GESUNDHEIT GETREIDE S AC H I NF OR MAT IO N A LTERS GRU PPE 6 -10 Das Wor t Getreide leitet sich aus dem althochdeutschen Wor t „gitregidi“ („das, was getragen wird“) ab. Getreide ist eine Sammelbezeichnung für die aus verschiedenen Ar ten von Gräsern gezüchteten landwir tschaftlichen Kulturpflanzen – bekannt unter den Namen Roggen, Weizen, Gerste, Dinkel, Hafer, Reis, Mais und verschiedene Hirsear ten. Die Getreidekörner bzw. -samen werden als Nahrungsmittel, ferner zur Herstellung von Branntwein, Malz, Stärke und als Viehfutter verwendet. Die Halme dienen als Futter, Streu, Flecht- und Verpackungsmaterial sowie zur Zellulosegewinnung. Vorkommen von Zellulose: im Strukturgewebe von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten, sowie im Getreide. Nach heutigem Wissenstand wurde erstmals vor zirka 8000 Jahren Weizen aus der Kreuzung des Wildgetreides Einkorn, dem sogenannten „Urweizen“, mit anderen Wildgräsern zunächst im Westiran gezüchtet. Von dor t aus wurde dieses Getreide weiter verbreitet. Neben den Hülsenfrüchten wie Erbsen, Getreide wird nicht nur zu Brot verarbeitet, sondern wird auch zur Herstellung von Branntwein, Malz und Stärke verwendet oder dient als Viehfutter. Linsen oder Bohnen gehör t der Weizen zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Im 19. Jahrhunder t gab es noch rund 1000 an Klima und Boden angepasste Weizensor ten in Mitteleuropa, heute sind es nur noch 30 Sor ten. Seit der Kultivierung der Gräser sind Getreide bzw. Getreideprodukte eine der wichtigsten Grundnahrungsmittel der Menschheit. Getreideerzeugnisse waren im Verhältnis meist preis- INFO SERVICE: Mehr zu diesem Thema im Ordner Konsum, Produktion regional. Information und didaktische Anregungen finden Sie auch im „Herdgeschichten-Topf“ der „die umweltberatung“. wer ter als andere Nahrungsmittel, gleichzeitig ernährungsphysiologisch sehr wer tvoll: Alle Getreidear ten beinhalten eine ausgewogene Mischung aus Kohlenhydraten, vor allem Stärke, pflanzlichen Proteinen, Ballaststoffen, Mineralstoffen und Vitaminen. Letztere drei Inhaltsstoffe sind aber nur in den Vollkornprodukten zu finden. Das heißt, Vollkornbrot enthält reichlich Nährstoffe, Weißbrot dementsprechend weniger, da die Randschichten des Korns, die reich an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiß sind, bei der Verarbeitung wegfallen. Gerste ist vermutlich das älteste dem Menschen bekannte Getreide. Verwendet wird es hauptsächlich in der Brauerei und als Viehfutter. DAS GETREIDEKORN Ein Getreidekorn ist die Frucht des jeweiligen Getreides. Im Inneren ist der Keimling versteckt. Das Korn besteht aus der Fruchtschale, der Samenschale, der sogenannten Aleuronschicht, dem Keimling und dem Mehlkörper. Der Mehlkörper umschließt den Keimling und versorgt ihn im Falle des Austreibens mit Energie in Form von Stärke. Aus ihm entsteht bei der Verarbeitung das handelsübliche „Weißmehl“. ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H GES U NDHEIT GETREIDE 1.6 SACH I N F O R MATION GESUNDHEIT GETREIDE ALTERSG RU PPE 6 -10 Die Aleuronschicht (= Randschicht) umgibt den Keimling und den Mehlkörper. Sie dient dem Keimling als Energiereser ve („Reser veeiweiß der Pflanzen“) und enthält ZUSAMMENFASSUNG: Getreide gehör t zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die Bezeichnung umfasst alle Gräserar ten, deren Fruchtstand zur Kultivierung herangezogen wird. Jedes Getreidekorn enthält eine Randschicht, einen Mehlkörper und einen Keimling, welche zusammen reich an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, hochwer tigen Fetten und Stärke sind. Durch die Verarbeitung des Getreides zu Weißmehl, verlier t das Korn zum Teil diese Nährstoffe. Erst durch die Bewusstseinsveränderung zur „Gesunden Ernährung“ wurden Vollkornprodukte wieder populär. INFO SERVICE: Mit alten Obst- und Gemüsesorten beschäftigt sich der Verein Arche Noah in Niederösterreich – siehe Ernährung Service. Eiweiß, Fett, Vitamine und Mineralstoffe. Den Schutz des Getreides gegen äußere Einflüsse bietet die beim Getreide miteinander verwachsene Frucht- und Samenschale. Sie enthält Ballast- und Mineralstoffe. Bei der industrialisier ten Verarbeitung des Getreides werden alle Teile des Kornes mit Ausnahme des Mehlkörpers entfernt, da die Aleuronschicht und der Keimling Fett enthalten und somit ranzig werden können (Weißmehl ist länger haltbar als Vollkornmehl). Leider werden dadurch auch die für den Körper wer tvollen Ballast- und Mineralstoffe, sowie Vitamine und Fettsäuren entfernt. Heute angebaute „Spitzengetreidesor ten“ wie der Saatweizen („Gemeiner Mais stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Mit der Entdeckung Amerikas kam der Mais nach Europa. Weizen“) werden vor allem wegen ihren hohen Hektarer trägen bei der Getreidekultivierung vorgezogen. Meist benötigen diese Sor ten viel Wasser, die Stängel sind jedoch kürzer, da die Ähren schwerer sind - die Bodennähe förder t Pilzbefall, weshalb zusätzliche Chemie notwendig ist. Traditionelle Sor ten wie der in Mitteleuropa beheimatete Emmer sind besser an lokale Bedingungen angepasst als hochgezüchtete Sor ten und nicht so anfällig gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Emmer ist eine alte Weizenar t mit dem höchsten Proteinanteil. Da der Er tragsanteil pro Aus Roggen kann man köstliches Schwarzbrot backen. Man erkennt ihn an seinen langen Grannen. Hektar mit Beginn der Industrialisierung zu gering ausfiel, geriet er deswegen in Vergessenheit. GESUN DH EIT GETREIDE 1.6 GESUNDHEIT GETREIDE D I DAKT IS C H E UMSETZUNG A LTERS GRU PPE 6 -10 Getreide und Getreideprodukte stellen eine wichtige Grundlage unserer Ernährung dar. Die Sor tenvielfalt, aus der heute unser Brot gebacken wird, ist gegenüber dem Mittelalter stark zurückgegangen. Vielfalt musste hohen Er trägen weichen. Eine Brotverkostung und das Anpflanzen gängiger und seltener Getreidear ten ist ein wichtiger Beitrag für die Kinder. Getreide soll somit ein wesentlicher Bestandteil unserer Ernährung werden. LERNZIELE: ■ Die verschiedenen Getreide- und Brotsor ten werden sowohl ihrem Wachstum, ihrer Blüte wie auch ihrem Geschmack zugeteilt. ■ Aufzucht und Pflege von Gräsern eröffnet den Zugang zu einer wichtigen, in der Der Fruchtstand des Weizens ist eine Ähre und besitzt im Gegensatz zu Roggen und Gerste keine Grannen. Natur meist unterbewer teten biologischen Gruppe. INFORMATIONSTEIL: Grassamen können im Sommer