Einführung in das kolonialzeitliche K`iche` (Quiché)

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FU Berlin, Lateinamerika-Institut
Sprachkurs: K’iche’ I / II
Wintersemester 2014/15
Sommersemester 2015
Dozent: Michael Dürr
Einführung
in das
kolonialzeitliche K’iche’ (Quiché)
–– anhand der Sprache des Popol Wuj ––
[rev. Fassung Februar 2015]
Jeweils aktuelle Fassung unter
http://home.snafu.de/duerr/download.html
Zusammengestellt
von
Michael Dürr
Berlin 2015
INHALT
VORWORT.................................................................................................................................................6
WARUM SICH MIT INDIGENEN SPRACHEN BESCHÄFTIGEN? .........................................7
EINLEITUNG
1. Das K’iche’: verwandte Sprachen und interne Gliederung der Dialekte ................................. 8
Exkurs: Mayasprachen und Historische Linguistik der Mayasprachen .................................. 9
2. Zur Geschichte der K’iche’ ............................................................................................................. 14
3. Kolonialzeitliche Texte in K’iche’ .................................................................................................. 15
4. Das Popol Wuj .................................................................................................................................. 16
LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................................... 18
LEKTIONEN
Lektion 1 ................................................................................................................................................. 23
Aussprache
Lektion 2 ................................................................................................................................................ 27
2.1 – Vorbemerkung
2.2 – Intransitive Verben in der 3. Person der Vergangenheit
2.3 – Partikeln am Verb
2.4 – Satzeinleitende Partikeln
2.5 – Adverbiale Bestimmungen
2.6 – Subjekt intransitiver Verben: Nomen und Artikel
Lektion 3 ................................................................................................................................................. 31
3.1 – Tempus/Aspekt-Präfixe intransitiver Verben
3.2 – Negation ma (wi)
3.3 – Nomina mit Plural -Vb’
3.4 – Zahlwörter
3.5 – Fakultativer Charakter der Pluralmarkierung
3.6 – Personen- und Tierbezeichnungen mit aj- und x 3.7 – Ortsangaben: Nomina mit vorangestelltem chi oder pa
Lektion 4 ................................................................................................................................................. 35
4.1 – Erweiterung des Nomens: Komposita und Adjektive
4.2 – Possessivpräfixe der 3. Person
4.3 – Das intransitive Verb ux
4.4 – Verblose Sätze
4.5 – Pronomina der 3. Person are und e
4.6 – Demonstrativpronomina wa’, la’ und ri’
Lektion 5 ................................................................................................................................................. 39
5.1 – Possessivkonstruktionen
5.2 – Die Partikel der Nichtexistenz jab’i
5.3 – Die Verbwurzel k’o(je’) »existieren« und der Ausdruck des Habens
5.4 – Verblose Sätze und der Ausdruck des Habens
5.5 – Ortsangaben mit chi und einer Körperteilbezeichnung
5.6 – Voranstellung von Ortsangaben
5.7 – Ordinalzahlen
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
3
Lektion 6 ................................................................................................................................................. 43
6.1 – Transitive Verben in der 3. Person
6.2 – Nomina als Subjekt und/oder Objekt transitiver Verben
6.3 – Passivformen
6.4 – Das Nomen -umal
6.5 – Adjektivische Pluralmarkierung taq und -aq
6.6 – Richtungsanzeigende Partikeln am Verb: uloq u. a.
Lektion 7 ................................................................................................................................................. 47
7.1 – Antipassivformen
7.2 – Nomina als Subjekt und/oder Objekt im Satz: Fokusposition
7.3 – Fokus-Antipassiv
7.4 – Implizite Satzverknüpfung
7.5 – Das Nomen -uk’
7.6 – Infinitivformen
7.7 – Parallelkonstruktionen
Lektion 8 ................................................................................................................................................. 51
8.1 – Partizip Perfekt
8.2 – Das Nomen -ib’ »Reflexiv«
8.3 – chi zur Kennzeichnung indirekter Angaben
8.4 – Die Nomina -tukel und -onojel
8.5 – Stammbildung
8.6 – Positionalstämme und ihre Ableitungen: Partizip Stativ u. a.
8.7 – Abgeleitete Verbstämme: -Vr, -isa-j und -V-j
Lektion 9 ................................................................................................................................................. 55
9.1 –Instrumentale Verben auf -b’e 9.2 –Instrumentale Nomina -Vb’al (und -Vb’)
9.3 –Das Nomen -e(ch) »Eigentum«
9.4 –Besondere Possessivbildungen (Endung -Vl)
9.5 –Abstrakta und Kollektiva mit -Vl
9.6 –Von Verben abgeleitete Nomina auf -Vl
9.7 –Lesestücke 1 und 2: (Lesestück 1: Die Insignien der Macht;
Lesestück 2: Die Könige K’iq’ab’ und Kawisimaj)
Lektion 10 ................................................................................................................................................ 59
10.1 –Futur
10.2 –Besondere Possessivkonstruktionen bei Subjekt und Objekt
10.3 –Zahlen und Zählwörter
10.4 –Infinitive und nominalisierte Verben mit direktem Objekt
10.5 –Abgeleitete Nomina mit -Vm
10.6 –Abgeleitete Verben mit -Vla’ und Nomina mit -Vlaj
10.7 –Zusammengesetzte Verben
10.8 –Lesestück 3: Die Sintflut
Lektion 11 ................................................................................................................................................ 63
11.1 –Zitierte Rede
11.2 –Pronomina der 2. Person
11.3 –Pronomina der 1. Person
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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11.4 –Verkürzte und mehrdeutige Pronominalpräfixe
11.5 –Imperativ und Optativ
11.6 –Übersichtschemata für intransitive und transitive Verben
11.7 –Fragesätze (Ja/Nein-Fragen)
11.8 –Modalpartikeln der Bestätigung
11.9 –Lesestücke
4 und 5 (Lesestück 4: Gebet; Lesestück 5: Das Mädchen Xkik’)
Lektion 12 ................................................................................................................................................ 69
12.1 –Gemeinsames Vorkommen von Subjekt- und Objektpräfixen
bei transitiven Verben
12.2 –Fragesätze: Frage nach einem Satzteil
12.3 –Weitere satzeinleitende Partikeln
12.4 –Besondere Formen des Fokus-Antipassiv
12.5 –Besitzer in Fokusposition
12.6 –Verbkoppelungen
12.7 –Nebensätze als Satzteile (Relativsätze; Sätze in Objektfunktion)
12.8 –Satzverknüpfung: Konditional- und Kausalsätze
12.9 –Lesestück 6: Der Aufgang der Sonne
Lektion 13 ................................................................................................................................................ 74
13.1 –Derivationssuffixe und Wortbildung
13.2 –Idiomatische Wendungen
13.3 –Reduplikation
13.4 –Höfliche Anrede
13.5 –Strukturierung von Information im Erzählgefüge
13.6 –Lesestück 7: Geschichte vom Tod Sipaknas
ANHÄNGE
Anhang 1: Affixe ..................................................................................................................................... 81
1.1 – Liste der Flexionsaffixe
1.2 – Derivationssuffixe
Anhang 2: Phonologie und Orthographie ......................................................................................... 83
2.1 – Phoneminventar
2.2 – Orthographien des K’iche’
2.3 – Orthographie des kolonialen K’iche’ im Popol Wuj
2.4 – Lesestücke in der Orthographie des Manuskripts des Popol Wuj
2.5 – Editionen des Popol Wuj
Anhang 3: Das K’iche’ als Ergativsprache .......................................................................................... 94
WÖRTERVERZEICHNIS ................................................................................................................... 97
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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VORWORT
Diese Kursmaterialien wurden für den Sprachunterricht im Rahmen des zweisemestrigen
Moduls Indigene Sprachen des BA-Studiengangs Sozial- und Kulturanthropologie und des
MA-Studiengangs Interdisziplinäre Lateinamerikastudien an der Freien Universität Berlin
entwickelt.1 Entsprechend den Anforderungen der Studienordnung soll neben einer konkreten indigenen Sprache Amerikas, in diesem Fall der im Hochland von Guatemala gesprochenen Mayasprache K’iche’, auch ein Grundverständnis für die grammatischen Strukturen
außereuropäischer Sprachen sowie Grundlagen der linguistischen Sprachbeschreibung
vermittelt werden.
Daher entsprechen die Materialien weniger den üblichen Erwartungen an praxisorientierten
Sprachlehr­materialien, sondern sind eher sprachwissenschaftlich ausgerichtet. Dies bedeutet, es wird vor allem Wert auf das Erlernen der Analysefähigkeit grammatischer und TextStrukturen fremder Sprachen gelegt und nicht so sehr auf den Erwerb einer rudimentären
Sprechfähigkeit – was im Rahmen einer zweisemestrigen Veranstaltung zu zwei Semesterwochenstunden als Ziel in jedem Fall illusorisch wäre. Die für das Studium der Sozial- und
Kulturanthropologie notwendigen sprachwissenschaftlichen Grundlagen lassen sich aus der
Beschreibung einer einzelnen Sprache allein jedoch nicht erlernen, so dass als ergänzende
Lektüre die Linguistik-Einführung »Deskriptive Linguistik: Grundlagen und Methoden« von
Michael Dürr und Peter Schlobinski (2006) empfohlen wird. Dort findet sich wichtige Fachbegriffe erläutert, alternativ können auch Lexika zur Linguistik herangezogen werden.2
Eine weitere Besonderheit des Kurses besteht darin, dass das hier vermittelte K’iche’ keine
der heute gesprochenen Varietäten der Sprache repräsentiert, sondern eine aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts in lateinschriftlichen Quellen belegte. Die vermittelte ältere
Sprachform kann allerdings auch gut als Einstieg in heutiges K’iche’ dienen, das mit ca.
einer Million Sprechern eine der größten autochthonen Sprachen Amerikas ist.
Diese Unter­richtsmaterialien werden in unregelmäßigen Abständen aktualisiert.3 Sie werden
durch Grammatikübungen ergänzt, die an den Ablauf des jeweiligen Kurses angepasst werden und daher über die E-Learning-Plattform der FU4 online angeboten werden. Dort finden
sich neben den Übungen auch ergänzende Materialien wie Tonaufnahmen mit verschrifteten
Sprachproben für heutiges K’iche’ (einfache Sätze und Texte).
1 Der Kurs wechselt mit einem Kurs zum Ch’ol, einer anderen Maya-Sprache, die in Chiapas ge­­spro­
chen wird. Vorwort und allgemein einleitende Passagen (S. 6–11) sowie Passagen in den Lektionen
2.1, 5.5, 13.5 und im Anhang 2.1 sind in beiden Kursmaterialien in Teilen textidentisch.
Die K’iche’-Materialien gehen ursprünglich auf Unterlagen zurück, die Hans-Jochen Thiel zu einer
im Sommer­semester 1981 abgehaltenen Übung »Einführung ins Quiché« erarbeitet hat. Durch
seinen frühen Tod im Herbst 1981 blieben sie ein Fragment, das von mir, teilweise unter Verwen­
dung von Passagen aus meiner Dissertation und anderen meiner Veröffentlichungen, mehrfach
überarbeitet und erweitert wurde. Bei einer früheren Version von 1983/84 hat außerdem Berthold
Riese mitgearbeitet. Sein Beitrag »Quellen und Hilfsmittel« wurde in der aktuellen Ausgabe aller­
dings nicht mehr aufgenommen, da sich die Quellenlage durch neue wichtige Editionen kolonialer
Quellen und neuere sprachwissenschaftliche Arbeiten seit damals erheblich geändert hat.
2 Auch online zu finden, z. B. http://www.mediensprache.net/de/basix/lexikon/
3jeweils aktuelle Fassung: http://home.snafu.de/duerr/PDF_Doku/Kichekurs.pdf
4 Zugang für registrierte Benutzer über https://lms.fu-berlin.de
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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WARUM SICH MIT INDIGENEN SPRACHEN BESCHÄFTIGEN?
Fremdsprachenunterricht in Englisch und oft auch Spanisch oder Französisch ist im
deutschen Schulsystem fest verankert. Aber trotz dieses Umstands, trotz Migration nach
Deutschland aus vielen Ländern und trotz wirtschaftlicher Globalisierung wird die Wahrnehmung von Sprache hierzulande stark von der deutschen Schriftsprache als Norm geprägt. Große homogene Sprachgemeinschaften sind aber in der Menschheitsgeschichte eher
die Ausnahme und bei näherer Betrachtung relativiert sich auch die vermeintliche Homogenität des Deutschen, die uns die in der Schule vermittelte Schriftsprache vorgaukelt, da die
gesprochene Sprache verschiedene Dialekte und situationsabhängig gebrauchte Sprachregister umfasst. So gesehen bestimmt der Umgang mit sprachlicher Vielfalt den Alltag fast aller
Menschen.
Man schätzt, dass es heute etwa 6 000 verschiedene Sprachen gibt. Eine genaue Zahl lässt
sich nicht angeben, da gerade bei wenig dokumentierten Sprachen ein Spielraum besteht,
eng verwandte Varietäten entweder als Dialekte einer Sprache oder als verschiedene Sprachen zu klassifizieren. Während einige wenige Sprachen wie Chinesisch, Hindi, Spanisch,
Englisch, Bengali, Portugiesisch, Russisch, Arabisch und Japanisch mehr als 100 Millionen
Sprecher haben, werden viele Sprachen nur noch von wenigen älteren Personen gesprochen
und sind in der natürlichen Tradierung an die nachfolgenden Generationen gefährdet. Der
Erhalt sprachlicher und – noch umfassender – kultureller Diversität wurde angesichts dieser
Situation, die oft mit der Gefährdung der Biodiversität verglichen wird, von der UNESCO zu
einer wichtigen Aufgabe erklärt.
In der Sozial- und Kulturanthropologie ist die Kenntnis der indigenen Sprachen eine notwendige Voraussetzung dafür, sich kulturellen Äußerungen einer Kultur angemessen zu
nähern. In jeder Sprache manifestieren sich kulturspezifische Sichtweisen. Grammatik
und Wortschatz lenken auf bestimmte Phänomene besondere Aufmerksamkeit, während
Anderes in der Kommunikation tendenziell eher ausgeblendet wird. Die kommunikativen
Praktiken stehen in Wechselwirkung zum präferierten Umgang einer Kultur mit ihrer Umwelt und mit kulturellen Situationen und Artefakten, determinieren aber keinesfalls diesen
Umgang. Ebenso spielt das Aufbrechen eingefahrener Sichtweisen unserer eigenen Kultur
auf Sprache(n) und Kommunikationssituationen eine Rolle, die vor allem von Schriftsprache
und formeller Schulausbildung geprägt sind.
Für das Verständnis einer unserem eigenen sprachlichen und kulturellen Hintergrund eher
fernen indigenen Sprache sind sprachwissenschaftliche Grundkenntnisse erforderlich, die
auf Begriffen der Schulgrammatik aufbauen, diese aber durch eine allgemeingültige Terminologie und Methodik erweitern. Sie bieten das Rüstzeug, sich später auch selbst in eine
fremde Sprache einarbeiten zu können. Außerdem zeichnen sich bestimmte Ansätze der
Sozial- und Kulturanthropologie durch ihre Nähe zu sprachwissen­schaftlichen Methoden
aus, so z. B. der Strukturalismus, die Verwandtschaftsethnologie oder die Kognitive Anthropologie.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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EINLEITUNG
1. Das K’iche’: verwandte Sprachen und interne Gliederung der Dialekte
Das K’iche’ gehört zu den Mayasprachen, einer Sprachfamilie, die im südlichen Mexiko, in
Guatemala, Belize und dem westl. Honduras verbreitet ist und deren etwa dreißig Sprachen
von mehr als 4 Millionen Menschen gesprochen werden (s. Karte 1 und Kasten S. 9).1 Im
Hochland von Guatemala gibt es den östlichen Zweig, der sich aus den Mam-Sprachen (ca.
500 000) mit den Hauptsprachen Mam und Ixil sowie den Quiche-Sprachen (ca. 2 500 000)
mit den Hauptsprachen K’iche’, Kaqchikel und Q’eqchi’ zusammensetzt. Anderen Zweigen
der Mayasprachen gehören u. a. an: Yukatekisch (ca. 800 000) und die Tzotzil- (ca. 850 000
mit den Einzelsprachen Tzotzil und Tzeltal) und Ch’ol-Sprachen (ca. 260 000 mit Ch’ol,
Chontal und Ch’orti’). Wie sich anhand der Mayaschrift belegen lässt, waren Sprecher früher
Formen der Ch’ol-Sprachen und des Yukateki­schen Träger der klassischen Maya-Kultur.
Huasteken
N
Golf von Mexiko
Yucatán
Quintana
Roo
Mexiko Stadt
MEXIKO
Campeche
Tabasco
Mayavölker
BELIZE
Chiapas
GUATEMALA
Pazifischer Ozean
Guatemala Stadt
HONDURAS
EL SALVADOR
Karte 1: Maya-Gebiet in Mesoamerika
Yukatekisch
Chontal
Chol
Tzotzil
Itzaj
Tzeltal
Mopan
Tojolabal
Lacandon
Q’eqchi’
Q’anjob’al
Ixil
Mam
K’iche’
Poqom
Kaqchikel
Ch’orti’
Karte 2: Mayasprachen (nach England 1994)
1 Nach den offiziellen Statistiken für Mexiko (2012) und Guatemala (2002). Andere, geschätzte Angaben liegen z. T. erheblich höher.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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Mayasprachen (Nach Campbell and Kaufman 1985)
Huastecan
1. Huastec 2. Chicomuceltec [extinct]
Veracruz, San Luis Potosí
Chiapas
Yucatecan-Core Mayan
A. Yucatecan
1.Yucatec-Lacandón
1.1. Yucatec 1.2. Lacandón 2.Mopán-ltzá
2.1. Mopán 2.2. Itzá (Itza’) [obsolescent] Yucatán, Campeche, Quintana Roo;
Belize; Petén, Guatemala
Chiapas
Petén, Guatemala; Belize
Petén, Guatemala
B. Core Mayan
3. Cholan-Tzeltalan (Greater Tzeltalan, Greater Tzotzilan)
3.1.Cholan
3.1.1.Chol-Chontal
3.1.1.1.Chol (Ch’ol) Chiapas
3.1.1.2.Chontal Tabasco
3.1.2.Chortí-Choltí
3.1.2.1.Ch’orti’ (Chorti) Zacapa, Guatemala
3.1.2.2.Choltí [extinct]
Guatemala
3.2. Tzeltalan (Tzotzilan)
3.2.1.Tzeltal Chiapas
3.2.2.Tzotzil Chiapas
4. Q’anjob’alan-Chujean (Greater Kanjobalan)
4.1.Q’anjob’alan
4.1.1.Q’anjob’al-Akateko-jakalteko
4.1.1.1.Q’anjob’al (Kanjobal) Guatemala
4.1.1.2.Akateko (Acatec)
Guatemala
4.1.1.3.Jakalteko (Jacaltec) Guatemala
4.1.2.Motocintlec (with Tuzantec [obsolescent])
4.2.Chujean
4.2.1. Chuj Guatemala
4.2.2.Tojolabal Chiapas
5. K’ichean-Mamean (Eastern Mayan)
5.1. K’ichean (Quichean) Guatemala
5.1.1.Q’eqchi’ (Kekchí)
5.1.2.Uspanteko (Uspantec)
5.1.3.Poqom-K’ichean
5.1.3.1.Poqom
5.1.3.1.1.Poqomchi’ (Pokomchí)
5.1.3.1.2.Poqomam (Pokomam)
5.1.3.2.Core K’ichean
5.1.3.2.1.K’iche’ (Quiché)
5.1.3.2.2.Kaqchikel-Tz’utujil
5.1.3.2.2.1.Kaqchikel (Cakchiquel)
5.1.3.2.2.2.Tz’utujil (Tzutujil)
5.1.3.2.3.Sakapulteko (Sacapultec)
5.1.3.2.4.Sipakapense (Sipacapa, Sipacapeño)
5.2.Mamean
5.2.1.Teco-Mam
5.2.1.1.Teco (Tektiteko)
Chiapas; Guatemala
5.2.1.2.Mam
Guatemala; Chiapas
5.2.2.Awakateko-Ixil
5.2.2.1.Awakateko (Aguacatec)
Guatemala
5.2.2.2.Ixil Guatemala
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
9
HISTORISCHE LINGUISTIK DER MAYASPRACHEN
Sprachen können sich im Laufe der Jahrhunderte in ihrem Lautbestand, ihrer Grammatik
und ihrem Wortschatz mehr oder weniger stark verändern. Oft spielt dabei der Kontakt
mit anderen Sprachen eine Rolle. Vor allem Sprachen, die politisch oder wirtschaftlich
eine Region dominieren, hinterlassen deutliche Spuren in den anderen Sprachen der
Region. Seit dem 16. Jahrhundert wirkte sich so im Maya-Gebiet das Spanische aus.
Derartige Veränderungen erlauben es, Sprachen miteinander in Beziehung zu bringen. Wenn
sich ausreichende Ähnlichkeiten nachweisen lassen, werden Sprachen als ›verwandt‹ bezeichnet. Wichtige Methoden, um eine Sprachverwandtschaft festzustellen, sind dabei v. a.:
1.Lautentsprechungen: Ergibt der Vergleich einer ausreichenden Anzahl von Wörtern
regelmäßige Entsprechungen bei den Lauten (für Mayasprachen s. Tabelle), so kann
von einer Sprachverwandtschaft ausgegangen werden. Mit Hilfe der Systematisierung
solcher Regeln werden Sprachen innerhalb einer Sprachfamilie zu Untergruppen
zusammen­gefasst, was oft in Form eines Stammbaums (für Mayasprachen s. Abbildung
auf der nächsten Seite) dargestellt wird.
In ähnlicher Weise lassen sich auch Elemente der Grammatik vergleichen.
Eine Sprachverwandtschaft gilt als gesichert, wenn sich anhand der Entsprechungen
ein plausibles Bild der den Sprachen gemeinsamen Vorläufersprache (bzw.
-sprachstufen) rekonstruieren lässt, die sogenannte Proto-Sprache.
2. Entsprechungen bzw. signifikante Abweichungen im Wortschatz: Durch den Wortschatz,
der sich z. B. auf Landwirtschaft oder bestimmte Tiere und Pflanzen bezieht, lassen
sich Rückschlüsse über Merkmale der Kultur, Lebensweise und Umwelt der Vorläufer­
sprachen ziehen. So weist die fast allgemeine Verbreitung von Wörtern zum Maisanbau
etc. deutlich auf eine entsprechende Lebensweise der frühesten Sprecher von Maya­
sprachen hin. In den indogermanischen Sprachen haben dagegen eher Begriffe aus der
Viehzucht einen gemeinsamen Ursprung.
3. Entsprechungen im Wortschatz (2): Auf Grund einer definierten Liste von Begriffen
kann ein Prozentsatz von Übereinstimmung zwischen zwei Sprachen errechnet werden,
aus dem auf die zeitliche Tiefe der Trennung der beiden Sprachen geschlossen wird.
Auch wenn mit Zahlen operiert wird, dürfen die Ergebnisse gerade der zuletzt genannten
Methode nicht als exakt im naturwissenschaftlichen Sinn verstanden werden. Es liegt in
der Natur der verwendeten Methoden, dass auch die sorgfältigsten Studien zwar zu einem
plausiblen Bild der Vergangenheit beitragen können, aber nur Indiziencharakter haben
und keine sicheren Beweise liefern.
Ähnlichkeiten können durch längeren Kontakt auch zwischen nicht verwandten Sprachen
entstehen. Die Ausbildung der (später ›klassischen‹) Maya-Tieflandkultur fand so in
engem Kontakt mit frühen Formen der benachbarten Mixe-Zoque-Sprachen statt, von
denen Kulturwortschatz übernommen wurde und die aus diesem Grund auch als Träger
der frühesten mesoamerikanischen Hochkulturschicht (Olmeken) identifiert wurden.
Es werden nicht nur Wörter entlehnt, sondern auch Artikulationsweisen von Lauten und
grammatische Konstruktionsmuster. So haben die verschiedenen Mayasprachen eine
Reihe von Merkmalen mit anderen Sprachen im Kulturraum Mesoamerika gemeinsam.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
10
Beispiele für Lautentsprechungen
Als Beispiele sind neben dem K’iche’ mit Yukatekisch und Ch’ol zwei Sprachen aus
anderen Zweigen der Mayasprachen gewählt worden. Für diese Zweige gibt es nicht
nur heutige Vertreter, sondern auch fast 2000 Jahre alte Belege in Hieroglyphenschrift.
Proto-Maya1
YukatekischCh’ol
1. *kar »Fisch«
kay
chäy
2.*q’ahq’»Feuer«
k’aak’
k’ahk
3.*q’an »gelb«
k’an
k’an
4.*ra[’]x »(blau-)grün«
yax
yax
5.*kaq »rot«
chak
chak
6.*saq »weiß«
sak
sak
7. *ixi[’]m»Mais«
ixim
ixim
8.*juun »eins«
jun
jun
9.*oox »drei«
ox
ox
10.*utz
»gut«
utz
utz
11.*ahq’ab’ »Nacht«
ak’ab’
ak’äl(al)
12. *winaq »Person, Mann«
winik
winik
13. *ix-oq »Frau«
ko’lel, ixch’up (x’)ixik
14.*iin
»ich«
t-een
(jon)on
15.*at
»du«
t-eech
(jon)et
16. *o’nh
»wir«
t-o’n
(jon)on la,
(jon)on lojon
17. *q’iinh »Sonne, Tag«
k’iin
k’in
18.*q’ab’ »Hand«
k’ab’
k’äb’
19. *atyooty»Haus«
otoch
otot
20.*tya
»Präposition«
ti
ti
K’iche’
kar
q’aaq’
q’an
rax
kaq
saq
ixim
jun
ox
utz
aq’ab’
winaq
ixoq
in
at
oj
q’iij
q’ab’
ochoch
chi
Die Abweichungen zeigen weitgehende Regelmäßigkeit, z. B.:
*k *k’
*q
*q’
*r
*nh
k (bzw. ch)
k’ (bzw. ch’)
k
k’
y
n
ch
ch’
k
k’
y
n (ñ)
k
k’
q
q’
r
j
Bei den Vokalen wird die Abfolge *ah (bei 2.) teilweise zu einem Langvokal, Kurzvokale
(wie in 11. und 18.) werden nicht nur im Ch’ol, sondern auch in etlichen Dialekten des
K’iche’, teilweise zu einem kurzen hohen zentralen Vokal (oft ä geschrieben). Daneben gibt
es auch spezifische Veränderungen, z. B. wurde im Ch’ol das Pronomen der ersten Person
Singular *iin durch das der ersten Person Plural *o’nh ersetzt, die Pluralform wird durch
die zusätzlichen Elemente -la bzw. -lojon gebildet (Nr. 14. und 16.), die sich bezüglich
»inklusiv« – »exklusiv« unterscheiden (Angesprochener wird ein- bzw. ausgeschlossen).
In einigen Fällen werden andere Wörter verwendet.
1 Der Stern kennzeichnet in der Sprachwissenschaft u. a. für ältere Sprachstufen rekonstruierte
Formen. Die Beispiele folgen, teilweise etwas vereinfacht, der Rekonstruktion von Kaufmann
(2003). Zu den verwendeten Sonderzeichen vgl. Anhang 2 zu Phonologie und Orthographie.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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K’iche’1 bildet mit benachbarten Sprachen wie Q’eqchi’, Poqom, Kaqchikel u. a. zusammen
die Poqom-K’ichean-Untergruppe der Ost-Maya-Sprachen. Die Sprachen Kaqchikel,
Tz’utujil, Sipakapense und Sakapulteko werden mit K’iche’ zur K’ichean-Familie (Campbell
1977: 69–73) im engeren Sinne zusammengefasst.2 Ihr Verbreitungsgebiet war und ist vor
allem das Hochland von Guatemala (s. Karte 2). Nach dem Zensus von 2002 hatte K’iche’
ca. 1 Million Sprecher (bei 1,4 Millionen ethnischer Selbstzuordnung) und machte somit
etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung Guatemalas aus (11 237 196 Einwohner):
„Muttersprache“
K’iche’ (im engeren Sinne)
ethnische Selbstzuordnung
890 596
1 270 953
82 640
105 992
Sakapulteko
6 973
9 763
Sipakapense
5 687
10 652
Achi
Der Anteil der K’iche’-Sprecher, die nur gebrochen oder so gut wie gar nicht Spanisch kön­
nen, ist in manchen Regionen hoch. Die heute gebräuchliche offizielle Sprachbezeich­nung
ist K’iche’ oder K’ichee’. In älterer Literatur ist die Schreibung Quiché (seltener Qu’iche’) zu
finden, bei der sich die Schreibung des K-Lauts vor i durch Qu noch an der Orthographie
des Spanischen orientiert.
Die interne Divergenz des K’iche’ ist relativ gering, es gibt eigentlich nur zwei Dialekt­
gruppen (Campbell 1977: 14–20). Dialekt- und Sprachgrenzen dürften nicht selten die
historischen Verhältnisse der späten vorspanischen Zeit widerspiegeln (Campbell 1978:
27). Die Einteilung beruht auf einer überblickartigen Erfassung und ist daher provisorischer
Natur. Die Einteilung der Südwestgruppe durch Fox (1968: 192) ist geographisch orientiert.
Die mit einem Stern versehenen Orte Joyabaj und San Andrés Sajcabajá werden von Fox zur
Südwestgruppe gerechnet, von Campbell zur Achí-Gruppe:
1.
2.
Südwestgruppe (nach Fox 1968: 192):
a) Nördliche Zone: Cunén
b) Nordöstliche Zone: Santa Cruz Quiché, *San Andrés Sajcabajá, Chinique, u. a.
c) Östliche Zone: Chichicastenango, *Joyabaj, u. a.
d) Zentrales Hochland: Santa María Chiquimula, Momostenango, San Bartolo, u. a.
e) Südwestliches Hochland:
f ) Nahualá: Nahualá, Totonicapán, Santa Cruz Ixtahuacán, Santa Lucia Utatlán, u. a.
g) Olintepeque: Cantel, San Cristobal, San Francisco el Alto, u. a.
h) Küstenregion: Samayac, Cuyotenango, San Antonio Suchitepequez, Zunilito, u. a.
Nordostgruppe, auch Achí genannt:
a) Rabinal, San Miguel Chicaj, u. a.
b) Cubulco, u. a.
Die Einteilung durch das SIL ist weitgehend identisch (Quelle: www.ethnologue.org):
1.Quiché
a. Quiché, Central: Central highlands.
b. Quiché, Cunén: Quiché Department. Alternate names: Northern Quiché, Chuil Quiché,
Cunenteco Quiché. 
c. Quiché, Eastern, Chichicastenango: Includes Chichicastenango and Chiché.
Alternate names: East Central Quiché.
1 Von hier bis Ende des Abschnitt 2. auf S. 15 beruht der Text im Wesenltichen auf Dürr (1987: 1–6).
2 In der englischsprachigen Literatur gibt es die Bezeichnung K’ichean oder Quichean auf zwei
Ebenen, einmal als eine der beiden Haupt-Untergruppen der Ost-Maya-Sprachen, und zum
anderen im engeren Sinne als Bezeichnung für die angeführten Sprachen (z. T. als »Quichean
Proper« oder »Core K’ichean« unterschieden). Die Sprachen Sipakapense und Sakapulteko
wurden in der älteren Literatur unter K’iche’ mit eingeschlossen.
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12
d. Quiché, Joyabaj: Quiché Department.
e. Quiché, San Andrés: Quiché Department. Alternate names: San Andrés Sajcabajá Quiché. 
f. Quiché, West Central: Southwest of Lake Atitlán, Quezaltenango, and Totonicapan
departments. Alternate names: Southwestern Quiché, Cantel Quiché.
Dialects: Coastal Quiché, Western Quiché.
2.Achí
a. Achí, Cubulco: Central area west of Rabinal, Baja Verapaz Department.
b. Achí, Rabinal: Central Rabinal area, Baja Verapaz Department.
Alternate names: Rabinal Quiché.
Karte 3: Verbreitung des K’iche’ in Guatemala (Stoll 1884)
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
13
Die Datenlage für die Varietäten des K’iche’ hat sich durch eine Veröffentlichung des OKMAProjekts (2000) verbessert, allerdings wird dort kein neuer Gruppierungsversuch unter­
nommen. Im Zusammenhang mit der Einteilung der Dialekte sei noch auf eine Arbeit von
Richards (1985) hingewiesen, nach der die Region um den Atitlán­see eine Übergangszone
zwischen verschiedenen Dialekten des K’iche’, Kaqchikel und Tz’utujil darstellt.
Das K’iche’ ist seit der Mitte des 16. Jahrhunderts durch Dokumente in lateinischer Schrift
belegt. Mit der Verschriftung durch die Missionare gingen Normierungstendenzen einher,
so dass die verschrifteten Texte kein exaktes Abbild der damals gesprochenen Sprache sein
müssen, selbst wenn sie auch Belege für dialektale Variation liefern. In den vergangenen
mehr als 450 Jahren hat der Sprachwandel zu einer Reihe von Änderungen geführt, so dass
die älteren Texte für heutige Sprecher nur noch bedingt verständlich sind. Die Sprache
hat sich aber nicht so stark verändert, wie dies z. B. beim Deutschen seit der Zeit der
Lutherschen Bibelübersetzung geschehen ist.
2. Zur Geschichte der K’iche’
Mesoamerika ist ein Kulturraum, der das zentrale und südliche Mexiko, Guatemala, Belize
und angrenzende Gebiete in Zentralamerika umfasst. Seit dem zweiten Jahrtausend vor Chr.
bildeten sich dort verschiedene Hochkulturen aus, die trotz beträchtlicher kultureller und
sprachlicher Vielfalt zahlreiche Kulturmerkmale gemeinsam hatten.
Die K’iche’ waren Träger einer lokalen Kultur des Postklassikums (ca. 1000 bis 1520 nach
Chr.), die von Zentralmexiko beeinflusst war. Seit dem 13. Jahrhundert bis zur Eroberung
durch die Spanier (1524) spielten sie der Geschichte des Hochlands von Guatemala eine
entscheidende Rolle. Durch die allmähliche Unterwerfung anderer Lokalzentren gelang es
um die Mitte des 15. Jahrhunderts dem Ort Q’umarkaj1 große Teile des Sprachraums der
K’iche’ und der Kaqchikel sowie weitere angrenzende Gebiete unter seine Kontrolle zu
bringen (s. Karte 3). Diese lose, mit militärischer Gewalt aufrechterhaltene Herrschaft von
Q’umarkaj, die sich auf Tributleistungen und Wohlverhalten der unterworfenen Fürsten­
Karte 3: Grenzen des K’iche’-Staates um 1450 (nach Carmack 1968)
1 Die koloniale Schreibung εumarcaah wird von Tedlock (1985: 359) als Q’umar-aq aj »verrottete
Schilfrohre« analysiert, was der Bedeutung des aztekischen Namens des Ortes Utatlán nahe käme.
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14
tümer beschränkte, war jedoch zur Zeit der Eroberung durch die Spanier bereits im Nieder­
gang befindlich. Durch Iximche’, dem Zentrum der Kaqchikel, war ihm ein ernster Rivale
entstanden und auch der Einfluss der zentralmexikanischen Azteken wurde spürbar. Die
überregionale Bedeutung der K’iche’ war begrenzt, der K’iche’-Staat war selbst auf dem
Höhepunkt seiner Macht nur einer von vielen Fällen, in denen es in Meso­amerika einem
Zentrum (bzw. einem Bündnis von Zentren) gelungen war, Nachbar­territo­rien zeitweilig
unter einer Herrschaft zusammenzufassen (Carmack 1981, Sachse 2000).
Die Eroberung durch die Spanier brachte zahlreiche Veränderungen. Vor allem die indigene
Oberschicht wurde von der neuen Situation hart getroffen – sie verlor nach und nach
an Bedeu­tung. Weniger stark wirkte sich die neue Situation auf die Lebensumstände der
einfachen Bauernbevölkerung aus. Auch heute noch leben die K’iche’ in der Hauptsache
von Subsistenzlandwirtschaft und betreiben zur Deckung des Bedarfs an Geld einem
bescheidenen Kleinhandel und saisonale Lohn­arbeit. Die dörfliche Lebensweise ist in vieler
Hinsicht noch traditionell, insbesondere Ritual und Religion zeigen synkretistische Züge.
Viele mesoamerikanische Kulturmerkmale, so z. B. der alte 260-Tage-Wahrsagekalender, sind
erhalten geblieben, obwohl die meisten K’iche’ nominell Katholiken sind. Seit den 1990er
Jahren haben Mayasprachen und -kulturmerkmale auf dem Hintergrund einer politischen
Maya-Bewegung besonders in Guatemala eine stärkere Präsenz bekommen (Grube 2000).
3. Kolonialzeitliche Texte in K’iche’
In den Jahrzehnten nach der Eroberung durch die Spanier entstand in Mexiko und Guate­
mala eine mit dem lateinischen Alphabet niedergeschriebene Literatur in indigenen
Sprachen. Spanische Ordensgeistliche, im K’iche’-Gebiet v. a. Dominikaner, stellten Wörter­
bücher und Grammatiken zusammen und übersetzten oder verfassten zur Missionierung
religiöse Literatur. Aber auch Angehörige der alten indigenen Elite, die in Missionsschulen
christianisiert und alphabetisiert worden waren, waren als Autoren aktiv. Sie schrieben
zahlreiche Chroniken, Briefe und Testamente, aber auch Dokumente mit bilderschriftlichen
Elementen, deren Ziel vor allem war, Ansprüche auf Landbesitz und Privilegien zu belegen.
Die Blüte dieser Literaturproduktion lag in der zweiten Hälfte des 16. und im frühen 17.
