Dokument_31.

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Aus der Strahlenklinik
der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Direktor: Prof. Dr. R. Fietkau
_________________________________________________________
Der Einfluss von Entzündungszellen auf die
Prognose von Patienten mit Kardiakarzinomen des
Magens
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung der Doktorwürde
der Medizinischen Fakultät
der
Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
vorgelegt von
Albert Schindler
aus
Teublitz
Gedruckt mit Erlaubnis der
Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
Dekan:
Prof. Dr. J. Schüttler
Referent:
PD Dr. L. Distel
Korreferent:
Prof. Dr. R. Fietkau
Tag der mündlichen Prüfung:
27.11.2012
Für meine Frau Sylvia
1
Inhaltsverzeichnis
1
Zusammenfassung ............................................................ 4
1.1
Hintergrund und Ziele
4
1.2
Methoden
4
1.3
Ergebnisse und Beobachtung
5
1.4
Praktische Schlussfolgerungen
5
2
Abstract ............................................................................. 6
3
Einleitung ........................................................................... 9
3.1
Magenkarzinom
9
3.1.1
Epidemiologie
10
3.1.2
Ätiologie
10
3.1.3
Histologie
12
3.1.4
Klassifikationen
13
3.1.4.1
Borrmann - Klassifikation
13
3.1.4.2
Siewert - Klassifikation der Karzinome des
gastro-ösophagealen Überganges (AEG)
3.1.4.3
14
Laurén - Klassifikation nach dem
Wachstumsmuster
15
3.1.4.4
TNM - Klassifikation
15
3.1.5
Klinisch - pathologische Korrelation
20
2
4
5
3.2
Dendritische Zellen
3.2.1
Entwicklung aus hämatopoetischen
21
Stammzellen
21
3.2.2
Reife Dendritische Zellen
21
3.2.3
DC als Nahtstelle
22
3.2.4
DC als Aktivatoren der spezifischen
Immunreaktion gegen Tumoren
22
3.2.5
Erste Ergebnisse und Ausblick
23
3.3
Immunologisches Gedächtnis
24
3.3.1
Memory T-Zellen
25
3.3.2
Eigenschaften von Memory T-Zellen
26
Methoden ............................................................................ 28
4.1
Patientenauswahl
28
4.2
Tissue Microarray und Immunhistochemie
29
4.3
Immunhistologische Färbungen
32
4.3.1
Färbung mit Primärantikörper CD1a
33
4.3.2
Färbung mit Primärantikörper CD45RO
34
4.4
Auswertung
35
4.5
Statistik
36
Ergebnisse ........................................................................... 44
5.1
Studiengruppe
44
5.2
Quantifizierung
45
5.3
Prognostische Signifikanz der TIL
49
3
6
Diskussion .......................................................................... 61
7
Anhang ……………………………………………………….... 66
7.1
Tabelle I: Quantitative Auswertung der CD1a+
gefärbten Zellen (DC)
7.2
67
Tabelle II: Quantitative Auswertung der CD45RO+
gefärbten Zellen (Memory T-Zellen)
69
8
Literaturverzeichnis............................................................. 71
9
Abkürzungsverzeichnis ..................................................... 78
10
Danksagung ........................................................................ 80
11
Lebenslauf .......................................................................... 81
4
1
Zusammenfassung
1.1
Hintergrund und Ziele
Tumore werden von Lymphozyten infiltriert. Diese Infiltration wird als
Reaktion des Immunsystems auf den Tumor angesehen, da die
tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TIL) aktive Zellen der antitumoralen
Immunantwort sind. Der quantitative Umfang dieser Infiltration kann die
Prognose für das Überleben der Patienten beeinflussen und ist ein Ziel
der gegenwärtigen Forschung, da dieser quantitative Umfang als
prognostischer Parameter für den Verlauf einer malignen Erkrankung
angesehen wird. Jedoch zeigen sich für verschiedene Tumorarten
unterschiedliche, sich zum Teil widersprechende Forschungsergebnisse.
Die prognostische Signifikanz dieser TIL in der Krebstherapie wurde
bislang noch nicht komplett verstanden.
Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss von zwei tumorinfiltrierenden
Lymphozytenuntergruppen, nämlich der dendritische Zellen und der
Memory T-Zellen auf die Prognose von Patienten mit Kardiakarzinomen
des Magens zu untersuchen.
1.2
Methoden
Von insgesamt 53 Patienten mit Magenkarzinomen im Bereich der Kardia
wurden Tissue Micro Arrays (TMA) aus folgende Gewebearten angefertigt:
•
Tumorgewebe aus dem Primärtumor
•
Stromagewebe aus dem Primärtumor
•
Tumorgewebe aus einer Metastase
•
Stromagewebe aus einer Metastase und
•
lymphatisches Gewebe (Lymphknoten)
5
Die TMAs wurden immunhistochemisch mit Antikörpern gegen CD1a (für
dendritische Zellen) und gegen CD45RO (für Memory T-Zellen) gefärbt.
Zur Optimierung der Auswertung wurden die insgesamt 1126 einzelnen
Stanzbiopsien digital aufbereitet und ohne Kenntnis der Patientendaten
mit Hilfe eines Bildanalyseprogramms ausgewertet.
1.3
Ergebnisse und Beobachtung
Bezogen auf das NED-Überleben ergaben sich aus gegen CD1a+
gefärbten dendritischen Zellen bzw. gegen CD45RO+ gefärbten Memory
T-Zellen unterschiedliche Ergebnisse. Während für DC keine einheitliche
Signifikanz oder Tendenz nachgewiesen werden konnte, ergab sich für
Memory T-Zellen ein deutlicher Trend.
Je höher die Anzahl der Memory T-Zellen in den untersuchten Geweben
war (Tumor- und Stromagewebe von Primärtumor und Metastasen und im
lymphatischen Gewebe), desto besser war die Prognose für das
Überleben der Patienten
1.4
Praktische Schlussfolgerungen
Die Kenntnis der lokalen Immunantwort innerhalb eines Tumors ist von
großer Bedeutung. Sie kann nicht nur Rückschlüsse auf die Prognose für
das Überleben der Patienten liefern, sondern auch eine Basis für die
Entwicklung neuer immunologischer Therapieverfahren darstellen.
Für die dendritischen Zellen konnte in dieser Studie kein einheitliches
Ergebnis nachgewiesen werden. Die Anzahl der DC im Tumor- und
Stromagewebe des Primärtumors im Vergleich zu den Metastasen und
6
des lymphatischen Gewebes erbrachten keine Signifikanz und auch keine
einheitliche Tendenz.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen jedoch, dass insbesondere eine hohe
Anzahl von Memory T-Zellen im Tumor- und Stromagewebe des
Primärtumors und der Metastasen sowie im lymphatischen Gewebe eine
positive Tendenz für das Überleben hat.
Auch
Galon
et
al.
postulieren
in
ihrer
Publikation
„Tumor
immunosurveillance in human cancers“ (2011), dass die Memory T-Zellen
direkt in die Proliferation der Tumorzellen involviert sind. Daraus können
direkte Aussagen für die Überlebensprognose von Patienten getroffen
werden. In diesen Bereich der Medizin ist noch mehr Forschungsarbeit zu
investieren, um ausreichend Wissen für eine bessere Prognose und
Therapie von Tumoren zu generieren.
2
Abstract
Tumors are infiltrated by lymphocytes. This infiltration is seen as the
immune system’s reaction to the tumor, because the tumor infiltrating
lymphocytes (TIL) are active cells of the anti-tumoral immune response.
The quantitative extent of the infiltration can influence the patient’s
prognosis to survive, because the quantitative extent is seen as prognostic
parameter for the course of a malignant disease. However, for different
types of tumor different, partial contradictory, results of research are
found. Up to now the prognostic significance of the TIL in cancer therapy
has not been completely understood.
7
This dissertation’s objective is to study the influence of two tumor infiltrated
lymphocytes subgroups, namely dendritic cells and Memory T-cells, on the
prognosis of patients with cardia carcinoma.
Tissue Micro Arrays (TMA) of 53 patients with gastric cancer in the area of
the cardia were made from the following tissues:
•
Tumoral tissue from the primary tumor
•
Stromal tissue from the primary tumor
•
Tumoral tissue from a metastasis
•
Stromal tissue from a metastasis
•
Lymphatic tissue (lymph node)
The TMAs were immunohistochemically stained with antibodies against
CD1a (for dendritic cells) and against CD45RO (for Memory T-cells). In
order to optimize the analysis, the 1126 punch biopsies were digitally
edited and analyzed in an image recognition program without the
knowledge of medical patient data.
From the dendritic cells stained against CD1a+ and from the Memory
T-cells stained against CD45RO+ two different results arose with
reverence to NED-survival. While no consistent significance or tendency
could be detected for DC, a clear trend could be detected for Memory
T- cells.
The higher the quantity of Memory T-cells found in the examined tissue
(tumor tissue and stroma tissue from the primary tumor and metastasis,
and lymphatic tissue), the better was the patient’s survival prognosis.
8
The knowledge about local immune reaction within a tumor is of major
importance. Not only does it help draw conclusions about the patient’s
survival prognosis but it can also be a basis for the development of new
immunological therapies.
For the dendritic cells no consistent result could be found in this study.
The quantity of DC in the tumor tissue and the stroma tissue from the
primary tumor in comparison to the one from metastasis and the lymphatic
tissue, did not show any significance or consistent tendency.
However, the results of this study show that especially a high quantity of
Memory T-cells in the tumor tissue and the stroma tissue of the primary
tumor and metastasis, and lymphatic tissue suggest a positive tendency
for survival.
Also Galon et al. postulate in their publication “Tumor immunosurveillance
in human cancers” (2011) that Memory T cells are directly involved in the
proliferation of tumor cells. From there concrete conclusions for the
patients’ survival prognosis can be made. More research is to be invested
in this field in order to generate sufficient knowledge for the forecast and
the therapy of tumors.
9
3
Einleitung
3.1
Magenkarzinom
Beginn des Endes
Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,
Nur ein Gefühl, empfunden eben;
Und dennoch spricht es stets darein,
Und dennoch stört es dich zu leben.
Wenn du es andern klagen willst,
So kannst du’s nicht in Worte fassen.
Du sagst dir selber: «Es ist nichts!»
Und dennoch will es dich nicht lassen.
So seltsam fremd wird dir die Welt,
Und leis verlässt dich alles Hoffen,
Bis du es endlich, endlich weisst,
Dass dich des Todes Pfeil getroffen.
(Theodor Storm, deutscher Schriftsteller, 14.09.1817 - 04.07.1888,
verstorben an einem Magenkarzinom) [Kaiser, 2001].
10
3.1.1
Epidemiologie
Das Magenkarzinom stellt bei Männern die fünfthäufigste (medianes
Erkrankungsalter
69
Jahre)
und
bei
Frauen
die
sechsthäufigste
Tumorerkrankung dar (medianes Erkrankungsalter 74 Jahre) [Beckmann
et al, 2009]. Pro Jahr erkranken in Deutschland ca. 18.780 Personen an
Magenkrebs, wobei die Mehrzahl (rd. 11.000) Männer (in Bayern: 1277
Männer und 893 Frauen im Jahr 2006) sind [Meyer et. al., 2009]. Die
Inzidenz in Westeuropa beträgt 13 (m) bzw. 7 (w) / 100.000 / Jahr. Nur rd.
