Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Claude Levi-Strauss: „Wenn wie wir meinen, die unbewusste Tätigkeit des Geistes darin besteht, einem Inhalt Formen aufzuzwingen, und wenn diese Formen im Grunde für alle Geister, die alten und die modernen, die primitiven und die zivilisierten dieselben sind –wie die Untersuchung der symbolischen Funktion, wie sie in der Sprache zum Ausdruck kommt, überzeugend nachweist-, ist es notwendig und ausreichend, die unbewusste Struktur, die jeder Institution oder jedem Brauch zugrunde liegt, zu finden, um eine Interpretationsprinzip zu bekommen, das für andere Institutionen und andere Bräuche gültig ist, vorausgesetzt natürlich, dass man die Analyse weit genug treibt.“1 4 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Vor dem Hintergrund der vorgenannten Definition von Struktur, des anthropologischen und des kybernetischen Strukturbegriffs, entstanden im Zeitraum von Mitte der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre charakteristische Gestaltungsprinzipien.2 Wie in allen AvantgardeStrömungen sind in der Formensprache auch hier Parallelen zu früheren Projekten anderer Architekten nicht zu verkennen. Genannt seien nur die Universitätsstadt für Studenten (1925), das Wochenendhaus in Paris (1935), die Siedlung Le Sainte-Baume (1948), das Projekt Fort l’Emereur (1930), Kap St. Martin (1948), das Krankenhaus in Venedig (1965) von Le Corbusier (s. Tafel D2, Abb. 1-6) und das jüdische Gemeindezentrum (195459) oder das Richards Medical Research Center (1957-1961) von Louis Kahn (s. Tafel D3, Abb. 1-3). Alle vorgenannten Projekte weisen vergleichbare Formprinzipien auf. Des Weiteren wird deutlich, dass das so genannte ‚strukturalistische’ Formenrepertoire nicht das Produkt eines Einzelnen ist. Es hat sich vielmehr aus unterschiedlichen Thesen und Diskussionszusammenhängen dieses Zeitraumes entwickelt. Insbesondere der anthropologisch orientierte 1 2 Claude Levi-Strauss, Struktur, Strukturale Anthropologie, Frankfurt a. Main 1997, S. 35 Lüchinger Arnulf; Strukturalismus eine neue Strömung, in: Bauen+Wohnen Heft1 /1976 und Strukturalismus in Architektur und Städtebau; Stuttgart 1981, s. auch: van Heuvel Wim; Structuralisme in de Nederlandse architectuur; Rotterdam 1992; Frampton Kenneth ; Moderne architectuur: Een kritsche geschiedenis (1. Aufl.1980) Nijmegen, 1988 89 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Strukturbegriff der Forum-Gruppe bestimmte in Otterlo und später im Team Ten die Grundströmung und verband sich mit dem kybernetisch orientierten Strukturbegriff. In der Architekturtheorie waren die Grenzen fließend. In Folge der uneinheitlichen Definition der Architekten und der durch die Apologeten eingeführten Merkmale entstand eine Unschärfe, die nicht immer zu einer eindeutigen Klärung der Begriffe und ihrer Herleitung beitrug. Dennoch zeigen sich im folgenden Gemeinsamkeiten. Architektur und Städtebau werden in ihrer ursächlichen Aufgabe nicht als Selbstzweck (wie beispielsweise in der Kunst) angesehen. Humane Belange und konkrete Zwecke werden zu einer wesentlichen Entwurfsgrundlage. 3 Deren Wechselwirkungen und explizite Thematisierung wurde gerade in dem zuvor besprochenen Paradigmenwechsel augenfällig. So ist ein wesentlicher Bestandteil der Diskussion in Otterlo und in den darauf folgenden Jahren die Abkehr von der eindimensionalen, zweckorientierten Betrachtungsweise (dogmatischer Funktionalismus) hin zu einem integrativen, vernetzten Entwurfsprozess. 3 90 „Im Rahmen des partizipatorischen Bauens sind die strukturalen Projekte von Bedeutung, weil sie den Versuch darstellen, die Teilhabe des Menschen an seiner Umwelt unmittelbar zu verbessern. Wie bei allen anderen partizipatorischen Ansätzen stehen am Beginn der Arbeit die Feststellungen, dass der einzelne Mensch nicht in genügendem Maß an seiner sozialen und räumlichen Umwelt teilhat, dass dies ein Zeichen für die verkümmerte, bzw. noch nicht zur Vollendung gekommen Existenz des Menschen ist und dass es ein Teil der emanzipatorischen Entwicklung sein muss, die unmittelbare und im umfassenden Sinn ästhetische Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt herzustellen. Während bei den subjektorientierten und aktionorientierten Ansätzen dieses Vorhaben primär durch die Bewusstseinsveränderung und die Veränderung der Handlungsweisen verwirklicht werden soll, steht bei den strukturalen Ansätzen das bauliche Objekt im Vordergrund. Das bauliche Objekt wird freilich dabei neu interpretiert und verliert seinen substanzhaften Charakter. So wie bei den anderen partizipatorischen Ansätzen die Beharrung im gleich bleibenden Dasein überwunden und in eine Selbstbewegung der Subjekte überführt werden soll, tritt an die Stelle der Seinslogik eine Bewegungslogik. Man ist nicht an der Dauerhaftigkeit des Objektes interessiert, sondern an den beweglichen Strukturschichten, die sich im Umfeld des Objektes konstituieren. Nach wie vor bleibt dies Architektenarbeit, die es mit Objekten zu tun hat, innerhalb eines Konzepts jedoch, in dem es das Objekt nur als Bestandteil der korrelativen Einheit Mensch - Umwelt gibt.“ (Bohning Ingo; Autonome Architektur und partizipatorisches Bauen: Zwei Architekturkonzepte, Basel, Boston, Stuttgart 1981, S. 252) Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Drei Wirkungsprozesse treten dabei in den Vordergrund, aus denen sich die Formenmerkmale herleiten lassen: a) die Wechselwirkung zwischen Kollektiv und Individuum mit dem Schwerpunkt einer raumsoziologischen Orientierung, b) die Wechselwirkung zwischen Struktur (-form) und Einfüllung, bei der das gebaute Objekt und seine Funktionalität im Sinne einer stärkeren Objektorientierung im Vordergrund stehen und c) die Wechselwirkung zwischen der Formbedeutung und dem Benutzer mit einer stärkeren Subjektorientierung, in der das Objekt als Auslöser von Reaktionen und Verhaltensweisen auf Seiten des Benutzers (Subjekts) thematisiert wird. Kollektiv und Individuum Mit dem Rückblick auf historische Raumkompositionen werden der Platz und der Straßenraum - wird das Gewebe, die Textur, die die Stadt zusammenhält - zu einem wesentlichen Entwurfsinstrument für die ‚strukturalistische’ Strömung. Wie bereits erwähnt, ist der CIAM-Kongress in Dubrovnik als ein wichtiger Impuls anzusehen, auf dem Team Ten die phänomenologischen Kategorien ‚Haus’, ‚Straße’, ‚Viertel’ und ‚Stadt’ den Funktionen: ‚Wohnen’, ‚Erholung’ und ‚Verkehr’ (s. Tafel B, Abb. 2). gegenübergestellte (s. Kap. 1 Allgemeine Entwicklung der ‚strukturalistischen’ Strömung). Von nun an bekamen die Aspekte öffentlicher Raum, territoriale Übergangsbereiche und Funktionsüberlagerung und -verflechtung in den Diskussionen und bei Planungen der Team Ten-Mitglieder ein besonderes Gewicht (s. Tafel D1, Abb. 6). Stadt und Gebäude oder Gebäude und Stadt werden als untrennbare Einheit verstanden. Daran wird deutlich, dass nun nicht mehr die Funktion als strukturbestimmend für den Raum oder das Gebäude aufgefasst wird, sondern die Kommunikation. Die Auseinandersetzung mit dem Ort, im Sinne einer emotionalen Ortbezogenheit4, bildet hierfür den theoretischen Hintergrund. In diesem Zusammenhang formuliert A. van Eyck als Gegenentwurf zu „Space and Time“ der Moderne mit „Place and Occasion“ einen neuen Gedanken: 4 Emotionale Ortsbezogenheit entwickelt sich aus der Summe an Gefühlen, Erfahrungen, Erinnerungen und symbolhaften Bedeutungen, die Menschen oder Gesellschaften mit einem bestimmten Ort verbinden. (Interpretation von Ort und Raum, S.284; in: Humangeographie; Paul L.Knox, Sallie A. Marston, Heidelberg/Berlin, 2001) 91 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung „Space has no room, time not a moment for man. He is excluded. In order to ‚include’ him -help his homecoming -he must be gathered into their meaning (man is the subject as well as the object of architecture). Whatever space and time mean, place and occasion mean more. For space in the image of man is place and time in the image of man is occasion. Today space and what it should coincide with in order to become ‚space’ – man at home with himself – are lost. Both search for the same place, but cannot find it. (...) Make of each a place, a bunch of places of each house and each city (a house is a tiny city, a city a huge house). Get closer to the centre of human reality and build its contraform – for each man and all men, since they no longer do it themselves.