Inhalt 1 7 Verschiedene Kräfte 7.1 7.2 7.3 7.4 Schwerkraft oder Gewichtskraft Gravitation – Massenanziehung Federkraft – elastische Verformung Reibungskräfte 7.4.1 Äußere Reibung zwischen Festkörperoberflächen 7.4.1.1 Haftung („Haftreibung“) 7.4.1.2 Gleitreibung 7.4.1.3 Rollreibung 7.4.2 Innere Reibung 7.4.2.1 Stoke‘sche Reibung oder viskose Reibung 7.4.2.2 Newton-Reibung 7.5 Trägheitskräfte (Beschleunigte Bezugssysteme) 7.5.1 Geradlinige beschleunigte Bezugsysteme 7.5.2 Gleichförmig rotierende Bezugsysteme 7.1 Schwerkraft oder Gewichtskraft 2 Jeder Körper fällt mit der Erd- oder Fallbeschleunigung g = 9,81 m/s2 zu Boden. Ursache ist die von der Erde ausgehende Erdanziehungskraft (= Gewichtskraft). FG = m ⋅ g Gewichtskraft, Gewicht Das Gewicht eines Körpers von m = 1 kg Masse beträgt FG = 1kg ⋅ g = 1kg ⋅ 9,81m s2 = 9,81N ( = 1kp) Anwendungsbeispiel: Massenvergleichswaage (Hebelgesetz) Zwei Massen sind gleich, wenn ihre Gewichte gleich sind. Balkenwaage mit zwei gleichlangen Armen: l1 = l 2 = l Im Gleichgewicht gilt: l ⋅ Fz,mx = l ⋅ mx ⋅ g = l ⋅ ms ⋅ g = l ⋅ Fz,ms mx = ms (ms = Normmassen, „Gewichte“) 1 7.2 Gravitation – Massenanziehung 3 In unserem Beispiel haben wir die Gravitationskraft angewendet, ohne zu sagen, was sie eigentlich ist. Das „Gravitationsgesetz“ [law of gravity], das ebenfalls von Newton stammt, besagt, dass jede Masse m1 im Universum jede andere Masse m2 wiederum im gesamten Universum mit einer Kraft anzieht, die den beiden Massen proportional und dem Abstandsgesetz umgekehrt proportional ist. r m ⋅m F ∼ 1 2 2 ⋅ er m1 m2 r er wobei die Richtung der Kraft entlang des Verbindungsvektors der beiden Massen zeigt. Die Richtung ist also durch den Vektor er gegeben, dessen Betrag er = 1. Die Proportionalitätskonstante ist die berühmte Gravitationskonstante G, die die Stärke der Kraft bestimmt, so dass F = −G ⋅ m1 ⋅ m2 r2 ⋅ er das Gravitationsgesetz darstellt. Das Vorzeichen ist negativ, da sich zwei Massen anziehen. 7.2 Gravitation – Massenanziehung 4 Gravitationskonstante G G = (6,673 ± 0,005) ⋅ 10 −11 m3 kg ⋅ s2 Das Gravitationsgesetz ist außerordentlich bedeutsam für a) die gesamte Kosmologie – alle Galaxien, Sterne, Planeten und Monde bewegen sich nach diesen Gesetzen. • Entdeckung des Planeten Pluto • Problem der „dunklen Materie“ (nur 10% der gesamten Masse durch sichtbare Sterne bekannt) b) auch auf der Erde bedeutsam: • alle Gegenstände fallen auf die Erde • Mondbewegung → Ebbe und Flut 2 7.2 Gravitation – Massenanziehung 5 Messung der Gravitationskonstante – Cavendish (1731-1810) Die Messapparatur von Cavendish bestand aus einem empfindlichen Torsionsschwinger mit zwei gleichen Massen m1 (Torsionswaage → Verdrillen eines steifen Drahtes mit Spiegel). Die Schwingungen dieses Systems wurden über die Massenanziehung zu zwei in die Nähe gebrachten Zusatzmassen m2 in die Positionen A-B bzw. A‘-B‘ beeinflusst. Die Beobachtung der Schwingung erfolgt über einen Lichtzeiger. Diese Anziehung der beiden Kugeln kann im Labor nachgewiesen werden. Wie klein die Kraft ist, kann man für das Beispiel zweier Kugeln, die je 1 kg Masse haben sollen und 10 cm voneinander entfernt seien, ausrechnen. F = G ⋅ m1 ⋅ m2 r2 = 6,67 ⋅ 10−11 ⋅ 1⋅ 1 N ⋅ m2 ⋅ kg ⋅ kg 0,12 kg2 ⋅ m2 = 6,67 ⋅ 10−9 N Um nach dem Gravitationsgesetz eine größere Kraft zu erzeugen, brauchen wir große Massen. 