33 % der Patienten sind unter 65 Jahre alt [Beckmann et. al., 2009].
40 % der Magenkarzinome sind Karzinome vom intestinalen Typ und
25 % vom diffusen Typ. Der Anteil der gastrointestinalen Stromatumore
beträgt nur 2 %, der von neuroendokrinen Tumoren nur 1,5 %. In rd. 20 %
der Fälle fanden sich bei Diagnosestellung bereits Fernmetastasen. Bei
ca. 57 % der diagnostizierten Neuerkrankungen lag eine lokale oder
regionale Tumorausbreitung vor [Beckmann et. al., 2009].
Der Anteil der Kardiakarzinome liegt bei rd. 20 % der dokumentierten Fälle
[Beckmann et. al., 2009].
3.1.2 Ätiologie
Magenkarzinome haben multifaktorielle Ursachen:
Der wichtigste Risikofaktor für das Magenkarzinom ist die Besiedelung der
Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori (gramnegatives,
mikroaerophiles Stäbchenbakterium mit S- und U-Formen und hoher
Urease-Aktivität) [Hof et al, 2005]. Eine HP-Besiedelung des Magens
(Gastritis Typ B) geht mit einem 4 - 6 -fach gesteigerten Karzinomrisiko
einher. Es wird geschätzt, dass ca. 50 % der Magenkarzinome durch HP
11
verursacht werden. Allerdings stehen die an der Kardia gelegenen
Karzinome ätiologisch nicht mit HP in Zusammenhang [Renz-Polster et al,
2008].
Auch
Ernährungsfaktoren
Magenkarzinomen
eine
spielen
große
für
Rolle.
die
Der
hohe
Entstehung
Nitratgehalt
von
von
geräucherten, gesalzenen oder gepökelten Speisen führt zu einer
bakteriellen Umwandlung von Nitraten zu Nitriten und weiter zur Bildung
von karzinogenen Nitrosaminen. Eine gleichzeitig eingeschränkte Zufuhr
von vitaminreicher Nahrung verstärkt diese Wirkung noch, da Obst und
Gemüse eine karzinom-protektive Wirkung haben [Renz-Polster et al,
2008].
Weitere
Risikofaktoren
sind
hoher
Alkoholkonsum,
Tabakrauchen
(Nitrosamine aus Nitriten), Morbus Ménétrier (erhebliche Vergrößerung
der Schleimhautfalten und Verbreiterung des schleimbildenden Epithels
des Magens mit Zurückbildung der Haupt- und Belegzellen mit Hypo- bis
Anazidität)
und
der
Zustand
nach
einer
Billroth-II-Operation
(Refluxkrankheit des Resektionsmagens) [Renz-Polster et al, 2008].
Etwa 10 % aller Magenkarzinome treten familiär gehäuft auf, womit auch
genetische Faktoren wichtig sind, wie z.B. Mutationen des E-CadherinGens (CDH1) oder auch Mutationen hereditärer Karzinomsyndrome
(HNPCC,
FAP,
Peutz-Jeghers-Syndrom,
Li-Fraumeni-Syndrom).
Gesicherte Präkanzerosen sind adenomatöse Magenpolypen sowie die
als Folge einer Schleimhautatrophie auftretende intestinale Metaplasie,
z.B. bei autoimmuner Gastritis (Typ A). Auch adenomatöse Magenpolypen
steigern die Karziominzidenz um bis zu 20 % [Renz-Polster et al, 2008].
12
3.1.3
Histologie
Magenkarzinome werden
histologisch nach den vorherrschenden
Wachstumsmustern unterschieden: papilläre, tubuläre, muzinöse oder
siegelringzellartige Adenokarzinome. Siegelringzellen speichern den
gebildeten Schleim im abgerundeten Zytoplasma, wodurch der Kern an
den Rand der Zelle gedrängt und abgeplattet wird. Seltener sind
Plattenepithel-, kleinzellige oder undifferenzierte Karzinome [Renz-Polster
et al, 2008].
Nach
der
Ausbreitung
werden
prognostisch
zwei
Formen
von
Magenkarzinomen unterschieden, nämlich frühe und fortgeschrittene
Formen:
Das Magenfrühkarzinom ist auf die Mukosa (M-Form) und Submukosa
(SM-Form) begrenzt und weist keine Infiltration der Muscularis propria auf
(T 1 Tumor). Endo- bzw. makroskopisch unterscheidet man dabei noch
drei Grundtypen: Typ I (polypöse Form), Typ II (flache Formen mit leicht
erhabenem
Tumorgewebe)
und
Typ
III
(ulzerierte
Form).
Beim
Frühkarzinom Typ II wird nochmals unterschieden, ob die Oberfläche
erhöht (Typ II a), eben (Typ II b) oder ob die Oberfläche eingesenkt ist
(Typ II c).
Auch Kombinationsformen dieser endoskopischen Typen
kommen nach sekundärer Ulzeration vor [Böcker et al, 2004].
Das fortgeschrittene Magenkarziom überschreitet die Submukosa. Nach
der Wachstumsform wird dieses weiter unterteilt in einen intestinalen Typ,
der in das Lumen wuchert (polypöses Wachstum) und einen diffusen Typ,
der ein infiltratives (nicht polypöses) Wachstum aufweist [Renz-Polster et
al, 2008].
Bei höher differenzierten Adenokarzinomen des Magens sind die
Tumorzellen kohärent und bilden Tubuli. Sie werden deshalb tubuläre, sog
13
„intestinale“ Adenokarzinome genannt. Diese entstehen häufiger im
Antrum- und Kardiabereich.
Bei gering differenzierten Adenokarzinomen liegen die Tumorzellen diffus
verstreut bzw. nicht kohärent vor (diffuse Adenokarzinome), wobei das
diffuse Wachstum auf Mutation im Gen des Zelladhäsonsmolikuls ECadherin beruht, so dass die Zellhaftung beim diffusen Karzinom gestört
ist. Bei Operabilität ist dieser Typ mit einer radikalen Gastrektomie zu
behandeln [Renz-Polster et al, 2008].
3.1.4
Klassifikationen
Für die Klassifikation des Magenkarzinoms haben sich verschiedene
Klassifikationssysteme eingebürgert (Borrmann-, AEG-, Laurén-, TMNKlassifikation),
Lokalisationen
womit
und
die
unterschiedlichen
prognostische
Signifikanz
Wachstumsformen,
beschrieben
werden
können. Aus der TNM-Klassifikation ergibt sich das UICC-Stadium, das für
die Therapie eine wegweisende Einteilung darstellt [Wittekind, TNM 7.
Auflage, 2010].
3.1.4.1 Borrmann - Klassifikation
Die präoperativen makroskopischen Wachstumsformen werden nach
Borrmann in die Klassen „I - IV“ eingeteilt:
I
Vorwiegend exophytisch wachsende, meist breitbasige polypöse
Karzinome mit knolliger, papillärer, blumenkohlartiger oder zottiger
Oberfläche
14
II
Karzinome mit zentraler schüsselförmiger Exulzeration mit steilen
wallartig aufgeworfenen Rändern und relativ scharfer Abgrenzung
zur Umgebung
III
Karzinome mit zentraler Exulzeration ohne wallartig aufgeworfene
Ränder und mit unscharfer Abgrenzung zur Umgebung
IV
Diffuse Tumorinfiltration der Magenwand
3.1.4.2
Siewert - Klassifikation der Karzinome des gastroösophagealen Überganges (AEG)
Abb. 1: Klassifikation der Adenokarzinome des ösophago-gastralen
Übergangs [Gumpp et al, 2010].
AEG I:
1 - 5 cm oralwärts der Kardia. Dieser Tumor entwickelt sich
i.d.R. aus einem Barrettepithel des distalen Ösophagus mit
entsprechender
Karzinom)
Refluxanamnese
(eigentliches
Barrett-
15
AEG II:
Tumore in Höhe der Kardia, oral < 1 cm, aboral < 2 cm von
der Kardia entfernt (eigentliches Kardiakarzinom)
AEG III:
2
-
5
cm
von
der
Kardia
entfernt
(subkardiales
Magenkarzinom); HP-assoziiert
3.1.4.3 Laurén - Klassifikation nach dem Wachstumsmuster
Die präoperative, anhand von Biopsiematerial bestimmte LaurénKlassifikation unterscheidet drei Typen und hat Bedeutung für das
Ausmaß des Resektionsverfahrens:
Intestinaler Typ:
expansiv (polypös) wachsend und gut begrenzt
Diffuser Typ:
infiltrativ wachsend und schlecht begrenzt
Mischtyp:
im
Biopsiematerial
keine
eindeutige
Laurén-
Klassifizierung möglich
3.1.4.4 TNM - Klassifikation
Diese
Klassifikation für Karzinome
ist von
hoher prognostischer
Signifikanz. Die TNM - Klassifikation, die der Stadieneinteilung von
malignen Tumoren dient (sog. „Staging“) wurde 1943 - 1952 von dem
französischen Chirurgen Pierre Denoix entwickelt und seit 1950 von der
UICC (Union Internationale Contre le Cancer) weitergeführt und dabei
ständig modifiziert. Die Einstufung in das TNM- System erlaubt
16
prognostische Aussagen und bestimmt grundsätzlich die weitere Therapie,
die individuell angepasst wird.
Dabei haben die einzelnen Buchstaben folgende Bedeutung:
T
Tumor
Ausdehnung, Größe, Tiefeninfiltration
N
Nodes lymphatici
regionäre Lymphknotenmetastasen
M
Metastasen
hämatogene Fernmetastasen
Tx
Primärtumor kann nicht beurteilt werden
T0
Keine Evidenz für einen Primärtumor oder CUP - Syndrom
Tis
Carcinoma in situ: intraepithelialer Tumor ohne Infiltration der
Lamina propria, hochgradige Dysplasie
T1
Tumor infiltriert Lamina propria, Muscularis mucosae oder Tela
submucosa
T1a
Tumor infiltriert Lamina propria oder Lamina muscularis mucosae
T1b
Tumor infiltriert die Tela submukosa
T2
Tumor infiltriert die Muscularis propria
T3
Tumor infiltriert die Subserosa
T4
Tumor perforiert die Serosa (viszerales Peritoneum) oder infiltriert
benachbarte Strukturen
T4a
Tumor perforiert die Serosa (viszerales Peritoneum)
T4b
Tumor infiltriert benachbarte Strukturen [Wittekind: TNM 7. Aufl.
2010]
17
Anmerkungen:
1.
Benachbarte
Strukturen
transversum,
Leber,
des
Magens
Zwerchfell,
sind
Milz,
Pankreas,
Colon
Bauchwand,
Nebennieren, Niere, Dünndarm und Retroperitoneum.
2.
Intramurale Ausbreitung in das Duodenum oder Ösophagus wird
nach der tiefsten Infiltration in diesen Organen oder im Magen
klassifiziert.
3.
Ein Tumor, der sich in das Ligamentum gastrocolicum oder
gastrohepaticum ausbreitet –ohne Perforation des viszeralen
Peritoneums– wird als T3 klassifiziert [Gumpp et al, 2010].
