4 Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen` Strömung

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Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Claude Levi-Strauss:
„Wenn wie wir meinen, die unbewusste Tätigkeit des Geistes darin
besteht, einem Inhalt Formen aufzuzwingen, und wenn diese
Formen im Grunde für alle Geister, die alten und die modernen,
die primitiven und die zivilisierten dieselben sind –wie die
Untersuchung der symbolischen Funktion, wie sie in der Sprache
zum Ausdruck kommt, überzeugend nachweist-, ist es notwendig
und ausreichend, die unbewusste Struktur, die jeder Institution
oder jedem Brauch zugrunde liegt, zu finden, um eine
Interpretationsprinzip zu bekommen, das für andere Institutionen
und andere Bräuche gültig ist, vorausgesetzt natürlich, dass man
die Analyse weit genug treibt.“1
4
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung
anthropologischer Prägung
Vor dem Hintergrund der vorgenannten Definition von Struktur, des
anthropologischen und des kybernetischen Strukturbegriffs, entstanden im
Zeitraum von Mitte der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre
charakteristische Gestaltungsprinzipien.2 Wie in allen AvantgardeStrömungen sind in der Formensprache auch hier Parallelen zu früheren
Projekten anderer Architekten nicht zu verkennen. Genannt seien nur die
Universitätsstadt für Studenten (1925), das Wochenendhaus in Paris
(1935), die Siedlung Le Sainte-Baume (1948), das Projekt Fort l’Emereur
(1930), Kap St. Martin (1948), das Krankenhaus in Venedig (1965) von Le
Corbusier (s. Tafel D2, Abb. 1-6) und das jüdische Gemeindezentrum (195459) oder das Richards Medical Research Center (1957-1961) von Louis
Kahn (s. Tafel D3, Abb. 1-3).
Alle vorgenannten Projekte weisen vergleichbare Formprinzipien auf.
Des Weiteren wird deutlich, dass das so genannte ‚strukturalistische’
Formenrepertoire nicht das Produkt eines Einzelnen ist. Es hat sich
vielmehr aus unterschiedlichen Thesen und Diskussionszusammenhängen
dieses Zeitraumes entwickelt. Insbesondere der anthropologisch orientierte
1
2
Claude Levi-Strauss, Struktur, Strukturale Anthropologie, Frankfurt a. Main 1997, S.
35
Lüchinger Arnulf; Strukturalismus eine neue Strömung, in: Bauen+Wohnen Heft1
/1976 und Strukturalismus in Architektur und Städtebau; Stuttgart 1981, s. auch:
van Heuvel Wim; Structuralisme in de Nederlandse architectuur; Rotterdam 1992;
Frampton Kenneth ; Moderne architectuur: Een kritsche geschiedenis (1. Aufl.1980)
Nijmegen, 1988
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Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Strukturbegriff der Forum-Gruppe bestimmte in Otterlo und später im
Team Ten die Grundströmung und verband sich mit dem kybernetisch
orientierten Strukturbegriff. In der Architekturtheorie waren die Grenzen
fließend. In Folge der uneinheitlichen Definition der Architekten und der
durch die Apologeten eingeführten Merkmale entstand eine Unschärfe, die
nicht immer zu einer eindeutigen Klärung der Begriffe und ihrer Herleitung
beitrug. Dennoch zeigen sich im folgenden Gemeinsamkeiten. Architektur
und Städtebau werden in ihrer ursächlichen Aufgabe nicht als Selbstzweck
(wie beispielsweise in der Kunst) angesehen. Humane Belange und
konkrete Zwecke werden zu einer wesentlichen Entwurfsgrundlage. 3 Deren
Wechselwirkungen und explizite Thematisierung wurde gerade in dem
zuvor besprochenen Paradigmenwechsel augenfällig. So ist ein
wesentlicher Bestandteil der Diskussion in Otterlo und in den darauf
folgenden Jahren die Abkehr von der eindimensionalen, zweckorientierten
Betrachtungsweise (dogmatischer Funktionalismus) hin zu einem
integrativen, vernetzten Entwurfsprozess.
3
90
„Im Rahmen des partizipatorischen Bauens sind die strukturalen Projekte von
Bedeutung, weil sie den Versuch darstellen, die Teilhabe des Menschen an seiner
Umwelt unmittelbar zu verbessern. Wie bei allen anderen partizipatorischen
Ansätzen stehen am Beginn der Arbeit die Feststellungen, dass der einzelne Mensch
nicht in genügendem Maß an seiner sozialen und räumlichen Umwelt teilhat, dass
dies ein Zeichen für die verkümmerte, bzw. noch nicht zur Vollendung gekommen
Existenz des Menschen ist und dass es ein Teil der emanzipatorischen Entwicklung
sein muss, die unmittelbare und im umfassenden Sinn ästhetische Beziehung des
Menschen zu seiner Umwelt herzustellen. Während bei den subjektorientierten und
aktionorientierten Ansätzen dieses Vorhaben primär durch die
Bewusstseinsveränderung und die Veränderung der Handlungsweisen verwirklicht
werden soll, steht bei den strukturalen Ansätzen das bauliche Objekt im
Vordergrund. Das bauliche Objekt wird freilich dabei neu interpretiert und verliert
seinen substanzhaften Charakter. So wie bei den anderen partizipatorischen
Ansätzen die Beharrung im gleich bleibenden Dasein überwunden und in eine
Selbstbewegung der Subjekte überführt werden soll, tritt an die Stelle der Seinslogik
eine Bewegungslogik. Man ist nicht an der Dauerhaftigkeit des Objektes interessiert,
sondern an den beweglichen Strukturschichten, die sich im Umfeld des Objektes
konstituieren. Nach wie vor bleibt dies Architektenarbeit, die es mit Objekten zu tun
hat, innerhalb eines Konzepts jedoch, in dem es das Objekt nur als Bestandteil der
korrelativen Einheit Mensch - Umwelt gibt.“ (Bohning Ingo; Autonome Architektur
und partizipatorisches Bauen: Zwei Architekturkonzepte, Basel, Boston, Stuttgart
1981, S. 252)
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Drei Wirkungsprozesse treten dabei in den Vordergrund, aus denen
sich die Formenmerkmale herleiten lassen:
a) die Wechselwirkung zwischen Kollektiv und Individuum mit dem
Schwerpunkt einer raumsoziologischen Orientierung,
b) die Wechselwirkung zwischen Struktur (-form) und Einfüllung, bei der
das gebaute Objekt und seine Funktionalität im Sinne einer stärkeren
Objektorientierung im Vordergrund stehen und
c) die Wechselwirkung zwischen der Formbedeutung und dem Benutzer
mit einer stärkeren Subjektorientierung, in der das Objekt als Auslöser
von Reaktionen und Verhaltensweisen auf Seiten des Benutzers
(Subjekts) thematisiert wird.
Kollektiv und Individuum
Mit dem Rückblick auf historische Raumkompositionen werden der Platz
und der Straßenraum - wird das Gewebe, die Textur, die die Stadt
zusammenhält - zu einem wesentlichen Entwurfsinstrument für die
‚strukturalistische’ Strömung. Wie bereits erwähnt, ist der CIAM-Kongress
in Dubrovnik als ein wichtiger Impuls anzusehen, auf dem Team Ten die
phänomenologischen Kategorien ‚Haus’, ‚Straße’, ‚Viertel’ und ‚Stadt’ den
Funktionen: ‚Wohnen’, ‚Erholung’ und ‚Verkehr’ (s. Tafel B, Abb. 2).
gegenübergestellte (s. Kap. 1 Allgemeine Entwicklung der
‚strukturalistischen’ Strömung).
Von nun an bekamen die Aspekte öffentlicher Raum, territoriale
Übergangsbereiche und Funktionsüberlagerung und -verflechtung in den
Diskussionen und bei Planungen der Team Ten-Mitglieder ein besonderes
Gewicht (s. Tafel D1, Abb. 6). Stadt und Gebäude oder Gebäude und Stadt
werden als untrennbare Einheit verstanden. Daran wird deutlich, dass nun
nicht mehr die Funktion als strukturbestimmend für den Raum oder das
Gebäude aufgefasst wird, sondern die Kommunikation.
Die Auseinandersetzung mit dem Ort, im Sinne einer emotionalen
Ortbezogenheit4, bildet hierfür den theoretischen Hintergrund. In diesem
Zusammenhang formuliert A. van Eyck als Gegenentwurf zu „Space and
Time“ der Moderne mit „Place and Occasion“ einen neuen Gedanken:
4
Emotionale Ortsbezogenheit entwickelt sich aus der Summe an Gefühlen,
Erfahrungen, Erinnerungen und symbolhaften Bedeutungen, die Menschen oder
Gesellschaften mit einem bestimmten Ort verbinden. (Interpretation von Ort und
Raum, S.284; in: Humangeographie; Paul L.Knox, Sallie A. Marston,
Heidelberg/Berlin, 2001)
91
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
„Space has no room, time not a moment for man. He is excluded. In order
to ‚include’ him -help his homecoming -he must be gathered into their
meaning (man is the subject as well as the object of architecture).
Whatever space and time mean, place and occasion mean more. For space
in the image of man is place and time in the image of man is occasion.