7.2 Gravitation – Massenanziehung 6 3 7.2 Gravitation – Massenanziehung 7 Auf der Erdoberfläche gilt für eine Masse m F =− G ⋅ mE rE2 ⋅ m ⋅ er = m ⋅ g mE = Erdmasse, rE = Erdradius 0 0 Mit er = 0 und g = 0 gilt 1 −g 0 0 0 G ⋅ mE F = 0 =− ⋅m⋅ 0 = m⋅ 0 rE2 Fz 1 −g Damit wird g= G ⋅ mE rE2 Mit rE = 6,371⋅ 106 m und mE = 5,97 ⋅ 1024 kg folg t g = 9,81 m s2 . 7.2 Gravitation – Massenanziehung 8 Schwerkraft in anderen Systemen Erde Mond Sonne Neutronenstern Radius r Masse m Beschleunigung g 6,371⋅ 106 m 5,97 ⋅ 1024 kg 9,81 1,74 ⋅ 106 m 7 ⋅ 105 km 10 km 7,4 ⋅ 10 22 30 2 ⋅ 10 ∼ 2 ⋅ 10 30 kg kg kg ∼ 1,6 ∼ 272 1,3 ⋅ 1012 4 7.3 Federkraft – elastische Verformung 9 Um eine elastische Feder um die Strecke s zu dehnen, ist eine Kraft F nötig: ungedehnte Feder F = 0; s = 0 s FFeder Faus Faus = auslenkende Kraft; greift von außen an FFeder = rücktreibende Kraft der Feder = Gegenkraft Zusammenhang zwischen F und s: Faus ∼ s F = −D ⋅ s FFeder ∼ −s lineares Kraftgesetz der Feder D = Federkonstante (auch C oder f genannt); [D ] = 1 N m 7.3 Federkraft – elastische Verformung 10 mit D2 > D1 FFeder s D1 (weiche Feder) D2 (harte Feder) Das lineare Kraftgesetz der Feder gilt nicht für beliebig große Auslenkungen, sondern nur im (begrenzten) „Elastizitätsbereich“. Er ist gekennzeichnet durch: i F ∼ s, d. h. Linearität i s = 0 für F = 0, d. h. Rückkehr der Feder in die Ausgangslage nach Entspannung Verallgemeinerung: Hooke‘sches Gesetz Jeder Körper verhält sich wie eine elastische Feder, gleich welche Formänderung vorliegt, die Formänderung muss nur hinreichend klein sein. Die Formänderung (Dehnung, Biegung, Torsion, Scherung) ist der angreifenden Kraft proportional. 5 7.3 Federkraft – elastische Verformung 11 Beispiel: Dehnung eines Stabes A F F = dehnende Kraft A = Querschnitt des Probestabes l0 = Ausgangslänge F l = l0 + ∆l = gedehnte Länge F ∼ ∆l σ= F ∆l =E⋅ = E ⋅ε A l0 Hooke‘sches Gesetz der Dehnung Spannung = Elastizitätsmodul ⋅ Dehnung σ= F = Spannung A ε= ∆l = Dehnung l0 E = Materialkonstante, Elastizitätsmodul, [E ] = N m2 7.4 Reibungskräfte 7.4.1 Äußere Reibung zwischen Festkörperoberflächen 12 7.4.1.1 Haftung („Haftreibung“) Um einen Körper auf ebener Unterlage in Bewegung zu setzen, muss die angreifende Kraft F einen Grenwert F0 übertreffen. FHR F F0 = FHR = µ0 ⋅ FN Ruhe F > F0 Bewegung FHR = F0 = Haftkraft FN Experimentell findet man: F < F0 F0 ∼ FN (FN = Normalkraft auf Oberfläche) Coulomb‘sches Haftungsgesetz µ0 = Haftreibungszahl FHR wirkt entgegen der Kraft F und ist parallel zur Oberfläche. 