NX
Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden
N0
Keine regionären Lymphknotenmetastasen
pN0:
Regionäre Lymphadenektomie und histologische Untersuchung
üblicherweise von 16 Lymphknoten ohne Befund
N1
Metastasen in 1 - 2 regionären Lymphknoten
N2
Metastasen in 3 - 6 regionären Lymphknoten
N3
Metastasen in 7 oder mehr regionären Lymphknoten
N3a
Metastasen in 7 - 15 regionären Lymphknoten
N3b
Metastasen in 16 oder mehr regionären Lymphknoten
M0
Keine Fernmetastasen
M1
Fernmetastasen
18
Die Fernmetastasen können mit folgenden Zusätzen weiter spezifiziert
werden:
OSS
Knochenmetastasen
PUL
Lungenmetastasen
HEP
Lebermetastasen
BRA
Hirnmetastasen
MAR
Knochenmarksmetastasen
PLE
Pleurametastasen
PER
Peretonealmetastasen
ADR
Nebennierenmetastasen
Anmerkung:
Fernmetastasen schließen peritoneale Metastasen (Aussaat) und positive
Peritonealzytologie sowie Tumoren im Netz, soweit diese nicht Teil einer
kontinuierlichen Ausbreitung sind, mit ein.
Mit folgenden Präfixen kann dem TNM - System noch weitere
Aussagekraft verliehen werden:
p
postoperativ-histopathologisch
c
klinisches Stadium
r
Rezidiv
u
Nachweis mittels Ultraschall
y
neoadjuvante Therapie
a
Feststellung nach Autopsie
Daraus ergibt sich die Stadieneinteilung der „Union Internationale Contre
le Cancer“ (UICC), die für die Auswahl der Patienten zu dieser Studie
(siehe Ziffer 4) ebenfalls eine Rolle spielte [Gumpp et al, 2010]:
19
Stadium 0:
T is
N0
M0
Stadium I A:
T1
N0
M0
Stadium I B:
T1
N1
M0
T2
N0
M0
T1
N2
M0
T2
N1
M0
T3
N0
M0
T1
N3
M0
T2
N2
M0
T3
N1
M0
T4a
N0
M0
T2
N3
M0
T3
N2
M0
T4a
N1
M0
T3
N3
M0
T4a
N2
M0
T4b
N0, N1
M0
T4a
N3
M0
T4b
N2, N3
M0
jedes T
jedes N
M1
Stadium II A:
Stadium II B:
Stadium III A:
Stadium III B:
Stadium III C:
Stadium IV:
20
3.1.5
Klinisch - pathologische Korrelation
Je nach Tumorlokalisation und -ausbreitung haben die Patienten mit
Magenkarzinomen
unterschiedliche
Beschwerden,
die
diskret
und
unbestimmt sein können: Gewichtsabnahme, Widerwille gegen Fleisch,
Brechreiz, Druckgefühl im Oberbauch, Leistungsknick oder subfebrile
Temperaturen.
Im
fortgeschrittenen
Stadium
können
akute
Magenblutungen (u.U. mit Eisenmangelanämie und / oder okkultem Blut
im Stuhl), ein tastbar Oberbauchtumor und Magenausgangsstenosen
sowie Tumorkachexie diagnostiziert werden. Hepatomegalie, Aszites und
das Tasten der Virchow’schen Lymphknoten (links supraklavikulär) sind
Zeichen einer Metastasierung.
Grundsätzlich existieren folgende Therapiekonzepte mit im jeweiligen
Einzelfall individualisierten Anwendungen:
UICC Stadium 0 - IB:
operative Resektion mit kurativer Intention
(Gastrektomie, Lyphadenektomie)
UICC Stadium II - III B:
multimodale Therapie, möglichst in Studien
(OP, ggf. neoadjuvante Cx / IORT / adjuvante
RxCx)
UICC Stadium IV:
palliative lokale / systemische Therapie
(Cx, OP, Schmerztherapie)
21
3.2
Dendritische Zellen
3.2.1
Entwicklung aus hämatopoetischen Stammzellen
Ausgehend von einer pluripotenten hämatopoetischen Stammzelle werden
mit Hilfe von Wachstums- und Differenzierungsfaktoren verschiedene
Zelllinien entwickelt. Die myeloische Zelllinie führt zunächst zu einer
Vorläuferzelle
(GEMM-Vorläuferzelle),
aus
der
sich
Granulozyten,
Erythrozyten, Megakaryozyten und Markophagen entwickeln. Aus diesen
GEMM - Kolonien differenzieren sich über sog. EM-Vorläuferzellen
(Erythroblasten und Megakaryozyten) die Erythrozyten und Thrombozyten
und über die sog. GM-Vorläuferzellen sowohl die Granulozyten als auch
die Monozyten und Markophagen. Aus den im Blut zirkulierenden
Monozyten können sich gewebsständige Markophagen und auch DC
(Dendritische Zellen) entwickeln. Diese im Blutkreislauf rezirkulierenden
Zellen befinden sich im ruhenden Zustand und werden auch als „unreife
dendritische Zellen“ bezeichnet [Hof et al, 2005].
3.2.2
Reife Dendritische Zellen
Bei Aktivierung im Rahmen infektiöser Prozesse weisen dendritische
Zellen eine sehr starke phagozytierende Aktivität auf. Mit zunehmendem
Aktivierungsstatus steigern sie zusätzlich massiv die Expression von
MHC-Molekülen und gehen damit von einem antigen-phagozytierenden
Zustand in einen antigen-präsentierenden Zustand über. Gleichzeitig
lösen sie sich aus dem Gewebeverband und wandern mit der
abfließenden Lymphe in die nächsten regionalen Lymphknoten, wo sie in
den parakortikalen Bereichen den T-Zellen antigene Peptide im Kontext
der MHC-Moleküle präsentieren. Mit diesen Aktivierungsprozessen ist der
Übergang von der unreifen zur reifen dendritischen Zelle verbunden [Hof
et al, 2005].
22
3.2.3
DC als Nahtstelle
Dendritische Zellen stellen durch ihre Fähigkeit zur Phagozytose und
Stimulierung einer spezifischen
Nahtstelle
zwischen
der
Antwort
von
unspezifischen
T-Lymphozyten
und
der
eine
spezifischen
Immunantwort dar. Im Gegensatz zu Markophagen können sie das
Gewebe verlassen und über die Lymphe zu den regionalen Lymphknoten
gelangen [Hof et al, 2005].
3.2.4 DC als Aktivatoren der spezifischen Immunreaktion gegen
Tumoren
Dendritische Zellen sind Immunzellen und werden auch in der
Immuntherapie von Tumoren eingesetzt. Sie werden in der Literatur als
„Außenposten des Immunsystems“ bezeichnet und sind „Wachposten“,
die fast überall im Körper lauern, um "Fremdes" aufzugreifen und dann in
die Lymphknoten oder die Milz zu transportieren.
Zum "Fremden" gehören in erster Linie Krankheitserreger, aber auch
Tumorzellen, die anhand von veränderten Oberflächenmerkmalen als
"fremd" eingestuft werden. In den Lymphorganen stimulieren dendritische
Zellen die Lymphozyten, die dann in den Körper ausschwärmen, um den
Tumor zu bekämpfen. Seit wenigen Jahren ist der Weg bekannt, wie man
die sehr schwer zu isolierenden dendritischen Zellen gewinnen kann,
nämlich aus ihren Vorstufen, die als "Monozyten" (weiße Blutkörperchen)
reichlich im Blut vorkommen. Aus nur 100 ml Blut können genügend
Monozyten für eine Impfung gewonnen werden. In spezialisierten
Immunlabors werden sie in die Zellkultur genommen, mit stimulierenden
Faktoren angeregt und entwickeln sich dann zu "Dendritischen Zellen", die
man nach einer Woche gewinnen und für die Therapie einsetzen kann.
Sie werden nun dem Lernprozess ausgesetzt, den sie auch im Körper
23
machen sollten, woran sie aber durch den Tumor auf viele Arten gehemmt
werden können. Außerhalb des Körpers, in der Zellkultur, lässt sich dieser
Entstehungs- und Lernprozess, geschützt vor dem Tumor, durchführen.
Die Zellen werden mit aufbereitetem Tumormaterial konfrontiert und
anschließend dem Patienten gespritzt. Dort wandern sie in die
Lymphknoten bzw. die Milz und kommen ihrer Aufgabe nach. Es handelt
sich um eine körpereigene Zellpräparation, wobei Nebenwirkungen, wie
sie von Fremdtransplantaten oder Fremdblut gelegentlich vorkommen,
hier nicht befürchtet werden müssen [Peters et al, 2003].
3.2.5
Erste Ergebnisse und Ausblick
Die seit einigen Jahren veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass viele
Tumoren auf diese Therapie ansprechen. Die Erfahrungen zeigen auch,
dass diese Immuntherapie sicher und nebenwirkungsarm ist. Jedoch steht
sie nicht in direkter Konkurrenz zu den etablierten Therapien (Chirurgie,
Chemotherapie
und
Strahlentherapie),
unterschiedlichen Wirkprinzipien
beruht.
da
jede
Vielmehr
Therapie
kann
dies
auf
eine
ergänzende Therapieform sein. Jedoch wurde auch nachgewiesen, dass
Hemmfaktoren, die von Tumoren ausgehen, DC an ihrer endgültigen
Ausreifung zu sog. „reifen DC“ hindern. Dadurch können DC sogar das
Gegenteil
des
gewünschten
Effektes
erzielen:
anstelle
einer
Immunaktivierung somit sogar zur Auslösung einer Immunsuppression
oder Immuntoleranz führen. Die Ausreifung zu „reifen DC“ bzw. ihre
Verhinderung ist abhängig von der Balance zwischen fördernden und
hemmenden Signalen, die um die DC konkurrieren. Hierbei scheint das
stimulierende Zytokin Interleukin-12 eine wichtige Rolle zu spielen.
Weitere Forschungsarbeiten und -ergebnisse bleiben abzuwarten [Peters
et al, 2003].
24
3.3
Immunologisches Gedächtnis
Der griechische Geschichtsschreiber Thukydides (454 v. Chr. - ca. 399396
v.Chr.)
beschreibt
in
seinem
zweiten
Buch
über
den
Peloponnesischen Krieg den Ausbruch der Pest in Athen im Jahre 430
v.Chr.:
„Diese Krankheitsart war furchtbarer als die Worte es beschreiben
können; sie befiel jeden mit einer Gewalt, die über Menschnatur
ging, Mitleid hatten doch noch die Geretteten mit den Sterbenden
und Leidenden, weil sie alles bereits kannten und selbst nun in
Sicherheit waren; denn zweimal befiel sie denselben nicht,
zumindest nicht mit tödlichem Ausgang“ [Thukydides, 2000, S.
147-149].
Diese Beobachtung stellt wahrscheinlich das erste Zeugnis über die
wichtigste Funktion des Immunsystems, nämlich die Vermittlung von
Schutz gegen Krankheitserreger durch das immunologische Gedächtnis
dar.
Das „Immunologische Gedächtnis“ kann definiert werden als die
Fähigkeit des Immunsystems, Krankheitserreger schneller und effektiver
zu bekämpfen, wenn sie dem Immunsystem bereits bekannt sind
[Janeway Ch. A. Jr. 1999, S. 402; Busch V., 2006].