“5 Entgegen der bislang im Funktionalismus propagierten harten Trennung von privatem und öffentlichem Bereich wurde der Übergang durch „das Reich des Zwischen“ differenziert. Ein Gedanke, der aus der Philosophie Martin Bubers hergeleitet wird.6 (s. Tafel D1, Abb. 5 und Abb. 79). Kenzo Tange, der den Strukturbegriff von der kybernetischen Seite her begreift, vertritt eine nicht nur auf den Menschen bezogene Herangehensweise. So heißt es: „Der Prozess, ein architektonisches Werk oder eine Stadt zu schaffen, kann verstanden werden als Konkretisierung des Kommunikationsnetzes in einem Raum.“7 Die niederländischen ‚Strukturalisten’ wie van Eyck sehen hierin bereits die Gefahr der Dominanz der mechanischen Bewegungsarten (Verkehr) als strukturbestimmendem Element der Stadt, die letztlich die ursächlichen Bedürfnisse des Menschen zu negieren droht. Folglich wendet van Eyck sich gegen den Absolutheitsanspruch des Verkehrssystems einer Stadt.8 Als kennzeichnend für den Versuch, den Straßenraum wieder als strukturgebendes Element einzusetzen, kann das Stadterweiterungsprojekt Toulouse- Le Mirail (1961) (s. Tafel D5, Abb. 1-3) angeführt werden. Im Gegensatz zu den Projekten der Smithsons, wie der HauptstadtWettbewerb Berlin (1958) (s. Tafel D4, Abb. 1-5), in dem der Versuch unternommen wurde, Fußgängerwege als strukturierendes Prinzip der Stadt einzusetzen, zeichnet sich in Toulouse- Le Mirail bereits durch die 5 6 7 8 92 van Eyck Aldo in Forum 3/1960/61, S. 121 Forum 8/1959 Tange Kenzo, Funktion, Struktur und Symbol, 1966; in: Kenzo Tange , Hrsg. Udo Kultermann, Zürich 1970 Team Ten Primer London 1968, S. 53 und Lüchinger Arnulf, Strukturalismus in Architektur und Städtebau, Stuttgart 1981 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Überbauung und die teilweise räumliche Fassung der Wege der Charakter von Straßenräumen ab. Die in Frankreich arbeitenden Architekten Candilis, Josic und Woods versuchten das Prinzip natürlichen Stadtwachstums an vorgegebenen Linen mit dem Ordnungsprinzip der traditionellen Straße zu kombinieren. Hierdurch kommt es zu einer Neuinterpretation des tradierten Straßenraumes. Auf Basis eines sechseckigen Rasters wurden polygonale Wachstumslinien konzipiert, an die sich Gebäude, Fußwege, Versorgungs- und öffentliche Infrastruktureinrichtungen anlagern sollten. In Hamburg-Steilshoop wurde dieses Straßenprinzip später in ein stärker räumlich gefasstes Raumgerüst übertragen. Der Entwurf von Candilis, Josic und Woods wurde zwar nicht realisiert, dennoch wurden die Architekten federführend an der städtebaulichen Realisierung in einer Arbeitsgemeinschaft mit den Architekten Burmester, Ostermann und Garten + Kahl beteiligt. Steilshoop war in Westdeutschland ein städtebauliches Projekt, das als Übergangsform auf dem Wege zur Rückbesinnung auf die Prinzipien der traditionellen Stadt bezeichnet werden kann (s. Tafel D5, Abb. 4). Ein weiterer Aspekt, der sich ebenfalls in Toulouse- Le Mirail abzeichnet, ist der Versuch einer stärkeren Funktionsüberlagerung und verflechtung. Heuvel9 und Gideon10 sprachen, mit Bezug auf die neue Strömung, von einer stärkeren Funktionsverflechtung und von baulicher Verdichtung. Demnach stand nicht nur die Aktivierung des öffentlichen Raumes, sondern auch der zunehmende Flächenund Landschaftsverbrauch im Vordergrund. In dem Projekt von Piet Bloom für die Kasbah in Hengelo, ursprünglich für das dichte Jordaan-Viertel in Amsterdam (1966) geplant (s. Tafel D8, Abb. 4), und dem Projekt von Candilis, Josic und Woods für den Wettbewerb Römerberg in Frankfurt (1963), zeigte sich die Konzeption einer intensiveren funktionalen Integration und Funktionsüberlagerung. Die Projekte zeichnen sich durch eine vertikale Funktionsmischung aus: Wohnungen mit Erschließungsgassen in Obergeschossen, Geschäfte, Freizeiteinrichtungen, öffentlicher Raum im Erdgeschoss, Parkierungsflächen in den Untergeschossen, zum Teil auch im Erdgeschoss (s. Tafel D5, Abb. 3 und 5). 9 10 Heuvel Wim, Structralism in de Nederlands architectuur, Rotterdam 1992 Giedeon Sigfried, Raum, Zeit, Architektur (1. Aufl. 1941/1967) Basel Boston Berlin 1996; (Zodiac, 1965, Übersetzung aus Dritte Generation), (Giedeon, Raum, Zeit, Architektur, 1. Auflage 1941 (engl.) 1964 erstmals in deutsch, x. Auflage 1976 5. unveränderter Nachdruck 1996, Jorn Utzon und die Dritte Generation, ursprüngl.15. Auflage) 93 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Eine nicht minder bedeutende Rolle spielte der Ausdruck „De gestalte van het tussen: Das Gestalt gewordene Zwischen“. Schon 1953 in Aix en Provence mit dem Projekt Golden Lane arbeiteten Peter und Alison Smithson an dieser Thematik, die dann erst durch die Forum-Gruppe 1959 eine detaillierte Betrachtung und Konzeptionierung erfuhr. Im Vordergrund steht die Beziehung zwischen Haus und Straße -die Philosophie der Türschwelle und der Begegnung. Ausgangspunkte sind „een bewoonbare stad -een bewoonbare huis“ (eine bewohnbare Stadt –ein bewohnbares Haus, Übers. d. Verf a. d. holländischen) und „een menselijke en menswaardige architectuur“11 (eine menschliche und bewohnbare Architektur, Übers. d. Verf a. d. holländischen) (s. Tafel B, Abb. 2 und Tafel D1, Abb. 7-9). Um die Zielsetzung eines menschlichen und bewohnbaren Hauses zu ermöglichen, werden Aspekte wie Haus und Straße, Tür und Rahmen, Balkon und Dachterrasse thematisiert. Sie werden als architektonische Formen angesehen, in denen bzw. durch die der Mensch sich selber und seinen Mitmenschen begegnet. Das heißt, die Formen fungieren als Mittler oder Medium, welches als „de gestalte van het ‚tussen’ de mensen en het ‚tussen’ de dingen“ (die Gestalt des Zwischen den Menschen und des Zwischen den Dingen, Übers. d. Verf a. d. holländischen) bezeichnet wird. 12 Diese, wie bereits erwähnt, auf Buber zurückgehende Thematik, bezieht sich auf „das Problem des Menschen“13 im eigentlichen Sinne auf den modernen Individualismus. Der Begriff ‚Zwischen’ wird von der ForumGruppe in zweifachem Sinn verstanden: zum einen in der Beziehung des Menschen zum Raum, zum anderen in der Beziehung der Architektur zum Menschen. Dies impliziert ein dialogisches Verhältnis, das von einer bestimmten sozialen Situation nicht zu trennen ist und auch von einem konkreten Ort nicht gelöst werden kann. 14 Denn nach Buber heißt es: „Jenseits des Subjektiven, diesseits des Objektiven, auf dem schmalen Grad, darauf Ich und Du sich begegnen, ist das Reich des Zwischen. Das ‚Reich des Zwischen’ (...) hat die spezifische Beachtung nicht gefunden, weil es (...) keine schlichte Kontinuität aufweist, sondern sich nach Maßgabe der menschlichen Begegnungen jeweils neu konstituiert; (...).