Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag

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Fachgespräch
„Lagerschutz im
im ökologischen Landbau“,
Bernburg-Strenzfeld,
23. Februar 2011,
10:15 - 11:30
Julius Kühn - Institut,
Bundesforschungsinstitut
für Kulturpflanzen
Strategien für die Regulierung von
Lagerschädlingen in Vorratsräumen
für Produkte
aus dem ökologischen Landbau
Prof. Dr. Christoph Reichmuth
Ehem. Leiter des Instituts für ökol. Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz; JKI
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät, HU zu Berlin; Berlin-Dahlem
Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich,
Definitionen
Reichmuth (1994)*:
„Integrierter Vorratsschutz dient dem Schutz
von Pflanzenerzeugnissen vor Schadorganismen.
Dabei erfolgt eine Kombination von Verfahren,
bei denen unter vorrangiger Berücksichtigung
physikalischer, biologischer, lagertechnologischer
sowie verpackungsschützender
und lagerhygienischer Methoden
die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel
auf das notwendige Maß beschränkt werden.“
*Bekämpfung von Vorratschädlingen in Durummühlen und Teigwarenfabriken.
In: Vorträge der 16. Durum- und Teigwarentagung, 4.-5- Mai 1994 in Detmold,
Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung, Granum Verlag, Detmold, 112-115
Reichmuth, 23. Februar 2011
Modell zur Forschung des ÖPV/JKI
PSM
Lager und Silo
Boden
Ernte
Reichmuth, 23. Februar 2011
Transport
Abwehr von Lagerschädlingen im Biobereich, Definitionen
Einführung
Begrifflichkeiten:
alternativer Vorratschutz
zDefinitionen
zTypische Schadbilder (Insekten, Nager, Vögel)
zAbwehr von Vorbeugung bis Bekämpfung
zEinsatz von Hitze und Kälte
zEinsatz biologischer Bekämpfung
zChemische Mittel, zugelassene Mittel
Reichmuth, 23. Februar 2011
Schadbilder
Totalverlust
von Mais durch
den Großen Kornbohrer
Prostephanus truncatus (Coleoptera: Bostrichidae)
Reichmuth, 23. Februar 2011
Vom Kornkäferfrass am Weizenkorn,
Verlust: ein Korn pro Ei + Käferfrass
Reiskäfer in Reis
Von Mäusen angefressene
Maiskörner
Großer Kornbohrer
Prostephanus truncatus
auf Maiskörnern
Bohnenkäfer an Bohnen,
„Fenster“ für den Schlupf
Laufspuren der Larven der
Mehlmotte auf dem Fußboden
in einer Mühle
Temperaturerhöhung infolge
Insektenbefall
Getreidereste
Baumängel in Lagerstellen
Baumängel,
Eintrittspforten für Schädlinge
Lebensmittelreste unter Schränken in
Lebensmittelfabriken
Lebensmittelreste im U-Träger
Festgebackene Mehlreste im
Mehlsiloauslauf, Schimmel und
Käferbefall wahrscheinlich
Thema: Verpackungsschutz
Indirekter
Verpackungsschutz
Mechanische Zerstörung einer Keksverpackung durch Bestempelung,
Mottenlarveninvasion
Käferlarvenbefall
in Reispackung
Mottellarvenbefall einer
Pralinenpackung,
Larve, Verspinnungen
Lochfrass an einer Paprikapackung
durch den Brotkäfer
Brotkäfer an Spagetti
Speckkäfer an Hundekuchen
Rattenfrass an Kartonstapel,
Umsturzgefahr!
Nagerfraß an Plastikabdeckung
einer Getreidemiete
Schimmel an Getreideähren,
bedeutende Mykotoxingefahr
Abwehr von Lagerschädlingen im Biobereich
zTypische Schadbilder (Insekten, Nager, Vögel)
zAbwehr von Vorbeugung bis Bekämpfung
zEinsatz von Hitze und Kälte
zEinsatz biologischer Bekämpfung
zChemische Mittel, zugelassene Mittel
Reichmuth, 23. Februar 2011
Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich
Hauptverursacher der Nöte
bei der Schädlingsbekämpfung
z
z
z
z
Insekten (Käfer und Motten)
Nager (Ratten und Mäuse
Vögel
Schimmelpilze
Reichmuth, 23. Februar 2011
Getreideerzeugung und Vorratsschutz nach der Ernte
Ertragsbilanz für de n N ache rnte schutz
in % de s We rte s de r ge samte n Ernte me nge
1
0
Aufw a nd für M a ßna hm e n
100%
1
20
80%
Na che rnte ve rluste
98
60%
V e rfügba re Ernte m e nge
80
40%
20%
0%
ohne V S
m it V S
Steigerung der verfügbaren Erntemenge um
ca. 18% durch Vorratsschutzmaßnahmen
Reichmuth, 23. Februar 2011
Kornkäfer
Kornkäfer
Kornkäfer
Curculio granarius
(Linnaeus 1758)
Calendra
oder
Calandra granaria
(Clairville u.
Schellenberg 1798)
Sitophilus granarius
(Schoenherr 1838)
.
Kurz-Portrait Kornkäfer Sitophilus granarius
Vorratsschädling
weltweite Verbreitung
wirtschaftlich bedeutend
Entwicklung bei optimalen
Bedingungen: 6 - 8 Wochen
an (in) allen Getreidearten und Sorten möglich
(aber auch in Eicheln und Bucheckern)
eurypotent (Temperatur 15-32°C)
(relative Luftfeuchte 50-100 %)
ausgeprägtes Aggregationsverhalten
flugunfähig
(verwachsene Elytren, 2. Flügelpaar reduziert)
heute [ausnahmslos]
synanthropisches Vorkommen
Abb. Aus Reichmuth, 1997
(Vorratsschädlinge im Getreide – Aussehen – Biologie – Schadbild - Bekämpfung. Verlag Th. Mann Verlag, Gelsenkirchen)
Daten zu Sitophilus nach R. Plarre, 2007,
.
.
- Der Kornkäfer befällt u.a. Weizen, Roggen, Hafer, Gerste,
Mais, Hirse, Reis, Teigwaren, Buchweizen, Mehl, Kleie, Schrot,
Mandeln, Erdnüsse, Erbsen, Bohnen, Soja.