Am Ende der Immunantwort auf einen „Fremdstoff“ gehen die daran
beteiligten Lymphozyten zum größten Teil durch Apoptose zu Grunde
oder werden durch Phagozytose eliminiert. Einige dieser Zellen verbleiben
jedoch im Körper und gehen in einen besondern Zustand über. Dieser
zeichnet sich durch sehr geringe Zellteilungsraten und Langlebigkeit über
Jahre aus. Diese besonderen Lymphozyten bildet die Grundlage für das
„immunologische Gedächtnis“. Es werden B- und T-Gedächtniszellen
unterschieden („Memory-Zellen“) [Busch V., 2006].
25
3.3.1
Memory T-Zellen
Bei
den
T-Lymphozyten
unterscheidet
man
verschiedene
Entwicklungsstadien: Naive T-Zellen finden sich vor dem Antigenkontakt in
den T-Zellbereichen sekundärer lymphatischer Organe und wandern
kontinuierlich auf dem Blut- oder Lymphweg durch den Körper. Die über
APC vermittelte Präsentation von Antigenen eines Pathogens aktiviert in
den T-Zellen ein Programm zur Proliferation, Produktion von Zytokinen
und Differenzierung in Effektorzellen [Busch, 1998; Badovinac, 2002;
Kaech, 2001; Mercado, 2000]. Die aktivierten Effektor-T-Zellen verlassen
die sekundären lymphatischen Organe auf dem Blutweg, um mit Hilfe von
Adhäsionsmolekülen in das Gewebe einzutreten und dort die Infektion zu
bekämpfen. Diese primäre Immunantwort endet dann mit der Apoptose
bzw. der Phagozytose der meisten T-Zellen. Jedoch bleibt eine kleine
Anzahl von T-Zellen im Körper und vermittelt Schutz gegen zukünftige
Infektionen mit demselben Pathogen. Diese Zellen werden als „Memory TZellen“ bezeichnet [Busch V., 2006].
Zu welchem Zeitpunkt diese langlebigen Memory T-Zellen entstehen, ist
ebenso wie der zugrundeliegende Mechanismus für die effektive
Generierung von Memory T-Zellen noch nicht bekannt. Es werden z.Z.
zwei Modelle diskutiert [Busch V., 2006]:
Zum einen die direkte lineare Abstammung von naiven T-Zellen, wobei
sich die Memory T-Zellen direkt -ohne das Stadium der „klassischen“
Effektorzelle durchlaufen zu haben- entwickeln. Das andere Modell geht
davon aus, dass sich die Memory T-Zellen aus den Effektorzellen
entwickeln. [Opfermann, 1999; Jacob, 1999; Ahmed, 1996; Busch V.,
2006].
26
3.3.2
Der
Eigenschaften von Memory T-Zellen
Phänotyp
von
Memory
T-Zellen
ist
durch
bestimmte
Oberflächenmarker charakterisiert. Man unterscheidet Memory T-Zellen im
aktiven Zustand und solche, die im Ruhezustand sind. Dementsprechend
ist eine klare phänotypische Definition, die Memory T-Zellen von Effektor
T-Zellen und naiven T-Zellen unterscheidet, schwierig [Sprent, 2001].
Für die homöostatische Proliferation und Erhaltung von Memory T-Zellen
könnten CD45 eine wichtige Rolle spielen. Homöostatische Proliferation
beschreibt
den
Zustand
physiologischer
Normalität,
in
dem
ein
Gleichgewicht zwischen Depletion und Proliferation herrscht, das die
Zellzahl in einem nicht-infizierten Individuum konstant hält [Janeway Ch.
A. Jr., 1999, S. 408]. CD45 wird auf allen Lymphozyten exprimiert und
amplifiziert das Signal des jeweiligen Rezeptors auf B- und T-Zellen
[Michie, 1992; Novak, 1994; Young, 1997]. CD45 erfährt auf T-Zellen
alternatives Spleißen seiner extrazellulären Domäne in zwei Isoformen.
Während die hoch molekulare Isoform CD45RA auf naiven T-Zellen zu
finden ist, findet sich die niedrig molekulare Form CD45RO auf aktivierten
T-Zellen
und
auf
Memory
T-Zellen.
CD45RO
erleichtert
die
Antigenerkennung, was zu einer schnelleren Antwort auf Antigene führt.
CD45RO+ T-Zellen werden mit jeder Zellteilung empfindlicher für
Apoptose.
Dadurch
halten
sie
einerseits
das
homöostatische
Gleichgewicht aufrecht und weisen andererseits aber Probleme bei der
Langzeiterhaltung von Memory T-Zellen auf. Somit kommt einer weiteren
Subpopulation von Memory T-Zellen, nämlich der CD45RA+, scheinbar
eine besondere Rolle für die Erhaltung von T-Zellen Memory zu. [Faint,
2001, Busch V. 2006].
Die auffälligste Eigenschaft von Memory T-Zellen ist ihre Fähigkeit, auf
Exposition mit bekannten Antigenen eine schnellere und effektivere
Antwort zu geben als naive T-Zellen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, haben
27
Memory T-Zellen sowohl bestimmte Fähigkeiten von naiven T-Zellen als
auch von Effektor T-Zellen. Die Fähigkeit von Memory T-Zellen zu
homöostatischer Proliferation, schneller Proliferation nach Antigenkontakt
und Aquisition von Effektorfunktionen und Vermittlung von protektiver
Immunität sind die drei bedeutendsten Charakteristika [Murali-Krishna,
1999; Busch V., 2006].
Nach Antigenkontakt haben Memory T-Zellen darüber hinaus die Fähigkeit
zur schnellen Expansion und raschen Produktion von Zytokinen
[Badovinac, 2000].
28
4
Methoden
4.1
Patientenauswahl
An der Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg wurden zwischen 1993 und
2004 insgesamt 135 Patienten mit der Diagnose „Adenokarzinom der
Kardia“ behandelt. Für die vorliegende Studie wurde daraus ein
homogenes Kollektiv von 53 Patienten ausgewählt, die ein invasives
Adenokarzinom des Magens vom intestinalen Subtyp (jedoch ohne distale
Metastasen nach der Laurén Klassifikation) hatten [Haas et al, 2009].
Ausgeschlossen für die Studie waren auch Patienten mit einem
ösophagealen Barrettadenokarzinom und mit einem Karzinom vom
diffusen Subtyp. Patienten ohne eine chirurgische R0-Resektion wurden
ebenso nicht in die Studie aufgenommen. Die Patienten in dieser Studie
erhielten keine neoadjuvante Radio- oder Chemotherapie [Haas et al,
2009].
Das Staging erfolgte nach der Klassifikation der „Union Internationale
Contre le Cancer“ (UICC 2002). Von den 53 Patienten waren 40 männlich
und 13 weiblich.
Insgesamt verstarben zum Stichtag (31.12.2010) 16
Patienten tumorbedingt und 4 Patienten nicht tumorbedingt wegen:
•
bösartige Neubildung des Pankreas,
•
arteriosklerotische Herzkrankheit,
•
generalisierte und nicht näher bezeichnete Arteriosklerose, sowie
•
Mammakarzinom.
Zum
Stichtag
(31.12.2010)
Mindestbeobachtungszeit
lebten
betrug
36
noch
33
Monate,
Patienten.
die
Die
maximale
Beobachtungszeit war 71,2 Monate (Median 61,0 Monate mit einem 95 %
Konfidenz - Intervall von 54,7 bis 57,8 Monaten).
29
Die Nutzung der TMAs und der Patientendaten für diese Studie waren
durch das Ethik - Komitee der Friedrich-Alexander Universität ErlangenNürnberg genehmigt worden.
4.2
Tissue Micro Array und Immunhistochemie
Um ein effizientes Arbeiten zu ermöglichen, wurden Tissue Micro Arrays
erstellt, wobei Zylinder mit einem Durchmesser von 2 Millimeter
ausgestanzt und fixiert wurden. Insgesamt wurden 8 Objektträger der o.g.
Patienten mit 539 Einzelstanzen generiert, so dass aufgrund der
Färbungen gegen CD1a+ und CD45RO+ insgesamt 1126 Einzelstanzen
beurteilt werden konnten.
Objektträger A:
-insgesamt 7 Patienten, davon
-5 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-2 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 78 Gewebestanzen
Objektträger B:
-insgesamt 6 Patienten, davon
-3 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-3 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 63 Gewebestanzen
Objektträger C:
-insgesamt 6 Patienten, davon
-4 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
30
-2 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 66 Gewebestanzen
Objektträger D:
-insgesamt 7 Patienten, davon
-2 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-5 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 69 Gewebestanzen
Objektträger E:
-insgesamt 8 Patienten, davon
-2 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-6 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 68 Gewebestanzen
Objektträger F:
-insgesamt 7 Patienten, davon
-4 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-3 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 75 Gewebestanzen
Objektträger G:
-insgesamt 7 Patienten, davon
-3 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-4 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 72 Gewebestanzen
31
Objektträger H:
-insgesamt 5 Patienten, davon
-1 Patient mit Gewebestanzen von Primärtumor,
Metastasen und lymphatischem Gewebe und
-4 Patienten mit Gewebestanzen von Primärtumor
und lymphatischem Gewebe
-insgesamt somit 48 Gewebestanzen
Pro Patient wurden aus dem
•
Primärtumor
6
TMAs
(jeweils
Tumor-
und
Stromagewebe)
genommen,
•
aus den Metastasen 3 TMAs (ebenfalls jeweils Tumor- und
Stromagewebe) und aus
•
dem lymphatischem Gewebe ebenfalls 3 TMAs.
Somit wurden pro Patient 21 TMAs beurteilt. Diese Tissue Microarrays
wurden
dann
-wie
im
nächsten
Abschnitt
beschrieben-
immunhistochemisch gefärbt (CD1a: dendritische Zellen sowie CD45RO:
Memory T-Zellen) und anschließend getrennt für diese zwei Färbungen
ausgewertet. Von den ausgewählten 53 Patienten konnten jedoch nur die
TMAs von 52 Patienten verwertet werden, da die TMA einer Patientin
qualitativ nicht für eine Auswertung geeignet war. Insgesamt wurden 1092
TMAs beurteilt.
32
4.3
Immunhistologische Färbungen
Die immunhistologischen Färbungen mit den Primärantikörpern CD1a
und CD45RO wurden jeweils liegend in der „Feuchten Kammer“ bei
Raumtemperatur durchgeführt. Alle Waschschritte wurden mit T-Tris
durchgeführt. Dabei wurden folgende Puffer und Chemikalien verwendet:
Tris-Puffer pH 7,4:
6,05
g
Tris(hydroxymethyl)-aminomethan
(0,05
mol)
(Fa.
Merck,
Darmstadt) und 9 g Natriumchlorid (0,015 mol) (Fa. Roth, Karlsruhe),
gelöst in 1 Liter destilliertem Wasser. Einstellung des pH-Wertes mit 37 %
Salzsäure.
T-Tris-Puffer:
Tris-Puffer pH 7,4 (hergestellt, wie oben beschrieben), Zugabe von 1 ml
Tween 20 (0,1 %) (Fa. Merck, Darmstadt) in 1 Liter Tris-Puffer.
