Die in Südtirol häufigsten Lagerfäulnisse erkennen und verstehen Pflanzenschutz Themen 1. Wundparasiten 2. „Gloeosporium“ Fäulen 3. Kelch-, Kernhausfäulen 4. Fäulen mit geringerer Bedeutung Wundparasiten • • • • Botrytis Alternaria Penicillium Monilia Biologie Wundparasiten • Infektionen an Verletzungen der Fruchtoberfläche – Verletzungen bei Ernte (Stängelstiche) – Risse bei der Reife (Stielbucht) – Anstiche oder Fraßstellen von Insekten • Erreger kommen in Natur überall vor • Können im Lager Befallsnester verursachen Graufäule, Muffa griga, Grey Mold mausgrauer Pilzrasen Botrytis cinerea Sporen mit Sporenträger Schwarzfäule, Marciume nero, Alternaria Rot Oft erst Sonnenbrand dann Schwarzfäule Alternaria alternata Quelle Lindner größere, verkorkte, schwarze Faulstellen, meist nur oberflächlich Infektion im Feld – Symptomausbruch im Feld Grünfäule, marciume verde-azzuro, Blue Mold Penicillium sp Penicillium Stängel Monilia, marciume bruno, Brown Rot Im Feld Frucht braun, mit konzentrischen, weißen Ringen Im Lager Monilia Monilia fructigena Überbegriff: „Gloeosporium Fäulen“ • Lentizellenfäule In Südtirol ausschließlich: Neofabraea alba Neofabraea perennans Neofabraea malicorticis Probleme mit Export nach Israel Neofabraea sp. • Bitterfäule Antracnose, Colletotrichum Colletotrichum acutatum Colletotrichum gloeosporioides Lentizellenfäule, Marciume lenticellare (Bollato), Lenticel Rot Hauptfruchtform Neofabraea alba alte Bezeichnung: Pezicula alba Nebenfruchtform Phlyctema vagabunda alte Bezeichnung: Gloeosporium album Diese Pilzart ist in Südeuropa und in Frankreich dominant. Schadbild Lentizellenfäule • Fäulnis betrifft nicht die gesamte Frucht • Bildet von Lentizelle ausgehend, einen Konus ins Fruchtfleisch hinein • oftmals ein weißer bis rosafarbener Pilz sichtbar Schadbild Lentizellenfäule Der Pilz Neofabraea alba Sporenlager Sporen Biologie Neofabraea alba Wo lebt der Pilz? Lebt in – vorhandenen Krebsstellen und bildet dort Sporenlager – Rissen der Rinde – Sporen können in Knospen gefunden werden In Frankreich erhöhter Nachweis von Sporen in den Anlagen im Frühjahr und im Herbst Biologie Neofabraea alba Ablauf Fruchtinfektionen Sporen werden vom Pilz in Rinden-Rissen, Krebsstellen am Baum gebildet Sporen werden durch Regen mechanisch von der Rinde abgewaschen Sporen gelangen in Lentizellen (Sortenanfälligkeit, Reifezustand) Keimung der Sporen in den Lentizellen: Infektion und Bildung erster kleiner Pilzstrukturen, kurze Inkubation und dann Latenzphase G. Bompeix Biologie Neofabraea alba Infektionsbedingungen • Sporenkeimung - Beginnt nach 5 bis 7 Stunden Nässe, steigt mit zunehmender Blattnassdauer an an (Ctifl, Frankr.) Nach 25 bis 30 Stunden sind erste Myzelstrukturen gebildet (Ctifl) Einfluss der Temperatur (25°C opt.) • Regen - Notwendig für Abwaschung und Transport der Sporen von Rinde zu den Lentizellen Bestimmte Regenintensität ist Voraussetzung (Frage: 8 bis 10 mm) • Lange Regenperioden erhöhen Infektionsrisiko • Exakte Infektionsbedingungen sind nicht bekannt und müssen erst erarbeitet werden • Anfälligkeit: Beginn 6 Wochen vor Ernte, steigend bis zum Erntebeginn Neofabraea alba Entwicklung der Fäule im Lager • Nach Infektion Ruhephase – Ausbruch Fäule im Lager ab Jänner (seltener im Dezember), – Einfluss des Reife bei der Ernte auf Beginn der Fäule • Mit zunehmender Reife im Lager tritt verstärkt Fäulnis auf • Die Lagertechnik (Atmosphäre) hat großen Einfluss auf Reifeverzögerung und auf Zeitpunkt des Auftretens der Fäulnis CA, ULO, DCA, MCP Control of 'Gloeosporioses' 1-MCP/SmartFresh <> ULO-storage 100 Gloeosporium (%) 60 50 PINOVA 2008/09 - Orchard: rablà Incidence 'Gloeosporium' - 1st harvest (01/10/08) RA RA+MCP ULO ULO+MCP 40 30 20 10 0 * 38 * 61 * 95 * * 127 152 storage days 179 214 * 254 ULO and ULO+MCP not assessed Control of 'Gloeosporioses' 1-MCP/SmartFresh vs. ULO-CA 100 Gloeosporium (%) 60 50 PINOVA 2008/09 - Orchard: rablà nd Incidence 