- Er entwickelt sich nicht in Mahlprodukten.
-Vom Ei bis zur Puppe entwickelt sich der Kornkäfer im
Getreidekorn, das er dabei fast vollständig ausfrisst. Nach ca. 5
Wochen bei 25°C schlüpft der Jungkäfer. Nach wenigen Tagen
erfolgt die Begattung. Die Weibchen legen etwa 200 Tage lang
pro Tag ein Ei ab. Die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer
dauert bei 27°C 29 bis 34 Tage. Lebensdauer: 6 Monate bei
29°C und 75% rel. Luftfeuchte und 2,5 Jahre bei etwa 10°C.
Kältestarre tritt bei 5°C, Wärmestarre bei 38,4°C ein. Kältetod
erfolgt unterhalb von -10°C, Wärmetod oberhalb von 40°C.
- In Weizen mit einer Kornfeuchte unter 9 % vermehrt der
Käfer sich nicht.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Der fast 2 cm große, fettglänzende Mehlkäfer ist oben
schwarzbraun und auf der Unterseite rotbraun gefärbt. Die
Flügeldecken tragen punktierte Längsstreifen. Die längsovalen
Eier messen etwa 1 mm x 2mm. Die bis zu 3 cm langen
rundlichen Larven nehmen nach den Häutungen schnell gelbe
bis gelbbraune Farbe an mit dunkleren Ringen an den
Segmentgrenzen. Das letzte Hinterleibsglied trägt zwei kurze,
nach oben gerichtete Dornen.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Kornkäferentwicklung
Anzahl Kornkäfer aus einem begatteten Weibchen
Anzahl (n) Kornkäfer
140000
120000
Anzahl Käfer
(Modell: n = a+ b*t +c*t*t;
a = 185; b = -13,8; c = 0,25)
100000
80000
60000
40000
20000
0
0
360
Zeit in Tagen bei 25 °C
720
• Rotbrauner
Reismehlkäfer
- Die
hellrot-braunen Käfer von Tribolium castaneum erreichen eine Körperlänge
von 3 mm bis 4 mm. Die Fühler haben eine deutlich abgesetzte dreigliedrige
Endkeule. Die 0,6 mm x 0,4 mm großen, weißen Eier haften infolge klebriger
Oberfläche auf den Substratteilchen, sie sind schwer zu erkennen. Die weiß bis
gelblichbraunen Larven werden l,2 mm lang, Mit 8 mm Länge gelten sie als
ausgewachsen und haben einen dunkel gefärbten Kopf, drei Paar Füße und am 9.
Hinterleibssegment 2 fleischige Nachschieber. Die braunfarbene Puppe misst 3 mm
bis 4 mm und ist an den Hinterleibssegmenten mit seitlichen Auslappungen und einer
nach hinten ragenden Gabel (Abdominalgabel) ausgestattet. Das Weibchen legt
täglich zwei bis 18 Eier lose in das Lagergut ab, insgesamt in bis zu 400 Tagen bis zu
1000. Die Larven schlüpfen nach drei bis 14 Tagen. Nach sechs bis 12 Häutungen
verpuppt sie sich im Nahrungssubstrat. Die Gesamtentwicklung dauert bei 22°C etwa
93 Tage. Die Käfer fliegen wenig. Sie überstehen niedere Temperaturen für längerer
Zeit nicht. Bei 7°C überleben sie etwa 25 Tage, bei -6 °C weniger als einen Tag. Dieser
Käfer tritt auch als Räuber anderer Vorratsschädlinge auf. Er ist konkurrenzschwächer als Tribolium confusum. Ein charakteristisches Schadbild fehlt. Hohe
Fruchtbarkeit und kurze Entwicklungszeiten bei höheren Temperaturen verursachen
bei massenhaftem Befall durch den Rotbraunen Reismehlkäfer hohe Masseverluste.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
-Dieser Käfer ist ein gefürchteter Schädling der Nahrungsmittelindustrie.
Befallenes Mehl verfärbt sich rosa und nimmt einen spezifischen Geruch an.
Geruch und Geschmack von Backwaren werden auch beeinträchtigt. Die
Veränderungen bewirkt eine abgegebene Substanz, ein Chinon, das
insektizide Eigenschaften aufweist und nach neueren Untersuchungen auch
krebserregend sein soll. Gegenüber den Masseverlusten wiegen die Verluste
durch Verderb infolge Geruchsbeeinträchtigung fast noch schwerer. Das
Massenauftreten des Rotbraunen Reismehlkäfers im Lagergetreide setzt
entsprechend hohe Temperaturen voraus. Er tritt meistens zusammen mit
anderen Schädlingen auf und befällt beschädigtes oder geschrotetes Getreide,
Hirse, Mehl, besonders Reismehl und andere Getreideerzeugnisse, Erbsen,
Bohnen, Sämereien, Baumwollsamen, Back- und Teigwaren, Kakao,
Rosinen, Feigen, Erdnüsse, Kopra, Palmkerne und andere Ölfrüchte,
Gewürze, Drogen usw. Ein Auftreten in Wohnungen lässt sich häufig einem
länger andauerndem Zugang verwilderter Haustauben zum Dachboden
zuordnen. Durch entsprechende Veränderung am Bau kann dies verhindert
werden.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
-Die Bekämpfung der Reismehlkäfer im Bereich der
Mühlenindustrie gestaltet sich schwierig. Die Käfer können dort
versteckt innerhalb der Walzenstühle, Sieb- und Putzmaschinen
oder auch in nicht ablaufenden Mehlresten in Mehlsilos leben,
von wo aus sie frische Ware befallen. Neben einer peinlichen
Sauberkeit bleibt derzeit nur die Begasung mit Sulfurylfluorid,
die innerhalb von etwa drei Tagen durchgreifend wirksam. Da
größere Mühlenbetriebe heute häufig sieben Tage pro Woche
rund um die Uhr arbeiten, gestalten sich alle längerfristigen
Bekämpfungsmaßnahmen, bei denen Maschinen oder die
gesamte Mühle für einige Tage abgestellt werden muss, als
ausgesprochen schwierig und durch den Betriebsausfall als sehr
kostenaufwändig. Fallensysteme mit Pheromonköder zur
Früherkennung dieser Schädlinge sind in Entwicklung
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Amerikanischer
Reismehlkäfer
• Schwer zu
unterscheiden
vom
Rotbraunen
Reismehlkäfer
Die bis 4 mm langen Käfer von Tribolium confusum sind hell
kastanienrot, die Seitenränder des Kopfes vor dem Auge seitlich
stark verbreitert und das Auge bis zur Hälfte durchsetzend. Die
Fühlerglieder verdicken sich allmählich zu einer nicht deutlich
ausgebildeten Endkeule. Die Flügeldecken weisen nur schwach
ausgebildete Punktreihen auf. Das Bild gibt Auskunft über die
morphologischen Unterschiede von Tribolium confusum und
Tribolium castaneum im Bereich der Leiste über dem
Auge.Entwicklung und Schadbild gleichen dem des Rotbraunen
Reismehlkäfer. Der Amerikanische Reismehlkäfer kommt im
Lagergetreide nur selten vor, er tritt häufiger in Mühlen auf
und ist dabei konkurrenzstärker als Tribolium castaneum, der
Rotbraune Reismehlkäfer. Sie sind nicht synök.
aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Mehlkäfer Larve=
„Mehlwurm“
Mottenlarven und -puppen,
Verspinnungen
1 cm
Reichmuth, 23. Februar 2011
Mehlkäfer
2 cm
Reichmuth, 23. Februar 2011
Der fast 2 cm große, fettglänzende Käfer ist oben schwarzbraun
und auf der Unterseite rotbraun gefärbt. Die Flügeldecken tragen
punktierte Längsstreifen. Die längsovalen Eier messen etwa 1 mm
x 2 mm. Die bis zu 3 cm langen rundlichen Larven nehmen nach
den Häutungen schnell gelbe bis gelbbraune Farbe an mit
dunkleren Ringen an den Segmentgrenzen. Das letzte
Hinterleibsglied trägt zwei kurze, nach oben gerichtete Dornen.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Der Mehlkäfer tritt in Mühlenbetrieben und Bäckereien Mitteleuropas seit
Jahrhunderten häufig auf. Unter den vorratsschädlichen Insekten ist er mit 2 cm
am größten. Deshalb wird er leicht wahrgenommen und es kommt nur noch
selten zu massenhaftem Auftreten. Seine Larven können auch in morschem
Holz mit holzschädlichen Insekten und in Vogelnestern auftreten, wo dann
Mehlkäfer gelegentlich mit Holzschädlingen verwechselt werden. Als
„Mehlwürmer“ sind die Larven bei Haltern von Fischen, Reptilien und Vögeln
als Futter beliebt.
Unterhalb von 5°C sterben die Larven ab, die Temperaturen von 9°C noch
länger ertragen können. Die normale Entwicklung des Mehlkäfers verläuft im
Temperaturbereich zwischen 18°C und 35°C, optimal sind 26°C und 65% rel.
Feuchte. Frisch geschlüpfte Käfer ertragen selbst 42°C noch über drei Stunden.
Der Käfer benötigt in ungeheizten Lägern in Deutschland mit winterlicher
Unterbrechung etwa ein Jahr für eine vollständige Entwicklung, bei konstanten
20°C etwa acht Wochen. Die Larven können ohne Futter bis zu neun Monate
hungern. Etwa zehn Tage nach dem Schlupf beginnen die Weibchen mit der
Ablage von insgesamt bis zu etwa 500 Eiern in kleineren Gruppen bis zu 16.
Nach etwa sechs Wochen sterben die Käfer ab.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Getreideplattkäfer
Der bis zu 3 mm lange Getreideplattkäfer ist durch den Seitenrand
des Kopfes hinter dem Auge charakterisiert. Diese Schläfe erscheint
als kleiner zahnähnlicher Vorsprung. Sie erreicht ein Drittel der
Augenlänge. Der Halsschild trägt beiderseits sechs vorspringende,
etwa gleich dicke, spitze Seitenzähnchen. Der Käfer ist von der
Rücken- zur Bauchseite abgeflacht, graubraun- bis rostrotbraunfarben. Die Fühler haben elf Glieder mit dreigliedriger
Endkeule. Die weißen Eier messen etwa 0,8 mm x 0,3 mm. Die
weißen bis schwach gelblichen Larven tragen eine lange feine
Behaarung, ihre Brust- und Hinterleibsegmente rückenseitig braune
Flecken. Die ausgewachsenen Larven erreichen bis 4,5 mm
Körperlänge. Sie verpuppen sich frei oder in einem Kokon aus
verklebten Teilchen des Nahrungssubstrats. Die cremefarbene
Puppe erreicht Längen bis 3,2 mm. Halsschild und Hinterleibsegmente besitzen zahnförmigen Vorsprüngen.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Gemeinsam mit dem Kornkäfer ist der Getreideplattkäfer der
bedeutendste Getreideschädling, der auch in der Lebensmitteindustrie
zusammen mit dem Reismehlkäfer Tribolium confusum zu bedeutenden
Schäden führt. Der Käfer ist in Lebensmittellägern sowie in
Neubauwohnungen durch das günstige Mikroklima zum häufigsten
Schädling an Getreideprodukten geworden. In Wohnungen wird er im
Schutze der Falzverpackungen eingeschleppt. In Gebäuden mit
Fernwärme kann es lokal zu einem stärkeren Befall kommen. Der
Getreideplattkäfer hinterlässt als Schadbild keine typischen Spuren. Der
Schaden entsteht offensichtlich durch Suche nach tierischer Nahrung und
Befressen
stärkehaltiger
Getreideprodukte,
wodurch
es
zu
Masseverlusten, Qualitätsminderungen infolge Erwärmung und einer
höheren Luftfeuchte an den Wärmeherden mit nachfolgender
Schimmelpilzentwicklung kommt.
