Next generation sequencing : vergleichende Mutationsanalyse bei

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Aus der Abteilung für Humangenetik
der Ruhr-Universität Bochum
Leiter: Prof. Dr. med. Jörg T. Epplen
Next Generation Sequencing:
vergleichende Mutationsanalyse bei drei türkischen Patienten
mit Retinitis Pigmentosa
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Ina-Janine Thiemann
aus Recklinghausen
2014
Dekan: Prof. Dr. med. K. Überla
Referent: Prof. Dr. med. Jörg T. Epplen
Korreferent: PD Dr. med. Stephanie C. Joachim
Tag der mündlichen Prüfung: 21.04.2015
Tobias und meinen Eltern gewidmet.
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung .............................................................................................................. 5
1.1
Die Retina ...................................................................................................... 5
1.2
Retinitis pigmentosa ...................................................................................... 6
1.3
1.2.1
Symptomatik, Diagnostik und Therapie ................................................ 6
1.2.2
Genetik ................................................................................................... 8
DNA-Sequenzanalyse ................................................................................. 10
2
Zielsetzung .......................................................................................................... 12
3
Methoden ............................................................................................................ 13
3.1
Patienten ...................................................................................................... 13
3.2
Next Generation Sequencing und Integrative Genomics Viewer................ 13
3.3
Online-Datenbänke und Vorhersageprogramme ......................................... 15
3.4
NextGENe®-Software ................................................................................. 15
3.5
Überprüfung der Pathogenität einer Variante.............................................. 17
3.6
Familienanalyse ........................................................................................... 18
4
Ergebnisse ........................................................................................................... 19
4.1
Stammbaumanalyse ..................................................................................... 19
4.2
Vergleichende Analyse der Exomdatensätze .............................................. 21
4.2.1
Pathogenes Potenzial der Mutationen .................................................. 21
4.2.2
Coverage .............................................................................................. 22
4.3
Unabhängige Analyse der einzelnen Exomdatensätze ................................ 23
4.4
Weiterführende Analyse bezüglich Stammbaum B .................................... 24
5
Diskussion........................................................................................................... 27
6
Zusammenfassung .............................................................................................. 33
7
Literaturverzeichnis ............................................................................................ 34
8
Anhang ................................................................................................................ 42
Danksagung
Lebenslauf
1
Abkürzungsverzeichnis
A
Adenin
A.
Arteria
ABCA4
ATP-binding cassette, sub-family A, member 4
ACVR2A
activin A receptor, type IIA
adRP
autosomal dominant vererbte Retinitis pigmentosa
Ala
Alanin
Arg
Arginin
arRP
autosomal rezessiv vererbte Retinitis pigmentosa
Asn
Asparagin
Asp
Asparaginsäure
bam
binary version of sequence alignment map
bp
Basenpaar
C
Cytosin
c.
coding DNA sequence
ca.
circa
CEP290
centrosomal protein 290kDa
CNGB1
cyclic nucleotide gated channel beta 1
CROCC
ciliary rootlet coiled-coil
Cys
Cystein
del
Deletion
DHPLC
denaturating high performance liquid chromatography
DNA
deoxyribonucleic acid
el al.
et alii, lat. für „und andere“
ERG
Elektroretinogramm
FLJ43860
full length long Japan 43860
FLT3
fms-related tyrosine kinase 3
fs
frame shift
G
Guanin
GAG
Glykoaminoglykan
Glu
Glutaminsäure
Gly
Glycin
2
His
Histidin
IGV
Integrative Genomics Viewer
Ile
Isoleucin
IMPG2
interphotoreceptor matrix proteoglycan 2
ins
Insertion
IQCB1
IQ motif containing B1
Lys
Lysin
mm
Millimeter
mRNA
messenger ribonucleic acid
MS
Microsoft
NGS
Next Generation Sequencing
NPHP3
nephronophthisis 3
NPHP4
nephronophthisis 4
NPM1
nucleophosmin
Nt
Nukleotid
NTP
Nukleosidtriphosphat
ORF
open reading frame
p.
protein sequence
PCR
polymerase chain reaction
PDE6A/D
phosphodiesterase 6A/D
Phe
Phenylalanin
PITPNM3
phosphatidylinositol transfer membrane associated family member 3
PLXNA2
plexin 2A
PRPF3
pre-mRNA processing factor 3
PRPH2
Peripherin 2
RAB8A
member RAS oncogene family
RGS9BP
regulator of G protein signaling 9 binding protein
RHO
Rhodopsin
ROM1
retinal outer segment membrane protein 1
RP
Retinitis pigmentosa
RPE65
retinal pigment epithelium-specific protein 65 kDa
RPGR
retinitis pigmentosa GTPase regulator
RPGRIP1(L)
retinitis pigmentosa GTPase regulator interacting protein 1 (like)
3
rs
reference SNP
Ser
Serin
SMC1/SMC3
structural maintenance of chromosomes 1A/3
SNP
single nucleotide polymorphism
T
Thymin
USH2A
Usher syndrome 2A
UV
unclassified variant
Val
Valin
VCAN
Versican
WS
Wagner-Syndrom
4
1
1.1
Einleitung
Die Retina
Die Retina (Netzhaut) bildet neben der Choroidea (Aderhaut) und der Sklera
(Lederhaut) die innerste der drei Schichten des Augapfels. Sie wird selbst wiederum
in elf Schichten unterteilt. In der von innen nach außen gezählten neunten retinalen
Schicht befinden sich die lichtempfindlichen Photorezeptoren, die Stäbchen und
Zapfen [34]. Die Retina umfasst ungefähr 120 Millionen Stäbchen. Sie besitzen
besonders hohe Lichtempfindlichkeit und sind daher für das Dämmerungs- und
Nachtsehen (skotopisches Sehen) zuständig [7].
Die 6 Millionen Zapfen befinden sich in der Makula lutea. Sie wird auch als „gelber
Fleck“ bezeichnet und liegt in der Mitte der Netzhaut. Im Zentrum der Makula lutea
wiederum stellt die gefäßlose Fovea centralis retinae (Netzhautgrube) eine circa
1,5mm im Durchmesser große Einsenkung dar. Hier werden die Zapfen einzeln
innerviert und liefern daher eine hohe Sehschärfe. Aus diesem Grund wird die Fovea
centralis retinae auch als Ort des schärfsten Sehens bezeichnet [52]. Außerdem
unterscheidet man Blau-, Grün- und Rotzapfen, die für das Farbensehen essentiell
sind. Zusammenfassend sind die Zapfen also für das Tages- und Farbensehen
(photopisches Sehen) verantwortlich [7].
Als weitere wichtige Struktur der Netzhaut kann die Papilla nervi optici angesehen
werden. Sie befindet sich nasal der Makula lutea und umschreibt den Austrittspunkt
des Nervus opticus. Der Nervus opticus ist der zweite Hirnnerv und verbindet die
Netzhaut über den Tractus opticus mit dem visuellen Cortex. An der Papille treten
außerdem die Arteria centralis retinae in das Auge ein und die Vena centralis retinae
aus dem Auge aus [34]. Die A. centralis retinae entspringt der A. ophthalmica und
versorgt die inneren Schichten der Retina, die äußeren Schichten werden durch
Diffusion aus Gefäßen der Aderhaut versorgt. Im Bereich der Papille befinden sich
keinerlei Photorezeptoren, weshalb sie auch als „blinder Fleck“ bezeichnet wird.
Dieser absolute Sehausfall wird beim binokulären Sehen durch das kontralaterale
Auge ausgeglichen und führt daher nicht zu Gesichtsfeldausfällen [52].
5
1.2
Retinitis pigmentosa
Die Retinitis pigmentosa (RP), auch Retinopathia pigmentosa genannt, ist die
häufigste hereditäre Netzhautdystrophie. Sie ist genetisch und klinisch sehr
heterogen. Die Prävalenz liegt bei 1:4000. In Deutschland sind ungefähr 35.000,
weltweit ca. 2 Millionen Menschen betroffen [14,84].
1.2.1 Symptomatik, Diagnostik und Therapie
Die Symptomausprägung der RP unterliegt einer erheblichen Variabilität, sogar
innerhalb einer Familie [27]. Erste Krankheitserscheinungen können, je nach
Vererbungsmodus, bereits im Kindesalter oder auch erst im Erwachsenenalter
auftreten. Beide Augen sind bei RP meist gleichermaßen betroffen. Bei der
häufigsten Form, der Stäbchen-Zapfen-Dystrophie, kommt es zu einer Degeneration
der lichtempfindlichen Photorezeptoren in der Retina, der Stäbchen und der Zapfen.
Es
degenerieren
zuerst
die
Stäbchen,
einhergehend
mit
einer
erhöhten
Blendempfindlichkeit und Nachtblindheit [38]. Es kommt zu fortschreitenden
Ausfällen des Gesichtsfeldes, die mit dem Goldmann-Perimeter diagnostiziert
werden können. Bei der maximalen Ausprägung, dem so genannten Tunnelblick oder
auch Flintenrohrgesichtsfeld, ist die Sehschärfe nur noch im zentralen Bereich der
Retina erhalten, weil die Zapfen erst im weiteren Verlauf betroffen sind. Es kommt
zu einem Verlust der Orientierungsfähigkeit mit erschwertem Zurechtfinden im
Raum, zu Störungen des Farbsinns und des Kontrastempfindens, sowie zur Myopie
(Kurzsichtigkeit) [34,52].
Die RP kann auch im Rahmen von komplexen Syndromen beobachtet werden. Das
häufigste
ist
das
Usher-Syndrom,
bei
dem
sie
kombiniert
mit
einer
Innenohrschwerhörigkeit auftritt [45]. Ebenso wird die Augenerkrankung bei
Stoffwechselstörungen beobachtet, beispielsweise bei Mukopolysaccharidosen [52].
Mit dem Elektroretinogramm (ERG) kann die Diagnose bereits in frühen, meist noch
symptomarmen Krankheitsstadien gesichert werden. Typisch ist eine fehlende
Antwort der Stäbchen in der Peripherie mit erhaltenem Signal der Zapfen im
Zentrum der Retina. Im weiteren Verlauf ist auch die Zapfenantwort weniger bis gar
nicht mehr nachweisbar [7]. In der Ophthalmoskopie können die charakteristischen
6
Knochenkörperchen oder Knochenbälkchen beobachtet werden. Es handelt sich
hierbei um Pigmentverklumpungen, die durch den Untergang der Photorezeptoren
und der Zellen des retinalen Pigmentepithels entstehen [34]. Außerdem zeigen sich
typischerweise eine Optikusatrophie, enggestellte Arterien und ein reflexarmer
Fundus. Zudem kann ein Makulaödem oder eine Linsentrübung (Katarakt) vorliegen
(siehe Abbildung 1) [36].
