen
Lebenszyklen und Reproduktion
Oluptate porem faccate sum
Pflanzen benötigen neben ange­
messenen klimatischen Bedin­
gungen vor allem Licht, ­Wasser
und Nährstoffe, damit sie ge­
deihen. Bei der Photosynthese
werden in den Blättern mit Hil­
fe des Sonnenlichts aus Wasser
und Kohlendioxid Zucker und
Zu den Organen der Pflanze gehören die
Wurzeln mit den Faserwurzeln, der Stängel, dessen ältere Teile verholzt und braun
sind, und die Seitentriebe mit Blättern und
Knospen sowie der End- oder Terminalknospe.
Stärke gebildet. Diese ­Stoffe
­er­möglichen es der Pflanze,
­Wurzeln, Triebe, Blätter, Blüten
und Früchte zu entwickeln.
Pflanzen wachsen dem Sonnen­
licht entgegen und verzweigen
sich so, dass der größtmögliche
Teil der Blattfläche dem Licht
zugewandt und somit eine maxi­
male Photosyntheseleistung mög­
lich ist. Auch die Wurzeln breiten
sich so aus, dass die Standfestig­
keit gewährleistet und die Auf­
nahme von Wasser und Nähr­
stoffen optimiert ist.
Alle Pflanzen bestehen aus ober­
irdischen Organen (den Trieben,
Blättern, Blüten und Früchten)
sowie unterirdischen Organen
(den Wurzeln). Bei Gehölzen,
­also Bäumen und Sträuchern,
sind die oberirdischen Pflanzen­
teile verholzt, bei Bäumen unter­
teilt man dabei noch in Stamm
und Krone.
Jeder Teil der Pflanze erfüllt
bestimmte Aufgaben: Aus den
Blüten entwickeln sich Früchte
beziehungsweise Samen, welche
den Fortbestand der Art sichern.
Die Blätter dienen als Kraft­
werke, in denen energiereiche
Reservestoffe produziert werden.
Der Transport der frisch gebil­
deten Photosyntheseprodukte
erfolgt in der Sprossachse von
oben nach unten: Sie fließen in
der Bastschicht von den Blät­
tern zu den Wurzeln. Die einge­
lagerten Reservestoffe, Wasser
und Wachstumshormone werden
­dagegen im Splintholz zu den
Knospen und Blättern transpor­
tiert. Dieser getrennt in zwei
unterschiedlichen Schichten ver­
laufende Transport wird als Saft­
strom bezeichnet.
Während der Ruheperiode im
Winter sind die Reservestof­
fe festgelegt. Mit Beginn der
Wachstumsphase im Frühjahr
werden sie mobilisiert und ge­
meinsam mit den Wachstums­
hormonen im aufsteigenden
Wasserstrom zu den Orten des
Bedarfs transportiert. Da dieser
Transport aktiv erfolgt und der
aufsteigende Saftstrom unter
Druck steht, spricht man von
„Saftdruck“. Schneidet man zum
Beispiel im Spätwinter bei einer
Birke Zweige ab, so wird die
Schnittstelle tagelang „bluten“,
das heißt, der unter Druck ste­
hende Saft(strom) tritt aus.
Das Kambium ist eine Wachs­
tumsschicht mit teilungsfähigen
Zellen, das im Sprossquerschnitt
im äußeren Bereich ringförmig
angelegt ist. Nach innen hin bil­
det es das Splintholz mit den
Leitbündeln. Daraus entsteht spä­
ter das Kernholz, das ausschließ­
lich Gerüst- und Stützfunktion
hat. Nach außen hin gibt das
Kambium neues Gewebe, die so­
genannte Bastschicht, ab. Damit
ist das Kambium für das Dicken­
wachstum der Gehölze, das be­
sonders bei den Stämmen der
Bäume zu beobachten ist, verant­
wortlich. Aus den älteren Bast­
schichten entsteht die Rinde, die
Triebe und Stamm schützt. Bei
Verletzung der Triebe wird die
Wunde vom Kambium geheilt,
indem es von den Rändern aus­
gehend die Wunde verschließt.
Bei großen Wunden kann dieser
Vorgang mitunter Jahre dau­
ern. Auch bei der Veredlung von
Pflanzen ist das Kambium beson­
ders wichtig, da von hier aus das
Verwachsen der Unterlage mit
dem Edelreis erfolgt.
Die Wurzeln haben im Wesent­
lichen zwei Aufgaben: Sie müs­
sen die Pflanze so im Boden ver­
ankern, dass sie auch starke Win­
de unbeschadet übersteht, und
sie sind darüber hinaus für die
Aufnahme von Wasser und Nähr­
stoffen verantwortlich. Jeder
Teil der Wurzel versorgt ­dabei
einen bestimmten Teil des ober­
irdischen Triebs und wird im
Die einzelnen Schichten des Stammquerschnitts von innen nach außen: Das Kernholz ist die stützende Säule des Baums.
Im Splintholz wird das Wasser mit den
Nährstoffen von den Wurzeln in die Krone
transportiert.
Das Kambium, die dünne Zellschicht
zwischen Rinde und Holz, besteht aus
teilungsfähigem Gewebe. Hier findet das
Wachstum des Stamms statt.