“15 11 Forum 8/1959, S. 249 Ebd. 13 Buber Martin, Das Problem des Menschen zitiert aus: Forum 8/1959, S.249 14 Forum Hefte seit 1959 und Boning, Autonome Architektur und partizipatorisches Bauen: Zwei Architekturkonzepte, Basel, Boston, Stuttgart 1981 15 Buber Martin, „Das Problem des Menschen“ zitiert aus: Forum 8/1959, S.249 12 94 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung So zeigen die Veröffentlichungen der Forum-Gruppe denn auch keine generellen Lösungsmodelle, sondern immer nur Bespiele, die eine ideale ‚gemeinschaftshaltige Umwelt’ repräsentieren. Auf der einen Seite werden Images aus unterschiedlichen Kulturkreisen gezeigt, und auf der anderen Seite abstrakte Prinzipien, die als Gegenmodell zum funktionalistischen Wohnungsbau verstanden werden (s. Tafel D1, Abb. 2-5). Nach Auffassung der Forum-Gruppe stellte sich die funktionalistische Bauweise als onbewwonbaar (‚unbewohnbar’, Übers .d. Verf. a. d. holländischen) und onmenselijk (‚unmenschlich’, Übers. d. Verf.) heraus. Diese Entwicklung hin zu einer open bouwingswijze (‚offene Bauweise’, Übers. d. Verf.; gemeint ist der Verlust einer gemeinschaftshaltigen Umgebung, wie dies bislang durch die traditionelle Stadt bereitgestellt wurde) resultiere demnach aus einer Entwicklung von der Individualität zur Kollektivität. Konkret drücke sich diese Art der Kollektivität in der Aufhebung des individuell ablesbaren Privatraumes aus. An die Stelle von Privatgärten seien Gemeinschaftsgärten getreten, und der private Eingang sei durch den Geschosswohungsbau mittels Gemeinschaftseingänge und treppenhäuser ersetzt worden.16 Neuansätze wurden im Gegensatz hierzu in der Frage gesucht, wie man Gemeinschaft baulich stimulieren könne. Dabei wird die Anordnung der einzelnen Wohnzellen zueinander und deren Orientierung hin zu gemeinschaftlichen Räumen thematisiert. Diese Art der Zuordnung wird als Indikator dafür gesehen, „wat men met elkaar te maken heeft; op welke wijze men met elkaar geconfronteerd wordt, en of er sprake kann zijn van een werkelijk samenleven.“ (was man mit einander zu tun hat, auf welche Weise man miteinander konfrontiert wird, und ob man von einem wirklichen Zusammenleben sprechen kann, Übers. d. Verf. a. d. holländischen). 17 In der modellhaften Anordnung der Zellen wird die Motivation deutlich, durch verstärkte Gliederung und Zuordnung der einzelnen Wohnzellen zueinander, die individuelle Einheit stärker hervorzuheben und gleichzeitig den privaten Freibereich (Garten oder Terrasse) zu definieren. Hertzberger entwickelt diese Thematik weiter um den Aspekt der Formbedeutung, mit dem die Zielsetzung der Identitätssteigerung durch die Ablesbarkeit der Form verfolgt wird, hervorzuheben (s. Kapitel 4. Struktur (-form) und Nutzer). Die Berücksichtigung des Aspektes ‚Kommunikation’ zwischen Individuum und Kollektiv zur Herstellung eines kommunikationsfördernden 16 17 Forum 8/1959, S. 271-278 Forum Hefte seit 1959; S. 271 95 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Wohnumfeldes wird in unterschiedlichster Weise interpretiert. Prototyp für das so genannte „Reich des Zwischen“ wird für die Forum-Gruppe das Wohnquartier Spangen in Rotterdam von Michael Brinkman (1919) mit einer erhöhten Fußgängerstraße, von der aus sich die einzelnen Wohneinheiten (Maisonetten) über individuell identifizierbare Wohnungseingänge erschließen. Die Gruppierung von Wohneinheiten um einen Hof mit der Anmutung einer kleinen binnen stad (‚Innenstadt’, Übers. d. Verf.)) wurde als gemeinschaftsförderndes Umfeld betrachtet (s. Tafel D1, Abb. 22-23). Aber auch das Wettbewerbsergebnis E.G.K.S, 1. Preis von Schwagenscheidt und Sittmann (1960), welches mit einer Entwurfsstudie Piet Bloom’s verglichen wurde, mit raumbildenden, plastisch ausformulierten Gebäudegruppen zu einer gemeinschaftsorientierten Hofsituation, fand Anerkennung. Beide Projekte, die von Bloom und Schwagenscheidt/Sittmann wurden deshalb als entwicklungsfähig eingestuft. 18 (s. Tafel D1, Abb. 14-15) Für die nachfolgende Generation ist vor allem das Waisenhaus in Amsterdam von van Eyck (1957-60) als wegweisend zu bezeichnen. Hier wird die Philosophie der Kongruenz von Gebäude und Stadt, einer konsequenten Verbindung von Innen und Außen in einer Abfolge von Räumen, die sich zwanglos überlagern, deutlich. Die inneren ‚Straßen’ und ‚Plätze’ sind dabei als Fortsetzung der äußeren Straße gedacht. Der Übergang von öffentlichen und privaten Bereichen ist nahezu fließend, wobei der Eingangshof eine subtile Übergangszone darstellt.19 (s. Tafel D6, Abb. 1-4) Der Straßendeck-Gedanke (Laubengangerschließung) wie bei dem Studentenheim von Hertzberger in Amsterdam (1959/64-66) findet ebenfalls eine starke Verbreitung (s. Tafel D7, Abb. 1-2). Aber auch später entstehende Projekte wie die Freie Universität Berlin von den Architekten Candilis, Josic, Woods mit Schiedhelm (1963-73) oder der Wettbewerb für den ‚Frankfurter Römerberg’ (1963) versinnbildlichen den Kommunikationsgedanken. Beiden liegt wie bei dem erwähnten Waisenhaus die Konzeption einer ‚Miniaturstadt’ zu grunde, in der ein Hauptthema „die Artikulation öffentlicher und privater Bereiche“ ist. 20Der Wettbewerb um den Frankfurter-Römerberg interpretiert beispielsweise den Ort des ehemaligen mittelalterlichen Stadtkerns als orthogonales Formenspiel mit einem dreidimensionalen, durch Rolltreppen organisierten 18 19 20 96 Forum 5/1960/61, S. 162-171 van Eyck Aldo, Werke, Hrsg. Vincent Ligtelijn; Basel/Boston/Berlin 1999 Candilis, Josic Woods: Ein Jahrzehnt Architektur und Stadtplanung, Stuttgart, 1978 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Erschließungsprinzip. Die geradezu labyrinthisch integrierten Geschäfte, öffentlichen Räume, Büros und Wohnungen auf unterschiedlichen Niveaus, die auf einem zweigeschossigen Basement (Diensträume, Infrastruktur, Parkflächen) lagern, versuchen an die Urbanität und Dichte der alten Stadt anzuknüpfen, aber diese gleichzeitig neu zu interpretieren. Eine ähnliche Konzeption für die Freie Universität in Berlin verliert aufgrund der suburbane Lage und fehlenden Umsetzung wichtiger Planungsziele ihre Überzeugungskraft. Die Grundstruktur besteht hier aus einem System von parallelen Erschließungsachsen, an denen sich Bereiche mit höchster Intensität aufreihen. Die orthogonal dazu verlaufenden Achsen sind den ruhigeren Bereichen vorbehalten. Das System erlaubt eine weitgehend flexible Einfüllung von unterschiedlichen Funktionen, die sich entlang des linearen Erschließungssystems entwickeln können (s. Tafel D5, Abb. 3 und 5). Bei Kenzo Tange hat diese Thematik eine eher symbolische Bedeutung. Im Gegensatz zu den horizontalen Kommunikationssträngen von Candilis, Josic und Woods definiert sich das 1964-1967 konzipierte Pressezentrum der Stadt Kofu in Japan über 16 vertikale Kommunikationseinheiten. Die Einheiten übernehmen gleichzeitig die Trag-, Erschließungs- und Versorgungsfunktion, sodass sie sowohl eine vertikale als auch eine horizontale Raumausdehnung bzw. Ausfüllung ermöglichen. Für Tange ist damit „(...) das Gebäude ein einzelner räumlicher Typ, das sich verändern und wachsen kann, also ein Raum innerhalb eines dreidimensionalen Kommunikationsrasters“.21 Dieser Gedanke weist eine Verwandtschaft auf zu den Vorstellungen von Wachstum und Veränderung bei den Metabolisten (s. Tafel D8, Abb. 1-2). 21 Tange Kenzo, Funktion, Struktur und Symbol, 1966; in: Kenzo Tange , Hrsg. Udo Kultermann, Zürich 1970, S. 243 97 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Die Strukturform (die ‚strukturalistische’ Form) Die Begriffe Flexibilität und Variabilität, die in der internationalen Leitbilddiskussion der 1960er und 70er Jahre immer wieder auftauchen, werden bei den Strukturalisten anthropologischer Orientierung stets im Zusammenhang mit dem Begriff der ‚polyvalenten Form’ behandelt. Wobei der Begriff der ‚interpretablen Form’ ein nicht davon zutrennendes Unterthema bildet. Im übertragenen Sinne handelt es sich dabei um eine Form bzw. ‚Struktur (-Form)’, die unterschiedlichsten Nutzungszwecken und Änderungen durch die Bewohner dienen kann, ohne sich selbst zu wandeln. Das heißt, die Stadt bzw. das Gebäude und deren räumliche Organisation sollen so konditioniert sein, dass sie für den Nutzer Möglichkeiten der variablen Nutzung im Sinne einer freien Interpretation zur Verfügung stellen. Hierin offenbart sich ein wesentliches Charakteristikum, welches als zentrale ‚strukturalistische’ Formkomponente beschrieben werden kann und im Kapitel „Struktur (-form) und Nutzer“ noch näher erläutert wird. Die beiden Aspekte Form (Struktur) und Funktion (Einfüllung) sowie Formbedeutung und Benutzer werden nicht getrennt voneinander betrachtet. Grund dafür ist, dass Flexibilität und Variabilität neben der Formbedeutung nur als ein neutrales technisches Hilfsmittel zur Konditionierung der ‚polyvalenten Form’ angesehen werden. Man kann hier von einem ganzheitlichen Formbegriff sprechen (s. auch Kapitel 3.0 