Unter günstigen mikroklimatischen Bedingungen in warmen
Getreidepartien
oder
Wärmenestern
vergrößert
sich
eine
Getreideplattkäfer-Population innerhalb eines Monats um das 50-fache.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Wegen der schnellen und massenhaften Entwicklung fürchten ihn
die Getreidelagerer. Zur Schadensabwendung ist der Zeitraum
zwischen Feststellung und Bekämpfung möglichst klein zu
halten. Anders als beim Kornkäfer bilden sich die sog. Nester
überwiegend in der Nähe der Oberfläche des Lagergetreides,
wohl auch wegen der dort allgemein vorherrschenden wärmeren
Temperaturen. Infolge der weit verbreiteten Belüftungskühlung,
bei der winterlich kühle Luft von unten her durch die
Getreideschüttung geblasen wird, reichert sich häufig
Feuchtigkeit in den oberen Getreideschichten an, wenn nicht
ausreichend lange belüftet und oben abgesaugt wird.
Angereicherte Feuchtigkeit fördert die Befallsentwicklung.
Der Getreideplattkäfer tritt bevorzugt an Getreidekörnern auch
als Schädling am Keimling, an Getreideprodukten, Backobst
sowie weiterhin an Nüssen und Rosinen auf.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Rotbrauner
Leistenkopfplattkäfer
Am Kopf- und Halsschild tragen diese etwa 2 mm langen, sehr
flach gebauten, rotbraunen Käfer zum Seitenrand parallel
verlaufende Längslinien. Die Fühler sind elfgliedrig und
überragen die Mitte des Körpers. Beim Weibchen sind sie etwas
kürzer. Die lose zwischen Körner abgelegten, weißen zylindrisch
geformten Eier messen etwa 0,6 mm. Die etwa 4 mm langen,
gelblich weißen Larven haben spärliche Behaarung, einen
braunen Kopf und ein rötlichbraunes Endsegment mit zwei
hakenförmigen Fortsätzen. Die weiße Puppe bildet sich nach
vierfacher Häutung der Larve in einem Kokon, der häufig in der
Nähe des Keimlings eines Getreidekorns gesponnen wird. Die
Unterscheidung von anderen Cryptolestes-Arten gelingt nur
durch Präparation der Genitalien oder Sichtbarmachung durch
geeignete chemische Behandlung.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Bleibt die zügige Bekämpfung nach einem Massenbefall aus,
kommt es zu Verklumpungen tief im Innern der
Getreideschüttung. Solche Käfernester können mehrere Meter
Durchmesser haben. Das Getreide backt betonartig zusammen
und kann nicht mehr gefördert werden. Die Nester müssen
mühsam ausgegraben werden, wobei sogar der Einsatz von
Presslufthämmern erforderlich werden kann, um die Festlagerung
zu zerkleinern.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Als vorrangigste Vorbeugemaßnahme wird in der Getreidelagerei die
gründliche Reinigung der Lagerstellen vor Neueinlagerung und ein Absenken
der Temperaturen im Lagergut gesehen. Wegen seiner fast explosionsartigen
Massenentwicklung in der wärmeren Jahreszeit ist schnelles Eingreifen
gefragt, wenn dieser Käfer oder der Getreideplattkäfer Oryzaephilus
surinamensis im Lager entdeckt wird. Um der weiteren massenhaften
Entwicklung vorzubeugen, wird dann häufig mit kühler frischer Luft in den
Bereich des Lagergetreides geblasen, wo die Käfer sich aufhalten. Solche
Befallsherde sind als Festlagerung zu erkennen, wenn man über das Getreide
läuft, in das man normalerweise etwa 15 cm einsinkt. Die Käfer bevorzugen
meist Schichten, die sich etwa 0,5 m unter der Getreideoberfläche befinden,
die nachts nicht so stark abkühlen. Auch ein Absaugen der Käfer wird
praktiziert, indem ein Gebläseschlauch in das Getreide eingesaugt wird. Die
Käfer werden in einem Zyklon abgeschieden und abgetötet. Die genannten
Methoden führen nie zu einer Befallstilgung und erfordern meist im
Nachhinein eine Behandlung mit Gasen wie Phosphorwasserstoff, Stickstoff
oder Kohlenstoffdioxid. Gelegentlich wird zur Bekämpfung auch Pirimiphosmethyl eingesetzt.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Brotkäfer
Erdnusssamen
-käfer
Saftkäfer
Speichermotte
[ HeuTabakmotte]
Schadzünsler
Speichermotte
Mehlmotte
Dörrobstmotte
Reichmuth, 23. Februar 2011
Mehlmotte
[Kupferrote]
Dörrobstmotte
Die Flügelspannweite des Falters der Dörrobstmotte beträgt bis
20 mm. Der körpernahe Teil des Vorderflügels ist hellgrau bis
ockergelb, der übrige Flügelteil rotbraun bis rot gefärbt und trägt
blauen Querlinien, die bei abgeflogenen Faltern nur schwer zu
erkennen sind. Die Hinterflügel sind hellgrau. Ihre
zitronenförmig weißen Eier messen etwa 0,5 mm. Die weiß,
hellrosa, oder gelbgrünlich gefärbten, fettig glänzenden Larven
wachsen nach etwa fünf Häutungen auf etwa 13 mm Länge
heran. Sie tragen einen rötlichbraun Kopf, die sog. Kopfkapsel.
Die Puppe färbt sich mit zunehmendem Alter von Hellbraun nach
Dunkelbraun und liegt geschützt in einem dichten, etwa 7 mm
langen Gespinstkokon.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Die Gesamtentwicklung der Dörrobstmotte nimmt bei 18°C bis
22°C und etwa 50% rel. Luftfeuchte 120 bis 315 Tage in
Anspruch. In unbeheizten Räumen entwickeln sich in einem Jahr
ein bis zwei Generationen. Diese inzwischen weltweit
bedeutendste Schadmottenart befällt Trockenfrüchte, Nüsse,
Mandeln, Erdnüsse, Schokolade, seltener Getreide, Sämereien,
trockene Kräuter und Insektensammlungen und verursacht
insbesondere auch durch die erforderlichen Rücknahmeaktionen
in Lebens und Futtermittelindustrie jährlich Milliardenschäden. .
Das Weibchen legt etwa 500 Eier. Die Larven können in
Diapause überwintern.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Die Bekämpfung dieser Motte erfolgt wie bei den anderen Zünslern.