Im Bast werden die Assimilate von den
Blättern zu den übrigen Organen transportiert.
Die Borke oder äußere Rinde besteht aus
abgestorbenen Zellen und schützt den
Stamm.
Ausgleich dazu von diesem mit
Reservestoffen beliefert. Krän­
kelt ein Triebteil oder stirbt er
ab, dann ist dies meist auf eine
­Schädigung des Wurzelsystems
zurückzuführen, wie dies bei­
spielsweise bei Grabungsarbeiten
oder anderen Baumaßnahmen im
Wurzelbereich ­geschehen kann.
Eine verletzte Wurzel ist nicht
mehr gegen das Eindringen von
Krankheitserregern geschützt,
was nicht nur die Lebensdau­
er der Bäume verkürzt, sondern
auch eine Gefahr für die Standsi­
cherheit darstellt.
Lebenszyklen und
Reproduktion
Jede Pflanze strebt danach, sich
zur vollen Reife zu entwickeln
und zu reproduzieren, also für
Nachkommen zu sorgen, was in
der Regel durch die Bildung von
Samen erfolgt. Bei einigen Pflan­
zen ist dieser Lebenszyklus sehr
13
schnell, oft schon innerhalb einer
Vegetationsperiode abgeschlos­
sen, und die Pflanzen sterben
dann ab. Diese Pflanzen wer­
den als einjährig bezeichnet. Die
verholzenden Pflanzen dagegen,
die wie Sträucher mehrere Jahre
oder wie Bäume gar jahrzehnte­
lang blühen und fruchten, benö­
tigen länger, um zur vollen Reife
zu gelangen. Dafür haben sie den
Vorteil, sich mehrfach reprodu­
zieren zu können.
Pflanzen verfügen über die Fähig­
keit, die Struktur und Funktion
ihrer Zellen über einen langen
Zeitraum hinweg an bestimmte
Situationen anzupassen und zu
modifizieren. Auf diese Weise
sind sie unter geeigneten Bedin­
gungen auch in der Lage, sich
ungeschlechtlich zu vermehren.
Darunter versteht man, dass sich
genetisch gleichartige Nachkom­
men aus abgelösten Pflanzentei­
len (Ausläufer, Teile von Wurzel­
stöcken, Stecklinge, Steckhölzer
usw.) entwickeln können.
14
Wie Pflanzen wachsen
Orte des Wachstums
Für das Wachstum der verholz­
ten Pflanzen sind zwei Bereiche
mit intensiver Zellvermehrung
ausschlaggebend. Einerseits sind
das Sprossspitzen, Seitenknos­
pen und Wurzelspitzen, also
Ve­getationspunkte mit hoher
Zell­aktivität, die für das Stre­
ckungswachstum verantwortlich
sind. Die End- oder Terminal­
knospe sitzt an der Spitze des
Haupttriebs und dominiert gegen­
über den Seitenknospen. Aus ihr
entwickelt sich die Hauptachse,
auch Leittrieb genannt. Die Sei­
tenknospen werden erst dann
aktiviert und beginnen Triebe
auszubilden, wenn sich die
Wachstumsspitze am Leittrieb
ausreichend entwickelt und weit
genug entfernt hat. Nur wenn die
Endknospe beschädigt oder abge­
storben ist, wächst der nächstge­
legene Seitentrieb meist kräftig
und übernimmt deren Funktion.
Der zweite Bereich intensiver
Zellaktivität und damit inten­
siven Wachstums ist das schon
erwähnte Kambium.
Anpassung an winterliche Temperaturen
Damit Gehölze Jahr für Jahr un­
ter unseren Klimabedingungen
überleben können, müssen sie
ein kälteresistentes Gewebe bil­
den, das auch den tiefen winter­
lichen Temperaturen widerste­
hen kann. Dies betrifft insbeson­
dere die Kambium- und Bast­
schicht. Hier werden Substanzen
eingelagert, die wie Frostschutz­
mittel wirken und eine Zerstö­
rung des Gewebes bei Minusgra­
den verhindern. Bei sehr großer
Kälte passiert es schon mal, dass
besonders die jungen Triebe
einiger Sträucher oder Bäume
erfrieren. In der Regel regene­
rieren sich diese aber gut, indem
die Knospen der verholzten Basis
austreiben und neue Triebe ent­
wickeln.
Eine weitere Anpassung som­
mergrüner Gehölze an die kalte
Jahreszeit besteht darin, sich ih­
rer empfindlichsten Organe, der
Blätter, am Ende einer Vegeta­
tionsperiode zu entledigen. Nicht
vollständig winterharte Gehölze,
beispielsweise viele Rosensorten,
kombinieren beide Überlebens­
strategien.
So schön kann es aussehen,
wenn sich Gehölze für den
Winter rüsten!
Orum rernatin cor sus
Gehölze bauen ihr Ast- und
Zweiggerüst im Laufe der Zeit
sukzessive auf, so dass immer
gleichzeitig diesjährige, vorjäh­
rige und mehrjährige Triebe
vorhanden sind. Das Alter dieser
Triebe lässt sich bei genauerer
Betrachtung gut erkennen und
spielt eine wesentliche Rolle
beim fachlich richtig durchge­
führten Schnitt. Denn die Blüten­
bildung erfolgt je nach Gehölzart
an dies-, vor- oder mehrjährigen
Trieben.