Anthropologischer Strukturbegriff langue und parole). Struktur und Einfüllung Übertragen auf die bauliche Umsetzung bildet das Modul (Raumeinheit) im Formenrepertoire der Strukturalisten ein wesentliches Grundelement. Dessen Anordnung wird oft auf der Basis eines Rasters erstellt, auf dem die Addition identischer Einheiten erfolgt. Hier zeigen sich formale Ähnlichkeiten zu archetypischen Siedlungsformen in Nordamerika (Pueblos) und Nordafrika (Oasenstädte). (s. Tafel B, Abb. 6 und Tafel D1, Abb. 12) Auch dort werden Raumzellen, je nach baukulturellen Bedingungen, aneinander gereiht oder gestapelt. Bei den ‚Strukturalisten’ wird dieses Prinzip im doppelten Sinne neu interpretiert. Zum einen steht die maßstäbliche Gliederung in ablesbare Einheiten als Teile eines Ganzen zur Identitätssteigerung im Vordergrund.22 22 98 siehe auch Kap. Struktur (-form) und Nutzer Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Zum anderen wird die flexible Konfiguration (Planungsflexibilität) nutzungsneutraler Raumeinheiten thematisiert. Dabei wird in der Regel von einer ordnenden Primärkonstruktion ausgegangen, in das variable Sekundärelemente eingefüllt werden können. Diese Systematik wird sowohl auf dem Niveau der Stadt, als auch auf dem Niveau des Gebäudes eingesetzt. Während man anfangs noch versucht die negativen Auswirkungen des CIAM-Städtebaus durch formale Gliederungsprinzipen gemäß des Slogans „Ästhetik der Anzahl" oder „casbah organisée" zu kompensieren, entwickelt sich später die Erkenntnis einer stärkeren Verflechtung von Raum- und Nutzungsorganisation (siehe Kap. 4 Ablesbarkeit der Form) (s. Tafel D1, Abb. 13). Entgegen der bislang verfolgten Funktionstrennung im Städtebau suchte man nun Möglichkeiten, die Trennung von Wegestruktur, Baustruktur, Grünverbindungen und Nutzungsarten durch ein flexibles Planungsinstrument aufzuheben. Mit Hilfe eines übergeordneten und ordnenden Rasters, welches einzelne Elemente integriert, aber auch den Zusammenhalt als Gesamtform gewährleistet, wird diese Zielsetzung verfolgt. Das ordnende Raster soll so nutzbar sein, dass es variabel ist für die Einfüllung unterschiedlichster Nutzungen und gleichzeitig eine langfristige Ordnung in der städtebaulichen Planung (Einheit der Gesamtform) sichert.23 In der inneren Grundrissorganisation von Gebäuden hat sich dieses Prinzip variabler Nutzungseinheiten schon länger durchgesetzt. Wie bei den Konzeptionen Louis Kahns für das Medical Research Center (1957-64) und das Gemeindezentrum Trenton (1954-59) (s. Tafel D3, Abb. 1-3) zeigt sich bei den ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung die entwurfsmethodische Unterscheidung in „dienende“ (Nebenräume) und „bedienende“ (Haupträume) Räume.24 Auf diese Weise sind nutzungsneutrale Grundriss- und Raumkonfigurationen möglich, die eine variable Nutzung innerhalb einer übergeordneten Struktur gewährleisten. Beispiele hierfür sind das Waisenhaus in Amsterdam von van Eyck, das Wijkcentrum 't Karregat in Eindhoven von van Klingeren (1970-73) (s. Tafel D8, Abb. 1-2) sowie das Centraal Beheer in Appeldoorn (1968-72) und die Diagoon-Häuser in Delft von Hertzberger (1969-70) (s. Tafel D7, Abb. 3-5 und 10-11). Der niederländische Architekt Habraken geht mit seiner Idee von der "Trägerstadt" noch einen Schritt weiter. In „Die Träger und die Menschen“ 23 24 Structralism in de Nederlands architectuur, Rotterdam, 1992 Joedicke Jürgen, Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, 1998 99 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung übt Habraken Kritik am Massenwohnungsbau, einer rationellen und rationalistischen Bauweise, die den Bewohner zum „Konsumenten" und die Wohnung zum Konsumartikel degradiere. Für Habraken ist das Wohnmilieu eine wichtige Äußerung der menschlichen Kultur. Habraken sagt hierzu: „Bauen, um zu wohnen, ist eine Kulturtat par excellence und unsere Kultur besteht keineswegs nur aus einer Anzahl mehr oder weniger kunstbeflissener Architekten. (...) Die materiellen Formen, die aus dieser Kultur entstehen, sind darum in erster Linie das Resultat des alltäglichen Handelns. (...) Auf der Suche nach dem Kern dieses wichtigen Teiles unserer Kultur müssen wir nicht ausschließlich nach dem sehen, was gemacht wird, sondern auch nach dem, wer etwas macht und warum." 25 Hierin zeigt sich wie in den Äußerungen van Eycks eine gedankliche Nähe zu Levi-Strauss. Habrakens Trägerstadt funktioniert nach dem Prinzip der Gliederung in eine kollektive Struktur (Träger), die individuell durch den Nutzer (Menschen) ausgefüllt werden kann. In der Funktionsbeschreibung fungiert der Träger als eine Art Regal, in das die Wohnungen nach individuellen Wünschen eingebaut werden können. Konstruktiv ist der Träger aufgeteilt in ein Primärsystem und ein Sekundärsystem. Der Träger ist als Betonskelettkonstruktion gedacht, eine Art ‚Rohbau’, der in die Gruppe dauerhafter kollektiver Bauwerke wie Brücken, Viadukte, Kanäle oder Straßen eingeordnet wird. Er ist damit der technischen Infrastruktur zugeordnet und eher Städtebau als Wohnungsbau. Der Träger wird als Skelett der Stadt verstanden, eines lebenden und komplexen Organismus mit einer eigenen Formensprache, die an Le Corbusiers Projekt Fort l'Empereur in Algier (1932) erinnert. Le Corbusier spricht in Vorträgen (1947-48) vom so genannten ‚Flaschenhalter’ (das tragendes Gerüst) und von der ‚Flasche’ (die Wohnung) (s. Tafel D2, Abb. 1 und 9-14).26 Die innere Aufteilung der Träger soll nach Habraken nach dem Prinzip eines künstlichen Geländes funktionieren, das je nach individuellem Wunsch des Bewohners eingefüllt und variabel organisiert werden kann. Habraken hegt die Hoffnung: „Die Industrialisierung des Wohnungsbaus durch die Träger bedeutet das Ende jenes Architekten, der sein Künstlertum durch Manipulation von Mensch und Materie auslebt. Sie bedeutet aber gleichzeitig auch die Basis für eine Architektur, die in der Gemeinschaft 25 Habraken N.J., Die Träger und die Menschen, (1. deutsche Übers. v. Arnulf Lüchinger) Den Haag 2000, S.12 26 Le Corbusier, Mein Werk, Stuttgart 1960, S.102-103 und 160-161 100 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung verwurzelt ist." 27 Habraken hat seine Trägerstadt nicht realisieren können, aber seine Ideen haben Einfluss auf andere Architekten und die SARForschungsgruppe ausgeübt. Der Aspekt Flexibilität findet bei den ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung hingegen keine programmatische Relevanz. Technische Flexibilität wird als ‚neutral’ eingeschätzt. Mit dieser Neutralität wird ein Mangel an Identität durch das Fehlen charakteristischer Eigenschaften in Verbindung gebracht. (Hertzberger) Zwar könne sich eine Stadt oder ein Gebäude durch Flexibilität jeder Situation anpassen, verliere aber im Moment seiner baulichen Veränderung die Form/Struktur und damit seine Identität. Trotz dieser Einschätzung zeigt sich bei vielen Bauten der Protagonisten diese ‚neutrale’ Anmutung, die sich produktionstechnisch bedingt präsentiert oder eine modular technische Erweiterungsfähigkeit verspricht. Auffallend ist für diesen Zeitraum die im internationalen Maßstab zunehmende Entwicklung industrieller Fertigungsmethoden in der Bauindustrie, die ebenfalls mit Rastern und modularen Systemen operiert. Auch die ‚Strukturalisten’ beider Lager (z.B. Hertzberger, Safdie, van Stigt, Bloom u.a.) wenden Vorfabrikation und industrielle Baumethoden an (s. z.B. Tafel D7, Abb. 3-4). Van Eyck arbeitete bei seinem Waisenhaus in Amsterdam noch mit eher vorklassischen Bauformen (Kuppelbauten aus Oasenstädten). In der Herstellung der Dächer werden jedoch vorgefertigte Kuppeln verwendet (s. Tafel D6, Abb. 1). Hertzberger kombiniert, nach Kenneth Framptons Auffassung, hingegen stärker den anthropologischen Ansatz van Eycks subtil mit dem konstruktiven Rationalismus der BerlageSchule.28 Im Werk Hermann Hertzbergers finden sich zahlreiche Bauten, die auf vorgefertigten Elementen basieren. Einer der ersten Bauten ist die Großwäscherei Amsterdam Sloterdijk (1962-64). Frampton betont