Die amtlich zugelassenen Vorratsschutzmittel mit kontaktinsektizider Wirkung
enthalten Kieselgur und Pyrethrum als Wirkstoffe und sind nur mit dem
Anwendungsgebiet „Mitbehandlung von Vorräten“ zugelassen. Die Eindringtiefe
dieser Mittel in Ritzen, Spalten, in und unter Maschinen und in die befallene
Ware ist in der zugelassenen Dosierung gering, auch um die Rückstandsbildung
in behandelten Produkten gering zu halten. Lediglich Mittel mit dem Wirkstoff
Pirimiphos-methyl decken zusätzlich die Getreidebehandlung ab, haben aber auf
die im Innern der Körner lebenden Stadien, wie z. B. auf die Brut des Kornkäfers,
keine durchgreifend abtötende Wirkung. Durchgreifende Entwesung befallener
Ware und ganzer Fabriken ist mit vertretbarem Aufwand nur mit den
hochwirksamen Gasen möglich. Inerte Gase werden mit Erfolg beim
Verpackungsschutz eingesetzt. Neuere Konzepte versuchen, die biologische
Bekämpfung mit künstlich freigesetzten, natürlichen Feinden, insbesondere der
parasitierenden Wespen der Gattungen Trichogramma, Habrobracon und
Venturia zu integrieren. Das Suchverhalten dieser kleinen Wespen ist derart
ausgeprägt, dass sie selbst in Verpackungslaschen versteckt abgelegte Motteneier
aufspüren und durch Parasitierung abtöten. Insbesondere in Naturkostläden, wo
chemische Insektizide nicht eingesetzt werden, hat dieser Ansatz Aussicht auf
Erfolg.
-aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag
Reichmuth, 23. Februar 2011
Getreidemotte
Kleidermotte
Getreidemotte
Tauben
in Mühlen und
Lebensmittelfabriken
Problem: Auscheidung
pathogener Keime
Reichmuth, 23. Februar 2011
Schadnager
Mäuse
Ratten
Fraß- aber auch Kontaminationsschäden
durch Ausscheidung infektiöser Keime
Reichmuth, 23. Februar 2011
Befallswege;
Vermeidung
und
Bekämpfung
von Befall
Reichmuth, 23. Februar 2011
Reichmuth, Abteilung Vorratsschutz, 2006
Erfolgreiche Bekämpfung von
Lagerschädlingen im Biobereich
Maßnahmenkatalog:
Im Vorfeld von Befall
z peinliche Sauberkeit und Reinigung
z regelmäßige Inspektion und Überwachung
z.B. Siebung, Fallen, Temperaturerfassung
z Bauliche Maßnahmen (Gaze, Lüftung)
z Klima (Feuchte, Temperatur)
z Mechanische Maßnahmen (Prallmaschine)
Reichmuth, 23. Februar 2011
Verhindern der Ansammlung von Vorratsresten,
in denen sich die Schadinsekten entwickeln können,
z.B. hinter Maschinenabdeckungen, T-Trägern
Reichmuth, 23. Februar 2011
Früherkennung von Schadinsekten
-Früherkennung von Insekten effektvoll
mit Pheromon-beköderten Fallen realisierbar
- Sowohl Motten als auch Käfer lokalisierbar und
ihrer Populationsstärke abschätzbar
- Mit Konturkarten, die nach mehreren Fangzeiträumen
gezeichnet werden, lassen sich
Befallsherde aufspüren und wirksam bekämpfen.
Reichmuth, 23. Februar 2011
Klebefallen zur Früherkennung und Bekämpfungskontrolle:
Einsatz von Sexuallockstoffen (Pheromonen)
Reichmuth, 23. Februar 2011, Foto: A. Wudtke
1
81
Konturkarten zur Lokalisierung
Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: B. Subramanyam
Konturkarten zur Lokalisierung
Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: B. Subramanyam
Konturkarten zur Lokalisierung
Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: B. Subramanyam
Flankierende Maßnahmen:
• Fallen
• Monitoring
• Wareneingangskontrolle
• Akustische Früherkennung
Reichmuth, 23. Februar 2011
1
85
Erfolgreiche Bekämpfung von
Lagerschädlingen im Biobereich
Maßnahmenkatalog:
nach Befall
z Physikalische Bekämpfung
z Biologische Bekämpfung
z Chemische Bekämpfung
Reichmuth, 23. Februar 2011
Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: P. Fields
Direkte Einwirkzeitauf
die Insekten in Minuten
Temperaturempfindlichkeit
von Insekten
10000
Ein Tag
1000
Minuten bis zum
Tod der
ungeschützen
Insekten
100
10
1
40
50
60
Temperatur in ° Celsius
Reichmuth, 23. Februar 2011
70
Systeme zum
Erwärmen von Mühlen
System Kroll/Segur mit Brennöfen außerhalb
Reichmuth, 23. Februar 2011
Systeme zum
Erwärmen von Mühlen
System Hofmeir mit elektrischen Öfen innerhalb
Reichmuth, 23. Februar 2011
Systeme zum Erwärmen von
Mühlen
System Heiss mit Dieselgenerator
Reichmuth, 23. Februar 2011
Praktische Hitzeentwesung
Bilder mit einer Thermokamera
zur Lokalisierung von Mängeln der
Wärmedämmung
Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: C. Adler
{72 h, 55°C}
55°C
50°C
45°C
Le
is
t
G
et
en
re
R
ko
e
id
i
pf
Ta
sm
ek
M
K
p
ba
or
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la
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zi
äf
äf
äf
ä
ä
ne
fe
fe
er
er
er
r
r
r
Möglichkeiten der Anwendung von Hitze
gegen vorratsschädliche Insekten
0
1000
2000
3000
4000
Einwirkzeit in Minuten
Reichmuth, 23. Februar 2011, Daten: C. Adler
5000
6000
Reichmuth, 23. Februar 2011, Daten: Stratil und Reichmuth
Mechanische Alternative der
Mehlentwesung
Entoleter-Prallmaschine
Reichmuth, 23. Februar 2011
Verpackungsschutz
Mottenlarve an Reiskörnern
Wenige Tage alte Mottenlarve
von etwa 0,2 mm Durchmesser
beim Eindringen in eine Lebensmittelpackung
Ziel des
Verpackungsschutzes:
Durch insektendichtes
Verschließen und Versiegeln werden
verpackte Lebensmittel ohne
rückstandbildende chemische Hilfsstoffe
gegen Insektenbefall geschützt.