Jahrhundert. Ihr plötzliches Einsetzen hängt sicherlich damit zusammen, dass es in Meso­
amerika bereits in vorspanischer Zeit eine Schrift- und Buchkultur gab, die zur Herrschafts­
legitimierung eingesetzt wurde. Die größte Anzahl derartiger Texte ist aus dem Hochland
von Mexiko in aztekischer oder Nahuatl-Sprache überliefert. Aber auch für andere meso­
amerikanische Sprachen gibt es mehr oder weniger umfangreiche Textüber­lieferungen, unter
denen die erhaltenen K’iche’-Dokumente quantitativ und qualitativ herausragen.
Die größte Textgruppe bilden die sogenannten »Títulos«. Es handelt sich um Rechts­doku­
mente – die Gattungsbezeichnung »Título« ist so im Sinne von »Rechtstitel« zu verstehen.
Sie enthalten die vorspanische Geschichte einzelner Abstammungsgruppen der K’iche’, um
so in der kolonialen Gesellschaft Rechtsansprüche – auf Landbesitz und Privilegien –
bestimmter Oberschichtfamilien zu legitimieren. Wie die Wiederauffindung des lange Zeit
nur in spanischer Übersetzung bekannten »Título de Totonicapán«, des umfangreichsten
und wichtigsten Dokuments dieser Gruppe, durch Robert Carmack in Totonicapán 1973
zeigte, werden solche Bücher in einigen indigenen Gemeinden bis heute aufbewahrt.
Obzwar literarisch und umfangmäßig herausragend, fügt sich auch das »Popol Wuj« vom
formalen Aufbau und vom Inhalt her in diese Textgruppe (siehe unten). Da für das
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15
sprachlich eng verwandte Kaqchiquel mit den »Anales de los Cakchiqueles« u. a. Texten
vergleichbare Dokumente existieren, lassen sich etliche Ereignisse auch aus Sicht eines mit
den K’iche’ rivalisierenden Volkes darstellen.
Eine weitere Textgruppe sind Tanzdramen, von denen vor allem das bis heute in Rabinal
aufgeführte Stück Rabinal Achi erwähnenswert ist (Breton 1999, Tedlock 2003). An
kleineren Texten sind Testamente und Briefe mit rechtlichen, administrativen, gelegentlich
aber auch privaten Inhalten erhalten (Zimmermann 1956). Es sind auch einige Wahrsage­
handbücher erhalten, die den vorspanischen 260-Tage-Kalender behandeln (Edmonson
1997, Weeks, Sachse and Prager 2009).
4. Das Popol Wuj1
In diesem Kontext entstand nach 1550 das Popol Wuj. Es wurde in K’iche’-Sprache mit
lateinischen Buchstaben niedergeschrieben und ist nur in einer Abschrift aus der Zeit um
1700 erhalten. Popol Wuj hat etwa die Bedeutung »Buch der Herrschaft«: pop »Matte (ein
Symbol der Herrschaft, genauer der Ratsversammlung, deren Mitglieder auf geflochtenen
Matten sitzen)« +ol »Abstraktum« und wuj »Buch«. Die Schreibung Popol Wuj (teilweise
auch Poopol Wuuj oder Pop Wuj) folgt der offiziellen Orthographie für Mayasprachen in
Guatemala, häufiger wird aber – nach der kolonialzeitlichen Schreibung im Manuskript
selbst – Popol Vuh verwendet.
Das Werk hat die mythische Geschichte des K’iche’-Volkes zum Thema; seine Bekanntheit
dürfte auf die starke Betonung vorspanischer Mythen zurückzuführen sein, die mehr als
die Hälfte des Popol Wuj ausmachen und es von anderen K’iche’-Texten unterscheiden.
Entsprechend dem indigenen Geschichtsverständnis beginnt der Text mit der Schöpfung,
um nach der Erschaffung der ersten wirklichen Menschen in die anfangs noch legendenhafte
Geschichte des K’iche’-Volkes und seiner Fürsten überzugehen:
1. Zunächst scheitern die Versuche der Götter, Wesen zu schaffen, die sie verehren; weder
die Tiere, noch die Wesen aus Schlamm und Holz beten zu den Göttern, weshalb sie von
der Kultur ausgeschlossen oder vernichtet werden.
2. In einem langen Einschub ordnen die Kulturheroen Junajpu und Xb’alanke die Welt: sie
töten den überheblichen Wuqub’ Kaqix und seine beiden Söhne Sipakna und Kab’raqan.
Dann besiegen sie die Herrscher von Xib’alb’a, einer Art Unterwelt, um schließlich zu
Sonne und Mond zu werden.
3. Nach diesem Einschub wird die Schöpfungsgeschichte mit der Erschaffung der ersten
Menschen aus Mais und dem ersten Sonnenaufgang vollendet. Die ersten Menschen, die
Ahnväter der K’iche’, verehren die Götter und machen die Schöpfung nunmehr zu einem
Erfolg. Sie breiten sich aus und unterwerfen im Auftrag ihres Patronatsgottes Tojil die
Nachbarvölker.
4. Nach dem Tod der Ahnväter wird die Wanderung der K’iche’ erzählt, die in ihrer letzten
Hauptstadt Q’umarkaj endet, von der aus sie bis zur Eroberung durch Pedro de Alvarado
im Jahre 1524 herrschen. Das Popol Wuj schließt mit der Aufzählung der einzelnen
Fürstenfamilien.
1 Dieser Absatz ist eine aktualisierte deutsche Fassung eines kurzen Texts zum Popol Wuj, der in
spanischer Fassung in Hoja al Viento, núm. 4 (1994): 27-30 erschienen ist.
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Anders als in verwandten kolonialzeitlichen Texten, wie z. B. dem Título de Totonicapán,
distanziert sich der Autor des Popol Wuj nicht von den vorspanischen Traditionen. Im
Gegenteil, er schreibt sie ausführlich nieder und macht die indigene Religiosität zu einem
Leitmotiv des Werkes. Auf dieser Grundlage werden die vorspanischen Verhältnisse gerecht­
fertigt und die Herrschaft der K’iche’ legitimiert. Im Popol Wuj wird eine Heilsgeschichte
mit den K’iche’ als auserwähltem Volk entworfen, die als eine bewusste Gegenposition
zur christlichen Heilsgeschichte formuliert sein dürfte (Dürr 1989). Der Autor stellt der
christlich-kolonialen Sicht seine eigene Argumentation entgegen. Der Text ist somit trotz
vieler vorspanischer Elemente nicht authentisch vorspanisch, da er die koloniale Situation
reflektiert. Andererseits ist er aber auch nicht synkretistisch, da christliche Glaubensinhalte
und doktrinale Diskurse zwar einfließen, jedoch vor allem, um sich von ihnen abzugrenzen.
Der Verfasser des Popol Wuj entschied sich aus der Kenntnis beider Kulturen heraus für
einen Standpunkt, der im kolonialen Guatemala unbequem und für ihn persönlich nicht
ungefährlich war.
Das Popol Wuj erhält seinen besonderen literarischen Wert gerade aufgrund der kreativen
Verarbeitung des kulturellen Kontaktes. Mit einer solchen Betrachtungsweise wird man dem
Werk auch eher gerecht als mit der leider allzu verbreiteten ausschließlichen Nutzung als
Steinbruch für indigen-vorspanisches Gedankengut.
Die wichtigsten Editionen des Popol Wuj sind in englischer Sprache Christenson (2003)
und Tedlock (21996) sowie in deutscher Sprache Schultze Jena (21972). Sowohl der K’iche’Linguist Sam Colop (1999 bzw. span. 2008) als auch Christenson (2004, 2007) bieten eine
rekonstruierende Transkription des K’iche’-Texts in moderner Orthographie. 1973 erschien
in Guatemala eine von Estrada Monroy herausgegebene Faksimile-Ausgabe des einzigen
bekannten Manuskripts, das in der Newberry Library in Chicago aufbewahrt wird. Ein
elektronisches Faksimile des Manuskripts findet sich online unter: http://library.osu.edu/
sites/popolwuj/. Es gibt eine Vielzahl weiterer Editionen des Popol Wuj, die alle mehr oder
weniger proble­matisch sind.1 Aber selbst die besseren Übersetzungen können immer nur
mehr oder weniger gute Annäherungen an den Wortlaut in der Originalsprache sein.
Seit der Entstehung des Werks im 16. Jahrhundert hat sich das K’iche’ soweit verändert,
dass für heutige K’iche’-Sprecher Grammatik und Wortschatz an einigen Stellen nicht
mehr verständlich sind. Dies betrifft v. a. den aus der indigenen Elitekultur eingeflossenen
Wortschatz, aber auch doktrinale Prägungen der Missionare. Es ist daher eine ständige
Herausforderung, bei der Übersetzung des Popol Wuj das sprachliche und kulturelle Wissen
heutiger K’iche’ mit dem dokumentierten, in vielerlei Hinsicht fragmentarischen Wissen
über kolonialzeitliche Sprachformen auf angemessene Weise zu verbinden. Schwierig ist
u. a. auch die Berücksichtigung der Informations- und poetischen Strukturen im Popol Wuj,
für die weder Absätze in Blocksatz noch – den Lesefluss eher behindernde – Kurzzeilen mit
Einrückungen als Präsentationsform durchgängig geeignet sind.
1 Beispielsweise stellt die in Mexiko und Guatemala verbreitete Ausgabe von Abreu Gómez
die Abfolge der Passagen völlig um und schmückt den meist eher knappen Wortlaut der
zitierten Reden romantisierend oder pathetisch aus. Von solchen schlechten Editionen ist
die Rezeption des Popol Wuj leider nicht selten geprägt. So werden z. B. in der von Elisabeth
Burgos herausgegebenen Lebensgeschichte der K’iche’-stämmigen guatemaltekischen Friedens­
Nobelpreisträgerin Rigoberta Menchú einigen Kapiteln vermeintliche Zitate aus dem Popol Wuj
vorangestellt, die nach Abreu Gómez zitiert werden, aber so im Originaltext nicht vorkommen.
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2003 Rabinal Achi. Oxford: University Press
TOWNSEND, PAUL G. (ed.)
1980 Guatemalan Maya Texts. Guatemala: ILV
UJUNAMAXIIK RI K’ICHEE’ CH’AB’AL – Variación dialectal en K’ichee’
2000 Proyecto de Investigación Lingüística de OKMA. Guatemala: Cholsamaj
UNAM = Universidad Nacional Autónoma de México
VOCABULARIO EN LENGUA GICHE OTLATECAS
(Ms.) Manuskript im Ibero-Amerikanischen Institut, Berlin
WEEKS, JOHN M., FRAUKE SACHSE and CHRISTIAN M. PRAGER
2009 Maya Daykeeping. Three Calendars from Highland Guatemala. Boulder: University of Colorado Press
WEISSHAAR, EMMERICH, und RAINER HOSTNIG (Hrsg.)
1995a Ojer Tzij. Cuentos y Leyendas del Pueblo Quiche. Versión en Quiché. Guatemala: PEMBI-GTZ
1995b Erzählungen der Maya-Indianer Guatemalas aus dem Stamme der Quiché. Deutsche Ausgabe.
Guatemala: PEMBI-GTZ
XIMÉNEZ, FRANCISCO
(Ms.) Arte de las tres lenguas εaεchiquel, quiche y g,utuhil. (mit dem Popol Vuh als Appendix).
Manuskript in der Newberry Library (Chicago)
1929 Historia de la Provincia de San Vicente de Chiapa y Guatemala, vol. 1. Guatemala
1985 Primera parte del Tesoro de las lenguas εaεchiquel, quiche y g,utuhil. Guatemala
1993 Arte de las tres lenguas εaεchiquel, quiche y g,utuhil. Guatemala
ZIMMERMANN, GÜNTER
1956 Aus dem Brieftagebuch eines Quiché-Gemeindeschreibers aus dem Jahre 1794. In: Die
Wiener Schule der Völkerkunde, Festschrift zum 25jährigen Bestand 1929–1954. Wien, pp.
492–503
ZIMMERMANN, GÜNTER, und BERTHOLD RIESE
1980 Kapitel 1 aus Domingo de Vicos »Theologia Indorum« in der Sprache der Quiché-Indianer
von Guatemala. Anthropos 75: 612–617
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
21
LESEEMPFEHLUNGEN
Editionen des Popol Wuj:
deutsch: Schultze Jena 1972
englisch: Christenson 2003
Hinweise auf einführende Texte:
– Zur Situation der Maya heute: Grube 2000
– Zur vorspanischen Geschichte und frühe Kolonialzeit: Sachse 2000
– Zur Ethnographie der K’iche’: Bunzel 1952, Hawkins & Adams 2005, Schultze Jena 1933
– Zu Sprachkontakt und Soziolinguistik des K’iche’: Romero 2015
– Zur Sprachgeschichte der Mayasprachen: Campbell & Kaufman 1985
– Zur deskriptiven Linguistik: Dürr & Schlobinski 2006
– Zur linguistische Anthropologie: Duranti 1997, Foley 1997, Jourdan & Tuite (eds.) 2006;
Enfield et al. (eds.) 2014
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
22
LEKTION 1
1.1 Allgemeines zur Schreibung des K’iche’
Die Schreibung des kolonialzeitlichen K’iche’ in den verschiedenen Dokumenten gibt
die Lautung des K’iche’ nur unzureichend wieder und ist zugleich schwankend. Für die
Behand­lung der Aussprache ergeben sich daraus eine Reihe von Schwierigkeiten, so dass
die exakte Lautung jener K’iche’-Varietäten, die im Popol Wuj und anderen älteren Quellen
vorliegen, nicht immer zweifelsfrei zu ermitteln ist. Dies gilt vor allem für heute nicht
mehr gebräuchliche Wörter v. a. aus dem religiösen und mit Elite-Aktivitäten verbundenen
Wortschatz. Hinzu kommt noch, dass sich eventuelle Schreibfehler von Schreibvarianten
und Schreibermanieren kaum unter­scheiden lassen.
Um durch eindeutige und konsistente Schreibung die Lautung der Wörter besser erlernbar
zu machen und den Vergleich mit moderne Sprachmaterialien zu erleichtern, wird trotz
gewisser interpretierender Unsicher­heiten die Schreibung im Folgenden an die in Guatemala
gebräuchliche offizielle Schreibung heutiger Maya­sprachen angeglichen. Die Schreibung
orientiert sich an den norma­lisierten Ausgaben des Popol Wuj von Sam Colop (1999) und
Christenson (2004).
Zu den kolonialzeitlichen Schreibungen sei auf die Darstellung und die Beispiele im Anhang
2 verwiesen. Dort sind auch die Lesestücke (ab Lektion 9) noch einmal in den jeweiligen
Manuskripten verwendeten Orthographie wiedergegeben.
1.2 Aussprache
Die nachfolgende tabellarische Übersicht erläutert die Verschriftung und die ungefähre
Aussprache der Laute des K’iche’ ausgehend vom Deutschen:
Beispiele:
awie aam »Spinne«
b’
besonderer Laut ähnlich wie b, kann hilfsweise wie deutsches b ausgesprochen werden
(zur Ausprache der Buchstaben mit Apostroph siehe unten)
b’alam »Jaguar«, ab’ »Hängematte«
chwie tsch in Matsch chikop »Tier«, achij »Mann«
ch’ wie voriger Laut, aber mit zusätzlichem Stimmabsatz (siehe unten)
ewie eetal »(An-)Zeichen«
iwie iixim »Mais«
jwie ch in Dach (immer hinteres ch, nie vorne ausgesprochen wie in dich)
jab’ »Regen«, xajoj »Tanz«
kwie k in Kind oder Kette (immer vorderes k wie vor e und i, nie hinteres k wie in
Kopf oder Kutte), im Anlaut unbehaucht wie im Spanischen oder Französischen
kar »Fisch«, kej »Hirsch«, kuk »Eichhörnchen«
k’
wie voriger Laut, aber mit zusätzlichem Stimmabsatz (siehe unten)
lwie llej »Tortilla«
mwie mmam »Großvater«
nwie nnim »groß«, anim »schnell«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
23
Beispiele:
owie ooj »Avocado«
pwie p, im Anlaut unbehaucht wie im Spanischen oder Französischen
pop »Matte«
qwie k in Kopf oder Kutte (immer hinteres k wie vor o und u, nie vorderes k wie in Kind
oder Kette), im Anlaut unbehaucht wie im Spanischen oder Französischen (siehe unten)
qas »tatsächlich«, ixoq »Frau«, winaq »Mann«
q’
wie voriger Laut, aber mit zusätzlichem Stimmabsatz (siehe unten)
r
wie einfach gerolltes spanisches r in pero
rax »(blau)grün«, iwir »gestern«
swie s in essen (immer hart, d. h. stimmlos, nie stimmhaft ausgesprochen wie in äsen)
sanik »Ameise«, jas »was«
twie t, im Anlaut unbehaucht wie im Spanischen oder Französischen
tap »Flusskrebs«, tat »Vater«
t’
wie voriger Laut, aber mit zusätzlichem Stimmabsatz (siehe unten)
tz wie Z in Zeit oder tz in Katzetzij »Wort«, utz »gut«
tz’ wie voriger Laut, aber mit zusätzlichem Stimmabsatz (siehe unten)
uwie uutz »gut«, utiw »Kojote«
w
wie englisches w (»double-u«) mit deutlicher Lippenrundung, nie wie deutsches w
wuj »Buch«, ulew »Erde«
xwie sch in Schule
xan »Lehmziegel«, rax »(blau)grün«
ywie j in jayak »Fuchs«, poy »Puppe, Vogelscheuche«
’
wie der harte Stimmein- bzw. -absatz in ’ein ’Ei oder in ver-’eisen (im Unterschied
zu verreisen), wird wie im Deutschen vor Vokal nicht geschrieben (siehe unten)
Langvokale können jeweils durch Doppelschreibung ausgedrückt werden. Hierauf wurde
in diesem Kurs aber, wie von der Academia de Lenguas Mayas de Guatemala empfohlen,
verzichtet, da die Vokallänge in den verschiedenen heutigen Dialekten variiert und somit
besonders unsicher in der Rekonstruktion ist. Sie hat zudem auch meist keine bedeutungs­
unterscheidende Funktion.
Die Betonung der Wörter liegt fast immer auf der letzten Silbe.
1. 3
Zu den mit ’ kombinierten Lauten b’, ch’, k’, q’, t’ und tz’
und zur Unterscheidung der Laute k / k’ und q / q’
Die mit ’ geschriebenen Konsonanten b’, ch’, k’, q’, t’ und tz’ verbinden die entsprechenden
einfachen Verschlusslaute mit dem Stimmabsatz, dem sogenannten Kehlkopf- oder Glottis­
verschlusslaut (englisch »glottal stop«).
Verschlusslaute werden gebildet, indem der Atemstrom mit dem Zungen­rücken zunächst
unterbrochen wird. Dann wird dieser Verschluss plötzlich gelöst. Sie unterscheiden sich
durch die jeweilige Position des Zungenrückens – bei t liegt der vordere Zungenrücken am
Zahndamm, beim k der mittlere Zungenrücken am weichen Gaumen.
Bei den sogenannten glottalisierten Verschlusslauten wird zusätzlich (annähernd) zeitgleich
der Atemstrom auch im Kehlkopf unterbrochen, was gegenüber dem Grundlaut eine härter
klingende oder »knallende« Lösung bewirkt.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
24
Im Deutschen wird der einfache Glottisverschlusslaut automatisch vor jedem vokalisch
anlau­tenden Wort oder Wortbestandteil gesprochen, wenn auch nicht geschrieben: ein Ei
= ’ein ’Ei, vereisen = ver-’eisen (im Unterschied zu verreisen), die Fischart = Fisch-’art (im
Unterschied zu dem Familiennamen Fischart). Dieser Laut bereitet daher im Anlaut und
zwischen Vokalen kein Problem bei der Aussprache. Um die die glottalisierten Laute richtig
aussprechen zu lernen, kann man sich damit behelfen, vor dem folgenden Vokal zunächst
eine kurze Pause zu machen. Durch mehrfache, immer schneller werdende Wiederholung
dieser Wörter erreicht man dann allmählich die richtige Aussprache:
k’ay
k’aj
ch’ab’
t’uy
tz’in
»verkaufen«
»Pulver, pulvrig«
»Pfeil«
»Kochtopf, Kessel«
»Yucca«
als deutsches K + ’Ei
als deutsches K + ’Ach
als deutsches Tsch + ’ab
als deutsches T + ’Ui
als deutsches Z + ’in
Etwas schwieriger ist die Aussprache des Glottisverschlusslauts im Auslaut oder vor
Konsonanten:
ja’
»Wasser«
im Unterschied zu:
ja»Gebäude«
tz’i’»Hund«
xa’n
»(Stech-)Mücke«
im Unterschied zu:
xan »Lehmziegel«
po’t
»gewebte Bluse (Huipil)«
t’u’y
»Kochtopf, Kessel« (regionale Variante neben t’uy)
Hier kann man sich wiederum über den harten Stimmeinsatz im Deutschen annähern, indem man zunächst jeweils ja-’ e, tz’i-’ i, xa-’ en, po-’ et, t’u-’ iy spricht und den
hilfsweise mitgesprochenen Vokal immer mehr reduziert.
Besondere Aufmerksamkeit verlangt die Unterscheidung der vier verschiedenen Laute k – k’
und q – q’, bei denen es sowohl ein vorn wie auch ein hinten im Mundraum gebildetes Paar
aus einfachem und glottalisiertem Verschlusslaut gibt.
Diese beiden k-Laute gibt es auch im Deutschen. Sie werden allerdings im Sprachsystem
nicht als verschiedene Laute behandelt, sondern sind umgebungsbedingt verwendete
Varianten, die als ein und derselbe Laut wahrgenommen werden: Bei Kind oder Kette wird
der Verschlusslaut k mit dem mittleren Zungenrücken am Übergang vom harten zum
weichen Gaumen gebildet, da der Zungenrücken sich auch bei Aussprache des folgenden i
bzw. e im vorderen Teil des Mund­raums befindet. Bei Kopf oder Kutte dagegen hebt sich der
hintere Zungenrücken beim k und dem nachfolgenden Vokal weit hinten im Mundraum, fast
schon am Zäpfchen.
Die beiden Positionen, sprachwissenschaftlich nach dem weichen Gaumen (lat. velum)
›velar‹ und dem Zäpfchen (lat. uvula) ›uvular‹ genannt, sind im K’iche’ jedoch bedeutungs­
unter­scheidend. Ihre Aussprache passt sich nicht an den nachfolgenden Vokal an. Als
Possessivpräfix bedeutet so vor einem vokalisch anlautenden Wort velares k- die dritte
Person Plural, uvulares q- dagegen die erste Person Plural:
k-ij
k-oj
k-ib’
k-onojel k-umal »ihre Rücken«
»ihre Avocado(s)«
»sie selbst«
»sie alle«
»durch sie«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
q-ij
q-oj
q-ib’
q-onojel
q-umal
»unsere Rücken«
»unsere Avocado(s)«
»wir selbst«
»wir alle«
»durch uns«
25
Die schlagendsten Beispiele für die Notwendigkeit, auf diese vier verschiedenen Lauten und
ihre Kombinationen zu achten, bieten (nach Mondloch 1978: 9):
kaq »rot« k’aq»Fliege«
k’ak’»neu«
kak’
»ihr(e) Hühnchen«
qak’ »unser(e) Hühnchen«
kaq
»ihr(e) Schwein(e)«
qaq »unser(e) Schwein(e)«
kaq’
»ihre Zungen«
qaq’ »unsere Zungen«
q’aq’»Feuer«
kuk»Eichhörnchen«
kuk
»ihre Hemden«
kuk’
»mit ihnen«
q’uq’
»Quetzalvogel«
quk
quk’
»unsere Hemden«
»mit uns«
b’ wird im Unterschied zu den anderen glottalisierten Lauten vor Vokalen meist präglotta­
lisiert und nach der ruckartigen Lösung mit leichtem Einsaugen der Luft – bei leichter
Lippenrundung – ausgesprochen. Im Wortauslaut und vor Konsonanten kommt wie im
Deutschen gesprochenes b der Aussprache des K’iche’ ausreichend nahe.
Im Auslaut zeigen einige Konsonanten Aussprachevarianten. Dies betrifft l, r, w und y mit
jeweils stimmlosen bzw. enttonten Varianten, worauf hier nicht näher eingegangen werden
soll (s. Anhang 2). Außerdem haben die Verschlusslaute k, q, p und t behauchte Varianten;
dies ist spiegelbildlich zur uns gewohnten Behauchung dieser Konsonanten im Anlaut, z. B.
Deutsch die Tat, gesprochen als That, K’iche’ tat »Vater« aber gesprochen als tath.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
26
LEKTION 2
2.1 Vorbemerkung
Der Aufbau der Lektionen wird sowohl von der Ausrichtung dieses Kurses auf kolonial­
zeitliche Texte bestimmt als auch von den gegeüber dem Deutschen (und anderen euro­
päischen Sprachen) abweichenden grammatischen Strukturen der unterrichteten Sprache.
Verben bilden im K’iche’ wie in den meisten Sprachen der Welt den typischen Kern von
Aussagen und anderen Satztypen. Der Kern dessen, was ausgesagt wird, wird auch als
Prädikat bezeichnet, wobei diese Funktion im K’iche’ anders als im Deutschen nicht
zwingend mit einem finiten Verb oder Hilfsverb besetzt sein muss (s. 4.4).
Verbale Prädikate zeichnen sich in vielen Sprachen durch die Komplexität ihrer Bildungs­
muster gegenüber anderen Bereichen der Grammatik aus. Im Deutschen und anderen
europäischen Sprachen enthalten Verbformen so Informationen zu Person und Numerus
des Subjekts sowie zu Tempus (Präsens oder Präteritum) und Modus (Indikativ oder Kon­
junktiv), z. B. ich spreche, sie sprechen, ich sprach, sie sprachen, ich spräche, sie sprächen, ...
Derart variierte (konjugierte) Verbformen werden als finite Verbformen bezeichnet – im
Gegensatz zu Infinitiv- und Partizipialformen. In der Grammatik des K’iche’ hat bei Verben
die Unterscheidung zwischen
–intransitiven Verben
(verlangen ein Subjekt, können aber kein direktes Objekt haben wie gehen, schlafen)
–und transitiven Verben
(verlangen sowohl ein Subjekt als auch ein direktes Objekt wie machen, schlagen)
eine zentrale Bedeutung. Verben bezeichnen ausschließlich Vorgänge und Handlungen,
anders als im Deutschen aber keine Zustände (z. B. sitzen oder liegen, die im K’iche’ nicht
durch finite Verbformen ausge­drückt werden).
Der andere Haupt­bestandteil eines Satzes ist der Satzgegenstand, der Subjekt genannt wird.
Das Subjekt eines Satzes wird typischerweise durch ein Nomen oder Pronomen ausgedrückt,
wobei Nomina im K’iche’ anders als im Deutschen keine Kasusmarkierung (Nominativ,
Akkusativ, Dativ, Genitiv) aufweisen. Plural spielt in der Grammatik nur eingeschränkt eine
Rolle und die im Deutschen so wichtige Kategorie Geschlecht (Genus) gar keine.
Der Kurs beginnt mit der Behand­lung von intransitiven Verben in der dritten Person,
die in der Erzählzeit, also der Ver­gangen­heit, verwendet werden und im Popol Wuj am
häufigsten vorkommen. Die Konjugation der verschiedenen Verbtypen wird im Folgenden
schrittweise eingeführt, wobei Verbformen im K’iche’ nach einem klaren Baukastenprinzip
zusammengesetzt und damit relativ leicht erlernbar sind.
2.2 Intransitive Verben in der 3. Person der Vergangenheit
Kennzeichen der Vergangenheit ist das Präfix x-, das vor dem Verbstamm steht. In die
Position zwischen x- und dem intransitiven Verbstamm tritt die Markierung des Subjekts,
und zwar durch e- »3. Person Plural«, wogegen die »3. Person Singular« unbe­zeichnet bleibt.
Für die »3. Person Singular« wird das Symbol Ø- (durch­strichene Null) ver­wen­det, da bei
der 3. Person Singular das Fehlen eines Vokals oder Konsonanten zwischen x- und dem
Verbstamm eindeutig die 3. Person Singular kennzeichnet. Bei allen ande­ren Personen tritt
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
27
an diese Position ein Lautelement wie e- »3. Person Plural« (1. und 2. Perso­nen werden in
Lektion 11 behandelt). Es ergibt sich so für intransitive Verbformen das folgende Schema:
Vergangenheit
Subjekt
Verbstamm
Modalsuffix
x-
Øe-
intransitiver Verbstamm
-ik
Die Prä- bzw. Suffixe der Verbflexion werden innerhalb eines Wortes normalerweise zusam­
men­geschrieben, hier jedoch zur besseren Verständlichkeit mit Bindestrichen abgetrennt:
ik’ow »vorbeigehen«
x-Ø-ik’ow(-ik) x-e-ik’ow(-ik) b’e »gehen«
x-Ø-b’e(-k) x-e-b’e(-k) pe(t) »kommen (von)«
x-Ø-pe / x-Ø-pe(t-ik)
x-e-pe / x-e-pe(t-ik) ok »eintreten«
x-Ø-ok / x-Ø-ok(-ik) x-e-ok / x-e-ok(-ik) kam »sterben«
x-Ø-kam(-ik) x-e-kam(-ik) »er/sie ging vorbei«
»sie gingen vorbei«
»er/sie ging«
»sie gingen«
»er/sie kam«
»sie kamen«
»er/sie trat ein«
»sie traten ein«
»er/sie starb«
»sie starben«
Bei der 3. Person Singular wird nicht nach natürlichem (oder grammatischem) Geschlecht
unterschieden. Sie muss im Deutschen aber jeweils abhängig vom Bezug mit »er«, »sie« oder
»es« übersetzt werden.
2.2.1 Die An- bzw. Abwesenheit des in Klammern gesetzten intransitiven Modalsuffixes -ik
ist nur im Satzgefüge verständlich und wirkt sich auf die Übersetzung der Form nicht aus.
-ik steht, wenn die Verbform vor einer Sprechpause steht. Verbformen auf -ik können
vollständige Sätze sein.
2.2.2 Die typische Gestalt eines intransitiven Verbstamms ist KVK (Konsonant–Vokal–Kon­­
sonant), z. B. kam »sterben« oder wa’ »essen (intransitiv)« in x-e-wa’-ik »sie aßen«. Daneben
finden sich vokalisch anlautende einsilbige Stämme wie ok »eintreten« sowie mehrsilbige
Stämme wie kikot »sich freuen«1 oder ik’ow »vorbeigehen«.
Nur einige wenige, allerdings besonders häufig gebrauchte Verben weisen Unregel­mäßig­
keiten auf. Das Verb cha’ »sprechen« erscheint nie mit dem Modalsuffix -ik. Bei b’e(-k)
»gehen« wird das Suffix -ik nach dem vokalisch aus­lautenden Stamm zu -k verkürzt.
Bei pe/pet-ik »kommen« liegt einer der wenigen unregelmäßigen Verbstämme des K’iche’
vor; das auslautende t erscheint, wenn bestimmte Suffixe wie das Modalsuffix -ik folgen.
2.3 Modalpartikeln am Verb
Der Verbform ohne -ik kann ein nachgestelltes Element wi unmittelbar nachfolgen. Es betont
vor allem den Ort oder die Richtung bzw. Gerichtetheit einer Handlung bzw. eines Vorgangs
(Näheres s. 5.6) und kann meist unübersetzt bleiben. Einige Beispiele: xb’e wi, xeb’e wi, xpe
wi, xkam wi oder xeik’ow wi (Übersetzung wie oben unter 2.2).
1 Dieses Verb ist im K’iche’ intransitiv und nicht reflexiv wie in der deutschen Übersetzung.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
28
Neben wi gibt es eine Reihe anderer sogenannter Modalpartikeln, die ebenfalls un­mittel­
bar hinter das Verb (ohne -ik) treten. Die häufigsten sind chi(k) »schon, noch, wieder« k’u(t)
»nun, (und) dann, folglich« und (nay) pu(ch) »und auch, sowohl als auch«. Unter (nicht
näher fass­baren) Bedin­gungen, vor allem vor anderen Modalpartikeln, verlieren sie den
auslautenden Konsonanten, der daher in Klammern gesetzt ist. Mehrere dieser Partikeln
(einschließlich wi) können zusammen vorkommen, vor allem Zusammen­ziehungen mit chik
wie chi wi, chi k’u(t) (verschmolzen aus chik + k’ut):
x-Ø-pe k’ut
x-e-kikot chik
x-Ø-b’e puch
x-e-ik’ow chi wi k’ut
x-e-ok chi k’ut
x-Ø-kam nay puch »dann kam er/sie«
»sie freuten sich wieder«
»und er/sie ging«
»dann sie gingen noch (daran) vorbei«
»da traten sie dann ein«
»und so starb auch er/sie«
Die Übersetzung der Modalpartikeln, die die jeweilige Satzaussage auf die eine oder andere
Weise an Vorerwähntes anschließen, ist nur aus dem jeweiligen Kontext heraus möglich.
Die Häufigkeit der Verwendung und die Vielschichtigkeit der Bedeutung macht sie mit den
Abtönpartikeln des gesprochenen Deutschen vergleichbar: »Nun komm’ doch endlich –
Ich komm’ ja schon, aber ich verquatsch’ mich halt mal gern ...«
2.4 Satzeinleitende Partikeln
Vor dem Verb stehen oft satzeinleitende (und satzver­knüpfende) Partikeln. Es sind dies vor
allem k’ate »(darauf ) dann«, das eine neue Sinneinheit einleitet, und das einfach weiter­
führende (zeitlich anknüpfende) ta »und (als), da«:
k’ate k’ut x-e-b’e chik k’ate puch ta x-e-ul-ik ta x-Ø-pe k’ut
ta x-Ø-b’e puch
»darauf dann gingen sie«
»und dann kamen sie (her)«
»da kam er/sie«
»da ging er/sie«
Die unter 2.3 behandelten Modalpartikeln stehen in der Regel nach dem ersten Wort im
Satz, d. h. sie können auch hinter k’ate treten und nicht hinter das Verb.
Neben k’ate und ta können weitere Elemente den Satz einleiten wie das einschränkende xa
»nur, aber« (und Ableitungen wie xa wi u. a.):
xa x-e-cha’
xa wi x-e-ik’ow chik
2.5 »sagten sie nur (nach zitierter Rede gebraucht)«
»aber dann gingen sie vorbei«
Adverbiale Bestimmungen
Vor das Verb können des Weiteren adverbiale Elemente treten.
lib’ajchi’ x-e-qaj
anim x-Ø-kikot chik nim k’ut x-e-kikot-ik »sie stiegen früh herab«
»sogleich freute er/sie sich«
»da freuten sie sich sehr«
In Erstposition können sie, wie Verben oder satzeinleitende Partikeln, Modalpartikeln nach
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
29
sich nehmen. Die adverbialen Elemente treten allerdings wie im folgenden Beispiel jusu(k’)
»sofort« meist zwischen satz­einleitende Partikel(n) und Verb:
xa k’u jusu x-e-b’e-k »da aber gingen sie sofort weg«
Derartige adverbiale Bestimmungen gehören keiner eigenen Wortart an, sondern erhalten
jeweils durch die Stellung vor dem Verb eine adverbiale Funktion.
2.6
Subjekt intransitiver Verben: Nomen und Artikel
Nomina (Substantive) haben im K’iche’ keine Kasusmarkierungen, um Subjekt und Objekt
zu unterscheiden. Es gibt also keine Deklination wie im Deutschen oder Lateinischen
(Nominativ bzw. Akkusativ vīnum »der Wein« und »den Wein«, Genitiv vīnī »des Weines«,
Dativ vīnō »dem Wein(e)«). Ein Nomen wird im K’iche’ nur hinsichtlich der Kategorien
Plural (s. 3.3) und Besitzstatus (s. 9.4) gekennzeichnet. Nomina können durch bestimmte
bzw. unbestimmte Artikel (2.6), Adjektive (4.1) oder Possessivpräfixe (und ggf. der Spezifi­
kation eines Besitzers, 4.2 und 5.3) zu einer sogenannten Nominalgruppe erweitert werden.
Zusätzlich zur pronominalen Markierung im Verb kann das Subjekt auch noch durch ein
Nomen bezeichnet werden, das nach dem Verb (einschließlich Modalpartikeln) steht:
ta x-Ø-opon k’ut Wuqub’ Kaqix »da kam dann Wuqub’ Kaqix (Eigenname)«
Das Nomen schließt sich meist ohne Sprechpause an und wird häufig mit jun »ein(s)« oder
ri »Demonstrativ: dieser, diese, dieses« erweitert, die dem unbestimm­ten Artikel »ein« bzw.
dem bestimmten Artikel »der, die, das« des Deutschen vergleichbar sind:
anim chi k’ut x-Ø-pe ri ati’t » dann kam die alte Frau schnell«
Nomina ohne Artikel können je nach Kontext bestimmt (vorher bereits erwähnt) oder
unbestimmt (neu eingeführt) sein.
