Fachgespräch „Lagerschutz im im ökologischen Landbau“, Bernburg-Strenzfeld, 23. Februar 2011, 10:15 - 11:30 Julius Kühn - Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Strategien für die Regulierung von Lagerschädlingen in Vorratsräumen für Produkte aus dem ökologischen Landbau Prof. Dr. Christoph Reichmuth Ehem. Leiter des Instituts für ökol. Chemie, Pflanzenanalytik und Vorratsschutz; JKI Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät, HU zu Berlin; Berlin-Dahlem Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich, Definitionen Reichmuth (1994)*: „Integrierter Vorratsschutz dient dem Schutz von Pflanzenerzeugnissen vor Schadorganismen. Dabei erfolgt eine Kombination von Verfahren, bei denen unter vorrangiger Berücksichtigung physikalischer, biologischer, lagertechnologischer sowie verpackungsschützender und lagerhygienischer Methoden die Anwendung chemischer Pflanzenschutzmittel auf das notwendige Maß beschränkt werden.“ *Bekämpfung von Vorratschädlingen in Durummühlen und Teigwarenfabriken. In: Vorträge der 16. Durum- und Teigwarentagung, 4.-5- Mai 1994 in Detmold, Arbeitsgemeinschaft Getreideforschung, Granum Verlag, Detmold, 112-115 Reichmuth, 23. Februar 2011 Modell zur Forschung des ÖPV/JKI PSM Lager und Silo Boden Ernte Reichmuth, 23. Februar 2011 Transport Abwehr von Lagerschädlingen im Biobereich, Definitionen Einführung Begrifflichkeiten: alternativer Vorratschutz zDefinitionen zTypische Schadbilder (Insekten, Nager, Vögel) zAbwehr von Vorbeugung bis Bekämpfung zEinsatz von Hitze und Kälte zEinsatz biologischer Bekämpfung zChemische Mittel, zugelassene Mittel Reichmuth, 23. Februar 2011 Schadbilder Totalverlust von Mais durch den Großen Kornbohrer Prostephanus truncatus (Coleoptera: Bostrichidae) Reichmuth, 23. Februar 2011 Vom Kornkäferfrass am Weizenkorn, Verlust: ein Korn pro Ei + Käferfrass Reiskäfer in Reis Von Mäusen angefressene Maiskörner Großer Kornbohrer Prostephanus truncatus auf Maiskörnern Bohnenkäfer an Bohnen, „Fenster“ für den Schlupf Laufspuren der Larven der Mehlmotte auf dem Fußboden in einer Mühle Temperaturerhöhung infolge Insektenbefall Getreidereste Baumängel in Lagerstellen Baumängel, Eintrittspforten für Schädlinge Lebensmittelreste unter Schränken in Lebensmittelfabriken Lebensmittelreste im U-Träger Festgebackene Mehlreste im Mehlsiloauslauf, Schimmel und Käferbefall wahrscheinlich Thema: Verpackungsschutz Indirekter Verpackungsschutz Mechanische Zerstörung einer Keksverpackung durch Bestempelung, Mottenlarveninvasion Käferlarvenbefall in Reispackung Mottellarvenbefall einer Pralinenpackung, Larve, Verspinnungen Lochfrass an einer Paprikapackung durch den Brotkäfer Brotkäfer an Spagetti Speckkäfer an Hundekuchen Rattenfrass an Kartonstapel, Umsturzgefahr! Nagerfraß an Plastikabdeckung einer Getreidemiete Schimmel an Getreideähren, bedeutende Mykotoxingefahr Abwehr von Lagerschädlingen im Biobereich zTypische Schadbilder (Insekten, Nager, Vögel) zAbwehr von Vorbeugung bis Bekämpfung zEinsatz von Hitze und Kälte zEinsatz biologischer Bekämpfung zChemische Mittel, zugelassene Mittel Reichmuth, 23. Februar 2011 Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich Hauptverursacher der Nöte bei der Schädlingsbekämpfung z z z z Insekten (Käfer und Motten) Nager (Ratten und Mäuse Vögel Schimmelpilze Reichmuth, 23. Februar 2011 Getreideerzeugung und Vorratsschutz nach der Ernte Ertragsbilanz für de n N ache rnte schutz in % de s We rte s de r ge samte n Ernte me nge 1 0 Aufw a nd für M a ßna hm e n 100% 1 20 80% Na che rnte ve rluste 98 60% V e rfügba re Ernte m e nge 80 40% 20% 0% ohne V S m it V S Steigerung der verfügbaren Erntemenge um ca. 18% durch Vorratsschutzmaßnahmen Reichmuth, 23. Februar 2011 Kornkäfer Kornkäfer Kornkäfer Curculio granarius (Linnaeus 1758) Calendra oder Calandra granaria (Clairville u. Schellenberg 1798) Sitophilus granarius (Schoenherr 1838) . Kurz-Portrait Kornkäfer Sitophilus granarius Vorratsschädling weltweite Verbreitung wirtschaftlich bedeutend Entwicklung bei optimalen Bedingungen: 6 - 8 Wochen an (in) allen Getreidearten und Sorten möglich (aber auch in Eicheln und Bucheckern) eurypotent (Temperatur 15-32°C) (relative Luftfeuchte 50-100 %) ausgeprägtes Aggregationsverhalten flugunfähig (verwachsene Elytren, 2. Flügelpaar reduziert) heute [ausnahmslos] synanthropisches Vorkommen Abb. Aus Reichmuth, 1997 (Vorratsschädlinge im Getreide – Aussehen – Biologie – Schadbild - Bekämpfung. Verlag Th. Mann Verlag, Gelsenkirchen) Daten zu Sitophilus nach R. Plarre, 2007, . . - Der Kornkäfer befällt u.a. Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, Hirse, Reis, Teigwaren, Buchweizen, Mehl, Kleie, Schrot, Mandeln, Erdnüsse, Erbsen, Bohnen, Soja. - Er entwickelt sich nicht in Mahlprodukten. -Vom Ei bis zur Puppe entwickelt sich der Kornkäfer im Getreidekorn, das er dabei fast vollständig ausfrisst. Nach ca. 5 Wochen bei 25°C schlüpft der Jungkäfer. Nach wenigen Tagen erfolgt die Begattung. Die Weibchen legen etwa 200 Tage lang pro Tag ein Ei ab. Die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer dauert bei 27°C 29 bis 34 Tage. Lebensdauer: 6 Monate bei 29°C und 75% rel. Luftfeuchte und 2,5 Jahre bei etwa 10°C. Kältestarre tritt bei 5°C, Wärmestarre bei 38,4°C ein. Kältetod erfolgt unterhalb von -10°C, Wärmetod oberhalb von 40°C. - In Weizen mit einer Kornfeuchte unter 9 % vermehrt der Käfer sich nicht. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Der fast 2 cm große, fettglänzende Mehlkäfer ist oben schwarzbraun und auf der Unterseite rotbraun gefärbt. Die Flügeldecken tragen punktierte Längsstreifen. Die längsovalen Eier messen etwa 1 mm x 2mm. Die bis zu 3 cm langen rundlichen Larven nehmen nach den Häutungen schnell gelbe bis gelbbraune Farbe an mit dunkleren Ringen an den Segmentgrenzen. Das letzte Hinterleibsglied trägt zwei kurze, nach oben gerichtete Dornen. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Kornkäferentwicklung Anzahl Kornkäfer aus einem begatteten Weibchen Anzahl (n) Kornkäfer 140000 120000 Anzahl Käfer (Modell: n = a+ b*t +c*t*t; a = 185; b = -13,8; c = 0,25) 100000 80000 60000 40000 20000 0 0 360 Zeit in Tagen bei 25 °C 720 • Rotbrauner Reismehlkäfer - Die hellrot-braunen Käfer von Tribolium castaneum erreichen eine Körperlänge von 3 mm bis 4 mm. Die Fühler haben eine deutlich abgesetzte dreigliedrige Endkeule. Die 0,6 mm x 0,4 mm großen, weißen Eier haften infolge klebriger Oberfläche auf den Substratteilchen, sie sind schwer zu erkennen. Die weiß bis gelblichbraunen Larven werden l,2 mm lang, Mit 8 mm Länge gelten sie als ausgewachsen und haben einen dunkel gefärbten Kopf, drei Paar Füße und am 9. Hinterleibssegment 2 fleischige Nachschieber. Die braunfarbene Puppe misst 3 mm bis 4 mm und ist an den Hinterleibssegmenten mit seitlichen Auslappungen und einer nach hinten ragenden Gabel (Abdominalgabel) ausgestattet. Das Weibchen legt täglich zwei bis 18 Eier lose in das Lagergut ab, insgesamt in bis zu 400 Tagen bis zu 1000. Die Larven schlüpfen nach drei bis 14 Tagen. Nach sechs bis 12 Häutungen verpuppt sie sich im Nahrungssubstrat. Die Gesamtentwicklung dauert bei 22°C etwa 93 Tage. Die Käfer fliegen wenig. Sie überstehen niedere Temperaturen für längerer Zeit nicht. Bei 7°C überleben sie etwa 25 Tage, bei -6 °C weniger als einen Tag. Dieser Käfer tritt auch als Räuber anderer Vorratsschädlinge auf. Er ist konkurrenzschwächer als Tribolium confusum. Ein charakteristisches Schadbild fehlt. Hohe Fruchtbarkeit und kurze Entwicklungszeiten bei höheren Temperaturen verursachen bei massenhaftem Befall durch den Rotbraunen Reismehlkäfer hohe Masseverluste. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 -Dieser Käfer ist ein gefürchteter Schädling der Nahrungsmittelindustrie. Befallenes Mehl verfärbt sich rosa und nimmt einen spezifischen Geruch an. Geruch und Geschmack von Backwaren werden auch beeinträchtigt. Die Veränderungen bewirkt eine abgegebene Substanz, ein Chinon, das insektizide Eigenschaften aufweist und nach neueren Untersuchungen auch krebserregend sein soll. Gegenüber den Masseverlusten wiegen die Verluste durch Verderb infolge Geruchsbeeinträchtigung fast noch schwerer. Das Massenauftreten des Rotbraunen Reismehlkäfers im Lagergetreide setzt entsprechend hohe Temperaturen voraus. Er tritt meistens zusammen mit anderen Schädlingen auf und befällt beschädigtes oder geschrotetes Getreide, Hirse, Mehl, besonders Reismehl und andere Getreideerzeugnisse, Erbsen, Bohnen, Sämereien, Baumwollsamen, Back- und Teigwaren, Kakao, Rosinen, Feigen, Erdnüsse, Kopra, Palmkerne und andere Ölfrüchte, Gewürze, Drogen usw. Ein Auftreten in Wohnungen lässt sich häufig einem länger andauerndem Zugang verwilderter Haustauben zum Dachboden zuordnen. Durch entsprechende Veränderung am Bau kann dies verhindert werden. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 -Die Bekämpfung der Reismehlkäfer im Bereich der Mühlenindustrie gestaltet sich schwierig. Die Käfer können dort versteckt innerhalb der Walzenstühle, Sieb- und Putzmaschinen oder auch in nicht ablaufenden Mehlresten in Mehlsilos leben, von wo aus sie frische Ware befallen. Neben einer peinlichen Sauberkeit bleibt derzeit nur die Begasung mit Sulfurylfluorid, die innerhalb von etwa drei Tagen durchgreifend wirksam. Da größere Mühlenbetriebe heute häufig sieben Tage pro Woche rund um die Uhr arbeiten, gestalten sich alle längerfristigen Bekämpfungsmaßnahmen, bei denen Maschinen oder die gesamte Mühle für einige Tage abgestellt werden muss, als ausgesprochen schwierig und durch den Betriebsausfall als sehr kostenaufwändig. Fallensysteme mit Pheromonköder zur Früherkennung dieser Schädlinge sind in Entwicklung -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Amerikanischer Reismehlkäfer • Schwer zu unterscheiden vom Rotbraunen Reismehlkäfer Die bis 4 mm langen Käfer von Tribolium confusum sind hell kastanienrot, die Seitenränder des Kopfes vor dem Auge seitlich stark verbreitert und das Auge bis zur Hälfte durchsetzend. Die Fühlerglieder verdicken sich allmählich zu einer nicht deutlich ausgebildeten Endkeule. Die Flügeldecken weisen nur schwach ausgebildete Punktreihen auf. Das Bild gibt Auskunft über die morphologischen Unterschiede von Tribolium confusum und Tribolium castaneum im Bereich der Leiste über dem Auge.Entwicklung und Schadbild gleichen dem des Rotbraunen Reismehlkäfer. Der Amerikanische Reismehlkäfer kommt im Lagergetreide nur selten vor, er tritt häufiger in Mühlen auf und ist dabei konkurrenzstärker als Tribolium castaneum, der Rotbraune Reismehlkäfer. Sie sind nicht synök. aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Mehlkäfer Larve= „Mehlwurm“ Mottenlarven und -puppen, Verspinnungen 1 cm Reichmuth, 23. Februar 2011 Mehlkäfer 2 cm Reichmuth, 23. Februar 2011 Der fast 2 cm große, fettglänzende Käfer ist oben schwarzbraun und auf der Unterseite rotbraun gefärbt. Die Flügeldecken tragen punktierte Längsstreifen. Die längsovalen Eier messen etwa 1 mm x 2 mm. Die bis zu 3 cm langen rundlichen Larven nehmen nach den Häutungen schnell gelbe bis gelbbraune Farbe an mit dunkleren Ringen an den Segmentgrenzen. Das letzte Hinterleibsglied trägt zwei kurze, nach oben gerichtete Dornen. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Der Mehlkäfer tritt in Mühlenbetrieben und Bäckereien Mitteleuropas seit Jahrhunderten häufig auf. Unter den vorratsschädlichen Insekten ist er mit 2 cm am größten. Deshalb wird er leicht wahrgenommen und es kommt nur noch selten zu massenhaftem Auftreten. Seine Larven können auch in morschem Holz mit holzschädlichen Insekten und in Vogelnestern auftreten, wo dann Mehlkäfer gelegentlich mit Holzschädlingen verwechselt werden. Als „Mehlwürmer“ sind die Larven bei Haltern von Fischen, Reptilien und Vögeln als Futter beliebt. Unterhalb von 5°C sterben die Larven ab, die Temperaturen von 9°C noch länger ertragen können. Die normale Entwicklung des Mehlkäfers verläuft im Temperaturbereich zwischen 18°C und 35°C, optimal sind 26°C und 65% rel. Feuchte. Frisch geschlüpfte Käfer ertragen selbst 42°C noch über drei Stunden. Der Käfer benötigt in ungeheizten Lägern in Deutschland mit winterlicher Unterbrechung etwa ein Jahr für eine vollständige Entwicklung, bei konstanten 20°C etwa acht Wochen. Die Larven können ohne Futter bis zu neun Monate hungern. Etwa zehn Tage nach dem Schlupf beginnen die Weibchen mit der Ablage von insgesamt bis zu etwa 500 Eiern in kleineren Gruppen bis zu 16. Nach etwa sechs Wochen sterben die Käfer ab. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Getreideplattkäfer Der bis zu 3 mm lange Getreideplattkäfer ist durch den Seitenrand des Kopfes hinter dem Auge charakterisiert. Diese Schläfe erscheint als kleiner zahnähnlicher Vorsprung. Sie erreicht ein Drittel der Augenlänge. Der Halsschild trägt beiderseits sechs vorspringende, etwa gleich dicke, spitze Seitenzähnchen. Der Käfer ist von der Rücken- zur Bauchseite abgeflacht, graubraun- bis rostrotbraunfarben. Die Fühler haben elf Glieder mit dreigliedriger Endkeule. Die weißen Eier messen etwa 0,8 mm x 0,3 mm. Die weißen bis schwach gelblichen Larven tragen eine lange feine Behaarung, ihre Brust- und Hinterleibsegmente rückenseitig braune Flecken. Die ausgewachsenen Larven erreichen bis 4,5 mm Körperlänge. Sie verpuppen sich frei oder in einem Kokon aus verklebten Teilchen des Nahrungssubstrats. Die cremefarbene Puppe erreicht Längen bis 3,2 mm. Halsschild und Hinterleibsegmente besitzen zahnförmigen Vorsprüngen. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Gemeinsam mit dem Kornkäfer ist der Getreideplattkäfer der bedeutendste Getreideschädling, der auch in der Lebensmitteindustrie zusammen mit dem Reismehlkäfer Tribolium confusum zu bedeutenden Schäden führt. Der Käfer ist in Lebensmittellägern sowie in Neubauwohnungen durch das günstige Mikroklima zum häufigsten Schädling an Getreideprodukten geworden. In Wohnungen wird er im Schutze der Falzverpackungen eingeschleppt. In Gebäuden mit Fernwärme kann es lokal zu einem stärkeren Befall kommen. Der Getreideplattkäfer hinterlässt als Schadbild keine typischen Spuren. Der Schaden entsteht offensichtlich durch Suche nach tierischer Nahrung und Befressen stärkehaltiger Getreideprodukte, wodurch es zu Masseverlusten, Qualitätsminderungen infolge Erwärmung und einer höheren Luftfeuchte an den Wärmeherden mit nachfolgender Schimmelpilzentwicklung kommt. Unter günstigen mikroklimatischen Bedingungen in warmen Getreidepartien oder Wärmenestern vergrößert sich eine Getreideplattkäfer-Population innerhalb eines Monats um das 50-fache. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Wegen der schnellen und massenhaften Entwicklung fürchten ihn die Getreidelagerer. Zur Schadensabwendung ist der Zeitraum zwischen Feststellung und Bekämpfung möglichst klein zu halten. Anders als beim Kornkäfer bilden sich die sog. Nester überwiegend in der Nähe der Oberfläche des Lagergetreides, wohl auch wegen der dort allgemein vorherrschenden wärmeren Temperaturen. Infolge der weit verbreiteten Belüftungskühlung, bei der winterlich kühle Luft von unten her durch die Getreideschüttung geblasen wird, reichert sich häufig Feuchtigkeit in den oberen Getreideschichten an, wenn nicht ausreichend lange belüftet und oben abgesaugt wird. Angereicherte Feuchtigkeit fördert die Befallsentwicklung. Der Getreideplattkäfer tritt bevorzugt an Getreidekörnern auch als Schädling am Keimling, an Getreideprodukten, Backobst sowie weiterhin an Nüssen und Rosinen auf. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Rotbrauner Leistenkopfplattkäfer Am Kopf- und Halsschild tragen diese etwa 2 mm langen, sehr flach gebauten, rotbraunen Käfer zum Seitenrand parallel verlaufende Längslinien. Die Fühler sind elfgliedrig und überragen die Mitte des Körpers. Beim Weibchen sind sie etwas kürzer. Die lose zwischen Körner abgelegten, weißen zylindrisch geformten Eier messen etwa 0,6 mm. Die etwa 4 mm langen, gelblich weißen Larven haben spärliche Behaarung, einen braunen Kopf und ein rötlichbraunes Endsegment mit zwei hakenförmigen Fortsätzen. Die weiße Puppe bildet sich nach vierfacher Häutung der Larve in einem Kokon, der häufig in der Nähe des Keimlings eines Getreidekorns gesponnen wird. Die Unterscheidung von anderen Cryptolestes-Arten gelingt nur durch Präparation der Genitalien oder Sichtbarmachung durch geeignete chemische Behandlung. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Bleibt die zügige Bekämpfung nach einem Massenbefall aus, kommt es zu Verklumpungen tief im Innern der Getreideschüttung. Solche Käfernester können mehrere Meter Durchmesser haben. Das Getreide backt betonartig zusammen und kann nicht mehr gefördert werden. Die Nester müssen mühsam ausgegraben werden, wobei sogar der Einsatz von Presslufthämmern erforderlich werden kann, um die Festlagerung zu zerkleinern. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Als vorrangigste Vorbeugemaßnahme wird in der Getreidelagerei die gründliche Reinigung der Lagerstellen vor Neueinlagerung und ein Absenken der Temperaturen im Lagergut gesehen. Wegen seiner fast explosionsartigen Massenentwicklung in der wärmeren Jahreszeit ist schnelles Eingreifen gefragt, wenn dieser Käfer oder der Getreideplattkäfer Oryzaephilus surinamensis im Lager entdeckt wird. Um der weiteren massenhaften Entwicklung vorzubeugen, wird dann häufig mit kühler frischer Luft in den Bereich des Lagergetreides geblasen, wo die Käfer sich aufhalten. Solche Befallsherde sind als Festlagerung zu erkennen, wenn man über das Getreide läuft, in das man normalerweise etwa 15 cm einsinkt. Die Käfer bevorzugen meist Schichten, die sich etwa 0,5 m unter der Getreideoberfläche befinden, die nachts nicht so stark abkühlen. Auch ein Absaugen der Käfer wird praktiziert, indem ein Gebläseschlauch in das Getreide eingesaugt wird. Die Käfer werden in einem Zyklon abgeschieden und abgetötet. Die genannten Methoden führen nie zu einer Befallstilgung und erfordern meist im Nachhinein eine Behandlung mit Gasen wie Phosphorwasserstoff, Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid. Gelegentlich wird zur Bekämpfung auch Pirimiphosmethyl eingesetzt. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Brotkäfer Erdnusssamen -käfer Saftkäfer Speichermotte [ HeuTabakmotte] Schadzünsler Speichermotte Mehlmotte Dörrobstmotte Reichmuth, 23. Februar 2011 Mehlmotte [Kupferrote] Dörrobstmotte Die Flügelspannweite des Falters der Dörrobstmotte beträgt bis 20 mm. Der körpernahe Teil des Vorderflügels ist hellgrau bis ockergelb, der übrige Flügelteil rotbraun bis rot gefärbt und trägt blauen Querlinien, die bei abgeflogenen Faltern nur schwer zu erkennen sind. Die Hinterflügel sind hellgrau. Ihre zitronenförmig weißen Eier messen etwa 0,5 mm. Die weiß, hellrosa, oder gelbgrünlich gefärbten, fettig glänzenden Larven wachsen nach etwa fünf Häutungen auf etwa 13 mm Länge heran. Sie tragen einen rötlichbraun Kopf, die sog. Kopfkapsel. Die Puppe färbt sich mit zunehmendem Alter von Hellbraun nach Dunkelbraun und liegt geschützt in einem dichten, etwa 7 mm langen Gespinstkokon. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Die Gesamtentwicklung der Dörrobstmotte nimmt bei 18°C bis 22°C und etwa 50% rel. Luftfeuchte 120 bis 315 Tage in Anspruch. In unbeheizten Räumen entwickeln sich in einem Jahr ein bis zwei Generationen. Diese inzwischen weltweit bedeutendste Schadmottenart befällt Trockenfrüchte, Nüsse, Mandeln, Erdnüsse, Schokolade, seltener Getreide, Sämereien, trockene Kräuter und Insektensammlungen und verursacht insbesondere auch durch die erforderlichen Rücknahmeaktionen in Lebens und Futtermittelindustrie jährlich Milliardenschäden. . Das Weibchen legt etwa 500 Eier. Die Larven können in Diapause überwintern. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Die Bekämpfung dieser Motte erfolgt wie bei den anderen Zünslern. Die amtlich zugelassenen Vorratsschutzmittel mit kontaktinsektizider Wirkung enthalten Kieselgur und Pyrethrum als Wirkstoffe und sind nur mit dem Anwendungsgebiet „Mitbehandlung von Vorräten“ zugelassen. Die Eindringtiefe dieser Mittel in Ritzen, Spalten, in und unter Maschinen und in die befallene Ware ist in der zugelassenen Dosierung gering, auch um die Rückstandsbildung in behandelten Produkten gering zu halten. Lediglich Mittel mit dem Wirkstoff Pirimiphos-methyl decken zusätzlich die Getreidebehandlung ab, haben aber auf die im Innern der Körner lebenden Stadien, wie z. B. auf die Brut des Kornkäfers, keine durchgreifend abtötende Wirkung. Durchgreifende Entwesung befallener Ware und ganzer Fabriken ist mit vertretbarem Aufwand nur mit den hochwirksamen Gasen möglich. Inerte Gase werden mit Erfolg beim Verpackungsschutz eingesetzt. Neuere Konzepte versuchen, die biologische Bekämpfung mit künstlich freigesetzten, natürlichen Feinden, insbesondere der parasitierenden Wespen der Gattungen Trichogramma, Habrobracon und Venturia zu integrieren. Das Suchverhalten dieser kleinen Wespen ist derart ausgeprägt, dass sie selbst in Verpackungslaschen versteckt abgelegte Motteneier aufspüren und durch Parasitierung abtöten. Insbesondere in Naturkostläden, wo chemische Insektizide nicht eingesetzt werden, hat dieser Ansatz Aussicht auf Erfolg. -aus: Reichmuth, Ch. (1997) Vorratsschädlinge im Getreide, Mann Verlag Reichmuth, 23. Februar 2011 Getreidemotte Kleidermotte Getreidemotte Tauben in Mühlen und Lebensmittelfabriken Problem: Auscheidung pathogener Keime Reichmuth, 23. Februar 2011 Schadnager Mäuse Ratten Fraß- aber auch Kontaminationsschäden durch Ausscheidung infektiöser Keime Reichmuth, 23. Februar 2011 Befallswege; Vermeidung und Bekämpfung von Befall Reichmuth, 23. Februar 2011 Reichmuth, Abteilung Vorratsschutz, 2006 Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich Maßnahmenkatalog: Im Vorfeld von Befall z peinliche Sauberkeit und Reinigung z regelmäßige Inspektion und Überwachung z.B. Siebung, Fallen, Temperaturerfassung z Bauliche Maßnahmen (Gaze, Lüftung) z Klima (Feuchte, Temperatur) z Mechanische Maßnahmen (Prallmaschine) Reichmuth, 23. Februar 2011 Verhindern der Ansammlung von Vorratsresten, in denen sich die Schadinsekten entwickeln können, z.B. hinter Maschinenabdeckungen, T-Trägern Reichmuth, 23. Februar 2011 Früherkennung von Schadinsekten -Früherkennung von Insekten effektvoll mit Pheromon-beköderten Fallen realisierbar - Sowohl Motten als auch Käfer lokalisierbar und ihrer Populationsstärke abschätzbar - Mit Konturkarten, die nach mehreren Fangzeiträumen gezeichnet werden, lassen sich Befallsherde aufspüren und wirksam bekämpfen. Reichmuth, 23. Februar 2011 Klebefallen zur Früherkennung und Bekämpfungskontrolle: Einsatz von Sexuallockstoffen (Pheromonen) Reichmuth, 23. Februar 2011, Foto: A. Wudtke 1 81 Konturkarten zur Lokalisierung Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: B. Subramanyam Konturkarten zur Lokalisierung Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: B. Subramanyam Konturkarten zur Lokalisierung Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: B. Subramanyam Flankierende Maßnahmen: • Fallen • Monitoring • Wareneingangskontrolle • Akustische Früherkennung Reichmuth, 23. Februar 2011 1 85 Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich Maßnahmenkatalog: nach Befall z Physikalische Bekämpfung z Biologische Bekämpfung z Chemische Bekämpfung Reichmuth, 23. Februar 2011 Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: P. Fields Direkte Einwirkzeitauf die Insekten in Minuten Temperaturempfindlichkeit von Insekten 10000 Ein Tag 1000 Minuten bis zum Tod der ungeschützen Insekten 100 10 1 40 50 60 Temperatur in ° Celsius Reichmuth, 23. Februar 2011 70 Systeme zum Erwärmen von Mühlen System Kroll/Segur mit Brennöfen außerhalb Reichmuth, 23. Februar 2011 Systeme zum Erwärmen von Mühlen System Hofmeir mit elektrischen Öfen innerhalb Reichmuth, 23. Februar 2011 Systeme zum Erwärmen von Mühlen System Heiss mit Dieselgenerator Reichmuth, 23. Februar 2011 Praktische Hitzeentwesung Bilder mit einer Thermokamera zur Lokalisierung von Mängeln der Wärmedämmung Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: C. Adler {72 h, 55°C} 55°C 50°C 45°C Le is t G et en re R ko e id i pf Ta sm ek M K p ba or a ai eh la p sk nk kk t tk u lk zi äf äf äf ä ä ne fe fe er er er r r r Möglichkeiten der Anwendung von Hitze gegen vorratsschädliche Insekten 0 1000 2000 3000 4000 Einwirkzeit in Minuten Reichmuth, 23. Februar 2011, Daten: C. Adler 5000 6000 Reichmuth, 23. Februar 2011, Daten: Stratil und Reichmuth Mechanische Alternative der Mehlentwesung Entoleter-Prallmaschine Reichmuth, 23. Februar 2011 Verpackungsschutz Mottenlarve an Reiskörnern Wenige Tage alte Mottenlarve von etwa 0,2 mm Durchmesser beim Eindringen in eine Lebensmittelpackung Ziel des Verpackungsschutzes: Durch insektendichtes Verschließen und Versiegeln werden verpackte Lebensmittel ohne rückstandbildende chemische Hilfsstoffe gegen Insektenbefall geschützt. 