die „tektonische“ Dichte des Bauwerkes,29 die Hertzberger durch die Wechselwirkung von Konstruktion und Befensterung sowie durch die Fügung vorgefertigter Bauzellen erreicht (s. Tafel D7, Abb. 6). In dem Altenheim „Drie Hoven“ in Amsterdam (1964-1974) von Hertzberger findet sich diese Thematik wieder. Bei diesem Komplex dominiert hingegen stärker die modulare Grundordnung des Stahlbetonskeletts aus vorgefertigten Teilen. Die Konzeption des Gebäudes basiert auf einem 27 Habraken N.J., Die Träger und die Menschen, (1. deutsche Übers. v. Arnulf Lüchinger) Den Haag 2000, S.60 28 Kenneth Frampton, Grundlagen der Architektur, Stuttgart 1993 29 Ebd. 101 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung modular geordneten und zugleich offenen System. Es soll die Ergänzung weiterer Nutzungen ermöglichen, jedoch die Einheit des Komplexes nicht gefährden (s. Tafel D7, Abb. 7-9). Struktur (-form) und Nutzer Die ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung sehen in einem dogmatischen Funktionalismus, wie ihn der CIAM propagierte, die Gefahr der Einschränkung individueller Bedürfnisse. So sind sie der Auffassung, dass im Gegensatz zur bis dahin verfolgten kollektiven Interpretation von individuellen Lebensweisen (gemeint ist der dogmatische Funktionalismus; Anm. d. Verf.), nun die Notwendigkeit anstehe, Prototypen zu entwickeln, bei denen die individuelle Interpretation der kollektiven Struktur im Vordergrund stehe.30 Das Gebäude wird demnach nicht mehr als isoliertes formales Element betrachtet, dem eine künstlerische Behandlung zukommt. Im Vordergrund steht die Subjekt-Objekt Beziehung (Mensch-gebaute Umwelt). Aus ihnen entwickelt sich letztendlich die eigentliche Form. Denn im Strukturalismus werde nach Lüchinger nicht mehr über „Ehrlichkeit und Ausdruck“ von Materialwahl und Fassadenästhetik diskutiert, die für den Brutalismus so charakteristisch sei.31 An die Stelle der Überbetonung der Materialoberflächen trete eine zurückhaltende Materialwirkung. Im Gegensatz zu einem bislang fest gefügten Form-Inhalt-Schema, abgeleitet aus der Funktion und der Materialität, dominiere nun das Verhältnis von Objekt und Beschauer. Abweichend vom Formprinzip der Moderne könne nicht mehr von einem unveränderlichen Verhältnis von Objekt und Beschauer im Sinne eines rationalistischen Architekturverständnisses ausgegangen werden. Der neue Formbegriff „form evokes function“32 impliziert die Ablehnung einer restriktiven Ästhetik, somit den Bruch mit dem dogmatischen Funktionalismus und der verkrusteten Auffassung „form 30 Forum 7/1967, Hrsg. Genootschap Architectura et Amicita, Herman Hertzberger, S. 118 31 Lüchinger Arnulf, Strukturalismus in Architektur und Städtebau, Stuttgart 1981 32 Joedicke bezieht sich mit diesem Begriff auf Bakema, der den Begriff der Funktion der Form geprägt habe. Damit sei gemeint, dass „(...) nicht nur die Funktion die Form beeinflusse, sondern ebenso die Form selbst neue Funktionen anregen könne.“(J. Joedicke, 1930-1960 in B+W, Heft 10, 1961, S. 369 und J. Joedicke in B+W 1978, S. 270 sowie J. Joedicke, Architekturgeschichte des 20. Jahrh., Stuttgart 1990, S. 140) 102 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung follows function“, mit der Auffassung nämlich von einem formalen und unveränderlichen Verhältnis von Objekt und Beschauer. Nicht mehr die Erscheinungsform als Umhüllung des Objektes wird als relevant angesehen, sondern die Form als Träger für Inhalt und Bedeutung. Die Form soll nach Hertzberger deshalb nicht für nur einen Zweck flexibel und neutral sein, sondern verschiedene Bilder in unterschiedlichen Situationen erzeugen, soll Bedeutung aufnehmen und wieder abgeben. Dies impliziert die vielschichtige Konditionierung des Gebäudes (Stimulus + Assoziationen = Interpretation). Die Sichtbarkeit der Konstruktion fungiert als Zeichen des Unfertigen, als Anreiz zur Veränderbarkeit. Die äußere Erscheinung soll nur noch im Dienste der Nutzer stehen und unterschiedlichsten, individuellen Anforderungen entsprechen können.33 Damit wird deutlich, dass eine an individuellen Grundbedürfnissen ausgerichtete Stadt- und Wohnumwelt die Interaktion zwischen Nutzer und Gebäude in den Mittelpunkt stellen sollte. Das heißt für den Entwurfsprozess, dass einerseits die ureigensten Aktivitäten des Nutzers zu berücksichtigen sind, andererseits hat das zu entwerfende Gebäude Potenziale aufzuweisen, die diese Aktivitäten ermöglichen. Hieraus lassen sich zwei wesentliche Kategorien ableiten: zum einen die subjektorientierte Kategorie, also die stärkere Einbeziehung des Nutzers, und zum anderen die objektorientierte Bauweise, d.h. die symbolische Konditionierung des Gebäudes bzw. der Struktur i.S. d. Strukturalisten anthropologischer Prägung. Beide Aspekte betreffen insbesondere die Identitätsbildung, die stimuliert werden soll durch: a) die Ablesbarkeit der baulichen Form bzw. ihre Nutzungseinheiten und die Konstruktion; b) die Einheit der baulichen Form bzw. der Struktur; c) die Mitbestimmung des Nutzers; d) die Stimulanz von Assoziationen. 33 Hertzberger schreibt zum Formbegriff: „… hier sprechen wir also nicht von einem Formbegriff, der eine formale und unveränderliche Beziehung zwischen Objekt und Betrachter voraussetzt und aufrecherhält. Wir meinen nicht eine das Objekt umhüllende visuelle Erscheinung, sondern Form als Anpassungsfähigkeit und potentieller Bedeutungsträger. Die Form kann eine Bedeutung erhalten, kann sie jedoch auch durch den Gebrauch, der von ihr gemacht wird, oder durch zusätzliche Werte verlieren; die hängt von der Interaktion zwischen Benutzer und Form ab. (…) Die Fähigkeit, Bedeutungen aufzunehmen und sie wieder aufzugeben, ohne sich selbst wesentlich zu verändern, macht aus der Form eine potentiellen Bedeutungsträger…..“ (Hertzberger Herrmann, Hiuswerk voor meer herberzame vorm, Forum 1973 Nr.3, S.12-13; deutsche übers., in: Hermann Hertzberger, Vom Bauen, München 1995, S. 146-147) 103 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Die Ablesbarkeit der Form Versucht man, sich über die sichtbaren Elemente den wesentlichen Kennzeichen des strukturalistischen Formenrepertoires zu nähern, wird die Betonung bestimmter Anordnungsprinzipien deutlich. Hier zeigen sich zwei Aspekte: Der eine zielt ab auf die bauliche Symbolisierung des Kommunikationsgedankens, der andere thematisiert die Lesbarkeit und Maßstäblichkeit der Form. Der erste Gedanke findet sich z.B. bei Tange (kybernetischer Ansatz) (s. Tafel D9, Abb. 1-2), bei den Smithsons (s. Tafel D4, Abb.1-5) und bei Candilis, Josic, Woods (anthropologischer Ansatz) (s. Tafel D5, Abb.1-5) wieder. Bei diesen Vertretern aus beiden ‚strukturalistischen’ Richtungen werden die verbindenden Elemente (Bewegungssysteme) zwischen den Räumen als ein Moment der Kommunikation angesehen. Hierzu zählen neben den vertikalen Verbindungen, den Treppenhäusern, die horizontalen Verbindungswege in den Gebäuden und auch die Erschließungsverbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden im städtischen Kontext. Die Beziehungen zwischen den Dingen (Menschgebaute Umwelt) werden grundsätzlich stärker bewertet als die Dinge (das gebaute Objekt) selbst. Das heißt, der Nutzer als Akteur wird als maßgebend für die gebaute Umwelt angesehen. Der zweite Gedanke drückt sich durch eine zum Teil intensiv formalisierte Gliederung und Konfiguration gleicher Gebäudeeinheiten aus. Als zu kritisierendes Gegenbild wird beispielsweise aus Sicht der ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung, die monolithische Behandlung der Baukörper im Massenwohnungsbau der 1950er Jahre gesehen (s. Tafel D1, Abb. 10). Hauptkritikpunkt ist die monolithische Form der funktionalistischen Bauweise, der jegliche plastische Gliederung und Ablesbarkeit der Nutzungseinheiten fehlt. Hochbaulicher und städtebaulicher Ausdruck der 1950er Jahre ist der typische standardisierte Zeilenbau (Wohnscheibe) und die nach rein funktionalistischen, zweckrationalen Prinzipien gegliederte Siedlungsstruktur (gleichförmige Nord-Süd-Ausrichtung). Van Eyck sieht in diesen Siedlungen des Funktionalismus „... organized nowhere, and nobody feeling he is somebody living somewhere.