Das Subjekt kann aus einer Auf­zäh­lung mehrerer Nomina bestehen, die ohne verbindende
Elemente durch einfache Aneinanderreihung mit oder ohne Artikel erfolgt, wobei der
Artikel ri meist nur einmal verwendet wird:
ta x-e-b’e-k »da brachen Eins Junajpu und Sieben Junajpu auf«
Jun Junajpu, Wuqub’ Junajpu
x-e-ok k’ut »Eins Junajpu und Sieben Junajpu gingen dann
ri Jun Junajpu, Wuqub’ Junajpu (in das Haus) hinein«
Finite Verben können auch ohne konkrete Benennung des Subjekts in Form eines Nomens
vollständige Sätze sein. Vor allem im Erzähl- oder Gesprächskontext reicht das in der
Verbform pronominal gekennzeichnete Subjekt meist aus, wenn das Pronomen der dritten
Person auf Vorerwähntes verweist.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
30
LEKTION 3
3.1 Tempus/Aspekt-Präfixe intransitiver Verben
Das K’iche’ unterscheidet bei der Bildung finiter Verben nicht nach Zeiten (Tempus) wie das
Deutsche, sondern nach Merkmalen des Vorgangs oder der Handlung wie Abge­schlos­sen­­
heit, Andauern, Einsetzen oder Möglichkeit, die sogenannten Aspekte. Das Präfix xbezeich­net eigentlich Vor­gänge und Handlungen, die abgeschlos­sen sind. Anstelle von
x- kön­nen auch andere Präfixe in der sogenannten Tempus/Aspekt-Position stehen:
Tempus/Aspekt
Subjekt
VERBSTAMM
Modalsuffix
xk(a)ch(i)-
-Ø-e-
Intransitiver Verbstamm
-ik
3.1.1 k(a)- bezeichnet, dass die Handlung nicht abgeschlossen ist. Dies bedeutet in einer
Gesprächssituation in der Regel, dass sie gegenwärtig noch im Vorgang befindlich ist –
was im Deutschen mit dem Präsens wiedergegeben wird. Im Erzählkontext des Popol Wuj
kennzeichnet k(a)- allerdings meist Vorgänge und Handlungen in der Vergangenheit, die aus
der Erzählperspektive noch nicht abgeschlossen sind. k(a)- hat verschiedene Gestalt, je nach
dem, ob es vor einen Konsonanten oder vor einen Vokal tritt. Vor Konsonanten lautet es ka-,
vor Vokalen dagegen k-:
ka-Ø-b’e-k k-Ø-ul
k-Ø-aq’an-ik
k-Ø-ik’ow-ik »er/sie geht«
»er/sie kommt (an/her)«
»er/sie bewegt sich aufwärts (z. B.: steigt hinauf )«
»er/sie geht vorbei«
Vor dem e- der 3. Person Plural erscheint ebenfalls k-:
k-e-ul
k-e-b’e
»sie kommen (an/her)«
»sie gehen«
3.1.2 ch(i)- drückt aus, dass ein Vorgang bzw. eine Handlung noch nicht begonnen hat,
aber ihr Beginn ent­weder erwartet, als möglich erachtet oder erwünscht wird bzw. zum
Bezugszeitpunkt gerade im Begriff ist zu beginnen. Im Deutschen ist chi- oft nicht recht
nachvollziehbar; Übersetzungen mit »müssen«, »sollen«, »können« oder futu­risch mit
»werden« können die Bedeutung nur annähernd wiedergeben und sind oft zu stark. ch(i)hat ebenfalls verschiedene Gestalt, vor Konsonant chi-, vor Vokal ch-:
chi-Ø-pe / chi-Ø-pet-ik ch-Ø-el ch-e-el »er/sie kann/soll kommen«
»er/sie kann/soll hinausgehen«
»sie können/sollen hinausgehen«
3.1.3 Als Kurzbezeichnung für die Bedeutung werden die sprachwissenschaft­lichen Fach­
begriffe für Abgeschlossenheit und Möglichkeit verwendet. Der aspektuelle Charakter der
Präfixe und ihre Funktion werden jeweils erst im Gefüge der Erzählung deutlich. Einzelne
Beispiele und Übungssätze sind aus dem Kontext herausgelöst und werden daher b. a. w.
jeweils einheitlich übersetzt:
x- k(a)- ch(i)- »Kompletiv«
»Inkompletiv« »Potential«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
als Vergangenheit übersetzt
als Gegenwart übersetzt
mit »können/sollen« umschrieben
31
3.2 Negation ma (wi)
Die Negation eines Satzes erfolgt durch die satzeinleitende Partikel ma, meist als ma wi oder
mit der Modalpartikel k’u(t) als ma k’u. Die Negation steht ganz am Anfang des Satzes und
negiert die gesamte Satzaussage:
ma wi chi-Ø-k’is-ik ma k’u k-e-war-ik
ma wi atan x-Ø-winaqir-ik
»es kann/soll nicht enden«
»sie schlafen nicht«
»es war nicht früh entstanden«
Gelegentlich tritt bei der Negation noch die Modalpartikel ta(j) »den Tatsachen wider­
sprechend« hinter das Verb:
ma k’u k-e-wa’ taj
3.3 »sie essen aber nicht«
Nomina mit Plural -Vb’
Im K’iche’ spielt die Kennzeichnung der grammatischen Kategorie Plural nur eine unter­
geordnete Rolle. So können Nomina, die unbelebte Gegenstände bezeichnen, nicht in den
Plural gesetzt werden. Aber bei Lebewesen ist die Markierung nicht zwingend und nur bei
Nomina gebräuchlich, die sich auf Menschen oder Menschengruppen beziehen.
Zur Pluralbildung wird das Suffix -Vb’ »Plural« an das Nomen angehängt. Das Symbol V
steht für einen unbestimmten Vokal und gibt an, dass je nach Wortstamm ein anderer Vokal
erscheint. Es überwiegt -ab’:
ajaw k’ajol q’apoj
K’iche’ ajaw-ab’ k’ajol-ab’ q’apoj-ib’ K’iche’-eb’ »Fürst(en)«
»junge Männer (im Singular mit Poss: Sohn)«
»junge Frau(en)«
»K’iche’-Leute«
Die Verteilung des Vokals kann nicht in einfache Regeln gefasst werden, die Pluralformen
sind also Bestandteil des Wörterbuchs und müssen für jedes Nomen gelernt werden.
3.4Zahlwörter
Die Zahlwörter von 2 bis 9 enden meist ebenfalls auf -Vb’, z. B. ka’ib’ »zwei«, wuqub’ »sieben«
und »b’elejeb’ »neun«. Sie stehen vor dem Nomen, aber – falls ein solcher vorhanden ist –
hinter dem bestimmten Artikel ri:
b’elejeb’ chinamit
ri ka’ib’ k’ajol-ab’
»neun Familien«
»die beiden Jünglinge«
Auch Eigennamen wie Wuqub’ Kaqix oder Wuqub’ Junajpu haben als ersten Bestandteil
eine Zahl. Es handelt sich dabei teilweise um Kalendernamen wie z. B. Jun Ajpu »1 Ajpu
(Jäger)«, Jun Kame »1 Kame«, Wuqub’ Kame »7 Kame« oder B’elejeb’ Tz’i’ »9 Tz’i’ (Hund)«.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
32
3.5 Fakultativer Charakter der Pluralmarkierung
Im Verb ist die Pluralmarkierung nicht zwingend. Ähnlich wie -Vb’ bei Nomina wird e(fast) ausschließlich bezogen auf Lebewesen verwendet, v. a. Menschen oder mythologische
Wesen. Sie beinhaltet die besondere Hervorhebung des Umstands, dass mehrere Personen
(selten auch Tiere) als Subjekt handeln.
Nicht selten wird auch bei pluralischem Subjekt Ø- »3. Person Singular« verwendet. Dies
zeigt sich sowohl in Sätzen, bei denen Verb und Subjekt nicht übereinstimmen, als auch in
Folgen von Sätzen, bei denen die Personenmarkierungen – trotz logisch gleichen Bezugs –
nicht übereinstimmen:1
x-Ø-cha’ Jun Kame, Wuqub’ Kame ta x-e-b’e ri tukur ...
x-Ø-b’e-k;
x-e-opon ... 3.6 »sagten Jun Kame und Wuqub’ Kame«
»da entfernten sich die Eulen ...
sie (die erwähnten Eulen) brachen auf
und kamen (schließlich) ... an«
Personen- und Tierbezeichnungen mit aj- und x-
Zur Bezeichnung von Personen (Namen oder Tätigkeiten) werden aj- und seltener und
weniger produktiv x- verwendet.
Aj- verbindet sich mit Nomina oder Verbstämmen zu »Mann, der durch ... gekenn­zeichnet ist«:2
ajpuwaq
ajtukur
ajkun ajuchan ajtz’ib’ »Edelmetall-Mann«, d. h. »Gold- und Silberschmied«
»Eulen-Mann; Heuchler, Verräter«
»Mann, der heilt«, d. h. »Arzt«
»Mann, der redet«, d. h. »Redner, (offizieller) Sprecher«
»Mann, der malt bzw. schreibt«, d. h. »Schreiber«
x- findet sich bei Frauennamen3 und bei Bezeichnungen bestimmter meist kleiner Tiere:
Xkik’ Xmukane xpeq
xmukur »Frau Blut (Name)«
»Name einer weiblichen Gottheit«
»Kröte«
»Taube«
1 In dem einen oder anderen Fall könnte es sich allerdings auch um Schreibfehler im Manuskript
handeln. Insgesamt kommen solche Diskrepanzen allerdings zu häufig vor, als dass immer
Schreibfehler angenommen werden könnten. Außerdem lässt sich das Phänomen auch im heute
gesprochenen K’iche’ finden.
2 In den Beispielen werden die Ableitungspräfixe aj- und x- durch Fettdruck hervorgehoben.
Entsprechend wird in den folgenden Lektionen auch bei den im jeweiligen Kapitel erläuterten
ableitenden Suffixen verfahren.
3 Allerdings beginnen auch einige männliche Namen mit X- wie Xb’alanke, der Bruder Junajpus,
oder Xpiyakok, der Ehemann Xmukanes.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
33
3.7 Ortsangaben: Nomina mit vorangestelltem chi oder pa
Ortsangaben stehen normalerweise nach dem Verb bzw. nach dem durch ein Nomen
vertretenen Subjekt. Nomina, die als Ortsangabe dienen, wird chi oder pa vorangestellt:
ta x-e-ok k’ute pa ja
ta x-e-ok chik k’ajol-ab’
pa chayim ja
ta x-e-opon k’ut chi ja’
»da gingen sie dann in das Haus«
»und da gingen die Jünglinge in das Messerhaus«
»da kamen sie dann am Fluss an«
Während die Bedeutung von chi sehr vielfältig ist, bezeichnet pa immer »im Innern von ...«
bzw. bei Richtungsangaben »in (das Innere von ...) hinein« bzw. »aus (dem Inneren von ...)
heraus«.
Anders als im Deutschen sind Ortsangaben bezüglich ihrer Gerichtetheit neutral: »auf
dem Maisfeld« (Ort), »auf das Maisfeld« (Zielort) und »vom Maisfeld« (Ausgangsort), im
Deutschen durch verschiedene Kasus gekennzeichnet, entsprechen alle chi oder pa ab’ix. Die
Interpretation der Ortsangabe als Ort, Ziel oder Ausgangspunkt ergibt sich ausschließlich
aus der Bedeutung des Verbs. Bei der Übersetzung ist zu beachten, dass die Interpretation
einer Ortsangabe als Ziel- oder Ausgangsort ausschließlich von der Bedeutung des
jeweiligen (Bewegungs-)Verbs abhängt, z. B.
b’e
opon
pe(t)
»zu einem Ort gehen«
»an einen Ort kommen«
»von einem Ort kommen«
k’ate puch ta x-Ø-b’e-k pa ab’ix
ta x-Ø-opon chi Tulan
ta x-Ø-pet-ik chi Tulan
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
Ortsangabe:
Ortsangabe:
Ortsangabe:
Ziel
Ziel
Ausgangsort
»und dann ging er auf das Maisfeld«
»da kam er nach Tulan«
»da kam er von Tulan«
34
LEKTION 4
4.1 Erweiterung des Nomens: Komposita und Adjektive
Wie im Deutschen kann auch im K’iche’ ein Nomen durch eine unmittelbar voraus­gehende
Erweiterung näher bestimmt (modifiziert) werden. Während das Deutsche hierzu zwei
deutlich verschieden aussehende Möglichkeiten hat – die Konstruktion mit einem Adjektiv,
z. B. frische Milch, und die Zusammensetzung von zwei Nomina, z. B. Frischmilch oder
Ziegenmilch, – sind diese im K’iche’ kaum kaum voneinander zu unterscheiden.
4.1.1 Das näher bestimmende erste Element kann meist auch im Deutschen als erster
Bestand­teil der Zusammensetzung wiedergegeben werden:
K’iche’ tzij
nawal winaq
b’alam jolom
»K’iche’-Sprache«
»Nahual-Mann«1
»Jaguar-Kopf«
Bei der Übersetzung ist die Abfolge von modifizierendem Element vor dem nominalem Kern
zu beachten:
Juraqan Tukur
Kaqulja’ Juraqan »Juraqan-Eule (Einbein-Eule)«
»Blitz-Juraqan (Blitz-Einbein)«
4.1.2 Treffen bei einer solchen Konstruktion zwei Konsonanten aufeinander, so nimmt das
modifizierende erste Element häufig einen Bindevokal, meist -a, der (wie der Vokal von -Vb’
»Plural«) nicht vorhersagbar ist:
b’alami ja
tz’ikina ja
»Jaguar-Haus«
»Vogel-Haus«
Der Bindevokal wird vor allem bei Adjektiven wie nim »groß«, rax »(blau-)grün« oder kaq
»rot« gebraucht:
q’eqa b’e, saqi b’e, raxa b’e, kaqa b’e
nima sis
»schwarzer und weißer,
grüner und roter Weg«
»großer Nasenbär«
nicht aber vor Vokal:
nim aq
»großes Bisamschwein (Pekari)«
Adjektive verhalten sich dabei genauso wie Nomina. Sie sind im K’iche’ auch eine Unter­
gruppe der Nomina.
4.1.3 Auch vor ein erweitertes Nomen kann ein Artikel wie ri oder jun oder eine zusätzliche
Erweiterung treten:
ri nima che’
jun nima kumatz saqi nima sis ri jun ajaw
»der große Baum«
»eine große Schlange«
»weißer, großer Nasenbär«
»der eine Fürst«
Das letzte Beispiel zeigt, dass jun nicht nur als unbestimmter Artikel verwendet werden
kann, sondern auch bestimmt als »der eine«, wobei ri nicht unbedingt stehen muss.
1 Nahual (auch Nagual) ist eine in Mesoamerika weit verbreitete Vorstellung, nach der Menschen
von meist tierisch vorgestellten Wesen begleitet werden und ihnen besondere Kräfte verleihen,
aber ggf. auch durch die enge wechselseitige Verbindung Krankheit oder Tod bringen können.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
35
4.1.4 Vor einem Subjekt in Form eines erweiterten Nomens zeigen intransitive Verben meist
das Suffix -ik, was auf eine Sprechpause hindeutet. Dies gilt auch für andere längere Subjekte
wie Aufzählungen von Nomina.
4.2 Possessivpräfixe der 3. Person
Vor dem Nomen kann ein den Besitzer anzeigendes Possessivpräfixe stehen:
urkik-
vor Konsonant
vor Vokal vor Konsonant
vor Vokal
»3. Person Singular«
»3. Person Plural«
Auch die Possessivpräfixe werden normalerweise mit dem Nomen zusam­men­geschrieben,
jedoch zur besseren Verständlichkeit wieder mit Bindestrichen abgetrennt:
r-ochoch
u-chuch
ki-k’ajol
k-ochoch
k-ixoqil
»sein/ihr Haus (Zuhause)«
»seine/ihre Mutter«
»ihre Söhne (von Männern)«
»ihre (verschiedenen) Häuser«,
»ihr (gemeinsames) Zuhause«
»ihre Ehefrauen«
Die Verwendung eines Possessivpräfixes schließt die gleichzeitige Verwendung des Plural­
suffixes -Vb’ aus.
Auch Nomina mit Possessivpräfix können mit dem bestimmten Artikel verbunden sein:
ri u-xik’
4.3 »sein/ihr Flügel«
Das intransitive Verb ux
Ein besonderer intransitiver Satztyp liegt bei dem Verb ux(-ik) »zu etwas werden« vor.
Dieses Verb ist zwar intransitiv, verlangt jedoch neben dem Subjekt ein weiteres Nomen als
Ergänzung. Dieses Nomen gibt an, zu was etwas wird, und steht in adverbialer Position vor
dem Verb:
ab’aj x-Ø-ux-ik ri Sipakna 4.4
»Sipakna wurde zu Stein«
Verblose Sätze
Ein besonderer Satztyp sind Sätze, mit denen die Gleichsetzung zweier Nomina ausgedrückt
wird: »Nomen1 ist (ein) Nomen2«, sogenannte Äquationssätze. Anstelle eines Verbs steht
vor dem Subjekt ein weiteres Nomen. Eine Entsprechung des deutschen Verbs »sein« ist im
K’iche’ nicht erforderlich.
Um diesen Satztyp mit zwei Nomina, aber ohne Verb, von Aufzählungen von Nomina oder
erweiterten Nomina zu unter­scheiden, wird er im Folgenden durch einen Doppelpunkt
angezeigt.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
36
ri chikop : ri xa’n
ki-samajel : ri tukur »die Mücke ist das Tier(, das ...)«
»die Eulen sind ihre Boten (aus dem Kontext pluralisch)«
Die Unterscheidung von erweiterten Nomina ist meist durch Indizien wie den Artikel ri vor
dem Subjekt möglich.
Sätze, bei denen das Prädikat ohne ein finites Verb gebildet wird, spielen im K’iche’ eine
große Rolle. Die Häufigkeit von Sätzen ohne finites Verb erklärt sich im K’iche’ dadurch,
dass in dieser Sprache nur Handlungen und Vorgänge (sowie Zustandsveränderungen)
durch finite Verben ausgedrückt werden, nicht aber Zustände. So kann u. a. ein Adjektiv
unmittelbar – also ohne Hilfsverb »sein« wie im Deutschen – das Prädikat bilden, wobei das
Adjektiv in prädikativem Gebrauch keinen Bindevokal nimmt:
nim ki-b’is
kaq r-ij
4.5 »ihr Kummer ist groß«
»sein Rücken ist rot«
Pronomina der 3. Person are und e
Die frei stehenden Pronomina der 3. Person sind im K’iche’:
are e »3. Person Singular er – sie – es; das, dies(es)«
»3. Person Plural«
Das für den Singular verwendete are ist eigentlich ein Demonstrativpronomen »dies
(vorerwähnt oder kontextuell bekannt)«.
Beide Pronomina werden fast immer an den Satzanfang gestellt und verweisen entweder auf
etwas Vorerwähntes oder nehmen ein im Satz nachfolgendes Nomen vorweg:
are k’ut k’a ch-Ø-aq’an-ik
ri omuch k’ajol-ab’
»diese, die 400 Jünglinge, sollen dann emporsteigen«
4.5.1 Are verbindet sich gerne mit k’ut (etc.). Mit vorangehendem xa »nur« verschmilzt are
zu xare oder xere, oft verstärkt als xa wi xere:
xa wi xere x-Ø-pe wi Tam-ub’ are ta x-Ø-winaqir wi winaq »nur so aber kamen die Tam an«
»so entstand(en) der Mensch / die Menschen«
Dieser eher adverbiale, durch ein hinter das Verb gestellte wi gekennzeichnete Gebrauch
be­inhal­tet allgemein Bezug auf Vorerwähntes. Daneben kann are besonders in verb­losen
(Äquations-)Sätzen auch als vorangestelltes betontes Subjekt des Satzes fungieren:
are k’u : ri Kab’raqan are k’ut k-Ø-oq’-ik
»dies ist Kab’raqan«
»diese/r weint dann«
4.5.2 Das Pronomen e kommt als betontes Subjekt des Satzes vor allem bei Äquations­sätzen
oder Sätzen mit ux »werden zu« vor:
e : ajsu’
e : nab’e winaq
»sie sind Flötenspieler«
»sie sind die ersten Menschen«
Das Pronomen e »sie« bezieht sich meist auf zuvor Erwähntes, nimmt gelegentlich aber auch
das unmittelbar nachfolgende eigentliche Subjekt vorweg:
e : kajib’, ri samajel
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»sie, die Boten, sind vier«
37
Diese Funktion, das Subjekt vorwegzunehmen, kann e auch vor einer vorangestellten
adverbialen Ergänzung des Verbs ux »zu etwas werden« haben:
e winaq x-e-ux-ik
»sie wurden zu Menschen«
4.6Demonstrativpronomina wa’, la’ und ri’
Neben are »dies (vorerwähnt)« gibt es noch weitere Demonstrativpronomina, die auf den
räumlichen Zusammenhang verweisen:
wa’(e) la’ ri’ »dies hier (nah beim Sprecher)«
»dies dort (entfernter vom Sprecher)«
»dies dort (nicht sichtbar, u. a. auch im Gespräch Erwähntes)«
Als Ortsangabe wird anstelle wa’ oft auch die Form waral »hier« verwendet:
k-e-ul waral
»sie kommen hierher«
Im Popol Wuj werden la’ und ri’ häufig in Kombination mit chi »Ortsangabe« als Ortsan­
gaben chila’ »dort (entfernt)« und chiri’ »dort (nicht sichtbar)« verwendet, ohne dass ein
Nomen folgen muss:
ta x-e-ul chiri’ x-e-opon k’ut chila’ Tulan »da kamen sie dort an«
»sie trafen also in Tulan ein«
Wie are können chiri’ oder wa’(e) bzw. waral vor den Kernsatz gestellt werden, was am Verb
immer durch wi gekennzeichnet wird:
chiri’ k’ut x-e-kam wi
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»dort nun starben sie«
38
LEKTION 5
5.1 Possessivkonstruktionen
Während in der deutschen Schriftsprache die Angabe des Besitzers durch eine Genitiv­kon­
struktion erfolgt, verwendet das K’iche’ hierzu eine Konstruktion mit dem Possessivpräfix:
r-eleb’al q’ij ri u-k’u’x kaj
u-q’ab’ ri Junajpu
»der Aufgang(sort) der Sonne«
»das Herz des Himmels«
»der Arm Junajpus«
Vergleicht man die Konstruktionen im K’iche’ und im Deutschen, so ist zwar die
grammatische Kennzeichnung unterschiedlich, aber die Abfolge der Elemente identisch:
K’iche’:
u-k’u’x sein Nomen1 = Besitz Deutsch: Herz
Nomen1
kaj
Nomen2 = Besitzer
des Himmels
desNomen2 im Genitiv
Die gleiche Konstruktion wie im K’iche’ findet sich in deutschen Dialekten und dialektal
beeinflusster Umgangssprache zur Um­schreibung des Genitivs, allerdings mit umgekehrter
Abfolge der Bestandteile:
dem Nomen1 = Besitzer
dem Baum dem Vater sein(e) Nomen2 = Besitz
seine Kirschen
sein Haus
Das zweite, den Besitzer bezeichnende Nomen kann durch einen Artikel und/oder ein
Adjektiv erweitert sein:
ki-na’ob’al e kajib’ winaq
u-b’i’ nima ajaw
u-ti’ojil ri achij
»die Geisteskraft der vier Menschen«
»der Name des großen Fürsten«
»das Fleisch des Mannes«
Er kann sogar selbst im Possessiv stehen:
u-b’i’ ki-qajaw ri Junajpu, Xb’alanke
»der Name des Vaters von Junajpu und Xb’alanke«
Vergleichbar dem Gebrauch von Ø- »3. Person Singular« bei intransitiven Verben für ein
pluralisches Subjekt (vgl. Lektion 3.5) wird manchmal auch auf eindeutig pluralische Besitzer
(Endung -eb’ im Beispiel!) mit u- bzw. r- verwiesen:
u-tinamit Rab’inaleb’
5.2 »die Stadt der Rabinal«
Die Partikel der Nichtexistenz jab’i
Die Partikel jab’i fungiert mit der Negation ma zusammen als Prädikat »nicht vor­handen sein«:
ma k’u jab’i q’aq’
»noch gab es kein Feuer«
In zitierter Rede dient ma jab’i auch zum Ausdruck von »Nein«:
»ma jab’i«, x-Ø-cha’ k’ut.
»Nein!«, sagte er dann.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
39
5.3 Die Verbwurzel k’o(je’) »existieren« und der Ausdruck des Habens
Die Verbwurzel k’o(je’) »(an einem Ort) existieren, leben« ist unregelmäßig. Neben dem
intransitiven k’oje’-ik gibt es sie eine partikelartige Kurzform k’o, die – ohne Tempus/AspektPräfix oder -ik – das Prädikat eines Satzes bilden kann, Existieren zustandsartig beschreibt:
x-Ø-k’oje’ jun ja’
k’o jul
k’o nab’e kaj, ulew, ... are k’o chik pa ek’
»es gab einen Fluss (vorgangsartig)«
»es gab eine Höhle (zustandsartig)«
»es gab erstmals Himmel, Erde, ...«
»es gab ihn noch in den Ek’-Pflanzen, d. h. er befand sich
zwischen den Ek’-Pflanzen«
Trägt das Subjekt eines Satzes mit k’o ein Possessivpräfix, so gibt diese Konstruktion das
Konzept »Haben, Besitzen« wieder:
k’o u-xik’
k’o ki-pom
5.4
»sie (die Eule) hat Flügel« (wörtl.: »es gibt ihre Flügel«)
»sie haben Kopal«
Verblose Sätze und der Ausdruck des Habens
Ebenso können verblose Äquationssätze mit Possessivkonstruktionen das Konzept »Haben,
Besitzen« ausdrücken:
xa jun : r-aqan
jun : u-nimja
»sein Bein ist nur eines, d. h. er hat nur ein Bein«
»sein Großhaus ist eines, d. h. er hat ein Großhaus«
Daneben gibt es aber auch andere Lesarten wie z. B. »Bestehen aus ...«:
tz’ite : u-ti’ojil
5.5 »sein Fleisch ist Tz’ite, d. h. sein Körper besteht aus Tz’ite«
Ortsangaben mit chi und einer Körperteilbezeichnung
Zur näheren Bestimmung einer Ortsangabe werden bestimmte Nomina, die Körperteile
bezeichnen, in einer Possessivkonstruktion verwendet. Dabei wird die Possessiv­konstruktion
u-wach ri Tojil »das Gesicht des Tojil« um das Ortsangaben einleitende ch(i) erweitert:
ch-u-wach (ri) Tojil »im/beim Gesicht des Tojil«, d. h. »vor Tojil«
(vgl. veraltetes Deutsch »im Antlitz von ...«)
Dieser Konstruktionstyp hat ähnliche Funktionen wie die Präpositionen des Deutschen. Die
Bedeutung der Körperteilbezeichnung wird bei dieser Verwendung metaphorisch erweitert:
wa(ch) wi’
pa(m)
ij
xe’ chi’
eigenständig gebraucht:
präpositional gebraucht:
»Gesicht«
»vor, (bei liegenden Objekten:) auf«
»Kopf«
»auf, über«
«Inneres, Magen«
»in, im Innern von«
»Rücken«»hinter«
»Wurzel«
»unten bei, unter«
»Mund, Lippe«
»am Rand von«
wach kann unter Ausfall des auslautenden Konsonanten auch als wa erscheinen, pam findet
sich auch als pan oder pa. chi verschmilzt bei konsonantisch anlautenden Körperteil­be­zeich­
nungen mit u- »sein« zu ch-u-:
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
40
chi ki-wach ajaw-ab’ ch-u-wach ulew
ch-u-wa ja
chi r-ij ja
chi k-ij Xtaj, Xpuch
ch-u-wi’ jun juyub’
ch-u-pam q’aq’
ch-u-xe’ r-ochoch ajaw
»vor den Fürsten«
»auf der Erde«
»vor dem Haus«
»hinter dem Haus«
»hinter (den Mädchen) Xtaj und Xpuch«
»auf einem Berg«
»in das Feuer«
»unter dem Haus des Fürsten«
Ein weiteres entsprechend verwendetes Wort ist xol »Abstand, Zwischenraum«, mit ch-u»zwischen«:
ch-u-xol che’ »zwischen den Bäumen«
Bei der Übersetzung mit deutschen Präpositionen ist zu beachten, dass die metapho­rische
Übertragung der Körperteilbezeichnungen meist recht wörtlich zu nehmen sind. Beim
Zuweisen der »Gesichtsseite« spielt die vertikale oder horizontale Ausrichtung eine Rolle,
also bei einer stehenden Person (bzw. einem stehenden Objekt mit einer identifizierbaren
»Vorder«-Seite) »vor«, bei einem liegend gedachten Objekt aber »auf«:
ch-u-wach ajaw
ch-u-wach b’ate
ch-u-wach ulew
ch-u-wach q’aq’
»vor dem Fürsten«
»vor seinem Ballspielgerät«
»auf der Erde«
»auf, über dem Feuer«
Es spielen auch kulturspezifische Besonderheiten eine Rolle: die Gesichtsseite eines Hause ist
die (bei Palästen reich dekorierte) Seite zum Innenhof (Patio), auf dem sich auch meist das
Leben abspielte. Die Rückenseite des Hauses ist entspre­chend die Außenseite des Gehöfts
und analog auch die befestigte Außenseite einer Siedlung.
chi rij ja, chuwa(ch) ja »vor dem Haus und auf dem Innenhof des Hauses«
chi rij tinamit »an der Stadtmauer (wörtl.: am Rücken der Stadt)«
Diese metapho­rische Übertragung der Körperteil­be­zeichnungen geht mit der Verwendung
der sogenannten intrinsischen Perspektive bei Raumbeschreibungen einher, d. h. im K’iche’
wird die Beschreibung von räumlichen Verhältnissen immer vom Bezugsobjekt aufgebaut.
Im Deutschen wird neben der intrinsischen auch die sogenannte deiktische Perspektive
verwendet, bei der räumliche Verhältnisse vom Sprecher (genauer dessen Körper) ausgehend
beschrieben werden. Der Unterschied lässt sich an der Zuweisung von rechts und links ver­
deutlichen, wenn man z. B. ein Foto betrachtet, auf dem Personen von vorne zu sehen sind:
Foto mit Personen
Foto mit Personen
(rechts)
(links)
rechts
links
rechts
Blickrichtung
(links)
(rechts)
links
Blickrichtung
(links)
(rechts)
Beobachter
Beobachter
Deiktisch
Intrinsisch
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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Im Falle der deiktischen Perspektive ist rechts (bzw. links) das, was vom Beobachter aus
gesehen rechts (bzw. links) ist. Im Falle der intrinsischen Perspektive wird die Zuordnung
allein vom zu beschreibenden Objekt aus definiert, bei den Beobachter anblickenden Perso­
nen oder deren Foto sind demnach rechts und links gegenüber der deiktischen Beschreibung
vertauscht. Im Deutschen führen diese beiden konkurrierenden Beschreibungssysteme zur
nicht immer eindeutigen Zuweisung von ›links‹ und ›rechts‹: Bei dem Beispiel mit dem Foto
ist im Deutschen die deiktische Beschreibung die wahrscheinlichere (bei Gegenständen
anstelle von Personen sogar zu annähernd 100 %), würde man realen Personen gegenüber­
stehen jedoch die intrinsische. Die deiktische Beschreibungsstrategie wird im K’iche’
ausschließlich bei Partikeln und Demonstrativ­pronomina (s. 4.5 und 4.6) verwendet.
5.6
Voranstellung von Ortsangaben
Wie bereits für die Demonstrativpronomina in Lektion 4.5 dargestellt, können Ortsangaben
zur Hervorhebung (bzw. Betonung) vor das Verb treten. Die Voranstellung einer Ortsangabe
wird am Prädikat mit der Modalpartikel wi gekennzeichnet:
chi kaj x-Ø-pe wi
chiri’ pa K’iche’laj x-e-k’oje’ wi
xa chi rij wub’ x-e-ik’ow wi »vom Himmel kam er«
»dort, im Wald, lebten sie«
»aber sie überquerten (ein Gewässer)
auf dem Rücken von Blasrohren«
Das letzte Beispiel zeigt, dass die Hervorhebung u. a. kontrastierenden Charakter (entgegen
dem normalerweise zu Erwartenden) hat. Es zeigt ebenfalls, dass Ortsangaben wie chi r-ij
neben der präpositionalen Verwendung gelegentlich auch eine wörtliche Lesart aufweisen
können: »auf dem Rücken von Blasrohren« und nicht präpositional »hinter ....«.
5.7Ordinalzahlen
Ein weiterer Sonderfall der Possessivkonstruktion sind die Ordinalzahlen (»zweite(r)«,
»dritte(r)« ...), die aus Possessivpräfix + Zahl (ohne Suffix -Vb’) gebildet:
r-ox chik : rax-a Kaqulja’
»der grüne Kaqulja’ (Blitz) war der dritte«
Bei »eins« wird anstelle von jun das Wort nab’e »erster, (zu)erst« (teilweise auch ohne
Possessivpräfix) verwendet:
e : nab’e winaq
u-nab’e chikop
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»sie sind die ersten Menschen«
»die ersten Tiere«
42
LEKTION 6
6.1 Transitive Verben in der 3. Person
Bei transitiven Verben wird das Subjekt nicht durch die in Lektion 2.1 behandelten Präfixe
der intransitiven Verben markiert, sondern durch Präfixe, die mit den Possessiv­präfixen
identisch sind:
Tempus/Aspekt
Subjekt (transitiv)
VERBSTAMM
Modalsuffix
xk(a)ch(i)-
u- / r-
transitiver Verbstamm
-j (Klasse 2)
-o / -u
k(i)-
Die Verwendung der Varianten der Subjektpräfixe entspricht derjenigen der in Lektion 4.2
behandel­ten Possessivpräfixe, also im Singular r- vor Vokal und u- vor Kon­­sonant, im Plural
entsprechend k- und ki-. Die Tempus/Aspekt-Präfixe sind dieselben wie bei den intransitiven
Verben.
6.1.1 Transitive Verbstämme der Gestalt (K)VKV (mehrsilbige, vokalisch auslautende, zu­
künftig kurz als Klasse 2 bezeichnet) nehmen immer ein Suffix -j:1
ka-r-etama-j
ka-k-etama-j
x-u-nik’o-j
x-ki-na’oji-j
»er/sie weiß es«
»sie wissen es«
»er/sie untersuchte es«
»sie überlegten es«
6.1.2 Transitive Verbstämme der Gestalt (K)VK (einsilbige, fast immer konsonantisch aus­
lautende, zu­künftig Klasse 1) nehmen ein Modalsuffix -o bzw., bei Vokal u im Stamm, -u.
Anders als das immer vorkommende -j bei mehrsilbigen Verbstämme verhält sich der aus­
lau­tende Vokal der einsilbigen Verbstämme wie -ik bei intransitiven Verben, d. h. er er­scheint
nur, wenn das Verb vor einer Sprechpause steht. Folgt auf die Verbform eine Modalpartikel
wie wi, k’ut oder chik, so fehlt das Suffix -o/-u:
x-u-b’an-o x-k-il-o x-r-il k’ut
x-ki-muq-u
»er/sie machte es«
»sie sahen es«
»dann sah er/sie es«
»sie begruben ihn«
Es ist wichtig, dass bei transitiven Sätzen das direkte Objekt als »ihn«, »ihr« bzw. »es« immer
mit übersetzt wird. Ansonsten könnten sich aufgrund der Struktur des Deutschen, das auf
die Unter­scheidung Intransitiv – Transitiv weniger Wert legt, Übersetzungs­fehler ergeben!
1 Es gibt auch einige intransitive Verben, deren Stamm auf j endet. Durch die anderen Pronomina
zur Subjektmarkierung ist die Eindeutigkeit jedoch sichergestellt.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
43
6.2 Nomina als Subjekt und/oder Objekt transitiver Verben
Subjekt und/oder Objekt können nach der Verbform durch Nomina bezeichnet werden.
Allerdings genügt die transitive Verbform allein ohne begleitende Nomina, um einen
vollständigen transitiven Satz zu bilden. Die beiden Funktionen Subjekt und Objekt
werden bei Nomina in transitiven Sätzen formal nicht unterschieden. Es gibt anders als im
Deutschen oder Lateinischen keine Kasusmarkierung (Nominativ bzw. Akkusativ) und auch
die Satzstellung kann anders als z. B. im Englischen nicht als eindeutiges Kriterium dienen.1
Das gemeinsame Vorkommen ist dabei selten und erfolgt meist in der Reihenfolge Subjekt
vor Objekt:
ta x-r-il k’ut Wuqub’ Kaqix
»da sah Wuqub’ Kaqix den alten Mann und
ri mama, ati’t die alte Frau«
k’ate k’ut x-u-q’aq’at wi ch’oh ri kik’ »dann schnitt die Maus den Kautschukball los«
Die meisten Sätze mit transitiven Verben enthalten allerdings nur ein oder gar kein Nomen,
das Subjekt bzw. Objekt ist. Es gibt eine eindeutige Präferenz, nur ein Nomen (oder eine
Nominal­gruppe) im Satz zu verwenden. Dieses Nomen ist je nach Kontext entweder Subjekt
oder direktes Objekt:
ta x-u-k’am-o Majukutaj ta x-ki-k’am k’ut k-ikaj »da nahm es Majukutaj«
»da nahmen sie dann ihre Axt«
Da das Subjekt transitiver Sätze belebt sein muss, kann ein nachstehendes unbelebtes
Nomen nur das direkte Objekt sein. Dies sind auch die häufigsten transitiven Sätze, zumal
viele Verben aufgrund ihrer Bedeutung nur ein unbelebtes direktes Objekt nehmen können.
Eindeutig sind aber z. B. auch Formen, bei denen das Subjekt 3. Person Plural (ki- bzw. k-)
gekenn­zeichnet ist, das ebenfalls belebte nachstehende Nomen dagegen Singular ist:
ta x-ki-chap jun winaq
»da ergriffen sie einen Mann«
Die Anzahl der potenziell doppeldeutigen Sätze ist insgesamt relativ gering. Fast immer
ergibt sich die Eindeutigkeit aus dem Zusammenhang des Textes (s. 13.3).