direkt von Wiesen abgenommen werden. Ein lustiges Experiment ist unser „Gräsersocken“. Sind Sie auch am Anpflanzen „seltener Getreidesor ten“ interessier t, so könnten Sie beispielsweise bei dem Waldvier tler Verein „Arche Noah“ fündig werden (siehe Ernährung Ser vice). Das Wachstum und die Pflege der Gräser wird zu einem Ereignis, zumal sich nur wenige vorstellen können, dass aus „Grashalmen“ jemals Eine Exkursion in eine Bäckerei kann sehr viel Spaß machen. Brot gebacken werden kann. Mit der Reife der Ähren kann gleichzeitig eine reale Brotverkostung durchgeführ t werden. Bringen Sie einfach eine breite Palette an Brotsor ten mit (lassen Sie sich von Ihrem Bäcker beraten), schneiden Sie das Brot in kleine Würfel und verkosten Sie es mit den Kindern. ORT: Klasse oder Wiesenspaziergang. ZEITAUFWAND: jeweils eine Schulstunde zur Brotverkostung und zur Pflanzung des Getreidekorns; etwas mehr für das Experiment „Gräsersocken“. MATERIALIEN: Anpflanzen von Getreidesorten: Samen der Getreidegräser ; pro Kind zwei bis drei kleine Blumentöpfe und Unter teller ; Papier für Schilder zur Beschriftung, Buntstifte, Malfarben; Erde; Wasser zum Gießen. Brotverkostung: Brotsor ten (ganz), einige Teller für die Präsentation, Arbeitsblatt Schneiden Sie verschiedene Brotsorten in kleine Stücke und verkosten Sie diese gemeinsam mit den Kindern. für die Eintragung der Ergebnisse. Gräsersocken: Holzkistchen oder kleine Obststeigen, alte Socken; Erde. GES U NDHEIT GETREIDE ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H 1.6 DI DAK TIS C HE UMSETZUNG GESUNDHEIT GETREIDE ALTERSGRU PPE 6 -10 KOSTEN: jeweils geringe Kosten für Gräsersamen und Töpfe bzw. Brotverkostung; für Gräsersocken keine Kosten. 1. ANPFLANZEN VERSCHIEDENER GETREIDEARTEN ■ Jedes Kind bekommt zwei bis drei kleine Blumentöpfe, kann nun aus der Fülle der Samen einige Sor ten auswählen und beschriftet seine Töpfe. Das passende Korn kann gleich dazugemalt werden. ■ Die Kinder setzen sich in Gruppen zusammen, befüllen ihre Töpfe zur Hälfte mit Erde und bekommen die Gräsersor te, die sie für ihre Töpfe vorgesehen haben. Ein paar Samen werden in den Topf gestreut, mit Erde zugedeckt, auf Unter tellern an die Angestrengt versuchen die Kinder aus Gerasdorf die richtige Brotsorte zu erraten. Fenster gestellt und leicht gegossen. ■ Fühlt sich die Erde trocken an, wird im Laufe des Wachstums gegossen, eventuell kann ein wenig flüssiger Biodünger dem Gießwasser beigefügt werden. ■ Ist das Korn reif, kann jedes Kind eine Ähre soweit zer teilen, dass es den Mehlkörper und die Randschicht, die sehr wer tvoll ist, sieht. 2. BROTVERKOSTUNG ■ Aus einem Sor timent an verschiedenen Brot- und Gebäcksor ten können die Kinder sehr bewusst Geschmacksunterschiede feststellen: vom Weißbrot und –gebäck über verschiedenste Mischbrotsor ten bis hin zu dunklem Brot, Vollkornbrot, Toastbrot, Kornspitz, Vollkornweckerl usw. ■ Die Brotsor ten werden den Kindern nun in Würfelform auf nummerier ten Tellern vorgelegt. Die Kinder setzen sich in Gruppen zusammen und müssen erraten, Am besten jeweils eine Brotsorte auf einen nummerierten Teller legen – die Kinder tragen dann in ihre Tabelle ein, welche welcher Würfel zu welchem Brot gehör