6 7.4 Reibungskräfte 13 7.4.1.2 Gleitreibung Um einen Körper auf ebener Unterlage mit v = const. zu bewegen, ist eine Reibungskraft FGR zu überwinden. v FGR F FN FGR = µ ⋅ FN F > FGR Beschleunigung F < FGR Ruhe, Bremsung F = FGR v = const. Coulomb‘sches Gleitreibungsgesetz µ = Gleitreibungszahl µ ≤ µ0 7.4 Reibungskräfte 14 7.4.1.3 Rollreibung Um ein Rad auf ebener Unterlage mit v = const. zu bewegen (rollen), ist eine Rollreibungskraft FRR zu überwinden. FRR F FRR = µRR ⋅ FN Rollreibungsgesetz µRR = Rollreibungszahl µRR µ, µ0 FN Für all diese drei äußeren Reibungskräfte spielt die Normalkraft (d. h. die Kraft, die normal auf die Oberfläche wirkt) eine entscheidende Rolle. Normalkraft FN = Kraft, mit der der Körper senkrecht auf die Unterlage drückt (d.h. F ⊥ Oberfläche oder F A) 7 7.4 Reibungskräfte 15 Normalkraft bei waagrechter Unterlage: m FN = m ⋅ g FN bei schiefer Ebene: FH FN = m ⋅ g ⋅ cos α α FG = FN + FH FH = m ⋅ g ⋅ sin α Hangabtriebskraft FG 7.4 FN Reibungskräfte 16 Beispiel: Bremsen eines Kfz Das Bremsvermögen eines Kfz hängt entscheidend von der Haftung zwischen Rädern und Straße ab. FN = m ⋅ g F0 = m ⋅ g ⋅ µ0 Haftkraft ⇒ = maximale Bremskraft FBr = m ⋅ aBrmax ⇒ aBrmax = µ0 ⋅ g sBr = v 20 2 ⋅ aBrmax = µ0 = 0,9 (Gummi auf Asphalt) 0,9 ⋅ 9,81 m s 2 = 8,83 m s2 minimaler Bremsweg Mit v 0 = 100 km h = 27,77 m s ergibt sich (s = 21 at 2 ⇒ t = 2s a ) : sBr = 43,7 m und tBr = 3,15 sec 8 7.4 Reibungskräfte 7.4.2 Innere Reibung 17 Sie findet im Inneren von Flüssigkeiten und Gasen zwischen den leicht gegeneinander verschiebbaren Molekülen oder Atomen statt. Typisch für die Innere Reibung ist: i Es gibt keine Ruhereibung: F0 = 0 i Die Gleitreibung ist geschwindigkeitsabhängig, z. B. FR ∼ v 7.4.2.1 Stoke‘sche Reibung oder viskose Reibung Bewegt sich ein Körper mit geringer Geschwindigkeit durch ein zähes Medium, so ist der innere Reibungswiderstand FR ∼ v 7.4 (laminare Strömung) Reibungskräfte 18 Beispiel: Eine Kugel fällt durch eine zähe Flüssigkeit, z. B. ein Öl „Stoke‘sches Gesetz“ FR = −6 ⋅ π ⋅ R ⋅ η ⋅ v Reibungswiderstand der Kugel mit R = Kugelradius, η = Zähigkeit der Flüssigkeit, [ η] = N⋅s m2 = Pa⋅ s Die Kugel erreicht schließlich eine konstante Fallgeschwindigkeit v 0 , bei der gilt: FR = −FG ⇒ − 6 ⋅ π ⋅ R ⋅ η ⋅ v = m ⋅ g ⇒ v = − vz = m ⋅g 6⋅π⋅R ⋅η m⋅g 6⋅π⋅R ⋅η 9 7.4 Reibungskräfte 19 7.4.2.2 Newton-Reibung Bewegt sich ein Körper mit hoher Geschwindigkeit durch ein Medium geringer Zähigkeit, so ist der innere Reibungswiderstand FR ∼ −v 2 Ursache: Turbulenz, Wirbelbildung, … Beispiel: Luftwiderstand FL = −cW ⋅ A ⋅ ρ ⋅v 2 ⋅ ev 2 mit ρ = Dichte des Mediums (Luft), A = Anströmfläche (Schatten), cW = Formfaktor (cw -Wert) 7.5 Trägheitskräfte 20 Trägheitskräfte (Scheinkräfte) müssen zur Beschreibung der Bewegung von Massenpunkten eingeführt werden, wenn diese Bewegungen in einem beschleunigten