Abbildung 1: Augenhintergrund bei RP (mit freundlicher Genehmigung der
Universitäts-Augenklinik des Knappschaftskrankenhauses Bochum)
Differentialdiagnostisch kommen posttraumatische oder postinfektiöse retinale
Veränderungen in Betracht. Außerdem können Tumore der Retina und auch
Nebenwirkungen bestimmter Medikamente zu ähnlichen Befunden führen. Als
Beispiel sei hier auf die Fundusveränderungen durch das Medikament Chloroquin
hingewiesen, welches zur Malaria-Prophylaxe oder zur Behandlung rheumatischer
Erkrankungen eingesetzt wird [52,68].
Die RP zeigt einen chronisch-progressiven Verlauf und schreitet schließlich bis zur
kompletten Erblindung fort [36]. Die schlechte Langzeitprognose geht mit einer
deutlich eingeschränkten Lebensqualität einher. Eine kausale Therapie ist zum
heutigen
Zeitpunkt
nicht
möglich
[52].
Dem
Betroffenen
sollte
eine
humangenetische Beratung angeboten werden. Zudem stehen in Deutschland
verschiedene
Selbsthilfegruppen
der
Retinitis-Pigmentosa-Gesellschaft
zur
Verfügung. Kantenfilterbrillen können bei vermehrter Blendempfindlichkeit das
Restsehvermögen verbessern, bei Katarakt kommt, je nach Symptomausprägung,
7
eine Linsenoperation in Frage [34]. Liegt eine Myopie vor, sollten entsprechende
Sehhilfen angepasst werden, ein Makulaödem kann meist gut mit der systemischen
Gabe von Acetazolamid behandelt werden [7]. Wissenschaftliche Studien befassen
sich mit der Transplantation von fetaler Retina [71] oder mit Retina-Chips, die durch
elektrische Signale die noch intakten Ganglienzellen stimulieren sollen [16,81].
Zudem steht die Genersatztherapie im Mittelpunkt aktueller Studien. In einem
Mausmodell konnte diese bereits erfolgreich bei vorliegender Mutation im RHO-Gen
(Rhodopsin) mit einem viralen Vektor durchgeführt werden: neun Monate nach dem
Transfer zeigten sich bereits Verbesserungen im ERG, zudem gingen in Folge der
Therapie weniger Photorezeptoren zugrunde [54].
1.2.2 Genetik
Bisher konnten über 200 Kandidatengene identifiziert werden, deren Mutation zu
einer
Ausprägung
der
RP
oder
einer
anderen
Form
der
hereditären
Netzhautdystrophie führt. Eine Auflistung dieser Gene liefert die Internetseite
RetNet [65]. Über 60 dieser Gene sind für ungefähr 60% der Erkrankungen an RP
verantwortlich, die restlichen 40% sind noch unbekannt [5]. Bisher wurden die
Kandidatengene zum Beispiel mit Kopplungsanalysen und Homozygotie-Kartierung
ermittelt [61]. Es kommen sämtliche Formen der Mendel’schen Vererbung vor:
autosomal rezessiv (arRP, 50%), autosomal dominant (adRP, 30%) und Xchromosomal (10%). Die verschiedenen Formen der RP werden vorzugsweise durch
Veränderungen in bestimmten Genen hervorgerufen. So zeigen sich bei arRP zu 20%
Mutationen im USH2A-Gen (Usher syndrome 2A, Chromosom 1), die adRP wird zu
25% durch Sequenzveränderungen im RHO-Gen (Chromosom 3) hervorgerufen.
Ungefähr 70% der X-chromosomal vererbten pathogenen Genveränderungen
befinden sich im RPGR-Gen (RP GTPase Regulator) [38]. Weibliche Träger einer Xchromosomalen Mutation können ein auffälliges ERG, typische Veränderungen des
Augenhintergrundes und entsprechende Symptome zeigen [77]. Die prozentuale
Verteilung auf die betroffenen Gene ist jedoch von der ethnischen Zugehörigkeit der
Patienten abhängig. Die oben genannten Anteile beziehen sich auf europäische und
nordamerikanische Familienanalysen [22]. Zum heutigen Zeitpunkt sind in 36 Genen
Mutationen für die arRP beschrieben worden, in 23 Genen für die adRP und in 3
8
Genen für die X-chromosomal vererbte RP [65]. Die seltene mitochondriale
(maternale) Vererbung und eine digenische Vererbung durch gleichzeitige
Mutationen in den Genen ROM1 (retinal outer segment membrane protein 1) auf
Chromosom 11 und PRPH2 (pre-mRNA processing factor 3) auf Chromosom 6
wurden ebenfalls beobachtet [22].
Die X-chromosomal vererbte RP und die arRP verlaufen meist schwerer als die adRP
und zeigen auch ein früheres Manifestationsalter [36,83]. Sogar bei gleicher
zugrundeliegender Mutation treten innerhalb einer Familie oftmals unterschiedlich
stark ausgeprägte Symptome auf [22]. Dies wird als variable Expression des
Phänotyps umschrieben und ist ein häufig beobachtetes Phänomen in RP Familien.
Hier spielen vor allem modifizierende Gene eine Rolle [26]. Wenn unterschiedliche
Arten von Mutationen, zum Beispiel Punktmutationen und Deletionen mit
unterschiedlichen
chromosomalen
Lokalisationen,
in
einem
Gen
krankheitsverursachend wirken, liegt allelische Heterogenie vor [21]. Das
Mutationsspektrum des Kandidatengens RHO umfasst beispielsweise mehr als 100
verschiedene Basenaustausche, Deletionen und Insertionen [39]. Zudem wird im
Zusammenhang mit der Augenerkrankung inkomplette Penetranz beschrieben, wenn
sich trotz des vorhandenen Genotyps die Merkmale nicht manifestieren [43]. So kann
bei der adRP eine Generation übersprungen werden, etwa bei einem gesunden
Mutationsträger mit erkranktem Elternteil und erkrankten Nachkommen. Ursachen
können auch hier modifizierende Gene oder noch nicht identifizierte Umweltfaktoren
sein [35]. Neben den familiär gehäuften Formen ist ebenfalls das sporadische
Auftreten der Augenerkrankung möglich.
Als Folge der Mutationen sind verschiedene biochemische Signalwege betroffen,
einerseits retinale Signalwege, wie die Photorezeptor-Kaskade und der Vitamin AMetabolismus. Mutationen befinden sich dann in den Genen RPE65 (retinal pigment
epithelium-specific protein 65 kDa) oder ABCA4 (ATP-binding cassette, sub-family
A, member 4). Andererseits werden Mutationen in Genen beschrieben, die für
ubiquitär exprimierte Proteine wie Spleiß-Faktoren kodieren, beispielsweise bei dem
Gen PRPF3 (pre-mRNA processing factor 3) [38].
Die Identifizierung der krankheitsverursachenden Mutation in Familien mit RP wird
durch die hier beschriebenen Phänomene erschwert, sie kann jedoch Informationen
über betroffene Signalwege liefern und ist so wiederum für die Entwicklung neuer
Therapieansätze essentiell.
9
1.3
DNA-Sequenzanalyse
Durch die Sequenzanalyse wird die Reihenfolge der DNA-Basen bestimmt [40]. Seit
Fred Sanger und seine Mitarbeiter im Jahre 1977 die Kettenabbruchmethode
veröffentlicht haben, hat sich diese Vorgehensweise in den folgenden Jahrzehnten
zum „Goldstandard“ etabliert. Sie entwickelte sich zu einem unverzichtbaren
Verfahren in Forschung und Diagnostik. Diese Vorgehensweise wird zum heutigen
Zeitpunkt als die Methode der ersten Generation bezeichnet [69]. Zu Beginn des
neuen Jahrtausends wurde eine Methode vorgestellt, die in Bezug auf diese
Beschreibung als Next Generation Sequencing (NGS) umschrieben wird. Das NGS
unterscheidet sich in einigen Punkten von der Sanger-Sequenzanalyse. So besteht
keine Begrenzung auf bestimmte Sequenzabschnitte, sondern es wird das gesamte
Exom oder sogar das gesamte Genom eines Individuums analysiert. Das Exom, also
die Gesamtheit aller Exons, umfasst den kodierenden Bereich der DNA und
entspricht ca. einem Prozent des gesamten menschlichen Genoms. Der Großteil der
monogen
vererbten
Erkrankungen
wird
durch
Veränderungen
im
Exom
hervorgerufen [15].
Aufgrund des hohen Probendurchsatzes dauert die Exomanalyse eines Menschen nur
wenige Tage. Im Vergleich zur Sanger-Sequenzanalyse ist das NGS schneller und
kostengünstiger, denn ein gesamtes Exom kann heutzutage für ca. 1000 Euro
sequenziert werden [69]. Im Jahre 2009 stellten Choi et al. zum ersten Mal eine
genetische Diagnose mit Hilfe des NGS [15]. Seitdem werden mehr und mehr
wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die vor allem seltene, meist genetisch
heterogene, monogen vererbte Krankheitsbilder mit Hilfe des NGS analysieren. Von
Vorteil ist, dass eine große Anzahl von Kandidatengenen untersucht werden kann
und zudem das gesamte restliche Exom für die Mutationsanalyse zur Verfügung
steht, falls die krankheitsverursachende Mutation nicht in den Kandidatengenen
gefunden wird.
Eine große Herausforderung stellt nach wie vor die Auswertung der Daten dar, denn
pro Exom werden ungefähr 30.000 so genannter Unclassified Variants (UVs)
gefunden. Die Identifizierung von Polymorphismen ist hierbei besonders wichtig,
weil dadurch viele in Frage kommende Varianten direkt als krankheitsverursachend
ausgeschlossen werden können. Unter Polymorphismus versteht man eine
Genvariante, die bei über einem Prozent der Bevölkerung auftritt [12].
10
Computer-basierte und meist Internet-gestützte Datenbanken helfen dabei, das
krankheitsverursachende Potenzial einer Mutation einzuschätzen. Wenn durch eine
Deletion oder Insertion die Abfolge der Basen verändert wird, kann es zu einer
Verschiebung des Leserasters (frame shift) kommen. Schließlich führt das Ablesen
eines Stopp-Codons zum vorzeitigen Abbruch der Proteinbiosynthese. Eine Mutation
kann auch durch den Austausch einer Base auftreten: ist nur die dritte Base eines
Codons verändert, bleibt die zu kodierende Aminosäure meist gleich (stille
Mutation). Wird eine andere Aminosäure kodiert, spricht man von einer missenseMutation. Wenn es sich dabei um ein Stopp-Kodon handelt, bezeichnet man dies als
nonsense-Mutation [43].