Subjekt oder Objekt können durch Aufzählungen oder Possessivkon­struk­tionen vertreten
sein, die nicht mit einer Folge Subjekt – Objekt verwechselt werden dürfen:
ka-k-etama-j nay pu(ch)
ri B’alamkitze’, B’alamaq’ab’
ta x-ki-noji-j chik u-chikopil juyub’, ... ri kej, tz’ikin, ... x-u-b’an lab’al
ta x-u-xekeb’a’ 2 u-q’ab’ ri Junajpu »und auch B’alamkitze’ und B’alamaq’ab’ wissen es«
»da erdachten sie auch die Tiere der Berge:
... Hirsche, Vögel, ...
»er machte Krieg«
»da hing er den Arm Junajpus auf«
Ortsangaben sind im Unterschied zu Subjekt und Objekt durch die einleitende Partikel pa
oder chi immer eindeutig als solche erkennbar. Sie stehen normalerweise nach dem Objekt,
obwohl gelegentlich auch eine andere Reihenfolge zu finden ist:
ta x-ki-sey k’ut pa q’u’l ri ch’oh »da fingen sie dann die Maus in einer Decke«
1 In verschiedenen heutigen Varietäten des K’iche’, und auch in vielen anderen Mayasprachen ist die
präferierte Reihenfolge in solchen Fällen eher Objekt – Subjekt.
2 Zu xekeb’a’: Einige Verben der Klasse 2 wie solche auf -b’a’ haben die Besonderheit, bei transiti­vem
Gebrauch nicht das Suffix -j zu nehmen.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
44
6.3 Passivformen
Aufgrund der gerade erwähnten möglichen Mehrdeutigkeiten werden anstelle tran­si­tiver
Konstruktionen häufig intransitive Bildungen verwendet, die von den entsprechenden
transitiven Stämmen abgeleitet sind.
So kann ein transitives Verb u. a. durch eine Passivumformung verändert werden.
Die Passivkonstruktion bewirkt, dass das Objekt grammatisch zum Subjekt einer intransi­
tiven (passiven) Verbform wird – und daher auch mit den Präfixen intransitiver Verben
markiert wird. Das ursprüngliche Subjekt der transitiven Ausgangsform fällt weg.
6.3.1 Die gebräuchlichere Passivbildung erfolgt bei Stämmen der Klasse 2 mit dem Suffix
-x(-ik). Stämme der Klasse 1 weisen keine in der kolonialzeitlichen Ver­schriftung erkenn­bare
Veränderung auf.1 Die passiven Verbformen der Klasse 1 unterscheiden sich daher nur durch
die andere, intransitive pronominale Subjektmarkierung von den aktiv-transitiven:
x-Ø-b’an(-ik)
x-e-ya’-ik
x-Ø-tikib’ax
x-Ø-na’ojix(-ik)
»es wurde getan«
»sie wurden hingesetzt«
»es wurde hingestellt«
»es wurde überlegt«
6.3.2 Die andere Möglichkeit der Passivbildung erfolgt mit dem Suffix -V=taj(-ik). Es betont
den Zustand, in den das Objekt durch die im Verb ausgedrückte Handlung gerät. Verben
der Klasse 2 nehmen -taj(-ik), die Klasse 1 hat zwischen Stamm und -taj(-ik) meist einen
eingefügten Vokal, der mit dem des Verbstamms identisch ist (symbolisiert als V=).
x-Ø-chapataj
x-Ø-ch’ijtaj-ik
x-Ø-b’anataj-ik
x-Ø-silib’ataj
chi-Ø-tz’apitaj wi 6.4 »er wurde ergriffen«
»es wurde ausgehalten, ertragen«
»es wurde getan«
»es wurde gerüttelt«
»es kann/soll (ein)geschlossen sein«
Das Nomen -umal
Eine adverbiale Angabe des Grundes, der Ursache und des Urhebers/Täters erfolgt
durch das Nomen -uma(l) »Ursache« mit Possessivpräfix der 3. Person. Es ist eines von
meh­reren Nomina mit grammatischer Funktion. -uma(l) wird u. a. ver­wendet, um bei
Passivkonstruktionen das getilgte Subjekt der transitiven Ausgangsform zu benennen:
chi-Ø-tzijox chik »es kann/soll durch seinen Vater erzählt werden«
r-umal u-qajaw
ta x-Ø-winaqir k’u ri ulew »da entstand dann die Erde durch sie«
k-umal
Da bei transitiven Verben unbelebte Subjekte vermieden werden, wird in solchen Fällen eine
Passivkonstruktion mit rumal verwendet:
1 Betrachtet man heutige K’iche’-Dialekte, kann man davon ausgehen, dass es auch einen lautlichen
Unterschied gegeben hat, der im Schriftbild nicht wiedergegeben wurde. In einigen Dialekten
haben Passivformen einen Langvokal anstelle des Kurzvokals des transitiven Verbstamms, z. B.
b’an »etwas machen«, aber b’aan (d. h. mit langem a) »gemacht werden (passiv)«.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
45
ta x-Ø-chup k’ut ki-q’aq’ rumal saqb’och
»da wurde ihr Feuer dann durch (den) Hagel ausgelöscht«
In der Position vor dem Verb kann rumal konjunktionsartig zur Satzverknüpfung »deshalb,
aus diesem Grund« dienen:
xa rumal x-e-k’iyar-ik k-al, ki-k’ajol
6.5 »nur deshalb vermehrten sich ihre Kinder und Söhne«
Adjektivische Pluralmarkierung taq und -aq
Um den Plural – auch nicht belebter Dinge – besonders hervorzuheben, wird das Adjektiv
taq »eine Menge, eine Anzahl von« verwendet:
x-e-tzukux k’ut chi taq ja’ »sie wurden in (vielen) Gewässern gesucht«
taq tritt auch zwischen andere Adjektive und das Nomen:
... ri’j-i taq winaq
e : nawal taq winaq »die (vielen) alten Leute«
»die (vielen) zauberkräftigen Menschen« bzw.
»sie waren (viele) zauberkräftige Menschen«
Einige wenige Adjektive können zur Bezeichnung des Plural auch das Suffix -aq nehmen:
... nimaq juyub’ 6.6 »die (vielen) großen Gebirge«
Richtungsanzeigende Partikeln am Verb: uloq u. a.
Bei Verben kann durch bestimmte adverbiale Elemente die Richtung näher gekenn­zeichnet
werden. Am häufigsten ist ulo(q), gelegentlich ula »(hier)her«. Die Formen können ihre
Ableitung von intransitiven Bewegungsverben – z. B. von ul »(nach Hause) gehen/kommen«
oder aq’an »sich aufwärts oder hinauf bewegen« – nicht verleugnen:
ta x-Ø-ok uloq
ta x-Ø-el uloq k’ate k’ut x-Ø-qaj ulo(q) jun uk’
k’ate k’ut x-u-chap aq’anoq WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»da ging er (hierher) hinein«
»da kam er (hierher) hervor«
»und dann fiel eine Laus (hierher) herab«
»und dann hob er sie (die Laus) auf«
46
LEKTION 7
7.1 Antipassivformen
Neben dem Passiv gibt es eine weitere, im Deutschen unbekannte Möglichkeit, einen
transitiven Verbstamm intransitiv zu verwenden. Bei dem sogenannten Antipassiv wird
nicht wie beim Passiv das Subjekt getilgt, sondern das Objekt oder es wird das Subjekt
besonders hervorgehoben. Das ursprüngliche Subjekt des transitiven Satzes wird dabei
zum Subjekt eines abgeleiteten intransitiven Satzes; dement­sprechend er­scheinen auch
die Pronominalpräfixe der intransitiven Verben. Dass eine der­artige Ableitung sinnvoll
sein kann, liegt daran, dass – im Unterschied zum Deutschen – das Subjekt bei transi­tiven
Verben anders gekennzeichnet wird als das Subjekt bei intransitiven.
7.1.1 Antipassive Verben der Klasse 2 werden immer mit dem Suffix -n(-ik) gekennzeich­net.
Verben der Klasse 1 zeigen sowohl Formen mit dem Suffix -ow(-ik) (nach Stamm mit -u -uw)
als auch Formen mit -Vn(-ik) (meist mit o oder u, seltener a):
x-e-b’anow-ik
chi-Ø-b’anan ...
x-Ø-na’ojin ...
x-Ø-tikib’an ...
x-Ø-tukuw-ik
»sie machten es«
»er/sie kann/soll etwas machen«
»er/sie dachte etwas«
»er/sie fing etwas an«
»er/sie zerbrach es in Stücke«
7.1.2 Es liegen zwei verschiedene Antipassivkonstruktionen vor. Im Falle der Klasse 1
sind sie durch die Suffixe unterscheidbar, bei der Klasse 2 nur durch den Satzkontext. Die
einfache Antipassivkonstruktion mit -Vn(-ik) bzw. -n(-ik) bewirkt, dass das direkte Objekt
als eher unwichtig (also als »(irgend) etwas oder jemanden«) ausgeblendet wird:
k’ate k’ut x-Ø-k’aton ri k-ati’t
ma wi k-e-chapon chik
»darauf verbrannte ihre Großmutter irgend etwas«
»sie können nichts mehr festhalten«
Der zweite Konstruktionstyp ist das sogenannte Fokus-Antipassiv (siehe 7.3).
7.2 Nomen als Subjekt und/oder Objekt im Satz: Fokusposition
Das Subjekt eines intransitiven oder verblosen Satzes kann durch Voran­stellung besonders
hervorgehoben werden. Die Voranstellung in die sogenannte Fokusposition entspricht in
vieler Hinsicht der Betonung, durch die im Deutschen (fast) jeder Bestandteil eines Satzes
hervorgehoben werden kann (z. B. du musst jetzt gehen, du musst jetzt gehen, du musst jetzt
gehen, du musst jetzt gehen):
are u-k’u’x kaj, Juraqan x-Ø-ul ... ri mak ek’, k’o pa taq K’iche’laj
»das Herz des Himmels, Juraqan traf ein ...«
»die Pflanze Mak-Ek’, es gibt sie in den Wäldern«
Bei transitiven Sätzen kann nicht das Subjekt, sondern nur das direkte Objekt entsprechend
vorangestellt werden:
xa tap ch-u-tzuku-j chi taq ja’
»Nur Krebse pflegt er in den Flüssen zu suchen«
Die von transitiven Verben abgeleiteten Passiv- und (einfachen) Antipassivkonstruktionen
verhalten sich wie alle anderen intransitiven Verben.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
47
Die bereits in Lektion 4.5 behandelte Voranstellung der Pronomina are und e als Subjekt sind
Sonderfälle dieses Konstruktionstyps, wobei manchmal ein Pronomen zur Betonung voran­
ge­stellt wird und in der Normalstellung nach dem Verb zusätzlich noch ein Nomen steht, auf
das es sich bezieht:
are ta x-Ø-b’an-ik b’utik
are k’ut x-ki-riq-o ri echa’
»dies, eine Sintflut, wurde gemacht«
»dies, Nahrung, fanden sie«
7.3Fokus-Antipassiv
Die Voranstellung des Subjekt ist bei einem transitiven Satz nicht möglich, sondern es muss
hierzu eine besondere Fokus-Anti­passiv­konstruktion verwendet werden:
b’alam mi x-Ø-ti’ow-ik
»der Jaguar hat ihn gerade eben gefressen«
Anders als bei der grammatisch transparenteren einfachen Antipassivkonstruktion bleibt
das direkte Objekt beim Fokus-Antipassiv definit (»ihn/sie/es«) und teilweise auch als hinter
dem Verb stehendes Nomen erhalten:
xa ajkun x-Ø-k’amow-ik ri k’uwal »aber der Arzt nahm den Edelstein«
are k’ut x-Ø-worow u-wach q’eb’al »sie (are) durchbohrte die Seite des Kruges«
7.4
Implizite Satzverknüpfung
Die Verknüpfung von Sätzen ist zumeist implizit, d. h. ohne besondere Kennzeich­nung
und nur aus dem Kontext ersichtlich. Die Verknüpfung wird durch thematischen Be­zug
sowie durch Modalpartikeln wie chik oder k’ut hergestellt. Der thematische Bezug auf den
voraus­gehenden Satz folgt den gerade beschriebenen Prinzipien der Hervorhebung durch
Voranstellung – etwas im ersten Satz Erwähntes wird im zweiten Satz in pronominaler Form
entweder als Subjekt (intran­sitiv und Antipassiv), als direktes Objekt (transitiv) bzw. als
Ortsangabe (mit wi) wieder aufgenommen:
ta x-Ø-ul ri q’apoj,
»da kam eine junge Frau,
Xkik’ : u-b’i’ ihr Name ist Xkik’«
wuqub’ siwan : u-b’i’ tinamit,
»der Name der Stadt ist Sieben Schluchten,
x-e-opon wi
dorthin gingen sie«
7.5 Das Nomen -uk’
Neben der ungekennzeichneten Aufzählung von Nomina kann auch eine Kon­struktion mit
dem Nomen -uk’ verwendet werden, das »(zusammen) mit« ausdrückt. Das Nomen -uk’
»Gemeinsamkeit« verbindet sich mit einem Possessiv­präfix zu ruk’:
xa wi keje k-u-b’an-o »genauso macht es B’alamaq’ab’ (gemeinsam) mit seiner Frau«
B’alamaq’ab’ ruk’ r-ixoqil
Bei Bewegungsverben kann r-uk’ auch das Ziel »zu ....« ausdrücken, sofern es sich um eine
Person handelt:
k’ate k’ut x-e-b’e chik ruk’ k-ati’t chi ja’
»und dann gingen sie zu ihrer Großmutter an den Fluss«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
48
Bei der Übersetzung ist zu beachten, dass »mit« im Deutschen auch Lesarten wie »mit(tels)«
hat, die nicht mit -uk’ ausgedrückt werden, sondern eher mit -umal.
7.6 Infinitivformen
Ein Verb kann im Satz die Position eines Nomens einnehmen und ist dann im Deut­schen
als nominalisierter Infinitiv oder als adjektivisches Partizip zu über­setzen.
7.6.1 Der Infinitiv wird bei intransitiven, passiven und antipassiven Verben gebildet aus dem
Verbstamm und einem Suffix -ik:
elik
kamik
ch’akatajik
wub’anik
ch’akik
»das Hervorkommen«
»das Sterben«
»das Besiegtwerden«
»das Blasrohrschießen«
»das Besiegtwerden«
7.6.2 Bei transitiven Verben erhält der Verbstamm das Suffix -j (Klasse 2) bzw. -oj (Klasse 1):
b’anoj
xajoj
oq’ej
»das (etwas) Machen«
»das (etwas) Tanzen, der Tanz«
»das (etwas) Beklagen«
7.6.3 Im infiniten Gebrauch nehmen Verbstämme weder Tempus/Aspekt-Präfixe noch
die Pro­nominalpräfixe der Verben. Sie verhalten sich grammatisch wie normale unbelebte
Nomina. So können Artikel und Adjektive vor die Form treten:
ri eleq’ik
nima b’utik
»das Geraubtwerden«
»große Überschwemmung«
Ebenso können Infinitive ein Possessivpräfix nehmen, mit dem das Subjekt – sowohl intran­
si­tiver als auch transitiver Verben – bezeichnet wird:
ki-kamik
k-alaxik
ki-b’anoj
»ihr Sterben«
»ihr Geborenwerden«
»ihr Tun, ihre Taten«
Der Besitzer kann dabei wie bei jeder Possessivkonstruktion als Nomen nachgestellt werden:
u-kamik Sipakna ki-ch’akik Jun B’atz’, Jun Chowen
ki-b’anoj k’ajol-ab’ u-k’atoj amaq’
»das Sterben Sipaknas«
»das Besiegtwerden von Jun B’atz’ und Jun Chowen«
»das Tun der Jünglinge«
»das (etwas) Verbrennen der Volksgruppen
(d. h. ihr Brandopfern)«
7.6.4 Infinitive werden nicht selten als Prädikat eines Äquationssatzes verwendet. Der
infinite Charakter der Form wird aus ihrer Verbindung mit den Possessivpräfixen deutlich;
sie bezeichnen in diesen Fällen das intransitive oder transitive Subjekt:
k’ate k’ut : ki-petik samajel »dann (gab es) das Kommen der Boten«
d. h. »dann sind/waren die Boten gekommen«
keje k’ut : u-tzalijik chik q’apoj
»so (gab es) das Zurückkehren des Mädchens«,
d. h. »so ist/war das Mädchen zurückgekehrt«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
49
Infinitive können auch als Subjekt eines intransitiven Verbs auftreten oder als direktes
Objekt eines transitiven:
nima b’ut-ik x-Ø-b’anik
are ta x-Ø-winaqir ri eleq’ik chi-ki-tijtob’ela’ ki-wub’anik »eine große Überschwemmung wurde gemacht«
»so fing die Räuberei an«
»sie versuchten immer wieder, mit dem Blasrohr zu
schießen« (wörtl.: versuchten ihr Blasrohrschießen)
7.7Parallelkonstruktionen
Ein stilistisches Merkmal des K’iche’ (und von Mayasprachen allgemein) sind die soge­
nannten Parallelkonstruktionen, die aus Aufzählungen von zwei (gelegentlich auch mehr)
gleichgeordneten Satzbestandteilen bestehen:
xa kar, xa tap ch-u-tzuku-j chi taq ja’
u-ch’akatajik, u-kamik Sipakna »Nur Fische und Krebse
pflegt er an den Flüssen zu suchen«
»das Besiegtwerden und das Sterben
Sipaknas«
Neben Aufzählungen von Nomina können auch solche von finiten Verben vorkom­men:
ta x-Ø-q’aq’ar-ik, ta x-Ø-tepewar-ik »da erglänzten und erstarkten
u-nimal, r-alal K’iche’ Größe und Macht der K’iche’«
Parallelkonstruktionen bestehen entweder aus Aufzählungen verwandter Begriffe (z. B. Tier­
arten wie Fische und Krebse), aus Wörtern mit ähnlicher Be­deutung (z. B. Größe und Macht)
oder aber auch aus Wörtern mit entgegengesetzter Bedeutung (z. B. klein und groß). Letztere
bilden bedeutungsmäßig nicht selten eine Einheit:
x-Ø-kikot-ik ch’uti’ chikop, nima chikop
x-Ø-ik’ow ki-wachib’al
pa che’, pa ab’aj, pa cho, pa palo, pa juyub’, pa taq’aj
»kleine und große Tiere (d. h. alle Tiere) freuten sich«
»ihr Blickfeld reichte
in Bäume und Felsen
in Seen und Meere
in Berge und Täler (d. h. überall hin)«
Bei Parallelkonstruktionen kommen Bestandteile wie Besitzer, Adjektive oder gramma­tische
Funktionswörter (Partikeln) oft nur einmal vor, beziehen sich aber auf alle parallelisierten
Nomina oder Prädikate:
e k’u : nimaq ajsu’, ajb’ix
ri Jun B’atz’, Jun Chowen ma pu k-e-jilow-ik, k-e-polow taj »Jun B’atz’ und Jun Chowen sind
große Flötenspieler und Sänger«
»sie stöhnten nicht und atmeten nicht schwer«
Parallelkonstruktionen sind bis heute vor allem für förmliche Rede kennzeichnend, wie
sie u. a. in Ritualen verwendet wird. Besonders Gebetstexte bestehen überwiegend aus
Parallelkonstruktionen und zeigen das großes Variationsspektrum, das dieses Stilmittel
auszeichnet. Bei der Variation spielen auch Pausen und der Intonationsverlauf, der durch
einen lauteren Beginn und allmähliches Leiserwerden innerhalb der jeweiligen Sprecheinheit
gekennzeichnet wird, eine wichtige Rolle (Tedlock 2003: 233ff.).
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
50
LEKTION 8
8.1 Partizip Perfekt
Neben Infinitiven können von Verbstämmen auch Partizipien abgeleitet werden.
8.1.1 Intransitive (und passive) Verben haben das Suffix -inaq bzw., sofern der Verbstamm
ein e enthält, -enaq, mit dem das Partizip Perfekt gekennzeichnet wird:
okinaq
elenaq
kaminaq chupinaq
ch’akatajinaq
»hineingegangen«
»herausgekommen«
»gestorben«
»ausgelöscht (Passiv; z. B. von Feuer gesagt)«
»besiegt (Passiv auf -Vtaj)«
Das Partizip Perfekt drückt das Resultat des Vorgangs aus und wird meist als Prädikat eines
Satzes (ohne finites, durch Tempus/Aspekt-Präfixe markiertes Verb) verwendet:
kaminaq chi k’ut Jun Kame
»dann ist/war Jun Kame gestorben«
8.1.2 Transitive Verben zeigen beim Partizip Perfekt das Suffix -m (Klasse 2) bzw. -om
(Klasse 1, bei Stammvokal u -um):
tz’ib’am
chojim
ilom
q’utum
»gemalt«
»erhitzt«
»gesehen«
»gerieben«
Das Partizip Perfekt drückt das Resultat der Verbhandlung aus und kann das Prädikat eines
Satzes bilden:
tz’ib’am ki-wachib’al »ihre Gestalt ist/war gemalt«
Es kann auch ein Possessivpräfix nehmen, das das ursprüngliche Subjekt des transitiven
Verbs ausdrückt – es ist dann mit dem deutschen passivischen Partizip Perfekt und »... von
ihm etc.« zu übersetzen:
ki-tik’em sel
»die Schale ist/war von ihnen (ki-) getragen«
Das Partizip Perfekt kann wie im Deutschen auch adjektivisch gebraucht werden:
chojim ab’aj
q’utum ik »erhitzter Stein«
»geriebener Chili«
8.1.3 Des Weiteren gibt es noch eine zweite Form des Partizips auf -y, das sogenannte
Partizip Progressiv, die nur bei transitiven Stämmen der Klasse 2 vorkommt (bzw. nur dort
belegt ist) und die Handlung als im Vorgang befindlich beschreibt:
tzonoy »bittend«
kamisay »tötend«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
51
8.2 Das Nomen -ib’ »Reflexiv«
Das Nomen -ib’ »Selbst« mit Possessivpräfix dient zur Bezeichnung des Refle­xiv­­verhält­
nisses. Es ist direktes Objekt des transitiven Verbs:
k’ate k’ut k-u-xib’i-j r-ib’
»darauf dann fürchtete er sich«
xma x-u-tzoqopi-j wi r-ib’ »niemals trennten sie sich«
-ib’ kommt gelegentlich auch in Verbindung mit fokus-antipassiven Verben vor:
ta x-e-kuch-uw k’u k-ib’
»da versammelten sie sich«
Die Reziprozität (Wechselseitigkeit) einer Handlung wird teils durch -ib’, teils durch die Folge
chi + POSS-ib’il (eine Ableitung von -ib’) + POSS-ib’ ausgedrückt:
k’ate puch x-ki-pus k-ib’
ta x-ki-k’am ki-na’oj chi k-ib’il k-ib’ 8.3 »darauf schlachteten sie sich gegenseitig ab«
»da nahmen sie ihre Gedanken gegenseitig, d. h. tauschten
ihre Gedanken aus«
chi zur Kennzeichnung indirekter Angaben
Mit chi werden nicht nur Ortsangaben eingeleitet, sondern auch alle anderen indirekten
Angaben, die aus einem einfachen oder erweiterten Nomen bestehen – oder anders
formuliert alle nominalen Ergänzungen außer Subjekt und direktem Objekt. Derartige
Angaben (Empfänger, Nutznießer, Instrument etc.) werden im K’iche’ als adverbiale
Erweiterungen des Satzes aufgefasst:
ka-k-ik’owisa-j q’ij chi nimal, chi alal
xa pu k-u-k’ux uloq r-ixk’aq chi r-e’
»sie überbieten die Sonne an Größe und Gewicht«
»er zerbeißt aber seine Nägel mit den Zähnen«
Die Funktion von Infinitiven als indirekte Angabe ist in solchen Fällen manchmal nicht leicht
nachvollziehbar:
ma wi x-u-ya’ r-ib’ chi ch’ak-ik
»sie (er)gaben sich nicht selbst ins Besiegtwerden«
8.3.1 chi kann auch Zeitangaben einleiten, die aus einem Nomen (oder Infinitiv) gebildet
werden:
ch-aq’ab’ k’ut chi-r-eqa-j juyub’
»nachts pflegt er Berge (auf dem Rücken) zu tragen«
Mit einer präpositional verwendeten Körperteilbezeichnung (s. 5.5) wird die zugrunde
liegende metaphorische räumliche Inter­pretation verdeutlicht:
ta x-e-kam chi r-ij B’alamkitze’
»sie starben nach (wörtl.: hinter) B’alamkitze’«
8.3.2 Ein besonderer Gebrauch des – jede Art von indirekte(re)n Bezug kennzeichnenden
– chi ist die Abfolge von einem Nomen + chi + einem weiteren Nomen, die »... bestehend
aus...« bedeutet:
jun ja chi q’aq’
»ein Haus aus Feuer«
In Verbindung mit einer Zahl (bzw. Mengenangabe) als erstem Element ergibt sich die
Bedeutung »... aus einer Gruppe von ...«:
oxib’ chi k’ajol-ab’
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»drei der Jünglinge«
52
8.3.3 Bei vorangestellten indirekten Angaben wie Zeitangaben, indirekten Objekten oder
Infinitiven wird die Modalpartikel wi anders als bei Ortsangaben meist nicht verwendet.
Allerdings findet sich wi auch bei vorangestellten Partikeln wie are, xa, xma, keje und
gelegentlich auch adverbial vorangestellten Elementen, die in Verbindung mit dem Verb eine
räumliche Interpretation zulassen (s. Beispiel 8.6.3).
8.4 Weitere Nomina -tukel und -onojel
Weitere Nomina, die sich mit Possessivpräfixen verbinden, sind -onojel »alle zusammen,
ingesamt« und -tukel »allein, nur«:
ta x-Ø-na’oji-n k’ut ajaw-ab’ konojel ta x-Ø-na’oji-n chi k’ut ronojel amaq’
xa utukel kaj k’olik »da berieten nun die Fürsten ingesamt«
»da nun berieten alle Volksgruppen«
»nur allein der Himmel existierte«
8.5Stammbildung
Eine Eigenheit des K’iche’, die es mit den anderen Mayasprachen gemeinsam hat, besteht
darin, dass sich sein Wortschatz aus einem eher bescheidenen Grundinventar an einsilbigen
Wortstämmen in Verbindung mit reichlich verwendeten ableitenden, sogenannten deriva­
tiven Suffixen aufbaut. Die Bildung solcher Ableitungen ist meist relativ gut nachvoll­ziehbar,
die jeweils konkrete Bedeutung der einzelnen Bildungen jedoch nicht selten idiomatisch.
Einige häufiger vorkommende Suffixe werden in den folgenden Lektionen vorgestellt; eine
Liste der produktiveren Suffixe findet sich im Anhang 1.
8.6
Positionalstämme und ihre Ableitungen: Partizip Stativ u. a.
Eine besondere Klasse von einsilbigen Wortstämmen, die mit unterschiedlichen Deri­va­
tionssuffixen zu verschiedenen Wortarten abgeleitet werden kann, sind die sogenannten
Positionalstämme. Sie be­zeich­nen abstrakte Raumlagen wie z. B. ku’b’ »in sitzender Posi­tion«
oder paq »in Position mit Öffnung (u. a. auch dem Mund) nach oben befindlich«.
8.6.1 Am gebräuchlichsten sind Stativ-Partizipien, das das Suffix -V=l(-ik) zeigt:
ku’b’ul(-ik)»sitzend«
paqal(-ik)
»mit der Öffnung nach oben befindlich, in Rückenlage«
Stämme mit auslautendem Konsonanten l haben eine Variante -V=n(-ik):
telen»geschultert«
Die Partizipien können sowohl prädikativ als auch adverbial gebraucht werden, wobei sie
prädikativ den Zustand bezeichnen, in denen sich das Subjekt raumlagemäßig befindet:
ku’b’ul k’u ri k’ajol pa b’e
xa paqalik k-Ø-aq’an-ik
»der Junge sitzt auf dem Weg«
»er bewegt sich in Rückenlage (wörtl.: mit dem Mund
nach oben) aufwärts«
8.6.2 Aber auch finite Verbformen können von Positionalstämmen abgeleitet werden. Am
häufigsten sind das intransitive Verbsuffix -e’(-ik) »Raumlage einnehmen« wie bei ku’b’e’
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
53
»sich setzen« oder paqe’-ik »sich in Rückenlage begeben« und das transitive Suffix -V=b’a’
»etwas in Raumlage bringen« wie bei teleb’a’ »etwas schultern«:
ta x-Ø-ku’b’e’ puch ri k-ati’t »und da setzte sich auch ihre Großmutter«
x-Ø-paqe’-ik1 »er begab sich in Rückenlage«
x-u-teleb’a’
»er schulterte es (einen Baumstamm)«
8.6.3 Als unregelmäßige Form gehört auch das partikelartige k’o »räumlich existieren(d)«
mit dem Partizip Stativ k’olik und der intransitiven Verbform k’oje’(-ik) zu den Positional­
wurzeln. Das folgende Beispiel mit der intransitiven Verbform zeigt den adverbialen
Gebrauch eines Partizip Stativ mit der Modalpartikel wi sowie der in Verbformen äußerst
seltenen plurali­schen Referierung auf etwas Unbelebtes mit e-:
xa ch’ob’ol chik x-e-k’oje’ wi ja’
»die Gewässer begaben sich in eine geordnete Lage (aus der Schöpfungsgeschichte)«
8.7
Abgeleitete Verbstämme: -Vr, -isa-j und -V-j
Nicht nur von Positionalstämmen, sondern auch von (fast) allen anderen Stämmen –
Nomina, Adjektiven und intransitiven Verben – können Verbstämme abgeleitet werden.
8.7.1 Mit dem Suffix -Vr(-ik) können vor allem aus Nomina und Adjektiven intransitive
Verbstämme gebildet werden. Der Vokal in -Vr ist nicht vorhersagbar und meist a oder i,
seltener e oder u. Die Bedeutung ist »zu ... werden«:
ab’ajir
nimar
winaqir
»zu Stein werden« (zu ab’aj »Stein«)
»groß werden« (zu nim »groß«)
»zum Menschen werden«, (zu winaq »Mensch, Mann«)
idiomatisch für: »entstehen, vermehren (auch von Tieren)«
8.7.2 Transitive Verben (der Klasse 2) werden von intransitiven Verben durch Anhängen
von -isa-j (nach Stämmen mit e -esa-j) »... machen«, sogenannte Kausative, abgeleitet:
kamisa-j
ik’owisa-j nimarisa-j
el-esa-j
»sterben (kam) machen«, d. h. »etwas oder jemanden töten«
»vorbeigehen (ik’ow) machen«, d. h. »etwas überbieten,
übertreffen«
»groß (nim) machen, stolz machen«
»hervorkommen (el) machen«, d. h. »etwas hervorholen«
8.7.3 Seltener ist die transitive Ableitung durch -V-j, die sowohl bei Nominal- und Adjektiv(Bedeutung: »zu ... machen, mit ... machen«) als auch bei Verbstämmen auftritt:
ajawa-j
su’a-j
nima-j
wara-j
»fürstlich machen, zum Fürsten bestimmen« (zu ajaw »Fürst«)
»Flöte (su’) machen«, d. h. »flöten, etwas auf der Flöte spielen«
»groß (nim) machen, verehren«
»bewachen, Nachtwache halten« (zu war »schlafen«)
Der Gebrauch von -V-j ist allerdings beschränkt und viele Formen zeigen eine Einengung
oder Veränderung der Bedeutung. Es spricht einiges dafür, dass letztlich alle transitiven
Verben der Klasse 2 zu dieser Gruppe gehören.
1 Normiert, im Manuskript des Popol Wuj steht <xpacaic>, es findet sich aber auch die Form
<quipaqueic> »ich begebe mich in Rückenlage«.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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LEKTION 9
9.1 Instrumentale Verben mit -b’e-
Bei Verben wird durch das Suffix -(o)b’e-j eine Form gebildet, die das Mittel der Hand­lung
bzw. die mit der Handlung verbundene Absicht hervorhebt. Diese sogenannte InstrumentalAbleitung führt dazu, dass bei einem transitiven Verb ein indirektes Objekt oder die Angabe
des Mittels ähnlich wie ein direktes Objekt (oder beim Fokus-Antipassiv das Subjekt) ohne
chi in die hervorgehobene Position vor das Verb gestellt wird:
xa tz’alam, xa ch’ut x-ki-kejb’e-j
»nur mit Brettern und spitzen Pfählen befestigten
r-ij ki-tinamit
sie die Außenseite (wörtl.: Rücken) ihrer Stadt«
xa wi xere chi-ki-ch’ab’e-j ri ki-b’ix »so kann/soll sie mit ihrer(/n) Stimme(n) sprechen«
ta x-ki-tzonob’e-j k-ib’ »da befragten sie einander«
Im Popol Wuj findet sich zusammen mit Verben auf -(o)b’e-j nur selten ein zusätzliches
Nomen; das hervorgehobene Mittel oder das indirekte Objekt (bzw. der Nutznießer der
Handlung) ergeben sich oft nur aus dem größeren Erzählzusammenhang.
9.1.1 Gelegentlich findet sich bei intransitiven Verben eine dem Instrumental transitiver
Verben ähnliche Ableitung mit -ib’e-j, bei der eine indirekte Angabe zum direkten Objekt
einer transitiven Konstruktion wird:
jusuk’ x-u-kamib’e-j ri jun ajaw
chi-k-oq’ib’e-j
9.2
»sofort starb der eine Herrscher daran«
»sie können damit brüllen«
Instrumentale Nomina -Vb’al (und -Vb’)
Den für das Suffix instrumentaler Verbstämme kennzeichnenden Lautbestandteil -b’zeigt auch das Nominalsuffix -(V)b’al. Es macht aus einem Verb ein Nomen, das das Mittel
oder den Ort der Verbhandlung ausdrückt:
eleb’al kunab’al warab’al tab’al »Mittel oder Ort des Hervorkommens«
»Heilmittel, Ort der Heilung«
»Schlafmittel, Schlafstätte«
»Mittel zum Hören«
Auch Possessivkonstruktionen sind möglich:
r-eleb’al q’ij
r-oq’ib’al b’alam
u-tijob’al Xib’alb’a
u-k’utb’al r-ib’
»Aufgangsort der Sonne, d. h. Osten«
»das Schreimittel, d. h. Gebrüll des Jaguars«
»der Ort der Prüfung durch die Xib’alb’aner«
»das Mittel bzw. der Ort, sich zu zeigen«
Die beiden letzten Formen zeigen, dass sich das Possessivpronomen auch bei transitiven
Verben immer auf das Subjekt bezieht (anders als im Deutschen, bei dem die vergleichbaren
Genitivbildungen nicht immer eindeutig sind, in der Übersetzung »Prüfungsort der Xib’al­
baner« – könnten die Xib’alb’aner auch die Prüflinge sein).
9.2.1 Bei Positionalstämmen hat das abgeleitete instrumentale Nomen das Suffix -Vb’ :
tz’apib’
teleb’
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»Tür (wörtl.: Mittel zum, Ort des Schließen(s))«
»Schulter (wörtl.: Mittel zum, Ort des Schultern(s))«
55
9.3 Das Nomen -e(ch) »Eigentum«
Das Nomen -e(ch) »Eigentum« hat in Verbindung mit Possessivpräfixen die Funktion
deutscher Possessiv- oder Personalpronomina, z. B. rech »sein Eigentum, das Seinige«, oder:
ma jab’i kech
»es gab ihr Eigentum nicht«, d. h. »sie hatten nichts«
Mit voran­gestelltem chi dient es zur pronominalen Bezeichnung eines menschlich-belebten
indirekten Objekts (Dativ-Objekt, Empfänger, Nutznießer der Handlung):
x-Ø-cha’ k’ut K’iq’ab’ chi k-ech
ta x-Ø-ya’ k’ut jun tz’ikin chi re Kab’raqan
x-e-cha’ ri k’ajol-ab’ chi ke »dann sagte K’iq’ab’ zu ihnen«
»da wurde Kab’raqan ein Vogel gegeben«
»sagten die Jünglinge zu Ihnen«
Die letzten beiden Beispiele zeigen die mögliche Verkürzung von -ech zu -e (Wegfall des aus­
lautenden Konsonanten).
Wie generell bei Possessivkonstruktionen (s. Lektion 5.1) kann auch bei pluralischem Bezug
r- anstelle des zu erwartenden k- verwendet werden:
x-e-cha’ chi rech k-ixoqil »sagten sie zu ihren Frauen«
Gelegentlich wird -e(ch) mit transitiven Verben oder Verben, die im Fokus-Antipassiv stehen,
zur Kennzeichnung eines menschlich-belebten direkten Objekts verwendet (vgl. auch
Lektion 10.4) :
xa wi k’u xere Junajpu, Xb’alanke
x-Ø-ch’akow re Kab’raqan
9.4 »aber Junajpu und Xb’alanke besiegten Kab’raqan«
Besondere Possessivbildungen (Endung -Vl)
Das K’iche’ unterscheidet zwischen Nomina,
• die immer einen Besitzer haben (und immer mit Possessivpräfix verwendet werden),
• solchen, die normalerweise keinen Besitzer haben,
• und solchen, die einen Besitzer haben können, aber nicht notwendigerweise haben
müssen.
9.4.1 In die erste Kategorie fallen alle Körperteilbezeichnungen und Verwandtschafts­
begriffe sowie einige Wörter wie -ochoch »Haus (als Heim)« u. a.
k-aqan, ki-q’ab’
u-k’ajol r-ochoch
»ihre Beine und Arme«
»sein Sohn«
»sein Haus«
Soll ein solches Nomen allgemein verwendet werden, so muss dies durch ein besonderes
Suffix gekennzeichnet werden, z. B. bei Verwandtschaftsbezeichnungen -(V)xel:
k’ajol-axel »Sohn, Söhne allgemein«
Eine ähnliche Wirkung hat das mit Possessivpräfixen nicht kombinierbare Pluralsuffix -Vb’,
z. B. k’ajol-ab’ »Söhne, junge Männer«. In nicht-possessivem Gebrauch nehmen Körperteil­
bezeichnungen ein Suffix -aj, z. B. jolom-aj »Kopf«, im Popol Wuj allerdings nicht belegt,
vs. u-jolom »sein Kopf«. Zu -ochoch »Haus, Heim« gibt es eine nicht possessiv verwendetes
Entsprechung, das Wort ja »Gebäude«.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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9.4.2 Durch Anhängen von -Vl werden Nomina als unveräußerlicher Besitz gekenn­
zeichnet, die einen ansonsten nicht notwen­diger­weise unveräußerlichen Besitz bezeichnen.