Today space and what it should coincide with in order to become ‚space’ –
man at home with himself – are lost. Both search for the same place, but
cannot find it. (...) Make of each a place, a bunch of places of each house
and each city (a house is a tiny city, a city a huge house). Get closer to the
centre of human reality and build its contraform – for each man and all
men, since they no longer do it themselves.“5
Entgegen der bislang im Funktionalismus propagierten harten
Trennung von privatem und öffentlichem Bereich wurde der Übergang
durch „das Reich des Zwischen“ differenziert. Ein Gedanke, der aus der
Philosophie Martin Bubers hergeleitet wird.6 (s. Tafel D1, Abb. 5 und Abb. 79).
Kenzo Tange, der den Strukturbegriff von der kybernetischen Seite her
begreift, vertritt eine nicht nur auf den Menschen bezogene
Herangehensweise. So heißt es: „Der Prozess, ein architektonisches Werk
oder eine Stadt zu schaffen, kann verstanden werden als Konkretisierung
des Kommunikationsnetzes in einem Raum.“7 Die niederländischen
‚Strukturalisten’ wie van Eyck sehen hierin bereits die Gefahr der
Dominanz der mechanischen Bewegungsarten (Verkehr) als
strukturbestimmendem Element der Stadt, die letztlich die ursächlichen
Bedürfnisse des Menschen zu negieren droht. Folglich wendet van Eyck
sich gegen den Absolutheitsanspruch des Verkehrssystems einer Stadt.8
Als kennzeichnend für den Versuch, den Straßenraum wieder als
strukturgebendes Element einzusetzen, kann das Stadterweiterungsprojekt
Toulouse- Le Mirail (1961) (s. Tafel D5, Abb. 1-3) angeführt werden. Im
Gegensatz zu den Projekten der Smithsons, wie der HauptstadtWettbewerb Berlin (1958) (s. Tafel D4, Abb. 1-5), in dem der Versuch
unternommen wurde, Fußgängerwege als strukturierendes Prinzip der
Stadt einzusetzen, zeichnet sich in Toulouse- Le Mirail bereits durch die
5
6
7
8
92
van Eyck Aldo in Forum 3/1960/61, S. 121
Forum 8/1959
Tange Kenzo, Funktion, Struktur und Symbol, 1966; in: Kenzo Tange , Hrsg. Udo
Kultermann, Zürich 1970
Team Ten Primer London 1968, S. 53 und Lüchinger Arnulf, Strukturalismus in
Architektur und Städtebau, Stuttgart 1981
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Überbauung und die teilweise räumliche Fassung der Wege der Charakter
von Straßenräumen ab. Die in Frankreich arbeitenden Architekten Candilis,
Josic und Woods versuchten das Prinzip natürlichen Stadtwachstums an
vorgegebenen Linen mit dem Ordnungsprinzip der traditionellen Straße zu
kombinieren. Hierdurch kommt es zu einer Neuinterpretation des
tradierten Straßenraumes. Auf Basis eines sechseckigen Rasters wurden
polygonale Wachstumslinien konzipiert, an die sich Gebäude, Fußwege,
Versorgungs- und öffentliche Infrastruktureinrichtungen anlagern sollten.
In Hamburg-Steilshoop wurde dieses Straßenprinzip später in ein stärker
räumlich gefasstes Raumgerüst übertragen. Der Entwurf von Candilis, Josic
und Woods wurde zwar nicht realisiert, dennoch wurden die Architekten
federführend an der städtebaulichen Realisierung in einer
Arbeitsgemeinschaft mit den Architekten Burmester, Ostermann und
Garten + Kahl beteiligt. Steilshoop war in Westdeutschland ein
städtebauliches Projekt, das als Übergangsform auf dem Wege zur
Rückbesinnung auf die Prinzipien der traditionellen Stadt bezeichnet
werden kann (s. Tafel D5, Abb. 4).
Ein weiterer Aspekt, der sich ebenfalls in Toulouse- Le Mirail
abzeichnet, ist der Versuch einer stärkeren Funktionsüberlagerung und verflechtung. Heuvel9 und Gideon10 sprachen, mit Bezug auf die neue
Strömung, von einer stärkeren Funktionsverflechtung und von baulicher
Verdichtung. Demnach stand nicht nur die Aktivierung des öffentlichen
Raumes,
sondern
auch
der
zunehmende
Flächenund
Landschaftsverbrauch im Vordergrund. In dem Projekt von Piet Bloom für
die Kasbah in Hengelo, ursprünglich für das dichte Jordaan-Viertel in
Amsterdam (1966) geplant (s. Tafel D8, Abb. 4), und dem Projekt von
Candilis, Josic und Woods für den Wettbewerb Römerberg in Frankfurt
(1963), zeigte sich die Konzeption einer intensiveren funktionalen
Integration und Funktionsüberlagerung. Die Projekte zeichnen sich durch
eine
vertikale
Funktionsmischung
aus:
Wohnungen
mit
Erschließungsgassen in Obergeschossen, Geschäfte, Freizeiteinrichtungen,
öffentlicher Raum im Erdgeschoss, Parkierungsflächen in den
Untergeschossen, zum Teil auch im Erdgeschoss (s. Tafel D5, Abb. 3 und 5).
9
10
Heuvel Wim, Structralism in de Nederlands architectuur, Rotterdam 1992
Giedeon Sigfried, Raum, Zeit, Architektur (1. Aufl. 1941/1967) Basel Boston
Berlin 1996; (Zodiac, 1965, Übersetzung aus Dritte Generation), (Giedeon, Raum,
Zeit, Architektur, 1. Auflage 1941 (engl.) 1964 erstmals in deutsch, x. Auflage 1976
5. unveränderter Nachdruck 1996, Jorn Utzon und die Dritte Generation,
ursprüngl.15. Auflage)
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Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Eine nicht minder bedeutende Rolle spielte der Ausdruck „De gestalte
van het tussen: Das Gestalt gewordene Zwischen“. Schon 1953 in Aix en
Provence mit dem Projekt Golden Lane arbeiteten Peter und Alison
Smithson an dieser Thematik, die dann erst durch die Forum-Gruppe 1959
eine detaillierte Betrachtung und Konzeptionierung erfuhr. Im Vordergrund
steht die Beziehung zwischen Haus und Straße -die Philosophie der
Türschwelle und der Begegnung. Ausgangspunkte sind „een bewoonbare
stad -een bewoonbare huis“ (eine bewohnbare Stadt –ein bewohnbares
Haus, Übers. d. Verf a. d. holländischen) und „een menselijke en
menswaardige architectuur“11 (eine menschliche und bewohnbare
Architektur, Übers. d. Verf a. d. holländischen) (s. Tafel B, Abb. 2 und Tafel
D1, Abb. 7-9).
Um die Zielsetzung eines menschlichen und bewohnbaren Hauses zu
ermöglichen, werden Aspekte wie Haus und Straße, Tür und Rahmen,
Balkon und Dachterrasse thematisiert. Sie werden als architektonische
Formen angesehen, in denen bzw. durch die der Mensch sich selber und
seinen Mitmenschen begegnet. Das heißt, die Formen fungieren als Mittler
oder Medium, welches als „de gestalte van het ‚tussen’ de mensen en het
‚tussen’ de dingen“ (die Gestalt des Zwischen den Menschen und des
Zwischen den Dingen, Übers. d. Verf a. d. holländischen) bezeichnet wird. 12
Diese, wie bereits erwähnt, auf Buber zurückgehende Thematik, bezieht
sich auf „das Problem des Menschen“13 im eigentlichen Sinne auf den
modernen Individualismus. Der Begriff ‚Zwischen’ wird von der ForumGruppe in zweifachem Sinn verstanden: zum einen in der Beziehung des
Menschen zum Raum, zum anderen in der Beziehung der Architektur zum
Menschen. Dies impliziert ein dialogisches Verhältnis, das von einer
bestimmten sozialen Situation nicht zu trennen ist und auch von einem
konkreten Ort nicht gelöst werden kann. 14 Denn nach Buber heißt es:
„Jenseits des Subjektiven, diesseits des Objektiven, auf dem schmalen
Grad, darauf Ich und Du sich begegnen, ist das Reich des Zwischen. Das
‚Reich des Zwischen’ (...) hat die spezifische Beachtung nicht gefunden,
weil es (...) keine schlichte Kontinuität aufweist, sondern sich nach
Maßgabe der menschlichen Begegnungen jeweils neu konstituiert; (...).“15
11
Forum 8/1959, S. 249
Ebd.
13
Buber Martin, Das Problem des Menschen zitiert aus: Forum 8/1959, S.249
14
Forum Hefte seit 1959 und Boning, Autonome Architektur und partizipatorisches
Bauen: Zwei Architekturkonzepte, Basel, Boston, Stuttgart 1981
15
Buber Martin, „Das Problem des Menschen“ zitiert aus: Forum 8/1959, S.249
12
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Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
So zeigen die Veröffentlichungen der Forum-Gruppe denn auch keine
generellen Lösungsmodelle, sondern immer nur Bespiele, die eine ideale
‚gemeinschaftshaltige Umwelt’ repräsentieren. Auf der einen Seite werden
Images aus unterschiedlichen Kulturkreisen gezeigt, und auf der anderen
Seite abstrakte Prinzipien, die als Gegenmodell zum funktionalistischen
Wohnungsbau verstanden werden (s. Tafel D1, Abb. 2-5).
Nach Auffassung der Forum-Gruppe stellte sich die funktionalistische
Bauweise als onbewwonbaar (‚unbewohnbar’, Übers .d. Verf. a. d.
holländischen) und onmenselijk (‚unmenschlich’, Übers. d. Verf.) heraus.