1 Reichmuth, 23. Februar 2011, Dia: A. Wudtke 96 Porendurchmesser in Packungen, die von einwandernden Insekten passiert werden können: insektendicht: < 0,1 mm Reichmuth, 23. Februar 2011, Daten: M. Khan Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich Maßnahmenkatalog: nach Befall z Physikalische Bekämpfung z Biologische Bekämpfung z Chemische Bekämpfung Reichmuth, 23. Februar 2011 Biologischer Vorratsschutz Definition Biologische Bekämpfung von Schadarthropoden mit: 1) Räuberischen Insekten und Milben, Parasitoiden 2) Mikroben (Viren, Bakterien, Pilzen) Reichmuth, 23. Februar 2011 Biologischer Vorratsschutz Definition Biotechnische Methoden mit: • Natürlichen Insektiziden (Phytochemikalien) • Natürlichen Lockstoffen (Pheromonen, Phytochemikalien) • Repellierenden Stoffen (Vergrämumgsmitteln) Abschreckenden Stoffen (Kairomonen und Phytochemikalien) Reichmuth, 23. Februar 2011 Biologischer Vorratsschutz A) Vorteile im Vergleich: • Kein Risiko chemischer Rückstände in Lebensund Futtermitteln • Kein Risiko für Arbeiter • Kein Risiko für die Umwelt • Art-spezifische Bekämpfung Reichmuth, 23. Februar 2011 Biologischer Vorratsschutz A) Vorteile im Vergleich: • Veränderung des Bewusstseins der Schädlingsbekämpfer und Verbraucher: Verbessertes Verständnis der Biologie der Schädlinge, ihres Schadens und ihrer natürlicher Gegenspieler Reichmuth, 23. Februar 2011 Biologischer Vorratsschutz B: Nachteile im Vergleich: • Verzögerte Wirkung der Bekämpfung • Unvollständige Bekämpfung • Erfordernis guter wissenschaftlich-technischer Begleitung • Rückstände toter biologischer Gegenspieler in Lebens- und Futtermitteln Reichmuth, 23. Februar 2011 Biologischer Vorratsschutz B: Nachteile im Vergleich • Begrenzte Verbraucherakzeptanz • Relativ hohe Kosten Reichmuth, 23. Februar 2011 (Tierzuchten, Logistik und wissenschaftliche Betreuung) Biologischer Vorratsschutz Populationsdynaik der Schadinsekten Populationswachstum des Schädlings Populationsdichte Reichmuth, 23. Februar 2011 Anzahl Schadinsekten, die eine biologische Bekämpfung auslösen Zeitachse Historisches Anzahl bestimmter Tiere 60 50 40 Vorratsschädlinge 30 parasitische Wespen 20 10 0 1750 1775 1800 1825 1850 1875 1900 1925 1950 Zeitliche Abfolge der Erstbeschreibung bedeutender vorratsschädlicher Insekten und deren Gegenspieler nach dem System von Linné ab 1758 (aus Reichmuth 2009: Vorratsschädlinge und Vorratsschutz im Wandel der Zeit. Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium 2008-2009, 282 S., Universitätsverlag Göttingen, 17-76.) Reichmuth, 23. Februar 2011 Verwendung Pheromon-beköderter Fallen 1. Monitoring 2. Lokalisierung der Befallsquelle Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: u. a. A. Wudtke Biologische Bekämpfung gegen Eier von Schadinsekten mit 0,3 mm großenTrichogramma evanescens Wespen, welche Motteneier parasitieren Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: M. Schöller Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: M. Schöller Biologische Bekämpfung des Reismehlkäfers mit der Wespe Holepyris silvanidis Amerikanischer Reismehlkäfer Tribolium confusum ca. 3 mm Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: S. Lorenz Bethylidenwespe Holepyris sylvanidis ca. 3 mm Frage: • Sind Schlupfwespen in der Lage, tief in feines oder grobes Weizenmehl einzudringen, um dort versteckte Larven des Reismehlkäfers zu parasitieren? Reichmuth, 23. Februar 2011, Foto: S. Lorenz Biologische Bekämpfung des Reismehlkäfers mit der Wespe Holepyris silvanidis • Wespen graben Kanäle tief in die Substrate! Seitliche Ansicht Aufsicht auf das perforierte Substrat Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: S. Lorenz Regressions Analyse Erfolgreiche Parasitierung [%] .. 