“34 Um diesem Problem einer schematischen und monotonen Konzeption zu begegnen, gewinnt der Aspekt „Aesthetics of Number“ 35 einen bedeutenden Einfluss in der Formentwicklung. So haben sich insbesondere 34 35 104 Team Ten Primer, Hrsg. A. Smithson, London 1968, S. 44 Forum 7/1959, S. 223 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung van Eyck und das Team Ten seit dem CIAM-Kongress in Aix- en Provence eingehend mit dem „Problem der Anzahl“ (Gliederungsmethodik) beschäftigt. Wesentlicher Kritikpunkt war nach Ansicht der Protagonisten die Monotonie des Massenwohnungsbaus durch sich wiederholende Elemente eines eingeschränkten Formenrepertoires.36 Gemeint ist damit die Zusammenfassung der einzelnen Wohnzellen zu ungegliederten, homogenen Großeinheiten. Van Eyck entwickelte eine Methodik, in der die Differenzierung der Einheit durch „rhythm and sub-rhythm“ 37 thematisiert wurde. Er ist der Überzeugung, dass die noch immer verborgenen Gesetze der so genannten „harmony in motion“ 38 aufzudecken seien. Das Konzept der „aestethics of number“ beruht auf der Erkenntnis, dass die Quantität im Massenwohnungsbau nicht vermenschlicht werden könne, ohne eine differenzierte Artikulation der Anzahl.39 Die Balance zwischen Ordnung und Chaos ist in diesem Zusammenhang wesentliches Gestaltungsprinzip und wird als „Labyrinthische Klarheit“ oder “cashbah organize“ in Analogie zu archaischen Siedlungstypen in Nordafrika umschrieben. 40 Die frühen Entwürfe für das Dorf Nägele und für Buikerslotermeer zeigen(s. Tafel D1, Abb. 13), im Gegensatz zur vorherrschenden Praxis der additiven Parzellierung, eine Ordnung bei der sich Teil und Ganzes auf jeder Ebene wechselseitig definieren und in verschiedenen Zentren, Achsen und Richtungen von visueller Bedeutung gleichsam vertreten sind.41 36 Ebd. Ebd. 38 Ebd. 39 Team Ten Primer, Hrsg. A. Smithson, London 1968, S. 83; siehe auch Steps towards a configurative discipline; In: Forum 3/1963: S.88: “We must continue the search for the basic princeples of a new aesthetic and discover the aestethic und human meaning of number. We must impart rhythm to repetitive similar and dissimillar form, thereby disclosing the conditions that may lead to the equilibration to the plural, and thus overcome the menace the monotony.” 40 Forum 3/1962, S.88 (holl.) 41 So ist van Eyck der Auffassung: „A city should embrace a hierachy of superimposed configurative systems multilaterally conceived (a quantitive not a qualtive hierachy). The fine grained systems –those which embrace the multiplied dwelling and its extension – should reflect the qualities of ascending repetive configurative stages as has already put forward. All systems should be familiarized one with the other in such a way that their combined impact and interaction can be appreciated as a single complex system polyphonal, multirhythmic, kaleidoscopic and yet perpetually and everywhere comprehensible. A single homgeneous configuration composed of many sub-systems, each covering the same overall area and equally vaild, but each with a different grain, scale of movement and association. These 37 105 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Insbesondere Herman Hertzberger, Mitherausgeber der Zeitschrift Forum, erweitert unter dem Begriff der Polyvalenz das Entwurfsrepertoire. Wie bereits bei Team Ten42 bildet für Hertzberger der normierte Wohnungsbau des Funktionalismus den Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit der architektonischen Symbiose aus sozialen und gebauten Strukturen. Hertzberger entwickelt hieraus ein Konzept zur Transformation eines ‚Wohnblocks’ (homogene Blockungen der einzelnen Wohnzellen) zu einem ‚Wohngewebe’ (ablesbare Struktur der einzelnen Wohneinheiten) (s. Tafel D1, Abb. 11). Die dargestellten Modellstudien aus der Zeitschrift Forum mit dem Titel „Bewoonbar of oonbewoonbaar, menselijk of onmenselijk“, die bereits 1959 veröffentlicht wurden, verdeutlichen den Vorgang der plastischen Bearbeitung des ‚Wohnblocks’, bei der der ‚Blockcharakter’ zunehmend verschwindet (s. auch Kapitel 4 Kollektiv und Individuum). Strukturgebend ist insbesondere das Maß der Wohnzelle, die nun visuell erlebbar wird. Folglich soll hierdurch ein Gefühl der Zugehörigkeit, der Identität und Maßstäblichkeit sowie der Struktur und Assoziationshierarchie geschaffen werden.43 Für Hertzberger ist somit die Gemeinschaft zu einer Basis für die Stadtentwicklung geworden, nicht als die Summe von einzelnen Funktionen, sondern vielmehr entwickelt aus der kleinsten Einheit als Teil des Ganzen. Die bestimmenden Parameter sind Identität und Einheit der Teilelemente.44 (s. Tafel D1, Abb. 16-21) In Anlehnung an sein Amsterdamer Rathausprojekt transformiert Hertzberger in dem Bürogebäude „Central Beheer“ in Apeldorn (1970-72) geradezu idealtypisch die vorgenannten Ideen. Die regelmäßigen Raumeinheiten erinnern an nordamerikanische Pueblostrukturen.45 Das Konzept beruht auf einem dreidimensionalen Gitterraster, welches sich aus Gruppen quadratischer ‚Büro-Inseln’ zusammensetzt (s. Tafel D7, Abb. 3-5). Ebenso kann die Wohnanlage „Habitat ‘67‘“ von Moshe Safdie (1967) für die Weltausstellung in Montreal im Sinne dieses Gliederungsprinzips verstanden werden.46 Unter dem Einfluss van Eycks 47 sowie an Vorbildern systems are to be so configurated that one evolves out the other – is part of it.” Aldo van Eyck Aldo, Steps towards a configurative discipline; In: Forum 3/1963: S.92 42 A Short Rewiew of CIAM Activity 1954, S. 13 43 Forum 5/1960/61, S.159-160 (holl./engl.) 44 Ebd. 45 Forum 3/1962, S.88 (holl./engl.) 46 frühe Projektstudien wurden bereits in Forum 5/1962 von Moshe Safdie veröffentlicht, der Kontakt zur Team Ten entstand über van Ginkel, CIAMTeilnehmer 106 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung traditioneller Siedlungsformen des mediterranen Raumes orientiert, entsprechen die 158 Wohnungen der Idee eines Einfamilienhauses mit Terrasse. Die Grundstruktur setzt sich aus 354 selbsttragenden Raumzellen zusammen. Das Prinzip der gegliederten Form, d.h. die Identität der Einheiten, wurde bei diesem Projekt konsequent verwirklicht, wohingegen die räumliche Integration in den städtischen Kontext nach wie vor, wie bei fast allen Projekten der Strukturalisten (beider Prägung), fraglich erscheint. Dies ist ein Beleg dafür, dass die ‚Dritte Generation’ immer noch unter dem Einfluss der ‚Zweiten Generation’ steht (s. Tafel D8, Abb. 3). Auch die Wohnsiedlung in Hengelo von Piet Blom (1965-73) dokumentiert die Philosophie der an Raster orientierten Wohnzellen (s. Tafel D8, Abb. 4). Orientalische Altstadtstrukturen stehen hierfür Modell. Ursprünglich für die dichte Amsterdamer Innenstadt (Jourdan-Viertel) konzipiert, werden allerdings nur gerade mal 50% (46 WE/ha) der angestrebten Dichte von ca.100 WE/ ha im ländlich geprägten Hengelo realisiert. Die konsequente Freihaltung und Überdachung der unteren Ebene als freier urban nutzbarer Multifunktionsraum, der neben Parkierungs- und Spielflächen auch Schutz vor Wind und Regen bieten soll, ist noch Teil der Amsterdamer Konzeption. Heute werden die überdachten Flächen als unwirtlich empfunden. Die Konzeption wirft die Frage auf, ob die Übertragung der Amsterdamer Konzeption an einen peripheren, weniger urbanen Standort angemessen ist. Zudem scheint der Ansatz, Schaffung einer Vielzahl von überbauten Flächen, den klimatischen Bedingungen des sonnenarmen Nordens nicht angepasst. Grundvoraussetzung für diese neue Art der Konfiguration bildet die Verbindung der beiden Disziplinen Architektur und Städtebau, die zuvor im Funktionalismus getrennt wurden und nun wieder zusammenfinden sollen. Die Smithsons sowie Howell sprechen auf dem CIAM in Aix erstmals vom „architect-urbanist“ als ein Vertreter einer neuen konfigurativen Disziplin. Man ist der Auffassung, nur so die komplexen Probleme der Multiplikation von Wohnungen unter Berücksichtigung soziologischer, wirtschaftlicher, geographischer, politischer und formaler Parameter lösen zu können. 