Diese Entwicklung hin zu einer open bouwingswijze (‚offene Bauweise’,
Übers. d. Verf.; gemeint ist der Verlust einer gemeinschaftshaltigen
Umgebung, wie dies bislang durch die traditionelle Stadt bereitgestellt
wurde) resultiere demnach aus einer Entwicklung von der Individualität
zur Kollektivität. Konkret drücke sich diese Art der Kollektivität in der
Aufhebung des individuell ablesbaren Privatraumes aus. An die Stelle von
Privatgärten seien Gemeinschaftsgärten getreten, und der private Eingang
sei durch den Geschosswohungsbau mittels Gemeinschaftseingänge und treppenhäuser ersetzt worden.16
Neuansätze wurden im Gegensatz hierzu in der Frage gesucht, wie
man Gemeinschaft baulich stimulieren könne. Dabei wird die Anordnung
der einzelnen Wohnzellen zueinander und deren Orientierung hin zu
gemeinschaftlichen Räumen thematisiert. Diese Art der Zuordnung wird
als Indikator dafür gesehen, „wat men met elkaar te maken heeft; op
welke wijze men met elkaar geconfronteerd wordt, en of er sprake kann
zijn van een werkelijk samenleven.“ (was man mit einander zu tun hat, auf
welche Weise man miteinander konfrontiert wird, und ob man von einem
wirklichen Zusammenleben sprechen kann, Übers. d. Verf. a. d.
holländischen). 17 In der modellhaften Anordnung der Zellen wird die
Motivation deutlich, durch verstärkte Gliederung und Zuordnung der
einzelnen Wohnzellen zueinander, die individuelle Einheit stärker
hervorzuheben und gleichzeitig den privaten Freibereich (Garten oder
Terrasse) zu definieren. Hertzberger entwickelt diese Thematik weiter um
den Aspekt der Formbedeutung, mit dem die Zielsetzung der
Identitätssteigerung durch die Ablesbarkeit der Form verfolgt wird,
hervorzuheben (s. Kapitel 4. Struktur (-form) und Nutzer).
Die Berücksichtigung des Aspektes ‚Kommunikation’ zwischen
Individuum und Kollektiv zur Herstellung eines kommunikationsfördernden
16
17
Forum 8/1959, S. 271-278
Forum Hefte seit 1959; S. 271
95
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Wohnumfeldes wird in unterschiedlichster Weise interpretiert. Prototyp für
das so genannte „Reich des Zwischen“ wird für die Forum-Gruppe das
Wohnquartier Spangen in Rotterdam von Michael Brinkman (1919) mit
einer erhöhten Fußgängerstraße, von der aus sich die einzelnen
Wohneinheiten (Maisonetten) über individuell identifizierbare
Wohnungseingänge erschließen. Die Gruppierung von Wohneinheiten um
einen Hof mit der Anmutung einer kleinen binnen stad (‚Innenstadt’, Übers.
d. Verf.)) wurde als gemeinschaftsförderndes Umfeld betrachtet (s. Tafel
D1, Abb. 22-23). Aber auch das Wettbewerbsergebnis E.G.K.S, 1. Preis von
Schwagenscheidt und Sittmann (1960), welches mit einer Entwurfsstudie
Piet Bloom’s verglichen wurde, mit raumbildenden, plastisch
ausformulierten Gebäudegruppen zu einer gemeinschaftsorientierten
Hofsituation, fand Anerkennung. Beide Projekte, die von Bloom und
Schwagenscheidt/Sittmann wurden deshalb als entwicklungsfähig
eingestuft. 18 (s. Tafel D1, Abb. 14-15)
Für die nachfolgende Generation ist vor allem das Waisenhaus in
Amsterdam von van Eyck (1957-60) als wegweisend zu bezeichnen. Hier
wird die Philosophie der Kongruenz von Gebäude und Stadt, einer
konsequenten Verbindung von Innen und Außen in einer Abfolge von
Räumen, die sich zwanglos überlagern, deutlich. Die inneren ‚Straßen’ und
‚Plätze’ sind dabei als Fortsetzung der äußeren Straße gedacht. Der
Übergang von öffentlichen und privaten Bereichen ist nahezu fließend,
wobei der Eingangshof eine subtile Übergangszone darstellt.19 (s. Tafel D6,
Abb. 1-4)
Der Straßendeck-Gedanke (Laubengangerschließung) wie bei dem
Studentenheim von Hertzberger in Amsterdam (1959/64-66) findet
ebenfalls eine starke Verbreitung (s. Tafel D7, Abb. 1-2). Aber auch später
entstehende Projekte wie die Freie Universität Berlin von den Architekten
Candilis, Josic, Woods mit Schiedhelm (1963-73) oder der Wettbewerb für
den
‚Frankfurter
Römerberg’
(1963)
versinnbildlichen
den
Kommunikationsgedanken. Beiden liegt wie bei dem erwähnten
Waisenhaus die Konzeption einer ‚Miniaturstadt’ zu grunde, in der ein
Hauptthema „die Artikulation öffentlicher und privater Bereiche“ ist. 20Der
Wettbewerb um den Frankfurter-Römerberg interpretiert beispielsweise
den Ort des ehemaligen mittelalterlichen Stadtkerns als orthogonales
Formenspiel mit einem dreidimensionalen, durch Rolltreppen organisierten
18
19
20
96
Forum 5/1960/61, S. 162-171
van Eyck Aldo, Werke, Hrsg. Vincent Ligtelijn; Basel/Boston/Berlin 1999
Candilis, Josic Woods: Ein Jahrzehnt Architektur und Stadtplanung, Stuttgart, 1978
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Erschließungsprinzip. Die geradezu labyrinthisch integrierten Geschäfte,
öffentlichen Räume, Büros und Wohnungen auf unterschiedlichen
Niveaus, die auf einem zweigeschossigen Basement (Diensträume,
Infrastruktur, Parkflächen) lagern, versuchen an die Urbanität und Dichte
der alten Stadt anzuknüpfen, aber diese gleichzeitig neu zu interpretieren.
Eine ähnliche Konzeption für die Freie Universität in Berlin verliert
aufgrund der suburbane Lage und fehlenden Umsetzung wichtiger
Planungsziele ihre Überzeugungskraft. Die Grundstruktur besteht hier aus
einem System von parallelen Erschließungsachsen, an denen sich Bereiche
mit höchster Intensität aufreihen. Die orthogonal dazu verlaufenden
Achsen sind den ruhigeren Bereichen vorbehalten. Das System erlaubt eine
weitgehend flexible Einfüllung von unterschiedlichen Funktionen, die sich
entlang des linearen Erschließungssystems entwickeln können (s. Tafel D5,
Abb. 3 und 5).
Bei Kenzo Tange hat diese Thematik eine eher symbolische
Bedeutung. Im Gegensatz zu den horizontalen Kommunikationssträngen
von Candilis, Josic und Woods definiert sich das 1964-1967 konzipierte
Pressezentrum der Stadt Kofu in Japan über 16 vertikale
Kommunikationseinheiten. Die Einheiten übernehmen gleichzeitig die
Trag-, Erschließungs- und Versorgungsfunktion, sodass sie sowohl eine
vertikale als auch eine horizontale Raumausdehnung bzw. Ausfüllung
ermöglichen. Für Tange ist damit „(...) das Gebäude ein einzelner
räumlicher Typ, das sich verändern und wachsen kann, also ein Raum
innerhalb eines dreidimensionalen Kommunikationsrasters“.21 Dieser
Gedanke weist eine Verwandtschaft auf zu den Vorstellungen von
Wachstum und Veränderung bei den Metabolisten (s. Tafel D8, Abb. 1-2).
21
Tange Kenzo, Funktion, Struktur und Symbol, 1966; in: Kenzo Tange , Hrsg. Udo
Kultermann, Zürich 1970, S. 243
97
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Die Strukturform (die ‚strukturalistische’ Form)
Die Begriffe Flexibilität und Variabilität, die in der internationalen
Leitbilddiskussion der 1960er und 70er Jahre immer wieder auftauchen,
werden bei den Strukturalisten anthropologischer Orientierung stets im
Zusammenhang mit dem Begriff der ‚polyvalenten Form’ behandelt. Wobei
der Begriff der ‚interpretablen Form’ ein nicht davon zutrennendes
Unterthema bildet. Im übertragenen Sinne handelt es sich dabei um eine
Form bzw. ‚Struktur (-Form)’, die unterschiedlichsten Nutzungszwecken
und Änderungen durch die Bewohner dienen kann, ohne sich selbst zu
wandeln. Das heißt, die Stadt bzw. das Gebäude und deren räumliche
Organisation sollen so konditioniert sein, dass sie für den Nutzer
Möglichkeiten der variablen Nutzung im Sinne einer freien Interpretation
zur Verfügung stellen.
Hierin offenbart sich ein wesentliches Charakteristikum, welches als
zentrale ‚strukturalistische’ Formkomponente beschrieben werden kann
und im Kapitel „Struktur (-form) und Nutzer“ noch näher erläutert wird.
Die beiden Aspekte Form (Struktur) und Funktion (Einfüllung) sowie
Formbedeutung und Benutzer werden nicht getrennt voneinander
betrachtet. Grund dafür ist, dass Flexibilität und Variabilität neben der
Formbedeutung nur als ein neutrales technisches Hilfsmittel zur
Konditionierung der ‚polyvalenten Form’ angesehen werden. Man kann hier
von einem ganzheitlichen Formbegriff sprechen (s. auch Kapitel 3.0
Anthropologischer Strukturbegriff langue und parole).
Struktur und Einfüllung
Übertragen auf die bauliche Umsetzung bildet das Modul (Raumeinheit)
im Formenrepertoire der Strukturalisten ein wesentliches Grundelement.
Dessen Anordnung wird oft auf der Basis eines Rasters erstellt, auf dem
die Addition identischer Einheiten erfolgt. Hier zeigen sich formale
Ähnlichkeiten zu archetypischen Siedlungsformen in Nordamerika
(Pueblos) und Nordafrika (Oasenstädte). (s. Tafel B, Abb. 6 und Tafel D1,
Abb. 12) Auch dort werden Raumzellen, je nach baukulturellen
Bedingungen, aneinander gereiht oder gestapelt.
Bei den ‚Strukturalisten’ wird dieses Prinzip im doppelten Sinne neu
interpretiert. Zum einen steht die maßstäbliche Gliederung in ablesbare
Einheiten als Teile eines Ganzen zur Identitätssteigerung im Vordergrund.22
22
98
siehe auch Kap. Struktur (-form) und Nutzer
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Zum anderen wird die flexible Konfiguration (Planungsflexibilität)
nutzungsneutraler Raumeinheiten thematisiert. Dabei wird in der Regel
von einer ordnenden Primärkonstruktion ausgegangen, in das variable
Sekundärelemente eingefüllt werden können. Diese Systematik wird
sowohl auf dem Niveau der Stadt, als auch auf dem Niveau des Gebäudes
eingesetzt.
Während man anfangs noch versucht die negativen Auswirkungen des
CIAM-Städtebaus durch formale Gliederungsprinzipen gemäß des Slogans
„Ästhetik der Anzahl" oder „casbah organisée" zu kompensieren,
entwickelt sich später die Erkenntnis einer stärkeren Verflechtung von
Raum- und Nutzungsorganisation (siehe Kap. 4 Ablesbarkeit der Form) (s.
Tafel D1, Abb. 13).
Entgegen der bislang verfolgten Funktionstrennung im Städtebau
suchte man nun Möglichkeiten, die Trennung von Wegestruktur,
Baustruktur, Grünverbindungen und Nutzungsarten durch ein flexibles
Planungsinstrument aufzuheben. Mit Hilfe eines übergeordneten und
ordnenden Rasters, welches einzelne Elemente integriert, aber auch den
Zusammenhalt als Gesamtform gewährleistet, wird diese Zielsetzung
verfolgt. Das ordnende Raster soll so nutzbar sein, dass es variabel ist für
die Einfüllung unterschiedlichster Nutzungen und gleichzeitig eine
langfristige Ordnung in der städtebaulichen Planung (Einheit der
Gesamtform) sichert.23 In der inneren Grundrissorganisation von Gebäuden
hat sich dieses Prinzip variabler Nutzungseinheiten schon länger
durchgesetzt. Wie bei den Konzeptionen Louis Kahns für das Medical
Research Center (1957-64) und das Gemeindezentrum Trenton (1954-59)
(s. Tafel D3, Abb. 1-3) zeigt sich bei den ‚Strukturalisten’ anthropologischer
Prägung die entwurfsmethodische Unterscheidung in „dienende“
(Nebenräume) und „bedienende“ (Haupträume) Räume.24 Auf diese Weise
sind nutzungsneutrale Grundriss- und Raumkonfigurationen möglich, die
eine variable Nutzung innerhalb einer übergeordneten Struktur
gewährleisten. Beispiele hierfür sind das Waisenhaus in Amsterdam von
van Eyck, das Wijkcentrum 't Karregat in Eindhoven von van Klingeren
(1970-73) (s. Tafel D8, Abb. 1-2) sowie das Centraal Beheer in Appeldoorn
(1968-72) und die Diagoon-Häuser in Delft von Hertzberger (1969-70) (s.
Tafel D7, Abb. 3-5 und 10-11).
Der niederländische Architekt Habraken geht mit seiner Idee von der
"Trägerstadt" noch einen Schritt weiter. In „Die Träger und die Menschen“
23
24
Structralism in de Nederlands architectuur, Rotterdam, 1992
Joedicke Jürgen, Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, 1998
99
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
übt Habraken Kritik am Massenwohnungsbau, einer rationellen und
rationalistischen Bauweise, die den Bewohner zum „Konsumenten" und die
Wohnung zum Konsumartikel degradiere. Für Habraken ist das
Wohnmilieu eine wichtige Äußerung der menschlichen Kultur. Habraken
sagt hierzu: „Bauen, um zu wohnen, ist eine Kulturtat par excellence und
unsere Kultur besteht keineswegs nur aus einer Anzahl mehr oder weniger
kunstbeflissener Architekten. (...) Die materiellen Formen, die aus dieser
Kultur entstehen, sind darum in erster Linie das Resultat des alltäglichen
Handelns. (...) Auf der Suche nach dem Kern dieses wichtigen Teiles
unserer Kultur müssen wir nicht ausschließlich nach dem sehen, was
gemacht wird, sondern auch nach dem, wer etwas macht und warum." 25
Hierin zeigt sich wie in den Äußerungen van Eycks eine gedankliche Nähe
zu Levi-Strauss.
Habrakens Trägerstadt funktioniert nach dem Prinzip der Gliederung
in eine kollektive Struktur (Träger), die individuell durch den Nutzer
(Menschen) ausgefüllt werden kann. In der Funktionsbeschreibung fungiert
der Träger als eine Art Regal, in das die Wohnungen nach individuellen
Wünschen eingebaut werden können. Konstruktiv ist der Träger aufgeteilt
in ein Primärsystem und ein Sekundärsystem. Der Träger ist als
Betonskelettkonstruktion gedacht, eine Art ‚Rohbau’, der in die Gruppe
dauerhafter kollektiver Bauwerke wie Brücken, Viadukte, Kanäle oder
Straßen eingeordnet wird. Er ist damit der technischen Infrastruktur
zugeordnet und eher Städtebau als Wohnungsbau. Der Träger wird als
Skelett der Stadt verstanden, eines lebenden und komplexen Organismus
mit einer eigenen Formensprache, die an Le Corbusiers Projekt Fort
l'Empereur in Algier (1932) erinnert. Le Corbusier spricht in Vorträgen
(1947-48) vom so genannten ‚Flaschenhalter’ (das tragendes Gerüst) und
von der ‚Flasche’ (die Wohnung) (s. Tafel D2, Abb. 1 und 9-14).26 Die innere
Aufteilung der Träger soll nach Habraken nach dem Prinzip eines
künstlichen Geländes funktionieren, das je nach individuellem Wunsch des
Bewohners eingefüllt und variabel organisiert werden kann. Habraken hegt
die Hoffnung: „Die Industrialisierung des Wohnungsbaus durch die Träger
bedeutet das Ende jenes Architekten, der sein Künstlertum durch
Manipulation von Mensch und Materie auslebt. Sie bedeutet aber
gleichzeitig auch die Basis für eine Architektur, die in der Gemeinschaft
25
Habraken N.J., Die Träger und die Menschen, (1. deutsche Übers. v. Arnulf
Lüchinger) Den Haag 2000, S.12
26
Le Corbusier, Mein Werk, Stuttgart 1960, S.102-103 und 160-161
100
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
verwurzelt ist." 27 Habraken hat seine Trägerstadt nicht realisieren können,
aber seine Ideen haben Einfluss auf andere Architekten und die SARForschungsgruppe ausgeübt.
Der Aspekt Flexibilität findet bei den ‚Strukturalisten’
anthropologischer Prägung hingegen keine programmatische Relevanz.
Technische Flexibilität wird als ‚neutral’ eingeschätzt. Mit dieser
Neutralität wird ein Mangel an Identität durch das Fehlen
charakteristischer Eigenschaften in Verbindung gebracht. (Hertzberger)
Zwar könne sich eine Stadt oder ein Gebäude durch Flexibilität jeder
Situation anpassen, verliere aber im Moment seiner baulichen
Veränderung die Form/Struktur und damit seine Identität. Trotz dieser
Einschätzung zeigt sich bei vielen Bauten der Protagonisten diese
‚neutrale’ Anmutung, die sich produktionstechnisch bedingt präsentiert
oder eine modular technische Erweiterungsfähigkeit verspricht. Auffallend
ist für diesen Zeitraum die im internationalen Maßstab zunehmende
Entwicklung industrieller Fertigungsmethoden in der Bauindustrie, die
ebenfalls mit Rastern und modularen Systemen operiert. Auch die
‚Strukturalisten’ beider Lager (z.B. Hertzberger, Safdie, van Stigt, Bloom
u.a.) wenden Vorfabrikation und industrielle Baumethoden an (s. z.B. Tafel
D7, Abb. 3-4). Van Eyck arbeitete bei seinem Waisenhaus in Amsterdam
noch mit eher vorklassischen Bauformen (Kuppelbauten aus
Oasenstädten). In der Herstellung der Dächer werden jedoch vorgefertigte
Kuppeln verwendet (s. Tafel D6, Abb. 1). Hertzberger kombiniert, nach
Kenneth Framptons Auffassung, hingegen stärker den anthropologischen
Ansatz van Eycks subtil mit dem konstruktiven Rationalismus der BerlageSchule.28 Im Werk Hermann Hertzbergers finden sich zahlreiche Bauten,
die auf vorgefertigten Elementen basieren. Einer der ersten Bauten ist die
Großwäscherei Amsterdam Sloterdijk (1962-64). Frampton betont die
„tektonische“ Dichte des Bauwerkes,29 die Hertzberger durch die
Wechselwirkung von Konstruktion und Befensterung sowie durch die
Fügung vorgefertigter Bauzellen erreicht (s. Tafel D7, Abb. 6). In dem
Altenheim „Drie Hoven“ in Amsterdam (1964-1974) von Hertzberger findet
sich diese Thematik wieder. Bei diesem Komplex dominiert hingegen
stärker die modulare Grundordnung des Stahlbetonskeletts aus
vorgefertigten Teilen. Die Konzeption des Gebäudes basiert auf einem
27
Habraken N.J., Die Träger und die Menschen, (1. deutsche Übers. v. Arnulf
Lüchinger) Den Haag 2000, S.60
28
Kenneth Frampton, Grundlagen der Architektur, Stuttgart 1993
29
Ebd.