100 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 12 14 Schütthöhe [cm] (a) fine ground (level 1) (b) coarse ground (level 7) regression & extrapolation - fine ground regression & extrapolation - coarse ground Eindringtiefe und Parasitierung von Larven des Reismehlkäfers Tribolium confusum durch die Schlupfwespe Holepyris sylvanidis in grob und feingeschrotetem Mehl Reichmuth, 23. Februar 2011, Abbildung nach S. Lorenz Bekämpfung von Lagerschädlingen Gefenstertes Getreidekorn Getreidekornoberfläche Kornkäferlarve Reichmuth, 23. Februar 2011, Film: U. Wyss Erzwespe Lariophagus distinguendus Kornkäferlarve im Weizenkorn wird paralysiert. Bekämpfung von Lagerschädlingen Gefenstertes Getreidekorn Getreidekornoberfläche Kornkäferlarve Reichmuth, 23. Februar 2011, Film: U. Wyss Erzwespe Lariophagus distinguendus Kornkäferlarve im Weizenkorn wird paralysiert. Erfolgreiche Bekämpfung von Lagerschädlingen im Biobereich Maßnahmenkatalog: z z z nach Befall Physikalische Bekämpfung Biologische Bekämpfung Chemische Bekämpfung Reichmuth, 23. Februar 2011 Vorratsschutz-Insektizide heute sog. alternative Wirkstoffe Nur noch sehr wenige Insektizide stehen heute für den Vorratsschutz in Deutschland zur Verfügung: n Natürliche Kontaktinsektizide - Pyrethrine - Kieselgur o Inerte Gase - Kohlendioxid [- Stickstoff] Reichmuth, 23. Februar 2011 Vorratsschutz-Insektizide heute synthetische Wirkstoffe Nur noch sehr wenige Insektizide stehen heute für den Vorratsschutz in Deutschland zur Verfügung: n Kontaktinsektizide - Pirimiphos-methyl (ACTELLIC) o Gase - Phosphan (Phosphorwasserstoff) - Sulfurylfluorid Reichmuth, 23. Februar 2011 Chemische Bekämpfung: • Wachstumshemmer (IGR) [z.B. Methopren] • Phytochemikalien: Pyrethrum, Niem, Anethol Entwicklungsstörungen beim Mottenschlupf nach NiemBehandlung Reichmuth, 23. Februar 2011, Foto: A. Wudtke 1 119 Funktion der Insektizide: Blockade wichtiger Organe und Funktionen – – – – Nerven, Atmung, Stoffwechsel Vermehrung Metamorphose Chitinsynthese Resistenzbildung Reichmuth, 23. Februar 2011 Motten (Lepidoptera) •rel. Widerstandsfähigkeit in % 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Insektizide Gase CO2/Hochdruk Eier (1) Larven (2) Puppen (3) Imagines (4) 1 2 3 4 Stadien Kupferrote Dörrobstmotte Reichmuth, 23. Februar 2011 Reichmuth, Abteilung Vorratsschutz, Bekämpfung von Insekten 8, 2000 Historisches Natürlich vorkommende Insektizide 1560: Die Tabakpflanze nach Europa eingeführt 1746: Peter Collins [Botaniker]: Tabakblätter in Wasser gegen den Pflaumenrüssler 1828: Entdeckung des Nicotins durch Posselt und Reimann Reichmuth, 23. Februar 2011 Historisches Natürlich vorkommende Insektizide 1828: Sohn von Jumtikoff, Armenier aus dem Kaukasus, produziert Pyrethrumpulver aus Chrysanthemum roseum und C.carneum als Antiinsektenpulver 1850: Einführung Pyrethrum in Frankreich Reichmuth, 23. Februar 2011 Historisches Natürlich vorkommende Insektizide Reichmuth, 23. Februar 2011 Wechselwirkungen beim chemischen Vorratsschutz Pflanzenerzeugnis Schadorganismus Wirkstoff Umwelt Reichmuth, 23. Februar 2011 Einsatz insektizid-imprägnierter Abdeckungen um Insektenbefall gestapelter Güter zu verhindern Reichmuth, 23. Februar 2011 Einsatz inerter Stäube (Kieselgur) zur Insektenbekämpfung Partikel sind nur etwa 50 µm groß. unbehandelter Reismehlkäfer Der Tod der Tiere erfolgt durch Austrocknung. Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: u.a. I. Mewis kieselgurbehandelt Chemische Bekämpfung: • Inerte Gase - Stickstoff und Kohlenstoffdioxid mit geringen Sauerstoffrestgehalten (< 4 %) Silo-Stickstoffinertisierung bei der BEHALA Berlin Reichmuth, 23. Februar 2011 Membrananlage zur Stickstoffgewinnung aus Preßluft Schädlingsbekämpfung mit Kohlenstoffdioxid durch Sauerstoffverdrängung und Erstickung bei Restsauerstoffgehalten in der Ware von weniger als 6 Volumenprozent Reichmuth, 23. Februar 2011, Grafik: A. Wudtke Abgedichteter Stapel mit Feigen für eine CO2 Behandlung Vollständige Mortalität von Carpophilus hemipterus, Ephestia cautella und Carpoglyphus lactis innerhalb von 120 h (Foto: S. Navarro) hermetische Vakuum-Behandlung von Trockenfrüchten und Kakaokernen Reichmuth, 23. Februar 2011, Fotos: E. Donahaye und S. Navarro Tabelle: vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit dem Anwendungsgebiet „Behandlung von Getreide“ und zum Teil auch anderen Vorräten gegen vorratsschädliche Insekten zugelassenen Vorratsschutzmittel, die auch für Produkte aus dem den ökologischen Anbau verwendet werden können („alternative chemische Mittel“) (aus: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2010, Pflanzenschutzmittel-Verzeichnis, 58. Auflage, Teil 5 Vorratsschutz, www.bvl.bund.de/infopsm) Reichmuth, 23. Februar 2011 Wirkstoff Präparat und Hinweise Anwendungsort und Hinweise Dosierung und Hinweise Kohlendioxid (995 g/kg) Gas in Druckpackung Kohlensäure BUSE Maximal 5 mal Nach Befallsbeginn begasen Pex Druckkammer in Getreide, Getreideerzeugnissen, Arzneipflanzen, Tabak Vorratsschädliche Insekten und Milben Einwirkungszeit: 480 min; 10 bar, 22 kg/m³ Einwirkungszeit: 90 min; 30 bar, 66 kg/m³ Kohlendioxid (1000 g/kg) Gas in Druckpackung Natürliche Carbo Kohlensäure (023892-00/CAK) Maximal 5 mal Bei Bedarf begasen Carvex Druckkammer in Getreideerzeugnissen, Drogen und Heilkräutern, Tee, Gewürzen, fetthaltigen Samen, Trockenobst Vorratsschädliche Insekten und Milben Einwirkungszeit: 60 min 30 bar, 66 kg/m³ Einwirkungszeit: 30 min 37 bar, 88 kg/m³ Wartezeit: F Kohlensäure BUSE Bei Bedarf Begasen In gasdichten Silozellen ohne Kreislaufbegasung Flachlager Schütthöhe bis 10 m in Getreide und in fetthaltigen Samen Einwirkungszeit: 25 d 30 kg/t, bei 18°C - 20°C: 10 - 30 kg/t Vorratsschädliche Insekten und Milben Spülen bis auf einen CO2-Gehalt von 60-80 Vol.