Das Triebalter
Solange ein Trieb über den Zeit­
raum innerhalb einer Vegetati­
onsperiode wächst, spricht man
von einem diesjährigen Trieb.
Dieser ist in der Regel noch un­
verholzt und meist unverzweigt,
kann aber bereits verzweigt sein.
Ist im Herbst das Wachstum ab­
geschlossen und der Trieb bereits
verholzt, so gilt er als einjähriger
Trieb. Ab dem folgenden Früh­
jahr, also von Beginn des zweiten
Jahres an, wird er als vorjähriger
oder zweijähriger Trieb bezeich­
net. Diese Bezeichnung behält er
bis zum Ende des zweiten Som­
mers, dann besitzt er in der Re­
gel auch schon verholzte Seiten­
triebe. Wachstum und Verzwei­
gung setzen sich jedes Jahr fort,
der Trieb altert. Bilden sich an
Trieben, die älter als drei Jahre
und verholzt sind, noch Blüten,
so sagt man, dieser Strauch blüht
am mehrjährigen oder alten
Holz.
Alterungsprozess der Zweige am Beispiel der
Forsythie: einjähiger (diesjähriger) Trieb
ohne seitliche Verzweigung und ohne Blütenknospenansatz
Derselbe Trieb im dritten Jahr. Am
zweijährigen Trieb haben sich seitliche Verzweigungen gebildet, an
denen sich neben Blattknospen nun
auch Blütenknospen entwickelt
haben, die im dritten Jahr blühen.
Der vierjährige Zweig beginnt bereits zu vergreisen. Die
mittlerweile schwachen Zweige an den stark verzweigten
Trieben blühen nur mehr schwach. Durch das Gewicht
wird sich der gesamte Zweig seitwärts überneigen, an
seinem Scheitelpunkt werden sich neue kräftige Jungtriebe
bilden. Jetzt ist die Zeit für den Erhaltungsschnitt gekommen. Schneiden Sie den alten, schwachblühenden Teil des
Zweigs bis zu einem starken Jungtrieb am Scheitelpunkt
des Zweigs oder alternativ dicht am Boden heraus.
16
Triebformen, Knospen und Blütenbildung
Blatt- und Blütenknospen
17
links: Langtriebe werden vorwiegend an
jungen Bäumen und Sträuchern gebildet
(Acer platanoides).
Mitte: Kurztriebe entwickeln sich überwiegend an den Kronen älterer Bäume.
Bei zahlreichen Arten wie zum Beispiel bei
Kirschen werden Blütenknospen ausschließlich an Kurztrieben angelegt.
rechts: Beim Ginkgo sind die Kurztriebe
stark gestaucht und viele Jahre hindurch
funktionsfähig.
Lang- und Kurztriebe
Gehölze, insbesondere Bäume,
bilden ein sogenanntes Gerüst
aus verholzten, langlebigen
Stämmen und Ästen. An die­
sen entwickeln sich Triebe und
Zweige, an denen wiederum
Blätter und Blüten sitzen. Das
Gerüst wird im Wesentlichen von
sogenannten Langtrieben aufge­
baut. Dies sind Triebe, die in der
Regel ein starkes Längenwachs­
tum aufweisen und in mehr oder
weniger großen Abständen Knos­
pen oder Seitentriebe hervorbrin­
gen. Die Bildung von Langtrieben
ist insbesondere bei der Verjün­
gung der Sträucher erwünscht.
Ist das Längenwachstum der Sei­
tentriebe stark begrenzt, so be­
zeichnet man sie als Kurztriebe.
Bei den meisten Gehölzarten gibt
es alle Übergänge von Lang- und
Kurztrieben, wobei mit zuneh­
mendem Alter die Bildung von
Kurztrieben meist zunimmt. Es
gibt auch eine arttypische ex­
treme Ausbildung von Kurztrie­
ben. Meist entwickeln sich wie
beim Ginkgo an ihnen Blätter,
oft aber sitzen hier die Blüten­
knospen. Beispiele sind die Kurz­
triebe der Kornelkirsche und die
Buketttriebe der Kirsche. Bei ei­
nigen Arten wie Schlehe, Weiß­
dorn oder Sanddorn verdornen
die Kurztriebe an der Spitze.