1
Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: A. Wudtke
96
Porendurchmesser
in Packungen,
die von einwandernden
Insekten
passiert
werden
können:
insektendicht:
< 0,1 mm
Reichmuth, 23. Februar 2011, Daten: M. Khan
Erfolgreiche Bekämpfung von
Lagerschädlingen im Biobereich
Maßnahmenkatalog:
nach Befall
z Physikalische Bekämpfung
z Biologische Bekämpfung
z Chemische Bekämpfung
Reichmuth, 23. Februar 2011
Biologischer Vorratsschutz
Definition
Biologische Bekämpfung von
Schadarthropoden mit:
1) Räuberischen Insekten und
Milben, Parasitoiden
2) Mikroben (Viren, Bakterien, Pilzen)
Reichmuth, 23. Februar 2011
Biologischer Vorratsschutz
Definition
Biotechnische Methoden mit:
• Natürlichen Insektiziden (Phytochemikalien)
• Natürlichen Lockstoffen (Pheromonen, Phytochemikalien)
• Repellierenden Stoffen (Vergrämumgsmitteln)
Abschreckenden Stoffen (Kairomonen und
Phytochemikalien)
Reichmuth, 23. Februar 2011
Biologischer Vorratsschutz
A) Vorteile im Vergleich:
• Kein Risiko chemischer Rückstände in Lebensund Futtermitteln
• Kein Risiko für Arbeiter
• Kein Risiko für die Umwelt
• Art-spezifische Bekämpfung
Reichmuth, 23. Februar 2011
Biologischer Vorratsschutz
A) Vorteile im Vergleich:
• Veränderung des Bewusstseins der
Schädlingsbekämpfer und
Verbraucher:
Verbessertes Verständnis der Biologie
der Schädlinge, ihres Schadens und
ihrer natürlicher Gegenspieler
Reichmuth, 23. Februar 2011
Biologischer Vorratsschutz
B: Nachteile im Vergleich:
• Verzögerte Wirkung der Bekämpfung
• Unvollständige Bekämpfung
• Erfordernis guter wissenschaftlich-technischer
Begleitung
• Rückstände toter biologischer Gegenspieler in
Lebens- und Futtermitteln
Reichmuth, 23. Februar 2011
Biologischer Vorratsschutz
B: Nachteile im Vergleich
• Begrenzte Verbraucherakzeptanz
• Relativ hohe Kosten
Reichmuth, 23. Februar 2011
(Tierzuchten, Logistik und
wissenschaftliche Betreuung)
Biologischer Vorratsschutz
Populationsdynaik der
Schadinsekten
Populationswachstum
des
Schädlings
Populationsdichte
Reichmuth, 23. Februar 2011
Anzahl Schadinsekten, die eine biologische Bekämpfung auslösen
Zeitachse
Historisches
Anzahl bestimmter Tiere
60
50
40
Vorratsschädlinge
30
parasitische Wespen
20
10
0
1750
1775
1800
1825
1850
1875
1900
1925
1950
Zeitliche Abfolge der Erstbeschreibung bedeutender
vorratsschädlicher Insekten und deren Gegenspieler
nach dem System von Linné ab 1758
(aus Reichmuth 2009: Vorratsschädlinge und Vorratsschutz im Wandel der Zeit. Beiträge zum Göttinger
Umwelthistorischen Kolloquium 2008-2009, 282 S., Universitätsverlag Göttingen, 17-76.)
Reichmuth, 23. Februar 2011
Verwendung Pheromon-beköderter Fallen
1. Monitoring
2. Lokalisierung der Befallsquelle
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: u. a. A. Wudtke
Biologische Bekämpfung gegen
Eier von Schadinsekten mit
0,3 mm großenTrichogramma evanescens Wespen,
welche Motteneier parasitieren
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: M. Schöller
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: M. Schöller
Biologische Bekämpfung des Reismehlkäfers mit der Wespe Holepyris silvanidis
Amerikanischer
Reismehlkäfer
Tribolium confusum
ca. 3 mm
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: S. Lorenz
Bethylidenwespe
Holepyris sylvanidis
ca. 3 mm
Frage:
• Sind Schlupfwespen in der Lage, tief in
feines oder grobes Weizenmehl
einzudringen, um dort versteckte Larven
des Reismehlkäfers zu parasitieren?
Reichmuth, 23. Februar 2011, Foto: S. Lorenz
Biologische Bekämpfung des Reismehlkäfers
mit der Wespe Holepyris silvanidis
• Wespen graben Kanäle
tief in die Substrate!
Seitliche Ansicht
Aufsicht auf das
perforierte Substrat
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: S. Lorenz
Regressions Analyse
Erfolgreiche Parasitierung [%] ..
100
80
60
40
20
0
0
2
4
6
8
10
12
14
Schütthöhe [cm]
(a) fine ground (level 1)
(b) coarse ground (level 7)
regression & extrapolation - fine ground
regression & extrapolation - coarse ground
Eindringtiefe und Parasitierung von Larven des Reismehlkäfers
Tribolium confusum durch die Schlupfwespe Holepyris sylvanidis
in grob und feingeschrotetem Mehl
Reichmuth, 23. Februar 2011, Abbildung nach S. Lorenz
Bekämpfung von Lagerschädlingen
Gefenstertes
Getreidekorn
Getreidekornoberfläche
Kornkäferlarve
Reichmuth, 23. Februar 2011, Film: U. Wyss
Erzwespe
Lariophagus
distinguendus
Kornkäferlarve
im Weizenkorn
wird paralysiert.
Bekämpfung von Lagerschädlingen
Gefenstertes
Getreidekorn
Getreidekornoberfläche
Kornkäferlarve
Reichmuth, 23. Februar 2011, Film: U. Wyss
Erzwespe
Lariophagus
distinguendus
Kornkäferlarve
im Weizenkorn
wird paralysiert.