Schätzungen in der Literatur zu Folge, tragen ungefähr 40% der RP-Patienten eine
Mutation in bisher nicht mit RP assoziierten Genen [38]. Die meisten Studien
beziehen sich allerdings auf nordamerikanische oder europäische Familien, sodass
bei anderen Ethnien noch mit einer höheren Rate zu rechnen ist [23]. In den
vergangenen Jahren sind viele Studien veröffentlicht worden, die die Exomanalyse
zur Mutationssuche erfolgreich bei erblichen Augenerkrankungen angewendet
haben. Bowne et al. untersuchten 21 Familien mit adRP und konnten in 5 Familien
die krankheitsverursachende Mutation identifizieren [10]. Dies entspricht einer Rate
von 24%. In einer anderen wissenschaftlichen Studie wurden 20 Personen aus 17
Familien mit verschiedenen Formen der hereditären Netzhautdystrophie, unter
anderem RP, mit Hilfe des NGS untersucht [6]. Die Studie umfasste insgesamt 254
Kandidatengene und die Rate an identifizierten Mutationen lag schließlich bei 57%.
Neveling et al. [60] veröffentlichten eine Studie mit 100 Patienten mit RP, die mit
Hilfe des NGS analysiert werden sollten. Da der Vererbungsmodus bei diesen
Familien unbekannt war, wurden alle bekannten RP-Gene in die Analyse
miteinbezogen. Eine molekulargenetische Diagnose konnte hier für 36 Patienten
gestellt werden, 3 Patienten zeigten eine Neumutation. Zusammenfassend
bezeichneten diese Studien die Mutationssuche mit Hilfe des NGS als effektive
Methode. Im Vergleich mit bisherigen Vorgehensweisen wurde ein geringerer
Aufwand an Zeit und Kosten beschrieben.
11
2
Zielsetzung
Das Ziel der Arbeit war die Identifizierung der krankheitsverursachenden Mutation
in einer türkischen Familie mit RP. Die hereditäre Netzhautdystrophie kann aufgrund
der verschiedenen Vererbungsmodi und einer großen Anzahl von assoziierten Genen
als sehr heterogen beschrieben werden. Im Mittelpunkt der Studie standen drei
Mitglieder einer türkischen Großfamilie, die die typischen Symptome und Befunde
der hereditären Netzhautdystrophie zeigten. Von diesen RP Patienten wurden die
jeweiligen Exome sequenziert und mit Hilfe der gewonnenen Datensätze eine
vergleichende Mutationsanalyse durchgeführt. Zu Beginn der Forschungsarbeit
basierte die Auswertung auf der Information, dass alle drei Probanden einem großen
Familienstammbaum angehörten, also die gleiche Mutation zeigen müssten. Die
Studie wurde durch die Ethikkommission am Education and Research Hospital in
Samsun (Türkei) genehmigt (Referenznummer 01, 08/19/2010).
Die Identifizierung der krankheitsverursachenden Mutation in einer an RP erkrankten
Familie liefert wichtige Informationen über biochemische Signalwege und
Mechanismen der Krankheitsentstehung. Dieses Wissen kann wiederum für die
Entwicklung neuer Therapieansätze genutzt werden.
12
3
3.1
Methoden
Patienten
Im Zentrum der Arbeit stand die Mutationsanalyse bei einer türkischen Großfamilie,
deren Mitglieder die typischen Symptome der RP zeigten. Alle Probanden der Studie
wurden am Education and Research Hospital in der türkischen Stadt Samsun
rekrutiert. Die DNA von insgesamt 22 Familienangehörigen, davon 10 erkrankt und
12 gesund, wurde basierend auf der Aussalzmethode nach Miller aus venösem Blut
isoliert [57]. Mit Hilfe des NGS erfolgte die Exom-Sequenzierung von drei
erkrankten weiblichen Familienmitgliedern.
3.2
Next Generation Sequencing und Integrative Genomics Viewer
Nach der DNA-Isolierung wurden die Exome der drei Patienten bei der Firma
ATLAS Biolabs GmbH (Berlin) mit der NGS-Station Illumina HiSeq 2000
sequenziert. Bei dieser Methode wird die DNA zu Beginn in 80bp (Basenpaar) große
Fragmente geteilt, in Einzelstränge aufgetrennt und auf eine Flusszelle gegeben [73].
Hier findet die Brückenamplifikation statt, indem beide Enden an die Flusszelle
gebunden werden. Es folgt die Denaturierung des neu entstandenen Doppelstrangs
und die Amplifikation beginnt erneut. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis so
genannte Cluster mit immer gleichen Kopien der Ursprungs-DNA entstehen. Die
hinzugegebenen reversiblen Terminator-Nukleotide, die mit jeweils einem von vier
unterschiedlichen Fluoreszenzfarbstoffen markiert sind, binden nacheinander an die
DNA und werden mit einem Laser ausgelesen [56]. Da auf der Flusszelle viele dieser
Cluster nebeneinander stehen und alle Vorgänge parallel ablaufen, bezeichnet man
das NGS auch als Hochdurchsatzsequenzierung oder als Massively Parallel
Sequencing [73]. Die mit dem Laser ausgelesene Sequenz wird mit dem
menschlichen
Referenzgenom
verglichen
und
die
80bp-Fragmente
diesem
zugeordnet (Alignment). Je mehr DNA-Kopien einer Sequenz zugeordnet werden
können, desto höher ist die Abdeckung (Coverage) [20].
13
Das Ergebnis der Sequenzierung umfasste drei Dateien im .bam-Format (binary
version of sequence alignment map), die in den Integrative Genomics Viewer (IGV)
[80] eingelesen und mit dem aktuellen menschlichen Genom (hg19) verglichen
wurden. Der IGV ermöglicht es, NGS-Datensätze zu betrachten und zu vergleichen.
Abweichungen vom Referenzgenom werden hier farblich dargestellt. In Abbildung 2
sind im unteren Bereich die Referenzsequenz und die Aminosäureabfolge erkennbar.
Bei dem ersten Patienten (obere Bildhälfte) liegen Guanin (G) und Thymin (T) zu
jeweils 50% vor, sodass ein Basenaustausch im heterozygoten Zustand beobachtet
werden kann. Bei dem anderen Patienten ist zu 100% Guanin (G) statt Thymin (T) zu
sehen, es handelt sich also um einen Basenaustausch im homozygoten Zustand.
Abbildung 2: IGV mit einem Basenaustausch im heterozygoten
(oben: zweifarbiger Balken) und homozygoten Zustand
(unten: einfarbiger Balken)
Die Kandidatengene wurden der Online-Datenbank für retinale Erkrankungen
RetNet und der aktuellen Literatur entnommen [6,65]. Aufgrund der bekannten
genetischen Heterogenität und wegen sich überschneidenden Symptomen mit
anderen retinalen Dystrophien, gingen auch die Kandidatengene für diese
Erkrankungen in die Analyse mit ein. Eine Auflistung der insgesamt 299 Gene
befindet sich im Anhang. Diese Gene wurden über die Suchfunktion aufgerufen und
daraufhin manuell auf verdächtige Basenaustausche hin untersucht. Die Analyse
beruhte auf der Annahme, dass alle drei Indexpatienten die gleiche Mutation zeigen
14
müssten. Der Fokus lag hierbei auf heterozygoten, homozygoten und compoundheterozygoten Varianten, sowie auf Insertionen und Deletionen. Wird ein Betroffener
als compound-heterozygoter Anlageträger bezeichnet, so hat er zwei Mutationen in
demselben Gen im heterozygotem Zustand von den Eltern geerbt, jeweils eine von
der Mutter und eine von dem Vater, die aber bei gleichzeitigem Vorkommen
krankheitsverursachend wirken [35]. Zudem wurde untersucht, welche Exons eine
sehr niedrige Abdeckung (Coverage) zeigten. Sollten diese Bereiche eine Mutation
enthalten, würde sie nicht oder nur bedingt gefunden werden können.
3.3
Online-Datenbänke und Vorhersageprogramme
Die bei der manuellen Überprüfung festgestellten Sequenzvarianten wurden mit
Hilfe von Online-Datenbänken und Vorhersageprogrammen auf ihre spezifische
Pathogenität hin untersucht. Die Datenbanken lieferten Informationen über die
entsprechenden Gene, über bereits
beschriebene SNPs (single nucleotide
polymorphism) und über Verteilungen von Varianten in bestimmten Populationen.
Bei der weiteren Recherche stellten sich folgende Internetseiten als besonders
informativ heraus: NCBI dbSNP [75], UCSC Genome Browser [46], GenAtlas [29],
Ensembl [28], OMIM (Online Mendelian Inheritance in Man) [4] und HGMD
(Human Gene Mutation Database) [78]. Als Vorhersageprogramme dienten der
MutationTaster [70] und Polyphen-2 [1]. Mit ihnen war es möglich, das
krankheitsverursachende Potenzial einer Mutation einzuschätzen, sodass bereits im
Vorfeld viele Varianten als SNPs identifiziert und somit ausgeschlossen werden
konnten.
3.4
NextGENe®-Software
Um die Analyse auf das gesamte Exom zu erweitern, wurde ein spezielles
Computerprogramm hinzugezogen. Die kostenpflichtige, MS Windows®-basierte
Software NextGENe® (Softgenetics) ist ein eigens für die Auswertung von NGSDatensätzen entwickeltes Programm. Es wurde in der nahen Vergangenheit in vielen
Studien zur Identifizierung der krankheitsverursachenden Mutation erfolgreich
eingesetzt [55]. Für das Alignment und für die Auswertung der Dateien ist ein
15
Computer mit hoher Rechenleistung erforderlich. Das enthaltene Programm für den
Vergleich mehrerer Datensätze, das Variant Comparison Tool, wurde im Rahmen
dieser Arbeit angewendet. Der Report, eine Ergebnistabelle im MS Excel®-Format,
enthielt alle Varianten, die im Vergleich mit dem humanen Referenzgenom
identifiziert werden konnten. Neben Basenaustauschen wurden auch Deletionen und
Insertionen aufgezeigt. Zudem fand eine automatische Abfrage der rs-Nummer
(reference SNP) statt, die in der dbSNP-Datenbank [75] aufgerufen werden konnte.
Die Einschätzung der Pathogenität der Varianten (in silico-Analyse) erfolgte
automatisch
über
den
Einsatz
verschiedener
Online-Vorhersageprogramme:
Polyphen2, SIFT [51], MutationTaster, LRT [17] und Phylop [63]. Von diesen
Datenbanken als krankheitsverursachend eingestufte Varianten wurden manuell
überprüft und interpretiert.
