Identifizierung und Charakterisierung von Endosialin, einem C-Typ Lektin-ähnlichen Rezeptor auf Tumorendothel Von der Fakultät Geo- und Biowissenschaften der Universität Stuttgart zur Erlangung der Würde eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) genehmigte Abhandlung vorgelegt von Sven Christian aus Arnsberg Hauptberichter: Prof. Dr. Klaus Pfizenmaier Mitberichter: Prof. Dr. Peter Scheurich Tag der mündlichen Prüfung: 18.07.01 Institut für Zellbiologie und Immunologie der Universität Stuttgart 2001 2 Inhaltsverzeichnis 2 Abkürzungsverzeichnis 5 1 Zusammenfassung 7 2 Einleitung 9 2.1 2.2 2.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.5 2.6 Die molekularen Grundlagen der Tumorentstehung Das Tumorstroma Tumorstromantigene als Target für Anti-Tumortherapien Angiogenese Die VEGF-Familie Die Angiopoietin-Familie Die Ephrin-Familie Endosialin Ziel der Arbeit 9 11 13 14 15 15 15 18 20 3 Material und Methoden 21 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 Chemikalien, Enzyme und Radioisotope Verwendete Vektoren Bakterienstämme Zellinien Antikörper Oligonukleotide Transformation von DNS-Plasmiden in kompetente Bakterien (Hanahan, 1983) Plasmid-Mini-Präparation Plasmid-Maxi-Präparation Behandlung von DNS-Molekülen mit Restriktionsendonukleasen (nach Sambrook et al., 1989) Behandlung von DNS-Molekülen mit alkalischer Phosphatase (Asubel et al., 1989) RNS-Isolierung Isolation von Poly A +-RNS Northern Blot Analysen Gelelektrophorese Blotten der RNS Herstellung der spezifischen DNS-Sonde Hybridisierung der spezifischen DNS-Sonde PCR (Polymerase chain reaction) 5'-RACE-PCR ("Rapid Amplification of cDNA endsPolymerase chain reaction") Agarosegelelektrophorese Isolation von DNS-Fragmenten aus Agarosegelen Ligation von DNS-Fragmenten (Hanahan, 1993) Sequenzierung 21 21 21 21 21 22 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13 3.14 3.14.1 3.14.2 3.14.3 3.14.4 3.15 3.16 3.17 3.18 3.19 3.20 22 23 24 25 25 25 26 27 27 28 29 30 30 31 33 34 34 34 3 3.21 3.21.1 3.21.2 3.22 3.23 3.24 3.25 3.26 3.27 3.28 3.29 3.30 3.31 3.32 3.33 Proteinaufreinigung Herstellung einer Immuno-Affinitätsmatrix Aufreinigung Edman-Sequenzierung Transfektionen Expression der Endosialin-hIgG Fusionsproteine Bioinformatische Analysen Aufreinigung der Endosialin-hIgG Fusionsproteine Immunzytochemie SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (Laemmli, 1970) Proteinnachweis mit Coomassie Blau (Goerg et al., 1978) Silberfärbung von Proteingelen (Morrissey, 1981) Immunopräzipitations Versuche Deglykosylierungs Experimente Western Blot 35 35 36 37 38 39 39 39 40 40 43 43 44 45 45 4 Ergebnisse 47 4.1 4.2 4.2.1 Aufreinigung des humanen Endosialin Proteins Identifizierung der Endosialin-cDNS Partielle Identifizierung der Endosialin-cDNS über Expressed Sequence Tags (ESTs) Identifizieung des 5' Endes der Endosialin cDNA mittels RACE-Technologie ("rapid amplification of cDNA ends") Expression der Endosialin-cDNS in transient transfizierten HeLa–S3 Endogene Endosialinexpression in den Zellinien LA1-5s und MF-SH Bioinformatische Analyse zur Domänenstruktur des Endosialin Proteins Bioinformatische Analysen identifizieren Endosialin als eukaryontisches Typ I Transmembranprotein Bioinformatische Analysen identifizieren Thrombomodulin und Komplement Rezeptor C1qR als Endosialin-Verwandte Biochemische Analyse des rekombinanten Endosialin Protein Analyse der Karbohydrat Modifikationen des rekombinanten Endosialinproteins Charakterisierung des Endosialinproteins als Sialomucin durch O-Sialoglykoprotein Endopeptidase-Verdau Western Blot Analyse von Endosialin Northern Blot Analysen zur Expression der Endosialin-mRNS Northern Blot Analysen der mRNS des endogen exprimierten Endosialin Northern Blot Analysen zur Expression der Endosialin-mRNS in verschiedenen humanen Geweben Chromosomale Lokalisation des humanen Endosialin Endosialinhomologe in Maus und Ratte Identifizierung und Nachweis des murinen Endosialinhomologs Nachweis des murinen Endosialinhomologs in embryonalen Fibroblasten der Maus Expression von rekombinantem murinen Endosialin Konstruktion, Expression und Aufreingung eines Endosialin-hIgG1 Fusionsproteins 47 48 4.2.2 4.3 4.4 4.5 4.5.1 4.5.2 4.6 4.6.1 4.6.2 4.7 4.8 4.8.1 4.8.2 4.9 4.10 4.11 4.11.1 4.11.2 4.12 48 49 52 53 54 54 56 57 57 59 60 61 61 62 65 65 66 66 68 69 4 4.12.1 Konstruktion des humanen Endosialin-hIgG1 Fusionsproteins 4.12.2 Expression und Aufreinigung des humanen Endosialin-hIgG Fusionsproteins 70 71 5 73 Diskussion 5.1 5.2 5.2.1 Endosialin ist TEM1 Funktion des Endosialin Proteins Homologievergleich von Endosialin mit Thrombomodulin und dem Komplementrezeptor C1qR 5.2.2 Homologievergleich von Endosialin aufgrund der Domänenstruktur 5.3 Ist Endosialin ein Tumorendothel-spezifisches Antigen? 5.4 Ausblick 73 75 75 77 80 81 6 Literaturverzeichnis 83 7 Summary 90 5 Abkürzungen Abb. Abbildung APS Ammoniumpersulfat AS Aminosäure bp Basenpaare BSA Bovines Serumalbumin C Celsius ca. Circa Ci Curie cm Zentimeter d.h. das heißt DNS Desoxyribonukleinsäure DTT Dithiothreitol dNTP Desoxyribonukleotide EDTA Ethylendiamin-N,N,N',N'-tetra-Essigsäure EGF epidermal growth factor ELISA Enzyme linked immunosorbent assay EST Expressed Sequence Tag FKS Fötales Kälberserum g Gramm, Gravitationskonstante h Stunde HBSS Hanks Balanced Salt Solution IgG Immunglobulin gamma kb Kilobasenpaare kDa Kilodalton l Liter LB Luria-Bertani-Medium m milli, Meter M molar µ mikro 6 mAk monoklonaler Antikörper min Minute MOPS 3-(Morpholino)propansäure n nano OD Optische Dichte p pico 32 Phosphorisotop 32 PBS phosphate buffered saline PCR Polymerase Chain Reaction pH negativ dekadischer Logarithmus der Wasserstoffkonzentration RNS Ribonukleinsäure RT Raumtemperatur 35 Schwefelisotop 35 SDS Natriumdodecylsulfat sec Sekunde Tab. Tabelle TBS Tris buffered saline TEMED N,N,N',N'-Tetramethylendiamin U Units üN über Nacht UV ultraviolett V Volt P S 7 1 Zusammenfassung Endosialin wurde als ein 165 kDa Zelloberflächenantigen durch den monoklonalen Antikörper FB5 identifiziert (Rettig et al., 1992). Immunhistochemische Versuche mit diesem Antikörper auf verschiedenen humanen Geweben zeigten eine Expression des Antigens auf Blutgefäßen von 67 % aller getesteten Tumorgewebe. In allen anderen getesteten Geweben konnte weder in den Blutgefäßen, noch in anderen Zellen eine Expression des FB5-Antigens nachgewiesen werden. Für die genaue biochemische und funktionelle Charakterisierung dieses durch seine tumorspezifische Verteilung interessanten Antigens sollte die Endosialin-exprimierende Neuroblastomzellinie LA1-5s als Quelle für eine Proteinaufreinigung über eine FB5–Immunoaffinitätsmatrix dienen. Ungefähr 10 pmol des gereinigten Proteins wurden von Dr. Horst Ahorn (Boehringer Ingelheim Austria GmbH, Wien) tryptisch verdaut und die Aminosäuresequenz von sechs isolierten Peptiden in der anschließenden Edman-Sequenzierung bestimmt. Ein Prosite-Pattern-Search mit den erhaltenen Sequenzen führte zur Identifizierung eines 330 bp langen EST-Klons (AI371224), dessen korrespondierende Aminosäuresequenz mit fünf der sechs Peptide übereinstimmt. Die Sequenzierung des kompletten EST-Klons und Datenbanksuchen nach weiteren überlappenden EST-Klonen und ihre Sequenzierung führten zur Identifizierung eines 2239 bp langen offenen Leserasters mit einem Stop-Codon und einem putativen Polyadenylierungssignal am 3' Ende. Das putative Start–ATG und damit das letzte Fragment der kompletten Endosialin-cDNS wurde mit Hilfe der 5'-RACE-Technologie isoliert. Die Endosialin cDNS besteht aus einem offenen Leseraster von 2274 bp und kodiert für ein Typ I Transmembranprotein mit 757 Aminosäuren und einem theoretischen Molekulargewicht von 80,9 kDa. Bioinformatische Analysen ergeben, daß das Protein aus einem N-terminalen globulären Teil (C-Typ-Lektin Domäne, Sushi Domäne, drei EGF-Repeats) und einem Cterminalen nicht globulären Teil (Mucin-ähnliche Domäne, Transmembranregion und ein kurzer intrazellulärer Bereich) besteht. Im globulären Teil weist das Protein eine 39 %ige Homologie zu Thrombomodulin (ein in der Blutgerinnung involvierter Rezeptor) und eine 33 %ige Homologie zu C1qR (ein Rezeptor des Komplement Systems) auf. Rekombinantes in HeLa-S3 Zellen exprimiertes Endosialin wird ebenso wie endogen–exprimiertes Protein vom monoklonalen Antikörper FB5 erkannt und zeigt eine deutliche Membranlokalisation, sowie eine Färbung eines perinukleären Kompartiments. Untersuchungen zur Modifizierung des Proteins mit Kohlenhydraten zeigen, daß es durch einen 8 hohen Anteil O-gebundener Zucker, insbesondere Sialinsäure, modifiziert ist. Die Sensitivität gegenüber dem Enzym O-Sialoglykoprotein Endopeptidase zeigt, daß Endosialin zur Klasse der Sialomucine gehört. Northern Blot Analysen mit DNS-Sonden gegen die Endosialin-mRNS detektieren ein einziges Transkript von ca. 2600 bp. Ein Transkript dieser Größe wurde auch in humaner Plazenta, sowie fötalen Geweben (Niere und Lunge) identifiziert. Zusätzlich wurden durch die Identifizierung und Sequenzierung der cDNS des Endosialinhomologs der Maus, sowie durch die Konstruktion, Expression und Aufreinigung von humanen Endosialin-hIgG1-Fusionsproteinen wertvolle molekulare Werkzeuge für die funktionelle Analyse des Proteins geschaffen. 9 2 Einleitung 2.1 Die molekularen Grundlagen der Tumorentstehung Untersuchungen zur Entstehung der Tumorerkrankung zeigen, daß ihr eine dynamische Veränderung des zellulären Genoms zugrunde liegt, die in den mehr als 100 bisher bekannten Tumorarten zu der Entdeckung von sogenannten Onkogenen und Tumorsupressorgenen (Hanahan and Weinberg, 2000) führte. Man spricht von Onkogenen, wenn es sich um ein überaktiviertes Wachstum-stimulierendes Gen handelt und von Tumorsupressorgenen, wenn es sich um die Inaktivierung eines Wachstum-hemmenden Gens handelt. Die Ansammlung dieser gen-spezifischen Mutationen in einer Zelle kann zur Entstehung einer Tumorzelle führen. Dieser mehrstufige Prozeß ist ein Grund, warum die Entstehung vieler Tumorarten mit zunehmendem Alter wahrscheinlicher wird (Renan, 1993). Dabei verschafft jede Mutation der Körperzelle einen Wachstumsvorteil gegenüber normalen Körperzellen, der die Zelle in einem langsamen Prozeß von Mutation und Selektion zur Tumorzelle werden läßt. Hanahan und Weinberg unterscheiden dabei sechs hauptsächliche Veränderungen in der Zellphysiologie: Die Unabhängigkeit der Zelle von Wachstumsfaktoren, die Unempfindlichkeit der Zelle für Inhibitoren des Wachstums, die Vermeidung des programmierten Zelltods, die Fähigkeit zur unbeschränkten Zellteilung, die Angiogenese, sowie die Metastasierung (Hanahan and Weinberg, 2000). Unabhängigkeit von Wachstumsfaktoren kann der Tumor auf verschiedene Arten erlangen. Zum Beispiel können die Tumorzellen in einer autokrinen Stimulation die zur Rezeptoraktivierung benötigten Wachstumsfaktoren selbst produzieren, so wie es für TGFα exprimierende Glioblastome und Sarkome beschrieben wird (Fedi et al., 1997). Weitere Möglichkeiten sind die Überexpression von Rezeptor-Tyrosinkinasen, Zelloberflächen-Rezeptoren, die WachstumsSignale ins Zellinnere leiten oder Mutationen, die zu konstitutiv-aktiven Rezeptorkinasen oder signaltransduzierenden Proteinen führen. Dabei ist vor allem das Ras-Protein zu nennen, welches in mehr als 25 % aller Tumore als konstitutiv aktives Onkogen vorliegt (Medema und Bos, 1993). Für die Unempfindlichkeit der Zelle für Inhibitoren des Wachstums ist in den meisten Tumoren der Funktionsverlust des Retinoblastom-Proteins verantwortlich. Dabei handelt es sich um ein im Kern lokalisiertes Phosphoprotein, welches einen Komplex mit dem für die Aktivierung vieler verschiedener für die Zellteilung wichtiger Gene verantwortlichen Transkriptionsfaktor E2F-DP 10 bildet und diesen so inaktiv hält. Löst sich E2F-DP aus diesem Komplex zum Beispiel durch inaktivierende Mutationen im Rb Gen oder durch Phosphorylierung des Proteins, aktiviert E2FDP die Transkription für die Zellteilung wichtiger Gene. Intrazelluläre Sensoren messen ständig abnormale Veränderungen wie DNS-Schäden, die Aktivierung eines Onkogens, Hypoxia oder eine unzureichende Nährstoffversorgung und leiten daraufhin gegebenenfalls Apoptose ein (Evan und Littlewood, 1998). Erst die Vermeidung dieses programmierten Zelltods kann eine Zelle zur Tumorzelle werden lassen. Eines der wichtigsten Proteine in diesem Zusammenhang ist das Tumorsupressorprotein p53. Dabei handelt es sich um ein im Zellkern lokalisiertes Protein, welches bei entstandenen DNS-Schäden die Expression proapoptischer Gene aktiviert. Dieses Protein ist in mehr als 50 % aller humanen Tumore durch eine Mutation inaktiviert und vermag somit nicht mehr, die proapoptotische Kaskade in Gang zu setzen. Die vierte wichtige Veränderung auf dem Weg zur Tumorzelle ist nach Hanahan und Weinberg die Fähigkeit zur unbeschränkten Zellteilung. In normalen Zellen limitiert das 3' Ende der Chromosomen die eigene Verdopplung auf eine definierte Anzahl. Dabei handelt es sich um die tausendfache Wiederholung der gleichen sechs Basenpaare an den Enden der Chromosomen, sogenannte Telomere. Da die DNS-Polymerase nicht in der Lage ist, die 3' Enden der Chromosomen vollständig zu replizieren, verkürzt sich das Telomer bei jeder Zellteilung um 50100 bp. Erreichen Telomere eine kritische Länge, führt dies die Zelle in die Seneszens oder Apoptose. Deshalb müssen alle Tumorzellen eine Möglichkeit entwickeln, ihre Telomere zu erhalten. Dies geschieht häufig durch die Induktion des Enzyms Telomerase, welches die Hexanukleotide an die Telomerenden anhängt und somit der Tumorzelle die Fähikeit zur unbeschränkten Zellteilung verleiht (Meyerson, 2000). Neben der Angiogenese, (im Kapitel 2.4 detaillierter beschrieben), ist ein wesentlicher Schritt in der Tumorgenese die Entstehung von Metastasen. Die Bildung von Metastasen ist in 90 % aller Fälle für den tödlichen Verlauf der Tumorerkrankungen verantwortlich (Sporn,1996). Die Mechanismen, die zur Metastasierung führen, sind heute noch weitgehend unklar. Allerdings ist bekannt, daß metastasierende Tumore oft ein verändertes Expressionsmuster von Zelladhesionsmolekülen und extrazellulären Proteasen (siehe Kapitel 2.2) aufweisen. In der bisherigen Beschreibung der Tumorentwicklung wurde das Augenmerk auf die transformierte Tumorzelle gerichtet. Die Tumorentwicklung ist jedoch im wesentlichen Maße 11 von der Entstehung einer die Tumorgenese unterstützenden Matrix, dem sogenannten Tumorstroma, abhängig, da es in den oben beschriebenen Prozessen eine wichtige Rolle spielt. 2.2 Das Tumorstroma Das Tumorstroma macht in epithelialen Tumoren zwischen 20 und 50 % der Masse aus und besteht aus neu gebildeten Blutgefäßen, "aktivierten" Fibroblasten, infiltrierenden lymphoiden und phagocytierenden Zellen, sowie extrazellulärer Matrix (Hanahan, 1998). Studien haben gezeigt, daß die Bildung neuer Blutgefäße für das Wachstum eines Tumors über eine Größe von 2 mm hinaus eine entscheidene Rolle spielt, da die Tumorzellen ab dieser Größe nicht mehr ausreichend durch die Diffusion von Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Durch die Bildung neuer Blutgefäße wird gewährleistet, daß alle Zellen des Tumors weiterhin mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden können. Einer der ersten Schritte ist dabei die Entstehung von "durchlässigeren" Blutgefäßen. Dadurch können verschiedene Plasmaproteine in das Tumorgewebe eintreten, so daß es zur lokalen Gerinnung von Fibrinogen kommt. So entsteht ein dichtes Gel, auf das sich Endothelzellen anheften, wandern und somit die Bildung neuer Blutgefäße bewirken (Nagy et al., 1989). Diese Ereignisse werden durch Cytokine und Wachstumsfaktoren reguliert, die sowohl von Tumorzellen selbst als auch von infiltrierenden Zellen des Immunsystems gebildet werden. Aktivierte Fibroblasten konzentrieren sich stark auf den Bereich zwischen diesen neugebildeten Blutgefäßen und den Tumorzellen (Welt et al., 1994). Obwohl die Tumorstromazellen selbst nicht transformiert sind, so zeigen sie doch häufig ein verändertes Expressionsmuster, was unter anderem auch zu einer veränderten Zusammensetzung der extrazellulären Matrix führt. So zeigen zum Beispiel humane Darmtumore eine veränderte Expression von Proteoglykanen. Ein Großteil aller humaner Darmtumore haben eine erhöhte Expression der Proteoglykane Decorin und Perlecan (Hauptmann et al., 1995, Iozzo et al., 1994). Perlecan und andere Proteoglykane sind in der Lage, Wachstumsfaktoren zu binden und sie somit besser zugänglich für den entsprechenden Rezeptor zu machen. Perlecan zum Beispiel unterstützt die Bindung des Wachstumsfaktors FGF (fibroblast growth factor) zu dem entsprechenden Rezeptor und vermag somit Angiogenese (siehe Kapitel 2.4) zu induzieren. Das Tumorstroma ist nicht nur in der Lage, Angiogenese durch die Bindung von Wachstumsfaktoren zu stimulieren, sondern bildet auch selbst für die Angiogenese verantwortliche Faktoren. So wurde in transgenen Mäusen gezeigt, daß in spontan auftretenden 12 Gebärmuttertumoren eine starke Induktion von VEGF (vascular endothelial growth factor) stattfindet (Fukumura et al., 1998). Diese Induktion findet jedoch nicht in den transformierten Zellen, sondern in den aktivierten Fibroblasten statt. Diese Zellen nehmen somit aktiven Anteil an der Ünterstützung der Angiogenese und somit an der Versorgung des Tumors. A B transformierte Zellen Fibrozyten C nekrotische Tumorzellen Extrazelluläre Matrix "aktivierte" Fibroblasten Tumor Blutgefäße Abb.2.1: Entwicklung epithelialer Tumore (Karzinome). In der Entwicklung eines epithelialen Tumors teilen sich transformierte Zellen bis der Tumor einen Durchmesser von 1-2 mm erreicht hat (A und B). Danach entwickelt er eine zentrale Nekrose, da die Versorgung der Tumorzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff durch Diffusion nicht mehr gewährleistet ist (B). In dieser Phase kommt es zur Bildung eines den Tumor unterstützenden Gewebes, das "Tumorstroma", d.h. es werden neue den Tumor versorgende Blutgefäße gebildet und es kommt zur Rekrutierung "aktivierter Fibroblasten", die die Bestandteile der extrazellulären Matrix sezernieren (C). Desweiteren zeichnet sich die extrazelluläre Matrix vieler Tumore durch die Abwesenheit von Basalmembranproteinen wie Laminin oder Kollagen Typ IV, sowie einer stärkeren Expression des Matrixproteins Tenascin, aus. Desweiteren ist die Expression einiger Zelladhäsionsmoleküle der Cadherin-Familie verändert (Scoazec et al. 1996). Die konkreten Auswirkungen dieser Veränderungen in der Matrix sind weitgehend unbekannt, allerdings scheinen sie eine Auswirkung auf die Ausbreitung der Tumorzellen und somit auf die Metastasenbildung zu haben, zum Beispiel durch die Bildung und Regulation von Proteasen. So werden Proteasen 13 sowie ihre Regulatoren, die am Umbau der extrazellulären Matrix beteiligt sind, nicht von den Tumorzellen selbst gebildet, sondern von den aktivierten Fibroblasten oder Phagozyten (Werb, 1997). Die Expression der Urokinase (uPA) in "aktivierten" Fibroblasten zum Beispiel wird von Tumorzellen induziert. Die Urokinase bindet daraufhin an den von Tumorzellen exprimierten Urokinase-Rezeptor (uPAR) (Johnsen et al., 1998) und aktiviert Plasminogen. Als weitere Tumorstroma assoziierte Antigene wären das Integrin αVβ3 (Brooks et al., 1994), das Vascular Cell Adhesion Molecule-1 (VCAM-1) (Patey et al., 1996), sowie das Fibroblast Activation Protein (FAP) (Garin-Chesa et al., 1990), eine Serinprotease mit 48 %iger Sequenzhomologie zum T-Cell Activation Antigen CD26, zu nennen. Dieses Typ II Membranglykoprotein mit einem Molekulargewicht von 95 kDa wird spezifisch von mehr als 90 % aller aktivierten Fibroblasten im Tumor exprimiert (Garin-Chesa et al., 1990, Rettig et al., 1993). Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Bildung eines Tumorstromas ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines Tumors ist. Obwohl die genauen Mechanismen der Interaktionen der Tumorzellen mit den Zellen des Tumorstromas weitgehend unbekannt sind, so scheint das Tumorstroma doch eine aktivere und wichtigere Rolle zu spielen als noch bis vor kurzem angenommen. Aus diesem Grund eignen sich die einzelnen Bestandteile des Tumorstromas auch hervorragend als Angriffsziel für verschiedene Anti-Tumortherapien, zumal das Tumorstroma eine größere genetische Stabilität und damit eine stabilere Expression eventueller Targetproteine besitzt als die Tumorzellen selbst (siehe nächstes Kapitel). 