Citronensäurepuffer pH 6 (0,1 M):
2,1 g Citronensäure-Monohydrat (Fa. Roth, Karlsruhe) in 1 Liter
destilliertem Wasser gelöst (0,1 M), pH-Wert mit 3N Natronlauge einstellen
(12 g Natriumhydroxid-Plätzchen -Fa. Merck, Darmstadt- in 100 ml
Wasser gelöst).
TRS
6-Puffer:
Target
Retrieval
Solution,
Citrate
pH
6
(Fa.
DakoCytomation, Hamburg), Fertiglösung
Strept-AB-HRP-Komplex:
Streptavidin-Biotin-horseradish
peroxidase
(Vectastain
ABC-Kit,
Fa.
LINARIS; Wertheim), Fertiglösung
Polymer-Kit:
Blocking Solution , Post Block Reagenz, AP-Polymer (Fa. Zytomed
Systems GmbH; Berlin), Fertiglösung
33
4.3.1
Färbung mit Primärantikörper CD1a
Nach dem Entparaffinieren der Gewebeproben (Biopsie-Stanzen) in Xylol
(3 x 10 Minuten) erfolgte die Rehydratisierung in absteigender
Alkoholreihe (100 %, 96 % und 70 % Alkohol) für jeweils 2 Minuten.
Anschließend wurde die endogene Peroxidase im Gewebe mit 3 % H 2 O 2
(Fa. Roth, Karlsruhe) für 10 Minuten blockiert. Für die Epitopdemaskierung
wurden die Proben in TRS 6 -Puffer für 5 Minuten im Dampfkochtopf
gekocht. Nach dem Abkühlen und dem Spülen mit Tris-Puffer wurde die
Inkubation mit dem Primärantikörper CD1a (Fa. Immunotech, Marseille,
Frankreich) mit einer Verdünnung von 1:2 in Albumin über Nacht
durchgeführt. Der Primärantikörper CD1a wurde mit T-TRIS-Puffer
abgewaschen und es folgte die Inkubation mit einem biotinylierten antimouse Sekundärantikörper (Verdünnung 1:100) für 30 Minuten.
Nachdem der Sekundärantikörper abgewaschen wurde, wurde der StreptAB-HRP-Komplex aufgetragen und für 30 Minuten inkubiert. Nach dem
Spülen erfolgte für ca. 15 Minuten die Inkubation mit AEC (3-Amino-9Ethylcarbazol Chromogen). Die Zugabe des Chromogens bewirkt eine
enzymatische Reaktion mit der Peroxidase, so dass es dort, wo der
Primärantikörper gebunden hat, zu einem Farbniederschlag kommt. Die
Färbung wurde durch fließendes Wässern mit Leitungswasser gestoppt.
Anschließend wurden die Schnitte in destilliertes Wasser gestellt und dann
ca. 30 Sekunden mit Hämalaun (Fa. Merck; Darmstadt) gegengefärbt.
Nach erneuten fließenden Wässern mit Leitungswasser (bläuen) und
Überführen in destilliertes Wasser, erfolgte das Eindecken mit Aquatex
(C 6 H 9 NO;
Fa.
Nierengewebe.
Merck,
Darmstadt).
Als
Positivkontrolle
diente
34
4.3.2
Färbung mit Primärantikörper CD45R0
Die Gewebeproben (Biopsie-Stanzen) wurden in Xylol (3 x 10 Minuten)
entparaffiniert
und
jeweils
für 2
Minuten
in
einer absteigenden
Alkoholreihe
(100 %, 96 % und 70 % Alkohol) rehydratisiert.
Anschließend wurden die Objektträger im Dampfkochtopf für 1 Minute in
Citronensäurepuffer gekocht.
Nach dem Abkühlen und dem Spülen mit Tris-Puffer erfolgte für 5 Minuten
die
Inkubation
mit
der
„Blocking
Solution“,
um
unspezifische
Primärantikörperbindungen zu verhindern und den Hintergrund zu
reduzieren.
Der Primärantikörper CD45RO wurde in einer Albumin-
Verdünnung von 1:200 aufgetragen und über Nacht inkubiert. Es erfolgte
dann das Spülen mit T-TRIS-Puffer. Anschließend wurde für 20 Minuten
das „Post-Block Reagenz“ zur Signalverstärkung aufgetragen. Nach dem
Spülen wurde die Inkubation mit dem „AP-Polymer“ für 30 Minuten
durchgeführt. Das AP-Polymer ist ein Gemisch aus Sekundärantikörper
und einer alkalischen Phosphatase.
Nach erneutem Spülen wurde für 20 Minuten FAST RED (Fa. LINARIS;
Wertheim, Fertiglösung) aufgetragen. Das Chromogen bewirkt eine
enzymatische Reaktion mit der alkalischen Phosphatase, so dass ein
Farbniederschlag nur dort erfolgt, wo der Primärantikörper gebunden hat.
Die Färbung wurde durch 2 Minuten langes fließendes Wässern mit
Leitungswasser gestoppt.
Abschließend wurden die Objektträger mit den Schnitten in destilliertes
Wasser gestellt und ca. 2 Minuten mit Hämalaun (Fa. Roth; Karlsruhe)
gegengefärbt. Nach erneutem fließenden Wässern mit Leitungswasser
und Überführen in destilliertes Wasser erfolgte das Eindecken mit Aquatex
(C 6 H 9 NO, Fa. Merck, Darmstadt). Als Positivkontrolle diente Gewebe aus
den Tonsillen.
35
4.4
Auswertung
Nachdem die Tissue Micro Arrays w.o. beschrieben angefärbt worden
sind, erfolgte die Auswertung der Einzelstanzen mittels verschiedener
Computerprogramme.
Zunächst wurden die Objektträger mit dem MIRAX-Scanner (Fa. Zeiss,
Jena) gescannt, wobei jeweils ein kompletter Objektträger mit allen
aufgetragenen TMAs in einem Arbeitsgang bearbeitet werden konnte. Der
MIRAX-SCAN
erzeugt
als
vollautomatisierte
Systemplattform
hochaufgelöste digitale Datensätze, sog. „Digital Slides“, die auf einem
Monitor beurteilt werden können.
Die so generierten „Digital Slides“ wurden zusätzlich mit der Software
„MIRAX-Viewer“ für die bessere Weiterverarbeitung zu gleichmäßigen
Quadratslides aufbereitet.
Diese Bilder wurden anschließend mit den Bildbearbeitungsprogrammen
„Photoshop CS 3“ bzw. auch „Photoshop CS 4“ qualitativ nochmals
wesentlich verbessert, wobei Hintergrund, Position und Kontrast der
digitalen Aufnahmen für die Auswertung optimiert wurden. Diese
Digitalfotos wurden auf einer externer Festplatte (VERBATIM) zur
Weiterverarbeitung gespeichert.
Abschließend erfolgte die Auswertung der optimierten „Digital Slides“ mit
dem BIOMAS Auswerteprogramm (Erlangen, Deutschland). Dabei wurden
die digitalen Bilder mit einer zweifachen Vergrößerung ausgewertet und
die einzelnen ROI (Region of Interest) festgelegt. Im Gewebe des
Primärtumors und der Metastasen wurden jeweils Tumorgewebe und
Stromagewebe ausgewertet. In den weiteren Arbeitsschritten wurden die
auszuwertenden Merkmale (CD1a bzw. CD45RO) definiert und die
Ergebnisse der jeweils ausgewerteten TMAs in verschiedenen Excel-
36
Tabellen abgespeichert. Somit konnten die Anzahl der als positiv
erkannten Zellen ins Verhältnis zu der Fläche der ausgewerteten Region
gesetzt werden. Daraus errechnete sich die Zellzahl pro mm² sowohl für
das Gewebe des Primärtumors (aufgeteilt in Tumor- bzw. Stromagewebe)
als auch einer Metastase (ebenfalls aufgeteilt nach Tumor- und
Stromagewebe) und des Lymphknotens.
4.5
Statistik
Die Berechnung der NED-Überlebensraten erfolgte mit Hilfe der KaplanMeier-Methode und der Statistik- und Analyse Software SPSS.
Der Name SPSS stand bei der Entwicklung des Programms 1968 als
Abkürzung für die Bezeichnung „Statistical Package for the Social
Sciences“, da die statistischen Daten Ende der 60-er / Anfang der 70-er
Jahre zunächst auf Lochkarten gespeichert wurden. Mit der Einführung
und Entwicklung der PC-Programme 1983 stand SPSS für „Superior
Performing Software System“. Nach Übernahme der Software durch IBM
im Jahr 2009 wurde das Basismodul kontinuierlich weiterentwickelt und
erweitert [Janssen, 2005].
Die Software SPSS ist ein modular aufgebautes Programmpaket zur
statistischen Analyse von Daten. Das Basismodul ermöglicht das
grundlegende Datenmanagement und umfangreiche statistische und
grafische Datenanalysen mit den gängigsten statistischen Verfahren. Für
die vorliegende Arbeit wurden v.a. die Berechnungen der Mediane der
TILs in den verschiedenen untersuchten Geweben, der Signifikanz (pWert) und der Konfidenzintervalle sowie die Darstellung in sog. KaplanMeier-Kurven
vorgenommen.
Überlebensraten
Für
(krankheitsfreies
die
Berechnung
Überleben)
wurden
der
bei
NEDden
37
untersuchten TMAs eine Teilung am Median vorgenommen und der
Logrank-Test diente dem Vergleich der beiden Überlebensraten.
Der
Beobachtungszeitraum
betrug
36
Monate,
die
maximale
Beobachtungszeit war 71,2 Monate (Median 61,0 Monate mit einem 95 %
Konfidenz - Intervall von 54,7 bis 57,8 Monaten) [Haas et al, 2009].
38
Abb. 2: Primärtumor eines Patienten mit Magenkarzinom mit CD1a+ Zellen
(x 12,5) (Objektträger B, Ebene 1, Stanze A2, Patientenhistonr.
5882/94)
Abb. 3: Ausschnittsvergrößerung (x 400) des in Abb. 2 genannten TMAs
39
Abb. 4: Metastase eines Patienten mit Magenkarzinom mit CD1a+ Zellen
(x 12,5) (Objektträger B, Ebene 3, Stanze C4, Patientenhistonr.