Mit Hilfe der Software erfolgte zuerst die Überprüfung der Kandidatengene. Dies
diente auch der Verifizierung der Ergebnisse, die zuvor bei der manuellen Durchsicht
gewonnen worden waren. In einem nächsten Schritt fand die Filterung des gesamten
Reports, also die komplette Exomanalyse, nach verschiedenen Gesichtspunkten statt,
denn alle Veränderungen der DNA, die zu einem fehlerhaften Ablesevorgang führen,
können mögliche Ursachen einer Erkrankung sein. So erhielten die Varianten, die zu
einem Stopp-Codon führten, also nonsense-Mutationen, besondere Aufmerksamkeit,
ebenso Deletionen und Insertionen sowie die Basenaustausche zu Beginn und am
Ende eines Introns. Dort befinden sich die konservierten Spleiß-Stellen, die für
diesen Vorgang notwendig sind. Hierbei werden die Introns aus der prä-mRNA
herausgeschnitten [43], denn erst die mRNA ohne Introns kann weiter zum Protein
translatiert werden. Sollte der Spleiß-Vorgang gestört sein, kann es zum Fehlen von
einzelnen Abschnitten oder des gesamten Proteins kommen. Auch die Varianten, die
durch das Abfragen der Vorhersageprogramme als krankheitsverursachend (disease
causing) ausgezeichnet wurden, gingen in die Analyse mit ein. Schließlich sollten
auch alle Sequenzveränderungen, denen vom NextGENe®-Programm keine rsNummer zugeordnet werden konnte, ausgeschlossen werden. Die Überprüfung
erfolgte wieder mit dem IGV, indem die Chromosomenpositionen aus dem Report in
die Suchfunktion eingegeben wurden. Auffällige Varianten wurden auf mögliche
Pathogenität hin überprüft.
16
3.5
Überprüfung der Pathogenität einer Variante
Zu Beginn wurde die DNA mit Hilfe der PCR (polymerase chain reaction)
amplifiziert, also vervielfältigt. Sie folgt einem vorher festgelegten Programm und
beginnt mit der Denaturierung (bei 95°C), sodass die DNA einzelsträngig vorliegt.
Nach einer Temperatursenkung (auf 66°C) folgt die Primer-Anlagerung. Es müssen
immer ein Forward- und ein Reverse-Primer vorliegen, damit beide Einzelstränge der
DNA abgelesen werden können. Als nächstes erfolgt die Synthese (bei 72°C), die in
vielen Zyklen zur Vermehrung der im Fokus stehenden Fragmente führt. Hierfür
müssen die thermostabile DNA-Polymerase und die vier Desoxynukleotide (dNTPs)
vorhanden sein. Die für die PCR benötigten spezifischen Primer wurden von der
Firma Metabion synthetisch hergestellt und sind im Anhang aufgeführt. Potenzielle
Mutationen
konnten
dann
mit
Restriktionsenzymen
erkannt
werden,
die
sequenzspezifisch die doppelsträngige DNA spalten. Es entstehen unterschiedlich
lange Fragmente, die mit Hilfe der Gelelektrophorese ihrer Länge nach im
elektrischen Feld geordnet werden können. Kleine DNA-Fragmente wandern
schneller in Richtung der Kathode als große DNA-Fragmente [12]. Schließlich
werden die DNA-Fragmente durch Ethidiumbromid-Färbung sichtbar gemacht. Auf
diese Weise kann nachgewiesen werden, ob eine veränderte Sequenzabfolge vorliegt.
Zur Verifizierung der Ergebnisse können bestimmte DNA-Abschnitte durch die
Methode nach Sanger sequenziert werden.
Die Sanger-Sequenzanalyse ist eine heutzutage automatisierte Methode, mit der die
Abfolge der DNA-Basen bestimmt werden kann [67]. Zuerst erfolgt die
Amplifikation des zu untersuchenden DNA-Abschnittes mit der PCR. Der PCR
werden Didesoxyribonukleotide (ddNTPs) zugemischt. Werden diese in den neu
entstandenen DNA-Strang eingebaut, kommt es zum Strangabbruch, daher wird die
Sanger-Sequenzanalyse auch Kettenabbruch-Methode genannt. Statistisch gesehen
kommt es an allen Positionen der DNA zum Strangabbruch, sodass viele
unterschiedlich lange Fragmente entstehen. Die Didesoxyribonukleotide sind
zusätzlich auch mit einem Fluoreszenzfarbstoff markiert. Die Fragmente werden nun
mittels Kapillarelektrophorese der Länge nach aufgetrennt und mit Hilfe eines Lasers
erfolgt das Auslesen der Farb- und somit der Basenabfolge [40].
17
3.6
Familienanalyse
Im Rahmen der Familienanalyse wird die DNA aller zur Verfügung stehender
Familienmitglieder auf eine bestimmte Variation hin untersucht. Hierbei kommen je
nach Art der Mutation verschieden Nachweismethoden zum Einsatz.
Die Fragmentlängenanalyse ist die Methode der Wahl, um mehrere Proben
gleichzeitig auf spezielle Deletionen oder Insertionen ab 3 bp zu untersuchen [42].
Sie wurde mit dem Beckman Coulter System durchgeführt. Ihr geht eine PCR mit
einem Fluoreszenz-markierten Primer voraus, anschließend wird das Produkt mit
einem ebenfalls Fluoreszenz-markierten Längenstandard vermischt. Darauf folgt die
Auftrennung der Fragmente in einer Kapillare und deren Detektion mit einem Laser.
Durch Vergleich mit dem Standard kann dann die Länge der Fragmente bestimmt
und so eine Aussage über das Vorliegen der Mutation getroffen werden.
Für den Nachweis noch kleinerer Deletionen oder Isertionen (unter 3 bp) kam die
DHPLC-Methode (denaturing high performance liquid chromatography) zur
Anwendung [76]. Bei dieser Methode wird die DNA zuerst mit der PCR amplifiziert
und dann auf eine Säule injiziert. In der nächsten Phase findet die Elution des DNAFragments von der Säule statt. Liegt eine heterozygote Mutation vor, entstehen so
genannte Heteroduplices. Diese eluieren eher von der Säule als die Homoduplices,
die entstehen, wenn die Sequenz dem Wildtyp entspricht [40]. Zuerst wurden die
Schmelzkurven von einem erkrankten und von einem gesunden Individuum als
Referenzkurven
bestimmt.
Dann
erfolgte
die
Analyse
der
restlichen
Familienmitglieder und der Kontrollproben. Durch Vergleich dieser Kurven mit der
Referenz konnte so eine Aussage über die mögliche vorliegende Mutation getroffen
werden. Nicht eindeutige Ergebnisse wurden mit der Sanger-Sequenzanalyse
verifiziert.
18
4
Ergebnisse
4.1
Stammbaumanalyse
Zu Beginn der Arbeit beruhte die Analyse auf der Annahme, dass die beiden zur
Verfügung stehenden Stammbäume zu einer Familie gehörten und sie der Übersicht
halber auf zwei Stammbäume aufgeteilt worden waren (siehe Abbildung 3). Die
Pfeile kennzeichnen die drei Indexpatientinnen. Sie waren zum Zeitpunkt der
Dokumentation (im Jahre 2012) 50 Jahre (III.3), 32 Jahre (IV.3, beide Stammbaum
A) und 32 Jahre alt (IV.1, Stammbaum B).
Abbildung 3: Stammbaum A und B der untersuchten Familie mit Indexpatienten
(Pfeile); Kreise = weibliche Individuen, Rechtecke = männliche Individuen,
ausgefüllt = erkrankt, durchgestrichen = verstorben, horizontaler Doppelstrich =
konsanguine Beziehung
19
Die beiden Patientinnen aus Stammbaum A litten neben den typischen Symptomen
der RP auch an einer starken Myopie (Kurzsichtigkeit). Stammbaum B zeigt eine
Weitergabe der krankheitsverursachenden Mutation von Mann zu Mann (III.1 und
IV.2). Diese Beobachtung schließt die mitochondriale Vererbung nahezu aus, weil
die Mitochondrien und damit auch die Mutationen in deren DNA, ausschließlich
über die mütterliche Linie weitergegeben werden. Zudem vererbt eine betroffene
Frau eine mitochondriale Mutationen an alle Kinder, was in dieser Familie nicht der
Fall ist [43].
Frauen und Männer sind in der Familie gleichermaßen betroffen. Dies schließt
jedoch den X-chromosomalen Erbgang nicht mit vollständiger Sicherheit aus, denn
auch bei weiblichen Anlageträgern wurden Veränderungen des Augenhintergrundes
und Symptome der RP beschrieben [77]. In nahezu jeder Generation der Familie
befindet sich mindestens ein betroffenes Familienmitglied. Eine Ausnahme stellt das
Familienmitglied II.3 in Stammbaum A dar, denn hier wird eine Generation
übersprungen. Die Mutter und der Sohn der Frau sind betroffen, sie selbst aber nicht.
Dies könnte für eine unvollständige Penetranz beim autosomal-dominanten Erbgang
sprechen.
Einige Partnerschaften sind konsanguin (horizontale Doppelstriche in Stammbaum
B), also Ehen zwischen Blutsverwandten. Nachkommen dieser Partnerschaften
zeigen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer autosomal-rezessiv vererbten
Erkrankung, weil die Eltern teilweise übereinstimmende Erbinformationen tragen.
Bei den Eltern liegt die Mutation dann im heterozygoten Zustand vor, sie sind
phänotypisch gesund. Die Nachkommen zeigen ein Risiko von 25% homozygot zu
erkranken [35].
Zusammenfassend konnte die Vererbung in der Familie zu Beginn der
Forschungsarbeit nicht eindeutig einem bestimmten Modus zugeordnet werden. Aus
diesem
Grund
enthielt
die
Mutationsanalyse
alle
in
Frage
kommenden
Kandidatengene, ausgenommen die der sehr unwahrscheinlichen mitochondrialen
Vererbung (Auflistung der Kandidatengene siehe Anhang).
20
4.2
Vergleichende Analyse der Exomdatensätze
Die vergleichende Analyse umfasste auf der einen Seite die manuelle Überprüfung
der Kandidatengene mit dem IGV und auf der anderen Seite die automatisierte
Analyse mit der NextGENe®-Software. Auf diesem Wege konnten zunächst fünf
Mutationen erkannt werden, die als krankheitsverursachend in Frage kamen (siehe
Tabelle 1).
Tabelle 1: potenzielle RP-Mutationen (Chr = Chromosom, NG = NextGENe®)
Gen
Position
Exon
USH2A
Chr1:
215960153
52
FLJ43860
Chr8:
142459779
20
PLXNA2
Chr1:
208272313
5
CROCC
Chr1:
17281832
24
ACVR2A
Chr2:
148676144
7
Mutation
Restriktionsenzym
c.10246T>G, p.Cys3416Gly,
heterozygot
c.2549_2550insT,
p.Ala851Glyfs*110,
heterozygot
c.1609T>G, p.Cys537Gly,
heterozygot, Exon-IntronGrenze
c.3491G>A, p.Arg1164His,
heterozygot, NG: disease
causing
c.945A>C, p.Lys315Asn,
heterozygot, NG: disease
causing
Hph1
Eco147I
BveI
HpyCH4V
BveI
Das USH2A-Gen ist ein bekanntes Kandidatengen für das autosomal-rezessiv
vererbte Usher-Syndrom und für die arRP [45]. Die restlichen Gene zählen bisher
nicht zu den RP-Kandidatengenen. Da viele assoziierte Gene aber als noch nicht
beschrieben gelten, gingen auch diese Mutationen in die weitere Analyse mit ein.