Knospenstellung
Bei sommergrünen Laubgehöl­
zen wird die Knospenstellung im
Winter recht gut sichtbar. Sind
Kurztriebe mit Blütenknospen bei der
Kornelkirsche
Wechselständige Knospen bei der Linde
Spiralig angeordnete Knospen bei der Eiche
die Knospen abwechselnd an
der linken und rechten Zweig­
seite angeordnet, so spricht man
von wechselständig beziehungs­
weise zweizeilig angeordneten
Knospen, wie zum Beispiel bei
der Ulme. Sind sie wie bei vielen
Rosengewächsen (Kirsche, Eber­
esche etc.) oder Eichen unregel­
mäßig um den Zweig angeord­
net, so bezeichnet man das als
spiralige Knospenstellung. Sie
kommt am häufigsten vor. Eine
gegenständige Knospenanord­
nung findet man beispielsweise
bei Ahornarten, Eschen, Flieder
oder Hartriegelarten. Hier sitzen
sich immer zwei Knospen am
Zweig gegenüber. Recht selten
sind wie beim Trompetenbaum
jeweils drei Knospen auf gleicher
­Höhe angeordnet. In diesem Fall
spricht man von einer quirlstän­
digen Knospenstellung.
lich und dick sind. In der Regel
sind die Knospen von deutlich
sichtbaren Knospenschuppen in
unterschiedlich großer Anzahl
bedeckt. Es gibt aber auch einige
Gehölzarten wie den Wolligen
Schneeball oder die Kaukasische
Flügelnuss, deren Knospen keine
Knospenschuppen besitzen. Diese
bezeichnet man dann als nackte
Winterknospen.
Blatt- und
Blütenknospen
Kurztriebe mit Knospen beim Kuchenbaum
Kurztriebe in Dornen endend mit Blütenknospen beim Sanddorn
Kurztriebe: Buketttriebe bei der Kirsche
Bei den Knospen unterscheidet
man Blatt- und Blütenknospen.
Blattknospen sind meist kleiner
und schlank, während Blüten­
knospen meist größer, rund­
rechts: Nackte Winterknospen bei der Kaukasischen Flügelnuss
unten: Blatt- und Blütenknospen beim
Wolligen Schneeball
Gegenständige Knospen beim Gewöhnlichen
und beim Chinesischen Flieder
18
Triebformen, Knospen und Blütenbildung
Zeitpunkt der Blütenknospenbildung
genden, darunter befindlichen
Knospen können als Blütenknos­
pen ausgebildet sein. Daraus
entwickeln sich entweder, bei­
spielsweise beim Gewöhnlichen
Flieder und bei Rhododendren,
direkt die Blüten oder es ist
wie bei der Strauch-Pfingst­rose,
bei der sich zwischen einer
kurzen Achse einige Blätter ent­
wickeln.
•• Die Blütenknospen entwi­
ck­eln sich an Kurztrieben am
vor- bis mehrjährigen Holz. In
diesem Fall bleibt das blühfähige
Holz meist mehrere Jahre lang
erhalten. Die Blüten entstehen
entweder unmittelbar aus diesen
Knospen (Kornelkirsche, Magno­
lie, Zaubernuss, Zier-Äpfel und
Zier-Kirschen) oder es sitzen
wieder einige Blätter dazwischen
(Berberitze).
•• Die Blüten erscheinen un­
mittelbar aus dem Holz mehr­
jähriger Zweige oder sogar am
Stamm. Diese als Stammblütig­
keit (Kauliflorie) bezeichnete
Blütenbildung tritt beim Judas­
baum auf.
Zeitpunkt der Blüten­
knospenbildung
Grundsätzlich unterscheiden sich
Gehölze hinsichtlich der Blüten­
bildung und dem Zeitpunkt der
Knospenanlage, nämlich bereits
im Vorjahr oder erst im Verlauf
der Vegetationsperiode.
Im Herbst des Vorjahrs
1
Blatt- und Blütenknospen bei der
Zwergulme
Blatt- und Blütenknospen bei der
Kornelkirsche
Zeichnung 1: Bei der Forsythie und vielen
anderen Arten werden die Blüten an den
vorjährigen (zweijährigen) Zweigen bereits
im Jahr vor der Blüte auf der gesamten
Zweiglänge angelegt.
Zeichnung 2: Auch beim Flieder entstehen
die Blütenknospen bereits im Vorjahr an
den Enden der Zweige.
Zeichnung 3: Gehölze wie die Kornelkirsche legen ihre Blütenknospen bereits im
Spätsommer an Kurztrieben der zwei- und
mehrjährigen Triebe an.
Zeichnung 4: Ausnahmsweise können sich
die Blüten wie beim Judasbaum auch am
alten Holz sowie am Stamm entwickeln.
Gehölze, die im Frühjahr ­blühen
und meist sogar noch vor der
Blattentfaltung, bilden ihre
Blütenknospen in der Regel im
Herbst des Vorjahrs. Dabei kön­
nen die Blütenknospen an un­
terschiedlichen Stellen gebildet
werden. Diese Gehölze schneidet
man erst nach der Blüte.
•• Bei Arten wie dem Braut-Spier­
strauch und Forsythien sitzen die
Blütenknospen in der Regel auf
der ganzen Länge der vorjäh­
rigen Triebe. Die Blüten entwi­
ckeln sich unmittelbar aus den
Blütenknospen.
•• Die Blütenknospe kann an der
Spitze der vorjährigen Triebe
sitzen, aber auch die nächstfol­
•• Die Blüten und Blütenstän­
de können sich auch wie beim
Roseneibisch und der Bartblume
während des Sommers aus den
Blattachseln der diesjährigen
Triebe entwickeln.