6779/94)
Abb. 5: Ausschnittsvergrößerung (x 400) des in Abb. 4 genannten TMAs
40
Abb. 6: Lymphatisches Gewebe eines Patienten mit Magenkarzinom mit
CD1a+ Zellen (x 12,5) (Objektträger C, Ebene 3, Stanze B1,
Patientenhistonr. 9843/95)
Abb. 7: Ausschnittsvergrößerung (x 400) des in Abb. 6 genannten TMAs
41
Abb. 8:
Primärtumor eines Patienten mit Magenkarzinom mit
CD45RO+ Zellen (x 12,5) (Objektträger E, Ebene 12,
Stanze A2, Patientenhistonr. 1022/99)
Abb. 9:
Ausschnittsvergrößerung (x 400) des in Abb. 8 genannten
TMAs
42
Abb. 10:
Metastase
eines
Patienten
mit
Magenkarzinom
mit
+
CD45R0 Zellen (x 12,5) (Objektträger E, Ebene 12, Stanze
A5, Patientenhistonr. 680/01)
Abb. 11:
Ausschnittsvergrößerung (x 400) des in Abb. 10 genannten
TMAs
43
Abb. 12:
Lymphatisches
Gewebe
eines
Patienten
mit
+
Magenkarzinom mit CD45R0 Zellen (x 12,5) (Objektträger
F, Ebene 4, Stanze A4, Patientenhistonr. 987/01)
Abb. 13:
Ausschnittsvergrößerung (x 400) des in Abb. 12 genannten
TMAs
44
5
Ergebnisse
5.1
Studiengruppe
Die Einzelmerkmale der Studiengruppe sind aus folgenden Tabellen 1 und
2 zu ersehen [Haas et al, 2009]:
Tabelle 1: Details zu den 52 ausgewerteten Patienten:
Gesamtanzahl
Geschlecht
TNM-Klassifizierung
(UICC 2002)
Grading
T Stadium
N Stadium
männlich
weiblich
I
II
III
IV
G1
G2
G3
G4
T1
T2
T3
T4
N0
N+
N1
N2
Anzahl
52
40
12
20
%
100
76,9
23,1
39,2
19
10
3
1
29
21
1
12
32
5
3
24
28
22
6
36,5
19,2
5,8
2
56
40
2
23
62
10
6
46,2
53,8
42,3
11,5
Tabelle 2: Statistische Merkmale des Patientenkollektives:
Alter in Jahren
Gesamtüberlebenszeit
(Monate)
NED-Überlebenszeit
(Monate)
Zeit zum Rezidiv
(Monate)
arithmetischer
Mittelwert
Median
64,6
58,6
67,0
50,0
95 %
Konfidenzintervall
61,5 - 67,7
46,4 - 70,8
55,7
41,5
43,1 - 68,3
23,8
17,0
13,8 - 33,7
45
Nach 5 Jahren betrug die Rate der Gesamtüberlebenszeit 53,7 % und die
NED -Überlebensrate 63,7 % für das gesamte Studienkollektiv.
Das
mediane Gesamtüberleben war 50 Monate (46,4 - 70,8 Monate) und das
mittlere NED-Überleben 41,5 Monate (43,1 - 68,3 Monate) [Haas et al,
2009].
5.2
Quantifizierung
Die quantitative Erfassung der tumorinfiltrierenden Zellen (TIL) brachte für
die dendritischen Zellen (Färbung gegen CD1a) und für die Memory TZellen (Färbung gegen CD45RO) folgende aus der Tabelle 3 zu
entnehmenden Labeling Indizes.
Tabelle 3:
Quantitative Erfassung der TIL: Anzahl der Positivzellen
bezogen auf mm² des bezeichneten Gewebes
Gewebe
CD1a Färbung
(Dendritische Zellen)
Zellzahl pro mm²
TIL
Min
Max
Median Min
CD45RO Färbung
(Memory T-Zellen)
Zellzahl pro mm²
TIL
Max
Median
Primärtumor
Tumorgewebe
Stromagewebe
1,5
0
50,4
40,4
6,56
3,16
23,1
23,0
1255,9
1348,2
331
258
2,2735 14,1
0
36,4
4,24
0,00
16,9
0
1725,1
798,8
349
177
1,02
200,6
3536,6
1023
Metastase
Tumorgewebe
Stromagewebe
Lymphatisches 0
Gewebe
4,8
46
Daraus ist ersichtlich, dass in den untersuchten TMAs quantitativ deutlich
weniger CD1a+ gefärbte Zellen (DC) pro mm² untersuchtem Gewebe
vorhanden waren, als CD45RO+ (Memory T-Zellen).
Sowohl bei CD1a+ als auch bei CD45RO+ gefärbten Zellen waren im
Tumorgewebe (Primärtumor und auch Metastase) deutlich mehr positive
Zellen zu finden, wie im Stromagewebe. Die mit Abstand am meisten
positiv gefärbten Zellen fanden sich im lymphatischen Gewebe der
CD45RO+ Färbung (Median: 1023 Zellen / mm2).
Eine
detaillierte
Auflistung
der
zusammenfassenden
quantitativen
Resultate (Tabelle 3) für die einzelnen Patienten sowohl für DC (CD1a+)
als auch Memory T-Zellen (CD45RO+) ist aus den im Anhang
beiliegenden Tabellen I und II zu ersehen.
47
Tabelle 4:
Zusammenfassende Übersicht der TIL (Zellen pro mm2)
und des 95 % Konfidenzintervalls für die Überlebenszeit
Gewebe
CD1a Färbung (Dendritische Zellen)
Trennung am
Median
Primärtumor
Tumorgewebe
< 6,56
> 6,56
Stromagewebe < 3,16
> 3,16
95 %
Konfidenzintervall für
die Überlebenszeit
Median (Zellzahl
pro mm2)
54,1 - 91,8
48,9 - 109,5
59,9 - 128,2
37,8 - 76,2
6,56
< 4,24
> 4,24
Stromagewebe < Median 0,0
> Median 0,0
53,1 - 129,4
71,4 - 140,7
58,8 - 132,1
65,6 - 139,4
4,24
Lymphat.
Gewebe
74,6 - 120,7
80,7 - 129,2
1,02
Metastase
Tumorgewebe
< 1,02
> 1,02
Gewebe
3,16
0,00
CD45RO Färbung (Memory T-Zellen)
Trennung am
Median
Primärtumor
Tumorgewebe
< 331
> 331
Stromagewebe < 258
> 258
95 %
Konfidenzintervall für
die Überlebenszeit
Median (Zellzahl
pro mm2)
40,3 - 70,7
60,3 - 123,8
36,9 - 67,5
63,7 - 128,3
331
<349
> 349
Stromagewebe < 177
> 177
23,4 - 79,0
69,2 - 119,9
33,8 - 79,7
67,8 - 121,9
349
Lymphat.
Gewebe
46,8 - 83,6
53,6 - 124,1
1023
Metastase
Tumorgewebe
< 1023
> 1023
258
177
48
Tabelle 5:
Einfluss immunhistochemischer Parameter auf das NEDÜberleben
Gewebe
Primärtumor
Tumorgewebe
Stromagewebe
Metastase
Tumorgewebe
Stromagewebe
Lymphat.
Gewebe
Gewebe
Primärtumor
Tumorgewebe
Stromagewebe
Metastase
Tumorgewebe
Stromagewebe
Lymphat.
Gewebe
CD1a Färbung (Dendritische Zellen)
Trennung am
Median
NED Überleben
(5 Jahre) (%)
p-Wert
< 6,56
> 6,56
< 3,16
> 3,16
50,5
41,5
48,9
44,9
0,241
< 4,24
> 4,24
< Median (0,00)
> Median (0,00)
55,0
72,7
64,2
63,8
0,521
< 1,02
> 1,02
66,4
65,8
0,869
0,532
0,906
CD45RO Färbung (Memory T-Zellen)
Trennung am
Median
NED Überleben
(5 Jahre) (%)
p-Wert
< 331
> 331
< 258
> 258
48,7
46,6
45,5
59,8
0,691
< 349
> 349
< 177
> 177
41,7
55,5
41,6
58,4
0,285
< 1023
> 1023
48,1
43,7
0,756
0,328
0,487
49
5.3
Prognostische Signifikanz der TIL
Während die Infiltrationsdichte mit CD1a+ gefärbten dendritischen Zellen
die Prognose für das NED-Überleben nicht beeinflusste, hatten der hohe
Anteil der CD45RO+ gefärbten Memory T-Zellen auf das NED-Überleben
einen prognostisch günstigen Einfluss.
Diese Korrelation ist aus den folgenden Kaplan-Meier Kurven ersichtlich.
Aufgrund der Trennung am Median bedeutet die grüne Kaplan-MeierKurve „viele“ und die blaue Kaplan-Meier-Kurve „wenige“ der jeweils
genannten Zellen (DC bzw. Memory T-Zellen).
Daraus ist ersichtlich, dass sich für die gegen CD1a gefärbten
dendritischen Zellen kein einheitliches Ergebnis ergab. Waren im Tumor und Stromagewebe des Primärtumors (vgl. Abb. 14 und 15) „wenige“
Zellen prognostisch günstig,
so verhielt es sich im Tumor- bzw.
Stromagewebe der Metastasen und auch im lymphatischen Gewebe
geradezu umgekehrt (vgl. Abb. 16, 17 und 18). Hier waren „viele“ DC
prognostisch günstiger. Aufgrund des hohen p-Wertes (p > 0.05) lässt
sich daraus jedoch keine prognostische Signifikanz ableiten, sondern man
kann nur eine Tendenz erkennen. Aber auch diese nicht einheitlich.
Dahingegen erkennt man für die gegen CD45RO gefärbten Memory TZellen, dass eine hohe Anzahl dieser Zellen prognostisch günstig für das
NED-Überleben ist (vgl. Abb. 19, 20, 21, 22 und 23).
Die hohe Anzahl der CD45RO+ gefärbten Zellen findet sich sowohl im
•
Tumor- und Stromagewebe des Primärtumors,
•
des Tumor- und Stromagewebes der Metastasen als auch
•
im lymphatischen Gewebe.
50
Jedoch ist auch hier aufgrund des p-Wertes > 0.05 keine Signifikanz,
sondern lediglich eine Tendenz gegeben. Diese Tendenz deckt sich mit
den Forschungsergebnissen von Galon et al [Galon, 2011].
51
< 6,56
50,5 %
p = 0,241
> 6,56
mit Risiko
20 18 16
20 16 12
Abb. 14:
14
11
12
8
41,5 %
4
6
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil der CD1a+
gefärbten Zellen im Tumorgewebe des Primärtumors
getrennt am Median 6,56
52
< 3,16
> 3,16
p = 0,532
mit Risiko
16 15 13
18 14 10
Abb. 15:
10
9
9
7
48,9 %
44,9 %
3
5
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil der CD1a+
gefärbten
Zellen im Stromagewebe des Primärtumors
getrennt am Median 3,16
53
> 4,24
72,7 %
< 4,24
55,0 %
p = 0,521
mit Risiko
11
7
10
8
Abb. 16:
6
5
6
3
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil der CD1a+
gefärbten Zellen im Tumorgewebe der Metastase getrennt
am Median 4,24
54
64,2 %
63,8 %
p = 0,906
mit Risiko
11 9
7
10 9
8
Abb. 17:
5
8
3
7
2
6
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil der CD 1a+
gefärbten Zellen im Stromagewebe der Metastase
55
< 1,02 66,4 %
> 1.02
65,8 %
p = 0,869
mit Risiko
23 21 18
23 21 20
Abb. 18:
11
17
9
15
7
11
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil der CD1a+
gefärbten Zellen im lymphatischen Gewebe getrennt am
Median 1,02
56
< 331
48,7 %
> 331
46,6 %
p = 0,691
mit Risiko
19 15 13
23 20 18
Abb. 19:
11
14
9
12
6
5
NED-Überleben
in
CD45RO+ gefärbten
Abhängigkeit
vom
Anteil
Zellen im Tumorgewebe des
Primärtumors getrennt am Median 331
57
> 258
p = 0,328
mit Risiko
21 16 11
21 20 19
Abb. 20:
< 258
10
15
7
14
NED-Überleben
59,8 %
45,5 %
5
5
in
Abhängigkeit
vom
Anteil
CD45RO+ gefärbten Zellen im Stromagewebe des
Primärtumors getrennt am Median 258
58
> 349
p = 0,285
mit Risiko
8 6
4
34 29 27
Abb. 21:
< 349
4
22
3
18
55,5 %
41,7 %
2
8
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil CD45RO+
gefärbten Zellen im Tumorgewebe der Metastase getrennt
am Median 349
59
> 177
58,4 %
p = 0,487
< 177
mit Risiko
10 9
6
32 26 24
Abb. 22:
6
20
5
16
41,6 %
4
7
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil CD45RO+
gefärbten Zellen im Stromagewebe der Metastase getrennt
am Median 177
60
< 1023
48,1 %
p = 0,756
> 1023 43,7 %
mit Risiko
22 18 14
20 17 16
Abb. 23:
11
14
9
12
7
3
NED-Überleben in Abhängigkeit vom Anteil CD45RO+
gefärbten Zellen im lymphatischen Gewebe getrennt am
Median 1023
61
6
Diskussion
In der umfangreichen Literatur zur Entstehung von Krebs wird einheitlich
festgestellt, dass die Tumorentstehung ein multifaktorielles Geschehen ist.