4.2.1 Pathogenes Potenzial der Mutationen
Nach Amplifikation der DNA mit Hilfe der PCR und Einsetzen von
Restriktionsenzymen sowie der Gelelektrophorese, kam zur Verifizierung unklarer
Ergebnisse die Sanger-Sequenzanalyse zum Einsatz. Hierdurch konnten die
Varianten in den Genen USH2A, FLJ43860 (full length long Japan 43860), PLXNA2
(plexin 2A) und ACVR2A (activin A receptor, type IIA) als falsch-positive
21
Ergebnisse der Exom-Sequenzierung identifiziert werden. Es zeigte sich ein
Zusammenhang zwischen einer blassen Darstellung der Base im IGV (Abbildung 4)
und einem falsch-positivem Sequenzergebnis. Die Substitution im Gen CROCC
(ciliary rootlet coiled-coil) war bei einer gesunden Referenzprobe nachweisbar, so
dass auch diese Mutation nicht als krankheitsverursachend in Frage kam.
Abbildung 4: blasse Darstellung der Base
Cytosin (C) im IGV (siehe Pfeile)
4.2.2 Coverage
Die Analyse der Coverage ergab, dass besonders das Exon 1 einiger Kandidatengene
nicht vollständig erfasst worden war. Dies betraf die Gene FLT3 (fms-related
tyrosine kinase 3) und PITPNM3 (phosphatidylinositol transfer membrane associated
family member 3). GC-reiche Regionen, die meist im ersten Exon zu finden und für
die Genregulation wichtig sind, können hierfür ursächlich sein [2]. Auch das sehr
GC-reiche Kandidatengen RGS9BP (regulator of G protein signaling 9 binding
protein) zeigte daher eine vergleichsweise sehr niedrige Sequenzabdeckung. Um die
krankheitsverursachende Mutation in diesen Genen nicht zu übersehen, wurden sie
mit Hilfe der Sanger-Methode sequenziert (Primer siehe Anhang). Das Gen RGS9BP
wurde aufgrund der Größe von 983bp für die Sequenzierung in drei ungefähr gleich
große Abschnitte aufgeteilt, weil die zu sequenzierende DNA-Strecke pro Primerpaar
auf 400-600bp begrenzt ist. Die Auswertung der Sequenzierungen ergab, dass
sowohl die ersten Exons von FLT3 und PITPNM3, als auch das Gen RGS9BP keine
Mutationen beherbergten. Im Gen RGS9BP wurden die SNPs rs259290 (c.286G>T,
p.Ala96Ser) und rs259291 (c.*2G>A) bei Patientin IV.3 (Stammbaum A) im
heterozygoten sowie bei Patientin III.3 (Stammbaum A) und Patientin IV.1
(Stammbaum B) im homozygoten Zustand nachgewiesen.
22
4.3
Unabhängige Analyse der einzelnen Exomdatensätze
Die vergleichende Analyse, in der davon ausgegangen wurde, dass alle drei Exome
die gleiche Mutation zeigen müssten, führte nicht zur Identifizierung einer RPverursachenden Sequenzveränderung. Daher erfolgte daraufhin die unabhängige
Betrachtung der einzelnen Exome in Bezug auf kausale Mutationen in den RPKandidatengenen. Diese Untersuchung zeigte eine aus vier Basenpaaren bestehende
Deletion, die allerdings nur bei den beiden Patientinnen aus Stammbaum A zu finden
war. Die Deletion wurde im Exon 14 des RPGR-Gens (RP GTPase Regulator) auf
dem X-Chromosom identifiziert. Das Protein befindet sich in Zilien, die die
Photorezeptoren verbinden und so deren Überleben sichern [41]. Es spielt außerdem
eine wichtige Rolle bei der Interaktion mit Transportproteinen [66]. Die Deletion
führt zu einer Leserasterverschiebung (frame shift) und zu einem Strangabbruch nach
14 Aminosäuren (siehe Abbildung 5).
Abbildung 5: 4bp-Deletion in Exon 14 des RPGR-Gens, c.1662_1665delAGAA,
p.Glu555Glyfs*14 (WT=Wildtyp, MUT=mutiert)
Daraufhin wurde die DNA aller zur Verfügung stehender Familienmitglieder mit der
Fragmentlängenanalyse auf diese Deletion hin untersucht. Eine Auswahl der
Ergebnisse
zeigt
Abbildung
6:
A
stellt
das
Ergebnis
eines
gesunden
Familienmitgliedes dar (V.4 aus Stammbaum A, Fragmentlänge 177nt), B entspricht
der Analyse bei einer Frau, die die Mutation im heterozygoten Zustand trägt (III.3
aus Stammbaum A, zwei X-Chromosomen, davon eines mit Mutation) und C zeigt
23
das Fragment eines erkrankten Mannes im hemizygoten Zustand (IV.2 aus
Stammbaum A, Fragmentlänge 173nt).
A
177
B 173
177
C
173
Abbildung 6: Ergebnis der Fragmentlängenanalyse (Erläuterungen siehe Text)
Die Deletion konnte bei allen an RP erkrankten Familienmitgliedern aus
Stammbaum A nachgewiesen werden, sowohl bei den männlichen als auch bei den
weiblichen Probanden. Ebenso trug eine gesunde Frau die Mutation auf dem XChromosom im heterozygoten Zustand (IV.5 aus Stammbaum A). Bei den restlichen
gesunden Familienmitgliedern aus Stammbaum A konnte die Mutation nicht
nachgewiesen werden. Auch 160 deutsche und 60 türkische Kontrollproben zeigten
den Wildtyp, also keine Deletion. Den Vererbungsregeln eines X-chromosomalen
Erbgangs folgend, sind Söhne eines betroffenen Mannes nie Mutationsträger,
Töchter jedoch immer. Söhne einer betroffenen Frau sind zu 50% Mutationsträger, je
nachdem welches X-Chromosom weitergegeben wird. Töchter tragen ebenfalls mit
einer Wahrscheinlichkeit von 50% das betroffene X-Chromosom.
4.4
Weiterführende Analyse bezüglich Stammbaum B
Nach Auswertung der Fragmentlängenanalyse konnte die Deletion bei den drei
erkrankten Individuen aus Stammbaum B nicht nachgewiesen werden. Außerdem
zeigte sich, dass eine X-chromosomale Vererbung in diesem Stammbaum nicht
möglich sein konnte, weil dort eine Weitergabe der Mutation von Mann zu Mann
dokumentiert wurde (siehe Abbildung 3). Zusätzliche Recherchen im Heimatland der
Patienten ergaben, dass die anfangs angenommene Zugehörigkeit des Stammbaums
B zum Stammbaum A nicht korrekt war. Somit blieb die krankheitsverursachende
Mutation in Stammbaum B weiterhin unbekannt. Deshalb wurde das Exom von
24
Patientin IV.1 aus Stammbaum B nun unabhängig von den beiden anderen Exomen
auf Mutationen in den RP-Kandidatengenen hin untersucht. Die Ergebnisse dieser
Analyse zeigt Tabelle 2.
Tabelle 2: Ergebnisse der Kandidatengen-Analyse bei Patientin IV.1 aus
Stammbaum B (MT = MutationTaster)
Gen
Position
Exon
CEP290
Chr12: 88465084
42
CEP290
Chr12: 88530518
5
IMPG2
Chr3: 100951679
15
NPHP3
Chr3: 132403464
24
VCAN
Chr5: 82833426
8
VCAN
Chr5: 82833940
8
Mutation
c.5998A>G, p.Ile2000Val, heterozygot,
MT: disease causing, keine rs-Nummer
c.343A>G, p.Asn115Asp, heterozygot,
MT: Polymorphismus, aber keine rsNummer
c.3179T>G, p.Phe1060Cys, heterozygot,
MT: disease causing, keine rs-Nummer
c.3504A>G, p.Ala1168Ala, heterozygot,
MT: disease causing, keine rs-Nummer
c.4604A>G, p.Glu1535Gly, heterozygot,
MT: Polymorphismus (rs61749614),
noch nicht homozygot beschrieben, evtl.
interessant wenn compound-heterozygot
c.5118_5118delA, p.Ser1707Valfs*44,
heterozygot, frame shift, MT: disease
causing, keine rs-Nummer
Zur Verifizierung der Ergebnisse wurden die entsprechenden DNA-Abschnitte der
drei erkrankten Probanden aus Stammbaum B (III.1, IV.1, IV.2) mit der SangerMethode sequenziert (Primer siehe Anhang). Eine Mutation kam nur als
krankheitsverursachend
in
Frage,
wenn
sie
bei
allen
drei
erkrankten
Familienmitgliedern nachweisbar war. Sowohl die missense-Mutationen im Gen
CEP290 (centrosomal protein 290kDa) als auch die Sequenzveränderungen in den
Genen IMPG2 (interphotoreceptor matrix proteoglycan 2)
und NPHP3
(nephronophthisis 3), konnten nur bei einem oder bei zwei der erkrankten Probanden
identifiziert werden. Auch die Substitution im VCAN-Gen (Versican) zeigte sich
nicht bei allen drei RP-Patienten.
Die Mutation mit dem größten krankheitsverursachenden Potenzial war somit eine
1bp-Deletion im Exon 8 des VCAN-Gens auf Chromosom 5. Diese Deletion führt zu
einer Leserasterverschiebung mit einem Stopp-Codon nach 44 Aminosäuren
(c.5118_5118delA, p.Ser1707Valfs*44, Abbildung 7). Sie konnte bei allen drei
25
erkrankten Familienmitgliedern aus Stammbaum B im heterozygoten Zustand mit
der Sanger-Sequenzanalyse nachgewiesen werden. Die Deletion wird somit dem
autosomal-dominantem Vererbungsmodus folgend vererbt. Das Wiederholungsrisiko
bei Nachkommen eines Betroffenen liegt basierend auf den Mendel’schen
Vererbungsregeln demnach bei 50%.