101
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
modular geordneten und zugleich offenen System. Es soll die Ergänzung
weiterer Nutzungen ermöglichen, jedoch die Einheit des Komplexes nicht
gefährden (s. Tafel D7, Abb. 7-9).
Struktur (-form) und Nutzer
Die ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung sehen in einem
dogmatischen Funktionalismus, wie ihn der CIAM propagierte, die Gefahr
der Einschränkung individueller Bedürfnisse. So sind sie der Auffassung,
dass im Gegensatz zur bis dahin verfolgten kollektiven Interpretation von
individuellen Lebensweisen (gemeint ist der dogmatische Funktionalismus;
Anm. d. Verf.), nun die Notwendigkeit anstehe, Prototypen zu entwickeln,
bei denen die individuelle Interpretation der kollektiven Struktur im
Vordergrund stehe.30
Das Gebäude wird demnach nicht mehr als isoliertes formales
Element betrachtet, dem eine künstlerische Behandlung zukommt. Im
Vordergrund steht die Subjekt-Objekt Beziehung (Mensch-gebaute
Umwelt). Aus ihnen entwickelt sich letztendlich die eigentliche Form. Denn
im Strukturalismus werde nach Lüchinger nicht mehr über „Ehrlichkeit und
Ausdruck“ von Materialwahl und Fassadenästhetik diskutiert, die für den
Brutalismus so charakteristisch sei.31 An die Stelle der Überbetonung der
Materialoberflächen trete eine zurückhaltende Materialwirkung. Im
Gegensatz zu einem bislang fest gefügten Form-Inhalt-Schema, abgeleitet
aus der Funktion und der Materialität, dominiere nun das Verhältnis von
Objekt und Beschauer. Abweichend vom Formprinzip der Moderne könne
nicht mehr von einem unveränderlichen Verhältnis von Objekt und
Beschauer im Sinne eines rationalistischen Architekturverständnisses
ausgegangen werden.
Der neue Formbegriff „form evokes function“32 impliziert die
Ablehnung einer restriktiven Ästhetik, somit den Bruch mit dem
dogmatischen Funktionalismus und der verkrusteten Auffassung „form
30
Forum 7/1967, Hrsg. Genootschap Architectura et Amicita, Herman Hertzberger, S.
118
31
Lüchinger Arnulf, Strukturalismus in Architektur und Städtebau, Stuttgart 1981
32
Joedicke bezieht sich mit diesem Begriff auf Bakema, der den Begriff der Funktion
der Form geprägt habe. Damit sei gemeint, dass „(...) nicht nur die Funktion die
Form beeinflusse, sondern ebenso die Form selbst neue Funktionen anregen
könne.“(J. Joedicke, 1930-1960 in B+W, Heft 10, 1961, S. 369 und J. Joedicke in
B+W 1978, S. 270 sowie J. Joedicke, Architekturgeschichte des 20. Jahrh., Stuttgart
1990, S. 140)
102
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
follows function“, mit der Auffassung nämlich von einem formalen und
unveränderlichen Verhältnis von Objekt und Beschauer. Nicht mehr die
Erscheinungsform als Umhüllung des Objektes wird als relevant
angesehen, sondern die Form als Träger für Inhalt und Bedeutung. Die
Form soll nach Hertzberger deshalb nicht für nur einen Zweck flexibel und
neutral sein, sondern verschiedene Bilder in unterschiedlichen Situationen
erzeugen, soll Bedeutung aufnehmen und wieder abgeben. Dies impliziert
die vielschichtige Konditionierung des Gebäudes (Stimulus + Assoziationen
= Interpretation). Die Sichtbarkeit der Konstruktion fungiert als Zeichen
des Unfertigen, als Anreiz zur Veränderbarkeit. Die äußere Erscheinung soll
nur noch im Dienste der Nutzer stehen und unterschiedlichsten,
individuellen Anforderungen entsprechen können.33
Damit wird deutlich, dass eine an individuellen Grundbedürfnissen
ausgerichtete Stadt- und Wohnumwelt die Interaktion zwischen Nutzer
und Gebäude in den Mittelpunkt stellen sollte. Das heißt für den
Entwurfsprozess, dass einerseits die ureigensten Aktivitäten des Nutzers zu
berücksichtigen sind, andererseits hat das zu entwerfende Gebäude
Potenziale aufzuweisen, die diese Aktivitäten ermöglichen. Hieraus lassen
sich zwei wesentliche Kategorien ableiten: zum einen die
subjektorientierte Kategorie, also die stärkere Einbeziehung des Nutzers,
und zum anderen die objektorientierte Bauweise, d.h. die symbolische
Konditionierung des Gebäudes bzw. der Struktur i.S. d. Strukturalisten
anthropologischer Prägung. Beide Aspekte betreffen insbesondere die
Identitätsbildung, die stimuliert werden soll durch:
a) die Ablesbarkeit der baulichen Form bzw. ihre Nutzungseinheiten und
die Konstruktion;
b) die Einheit der baulichen Form bzw. der Struktur;
c) die Mitbestimmung des Nutzers;
d) die Stimulanz von Assoziationen.
33
Hertzberger schreibt zum Formbegriff: „… hier sprechen wir also nicht von einem
Formbegriff, der eine formale und unveränderliche Beziehung zwischen Objekt und
Betrachter voraussetzt und aufrecherhält. Wir meinen nicht eine das Objekt
umhüllende visuelle Erscheinung, sondern Form als Anpassungsfähigkeit und
potentieller Bedeutungsträger. Die Form kann eine Bedeutung erhalten, kann sie
jedoch auch durch den Gebrauch, der von ihr gemacht wird, oder durch zusätzliche
Werte verlieren; die hängt von der Interaktion zwischen Benutzer und Form ab. (…)
Die Fähigkeit, Bedeutungen aufzunehmen und sie wieder aufzugeben, ohne sich
selbst wesentlich zu verändern, macht aus der Form eine potentiellen
Bedeutungsträger…..“ (Hertzberger Herrmann, Hiuswerk voor meer herberzame vorm,
Forum 1973 Nr.3, S.12-13; deutsche übers., in: Hermann Hertzberger, Vom Bauen,
München 1995, S. 146-147)
103
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Die Ablesbarkeit der Form
Versucht man, sich über die sichtbaren Elemente den wesentlichen
Kennzeichen des strukturalistischen Formenrepertoires zu nähern, wird die
Betonung bestimmter Anordnungsprinzipien deutlich. Hier zeigen sich
zwei Aspekte: Der eine zielt ab auf die bauliche Symbolisierung des
Kommunikationsgedankens, der andere thematisiert die Lesbarkeit und
Maßstäblichkeit der Form.
Der erste Gedanke findet sich z.B. bei Tange (kybernetischer Ansatz)
(s. Tafel D9, Abb. 1-2), bei den Smithsons (s. Tafel D4, Abb.1-5) und bei
Candilis, Josic, Woods (anthropologischer Ansatz) (s. Tafel D5, Abb.1-5)
wieder. Bei diesen Vertretern aus beiden ‚strukturalistischen’ Richtungen
werden die verbindenden Elemente (Bewegungssysteme) zwischen den
Räumen als ein Moment der Kommunikation angesehen. Hierzu zählen
neben den vertikalen Verbindungen, den Treppenhäusern, die horizontalen
Verbindungswege
in
den
Gebäuden
und
auch
die
Erschließungsverbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden im
städtischen Kontext. Die Beziehungen zwischen den Dingen (Menschgebaute Umwelt) werden grundsätzlich stärker bewertet als die Dinge (das
gebaute Objekt) selbst. Das heißt, der Nutzer als Akteur wird als
maßgebend für die gebaute Umwelt angesehen.
Der zweite Gedanke drückt sich durch eine zum Teil intensiv
formalisierte Gliederung und Konfiguration gleicher Gebäudeeinheiten aus.