2.3 Tumorstromantigene als Target für Anti-Tumortherapien Ein Ansatz von Anti-Tumortherapien basiert auf der Verwendung von monoklonalen Antikörpern, die Antigene auf Tumorzellen erkennen. Der Einsatz von monoklonalen Antikörpern gegen Tumorantigene hat allerdings den Nachteil, daß der Selektionsdruck der Tumortherapie bewirkt, daß Tumorzellen begünstigt werden, die das entsprechende Target–Antigen nicht exprimieren. Dadurch können sich einzelne Tumorzellen der Therapie entziehen und zur Progression der Tumorerkrankung beitragen. Da die Zellen des Tumorstromas nicht transformiert sind, besitzen sie eine höhere genetische Stabilität und eine geringe Varianz in der Expression von Antigenen. Aus diesem Grund konzentrieren sich neuere Konzepte auf Antigene des Tumorstromas, um so die Versorgung des Tumors zu unterbinden. Dabei kommen spezifische Antigene des Tumorendothels in Frage wie das Vascular Cell Adhesion Molecule-1 14 (Patey et al.1996) und das Integrin αVβ3 oder Antigene auf Tumorstroma Fibroblasten, wie das oben beschrienene Fibroblast Activation Protein (FAP). Monoklonale Antikörper können entweder an Immunotoxine (Pai and Pastan, 1998) gekoppelt oder durch Radioisotope markiert sein, um so die Tumorzelle direkt zu schädigen. Ein relativ neues Konzept ist die Antikörper vermittelte Aktivierung der Blutgerinnung. Dieses Konzept wurde erstmals von Huang und Mitarbeitern beschrieben (Huang et al., 1997), die durch einen bispezifischen Antikörper den die Blutgerinnung fördernden Tissue Factor mit dem Tumorendothel in Kontakt bringen und so die Blutgerinnung aktivieren. Mit diesem Konstrukt wurde in Mäusen eine Tumorregression beobachtet. 2.4 Angiogenese Als Angiogenese wird der Prozeß bezeichnet, bei dem neue Blutgefäße aus bereits bestehenden auswachsen. Dieser Prozeß findet natürlicherweise hauptsächlich in den weiblichen Reproduktionsorganen, vor allem der Gebärmutter, statt. Allerdings hat sich gezeigt, daß dieser Prozeß auch bei der Tumorentwicklung eine wichtige Rolle spielt, da Tumore ab einer bestimmten Größe nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Erst durch die Bildung neuer Blutgefäße haben Tumore die Möglichkeit, über diese Größe hinaus zu wachsen. Der Mechanismus, mit dem der Tumor die Fähigkeit erlangt, die Bildung neuer Blutgefäße zu induzieren, war lange unbekannt und erst durch die Entdeckung verschiedener endothelspezifischer Wachstumsfaktoren und ihrer Rezeptoren bekam man ein genaueres Bild von deren Zusammenspiel in der Angiogenese. Mittlerweile sind hauptsächlich drei Familien endothelspezifischer Wachstumsfaktoren bekannt, die VEGF (Vascular endothelial growth factor)-Familie, die Angiopoietin-Familie, sowie die Ephrin-Familie (Yancopoulos et al., 2000). Diese Wachstumsfaktoren scheinen im Zusammenspiel mit einigen nicht-endothelspezifischen Wachstumsfaktoren wie dem Platelet-derived growth factor (PDGF) oder dem Transforming growth factor- (TGF- ), sowie mit verschiedenen Inhibitoren den Prozeß der Angiogenese zu kontrollieren. In diesem Zusammenhang spricht man von einem "Angiogenese-Schalter", der ausgeschaltet ist, wenn sich das Gleichgewicht im Tumor auf der Seite der AngiogeneseInhibitoren befindet und angeschaltet, wenn sich das Gleichgewicht auf der Seite der Moleküle befindet, die Angiogenese induzieren. Sowohl die Anti-Angiogenese als auch die ProAngiogenese Moleküle stammen entweder von den Tumorzellen selbst oder von den Zellen des Tumorstromas (siehe Kapitel 2.2). 15 2.4.1 Die VEGF-Familie Die VEGF-Familie ist die am besten charakterisierte Gruppe der endothelspezifischen Wachstumsfaktoren bestehend aus fünf Mitgliedern: VEGF-A, VEGF-B, VEGF-C, VEGF-D, sowie PlGF (Placental growth factor). Diese binden mit unterschiedlicher Affinität und Spezifität an drei verschiedene Rezeptoren auf der Endothelzelle, die zur Familie der RezeptorTyrosinkinasen (RTK) gehören, Flt-1 (VEGFR1), Flk-1 (VEGFR2), sowie Flt-3 (VEGFR3), die daraufhin eine Signalkaskade in der Zelle auslösen, die zur Expression verschiedener Transkriptionsfaktoren führt. Flk-1 scheint die größte Rolle bei der Ausbildung neuer Blutgefäße zu spielen. So sind Flk-1 knock-out Mäuse in der Embryonalentwicklung nicht in der Lage, ein Blutgefäßsystem auszubilden (Shalaby et al.,1995). Die Expression des Rezeptors Flt-3 beschränkt sich auf lymphatische Gefäße, der Rezeptor Flt-1 wird ebenfalls endothelspezifisch exprimiert, allerdings ist wenig über dessen Funktion bekannt. 2.4.2 Die Angiopoietin-Familie Die Angiopoietin-Familie besteht aus vier Mitgliedern (Angiopoietin 1-4). Die Rezeptoren für diese Wachstumsfaktoren sind ebenso endothelspezifisch wie die VEGF-Rezeptoren (Korhonen et al., 1992). Man kennt zwei Rezeptoren, genannt Tie 1 und Tie 2, allerdings binden alle bekannten Angiopoietine ausschließlich an den Rezeptor Tie 2. Anders als VEGF scheinen die Angiopoietine nicht direkt an der Ausbildung neuer Blutgefäße beteiligt zu sein, vielmehr sind sie an der Umformung der neu gebildeten Blutgefäße beteiligt. So bilden Ang 1 oder Tie 2 knock-out Mäuse zwar ein normales primäres Netzwerk aus Blutgefäßen, allerdings werden diese Gefäße nicht nachträglich stabilisiert, da sie nicht in der Lage sind, mit unter den Blutgefäßen liegenden Zellen oder Matrix in Kontakt zu treten (Suri et al., 1996). Ang 2 ist ein natürlicher Ang 1-Antagonist (Maisonpierre et al., 1997), der ebenfalls an Tie 2 bindet, diesen aber nicht aktiviert. Somit führt die Expression von Ang 2 zur Destabilisierung von Blutgefäßen. Diese ist vor allem in Regionen nötig, in denen es zu einem starken Umbau der Blutgefäße kommt, wie zum Beispiel in Tumoren, in denen auch eine erhöhte Ang 2 Expression nachgewiesen wurde (Zagzag et al., 1999). Über die Funktion von Angiopoietin 3 und 4 ist nur wenig bekannt. 2.4.3 Die Ephrin-Familie Die Familie der Ephrine und deren Rezeptoren ist die größte Familie der Rezeptoren für Wachstumsfaktoren. Obwohl diese Wachstumsfaktoren vor allem für das Nervensystem 16 charakteristisch sind, so sind zumindest das Ephrin-B2, sowie sein Rezeptor EphB4 von entscheidender Bedeutung in der Ausbildung neuer Blutgefäße (Wang et al., 1998). Sie scheinen durch ihre entgegengesetzte Verteilung die arteriellen und venösen Blutgefäße zu markieren. So ist das Ephrin-B2 auf arteriellen, der Rezeptor auf venösen Blutgefäßen exprimiert. PlGF VEGF VEGF VEGF VEGF A B C D Ang1 Ang2 Ang3 Ang4 Ephrin B2 ? VEGFR-1 VEGFR-2 VEGFR-3 (Flt-1) (KDR/Flk-1) (Flt-4) Tie1 Tie2 EphB2 EphB3 EphB4 Abb. 2.2: Schematische Darstellung der beschriebenen endothelspezifischen Wachstumsfaktoren und ihre Rezeptoren. Einzelheiten sind dem Text zu entnehmen (rote Kreise: Immunglobulin-ähnliche Domönen; rote Rechtecke: Fibronectin III-ähnliche Domänen, gelbe Ellipsen: EGF-Motive gelbe Rechtecke: Kinasedomänen, blaue Ellipsen: Cystein-reiche Region; hellblaue Kreise: globulare Domäne) Zur Zeit werden zwei verschiedene Theorien diskutiert, wie diese Wachstumsfaktoren in der Angiogenese interagieren (Yancopoulos et al., 2000). Die erste geht davon aus, daß sich der Tumor in der Anfangsphase als nicht-vaskularisierter Zellhaufen entwickelt, der ab einer bestimmten Größe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Dieser Zustand 17 induziert die Expression des Wachstumsfaktors VEGF, der im Wechselspiel mit dem die Blutgefäße destabilisierenden Faktor Ang 2 dann die Bildung neuer Blutgefäße induziert. Ist dieser Umbauvorgang abgeschlossen wird die Ang 2 Expression herunterreguliert und der von mesenchymalen Zellen exprimierte Wachstumsfaktor Ang 1 kann jetzt an Tie 2 auf den Endothelzellen binden. Diese exprimieren daraufhin PDGF, welches die Wanderung mesenchymaler Zellen in Richtung Endothel bewirkt. Treten beide Zelltypen in Kontakt zueinander wird TGF-β exprimiert, das die Differenzierung der mesenchymalen Zelle zum Perizyten oder zur glatten Muskelzelle induziert und somit die neu gebideten Blutgefäße stabilisiert (Folkman and D'Amore, 1996). In der zweiten Theorie geht man davon aus, daß sich der Tumor um bereits bestehende Blutgefäße herum entwickelt. Erst nachträglich, möglicherweise als Abwehrmechanismus bewirkt die Expression von Ang 2 die Regression dieser Blutgefäße. Erst dadurch kommt es zu einem hypoxischen Zustand im Tumor, der die Expression von VEGF induziert, das im Zusammenspiel mit Ang 2 das Wachstum neuer Blutgefäße induziert. Ein genaueres Wissen über die Abläufe während der Angiogenese bietet die Möglichkeit, diese als Angriffsziel für Anti-Tumortherapien zu nutzen, um somit ein Absterben des Tumorendothels zu bewirken. Somit wäre die Versorgung des Tumors nicht mehr gewährleistet, was zu einer Hemmung des Tumorwachstums und verstärkter Apoptose führen könnte. Dieses würde verschiedene Vorteile gegenüber herkömmlichen Therapien bieten. Zum einen ist das Endothel sehr gut zugänglich für therapeutisch wirksame Substanzen. Zum anderen ist es unwahrscheinlich, daß das nicht transformierte Tumorendothel eine Resistenz gegen das Medikament entwickeln wird (Folkman, 1995). Bereits verfolgte Ansätze zur Anti-Tumortherapie basieren (1) auf Substanzen, die mit endothelspezifischen Wachstumsfaktoren bzw. ihren Rezeptoren, wie zum Beispiel dem VEGFR2, interagieren und somit ihre Funktion hemmen, (2) auf Antikörpern, die endothelspezifische Antigene erkennen und somit Toxine oder Radionuklide zum Tumor transportieren (Wilder et al,. 1996) und (3) auf endogene Inhibitoren. Von diesen endogenen Inhibitoren der Angiogenese sind vor allem zwei zu nennen. Angiostatin wurde als 38-kDa großes Fragment von Plasminogen identifiziert, welches in der Lage war die Teilung von Endothelzellen spezifisch zu hemmen (O'Reilly et al., 1994). Einige Jahre später wurde Endostatin identifiziert, ein 20-kDa Fragment von Kollagen XVIII, welches ebenfalls in der Lage 18 ist, die Teilung von Endothelzellen spezifisch zu hemmen und somit Angiogenese und Tumorwachstum zu inhibieren. 2.5 Endosialin Zur Identifizierung und Charakterisierung neuer Tumorstroma-Antigene wurden 1992 am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York (BALB/c x A) F1 Mäuse mit kultivierten, fötalen Fibroblasten immunisiert (Rettig et al., 1992). Anschließend wurden die Milzzellen der immunisierten Mäuse mit X63-Ag8.653 Myelomzellen fusioniert. Die von diesen Zellen produzierten monoklonalen Antikörper wurden anschließend zur Expressionsanalyse auf verschiedene humane Zellinien und Geweben getestet. In dieser Analyse zeigte einer der getesteten monoklonalen Antikörper, genannt FB5, eine spezifische Reaktivität für Tumorendothel (Abb. 2.3) in 41 von 61 Sarkomen, in 26 von 37 Karzinomen und in 18 von 25 neuroektodermalen Tumoren. Alle normalen getestesten Gewebe waren FB5-negativ. Auch die Tumorzellen selbst, sowie die Fibroblasten des Tumorstromas waren in den getesteten Geweben FB5-negativ. Dabei beschränkt sich die Expression des FB5-Antigens auf kleine Tumor–Blutgefäße, hauptsächlich auf Kapillare. In größeren Blutgefäßen wurde keine Expression nachgewiesen. Desweiteren ist die Anzahl an FB5-positiven Blutgefäßen innerhalb der verschiedenen Tumore sehr unterschiedlich und variiert von nur wenigen Tumorkapillaren bis hin zu den gesammten Blutgefäßen eines Tumors (Rettig et al, 1992). Solch ein variables Verteilungsmuster würde man für ein Molekül erwarten, welches in der Reorganisation von Geweben wie Krebs eine Rolle spielt, in denen Regionen mit einer stabilen Blutzufuhr, sowie nekrotische Regionen, Regionen mit starkem Wachstum und Regionen, in denen starker Umbau stattfindet, dicht nebeneinander liegen. Neben den Endothelzellen in einem Teil der humanen Tumorgewebe zeigten außerdem noch kultivierte Fibroblasten und Neuroblastomzellinien eine Immunoreaktivität mit dem monoklonalen Antikörper FB5. Da humanes Tumorendothel nur einen geringen Anteil an der gesammten Tumormasse ausmacht und schwer zu isolieren ist, wurde die Expression des FB5–Antigens auf Neuroblastomzellen im weiteren dazu benutzt, das Antigen biochemisch zu charakterisieren. Immunoprezipitationsexperimente mit der metabolisch markierten Neuroblastomzellinie LA1-5s identifizierten das FB5-Antigen als Protein mit einem Molekulargewicht von 165 kDa in der reduzierten und nicht-reduzierten Polyacrylamidgelelektrophorese. Die Behandlung des Antigens mit verschiedenen Glykosidasen führen zu einer deutlichen Verringerung des 19 Molekulargewichts. Eine Behandlung mit dem Sialin/Neuraminsäure entfernenden Enzym Neuramidase (Athrobacter ureafaciens) zum Beispiel reduzieren das Molekulargewicht auf 120 kDa. Verdaut man alle O-gebundenen Oligosaccharide durch eine Kombination der Enzyme Neuramidase und O–Glykanase, so reduziert sich das Molekulargewicht um ca. 70 kDa auf 95 kDa, die nach wie vor vom monoklonalen Antikörper FB5 erkannt werden. Die Behandlung mit dem Enzym N-Glykanase, welches N-gebundene Oligosaccharide entfernt, hat keinen Einfluß auf die Größe des Antigens. Somit ist Endosialin nicht bzw. geringfügig N-glykosyliert. Der hohe Anteil an Sialinsäure, sowie die spezifische Expression des Antigens auf Tumorendothelzellen, führten dazu, daß das FB5-Antigen den Namen Endosialin erhielt. A B C D Abb. 2.3: Immunohistochemische Detektion des FB5–Antigens in Tumorendothelzellen eines A, Colonkarzinoms, B, Endometrialkarzinoms C, Ovarienkarzinoms und D, eines Nierenzellkarzinoms (Avidin-Biotin Immunoperoxidase Färbung mit Hematoxylin Gegenfärbung). Angefertigt von Dr. Garin-Chesa, Abtlg. Onkologische Forschung, Boehringer Ingelheim Pharma KG. 20 Somatische Mensch-Maus-Zellhybride aus FB5-positiven humanen Neuroblastomzellen und FB5-negativen murinen Neuroblastomzellen wurden benutzt, um die chromosomale Lokalisation des humanen Endosialingens zu bestimmen. Die erzeugten Hybridzellen mit unterschiedlichen Kombinationen menschlicher und muriner Chromosomen wurden auf ihre Endosialinexpression mit dem monoklonalen Antikörper FB5 getestet. So konnte das Endosialingen auf Chromosom 11q13 lokalisiert werden (Rettig et al., 1992). 2.6 Ziel der Arbeit Da das von Rettig et al. 1992 beschriebene FB5-Antigen, Endosialin, eventuell eine Rolle in für den Tumor wichtigen Prozessen wie Angiogenese und Metastasierung spielt oder als Antigen für neue Tumortherapien dienen könnte, sollte das Antigen im Rahmen dieses Projekts weiter charakterisiert werden. Dazu sollte im ersten Schritt der monoklonale Antikörper FB5 benutzt werden, um das Antigen über eine Immuno-Affinitätsmatrix aus Zellysaten der Endosialinexprimierenden Neuroblastomzellinie LA1-5s aufzureinigen. Desweiteren war geplant durch den tryptischen Verdau des aufgereinigten Proteins und einer anschließenden Edman-Sequenzierung der entstandenen Peptide Aufschluß über die Endosialin-Aminosäuresequenz zu erlangen. Im zweiten Teil der Arbeit sollte diese Information über die Aminosäuresequenz des humanen Endosialins dazu benutzt werden, das entsprechende Gen zu isolieren und zu klonieren. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten die identifizierten Aminosäuresequenzen entweder dazu benutzt werden, degenerierte PCR-Startermoleküle zu entwickeln, um dann in einer PCR-Reaktion Teile der Endosialin-cDNS zu amplifizieren oder durch bioinformatische Datenbankanalysen die cDNS-Sequenz aufzuklären, um über Homologie-Vergleiche, Domänenstrukturen oder eventuell identifizierte Interaktionspartner die Funktion des humanen Endosialins im Tumorendothel zu untersuchen. Im letzten Schritt sollte das rekombinante Endosialin exprimiert und biochemisch charakterisiert werden. 21 3 Material und Methoden 3.1 Chemikalien, Enzyme und Radioisotope Soweit nicht anders angegeben, wurden alle Chemikalien von den Firmen Roche, Merck, Fluka, Roth, Serva oder Sigma bezogen. Alle Chemikalien lagen im Reinheitsgrad p.A. vor. Die Enzyme wurden von den Firmen Roche, Life Technologies, Pharmacia oder Promega geliefert. Radiochemikalien wurden von Amersham bezogen. 3.2 Verwendete Vektoren Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Vektoren pCRblunt und pCR2.1 der Firma Invitrogen, sowie die eukaryontischen Expressionsvektoren pMH der Firma Roche und INPEP4 (IDEC) verwendet. 3.3 Bakterienstämme Zur Amplifikation der oben genannten Vektoren wurde der Bakterienstamm Escherichia coli TOP10 der Firma Invitrogen verwendet. 3.4 Zellinien Im Rahmen dieser Arbeit wurde mit der Neuroblastomzellinie LA1-5s und der Sarkomazellinie MF-SH gearbeitet, die in RPMI 1640 Medium + 10% Fetalem Kälberserum und 20 IU/ml Penicillin/Streptomycin kultiviert wurden. Für die Transfektionsexperimente wurde mit den Zellinien HeLa–S3 und 293 gearbeitet, die in HAM's F-12 + 10% FKS und Penicillin/Streptomycin (Life Technologies), bzw. DMEM-F12 (BioWhittaker) + 10% FKS und Penicillin/Streptomycin (Life Technologies) kultiviert wurden. 3.5 Antikörper Zur Aufreinigung des Endosialin Proteins und weiterführenden Experimenten wurde der mAk FB5 (Maus IgG2a) verwendet (Rettig et al., 1992). Außerdem wurde der mAk 9EG7 (Ratte IgG2a) benutzt (Lenter et al., 1993), sowie mAk HA.11 (Covance). 22 3.6 Oligonukleotide Alle Oligonukleotide wurden von der Firma MWG bezogen. Name Est1987-UP1 Est1987-UP2 Est1987-DN1 Est1987-DN2 Est2243-DN1 Est2243-DN2 Est1987sense3 Est1987sense4 Est1987as3 Est1987as4 GSP2 GSP3 GSP4 HS258155_UP1 HS258155_DN1 AA595199_UP1 AA595199_DN1 HS800162_UP1 HS800162_DN1 HS557165_UP1 HS557165_DN1 Endo5´17_UP AAP AUAP Endo5´HindIII.UP1 EGF3_BspE1_DN1 M_ES_pMH_DN1 Sequenz 5'-CCC ACA CTG GGC CAG GAC CCC TGG G-3´ 5'-GCT GAG CCC CGT GCC GCC TGC GGC-3´ 5'-AGA GGC TGG CTG GGC CCA GTT GGT G-3´ 5'-CCA GTT GGT GAA AGC CGT GTC CTG G-3´ 5'-CGG CCT GGC CCG CCT CAT CTT GCA GC-3´ 5'-ACA GGT AGC CGT CGA CAG CCA GCG TGC-3´ 5'-GGC TTC CGG CTG GCA ACA GAC GGG-3´ 5'-GGA AGA TGA AGA CGG AGG CCT GG-3´ 5'-GGA AGC CTT GGG CAC CCA TGG-3´ 5'-GCA GCG GCA GGA CAC GTG ACC ATC C-3´ 5'-GCA GTG GGC GCT GCA GCT GGC ATT GC-3´ 5'-CCG ATC CAC AGC AGC CGG CTG GC-3´ 5'-ACC CAC CAG GCT GTC CAC ACG CTG G-3´ 5'-CCC CCG CTC AGT GCC CCC AGG G-3´ 5'-GGC AAA TGA GTG GTG GTC TGG G-3´ 5'-CCC CAT TTA TTG GAG AAG ACC CC-3´ 5'-GCC TCA CAG GGG TGC AGA CCT GC-3´ 5'-GGA ATC CCA CCT AAC CAT GCC CC-3´ 5'-GGG AAC TGG GGC CCA TCT TCC CC-3´ 5'-CCC TCC TGC CCT CTC AGA GCC CC-3´ 5'-GCC ATG GGG GCC ACA GCG GGT GC-3´ 5'-AGT CCG GGG GCA TCG CG-3´ 5'-GGC CAC GCG TCG ACT AGT ACG GGI IGG GII GGG IIG-3' 5'-GGC CAC GCG TCG ACT AGT AC-3' 5´TGA AGC TTA GTC CGG GGG CAT CGC GAT GC-3´ 5´TTG TCC GGA TTG CAG CTG ATG CCA TCA GCC TCC-3´ 5´ATT CTC CGC GGA CAC ACT GGT TCT ACA GGT CT-3´ Verwendung PCR PCR PCR PCR PCR PCR Sequenz. Sequenz. Sequenz. Sequenz. RACE RACE RACE PCR PCR PCR PCR PCR PCR PCR PCR PCR RACE RACE PCR PCR PCR 3.7 Transformation von DNS-Plasmiden in kompetente Bakterien (Hanahan, 1983) Zur Transformation von DNS-Plasmiden in kompetente Bakterien werden pro Ansatz 50 µl One Shot TOP10 Zellen (Invitrogen) auf Eis aufgetaut. Anschließend fügt man ca. 100 ng DNS hinzu und inkubiert den Ansatz für weitere 30 min auf Eis. Danach inkubiert man das Bakterien/DNSGemisch für 30 sec bei 42°C, wodurch die Bakterien einen Hitzeschock erleiden, was zur Aufnahme der DNS durch die Bakterien führt. Nachdem die transformierten Bakterien weitere 2 min auf Eis inkubiert werden, fügt man 250 µl SOC-Medium (Invitrogen) hinzu und schüttelt die Bakterien für 60 min bei 225 rpm. Nach einer Stunde werden 100 µl auf einer LB-Agarplatte 23 mit dem entsprechenden Antibiotikum ausplatiert. Das Antibiotikum richtet sich dabei nach dem Resistenzgen auf dem transformierten Plasmid. LB-Medium: 10 g NaCl 10 g Peptone 5 g Hefeextrakt einstellen des pH-Wertes auf 7.0 mit 5 N NaOH H2O bidest ad 1l Autoklavieren LB-Agar: 10 g NaCl 10 g Peptone 5 g Hefeextrakt 20 g Agar einstellen des pH-Wertes auf 7.0 mit 5 N NaOH H2O bidest ad 1l Autoklavieren SOC-Medium: 2 % Trypton 0.5 % Hefeextrakt 10 mM NaCl 2.5 mM KCl 10 mM MgCl2 10 mM MgSO4 20 mM Glucose 3.8 Plasmid-Mini-Präparation Die Plasmid-Mini-Präparation wurde mit dem QIAprep Spin Miniprep Kit (Quiagen) nach dem QIAprep Spin Miniprep Kit Protocol unter Benutzung einer Vakuumpumpe aus dem entsprechenden Handbuch durchgeführt. Die Methode basiert auf eine alkalische Lyse der Bakterien mit anschließender Adsorbtion der DNS an ein Kieselgel in Anwesenheit hoher Salzkonzentrationen. Dabei werden 3 ml einer Bakterien-Übernachtkultur für 1 min bei 15000 g 24 zentrifugiert. Das Pellet wird in 250 µl Puffer P1 resuspendiert. Danach erfolgt die alkalische Lyse der Bakterien durch Zugabe von 250 µl Puffer P2. Nach 6 maligem Invertieren des Gemisches fügt man 350 µl Puffer N3 hinzu, invertiert erneut 6 x und zentrifugiert das Gemisch für 10 min bei 15000 g. Der Überstand mit der Plasmid-DNS wird dann auf eine Kieselgel-Säule gegeben. Durch das Anlegen eines Vacuums wird die Lösung durch das Gel gesogen, wobei die DNS an das Kieselgel bindet. Nachdem die Salze durch Waschen mit 750 µl PE Puffer entfernt wurden, wird die DNS mit 50 µl EB Puffer eluiert. 