t. Dabei sollen sie das Brot er tasten, die Konsistenz fühlen, das Gewicht vergleichen, die Farbe beur teilen und kosten. ■ Jedes Kind trägt in die Tabelle am Arbeitsblatt seine Erfahrung mit dem jeweiligen Brotstück ein. Brotsorte ihrer Meinung nach auf Teller 1 gelegen hat. 3. GRÄSERSOCKEN Jedes Kind bringt einen alten Socken von daheim mit. Wenn die Wiesen blühen und das Gras trocken ALTERNATIVE PROJEKTE: ■ Besuch einer Bäckerei am frühen Morgen. ■ Selber Brotbacken in der Schule, in einer Bäckerei oder auf einem Bauernhof. ■ Mischung aller Getreidekörner und Erforschung, welches Korn zu welchem Getreide gehört. ist, laufen die Kinder nur mit Socken durch die Gräser. Die reifen Samen bleiben an den rauen Socken hängen. Holzkistchen oder kleine Obststeigen mit ca. zehn Zentimeter Erde befüllen, die Socken darauf legen und mit einer dünnen Erdschicht bedecken; regelmäßig gießen. Nach wenigen Tagen erscheinen die ersten jungen Pflänzchen, nach zwei Wochen sind die Mini-Wiesen perfekt. Voraussetzung: Unser Experiment funktionier t nur, wenn die Samen der Gräser wirklich reif sind. G ESUN DH EIT GETREIDE 1.6 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H A R B EIT S B LAT T GESUNDHEIT GETREIDE A LTERS GRU PPE 6 -10 JEDE GETREIDESORTE HAT EINE ANDERE NÄHRSTOFFZUSAMMENSETZUNGABER ALLE SIND GESUND! Auch Gräser haben Samen und Früchte. Das Getreidekorn ist also die Frucht einiger Gräser. Das wichtigste Produkt, das aus Getreide gewonnen wird, ist das Brot! Gesunde Ernährung bedeutet: Keine Mahlzeit ohne Getreide! Die Semmel wird aus dem DU HAST DIE WAHL: Mehlkörper des Weizen gewonnen. (Weißbrot) Weizen ist die am häufigsten angebaute Getreidear t. Aus Weizen können auch Weizenbier, Whiskey, Teigwaren oder auch Viehfutter gewonnen werden! Vergiss`nicht: Alkohol ist für Kinder schädlich und selbst Erwachsene sollen Alkohol nur mit Maß trinken! Das Schwarzbrot wird aus dem Mehlkörper von ROGGEN und WEIZEN gebacken. VOLLKORN ist besonders wer tvoll: Bei der Verarbeitung wird das ganze Korn genommen – und nicht nur der GES U NDHEIT GETREIDE Mehlkörper! ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H 1.6 A R BEIT S BLATT GESUNDHEIT GETREIDE ALTERSGRU PPE 6 -10 BROTSPÜRNASEN ENTDECKEN BLIND IHR LIEBLINGSBROT Neben Weizen und Roggen gibt es noch andere Getreidear ten, aus denen Brot gebacken werden kann: zum Beispiel aus Hirse und Gerste. Jedes Brot ist unterschiedlich schwer (Vollkornbrot ist schwerer als Weißbrot) und hat einen eigenen Geruch (fast geruchlos, würziger Geruch usw.). Schmeckt es eher „sättigend“ oder „leicht“? Untersuche die Brotproben und fülle die Tabelle aus. Was passier t, wenn du Weißbrot ganz lange im Mund behältst? Hast du eine Idee, welche Brotsor ten auf den Tellern liegen? Teller Nummer Gewicht eines Stücks Geruch Geschmack Sonstiges: Was fällt dir noch auf? Welches Brot ist es? Teller Nr. 1 Teller Nr. 2 Teller Nr. 3 Teller Nr. 4 Teller Nr. 5 Hast du bemerkt, dass jede einzelne Brotsor te anders schmeckt? Jedes Korn braucht einen anderen Nährboden und setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen. Welche Brotsor te schmeckt dir besonders gut? GESUN DH EIT GETREIDE 1.6 ÖKO LOG N I E D E R Ö S T E R R E I C H