Als zu kritisierendes Gegenbild wird beispielsweise aus Sicht der
‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung, die monolithische Behandlung
der Baukörper im Massenwohnungsbau der 1950er Jahre gesehen (s. Tafel
D1, Abb. 10). Hauptkritikpunkt ist die monolithische Form der
funktionalistischen Bauweise, der jegliche plastische Gliederung und
Ablesbarkeit der Nutzungseinheiten fehlt. Hochbaulicher und
städtebaulicher Ausdruck der 1950er Jahre ist der typische standardisierte
Zeilenbau (Wohnscheibe) und die nach rein funktionalistischen,
zweckrationalen Prinzipien gegliederte Siedlungsstruktur (gleichförmige
Nord-Süd-Ausrichtung). Van Eyck sieht in diesen Siedlungen des
Funktionalismus „... organized nowhere, and nobody feeling he is
somebody living somewhere.“34
Um diesem Problem einer schematischen und monotonen Konzeption
zu begegnen, gewinnt der Aspekt „Aesthetics of Number“ 35 einen
bedeutenden Einfluss in der Formentwicklung. So haben sich insbesondere
34
35
104
Team Ten Primer, Hrsg. A. Smithson, London 1968, S. 44
Forum 7/1959, S. 223
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
van Eyck und das Team Ten seit dem CIAM-Kongress in Aix- en Provence
eingehend mit dem „Problem der Anzahl“ (Gliederungsmethodik)
beschäftigt. Wesentlicher Kritikpunkt war nach Ansicht der Protagonisten
die Monotonie des Massenwohnungsbaus durch sich wiederholende
Elemente eines eingeschränkten Formenrepertoires.36 Gemeint ist damit
die Zusammenfassung der einzelnen Wohnzellen zu ungegliederten,
homogenen Großeinheiten.
Van Eyck entwickelte eine Methodik, in der die Differenzierung der
Einheit durch „rhythm and sub-rhythm“ 37 thematisiert wurde. Er ist der
Überzeugung, dass die noch immer verborgenen Gesetze der so genannten
„harmony in motion“ 38 aufzudecken seien. Das Konzept der „aestethics of
number“ beruht auf der Erkenntnis, dass die Quantität im
Massenwohnungsbau nicht vermenschlicht werden könne, ohne eine
differenzierte Artikulation der Anzahl.39 Die Balance zwischen Ordnung
und Chaos ist in diesem Zusammenhang wesentliches Gestaltungsprinzip
und wird als „Labyrinthische Klarheit“ oder “cashbah organize“ in Analogie
zu archaischen Siedlungstypen in Nordafrika umschrieben. 40 Die frühen
Entwürfe für das Dorf Nägele und für Buikerslotermeer zeigen(s. Tafel D1,
Abb. 13), im Gegensatz zur vorherrschenden Praxis der additiven
Parzellierung, eine Ordnung bei der sich Teil und Ganzes auf jeder Ebene
wechselseitig definieren und in verschiedenen Zentren, Achsen und
Richtungen von visueller Bedeutung gleichsam vertreten sind.41
36
Ebd.
Ebd.
38
Ebd.
39
Team Ten Primer, Hrsg. A. Smithson, London 1968, S. 83; siehe auch Steps towards
a configurative discipline; In: Forum 3/1963: S.88: “We must continue the search for
the basic princeples of a new aesthetic and discover the aestethic und human
meaning of number. We must impart rhythm to repetitive similar and dissimillar
form, thereby disclosing the conditions that may lead to the equilibration to the
plural, and thus overcome the menace the monotony.”
40
Forum 3/1962, S.88 (holl.)
41
So ist van Eyck der Auffassung: „A city should embrace a hierachy of superimposed
configurative systems multilaterally conceived (a quantitive not a qualtive hierachy).
The fine grained systems –those which embrace the multiplied dwelling and its
extension – should reflect the qualities of ascending repetive configurative stages as
has already put forward. All systems should be familiarized one with the other in
such a way that their combined impact and interaction can be appreciated as a
single complex system polyphonal, multirhythmic, kaleidoscopic and yet
perpetually and everywhere comprehensible. A single homgeneous configuration
composed of many sub-systems, each covering the same overall area and equally
vaild, but each with a different grain, scale of movement and association. These
37
105
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Insbesondere Herman Hertzberger, Mitherausgeber der Zeitschrift
Forum, erweitert unter dem Begriff der Polyvalenz das Entwurfsrepertoire.
Wie bereits bei Team Ten42 bildet für Hertzberger der normierte
Wohnungsbau des Funktionalismus den Ausgangspunkt für die
Auseinandersetzung mit der architektonischen Symbiose aus sozialen und
gebauten Strukturen. Hertzberger entwickelt hieraus ein Konzept zur
Transformation eines ‚Wohnblocks’ (homogene Blockungen der einzelnen
Wohnzellen) zu einem ‚Wohngewebe’ (ablesbare Struktur der einzelnen
Wohneinheiten) (s. Tafel D1, Abb. 11). Die dargestellten Modellstudien aus
der Zeitschrift Forum mit dem Titel „Bewoonbar of oonbewoonbaar,
menselijk of onmenselijk“, die bereits 1959 veröffentlicht wurden,
verdeutlichen den Vorgang der plastischen Bearbeitung des ‚Wohnblocks’,
bei der der ‚Blockcharakter’ zunehmend verschwindet (s. auch Kapitel 4
Kollektiv und Individuum). Strukturgebend ist insbesondere das Maß der
Wohnzelle, die nun visuell erlebbar wird. Folglich soll hierdurch ein Gefühl
der Zugehörigkeit, der Identität und Maßstäblichkeit sowie der Struktur
und Assoziationshierarchie geschaffen werden.43 Für Hertzberger ist somit
die Gemeinschaft zu einer Basis für die Stadtentwicklung geworden, nicht
als die Summe von einzelnen Funktionen, sondern vielmehr entwickelt aus
der kleinsten Einheit als Teil des Ganzen. Die bestimmenden Parameter
sind Identität und Einheit der Teilelemente.44 (s. Tafel D1, Abb. 16-21)
In Anlehnung an sein Amsterdamer Rathausprojekt transformiert
Hertzberger in dem Bürogebäude „Central Beheer“ in Apeldorn (1970-72)
geradezu idealtypisch die vorgenannten Ideen. Die regelmäßigen
Raumeinheiten erinnern an nordamerikanische Pueblostrukturen.45 Das
Konzept beruht auf einem dreidimensionalen Gitterraster, welches sich aus
Gruppen quadratischer ‚Büro-Inseln’ zusammensetzt (s. Tafel D7, Abb. 3-5).
Ebenso kann die Wohnanlage „Habitat ‘67‘“ von Moshe Safdie (1967)
für die Weltausstellung in Montreal im Sinne dieses Gliederungsprinzips
verstanden werden.46 Unter dem Einfluss van Eycks 47 sowie an Vorbildern
systems are to be so configurated that one evolves out the other – is part of it.” Aldo
van Eyck Aldo, Steps towards a configurative discipline; In: Forum 3/1963: S.92
42
A Short Rewiew of CIAM Activity 1954, S. 13
43
Forum 5/1960/61, S.159-160 (holl./engl.)
44
Ebd.
45
Forum 3/1962, S.88 (holl./engl.)
46
frühe Projektstudien wurden bereits in Forum 5/1962 von Moshe Safdie
veröffentlicht, der Kontakt zur Team Ten entstand über van Ginkel, CIAMTeilnehmer
106
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
traditioneller Siedlungsformen des mediterranen Raumes orientiert,
entsprechen die 158 Wohnungen der Idee eines Einfamilienhauses mit
Terrasse. Die Grundstruktur setzt sich aus 354 selbsttragenden Raumzellen
zusammen. Das Prinzip der gegliederten Form, d.h. die Identität der
Einheiten, wurde bei diesem Projekt konsequent verwirklicht, wohingegen
die räumliche Integration in den städtischen Kontext nach wie vor, wie bei
fast allen Projekten der Strukturalisten (beider Prägung), fraglich erscheint.
Dies ist ein Beleg dafür, dass die ‚Dritte Generation’ immer noch unter dem
Einfluss der ‚Zweiten Generation’ steht (s. Tafel D8, Abb. 3).
Auch die Wohnsiedlung in Hengelo von Piet Blom (1965-73)
dokumentiert die Philosophie der an Raster orientierten Wohnzellen (s.
Tafel D8, Abb. 4). Orientalische Altstadtstrukturen stehen hierfür Modell.
Ursprünglich für die dichte Amsterdamer Innenstadt (Jourdan-Viertel)
konzipiert, werden allerdings nur gerade mal 50% (46 WE/ha) der
angestrebten Dichte von ca.100 WE/ ha im ländlich geprägten Hengelo
realisiert. Die konsequente Freihaltung und Überdachung der unteren
Ebene als freier urban nutzbarer Multifunktionsraum, der neben
Parkierungs- und Spielflächen auch Schutz vor Wind und Regen bieten
soll, ist noch Teil der Amsterdamer Konzeption. Heute werden die
überdachten Flächen als unwirtlich empfunden. Die Konzeption wirft die
Frage auf, ob die Übertragung der Amsterdamer Konzeption an einen
peripheren, weniger urbanen Standort angemessen ist. Zudem scheint der
Ansatz, Schaffung einer Vielzahl von überbauten Flächen, den klimatischen
Bedingungen des sonnenarmen Nordens nicht angepasst.
Grundvoraussetzung für diese neue Art der Konfiguration bildet die
Verbindung der beiden Disziplinen Architektur und Städtebau, die zuvor im
Funktionalismus getrennt wurden und nun wieder zusammenfinden sollen.
Die Smithsons sowie Howell sprechen auf dem CIAM in Aix erstmals vom
„architect-urbanist“ als ein Vertreter einer neuen konfigurativen Disziplin.