3.9 Plasmid-Maxi-Präparation Die Plasmid-Maxi-Präparation wurde mit dem QIAfilter Plasmid Maxi Kit (Qiagen) nach dem QIAfilter Plasmid Midi und Maxi Protocol aus dem entsprechenden Handbuch durchgeführt. Die Methode basiert auf eine alkalischen Lyse der Bakterien. Anschließend wird die DNS unter niedrigen Salz- und pH-Bedingungen an eine Anionen-Austausch-Säule gebunden. Die RNS und Proteine werden dann in einem Waschschritt mit mittleren Salzkonzentrationen entfernt. Nach der Elution der Plasmid-DNS mit einem Hochsalzpuffer wird sie durch eine Isopropanol Prezipitation entsalzt und konzentriert. Zur Durchführung der Methode werden 100 ml einer Bakterien Übernachtkultur für 15 min bei 2500 g und 4°C zentrifugiert. Die Bakterien werden anschließend in 10 ml Puffer P1 resuspendiert und durch Zugabe von 10 ml Puffer P2 und 6 maligem Invertieren für 5 min bei RT lysiert. Durch die Zugabe von 10 ml Puffer P3 und erneutem 6 maligem Invertieren werden die genomische DNS, sowie Proteine denaturiert. Die Lösung wird in eine QIAfilter Spritze gefüllt und für 10 min bei RT inkubiert. Dadurch steigen die denaturierte DNS, sowie die Proteine nach oben. Anschließend wird die klare Lösung mit der Plasmid-DNS durch die Spritze auf eine mit 10 ml Puffer QBT equillibrierte QIAGEN–tip 500–Säule gedrückt. Nachdem die Plasmid-DNS an die Anionen-AustauscherSäule gebunden hat, wird sie mit 2 x 30 ml Puffer QC gewaschen und mit 15 ml Puffer QF eluiert. Die DNS wird durch die Zugabe von 10,5 ml Isopropanol und Zentrifugation bei 2500 g für 30 min bei 4°C präzipitiert. Danach wird das Pellet mit 5 ml 70 %igem Ethanol gewaschen und erneut für 10 min bei 2500 g und 4°C zentrifugiert. Das Pellet wird luftgetrocknet und in 200 µl EB Puffer gelöst. 25 3.10 Behandlung von DNS-Molekülen mit Restriktionsendonukleasen (nach Sambrook et al., 1989) Mit der Hilfe von Restriktionsendonukleasen werden DNS-Moleküle an für jedes Enzym spezifischen Sequenzen gespalten. Zur Restriktionsanalyse der DNS-Pasmide wurden 200500 ng DNS mit 6 U des entsprechenden Enzyms und dem vom Hersteller empfohlenen Puffer in einem 20 µl Ansatz für 2 h inkubiert. Die Temperatur richtet sich dabei ebenfalls nach den Angaben des Herstellers. Für präparative Ansätze wurden ca. 1 µg Plasmid-DNS für 2 h mit 10 U Enzym inkubiert. 3.11 Behandlung von DNS-Molekülen mit alkalischer Phosphatase (Asubel et al., 1989) Die Behandlung von DNS-Molekülen mit alkalischer Phosphatase entfernt die freien 5'Phosphatgruppen von der linearisierten DNS. Dadurch wird verhindert, daß ein durch eine Restriktionsendonuklease linearisierter Vektor religiert. Daher werden 20 µl Restriktionsansatz (200-500 ng DNS) mit 1 U alkalischer Phosphatase und dem entsprechenden Puffer in einem 40 µl Ansatz für 1 h bei 37°C inkubiert. Nach 30 min wird der Reaktion erneut 1 U Enzym zugesetzt. 3.12 RNS-Isolierung Zur RNS-Isolierung wurde das SV Total RNA Isolation System der Firma Promega benutzt. Dazu wurden 2 x 107 Zellen mit einem Zellschaber abgelöst und in einem 50 ml Gefäß (Falcon) für 5 min bei 300 g zentrifugiert. Anschließend werden die Zellen mit 25 ml kaltem PBS (Life Technologies) gewaschen und erneut für 5 min bei 300 g zentrifugiert. Das Zellpellet wird in 350 µl SV RNS Lysispuffer resuspendiert, 4-5 x durch eine Nadel mit 20iger Ringmaß gesogen und in 700 µl SV RNS Dilution Buffer verdünnt. Das Gemisch wird 4 x invertiert und für 3 min bei 70°C inkubiert. Nachdem es für 10 min bei 13000 g zentrifugiert wurde, wird der klare Überstand in ein neues Gefäß überführt und mit 400 µl 95 %igem Ethanol versetzt. Man invertiert erneut 4 x und gibt die Lösung auf das Spin Column Assembly (Promega). Nach einer Zentrifugation bei 14000 g für eine Minute, gibt man 600 µl SV RNA Wash Solution auf die Säule und zentrifugiert erneut für eine Minute bei 14000 g. Schließlich gibt man 50 µl DNase Incubation Mix auf die Membran und inkubiert für 15 min bei 25°C. Danach wird die Reaktion durch die Zugabe von 200 µl SV DNase Stop Solution abgestoppt. Nach einer Zentrifugation 26 von 1 min bei 14000 g wird die Membran zweimal mit SV RNA Wash Solution gewaschen. Schließlich wird die RNS mit 100 µl Nuklease-freiem Wasser und Zentrifugation bei 14000 g eluiert. Die Lagerung der RNS erfolgt bei -70°C. SV RNA Lysis Buffer: 4 M Guanidin Thiocyanat 0,1 M Tris-HCl pH 7,5 0,97 % β-Mercaptomethanol SV RNA Wash Solution: 60 mM Natriumacetat 10 mM Tris-HCl pH 7,5 60 % Ethanol DNase Incubation Mix: 40 µl "Yellow Core Buffer" 5 µl 0,09 M MnCl2 5 µl DNase I Yellow Core Buffer: 0,0225 M Tris-HCl pH 7,5 1,125 M NaCl 0,0025 % gelber Farbstoff SV DNase Stop Solution: 2 M Guanidin Isothiocyanat 4 mM Tris-HCl pH 7,5 57 % Ethanol 3.13 Isolation von Poly A +-RNS Zur Isolierung von Poly A+-RNS wurde oligo dT- Zellulose (100 mg oligo dT-Zellulose/mg Gesamt-RNS; Life Technologies) in H2O+ 0,2% DEPC quellen gelassen und anschließend für 5 min bei 800 g zentrifugiert. Im Rahmen der Doktorarbeit wurden 3 mg Gesamt-RNS mit 300 mg Matrix aufgereinigt. Die Matrix wird in oligo dT-Loading buffer resuspendiert, erneut für 5 min bei 800 g zentrifugiert und in 3 ml oligo dT Loading buffer resuspendiert. Die GesamtRNS wird 5 min bei 65°C inkubiert und anschließend auf die Konzentrationen des oligo dTLoading buffers eingestellt. Die Gesamt-RNS wird zur Matrix gegeben und 3 h bei RT auf dem 27 Überkopfschüttler inkubiert. Danach wird die Matrix 4 x mit 15 ml oligo dT-Loading buffer, einmal mit 15 ml oligo dT-Washbuffer und einmal mit 10 ml oligo dT-Washbuffer gewaschen. Anschließend wird die PolyA+-RNS eluiert einmal mit 1 ml H2O+0,2 % DEPC, einmal mit 2 ml oligo dT-Elutionbuffer und einmal mit 2 ml H2O+0,2 % DEPC. Die Proben werden vereint und nochmals für 1 min bei 13000 g zentrifugiert. Der Überstand wird in ein neues Gefäß überführt. Nach dem Zusatz von 500 µl 3 M NaOAc pH 5,1, 2 µg Glykogen und 14 ml 100% Ethanol wird die RNS durch Zentrifugation für 15 min bei 4°C und 14000 g präzipitiert. Das Pellet wird mit 80 %igem Ethanol gewaschen, für 1 h im Vacuumtrockner getrocknet und in 100 µl H 2O+0,2 % DEPC resuspendiert. Der Gehalt an PolyA+-RNS wurde photometrisch (OD260) bestimmt. oligo dT-Loading buffer: 500 mM NaCl 10 mM Tris-HCl pH 7,5 1 mM EDTA pH 8,0 0,5 % SDS oligo dT-Washbuffer: 100 mM NaCl 10 mM Tris-HCl pH 7,5 1 mM EDTA pH 8,0 0,2 % SDS oligo dT-Elutionbuffer: 10 mM Tris-HCl pH 7,5 1 mM EDTA pH 8,0 0,2 % SDS 3.14 Northern Blot Analysen 3.14.1 Gelelektrophorese Für die Auftrennung der RNS wird ein Agarosegel aus folgenden Lösungen angesetzt: 28 1,6 g Agarose (Agarose ultra pure, Life Technologies) 20 ml 10 x MOPS 175 ml H2O bid. Nachdem die Agarose kurz aufgekocht wurde, läßt man sie auf ca. 50°C abkühlen und fügt 6 ml einer 37 %igen Formaldehydlösung hinzu. Anschließend gießt man die Lösung in eine entsprechende Gelform (MWG) und bereitet die RNS für den Gellauf vor. Dazu werden 4 µg Poly A+-RNS in einem Endvolumen von 16 µl in H2O+0,2% DEPC verdünnt und mit 2 µl Formaldehyd-Probenpuffer und 2 µl Ethidiumbromid (50 µg/ml) versetzt. Die Proben werden für 5 min bei 68°C erhitzt und auf das vorbereitete Agarosegel aufgetragen. Die Auftrennung erfolgt bei 120 V in 1 x MOPS-Puffer. Als Marker dienen 1,5 µl der RNA-Leiter der Firma Life Technologies. 10 x MOPS: 200 mM MOPS 50 mM Na-Acetat 10 mM EDTA pH 6,6 Formaldehyd-Probenpuffer: 0,75 ml deionisiertes Formamid (Sigma) 0,15 ml 10 x MOPS 0,24 ml 37 % iges Formaldehyd 0,18 ml H2O+0,2 % DEPC 0,1 ml Glycerin 1 Spatelspitze Bromphenolblau 3.14.2 Blotten der RNS Nach der Gelelektrophorese wird das Gel 3 x 10 min in 10x SSC equillibriert. Anschließend wird die Blotmembran (Hybond N+; Amersham) auf Gelgröße zurecht geschnitten, in H2O+ 0,2 % DEPC angefeuchtet und ebenfalls für 10 min in 10x SSC equillibriert. Daraufhin legt man eine Saranfolie in eine Plastikwanne, legt das Gel mit der Tasche nach unten auf die Folie, gießt etwas 10x SSC auf das Gel und legt dann die Blotmembran luftblasenfrei auf das Gel. Auf die Blotmembran legt man 6 Lagen mit 10 x SSC befeuchtetes Blotting-Papier (Schüll & Schleicher) 29 und 6 Lagen trockenes Blotting-Papier. Darauf legt man einen Stapel Zellstoff und beschwert die gesammte Konstuktion mit ca. 500 g Gewicht. Anschließend blottet man für 16-20 h. Beim Abbau des Blots wird die Position der Geltaschen auf der Blotmembran markiert. Anschließend legt man ein Lineal an mit dem Nullpunkt auf Taschenhöhe und photografiert den Blot unter UV-Beleuchtung. Nachdem die Höhe der Markerbanden, sowie die Höhe der rRNS eingezeichnet wurde, spült man die Membran mit 2 x SSC ab und inkubiert sie im "UV Stratalinker 2400 (Auto Cross Link)" von Stratagene. 20 x SSC: 3 M NaCl 0,3 M NaCitrat pH 7,0 3.14.3 Herstellung der spezifischen DNS-Sonde Für die Herstellung einer spezifischen DNS-Sonde wurden die Reagenzien aus dem Multiprime DNA Labelling system (Amersham) benutzt. Dabei werden Hexanukleotid-Primer eingesetzt, die von dem Klenow-Fragment der DNS-Polymerase I durch den Einbau sowohl unmarkierter als auch markierter Nukleotide verlängert werden. Dazu wird folgender Anzatz für die Markierung von 25 ng DNS angesetzt: 25 ng DNS 4 µl dATP (Multiprime DNA Labelling system) 4 µl dTTP (Multiprime DNA Labelling system) 4 µl dGTP (Multiprime DNA Labelling system) 5 µl Puffer (Multiprime DNA Labelling system) 5 µl Primer (Multiprime DNA Labelling system) 5 µl α-32P dCTP (Amersham, 3000 Ci/mmol) 2 µl Enzym (Multiprime DNA Labelling system) Der Ansatz wird anschließend für 30 min bei 37°C inkubiert. Vor der Lagerung bei -20°C wird der markierten DNS-Sonde EDTA in einer Endkonzentration von 20 mM zugesetzt. 30 3.14.4 Hybridisierung der spezifischen DNS-Sonde Die zu hybridisierenden Blotmembranen werden für 30 min bei 68°C in 15 ml ExpressHybSolution (Clontech) praehybridisiert. Währenddessen wird die unter 3.14.3 markierte DNS-Sonde für 5 min bei 95°C denaturiert und anschließend in 5 ml ExpressHybSolution auf die Membran gegeben. Nachdem die Membran üN bei 68°C mit der Sonde inkubiert wurde, wäscht man die Membran 1 x kurz mit 2 x SSC; 0,05 % SDS bei RT, 1 x für 40 min mit 2 x SSC; 0,05 % SDS bei RT und 1 x 40 min mit 0,1 x SSC, 0,1 % SDS bei 50°C. Danach wäscht man die Membran kurz in 5 x SSC, läßt sie gut abtropfen, legt sie zwischen eine Klarsichthülle und detektiert die hybridisierte Sonde mit einem Biomax MR-Film (Kodak). 3.15 PCR (Polymerase chain reaction) Diese Metthode wurde neben dem unten beschriebenen 5'-RACE außerdem zum Einfügen von Schnittstellen für Restriktionsendonukleasen verwendet. Dazu wurden 30 ng der entsprechenden DNS in folgendem Ansatz mit 1,25 U Pfu-Polymerase inkubiert: 30 ng DNS 1 x Pfu-Puffer (Stratagene) 1 µM Primer A+B 200 µM dNTP mix 1,25 U Pfu-Polymerase (Stratagene) add 50 µl H 2O Die Ansätze werden mit 35 Zyklen des folgenden Programms in einem Gene Amp PCR System 9600 (Perkin Elmer) inkubiert. 1. Denaturierung 2 min 94°C 2. Zyklen 45 sec 94°C 45 sec 64°C 120 sec 72°C 7 min 72°C 3. finale Verlängerung 31 3.16 5'-RACE-PCR ("Rapid Amplification of cDNA ends-Polymerase chain reaction") Diese Methode benutzt man zur Amplifikation eines nicht bekannten mRNS 5' Endes. Dazu wird mRNS mit einem genspezifischen Primer revers transkribiert. Nachdem das Endprodukt durch einen Reinigungsschritt von nicht eingebauten Nukleotiden und Primern befreit wird, benutzt man das Enzym terminale Transferase, um einen dCTP-Schwanz an die transkribierte cDNS zu hängen. Diese DNS wird dann in einer PCR-Reaktion mit einem zweiten genspezifischen Primer und einem Adapter-Primer, der an den dCTP-Schwanz bindet, eingesetzt. Nach einer zweiten PCR mit einem dritten genspezifischen Primer, werden die Banden durch Restriktionsverdau oder Sequenzreaktion ausgewertet. Im Rahmen der Doktorarbeit wurde folgender Ansatz für die reverse Transkription angesetzt: 2 µg Gesamt-RNS 4 µl display THERMO-RT Puffer (Display Systems Biotech) 0,5 mM dNTPmix 1 M Betain (Sigma) 1 µl display THERMO-RT Initiator Mix (Display Systems Biotech) 1 µM Primer Est2243-DN2 Dieser Ansatz wurde für 10 min bei 65°C inkubiert, anschließend auf 42°C abgekühlt und nach dem Zusatz von 2 µl display Thermo-RT Terminator Lösung für weitere 40 min bei 42°C inkubiert. Der Ansatz wurde dann für 15 min bei 65°C inkubiert und auf 37°C abgekühlt. Dann wurde 1 µl RNAse Mix (5' RACE System for Rapid Amplification of cDNA Ends Reagent Assembly, Version 2.0, Life Technologies) hinzugefügt und weitere 30 min bei 37°C inkubiert. Die cDNS wurde dann über GlassMax (Life Technologies) aufgereinigt und in folgende Reaktion eingesetzt: 1 M Betain 1x tailing buffer (10 mM Tris-HCl pH 8.4, 25 mM KCl, 1.5 mM MgCl; Life Technologies) 2 mM dCTP 10 µl gereinigte cDNS H2O ad 24 µl 32 Dieser Ansatz wird für 2 min bei 94°C erhitzt, dann eine Minute auf Eis inkubiert und nach der Zugabe von 1 µl der terminalen Transferase (TdT; Life Technologies) für 10 min bei 37°C inkubiert. Nachdem die terminale Transferase für 10 min bei 65°C inaktiviert wurde, kann die cDNS in der ersten PCR eingesetzt werden. 1. PCR: 1 x PCR Puffer (20 mM Tris-HCl pH 8.4, 50 mM KCl; Life Technologies) 1,5 mM MgCl2 400 nM Abridged Anchor Primer (Life Technologies) 400 nM Est 1987-DN1 2 µl cDNS 1 M Betain 200 µM dNTPmix 2,5 U Taq Polymerase (Promega) H2O add 50 µl Mit diesem Ansatz wurden 35 Zyklen des fogenden PCR-Programms durchgeführt. 1. Denaturierung 2 min 94°C 2. Zyklen 40 sec 94°C 40 sec 62°C 105 sec 72°C 7 min 72°C 3. finale Verlängerung Anschließend wird der Ansatz 1:100 verdünnt und in einer zweiten PCR-Reaktion eingesetzt. 33 2. PCR: 1 x PCR Puffer (20 mM Tris-HCl pH 8.4, 50 mM KCl) 1,5 mM MgCl2 200 nM Abridged Universal Amplification Primer (Life Technologies) 200 nM GSP4 5 µl der verdünnten 1. PCR 1 M Betain 200 µM dNTPmix 2,5 U Taq Polymerase H2O add 50 µl Anschließend wurde das gleiche Programm wie oben durchgeführt. Die 2. PCR wurde abschließend in einem 2 % Agarosegel analysiert. 3.17 Agarosegelelektrophorese In der Agarosegelelektrophorese werden DNS-Fragmente nach ihrer Größe aufgetrennt. Bei der Agarose handelt es sich um ein Polysaccharid aus Algen, welches im Gel aus verdünnten Agaroselösungen Poren bildet. Diese Poren bewirken, daß große DNS-Fragmente in einem elektrischen Feld langsamer wandern als kleinere DNS-Fragmente. Die Agarosekonzentration wird so gewählt, daß sie für die aufzutrennenden DNS-Fragmente optimal ist, d.h. 2 % Agarose für Fragmente unter 1 kb, 1 % Agarose für Fragmente zwischen 1 und 5 kb und 0,8 % Agarose für Fragmente über 5 kb. Zur Herstellung der Gele wird die entsprechende Menge Agarose (Agarose ultra pure, Life Technologies) in TBE-Puffer gelöst. Der TBE-Puffer dient ebenfalls als Laufpuffer für die Gelelektrophorese. Um die DNS unter UV-Licht detektieren zu können, wird sie mit 0,5 µg/ml Ethidiumbromid (Life Technologies) versetzt. Um das Gel besser mit den Proben beladen zu können, werden sie zuvor mit Ladepuffer versetzt. Der Größenbestimmung der DNS diente der Größenstandart "Ready Load 1 Kb DNA Ladder" (Life Technologies). TBE-Puffer: 0,1 M Tris-HCl pH 8,4 90 mM Borsäure 1 mM EDTA 34 6 x Ladepuffer: 0,25 %Bromphenolblau 0,25 % Xylencyanol 30 % Glycerin 3.18 Isolation von DNS-Fragmenten aus Agarosegelen Die Isolation von DNS-Fragmenten aus Agarosegelen wurde mit dem QIAquick Gel Extraction Kit (Qiagen) nach dem QIAquick Gel Extraction Kit Protocol unter Benutzung einer Vakuumpumpe des entsprechenden Handbuchs durchgeführt. Die Methode basiert wie die Plasmid-Mini Präparation auf die Bindung der DNS an Kieselgel Membranen bei hohen Salzkonzentrationen. Dazu werden die Gelstücke in Puffer QB für 10 min bei 50°C aufgelöst. Anschließend wird der Lösung ein Gelvolumen Isopropanol zugesetzt und auf die QIAquick Säule gegeben. Mit Hilfe einer Vacuumpumpe wird die Lösung durch die Membran gesogen. Die an die Membran gebundene DNS wurde mit 750 µl Puffer PE gewaschen. Anschließend wird der Puffer durch Zentrifugation für 1 min bei 15000 g vollständig entfernt und die DNS mit 50 µl EB Puffer eluiert. 3.19 Ligation von DNS-Fragmenten (Hanahan, 1993) Für die Ligation werden die entsprechenden DNS-Fragmente in äquimolaren Mengen, bzw. im dreifachen Überschuß des Inserts zusammen in einem 10 µl Ansatz mit 20 U T4 DNS-Ligase (Promega) und 1 µl Ligasepuffer üN bei 14°C inkubiert. PCR-Produkte werden direkt entweder in den pCR-Blunt Vektor (für Fragmente, die mit der Pfu-Polymerase amplifiziert wurden; Invitrogen) oder in den pCR2.1 (für Fragmente, die mit der Taq-Polymerase amplifiziert wurden; Invitrogen) kloniert. Dabei wurden die Angaben des Herstellers befolgt. 3.20 Sequenzierung Sequenzierungen wurden mit der Big Dye Terminatior Cycle Sequencing Ready Reaction (ABIPerkin Elmer), sowie dem ABI PRISM 310 Genetic Analyzer (ABI-Perkin Elmer) durchgeführt. Dabei wird das zu sequenzierende Template mit einem spezifischen Primer verlängert. Die Polymerase benutzt dabei ein Gemisch aus unmarkierten dNTPs, sowie ddNTPs, die mit 4 verschiedenen Farbstoffen markiert sind. Wird ein markiertes ddNTP eingebaut, führt dies zum 35 Kettenabbruch. Die terminal markierten DNS-Fragmente werden dann über ein spezifisches Polymer der Länge nach aufgetrennt und über einen Argon-Laser detektiert. Dabei wird folgender Ansatz für die Sequenzierung eingesetzt: 500 ng der Plasmid-DNS 2 µl Pre-Mix (ABI-Perkin-Elmer) 5 pmol Primer H2O add 10 µl Dieser Ansatz wird mit 25 Zyklen des folgenden PCR-Programm verarbeitet: 10 sec 96°C 5 sec 58°C 4 min 60°C Anschließend werden die Proben über CentriSep Spin Columns (Princeton Separations) aufgearbeitet. Dazu wird pro Ansatz eine Säule vorbereitet. Man füllt 750 µl H 2O in jede Säule und läßt das Gel für mindestens 30 min quellen. Danach zentrifugiert man die Säule für 2 min bei 800 g, um die Flüssigkeit zu entfernen. Anschließend pipettiert man den Reaktionansatz auf die Mitte der Säule und eluiert durch erneute Zentrifugation für 2 min bei 800 g. Schließlich werden die Ansätze über den ABI-PRISM 310 Genetic Analyzer analysiert und ausgewertet. 3.21 Proteinaufreinigung Zur Aufreinigung des Endosialin Proteins wurde der mAk kovalent an eine CNBr-Sepharose Matrix gekoppelt. Anschließend wurde die das endogen Endosialin exprimierende Neuroblastomzellinie LA1-5s lysiert, um das Protein über die Immuno–Affinitätsmatrix zu reinigen. 3.21.1 Herstellung einer Immuno-Affinitätsmatrix Zur Herstellung einer Immuno-Affinitätsmatrix wurde 1 ml mAk FB5 (10 mg/ml) in 4 ml Kopplungspuffer verdünnt. Anschließend wird die Lösung zweimal 1 h und einmal üN gegen Kopplungspuffer dialysiert (Dialyses Tubing-3/4 in. Diameter; Life Technologies). Die CNBr- 36 Sepharose (Pharmacia) wird in 1 mM HCl aufgeschlemmt und anschließend mit dem 10-fachen Bettvolumen 1 mM HCl gewaschen. Die restliche HCl wird durch Waschen mit dem 3-fachen Bettvolumen Kopplungspuffer entfernt. Anschließend gibt man den dialysierten Ak auf 5 ml Matrix und inkubiert üN bei 4°C auf dem Überkopfschüttler. Die freien Bindungsstellen der Matrix werden danach für 90 min bei RT auf dem Überkopfschüttler mit 1 M Ethanolamin pH 8,0 geblockt. Schließlich wird die Matrix zweimal alternierend mit Waschpuffer A und B (3faches Bettvolumen) gewaschen und in 10 ml Aufbewahrungspuffer gelagert. Zur Herstellung einer Kontrollmatrix wurde das gleiche Protokoll mit BSA (Sigma) durchgeführt. Kopplungspuffer: 0,1 M NaHCO3 0,5 M NaCl Waschpuffer: A) 100 mM Tris-HCl pH 8,0 0,5 M NaCl B) 100 mM NaAc pH 4,0 0,5 M NaCl Aufbewahrungspuffer: 100 mM KPO4 pH 7,5 50 mM NaCl 0,02 % Azid 3.21.2 Aufreinigung Für die Proteinaufreinigung wurden pro Ansatz ca. 109 Zellen (LA1-5s) aufgereinigt. Die folgenden Angaben beziehen sich auf 107 Zellen. Diese wurden mit 10 ml HBSS (Life Technologies) gewaschen. Nach der erneuten Zugabe von 10 ml HBSS wurden sie mit einem Zellschaber abgelöst und für 5 min bei 200 g zentrifugiert. Das Zellpellet wurde in 1 ml RIPAPuffer resuspendiert und 12 min auf Eis lysiert. Nach einer Zentrifugation für 15 min bei 4°C und 12000 g wurde der Überstand durch einen 0,2 µm-Filter (Gelman) filtriert und zur Vorreinigung auf 2,5 µl BSA-geblockte CNBr-Sepharose gegeben. Dieses Gemisch wurde 30 min bei 4°C auf dem Überkopfschüttler inkubiert. Anschließend wurde das Lysat mit 1,5 µl CNBr-Sepharose-FB5 4 h bei 4°C auf dem Überkopfschüttler inkubiert. Nachdem man die 37 Matrix für 5 min bei 4°C und 320 g pelletiert hatte, wurde sie drei mal mit IP-Waschpuffer und zwei mal mit 25 mM Tris-HCl pH 8,4/ 250 mM NaCl gewaschen. Die Elution des gebundenen Proteins erfolgte durch zweimalige Behandlung der Matrix mit 4 µl Elutionspuffer bei 55°C. Das Eluat aus den Aufreinigungen von 6 x 109 Zellen wurde schließlich in einem BSA-geblockten Centricon 30 (Amicon) konzentriert. RIPA-Puffer: 1 % Triton X-100 0,5 % DOC 0,1 % SDS 10 mM Tris-HCl pH 7,6 150 mM NaCl 1 mM Phenylmethylsulfonyl Fluorid 1 mM Benzamidin 0,1 U/ml α2-Makroglobulin IP-Waschpuffer: 0,025 % Triton X-100 50 mM Tris-HCl pH 8,4 150 mM NaCl 1 mM CaCl2 0,02 % Azid Elutionspuffer: 1 % SDS 100 mM NH4HCO3 3.22 Edman-Sequenzierung Die Sequenzierung des aufgereinigten Proteins wurde von Dr. Horst Ahorn (BoehringerIngelheim Austria GmbH) durchgeführt. Dazu wurden die Endosialinbanden aus dem Coomassie gefärbten Polyacrylamidgel herausgeschnitten und in einer Trypsinlösung (Promega) inkubiert. Nach der Auftrennung der resultierenden Peptide über HPLC wurden sie mit einem 494 cLC ABI-PerkinElmer analysiert. Die Peptide wurden durch die ZipTip Prozedur entsalzt und anschließend im MALDI-TOF (Voyager DE-STR, PerSeptive Biosystems/AB) eingesetzt (Hatzi et al, 2000). 