Neben genetischen Faktoren (z.B. bei FAP, HNPCC u.a.), dem
persönlichem Verhalten bzw. dem „Lifestyle“, wie z.B. der Konsum von
Alkohol, Nikotin u.a., sowie Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten,
spielt auch die „Umwelt“ in Form von Viren, Bakterien oder Strahlung eine
große Rolle für das Entstehen von benignen und malignen Tumoren. Trotz
jahrzehntelanger Forschung konnte dieser „König aller Krankheiten“
[Mukherjee, 2012] noch nicht „besiegt“ werden. Viele Jahre konnten die
Ärzte nur mit radikalen Operationen, Chemo- und / oder Strahlentherapien
versuchen, die bösartigen Wucherungen zu beseitigen, ohne die
eigentlichen
zellulären
und
molekularen
Ursachen
für
das
Tumorwachstum zu kennen.
Erst mit den grundlegenden Arbeiten von Douglas Hanahan und Robert
Weinberg gelang es, strukturierende Regeln für die Entstehung von Krebs
zu etablieren. Daraus ergaben und ergeben sich immer neue Ansätze für
die Therapie dieser „Geisel der Menschheit“, wie der Krebs oft in der
(Populär)-Literatur genannt wird. So werden immer mehr „neue“
Medikamente entwickelt, die direkt in die Abläufe in den Zellen bzw.
Zellkernen
(z.B.
DNA
-
Synthese)
eingreifen,
z.B.
Imatinib
als
Thyrosinkinaseinhibitor bei der Chronisch-myeloische Leukämie, um nur
eine Entwicklung exemplarisch anzuführen.
Unter dem Titel „Hallmarks of Cancer“ (Kennzeichen von Krebs)
publizierten Hanahan und Weinberg im Jahr 2000 einen Artikel in der
Fachzeitschrift „Cell“. Diese Publikation wurde zu einer der meistzitierten
Studie der Krebsforschung überhaupt. Dabei charakterisierten Hanahan
und Weinberg 6 Eigenschaften, die Tumorzellen von Normalgewebe
unterscheiden:
62
1. Autarkie in den Wachstumssignalen: durch die Aktivierung von
Onkogenen, wie z.B. Ras oder Myc eignen sich die Krebszellen einen
eigenständigen
Vermehrungstrieb
an,
die
sog.
„pathologische
Mitose“.
2. Unempfindlichkeit gegenüber wachstumshemmenden Signalen:
Krebszellen inaktivieren Tumorsuppressorgene wie z.B. Rb, die im
Normalfall das Wachstum blockieren.
3. Umgehung des programmierten Zelltodes (Apoptose): Krebszellen
unterdrücken und inaktivieren Gene und Signalwege, die Zellen im
Normalfall sterben lassen.
4. Grenzenloses
spezifische
Fortpflanzungspotential:
Signalwege
in
den
Krebszellen
Genen,
die
sie
aktivieren
noch
nach
generationenlangem Wachstum unsterblich machen.
5. Fähigkeit zur Angiogenese: Krebszellen eignen sich die Fähigkeit an,
sich eine eigene Blutversorgung und eigene Blutgefäße zuzulegen
(Tumorangiogenese). Jedoch ist die Blutgefäßversorgung in Tumoren
in der Regel chaotisch und die Gefäßwände sind fenestriert und
durchlässig. Dadurch sickert ständig Plasma aus dem Blutstrom in
das Tumorgewebe ein und damit auch Fibrinogen und Thrombin, das
durch den Tissue Factor aktiviert wird und Fibrinogen zu Fibrin spaltet
[Dvorak HF, 2003].
6. Gewebeinvasion und Metastasierung: Krebszellen eignen sich die
Fähigkeit an, in andere Organe zu wandern, in andere Gewebe
einzudringen und sie zu besiedeln, so dass sie sich im ganzen Körper
ausbreiten [Mukherjee, 2012].
63
Rund 10 Jahre später versuchten die beiden Wissenschaftler erneut, das
gegenwärtige Wissen über die Tumorentstehung zusammenzufassen und
veröffentlichten 2011 wieder in der Fachzeitschrift „Cell“ einen Artikel
(„Hallmarks of Cancer: The Next Generation“). Hierbei erweiterten die
Autoren die genannten 6 charakteristischen Merkmale von Tumorzellen
um zwei weitere Eigenschaften:
1. Dysregulierung des Energiemetabolismus in den Tumorzellen
2. Fähigkeit,
der
Erkennung
bzw.
der
Zerstörung
durch
das
Immunsystem zu entgehen
Außerdem wird der Einfluss der Mikroumgebung des Tumors im Gewebe
besonders betont: Krebszellen sind von verschiedenen Arten normaler,
rekrutierter Immunzellen umgeben, die durch proinflammatorische Signale
ein entzündungsähnliches Mikromilieu schaffen. Tumorzellen sind eben
nicht isolierte Entitäten, sondern stehen in enger Wechselwirkung mit ihrer
Umgebung, vor allem mit den umliegenden lokalen und vom Tumor
rekrutierten mesenchymalen Zellen und der extrazellulären Matrix. Die
Interaktion zwischen Tumorzellen und den umliegenden stromalen Zellen
ist noch weitgehend ungeklärt.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass es nicht wirklich möglich ist,
die singuläre Schlüsselrolle der Krebsentstehung einem bestimmten
Zelltyp zuzuordnen. Vielmehr ist das Zusammenwirken der Tumorzellen
mit ihrer Umgebung und den Stromazellen ein bedeutender Aspekt.
Hieraus lassen sich künftig weitere Therapieansätze ableiten.
Die von Hanahan und Weinberg genannte Interaktion mit dem
Immunsystem
ist
auch
für
Dr.
Jérome
Galon
(INSERM
Forschungsdirektor, Paris) ein wichtiger Bestandteil seiner Forschung.
Bisher wird die Prognose der Patienten für das Überleben am
64
Tumorstadium festgemacht. Das „Staging“ durch das TNM - System (vgl.
Ziff. 3.1.4.4) orientiert sich dabei an der lokalen Ausbreitung des Tumors
(T), dem Ausmaß der Infiltration der regionären Lymphknoten (N) und der
hämatogenen
Fernmetastaierung
(M).
Galon
konnte
mit
seinen
Mitarbeitern aber zeigen, dass die detaillierte Analyse der lokalen
Immunantwort ein viel besserer Prädiktor wäre, der auch bei kleinen
Tumoren die besonders gefährdeten Patienten zuverlässig identifiziert
[BDI, 2009]. Galon hat die Infiltration der Lymphozyten quantitativ und
qualitativ evaluiert.
Die statistischen Auswertungen belegen den starken Einfluss der
Immunabwehr auf den klinischen Verlauf der Erkrankung. Eine hohe
Dichte
von
Immunzellen
im Tumor
als
Ausdruck
einer starken
Immunreaktion korrelierte mit einer günstigen Prognose - und zwar
unabhängig von der Größe des Primärtumors und der Tumorausbreitung
[BDI, 2009].
Jüngste Daten belegen darüber hinaus die Schlüsselrolle von zwei TLymphozyten-Subgruppen: den cytotoxischen CD8-T-Zellen und den -in
dieser Arbeit auch untersuchten- gegen CD45RO gefärbten Memory TZellen. Offenbar kontrollieren die Memory T-Zellen die frühen Schritte der
Metastasierung. Von ihnen hängt es ab, ob sich der Tumor entlang der
Blut-, Lymph- und Nervenbahnen weiter im Körper ausbreiten kann oder
nicht. Die Funktion dieser Immunzellen bestimmt maßgeblich das
Rezidivrisiko und das Überleben der Patienten - auch bei sehr kleinen
Tumoren.
Galon und Kollegen haben bereits einen einfachen „Immunscore (Im)“
entwickelt, der möglicherweise für die klinische Praxis der Identifikation
von Hochrisikopatienten von großem klinischen Nutzen sein kann:
65
Im 0
wenig CD8- und CD45RO-Zellen im Tumor und im
Randbereich
Im 1, 2 , 3, 4 jeweils höhere Infiltration von CD8- und CD45RO-Zellen im
Tumor und im Randbereich
Galon beurteilt also nicht nur den „Tumor“, sondern stattdessen zusätzlich
noch die lokale Immunantwort der CD8-T-Zellen sowie der Memory TZellen. Denn diese Art der Antwort bestimmt letztlich, wie es um den
Patienten steht [Biotechnologie, 2009]. Die Infiltration mit Lymphozyten ist
eine gemeinsame Eigenschaft des menschlichen Krebses. Damit lässt
sich der Krankheitsverlauf und das klinische Outcome bei Patenten viel
besser als bisher voraussagen.
Auch die vorliegende Arbeit konnte diesbezüglich eine Tendenz für das
Kardiakarzinom des Magens aufzeigen (vgl. Ziff. 1.3, 1.4 und 5.3). Je
höher die Infiltration mit Memory-T-Zellen im Tumor- und Stromagewebe
des Tumors und der Metastasten und auch des lymphatischen Gewebes
war, desto höher war das NED-Überleben der untersuchten Patienten.
Ob und inwieweit die Immunantwort das bislang vorherrschende TNMSystem für das Staging künftig ersetzen oder zumindest ergänzen kann,
werden weitere Forschungen zeigen. Die vorliegenden Ergebnisse weisen
jedoch in diese Richtung.