bewegten Bezugssystem dargestellt werden. Diese Trägheitskräfte spiegeln eigentlich nur die Beschleunigung des Bezugssystems wider. Sie treten nicht auf, wenn dieselben Vorgänge in einem Inertialsystem beschrieben werden. Wir wollen uns dies an zwei Spezialfällen beschleunigt bewegter Bezugssystems klarmachen. Im ersten Fall ist die Bewegung geradlinig und gleichmäßig beschleunigt, im zweiten Fall rotiert das System (x‘,y‘,z‘) gegen (x,y,z) um den gemeinsamen Ursprung O = O‘ beider Systeme. 10 7.5 Trägheitskräfte 7.5.1 Geradlinig beschleunigte Bezugssysteme 21 Bewegt sich der Ursprung O′ des Systems ( x ′, y ′, z′) gegenüber einem ruhenden System O entlang der x -Achse mit der zeitlich veränderlichen Geschwindigkeit u(t ), aber konstanter Beschleunigung ax dv d2 x a = 0 mit ax = x = 2 dt dt 0 so ändert sich nur der Betrag der Geschwindigkeit u, jedoch nicht ihre Richtung. 7.5 Trägheitskräfte 22 Beispiel: Beobachter in einem auf gerader Strecke anfahrenden Zug. z z′ y O r r′ x System in Ruhe x = x ′ + v 0, x + 21 ax t 2 A O′ y = y′ z = z′ y′ x′ beschleunigt bewegtes System Für einen Punkt A, der im System O′ die Koordinaten {x ′, y ′, z′} hat, misst ein { } Beobachter im System O die Koordinaten x = v 0t + 21 at 2 + x ′, y = y ′, z = z′ , wenn zur Zeit t = 0 die beiden Koordinatenursprünge O und O′ zusammenfielen und die Anfangsgeschwindigkeit v (t = 0) = v 0 war. Die Geschwindigkeiten von A sind dann {v ′x ,v y′ ,v z′ } für O′ und {v x = v 0 + at + v ′x ,v y = v y′ ,v z = v z′ } für O. 11 7.5 Trägheitskräfte 23 Beispiel: Fahrstuhlexperiment In einem Fahrstuhl hängt eine Masse an einer Federwaage. Wenn sich der Fahrstuhl mit der Beschleunigung a = −a ⋅ ez nach unten bewegt, misst die Federwaage die Kraft F = m ⋅ (g − a ), bewegt er sich beschleunigt nach oben, so misst sie F = m ⋅ (g + a ), wobei g = −g ⋅ ez die Erdbeschleunigung ist. Der im Fahrstuhl sitzende Beobachter O‘ sagt: Der Körper ist in Ruhe. Also muss die Gesamtkraft Null sein. Diese setzt sich zusammen aus F = F1 + F2 + F3 wobei F1 = m ⋅ g (Gewichtskraft) F2 = −m ⋅ (g − a ) (Gegenkraft der Federwaage) F3 = −m ⋅ a (Trägheitskraft) ∑ Fi = 0 ⇒ i 7.5 Trägheitskräfte 24 Der ruhende Beobachter O sagt: Die Masse m wird zusammen mit dem Fahrstuhl beschleunigt. Dazu muss die Kraft F = m ⋅ a aufgewendet werden. Die Gesamtkraft F = F1 + F2 = m ⋅ g − m ⋅ (g − a ) = m ⋅ a ist die Vektorsumme aus Gewichtskraft F1 = m ⋅ g und Rückstellkraft F2 = −m ⋅ (g − a ) der Feder. Beim freien Fall des Fahrstuhls wird a = g. Für O′ bleibt ∑ Fi = 0, während für O die Gesamtkraft F = m ⋅ g wird. 12 7.5 Trägheitskräfte 25 Trägheitskräfte müssen nur eingeführt werden, wenn die Messungen in einem beschleunigten Bezugssystem durchgeführt werden und man dabei die Beschleunigung des Systems nicht berücksichtigt (Beobachter O‘). Durch eine Transformation auf ein „Inertialsystem“ (= nicht beschleunigtes System) werden alle Scheinkräfte Null, d. h. der Beobachter O braucht sie nicht zur Beschreibung der Bewegung eines Körpers A in seinem „Inertialsystem“. 