38 3.23 Transfektionen Zur Transfektion eukaryotischer Zellen wurde das FuGENE 6 Transfection Reagent der Firma Roche/Boehringer Mannheim benutzt. Das Verhältnis Fugene 6/DNS ist dabei in der Tabelle 3.1 nachzulesen. Die für die Transfektion benutzte DNS stammt aus einer DNS-Maxipräparation, da die DNS nach der Durchführung dieser Methode in ausreichender Reinheit vorliegt. Verunreinigungen in der DNS können für die Zellen toxische Effekte nach sich ziehen. Bei der Durchführung wurde das FuGENE 6 Reagenz in serumfreien Medium verdünnt und für 5 min bei RT inkubiert. Dabei ist zu beachten, daß das Reagenz direkt ins Medium pipettiert wird, da es in konzentrierter Form vom Plastik absorbiert wird. Die entsprechende Menge DNS (siehe Tabelle 3.1) wird in ein zweites Gefäß pipettiert. Anschließend wird das FuGENE 6/MediumGemisch tropfenweise zur DNS gegeben und für 15 min bei RT inkubiert. In dieser Zeit bilden sich FuGENE 6/DNS-Komplexe, die dann in der entsprechenden Menge Medium + Serum auf die Zellen gegeben werden. Am darauffolgenden Tag wird die Zellkulturschale mit Medium + Serum aufgefüllt. Nach einer weiteren Inkubation üN wurde die Expression durch Immunzytochemie- oder durch Immunopräzipitationsexperimente analysiert. Fläche des Zellkulturgefäßes (cm2) 1,2 28 78 serumfreies Medium (µl) 99 96 88 FuGENE 6 (µl) 1 4 12 DNS (µg) 0,25 1 3 frisches Kulturmedium (ml) 0,25 1 3,4 Tab. 3.1: Transfektionsansätze für verschiedene Zellkulturgefäße. Zur Etablierung stabiler Klone wurden die Zellen 48 h nach der Transfektion mit dem entsprechenden Kulturmedium mit 200 µg/ml G418 (Bio Rad) selektioniert. Nach der Vereinzelung der Zellklone wurden die Zellen durch Immunzytochemie oder einem ELISA auf ihre Expression getestet. 39 3.24 Expression der Endosialin-hIgG Fusionsproteine Zur Expression der stabilen Endosialin-hIgG Fusionsproteine wurden die stabil exprimierenden 293 Zellklone für eine Woche in serumfreien UltraCulture Medium (BioWhittaker) mit 1 x Glutamax II (Life Technologies) kultiviert. Anschließend wurde der Überstand mit dem Endosialin-hIgG Fusionsprotein gesammelt, für 5 min bei 2500 g zentrifugiert und bis zur weiteren Verarbeitung bei 4°C gelagert. 3.25 Bioinformatische Analysen Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten bioinformatischen Analysen wurden gemeinsam mit Dr. Andreas Köhler (Boehringer Ingelheim Pharma KG, Biberach), sowie von Dr. Frank Eisenhaber (Institut für Molekulare Pathologie, Wien) durchgeführt. Dazu wurden BLAST, FASTA und Prosite pattern Datenbanksuchen gegen öffentliche Sequenzdatenbanken durchgeführt. Das SEG Programm wurde für die Suche nach low complexity regions eingesetzt. Bei der Identifizierung bekannter funktioneller Domänen im Endosialin wurden PFAM und SMART Domänen Bibliotheken (Schultz et al, 2000) durchsucht. 3.26 Aufreinigung der Endosialin-hIgG Fusionsproteine Zur Aufreinigung des Endosialin-hIgG Fusionproteins wird Protein A Sepharose CL-4B (Amersham Pharmacia) in HBSS (Life Technologies) gegeben und 2-3 x mit HBSS gewaschen (bis HBSS nicht mehr gelb wird). Zwischen den einzelnen Waschschritten wird die Protein A Sepharose kurz bei 200 g zentrifugiert. Anschließend gibt man den das Fusionsprotein enthaltenden Überstand der Zellkultur auf Protein A Sepharose (20 mg human IgG/ml Gel) und inkubiert üN bei 4°C auf dem Überkopfschüttler. Danach gibt man die Protein A Separose in eine 10 ml Einmalsäule (Biorad) und wäscht mit dem 10-fachen Gelvolumen PBS (Life Technologies). Zur Elution des Fusionsproteins werden 10 Eppies mit je 140 µl 1 M Tris-HCl pH 8.4 vorbereitet. Anschließend gibt man 10 ml 0,1 M Glycin pH 2.4 auf die Säule und sammelt den Durchlauf als 1 ml Fraktionen in den vorbereiteten Eppies. Die Detektion erfolgt über ein Proteingel oder durch eine photometrische Messung bei OD280 (OD280: 1,3 = 1 mg/ml). 40 3.27 Immunzytochemie Für die Immunzytochemie Experimente werden Zellen auf 4 Chamber Polystyrene Vessel Tissue Culture Treated Glass Slides (Falcon) für 10 min in Methanol/Aceton (1:1) fixiert, für 10 min bei RT getrocknet und zweimal mit PBS (Life Technologies) gewaschen. Die fixierten Zellen werden 30 min bei RT mit 100 µl 10 %igem Ziegenserum (Life Technologies) in PBS +2 % BSA inkubiert, um unspezifische Bindungsstellen abzusättigen. Der mAK (10 µg/ml) wird in 100 µl PBS +2 % PBS für 1 h bei RT auf die Zellen gegeben. Anschließend wird der nicht gebundene Antikörper durch zweimaliges Waschen mit PBS entfernt. Danach werden die Zellen mit einem Fluoreszensfarbstoff-markierten sekundären Antikörper inkubiert. Dieser sekundäre Antikörper richtet sich nach der Spezies aus der der erste Antikörper isoliert wurde. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Alexa 488 markierter Ziege anti-Maus Antikörper verwendet. Dieser wird in 100 µl in einer Konzentration von 2 µg/ml in PBS +2 % BSA für 45 min bei RT auf die Zellen gegeben. Der nicht gebundene sekundäre Antikörper wird erneut durch zweimaliges Waschen mit PBS entfernt. Schließlich werden die Zellen für 5 min bei RT in PBS +0,5 % Triton X 100 gewaschen und in PBS + 90 % Glycerol oder MOWIOL mit 0,06 µg/ml DAPI eingedeckt. Die gefärbten Zellen werden an einem Axiophot-Mikroskop (Zeiss) und einer Quecksilberdampf-Kurzbogenlampe (Osram) bei einer Anregungswellenlänge von 495 nm analysiert. 3.28 SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese (Laemmli, 1970) Bei der SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese handelt es sich um ein diskontinuierliches System zur Auftrennung von Proteinen. Die Gele bestehen aus einem niedermolekularen Sammelgel (4 % Acrylamid) und aus einem hochmolekularen Trenngel. Die Auftrennung geschieht durch Poren, die durch Polymerisation von Acrylamid-Monomeren entstehen, die durch Bisacrylamid quervernetzt werden. Die aufzutrennenden Proteine werden durch SDS denaturiert, indem es alle nichtkovalenten Wechselwirkungen in nativen Proteinen zerstört. Es lagert sich an die Hauptketten der Proteine, wodurch die negative Ladung proportional zur Größe des Proteins ist und die Proteine somit nur noch Aufgrund ihrer Größe bei der Wanderung entlang eines elektrischen Feldes aufgetrennt werden. Das Verfahren beruht auf folgender Funktionsweise: Sammelgel und Trenngel besitzen unterschiedliche pH-Werte. Das Sammelgel hat einen pHWert von 6,8. Hier setzt sich das Leition Chlorid wegen seiner hohen Ionenbeweglichkeit in 41 schnelle Bewegung, so daß die Proteine und das Folgeion Glycin zurück bleiben. Da hinter dem Leition ein Bereich mit geringer Ionendichte entsteht, werden durch die entstehende höhere Feldstärke die Proteine und Folgeionen beschleunigt und als scharfe Bande hinter den Leitionen fokussiert. Im Trenngel ändert sich der pH-Wert zu 8,8. Dadurch ändern die Folgeionen ihre Ladung, so daß deren Ionenbeweglichkeit drastisch zunimmt. Sie überholen die Proteine und diese werden aufgrund ihrer Größe durch die Poren des Trenngels aufgetrennt. Bei der Durchführung wurde das "Mini Protean II" System der Firma BioRad eingesetzt. Dabei werden zwei Glasplatten durch zwei 1 mm dicke Abstandhalter voneinander getrennt in eine entsprechende Vorrichtung gespannt. Danach wird die Trenngellösung angesetzt und zwischen die beiden Glasplatten gefüllt. Anschließend wird die Lösung mit H2O überschichtet, da die Polymerisation der Trenngellösung durch Sauerstoff gestört wird. Nachdem die Polymerisation vollständig stattgefunden hat, wird das überschichtete Wasser abgegossen. Man setzt die Sammelgellösung an und gibt sie auf die Trenngellösung. Anschließend führt man einen Kamm in die Sammelgellösung ein, wodurch Taschen zum späteren Auftragen der Proben entstehen. Nachdem auch das Sammelgel polymerisiert ist, wird der Kamm herausgezogen. Man spannt das Gel in die Mini Protean II Vorrichtung und füllt beide Kammern mit Laufpuffer (Laemmli, 1970). Nach dem Vorbereiten der Proben werden diese in die Taschen gefüllt und der Gellauf bei 100 V gestartet. Sobald die Lauffront das Trenngel erreicht, erhöht man die Spannung auf 150 V. Vorbereiten der Proben: Die für die Gelelektrophorese vorgesehenen Proben werden mit dem entsprechenden Volumen 3 x Probenpuffer versetzt. Für die Gelelektrophorese unter reduzierten Bedingungen fügt man zusätzlich 50 mM DTT hinzu. Anschließend werden die Proben 3 min bei 95°C inkubiert und in die Taschen des Polyacrylamidgels gefüllt. 42 Trenngellösung: H2O 12 % 10 % 8% 7,5 % 6% 3,5 ml 4 ml 4,7 ml 4,85 ml 5,35 ml 2,5 ml 2,5 ml 2,5 ml 2,5 ml 1,5 M Tris- 2,5 ml HCl pH 8,8 10% SDS 100 çl 100 µl 100 µl 100 µl 100 µl Acrylamid/ 4 ml 3,3 ml 2,65 ml 2,5 ml 2,0 ml 10 % APS 50 µl 50 µl 50 µl 50 µl 50 µl TEMED 10 µl 10 µl 10 µl 10 µl 10 µl Bisacrylamid (30 %) Sammelgellösung: 6,1 ml H2O 2,5 ml 0,5 M Tris-HCl pH 6,8 100 µl 10 % SDS 1,3 ml Acrylamid/Bisacrylamid 50 µl 10 % APS 10 µl TEMED 3 x Probenpuffer: 75 ml 0,5 M Tris-HCl pH 6,8 6 g SDS 40 g Sucrose 0,1 % Bromphenolblau 43 3.29 Proteinnachweis mit Coomassie Blau (Goerg et al., 1978) Nachdem man die Proteine über SDS-PAGE aufgetrennt hat, kann man die durch Anfärben mit Coomassie-Blau R250 (Pharmacia) sichtbar machen. Dabei kann man mittels dieser Methode Banden mit ca. 0,1 µg Protein nachweisen. Hierzu werden die Gele mindestens 1 h in Coomassie-Färbelösung gefärbt und anschließend mit Entfärber behandelt bis das Proteingel weitgehend entfärbt ist. Coomassie-Färbelösung: 0,5 % Coomassie Blau R250 30 % Methanol 10 % Essigsäure Entfärber: 30 % Methanol 10 % Essigsäure 3.30 Silberfärbung von Proteingelen (Morrissey, 1981) Durch diese Methode kann man deutlich geringere Proteinmengen nachweisen als mit der voher beschriebenen Coomassie Blau Färbung. Bei der Durchführung der Methode wird das Gel für 1 h in Fixierlösung inkubiert und anschließend 3 x 30 min mit 50% Ethanol gewaschen. Danach wird das Gel für 1 min in Sensibilisierungslösung inkubiert, 3 x 20 sec mit H2O gewaschen und für 20 min in Imprägnierlösung inkubiert. Nach erneutem Waschen mit H2O (2 x 20 sec) inkubiert man das Gel in Entwicklerlösung bis die Proteinbanden die gewünschte Intensität zeigen. Man wäscht das Gel 2 x 2 min mit H2O und fixiert das Gel erneut in Fixierlösung für 10 min. Fixierlösung: 50 % Methanol 12 % Essigsäure 44 Sensibilisierungslösung: 520 µM Na2S2O3 Imprägnierlösung: 0,2 g AgNO3 75 µl 37 % HCOH H2O bidest add 100 ml Entwicklerlösung: 6 g NaCO3 50 µl 37 % HCOH 0,43 g Na2S2O3 H2O bidest add 100 ml 3.31 Immunopräzipitations Versuche Für Immunopräzipitations Versuche wurden Zellen in einer 25 cm2-Zellkulturschale in 1,2 ml MEM with Eaerls salt mit 400 µCi 35S-Methionin und 400 µCi 35S-Cystein üN im feuchten 37°CBrutschrank markiert. Anschließend werden die Zellen mit 1 ml IP-Lysispuffer für 12 min lysiert und für 15 min bei 15000 g zentrifugiert. Der Überstand wird zur Vorreinigung für 30 min bei 4°C mit 100 µl Protein A-Sepharose (Pharmacia) auf dem Überkopfschüttler inkubiert. Danach gibt man das Lysat auf den über einen Ziege anti-Maus an 20 µl Protein A-Sepharose gekoppelten spezifischen Antikörper (10 µg/ 20 µl Protein A-Sepharose) und inkubiert dieses für 2 h bei 4°C. Anschließend wird wie im Kapitel Proteinaufreinigung beschrieben gewaschen und eluiert. Die Proteine im Eluat werden über SDS-PAGE aufgetrennt und mit Hilfe eines Biomax MR-Films (Kodak) detektiert. IP-Lysispuffer: 1 % Triton X-100 20 mM Tris pH 8,0 160 mM NaCl 1 mM CaCl2 45 3.32 Deglykosylierungs Experimente Die Deglykosylierungs Experimente wurden nach dem unter Immunpräzipitation Versuche beschriebenen Protokoll durchgeführt. Nach der Kopplung des Antigens an den an Protein ASepharose gebundenen Antikörper wird das Protein für 16 h bei 37°C entweder mit 1 U PNGase F von Flavobacterium meningosepticum, 10 mU Sialidase von Arthrobacter ureafaciens, oder einem Gemisch aus 10 mU Sialidase und 0,5 mU O-Glykosidase aus Diplococcus pneumoniae (Roche) in 25 µl Reaktionspuffer inkubiert. Anschließend wird, wie vorher beschrieben, gewaschen und eluiert, um die Proteine über SDS-Page und einer Radiographie zu detektieren. Reaktionpuffer: 50 mM Natriumphosphat pH 7,0 0,5 % Triton X-100 3.33 Western Blot Für die Western Blot Experimente wurde das Mini Trans Blot System der Firma BioRad benutzt. Nachdem die Proteine in einer SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese aufgetrent wurden, wurden sie in Blot-Puffer für 1 h bei 100 V auf eine Nitrocellulose-Membran (Schleicher & Schüll) geblottet. Anschließend wurde die Membran für 1 h bei RT oder üN bei 4°C in Block-Puffer inkubiert, um die Membran vollständig mit Proteinen abzublocken. Danach verdünnt man den 1.Ak in Block-Puffer (2 µg/ml) und gibt ihn für 1 h bei RT auf die geblockte Membran. Der nicht gebundene Ak wird durch Waschen mit TBS-T (3x 10 min) entfernt. Anschließend verdünnt man den mit dem Enzym Peroxidase gekoppelten sekundären Ziege anti-Maus Antikörper (Dianova) in Blockpuffer und gibt ihn für 1 h bei RT auf die Membran. Nach erneutem dreimaligem Waschen mit TBS-T und einmaligen Waschen mit TBS werden die Proteine mit dem ECL-Reagenz (Amersham) und dem Hyperfilm ECL (Amersham) detektiert. TBS: 140 mM NaCl 10 mM Tris-HCl pH 7,4 TBS-T: TBS + 0,05 % Tween 20 46 Block-Puffer: TBS-T 5 % Milchpulver 47 4 Ergebnisse 4.1 Aufreinigung des humanen Endosialin Proteins Endosialin wird selektiv im Blutgefäßendothel verschiedener Tumore exprimiert (Rettig et al., 1992). Dieses Gewebe kann allerdings nicht zur Aufreinigung Endosialins verwendet werden, da humanes Tumorgewebe nur begrenzt zur Verfügung steht und nur zu einem geringen Teil aus Endosialin exprimierenden Endothelzellen besteht. Aus diesem Grund wurde die FB5-positive Neuroblastomzellinie LA1-5s für die molekulare Analyse von Endosialin verwendet. Zur Aufreinigung des Proteins wurden 6 x 109 dieser LA1-5s Zellen lysiert. Über den monoklonalen Antikörper FB5, kovalent an CNBr-Sepharose gekoppelt, wurde das FB5-Antigen aus dem Lysat gebunden. Gebundenes Antigen wurde eluiert und in einem SDS-Polyacrylamidgel aufgetrennt. Anschließende Silberfärbung diente der Überprüfung von Effizienz und Reinheit der Antigenaufreinigung (Abb. 4.1). 205 116 97 66 FB5 mIgG Abb. 4.1: Silberfärbung von affinitätsgereinigtem humanen Endosialin. LA1-5s-Lysat wurde über eine FB5-CNBr-Sepharosematrix (FB5) oder als Negativkontrolle über eine Maus-IgGCNBr-Sepharosematrix (mIgG) aufgereinigt. Das eluierte Material wurde in einer 6 % SDSPAGE unter reduzierenden Bedingungen aufgetrennt. Das Endosialinprotein migriert bei 165 kDa und ist durch einen Pfeil markiert. Die Position der Molekulargewichtsmarker ist in kDa angegeben. 48 Die Abbildung zeigt, daß mit der FB5- Immunoaffinitätsmatrix spezifisch ein Protein mit einem apparenten Molekulargewicht von 165 kDa aufgereinigt wurde. Dieses stimmt mit dem für Endosialin publizierten überein (Rettig et al., 1992). Der Rest des aufgereinigten Materials (ca. 95%) wurde daraufhin ebenfalls über ein SDS-Polyacrylamidgel aufgetrennt und mit Coomassie gefärbt. Durch einen Vergleich der Protein Markerbanden (Biorad) mit dem aufgereinigten Endosialin ließ sich die Menge auf ca. 1,5 µg abschätzen. Dieses entspricht ca. 10 picomol Endosialin. Die Endosialin enthaltende Coomassie-gefärbte Proteingelbande wurde zur Aminosäuresequenzanalyse durch Dr. Horst Ahorn (Abteilung für Drug Discovery, Böhringer Ingelheim Austria GmbH) mit Trypsin verdaut, um die erhaltenen Peptide über HPLC aufzutrennen. Die prominentesten Peptide aus dem Trypsinverdau wurden einer Edman Sequenzanalyse unterworfen. Dabei erhielten wir folgende Sequenzen: 1) AACGPSSCYALFPR, 2) TFLEAWR, 3) ELGGDLATPR, 4) VDSLVGAGPASR , 5) LLWIGLQR und 6) LDLDTKA. 4.2 Identifizierung der Endosialin-cDNS Die Information über Teile der Aminosäuresequenz des Endosialin Proteins sollte im weiteren dazu benutzt werden, die entsprechende cDNS zu identifizieren. Die rekombinierte DNS sollte weitere biochemische und funktionelle Analysen von Endosialin ermöglichen. 4.2.1 Partielle Identifizierung der Endosialin-cDNS über Expressed Sequence Tags (ESTs) Die sechs identifizierten Peptidsequenzen wurden in einem Prosite Pattern Datenbank Search für die Suche nach der entsprechenden Endosialin-cDNS eingesetzt. Dabei wurde die 330 bp lange DNS-Sequenz des EST-Klons AI371224 (Abb. 4.2a) gefunden, die fünf der sechs identifizierten Peptidsequenzen enthält, wenn diese im ersten Leseraster in die korrespondierende Peptidsequenz übersetzt wird (Abb. 4.2b). Der EST wurde daraufhin komplett sequenziert, wodurch die cDNS auf 1394 bp verlängert wurde. Bei diesen 1394 Basenpaaren handelt es sich um einen offenen Leserahmen, welcher nicht durch ein Stopcodon unterbrochen wird. Diese Sequenz wurde daraufhin für eine erneute iterative Datenbanksuche (BLAST, FASTA) eingesetzt, in der zwei weitere mit dem EST-Klon AI371224 überlappende EST-Klone gefunden wurden (H19258 und AA595199, embl). Die Sequenzierung dieser beiden ESTs verlängerte den offenen Leseraster auf 2239 bp mit einem Stopcodon im ersten Leserahmen, sowie einem Polyadenylierungssignal. Diese Sequenz wurde durch DNS Sequenzierung von zwei weiteren 49 mit dem EST-Klon AI371224 überlappenden EST-Klonen bestätigt (H12800 und H12557). Allerdings beinhaltete diese Sequenz kein putatives Start-ATG am 5' Ende der Sequenz, so daß davon ausgegangen werden konnte, daß am 5' Ende zusätzliche Basenpaare zur Identifizierung der vollständigen Endosialin-cDNS fehlten. A gggcccacac tgggccagga cccctgggct gctgagcccc gtgccgcctg cggccccagc agctgctacg ctctcttccc acggcgccgc accttcctgg aggcctggcg ggcctgccgc gagctggggg gcgacctggc cactcctcgg acccccgagg aggcccagcg tgtggacagc ctggtgggtg cgggcccagc cagccggctg ctgtggatcg ggctgcagcg gcaggcccgg caatgccagc tgcagcgccc actgcgcggc ttcacgtgga ccacagggga ccaggacacg gctttcacca actgggccca gccagcctct 60 120 180 240 300 330 B GPTLGQDPWAAEPRAACGPSSCYALFPRRRTFLEAWRACRELGGDLATPR TPEEAQRVDSLVGAGPASRLLWIGLQRQARQCQLQRPLRGFTWTTGDQDT AFTNWAQPAS Abb.4.2: Identifizierte tryptische Peptide (farbig dargestellt) humanen Endosialins in A der DNS -Sequenz des EST- Klons AI371224; B der korrespondierenden Aminosäuresequenz des EST- Klons AI371224. 4.2.2 Identifizieung des 5' Endes der Endosialin cDNA mittels RACE-Technologie ("rapid amplification of cDNA ends") Um das fehlende 5' Ende inclusive Start-Methioninsequenz der Endosialin cDNS zu identifizieren, wurde die "rapid amplification of cDNA ends (RACE)" Technologie angewendet. Dazu wurden vorerst zur Gesamt-RNS Isolierung 2 x 107 Zellen der Neuroblastomzellinie LA1–5s, wie unter Material und Methoden beschrieben, aufgearbeitet und 550 µg Gesamt-RNS in einer Konzentration von 1,1 µg/µl isoliert. 