Versuch 13: Frequenzweichenberechnung

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Fachhochschule Dortmund
FB Nachrichtentechnik
ELA - Prakt.
Versuch 13: Frequenzweichenberechnung
SS
1995
In der Praxis werden überwiegend Frequenzweichen erster, zweiter und dritter Ordnung verwendet,
die im folgenden einzeln beschrieben werden.
Frequenzweiche 1. Ordnung
Diese Weiche kommt mit nur einem Bauteil in jedem Zweig aus. Der Tiefpaß (läßt nur tiefe
Frequenzen zu) wird durch eine Reihenspule, der Hochpaß (läßt nur hohe Frequenzen durch) durch
einen Reihenkondensator gebildet. Die Grenzfrequenz fG liegt da, wo die Spannung um 3 dB
abgefallen ist. Die Flankensteilheit beträgt 6 dB/Oktave, d.h. bei jeder Verdoppelung der Frequenz
verändert sich die Spannung am Lautsprecher um den Faktor 2. Vorteilhaft ist der sehr geringe
Bauteileaufwand und ein günstiges Phasenverhalten. Breitbandige Chassis mit ausgeglichenen
Frequengängen können mit klanglich ausgezeichnetem Ergebnis so gekoppelt werden. Der Nachteil
ist, daß der Lautsprecher Frequenzen zugeführt bekommt, die weit außerhalb seines optimalen
Einsatzbereiches liegen. Kalottenhochtöner z.B. produzieren oft einen hohen Klirrfaktor bei der
Resonanzfrequenz. Wenn man die Trennfrequenz eine Oktave höher als die Resonanzfrequenz fR legt,
wird die Spannung bei fR nur um den Faktor 2 verringert. Das ist oft nicht ausreichend.
Außerdem bringt das die Gefahr der mechanischen Überlastung durch zu große Amplituden der
Kalotte mit sich. In solchen Fällen muß die Trennfrequenz fG mindestens 2 Oktaven höher als die
Resonanzfrequenz der Kalotte liegen oder man greift zu einer Weiche höherer Ordnung.
10 dB
20 lg UT/U0
20 lg UH/U0
0 dB
-10dB
-20dB
-30dB
fG
-40dB
16
25
40
63
100
159
251
398
631
L
U0
Tiefpaß
1,6k
2,5k
4k
6,3k
10k
16k
lg f/Hz
UT
Z
UH
Z
L=
Z
2π ⋅ f G
C
Hochpaß
1k
1
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C=
U0
SS
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1
2π ⋅ f G ⋅ Z
Frequenzweiche 2. Ordnung
Bei einer Frequenzweiche 2. Ordnung werden für Tiefpaß und für Hochpaß je zwei Bauteile benötigt.
10 dB
20 lg UT/U0
20 lg UH/U0
0 dB
-10dB
-20dB
-30dB
fG
-40dB
16
25
40
63
100
159
251
398
631
1k
1,6k
2,5k
4k
6,3k
10k
16k
lg f/Hz
L1
U0
Tiefpaß
C1
UT
Z
L=
C2
U0
Hochpaß
L2
C=
UH
2
4π ⋅ f G ⋅ Z
2⋅ Z
2π ⋅ f G
Z
Das hat den Vorteil, daß diese Weiche die einzelnen Frequenzbereiche stärker voneinander trennt als
eine Weiche 1. Ordnung. Man kann die optimalen Frequenzbereiche eines Lautsprechers besser
ausnutzen. Außerdem ist die Gefahr der Überlastung eines Hochtöners durch tiefe Frequenzen
geringer. Die Flankensteilheit hängt von der Dimensionierung der Bauteile ab. In der Regel wird 12
dB/Oktave mit sogenannten Butterworth-Charakteristik gewählt, da das ein guter Kompromiß
zwischen Impulsverhalten und Flankensteilheit ist. Hoch -und Tiefpaß verschieben die Phase im
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Übernahmebereich so, daß man den Lautsprecher im Hochpaß umpolen muß. Andernfalls heben sich
im Übernahmebereich die Schallwellen auf und man bekommt im Frequenzgang einen Einbruch (s.
Abb.).
10 dB
20 lg p/pmax
0 dB
-10dB
ϕ ( UT ) - ϕ ( UH) →180°
-20dB
-30dB
fG
-40dB
16
25
40
63
100
159
251
398
631
1k
1,6k
2,5k
4k
6,3k
10k
16k
lg f/Hz
Bis jetzt sind nur Frequenzweichen für Zweiwegeboxen besprochen worden. Für Dreiwegeboxen
braucht man einen Bandpaß, der nur mittlere Frequenzen durchläßt. Im Prinzip besteht er aus Tief -und
Hochpaß, die hintereinandergeschaltet sind.