Es handeln sich dabei meist um eine Teil-Ganzes-Beziehung (partitiv), v.a. bezogen auf den
eigenen Körper, aber auch auf soziale Zugehörigkeit wie im Falle von ixoq »Frau«:
kik’ u-kik’-el ki-tz’um
u-tz’um-al chikop
ki-b’aq-il
k-ixoq-il
»Blut (allgemein)«
»sein (eigenes) Blut«
»ihr Leder (zum Ballspielen)«
»das Fell der Tiere«
»ihre eigenen Knochen (des eigenen Körpers)«
»ihre (Ehe-)Frauen«
Das letzte Beispiel ist nur bedingt von Fällen zu unterscheiden, bei denen Nomina, die etwas
bezeichnen, das normalerweise keinen Besitzer hat, possessivisch gebraucht ebenfalls das
Suffix -Vl nehmen:
ki-juyub’-al »ihre Berge (als beherrschtes Territorium)« 1
-Vl scheint auch zur Kennzeichnung eines unbelebten Besitzers dienen zu können:
u-chikop-il juyub’
»die Tiere der Berge (Besitzer nicht belebt)«
Sofern nicht verschiedene Suffixe zugrunde gelegt werden, kann die Bedeutung von -Vl
am ehesten als Kennzeichnung einer »besonderen Art« von Verwendung des Nomens im
Hinblick auf Possessivität beschrieben werden. Die Daten aus dem Popol Wuj (und anderen
kolonialzeitlichen indigenen Quellen) reichen für eine genauere Analyse allerdings nicht aus.
9.5 Abstrakta und Kollektiva mit -Vl
Es existieren noch andere Suffixe der Gestalt -Vl, die sich sowohl in ihrer Lautgestalt als auch
in ihrem Gebrauch manchmal nur schwer voneinander unter­scheiden lassen.
Bei Nomina und Adjektiven dient -Vl dazu, Abstrakta oder Kollektiva zu bilden:
nimal
saqil
tepewal
ajawal
munil
»Größe«
»Helligkeit, Glanz, ...«
»Erhabenheit«
»Herrscheramt; Herrschaft«
»Sklaverei«
Einige dieser Ableitungen nehmen Possessivpräfixe, wobei gelegentlich auch das unter 9.4
beschriebene Suffix -Vl »besonderes Possessiv­verhältnis« vorzuliegen scheint:
u-nimal
u-saqil q’ij
u-saqil-al
r-achijil-al
»seine Größe«
»der Glanz der Sonne«
»sein Glanz, Ruhm«
»seine Männlichkeit, sein Kriegertum«
Die Ableitungen können auch adjektivisch gebraucht werden:
k’ajolal wach
juyub’al winaq
»jugendliches Aussehen (wörtl.: jungenhaftes Gesicht)«
»aus dem Gebirge stammender Mensch«
1 Daneben findet sich im Popol Wuj aber auch einmal ujuyub’ »sein Berg«.
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9.6
Von Verben abgeleitete Nomina auf -Vl
Durch -(V)l können auch Nomina von Verben abgeleitet werden, mit denen die handelnde
Person bezeichnet wird.
9.6.1 Bei intransitiven Verben findet sich das Suffix -el:
kay kam
»zusehen«
»sterben«
kayel kamel »Zuschauer«
»Sterbende«
Von passiven Verben werden mit -(V)l Nomina abgeleitet, die den passiven Empfänger
(Passiv auf -taj, der zu -ta-l wird) oder aber das Resultat der Handlung ausdrücken:
muq xowa-j »begraben« »ehren« muqutal
xowatal
»der/das Begrabene«
»der/das Geehrte«
9.6.2 Von transitiven Verben wird die Form durch Anhängen von -l (Klasse 2; gelegentlich
mit Vokalwechsel), -ol (Klasse 1) bzw. als Antipassiv auf -(V)n-el gebildet:
b’an k’ex chaji-j na’o-j etama-j kamisa-j
»machen« »tauschen«
»bewachen« »denken« »wissen« »töten«
b’anol »Macher, Schöpfer«
k’exel
»Stellvertreter«
chajal »Wächter, Hüter«
na’ol »Denker«
etamanel »Kundiger, Wissender«
kamisanel»Mörder«
9.7Lesestücke
Lesestück 1: Die Insignien der Macht
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Are k’u ub’i’ ajaw wa’: »Rajawal Aj Releb’al Q’ij,« xeopon wi.
Ta xeopon k’ut chuwach ajaw, Nakxit ub’i’ nima ajaw.
xa jun q’atol tzij, tzatz rajawarem.
Are k’ut xya’ow uloq retal ajawarem, ronojel uwachinel.
Ta xpetik retal Ajpopol, Ajpop K’amjail,
ta xpe k’ut retal uq’aq’al, rajawarem puch Ajpop, Ajpop K’amja.
Lesestück 2: Die Könige K’iq’ab’ und Kawisimaj
1. E ka’ib’ chi nimaq ajawab’: [...] K’iq’ab’ jun ajaw, Kawisimaj ub’i’ jun chik.
2. Are k’ut tzatz chik xub’an ri K’iq’ab’, Kawisimaj.
3. Are chi xnimarisan K’iche’ rumal qitzij nawal uk’oje’ik.
4. Are xq’ajowik, are puch xpaxinik usiwan, utinamit ch’uti’ amaq’, nima amaq’.
5. Naqaj taq uxol, k’o wi tinamit ojer:
6. Are ujuyub’al Kaqchekeleb’ ri Chuwi’la wakamik.
7. Ujuyub’al chi nay pu Rab’inaleb’ ri Pamak’a’. [...]
8. Utinamit chi k’ut Saqulewab’ Chuwi’ Miq’ina’, Xe’laju, Chuwa Tz’aq ruk’ Tz’olojche’.
9. Are xrixowaj K’iq’ab’, xub’an lab’al.
10. Qitzij wi xq’ajik, xpaxik usiwan, utinamit Rab’inaleb’, Kaqchekeleb’, Saqulewab’.
11. xxule’ik, xpaqe’ik ronojel amaq’.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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LEKTION 10
10.1Futur
Für das Futur gibt es die speziellen Tempus/Aspekt-Präfixe xch(i)- und xk(a)-. xch(i)erscheint überwiegend bei transitiven, xk(a)- dagegen bei intransi­tiven (und entsprechend
auch bei antipassiven und passiven) Verben:1
xch-u-rayi-j xch-Ø-ok ...
xk-e-ul-ik
»er wird es wünschen«
»er wird hineinkommen«
»sie werden kommen«
10.2 Besondere Possessivkonstruktionen bei Subjekt und Objekt
In bestimmten Fällen wird das Subjekt eines transitiven Satzes als Teil einer Possessiv­kon­
struktion ausgedrückt, bei der es als Besitzer des direkten Objekts gekennzeichnet ist:
mawi x-u-tzono-j
u-q’aq’ ri Kaqchikel-eb’
»die Kaqchikel erbaten nicht (ihr) Feuer«,2 wörtl.:
»man erfragte nicht das Feuer der Kaqchikel«
Dieser Konstruktionstyp ist nur möglich, wenn das Subjekt durch die im Verb ausge­drück­te
Handlung Kontrolle über das direkte Objekt erlangt:
ta x-u-k’am r-echa’ ri xik
aber:
k’ate puch x-r-il ri ati’t ri echa’
»da nahm der Sperber seine Nahrung«, wörtl.:
»er (= der Sperber) nahm die Nahrung des Sperbers«
»und dann sah die alte Frau die Nahrung«
Die Konstruktion liegt auch bei allen Reflexivkonstruktionen vor, bei denen das Subjekt
durch ein Nomen vertreten ist:
ta x-u-k’ut k’u r-ib’ jun winaq
»da zeigte sich ein Mann«
10.2.1 Eine Possessivkonstruktion kann als direktes Objekt auch zum Ausdruck des
indirekten Objekts (Dativ, Nutznießer) dienen, das – wenn möglich – grammatisch als
Besitzer des direkten Objekts behandelt wird:
ta x-ki-ya’ k’ut r-echa’ ch’oh
»da gaben sie dann der Maus Nahrung«, wörtl.:
»sie gaben die Nahrung der Maus«
Voraussetzung für diese Bildung ist, dass das Pronominalpräfix im transi­tiven Verb und das
Possessivpräfix nicht die gleichen sind. Bei Vorliegen identischer Formen wären Subjekt und
Besitzer des direkten Objekts identisch. Lässt sich das indirekte Objekt nicht als Besitzer des
direkten Objekts ausdrücken, so wird die in Lektion 9.3 beschriebene Konstruktion mit chi
POSS-ech verwendet.
1 Diese Verteilung findet sich auch bei den Tempus/Aspekt-Präfixen ch(i)- und k(a)- in Imperativ­
formen (s. Lektion 11.7). Das Futur ist nur in kolonialzeitlichen Texten belegt, im heutigen K’iche’
jedoch nicht mehr gebräuchlich. Es ist durchaus möglich, dass es sich um eine missionars­lingui­
sti­sche Neuschöpfung handelt, die nur im geschriebenen K’iche’ verwendet wurde.
2 Hier fällt die bei transitiven ansonsten selten anzutreffende Diskrepanz zwischen pluralischem
Subjekt (bzw. Besitzer des direkten Objekts) und dem sowohl im Verb als auch als Possessivpräfix
vorkommenden u- auf.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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10.2.2 Besondere Possessivkonstruktionen für das Subjekt werden schließlich bei Verben
ver­wen­det, die emotionale oder mentale Vorgänge oder Handlungen ausdrücken. Als gram­
matisches Subjekt finden sich nicht selten Körperteilbezeichnungen, besonders k’u’x »Herz«:
are x-Ø-kikot u-k’u’x k-ati’t x-u-raqu-j k’u u-chi’ ajaw
»das Herz ihrer Großmutter freute sich«
»der Mund des Fürsten brüllte es«
Gelegentlich ist die Kombination idiomatisch, wie z. B. ku’b’ »sitzend« und k’u’x »Herz« im
Sinne von »beruhigt bzw. getröstet sein, ...«:
k’ate k’ut x-Ø-ku’b’e’ ki-k’u’x
»und dann beruhigten sie sich
(wörtl.: setzten sich ihre Herzen)
10.3 Zahlen und Zählwörter
Zahlen sind im Popol Wuj nicht umfassend belegt1 und werden deshalb hier nur kurz
behandelt. Höhere Zahlen sind Zusammensetzungen: ju-lajuj »11 (1+10)«, wuq-lajuj »17
(7+10)«. Die Grundeinheit für höhere Zahlen bilden Zwanzig und seine Vielfache: ju-winaq
»20«, wörtl. »ein Mensch (d. h. wohl Zahl der Finger + Zehen)«, ju-winaq kajib’ »24«.
An höheren Zahlen kommen noch vor: omuch »400«, d. h. o-much »5 Haufen (à 80)«,
ka-chuwi »16 000«, d. h. »2 Säcke Kakao zu je 8 000 Bohnen«.
10.3.1 Ebenfalls selten finden sich im Popol Wuj Beispiele mit Zähl­wörtern, die ansonsten
für Mayasprachen typisch sind. Mit Zählwörtern wie wi, chob’ oder b’usaj werden gezählte
Gegenstände aufgrund von Eigenschaften wie Materialbeschaffen­heit und Form zu Objekt­
klassen zusammengeführt:2 ju-wi ab’ix »eine Maispflanze«, ju-chob’ tinamit »eine Stadt«,
ox-chob’ chi chinamit »drei der Familien­verbände« oder ox-b’usaj »drei Stück (Tuch)«.
In Verbindung mit einem Zählwort zeigen Zahlen – anders als bei Konstruktionen wie oxib’
k’ajolab’ »drei Jünglinge« – das Pluralsuffix -Vb’ nicht.
10.3.2 Für Zahlen gibt es spezielle Möglichkeiten, Adjektive und Nomina zu bilden:
Mit -ichal zusammen bezeichnen sie »Gruppe von ...«: kab’ichal »Zweier­gruppe«, kajichal
»Vierergruppe«, possessivisch verwendet ki-kajichal »ihre Vierergruppe, sie Vier«.
Mit -mul zusammen bezeichnen sie »... mal«: jumul (jun »1« verliert in Verbin­dungen meist
den Auslaut n), »einmal«, kajmul »viermal«, als adverbiale Erweiterung: ch-u-kamul »zum
zweiten Mal«. Besonders zu ju(n) »eins« finden sich weitere Ableitungen, so z. B. jusu(k’)
»sofort«, jutaq »jeder«, jutaq’ij »immerzu« aus jutaq »jeder« + q’ij »Tag« und andere.
Spezielle Suffixe wie -ix bzw. -ij und -ir bezeichnen Zeiträume: wuqub’ix »in sieben Tagen«,
r-ob’ix »am fünften Tag«, kab’ij »in zwei Tagen«, kab’ijir »vor zwei Tagen«, z. B. in:
ch-u-kab’ij puch ta x-Ø-t’ub’ukij sanik
»und am zweiten Tag häuften sich Ameisen«
1 Dies gilt auch für die anderen kolonialzeitlichen Primärquellen. Genauere Informationen finden
sich nur in den von Missionarslinguisten verfassten Grammatiken (und Wörterbüchern). Hinzu
kommt, dass im heutigen Sprach­gebrauch für höhere Zahlen meist die spanischen Bezeichnungen
verwendet werden.
2 Deshalb bezeichnet man derartige Zählwörter auch als Numeralklassifikatoren. Sie ähneln den
im Deutschen bei nicht zählbaren Stoffbezeichnungen wie »Wasser« gebräuchlichen Wörtern wie
»ein Glas Wasser« oder »eine Flasche Wasser«.
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10.4
Infinitive und nominalisierte Verben mit direktem Objekt
Bei Nomina und Infinitiven, die von transitiven Verben abgeleitet sind, erscheint gelegentlich
auch das direkte Objekt. Sofern es unbelebt und damit ein­deutig als Objekt identifizierbar
ist, wird es einfach nachgestellt:
b’anol ulew
k’amb’al q’aq’
ri chajal kotz’i’j »Schöpfer der Erde«
»Mittel (im Sinne von Preis) zum Nehmen des Feuers«
»der Wächter der Blumen«
Auch in diesen Fällen kann das Subjekt durch ein Possessivpräfix ausgedrückt werden:
ki-q’atoj che’
»ihr Fällen (Abhacken) der Bäume«
Ein menschlich-belebtes Objekt ist selten und wird jeweils mit -e(ch) eingeleitet:
b’anol k-e
k’amol r-e k’ab’awil
ch’akb’al k-ech Xib’alb’a
chaja-l r-e
»Macher (d. h. Schöpfer) von ihnen«
»Nehmer des Götterbildes«
»Mittel zur Besiegung der Xib’alb’aner«
»Wächter von ihnen (den Lebewesen der Wildnis)«
Das letzte Beispiel ist eines der wenigen, bei denen -e(ch) eindeutig auf nicht-menschliche
Lebewesen bezogen verwendet wird, vgl. zum Kontrast das oben zitierte ri chajal kotz’i’j.
10.5
Abgeleitete Nomina mit -Vm
Das Suffix -Vm dient zur Bildung abgeleiteter Nomina:
10.5.1 Von intransitiven Verbstämmen können mit dem Suffix -Vm (meist -em, aber auch
-am oder -om) Nomina abgeleitet werden:
winaqirem
waram
wa’im
q’oxom
»Entstehung«
»Schlaf«
»Essen, Mahlzeit«
»Schmerz«
10.5.2 Von Nominalstämmen leitet das Suffix -om1 Nomina ab, das den Hersteller, Benutzer
oder Ausführenden der mit dem Nomen assoziierten Tätigkeit bezeichnet, z. B. wub’om
»Blas­rohrschütze«, ab’ixom »Maisfeldbearbeiter«, k’ajolom »Söhne(er)zeuger« oder alom
»Gebärerin«.
10.6
Abgeleitete Verben mit -Vla’ und Nomina/Adjektive mit -Vlaj
Hier folgen noch zwei Suffixe zur Bildung abgeleiteter Verben bzw. Nomina/Adjektive:
10.6.1 Mit dem Suffix -V=la’, dessen Vokal mit dem Stammvokal identisch ist, werden
transitive Verben abgeleitet, bei denen die Intensität der Handlung betont wird:
jusu x-ki-chapala’ ki-yachwach ch-u-b’aqala’ ulew pu-q’ab’ »sofort tasteten sie nach ihrem Kopfschmuck«
»er kann/soll sich Erde auf seine Hand reiben«
1 Vgl. Lektion 8.1.2 -om »Partizip Perfekt (von transitiven Verben der Klasse 1)«
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61
10.6.2 Das Suffix -Vlaj hebt gleichfalls die Intensität hervor. Es leitet von Nomina oder
Verben Nomina ab, die überwiegend als Adjektive gebraucht werden: loq’olaj »sehr geliebt,
sehr begehrt«, utzilaj »sehr gut«, nimalaj »sehr groß« oder k’iyalaj »(besonders) viel«. -Vlaj
kommt auch in Bildungen vor wie k’iche’laj »bewaldet«; »Wald« (wohl aus k’i »viel« und che’
»Baum, Holz«).
10.7
Zusammengesetzte Verben
Das K’iche’ kennt zusammengesetzte Verben, die allerdings nur mit wenigen Verbstämmen
belegt und oft nicht eindeutig analysierbar sind. Hierzu gehören insbesondere Ableitungen
von dem bedeutungsmäßig schwer fassbaren, von wach »Gesicht« abgeleiteten Verbstamm
wachi-j »etwas oder jemanden ein Gesicht geben«, das u. a. »Frucht oder Blüten tragen
(von Pflanzen)« bedeuten kann. Ein voran­ge­stelltes Nomen oder Adjektiv bestimmt
das Verb adverbial, d. h. es gibt die Art und Weise der Handlung an: moywachi-j »blind
machen, d. h. betrügen« oder winaqwachi-j »etwas men­schen­gestaltig machen«. Einige
Zusammensetzungen sind idiomatisch: q’aq’wachi-j »eifersüchtig (wörtl. feuer­gesichtig)
machen« oder moxwachi-j »neidisch (wörtl. linksgesichtig) machen«.
10.8
Lesestück 3: Die Sintflut
1. Jusuk’ xb’anik poy, ajam che’:
2. xewinaqwachinik, xewinaqtzijonik puch [...]
3. xepoq’ik, xeme’alanik, xek’ajolanik ri poy, ajam che’.
4. Ma k’u jab’i kik’u’x, ma pu jab’i kina’oj.
5. Mawi na’tal kajtz’aq, kajb’it.
6. xaloq’ xeb’inik, xechakanik. [...]
7. K’ate k’ut kik’isik chik, kima’ixik, kiq’utuxik puch;
8. xekamisax chik poy, ajam che’.
9. Ta xna’ojix kib’utik rumal Uk’u’x Kaj;
10. nima b’utik xb’anik: xpe pa kiwi’ ri e poy, e ajam che’.
11. Tz’ite uti’ojil ri achij, ta xajaxik rumal Tz’aqol, B’itol.
12. Ixoq, sib’ak k’ut uti’ojil ixoq [...]
13. Mawi xena’wik, ma pu xech’awik chuwach kajtz’aq, kajb’it,
14. b’anol ke, winaqirisay kech.
15. Keje k’ut kikamisaxik, xeb’utik:
16. xpe nima q’ol chila’ chi kaj; [...]
17. xpe Kotzb’alam, xti’ow kiti’ojil;
18. xpe Tuqumb’alam, xtuquwik, xq’ichowik kib’aqil, kib’och’il.
19. xq’ajixik, xmuchulixik kib’aqil, k’ajisab’al kiwach.
Aufgaben
1. Kennzeichnen Sie im Lesestück 3 alle Nomina und Pronominalpräfixe (an Verben und
Nomina), die auf die Holzmenschen referieren.
2. Kennzeichnen Sie im Lesestück 3 alle durch Nomina ausgedrückte Subjekte.
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62
LEKTION 11
11.1 Zitierte Rede
Im Popol Wuj kommt häufig zitierte direkte Rede vor. Sie wird meist durch einen Satz
mit einem Verb des Sagens, v. a. dem intransiven cha’, eingeleitet oder abgeschlossen. Der
Sprecher kann als Subjekt angeschlossen werden, gelegent­lich mittels einer Konstruktion mit
chi re(ch) »zu ihm / ihr (indirektes Objekt)« zusätzlich der Angesprochene:
»›Utz b’a la‹, x-e-cha’ k’ut. »›Aji!‹ x-Ø-cha’ Jun Kame »›Kala, Jun Kame‹ x-e-cha’ chi re ri poy
»›Gut!‹ sagten sie dann«
»›Aua!‹ sagte Jun Kame«
»›Sei gegrüßt, Jun Kame‹ sagten sie
zu der Puppe«
Es finden sich auch Passivformen x-Ø-uchax(-ik) bzw. x-e-uchax(-ik) mit dem Angespro­che­
nen als Subjekt, bei denen der Sprecher fakultativ mit -umal genannt werden kann:1
»›...‹ x-e-uchax chik kumal ki-chaq’ »›...‹ wurde ihnen von ihren jüngeren
Brüdern gesagt«
Die folgenden Beispiele für neue grammatische Formen der ersten und zweiten Person
sowie des Imperativs stammen fast ausschließlich aus zitierter Rede (was im Folgenden nicht
besonders kennzeichnet wird).
11.2 Pronomina der 2. Person
Die freistehenden Pronomina der zweiten Person stehen immer betont voran:
at ix »2. Person Singular«
»2. Person Plural«
at : u-k’u’x kaj
ix : samajel
»du bist das Herz des Himmels«
»ihr seid Boten«
11.2.1 Die Subjektpronomina intransitiver Verben entsprechen – wie bei e und e- für die
3. Person Plural (Lektion 4.5) – den Formen dieser isolierten Pronomina, d. h. sie lauten
at- bzw. ix-:
k-at-b’e
x-at-ul-ik
k-ix-ta’on-ik
»du gehst«
»du bist gekommen«
»ihr hört (irgendetwas)«
11.2.2 Possessiv- und Subjektpronomina transitiver Verben lauten identisch:
aawiiw-
vor Konsonant
vor Vokal vor Konsonant
vor Vokal
»2. Person Singular«
»2. Person Plural«
1 Die Verben des Sagens hängen offensichtlich zusammen, sind aber bezüglich ihrer Bildung und
Lautgestalt nicht ein­heitlich: cha’ »sagen« und ein transitives Verb »etwas sagen«, das im Popol
Wuj nur als Passiv (u)chax und Antipassiv ch’aw bzw. (u)chan sowie im Instrumental ch’ab’e-j
»jemanden etwas sagen« belegt ist.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
63
Possessiv:
a-b’i’
ch-aw-ech
i-k’u’x
iw-ochoch
»dein Name«
»zu dir«
»eure Herzen«
»euer Haus bzw. eure Häuser«
Subjekt transitiver Verben:
x-a-b’an-o
k-iw-aj
x-i-b’an ...
11.3
»du machtest es«
»ihr wünscht es«
»ihr tatet es«
Pronomina der 1. Person
Die freistehenden Pronomina der ersten Person stehen immer betont voran:
in oj »1. Person Singular«
»1. Person Plural«
in : b’anol ulew
oj : xajol
»ich bin der Erschaffer der Erde«
»wir sind Tänzer«
11.3.1 Die Subjektpronomina intransitiver Verben entsprechen den Formen der isolierten
Pronomina, d. h. in- und oj-:
xk-in-opon k-oj-b’e(-k)
»ich werde hineinkommen«
»wir gehen«
11.3.2 Possessiv- und Subjektpronomina transitiver Verben lauten identisch:1
nuwqaq-
vor Konsonant
vor Vokal vor Konsonant
vor Vokal
»1. Person Singular«
»1. Person Plural«
Possessiv:
nu-wach
w-echa’
qa-b’i’
q-ochoch
»mein Gesicht«
»meine Nahrung«
»unsere Namen bzw. unser (gemeinsamer) Name«
»unsere Häuser bzw. unser Haus«
Subjekt transitiver Verben:
x-nu-k’am
chi-w-il
xchi-qa-tz’ib’a-j
x-q-il
»ich nahm es«
»ich kann es sehen«
»wir werden es aufschreiben«
»wir sahen es«
Die 1. Person Singular transitiver Verben lautet allerdings nach ch(i)- und xch(i)- unregel­
mäßig in-:
xch-in-k’am
»ich werde es nehmen«
1 Bedingt durch die defektive Schreibung des Lautes q im Popol Wuj (meist genauso wie der Laut
k mit <c> oder <qu>) ist vor vokalisch anlautenden Nomina q- »l. Person Plural« nicht von k- »3.
Person Plural« zu unterscheiden.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
64
11.4
Verkürzte und mehrdeutige Pronominalpräfixe
Einige transitive Verbformen der ersten und zweiten Person sind im Potential und
Inkompletiv formal doppeldeutig:
chi-w-il
ka-w-il »ich kann es sehen« oder ch-iw-il »ich sehe es«
oder k-aw-il
»ihr könnt es sehen«
»du siehst es«
Manchmal fällt bei intransitiven Verben vor konsonantisch anlautenden Verb­stäm­men das n
von in- »1. Person Singular« oder das x von ix- »2. Person Plural« weg:
k-i-paqa’-ik
»ich (in-) bringe mich in Rückenlage« bzw.
»ihr (ix-) bringt euch in Rückenlage«
Der Wegfall des Konsonanten findet sich gelegentlich auch bei at- »2. Person Singular«:
k-a-kam-ik
»du stirbst« bzw. ka-Ø-kam-ik »er/sie stirbt«
Über den Kontext ist fast immer eine eindeutige Interpretation möglich.
11.5 Imperativ und Optativ
In zitierter Rede kommen im Popol Wuj Aufforderungen vor. Diese Im­pe­rative werden mit
anderen Modalsuffixen als den bisher beschreibenden (sogenannten indikativen) gebildet.
Sie können mit einem der Tempus/Aspekt-Präfixe k(a)- oder ch(i)- kombiniert oder ohne ein
Tempus/Aspekt-Präfix (d. h. also formal mit Ø- gekenn­zeichnet) ge­braucht werden. Diese
Bildungen werden nicht nur mit der 2. Person Singular oder Plural als Imperative verwendet,
sondern auch mit einer 1. oder 3. Person im Sinne eines Wunsches (als sogenannter Optativ).
11.5.1 Bei intransitiven (und passiven bzw. antipassiven) Verben lauten die Modalsuffixe
-oq bzw. -a. Die Form -oq wird verwendet, wenn im Indikativ -ik erscheinen würde, die Form
-a in den Fällen, in denen die Indikativform kein Modalsuffix nehmen würde. Das häufigste
Präfix ist k(a)-:
k-at-tzijon-oq»Sprich!«
k-ix-pet-oq»Kommt!«
k-oj-q’at-oq
»Wir sollen/wollen verbrannt werden!«
k-e-pet-oq
»Sie sollen kommen!«
ch-Ø-ux-oq »Es soll (zu ...) werden!«
Ø-pet-oq
»Er/sie soll kommen!«
Ø-pet-a qa-wub’ »Unsere Blasrohre sollen kommen!«
11.5.2 Transitive Verben der Klasse 1 zeigen im Imperativ -a, das bei Verbstämmen mit
Stammvokal o als -o, mit Stammvokal u als -u erscheint. Verben der Klasse 2 haben wie im
Indikativ -j. Dementsprechend unterscheiden sich also nur die Modalsuffixe von Verben
der Klasse 1 mit einem Stammvokal a, e oder i von denen des Indikativs, die Suffixe stehen
allerdings auch dann, wenn das transitive Verben im Indikativ kein Suffix aufweisen würde.
Das häufigste Präfix ist ch(i)-:
ch-a-ya’-a
ch-aw-il-a
ch-iw-il-a
»Gib es!«
»Sieh es (an)!«
»Seht es (an)!«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
65
ch-i-kamisa-j Ø-i-ch’aj-a
Ø-qa-b’an-a
Ø-w-il-a
»Tötet ihn!« oder »ihr sollt ihn töten«
»Wascht es!«
»Lasst es uns machen!«
»Ich will es (an)sehen!«
11.5.3 Negative Aufforderungen (Warnungen, Verbote) zeigen die indikativen Modalsuffixe,
nicht die des Imperativs. Anstelle des Tempus/Aspekt-Präfixes ch(i)- oder k(a)- steht das
Präfix m- (vgl. ma »Negation«):
m-ix-oq’-ik
m-e-qaj-ik
m-i-ya’
m-a-k’ajisa-j
»Ihr sollt nicht weinen!«
»Sie sollen nicht fallen!«
»Ihr sollt es nicht geben!«
»Du sollst ihn/sie nicht täuschen!«
11.6 Übersichtschemata für intransitive und transitive Verben
Das vollständige Schema mit allen Personen, allen Tempus/Aspekt-Präfixen und den
Imperativ/Optativ-Formen lautet für intransitive bzw. transitive Verben also:
Tempus/Aspekt
Subjekt (intransitiv)
VERBSTAMM
Modalsuffix
xk(a)ch(i)xch(i)-/xk(a)k(a)ch(i)-
inatØojixe-
intransitiver Verbstamm
-ik
Tempus/Aspekt
Subjekt (transitiv)
VERBSTAMM
Modalsuffix
xk(a)ch(i)xch(i)-/xk(a)k(a)ch(i)-
nu- (in-) / wa(w)u- / rq(a)i(w)k(i)-
transitiver Verbstamm
-j (Klasse 2)
-o / -u
-oq
-a
-j (Klasse 2)
-a / -o / -u
11.7 Fragesätze (Ja/Nein-Fragen)
Bei Fragesätzen gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Bildungen, je nach dem, ob es sich
um eine Satzfrage (oder Ja/Nein-Frage) oder um eine Frage nach einem Satzteil (s. Lektion
12.2) handelt. Satzfragen werden mit der Partikel ma eingeleitet:
ma k-ix-ta’on-ik?
ma xa ma wi k-oj-k’ixb’-ik? »Hört ihr irgendetwas?«
»Müssen wir uns aber nicht schämen?«
Dieses ma »Frage« ist von dem gleichlautenden ma »Negation« zu unterscheiden. Bei
negativen Fragen wird die Negation ma durch ein nachgestelltes pa zur Frage:
ma pa x-e-kam ri Jun Junajpu,
Wuqub’ Junajpu?
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»Sind Jun Junajpu und Wuqub’ Junajpu
nicht gestorben?«
66
11.8
Modalpartikeln der Einschätzung
In gesprochener Sprache kommen neben den in Lektion 2.3 behandelten noch weitere
Modal­partikeln vor. Sie stehen nach dem Verb oder nach einer Partikel bzw. einer adver­
bialen Angabe in Erstposition und kennzeichnen, wie der Sprecher den Wahrheits­gehalt
oder die Wahrscheinlich­keit einer Aussage einschätzt:
b’a lo
na
on
ta(j)
»befürwortend, bejahend«
»wohl eher nicht (zweifelnd)«
»wahrscheinlich, in fester Erwartung«
»möglicherweise (offene Einschätzung)«
»den Tatsachen widersprechend«
ch-i-poro-j na b’a w-ochoch
xa sakb’al tzij lo
ch-Ø-opon na kik’ awuk’
k’o b’a nu-tzij chi nupam ma xa on mi x-Ø-b’e-k Junajpu?
»brennt doch mein Haus nieder!«
»aber es ist wohl nur ein Wortspiel«
»der Kautschukball soll dann zu dir kommen
(d. h. dir zugespielt werden)«
»meine Botschaft befindet sich tatsächlich in mir«
(gesagt von einem Boten, der ein Tier verschluckt
hat, das eine Nachricht überbringen soll)
»Ist Junajpu etwa nur vielleicht gerade eben
weggegangen?«
Gerade das letzte Beispiel zeigt die Komplexität der Abfolge mehrerer Partikeln.
11.9Lesestücke
Lesestück 4: Gebet
1. Akaroq, at tz’aqol, at b’itol!
[....]
4. at k’ab’awil chi kaj, chi ulew,
5. uk’u’x kaj, uk’u’x ulew!
6. chaya’ taj qetal, qatzijel,
7. chi b’e q’ij, chi b’e saq,
8. ta chawaxoq, ta saqiroq!
9. k’i ta raxal b’e, raxal jok kojaya’ wi! [...]
10. utzilaj k’aslem, winaqirem ta puch kojaya’ wi!
11. at Juraqan, Ch’i’pa Kaqulja’, Raxa Kaqulja’,
12. Ch’i’pi Nanawak, Raxa Nanawak,
13. Wok, Junajpu, Tepew, Q’ukumatz,
14. alom, k’ajolom, Xpiyakok, Xmukane,
15. rati’t q’ij, rati’t saq,
16. ta chawaxoq, ta saqiroq!
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
67
Lesestück 5: Das Mädchen Xkik’
1. Are k’ut ta xuta jun q’apoj, ume’al jun ajaw.
2. Kuchumakik’ ub’i’ uqajaw, Xkik’ k’ut ub’i’ ri q’apoj.
3. Ta xuta k’ut utzijoxik ri uwach che’, ta chitzijox chik rumal uqajaw.
4. Chumayijaj k’ut, ta chitzijoxik.
5. »Ma [...] wila ri che’ [...]? Qitzij kus uwach, kacha’, kanuta’o.« xcha’ k’ut.
6. K’ate xb’ek, xa utukel, xopon k’ut chuxe’ che’. [...]
7. »Ma kikam taj, ma kisach taj, la qi ta xchinch’up junoq.« xcha’ k’u ri q’apoj.
8. Ta xch’aw k’ut ri b’aq,1 k’o ula xol che’:
9. »Naki pa karayij chi re ri xa b’aq ri k’olok’oxinaq chuq’ab’ taq che’?«
10. xcha’ ri ujolom Jun Junajpu, ta xch’awik chi re ri q’apoj.
11. »Ma karayij?« xuchaxik.
12. »Kanurayij!« xcha’ k’ut ri q’apoj.
13. »Utz b’a la, chalik’ib’a’ uloq ri awikiq’ab’, Wila na!« xcha’ ri b’aq.
14. »We’!« xcha’ k’u q’apoj, xulik’ib’a’ aq’anoq uwikiq’ab’ chuwach b’aq. [...]
15. Tak’al k’ut puq’ab’ q’apoj, ta xril k’ut puq’ab’.
16. Jusuk’ xunik’oj, ma k’u jab’i uchub’ b’aq puq’ab’.
17. »xa retal, mi xnuya’ chawe ri nuchub’, nuk’axaj. [...]
18. Kataq’an k’ut chila’ chuwach ulew.
19. Mawi kakamik, katok pa tzij. Ta chuxoq!«
20. xcha’ ri ujolom Jun Junajpu, Wuqub’ Junajpu.
21. xa wi kina’oj ta xkib’ano,
22. are utzij Jun Raqan, Ch’i’pi Kaqulja’, Raxa Kaqulja’ chi kech.
23. Keje k’u utzalijik chik q’apoj chi rochoch, k’iya pixab’ xb’ix chi rech.
24. Jusu k’u xwinaqir ral chi upam rumal ri xa chub’.
25. Are k’ut kiwinaqirik Junajpu, Xb’alanke.
26. Ta xopon k’ut chi rochoch ri q’apoj, xtz’aqat k’ut waqib’ ik’.
27. Ta xnawachil rumal uqajaw, ri Kuchumakik’ ub’i’ uqajaw. [...]
1 In diesen Sätzen liegt wahrscheinlich ein Wortspiel zwischen b’aq »Knochen« (dem im Baum
befindlichen Schädel Jun Junajpus) und b’aq’ »Frucht« vor.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
68
LEKTION 12
12.1 Gemeinsames Vorkommen von Subjekt- und Objektpräfixen
bei transitiven Verben
Bei den bisher behandelten transitiven Verbformen war nur das Subjekt pronominal mar­
kiert. Dies sind zwar die am häufigsten anzutreffenden Formen transitiver finiter Verben,
sie stellen jedoch eigentlich nur einen Sonderfall der pronomina­len Markierung von Subjekt
und direktem Objekt dar: Bei transitiven Verben tritt zwischen das Tempus/Aspekt-Präfix
und den Stamm eine zweifache pronominale Markierung, das Objekt wird so vor den bereits
bekannten Subjektpronomina des transitiven Verbs mit denselben Pro­nominal­präfixen
bezeichnet, die bei intransitiven Verben das Subjekt markieren:
k-ix-qa-sach
x-oj-i-k’am
x-e-qa-ch’ak-o
k-in-ki-q’alu-j
»wir vernichten euch«
»ihr habt uns genommen (d. h. geholt)«
»wir haben sie überwunden«
»sie umarmen mich«
Es zeigt sich, dass bei den bisher behandelten transitiven Verben ebenfalls eine Objekt­mar­
kierung vorgelegen hat, nämlich Ø- »3. Person Singular«:
x-Ø-qa-riq-o
»wir fanden ihn/sie/es«
Die Objektpräfixe transitiver Verben sind also identisch mit den Subjektpräfixen der
intransitiven – die Charakteristik einer sogenannten Ergativsprache (s. Anhang 4). Das voll­
ständige Schema für transitive Verben im Indikativ (Imperativ/Optativ analog) lautet also:
Tempus/Aspekt
Objekt
Subjekt
VERBSTAMM
Modalsuffix
xk(a)ch(i)-
inatØojixe-
nu- (in-) / wa(w)u- / rq(a)i(w)k(i)-
transitiver
Verbstamm
-j
-o / -u
12.2 Fragesätze: Frage nach einem Satzteil
Nach Satzteilen wird im K’iche’ mit Fragewörtern gefragt, die hervorgehoben am Satz­anfang
stehen. Sie sind meist komplexe Bildungen, die schwer aufzulösen sind; teil­weise enthalten
sie die fragenden Modalpartikeln pa oder la.1 Nach Subjekt oder Objekt wird gefragt mit
a(pa)chinaq »Wer?« oder naki »Was?«:
achinaq x-e-k’ajolan-ik, x-e-alan-ik?»Wer zeugte sie und brachte sie zur Welt?«
apachinaq : tzuqul, k’o’ol? »Wer ist der Ernährer (und) Betreuer?«
naki pa : aw-echa’?