2,2 µg dieser Gesamt-RNS wurden daraufhin nach dem Protokoll des "5' RACE System for Rapid Amplification of cDNA Ends, Version 2.0" (Life Technologies) weiter verarbeitet. Dabei wird die RNS unter Verwendung eines Startermoleküls, welches spezifisch im Endosialingen bindet, in einzelsträngige cDNS umgeschrieben. Die im nächsten Schritt eingesetzte terminale Transferase fügt cDNS-Enden Nukleotide, in diesem Fall dCTPs, hinzu. Dieser "poly-Cytosinphosphat- Schwanz" dient dann in einer PCR-Reaktion, die mit einem zweiten genspezifischen Primer durchgeführt wird, als Bindungsstelle für einen sogenannten Adapterprimer. Das Produkt dieser PCR-Reaktion wurde 1:100 verdünnt in einer 50 zweiten mit einem dritten genspezifischen und einem im Adapterprimer bindenden Primer durchgeführten PCR amplifiziert. Das in dieser Reaktion erhaltene DNS-Fragment wurde daraufhin durch einen Restriktionsverdau und anschließender Sequenzierung überprüft. Für den Restriktionsverdau wurden die Enzyme Stu I und Nar I verwendet, da diese im bekannten Teil der Endosialin-cDNS schneiden. Im Falle eines Stu I Verdaus werden 199 bp vom 3' Ende und im Falle eines Nar I Verdaus werden 218 bp vom 3' Ende des amplifizierten PCR-Produktes abgespalten. Allerdings wurden mit dieser Methode nur unspezifische DNS-Fragmente amplifiziert, die sich im anschließenden Restriktionsverdau entweder nur von einem der beiden Enzyme oder gar nicht verdauen ließen. Da es sich bei dem Endosialin 5' Ende um ein schwer zu amplifizierendes DNS-Fragment handelt, wurden verschiedene Veränderungen im OriginalProtokoll vorgenommen, um I) sowohl die cDNS-Synthese als auch die PCR-Reaktion unter spezifischeren Bedingungen durchzuführen und II) eventuell vorhandene dreidimensionale Strukturen, die die Amplifikation des Endosialin-Transkripts sowohl in der cDNS-Herstellung als auch in der Amplifikation bei der PCR-Reaktion stören, aufzulösen. Im einzelnen wurden folgende Veränderungen zum Original-Protokoll durchgeführt: I) Für die cDNS-Synthese wurde die "display THERMO-RT" (Display Systems Biotech) eingesetzt. Diese reverse Transkriptase erlaubt es, die Synthese-Temperatur von 37°C auf 42°C zu erhöhen. II) Bei der cDNS-Herstellung, dem Anfügen des "poly-Cytosinphosphat-Schwanzes", sowie in den PCR-Reaktionen wurde Betain (Sigma) in einer Konzentration bis zu 1 M eingesetzt. Betain beseitigt dreidimensionale Strukturen in RNS und DNS und ermöglicht somit die Amplifikation schwieriger DNS-Fragmente, wie zum Beispiel DNS-Fragmente mit einem hohen GC-Gehalt. Diese Veränderungen in der RACE-Technologie führten zu der Amplifikation einer 420 bpBande, die im Restriktionsverdau mit Nar I/Stu I nach anschließender Auftrennung im 2 %igen Agarosegel das erwartete Bandenmuster zeigte. Die Sequenzierung dieser Bande erweiterte die Endosialin-cDNS am 5' Ende um 53 weitere Basenpaare. Diese 53 bp am 5' Ende der EndosialincDNS beinhalten ein putatives Start-ATG und bestehen zu 73,5 % aus GC, womit sie schwierig in PCR-Reaktionen zu amplifizieren sind. Die komplette Endosialin-cDNS besteht aus einem offenen Leserahmen von 2271 bp, der für ein Protein bestehend aus 757 Aminosäuren mit einem berechneten Molekulargewicht von 80,9 kDa (Abb 4.3) kodiert. 51 -17 1 1 AGTCCGGGGGCATCGCG ATGCTGCTGCGCCTGTTGCTGGCCTGGGCGGCCGCAGGGCCCACACTGGGCCAGGACCCCTGGGCTGCTGAGCCC M L L R L L L A W A A A G P T L G Q D P W A A E P 75 25 76 26 CGTGCCGCCTGCGGCCCCAGCAGCTGCTACGCTCTCTTCCCACGGCGCCGCACCTTCCTGGAGGCCTGGCGGGCCTGCCGCGAGCTGGGG R A A C G P S S C Y A L F P R R R T F L E A W R A C R E L G 165 55 166 56 GGCGACCTGGCCACTCCTCGGACCCCCGAGGAGGCCCAGCGTGTGGACAGCCTGGTGGGTGCGGGCCCAGCCAGCCGGCTGCTGTGGATC G D L A T P R T P E E A Q R V D S L V G A G P A S R L L W I 255 85 256 86 GGGCTGCAGCGGCAGGCCCGGCAATGCCAGCTGCAGCGCCCACTGCGCGGCTTCACGTGGACCACAGGGGACCAGGACACGGCTTTCACC G L Q R Q A R Q C Q L Q R P L R G F T W T T G D Q D T A F T 345 115 346 116 AACTGGGCCCAGCCAGCCTCTGGAGGCCCCTGCCCGGCCCAGCGCTGTGTGGCCCTGGAGGCAAGTGGCGAGCACCGCTGGCTGGAGGGC N W A Q P A S G G P C P A Q R C V A L E A S G E H R W L E G 435 145 436 146 TCGTGCACGCTGGCTGTCGACGGCTACCTGTGCCAGTTTGGCTTCGAGGGCGCCTGCCCGGCGCTGCAAGATGAGGCGGGCCAGGCCGGC S C T L A V D G Y L C Q F G F E G A C P A L Q D E A G Q A G 525 175 526 176 CCAGCCGTGTATACCACGCCCTTCCACCTGGTCTCCACAGAGTTTGAGTGGCTGCCCTTCGGCTCTGTGGCCGCTGTGCAGTGCCAGGCT P A V Y T T P F H L V S T E F E W L P F G S V A A V Q C Q A 615 205 616 206 GGCAGGGGAGCCTCTCTGCTCTGCGTGAAGCAGCCTGAGGGAGGTGTGGGCTGGTCACGGGCTGGGCCCCTGTGCCTGGGGACTGGCTGC G R G A S L L C V K Q P E G G V G W S R A G P L C L G T G C 705 235 706 236 AGCCCTGACAATGGGGGCTGCGAACACGAATGTGTGGAGGAGGTGGATGGTCACGTGTCCTGCCGCTGCACTGAGGGCTTCCGGCTGGCA S P D N G G C E H E C V E E V D G H V S C R C T E G F R L A 795 265 796 266 GCAGACGGGCGCAGTTGCGAGGACCCCTGTGCCCAGGCTCCGTGCGAGCAGCAGTGTGAGCCCGGTGGGCCACAAGGCTACAGCTGCCAC A D G R S C E D P C A Q A P C E Q Q C E P G G P Q G Y S C H 885 295 886 296 TGTCGCCTGGGTTTCCGGCCAGCGGAGGATGATCCGCACCGCTGTGTGGACACAGATGAGTGCCAGATTGCCGGTGTGTGCCAGCAGATG C R L G F R P A E D D P H R C V D T D E C Q I A G V C Q Q M 975 325 976 326 TGTGTCAACTACGTTGGTGGCTTCGAGTGTTATTGTAGCGAGGGACATGAGCTGGAGGCTGATGGCATCAGCTGCAGCCCTGCAGGGGCC 1065 C V N Y V G G F E C Y C S E G H E L E A D G I S C S P A G A 355 1066 ATGGGTGCCCAGGCTTCCCAGGACCTCGGAGATGAGTTGCTGGATGACGGGGAGGATGAGGAAGATGAAGACGAGGCCTGGAAGGCCTTC 1155 356 M G A Q A S Q D L G D E L L D D G E D E E D E D E A W K A F 385 1156 AACGGTGGCTGGACGGAGATGCCTGGGATCCTGTGGATGGAGCCTACGCAGCCGCCTGACTTTGCCCTGGCCTATAGACCGAGCTTCCCA 1245 386 N G G W T E M P G I L W M E P T Q P P D F A L A Y R P S F P 415 1246 GAGGACAGAGAGCCACAGATACCCTACCCGGAGCCCACCTGGCCACCCCCGCTCAGTGCCCCCAGGGTCCCCTACCACTCCTCAGTGCTC 1335 416 E D R E P Q I P Y P E P T W P P P L S A P R V P Y H S S V L 445 1336 TCCGTCACCCGGCCTGTGGTGGTCTCTGCCACGCGTCCCACACTGCCTTCTGCCCACCAGCCTCCTGTGATCCCTGCCACACACCCAGCT 1425 446 S V T R P V V V S A T R P T L P S A H Q P P V I P A T H P A 475 1426 TTGTCCCGTGACCACCAGATCCCCGTGATCGCAGCCAACTATCCAGATCTGCCTTCTGCCTACCAACCCGGTATTCTCTCTGTCTCTCAT 1515 476 L S R D H Q I P V I A A N Y P D L P S A Y Q P G I L S V S H 505 1516 TCAGCACAGCCTCCTGCCCACCAGCCCCCTATGATCTCAACCAAATATCCGGAGCTCTTCCCTGCCCACCAGTCCCCCATGTTTCCAGAC 1605 506 S A Q P P A H Q P P M I S T K Y P E L F P A H Q S P M F P D 535 1606 ACCCGGGTCGCTGGCACCCAGACCACCACTCATTTGCCTGGAATCCCACCTAACCATGCCCCTCTGGTCACCACCCTCGGTGCCCAGCTA 1695 536 T R V A G T Q T T T H L P G I P P N H A P L V T T L G A Q L 565 1696 CCCCCTCAAGCCCCAGATGCCCTTGTCCTCAGAACCCAGGCCACCCAGCTTCCCATTATCCCAACTGCCCAGCCCTCTCTGACCACCACC 1785 566 P P Q A P D A L V L R T Q A T Q L P I I P T A Q P S L T T T 595 1786 TCCAGGTCCCCTGTGTCTCCTGCCCATCAAATCTCTGTGCCTGCTGCCACCCAGCCCGCAGCCCTCCCCACCCTCCTGCCCTCTCAGAGC 1875 596 S R S P V S P A H Q I S V P A A T Q P A A L P T L L P S Q S 625 1876 CCCACTAACCAGACCTCACCCATCAGCCCTACACATCCCCATTCCAAAGCCCCCCAAATCCCAAGGGAAGATGGCCCCAGTCCCAAGTTG 1965 626 P T N Q T S P I S P T H P H S K A P Q I P R E D G P S P K L 655 1966 GCCCTGTGGCTGCCCTCACCAGCTCCCACAGCAGCCCCAACAGCCCTGGGGGAGGCTGGTCTTGCCGAGCACAGCCAGAGGGATGACCGG 2055 656 A L W L P S P A P T A A P T A L G E A G L A E H S Q R D D R 685 2056 TGGCTGCTGGTGGCACTCCTGGTGCCAACGTGTGTTTTTTTGGTGGTCCTGCTTGCACTGGGCATCGTGTACTGCACCCGCTGTGGCCCC 2145 686 W L L V A L L V P T C V F L V V L L A L G I V Y C T R C G P 715 2146 CATGCACCCAACAAGCGCATCACTGACTGCTATCGCTGGGTCATCCATGCTGGGAGCAAGAGCCCAACAGAACCCATGCCCCCCAGGGGC 2235 716 H A P N K R I T D C Y R W V I H A G S K S P T E P M P P R G 745 2236 AGCCTCACAGGGGTGCAGACCTGCAGAACCAGCGTGTGA 746 S L T G V Q T C R T S V * 2274 757 2275 2365 2455 2545 2364 2454 2544 2563 TGGGGTGCAGACCCCCCTCATGGAGTATGGGGCGCTGGACACATGGCCGGGGCTGCACCAGGGACCCATGGGGGCTGCCCAGCTGGACAG ATGGCTTCCTGCTCCCCAGGCCCAGCCAGGGTCCTCTCTCAACCACTAGACTTGGCTCTCAGGAACTCTGCTTCCTGGCCCAGCGCTCGT GACCAAGGATACACCAAAGCCCTTAAGACCTCAGGGGGCGGGTGCTGGGGTCTTCTCCAATAAATGGGGTGTCAACCTTAAAAAAAAAAA AAAAAAAAAAAAAAAAAAA Abb. 4.3: cDNS und Proteinsequenz humanen Endosialins. Die fünf tryptischen in der Edman-Analyse identifizierten Peptide sind doppelt unterstrichen. Die putative N-terminale Signalsequenz, so wie das potentielle Polyadenylierungssignal sind einfach unterstrichen. Die Transmembrandomäne ist eingerahmt und die potentielle N-Glykosylierungsstelle ist durch einen Kreis markiert. 52 4.3 Expression der Endosialin-cDNS in transient transfizierten HeLa–S3 Die isolierte cDNS enthält ein offenes Leseraster mit einem putativen Start-ATG. Da das 5' Ende der cDNS keine typische Kozak-Sequenz aufweist (Kozak, 1992), sollte im Folgenden überprüft werden, ob es sich dabei tatsächlich um das natürlich verwendete Start-ATG handelt. Dazu wurde die komplette cDNS in einen eukaryontischen Expressionsvektor kloniert und anschließend in HeLa–S3 Zellen transient transfiziert. Die transfizierten Zellen wurden daraufhin zur Expressionsanalyse in einem Immunzytochemie-Versuch mit dem monoklonalen Antikörper FB5 inkubiert. Wird in den transfizierten Zellen auf diese Weise das exprimierte Protein nachgewiesen, so zeigt dies, daß es sich bei der transfizierten cDNS I) tatsächlich um die komplette cDNS mit einem für das Start-Methionin kodierenden Codon handelt und II) daß es sich bei diesem exprimierten Protein tatsächlich um Endosialin handelt, da es vom monoklonalen Antikörper FB5 erkannt wird. Zu diesem Zweck wurde die Endosialin-cDNS in den Expressionsvektor pMH (Boehringer Mannheim) kloniert. Daraufhin wurden HeLa-S3 Zellen mit diesem Konstrukt transfiziert. Als Negativkontrolle wurde der Expressionsvektor pMH ohne Insert transfiziert. Beide Transfektanten wurden nach 24 Stunden mit dem monoklonalen Antikörper FB5 immunzytochemisch untersucht (Abb. 4.4). A B Abb. 4.4: Indirekte Immunfluoreszensfärbung von Zellen transfiziert mit humanem Endosialin. A, Hela-S3 Zellen transient transfiziert mit rekombinantem humanen Endosialin oder B, einer Vektorkontrolle. Nachweis der Endosialinexpression, nach Inkubation mit mAk FB5, durch Alexa 488-konjugiertem Ziege anti-Maus IgG (Vergrößerung 200 x). 53 Während in den Kontroll-transfizierten HeLa-S3 keine FB5-Bindung nachweisbar ist, zeigen die Endosialin-transfizierten Zellen eine starke Färbung mit dem monoklonalen Antikörper FB5. Neben einer starken Färbung der Zellmembran ist zudem noch die Färbung eines intrazellulären, zellkernnahen Kompartiments erkennbar. 4.4 Endogene Endosialinexpression in den Zellinien LA1-5s und MF-SH Als Vergleich zur Endosialin Expression in transfizierten HeLa-S3 wurde die Expression in endogen Endosialin exprimierenden Zellinien untersucht. Dazu wurde die Neuroblastomzellinie LA1-5s (Bild A), sowie die Sarkomzellinie MF-SH (Bild B und C) verwendet. Beide Zellinien wurden mit dem monoklonalen Antikörper FB5 in einer indirekten Immunfluoreszensfärbung inkubiert. Die Zellkerne wurden anschließend in einer Propidiumiodidfärbung sichtbar gemacht (Abb. 4.5). Sowohl die Zellinie LA1-5s, als auch die Zellinie MF-SH zeigen eine deutliche Membranfärbung (Abb. 4.5 weisse Pfeilspitzen), sowie eine intrazelluläre perinukleäre Färbung (Abb. 4.5 weisse Pfeile). A B C Abb. 4.5: Indirekte Immunfluoreszensfärbung von endogenem humanem Endosialin (grün) mit mAk FB5. A, der Neuroblastomzellinie LA1–5s und B und C, der Sarkomzellinie MF-SH. Zellkerne wurden mit Propidiumiodid gegengefärbt (rot). Die Membranfärbung wird durch weisse Pfeilspitzen, die perinukleäre Färbung wird durch weisse Pfeile angezeigt. 54 4.5 Bioinformatische Analyse zur Domänenstruktur des Endosialin Proteins Die Aminosäuresequenz von Endosialin wurde in bioinformatischen Analysen benutzt, um Aufschlüsse über mögliche funktionelle Domänen zu gewinnen und/oder Homologien zu verwandten Proteinen aufzudecken. 4.5.1 Bioinformatische Analysen identifizieren Endosialin als eukaryontisches Typ I Transmembranprotein Die Endosialin Proteinsequenz enthält verschiedene funktionelle Elemente (Abb. 4.6). 1 360 C-LEC S E E E 757 MUCIN TM CYT Abb. 4.6: Domänenstruktur des humanen Endosialinproteins. Die Abbildung zeigt eine Nterminale Signalsequenz (gelbes Dreieck), eine C-Typ-Lektin Domäne (C-LEC), eine Sushi/SCR/CCP ähnliche Domäne (S), drei EGF-ähnliche Domänen (E) und eine Transmembrandomäne (TM) flankiert von einer Sialomucin-ähnlichen Domäne (Mucin), sowie einem kurzen zytoplasmatischen Teil (CYT). N-terminal enthält Endosialin ein ca. 20 Aminosäuren langes hydrophobes Signalpeptid, welches für die Translokation des Proteins in das Endoplasmatische Reticulum verantwortlich ist. Das maturierte Protein teilt sich in zwei Abschnitte, erstens ein globuläres Segment von AS 20-360, bestehend aus fünf verschiedenen Domänen und zweitens einen C-terminalen Abschnitt von AS 361-757, welches im SEG Programm (siehe Material und Methoden) als Region geringer Komplexität ausgewiesen wird. In detailierteren bioinformatischen Studien durch Sequenzvergleiche von beschriebenen Proteindomänen nach dem "hidden Markov" Modell, sowie BLAST und PSI-BLAST Datenbanksuchen (siehe Material un Methoden) nach Sequenzähnlichkeiten wurden signifikante Ähnlichkeiten zu bereits beschriebenen Domänen gefunden. So wurden in dem globulären Segment eine C-Typ-Lectin Domäne (AS 29-157, E < 10–2 mit PFAM), sowie drei EGF-ähnliche Domänen (AS 235-271, E < 10-5 mit PFAM; AS 274-311, E < 10-2 mit SMART; AS 316-350, E < 10-3 mit PFAM) gefunden, wobei die 55 letzten zwei EGF-Domänen zusätzlich Ca++ bindende Domänen sind. Bei der Region zwischen Aminosäure 176 und 230 handelt es sich möglicherweise um eine Sushi/SCR/CCP Domäne. Obwohl der E-Wert in der PFAM Datenbanksuche nur 0,72 beträgt, so sind doch alle typischen Motive in der Endosialinsequenz, wie Cysteine zur Ausbildung von Disulfidbrücken und die Anzahl der Proline, Glycine und Tryptophane, konserviert. Eine detailiertere Analyse des C-terminalen, wenig komplexen Abschitts von Aminosäure 360757 läßt keinerlei stabile tertiäre Strukturen vermuten. Das Segment von Aminosäure 363-378 beinhaltet sechs Glutamat- und sieben Aspartatreste. Möglicherweise vermittelt die daraus resultierende starke negative Ladung eine Bindung zu einem geladenen Liganden. Desweiteren wurden die Computerprogramme DAS und TOPPRED2 (siehe Material und Methoden) benutzt, um mögliche Transmembranregionen vorherzusagen. Dabei wurde eine einzelne stark hydrophobe Region mit hoher Signifikanz als Transmembranregion identifiziert (AS 686-706), so daß es sich bei Endosialin um ein Typ I Membranprotein handelt. Die extrazelluläre Region von Aminosäure 391-660 enthält einen erhöhten Anteil an den Aminosäuren Prolin (21,9%), Threonin (9,3 %) sowie Serin (9,3 %) im Vergleich zum Durchschnitt der in den Datenbanken befindlichen Proteine. Im Gegensatz dazu enthält dieser Abschnitt nur sehr wenige geladene Aminosäuren (DEKR insgesamt nur 9,6 %); Glycin (2,2 %); Asparagin (1,1 %) und Phenylalanin (1,5 %). Der kurze intrazelluläre Abschnitt des Proteins (51 Aminosäuren) ist überdurchschnittlich reich an Prolin (11,8 %), enthält keinerlei Phenylalanin und nur sehr wenig hydrophobe Aminosäuren (LVIFM insgesamt nur 17,6 %). Sowohl die extrazelluläre Region von Aminosäure 391-660, als auch die intrazelluläre Region zeigen in der Datenbankanalyse keinerlei Ähnlichkeit zu anderen bekannten Proteinen. Da es sich bei Endosialin um ein stark O-glykosyliertes Protein handelt (Rettig et al., 1992), und das reine Vorhandensein von Serin/Threonin nicht prediktiv für eine Glykosylierungsstelle ist, wurde die Sequenz mit Hilfe des NetOGlyc 2.0 servers von J.E. Hansen analysiert (http://www.cbs.dtu.dk/services/NetOGlyc/). Dieses Programm sagt eine mögliche O- Glykosylierungsstelle in der C-Typ-Lectin Domäne voraus (Thr-60), sowie weitere 34 Serine in der Region zwischen 400-669, bei der es sich somit um eine potentielle Mucin-ähnliche Domäne handelt. 56 4.5.2 Bioinformatische Analysen identifizieren Thrombomodulin und Komplement Rezeptor C1qR als Endosialin-Verwandte Abb. 4.7: Proteinsequenzvergleich von humanem Endosialin mit humanem Thrombomodulin (SwissProt: P07204) und humanem Komplement Rezeptor C1qR (TREMBL: U94333). Das Alignment umfaßt die ersten 360 N-terminalen Aminosäuren des Endosialinproteins (Ende durch senkrechten schwarzen Strich markiert) und beinhaltet die CTyp-Lectin Domäne, die Sushi-ähnliche Domäne und die drei EGF-ähnlichen Domänen. In dieser Region besitzt Endosialin eine 39 %ige Sequenzidentität zu Thrombomodulin und eine 33 %ige Sequenzidentität zu C1qR (weiße Buchstaben auf blauem Hintergrund). Fast alle Cysteine dieser Region sind zwischen den drei Proteinen konserviert (rot). Das WIGL–Motiv ist grün gekennzeichnet. 57 Das N-terminale Endosialin Segment zwischen Aminosäure 1 und 360 (C-Typ-Lectin Domäne, die putative Sushi Domäne, sowie die drei EGF-ähnlichen Domänen) hat eine 39 %ige Sequenzidentität zu dem entsprechenden Segment im humanen Thrombomodulin Vorläuferprotein (auch bezeichnet als Fetomodulin, CD 141 oder emb: CAA29045.1), sowie eine 33 % Sequenzidentität zum humanen Komplementrezeptor C1qR (auch bezeichnet als Lymphocyten Antigen 68, Antigen AA4 oder emb: CAC00597.1)( Abb.4.7). Die meisten der Cysteine sind zwischen den drei Proteinen in dem dargestellten Abschnitt konserviert, welches für eine ähnliche dreidimensionale Struktur der Proteine in diesem Bereich spricht. Außerdem haben alle drei Proteine ein sogenanntes WIGL-Motiv. Dieses Motiv kann man in verschiedenen Zelloberflächenproteinen finden, welche an endozytotischen Prozessen beteiligt sind. 4.6 Biochemische Analyse des rekombinanten Endosialin Protein 4.6.1 Analyse der Karbohydrat Modifikationen des rekombinanten Endosialinproteins Das endogene Endosialinprotein zeigt in verschiedenen Zellinien eine starke O-gebundene Glykosylierung mit einem hohen Anteil an Sialinsäure (Rettig et al., 1992). Deshalb sollte das Glykosylierungsmuster des transient in HeLa-S3 transfizierten Endosialin untersucht werden. Dazu wurden die transfizierten Zellen lysiert, um das rekombinant exprimierte Endosialin anschließend an den monoklonalen Antikörper FB5, kovalent an eine CNBr-Sepharose Matrix gekoppelt, zu binden. In den Endosialin transfizierten, nicht aber in den Kontroll transfizierten Zellen, wurde dabei ein 165 kDa Protein detektiert. Behandelt man das an die Matrix gebundene Endosialin zuvor mit O-Glykosidase oder Sialidase, so führt dieses zu einer deutlichen Reduzierung des Molekulargewichts im SDS-Gel, die mit dem Glykosylierungsmuster des endogenen Endosialin in LA1-5s übereinstimmt (Abb. 4.8). Dieses Protein sollte daraufhin mit verschiedenen Glykosidasen inkubiert werden, die spezifisch bestimmte Zuckerreste entfernen. Nach einer alleinigen Behandlung des Proteins mit Sialidase hat Endosialin eine Größe von ca. 120 kDa (45 kDa Sialylsäure), eine Behandlung mit Sialidase und O-Glycanase bringt eine Reduktion der Größe auf 95 kDa (70 kDa O-gebundene Zucker). Nach einer Behandlung mit dem die N-gebundenen Oligosaccharide entfernenden Enzym PNGase F wurde keine bis sehr geringe Reduktion der Proteingröße im SDS-Gel beobachtet. Dieses stimmt mit der Tatsache überein, daß in der Endosialin Proteinsequenz nur eine einzige Asn-X-Ser/Thr 58 Konsensussequenz für eine N-gebundene Glykosylierung an Position Asn-628 vorhanden ist. Bemerkenswert ist die geringe Variation im Glykosylierungsmuster des endogen in LA1-5s Zellen exprimierten Endosialinproteins. Im Gegensatz zu anderen Glykoproteinen erscheint Endosialin nach der Detektion im SDS-Gel als einzelne scharf definierte Bande. In transfizierten HeLa–S3 Zellen erscheint Endosialin als Doppelbande. Dies resultiert wahrscheinlich aus einer Heterogenität in der O-Glykosylierung, da beide Proteinspezies nach enzymatischer Deglykosylierung komigrieren (siehe Abb. 4.8, HeLa Transfektanten, O-glyc+ Sial, Sial). Enzyme + + Sial Sial + O-glyc + Sial O-glyc + Sial + - PNGase F PNGase F - mIgG mIgG - - + + + + 220 97 66 mAk FB5 HeLa-Transfektanten LA1-5s Abb. 4.8: Vergleichende Glykosylierungsanalyse von rekombinantem (HeLa–Transfektanten), sowie endogenem Endosialin (LA1-5s). Zellysate von [35S]Methionin/[35S]-Cystein markierten LA1-5s Zellen (LA1-5s) oder mit der humanen Endosialin–cDNS transfizierter HeLa-S3 Zellen (HeLa Transfektanten) wurden entweder mit einer FB5-Affinitätsmatrix oder einer mIgG–Kontrollmatrix (mIgG) inkubiert. Immunpräzipitiertes humanes Endosialin wurde daraufhin zur enzymatischen Glykosylierungsanalyse mit PNGase F, Sialidase, O-Glykosidase und Sialidase zusammen (Oglyc + Sial) oder mit Reaktionpuffer inkubiert (-). 