Man ist der Auffassung, nur so die komplexen Probleme der Multiplikation
von Wohnungen unter Berücksichtigung soziologischer, wirtschaftlicher,
geographischer, politischer und formaler Parameter lösen zu können. 48
47
Joedicke Jürgen, Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts: von 1950 bis zur
Gegenwart, Stuttgart 1998
48
Forum 7/1959, S.220; siehe auch Zitat A. van Eyck (Otterlo 1959) in: Team 10
Primer, Hrsg. A. Smithson, London 1968, S. 27
107
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Identität durch Einheit der Form
Die Gleichsetzung formaler Anordnungsprinzipien, wie beim Umgang mit
der ‚strukturalistischen’ Form mit einem auf Struktur und Konstruktion
bezogenen Ausdrucksgehalt, führt häufig dazu, alles was modulare
Anordnung, Raumzellen und Raster aufweist, für strukturalistisch zu
erklären. Diese Art der Analyse ist aber zu einseitig, da der Aspekt der
Einheit der Form bzw. der Struktur außeracht gelassen wird.
Wie bereits im Kapitel 4. Struktur (-form) und Nutzer deutlich
geworden ist, spielt die technische Flexibilität im Sinne einer modularen
Erweiterungsfähigkeit offenbar für die ‚Strukturalisten’ anthropologischer
Prägung keine Rolle. Diese Art der technischen Flexibilität wird demnach
grundsätzlich als zu neutral und damit als negativ eingeschätzt, da das
Gebäude oder die Stadtstruktur seine bzw. ihre eigentümliche Form
verliert. Dieser Formverlust wird mit einem Identitätsverlust gleichgesetzt.
Stattdessen wird eine Konzeption angestrebt, die eine kollektive Form
(Struktur) bereitstellt, die sich ohne oder wenige Eingriffe für verschiedene
Situationen und Nutzungen (individuelle Interpretation) eignet, aber durch
die gleich bleibende Form die Identität bewahrt.
In Bezugnahme auf die Unveränderlichkeit der Form sprechen die
Strukturalisten von einem ‚Erkennungszeichen’, das seine Identität
bewahrt. Die ‚Strukturalisten’ anthropologischer Prägung definieren
deshalb das Erkennungszeichen als ‚Strukturform’, dessen Formidentität im
Verantwortungsbereich des Formgebers (Architekt/Stadtplaner) liegt.
Vorbildfunktion hat der Stadtgrundriss in Split/Kroatien mit der
Grundstruktur (Raster) des alten römischen Diokletian-Palaste (4 Jahr. v.
Chr.). Die Stadt ist irreversibel in die Form des Palastes übergegangen.
Dennoch ist der Palast durch seine Form und seine Fassadenfragmente
noch zu erkennen (s. Tafel D1, Abb. 26-27). Noch deutlicher wird die
Trennung von Form und Funktion im römischen Amphitheater in Lucca.
Mit seiner markanten Form ist das Theater als bebautes Oval in das
Stadtgefüge integriert, und das Innere der Arena wurde im Mittelalter zu
einem öffentlichen Platz transformiert. Lediglich Fragmente der äußeren
arkardierten Fassade und die vier achsial aufeinander ausgerichteten
Zugangstore lassen auf die ehemalige Funktion schließen (s. Tafel D1, Abb.
24-25). 49
49
108
Forum 2+3 / 1962
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Identität durch Mitbestimmung
Durch die Strukturalisten anthropologischer Prägung erhält auch die
Mitbestimmung des Benutzers besondere Beachtung. Habraken
thematisiert diesen Aspekt in Die Träger und die Menschen. Ausgehend von
seiner Kritik am Massenwohnungsbau steht im Mittelpunkt seiner Analyse
die Wechselwirkung zwischen den Trägern50 und dem Menschen als
Bewohner dieser Träger. Seine zentrale Kritik ist: „Der
Massenwohnungsbau geht davon aus, dass die Bemühungen des
Individuums und alles, was damit zusammenhängt, eigentlich nicht
bestehen sollten. Der Wohnungsbau, der so entsteht, ist kein Prozess des
sich einrichtenden Menschen. Der Mensch richtet sich nicht mehr ein, er
wird eingerichtet.“51
Gemeint ist damit, dass einige wenige die Entscheidungsprozesse für
alle übernehmen. Dem Einzelnen wird nur noch wenig individuelle Freiheit
zugestanden. Für Habraken ist dies kein funktional bauliches Problem,
denn: „die Kräfte, die beim Entstehen der Städte und des Wohnmilieus
wirken, sind uns in ihrem gemeinsamen Funktionieren und ihren inneren
Beziehungen weniger bekannt als die Kräfte, die zum Beispiel einen
Ameisenbau entstehen lassen. Die biologische Struktur, die unserem Bauen
als Grundlage dient, wird auch heute noch nicht als komplexe Wirklichkeit
erfahren. Und noch weniger sind wir fähig, sie mit Erfolg zu beeinflussen.“
52
Habraken ist deshalb der Auffassung, dass es an der Zeit sei, verstehen
zu lernen, nach welchen Gesichtspunkten die Umwelt des Menschen durch
den Menschen entstehe. Für die Architektur bedeute dies in erster Linie,
bauen um zu wohnen. Wohnen sei damit Ausdruck des täglichen
Handelns. Allerdings sei dieser Ausdruck gestört. Außerdem könne dieses
Handeln nicht allein mit dem Konsum von Produkten befriedigt werden.
Vielmehr gehe es um den Aspekt des ‚Selberproduzierens’ und des
Entfaltens eigener Aktivitäten, wohingegen der Massenwohnungsbau „(...)
die Wohnung zu einem Konsumartikel und den Bewohner zu einem
Konsumenten“ reduziere. 53
Habraken sieht darin die Notwendigkeit dem Nutzer seine
Handlungsfähigkeit zum Gestalten seiner Wohnung nach individuellen
50
Damit ist in erster Linie das Wohngebäude als Träger gemeint.
Die Träger und die Menschen, N. Habraken, urspr. Ausgb. Amsterdam 1961,
deutsche. Übers. A. Lüchinger, Den Haag, 2000, S.11
52
Die Träger und die Menschen, N. Habraken, urspr. Ausgb. Amsterdam 1961, Den
Haag, 2000, S. 9
53
Die Träger und die Menschen, N. Habraken, urspr. Ausgb. Amsterdam 1961, Den
Haag, 2000, S. 12
51
109
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
Vorstellungen wieder zurückzugegeben. So soll der Bewohner der
Trägerstadt (s. Kapitel 4. Struktur und Einfüllung) sich nach individuellen
Wünschen eine Wohnung anfertigen lassen, die nach Auswahl des
Standortes in den Träger eingefüllt wird.
Assoziationen und Stimulanz
Hertzberger beschäftigt sich ebenfalls mit der Emanzipation der Bewohner
und betont besonders gestaltpsychologische Aspekte (Assoziationen und
Stimulanz). Im Gegensatz zu Habraken enthebt Hertzberger den
Architekten nicht seiner Verantwortung als Formgeber und Vermittler im
Bauprozess, im Gegenteil: Die Diagoon-Häuser (1968-70) in Delft
ermöglichen im Rahmen der vom Architekten vorgegebenen Hülle, eines so
genannten ‚unfertigen’ Baus, den variablen Ausbau nach eigenen
Wunschvorstellungen (s. Tafel D7, Abb. 10-11). Dennoch besteht keine
völlige Freiheit. In dem Bewusstsein, dass die völlige Freiheit zu eine Art
‚Lähmung’ führen könnte, werden Elemente favorisiert, die Assoziationen
beim Bewohner wecken sollen. Diese Elemente (Archetypen) müssen
demnach eine verständliche Symbolik berücksichtigen, damit der
Bewohner die Möglichkeit des bewussten Vergleichens mit Erlebtem
erhält.54 Diese Art Stimulanz soll so konzipiert sein, dass sie bei jedem
Nutzer Bilder weckt und ihn zu assoziativen Lösungen anregt. Hieraus
entwickelt sich ein Repertoire von bzw. ein Bewusstsein für Formen, die
als ‚Instrumente’ verstanden werden. Im Gegensatz zur zweckgebundenen
Form jedoch, die wie ein Apparat funktioniert und nur für eine Nutzung
programmiert ist, wird nun nach Formen gesucht, welche vielfältigste
Interpretationsmöglichkeiten eröffnen. Charakteristischstes Beispiel ist das
Thema der Mauer oder der Sitzstufen. Diese Elemente können sowohl
territoriale Übergangsbereiche definieren, als auch als Sitzgelegenheiten
zur Kommunikation und Erholung fungieren oder aber dem Spiel dienen (s.
Tafel D7, Abb. 12-13).
Zusammenfassend zeigt sich, dass es im Prozess der Wechselwirkung
von Formbedeutung und Benutzer um die Konfiguration von
konditionierten und variablen Raum-, Kommunikations-, Konstruktionsoder anderen Form-Einheiten bei allen Größenordnungen der Stadt geht.
Erst wenn die Strukturen durch Antastung, Interpretation oder Einfüllung
der Nutzer in Besitz genommen werden, haben sie ihren vollwertigen
Zustand erreicht. Damit soll eine zum Formalismus neigende Architektur
54
110
Hertzberger Hermann, Vom Bauen: Vorlesungen über Architektur, 1995, München,
S. 158
Prinzipien und Formenmerkmale der ‚strukturalistischen’ Strömung anthropologischer Prägung
ausgeschlossen werden. Auch wird die vieldiskutierte ‚flexible’ Form als
neutrale Umhüllung abgelehnt, da sie für kein Raumprogramm die
passende Lösung bietet und daher nicht als Identifikation dienen kann.