-% Bei Getreidetemperaturen 5-15°C: 6 W; 15-20°C: 4 W; 20-23°C: 3 W; 23-25°C: 2 W; 25-30°C: 1 W; 30-35°C: 4 T SILICO-SEC (024375-00/BFA) In leeren Räumen vor der Einlagerung , bei Befall oder Befallsgefahr, maximal 10 Behandlungen je Jahr bzw. Kultur, stäuben, mit Kompressor- oder motorbetriebener Stäubepistole 10 g/m² berechnen für Wände Decken und Böden Wartezeit: F In Mühlen und Speichern oder in Räumen, Maximal 12 mal bei Befallsgefahr, pro Jahr und Kultur, Berechnen für Wände, Decken, Böden In Anwesenheit von Vorratsgütern 10 g/m² Wartezeit: F Förderband, Ein- und Umlagern, bei Befall und bei Befallsgefahr, Maximal 1 mal bei Befallsgefahr, Zugabe in das einlaufende Getreide, Gleichmäßig einmischen, mittels Dosiergerät oder von Hand Vorratslagerndes Getreide 1 kg/t Wartezeit: F Förderband, Ein- und Umlagern, bei Befall maximal 1 mal Behandlung pro Jahr und Kultur Zugabe in das einlaufende Getreide, mittels Dosiergerät oder von Hand Vorratslagerndes Getreide 2 kg/t Wartezeit: F Kieselgur Kontaktpulver 1000 g/kg Reichmuth, 23. Februar 2011 Wirkstoff Präparat und Hinweise Anwendungsort und Hinweise Dosierung und Hinweise Pyrethrine (3,85 g/l) Kaltvernebelungsmittel Detmolin P (040395-FRO) bis 31.12.2013 In Mühlen, auch in Räumen von Lebensmittelbetrieben zur Lagerung und Bearbeitung on Pflanzenerzeugnissen oder in Speichern, Nach Befallsbeginn Max. 8 mal behandeln In Anwesenheit von Vorratsgütern Motten 100 ml je 100 m³ Einwirkungszeit: 6 Stunden Wartezeit: F Pyrethrine (3,85 g/l) Kaltvernebelungsmittel Detmolin P (040395-FRO) bis 31.12.2013 In Mühlen, auch in Räumen von Lebensmittelbetrieben zur Lagerung und Bearbeitung on Pflanzenerzeugnissen oder in Speichern, Nach Befallsbeginn Max. 2 mal behandeln In Anwesenheit von Vorratsgütern Insekten als Vorratsschädling Ausgenommen Tribolium-Arten 600 ml je 100 m³ Einwirkungszeit: 6 Stunden Wartezeit: F Pyrethrine (4 g/l) Kaltvernebelungsmittel INSEKTINILRaumnebel-fuerte (033141-00)/ HEN Aco.sol PY-Z (033141/ HEN; ACG) Microsol-pyrhofluid (033141-61/ HEN; MIC) In Mühlen, auch in Räumen von Lebensmittelbetrieben zur Lagerung und Bearbeitung on Pflanzenerzeugnissen oder in Speichern, Nach Befallsbeginn Max. 1 mal behandeln [Motten: max. 3 mal behandeln] Heiß- oder kaltnebeln In Anwesenheit von Getreideerzeugnissen, Verarbeitungsprodukten von Ölsaaten, Schalenobst, Trockenobst und Tabak Käfer: 600 ml je 100 m³ [Motten: 100 ml je 100 m³] Einwirkungszeit: 6 Stunden Wartezeit: F Pyrethrine (4 g/l) Kaltvernebelungsmittel INSEKTINILRaumnebel-fuerte (033141-00)/ HEN Aco.sol PY-Z (033141/ HEN; ACG) Microsol-pyrhofluid (033141-61/ HEN; MIC) In Speichern, darunter fallen Lagerräume in Lebensmittelbetrieben und landwirtschaftliche Lagerräume Nach Befallsbeginn Max. 3 mal behandeln [Motten: max. 10 mal behandeln] Heiß- oder kaltnebeln In Anwesenheit von Getreide Käfer: 600 ml je 100 m³ [Motten: 100 ml je 100 m³] Einwirkungszeit: 6 Stunden Wartezeit: F Reichmuth, 23. Februar 2011 1983 Vorratsschädlinge, Weidner, 228 pp. 1115 Zitate 1986 1997, 2005 1979 1997 2007 1998 1927 Integrierter Ansatz Inspektion Rohware, Fabrik Monitoring Fallen Baudesign Fenster, Böden Intensive Reinigung Qualitätstests Vorratsschutz Vorratsschutz Vorbeugung, Vorbeugung, Befallsverhinderung Befallsverhinderung Feststellung der Eingangs-Getreidequalität - Insekten - Milben - Mikrobielle Keime Planung der Produktionsstraßen - Detaillierte Optimierung . Festlegung der Inspektionspunkte . Festlegung der Inspektionsart Integierte Bekämpfung Frü Früherfassung von Befall Fallen Biologische Bekämpfung Physikalische Bekämpfung Hitze Kälte Entoleter Enzyklopädie Für Schädlinge, Schaderreger, Vorbeugung und Bekämpfung Gebrauch chemischer Mittel, ökonomisches Modell Lüftung, Überdruck Ökologischer Vorratsschutz Vorratsschutz Vorratsschutz systematische ämpfung Bek systematische Bekä Bekämpfung Implementierung des Vorratsschutzes in den Produktionsablauf - Personalschulung - Verbundplanung mit Fremdfirmen - Risikoverminderung und sichere Lagerdauer Planung von Rohstofflagerung - bis Verpackung . Detaillierte Optimierung . Kostenabschätzungen Reichmuth, 2010, Vorlage : F. Fleurat-Lessard und R. Wilkin Regelmäßige Schwachstellenüberwachung Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Blick auf das Dahlemer Versuchsgelände des ÖPV/JKI mit Experimentalstation für Gase