59 4.6.2 Charakterisierung des Endosialinproteins als Sialomucin durch O-Sialoglykoprotein Endopeptidase-Verdau Bei der O-Sialoglykoprotein Endopeptidase (OSGE) handelt es sich um ein Enzym, welches spezifisch O-glykosylierte mucin-ähnliche Moleküle spaltet. Da es sich bei Endosialin um ein O–glykosyliertes Protein handelt, sollte untersucht werden, ob es als Substrat von dem Enzym OSGE erkannt und fragmentiert wird. Aus diesem Grund wurden Detergenzextrakte von metabolisch markierten LA1-5s Zellen mit dem monoklonalen Antikörper FB5 aufgereinigt und anschließend für eine Stunde bei 37°C mit OSGE behandelt. Schließlich wurde das OSGEverdaute Präzipitat in der SDS-PAGE aufgetrennt und analysiert. Abb. 4.9 zeigt, daß Endosialin nach einer Stunde komplett durch OSGE verdaut wird (FB5, OSGE), wohingegen das als Kontrolle eingesetzte Glykoprotein β1-Integrin unter diesen Bedingungen größtenteils unempfindlich gegen OSGE ist (anti-ß1, OSGE). Die Empfindlichkeit des Endosialinproteins gegenüber dem Enzym OSGE ist ein Indiz, daß es tatsächlich zur Klasse der Sialomucine zuzurechnen ist. Enzym _ OSGE OSGE _ 220 97 66 mAb FB5 anti- 1 Abb. 4.9: Verdau von Endosialin durch O-Sialoglykoprotein Endopeptidase. Lysate metabolisch markierter LA1-5s Zellen wurden entweder mit dem monoklonalen Antikörper FB5 gegen Endosialin (FB5) oder als Kontrolle mit dem monoklonalen Antikörper 9EG7 gegen β1Integrin (anti- 1) inkubiert. Die immunopräzipitierten Antigene wurden daraufhin entweder für eine Stunde bei 37°C mit der O-Sialoglykoprotein Endopeptidase (OSGE), oder unter identischen Bedingungen ohne Enzym (-) behandelt. Während Endosialin komplett durch das Enzym OSGE verdaut wird (OSGE, FB5), wird β1–Integrin nur teiweise und vermutlich unspezifisch verdaut (OSGE, anti- 1). Das relative Molekulargewicht, in kDa, ist auf der linken Seite angegeben. 60 4.7 Western Blot Analyse von Endosialin Um zu testen, ob Endosialin auch unter denaturierenden Bedingungen vom mAk FB5 im Western Blot erkannt wird, wurden Proteinextrakte der Neuroblastomzellinie LA1-5s in der SDS-PAGE aufgetrennt und auf eine Nitrocellulose-Membran geblottet. Anschließend wurde der Blot mit dem monoklonalen Antikörper FB5 inkubiert. Der gebundene Antikörper wurde mit einem Peroxidase gekoppelten Ziege anti-Maus Antikörper und ECL-Reagenz (Amersham) nachgewiesen (Abb. 4.10). Neben der bei 165 kDa detektierten Bande, erkennt der monoklonale Antikörper im Western Blot außerdem eine Bande bei ca. 90 kDa. Da dies mit dem errechneten Molekulargewicht der Endosialin-Polypeptidkette übereinstimmt, wird es sich dabei vermutlich um das nicht- oder FB5 teilmodifizierte Vorläuferprotein handeln. 185 118 85 62 Abb. 4.10: Detektion von humanem Endosialin in der Western Blot-Analyse. Proteinextrakt von 2 x 105 LA1-5s Zellen wurde in einer 6 %igen SDS-PAGE aufgetrennt und auf eine Nitrozellulosemembran geblottet. Nach der Inkubation mit Peroxidase-konjugiertem Anti-Maus IgG wurde der gebundene monoklonale Antiköper FB5 durch eine ECL-Reaktion (Amersham) sichtbar gemacht. 61 4.8 Northern Blot Analysen zur Expression der Endosialin-mRNS Da mit der Sequenz des Endosialingens nun Informationen vorlagen, die Expression der mRNS zu untersuchen, sollten diese Informationen im weiteren dazu benutzt werden, um: I) die Expression in den endogen Endosialin exprimierenden Zellinien LA1-5s und MF-SH zu untersuchen und II) die Expression des Endosialingens in verschiedenen humanen Geweben zu untersuchen. 4.8.1 Northern Blot Analysen der mRNS des endogen exprimierten Endosialin Zur Analyse der endogenen Endosialinexpression in den Zellinien LA1-5s und MF-SH wurde poly (A)+ RNS aus diesen Zellen isoliert und im Northern Blot entweder mit einer 32P-markierten spezifischen Endosialin-cDNS-Sonde (Basenpaar 2237 - 2524) oder mit einer GAPDH MF-SH LA1-5s Kontrollsonde hybridisiert. 9.5 7.5 4.4 Endosialin 2.4 1.35 0.24 GAPDH Abb. 4.11: Northern Blot Analyse von humanem Endosialin. Poly(A)+ RNS (4 µg pro Spur) aus den Endosialin-positiven Tumorzellinien LA1-5s und MF-SH wurde nach Gelauftrennung und Transfer auf eine Nitrozellulosemembran mit einer 32P-markierten Endosialin–cDNS-Sonde oder als Kontrolle mit einer 32P-markierten GAPDH–cDNS-Sonde hybridisiert. Die Position der RNS-Größenmarker (in Kilobasen) wird auf der linken Seite angezeigt. 62 Dabei wurde mit der spezifischen Endosialin-Sonde ein einziges Transkript mit einer Länge von ungefähr 2600 bp nachgewiesen (siehe Abb. 4.11). Die gleichen Ergebnisse wurden mit verschiedenen Endosialin Sonden erlangt (Basenpaar 1125 - 1407 und 1856 - 2178). 4.8.2 Northern Blot Analysen zur Expression der Endosialin-mRNS in verschiedenen humanen Geweben Zur Analyse der Expression der Endosialin-mRNS wurden "Multiple Tissue Northern (MTN) Blots" der Firma Clontech entweder mit einer 32 P-markierten spezifischen Endosialin-Sonde (Basenpaar 1856 - 2178) oder mit einer Ubiquitin Kontrollsonde hybridisiert. Dabei wird in vielen Geweben mit der spezifischen Endosialin-Sonde ein einzelnes Transkript bei 2600 bp in unterschiedlicher Intensität nachgewiesen (siehe Abb. 4.12 und 4.13). Allerdings ist das Signal mit der spezifischen Endosialin-Sonde in allen getesteten Geweben sehr viel schwächer als mit der Ubiquitin Kontrollsonde (Die hybridisierte Endosialin-Sonde wurde 50 x länger exponiert als die hybridisierte Ubiquitin Kontrollsonde). Besonders ausgeprägt erscheint die Endosialin–mRNS Expression in humaner Plazenta (Abb. 4.13 A), sowie in fötalem Gewebe (Niere und Lunge, Abb. 4.12 B). In Geweben des humanen Immunsystems ist mit der spezifischen Endosialin-Sonde nur ein sehr geringes Signal detektierbar (Abb. 4.12 A), besonders im Knochenmark, peripheren Blutleukozyten (PBL) und in der Milz. Auffällig ist auch die schwache Expression in humanem Gehirn, sowohl in adultem (Abb. 4.13 A), als auch in fötalem Gewebe (4.12 B) und im Pankreas (Abb. 4.13 A). Thymus Lymphknoten Milz A föt. Leber Knochenmark PBL 63 9,5 7,5 4,4 Endosialin 2,4 1,35 0,24 Ubiquitin föt. Niere föt. Leber föt. Gehirn föt. Lunge B 9,5 7,5 4,4 2,4 Endosialin 1,35 0,24 Ubiquitin Abb. 4.12 A und B: Multiple Tissue Northern BlotAnalyse von A, lymphoidem Gewebe und B, fötalem Gewebe (MTNBlots, Fa. Clontech). Membranen wurden mit einer 32 P-markierten Endosialinspezifischen cDNS-Sonde oder einer Ubiquitinspezifischen Kontrollsonde hybridisiert. Pro angegebenes Gewebe wurden jeweils 2 µg Gesamt-RNS aufgetrennt. Die Position der Größenmarker (in Kilobasen) wird auf der linken Seite angezeigt. PBL: periphere Blutleukozyten. 64 Pankreas Plazenta Lunge Leber Skelettm. Niere 9,5 7,5 4,4 Herz Gehirn A Endosialin 2,4 1,35 0,24 Ubiquitin Ovarien Dünndarm Dickdarm PBL Prostata Testikel Milz Thymus B 9,5 7,5 4,4 2,4 Endosialin 1,35 0,24 Ubiquitin Abb. 4.13 A und B: Multiple Tissue Northern BlotAnalyse von addultem Gewebe (A und B) (MTNBlots, Fa. Clontech). Membranen wurden mit einer 32 P-markierten Endosialinspezifischen cDNS-Sonde oder einer Ubiquitinspezifischen Kontrollsonde hybridisiert. Pro angegebenes Gewebe wurden jeweils 2 µg Gesamt-RNS aufgetragen. Die Position der Größenmarker (in Kilobasen) wird auf der linken Seite angezeigt. PBL: periphere Blutleukozyten. 65 4.9 Chromosomale Lokalisation des humanen Endosialin Datenbanksuchen identifizierten einen auf Chromosom 11q13 lokalisierten humanen genomischen Klon (RP11-755F10, Acc. Nr. AP000759), der mehr als 75 % der kodierenden Endosialinsequenz in einem einzelnen Exon beinhaltet (Position +521 bis +2533) und in diesem Bereich eine 99 %ige Identität mit der Endosialin-cDNS aufweist. Die chromosomale Lokalisation dieses Klons bestätigt Ergebnisse, die mit Hilfe somatischer Zellhybride das Endosialingen auf Chromosom 11q13ter lokalisiert haben (Rettig et al., 1992). 4.10 Endosialinhomologe in Maus und Ratte In Datenbankanalysen, ausgehend von der humanen Endosialin-cDNS, wurden eine Vielzahl von Maus und Ratten ESTs mit einer Länge zwischen 186 und 521 bp identifiziert, die größtenteils aus embryonalen Geweben stammend eine 82 % bis 92 % Identität zur korrespondierenden humanen Endosialin-cDNS aufweisen, wobei es sich wahrscheinlich um nahe Homologe in Nicht-humanen Species handelt. 66 4.11 Identifizierung und Nachweis des murinen Endosialinhomologs 4.11.1 Nachweis des murinen Endosialinhomologs in embryonalen Fibroblasten der Maus Zur Amplifikation des murinen Endosialinhomologs wurde cDNS aus embryonalen Mausfibroblasten in einer PCR-Reaktion getestet. Dazu wurden Startermoleküle gegen das humane Endosialin verwendet, da die DNS-Sequenz des murinen Homologs zu diesem Zeitpunkt weitgehend unbekannt war. Da auch die Homologie zwischen dem humanen Endosialin und seinem Maushomolog unbekannt war, mußte die Anlagerungstemperatur der Startermoleküle variiert werden bis eine optimale Anlagerung der Startermoleküle an die Sequenz des Maushomologs erreicht wurde. Die verwendeten Startermoleküle waren dabei Endo5'17_UP und AA595199_UP1 (siehe Kapitel 3.6). Als Positivkontrolle wurden die gleichen Primer zur Vervielfältigung des humanen Endosialins unter den gleichen Versuchsbedingungen eingesetzt. 1 2 3054 2036 1636 1018 507 Abb. 4.14: Klonierung eines murinen Endosialinhomologs. Amplifizierung murinen Endosialins aus embryonalen Mausfibroblasten durch RT-Polymerase chain reaction (Spur 1, Pfeil). Als Primer dienten DNS-Oligonukleotide gegen die humane cDNS (5' Primer: Endo5'17_UP und 3' Primer: AA595199_UP1 siehe Kapitel 3.6), die in der PCR-Reaktion bei einer Anlagerungstemperatur von 60°C (Spur 1 und 2) eingesetzt wurden. Als Positivkontrolle wurde das humane Endosialin-Transkript aus LA1-5s cDNS unter gleichen Bedingungen amplifiziert (Spur 2). Die Position der DNS-Größenmarker (in Basenpaaren) wird auf der linken Seite angezeigt. 67 Identities %: 77.4 1 MLLRLLLAWVAAVPALGQVPWTPEPRAACGPSSCYALFPRRRTFLEAWRACRELGGNLAT mm ||||||||| || | ||| || ||||||||||||||||||||||||||||||||| ||| 1 MLLRLLLAWAAAGPTLGQDPWAAEPRAACGPSSCYALFPRRRTFLEAWRACRELGGDLAT hs 61 PRTPEEAQRVDSLVGVGPANGLLWIGLQRQARQCQPQRPLRGFIWTTGDQDTAFTNWAQP mm ||||||||||||||| ||| |||||||||||||| ||||||| |||||||||||||||| 61 PRTPEEAQRVDSLVGAGPASRLLWIGLQRQARQCQLQRPLRGFTWTTGDQDTAFTNWAQP hs 121 ATEGPCPAQRCAALEASGEHRWLEGSCTLAVDGYLCQFGFEGACPALPLEVGQAGPAVYT mm | |||||||| ||||||||||||||||||||||||||||||||||| | ||||||||| 121 ASGGPCPAQRCVALEASGEHRWLEGSCTLAVDGYLCQFGFEGACPALQDEAGQAGPAVYT hs 181 TPFNLVSSEFEWLPFGSVAAVQCQAGRGASLLCVKQPSGGVGWSQTGPLCPGTGCGPDNG mm ||| ||| ||||||||||||||||||||||||||||| |||||| |||| |||| |||| 181 TPFHLVSTEFEWLPFGSVAAVQCQAGRGASLLCVKQPEGGVGWSRAGPLCLGTGCSPDNG hs 241 GCEHECVEEVDGAVSCRCSEGFRLAADGHSCEDPCAQAPCEQQCEPGGPQGYSCHCRLGF mm |||||||||||| ||||| ||||||||| ||||||||||||||||||||||||||||||| 241 GCEHECVEEVDGHVSCRCTEGFRLAADGRSCEDPCAQAPCEQQCEPGGPQGYSCHCRLGF hs 301 RPAEDDPHRCVDTDECQIAGVCQQMCVNYVGGFECYCSEGHELEADGISCSPAGAMGAQA mm |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| 301 RPAEDDPHRCVDTDECQIAGVCQQMCVNYVGGFECYCSEGHELEADGISCSPAGAMGAQA hs 361 SQDLRDELLDDGEEGEDEEEPWEDFDGTWTEEQGILWLAPTHPPDFGLPYRPNFPQDGEP mm |||| |||||||| ||| | | | | ||| |||| || |||| | ||| || | || 361 SQDLGDELLDDGEDEEDEDEAWKAFNGGWTEMPGILWMEPTQPPDFALAYRPSFPEDREP hs 421 QRLHLEPTWPPPLSAPRGPYHSSVVSATRPMVISATRPTLPSAHKTSVISATRPPLSPVH mm | |||||||||||| |||||| | ||| | ||| ||||||| 421 QIPYPEPTWPPPLSAPRVPYHSSVLSVTRPVVVSATHPTLPSAHQ--------------- hs 481 PPAMAPATPPAVFSEHQIPKIKANYPDLPFGHKPGITSATHPARPPPYQPPIISTNYPQV mm | ||| || |||| | ||||||| ||| | | | || ||| ||| || 465 -PPVIPATHPALSRDHQIPVIAANYPDLPSAYQPGILSVSHSAQPPAHQPPMISTKYPEL hs 541 FPPHQAPMSPD-----THTITYLPPVPPHLDPGDTTSKAHQHPLLPDAPGIRTQAPQLS- mm || || || || | | | || || | || | | ||| |||| || 525 FPAHQSPMFPDTRVAGTQTTTHLPGIPPNHAPLVTTLGAQLPPQAPDALVLRTQATQLPI hs 595 VSALQPPLPTNSRSSV---HETPVPAANQPPAFPSSPLPPQRPTNQTSSISPTHSYSRAP mm || | | ||| | | |||| || | | || | |||||| ||||| | || 585 IPTAQPSLTTTSRSPVSPAHQISVPAATQPAALPTL-LPSQSPTNQTSPISPTHPHSKAP hs 652 LVPREGVPSPKSVPQLPSVPSTAAPTALAESGLAGQSQRDDRWLLVALLVPTCVFLVVLL mm ||| |||| ||| ||||||| | ||| |||||||||||||||||||||||| 644 QIPREDGPSPKLALWLPSPAPTAAPTALGEAGLAEHSQRDDRWLLVALLVPTCVFLVVLL hs 712 ALGIVYCTRCGSHAPNKRITDCYRWVTHAGNKSSTEPMPPRGSLTGVQTCRTSV ||||||||||| |||||||||||||| ||| || |||||||||||||||||||| 704 ALGIVYCTRCGPHAPNKRITDCYRWVIHAGSKSPTEPMPPRGSLTGVQTCRTSV mm hs Abb. 4.15: Vergleich der Aminosäuresequenz des murinen Endosialinhomologs (mm) mit humanem Endosialin (hs). Die Identität zwischen beiden Proteinen beträgt 77,4 %. 68 Wie der Abb. 4.14 zu entnehmen ist, wird das Endosialin Maushomolog bei einer Anlagerungstemperatur von 60°C in den embryonalen Mausfibroblasten nachgewiesen. Die Bandengröße entspricht ungefähr der Größe der humanen Endosialin-cDNS (ca. 2600 bp). Zur weiteren Identifizierung wurde die murine Endosialin-cDNS in den Vektor pCRblunt (Invitrogen) kloniert und sequenziert. Bei dieser Sequenzierung wurde ein aus 765 Aminosäuren bestehendes Protein mit einem theoretischen Molekulargewicht von 81,8 kDa identifiziert. Die Sequenz ist ab Basenpaar 634 der murinen Endosialin-cDNS durch ESTs aus verschiedenen Datenbanken bestätigt (BLAST). Das korrespondierende Protein weist eine 77,4 %ige Identität zum humanen Endosialin auf, die zwischen den globulären Domänen (C-Typ Lectin, Sushi und EGF-Domänen; Aminosäure 1-360 im humanen Endosialin), sowie der Transmenbrandomäne und dem zytoplasmatischen Teil (Aminosäure 686-757 im humanen Endosialin) besonders groß ist. In der Mucin-Domäne weisen beide Proteine auf Aminosäureebene große Unterschiede auf (Homologie nur noch 51 %). Bioinformatische Analysen zeigen, daß das murine Endosialin Homolog die gleichen funktionellen Domänen (eine C-Typ Lectin, eine Sushi, drei EGFDomänen, eine Mucin-Domäne, eine Transmembrandomäne) wie das humane Endosialin beinhaltet. 4.11.2 Expression von rekombinantem murinen Endosialin Um zu überprüfen, ob es sich bei der in embryonalen Mausfibroblasten isolierten cDNS tatsächlich um ein vollständiges für ein Protein kodierendes offenes Leseraster handelt, sollte die murine Endosialin-cDNS transient in HeLa-S3 Zellen exprimiert werden. Zum Nachweis der Expression sollte das Protein als Fusionsprotein mit influenza virus hemagglutinin (HA) exprimiert werden und dann mit einem Antikörper gegen HA nachgewiesen werden (HA.11, Covance). Dazu wurde dem kompletten für Aminosäuren codierenden Bereich der murinen Endosialin-cDNS in einer PCR-Reaktion eine KspI Schnittstelle eingefügt (Primer M_ES_pMH_DN1; siehe Kapitel 3.6). Dieses Konstrukt konnte dann im gleichen Leseraster wie der HA-tag in den eukaryontischen Expressionsvektor pMH (Boehringer Mannheim) kloniert und in HeLa-S3 Zellen transfiziert werden. Als Negativkontrolle wurde der Expressionvektor pMH ohne Insert transfiziert. Beide Transfektanten wurden nach 24 Stunden mit dem monoklonalen Antikörper HA.11 (Covance) immunzytochemisch untersucht (Abb. 4.16). Während in den kontroll-transfizierten HeLa-S3 Zellen keine HA.11 Bindung nachweisbar ist, zeigen die mit der murinen Endosialin-cDNS transfizierten Zellen eine starke Färbung mit dem 69 monoklonalen Antikörper HA.11. Somit wurde gezeigt, daß die vollständige murine Endosialin–cDNS isoliert wurde. A B Abb. 4.16: Indirekte Immunfluoreszensfärbung von rekombinantem murinem Endosialin. HeLa-S3 Zellen transfiziert mit A, einem Vektor, welcher die komplette cDNS des murinen Endosialins inklusive eines C-terminalen HA-Epitops enthält, oder B, einem Kontrollvektor. Expressionsnachweis des murinen Endosialin-Fusionsproteins nach Inkubation mit dem monoklonalen Antikörper HA.11 durch Alexa 488-konjugiertem Ziege anti-Maus IgG. Die Zellkerne wurden mit DAPI gefärbt. 4.12 Konstruktion, Expression und Aufreingung eines Endosialin-hIgG1 Fusionsproteins Zur funktionellen Untersuchung des Endosialinproteins wurde ein Fusionsprotein aus dem globulären Teil von Endosialin und dem konstanten Teil eines humanen IgG1 (hindge, CH2, CH3) hergestellt. Dieses sollte dann wie natürliche Immunglobuline über Cysteinbrücken Dimere bilden (Abb. 4.17), die im weiteren Verlauf dazu eingesetzt werden, ähnlich wie mit Antikörpern, an den globulären Teil des Endosialins bindende Interaktionspartner zu charakterisieren (Steegmaier et al, 1997). Außerdem kann das Fusionsprotein für Bindungsstudien an Zellen oder Geweben eingesetzt werden. 70 hIgG-Fc hIgG-Fc Abb. 4.17: Schematische Darstellung des humanen Endosialin-hIgG1–Fusionproteins. Das Fusionprotein besteht aus dem N-terminalen globulären Teil von Endosialin (Signalsequenz= gelb, C-Typ Lektin Domäne= dunkelblau, Sushi-Domäne= grün, sowie drei EGF-Domänen= rot) und dem FC-Teil der schweren Kette des humanen IgG1. 4.12.1 Konstruktion des humanen Endosialin-hIgG1 Fusionsproteins Zur Herstellung des Fusionsproteins wurde der für den globulären Teil des humanen Endosialins kodierende Bereich (Basenpaar 1-1068) in einer PCR-Reaktion mit den beiden Primern Endo5'_HindIII_UP1 und EGF3_BspEI_DN1 vervielfältigt (siehe Kapitel 3.6). Dabei wurden der vervielfältigten DNS eine HindIII-Schnittstelle am 5' Ende und eine BspEI-Schnittstelle am 3' Ende angefügt. Mit Hilfe dieser beiden Schnittstellen wurde das Fragment dann in den Vektor pINPEP (IDEC) kloniert, so daß das Endosialin Fragment als ein Polypeptid mit dem konstanten Teil des humanen IgG1 (Aminosäure 104-330) exprimiert werden konnte. Dadurch sollte ein Protein mit einem theoretischen Molekulargewicht von 63 kDa gebildet werden, welches zu einem 126 kDa Protein dimerisieren sollte. 71 4.12.2 Expression und Aufreinigung des humanen Endosialin-hIgG Fusionsproteins Zur Expression des Endosialin-hIgG Fusionsproteins wurden 293 Zellen mit dem oben beschriebenen Konstrukt transfiziert. 24 h nach der Transfektion wurden sie mit 200 µg/ml G418 (BioRad) selektioniert. Die nach ca. einer Woche herangewachsenen Zellklone wurden vereinzelt und zur Expression des Fusionsproteins in serumfreien UltraCulture Medium (Bio Whittaker) kultiviert. Nach einer Woche wurde der Zellüberstand abgenommen, um die genaue Menge des exprimierten Fusionsproteins zu bestimmen. Dazu sollte das rekombinant exprimierte Protein über Protein A Sepharose aufgereinigt und über SDS-Polyacrylamidgelelektrophorese analysiert werden. Außerdem konnte so überprüft werden, ob das Konstrukt in der Lage ist, über den A 111.4 Klon 5 ÜS Klon 3 ÜS Medium Klon 5 ÜS Klon 3 ÜS Medium konstanten Teil des humanen IgG Dimere auszubilden. B 79.6 61.3 49.0 36.4 172.6 24.7 111.4 Nicht-Reduzierend Reduzierend Abb. 4.18: Biochemische Analyse des humanen Endosialin-IgG1-Fusionsproteins. SDSPAGE Protein A Sepharose-gereinigter Zellüberstände. Aufgereinigt wurden jeweils 2 ml Zellüberstand der transfizierten 293-Zellklone 3 und 5 (Klon 3 ÜS, Klon 5 ÜS). Als Kontrolle wurde die gleiche Menge Kulturmedium aufgereinigt (Medium). A, eine Hälfte des Eluats wurde unter nicht-reduzierenden Bedingungen im 6 %igen Polyacrylamidgel aufgetrennt; B, die andere Hälfte unter reduzierenden Bedingungen im 12 %igen Gel. Die Detektion erfolgte durch Coomassiefärbung. Die Position der Molekulargewichtsmarker ist in kDa angegeben. 72 Dazu wurden pro Klon 2 ml Zellüberstand über Nacht mit Protein A Sepharose inkubiert, anschließend mit PBS gewaschen und gebundenes Konstrukt durch pH-Shift mit 0,1 M Glycin pH 2.8 eluiert. Das Eluat wurde sofort mit 1 M Tris pH 8,0 neutralisiert. Als Negativkontrolle wurden 2 ml Kulturmedium behandelt wie oben beschrieben. Nach der Auftrennung einer Hälfte des Eluats im SDS-Gel unter reduzierenden Bedingungen und der andere Hälfte unter nichtreduzierenden Bedingungen wurde das Protein in der Comassiefärbung nachgewiesen (Abb. 4.18). Nach den Aufreinigungen der Zellüberstände beider Zellklone (Klon 3 und 5) detektiert man nach einer Färbung mit Coomassie Blau unter reduzierenden Bedingungen eine hauptsächliche Bande bei ca. 65 kDa. Dieses stimmt mit dem theoretischen Molekulargewicht von 63 kDa überein. Unter nicht-reduzierenden Bedingungen läßt sich nach der Aufreinigung ein Protein mit einem Molekulargewicht von ca. 125 kDa im CoomassieBlau gefärbten Gel nachweisen. Somit werden die Konstrukte als Monomer mit dem erwarteten Molekulargewicht von 63 kDa exprimiert. Außerdem sind die Konstrukte wie natürliches humanes IgG in der Lage über den IgG-Anteil des Fusionproteins Dimere auszubilden. Durch einen Vergleich der Protein Markerbanden mit dem aufgereinigten Fusionprotein ließ sich die Menge auf ca. 5 µg/ml abschätzen. Die Zellklone exprimieren somit ca. 5 µg/ml Endosialin-hIgG 1-Fusionsprotein. 