111
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 1: Anthropologische Studien, Ausgangspunkt der Forum-Gruppe für die Beschäftigung mit archaischen Lebensformen und Bauweisen (Forum 1959)
113
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 2-3: Hüttendorf in Neu-Guinea, exemplarisches Beispiel für
gemeinschaftshaltige Raumgefüge (Forum 1959)
Abb. 4: Dorfplatz
im mediterranen
Siedlungsraum,
exemplarisches
Beispiel für
gemeinschaftshaltige
Raumgefüge
(Forum 1959)
114
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 5: „Individu en gemeenschaap zijn ambivalent, vormen samen een duo-fenomen“:
Individuum und Gemeinschaft sind ambivalent, formen zusammen ein zweiseitiges
Phänomen, Übers. d. Verf. (Forum 1959)
Abb. 6: Lijnbaan in Rotterdam von Van den Broek und Bakema (1954) und
Straßenszene aus Quemoy in China" L'espace corridor moet overwonen worden; terug
naar de straat.": Der Raumkorridor muß überwunden werden, zurück zur Straße, Übers.
d. Verf. (Forum 1959)
115
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 7-9: exemplarische Darstellungen aus West-Afrika und Europa, die die Thematik
“Das Gestalt gewordene Zwischen” dokumentieren sollen (oben und unten)(Forum 1959)
116
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 10: Dokumentiert für die Forum Gruppe die Uniformität der funktionalen Stadt,
Beispiel Amsterdam (Forum 1960/61)
Abb. 11:
Auflösungsprozess von der
homogenplastischen Form
hin zum aufgelösten differenzierten Formgebilde,
Zeichnung Herman
Hertzberger (Forum1960/
61)
117
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 12: „built for the people of the people by the people“; archaisches Beispiel eines
Pueblodorfes in Mexiko mit differenziertem Gebäudegefüge (Forum 1959/1962)
118
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 13: Einheitliche, kohärente Konfiguration mit Wohnstrassen und Zentren, Planung
von Aldo van Eyck für Buikslotermeer (1962)
119
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 14-15: Modellaufnahme
des 1. Preises EGKS- Wettbewerb
von Schwagenscheidt und
Sittmann von 1959 (oben),
Wohnbauprojekt von Piet Bloom
(unten) (Forum 1959)
120
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 16-17: Gliederungsprinzip: vom homogen plastischen Körper zu einer differenzierten Strukturierung: „homogenplastische Behandlung des Baukörper ohne individuellen Ausdruck und Raumdefinition (links), räumliche Identität durch verschieben der
Wohnzellen (Forum 1959) (rechts)
Abb. 18-19: Versatz in den Obergeschossen zeigt das Potential an Variationsmöglichkeiten (links), Im Geschosswohnungsbau kann dies mit den Mitteln der Balkone oder der
Ausbildung von Terrassen ermöglicht werden. (Forum 1959) (rechts)
Abb. 20-21: Durch das Überlagern und Zusammenfügen differenzierter Wohnformen
entsteht ein komplexes Gewebe, der ‘drempel“ (Schwelle) und das Identifikationspotential werden zu gestaltgebenden Aspekten. (Forum 1959)
121
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 22: Wohnanlage Spangen
von Michiel Brinkmann (191921) in Rotterdam, exemplarisches Beispiel der ForumGruppe für ein gemeinschaftsförderndes Wohnumfeld aus
den 1920er Jahren , Wohnanlage für 270 Familien (Forum
1960/61
Abb. 23: Wohnanlage Spangen in den 1970er Jahre von Herman Herzberger
122
Bildtafel D1 | Abbildung aus der Fachzeitschrift Forum
Abb. 24-25: Von der Stadt absorbiertes Amphiteater in Lucca (Forum1962)
Abb. 26: Diokletian Palast in Split,
Rekonstruktion (Forum 1962)
Abb. 27: heutige Situation mit der absorbierten römischen Palastanlage (Forum 1962)
123
Bildtafel D2 | Le Corbusier
Abb. 1: Projekt Fort l’ Emereur, Algier (1930)
Abb. 2: Universitätsstadt für
Studenten (1925)
Abb. 3: Siedlung Le Sainte-Baume(1948)
124
Bildtafel D2 | Le Corbusier
Abb. 4: Roq und Rob, Kap
Saint Martin ist motiviert im
Einklang mit der Landschaft
zu stehen und hat Verwandtschaft zum Projekt Le Saint
Baume (1948)
Abb. 5: Wohnhaus am Bodensee / Schweiz (1957)
125
Bildtafel D2 | Le Corbusier
Abb. 6: Krankenhaus in Venedig, Projektstudie (1965)
Abb. 7-8 Der Pavillon Philips für die Weltausstellung in Brüssel (1957-58), Das ‘poem
électronique ist die erste Mainfestation einer neuen Kunstgattung, einer strukturellen
Überlagerung von Form, Farbe, Bild, Musik, Wort und Rythmus.
126
Bildtafel D2 | Le Corbusier
Abb. 9-10: Grafische Gegenüberstellung des konventionellen Gartenstadt-Prinzips in
der Horizontalen und dem
Prinzip für Algier in der
Vertikalen und Linearen Entwicklung (1931)
Abb. 11: Plan für Algier (1931)
127
Bildtafel D2 | Le Corbusier
Abb. 12-14: (oben) Untersuchung über die Hütte des Wilden (a), das Zelt des Nomaden
(b) und die moderne Wohnung
(c)= Flasche (1947-48)
Abb. 13-14: (links und unten) Prinzip des ‘Flaschenhalters ‘(tragendes Gerüst)
und der ‘Flasche’ (die Wohnung), entwickelt für Marseille (1947-48)
128
Bildtafel D3 | Louis Kahn
Abb. 1: jüdisches
Gemeindezentrum
von Louis Kahn
(1955-57)
Abb. 2-3: Richards
Medical Building,
Phiadelphia, Louis
Kahn (1961), Büro/
Laborflächentürme,
Obergeschossgrundrisse
und vertikale Schächte
für Lifte und
Leitungsstränge (links),
Differenzierung von
Büro/Laborflächentürmen und vertikale
Schächte für Lifte und
Leitungsstränge (oben)
(1957-64)
129
Bildtafel D4 | Alison und Peter Smithson
Abb.1: Golden Lane,
Wohnprojekt in London,
Ideen für eine neue Stadtstruktur in der die traditionelle
Straße zu laubengangartigen
Erschließungsstrukturen transformiert wird (1953)
Abb.2-3: Golden Lane, Laubengangprinzip als angehobene Straße (links), Fotomontage
(rechts), (1953)
Abb.4-5: Hauptstadtwettbewerb Berlin, thematisiert das angehobene Fußgangerstraßensystem zum dominierenden Strukturelement (1957)
130
Bildtafel D5 | Candilis, Josic und Woods
Abb. 1: Toulouse City (oben) und Abb. 2: Perspektive des linearen Zentrumsbereiches,
Toulouse-Le-Mirail (unten) (1961) Toulouse, Le Miral (1961)
Abb. 3: Wettbewerb für den Frankfurter Römerberg (1963)
131
Bildtafel D5 | Candilis, Josic und Woods
Abb. 4: Hamburg Steilshoop (Wettbewerb 1961)
Abb. 5: Wettbewerbsmodell Freie Universität in Berlin (1963)
132
Bildtafel D6 | Aldo van Eyck
Abb. 1-2 : Waisenhaus in Amsterdam von Aldo van Eyck (1958-1960), Detail der
Kuppeldächer (unten)
133
Bildtafel D6 | Aldo van Eyck
Abb. 3-5: Waisenhaus in Amsterdam von Aldo van Eyck
(1958-1960), Innenstraße
(oben), Erdgeschoßgrundriss ,
verdeutlicht die Verzahnung
von Innen und Außen (unten)
134
Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger
Abb. 1-2: Studentenwohnheim Amsterdam (1959-1966), Ansicht von Westen
(links), Laubengangerschließung mit Aufenthalts- und Kommunikationsfunktion
(rechts)
Abb. 3-4: Centraal Beheer in Apeldorn (1970-72), konstruktives System (mitte), Ablesbarkeit der modularen Nutzungseinheiten (unten)
135
Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger
Abb. 5: Intepretable Zonen (oben + mitte)
Abb. 6: Erweiterung der Betriebsgebäude LinMij, Amsterdam
(1962-64), 1995 abgerissen
136
Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger
Abb. 7-9: De Drie Hoven Wohnanlage für
Senioren und Behinderte, Amsterdam
(1964-1974)
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Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger
Abb. 10-11: Diagono-Häuser in Delft, Interpretationsmuster der
Grundrisse (oben), Ansicht Wohnweg (unten) (1969-70)
138
Bildtafel D7 | Hermann Hertzberger
Abb. 12-13: Der bewohnbare Raum zwischen den Dingen aus
Vom Bauen: Vorlesungen über Architektur, Herman Hertzberger
(1995)
139
Bildtafel D8 | van Klingeren | Safdie | Bloom
Abb. 1-2: Multifunktionales Quartierszentrum, van Klingeren (1970-1973)
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Bildtafel D8 | van Klingeren | Safdie | Bloom
Abb. 3: Habitat ‘67 in Montreal von Moshe Safdie (1967)
Abb. 4: Kasbah von P. Bloom in Hengelo (1972-73)
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Bildtafel D9 | Kenzo Tange
Abb. 1: Kommunikationszentrum in Kofu (1964-67)
Abb. 2: Verwaltungsgebäude der Presse- und
Radiogesellschaft Shizuoka in Tokio (1966-67)
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