•• Blüten und Blütenstände bil­
den sich an diesjährigen Trieben,
die sich von der Basis aus alljähr­
lich neu entwickeln. Dies ist bei
den sogenannten Halbsträuchern
der Fall, deren Triebe alljähr­
lich bis knapp über dem Boden
zurücktrocken oder -frieren. Bei
dieser Gruppe entwickeln sich
die Langtriebe also direkt von
der Basis aus (basiton) neu. Sie
blühen meist erst später im Som­
mer. Zu dieser Gruppe zählen
Blauraute und Indigostrauch.
5
2
Im Verlauf der
Vegetations­periode
3
4
In diesem Fall entwickeln sich
die Blütenanlagen an den im
laufenden Jahr gebildeten, neu
gewachsenen, also diesjährigen
Trieben und werden unmittelbar
zu Blüten. Triebwachstum und
Blüten erfolgen also innerhalb
einer Wachstumsperiode. In
diesem Fall fördert ein kräftiger
Schnitt vor dem Austrieb die
Bildung zahlreicher neuer (Blü­
ten-)Triebe.
•• Blüten oder Blütenstände ent­
wickeln sich nach Abschluss des
Triebwachstums an End- oder
Seitentrieben. Beispiele hierfür
sind Sommerflieder, sommer­
blühende Spiersträucher und
Rispen-Hortensien.
6
Zeichnung 5: Beim Blasenstrauch werden
die Blüten ebenfalls an den diesjährigen
Trieben gebildet, allerdings schon während
des Wachstums und aus den Blattachseln
wachsender Triebe.
Zeichnung 6: Beim Sommerflieder entwickeln sich die Blüten erst gegen Ende des
Triebwachstums am Ende der diesjährigen
Triebe.
Zeichnung 7: Halbsträucher wie die Blauraute frieren oft bis knapp über dem Boden
zurück. Sie entfalten ihre Blüten am Ende
von diesjährigen Langtrieben, die sich von
der Basis der Sträucher aus jährlich neu
entwickeln.
7
19
Verzweigungsformen bei Gehölzen
Forsythien). Dadurch werden die
Knospen am Scheitelpunkt stark
gefördert und treiben am stärks­
ten aus. Diese Triebe bieten sich
als Ersatz für die nunmehr über­
alterten, überhängenden Triebe
an. Daher schneidet man zum
Verjüngen die alten Triebe bis zu
kräftig entwickelten Scheiteltrie­
ben zurück.
Saftdruck und Wachstumsgesetze
Wachstumshormone und mobi­
lisierte Reservestoffen steigen
in der Pflanze mit dem Wasser
immer nach oben. Dies hat zur
Folge, dass das Wachstum der
Triebspitzen gefördert wird. Im
Laufe des Alterungsprozesses
verzweigen sich die Triebspitzen
immer mehr, sind nach und nach
eher waagrecht gestellt und bie­
gen sich in den folgenden Jahren
aufgrund des zunehmenden Ge­
wichtes durch Blatt- und Laub­
masse immer weiter nach unten.
Dies kann man besonders beim
Alterungsprozess von ungeschnit­
tenen Obstbäumen, aber auch
bei zahlreichen Zierstraucharten
(Hartriegel, Forsythien) beobach­
ten. In diesem Fall kommt der
nach oben strebende Anteil des
Saftstroms mit den Wachstums­
hormonen nur noch den Knos­
pen am Scheitelpunkt zugute,
wo sich dann meist einige weni­
ge, kräftige, neue Triebe entwi­
ckeln. Die natürliche Verjüngung
überalterter Pflanzen erfolgt
daher durch eine Förderung die­
ser Neutriebe. Zur Verjüngung
schneidet man die überalterten,
meist überhängenden, stark ver­
zweigten Triebe direkt hinter den
kräftig entwickelten Jungtrieben
am Scheitelpunkt weg.
Orte bevorzugter
Trieb­bildung
Je nach Stellung der Triebe wer­
den unterschiedliche Knospen
bevorzugt zum Austrieb ange­
regt. Man unterscheidet dabei
vier verschiedene Bereiche, die
gefördert werden können.
fördert der Saftdruck nicht nur
die Endknospe, sondern verteilt
sich gleichmäßig auf alle auf der
Oberseite des Zweigs angeord­
neten Knospen. Der Austrieb ist
jedoch deutlich schwächer und
die Triebe sind wesentlich kür­
zer als bei der Spitzenförderung.
Spitzenförderung
(Akrotonie)
Der nach oben strebende Saft­
strom verleiht der Endknospe
aufrecht wachsender Triebe eine
sehr starke Triebkraft. Gleich­
zeitig werden die weiter unten
befindlichen Knospen in ihrem
Austrieb gehemmt. Darüber hin­
aus übt der durch die Spitzenför­
derung wesentlich stärker wach­
sende Haupttrieb (Verlänge­
rungstrieb) auf die tiefer stehen­
den Triebe eine Wuchshemmung
aus, die zur Basis hin immer
stärker ausgeprägt ist.
Oberseitenförderung
(Epitonie)
Bei waagrecht oder leicht schräg
nach oben stehenden Trieben
Basisförderung (Basitonie)
Entwickeln sich wie hier bei der GoldJohannisbeere die stärksten Jungtriebe
auf der Oberseite schräg stehender älterer
Zweige, bezeichnet man dies als Epitonie
oder Oberseitenförderung.