73 5 Diskussion 5.1 Endosialin ist TEM1 Neben dieser Doktorarbeit und den beiden Publikationen Christian et al., 2001 und Rettig et al., 1992 gibt es noch eine weitere Arbeit, die Endosialin mit dem Tumorendothelium in Verbindung bringt (St. Croix et al., 2000). In der publizierten Arbeit vergleicht die Arbeitsgruppe um Kinzler das Expressionsmuster von Tumorendothelzellen mit Endothelzellen aus normalen Geweben. Dazu wurde das Gewebe eines Darmtumors und normales Darmgewebe parallel mit Kollagenase A behandelt. Anschließend wurden epitheliale Zellen, Leukozyten, Makrophagen und Monozyten durch eine negative Selektion mit Antikörpern gegen die entsprechenden Zellmarker (anti BerEP4, CD45, CD64, CD14) entfernt. Die übrig gebliebenen Zellen wurden schließlich einer positiven Selektion unterzogen, indem die Endothelzellen mit dem endothelspezifischen Antikörper P1H12 (Solovey et al., 1997) markiert und mit einer magnetischen Anti-Maus-IgG Matrix isoliert wurden. Sowohl aus den Tumorendothelzellen als auch aus den Endothelzellen aus normalem Gewebe wurde die RNS isoliert, um die "serial analysis of gene expression (SAGE)"-Technik anzuwenden (Virlon et al., 1999; Velculescu et al., 1999). Dabei isolierten St.Croix et al. 46 tumorendothel–spezifische Transkripte, welche im Tumorendothel mehr als 10 x höher exprimiert werden als im Endothel des normalen Darmgewebes. Das am stärksten hochregulierte Transkript ist ein bis zu diesem Zeitpunkt nicht charakterisiertes Gen, welches in der Datenbank als EST mit unbekannter Funktion eingetragen ist und von St. Croix et al. "tumor endothelial marker 1 (TEM1)" genannt wurde. Ein Sequenzvergleich zeigt, daß TEM1 und Endosialin identisch sind. Zur weiteren Untersuchung wurde von der Arbeitsgruppe um Kinzler eine 'in situ' Hybridisierung mit einer TEM1/Endosialin-Sonde durchgeführt und dabei die spezifische Expression des Transkripts des TEM1/Endosialin-Gens bestätigt. In den getesteten neoplastischen Geweben (Darm, Lunge, Gehirn und Leber) beschränkte sich die Expression ausschließlich auf die endothelialen Zellen. In den getesteten normalen Geweben wurde in keinem Fall ein positives Signal detektiert. Schließlich wurde auch eine Expression des TEM1/Endosialin-Gens in Endothelzellen vermutet, die in dem Prozeß der Wundheilung involviert sind. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß durch die Untersuchungen von St.Croix et al. zur Expression des TEM1/Endosialin-Gens auf mRNS-Ebene die Daten zur Expression des FB5- 74 Antigens bestätigt werden und die Untersuchungen somit einen weiteren Hinweis für die spezifische Expression von Endosialin liefern. Allerdings geht die Arbeitsgruppe um Kinzler dabei nicht auf die Heterogenität im Expressionsmuster des TEM1/Endosialin-Gens, wie bei Gewebsfärbungen mit dem mAk FB5 beobachtet wurde, ein (siehe 2.5). Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: 1) Die TEM1/Endosialin-mRNS ist in allen Tumorblutgefäßen gleichmäßig exprimiert, der mAk FB5 erkennt aber nur ein bestimmtes modifiziertes Epitop auf einem Teil der gesammten Endosialin Population. Es gibt Beispiele, bei denen das Expressionsmuster zwischen diesen beiden Methoden stark variiert. Dieses liegt zum einen daran, daß ein Epitop auf dem Polypeptid durch verschiedene Glykosylierungen verdeckt sein kann und zum anderen daran, daß Epitope auf dem Glykoanteil auch auf anderen ähnlich glykosylierten Proteinen erkannt werden können. 2) Der Nachweis von mRNS durch 'in situ' Hybridisierung ist sensitiver als der Nachweis des Protein über Antikörperfärbungen. Deshalb könnte das vom mAk FB5 detektierte Verteilungsmuster nur die Bereiche mit der stärksten TEM1/Endosialin-Konzentration nachweisen, während die 'in situ' Hybridisierung TEM1/Endosialin sensitiver und damit vollständiger nachweist und 3) könnten einfache Unterschiede im Design der verschiedenen Ansätze zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Gegen die erste Möglichkeit sprechen die Ergebnisse, die im Rahmen dieser Arbeit durch Transfektions-Experimente erlangt wurden. Verschiedene Zellinien wie Hela-S3 oder Cos-7 Zellen, die mit der rekombinanten Endosialin-cDNS transfiziert wurden, zeigten eine sehr homogene Glykosylierung des exprimierten Proteins, welches in allen Fällen von dem mAk FB5 erkannt wurde. Außerdem zeigen Western Blot Experimente, daß der mAK in diesem Versuchsansatz ein Protein mit einem Molekulargewicht von 95 kDa erkennt, wobei es sich sehr wahrscheinlich um das nicht glykosylierte Endosialinpolypeptid handelt. Die Erkennung von Endosialin durch FB5 scheint somit nicht glykosylierungsabhängig zu sein. Beide Untersuchungen zum Expressionsmuster des TEM1/Endosialin-Proteins widersprechen jedoch den Ergebnissen der Northern Blot Analysen, die im Rahmen dieser Doktorarbeit durchgeführt wurden. Dabei wurde die Endosialin-mRNS in vielen getesteten Geweben nachgewiesen, was für eine breite Gewebeverteilung sprechen würde. In diesem Zusammenhang ist nicht klar, aus welchen Geweben die von der Firma "Clontech" bezogene mRNS isoliert wurde. Da humanes Gewebe häufig im pathogenen Zustand entfernt wird, ist anzunehmen, daß auch die von Clontech isolierte mRNS aus pathogenem Gewebe oder aus normalem Gewebe mit 75 Anteilen pathogenen Gewebes isoliert wurde. Somit würde man die Endosialin-mRNS in diesen pathogenen Geweben (Tumore, entzündliches Gewebe, Wundheilung) nachweisen. Zur endgültigen Klärung dieser Expressionsunterschiede sind sicherlich weitere Untersuchungen zum Verteilungsmuster notwendig, zum Beispiel durch immunhistochemische Versuche mit Antikörpern gegen andere Endosialin Epitope als der mAk FB5. 5.2 Funktion des Endosialin Proteins Bisher liegen keinerlei Daten zur Funktion des Endosialin Proteins vor. Hinweise für eine mögliche Funktion liefern zum einen die Homologievergleiche des Endosialin Proteins mit verwandten Proteinen bekannter Funktion sowie zum anderen die Domänenstruktur des Endosialin Proteins. 5.2.1 Homologievergleich von Endosialin mit Thrombomodulin und dem Komplementrezeptor C1qR Wie bereits beschrieben, besitzt Endosialin im N-terminalen globulären Teil eine 39 %ige Homologie mit Thrombomodulin und eine 33% ige Homologie zum Komplementrezeptor C1qR. Dieser Bereich umfaßt vom N-terminus gesehen eine C-Typ-Lectin Domäne, gefolgt von einer putativen Sushi Domäne, sowie drei EGF-ähnlichen Domänen. Thrombomodulin ist ein Typ I Membranglykoprotein mit breiter Verteilung im Gewebe. Es wird sowohl auf Endothelzellen (Maruyama et al., 1985), als auch auf Blutplättchen (Suzuki et al., 1989), Megakaryozyten (Ogura et al., 1990), Monozyten (McCachren et al., 1991), glatten Muskelzellen (Soff et al., 1991), Keratinozyten (Raife et al., 1994) und Tumorzellen der Haut exprimiert. (Jackson et al., 1995). Thrombomodulin besitzt im extrazellulären Teil wie Endosialin eine C-Typ-Lectin Domäne, jedoch sechs EGF-ähnliche Domänen sowie eine Serin/Threonin-reiche Domäne. Endotheliales Thrombomodulin bildet einen 1:1 Komplex mit Thrombin. Durch diesen Komplex wird Protein C aktiviert, welches als aktive Protease die prokoagulativen Faktoren V und VIII spaltet und inaktiviert. Diese Aktivität macht Thrombomodulin zu einem wichtigen Gegenregulator der Blutgerinnung. Durch Deletionsstudien mit sekretiertem (Zushi et al., 1989) und Membran-gebundenem humanen Thrombomodulin (Tsiang et al.,1992) konnte gezeigt werden, daß Thrombomodulin Thrombin über die EGF-ähnlichen Domänen 5 und 6 komplexiert. Diese Domänen sind in Endosialin nicht 76 vorhanden. Es ist daher fraglich, ob Endosialin eine ähnliche Funktion für das Tumorendothel hat. Dieses wird in zukünftigen Versuchen adressiert werden. Hinweise dafür, daß Thrombomodulin neben der oben beschriebenen Funktion noch weitere Aufgaben erfüllt, zeigen initiale Untersuchungen mit homozygoten Thrombomodulin-defizienten Mäusen. Die Mausembryos sterben vor dem Tag E 9,5, noch bevor sich ein kardiovaskuläres System gebildet hat. Dieses ist ein Hinweis für einen bisher unbekannten, Thrombinunabhängigen Mechanismus (Rosenberg, 1995). Untersuchungen zur Expression des Endosialinhomologs in der Maus könnten Aufschluß darüber geben, ob auch Endosialin in der Embryogenese eine wichtige Rolle spielt. Anhaltspunkte über Funktionen von Thrombomodulin, die über die zum Endosialin homologe Lectin Domäne vermittelt werden, liefern verschiedene Arbeiten (Zhang et al., 1998 und Conway et al., 1997). Zhang et al. zeigten, daß Tumorzellinien in ihrem Wachstum durch transfiziertes Thrombomodulin gehemmt werden. Dabei zeigten sie in weiteren Deletionsstudien, daß der wachstumshemmende Effekt von dem Vorhandensein der N-terminalen Lectin sowie der zytoplasmatischen Domäne abhängig ist. Conway et al. zeigen die Induktion von Endocytose durch die Zugabe von Thrombomodulin Antikörpern bzw. von Thrombin, in Abhängigkeit der N-terminalen Lectin Domäne von Thrombomodulin. Aufgrund der starken Homologie von Thrombomodulin und Endosialin in der C-Typ-Lectin Domäne, vor allem in der dreidimensionalen Struktur durch eine fast 100 %ige Homologie der Aminosöure Cystein zwischen beiden Proteinen, sind die oben beschriebenen Funktionen auch für Endosialin nicht auszuschließen. Außerdem weisen beide Proteine das sogenannte "WIGL" Motiv auf, welches vermutlich eine Rolle in der Phagocytose spielt. Für eine genauere Klärung dieser Fragen sind allerdings nachfolgende Untersuchungen notwendig. Bei dem C1q-Rezeptor handelt es sich um ein Zelloberflächenglykoprotein, daß auf myeloiden Zellen, Endothelzellen und Blutplättchen exprimiert ist (Nepomuceno und Tenner, 1998). Neben der 33 %igen Identität zu Endosialin auf Aminosäureebene in der globulären Region weisen C1qR und Endosialin eine sehr ähnliche Domänenstruktur auf. Beide Moleküle besitzen eine CTyp Lektin-Domäne, gefolgt von EGF-Repeats (drei im Falle von Endosialin und fünf im Falle von C1qR) eine Mucin-Domäne, sowie eine Transmembrandomäne und ein kurzer intrazellulärer Anteil. Außerdem zeigt die Arbeitsgruppe von Tenner, daß das entsprechende 77 C1q-Maushomolog die gleiche Domänenstruktur aufweist, wobei die Identität zwischen Maus und Mensch außerhalb der Mucin-Domäne zwischen 70 und 90 % beträgt, in der Mucin-Domäne selbst jedoch nur bei 30 % liegt. (Kim et al., 2000). Bei Endosialin liegt die Identität zwischen Maus und Mensch außerhalb der Mucin-Domäne ebenfalls zwischen 70 und 90 %, in der MucinDomäne selbst aber nur bei 51 %. Somit scheinen sowohl bei C1qR als auch bei Endosialin diese höher konservierten Regionen für die Funktion wichtig zu sein. Die Mucin-Domäne scheint aufgrund der O-Glykosylierung wichtig zu sein, nicht jedoch aufgrund der primären Aminosäurestruktur. Der Rezeptor bindet den Komplementfaktor C1q (Nepomuceno et al, 1997) und vermittelt Phagozytose. Die Funktion des Rezeptors auf endothelialen Zellen ist weitgehend unbekannt, allerdings wird diskutiert (Kim et al., 2000), daß C1qR auf diesen Zellen möglicherweise eine Rolle in der Phagocytose apoptotischer Zellen aus dem Blut spielt. Es wurde gezeigt, daß endotheliale Zellen in der Lage sind, apoptotische Lymphozyten aufzunehmen. Für diese Tatsache spricht, daß die Expression des C1q-Rezeptorliganden C1q in vielen verschiedenen Zelltypen nach Verletzungen, zum Beispiel des Gehirns (Goldsmith et al., 1997) oder Infektionen (Dietzschold et al., 1995) hochreguliert wird. Aufgrund der hohen Homologie des Moleküls zu Endosialin läßt sich auch eine ähnliche Funktion für dieses Protein diskutieren. Da auch im Tumor eine Vielzahl apoptotischer Zellen auftreten, müssen diese aus dem Blut entfernt werden. Diese Aufgabe könnte von einem Tumorendothel spezifischen Molekül wie Endosialin übernommen werden. 5.2.2 Homologievergleich von Endosialin aufgrund der Domänenstruktur Weitere Aufschlüsse über die Funktion von Endosialin könnte ein Vergleich mit Proteinen ähnlicher Domänenstruktur erbringen. Dabei sind insbesondere die C-Typ-Lectin Domäne, die Sushi Domäne, sowie die Mucin Domäne zu erwähnen. C-Typ-Lektine sind Zucker-bindende Proteine, die Oligosaccharide auf Zelloberflächen in der extrazellulären Matix oder auf sekretierten Glykoproteinen erkennen und somit in der Zelle sehr unterschiedliche Aufgaben übernehmen. So gibt es zum Beispiel Lektine wie Calnexin und Calreticulin, die die Synthese von neu synthetisierten Glykoproteinen im ER kontrollieren und für den Weitertransport der korrekt prozessierten Proteine verantwortlich sind (Yamashita et al., 1999). Außerdem spielen Lektine bei der Abwehr von Mikroorganismen eine Rolle. So aktiviert das Lektin Mannose-binding lectin (MBL) nach Bindung an ein entsprechendes Kohlenhydrat 78 auf Bakterien die beiden assoziierten Proteasen MASP-1 und MASP-2, die daraufhin durch Spaltung von C2 und C4 das klassische Komplement System aktivieren (Turner, 1998). Bei einer weiteren Klasse der Lektine ist die Bindung des Proteins an eine Kohlenhydrat-Kette Ca++-Abhängig, weshalb man sie C-Typ Lektine nennt (Drickamer, 1999). Neben Endosialin und MBL gehören zu dieser Klasse die sogenannten Selektine. Hierbei handelt es sich um eine Klasse von Transmembran Proteinen, die aus drei Mitgliedern besteht: P-Selektin, L-Selektin und E-Selektin. Die Expression dieser Moleküle beschränkt sich auf das LeukozytenBlutgefäßsystem, L-Selektin wird auf Leukozyten exprimiert, E-Selektin auf aktiviertem Endothel und P-Selektin auf Megakaryozyten und in den Speichergranula von Blutplättchen und Endothelzellen. Selektine besitzen die gleichen Domänen wie Endosialin, allerdings in anderer Anordnung und Anzahl. Sie bestehen aus einer N-terminalen C-Typ-Lectin Domäne, einem EGF-Repeat und mehreren Sushi-Domänen. Daraufhin folgt eine Transmembrandomäne und ein zytoplasmatischer Abschnitt (Vestweber und Blanks, 1999). Durch die Bindung der Selektine über die C-Typ-Lectin Domäne an Kohlenhydrat-Ketten ihrer Rezeptoren vermitteln sie ZellZell Adhäsion zwischen den Endothelzellen und Leukozyten und spielen somit eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung der Leukozyten in entzündetes Gewebe, sowie im Rahmen der Immunüberwachung beim Übertritt zwischen Blut- und Lymphsystem. L–Selektin war das erste Selektin bei dem durch Experimente mit dem inhibitorischen Effekt des monoklonalen Antikörpers MEL 14 gezeigt wurde, daß es für die Wanderung von Neutrophilen in entzündetes Gewebe verantwortlich ist (Lewinsohn et al., 1987). E-Selektin ist nicht-konstitutiv auf Endothelzellen exprimiert und wird erst 3-4 h nach Induktion mit Cytokinen wie TNFα, Interleukin-1β und Lipopolysacchariden gebildet (Bevilacqua et al., 1987) und vermittelt daraufhin die Bindung zu den entsprechenden Liganden auf den Leukozyten. Liganden der Selektine sind für P-Selektin der P-Selektin ligand-1 (Levinovitz et al., 1993), für E-Selektin ESL-1(Lenter et al., 1994) und P-Selektin ligand-1 und für L-Selektin GlyCAM-1 (Lasky et al., 1992) und CD34. Aufgrund der ähnlichen Domänenstruktur Endosialins, welches ebenfalls aus einer N-terminalen C-Typ-Lectin Domäne, einer Sushi Domäne und EGF-Repeats, einer Transmembrandomäne und einem zytoplasmatischen Teil besteht, als auch aufgrund der Expression auf Endothelzellen kommt auch für Endosialin eine Funktion bei der Zell-Zell Bindung in Frage. Da das Endothel im Tumor dem im entzündeten Gewebe in Bezug auf Durchlässigkeit und Expression von Zelladhäsionsmolekülen (VCAM-1) nicht unähnlich ist, könnte die Expression von Endosialin 79 durch einen bisher nicht identifizierten Faktor induziert werden und daraufhin die Bindung zu Leukozyten oder anderen Blutzellen vermittelt werden. Mucine sind große Glykoproteine (ca. 200 kDa) mit einem hohen Kohlenhydrat-Anteil (um die 50 %). Die Funktion vieler Mucine ist bisher wenig charakterisiert, allerdings kommen sie natürlich als Interaktionspartner der oben beschriebenen C-Typ-Lectine in Frage und tatsächlich gehören viele der Interaktionspartner der Selektine zur Klasse der Mucine (z.B. P-Selektin ligand-1). Somit spielen sie auch eine wichtige Rolle bei der Zell-Zell Adhäsion und damit bei der Rekrutierung von Leukozyten zum Endothel. Zusätzlich scheinen sie aber auch bei der Kontrolle das Wachstums verschiedener Gewebe beteiligt zu sein. So wurde gezeigt, daß Proteoglykane in der Lage sind Wachstumsfaktoren zu binden und den entsprechenden Rezeptoren auf der Zelloberfläche zu präsentieren (Goretzki et al., 1999). Dadurch könnten Sialomucine Prozesse wie die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese) regulieren. Sushi Domänen sind kurze Module aus weniger als 60 Aminosäuren (54 Aminosäuren im Falle von Endosialin), die Protein-Protein Interaktionen vermitteln. Ihre genaue Funktion ist weitgehend unbekannt, allerdings findet man diese Domänen vor allem in Proteinen des Komplement Systems. EGF-Repeats vermittlen Protein-Protein Interaktionen und ohne genauere Kenntnisse über die Art dieser Interaktionpartner geben sie wenig Aufschlüsse über die Funktion des Endosialin Proteins. Letztlich kann der kurze zytoplasmatische Teil des Endosialin Proteins einige Anhaltspunkte für mögliche Funktionen liefern. Mit 51 Aminosäuren ist der intrazelluläre Anteil des Proteins relativ kurz. Desweiteren zeigt er keinerlei Homologien zu anderen bekannten Proteinen. Allerdings verspricht die Homologie von 92 % in diesem Bereich zwischen dem humanen und murinen Endosialin, daß dieser Teil des Proteins eine wichtige Funktion vermittelt. Diese könnte darin bestehen die Bindung extrazellulärer Liganden an das Zellinnere zu signalisieren, zum einem durch Kinasen, die Endosialin an potentiell vorhandenen spezifischen Stellen phosphorylieren und zum anderen durch die Bindung eines Proteins mit einer sogenannten PDZDomäne. Hierbei handelt es sich um eine Protein Domäne, die in mehr als 40 Proteinen des Zytosols identifiziert wurden, die oft in Regionen lokalisiert sind, in denen Zell-Zell-Kontakte stattfinden (Songyang et al., 1997) und die in die Transduktion von verschiedenen Signalen involviert sind. Der Name PDZ leitet sich von drei Molekülen ab, die diese Domäne beinhalten, nämlich postsynaptic density protein PSD-95, disc large tumor supressor aus Drosophila und 80 ZO-1. Proteine mit dieser Domäne binden an die fünf letzten C-terminalen Aminosäuren ihrer Interaktionspartner, wobei die letzte Aminosäure ein Valin, Leucin oder Isoleucin sein muß (Saras und Heldin, 1996). Außerdem haben Studien gezeigt, daß ein Threonin an Position 3 vom C-terminus aus bei vielen PDZ-bindenden Proteinen für die Interaktion wichtig ist (Kim et al., 1995). Da in der Aminosäure-Sequenz des Endosialin beide Kriterien erfüllt sind (C-terminale Aminosäure ist Valin und an Position 3 vom C-terminus ist Threonin), handelt es sich um ein potentiel PDZ-bindendes Protein, welches möglicherweise in der Organisation von Zell-Zell Kontakten beteiligt ist. 5.3 Ist Endosialin ein Tumorendothel-spezifisches Antigen? Sowohl Ergebnisse in immunhistologischen Experimenten mit dem monoklonalen Antikörper FB5 (Rettig et al., 1992), als auch 'In situ' Hybridisierungen mit Sonden, die Endosialin-mRNS detektieren, zeigen (StCroix et al., 2000), daß es sich bei diesem Protein um ein Antigen handelt, welches sehr spezifisch auf Tumorendothel exprimiert ist. Die einzige Ausnahme stellt dabei die von StCroix et al. angedeutete Expression in der Wundheilung dar. Dabei ist jedoch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß Endosialin noch andere vom Tumor unabhängige Funktionen hat, da nicht anzunehmen ist, daß die Expression des Endosialingens nur während der Tumorentwicklung stattfindet. Der Grund dafür, daß beide Ansätze zur Untersuchung der Gewebeverteilung von Endosialin ausschließlich eine Expression in Tumorgewebe nachweisen, könnte zum einen daran liegen, daß sich die Expression von Endosialin tatsächlich auf sehr spezialisiertes Gewebe oder Prozesse wie Wundheilung oder Entzündungen beschränkt, zum anderen könnte Endosialin während der Embryonalentwicklung eine wichtige Rolle spielen. Diese Tatsache kann nun durch die Identifizierung des Endosialin Maushomologs im Detail untersucht werden. Für die erste Tatsache spricht neben den Ergebnissen der Arbeitsgruppe um Kinzler, die wie oben beschrieben eine Expression in der Wundheilung andeuten, bisher nicht veröffentliche Ergebnisse von Rettig und Garin-Chesa. Sie zeigen nicht nur, daß einige Fibroblasten Zellinien in der Immunzytochemie positiv mit dem monoklonalen Antikörper FB5 reagieren, sondern auch Fibroblasten des Endometriums (Abb. 5.1 Bild A) und in Zellen des juxtaglomerularen Apparates (Abb. 5.1 Bild B), einer hoch spezialisierten Region der Nieren, die eine wichtige Rolle bei der Regulation des Blutdrucks spielt. 81 Hierbei handelt es sich um drei Beispiele für eine nicht-Tumor-assoziierte Expression des Endosialinantigens, die die Verwendung des Proteins als Target für eine Anti-Tumor-Therapie, wie in Kapitel 2.3 beschrieben, in Frage stellen mag. Dazu muß allerdings besonders im Fall der Expression im juxtaglomerularen Apparat die Zugänglichkeit dieser Region für einen im Blut zirkulierenden Antikörper nachgewiesen werden. Sollten diese Untersuchungen eine schlechte Zugänglichkeit für einen konjugierten Antikörper ergeben, ist ein Molekül mit einer hoch spezifischen Expression im Tumorendothel ein interessantes Target in der Entwicklung einer Anti-Tumor Therapie. A B Abb.: 5.1 Expression von humanen Endosialin in nicht-endothelialen Geweben. Immunohistochemische Färbung von Endosialin mit dem monoklonalen anti-Endosialin Antikörper FB5 zeigt A, eine Expression in Fibroblasten im Endometrium humaner Plazenta und B, im Juxtaglomerulären Apparat der normalen Niere. Avidin-biotin Komplex Methode (braun) und Hematoxylin Gegenfärbung (blau). 