PC-II-03 Seite 1 von 9 WiSe 09/10 Quantenmechanik und ihr mathematisches Modell Erhaltungsgr€•en der klassischen Mechanik sind auch Erhaltungsgr€•en in der Quantenmechanik: ‚ Energie ‚ Masse ‚ Impuls ‚ Drehimpuls Welle-Teilchen-Dualismus: Die Unterscheidung zwischen Wellen und Teilchen wird aufgegeben. Fƒr die Beschreibung von Teilchen wird einheitlich die Wellendarstellung gew„hlt. Zuordnung einer Welle zu einem Teilchen: p€ h € (de Broglie Relation) Alle Arten von Wechselwirkungen werden ƒber Potentiale dargestellt. Wellenfunktionen sind ‚ stetig ‚ stetig differenzierbar ‚ normiert Die Erfƒllung der Randbedingungen, die durch die Wechselwirkungen verursacht werden, fƒhren zur Quantisierung, d.h. nur noch eine Auswahl von Wellenfunktionen beschreiben das Teilchen unter dem Einfluss der Wechselwirkung. Die Quantisierung ‚ ergibt sich aus der Einfƒhrung von Randbedingungen. ‚ ist daran zu erkennen, dass in der Wellenfunktion eine Quantenzahl auftritt. Die (komplexe) Wellenfunktion ist die vollst„ndige Repr„sentation einer Welle bzw. eines Teilchens. •n Die (realwertige) Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Teilchens in Abh„ngigkeit vom Ort x erh„lt man aus dem Quadrat der Wellenfunktion. An ( x ) € • n* ( x ) • • n ( x ) Die Wahrscheinlichkeit ein Teilchen in einem bestimmten Volumen (zwischen den Grenzen Gr1 und Gr2) anzutreffen ergibt sich aus: A(V ) € ‚ Gr 2 Gr 1 € € • n* ( r ) • • n ( r ) dV PC-II-03 Seite 2 von 9 WiSe 09/10 M€gliche Messungen werden mathematisch durch die Anwendung eines Operators auf die Wellenfunktion repr„sentiert. r• ƒ E• ƒ p• ƒ L• ƒ € r ‚2 2 „ … †V 2m € „ i‚… € € „ i ‚r ‡ … Fƒr alle Zeiten zwischen zwei Messungen k€nnen keine Aussagen gemacht werden. Messergebnis kann nur ein Eigenwert eines Operators angewandt auf die Wellenfunktion sein, z.B. Eigenwerte der Energie H• € ˆ E „ V ‰ • • Ergeben sich bei der Anwendung der Operatoren auf die Wellenfunktionen (Eigenfunktionen) keine Eigenwerte, so kann die statistische Verteilung der Ergebnisse einer Vielzahl von Messungen bestimmt werden. Welle-Teilchen Dualismus Wechselwirkung Quantisierung Wellenfunktionen freies Teilchen Randbedingungen Quantenzahlen Eigenfunktionen MeÄergebnisse Potential diskrete Wellenfunktionen gebund. Teilchen Operatoren Diskrete MeÄergebnisse Wahrscheinlichkeiten (statistische Verteil.) Eigenwerte Erwartungswerte PC-II-03 Seite 3 von 9 WiSe 09/10 Zusammenstellung der Operatoren: E ‚2 2 „ … †V 2m € p ‚€ … i € r Die Abkƒrzung ‚ steht fƒr ‚ € € r h . 2‚ Š ƒ• Œ • ƒx € ŒŒ ƒ •• Der Operator … € wird Nabla-Operator genannt, ein vektorieller Operator. Œ ƒy • Œ ƒ• Œ • ‹ ƒz Ž € … 2 Meist wird einfach nur … statt geschrieben. Der Operator … wird LaplaceOperator genannt und ist das Skalarprodukt des Nabla-Operators: ƒ2 ƒ2 ƒ2 … € † † ƒx 2 ƒy 2 ƒz 2 2 Den Drehimpulsoperator k€nnen wir analog zu dem klassischen Drehimpuls errechnen: € € € L€ r‡ p ƒ ƒ • Š Š ƒ• Œ y „z • Œ „ i‚ • ƒz ƒy • ƒx • Š x• Œ Œ Œ • Œ ƒ ƒ ƒ • „x L• € r• ‡ p• € Œ y• ‡ „ i‚ • € „ i‚Œ z Œ ƒy • ƒx ƒz • Œ • Œ Œ z ‹ Ž Œ ƒ ƒ• ƒ• „ y • Œ x Œ „ i‚ • ƒy ƒx Ž ‹ ‹ ƒz Ž PC-II-03 Seite 4 von 9 WiSe 09/10 Unser erstes Beispiel war: Teilchen im Kasten (Potential innerhalb Null, auÄerhalb unendlich) „ ‚2 ƒ 2 • € E• 2m ƒx 2 Setzen wir • n ein, dann ergibt sich: ‚2 ƒ 2 ‚2 ƒ 2 Š Œ „ • € „ 2m ƒ x 2 n 2m ƒ x 2 ‹ 2 h 2 n 2‚ 2 h2 Š n‚ • • 2 • sinŒ • x• € •• n € n • • • n € En • • n ‹ L Ž Ž 8‚ 2 mL2 L 8mL2 Das Teilchen im Kasten besitzt also (scharfe) Energieeigenwerte die au•er von der Masse des Teilchens vom Quadrat der L„nge des Kastens abh„ngen. h2 E n € (n † 1) 8mL2 2 mit Der kleinste m€gliche Energieeigenwert ist E 0 € n € 0, 1, 2, ƒ h2 , die Nullpunktsenergie. 8mL2 Eine derartige Energie ist in der klassischen Physik nicht bekannt. Wie wir sehen, fƒhrt ‚ eine Vergr€•erung der Teilchenmasse m zu einer proportionalen Senkung der Energieniveaus ‚ eine Vergr€•erung der Kastenl„nge L jedoch zu einer Åberproportionalen Senkung der Energieniveaus. Der Impuls hat keine Eigenwerte p• • € ‚ ƒ ‚ ƒ • € i ƒx i ƒx 2 Š n‚ • ‚ n‚ sinŒ x• € ‹ L Ž L i L kann also nicht scharf gemessen werden. 2 Š n‚ • cosŒ x• • p• ‹ L Ž L PC-II-03 Seite 5 von 9 WiSe 09/10 Bezug zur Spektroskopie Die Energieniveaus eines Teilchens im Kastens k€nnen nicht direkt beobachtet werden. In der Spektroskopie fƒhrt man eine Wechselwirkung von einem Photon und einem quantenmechanischen System herbei und misst, ob eine Absorption des Photons erfolgt ist. Die Aufnahme (Absorption) bzw. Abgabe (Fluoreszenz) von Photonen ist genau dann m€glich, wenn der Energieunterschied zwischen erlaubten Niveaus gleich der Energie des Photons ist. h2 E€ n 8mL2 2 mit n € 1, 2, 3, ƒ h2 ‘ E Energieniveaus € ˆn „ n ‰ 8mL2 E photon € h„ (' passendes' Photon) 2 2 2 1 Absorption: h„ € E n 2 „ E n1 € ˆn22 „ n12 ‰ h2 8mL2 PC-II-03 Seite 6 von 9 WiSe 09/10 Unser zweites Beispiel war: Der Tunneleffekt V=0 V=V V=0 Einlaufende Welle ~ A Transmittierte Welle ~ E Reflektierte Welle ~ B €1 €2 0 €3 L Wir wollen eine Wellenfunktion konstruieren, die von -€ bis +€ definiert ist. • 1 ( x ) € A1eikx † A2e „ ikx Als Testfunktionen wollen wir verwenden: • 2 ( x ) € B1e k ' x † B2e „ k ' x • 3 ( x ) € C1eikx † C2e „ikx Au•erhalb der Barriere sei der Wellenvektor k und innerhalb der Barrier k€. Die Rand- und Zusatzbedingungen sind: 1.+2. Stetigkeit 1. • 1 (0) € • 2 (0) 2. • 2 ( L ) € • 3 ( L ) 2.+3. Stetig-Differenzierbarkeit 3. 5. ƒ ƒ • 2 ( x) € • ( x) ƒx ƒx 3 L L 5. C2 € 0 6. Wir gehen davon aus, dass es bei • 3 nur eine auslaufende Welle aber keine rƒcklaufende Welle gibt 4. 6. T € Wir beschr„nken uns auf die Transmission T 1. Damit ergibt sich: ƒ ƒ • 1 ( x) € • ( x) ƒx ƒx 2 0 0 C1 A1 2 2 A1 † A2 € B1 † B2 2. B1e k ' L † B2 e „ k ' L € C1eikL 3. ikA1 „ ikA2 € k ' B1 „ k ' B2 4. k ' B1e k ' L „ k ' B2 e „ k ' L € ikC1eikL Damit folgt: ’ •1 Š k k '• A1 € ”2 cosh k ' L „ i Œ „ • sinh k ' L — e ikL C1 ‹ k' k Ž “ –2 Das Verh„ltnis der Intensit„ten der einlaufenden Welle und der auslaufenden Welle 2 erhalten wir aus: * 1 A1 A1* A1 Š A1 • Š A1 • € € €Œ • Œ • T C1 2 C1*C1 ‹ C1 Ž ‹ C1 Ž PC-II-03 Seite 7 von 9 Es folgt dann: WiSe 09/10 1 T € 2 ’ • 1 Š k k '• 1 † Œ † • sinh 2 k ' L — ” 4 ‹ k' k Ž “ – Fƒr ein freies Teilchen (im Potential V = 0) gilt: ‚2 ƒ 2 „ • € E• 2 m ƒx 2 ƒ2 • † k 2• € 0 mit bzw. 2 ƒx k€ 2mE ‚2 Fƒr ein Teilchen im Potential V €o gilt: ƒ2 2m ( E „ V )• € 0 2 • † ƒx ‚2 Es sind nun zwei F„lle zu unterscheiden: E > V (klassisch) und E < V (Tunneleffekt) 2 Š 2m(V „ E ) • ƒ2 • † Œ ( „ 1) • • •€0 ƒx 2 ‚2 ‹ Ž Fƒr E < V ergibt sich: 2 ƒ 2m(V „ E ) • „ k '2 • € 0 mit k ' € 2 ƒx ‚2 k… ist reellwertig. Wir setzen ein: Wir fƒhren ein: k€ …€ folgt: und k' € 2m(V „ E ) . ‚2 E ‚2 und D € V 2m(V „ E ) ’ L • ” 1 sinh 2 — D — T € ”1 † E• — ” 4 EŠ Œ 1 „ • ”“ V‹ V Ž —– Damit folgt: Mit 2mE ‚2 e x „ e„x sinh x € 2 T € „1 L L 1 DL „ 1 2 DL L D 2 bzw. sinh € ( e „ e ) ˜ e fÄr ™™ 1 D 4 4 D 2 16… (1 „ … ) 16… (1 „ … ) † e 2L D ˜ 16… (1 „ … ) e 2L D € 16… (1 „ … ) e „ 2L D Die Tunnelwahrscheinlichkeit T h„ngt also ab von den Teilcheneigenschaften Masse m und Energie E, und von den Barriereeigenschaften Potential(h€he) V und Potentialbreite L. Transmission und Reflektion PC-II-03 Seite 8 von 9 WiSe 09/10 Teilchen im dreidimensionalen Kasten Wir wollen nun die Wellenfunktionen eines Teilchens in einem dreidimensionalen Kasten bestimmen. Wir kennen bereits die normierten Wellenfunktionen des Teilchens im 1D-Kasten: 2 Š n‚ • •n € sinŒ x• L ‹ L Ž Dabei ist n eine ganze Zahl mit n = 1, 2, ..., die sogenannte Quantenzahl. Der 3D-Kasten hat die L„ngen L1, L2, L3. Wir suchen eine Funktion • n ,n ,n ( x , y , z ) 1 2 3 die von den drei Freiheitsgraden des Ortes x, y und z abh„ngt. ‚2 2 H• ( x , y , z ) € „ … • ( x , y , z) € E • • ( x , y , z ) 2m Verwenden wir den Laplace-Operator in kartesischen Koordinaten und versuchen wir einen L€sungsansatz, bei dem die Wellenfunktion ein Produkt von drei Wellenfunktionen in den drei Raumrichtungen x, y, und z darstellt, so folgt: Š ƒ2 ƒ2 ƒ2 • … • € Œ 2 † 2 † 2 • • 1 ( x) • • 2 ( y) • • 3 ( z) € ‹ ƒx ƒy ƒz Ž 2 Š ƒ2 • Š ƒ2 • Š ƒ2 • € Œ 2 • 1 ( x )• • • 2 ( y ) • • 3 ( z ) † Œ 2 • 2 ( y )• • • 1 ( x ) • • 3 ( z) † Œ 2 • 3 ( z)• • • 1 ( x) • • 2 ( y) ‹ ƒx Ž ‹ ƒy Ž ‹ ƒz Ž Š 1 ƒ2 • 1 ƒ2 1 ƒ2 €Œ • ( x ) † • ( y ) † • ( z ) • •• 1 2 3 • 2 ( y) ƒy 2 • 3 ( z) ƒz 2 ‹ • 1 ( x) ƒx 2 Ž Setzen wir das in die obige Formel ein erh„lt man: ‚2 2 „ … • € E• 2m • ‚2 Š 1 ƒ 2 1 ƒ2 1 ƒ2 „ • † • † • 3• •• € E •• Œ 2 1 2 2 2 2 m ‹ • 1 ƒx • 2 ƒy • 3 ƒz Ž „ ‚2 1 ƒ 2 ‚2 ƒ 2 • € E š „ • 1 € E x• 1 1 x 2 m • 1 ƒx 2 2m ƒ x 2 Statt eine Differentialgleichung mit drei Variablen zu l€sen, mƒssen wir nun nur die L€sungen von drei Differentialgleichungen mit je einer Variablen suchen. Dieses Verfahren nennt man Trennung der Variablen. PC-II-03 Seite 9 von 9 • n1n2n3 € Šn‚ • 2 sinŒ 1 • x• • L1 ‹ L1 Ž Šn ‚ • 2 sinŒ 2 • y• L2 ‹ L2 Ž WiSe 09/10 Šn‚ • 2 sinŒ 3 • z• L3 ‹ L3 Ž n1 € 1, 2, 3,...; n2 € 1, 2, 3,...; n3 € 1, 2, 3,...; E€ n12 h 2 n22 h 2 n32 h 2 † † 8mL21 8mL22 8mL23 Es zeigt sich, dass diese Wellenfunktion das Produkt der Wellenfunktion jedes Freiheitsgrades ist und die Gesamtenergie des Teilchens die Summe der Energien in den drei Freiheitsgraden ist.