Damit erfolgt auch eine Umstel­
lung des vegetativen Wachstums
(Bildung von Trieben und Blät­
tern) auf die Reproduktionsphase
(Bildung von Blüten und Früch­
ten). Je flacher der Ast steht,
umso stärker wirkt sich der Saft­
druck auf die Oberseite aus. Die
Knospen auf der Zweigunterseite
unterliegen einer starken Wuchs­
hemmung und treiben meist gar
nicht aus.
Dies macht man sich bei Obst­
bäumen zunutze, indem man
steil stehende Triebe herabbindet
und so die Bildung schwächerer
Triebe und schlussendlich auch
die Blütenbildung fördert.
Scheitelpunktförderung
(Mesotonie)
Das Prinzip der Akrotonie oder Spitzenförderung am Beispiel des Spitz-Ahorns.
Der Endtrieb und die obersten Seitentriebe
wachsen am stärksten, das Wachstum der
Seitentriebe nach unten hin ist gehemmt,
die Triebe werden nach und nach kürzer.
Besonders bei Obstbäumen bie­
gen sich durch das Gewicht der
Früchte die Zweige bogenför­
mig nach unten. Auch bei zahl­
reichen Ziersträuchern hängen
die Triebspitzen aufgrund der
starken Verzweigung und /oder
reichlicher Blütenbildung nach
einigen Jahren nach unten (z. B.
Von Basitonie spricht man, wenn
sich Pflanzen durch Neutriebe
von der Basis her aufbauen, ver­
jüngen oder erneuern. Dies ist
insbesondere bei Schösslings­
sträuchern und ausläufertrei­
benden Gehölzen wie der Hasel
der Fall.
Verzweigungsformen
bei Gehölzen
Alle Gehölze sind mehr oder
minder symmetrisch aufgebaut,
wobei es vereinfacht betrach­
tet nur drei Arten der Verzwei­
gung gibt. Im ersten Fall werden
Wuchs und Verzweigung der
Spitzentriebe gefördert (Akro­
tonie). Dies ist bei nahezu allen
jungen Gehölzen zu beobachten,
später ist dies in der Regel nur
noch bei Bäumen der Fall. Oder
die Verzweigung erfolgt vorwie­
gend im mittleren Bereich eines
Gehölzes (Mesotonie). Die Mehr­
zahl der Sträucher verzweigt sich
jedoch von der Basis her (Basito­
nie). Diese Art der Verzweigung
spielt auch bei der Verjüngung
eine wichtige Rolle.
Sträucher, die sich allgemein
von der Basis her erneuern, kann
man grob in zwei Gruppen ein­
teilen:
•• Sträucher der ersten Gruppe
bilden Triebe von der Basis aus­
gehend, die weitere Verzweigung
erfolgt jedoch vorwiegend im
Entwickeln sich wie bei der Rose die
kräftigsten Neutriebe im mittleren Teil
des Strauchs sowie am Scheitelpunkt der
Triebe, dann spricht man von Mesotonie
oder Scheitelpunktförderung.
Das Beispiel der Hasel zeigt deutlich eine
Triebförderung vorwiegend an der Basis
des Strauchs. Man bezeichnet dies als
Basitonie.
21
22
Saftdruck und Wachstumsgesetze
Spitzenbereich (akrotone För­
derung). Als Beispiel kann die
Hasel angeführt werden. Beim
Erhaltungsschnitt werden einzel­
ne ältere, nicht mehr voll blühfä­
hige Triebe an der Basis heraus­
geschnitten, damit sich neue
Basistriebe entwickeln können.
Gleichzeitig sollte auch ein Teil
der zu dicht stehenden Schöss­
linge entfernt werden.
•• Sträucher der zweiten Gruppe
bilden ebenfalls Triebe an der
Basis. Diese verzweigen sich aber
nicht im Spitzenbereich, sondern
im mittleren Bereich (mesotone
Förderung). Die ältesten Triebe
neigen sich bald an der Spitze
und bilden flache Bögen aus.
An deren Oberseite entwickeln
sich dann junge Triebe, wobei
die kräftigsten im Bereich der
stärksten Krümmung entstehen.
Diese Art der Verzweigung ist
weit verbreitet und unter ande­
rem bei Forsythien, Wildrosen
und Berberitzen zu beobachten.
Für den Erhaltungsschnitt bedeu­
tet das, dass die Triebe nicht bis
zum Boden herausgeschnitten
werden, sondern man diese bis
auf einen im Bogen stehenden
Verjüngungstrieb zurückschnei­
det. Erst nach mehreren Jahren,
wenn die Blühfähigkeit nach­
lässt, werden diese Triebe an der
Basis entfernt.
Bei der Hasel kann man das Prinzip der Basitonie gut beobachten. Die Sträucher verjüngen
sich an der Triebbasis, während sich die alten
Triebe an der Triebspitze akroton verzweigen.
Das Hauptwachstum des Strauchs findet im
oberen Kronenbereich statt, während die Trieb­
erneuerung an der Basis erfolgt.