48 47 Joedicke Jürgen, Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts: von 1950 bis zur Gegenwart, Stuttgart 1998 48 Forum 7/1959, S.220; siehe auch Zitat A. van Eyck (Otterlo 1959) in: Team 10 Primer, Hrsg. A. Smithson, London 1968, S. 27 107 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Identität durch Einheit der Form Die Gleichsetzung formaler Anordnungsprinzipien, wie beim Umgang mit der ‚strukturalistischen’ Form mit einem auf Struktur und Konstruktion bezogenen Ausdrucksgehalt, führt häufig dazu, alles was modulare Anordnung, Raumzellen und Raster aufweist, für strukturalistisch zu erklären. Diese Art der Analyse ist aber zu einseitig, da der Aspekt der Einheit der Form bzw. der Struktur außeracht gelassen wird. Wie bereits im Kapitel 4. Struktur (-form) und Nutzer deutlich geworden ist, spielt die technische Flexibilität im Sinne einer modularen Erweiterungsfähigkeit offenbar für die ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung keine Rolle. Diese Art der technischen Flexibilität wird demnach grundsätzlich als zu neutral und damit als negativ eingeschätzt, da das Gebäude oder die Stadtstruktur seine bzw. ihre eigentümliche Form verliert. Dieser Formverlust wird mit einem Identitätsverlust gleichgesetzt. Stattdessen wird eine Konzeption angestrebt, die eine kollektive Form (Struktur) bereitstellt, die sich ohne oder wenige Eingriffe für verschiedene Situationen und Nutzungen (individuelle Interpretation) eignet, aber durch die gleich bleibende Form die Identität bewahrt. In Bezugnahme auf die Unveränderlichkeit der Form sprechen die Strukturalisten von einem ‚Erkennungszeichen’, das seine Identität bewahrt. Die ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung definieren deshalb das Erkennungszeichen als ‚Strukturform’, dessen Formidentität im Verantwortungsbereich des Formgebers (Architekt/Stadtplaner) liegt. Vorbildfunktion hat der Stadtgrundriss in Split/Kroatien mit der Grundstruktur (Raster) des alten römischen Diokletian-Palaste (4 Jahr. v. Chr.). Die Stadt ist irreversibel in die Form des Palastes übergegangen. Dennoch ist der Palast durch seine Form und seine Fassadenfragmente noch zu erkennen (s. Tafel D1, Abb. 26-27). Noch deutlicher wird die Trennung von Form und Funktion im römischen Amphitheater in Lucca. Mit seiner markanten Form ist das Theater als bebautes Oval in das Stadtgefüge integriert, und das Innere der Arena wurde im Mittelalter zu einem öffentlichen Platz transformiert. Lediglich Fragmente der äußeren arkardierten Fassade und die vier achsial aufeinander ausgerichteten Zugangstore lassen auf die ehemalige Funktion schließen (s. Tafel D1, Abb. 24-25). 49 49 108 Forum 2+3 / 1962 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Identität durch Mitbestimmung Durch die Strukturalisten anthropologischer Prägung erhält auch die Mitbestimmung des Benutzers besondere Beachtung. Habraken thematisiert diesen Aspekt in Die Träger und die Menschen. Ausgehend von seiner Kritik am Massenwohnungsbau steht im Mittelpunkt seiner Analyse die Wechselwirkung zwischen den Trägern50 und dem Menschen als Bewohner dieser Träger. Seine zentrale Kritik ist: „Der Massenwohnungsbau geht davon aus, dass die Bemühungen des Individuums und alles, was damit zusammenhängt, eigentlich nicht bestehen sollten. Der Wohnungsbau, der so entsteht, ist kein Prozess des sich einrichtenden Menschen. Der Mensch richtet sich nicht mehr ein, er wird eingerichtet.“51 Gemeint ist damit, dass einige wenige die Entscheidungsprozesse für alle übernehmen. Dem Einzelnen wird nur noch wenig individuelle Freiheit zugestanden. Für Habraken ist dies kein funktional bauliches Problem, denn: „die Kräfte, die beim Entstehen der Städte und des Wohnmilieus wirken, sind uns in ihrem gemeinsamen Funktionieren und ihren inneren Beziehungen weniger bekannt als die Kräfte, die zum Beispiel einen Ameisenbau entstehen lassen. Die biologische Struktur, die unserem Bauen als Grundlage dient, wird auch heute noch nicht als komplexe Wirklichkeit erfahren. Und noch weniger sind wir fähig, sie mit Erfolg zu beeinflussen.“ 52 Habraken ist deshalb der Auffassung, dass es an der Zeit sei, verstehen zu lernen, nach welchen Gesichtspunkten die Umwelt des Menschen durch den Menschen entstehe. Für die Architektur bedeute dies in erster Linie, bauen um zu wohnen. Wohnen sei damit Ausdruck des täglichen Handelns. Allerdings sei dieser Ausdruck gestört. Außerdem könne dieses Handeln nicht allein mit dem Konsum von Produkten befriedigt werden. Vielmehr gehe es um den Aspekt des ‚Selberproduzierens’ und des Entfaltens eigener Aktivitäten, wohingegen der Massenwohnungsbau „(...) die Wohnung zu einem Konsumartikel und den Bewohner zu einem Konsumenten“ reduziere. 53 Habraken sieht darin die Notwendigkeit dem Nutzer seine Handlungsfähigkeit zum Gestalten seiner Wohnung nach individuellen 50 Damit ist in erster Linie das Wohngebäude als Träger gemeint. Die Träger und die Menschen, N. Habraken, urspr. Ausgb. Amsterdam 1961, deutsche. Übers. A. Lüchinger, Den Haag, 2000, S.11 52 Die Träger und die Menschen, N. Habraken, urspr. Ausgb. Amsterdam 1961, Den Haag, 2000, S. 9 53 Die Träger und die Menschen, N. Habraken, urspr. Ausgb. Amsterdam 1961, Den Haag, 2000, S. 12 51 109 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung Vorstellungen wieder zurückzugegeben. So soll der Bewohner der Trägerstadt (s. Kapitel 4. Struktur und Einfüllung) sich nach individuellen Wünschen eine Wohnung anfertigen lassen, die nach Auswahl des Standortes in den Träger eingefüllt wird. Assoziationen und Stimulanz Hertzberger beschäftigt sich ebenfalls mit der Emanzipation der Bewohner und betont besonders gestaltpsychologische Aspekte (Assoziationen und Stimulanz). Im Gegensatz zu Habraken enthebt Hertzberger den Architekten nicht seiner Verantwortung als Formgeber und Vermittler im Bauprozess, im Gegenteil: Die Diagoon-Häuser (1968-70) in Delft ermöglichen im Rahmen der vom Architekten vorgegebenen Hülle, eines so genannten ‚unfertigen’ Baus, den variablen Ausbau nach eigenen Wunschvorstellungen (s. Tafel D7, Abb. 10-11). Dennoch besteht keine völlige Freiheit. In dem Bewusstsein, dass die völlige Freiheit zu eine Art ‚Lähmung’ führen könnte, werden Elemente favorisiert, die Assoziationen beim Bewohner wecken sollen. Diese Elemente (Archetypen) müssen demnach eine verständliche Symbolik berücksichtigen, damit der Bewohner die Möglichkeit des bewussten Vergleichens mit Erlebtem erhält.54 Diese Art Stimulanz soll so konzipiert sein, dass sie bei jedem Nutzer Bilder weckt und ihn zu assoziativen Lösungen anregt. Hieraus entwickelt sich ein Repertoire von bzw. ein Bewusstsein für Formen, die als ‚Instrumente’ verstanden werden. Im Gegensatz zur zweckgebundenen Form jedoch, die wie ein Apparat funktioniert und nur für eine Nutzung programmiert ist, wird nun nach Formen gesucht, welche vielfältigste Interpretationsmöglichkeiten eröffnen. Charakteristischstes Beispiel ist das Thema der Mauer oder der Sitzstufen. Diese Elemente können sowohl territoriale Übergangsbereiche definieren, als auch als Sitzgelegenheiten zur Kommunikation und Erholung fungieren oder aber dem Spiel dienen (s. Tafel D7, Abb. 12-13). Zusammenfassend zeigt sich, dass es im Prozess der Wechselwirkung von Formbedeutung und Benutzer um die Konfiguration von konditionierten und variablen Raum-, Kommunikations-, Konstruktionsoder anderen Form-Einheiten bei allen Größenordnungen der Stadt geht. Erst wenn die Strukturen durch Antastung, Interpretation oder Einfüllung der Nutzer in Besitz genommen werden, haben sie ihren vollwertigen Zustand erreicht. Damit soll eine zum Formalismus neigende Architektur 54 110 Hertzberger Hermann, Vom Bauen: Vorlesungen über Architektur, 1995, München, S. 158 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung ausgeschlossen werden. Auch wird die vieldiskutierte ‚flexible’ Form