Erfolgreiche Bekämpfung von
Lagerschädlingen im Biobereich
Maßnahmenkatalog:
z
z
z
nach Befall
Physikalische Bekämpfung
Biologische Bekämpfung
Chemische Bekämpfung
Reichmuth, 23. Februar 2011
Vorratsschutz-Insektizide heute
sog. alternative Wirkstoffe
Nur noch sehr wenige Insektizide stehen
heute für den Vorratsschutz in Deutschland
zur Verfügung:
n Natürliche Kontaktinsektizide
- Pyrethrine
- Kieselgur
o Inerte Gase
- Kohlendioxid
[- Stickstoff]
Reichmuth, 23. Februar 2011
Vorratsschutz-Insektizide heute
synthetische Wirkstoffe
Nur noch sehr wenige Insektizide stehen
heute für den Vorratsschutz in Deutschland
zur Verfügung:
n Kontaktinsektizide
- Pirimiphos-methyl (ACTELLIC)
o Gase
- Phosphan (Phosphorwasserstoff)
- Sulfurylfluorid
Reichmuth, 23. Februar 2011
Chemische Bekämpfung:
• Wachstumshemmer (IGR) [z.B. Methopren]
• Phytochemikalien:
Pyrethrum, Niem, Anethol
Entwicklungsstörungen beim
Mottenschlupf
nach NiemBehandlung
Reichmuth, 23. Februar 2011, Foto: A. Wudtke
1
119
Funktion der Insektizide:
Blockade wichtiger Organe und Funktionen
–
–
–
–
Nerven, Atmung, Stoffwechsel
Vermehrung
Metamorphose
Chitinsynthese
Resistenzbildung
Reichmuth, 23. Februar 2011
Motten (Lepidoptera)
•rel. Widerstandsfähigkeit in %
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Insektizide
Gase
CO2/Hochdruk
Eier (1)
Larven (2)
Puppen (3)
Imagines (4)
1
2
3
4
Stadien
Kupferrote Dörrobstmotte
Reichmuth, 23. Februar 2011
Reichmuth, Abteilung Vorratsschutz, Bekämpfung von Insekten 8, 2000
Historisches
Natürlich vorkommende Insektizide
1560: Die Tabakpflanze nach Europa
eingeführt
1746: Peter Collins [Botaniker]: Tabakblätter in
Wasser gegen den Pflaumenrüssler
1828: Entdeckung des Nicotins durch
Posselt und Reimann
Reichmuth, 23. Februar 2011
Historisches
Natürlich vorkommende Insektizide
1828: Sohn von Jumtikoff, Armenier aus dem
Kaukasus, produziert Pyrethrumpulver
aus Chrysanthemum roseum und
C.carneum als Antiinsektenpulver
1850: Einführung Pyrethrum in Frankreich
Reichmuth, 23. Februar 2011
Historisches
Natürlich vorkommende Insektizide
Reichmuth, 23. Februar 2011
Wechselwirkungen beim
chemischen Vorratsschutz
Pflanzenerzeugnis
Schadorganismus
Wirkstoff
Umwelt
Reichmuth, 23. Februar 2011
Einsatz insektizid-imprägnierter Abdeckungen
um Insektenbefall gestapelter Güter zu verhindern
Reichmuth, 23. Februar 2011
Einsatz inerter Stäube (Kieselgur)
zur Insektenbekämpfung
Partikel sind nur etwa 50 µm groß.
unbehandelter Reismehlkäfer
Der Tod der Tiere erfolgt
durch Austrocknung.
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: u.a. I. Mewis
kieselgurbehandelt
Chemische Bekämpfung:
• Inerte Gase
- Stickstoff und Kohlenstoffdioxid
mit geringen Sauerstoffrestgehalten (< 4 %)
Silo-Stickstoffinertisierung
bei der BEHALA Berlin
Reichmuth, 23. Februar 2011
Membrananlage zur
Stickstoffgewinnung aus Preßluft
Schädlingsbekämpfung mit Kohlenstoffdioxid
durch Sauerstoffverdrängung und Erstickung
bei Restsauerstoffgehalten in der Ware
von weniger als 6 Volumenprozent
Reichmuth, 23. Februar 2011, Grafik: A. Wudtke
Abgedichteter Stapel mit Feigen für eine CO2 Behandlung
Vollständige Mortalität von Carpophilus hemipterus,
Ephestia cautella und Carpoglyphus lactis
innerhalb von 120 h (Foto: S. Navarro)
hermetische Vakuum-Behandlung von
Trockenfrüchten und Kakaokernen
Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: E. Donahaye und S. Navarro
Tabelle: vom Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit dem Anwendungsgebiet
„Behandlung von Getreide“ und zum Teil
auch anderen Vorräten gegen vorratsschädliche Insekten zugelassenen Vorratsschutzmittel, die auch für Produkte aus dem den
ökologischen Anbau verwendet werden
können („alternative chemische Mittel“)
(aus: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2010,
Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis, 58. Auflage, Teil 5 Vorratsschutz, www.bvl.bund.de/infopsm)
Reichmuth, 23. Februar 2011
Wirkstoff
Präparat und
Hinweise
Anwendungsort und Hinweise
Dosierung und Hinweise
Kohlendioxid (995 g/kg)
Gas in Druckpackung
Kohlensäure BUSE
Maximal 5 mal
Nach Befallsbeginn
begasen
Pex Druckkammer
in Getreide, Getreideerzeugnissen, Arzneipflanzen, Tabak
Vorratsschädliche
Insekten und Milben
Einwirkungszeit: 480 min; 10 bar,
22 kg/m³
Einwirkungszeit: 90 min; 30 bar,
66 kg/m³
Kohlendioxid
(1000 g/kg)
Gas in Druckpackung
Natürliche Carbo
Kohlensäure
(023892-00/CAK)
Maximal 5 mal
Bei Bedarf
begasen
Carvex Druckkammer
in Getreideerzeugnissen, Drogen und Heilkräutern, Tee, Gewürzen,
fetthaltigen Samen, Trockenobst
Vorratsschädliche
Insekten und Milben
Einwirkungszeit: 60 min
30 bar, 66 kg/m³
Einwirkungszeit: 30 min
37 bar, 88 kg/m³
Wartezeit: F
Kohlensäure BUSE