Wuchsformen der Gehölze
Sträucher sind vieltriebige,
mehr oder minder stark ver­
zweigte Gehölze, deren Wuchs­
höhe aufgrund der rasch kürzer
werdenden Jahrestriebe und
des mehr oder minder bogigen
Wachstums beschränkt ist. Ihre
Vieltriebigkeit wird durch Knos­
pen an der Strauchbasis hervor­
gerufen. Bäume sind dagegen
hochwachsende, meist einstäm­
mige, gelegentlich auch mehr­
stämmige Gehölze, die einen
Stamm und eine Krone ausbil­
den. Die Art und Intensität des
Gehölzschnitts richten sich nach
der Wuchsform der Gehölze und
ist auch davon abhängig, wie die
jeweilige Gehölzart ihr Zweigge­
rüst erneuert.
t­e­­re werden jedes Jahr nach der
Blüte stark zurückgeschnitten,
­wodurch die Bildung von Blüten­
trieben gefördert und eine Ver­
greisung hinausgezögert wird.
Halbsträucher wie die Blauraute
treiben ohnehin von selbst erneut
aus der Basis aus. Hier werden
alle abgestorbenen Triebe bezie­
hungsweise die vertrockneten
Zweige des Vorjahrs knapp über
dem Boden entfernt.
Ausläufertreibende
­Sträucher und Schösslingssträucher
Beispiele: Kerrie und Himbeere
Bei diesen Sträuchern wird kein
dauerhaftes Gerüst gebildet. Viel­
mehr erneuert sich die Pflanze
regelmäßig durch viele junge
Triebe, die an der Triebbasis ent­
stehen, oder durch Schösslinge
aus dem Wurzelbereich. Kerrie
und Fiederspiere zählen ebenso
dazu wie Himbeere und Brom­
Kurzlebige Klein- und
Halbsträucher
Bei der Rose erfolgt die Trieberneuerung
vorwiegend aus dem mittleren Triebbereich
durch die Scheitelpunktförderung. Gleichzeitig
entstehen bei vielen Vertretern dieser Gruppe
auch neue Triebe an der Strauchbasis.
Beispiele: Besenginster und
Blauraute
Die Sträucher dieser Gruppe bil­
den schwach verzweigte Triebe,
die wie beim Ginster nur weni­
ge Jahre alt werden oder wie bei
der Blauraute jedes Jahr bis zum
Boden zurücktrocknen oder zu­
rückfrieren und sich aus boden­
nahen Knospen erneuern. Ers­­-
Die Langtriebe von Halbsträuchern
wie der Blauraute regenerieren
sich aus basisnahen Knospen all­
jährlich neu.
24
Wuchsformen der Gehölze
Die Kerrie verjüngt sich vorwiegend durch
Ausläufer, die an der Basis des Strauchs
gebildet werden.
beere. Bei der Kerrie sind die
langen, einjährigen Triebe meist
unverzweigt oder nur wenig ver­
zweigt, blühen aber bereits. Im
zweiten Jahr bilden sie Seiten­
triebe und blühen dann meist an
diesen. Nach dem Schnitt bleiben
hier nur die zweijährigen ­Ruten
stehen, ansonsten bildet sich
bald ein Dickicht aus lebenden
und toten Zweigen. Bei Him­
beere und Brombeere bleiben
nach dem Schnitt nur vorjäh­
rige Triebe übrig. Diese werden,
nachdem sie gefruchtet haben,
ebenfalls entfernt.
Bodenschlüssige
und breit wachsende
Sträucher
Beispiele: Spiersträucher,
Forsythien und Sibirischer
Hartriegel
Sträucher dieser Gruppe ­bilden
ebenfalls regelmäßig Jungtriebe
an der Basis. Die einzelnen
Triebe des mehr oder minder
schwachen Astgerüstes ­können
mehrere Jahre alt werden. Die
Baumartig wachsende Gehölze
Zweige werden mit zunehmen­
dem Alter dicker und sind im
Spitzenbereich stark verzweigt.
Ohne regulierende Schnittmaß­
nahmen bilden sich dichte, be­
senartige, kaum noch blühende
Zweigpartien, die sich nach und
nach zu Boden senken. Gleichzei­
tig entstehen im oberen Bereich
der Pflanze, insbesondere aber
an den Scheitelpunkten der her­
abhängenden Äste, junge Triebe.
Insgesamt werden diese Sträu­
cher im Alter breiter als hoch.
Bei ihnen ist ein regelmäßiger
Schnitt notwendig, bei dem die
älteren Äste an der Basis und das
überalterte Gezweig im oberen
Bereich des Strauchs entfernt
werden. Die Erneuerung erfolgt
regelmäßig durch Jungtriebe.
Kahlfüßige Sträucher
mit Basisförderung
Beispiele: Deutzie und Pfeifenstrauch
Auch die Sträucher dieser Grup­
pe bilden regelmäßig Jungtriebe
an der Basis beziehungsweise in
den bodennahen Triebabschnit­
ten. Die Verzweigungen und
blütentragenden Triebe entwi­
ckeln sich jedoch vorwiegend im
oberen Bereich der Pflanze. Mit
zunehmendem Alter entsteht
daraus ein dichtes, wenig blüh­
fähiges Gezweig. Die Sträucher
wachsen meist breit aufrecht bis
trichterförmig. Dadurch kommt
es ohne entsprechende Schnitt­
Kahlfüßige Sträucher wie die Deutzie bilden
Jungtriebe an der Basis. Die blütentragenden Verzweigungen entstehen dagegen
vorwiegend im oberen Bereich der Pflanze.