'Gloeosporium' - 2 harvest (13/10/08) RA RA+MCP ULO ULO+MCP 40 30 20 10 0 * 27 * 50 * 84 * * 116 141 storage days 168 203 * 243 ULO and ULO+MCP not assessed Anfälligkeit der wichtigsten Sorten wenig anfällig Gala mittel anfällig Golden Delicious Granny Smith Red delicious Braeburn Fuji Cameo® hoch anfällig Cripps pink Pinova Sorten In Südtirol Andere 2,5% Winesap 0,5% Morgenduft 1,3% Hoch Anfällig: ca. 5 % Industrieware 8,8% Mittel Anfällig: ca. 55 % Jonagold 0,9% Cripps Pink 4,1% Granny Smith 5,1% Golden Delicious 41,0% Fuji 5,2% Braeburn 6,9% Red Delicious 8,5% Gala 15,2% Source: Apfel Aktuell 5/2012 Andere in EU und Nordamerika vorkommende Lentizellen - Fäulen Bulls eye‘s Rot, Perennial Cancer N. perennans Helles Zentrum bei Faulstelle Meist vorkommende Arten in Nordeuropa und USA N. malicorticis Lentizellenfäule + Bitterfäule • Lentizellenfäule („Gloeosporiumfäule“) In Südtirol ausschließlich: Neofabraea alba Neofabraea perennans Neofabraea malicorticis • Bitterfäule (Antracnose) Colletotrichum acutatum Colletotrichum gloeosporioides Bitterfäule Hauptfruchtform Glomerella acutata Nebenfruchtform Colletotrichum acutatum Hauptfruchtform Glomerella cingulata Hauptfruchtform Colletrotrichum gloeosporioides (syn fructigenum) Bitterfäule, Bitter Rot, Marciume da Colletotrichum Ist als Sommerkrankheit bekannt und seit mehreren Jahren in EU ansteigend. Colletotrichum acutatum Bitterfäule, Bitter Rot, Marciume da Colletotrichum Quelle Lindner Bitterfäule, Bitter Rot, Marciume da Colletotrichum Sporenschleim An Erdbeeren Antracnose Botrytis Vorkommen verschiedener Gloesporium Fruchtfäulen in Europa Colletotrichum N. perennans Nectria N. perennans N. alba N. perennans N. alba N. alba N. alba N. alba Colletotrichum N. alba N. alba Quelle: COST 864 – expert meeting, Bergen, März 2009 Kelch- und Kernhausfäulen Stängelgrubenfäule • Kelchfäule • Kernhausfäule Biologie Kernhausfäulen Fusarium, Botrytis, Penicillium, Nectria • Beginnt im Samengehäuse 1. Kann im Kernhaus Schimmelbildung verursachen 2. Das Innere der Frucht fault (Nasse oder trockene, korkige Beschaffenheit) 3. Problem meist von Außen nicht sichtbar 4. Kann auch zu Kelch- und Stielgrubenfäule führen • Infektion während der Blütezeit – Blütenorgane werden von den Pilzen besiedelt – Pilze wachsen ins Kernhaus hinein – Niederschlagsreiche Blütezeit • Sorten mit offener Kelchgrube sind besonders betroffen – Fuji, Red Delicious, Modì Schadbilder Kernhausfäulen (KHF) Fusarium KHF Penicillium KHF Fusarium KHF Fuji Kernhausfäule Sphaeropsis malorum Quelle Lindner Fuji Kernhausfäule Biologie • Notreife Äpfel sind meist befallen – Im Innern Fäulnis um das Kernhaus – Wässrige Fäule – Zum Teil ganzer Apfel faul • Sphaeropsis malorum auch als Rindebranderreger in Südtirol bekannt – Schwächeparasit (Frost-, Trockenschäden) – Meist Stamm, Unterlage – Seltener an Ästen und Zweigen • Häufig an Fruchtmumien zu finden (Infektionsquelle) • Infektion während der Blüte (Niederschlagsreiche Blütezeit ) Infektionquellen: Fruchtmumie am Baum Quelle Lindner Weißer Hauch Verwechslung mit Lufteinschlüssen unter Wachsschicht v.a. bei roten Gala Mutanten LAIM BU RG Weißer Hauch • URSACHE Tilletiopsis sp. Bisher Schäden in Südtirol Meist zur Ernte, oft erst 2. oder 3. Pflücke oder im Lager Teilweise nur im Lager (Lagerschäden) Rußtau LAIM BU RG Phytophtora-Fäule Schadbilder Quelle Lindner Quelle Lindner Phytophtora-Fäule Phytophtora cactorum Phytophtora cactorum und Phytophthora syringae – Kommt in vielen Obstbauböden vor – Verursacht Kragenfäule – Bei Überschwemmungen – Einzelfälle bei Beregnung mit Oberflächenwasser Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum | Centro di Sperimentazione Agraria e Forestale Research Centre for Agriculture and Forestry | Laimburg 6 – Pfatten (Vadena) | 39040 Auer (Ora) | Südtirol (Alto Adige) | Italy T +39 0471 969 500 | F +39 0471 969 599 | [email protected] ([email protected]) | www.laimburg.it