»Was ist deine Nahrung?«
naki pa k-i-b’an-o?
»Was macht ihr?«
1 Die Bedeutung dieser beiden Partikeln ist für das K’iche’ des 16. Jahrhunderts nicht wirklich klar,
zumal la auch in anderen, nicht-fragenden Kontexten vorkommt, ev. im Sinne einer rhetorischen
Frage »nicht wahr?«.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
69
naki la k’ut chi-qa-ch’akb’e-j kech? »Womit sollen wir sie überwältigen?«
(aufgrund des Instrumentalsuffixs -b’e- erhält das
Frage­wort naki die Bedeutung »Womit?«)
Die Funktion als Frage nach Subjekt oder Objekt wird durch das Prädikat (Verb) und die
Systema­tik der hervorhebenden Voranstellung (vgl. Lektion 7.2 und 7.3) bestimmt. Weitere
Fragewörter sind: a pa »Wo, wohin, woher?«, naki rumal »Weshalb, warum?«, jupacha
»Wie?«:
a pa x-oj-k’axtok’ax wi? »Wo sind wir irregeleitet worden?«
naki r-umal mawi ch-i-ya’ qa-wa’? »Warum wollt/könnt ihr (uns) nicht unsere Nahrung
geben?«
jupacha x-qa-b’an-o?
»Wie haben wir es gemacht?«
12.3
Weitere satzeinleitende Partikeln
Die Partikel keje »so, auf diese Weise« kann dazu dienen, einen Vergleich auszudrücken:
are k’u ri k’oy, keje ri winaq chi-Ø-wachin-ik
»dies sind die Affen (generisch),
die wie Menschen aussehen«
Die Partikel mi »gerade, schon« kommt nur in Verbindung mit Verben im abgeschlossenen
Aspekt vor und betont den Abschluss der Handlung bzw. des Vorgangs. Sie kann allein
am Satzanfang stehend Modalpartikeln nach sich haben, steht in Verbindung mit anderen
satzein­leitenden Partikeln oder vorangestellten Adverbien jedoch unmittelbar vor dem Verb:
mi pa x-e-kam-ik
utz mi x-at-ul-ik
»Sind sie gerade schon gestorben?«
»gut bist du gerade angekommen«
12.4 Besondere Formen des Fokus-Antipassiv
Die Kontrastfunktion des Fokus-Antipassiv kann dazu führen, dass das ursprüngliche direkte
Objekt das Thema der Satzaussage bleibt:
mana ixoq x-e-alan-ik
»keine Frau hat sie (die ersten Vorfahren der K’iche’; Plural, mit e- im Verb markiert) geboren«
Bei dieser Verbform bezieht sich das Pronominalpräfix e- nicht auf das eindeutig singula­
rische Subjekt, sondern auf das direkte Objekt. Dies ist der Fall, wenn das Subjekt einer
Verbform im Fokus-Antipassiv ›nur‹ eine unmarkierte 3. Person Singular ist, das direkte
Objekt dagegen 3. Person Plural (e-) oder eines der Pronominalpräfix der 1. (in-, oj-) oder 2.
Person (at-, ix-):
naki la mi x-i(n)-ti’ow-ik?1
a’onchinaq mi x-oj-mich’ow-ik?
»Was hat mich gerade gebissen?«
»Wer hat uns gerade Haare ausgerissen?«
1 Die Form der ersten Person Singular ist bei diesem Beispiel zu i- verkürzt.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
70
12.5
Besitzer in Fokusposition
Gelegentlich kann der mit einem Possessivpräfix der 3. Person bezeichnete Besitzer einer
indirekten Angabe, wie z. B. einer mit chi eingeleiteten Ortsangabe, in die hervor­gehobene
Position vor das Verb treten:
jun k’ut tz’ikin x-ki-q’ul sajkab’
chi rij
»sie strichen weiße Erde auf den Rücken eines Vogels«
Auch bei anderen indirekten Angaben – bis hin zu den schon selbst vorangestellten adverbialen
Ergänzungen des intransitiven Verbs ux »werden zu« – kann die Voranstellung vorkommen:
b’alam u-wachib’al x-Ø-ux-ik
»es (die Malerei) wurde zum Ebenbild eines Jaguars«
12.6 Verbkoppelungen
Einige wenige Verben können neben der Verwendung als Vollverb auch als Hilfsverb dienen,
mit denen ein weiteres Verb – mit gemeinsamem Subjekt – eng verbunden wird:
k’is
b’e
ul
raj
»aufhören zu tun«
»gehen zu tun«
»kommen zu tun«
»wünschen zu tun«1
In Verbindung mit einem intransitiven Verb erhält nur das Hilfsverb das Tempus/Aspektund das Pronominal­präfix:
x-Ø-k’isel-ik
k-e-raj aq’an-ik
»es hörte auf herauszukommen«
»sie wollen hinaufsteigen«
Bei den Bewegungsverben b’e und ul wird das Hauptverb mit den entsprechenden Suffixen
des Imperativs gekennzeichnet:2
x-e-b’e kam-oq
x-Ø-ul ewax-o ...
»sie gingen (um zu) sterben«
»er/sie kam um versteckt zu werden«
In Verbindung mit einem transitiven Verb zeigt das Hauptverb das transitive Pronominal­
präfix, das Hilfsverb ggf. das Präfix für das direkte Objekt. Das Hilfsverb tritt zwischen
Objekt- und Subjektposition der Pronominalpräfixe, wobei die Formen auseinander
geschrieben werden:
x-Ø-k’isk-il-o
x-Ø-b’e u-k’am-a x-e-b’ek-il-a
k-Ø-ul ki-tzono-j
x-Ø-raj qa-chap-o x-Ø-raj ki-tijtob’e-j »sie hörten auf, es zu sehen«
»er/sie ging es nehmen (d. h. holte es)«
»sie gingen sie (Plural) zu sehen«
»sie kommen (um zu) fragen«
»wir wollen es ergreifen«
»sie wollten es versuchen«
1 Zum Hilfsverb raj gibt es zwei transitive Verben -aj »etwas wollen, wünschen« und rayi-j »etwas
wünschen«.
2 Das Modalsuffix -oq findet sich außerdem noch bei den in Lektion 6.6 behandelten, von
intransitiven Bewegungs­verben abgeleiteten Richtungsadverbien wie uloq, aq’anoq etc.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
71
12.7
Nebensätze als Satzteile
12.7.1 Relativsätze
Relativsätze werden mit ri eingeleitet. Der grammatische Bezug zwischen Hauptsatz und
dem Relativ­satz folgt den gleichen Prinzipien wie die Hervorhebung (Lektionen 4.5, 5.6, 7.2
und 7.3), d. h. etwas im ersten Satz Erwähntes wird im zweiten Satz in pronomi­naler Form
entweder als Subjekt (intran­sitiv, passiv und antipassiv), als direktes Objekt (transitiv) bzw.
als Ortsangabe (mit wi) wieder aufgenommen:
mana qitzij xa’n,
ri x-e-ti’ow-ik
are nab’e u-tijob’al Xib’alb’a,
ri x-e-ok wi
»es war nicht wirklich eine Stechmücke,
die sie gebissen hat«
»dies ist der erste Ort der Prüfung durch die Xib’alb’aner,
in den sie eintraten«
Anstelle von ri können auch Fragewörter (s. 12.2) wie naki relativisch gebraucht werden:
ma k’u jab’i chik, naki la x-u-b’an chik chi re »Es gab nichts,
was er noch für ihn hätte tun können.«
12.7.2 Sätze in Objektfunktion
Transitive Verben der Wahrnehmung, des Sagens oder des Wünschens können einen Satz als
direktes Objekt nehmen, der entweder wie ein Relativsatz mit ri eingeleitet wird oder ohne
besondere Kennzeichnung angeschlossen wird:
are x-k-il, ri ajaw-ab’ x-e-kam-ik
»sie sahen,
dass die Fürsten starben«
are ta x-k-aj Jun B’atz’, Jun Chowen, »Jun B’atz’ und Jun Chowen wollten,
x-e-kam ta chiri’ pa sanik
dass sie dort im Ameisenhaufen gestorben wären«
(nicht realisierter Wunsch mit ta(j))
12.8Satzverknüpfung: Konditional- und Kausalsätze
Generell ist die Unter- und Nebenordnung von Sätzen im K’iche’ weitaus seltener durch
eine Konjunktion gekennzeichnet als im Deutschen. Meist ergibt sich die Ver­knüp­fung und
Gewichtung von Information aus dem komplexen Zusammenspiel der Tempus/Aspekt-Prä­
fixe, der Partikeln und der inhärenten thematischen Relevanz der ver­wendeten Pro­nomina
und/oder Nomina. Die einzigen Verknüpfungen zwischen Sätzen, die explizit als unter­
geordnete Sätzen gekenn­zeichnet werden, sind Bedingung und Grund.
12.8.1 Die Partikel we »wenn, falls« leitet den Teil eines sogenannten Konditionalsatzes ein,
in dem die Bedingung enthalten ist. Dieser Teil steht meist vor dem Hauptsatz, kann aber
auch nachgestellt werden:
we k’o tz’ikin,
chi-qa-wub’a-j
are r-etal ka-kamik,
we chi-Ø-chaqi’j-ik
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»Wenn es Vögel gibt,
können/werden wir sie schießen«
»Es ist das Zeichen unseres Todes,
wenn es vertrocknet«
72
12.8.2 Kausalsätze stehen meist nach dem Hauptsatz. Der Nebensatz, der den Grund
angibt, wird mit rumal eingeleitet:
e k’oy x-e-ux-ik,
rumal xa x-ki-nimarisa-j k-ib’
»sie wurden zu Spinnenaffen,
weil sie überheblich waren«
(wörtl.: sich selbst groß machten)
12.9Lesestücke
Nachtrag zu Lesestück 4: Gebet
1.
2.
3.
4.
5. Akaroq, at tz’aqol, at b’itol!
kojawila, kojata’a!
mojatzaqo, mojapitzkalij,
at k’ab’awil chi kaj, chi ulew,
uk’u’x kaj, uk’u’x ulew!
Lesestück 6: Der Aufgang der Sonne1
1. Wa’e k’ute usaqirik, uwachinik puch q’ij, ik’, ch’umil.
2. Nim k’ut xekikotik B’alamkitze’, B’alamaq’ab’, Majukutaj, Ik’ib’alam, ta xril ri Ik’oq’ij.
3. Nab’e xel uloq, chitiltotik uwach, ta xel uloq, nab’e k’ut chuwach q’ij.
4. K’ate k’ut ta xkikir kipom chila’, petenaq wi releb’al q’ij.
5. K’ate uch’ak chi kik’u’x, ta xkikiro koxichal, kik’amowab’al chi kik’u’x:
6. Mixtam Pom ub’i’ pom ruk’am B’alamkitze’.
7. Kawistan Pom chik ub’i’ pom ruk’am B’alamaq’ab’.
8. K’ab’awil Pom, chuchaxik chik ruk’am Majukutaj.
9. E oxib’, k’o kipom.
10. Are k’ut xkik’ato, ta xesaqb’isanik aponoq chila’ releb’al q’ij.
11. Kus keoq’ik, ta xesaqb’isanik,
12. xkik’at kipom, loq’olaj pom.
13. K’ate k’ut xkoq’ej, ri mawi xkilo, ma pu xkiwachij ralaxik q’ij.
14. K’ate puch ta xel ulo q’ij.
15. xkikotik ch’uti’ chikop, nima chikop, [...]
16. K’ate ta xeoq’ik koj, b’alam;
17. nab’e k’ut xoq’ ri tz’ikin, K’eletzu ub’i’.
18. Qitzij chi xkikot ronojel chikop.
19. xkirip kixik’ kot, saq k’uch, ch’uti’ tz’ikin, nima tz’ikin.
20. E k’u xukuxinaq ri ajk’ixb’, ajk’ajb’;
21. nim kekikotik ruk’ rajk’ixb’, rajk’ajb’ Tamub’, Ilokab’; ruk’ Rab’inaleb’, Kaqchekeleb’, [...]
1 Diese Textprobe (ebenso wie die in der folgenden Lektion) zeigt deutlich die Über­setzungs­
probleme, die beim Popol Wuj auftreten. Eine Reihe von Wörtern sind in ihrer Bedeutung unklar
und die Analysen weichen bei den verschiedenen Über­setzern voneinander ab. Hier wurde eine
grammatisch möglichst konsistente Lesart gewählt.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
73
LEKTION 13
13.1
Derivationssuffixe und Wortbildung
Die Bedeutung der Derivation für die Bildung des Wortschatzes in Maya-Sprachen wurde
bereits in Lektion 8.5 erwähnt. Die folgende Typisierung beschreibt dies recht gut (Kaufman
1973: 477): »So, for example, while a dictionary of a typical Mayan language may contain
thousands of lexical entries, there may be no more than 1500 to 2000 roots plus 50 to 75
derivational morphemes.«
Häufig sind abgeleitete Nomina auf -b’al »Instrument, Mittel zum ...«, z. B. q’eb’al »(großer)
Tonkrug (v. a. für Wasser)« zu q’ej »etwas (Flüssigkeit) eingießen«, warab’al »Bett« zu war
»schlafen« oder das bedeutungsmäßig vielschichtige ilb’al »Sehmittel« zu il »etwas sehen«,
womit »Spiegel« – im modernen K’iche’ auch »Brille, Fernglas« –, aber auch zur Wahr­sagerei
verwendete Quarz­kristalle (u. a. Objekte) bezeichnet werden. Gerade dieser Begriff ist für die
Interpretation des Popol Wuj wichtig, da es am Schluss des Textes heißt: rumal ma jab’i chi
ilb’al re »weil es das Sehmittel nicht mehr gibt«. Einige Übersetzer interpretieren diese Stelle
als Hinweis auf eine ältere Vorlage in Form einer vorspanischen Bilderhandschrift.
Das Derivationssystem erlaubt eine große Vielzahl von Bildungen, was besonders bei
Posi­tionalwurzeln auffällt. So sind z. B. allein im Popol Wuj folgende Formen zu tel »in
geschulterter Position befindlich« belegt:
1. abgeleitete Partizipien und Nomina:
telen
»geschultert (Partizip Stativ)«
teleb’»Schulter«
2. abgeleitete transitive Verben:
tele-j
»etwas auf der Schulter tragen«
teleb’a’
»etwas schultern, auf die Schulter nehmen«
telela’
»etwas immer wieder, ständig schultern«
3. abgeleitete Nomina:
telela’on
»(immer wieder bzw. ständig) Geschultertes«
teleche’»(Kriegs-)Gefangener«1
4. von einem abgeleiteten Nomen abgeleitetes transitives (hier: passives) Verb:
x-e-teleche’e-x-ik
»sie wurden gefangen genommen«
Besonders das letzte Beispiel zeigt, dass mehrfache Ableitun­gen möglich sind. Obwohl die
meisten Wör­ter im K’iche’ eine einfache Struktur haben, können einige abgeleitete Wörter
einen komplexen Aufbau aufweisen, wie an den Beispielen zu nim(a) »groß« deutlich wird:
1. abgeleitetes Nomen:
nimal
»Größe (auch mit Possessivpräfix)«
2. abgeleitetes intransitives Verb:
nimar
»groß werden«
3. vom intransitiven Verb abgeleitetes transitives Verb:
nimarisa-j
»etwas groß machen«
nimarisa-j r-ib’
»sich selbst groß machen, überheblich tun«
1 Es ist es eine in Mesoamerika gebräuchliche Konvention, Gefangene mit an einem hölzernen Joch hoch­ge­
bundenen Armen bildlich darzustellen, daher wohl im Sinne von »geschultertes Holz« (ev. aus tele(n)+ che’).
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
74
4. Infinitive, Partizipien und Nomina von den abgeleiteten Verben:
nimarik
»das Großwerden«
nimarisa-y r-ib’
»der sich selbst groß Machende, Überhebliche«
nimarisa-b’al r-ib’ »Instrument, um sich selbst groß zu machen, um überheblich
zu tun (nimarisab’al auch mit Possessivpräfix u- »sein, ihr«)«
13.2
Idiomatische Wendungen
Neben den bisher behandelten Ableitungen auf Wortebene gibt es im K’iche’ auch idioma­
tische Wendungen, die aus mehreren Wörtern bestehen, aber bedeutungsmäßig eine Einheit
bilden. So können aus zwei Teilbegriffen in Form einer Parallelkonstruktion allgemeinere
Begriffe gebildet werden, die manchmal sowohl nominal als auch verbal verwendet werden.
Die beiden Verben tz’aq »etwas aus festem Material bauen« und b’it »etwas aus weichem
Material formen« werden jeweils zusammen gebraucht, nominalisiert als Bezeichnung für
die Schöpfergottheit(en) oder verbal für den Akt der Schöpfung:
tz’aqol, b’itol
x-oj-u-tz’aq-o, x-oj-u-b’it-o
»Schöpfergottheiten (in doktrinalen Texten auch christl. Gott)
wörtl.: Erbauer(in) und Gestalter(in)«
»er (Gott) erschuf uns, wörtl.: erbaute und gestaltete uns«
(doktrinal, das Beispiel stammt aus der Domingo de Vicos
Theologia Indorum)
Ein weiteres Beispiel für eine solche Parallelkonstruktion ist ronojel k-al, ki-k’ajol »alle ihre
Nach­kommen, wörtl.: alle ihre Kinder (einer Frau) und ihre Söhne (eines Mannes)«.
Auch eine Reihe von Possessivkonstruktionen werden idiomatisch gebraucht:
u-b’aq’ nu-wach
u-wach che’
u-q’ab’ taq che’
»mein Auge, wörtl.: der (Frucht-)Kern meines Gesichtes«
»Frucht, wörtl.: Gesicht des Baumes«
»(viele) Äste, wörtl.: (viele) Arme des Baumes / der Bäume«
Schließlich haben auch Wendungen aus Verben mit bestimmtem Subjekt oder direktem
Objekt eine besondere Bedeutung wie Verbindungen mit dem Wort k’u’x »Herz«:
xa wi k’u ku’b’ul »dann waren sie beruhigt, wörtl.: dann saßen ihre Herzen«
ki-k’u’x
k’ate k’ut x-Ø-ku’b’e’ »darauf dann beruhigten sie sich, wörtl.: setzten sich ihre Herzen«
ki-k’u’x
ma wi chi-Ø-tzak
»Sei nicht besorgt, wörtl.: dein Herz koche nicht
a-k’u’x (gerate nicht in Wallung)«
Aus dem transitiven Verb q’at »etwas abbrechen, abschneiden, unterbrechen« wird mit
dem direkten Objekt tzij »Wort« die Bezeichnung q’atol tzij »Richter, (höherer) Regierungs­
beamter« gebildet.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
75
13.3Reduplikation
Neben den bisher behandelten Suffixen kennt das K’iche’ weitere Mög­lich­keiten der
Ableitung, nämlich die teilweise bzw. vollständige Wiederholung des Stamms. Alle diese
sogenannten reduplizierten Bildungen intensivieren die Bedeutung des Grundwortes.
13.2.1 Teilweise Reduplikationen können sowohl voran- wie auch nachgestellt werden.
Die Voranstellung des ersten Konsonanten und des Vokals des Stamms (also die Redupli­ka­
tion der Form K1V=-) findet sich selten, z. B. beim Verb x-u-q’aq’at »er schnitt es ganz los«
und bei Zahlen, wo es »je ...« bedeutet, z. B. jujun »(ein) jeder, je einer« und kakab’ »je zwei«.
13.2.2 Das Anhängen des reduplizierten Stammvokals und des zweiten Konsonanten (-V=K2)
findet sich bei einigen intransitiven Verben, z. B. chamam »ganz ruhig sein«, k’atat »heftig
brennen«.
13.2.3 Das Anhängen des reduplizierten Stammvokals und des ersten Konsonanten (-V=K1)
bildet die Grundlage für mehrere Ableitungen mit zusätzlichen Suffixen. Besonders Posi­tio­
nalstämme nehmen hinter diese Reduplizierung ein Suffix -ob’ (nach Stammvokal u -ub’):
tanatob’ »hängen bleiben« oder jumujub’ »vor Lachen kreischen«, die Bildung bedeutet in
diesen Fällen »eine Position mehrfach einnehmen«.
Daneben gibt es transitive Ableitungen mit -V=K1o-j, die meist passivisch mit -x gebraucht
werden können:
jujunal k’u x-Ø-perepox-ik r-aqan, u-q’ab’
e : ch’akach’ax-inaq
e : tzalatzox-el
»seine Beine und Arme wurden zerstückelt«
»sie waren ganz und gar besiegt«
»sie waren ganz und gar Schwankende«
13.4 Höfliche Anrede
Das K’iche’ kennt höfliche Formen der zweiten Person la(l), im Plural alaq, die als Anrede
gegenüber Höher­­gestellten verwendet werden. Sie fügen sich nicht in die Systematik der
Prono­mina, da sie als einzige Possessivpronomina und als einzige Pronominalaffixe am Verb
nachgestellt werden:
in : alib’ la
»Ich bin Ihre Schwiegertochter!«
Als freistehende Pronomina dienen vorangestellt lal, im Plural alaq:
lal : nu-qajaw
utz b’a la, alaq ajawab’
»Sie sind mein Vater!«
»Gut, Ihr Fürsten!«
Der verbale Gebrauch ist im Popol Wuj nur durch ein einziges, nicht eindeutig interpretier­
bares Beispiel belegt:
Naki pa mi x-Ø-k’amow chi la? »Was hat Sie gerade genommen?
(d. h. so übel zugerichtet)«
Als weitere höfliche Anrede ist außerdem die Verwendung der 2. Person Plural anstelle
der 2. Person Singular anzutreffen:
ix : q-ati’t
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
»Ihr seid unsere Großmutter!«
76
13.5
Strukturierung von Information im Erzählgefüge
Abschließend soll noch ein für das Verständnis des Popol Wuj wesent­licher Aspekt angesprochen werden, nämlich die Strukturierung, Abfolge und Gewichtung der Information im
Erzählzusammenhang.
13.5.1 Episoden und Abschnitte
Das Popol Wuj gliedert sich in Episoden, die durch Ein- und Überleitungen zu einem Gesamtwerk verbunden sind. Es enthält Erzählungen wie die »Geschichte vom Tod Sipak­nas«,
die zum Mythenzyklus um das Zwillingspaar Junajpu und Xb’alanke gehört. Diese in 13.6
als Lesestück wiedergegebene Erzählung besteht aus Einheiten oberhalb des Satzes: Anfang
und Ende werden in den Sätzen 1–3 und 62–65 durch fast gleich lautende Einleitungs- und
Schluss­formeln gekennzeichnet, in denen Thema und Haupt­fi­gu­ren benannt werden. Dann
folgen Sätze, die der Orientierung dienen: Satz 4 liefert die Begrün­dung für die Geschichte,
die Sätze 5–8 beschreiben die Ausgangssituation. Dann beginnt der Haupt­teil, der in Sinnabschnitte gegliedert wird. In ihm wird teilweise auch direkte Rede verwendet, die inhaltlich
für den Verlauf der Handlung oder für die Bewertung der Akteure ebenfalls wichtig ist.
Abschnitte bestehen aus inhaltlich zusammengehörenden Sätzen, die durch satzein­leitende
Partikeln wie k’ate k’ut eingeleitet werden können. Sie sind thema­tischen Absätzen in einem
Buch vergleichbar oder – wegen der Einheit von Ort, Zeit und beteiligten Personen (wie in
der klassischen Dramaturgie gefordert) – besser noch Szenen in einem Theaterstück.1 Es
gibt unterschiedliche Typen von Abschnitten. So werden in der Orientierung eher zustands­
beschreibende Abschnitte verwendet, in denen Sätze ohne finites Verb einen relativ hohen
Anteil haben. Dagegen finden sich im eher handlungsorientierten Komplikationsteil v. a.
narrative Abschnitte, in denen finite Verben überwiegen.
Redundanzen haben textstruktu­rierende oder stilistische Funktion. Nicht selten werden
Sätze in nur minimal variierter Form innerhalb einer Erzählung wieder­holt und Parallel­
konstruktionen verwendet, in denen ein beliebiger Satzteil doppelt oder dreifach vertreten
ist (s. Lektion 7.7).
Abschnitte und Erzählungen werden sowohl von einem thematischen Strang wie auch einem
Handlungs­strang durchzogen.
13.5.2 Thematischer Strang
Der thematische Strang wird von den Hauptfiguren der Erzählungen bestimmt, hier Sipakna,
Junajpu und Xb’alanke. Sie werden in der Einleitung explizit genannt und anschließend in
vielen Fällen nur pronominal – entweder durch ein Absolutiv- oder ein Ergativpräfix der
3. Person – fortgeführt, manchmal sogar unterbrochen von Sätzen mit einem anderen
Subjekt (z. B. Sätze 9 bis 12).
1 Im Popol Wuj wurden Versionen mündlicher Erzählungen in einen neu geschaffenen schrift­
sprachlichen Rahmen transponiert. Im heute gesprochenen K’iche’ zeichnen sich Abschnitte von
Erzählungen neben der thematischen Einheit durch Modulierung der Sprechgeschwindigkeit und
Lautstärke aus sowie durch bestimmte Intonations­muster und Sprechpausen, eine Ebene, die im
Zuge der Verschriftung verloren gegangen ist.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
77
Wann ausschließlich pronominale Referierung möglich ist und wann Subjekt, Objekt oder
Besitzer explizit als Nomen genannt werden, wird durch Faktoren wie bekannte vs. neue
Information und Thematizität gesteuert. Neue Akteure oder andere neue Informationen
müssen in Form eines Nomens bzw. einer Nominalgruppe benannt werden. Neue Informa­
tion wird dabei über das Subjekt in einwertigen Sätzen (intransitive bzw. Sätze ohne finites
Verb) eingeführt, in transitiven Sätzen ggf. über das direkte Objekt, nicht jedoch über das
Subjekt. Auf bekannte Information (v. a. Bezug auf vorerwähnte Akteure) wird dagegen
bevorzugt nur pronominal verwiesen.
Bei transitiven Sätzen ist das Subjekt in Erzählungen dabei fast immer bekannte Information
und wird oft nur am Verb durch ein Pronominalpräfix der dritten Person bezeichnet, das
rückverweisend auf Vorerwähntes Bezug nimmt. Deshalb findet sich bei transitiven Sätzen
meist nur ein einziges Nomen (bzw. eine einzige Nominal­gruppe), zwei Nomina sind selten.
Beim direkten Objekt besteht dagegen eine höhere Wahr­scheinlichkeit, durch ein Nomen
spezifiziert zu werden. Bei transitiven Verben, die ein belebtes Objekt zulassen, ist das nach
dem Verb stehende belebte Nomen daher auch meist Objekt und nicht Subjekt.
Zusätzlich kommt die Themastruktur der Sätze ins Spiel: Steht ein Nomen am Ende eines
Satzes, so kann es im Folgesatz allein durch ein Pronominalpräfix in der Verb­form als Thema
fortgeführt werden. Im Erzähl­zusammenhang kann prinzipiell jedes in Satz-Endstellung
stehende Nomen auf diese Weise im Folgesatz wieder aufgenom­men werden – sei es das
Subjekt, das direkte Objekt oder der Besitzer des direkten Objekts. Dabei können Haupt­
akteure in Subjekt- oder Besitzerfunktion aufgrund ihrer besonders hohen inhärenten
Thematizität über mehrere Sätze hinweg allein durch Pronomina referiert als Thema haltbar
sein, ein unbelebtes direktes Objekt in Themaposition aber bestenfalls kurz im unmittelbaren
Folgesatz.
Wird das Subjekt eines transitiven Satzes durch ein Nomen expliziert, so wird die voreinge­
stellte pronominale Fortführung des bisherigen Themas unterbrochen. Steht das betreffende
Nomen am Ende des Satzes, so ›überschreibt‹ es das vorherige pronominal referierte Thema
und kann dann in den Folgesätzen zum neuen, seinerseits nur pronominal referierten
Subjekt werden. Durch explizite Benennung des Subjekts wird Mehrdeutigkeit vermieden.
Lässt sich das Subjekt als das direkte Objekt kon­trol­lierend interpretieren, so wird es bevor­
zugt als Besitzer des direkten Objekts und als Teil der Objekt-Nominalgruppe behandelt.
Das Subjekt wird in solchen Fällen doppelt markiert: am Verb mit dem Pronominalpräfix
u-/r- und außerdem am direkten Objekt als Besitzer mit gleichlautendem Possessivpräfix.
Diese aus Perspektive des Deutschen ungewöhnliche Konstruktion bringt das Subjekt auch
bei transitiven Sätzen in die Themaposition am Ende des Satzes.
Eine gewisse Mehrdeutigkeit scheint allerdings zuweilen intendiert zu sein. So kennzeichnen
kurze, fast kryptische Sätze, bei denen die Akteure nur pronominal referiert werden, vielfach
den Handlungshöhepunkt einer Erzählung.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
78
13.5.3 Handlungsstrang
Der Handlungsstrang wird aus dem Zusammenspiel von statischen und dynamischen Prädi­
katen und Partikeln gebildet. Kennzeichen für die Abfolge der Haupthandlung ist vor allem
das Tempus/Aspekt-Präfix x- »(abgeschlossene) Vergangenheit«. Andere Sätze geben eher
ergänzende Details wie vor- bzw. nachzeitiges Geschehen, Begründungen oder Resultate der
Handlung. Auch zitierte Rede und Dialoge können – eingeleitet oder abgeschlossen durch
ein Verb des Sagens mit x- – Teil des Handlungsstrangs sein.
Informationsgewichtung und Satz­ver­knüpfung sind im K’iche’ zwar nicht immer explizit gekenn­zeich­net, bei genauerem Hinsehen aber meist klar ersichtlich. Sie werden in
Über­setzungen nicht selten falsch wiedergegeben, was deren Verständlichkeit erschwert.
Ergänzende Informationen würden im Deutschen z. B. häufig eher nebensatz­artig gewichtet.
Bei genauerer Analyse der Textstruktur zeigt sich die stilistische Eleganz des Popol Wuj. Da
viele Übersetzer mit diesen Stilmittel des kolonialzeitlichen K’iche’ nicht oder nur unzureichend vertraut waren, haben sie dies oft nicht erkannt, so dass einige mehr oder weniger
weitreichend in den Text eingriffen.
13.6
Lesestück 7 – Geschichte vom Tod Sipaknas1
1. Are chi k’ut chiqab’ij uch’akatajik chik Sipakna
rumal ri e ka’ib’ k’ajolab’ Junajpu, Xb’alanke.
2. Are chik uch’akatajik, ukamik Sipakna,
3. ta xch’ak chik kumal ri e ka’ib’ k’ajolab’ Junajpu, Xb’alanke.
4. Are chik uyoq’ kik’u’x k’ajolab’, ri omuch chi k’ajolab’ xekamik rumal Sipakna.
5. xa kar, xa tap chutzukuj chi taq ja’.2
6. xere chirecha’j juta q’ij.
7. Pa q’ij chiwa’katik, ta chutzukuj recha’.
8. Chaq’ab’ k’ut chireqaj juyub’.
9. K’ate k’ut ujalwachixik jun nima tap kumal Junajpu, Xb’alanke:
10. are k’ut xkikoj ri uwach ek’, ri mak ek’ k’o pa taq k’eche’laj,
11. are uxul tap xuxik, pajak chi k’ut ukok q’ab’ xkikojo;
12. tzel ab’aj k’u ri uwa rachaq tap ri jowojik.
13. K’ate k’ut ta xkikoj ukok chuxe’ pek, chuxe’ nima juyub’.
14. Me’awan ub’i’ juyub’ xch’akataj wi.
15. K’ate k’ut ta xpe ri k’ajolab’, xkik’ul ri Sipakna chi ja’:
16. »Apa katb’e wi, at k’ajol?« xuchax k’u ri Sipakna.
17. »Ma jab’i kinb’e wi, xa wecha’ kanutzukuj, ix k’ajolab’.« xcha’ k’u ri Sipakna.
18. »Naki pa awecha’?«
19. »xa kar, xa tap, xma k’o chi wi kanuriqo.
20. kab’ijir chinkanaj recha’xik, mawi kanuch’ij chik wa’ij.«
21. xcha’ Sipakna chi kech Junajpu, Xb’alanke.
22. »Jun are la tap k’o ula (u)xe’ siwan, qitzij chi nima tap!
23. qaq’ij ta la, chawecha’j lo!
1 Diese Textprobe findet sich im Anhang 3 auch im Faksimile des Manuskripts sowie nach
verschiedenen Ausgaben.
2 Im Manuskript des Popol Wuj steht nur <a>; daneben kommt in Satz 15 auch die Schreibung
<ya> für ja’ vor.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
79
24. xa kojuti’o, mi xraj qachapo,
25. kaqaxib’ij qib’ rumal.
26. Ma chib’e on qachapa.« xecha’ ri Junajpu, Xb’alanke.
27. »Kitoq’ob’a’ nuwach, kib’e ta iwab’a, ix k’ajolab’?« xcha’ ri Sipakna.
28. »Ma b’a chiqaj, xa ta katb’ek, ma sachib’al taj,
29. xa raqan ja’ katb’ek.
30. At k’u ta katel apanoq uxe’1 nima juyub’,
31. jowol ula chuxe’ siwan, xa katel apanoq!«
32. xecha’ Junajpu, Xb’alanke.
33. »La qi b’a, toq’ob’ nuwach! Ma b’a xuk’ulu, ix k’ajolab’.
34. Kixb’e na k’u nuwab’a, k’o k’i xo wi ri tz’ikin!
35. chib’e taj iwub’aj, weta’m k’o wi!« xcha’ chi k’ut Sipakna.
36. xelajik, xok na chi kiwach k’ajolab’.
37. »La ma qi k’u xchachap lo, ta xa keje xkojtzalij awumal.
38. Ma xa mawi xqatijo.
39. xa jusuk’ chiti’onik ri’, oj jupulik kojok ub’ik.
40. K’ate k’ut kuxib’ij rib’ ri’, oj paqalik kojok ub’ik.
41. xa k’u sqaqi’n chik, mawi chiqariqo.
42. K’ate k’u utz at paqalik katok ub’ik.« xuchax k’ut.
43. »Utz b’a la!« xcha’ k’u ri Sipakna.
44. Ta xb’e k’ut, achb’ilan chi k’ut ri Sipakna,
45. xb’ek, xeopon chuxe’ siwan.
46.Tzalan2 k’u la ri tap, kaqwak’awoj ula rij chuxe’ siwan,3 ri k’ute kikumatzij.
47. »Utz b’a la!« Chikikot k’u ri Sipakna.
48. Karaj taj, xkok ta puchi’ rumal qitzij kutzin chi wa’ij;
49. xraj k’u utij ri’, xa xraj jupunik, xraj okik.
50. Paqal k’u ri tap xaq’anik.
51. K’ate k’ut xel chu4 uloq.
52. »Mawi xariqo?« xuchax k’ut.
53. »Ma jab’i, xa paqalik kaq’anik,
54. xa nab’e sqaqi’n chik, mawi mi xnuriqo.
55. K’ate utz lo kinpaqe’ik, kinok ub’ik.« xcha’ chi k’ut.
56. K’ate k’ut paqal chik, ta xok ub’ik,
57. xk’is k’u ok ub’ik,
58. xa uwi’ uch’ek chik xk’utun uloq.
59. xk’is b’iq’itajik,
60. xlilob’ k’u qajoq nima juyub’ chi uk’u’x.
61. Mawi xtzolq’opij chik, ab’aj k’ut xuxik ri Sipakna.
62. Keje uch’akatajik chik Sipakna kumal k’ajolab’ Junajpu, Xb’alanke.
63. Ri b’anol juyub’ xcha’ utzijoxik ojer, unab’e k’ajol Wuqub’ Kaqix.
64. Chuxe’ juyub’, Me’awan ub’i, xch’akataj wi.
65. xa nawal xch’akataj wi uka’ib’ nimarisay rib’.
1 Im Manuskript fehlt das Possessivpräfix u2 Im Manuskript steht <tzalam>, das hier wahrscheinlich als Partizip Stativ, d. h. tzalan, zu lesen ist.