Bei Bedarf
Begasen
In gasdichten Silozellen
ohne Kreislaufbegasung
Flachlager
Schütthöhe bis 10 m
in Getreide und in fetthaltigen Samen
Einwirkungszeit: 25 d
30 kg/t, bei 18°C - 20°C:
10 - 30 kg/t
Vorratsschädliche
Insekten und Milben
Spülen bis auf einen CO2-Gehalt
von 60-80 Vol.-%
Bei Getreidetemperaturen
5-15°C: 6 W; 15-20°C: 4 W;
20-23°C: 3 W; 23-25°C: 2 W;
25-30°C: 1 W; 30-35°C: 4 T
SILICO-SEC
(024375-00/BFA)
In leeren Räumen vor der Einlagerung , bei Befall oder Befallsgefahr,
maximal 10 Behandlungen je Jahr bzw. Kultur,
stäuben, mit Kompressor- oder motorbetriebener Stäubepistole
10 g/m²
berechnen für
Wände Decken und Böden
Wartezeit: F
In Mühlen und Speichern oder in Räumen,
Maximal 12 mal bei Befallsgefahr, pro Jahr und Kultur,
Berechnen für Wände, Decken, Böden
In Anwesenheit von Vorratsgütern
10 g/m²
Wartezeit: F
Förderband, Ein- und Umlagern, bei Befall und bei Befallsgefahr,
Maximal 1 mal bei Befallsgefahr, Zugabe in das einlaufende Getreide,
Gleichmäßig einmischen, mittels Dosiergerät oder von Hand
Vorratslagerndes Getreide
1 kg/t
Wartezeit: F
Förderband, Ein- und Umlagern,
bei Befall maximal 1 mal Behandlung pro Jahr und Kultur
Zugabe in das einlaufende Getreide, mittels Dosiergerät oder von
Hand
Vorratslagerndes Getreide
2 kg/t
Wartezeit: F
Kieselgur
Kontaktpulver
1000 g/kg
Reichmuth, 23. Februar 2011
Wirkstoff
Präparat und
Hinweise
Anwendungsort und Hinweise
Dosierung und Hinweise
Pyrethrine (3,85 g/l)
Kaltvernebelungsmittel
Detmolin P
(040395-FRO)
bis 31.12.2013
In Mühlen, auch in Räumen von Lebensmittelbetrieben zur Lagerung und
Bearbeitung on Pflanzenerzeugnissen oder in Speichern,
Nach Befallsbeginn
Max. 8 mal behandeln
In Anwesenheit von Vorratsgütern
Motten
100 ml je 100 m³
Einwirkungszeit: 6 Stunden
Wartezeit: F
Pyrethrine (3,85 g/l)
Kaltvernebelungsmittel
Detmolin P
(040395-FRO)
bis 31.12.2013
In Mühlen, auch in Räumen von Lebensmittelbetrieben zur Lagerung und
Bearbeitung on Pflanzenerzeugnissen oder in Speichern,
Nach Befallsbeginn
Max. 2 mal behandeln
In Anwesenheit von Vorratsgütern
Insekten als Vorratsschädling
Ausgenommen Tribolium-Arten
600 ml je 100 m³
Einwirkungszeit: 6 Stunden
Wartezeit: F
Pyrethrine (4 g/l)
Kaltvernebelungsmittel
INSEKTINILRaumnebel-fuerte
(033141-00)/ HEN
Aco.sol PY-Z
(033141/ HEN;
ACG)
Microsol-pyrhofluid (033141-61/
HEN; MIC)
In Mühlen, auch in Räumen von Lebensmittelbetrieben zur Lagerung und
Bearbeitung on Pflanzenerzeugnissen oder in Speichern,
Nach Befallsbeginn
Max. 1 mal behandeln [Motten: max. 3 mal behandeln]
Heiß- oder kaltnebeln
In Anwesenheit von Getreideerzeugnissen, Verarbeitungsprodukten von
Ölsaaten, Schalenobst, Trockenobst und Tabak
Käfer: 600 ml je 100 m³
[Motten: 100 ml je 100 m³]
Einwirkungszeit: 6 Stunden
Wartezeit: F
Pyrethrine (4 g/l)
Kaltvernebelungsmittel
INSEKTINILRaumnebel-fuerte
(033141-00)/ HEN
Aco.sol PY-Z
(033141/ HEN;
ACG)
Microsol-pyrhofluid (033141-61/
HEN; MIC)
In Speichern, darunter fallen Lagerräume in Lebensmittelbetrieben und
landwirtschaftliche Lagerräume
Nach Befallsbeginn
Max. 3 mal behandeln [Motten: max. 10 mal behandeln]
Heiß- oder kaltnebeln
In Anwesenheit von Getreide
Käfer:
600 ml je 100 m³
[Motten: 100 ml je 100 m³]
Einwirkungszeit: 6 Stunden
Wartezeit: F
Reichmuth, 23. Februar 2011
1983
Vorratsschädlinge, Weidner,
228 pp. 1115 Zitate
1986
1997, 2005
1979
1997
2007
1998
1927
Integrierter Ansatz
Inspektion
Rohware, Fabrik
Monitoring
Fallen
Baudesign
Fenster, Böden
Intensive
Reinigung
Qualitätstests
Vorratsschutz
Vorratsschutz
Vorbeugung,
Vorbeugung, Befallsverhinderung
Befallsverhinderung
Feststellung der Eingangs-Getreidequalität
- Insekten
- Milben
- Mikrobielle Keime
Planung der Produktionsstraßen
- Detaillierte Optimierung
. Festlegung der Inspektionspunkte
. Festlegung der Inspektionsart
Integierte Bekämpfung
Frü
Früherfassung
von Befall
Fallen
Biologische
Bekämpfung
Physikalische
Bekämpfung Hitze
Kälte
Entoleter
Enzyklopädie
Für Schädlinge, Schaderreger,
Vorbeugung und Bekämpfung
Gebrauch chemischer Mittel,
ökonomisches Modell
Lüftung,
Überdruck
Ökologischer
Vorratsschutz
Vorratsschutz
Vorratsschutz
systematische
ämpfung
Bek
systematische Bekä
Bekämpfung
Implementierung des Vorratsschutzes in den Produktionsablauf
- Personalschulung
- Verbundplanung mit Fremdfirmen
- Risikoverminderung und sichere Lagerdauer
Planung von Rohstofflagerung
- bis Verpackung
. Detaillierte Optimierung
. Kostenabschätzungen
Reichmuth, 2010, Vorlage : F. Fleurat-Lessard und R. Wilkin
Regelmäßige
Schwachstellenüberwachung
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Blick auf das Dahlemer Versuchsgelände des ÖPV/JKI mit Experimentalstation für Gase
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