Die Berechnung erfolgt wie bei den einzelnen Pässen. Natürlich muß darauf geachtet werden, daß sich
die Frequenzbereiche überlappen, d.h. die Trennfrequenz des Tiefpasses liegt höher als die des
Hochpasses. Um Phasenverschiebungen auszugleichen, werden bei einer Dreiwegweiche die
Lautsprecher am Tief -und Hochpaß richtig, nur am Bandpaß dagegen verpolt angeschlossen. Bei
kommerziellen Frequenzweichen ist dies meist schon durch eine Beschriftung berücksichtigt, so daß
der Pluspol des Lautsprechers mit dem Pluspol der Weiche verbunden werden muß.
20 lg UM/U0
0 dB
-10dB
-20dB
-30dB
fGU
-40dB
3
fGO
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16
25
40
63
100
159
251
398
631
SS
1k
1,6k
2,5k
4k
6,3k
1995
10k
16k
lg f/Hz
C1
L2
UM
L1
C1 =
2
4π ⋅ f GU ⋅ Z
C2
L1 =
2Z
2π ⋅ f GU
C2 =
2
4π ⋅ f GO Z
L2 =
2Z
2π ⋅ f GO
Frequenzweiche 3. Ordnung
Will man noch höhere Flankensteilheit verwirklichen, muß man pro Zweig noch ein weiteres Bauteil
verwenden.
Die Flankensteilheit ist mit 18 dB pro Oktave wieder um 6 dB pro Oktave gegenüber einer Weiche 2.
Ordnung gestiegen. Mit dieser Frequenzweiche kann man z.B. Treiber noch sehr nahe an die kritische
Cut-off-Frequenz eines Horns ankoppeln. Bandpässe 3. Ordnung benötigen allein sechs Bauteile. In
den meisten Fällen lohnt sich dieser Aufwand nicht.
10 dB
20 lg UT/U0
20 lg UH/U0
0 dB
-10dB
-20dB
-30dB
fG
-40dB
16
25
40
63
100
159
251
398
631
1k
1,6k
2,5k
4k
CH1
LT1
LT2
4
6,3k
10k
16k
lg f/Hz
CH2
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U0
Tiefpaß
Tiefpaßelemente:
CT
CT =
Hochpaßelemente: LH =
2
2π ⋅ f G ⋅ Z
3Z
8π ⋅ f G
U0
Hochpaß
3Z
4π ⋅ f G
LT 2 =
Z
4π ⋅ f G
2
3π ⋅ f G ⋅ Z
CH 2 =
1
π ⋅ fG ⋅ Z
UT Z
LT 1 =
CH1 =
SS
LH
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UH Z
Versuchsvorbereitungen (Hausaufgaben):
Warum beträgt bei einem Tiefpaß 1.Ordnung die Flankensteilheit -6dB/Oktave ?
Warum beträgt bei einem Tiefpaß 2.Ordnung die Flankensteilheit -12dB/Oktave ?
Warum beträgt bei einem Tiefpaß 3.Ordnung die Flankensteilheit -18dB/Oktave ?
Welche Näherung wird bei der Herleitung der oben angegebenen Formeln für Z angenommen?
Geben sie die exakte Formel für die Übertragungsfunktion UH(f)/U0(f) für die Frequenzweiche mit
dem Hochpaß 2.Ordung an.
Berechnen Sie die Elemente einer Frequenzweiche 1.Ordnung mit:
fG = 5kHz
Pmax = 100W (4Ω-Tieftöner)
φ = 35mm (mittlerer Wickeldurchmesser)
Berechnen Sie den Drahtdurchmesser der Spule so, daß dieser mit maximal 10A/mm² belastet
werden kann.
Versuchsdurchführung:
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Unter Anleitung wird eine Spulen gewickelt. Anschließend wird mit dem berechneten Kondensator
eine Weiche aufgebaut und an eine Box angeschlossen.
In einem Hörtest wird diese mit einer Frequenzweiche 2.Ordnung verglichen.
Die Ergebnisse werden protokolliert.
Mit einem Programm wird die Übertragungsfunktion einer Weiche 3.Ordnung berechnet und
dargestellt.
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