Entfernen Sie abgeblühte Triebe, da diese
im folgenden Jahr keine Neutriebe hervorbringen.
maßnahmen langsam, aber stetig
zu einer starken Verkahlung im
unteren Bereich der Sträucher.
Schneiden Sie daher die abgetra­
genen Blütentriebe regelmäßig
auf starkwachsende Jungtriebe
zurück, die demselben Trieb
entspringen. Gleichzeitig sollten
die alten Triebe in regelmäßigen
Abständen an der Basis entfernt
werden.
Kahlfüßige Sträucher mit
geringer Basisförderung
Beispiel: Felsenbirne
Sträucher wie die Felsenbirne
bauen aus wenigen (etwa vier
Bodenschlüssige Sträucher wie der Belgische
Spierstrauch oder die
Forsythie wachsen
anfangs aufrecht und
später überhängend bis
ausladend. Dadurch
sind sie meist genauso
breit oder breiter als
hoch.
bis sechs) Trieben, die direkt aus
dem Boden wachsen, ein stabiles
Gerüst auf. Neutriebe an der
Basis werden nur in geringer An­
zahl gebildet, mit zunehmendem
Alter unterbleibt dies ganz. Die
Gerüstäste verzweigen sich vor­
wiegend im oberen Bereich an
den Enden. Im Gegensatz zur
vorigen Gruppe bleiben bei der
Felsenbirne die Blütentriebe über
mehrere Jahre hindurch blüh­
willig. Hier ist ein vorsichtiges
Auslichten in mehrjährigen Ab­
ständen anzuraten.
Kahlfüßige Sträucher
mit Spitzenförderung
Beispiele: Magnolie und
Zaubernuss
Die Sträucher dieser Gruppe
bilden ein langlebiges Gerüst
aus mehreren Ästen oder einen
kurzen Stamm mit einer mehr­
stämmigen Krone. Ältere Pflan­
zen regenerieren sich kaum bis
gar nicht aus der Basis und dem
unteren Bereich. Die Triebför­
derung liegt hier vorwiegend im
oberen Teil des Strauchs. Die Ge­
rüstäste verzweigen sich regel­
mäßig, aber niemals stark, und
sind langlebig, so dass immer
genügend Licht ins Innere des
Strauchs gelangt. Diese Sträucher
benötigen keinen Schnitt, im Ge­
genteil, sie entwickeln sich von
Jahr zu Jahr schöner und entfal­
ten ihre volle Schönheit erst im
Alter. Wird der Strauch dennoch
einmal zu dicht oder wachsen
Äste nach innen, lichtet man nur
vorsichtig aus.
Baumartig wachsende
Gehölze
Beispiele: Eberesche und
Kuchen­baum
Bäume entwickeln einen Mittel­
trieb, der aufgrund der Spitzen­
förderung stark nach oben strebt
und sich erst dann verzweigt. Ihr
Wuchsschwerpunkt liegt damit
von allen Gehölzen am ­weitesten
oben. Sie bilden ein stabiles
Gerüst aus einem Stamm, man­ch­
mal auch aus mehreren Stäm­
men, einem Mitteltrieb und
einigen Seitenästen. Die Höhe
des Kronenansatzes wird vom
Gärtner in der Baumschule fest­
gelegt. Der Erziehungsschnitt
fördert den gleichmäßigen Kro­
nenaufbau, der über Jahrzehnte
hindurch im Wesentlichen erhal­
ten bleibt. Später ist ein Schnitt
nicht mehr nötig. Wird die Krone
zu dicht, kann ein vorsichtiger
Auslichtungsschnitt durchgeführt
werden. Nur bei Obstbäumen ist
ein regelmäßiger Schnitt anzura­
ten, um das Fruchtholz stetig zu
erneuern und den Fruchtertrag
zu gewährleisten.
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Bei kahlfüßigen Sträuchern mit geringer
Basisförderung bauen wenige Grundtriebe
die Pflanze auf. Neutriebe an der Basis
werden nur in geringer Zahl, im Alter
kaum mehr gebildet. Verzweigung und Blütenbildung finden in den oberen Bereichen
der Pflanzen über viele Jahre hindurch
statt, wie das Beispiel der Felsenbirne gut
veranschaulicht.
links: Bei Magnolie und Zaubernuss bilden
wenige verzweigte Triebe ein dauerhaftes
Gerüst – oft mit kurzem Stamm und mehrstämmiger Krone. Das ohnehin schwache
Triebwachstum erfolgt im oberen Kronenbereich, eine Erneuerung an der Triebbasis
findet kaum statt.
rechts: Eberesche und Kuchenbaum sind
gute Beispiele für Gehölze, die sich durch
einen gut entwickelten Mitteltrieb, der sich
erst spät im oberen Kronenbereich verzweigt, baumförmig entwickeln. Für einen
guten Kronenaufbau ist ein fachgerechter
Erziehungsschnitt notwendig.
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