66
7
Anhang
Einzelauswertung für die gegen CD1a+ bzw. CD45RO+ gefärbte Zellen:
Legende für Tabelle I und Tabelle II:
Spalte 1:
Histo-Nr. des Patienten gem. Pathologisches Institut der
Universitätsklinik Erlangen
Spalte 2:
Bezeichnung des Objektträgers mit den jeweiligen TMAs
Spalte 3:
Anzahl der Zellen pro mm² im Tumorgewebe des
Primärtumors
Spalte 4:
Anzahl der Zellen pro mm² im Stromagewebe des
Primärtumors
Spalte 5:
Anzahl der Zellen pro mm² im Tumorgewebe der Metastase
Spalte 6:
Anzahl der Zellen pro mm² im Stromagewebe der
Metastase
Spalte 7:
Anzahl der Zellen pro mm² im lymphatischen Gewebe
67
7.1
Tabelle I:
Quantitative Auswertung der CD1a+ gefärbten Zellen (DC)
aufgeteilt in die verschiedenen ROI - berechnet auf Anzahl der
ausgewerteten Zellen pro mm²
Allgemeine
Angaben
Zellzahl pro mm²
1
2
3
4
5
6
7
Histo
Nummer
OT
Primärtumor
Tumor
Primärtumor
Stroma
Metastase
Tumor
Metastase
Stroma
KontrollLK
1463/93
1673/93
7063/93
9393/93
11159/93
11279/93
1191/94
A
A
A
A
A
A
A
17,7
14,2
28,3
50,4
31,4
23,3
22,4
28,2
3,7
16,5
40,4
7,8
14,3
22,9
nicht
9,6
4,0
2,6
nicht
4,2
6,2
vorhanden
3,0
5,6
6,0
vorhanden
1,9
0
4,8
1,2
2,6
0,4
0,6
0,4
1,0
5790/94
5882/94
6779/94
10447/94
14365/94
3853/95
B
B
B
B
B
B
14,6
14,9
19,5
8,8
13,9
9,7
7,3
8,2
4,7
8,8
10,9
5,6
5,6
nicht
5,4
nicht
5,6
nicht
0
vorhanden
0
vorhanden
4,2
vorhanden
0
0,9
1,0
0
0,4
1,0
5785/95
6990/95
9737/95
9843/95
13434/95
8483/96
C
C
C
C
C
C
8,3
29,2
13,5
10,8
12,2
9,3
2,2
6,7
20,1
4,6
4,7
5,9
nicht
2,7
5,8
nicht
6,1
3,3
vorhanden
0
0
vorhanden
0
4,6
1,3
0,5
0,2
2,7
0
0,9
9019/96
D
Auswertung
nicht
möglich
nicht
vorhanden
0,2
10965/96
5728/97
230/98
235/98
898/98
2117/98
D
D
D
D
D
D
7,5
5,9
3,9
3,8
3,7
1,8
12,9
15,5
15,3
2,3
3,7
0
nicht
nicht
5,9
nicht
2,2
nicht
vorhanden
vorhanden
0,5
vorhanden
0
vorhanden
1,0
0,8
0,6
0,5
0,3
0
68
2811/98
1022/99
2175/99
2218/00
103/01
680/01
746/01
511/01
E
E
E
E
E
E
E
E
12,4
4,8
8,6
nicht
nicht
nicht
nicht
nicht
2,6
nicht
nicht
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
1,2
vorhanden
vorhanden
0,3
0,3
3,2
1,5
7,3
9,7
2,4
2,7
2,8
Stanze
0
0
1,8
0
987/01
419/02
1480/02
2689/02
2918/02
2808/03
3894/03
F
F
F
F
F
F
F
5,7
4,8
4,7
8,9
2,5
2,7
6,8
0
0,8
1,4
3,5
0,7
1,7
0
5,9
14,0
nicht
3,9
3,7
nicht
nicht
36,4
0
vorhanden
0
5,4
vorhanden
vorhanden
0,8
0,6
0,5
0,2
0,4
0,7
0,5
113/04
549/04
743/04
1016/04
1040/04
1397/04
1608/04
G
G
G
G
G
G
G
2,5
3,1
3,6
4,6
4,1
4,2
3,6
1,9
2,1
0
2,0
1,0
1,3
5,5
nicht
4,2
4,9
nicht
nicht
4,5
nicht
vorhanden
0
0
vorhanden
vorhanden
0
vorhanden
0
0,2
0,4
0
0,5
0,7
0,4
1681/04
3048/04
3402/04
2150/98
2064/00
H
H
H
H
H
6,3
4,4
4,6
2,5
4,0
5,3
1,6
2,1
1,3
0
2,9
nicht
nicht
nicht
nicht
3,6
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
0,2
1,4
1,2
2,0
0
0
0,9
1,2
0,5
69
7.2
Tabelle II:
Quantitative Auswertung der CD45R0+ gefärbten Zellen
(Memory T-Zellen) aufgeteilt in die verschiedenen ROI berechnet auf Anzahl der ausgewerteten Zellen pro mm²
Allgemeine
Zellzahl pro mm²
Angaben
1
2
3
4
5
6
7
Histo
Nummer
OT
Primärtumor
Tumor
Primärtumor
Stroma
Metastase
Tumor
Metastase
Stroma
KontrollLK
1463/93
1673/93
7063/93
9393/93
11159/93
11279/93
A
A
A
A
A
A
376,6
331,4
504,3
470,5
154,3
308,9
274,1
155,4
316,1
172,4
126,9
117,0
nicht
780,8
265,0
91,0
nicht
106,8
vorhanden
147,2
142,6
0
vorhanden
329,5
683,1
634,2
949,6
742,5
307,9
885,7
1191/94
A
268,7
180,1
16,9
117,6
1023,2
5790/94
5882/94
6779/94
10447/94
14365/94
3853/95
B
B
B
B
B
B
23,7
169,9
23,0
30,4
144,9
57,2
171,7
199,5
30,0
39,6
78,4
247,8
326,8
nicht
118,5
nicht
117,1
nicht
167,0
vorhanden
27,3
vorhanden
164,6
vorhanden
345,2
755,0
236,2
200,6
384,0
452,6
5785/95
C
156,9
90,9
nicht
vorhanden
208,9
6990/95
9737/95
9843/95
13434/95
8483/96
C
C
C
C
C
103,1
891,7
121,2
194,2
183,7
23,0
259,1
58,2
84,0
221,5
563,0
593,5
nicht
347,7
348,9
98,3
60,3
vorhanden
161,6
173,1
324,1
461,8
572,6
337,6
691,8
70
9019/96
D keine
Auswertung
möglich
nicht
vorhanden
376,7
10965/96
5728/97
230/98
D 458,5
D 545,5
D 356,7
383,5
415,8
278,8
nicht
nicht
1725,1
vorhanden
vorhanden
523,5
1175,3
917,2
1228,1
235/98
898/98
2117/98
2811/98
1022/99
2175/99
2218/00
103/01
680/01
746/01
511/01
D
D
D
E
E
E
E
E
E
E
E
357,8
500,4
639,6
848,9
528,4
308,1
425,9
394,9
1137,3
308,0
675,9
141,0
256,0
433,7
402,6
106,2
293,9
443,5
1348,2
585,2
392,9
698,4
nicht
956,3
nicht
nicht
nicht
nicht
nicht
nicht
1137,8
nicht
nicht
vorhanden
677,8
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
391,3
vorhanden
vorhanden
1021,7
1412,6
n.v.
1434,1
789,5
909,2
1364,7
1263,1
1022,6
1270,5
2280,6
987/01
419/02
1480/02
2689/02
2918/02
2808/03
3894/03
F
F
F
F
F
F
F
173,4
1255,9
146,7
406,1
434,0
300,4
313,5
125,9
299,0
226,3
160,3
188,9
245,8
473,2
415,5
1036,0
nicht
305,8
1158,0
nicht
nicht
254,4
488,0
vorhanden
261,2
176,7
vorhanden
vorhanden
1201,4
1300,0
1862,2
1707,2
1417,0
1545,4
1934,0
113/04
549/04
743/04
1016/04
1040/04
1397/04
1608/04
G
G
G
G
G
G
G
281,8
102,7
213,6
770,5
719,5
161,9
431,2
453,2
497,2
383,1
547,2
392,7
110,8
258,0
nicht
164,3
204,6
nicht
nicht
1154,5
nicht
vorhanden
740,4
357,5
vorhanden
vorhanden
470,2
vorhanden
3536,6
1744,7
2260,7
1734,5
1499,9
751,3
1480,4
1681/04
3048/04
3402/04
2150/98
2064/00
H
H
H
H
H
143,6
563,4
366,9
726,1
1192,5
509,0
421,3
639,9
547,5
984,4
395,0
nicht
nicht
nicht
nicht
798,8
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
1496,8
1426,7
1703,1
2483,3
2459,2
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78
9
Abkürzungsverzeichnis
AEG
adenocarcinoma of the esophago-gastric junction
(Adenokarzinom
des
ösophagogastralen
Überganges)
AP
Alkalische Phosphatase
APC:
Antigen-präsentierende Zelle (antigen-presenting
cell)
BT-Reagenz
Biotin-Tyramin-Reagenz
CD
Cluster Domain
CI
Confidenz Intervall
CUP
Cancer of unknown primary
Cx
Chemotherapie
DC
Dendritische Zelle (denditic cell)
FAP
Familiäre Adenomatöse Polyposis
HNPCC
Hereditäres Non-Polyplöses Colorektales Carzinom
HP
Helicobacter pylori
HRP
horseradish phosphatase
IFN
Interferon
IL
Interleukin
Im
Immunscore
INSERM
Institut National de la Santé et de la Recherche
Médicale
IORT
Intraoperative Radiotherapie
l
Liter
LI
Labeling Index
LK
Lymphknoten
M
mol
m
männlich
Myc
menschliches Gen, das für ein Protein (C-Myc)
codiert
79
N
Normalität
NED
no evidence of disease
n.v.
nicht vorhanden
o.g.
oben genannt
p
Signifikanz
pH
pondus Hydrogenii
Ras
Rat sarcoma
Rb
Retinoblastom Protein
ROI
Region of Interest
Rx
Radiotherapie
RxCx
Radiochemotherapie
TIL
Tumorinfiltrierende Lymphozyten
TMA
Tissue Microarray
UICC
Union International Contre le Cancer
v.a.
vor allem
w
weiblich
z.B.
zum Beispiel
80
10
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen, die zum Gelingen meiner
Arbeit beigetragen haben, bedanken.
An erster Stelle möchte ich Herrn Prof. Dr. R. Fietkau, Direktor der
Strahlenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg, dafür danken, dass er
mir die Möglichkeit eröffnete, diese Arbeit im strahlenbiologischen Labor
der Strahlenklinik durchzuführen.
Ganz besonders möchte ich mich bei meinem Betreuer Herrn PD Dr.
Luitpold Distel bedanken, da er mich während der gesamten Zeit
hervorragend unterstützt und mir wertvolle Tipps und Anleitungen sowohl
bei der Laborarbeit als auch beim Auswerten der Ergebnisse gegeben hat.
Durch seine Anregungen, seine ständige Bereitschaft zur Hilfe und durch
seine unermüdliche Geduld, mir die computertechnische Aufarbeitung der
Daten näher zu bringen, hat er zum Gelingen der Arbeit einen großen Teil
beigetragen.
Weiterhin möchte ich mich sehr herzlich bei Frau Diplom-Biologin Birgit
Meyer (Pathologisches Institut der Universitätsklinik Erlangen) bedanken.
Sie stand mir bei den Färbungen mit den Primärantikörpern CD1a bzw.
CD45R0 hilfreich mit Rat und Tat zur Seite.
Ebenso danke ich meinem Mitkommilitonen Matthias Hass (z.Z. Charité
Berlin), der mich mit vielen praktische Hilfen vor allem während der
Auswertung unterstützt hat.
Für die aufbauende Unterstützung bei der Verfassung und Korrektur der
Veröffentlichung danke ich meiner Frau Sylvia.
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