7.5.2 Gleichförmig rotierende Bezugssysteme In rotierenden Bezugssystemen treten zusätzlich zu den realen physikalischen Kräften weitere Trägheits- oder Scheinkräfte auf, die der mitbewegte Beobachter benötigt, um die Beschleunigung eines Körpers erklären zu können: die Zentrifugal- und die Coriolis-Kraft. Fallen die Nullpunkte O des ruhenden Systems und des mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit ω rotierenden Systems S′ zusammen, dann sind die Abstände r und r ′ vom Nullpunkt in beiden Koordinatensystemen gleich und zwischen der im ruhenden Koordinatensystem gemessenen Geschwindigkeit v und der Geschwindigkeit v′ des rotierenden Systems besteht der Zusammenhang 7.5 Trägheitskräfte 26 v = v′ + ω × r Eine nochmalige Differentiation der Geschwindigkeit v ergibt die Beschleunigung a = dv dt . dv d dv ′ d dv ′ = [v ′ + ω × r ] = + [ω × r ] = + dt d t dt dt dt dω ×r dt +ω× dr dt = 0, da ω= const. dv = dt dv ′ dt = Geschwindigkeitsänderung im rotierenden System + ω×v = Drehbewegung des Koordinatensystems Der Beobachter in O erhält, in den Koordinaten von O′ ausgedrückt, für dv ′ dt analog dv ′ = a′ + ( ω × v ′ ) dt wobei a′ wieder die Beschleunigung ist, die O′ relativ zu seinem System misst. 13 7.5 Trägheitskräfte 27 Man erhält daher dv = a′ + ω × v ′ + ω × v dt a = a′ + ω × v ′ + ω × ( v ′ + ω × r ) a= = a′ + ω × v ′ + ω × v ′ + ω × ( ω × r ) = a′ + 2 ⋅ ( ω × v ′ ) + ω × ( ω × r ) mit a × b = −(b × a ) ergibt sich a′ = a + 2 ⋅ (v ′ × ω) + ω × ( r × ω) = a + aC + aZF = Coriolisbeschleunigung = Zentrifugalbeschleunigung Während der Beobachter in O in seinem ruhenden System die Beschleunigung a = dv dt misst, muss der Beobachter O′ in seinem rotierendem Bezugssystem für die gleiche Bewegung des Massenpunktes A zusätzliche Terme für die Beschleunigung einführen. 7.5 Trägheitskräfte 28 Da nach den Newton'schen Axiomen Beschleunigungen durch Kräfte verursacht werden, muss der Beobachter O′, wenn in seinem System die Gleichung F = m ⋅ a gelten soll, zusätzlich Kräfte einführen, um die Bewegung des Massenpunktes A in seinem rotierenden Bezugssystem O′ zu beschreiben. Dies sind: Corioliskraft : FC = 2 ⋅ m ⋅ (v ′ × ω) und Zentrifugalkraft : FZF = m ⋅ ( ω × ( r × ω) ) = m ⋅ ω2 ⋅ r Beispiele: • Zentrifugalkräfte: Schwerelosigkeit eines Astronauten • Foucault‘sches Pendel (Drehung der Schwingungsebene) 14 7.5 • Trägheitskräfte 29 Ein besonders imposantes Beispiel für die Corioliskräfte bieten die sich bei Tiefdruckgebieten bildenden Wolkenformationen. Der Wind strömt (in unserem rotierenden Erdsystem beobachtet!) nicht radial zum Punkt des tiefsten Druckes, sondern er wird tangential abgelenkt und spiralt daher auf der Nordhalbkugel im Gegenuhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn in das Tief hinein. 15