3 Im Manuskript wurde vor xe’ das chu- ausgelassen.
4Für chi, eventuell mit dem nachfolgenden uloq lautlich verschmolzen zu chu’loq
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
80
ANHANG 1: AFFIXE1
1.1 LISTE DER FLEXIONSAFFIXE
a- -a 2. Person Singular ERG (Subjekt und Possessiv) vor Konsonant
Modalsuffix transitiver Verbstämme (Klasse 1) beim Imperativ und bei Verbkoppelungen mit Bewegungsverben
-aj
Suffix nicht possessiv flektierter Körperteilbezeichnungen
at- 2. Person Singular ABS
aw- 2. Person Singular ERG (Subjekt und Possessiv) vor Vokal
ch- 1) Potential vor Vokal
2) Imperativ vor Vokal
chi- 1) Potential vor Konsonant
2) Imperativ vor Konsonant
e-
3. Person Plural ABS
-j Modalsuffix transitiver Verbstämme (Klasse 2)
i- 2. Person Plural ERG (Subjekt und Possessiv) vor Konsonant
-ik
Modalsuffix intransitiver Verben in Endstellung
in- 1. Person Singular ABS, nach Potential und Futur auch 1. Person Singular ERG
iw- 2. Person Plural ERG (Subjekt und Possessiv) vor Vokal
ix-
2. Person Plural ABS
k-
1) Inkompletiv vor Vokal
2) Imperativ vor Vokal
k-
3. Person Plural ERG (Subjekt und Possessiv) vor Vokal
ka- 1) Inkompletiv vor Konsonant
2) Imperativ vor Konsonant
ki-
3. Person Plural ERG (Subjekt und Possessiv) vor Konsonant
nu- 1. Person Singular ERG (Subjekt und Possessiv) vor Konsonant
-o Modalsuffix transitiver transitiver Verbstämme (Klasse 1) in Endstellung
-o Modalsuffix transitiver transitiver Verbstämme (Klasse 1) mit o beim Imperativ und
bei Verbkoppelungen mit Bewegungsverben
oj- 1. Person Plural ABS
-oq Modalsuffix intransitiver Verben beim Imperativ und bei Verbkoppelungen
mit Bewegungsverben
q- 1. Person Plural ERG (Subjekt und Possessiv) vor Vokal
qa- 1. Person Plural ERG (Subjekt und Possessiv) vor Konsonant
r-
3. Person Singular ERG (Subjekt und Possessiv) vor Vokal
u- 3. Person Singular ERG (Subjekt und Possessiv) vor Konsonant
-u Variante von -o bei transitiven Verbstämmen (Klasse 1) mit u
w- 1. Person Singular ERG (Subjekt und Possessiv) vor Vokal
-Vb’
Plural von Nomina
-Vl Suffix von Nomina bei der Possessivflexion
-Vxel Suffix nicht possessiv flektierter Verwandtschaftsbezeichnungen
x-Kompletiv
xchi- Futur (vor ERG-Präfixen)
xka- Futur (vor ABS-Präfixen)
1 Anhang 1 leicht überarbeitet nach Dürr (1987: 426–429)
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
81
1.2 DERIVATIONSSUFFIXE
1) -ow
Fokus-Antipassiv transitiver Verbstämme (Klasse 1)
2) -on
Absolutiv-Antipassiv transitiver Verbstämme (Klasse 1)
3) -n (Fokus- oder Absolutiv-)Antipassiv transitiver Verbstämme (Klasse 2)
4) -:-
Passiv transitiver Verbstämme (Klasse 1) (-:- ist ein Infix, das in modernen
Dialekten meist als Längung des vorausgehenden Vokals realisiert wird)
5) -x Passiv transitiver Verbstämme (Klasse 2)
6) -V=tajKompletiv-Passiv
7) -Vn stammbildendes Suffix intransitiver Verben
8) -Vr Inchoativ
9) -ob’ Inchoativ von Positionalstämmen
10)-e’ eine Position einnehmen, von Positionalstämmen
11)-ije’ Distributiv-Plural
12)-V=K2Intensiv
13)-V=K1ob’Frequentativ-Repetitiv-Inchoativ
14)-K1ot ein Geräusch bzw. eine Bewegung mehrfach ausführen
15)-V=laj ein Geräusch machen
16)-Vj
stammbildendes Suffix intransitiver Verben
21)-V-j
stammbildendes Suffix transitiver Verben
22)-isa-jKausativ
23)-V=b’a’ etwas in Position bringen, von Positionalstämmen
24)-V=la’ Distributiv-Frequentativ
25)-V=K1a’
vollständig, gründlich etwas machen
26)-ib’e-j
Instrumental von intransitiven Verben
27)-ob’e-j Instrumental von transitiven Verben
31)-Vb’al
Nomen: Instrument
32)-Vb’ Nomen: Instrument von Positionalstämmen
33)-ol Nomen: Person, die ... von transitiven Verben
34)-el Nomen: Person, die ... von intransitiven Verben
35)-oj
Nomen (Infinitiv) von transitiven Verben
36)-on
Nomen (Infinitiv) von transitiven Verben
37)-ik Nomen (Infinitiv) von intransitiven Verben
38)-em Nomen von intransitiven Verben
39)-om Nomen Benutzer von ... von Nomina
40)-Vl
Abstraktum, Kollektivum
51)-inaq
Partizip Perfekt intransitiver Verben
52)-om
Partizip Perfekt transitiver Verben
53)-y Partizip Progressiv transitiver Verbstämme
54)-V=l
Partizip Stativ von Positionalstämmen
55)-V=K1oj
Partizip Distributiv
61)-V attributiv gebrauchtes Adjektiv
62)-Vl (abstrakt-)attributiv gebrauchtes Adjektiv
63)-VlajIntensiv-Adjektiv
64)-aqPlural-Adjektiv
65)-ichal
Gruppe von ...
66)-mul
...-mal
67)-ix
Zeitangabe in der Zukunft
68)-ij-ir Zeitangabe in der Vergangenheit
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
82
ANHANG 2: PHONOLOGIE UND ORTHOGRAPHIE
2.1 PHONEMINVENTAR
Das in Lektion 1 beschriebene Lautsystem des K’iche’ soll hier für sprachwissen­schaftlich
Interessierte etwas technischer präsentiert werden. Das Phoneminventar hat für die Mehrzahl der Dialekte Gültigkeit (OKMA 2000). In der Tabelle werden die Phoneme des K’iche’ –
sowie in spitzen Klammern einschlossen die jeweilige Schreibung in moderner Orthographie
– nach Artikulationsweise und -ort systematisiert:
1. Konsonanten1
bilabial
alveolar
Verschlusslaute
p <p>
-- glottalisiert
Affrikaten
-- glottalisiert
Frikative
Nasale
Laterale
Vibranten
Halbvokale
b’ <b’>
m <m>
w <w>
alveopalatal
velar
uvular
glottal
t <t>
k <k>
q <q>
t’ <t’>
c <tz>
c’ <tz’>
s <s>
n <n>
l <l>
r <r>
k’ <k’>
q’ <q’>
ʔ <’>
č <ch>
č’ <ch’>
š <x>
x <j>
h <h/j>
j <y>
2. Vokale
i <i>
e <e>
i: <ii>
e: <ee>
a <a>
a: <aa>
u <u>
o <o>
u: <uu>
o: <oo>
Das Phonem /b’/ unterscheidet sich von den anderen glottalisierten Konsonanten dadurch
dass es präglottalisiert implosiv und zumindest teilweise – im Anlaut und zwischen Vokalen
– stimmhaft, ist (phonetisch [ˀɓ]).
Das Phonem /h/ ist selten und auf wenige Umgebungen, z. B. den Auslaut, beschränkt. Es ist
nur in einigen Dialekten erhalten, in den anderen ist es mit /x/ zu­sammengefallen und wird
daher in modernen Verschriftungen oft ebenfalls mit <j> wiedergegeben.
Einige Dialekte haben eine palatalisierte Variante von /k/ und /k’/– also [kj] und [kjˀ], z. B. in
Santa María Chiquimula [kjeɓ] »zwei« oder [kjex] »Hirsch, Pferd«.
Regional wird /q’/ als glottaler oder pharyngaler Verschlusslaut – [ʔ] bzw. [ʕ] realisiert, z. B.
in Rabinal [ʔaʕ] für q’aq’ »Feuer«.
Bei den Vokalen findet sich der Kontrast kurz vs. lang in manchen Dialekten weitgehend
aufgehoben und durch den Kontrast ungespannt vs. gespannt ersetzt. Im Extrem sind nur
noch die Entsprechungen von /a:/ und /a/ klar unterschieden, und zwar als gespanntes /a/
vs. unge­spanntes Schwa /ǝ/. In einigen Dialekten werden unbetonte Vokale teilweise getilgt,
kinaq’ »Bohne« wird z. B. in Chichicastenango als [knaqˀ] ausgesprochen.
1Hier stehen nach amerikanistischem Gebrauch c, č und š für die Zeichen des Internationalen
Phonetischen Alphabets [ʦ], [ʧ] bzw. [ʃ].
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
83
Die Liquiden /l/ und /r/ und die Halbvokale /w/ und /y/ haben im Auslaut und vor Kon­
sonant stimmlose Allophone, z. B. poy »menschengestaltige Figur, Puppe, Vogelscheuche«
oder umul »Kaninchen«, die phonetisch als [poːç] bzw. [umuɬ] realisiert ist.
Die einfachen Verschlusslaute /p/, /t/, /k/ und /q/ haben im Auslaut und vor Konsonant aspirierte Allophone, z. B. tap »Krebs«, phonetisch [taph], oder ixoq »Frau« [išoqh].
In heutigen Dialekten des K’iche’ hat die Betonung keinen Phonemstatus; sie fällt regelmäßig
auf die letzte Silbe eines Wortes, nur einsilbige Partikeln sind normalerweise unbetont.
2.2 ORTHOGRAPHIEN DES K’ICHE’
Erst seit 1988 gilt die von der Academia de Lenguas Mayas in Guatemala festgelegte Ortho­
graphie, die auch hier verwendet wird. Aber bereits seit der Kolonialzeit wird K’iche’ in
lateinischen Buchstaben geschrieben. Wie besonders die Schreibung des Phonems /k/ mit
<qu> vor e und i und, in allen anderen Fällen, <c> zeigt, wurde die Orthographie von der
zeitgenössischen des Spanischen abgeleitet. Ebenso beruht die Schreibung des Phonems /š/
mit <x> auf der spanischen Lautung dieses Graphems im frühen 16. Jahrhundert. In einigen
Ortho­graphien wird der Schwa-ähnliche Kurzvokal, der in einigen K’iche’-Dialekten dem
kurzen /a/ entspricht, als <ä> geschrieben. Für den Glottisverschlusslaut wird meist das
Apostroph und für glottalisierte Laute die Kombination aus einfachem Laut und Apostroph
verwendet. Die Unterscheidung von velarem /k/ bzw. /k’/ und uvularem /q/ bzw. /q’/ wurde
durch <c>/<qu>/<c’>/<q’u> vs. <k>/<k’> wiedergegeben.
Neben der mehr oder weniger offiziellen Orthographie gibt es wissenschaftliche Verschrif­
tungssysteme, die zur möglichst genauen Wiedergabe Sonderzeichen ver­wenden. Vor allem
die in der Tabelle (S. 101) verwendeten Sonderzeichen sind weit verbreitet, die in Zeiten
der Schreibmaschinen teilweise durch auf diesen verfügbare Zeichen wie z. B. <7> für den
Glottisverschlusslaut /ʔ/ ersetzt wurden. Auch die Verschriftung nach dem Internationalen
Phonetischen Alphabet ist anzutreffen.
Ein zentrales Problem der verschiedenen Verschriftungssysteme ist die Mehrdeutigkeit der
Zeichen <k> und <k’>, die je nach Konvention für /k/ und /k’/ oder für /q/ und /q’/ stehen
können. Einige Beispiele:
phonem.
ALM
älter (u. a. SIL)
»neu«/k’ak’/
k’ak’ c’ac’
»Feuer«
/q’aq’/ q’aq’k’ak’
»Sonne, Tag« /q’ij/ q’ijk’ij
»Dorn«
/k’is/ k’isq’uis
In manchen Fällen werden die Unterschiede zwischen einfachen und glottalisierten Konsonanten sowie zwischen velar vs. uvular auch nicht richtig wiedergegeben oder sogar ignoriert, was sowohl praktische wie auch – meist ältere – wissenschaftliche Verschriftungssysteme betreffen kann. Bei Edmonson ist sowohl im K’iche’-Wörterbuch (1965) als auch in
seinen Texteditionen die Wiedergabe dieser Konsonanten nicht immer korrekt. Für Schultze
Jena (1933, 1944) existiert das Phonem /q/ nicht, so dass er es wie /k/ mit <k> schreibt, z. B.
<išok> »Frau« (anstelle ixoq) und <winak> »Mann« (anstelle winaq).
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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2.3 ORTHOGRAPHIE DES KOLONIALZEITLICHEN K’ICHE’1
Im Popol Wuj und anderen älteren Quellen findet die folgende Orthographie Verwendung:
Graphem modern
p
t
tz
ch k
q
’
b’
t’
tz’
ch’
k’
q’
s
x
j
h; j
m
n
l
r
w
y
i (ii)
e (ee) a (aa)
o (oo)
u (uu)
Graphem kolonial
Phonem
p/p/
t/t/
tz; z /c/
ch/č/
qu (vor e und i), ansonsten c
/k/
k; qu, c/q/
meist unbezeichnet /ʔ/
b /b’/
t /t’/
g,; tz; z /c’/
gh; ch /č’/
g; qu, c /k’/
ε; qu, c /q’/
z; ç; tz /s/
x /š/
h /x/
meist unbezeichnet /h/
m/m/
n/n/
l/l/
r/r/
v; u; uh /w/
y; i/j/
i; y; j /i/ (/i:/)
e/e/ (/e:/)
a/a/ (/a:/)
o/o/ (/o:/)
u; v /u/ (/u:/)
Die Orthographie, die für die Nieder­schrift des koloniales K’iche’ verwendet wurde, weist
von Schreiber(-schule) zu Schreiber(-schule) Unterschiede auf. Im Manuskript des Popol
Wuj von ca. 1700 aus der Hand von Francisco Ximénez kommt das Sonder­zeichen <k>
für /q/ nur einmal vor und die Sonderzeichen für glottalisierte Laute werden relativ selten
verwendet.
Die Grapheme <v>, <y> bzw. <u>, <i> für die Halb­vokale /w/, /j/ und die verwandten Vokale
/u/, /i/ sind entsprechend dem ortho­graphi­schen Usus der Zeit austauschbar, auf­grund der
Struktur des K’iche’ jedoch meist eindeutig analysierbar, so für <yaqui> »Yaqui (ethnische
Gruppe)« einmal <iaqui>. Im Wortanfang wird sowohl für /u/ als auch /w/ das Graphem
<v> vorgezogen, im Auslaut das Graphem <u>, z. B. <vleu> für ulew »Erde«, oder das FokusAntipassiv-Suffix -ow in <xebanou> »sie machten etwas« für xeb’anow.
1 Der Anhang 2.3 wurde weitgehend unverändert aus Dürr (1987: 29–34) übernommen.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
85
Die Folge <Halbvokal> <homorganer Vokal> bzw. <Vokal> <homorganer Halbvokal> wird
gelegentlich mit einem einzigen Graphem wiedergegeben: <chui> neben <chuvi> für chuwi’
»auf ihm«, <chua(ch)> neben <chuva(ch)> für chuwa(ch) »vor ihm«, auch in Fokus-Anti­
passiv-Formen wie <xtio> für xti’ow »es (ein Tier) biss etwas« oder <xyau> für xya’ow »er gab
etwas«.
Auslautend findet sich gelegentlich auch <uh> für /w/, wobei die Schreibung mit <h> auf das
stimmlose Allophon [W] von /w/ im Auslaut zurückzuführen sein dürfte (Campbell 1977:
121), z. B. <vleuh> »Erde« (neben <vleu> bzw. <vlev>). Meist steht die Abfolge <uh> jedoch
für /ux/, z. B. <vuh> für wuj »Buch«.
Rein orthographischer Natur ist die Variante <ç> des Graphems <z> für /s/: <çaquiric>,
neben ansonsten gebrauchtem <zaquiric> für saqirik »Hellwerden, auch als Morgengruß«.
Die Schreibung <ç> für /s/ war in frühen Dokumenten die übliche und wurde im Laufe des
17. Jahrhunderts immer seltener.
Das Phonem /h/ wird meist nicht geschrieben. Das einzige Morphem, in dem /h/ möglicherweise mit <h> wiedergegeben sein könnte, nämlich <achih> für achih »Mann«, hat in
manchen heutigen Dialekten die Lautung achij.
Das Phonem /ʔ/ wird normalerweise nicht wiedergegeben und ist nur in der Folge VokalVokal erkennbar, da es in dieser Position automatisch zwischen den Vokalen stehen muss:
<g,uum>, <tzuum> für tz’u’um »Fell, Haut«; <ghaoh> für ch’a’oj »Kampf, Streit«. Die Folge /
KVʔK/ scheint nur als KVK wiedergegeben zu werden. Gelegentlich findet sich aus­lautender
/ʔ/ durch Doppelschreibung des Vokals wiedergegeben: <haa> für ja’ »Wasser« und <caa>
(auch <εaa>) für ka’ »Mahlstein für Maismehl«; diese Formen kommen jedoch nur vereinzelt
anstelle der häufigeren Formen <ha> und <ca> vor.
Nicht eindeutig ist die Folge <ij>; sie kann a) für /iʔ/ stehen wie in <tzij> (neben <tzi>) für
tz’i’ »Hund«, sie kann b) für die Folge /iʔi/ stehen wie in <xetijc> »sie wurden gebissen« für
xeti’ik, sie kann c) für die Folge /i(ʔ)j/ stehen wie in <zamij> für tzami’y »Fäden, Bart des
Mais­kolbens« oder <chamij> für ch’ami’y »Stab« stehen.
In der Orthographie werden die Phoneme /s/, /c/ und /c’/ vermengt; <tz> für /s/ findet sich
in <tzotz> anstelle <zotz> für sotz’ »Fledermaus« oder in <tzuu> anstelle <zu(u)> für su’
»Flöte«; <z> für /c/ findet sich in <zamij> für tzami’y »Fäden des Maiskolbens«; <z> für /c’/
in <ziquin> anstelle <g,iquin>, <tziquin> für tz’ikin »Vogel«.
Im Popol Wuj wird der Kontrast velar vs. uvular der einfachen Verschlusslaute nicht wiedergegeben, die Phoneme /k/ und /q/ werden beide mit den Graphemen <qu> (vor e und i) bzw.
<c> wiedergegeben. Dies führt zu einer Reihe von Doppeldeutigkeiten, von denen wohl die
wichtigste die der beiden Pronominalpräfixe /k-/ »3pERG (vor Vokal)« gegen /q-/ »1pERG
(vor Vokal)« ist, die beide als <c/qu> geschrieben werden, z. B. <cahaual> für qajawal »unsere Fürsten« oder kajawal »ihre Fürsten«. Nur einmal erscheint, möglicher­weise als Relikt einer älteren Vorlage in einer anderen Orthographie, im Popol Wuj das Graphem <k>: <tzuk>
für tzuq »etwas oder jemanden mit Nahrung versorgen«.
Bei den Verschlusslauten und Affrikaten wird die glottalisierte Reihe nicht selten mit den
Graphe­men des entsprechenden nicht glottalisierten Konsonanten wiedergegeben:
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p
t
č
c
k
q
Phonem
p
t
tz
ch
c/qu
c/qu/k
b
t
g,/tz
gh/ch g/c/qu
ε/c/qu
Graphem
b’
t’
č’
c’
q’
k’
Phonem
Dies führt zu Doppeldeutigkeiten wie <cam> 1) kam »(sterben«, 2) k’am »etwas nehmen«.
Eindeutig unterschieden wird nur der Kontrast /b’/ vs. /p/. Während das seltene /t’/ immer
mit dem Graphem <t> wiedergegeben wird, haben die übrigen glottalisierten Konsonanten
eigene Sonderzeichen, die auch im Popol Wuj Verwendung finden. Diese Sonderzeichen
entstammen dem Transkriptionssystem, das Mitte des 16. Jahrhunderts von F. de la Parra
entwickelt wurde. Sie sind, wie auch die Namen zeigen, von Zahlzeichen abgeleitet:1
ε tresillo (umgedrehte Zahl 3) g cuatrillo (abgeleitet von der Zahl 4)
kombinierte Zeichen mit cuatrillo:
g, cuatrillo mit Komma gh cuatrillo mit h
für /q’/
für /k’/
für /c’/
für /č’/
Während in anderen Dokumenten diese Zeichen recht konsequent verwendet wurden,
beschränkte sich der Gebrauch im Popol Wuj auf wenige, häufig vorkommende Wörter, die
fast durchgängig mit diesen Zeichen geschrieben sind wie <εaε> q’aq’ »Feuer« und Ableitungen, <gahol> k’ajol »Sohn«, <go> k’o »existieren(d)«, <gux> k’u’x »Herz« und <ug> uk’ »mit,
gemein­sam«, <g,iquin> tz’ikin »Vogel« und <gha> fälschlich für cha’ »sprechen«. In anderen
Fällen sind sie nur selten und unsystematisch, gelegentlich auch fehlerhaft verwendet. Einige
häufig vorkommende Morpheme sind im Popol Wuj fast durchgängig defektiv wiedergegeben, so z. B. mehr als tausendmal <cu(t)> für k’u(t) »und, dann«, aber nur dreimal richtig
<gu>.
In manchen Dokumenten werden die Sonderzeichen falsch generalisiert, z. B. <ε> auch für
den nicht glottalisierten Verschlusslaut /q/ verwendet wie in <al(l)aε> alaq »Sie (höfliche
Variante der zweiten Person Plural)«. Daneben finden sich auch Falschschreibungen wie
<goh> für kox »Puma«, <ahgun> für ajkun »Arzt« sowie vereinzelt selbst bei grammatischen
Partikeln wie <ghi(c)> für chi(k) »schon, wieder« oder Verbpräfixen wie in <gohcamic> für
kojkamik »wir sterben« und in <ghughax> für chuchax »es kann gesagt werden«. In manchen Fällen dürften diese Falschschreibungen auf eine (falsche) Etymologisierung zurückzuführen sein, wie etwa bei <εaεate> für kakate’ »Unter­kiefer«, bei dem die Form irrtümlich
mit q’aq’ »Feuer« in Zusammenhang gebracht wurde. In die gleiche Gruppe gehört auch die
häufige Schreibung <gha> für cha’ »sprechen«, vermutlich aufgrund der Gleichsetzung mit
ch’ab’al »Sprache«.
1 Der »cuatrillo« wird hier vereinfacht durch g wiedergegeben; dies ist für das Popol Wuj gerecht­
fertigt, da der Schreiber das Sonderzeichen vom fehlenden Unterbogen abgesehen in fast der
gleichen Weise wie das Graphem g des Spanischen schreibt und dieses Graphem im K’iche’ nicht
benötigt wird.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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2.4 LESESTÜCKE IN DER ORTHOGRAPHIE DES MANUSKRIPTS DES POPOL WUJ
Die Schreibung entspricht der des Manuskripts. Die inkonsistente Worttrennung wurde
vereinheitlicht und es wurde auf die nur sporadisch verwendeten Satzzeichen verzichtet.
Lektion 9 – Lesestücke 1 und 2
Lesestück 1: Die Insignien der Macht (Ms. fol. 48 verso, Schultze Jena 144.21)
1. are cu vbi ahau va rahaual ahrelebal quih xeopon vi
2. Ta xeopon cut chuvach ahau nacxit vbi nima ahau
3. xa hu catoltzih tzatz rahauarem
4. are cut xyau vloc retal ahauarem ronohel vvachinel
5. ta xpetic retal ahpopol ahpop camhail
6. ta xpe cut retal vεaεal rahauarem puch ahpop ahpop camha
Lesestück 2: Die Könige K’iq’ab’ und Kawisimaj (Ms. fol. 52 recto, Schultze Jena 154.25)
1. e caib chi nimac ahauab [...] quicab vbi hun ahau cavizimah vbi hun chic
2. are cut tzatz chic xuban ri quicab cauizimah
3. are chi xnimarizan quiche rumal quitzih naual vgoheic
4. are cahouic are puch xpaxinic vzivan vtinamit chuti amac nima amac
5. nacah tac vxol go vi tinamit oher
6. are vhuyubal εaεchequeleb ri chuuila vacamic
7. vhuyubal chi nai pu rabinaleb ri pamaca [...]
8. vtinamit chicut zaculeuab chuvi miquina xelahu chuva tzac rug tzolohche
9. are xrixouah quiεab xuban labal
10. quitzih vi xcahic xpaxic vzivan vtinamit rabinaleb εaεchequeleb zaculeuab
11. xuleic xpacaic ronohel amac
Lektion 10 – Lesestück 3: Die Sintflut (Ms. fol. 4 recto, Schultze Jena 12.18)
1. huzuc xbanic poy aham che
2. xevinacvachinic xevinactzihonic puch [...]
3. xepoquic xemealanic xegaholanic ri poy aham che
4. ma cu habi quigux ma pu habi quinaoh
5. maui natal cahtzac cahbit
6. xaloc xebinic xechacanic [...]
7. cate cut quiquijzic chic quimayxic quicutuxic puch
8. xecamizax chic poy aham che
9. ta xnohix quibutic rumal vgux cah
10. nima butic xbanic xpe pa quivi ri e poy e aham che
11. g,ite vtiohil ri achih ta xahaxic rumal tzacol bitol
12. ixoc zibac cut vtiohil ixoc [...]
13. maui xenauic ma pu xeghauic chuvach cahtzac cahbit
14. banol que vinaquirizay quech
15. quehe cut quicamizaxic xebutic
16. xpe nima εol chila chi cah [...]
17. xpe cotzbalam xtio quitiohil
18. xpe tucumbalam xtucuuic xquichouic quibaquil quibochil
19. xcahixic xmuchulixic quibaquil cahizabal quivach
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Lektion 11 – Lesestücke 4 und 5
Lesestück 4: Gebet (Ms. fol. 35 recto, Schultze Jena 106.16)
1. acaroc at tzacol at bitol
2. cohauila cohata
3. mohazaco mohapizcalih
4. at cabauil chi cah chi vleuh
5. vgux cah vgux vleu
6. chaya tah quetal catzihel
7. chibe quih chibe zac
8. ta chauaxoc ta zaquiroc
9. quita raxal be raxal hoc cohaya vi [...]
10. vtzilah gazlem vinaquirem ta puch cohaia vi
11. at huracan chipa caculha raxa caculha
12. chipi nanavac raxa nanavac
13. voc hunahpu tepeu cucumatz
14. alom gaholom xpiyacoc xmucane
15. ratit quih ratit zac
16. ta chauaxoc ta zaquiroc
Lesestück 5: Das Mädchen Xkik’ (Ms. fol. 15 verso, Schultze Jena 46.12)
1. are cut ta xuta hun capoh vmeal hun ahau cuchumaquic vbi vcahau
2. xquic cut vbi ri capoh
3. ta xuta cut vtzihoxic ri vvach che ta chitzihox chic rumal vcahau
4. chumaihah cut ta chitzihoxic
5. ma [...] vila ri che [...] quitzih gux vvach cacha canutao xgha cut
6. cate xbec xa vtuquel xapon cut chuxe che [...]
7. ma quicam tah ma quizach tah laquita xchinchup hunoc xgha cu ri capoh
8. ta xghau cut ri bac go vla xol che
9. naquipa caraih chire ri xa bac ri colocoxinac chucab tac che
10. xgha ri vholom hun ahpu ta xghavic chire ri capoh
11. ma caraih xughaxic
12. canuraih xgha cut ri capoh
13. vtzbala chaliquiba vloc ri auiquicab vila na xgha ri bac
14. ve xgha cu capoh xuliquiba acanoc vviquicab chuvach bac
15. cate cut chi pitz caban vchub bac ta xpetic
16. tacal cut pucab capoh ta xril cut vpucab
17. huzuc xunicoh ma cu habi vchub bac pucab
18. xa retal mi xnuya chaue ri nuchub nucaxah [...]
19. catacan cut chila chuvach vleu
20. maui cacamic catoc pa tzih ta chuxoc
21. xgha ri vholom hun hunahpu vvcub hunahpu
22. xaui quinaoh ta xquibano
23. are vtzih huracan chipi caculha raxa caculha chiquech
24. quehe cu vtzalihic chic capoh chi rochoch quia pixab xbijx chirech
25. huzu cu xvinaquir ral chupam rumal ri xa chub
26. are cut quivinaquiric hunahpu xbalanque
27. ta xopon cut chi rochoch ri capoh xzacat cut vacaquib ic
28. ta xnauachil rumal vcahau ri cuchumaquic vbi vcahau [...]
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Lektion 12 – Lesestück 6: Der Aufgang der Sonne (Ms. fol. 40 recto, Schultze Jena 120.5)
1. vae cute vzaquiric vvachinic puch quih ic ghumil
2. nim cut xequicotic balamquitze balamacab mahucutah iquibalam ta xril ri icoquih
3. nabe xel vloc chitiltotic vvach ta xel vloc nabe cut chuvach quih
4. cate cut ta xquiquir quipom chila petenac vi relebal quih
5. cate vchac chi quigux ta xquiquiro coxichal quicamovabal chi quigux
6. mixtam pom vbi pom rucaam balamquitze
7. caviztan pom chic vbi pom rucaam balamacab
8. cabauil pom chughaxic chic rucam mahucutah
9. e oxib go quipom
10. are cut xquicato ta xezacbizani aponoc chila relebal quih
11. guz queoquic ta xezacbizanic
12. xquicat quipom loεolah pom
13. cate cut xcoqueh ri maui xquilo ma pu xquivachih ralaxic quih
14. cate puch ta xel vlo quih
15. xquicotic chuti chicop nima chicop
16. xquiz yacatah vloc pa be ya pa zivan xegoheic tzam tac huyub
17. xa hun xquixe vi quivach chila xel vi vloc quih
18. cate ta xeoquic coh balam
19. nabe cut xoc ri g,iquin queletzu vbi
20. quitzih chi xquicot ronohel chicop
21. xquirip quixic cot zaccuch chuti g,iquin nima g,iquin
22. e cu xucuxuxinac ri ahquixb ahcahb
23. nim quequicotic rug rahquixb rahcahb tamub ilocab
24. rug rabinaleb εaεchequeleb [...]
Lektion 13 – Lesestück 7: Geschichte vom Tod Sipaknas (Ms. fol. 9 verso, Schultze Jena 28.14)
1. are chicut chicabijh vchacatahic chic zipacna
rumal ri e caib gaholab hunahpu xbalanque
2. are chic vchacatahic vcamic zipacna
3. ta xchac chic cumal ri e caib gaholab hunahpu xbalanque
4. are chic vyoε quigux caholab ri omuch chi gaholab xecamic rumal zipacna
5. xa car xa tap chutzucuh chi tac a
6. xere chirechaah hutaquih
7. pa quih chivacatic ta chutzucuh recha
8. chacab cut chirecah huyub
9. cate cut vhalvachixic hun nima tap cumal hunahpu xbalanque
10. are cut xquicoh ri vvach ec ri mac ec go pa tac quechelah
11. are vxul tap xuxic pahac chicut vcoc εab xquicoho
12. zel abah curi vva rachac tap rihouohic
13. cate cut ta xquicoh vcoc chuxe pec chuxe nima huyub
14. meauan vbi huyub xchacatah vi
15. cate cut ta xpe ri gaholab xquicu ri zipacna chi ya
16. apa catbe vi at gahol xchax curi zipacna
17. ma habi quinbe vi xa vecha canutzucuh ix gaholab xgha curi zipacna
18. naquipa au echa
19. xa car xa tap xma go chi vi canurico
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90
20. cabihir chincanah rechaxic maui canuchih chic vaih
21. xgha zipacna chiquech hunahpu xbalanque
22. hun are la tap go vla xe zivan quitzih chi nima tap
23. caquih ta la chavechaah lo
24. xa cohvtio mi xrah cachapo
25. cacaxibih quib rumal
26. ma chibe on cachapa xegha ri hunahpu xbalanque
27. quitocoba nuvach quibe ta ivaba ix gaholab xgha ri zipacna
28. maba chicah xa ta catbec ma zachibal tah
29. xa racan ha catbec
30. at cu taεal aponoc xe nima huyub
31. houol vla chuxe ziuan xa catel apanoc
32. xegha hunahpu xbalanque
33. la qui ba tocob nuvach maba xuculu ix gaholab
34. quixbe na cu nuvaba go quixo viri g,iquin
35. chibe tah ivvbah vetaam go vi xgha chicut zipacna
36. xelahic xoc na chi quivach gaholab
37. la ma qui cu xchachap lo ta xa quehe xcohtzalih avvmal
38. ma xa maui xcatiho
39. xa huzuc chitionic ri oh hupulic cohoc vbic
40. cate cut cuxibih rib ri oh pacalic
41. cohoc vbic xa cu zcaquin chic maui chicarico
42. cate cu vtz at pacalic catoc vbic xuchax cut
43. vtzbala xgha cu ri zipacna
44. ta xbe cut achbilan chicut ri zipacna
45. xbec xeopon chuxe zivan
46. zalam cula ri tap cacvacavoh vla rih xe zivan ri cute quicumatzih
47. vtzbala chiquicot curi zipacna
48. carah tah xcoc ta puchi rumal quitzih cutzin chi vaih
49. xrah cutih ri xa xrah hupunic xrah oquic
50. pacal curi tap xacanic
51. cate cut xel chuvloc
52. maui xarico xughax cut
53. ma habi xa pacalic cacanic
54. xa nabe zcaquin chic maui mi xnurico
55. cate vtz lo quipaqueic quinoc vbic xgha chicut
56. cate cut pacal chic ta xoc vbic
57. xquiz cu oc vbic
58. xa vvi vchec chic xcutun vloc
59. xquiz biquitahic
60. xlilob cu cahoc nima huiub chi vgux
61. maui xzolcopih chic abah cut xuxic ri zipacna
62. quehe vchacatahic chic zipacna cumal gaholab hunahpu xbalanque
63. ri banol huyub xgha vtzihoxic oher vnabe gahol vvcub caquix
64. chuxe huyub meauan vbi xchacatah-vi
65. xa naual xchacatah vi vcab nimarizairib
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
91
2.5 EDITIONEN DES POPOL VUH
(Anfang des Lesestücks 7: Geschichte vom Tod Sipaknas aus Lektion 13)
Manuskript des Popol Wuj, fol. 9 verso (unten) und 10 recto (oben)
Schultze Jena (1944: 28–29)
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
92
Sam Colop (1999), Seiten 49–50
Sam Colop (2011: 32)
Christenson (2004: 53–54)
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
93
ANHANG 3: DAS K’ICHE’ ALS ERGATIVSPRACHE
Eine für uns ungewohnte Eigenschaft des K’iche’ ist es, dass sich die grammatische Behand­
lung des Subjekts transitiver Sätze von der des Subjekts intransitiver Sätze unter­scheidet:
x-u- k’am-o »er (u-) nahm es«
x-Ø-opon-ik
»er/sie (Ø-) kam«
x-ki-k’am-o »sie (ki-) nahmen es«
x-e- opon-ik»sie
(e-) kamen«
Andererseits wird das direkte Objekt transitiver Sätze in gleicher Weise wie das Subjekt
intransi­tiver gekennzeichnet:
x- oj- i-k’am uloq x-oj-opon
»ihr nahmt (holtet) uns (oj-) her«
»wir (oj-) kamen«
Derartige Zuordnungssysteme finden sich weltweit in Sprachen, die unter sprach­typo­lo­
gischer Sicht als sogenannte Ergativsprachen zusammengefasst wer­den. Die – bei näherer
Betrachtung allerdings oft recht unterschiedlichen – Zuord­nungssysteme von Ergativ­
sprachen laufen vielen aus den europäischen Sprachen (außer dem Baskischen) ge­wohn­ten
grammatischen Mecha­nis­men zuwider, bei denen den grammatischen Funktionen Subjekt
und direktes Objekt die Kasuskennzeichnungen Nominativ und Akku­sativ zuge­ordnet wer­
den. Die beiden unterschied­lichen Zuordnungssysteme lassen sich wie folgt verdeutlichen:
Subjektintransitiv
Intrans. Satz:
Subjekttransitiv
Trans. Satz:
Objekttransitiv
Nominativ
Akkusativ
Bei Ergativsprachen können die gewohnten Kasusbezeichnungen nicht verwendet werden,
sondern man unterscheidet zwischen dem sogenannten absoluten Kasus (Absolutiv), der
beim intransitiven Subjet und beim transitiven Objekt verwendet wird, und dem ergativen
Kasus (Ergativ, von griechisch »Handelnder«), der das handelnde transitive Subjekt
kennzeichnet:
Subjektintransitiv
Intrans. Satz:
Subjekttransitiv
Trans. Satz:
Objekttransitiv
Ergativ
Absolutiv
Gegenüberstellung der unterschiedlichen Kennzeichnungsschemata:
entspricht
ABS
NOM
kk-
inix-
kk-
inix-
inu-
ABS
ERG
b’e
ul
ich
ihr
gehe
kommt
kamisaj
taq
ihr
ich
tötet
beauftrage
NOM
mich
euch
AKK
entspricht
entspricht
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
94
Durch beide Systeme wird sichergestellt, dass im transitiven Satz, in dem es zwei Mit­spieler
gibt, Handelnder und Behandeltes eindeutig grammatisch unterscheidbar sind.
Für das K’iche’, in denen es keine expliziten Kasusmarkierungen an Nomina gibt, wird die
Ergativ­struktur durch zwei Eigen­schaften der Sprache bestimmt:
1. Grammatische Beziehungen werden ausschließlich am Kern der Konstruk­tionen
gekennzeichnet, d. h. an finiten Verben das Subjekt, bei transitiven Verben auch das
(direkte) Objekt und an Nomina ein möglicher Besitzer. Interpretation und Anzahl
dieser Kennzeichnungen sind eine Eigenschaft der jeweiligen Wortstämme: Verben
sind inhärent intransitiv (nur Subjekt) oder transitiv (Subjekt und Objekt); einige
Nomina erfordern einen belebten Besitzer, andere nicht. Nur durch Ab­lei­tungen
können Verben und Nomina diese Eigenschaften ändern.