Abbildung 7: 1bp-Deletion in Exon 8 des VCAN-Gens, c.5118_5118delA,
p.Ser1707Valfs*44 (WT=Wildtyp, MUT=mutiert)
VCAN ist ein Kandidatengen für retinale Dystrophien, es besteht aus 15 Exons mit
verschiedenen Spleiß-Varianten und es kodiert für das Proteoglykan Versican. Es ist
im Glaskörper des Auges zu finden und hält dessen Struktur aufrecht [79]. Die 1bpDeletion konnte bei den drei Erkrankten aus Stammbaum B mittels SchmelzkurvenAnalyse (DHPLC) bestätigt werden (siehe Abbildung 8). Die Mutation hat zur Folge,
dass die Translation des größten Teils von Exon 8 und die komplette Translation der
Exons 9 bis 15 nicht stattfindet. Als Kontrollen dienten 60 türkische sowie 160
deutsche DNA-Proben. Bei einer deutschen Kontrolle zeigte sich ein bereits
beschriebener SNP (rs200941140), die Deletion konnte bei den Kontrollen nicht
festgestellt werden.
Abbildung 8: DHPLC-Analyse mit Schmelzkurven einer gesunden Kontrolle (A)
und eines erkrankten Familienmitglieds aus Stammbaum B (B)
26
5
Diskussion
Die vergleichende Mutationsanalyse im Rahmen dieser Arbeit folgte dem Ziel, die
krankheitsverursachende Mutation in einer Familie mit RP zu bestimmen. Das
Vorgehen beruhte auf der Exomanalyse von drei betroffenen Familienmitgliedern
mit Hilfe von NGS. NGS nimmt in der heutigen Zeit einen immer größer werdenden
Standpunkt ein. Die Technik wird stets weiter entwickelt, noch bestehende
Schwachpunkte sind die Grundlage zukünftiger Untersuchungen.
Einige Ergebnisse im Rahmen dieser Arbeit stellten sich nach näherer Untersuchung
als falsch-positiv heraus. Falsche Zuordnungen beim Vorgang des Alignments sind
meist auf GC-reiche oder repetitive Regionen, Pseudogene und duplizierte
Genombereiche zurückzuführen [56,61]. GC-reiche Regionen sind für die
Genregulation wichtig und da sie sich oft im ersten Exon befinden, ist das Alignment
beim NGS in diesen Regionen erschwert. Das Phänomen konnte auch im Rahmen
der vorliegenden Arbeit beobachtet werden. Es wird daher empfohlen, die mit NGS
festgestellten Mutationen stets mit Hilfe der Sanger-Sequenzanalyse zu verifizieren,
um falsch-positive Ergebnisse herauszufiltern [32]. Auch sollten GC-reiche
Regionen nachsequenziert werden, wenn das Alignment hier nicht möglich war. Nur
so können mögliche Mutationen in diesen Bereichen ausgeschlossen werden. NGS
kann also dazu genutzt werden, potenzielle Mutationen festzustellen. Diese können
dann mit Hilfe von Online-Programmen weiter untersucht werden. Bei diesen
Programmen sollte jedoch darauf geachtet werden, mit welcher Häufigkeit eine
Variation auftritt und in welcher Population. In einer Studie lag die Treffsicherheit,
also die Wahrscheinlichkeit, dass beispielswiese eine von dem Programm als
Polymorphismus bezeichnete Variation auch wirklich ein Polymorphismus ist, bei
dem MutationTaster bei ca. 86% [70]. Die endgültige Bestätigung einer potenziellen
Mutation sollte daher derzeit noch auf die klassische Art und Weise, also durch die
Sequenzanalyse nach Sanger, erfolgen.
Der mit der Mutationsanalyse verbundene hohe Zeit- und Arbeitsaufwand steht
ebenfalls im Zentrum für Weiterentwicklungen. Eine automatisierte Abfrage der
Datenbanken und der Vorhersageprogramme ist zwar im Rahmen des NextGENe®Programmes im Ansatz vorhanden, könnte aber noch durch die Angabe der
Verteilung in der Bevölkerung erweitert und insgesamt vollständiger und
27
übersichtlicher gestaltet werden. Es wäre zudem sinnvoll, wenn die Datenbanken die
Details zu mehreren verdächtigen Variationen gleichzeitig anzeigen könnten, sodass
nicht jede Variation einzeln abgefragt werden muss. Automatisierte Pipelines, die in
Zukunft die Datenfilterung übernehmen könnten, würden die zeitaufwändige
Auswertung deutlich beschleunigen [20]. Allerdings ist der finanzielle Aufwand der
NGS-Technik nicht zu vernachlässigen. Die Anschaffung einer NGS-Station ist
derzeit für die meisten humangenetischen Labore in Deutschland aus finanziellen
Gründen nicht möglich. Zudem wird für die Auswertung der Datensätze ein
Computer mit sehr hoher Rechenleistung benötigt. Personalkosten fallen vor allem
durch die zeitlich aufwändige Datenauswertung an. Auch ethische Aspekte sind im
Zusammenhang
mit
dem
NGS
zu
bedenken.
Eine
umfassende
Einverständniserklärung des Probanden ist unbedingte Voraussetzung. Ebenfalls
muss über das Recht auf Nichtwissen aufgeklärt werden [31], insbesondere in Bezug
auf Zufallsbefunde, die während der Exomanalyse gefunden werden könnten. Es
sollte dokumentiert werden, ob und im welchem Rahmen der Patient über solche
Befunde aufgeklärt werden möchte.
Die Mutationsanalyse wurde in diesem Fall dadurch erschwert, dass zu Beginn die
Zuordnung der Stammbäume zu einer gemeinsamen Familie nicht korrekt war. Nur
durch erneute Recherche im Heimatland der Patienten konnte die Vermutung
bestätigt werden, dass die beiden Stammbäume nicht zu einer Familie gehörten. Erst
nach Betrachtung der Analyse unter diesen neuen Gesichtspunkten zeigten sich
potenzielle Ergebnisse. So konnte bezüglich Stammbaum A eine aus vier
Basenpaaren bestehende Deletion in dem Gen RPGR festgestellt werden. Mutationen
in diesem Gen sind für 70% aller X-chromosomal vererbten RP-Fälle verantwortlich.
Aufgrund des alternativen Spleißens gibt es 13 verschiedene Spleiß-Varianten mit
unterschiedlich vielen Exons (zwischen 2 und 19) [25]. Insgesamt listet die HGMDDatenbank über 100 krankheitsverursachende Mutationen, die meisten sind
missense-Mutationen, kleine Deletionen und Mutationen in Spleiß-Stellen [39]. Ein
Mutationshotspot, also ein Bereich in dem sehr häufig Mutationen zu beobachten
sind, ist das Exon ORF15. Betroffene mit Mutationen im ORF15 zeigen weniger
stark ausgeprägte Symptome als Patienten mit Mutationen in Exon 1 bis 14 [72].
Einige RPGR-Mutationen führen häufiger zur Manifestation der RP bei Frauen,
andere rufen Symptome nur bei Männern hervor. Es kann insgesamt eine hohe
28
intra- und interfamiliäre Variabilität des Phänotyps beobachtet werden [50].
Eine mögliche Erklärung ist der Einfluss von so genannten modifizierenden Genen
[62]. Für das Gen RPGR sind bereits einige dieser Gene bekannt: NPHP4
(nephronophthisis 4), RPGRIP1 und RPGRIP1L (retinitis pigmentosa GTPase
regulator interacting protein 1-like), NPM1 (nucleophosmin) RAB8A (member RAS
oncogene family) und PDE6D (phosphodiesterase 6D) [30].
Mutationstragende Frauen können unterschiedliche Phänotypen zeigen. Mary
Frances Lyon beschrieb erstmals im Jahre 1961 das Phänomen der teilweisen XInaktivierung bei der Maus und übertrug die nach ihr benannte Lyon-Hypothese
kurze Zeit später auf Säugetiere im Allgemeinen und auch auf den Menschen [53]. In
Bezug auf die RP bedeutet dies, dass wenn die X-Inaktivierung in den meisten Zellen
das mutierte X-Chromosom betrifft, die Frau keine RP-Symptome entwickelt [44].
Trotzdem kann das mutierte Allel an ihre Nachkommen weitervererbt werden.
Töchter von betroffenen Vätern können erkranken oder gesund sein, je nachdem
welches X-Chromosom in der Mehrzahl ihrer Zellen inaktiviert wird. So kann ein
Stammbaum mit einer RPGR-Mutation einem Stammbaum mit autosomal
dominanter Vererbung ähnlich sein, weil hier typischerweise Frauen und Männer in
mehreren Generationen betroffen sind. Diesen Ansatz beschrieben ebenfalls
Churchill et al., in deren Studie bei 8,5% der aufgrund ihres Stammbaums als
anfänglich autosomal dominant eingestuften Familien eine Mutation auf dem XChromosom nachweisbar war [18]. Es sollten daher bei Familien mit einem
vermuteten autosomal dominanten Vererbungsmodus auch die X-chromosomalen
Kandidatengene untersucht werden, falls die Kandidatengene für die adRP keine
Mutation aufweisen. Ebenfalls spricht eine fehlende Mutationsübertragung von
Mann zu Mann für eine Ursache auf dem X-Chromosom. Familien mit einer
Mutation auf dem X-Chromosom und betroffenen Frauen sollten nicht als „Xchromosomal dominant“, sondern als „X-chromosomal mit kompletter Penetranz bei
Männern und inkompletter Penetranz bei Frauen“ beschrieben werden [24].
Neben den typischen RP-Symptomen wurde bei den Patienten aus Stammbaum A
auch eine starke Myopie diagnostiziert. Die weibliche Mutationsträgerin IV.5 zeigte
ebenfalls eine Myopie, ansonsten aber keine RP-Symptome. Dieses Phänomen wurde
ebenfalls in einer chinesischen RP-Familie beobachtet. Hier galt eine schwere
Myopie als spezielles Merkmal weiblicher Mutationsträger [74].
29
Die in dieser Studie beobachtete Deletion in Exon 14 des RPGR-Gens wurde bereits
von einer Arbeitsgruppe aus Nordamerika bei einer aus 103 Familien mit einer
RPGR-Mutation beschrieben [26]. Diese Familie stammte ursprünglich aus Jordanien
[persönliche Mitteilung von Dr. Stephen P. Daiger, Human Genetics Center, School
of Public Health, University of Texas at Houston, Texas, USA].
In Stammbaum B wurde nach erneuter Mutationsanalyse, die nun ausschließlich auf
die Familienmitglieder dieses Stammbaumes abzielte, eine Deletion aus einem
Basenpaar in dem Gen VCAN festgestellt. Mutationen in Spleiß-Stellen dieses Gens
sind krankheitsverursachend für das Wagner-Syndrom (WS). Es handelt sich um eine
erstmals im Jahre 1938 beschriebene, seltene Augenerkrankung mit autosomal
dominantem Vererbungsmodus [47]. Einige Symptome der RP treten auch beim WS
auf, zum Beispiel Nachtblindheit, schwindende Sehkraft, Myopie und Erblindung im
Erwachsenenalter. Auch Pigmentablagerungen werden beim WS beschrieben, sodass
sogar die Bezeichnung „pseudo-RP“ zu finden ist [11]. Außerdem sind ein optisch
leerer Glaskörper, eine Netzhautablösung und chorioretinale Atrophie typische
Befunde [47].