als neutrale Umhüllung abgelehnt, da sie für kein Raumprogramm die passende Lösung bietet und daher nicht als Identifikation dienen kann. 111 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 1: Anthropologische Studien, Ausgangspunkt der Forum-Gruppe für die Beschäftigung mit archaischen Lebensformen und Bauweisen (Forum 1959) 113 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 2-3: Hüttendorf in Neu-Guinea, exemplarisches Beispiel für gemeinschaftshaltige Raumgefüge (Forum 1959) Abb. 4: Dorfplatz im mediterranen Siedlungsraum, exemplarisches Beispiel für gemeinschaftshaltige Raumgefüge (Forum 1959) 114 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 5: „Individu en gemeenschaap zijn ambivalent, vormen samen een duo-fenomen“: Individuum und Gemeinschaft sind ambivalent, formen zusammen ein zweiseitiges Phänomen, Übers. d. Verf. (Forum 1959) Abb. 6: Lijnbaan in Rotterdam von Van den Broek und Bakema (1954) und Straßenszene aus Quemoy in China" L'espace corridor moet overwonen worden; terug naar de straat.": Der Raumkorridor muß überwunden werden, zurück zur Straße, Übers. d. Verf. (Forum 1959) 115 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 7-9: exemplarische Darstellungen aus West-Afrika und Europa, die die Thematik “Das Gestalt gewordene Zwischen” dokumentieren sollen (oben und unten)(Forum 1959) 116 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 10: Dokumentiert für die Forum Gruppe die Uniformität der funktionalen Stadt, Beispiel Amsterdam (Forum 1960/61) Abb. 11: Auflösungsprozess von der homogenplastischen Form hin zum aufgelösten differenzierten Formgebilde, Zeichnung Herman Hertzberger (Forum1960/ 61) 117 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 12: „built for the people of the people by the people“; archaisches Beispiel eines Pueblodorfes in Mexiko mit differenziertem Gebäudegefüge (Forum 1959/1962) 118 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 13: Einheitliche, kohärente Konfiguration mit Wohnstrassen und Zentren, Planung von Aldo van Eyck für Buikslotermeer (1962) 119 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 14-15: Modellaufnahme des 1. Preises EGKS- Wettbewerb von Schwagenscheidt und Sittmann von 1959 (oben), Wohnbauprojekt von Piet Bloom (unten) (Forum 1959) 120 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 16-17: Gliederungsprinzip: vom homogen plastischen Körper zu einer differenzierten Strukturierung: „homogenplastische Behandlung des Baukörper ohne individuellen Ausdruck und Raumdefinition (links), räumliche Identität durch verschieben der Wohnzellen (Forum 1959) (rechts) Abb. 18-19: Versatz in den Obergeschossen zeigt das Potential an Variationsmöglichkeiten (links), Im Geschosswohnungsbau kann dies mit den Mitteln der Balkone oder der Ausbildung von Terrassen ermöglicht werden. (Forum 1959) (rechts) Abb. 20-21: Durch das Überlagern und Zusammenfügen differenzierter Wohnformen entsteht ein komplexes Gewebe, der ‘drempel“ (Schwelle) und das Identifikationspotential werden zu gestaltgebenden Aspekten. (Forum 1959) 121 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 22: Wohnanlage Spangen von Michiel Brinkmann (191921) in Rotterdam, exemplarisches Beispiel der ForumGruppe für ein gemeinschaftsförderndes Wohnumfeld aus den 1920er Jahren , Wohnanlage für 270 Familien (Forum 1960/61 Abb. 23: Wohnanlage Spangen in den 1970er Jahre von Herman Herzberger 122 Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum Abb. 24-25: Von der Stadt absorbiertes Amphiteater in Lucca (Forum1962) Abb. 26: Diokletian Palast in Split, Rekonstruktion (Forum 1962) Abb. 27: heutige Situation mit der absorbierten römischen Palastanlage (Forum 1962) 123 Bildtafel D2 | Le Corbusier Abb. 1: Projekt Fort l’ Emereur, Algier (1930) Abb. 2: Universitätsstadt für Studenten (1925) Abb. 3: Siedlung Le Sainte-Baume(1948) 124 Bildtafel D2 | Le Corbusier Abb. 4: Roq und Rob, Kap Saint Martin ist motiviert im Einklang mit der Landschaft zu stehen und hat Verwandtschaft zum Projekt Le Saint Baume (1948) Abb. 5: Wohnhaus am Bodensee / Schweiz (1957) 125 Bildtafel D2 | Le Corbusier Abb. 6: Krankenhaus in Venedig, Projektstudie (1965) Abb. 7-8 Der Pavillon Philips für die Weltausstellung in Brüssel (1957-58), Das ‘poem électronique ist die erste Mainfestation einer neuen Kunstgattung, einer strukturellen Überlagerung von Form, Farbe, Bild, Musik, Wort und Rythmus. 126 Bildtafel D2 | Le Corbusier Abb. 9-10: Grafische Gegenüberstellung des konventionellen Gartenstadt-Prinzips in der Horizontalen und dem Prinzip für Algier in der Vertikalen und Linearen Entwicklung (1931) Abb. 11: Plan für Algier (1931) 127 Bildtafel D2 | Le Corbusier Abb. 12-14: (oben) Untersuchung über die Hütte des Wilden (a), das Zelt des Nomaden (b) und die moderne Wohnung (c)= Flasche (1947-48) Abb. 13-14: (links und unten) Prinzip des ‘Flaschenhalters ‘(tragendes Gerüst) und der ‘Flasche’ (die Wohnung), entwickelt für Marseille (1947-48) 128 Bildtafel D3 | Louis Kahn Abb. 1: jüdisches Gemeindezentrum von Louis Kahn (1955-57) Abb. 2-3: Richards Medical Building, Phiadelphia, Louis Kahn (1961), Büro/ Laborflächentürme, Obergeschossgrundrisse und vertikale Schächte für Lifte und Leitungsstränge (links), Differenzierung von Büro/Laborflächentürmen und vertikale Schächte für Lifte und Leitungsstränge (oben) (1957-64) 129 Bildtafel D4 | Alison und Peter Smithson Abb.1: Golden Lane, Wohnprojekt in London, Ideen für eine neue Stadtstruktur in der die traditionelle Straße zu laubengangartigen Erschließungsstrukturen transformiert wird (1953) Abb.2-3: Golden Lane, Laubengangprinzip als angehobene Straße (links), Fotomontage (rechts), (1953) Abb.4-5: Hauptstadtwettbewerb Berlin, thematisiert das angehobene Fußgangerstraßensystem zum dominierenden Strukturelement (1957) 130 Bildtafel D5 | Candilis, Josic und Woods Abb. 1: Toulouse City (oben) und Abb. 2: Perspektive des linearen Zentrumsbereiches, Toulouse-Le-Mirail (unten) (1961) Toulouse, Le Miral (1961) Abb. 3: Wettbewerb für den Frankfurter Römerberg (1963) 131 Bildtafel D5 | Candilis, Josic und Woods Abb. 4: Hamburg Steilshoop (Wettbewerb 1961) Abb. 5: Wettbewerbsmodell Freie Universität in Berlin (1963) 132 Bildtafel D6 | Aldo van Eyck Abb. 1-2 : Waisenhaus in Amsterdam von Aldo van Eyck (1958-1960), Detail der Kuppeldächer (unten) 133 Bildtafel D6 | Aldo van Eyck Abb. 3-5: Waisenhaus in Amsterdam von Aldo van Eyck (1958-1960), Innenstraße (oben), Erdgeschoßgrundriss , verdeutlicht die Verzahnung von Innen und Außen (unten) 134 Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger Abb. 1-2: Studentenwohnheim Amsterdam (1959-1966), Ansicht von Westen (links), Laubengangerschließung mit Aufenthalts- und Kommunikationsfunktion (rechts) Abb. 3-4: Centraal Beheer in Apeldorn (1970-72), konstruktives System (mitte), Ablesbarkeit der modularen Nutzungseinheiten (unten) 135 Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger Abb. 5: Intepretable Zonen (oben + mitte) Abb. 6: Erweiterung der Betriebsgebäude LinMij, Amsterdam (1962-64), 1995 abgerissen 136 Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger Abb. 7-9: De Drie Hoven Wohnanlage für Senioren und Behinderte, Amsterdam (1964-1974) 137 Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger Abb. 10-11: Diagono-Häuser in Delft, Interpretationsmuster der Grundrisse (oben), Ansicht Wohnweg (unten) (1969-70) 138 Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger Abb. 12-13: Der bewohnbare Raum zwischen den Dingen aus Vom Bauen: Vorlesungen über Architektur, Herman Hertzberger (1995) 139 Bildtafel D8 | van Klingeren | Safdie | Bloom Abb. 1-2: Multifunktionales Quartierszentrum, van Klingeren (1970-1973) 140 Bildtafel D8 | van Klingeren | Safdie | Bloom Abb. 3: Habitat ‘67 in Montreal von Moshe Safdie (1967) Abb. 4: Kasbah von P. Bloom in Hengelo (1972-73) 141 Bildtafel D9 | Kenzo Tange Abb. 1: Kommunikationszentrum in Kofu (1964-67) Abb. 2: Verwaltungsgebäude der Presse- und Radiogesellschaft Shizuoka in Tokio (1966-67) 142