2. Die Kennzeichnung grammatischer Beziehungen erfolgt durch zwei verschiedene
Reihen von Pronomina, die auf Subjekt, Objekt oder Besitzer verweisen:
Reihe 1 (Absolutiv):
frei stehend
am Verb:
Subjektintransitiv
Reihe 2 (Ergativ):
am Nomen:
Possessiv
Objekttransitiv
am Verb:
Subjekttransitiv
Die Verwendung der Pronominalreihen – und damit die Ergativstruktur der MayaSprachen – wird durch Belebtheit bestimmt. Die Absolutiv-Pronominal­präfixe sind
in dieser Hinsicht neutral: sie kommen als Subjekt intransitiver Sätze vor, die belebt
oder unbelebt sein können, sowie bei transitiven Sätzen als direktes Objekt, das
häufiger unbelebt als belebt sind. Ergativ-Pro­nomi­nalpräfixe haben dagegen sowohl
als Subjekt-Pronominalpräfix als auch als Possessivpräfix immer einen ausschließlich
oder zu­mindest typischerweise belebten Bezug. Hierzu passt auch, dass das ebenfalls
fast immer belebte indirekte Objekt (Nutznießer) als Besitzer des Nomens -ech in chi
POSS-ech oder als Besitzer des direkten Objekts ausge­drückt wird und gelegent­lich ein
belebtes direktes Objekt als Besitzer von POSS-ech.
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
95
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
96
WÖRTERVERZEICHNIS
a’onchinaq
ab’aj
ab’ajir
ab’ix
achaq
achb’ila-n
achij
achijil(al)
aj
aja-j
ajaw(-ab’)
ajawa-j
(N)
(N)
(Vi)
(N)
(N)
(Vi)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(N)
(Vt)
ajawal
ajawar
ajawarem
ajb’it
ajb’ix
ajkun
ajk’aj(-b’)
ajk’ix(-b’)
(N)
(Vi)
(N)
(N)
(N)
(N)
(N)
(N)
ajpu
ajpop(ol)
ajsu’
ajtz’aq
akaroq
al
ala-j
alal
amaq’
anim
a pa
a(pa)chinaq
aponoq
aq
aqan
aq’ab’
aq’an
aq’anoq
are
at
(N)
(N)
(N)
(N)
(Part)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(Adv)
(N)
(N)
(Adv)
(N)
(N)
(N)
(Vi)
(Adv)
(Pro)
(Pro)
Fragwort: wer?
Stein
versteinern, zu Stein werden (zu ab’aj)
Maispflanze, Maisfeld
Hintern, Hinterteil (mit POSS)
begleiten (Antipassiv)
Mann, Kriegsheld
Männlichkeit, Kriegertum (zu achij)
etwas wünschen, wollen
etwas schnitzen, Holz bearbeiten; aham »Holzschnitzer«
Fürst, Herr, Herrscher
jemanden fürstlich machen, zum Fürsten bestimmen;
auch: etwas befehlen (zu ajaw)
Herrscheramt; Herrschaft (zu ajaw)
Herrscher werden, herrschen (zu ajaw)
Fürstenwerdung (zu ajaw)
Gestalter, mit ajtz’aq Bezeichung für Schöpfergottheit(en)
Sänger; zu b’ix »Gesang«
Arzt; zu kun »Medizin«
der sich Kasteiende (zu k’aj)
der Ehrfürchtige, als ajk’ixb’ ajk’ajb’ Bezeichnung für oberste
Priester
Jäger; Tagesname im 260-Tage-Kalender (mit Zahl von 1–13)
Herr der Matte(n); zu pop »Matte«
Flötenspieler; zu su’ »Flöte«
Erbauer, mit ajb’it Bezeichung für Schöpfergottheit(en)
Ausruf (der Bewunderung?)
Kind (von Mutter Geborenes; mit POSS)
jemanden gebären (zu al); alom »Gebärerin«
Gewicht
ethnische Gruppe, Volk(sgruppe)
schnell, eilig
Fragwort: wo, wohin, woher?
Fragwort: wer?
dort (draußen) in der Nähe befindlich (auch apanoq)
Bisamschwein (Pekari); im heutigen K’iche’ »(Haus-)Schwein«
Fuß, Bein (mit POSS)
Nacht
(an einen Ort) hinaufsteigen, hinaufklettern
hinauf
dies (Demonstrativpronomen); er, sie, es (3. Person Singular)
du (2. Person Singular)
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
97
atan
atin
ati’t
awa-j
Awilix
b’a
b’alam
B’alamaq’ab’
B’alamkitze’
b’an
b’aq(il)
b’aq’
b’aq’
b’ate
b’atz’
b’e
b’e
b’elej(eb’)
b’i’
b’i’(i)-j
b’in
b’iq
b’is
b’it
b’ix(ik)
b’ol
b’usaj
b’ut
cha’
chaji-j
chakan
cham
Chamalqan
chap
chaqi’j
chaq’
chay
che’
chi
chi(k)
chi’
(Adj)
(Vi)
(N)
(Vt)
(N)
(Part)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(Vt)
(N)
(auch Adv) früh, vorzeitig
baden
Großmutter, Greisin
etwas aussäen
Name einer Patronatsgottheit
befürwortend, bejahend
Jaguar
Eigenname eines der mythischen ersten Ahnen der K’iche’
Eigenname eines der mythischen ersten Ahnen der K’iche’
etwas machen
Knochen (mit POSS)
etwas mit den Händen drehen; hier: »Feuer erbohren«
Frucht, Kern (mit POSS);
b’aq’ wach »Auge« (wörtl.: »Kern des Gesichts«)
(N)
ein nicht näher identifiziertes, beim Ballspiel verwendetes Gerät
(N)
Faden, Seil;
Tagesname im 260-Tage-Kalender (mit Zahl von 1–13)
(Vi)
(zu einem Ort) (los)gehen, aufbrechen
(N)
Weg
(Num) neun
(N)
Name (mit POSS)
(Vt)
etwas benennen, berichten
(Vi)
(an einem Ort) umhergehen, spazieren gehen
(Vt)
etwas verschlucken, verschlingen
(N)
Kummer, Leid
(Vt)
etwas aus weichem Material herstellen; b’itol »Gestalter«, mit
tz’aqol Bezeichung für Schöpfergottheiten
(N)
Gesang
(Vt)
etwas braten, rösten
(Num) Stück Tuch (Zählwort)
(Vt)
etwas oder jemanden ertränken
(Vi)
sprechen
(Vt)
etwas bewachen, um etwas kümmern; chaja-l »Wächter«
(Vi)
krabbeln, sich auf allen vieren bewegen
(Pos)
in ruhiger Raumlage befindlich
(N)
Eigenname
(Vt)
etwas ergreifen, aufnehmen; chapala’ »etwas ertasten«
(Vi)
austrocknen, verrtrocknen
(N)
jüngerer Bruder (eines Mannes), jüngere Schwester (einer Frau)
(N)
Obsidian- oder Feuersteinklinge (in chayim ja »Messerhaus«)
(N)
Baum, Holz
(Part) leitet Ortsangaben ein
(Part) darüber hinaus; als chi k’ut nochmals, erneut
(N)
Mund, Öffnung, Rand (mit POSS); nach chi »am Rand von, ....«
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
98
chikop(-il)
chikopir
chila’
Chimalmat
chinamit
chiri’
choj
choji-j
Chowen
chub’
chuch
Chulimal
chup
Chuwa Tz’aq
Chuwi’la
Chuwi’ Miq’ina’
ch’a’aj
ch’aw
(N)
(Vi)
(Pro)
(N)
(N)
(Pro)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vi)
ch’aj
ch’ak
ch’ek
ch’i’pi
ch’ij
ch’oh
ch’ob’
ch’umil
ch’up
ch’ut
ch’uti’
e
e’
e(ch)
(Vt)
(Vt)
(N)
(Adj)
(Vt)
(N)
(Pos)
(N)
(Vt)
(N)
(Adj)
(Pro)
(N)
(N)
echa’
echa’-j
ek’
el
(N)
(Vt)
(N)
(Vi)
elaj
eleb’al
eleq’a-j
eqa-j
etal
(Vi)
(N)
(Vt)
(Vt)
(N)
Tier
zum Tier werden
dort (entfernter vom Sprecher; chi + la’)
Eigenname
Familienverband, Abstammungsverband (lineage)
dort (für den Sprecher nicht sichtbar; chi + ri’)
Erdofen
etwas erhitzen
Teil des Eigennamens Jun Chowen, des Bruders von Jun B’atz’
Speichel, Spucke
Mutter (mit POSS)
Ortsname
etwas entfernen, wegnehmen, auslöschen
Ortsname (das heutige Momostenango)
Ortsname (das heutige Chichicastenango)
Ortsname (das heutige Totonicapán)
Ballspiel (wohl für ch’a’oj, unklar)
unregelmäßiges Antipassiv zu »etwas sagen«,
vgl. Instrumental ch’ab’e-j und Passiv uchax
etwas waschen
jemanden besiegen, etwas gewinnen; ch’ak k’u’x »Herz gewinnen«
Knie, Armgelenk (mit POSS)
jüngster, kleinster (von Kindern); auch ch’i’pa
etwas aushalten, ertragen
Maus
in richtig geordneter Raumlage befindlich (?); Stativ ch’ob’ol
Stern
etwas pflücken, ernten
angespitzer Gegenstand, Stachel (von Pflanzen)
klein
sie (3. Person Plural)
Zahn (mit POSS)
Eigentum, zugehörig zu, das Seinige (mit POSS); nach chi
indirektes Objekt (Rezipiens oder Nutznießer)
Nahrung
etwas als Nahrung zu sich nehmen, essen
bestimmte Pflanze (Bromelienart ?)
(aus einem Ort) herausgehen, hervortreten;
elesa-j »etwas hervorholen, hervorkommen machen«
demütig sein, sich erniedrigen
Auftauchen, Hervorkommen, Aufgang(sort), z. B. der Sonne
etwas stehlen; unregelmäßiges Verbalnomen eleq’ik
etwas auf dem Rücken tragen
Zeichen
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
99
etama-j
etz’ab’al
ewa-j
ib’
ib’och’
ib’oy
ij
ikaj
ik’
Ik’ib’alam
Ik’oq’ij
ik’ow
ik’owisa-j
il
Ilok(-ab’)
in
ix
ixim
ixk’aq
ixoq
ixoqil
ixowa-j
ja
ja’
jab’
jab’i
Jakawitz
jal
jala-j
jalwachi-j
je
jilow
jok
jolom
jow
jujun
jul
jun
Junajpu
junoq
jup
(Vt)
(N)
(Vt)
(N)
etwas wissen, lernen; Partizip Perfekt eta’m »gewusst«
Spielmittel, Spielgerät (für Ballspiel)
etwas verstecken
Selbst (mit POSS; auch mit -ib’il, dass aber nur in der Verbindung
Poss-ib’ Poss-ib’il erscheint)
(N)
Venen, Nerven (mit POSS)
(N)
Gürteltier
(N)
Rücken (mit POSS); nach chi »hinter, ....«
(N)
Axt, Beil
(N)
Mond, Monat (zu 30 Tagen)
(N)
Eigenname eines der mythischen ersten Ahnen der K’iche’
(N)
Morgenstern, Venus
(Vi)
(an einem Ort) vorbei-, entlanggehen, herankommen
(Vt)
etwas vorbeigehen machen, herankommen machen, übertreffen
(Vt)
etwas sehen; abgeleitet u. a. ilb’al »Sehmittel«
(N)
Name einer Volksgruppe
(Pro)
ich (1. Person Singular)
(Pro)
ihr (2. Person Plural)
(N)
Mais
(N)
Fingernagel, -nägel, Klaue(n) (mit POSS)
(N)
Frau
(N)
Ehefrau (mit POSS)
(Vt)
etwas oder jemanden verabscheuen
(N)
Gebäude, Haus
(N)
Gewässer, Fluss
(N)
Regen(guss), Platzregen
(Part) Partikel des Nicht-Vorhandenseins
(N)
Ortsname
(N)
Maiskolben
(Vt)
etwas auswechseln, austauschen
(Vt)
etwas ersetzen, umwandeln
(N)
Schwanz (mit POSS)
(Vi)
stöhnen, ächzen (nicht mehr transparente Antipassivform)
(N)
(gerodeter) Weg
(N)
Kopf (mit POSS)
(Pos)
in flach ausgestreckt liegender Position befindlich; Stativ jowol
und verbal jowojik
(Adj)
jeder, jede (zu jun)
(N)
Grube
(Num) ein, eins (in engeren Verbindungen ju-)
(N)
Eigenname; Zwillingsbruder von Xb’alanke; auch in den Namen
Jun Junajpu und Wuqub’ Junajpu
(N)
ein einzelnes Stück
(N)
in auf dem Bauch liegender Position; Stativ jupulik
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
100
jupacha
jupu-j
Juraqan
juru-j
jusu(k’)
juta(q)
jutaq’ij
juwuq
juyub’
kab’
kab’lajuj
kab’ij
kab’ijir
Kab’raqan
ka’(-ib’)
kaj
kaj(-ib’)
kam
Kamalotz
Kame
kamisa-j
kana-j
kanoq
kaq(a)
Kaqchikel
Kaqix
Kaqulja’
kar
Kawisimaj
Kawistan Pom
kawu-j
kay
kej
(Part)
(Vt)
(N)
(Vt)
(Adv)
(Num)
(Adv)
(Num)
(N)
(Num)
(Num)
(Adv)
(Adv)
(N)
(Num)
(N)
(Num)
(Vi)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Adv)
(Adj)
(N)
(N)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
Fragwort: wie?
etwas auf den Bauch legen
Name einer Gottheit
etwas schleppen, Schweres tragen
mit einem Mal
ein jeder von vielen (aus jun + taq)
immerzu (zu jun)
je sieben (ju(n) + wuq)
Berg, Gebirge, Wildnis, Land, Wohnsitz
zwei (neben ka’ib’)
zwölf (mit ka(i)b’ zwei)
in zwei Tagen
seit bzw. vor zwei Tagen
Eigenname; einer der Söhne von Wuqub’ Kaqix
zwei (auch kab’)
Himmel
vier
sterben
Eigenname (Gruppe von Wesen)
Kalendername, mit vorangestellter Zahl
jemanden töten
etwas zurücklassen
zurückbleibend
rot
Name eines Volkes (auch Kaqchekel und mit Pluralendung -eb’)
Arara; Teil des Eigennamens Wuqub’ Kaqix
Blitz; Eigenname einer Gottheit
Fisch
Name eines Königs der K’iche’
Name einer Kopalart
etwas schmücken
betrachten, zusehen
Hirsch
kejb’e-j
keje
kik’
kik’(-el)
kikot
kir
koj
koj
kok
kot
(Vt)
(Part)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
etwas oben auf einem anderen Objekt platzieren (Instrumental)
so, auf die genannte Weise, auf gleiche Weise
(1) Blut; (2) Kautschukball
Blut (mit POSS)
sich freuen, Freude empfinden
etwas losbinden
etwas platzieren
Puma, Berglöwe
Schildkröte; (Schutz-)Panzer (?)
Adler
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
101
kotz’i’j
Kotzb’alam
ku’b’
ku’b’e’
kuch
Kuchumakik’
kumatz
kunab’al
kus
kux
kuy
k’a(te)
k’ab’awil
k’ajisa-j
k’ajol(-ab’)
k’ajola-j
k’am
k’amja(il)
(N)
(N)
(Pos)
(Vi)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(Adj)
(N)
(Vt)
(Part)
(N)
(Vt)
(N)
(Vt)
(Vt)
(N)
k’aslem
k’at
k’ate
k’axaj
k’axtok’a-j
K’eletzu
k’ex(-el)
k’i
K’iche’(-eb’)
k’iche’laj
K’iq’ab’
k’is
k’ix
k’iya
k’iyar
k’o
k’o-l
k’oje’
k’ol
(N)
(Vt)
(Part)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(Adj)
(N)
(N)
(N)
(Vi)
(Vi)
(Adj)
(Vi)
(Part)
(Pos)
(Vi)
(Vt)
k’olok’o-j
k’oqo-j
k’ot
k’oy
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(N)
Blume(n)
Eigenname
in sitzender Position befindlich; Stativ ku’b’ul
sich setzen
etwas sammeln, jemanden in Gruppe treffen
Eigenname eines Fürsten der Unterwelt (mit kik’ »Blut«)
Schlange; kumatzij »Zauberwerkzeug«
Heilmittel
lecker, wohlschmeckend, wohlduftend, leckere Speise
Wiesel
etwas erlauben, verzeihen, ertragen
und dann; meist k’ate
Patronatsgott, Götterfigur
jemanden bestrafen, täuschen; k’ajisab’al »Mittel der Bestrafung«
Sohn (von Vater gesagt; mit POSS); junger Mann
Söhne zeugen; k’ajolom »der Söhnezeuger«
etwas (an)nehmen, erhalten
Teil eines Adelstitels aj-pop k’amja; dürfte sich auf die
Empfangs­halle des Regierungspalastes beziehen, im Sinne von:
»Aufseher der Empfangs­halle« (nach Tedlock)
Leben
etwas anzünden, verbrennen
und dann
Geifer
jemanden irreführen; zu k’axtok’ »böser Geist«
Eigenname
Ersatz, Stellvertreter, Platzhalter
viel
Name eines Volkes
Wald; auch k’eche’laj
Name eines Königs der K’iche’
aufhören, enden
Scham, Scheu, Ehrfurcht haben, empfinden; auch als k’ixb’
viel (vgl. k’i)
viel, mehr werden, sich vermehren
existierend (unregelmäßige Kurzform zu k’oje’)
existierend (unregelmäßiger Stativ zu k’o / k’oje’)
(an einem Ort) existieren, leben
etwas oder jemanden retten, in Sicherheit bringen,
aufbewahren, verwahren
etwas rund machen
jemanden (auf übernatürliche Weise) strafen
etwas graben
Klammeraffe
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
102
k’u
k’u(t)
k’uch
k’ul
k’ulel
k’utun
k’uwal
k’ux
k’u’x
la’
lab’al
laj
la
la(l)
laq’el
la qi b’a
la qi ta
le’
lib’ajchi’
lik’ib’a’
lil
lo
loq’olaj
ma
ma
ma’i-j
Majukutaj
mak
mam(a)
mayija-j
me’al
me’alan
Me’awan
meb’a
mi
mi’al
mich’
miq’
Mixtam Pom
muchuli-j
munil
(Vt)
(Part)
(N)
(Vt)
(N)
(Vi)
etwas oder jemanden verbergen, verstecken
nun, dann (auch erweitert als k’ute, k’uri)
Geier
etwas oder jemanden treffen, gegenübertreten
Gegenüber (auch im Sinne von Ehefrau)
erscheinen, sichtbar werden (Antipassiv); k’utb’al »Ort des
Erscheinens, Sichtbarwerdens«
(N)
Edelstein
(Vt)
etwas kauen, zerbeißen
(N)
Herz
(Pro)
dies dort (entfernter vom Sprecher)
(N)
Krieg
(Vt)
etwas Festes bearbeiten
(Part) Fragepartikel
(Pro)
höfliche Anrede
(N)
Junggeselle
(Part) hier wohl im Sinne von: bitte (?)
(Part) sofern (?)
(Num) Generation (Zählwort)
(Adj)
schnell, sofort
(Vt)
etwas flach ausbreiten; hier: (Hand nach etwas) ausstrecken
(Pos)
eine flach liegende Position einnehmen; verbal lilob’
(N)
wohl eher nicht (zweifelnd)
(Adj)
sehr geliebt, hoch verehrt
(Part) Negation; meist als ma wi oder ma na
(Part) leitet Ja-/Nein-Fragen ein
(Vt)
etwas wegnehmen, ruinieren
(N)
Eigenname eines der mythischen ersten Ahnen der K’iche’
(N)
Pflanzenname (mit ek’: mak ek’)
(N)
Greis, Großvater (mit POSS); Urvater, Ahnherr
(Vt)
etwas bewundern
(N)
Tochter (eines Mannes; mit POSS) (auch mi’al)
(Vi)
Töchter zeugen (Antipassiv; zu me’al bzw. mi’al »Tochter«)
(N)
Ortsname
(Adj)
arm, verwaist, verwitwet
(Part) gerade eben
(N)
Tochter (eines Mannes; mit POSS) (auch me’al)
(Vt)
jemanden betrügen, überlisten, die Haare ausreißen;
mich’b’al »Betrug, List«
(Vi)
warm werden, sich erhitzen
(N)
Name einer Kopalart
(Vt)
etwas zerkleinern und zerstreuen
(N)
Sklaverei (zu mun Sklave, Sklavin)
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
103
muq
na
na’
na’ob’al
na’oj
na’oji-j
na’tal
nab’e
naj
naki (la)/(pa)
Nakxit
Nanawak
naqaj
nawachil
nawal
nay
nik’o-j
nim(a)
nimaq
nima-j
nimal
nimar
nimarisa-j
nimja
noj
num
o’(ob’)
ochoch
oj
ojer
ok
omuch
on
onojel
opon
oq’
oq’e-j
ox(ib’)
pa
pa
pajak
pa(m)
(Vt)
(Part)
(Vt)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(Adj)
(Adj)
(N)
(N)
(N)
(Adv)
(Vi)
(N)
(Part)
(Vt)
(Adj)
(Adj)
(Vt)
(N)
(Vi)
(Vt)
(N)
(Vi)
(Vi)
(Num)
(N)
(Pro)
(Adj)
(Vi)
(Num)
(Part)
(N)
(Vi)
(Vi)
(Vt)
(Num)
(Part)
(Part)
(N)
(N)
palo
(N)
etwas eingraben, jemanden begraben
wahrscheinlich, in fester Erwartung
etwas empfinden, wahrnehmen
Geistes-, Verstandeskraft, Denkvermögen
Gedanke, Idee, Plan
etwas denken, überlegen
Wahrnehmung
erster, zuerst
fern, entfernt
Fragwort: was?; häufig als naki la oder naki pa
Eigenname eines Herrschers
Eigenname einer Gottheit
nahe
bemerken (ev. für passives nawachix ?)
übernatürliche Macht
auch (in Verbindung mit puch)
etwas untersuchen
groß, bedeutend; adverbial gebraucht: sehr
Pluralform zu nim groß
etwas vergrößern
Größe
groß werden
etwas oder jemanden groß machen; groß tun, überheblich tun
Großhaus, Residenz eines Familienverbandes (aus nim + ja)
voll werden, sich füllen
Hunger haben, hungern
fünf
Haus, Heim, Zuhause
wir (1. Person Plural)
früher, einst
(in einen Ort) eintreten, eindringen
vierhundert (metaphorisch: unzählige)
möglicherweise (offene Einschätzung)
Gesamtheit, alle (mit POSS)
(an einen Ort (nicht zu Hause)) kommen, gelangen
weinen, klagen, brüllen (von Tieren)
etwas oder jemanden beklagen
drei
leitet Ortsangaben ein
Partikel der Frage nach Negation ma und Fragewörtern wie naki
Bezeichnung für eine Pflanzenart (unklar)
Inneres, Innenseite (mit POSS; auch pan); nach chi »im Innern
von, ....«
Meer
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
104
Pamak’a’
paq
(N)
(Pos)
patan
pax
paxi-j
pe(t)
pek
perepo-j
pitz
pitzkali-j
pixab’
pixab’a-j
polow
pom
pop
poq’
poro-j
poy
pu(ch)
pujuy
puna-j
pus
puwaq
qaj
qajoq
qajaw
Qamuku
qi
qitzij
q’ab’
q’aj
q’aji-j
q’alu-j
q’an(a)
q’apoj(-ib’)
q’aq’
q’aq’al
q’aq’ar
q’aq’at
q’at
q’aq’-wachi-j
q’eb’al
q’ej
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vi)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(N)
(Vt)
(Vi)
(N)
(N)
(Vi)
(Vt)
(N)
(Part)
(N)
(Vt)
(Vt)
(N)
(Vi)
(Adv)
(N)
(N)
(Part)
(Adj)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(Adj)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(N)
(Vt)
Ortsname
in Position mit Öffnung nach oben befindlich; Stativ paqal(ik),
verbal paqe’(ik) bzw. paqa’(ik)
Dienst, Arbeit, Arbeitspflicht
etwas zerbrechen
etwas spalten, teilen
(von einem Ort) (her-)kommen
Höhle (im Fels)
etwas zerstückeln; Passiv perepoxik
etwas einwickeln, einpacken (auch pis)
jemanden alleine gehen lassen (unklar, ev. zu pitz?)
Ratschlag, Vorschrift
jemanden warnen, beraten
schwer atmen (nicht mehr transparente Antipassivform)
Kopal
Matte
sich vermehren
etwas anzünden
Puppe, Vogelscheuche
und auch
Nachtschwalbe, Ziegenmelker
etwas aufblasen, anschwellen lassen; auch im Sinne von: prahlen
etwas oder jemanden zerschneiden, zerstückeln, opfern
Edelmetall
sich (an einen Ort) hinabbewegen, fallen, hinabsteigen
abwärts
Vater, Herr
Eigenname
sicherlich
wirklich, wahrhaftig
Hand, Arm
etwas (aus Knochen oder Holz) zerbrechen
etwas zerbrechen, zermahlen
jemanden oder etwas umarmen, mit den Armen umfassen
gelb
Mädchen, (noch unverheiratete) junge Frau
Feuer
Macht, innere Kraft (eines Gottes oder Herrschers)
sich erhitzen, Fieber haben; hier im Sinne von: sich aufregen
etwas losschneiden (auch q’at)
etwas schneiden; q’at tzij »Worte schneiden, d. h. verurteilen«
jemanden eifersüchtig (wörtl. feuer­gesichtig) machen
Krug
etwas (Flüssigkeit) eingießen
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
105
q’eq(a)
q’eqal
q’equmar
q’ich
q’ij
q’ob’isa-j
(Adj)
(N)
(Vi)
(Vt)
(N)
(Vt)
q’ol
q’oxom
Q’ukumatz
q’ul
(N)
(N)
(N)
(Vt)
q’u’l
q’uq’
q’utu-j
Rab’inal(-eb’)
raj
raqu-j
rax(a)
rayi-j
ri
ri’
ri’j-i
rip
riq
sach
sachib’al
sajkab’
sakb’al
samajel
sanik
saq(i)
saqb’isan
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(Vi)
(Vt)
(Adj)
(Vt)
(Part)
(Pro)
(Adj)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Adj)
(Vi)
saqb’och
saqir
Saqulew(-ab’)
sey
(N)
(Vi)
(N)
(Vt)
sel
sib’
sib’ak
sik’i-j
silib’a’
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
schwarz, dunkel, finster
Dunkelheit, Finsternis
sich verfinstern
etwas zerlegen
Sonne, Tag (und des damit verbundenen Schicksals)
etwas reifen lassen, jemanden erwachsen werden lassen,
zum Erwachsenen machen
Harz, Gummi, Leim
Schmerz
Eigenname eines Gottes und eines Fürsten (aus q’uq’ + kumatz)
die Haut eines Tieres zubereiten (als Leder oder zum Essen?);
hier wohl im Sinne von »etwas einbeizen«
Tuch, Decke
Quetzalvogel, Federn des Quetzalvogels
etwas mit der Hand zerreiben, zermahlen
Name einer Volksgruppe
wünschen, wollen (als Hilfsverb; vgl. aj »etwas wünschen«)
etwas schreien, brüllen
(blau-)grün
etwas wünschen, haben wollen
der, die, das ; diese(r/s)
dies dort (für den Sprecher nicht sichtbar)
alt
etwas ausbreiten, bes. Flügel oder Arme ausstrecken
etwas oder jemanden finden
etwas verlieren
Mittel, Instrument der Irreführung
weiße Farbe (aus Erde), Kreide
Würfel, Würfelspiel
Bote, Späher
Ameise
weiß, hell
weiß besänftigen, weiß beruhigen (Bedeutung unklar; wohl
Antipassiv); hier im Sinne von »Kopal opfern«
Hagel
weiß werden, hell werden
Name einer Volksgruppe der K’iche’
etwas schaukeln, hin und her bewegen; auch im Sinne von
»etwas (im Tuch) einfangen«
Schale
Rauch
Riedgras
jemanden rufen
etwas schütteln, rütteln
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
106
Sipakna
sis
siwan
sqaqi’n
su’
su’a-j
sutz’
ta
ta
ta(j)
tab’al
tak’
Tam(-ub’)
tan
(N)
(N)
(N)
(Adj)
(N)
(Vt)
(N)
(Vt)
(Part)
(Part)
(N)
(Pos)
(N)
(Pos)
tap
taq
tel
teleb’
teleb’a’
tem
tepew
tepewal
tepewar
ti’
ti’ob’al
ti’ojil
tij
tik’e-j
tikar
tikib’a’
tiltot
(N)
(Part)
(Pos)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(V)
(Vt)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vi)
(Vt)
(Vi)
tinamit
Tojil
tok’
toq’ob’
toq’ob’a’
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
tuk
tukel
tukur
Tulan
(Vt)
(N)
(N)
(N)
Eigenname; einer der Söhne von Wuqub’ Kaqix
(Weißrüssel-)Nasenbär
Schlucht, dünn besiedeltes Land
wenig
Flöte
etwas mit der Flöte spielen
Wolke, Sturm(wolke), Nebel
etwas hören, verstehen, erfragen (auch ta’, Passiv tayik)
zeitlich anknüpfend, da, wenn, als
den Tatsachen widersprechend
Mittel zum Hören
in ruhender, angehaltener Position befindlich; Stativ tak’al
Name einer Volksgruppe
in gestoppter Raumlage befindlich; verbal tanatob’ »stecken
oder hängen bleiben«
Flusskrebs
viele (Pluralisierung)
in geschulterter Position; Stativ telen
Schulter (wörtl.: Mittel zum Schultern)
etwas schultern
Schemel, Hocker
Fürst, Herr
Erhabenheit, Herrschaftlichkeit
fürstlich, erhaben werden
etwas beißen
Biss, Insektenstich (wörtl.: Beißmittel)
Fleisch, Leib
etwas essen
etwas in der Hand tragen
beginnen, anfangen, Anfang nehmen
etwas beginnen, hinstellen
Geräusch oder Bewegung des Fallens von reifen Früchten
mehrfach aus­führen (Bedeutung unklar); hier wohl im Sinne
von: aufgehen (Gestirne)
Stadt, Gemeinwesen
Name einer Patronatsgottheit
Feuerstein, Messer
Gefallen, Gunstbeweis, Mitleidsbezeugung
etwas in eine mitleidende Position bringen; mit wach »Mitleid
haben«
etwas in kleine Stücke zerteilen
allein, ausschließlich
Eule
Ortsname
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
107
tuq
Tuqumb’alam
t’ub’ukij
tza’m
tzak
tzal
(Vt)
(N)
(Vi)
(N)
(Vi)
(Pos)
tzalij
tzaq
tzapib’
tzatz
tzel
tzij
tzijo-j
tzilo-j
tzono-j
tzolole-j
(Vi)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
tzolq’opij
tzoqopi-j
tzuku-j
tzuq
tz’alam
tz’api-j
tz’aq
(Vi)
(Vt)
(Vt)
(Vt)
(N)
(Vt)
(Vt)
tz’aqat
tz’i’
tz’ib’a-j
tz’ib’al
tz’ikin
tz’ite
(Vi)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
Tz’olojche’
tz’um(al)
ucha-x
(N)
(N)
(Vi)
ub’ik
uk’
uk’
uk’a-j
uk’am
ul
ulew
ulo(q)
(Adv)
(N)
(N)
(Vt)
(Vt)
(Vi)
(N)
(Adv)
etwas gewaltsam wegnehmen
Eigenname
sich anhäufen, ansammeln
Nase, Spitze
kochen, brodeln
in einer seitlich geneigten Position befindlich; Stativ tzalan,
nominalisiert tzalatzoxel »seitlich hin und her Schwankende«
zurückkehren
etwas oder jemanden zurücklassen
Tür (wörtl.: Mittel zum Schließen)
Masse, Menge, zahlreich
Schale; (Adj) rund, schalenförmig
Wort, Überlieferung, Befehl
etwas erzählen
etwas beschmutzen
etwas fragen
etwas hin- und herdrehen, ev. auch im Sinne von
»etwas genau untersuchen«
sich umdrehen (?)
etwas loslassen, freimachen
etwas suchen
jemanden ernähren, füttern
Holzbrett
etwas einschließen, verschließen
etwas aus festem Material herstellen; tz’aqol »Erbauer«, mit
b’itol Bezeichung für Schöpfergottheiten
vollenden, beenden
Hund; Tagesname im 260-Tage-Kalender (mit Zahl von 1–13)
etwas schreiben, bemalen
Gemaltes, Geschriebenes
Vogel; Tagesname im 260-Tage-Kalender (mit Zahl von 1–13)
Pito-Baum, bzw. dessen Holz oder Frucht (u. a. zur Wahrsagerei
verwendet)
Ortsname
Haut, Leder
gesagt werden; unregelmäßiges Passiv zu »etwas sagen«, vgl.
Antipassiv ch’aw
weg (von)
(in) Gemeinschaft, mit, und (mit POSS)
Laus
etwas mit den Händen tragen
mit den Händen getragene Last (Partizip Perfekt zu uk’a-j)
(an einen Ort) kommen, ans Ziel kommen, nach Hause gelangen
Erde, Land
(hier) her, hin zu; auch ula
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
108
uma(l)
umul
utiw
utz
utzin
ux
wa(ch)
wa’
wa’
wa’(al)
wa’ij
wa’im
wa’kat
wab’
wab’a-j
wach
wachib’al
wachi-j
wachi-n
wachinel
wakamik
wak’
wak’awoj
waq(ib’)
war
warab’al
wara-j
waral
we
we’
wi
wi’
wikiq’ab’
winaq
winaqir
winaqtzijo-n
winaqwachi-n
wok
wor
wub’
wub’a-j
wuj
wuqub’
wuqub’ix
(N)
(N)
(N)
(Adj)
(Vi)
(Vi)
(N)
(Pro)
(Vi)
(N)
(N)
(N)
(Vi)
(Vt)
(Vt)
(N)
(N)
(Vt)
Grund, Ursache (mit POSS)
Kaninchen
Koyote
gut; intensiviert utzilaj »sehr gut«
gut werden
werden zu
Gesicht, Gesichtsseite (mit POSS)
dies hier (nah beim Sprecher); auch wa’e
essen
Essen, Nahrung, Speise; hier: »Saft«
Essen
Essen, Mahlzeit
(an einem Ort) umhergehen, umherwandern
jemanden führen, leiten
etwas anhauchen
Gesicht (mit POSS); nach chi »vor, auf, ....«
Erscheinung, Gestalt
etwas gesichtig machen, angesichtig machen, z. B. Früchte tragen;
hier im Sinne von »etwas zu Gesicht bekommen«
(Vi)
aussehen, Gestalt haben; hier (bei Gestirnen): scheinen
(N)
Abzeichen
(Adv) jetzt, heute
(N)
Falke(nart)
(Pos)
in krebs- oder insektenartiger (sechsbeiniger ?) Position befindlich
(Num) sechs
(Vi)
schlafen
(N)
Schlafmittel, Schlafstätte
(Vt)
etwas bewachen
(Adv) hier, hierher
(Part) wenn, falls (konditional satzverknüpfend)
(Part) einverstanden (Partikel der Zustimmung)
(Part) zeigt die Voranstellung indirekter Angaben an
(N)
Kopf, Oberseite; nach chi »über, oben auf, ....«
(N)
rechte Hand, rechter Arm (mit POSS)
(N)
Mann, Mensch, Person
(Vi)
entstehen, erscheinen
(Vi)
menschenartig sprechen
(Vi)
menschenartig aussehen
(N)
Falke
(Vt)
etwas durchbohren
(N)
Blasrohr
(Vt)
etwas mit dem Blasrohr schießen
(N)
Buch (auch wuj-il (besonderes) Buch)
(Num) sieben
(Adv) nach sieben Tagen
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
109
xa
xa’n
xaj
xaloq’
xaq
Xb’alanke
xe
xe’
Xe’k’a’maq
xekeb’a’
Xe’laju(j)
xere
Xib’alb’a
xib’i-j
xik
xik’
Xkik’
(Part)
(N)
(Vt)
(Adv)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(Part)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
xma
Xmukane
xmukur
xo
xol
xowa-j
xpeq
Xpiyakok
Xpuch
Xtaj
xuk
xul
xul
(Part)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(N)
(Pos)
(N)
(Pos)
ya’
ya’
yachwach
yak
yak
yak
yamanik
yoq’
(Vt)
(N)
(N)
(N)
(Pos)
(Vt)
(N)
(Vt)
allein, nur, gar (mit wi: xa wi)
Stechmücke
etwas tanzen
ohne Ziel, sinnlos
Asche
Eigenname; Zwillingsbruder von Junajpu
etwas fürchten, etwas ehrfürchtig verehren (?)
Wurzel, Unterseite, Grundlage; nach chi »unter, unten, ....«
Ortsname
etwas aufhängen
Ortsname (das heutige Quetzaltenango)
nur, wahrlich (auch xare aus xa + are)
Name der Unterwelt und ihrer Bewohner
etwas fürchten
Sperber
Flügel, Feder
Eigenname der Tochter eines Unterweltsfürsten und Mutter von
Junajpu und Xb’alanke (mit kik’ »Blut«)
nie(mals)
Eigenname einer Gottheit; Ehefrau von Xpiyakok
Taube
Anzahl, Menge (als k’i xo, unklar)
Zwischenraum, Abstand (mit POSS)
etwas oder jemanden ehren
Kröte
Eigenname einer Gottheit; Ehemann von Xmukane
Eigenname
Eigenname
in kniender Position befindlich; verbal xukux (Passiv)
Schere(n) eines Krebses (?)
eine nach unten gerichtete, z. B. hängende Position einnehmen;
verbal xule’
etwas geben
Gewässer (Nebenform zu ja’)
Kopfschmuck
Fuchs
in aufrecht stehender Position befindlich
etwas aufrichten
Kostbarkeit
etwas oder jemanden kritisieren, beleidigen
WS 2014/15 – Einführung in das K’iche’
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