Bei den Mutationen, die bisher im Gen VCAN beobachtet wurden, handelte es sich
um Mutationen in den Spleiß-Stellen von Intron 7 oder 8, sodass es zum Verlust der
Exons 7 oder 8 kam [48]. Außerdem beschrieben Chen et al. eine missense-Mutation
im Exon 8 des Gens als krankheitsverursachende Mutation bei einer Familie mit
adRP [13]. Die Exons 7 und 8 sind wichtige Bestandteile des Gens, da sie für den
Kern des Proteins kodieren und Bindungsstellen für Glykoaminoglykane (GAG)
enthalten. Diese sind für die Funktion des Proteins im Glaskörper besonders wichtig,
denn sie erhalten dessen Struktur [58]. Durch Verlust von Exon 8 existieren nur noch
5-8 der ursprünglich 17-23 GAG-Bindungsstellen [59]. Daher scheint die von Exon 8
kodierte Proteinsequenz für die normale Funktion des Proteins Versican besonders
wichtig zu sein. Auch die in der türkischen Familie beschriebene 1bp-Deletion führt
zu einer stark verkürzten Aminosäuresequenz mit Verlust eines großen Anteils von
Exon 8.
Nachdem die Mutation festgestellt wurde, erfolgte eine erneute klinische
Untersuchung der Patienten. Hier lagen die typischen Befunde des WagnerSyndroms nicht vor. Beruhend auf den Ausführungen zu den bereits beschriebenen
VCAN-Mutationen und den Ergebnissen dieser Arbeit könnte ein Zusammenhang
30
zwischen Phänotyp und Mutationstyp bestehen. Mutationen in Spleiß-Stellen führten
zum WS, missense- und nonsense-Mutationen riefen, wie auch in dieser Studie, die
adRP hervor. Diese Vermutung sollte die Grundlage zukünftiger InteraktionsAnalysen sein. Auch der durch die Mutation hervorgerufene Funktionsverlust des
Gens könnte in entsprechenden Mausmodell-Versuchen näher untersucht werden.
Mutationsanalysen können zeit- und kosteneffektiver gestaltet werden, wenn zu
Beginn eine ausführliche Familienanamnese erhoben wird [64]. In diesem Fall wurde
dies erschwert, weil beide Familien sich in der Türkei befanden und die direkte
Kontaktaufnahme nicht möglich war. In Zukunft können jedoch, falls die
Familienmitglieder dieses wünschen, Nachkommen auf die festgestellten Mutationen
hin untersucht werden. So kann schon vor Auftreten erster Symptome die Diagnose
gestellt werden. Auch kann nach Bestimmung des Vererbungsmodus das Risiko für
Anlageträgerschaft bei den Nachkommen berechnet werden. Dies sollte jedoch erst
nach einer ausführlichen genetischen Beratung und ausreichend Bedenkzeit
geschehen [64].
Zwar
gibt
es
für
die
RP
heutzutage
noch
wenige
experimentelle
Therapiemöglichkeiten, jedoch kann die Diagnose für noch nicht erkrankte
Betroffene beispielsweise hinsichtlich der Lebensplanung, der Berufswahl und des
frühzeitigen Besuchs von Selbsthilfegruppen wichtig sein. Sollte zukünftig
festgestellt werden, dass der Eintritt oder der Fortschritt der Erkrankung durch
bestimmte Maßnahmen verzögert werden kann, wäre die Kenntnis über das
Vorliegen der Mutation von großer Bedeutung. Auch für neue Therapieverfahren wie
die Genersatztherapie ist dieses Wissen unverzichtbar. Die Genersatztherapie konnte
beispielsweise bei den Genen RHO, CNGB1 (cyclic nucleotide gated channel beta 1),
ABCA4 und RPE65 im Mausmodell erfolgreich angewendet werden [9,37,49,54].
Als Folge der Mutationen in diesen Genen kam es zu einem Untergang der
Photorezeptoren in der Retina. Im Rahmen der Genersatztherapie wurde genetisches
Material mit Hilfe von viralen Vektoren übertragen, die retroorbital in die Retina
injiziert wurden [3]. Auch bezüglich des Gens RPGR ist die Genersatztherapie bei
Hunden, die an einer der RP entsprechenden Augenerkrankung litten, mit Erfolg
angewendet worden [8]. Insbesondere der Langzeiteffekt dieser Therapie ist
bedeutsam, denn es zeigte sich, dass der Untergang der Photorezeptoren aufgehalten
werden konnte [3,82], allerdings nur, wenn die Vektoren vor Ausbruch der Krankheit
31
injiziert worden waren. Dieser Effekt konnte für das Gen RPE65, dessen Mutation in
diesem Fall zur Leberschen kongenitalen Amaurose führte, sogar in Studien an
betroffenen Menschen gezeigt werden [19]. Das Ziel in der nahen Zukunft ist nun,
die Ergebnisse aus den Tiermodellen auf den Menschen zu übertragen und sie in
klinischen Studien zu verfestigen. In Bezug auf das Gen VCAN sind noch keine
Versuche zur Genersatztherapie durchgeführt worden. Mutationen in diesem Gen
sind selten und die Wirkungen und Funktionen des Proteins sind noch nicht
ausreichend erforscht.
Obwohl bezüglich der Anwendung des NGS auf retinale Dystrophien in der
Vergangenheit bereits einige Erfolge verzeichnet werden konnten, ist davon
auszugehen, dass viele Gene im Zusammenhang mit RP noch nicht beschrieben
worden sind. In diesen Fällen könnte es hilfreich sein, die Analyse auf das gesamte
Genom auszudehnen, um so mögliche Mutationen in noch nicht mit RP assoziierten
Genen und in Introns sowie in den Zwischen-Gen-Bereichen zu finden. Auch die
Exomsequenzierung eines gesunden Familienmitgliedes im Vergleich mit einem
erkrankten Verwandten würde die Identifizierung familiärer Varianten erleichtern.
Bei der so genannten panel-Diagnostik ist die Exomsequenzierung auf bekannte
Kandidatengene begrenzt, weil hier die Wahrscheinlichkeit hoch ist eine Mutation zu
erkennen. Zu Beginn einer Mutationsanalyse stellt diese Vorgehensweise eine
kostengünstigere Vorgehensweise dar [33]. So könnte man die Mutationsanalyse mit
einer panel-Diagnostik beginnen und sie erst im Anschluss auf das Exom oder sogar
auf das gesamte Genom ausweiten, falls die erste Methode nicht zum Nachweis der
gesuchten Mutation geführt hat.
32
6
Zusammenfassung
Die RP ist die weltweit am häufigsten auftretende hereditäre Netzhautdystrophie. Die
genetische Diagnose ist allerdings durch die klinische und genetische Heterogenie
der Erkrankung in vielen Fällen erschwert. Das Ziel der Arbeit war es, die
krankheitsverursachende Mutation in einer türkischen Familie mit RP zu
identifizieren. Hierzu wurden die Exome von drei Familienmitgliedern mit Hilfe des
NGS
untersucht
und
im
Anschluss
eine
vergleichende
Mutationsanalyse
durchgeführt. Potenzielle Mutationen wurden mit der Sequenzanalyse nach Sanger
verifiziert. Es konnte festgestellt werden, dass die Stammbäume nicht zu einer
gemeinsamen sondern zu zwei unabhängigen Familien gehörten. Dies wurde durch
erneute Recherche im Heimatland bestätigt. Daraufhin wurde bei der Familie mit
Stammbaum A eine aus vier Basenpaaren bestehende Deletion im RPGR-Gen auf
dem X-Chromosom als krankheitsverursachend festgestellt. In der Familie mit
Stammbaum B zeigte sich eine 1bp-Deletion im VCAN-Gen auf Chromosom 5. In
Familienanalysen der beiden Stammbäume konnten die Mutationen mit Hilfe der
Fragmentlängenanalyse
und
der
DHPLC-Methode
bei
den
betroffenen
Familienmitgliedern bestätigt und bei den gesunden Probanden sowie bei 160
deutschen und 60 türkischen Normalpersonen ausgeschlossen werden. Die
Exomsequenzierung in Kombination mit dem Screening der Kandidatengene hat sich
somit als erfolgreiche Strategie zur Identifizierung der krankheitsverursachenden
Mutation
innerhalb
beider
Familien
erwiesen.
Es
konnte
daraufhin
der
Vererbungsmodus und somit das Wiederholungsrisiko für weitere Nachkommen
bestimmt
werden.
Familienmitglieder
Die
selbst,
gewonnenen
für
deren
Informationen
Nachkommen
könnten
und
für
für
die
zukünftige
Therapiestrategien von grundlegender Bedeutung sein.
33
7
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41
8
Anhang
A1: Kandidatengene für die adRP (Chr. = Chromosom, RetNet-Datenbank)
Gen
BEST1
CA4
CRX
FSCN2
GUCA1B
IMPDH1
Chr.
11
17
19
17
6
7
Gen
KLHL7
NR2E3
NRL
PRPF3
PRPF6
PRPF8
Chr.
7
15
14
1
20
17
Gen
PRPF31
PRPH2
RDH12
RHO
ROM1
RP1
Chr.
19
6
14
3
11
8
Gen
RP9
RPE65
SEMA4A
SNRNP200
TOPORS
Chr.
7
1
1
2
9
Gen
NRL
PDE6A
PDE6B
PDE6G
PRCD
PROM1
RBP3
RGR
RHO
Chr.
14
5
4
17
17
4
10
10
3
Gen
RLBP1
RP1
RPE65
SAG
SPATA7
TTC8
TULP1
USH2A
ZNF513
Chr.
15
8
1
2
14
14
6
1
2
A2: Kandidatengene für die arRP (RetNet)
Gen
ABCA4
BEST1
C2ORF71
C8ORF37
CERKL
CLRN1
CNGA1
CNGB1
CRB1
Chr.
1
11
2
8
2
3
4
16
1
Gen
DHDDS
EYS
FAM161A
IDH3B
IMPG2
LRAT
MAK
MERTK
NR2E3
Chr.
1
6
2
20
3
4
6
2
15
A3: Kandidatengene für die X-chromosomal vererbte RP (RetNet)
Gen
OFD1
Chr. Gen
X RP2
Chr. Gen
X RPGR
Chr.
X
A4: Weitere Kandidatengene für retinale Erkrankungen (RetNet)
Gen
ABCC6
ABHD12
ADAM9
AHI1
AIED
AIPL1
ALMS1
ARL6
ARMS2
ATXN7
BBS1
BBS10
BBS12
BBS2
BBS4
BBS5
Chr.
16
2
8
6
11
17
2
3
10
3
11
12
4
16
15
2
Gen
CNGB3
CNNM4
COL11A1
COL2A1
COL9A1
CYP4V2
DFNB31
DMD
DPP3
EFEMP1
ELOVL4
ERCC6
FBLN5
FLVCR1
FZD4
GNAT1
Chr.
8
2
1
12
6
4
9
X
11
2
6
10
14
1
11
3
Gen
MFN2
MFRP
MKKS
MKS1
MT-AP6
MTND1
MTND2
MTND4
MTND5
MTND6
MTTP
MYO7A
NDP
NMNAT1
NPHP1
NPHP3
Chr.
1
11
20
17
M
M
M
M
M
M
4
11
X
1
2
3
Gen
PLA2G5
RAX2
RB1
RBP4
RCD2
RD3
RDH5
RGS9
RGS9BP
RIMS1
RP1L1
RPGRIP1
RPGRIP1L
RS1
SDCCAG8
SLC24A1
Chr.
1
19
13
10
17
1
12
17
19
6
8
14
16
X
1
15
42
BBS7
BBS9
BCMAD
C1QTNF5
C2
C3
CABP4
CACNA1F
CACNA2D4
CAPN5
CC2D2A
CDH23
CDH3
CDHR1
CEP164
CEP290
CFB
CFH
CHM
CIB2
CLN3
CNGA3
4
7
6
11
6
19
11
X
12
11
4
10
16
10
11
12
6
1
X
15
16
2
GNAT2
GNPTG
GPR179
GPR98
GRK1
GRM6
GUCA1A
GUCY2D
HARS
HMCN1
HTRA1
INPP5E
INVS
IQCB1
JAG1
KCNJ13
KCNV2
KIF11
LCA5
LRIT3
LRP5
LZTFL1
1
16
17
5
13
5
6
17
5
1
10
9
9
3
20
2
9
10
6
4
11
3
NPHP4
NYX
OAT
OPA1
OPA3
OPN1LW
OPN1MW
OPN1Sw
OTX2
PANK2
PAX2
PCDH15
PCDH21
PDE6C
PDE6H
PDZD7
PEX1
PEX2
PEX7
PGK1
PHYH
PITPNM3
1
X
10
3
19
X
X
7
14
20
10
10
5
10
12
10
7
8
6
X
10
17
TEAD1
TIMM8A
TIMP3
TLR3
TLR4
TMEM126A
TMEM237
TREX1
TRIM32
TRPM1
TSPAN12
TTPA
UNC119
USH1C
USH1G
VCAN
WDPCP
WDR19
WFS1
ZNF423
11
X
22
4
9
11
2
3
9
15
7
8
17
11
17
5
2
4
4
16
A5: Zusätzliche Kandidatengene aus aktueller Literatur (Audo et al. 2012)
Gen
Chr. Gen
Chr. Gen
Chr. Gen
ADCY1
7
FLT3
13 MYOC
1
SLC16A8
ANKRD33
12 GJA9
1
NDUFA12
12 SLC17A7
ANXA2
15 GNAZ
22 NEUROD1
2
STAM2
ARL13B
3
GNGT1
7
NOS2
17 STK35
BMP7
20 GPR152
11 NXNL1
19 STX3
BSG
19 HCN1
5
NXNL2
9
SV2B
C1orf142
1
HEATR5A
14 OPN1MW2
X
TBC1D24
CAMK2D
4
HIST1H1C
6
OPTN
10 THRB
CCDC28B
1
IMPG1
6
PFKFB2
1
TMEM216
CKB
14 INSL5
1
PIAS3
1
TMEM67
CLCN7
16 KCNB1
20 PKD2L1
10 TRPC1
CLN8
8
KCTD7
7
PLEKHA1
10 TTC26
COL4A3
2
KIAA0090
5
PPEF2
4
TUBB2C
COL4A4
2
LASS4
19 RAB8A
19 UHMK1
COL4A5
X
LRIT2
10 RABGEF1
7
VSX1
CORO1C
12 LRP2
2
RCVRN
17 VSX2
CUBN
10 MAB21L1
13 RGS20
8
WDR17
CYP1B1
2
MAP2
2
RNF144B
6
WDR31
DOHH
19 MAS1
6
RORB
9
WISP1
DSCAML1 11 MAST2
1
RTBDN
19 XIAP
ESRRB
14 MGC42105
5
RXRG
1
ZDHHC2
FIZ1
19 MPP4
2
SGIP1
1
Chr.
22
19
2
20
11
15
16
3
11
8
3
7
9
1
20
14
4
9
8
X
8
43
A6: Untersuchte Gene und Primersequenzen (Ri = Richtung, F = forward/vorwärts,
R = reverse/rückwärts)
Gene
Ri
Primersequenzen 5'-3'
USH2A
F 5'-GTC ACA AAA GCC TAC CCT ATG TAT GTC-3'
USH2A
R 5'-TCT GCA TTT TCA GCA GCT TCT-3'
FLJ43860
F
FLJ43860
R
PLXNA2
F
PLXNA2
R
CROCC
F
CROCC
R
ACVR2A
F
ACVR2A
R
FLT3
F
FLT3
R
PITPNM3
F
PITPNM3
R
RGS9BP (1)
F
RGS9BP (1)
R
RGS9BP (2)
F
RGS9BP (2)
R
RGS9BP (3)
F
RGS9BP (3)
R
RPGR
F
RPGR
R 5'-ACC TGG CCT GTG TCA TTA CCT AC-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTC CCA GCC AGG CCT
CG-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACG CAC AGA GTG AGT
GCC CGA-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTG GGA CAA TGG AGC
CAA ACA G-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACA GCG TGA ATG GAG
CAC ACC-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTC AGG GAT CTG GGG
TAC AAG A-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACG AAC GTT GGG GGT
GAA GTT A-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTA AGA AAA GTC TCC
TTA TAC ATA TGG CCT T-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACG TCT TGT AAA GCA
TGA TTG CAT AAC A-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTC CAC TTT GCA CCA
GTC CGA-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACC GGG TCC ACA CTG
CGG-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTT CGG CGC CTT TAA
GGG AG-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACC TAG ACG CGC GAG
TCC CTC-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTT GGG CGA GAT GAT
CGA CAA-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACA GGC AGA TGT GCA
CTG GAA AC-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTC GAG TCA CGG ACC
ATG AAG A-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACG TCC AGG CAG CCC
GAG A-3'
5'-GTA AAA CGA CGG CCA GTG CTG TGC TGC GCG
ACC-3'
5'-CAG GAA ACA GCT ATG ACT GAC CGT GGA CAG
GAG CTC-3'
5'-CAT CGC TGA TTC GCA CAT CTT ACT GAA AAC
GAT GAT AGT GAT GAA TAT G-3'
44
IMPG2
F
IMPG2
R
CEP290Ex5
F
CEP290Ex5
R
CEP290Ex42 F
CEP290Ex42 R
NPHP3
F
NPHP3
R
VCANEx8-1
F
VCANEx8-1
R
VCANEx8-2
F
VCANEx8-2
R
5’-GTA AAA CGA CGG CCA GTT GAA GGG CTT TGT
ATA CCC CA-3’
5‘-CAG GAA ACA GCT ATG ACG ATG GCT CCC ATC
TAT TGC CTA-3‘
5‘-GTA AAA CGA CGG CCA GTA TAT CTG CAC TGA
AGT ATA ATG CAA ATT TAA-3‘
5‘-CAG GAA ACA GCT ATG ACA CCA ATA ATA ATA
AAA AGC CAG GTA ACT TG-3‘
5’-GTA AAA CGA CGG CCA GTG GGT GTT ACA ATT
ATT GTA ATT TGG TTT G-3’
5’-AGG AAA CAG CTA TGA CTT ATT TCA ATT TCT
AGG GGT CAA CCA-3’
5’-GTA AAA CGA CGG CCA GTC AGG ATT CCA AAC
TCT AGA AAA TAG A-3’
5’-CAG GAA ACA GCT ATG ACA AGC TCA TAT AAA
CTA ACC TGT CCC-3’
5’-GTA AAA CGA CGG CCA GTG GAA TTT GAA AGT
GGA ACA GCC-3’
5’-CAG GAA ACA GCT ATG ACA CCC AGC TTT CTT
TGG TAG ACA AC-3’
5’-GTA AAA CGA CGG CCA GTT TCG ATT CCA ATT
ACA GAA GGC TC-3’
5’-CAG GAA ACA GCT ATG ACG TGT AGA TGA ATA
TAC CTC AAA TGT AGA AGC-3’
45
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. med. Jörg T. Epplen für die Überlassung des
Themas, seine Unterstützung und Motivation im Rahmen meiner Forschungsarbeit.
Zudem danke ich Frau Dr. rer. nat. Gabriele Dekomien für die vorbildliche Betreuung,
für das Beantworten all meiner Fragen, für ihre Geduld und ihre Ausdauer. Danken
möchte ich ebenfalls Frau Dr. med. Sezgin Günes für die stets freundliche Kooperation
und für die Bereitstellung der DNA-Proben.
Bei Frau Yvonne Klenk und Frau Manuela Meyer bedanke ich mich für die
Unterstützung im Labor. Sie haben mir bei Fragen stets weitergeholfen. Auch allen
anderen Mitarbeitern der Abteilung danke ich für die gute Zusammenarbeit.
Danken möchte ich außerdem der Heinrich und Alma Vogelsang-Stiftung für die
finanzielle Förderung während der Promotion.
Nicht zuletzt bedanke ich mich bei Tobias und bei meinen Eltern. Ohne ihre
Unterstützung wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen.
Lebenslauf
Persönliche Daten
Name
Ina-Janine Thiemann
Geburtsdatum
24.04.1985
Geburtsort
Recklinghausen
Schulische Ausbildung
1991-1995
Johannesschule, Marl
1995-2004
Gymnasium im Loekamp, Marl
Abschluss: Abitur
Studium, Promotion, Weiterbildung
2004 - 2008
Studium der Anglistik und der Romanistik (Spanisch) an der
Ruhr-Universität Bochum, Bachelor of Arts (B.A.)
2006 - 2012
Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum
Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung (2008)
Zweiter Abschnitt der ärztlichen Prüfung (2012)
Approbation als Ärztin (2012)
Bis 09/2013
Forschungsarbeiten zur Promotion in der
Abteilung für Humangenetik der Ruhr-Universität Bochum,
Prof. Dr. med. Jörg T. Epplen
03/2014
Posterpräsentation auf der 25. Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Humangenetik
Seit 09/2013
Weiterbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
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