5.4 Ausblick Nach Identifizierung der cDNS von Endosialin, eines Tumorendothel-spezifischen Antigens, wird die Charakterisierung der Funktion dieses Rezeptors Hauptbestandteil weiterer Untersuchungen sein. Desweiteren werden die im Rahmen dieser Arbeit identifizierte cDNS des Maushomologs, sowie die Konstruktion, Expression und Aufreinigung eines humanen Endosialin-hIgG Fusionsproteins dabei wichtige Grundlagen für weitere Untersuchungen darstellen. 82 Wie in Kapitel 5.3 beschrieben, ermöglicht die Identifizierung der murinen Endosialin-cDNS Untersuchungen der Endosialinexpression während der Embryonalentwicklung, zum einen durch 'in situ' Hybridisierungen zur Detektion der mRNS-Expression oder durch Kaninchen-Antiseren gegen Peptide oder Fusionsproteine des murinen Endosialin Proteins. Desweiteren kann die cDNS-Sequenz Information dazu benutzt werden, den chromosomalen Aufbau des Gens zu identifizieren und durch homologe Rekombination eine Endosialin Knock-out Maus zu generieren. Diese könnte dann weitere Aufschlüsse über die Funktion des Proteins in der Angiogenese in normalen und malignen Geweben liefern. Ein weiterer wichtiger Schritt in der Charakterisierung der Endosialinfunktion ist die Identifizierung von Endosialin Interaktionspartnern. Zu diesem Zweck können die EndosialinhIgG1-Fusionsproteine eingesetzt werden, die wie Antikörper dazu benutzt werden können, auf Zellinien und Geweben nach Endosialin Interaktionspartnern zu suchen. Potentielle Liganden könnten nach Zell-/Gewebelyse über eine aus immobilisierten Fusionsproteinen bestehende Matrix aufgereinigt und identifiziert werden. Desweiteren könnten diese Konstrukte in Zelladhäsions Assays oder im Phage Display eingesetzt werden. Ein letzter wichtiger Ausblick ist die Charakterisierung des Endosialin-Antigens für eine mögliche Anti-Tumor Therapie. Neben den bereits oben beschriebenen Untersuchungen zur Zugänglichkeit des Antigens für verschiedene Antikörperderivate müßte dazu eine humanisierte Form des monoklonalen Antikörpers FB5 eingesetzt werden. Außerdem müßte der Einfluß verschiedener Antikörper Fusionsproteine, z.B. mit dem koagulativ wirkenden tissue factor (s. Kapitel 2.3) auf das Wachstum des Tumors untersucht werden. Dieses könnte im Maustiermodel (Xenographed) getestet werden, wenn die vom Mausendothel vaskularisierten Tumore ebenfalls Endosialin exprimieren. 83 6 Literaturverzeichnis Asubel, F.M., Brent, A., Kingston, R.E., Moore, D.D., Seidman, J.A., Smith, J.A., Struhl, K. (1989) Current protocols in molecular biology, Vol.1, Vol.2, Vol.3 Wiley & Sons, New York Bevilacqua MP, Pober JS, Mendrick DL, Cotran RS, Gimbrone MA Jr. (1987) Identification of an inducible endothelial-leukocyte adhesion molecule. Proc Natl Acad Sci U. S. A., 84 9238-42 Bishop, J.M., Weinberg, R.A. eds. (1996) Molecular Oncology (New York: Sientific American Inc.) Brooks, P.C., Montgomery, A.M., Rosenfeld, M., Reisfeld, R.A., Hu, T., Klier, G., Cheresh, D.A.. 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Targeting of the tumor stroma, instead of tumor cells, has a number of advantages in case of the tumor vascular endothelial cells. (I) Antigens on endothelial cells are accessible to targeting agents applied via the blood stream. (II) Endothelial cells are not transfomed and so it is unlikely that they develop resistance against the therapy. (III) The destruction of tumor blood vessels could lead to widespread necrosis in solid tumors. Endosialin was originally identified as an antigen of mAb FB5 (Rettig et al, 1992). This antibody was used in immunohistochemical analysis of different normal and malignant tissues. FB5 immunostaining was found primarily in tumor blood vessels, whereas no antigen was detected in malignent cells themselves or in normal tissues. Even in FB5-positive endothelial cells of malignent tissues, the antigen was detected with a heterogeneous pattern in the vascular bed. Such a mixed pattern might be expected for a molecule involved in the reorganization of blood 91 vessels in tissues such as cancers, in which areas of stable blood supply are juxtaposed to regions of necrosis, hypoxia, excessive growth, tissue invasion and remodeling. The expression of the FB5 antigen by cultured normal and tumor cells was also investigated, revealing that most of the cultured epithelial, neuroectodermal, mesenchymal and hematopoetic cell types tested were FB5-negative, except of short term cultures of normal fibroblasts and neuroblastoma cell lines, which consistently express the antigen in tissue culture. One of these neuroblastoma cell lines, LA1-5s, was used for the chromosomal assignment of the endosialin gene to human chromosome 11q13 by serologic analysis of generated mouse-human neuroblastoma cell hybrids, which were analyzed for endosialin expression. In LA1-5s cells, the FB5 antigen is a unique 165 kDa glycoprotein, comprised of a core protein migrating as a 95 kDa protein on SDS polyacrylamide gels which bears the mAb FB5-defined epitope and is substituted by highly sialylated O-linked carbohydrate moieties. In order to provide probes and structural information to explore the endosialin function, we aimed to identify the endosialin cDNA. Therefore we used the endosialin-expressing neuroblastoma cell line LA1-5s to purify the antigen via a FB5 immunoaffinity matrix. 6 x 109 cells were subjected to a detergent lysis to purify the antigen using mAb FB5 coupled to CNBrSepharose. The purified material was separated on a 6 % SDS-polyacrylamide gel and yielded about 10 pmol of the specific 165 kDa protein species as determined by Coomassie staining. The Coomassie stained gel was sent to Dr. Horst Ahorn, Boehringer Ingelheim Austria GmbH, for Edman-based sequence analysis. Endosialin-containg gel fragments were digested with trypsin and resulting peptides were separated by HPLC. Analysis of selected peptides was performed by a combination of Edman degradation and matrix-assisted laser desorption ionization-time of 92 flight (MALDI-TOF), resulting in the identification of six unique peptide sequences. Performing a prosite pattern search with these six identified peptides we found that five out of six matched with the deduced amino acid sequence of expressed sequence tag (EST) clone AI371224. Full length sequencing of the EST revealed a single open reading frame of 1394 bp without a potential start or stop codon, prompting us to conduct an iterative database search. In this iterative database search we identified two additional ESTs (H19258 and AA595199) overlapping with the 3' end of the yet identified endosialin cDNA. Sequencing of these ESTs extended the open reading frame to 2239 bp, including a potential stop codon and polyadenylation signal at the 3' end. Furthermore these results were verified by sequence information of two additional ESTs (H12800 and H12557). To isolate the 5' end of the endosialin cDNA we performed a 5' RACE (rapid amplification of cDNA ends) and extended the cDNA by 53 bp, including a putative start ATG. Thus, the complete endosialin cDNA comprises an open reading frame of 2274 bp that codes for a protein of 757 amino acid with a theoretical molecular mass of 80.9 kDa. To prove that we really isolated the full length cDNA of the antigen recognized by mAB FB5, we used the transfection technique and subsequent FB5-staining of endosialin-transfected and mock-transfected HeLa-S3 cells. The mock-transfected HeLa-S3 cells grown in plastic chamber slides show no detectable binding of mAB FB5 in indirect immunofluorescence tests. Human endosialin transfectants generated with an expression vector containing full-length endosialin cDNA show a strong membrane staining and a staining of a perinuclear compartiment similar to that of endogenous endosialin in LA1-5s and MF-SH cells. To receive more information about the putative function of the protein we used the cDNA sequence of endosialin for bioinformatic analysis. This identified endosialin as a typical 93 precursor sequence for a eukaryotic cell surface protein. The endosialin protein displays a considerable number of disparate functional segments. First there is a N-terminal sequence of about 20 amino acids that is similar to a signal leader peptide for the export of the protein to the endoplasmatic reticulum. Next, there are two major segments, a more N-terminal globular portion with five distinct domains comprising amino acids 30-360, and a more C-terminal portion comprising amino acids 361-757, classified almost exclusively as low complexity region by the SEG program. A more detailed analysis of domain structure in the N-terminal globular portion is accomplished by comparison with hidden Markov models in libraries of described sequence domains, such as PFAM and SMART, as well as sequence similarity searches in databases with the BLAST and PSI-BLAST tools, that rely on the concept of a common evolutionary ancestor among sequentially homologous sequences. By this approach, we found statistically significant hits for a C-type lectin domain (residues 29-157, E<10-5 with PFAM) and three EGF-like domains (residues 235-271, E<10-5 with PFAM; residues 274-311, E<10-2 with SMART; residues 316-350, E<10 -3 with PFAM). ). In accordance with SMART assignments, the latter two EGF repeats may be Ca++-binding. The region 176-230 is probably a Sushi/SCR/CCP domain. Although the E-value in a PFAM search is only 0.72, the typical motifs in the Sushiseed alignment with the endosialin segment are well conserved, including all necessary cysteines for disulfide bridges and a number of critical prolines, glycines and a tryptophane. A more detailed analysis of the C-terminal, low complexity portion of endosialin, covering amino acids 361-757, showed that the local amino acid composition is dominated by the preferential occurrence or absence of certain residue types. In accordance with analyses of known three-dimensional protein structures, there is little reason to expect such polypeptide segments to assume stable tertiary structures with sterically predefined binding or catalytic 94 activity. It is not surprising that secondary structure tools predict almost exclusively coil preferences for this region. Segment 363-378 is highly negatively charged, with 6 glutamate and 7 aspartate residues, and it may serve a non-specific role in facilitating a binding contact with a charged ligand molecule. Using the software tools DAS and TOPPRED2, the existence of a single hydrophobic transmembrane region (amino acids 686-706) can be detected with strong significance; thus, endosialin appears to be a type I membrane protein. The extracellular region spanning amino acids 391-660 is much richer than the database average in prolines (21.9 %), threonines (9.3 %) and serines (9.3 %), but it contains surprisingly few charged residues (DEKR total only 9.6 %), glycines (2.2 %), asparagines (1.1 %) and phenylalanines (1.5 %). There is no truly sequentially similar protein sequence in the database. The small intracellular portion 707757 is compositionally rich in proline (11.8 %) but depleted of phenylalanine (none) and hydrophobic residues in general (LVIFM total only 17.6 %). This sequence region is also unique compared with other known protein sequences. Although the prediction of O-glycosylation sites is not very reliable even with the most advanced algorithms, we supplied the endosialin sequence to the NetOGlyc 2.0 server offered by J.E. Hansen (http://www.cbs.dtu.dk/services/NetOGlyc/). This program predicts as probable Oglycosylation sites Thr-60 (in the C-type lectin domain) and a series of 33 serine and threonine residues located in segment 400-668, which probably does not have a globular structure. The N-terminal endosialin segment between amino acids 1 and 360 shares 39 % sequence identity with the corresponding region in the precursor protein of human thrombomodulin (also referred to as fetomodulin, CD141, or emb:CAA29045.1) and 33 % sequence identity with the human complement receptor C1qRp (also known as lymphocyte antigen 68, antigen AA4, or emb:CAC00597.1), respectively. The matching region encompasses the C-type lectin domain, 95 the putative sushi domain, and the three EGF-like repeats. Moreover, the positions of cysteine residues critical for disulfide bridges are highly conserved among the three proteins, consistent with a shared three-dimensional structure in this segment. Finally, the three proteins show a conserved WIGL consensus motif, a feature found in several additional cell surface proteins that modulate endocytosis. In several human cell types, endosialin shows a high degree of O-glycosylation and sialic acid content, and we have examined the glycosylation pattern of recombinant endosialin in transiently transfected HeLa-S3 cells. When tested by immunoprecipitation with mAb FB5 immobilized to CNBr-Sepharose, a 165-kDa protein is detected in these cells, but not in mock-transfected HeLaS3 cells. Pretreatment of matrix-bound antigen with O–glycosidase or sialidase led to a marked reduction in the size of the endosialin band on SDS-gels, with a pattern identical to endogenous endosialin in LA1-5s cells. Thus, sialidase treatment alone yields a 120-kDa protein species, and combined treatment with sialidase and O-glycosidase generates the putative 95-kDa core protein. No shift in the mobility of endosialin on SDS-gels was observed after PNGase F treatment, consistent with the notion that minor, if any, N-linked sugar moieties are present at the single Asn-X-Ser/Thr consensus site at position Asn-628. It is noteworthy that endogenous endosialin in LA1-5s cells does not show the marked heterogeneity in glycosylation, revealed by broad bands on SDS-gels, that is typical for a number of other glycoproteins with abundant Oglycosylation. The appearance of two closely spaced endosialin bands in the HeLa-S3 transfectants may be indicative of limited heterogeneity of O-glycosylation in this particular cell type, since the two bands merge into a single band after deglycosylation. 96 Since O-sialoglycoprotein endopeptidase (OSGE) has been shown to cleave specifically highly O-glycosylated mucin-like molecules, we examined whether endosialin is susceptible to this enzyme. To this end, detergent extracts of metabolically labeled LA1-5s cells were purified with mAb FB5 and treated with OSGE for 1 h at 37 oC prior to SDS-PAGE. We found that OSGE completely degraded endosialin, whereas a control glycoprotein, ß1-integrin, was largely insensitive to OSGE under these conditions, indicating that endosialin belongs to the family of sialimucins. With the knowledge about the endosialin cDNA sequence we were able to develop tools to detect endosialin mRNA expression in various human cell lines (like the neuroblastoma cell line LA1-5s or the sarcoma cell line MF-SH) and in different human tissues. Using several endosialin-specific 32P-labelled cDNA probes we were able to detect in Northern Blot analysis only one single transcript of about 2600 bp in the endosialin expressing cell lines. This is consistent with the identified cDNA sequence and indicates that there are no endosialin mRNA variants detectable which result from differential splicing of the pre-mRNA. Repeating this experiment with mRNA from different human tissues we detected the endosialin-mRNA of about 2600 bp in various tested tissues with variable intensity. The highest endosialin mRNA expression was detected in placenta, heart and fetal tissues, like fetal lung or kidney. The differences between the endosialin mRNA expression and protein expression as detected with mAb FB5 might be due to different sensitivities of the two methods, even because the detected endosialin mRNA signal is in some cases extremely weak compared to that obtained with a probe against human ubiquitin. The publication by St.Croix et al., 2000 confirms previous observed expression pattern with mAb FB5 (see below). Therefore it is conceivable that the 97 endosialin mRNA detected in the Northern blot analysis of a panel of human tissues (MTN, Clontech) might be particularly due to a pathogenic origin of the tissue specimen used for mRNA isolation. To further charactarise the endosialin expression in embryonic tissues we succesfully isolated the mouse homolog of endosialin. To this end, we used primary mouse embryonic fibroblasts to amplify the mouse homolog with primer pairs matching the human endosialin sequence. At an annealing temperature of 60°C we succesfully amplified the cDNA of a potential candidate of a mouse endosialin homolog. The isolated cDNA codes for a protein of 765 amino acids with a theoretical molecular weight of 81.8 kDa. The protein shows an overall identity to human endosialin of 77.4 % on amino acid level and an over 90 % homology in the globular part (the Ctype lectin domain, the sushi domain and the three EGF-repeats), the transmembrane region and the cytoplasmic tail. The identity in the mucin-like domain is with 51 % relatively low. The protein consists of the same domain structure than the human counterpart and is therefore the potential endosialin mouse homolog. The mouse endosialin was transiently expressed as a HAtagged version in HeLa-S3 cells, which was detectable in a immunocytochemical analysis with a monoclonal anti-HA antibody. An additional tool to study endosialin function was provided by the construction of a fusion protein composed of the globular part of human endosialin and the FC region of human IgG1 (amino acid 104-330 of the human IgG1 heavy chain). An expression vector containing the cDNA coding for the endosialin-hIgG1 fusion protein was transfected in 293 cells and after selection with 200 µg/µl G418, supernatants of selected cell clones were tested in an ELISA for 98 their expression of the endosialin-hIgG1-fusion protein. All tested clones produced the fusion protein with a specific expression of more than 1 µg per ml per week. This fusion protein will be used in future experiments as an antibody to precipitate endosialin interaction partners. This work reveals the identification of the human endosialin cDNA, a tumor endothelium specific antigen recognized by mAb FB5. Furthermore this work provides tools for further functional characterization of the endosialin protein by the isolation of the cDNA of the endosialin mouse homolog and by the construction and expression of endosialin–hIgG1 fusion proteins. First hints about the endosialin function might be the homology to thrombomodulin and C1qR and the domain structure of the endosialin protein. During the preparation of this work the group of Kinzler and Vogelstein used a SAGE- approach (serial analysis of gene expression) to compare the mRNAs expressed in colon tumor endothelium versus normal colon endothelium (St.Croix et al, 2000). In this approach they identified 46 transcripts that were more than 10-fold up-regulated in tumor endothelium. The most consistently upregulated gene of tumor vessels in this study was a homolog to thrombomodulin named TEM1 (tumor endothelial marker 1). In this work we show that endosialin is identical to TEM1. Kinzler and Vogelstein confirmed their results by 'in situ' hybridization experiments that proved the specific expression of endosialin/TEM1 in tumor endothelial cells. Additional expression of endosialin outside of tumors was not only detected by mAb FB5 on normal cultured fibroblasts, it is also readily found in stromal fibroblasts of the endometrium and in the juxtaglomerular apparatus, a highly specialized structure at the vascular pole of the kidney glomerulus. Thus the use of the endosialin antigen to design anti-cancer therapies may be limited. 99 Danksagung Herrn Dr. Lenter möchte ich ganz besonders danken für die hevorragende Betreuung während der gesamten Doktorarbeit, für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit, sowie für die unfangreiche Mühe und Arbeit beim Zustandekommen von Christian et al., 2000. Herrn Prof. Dr. Pfizenmaier gilt mein Dank für die Übernahme der Betreuung an der Universität Stuttgart, sowie Herrn Prof. Dr. Scheurich für die Übernahme der Aufgabe des Mitberichters. Mein ganz besonderer Dank gilt Hans-Peter Rodi, der durch seine ausgezeichneten labortechnischen Fähigkeiten zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen hat. Dr. Ahorn danke ich für die Analyse und Sequenzierung des aufgereinigten Proteins. Dr. Eisenhaber und Dr. Köhler möchte ich dafür danken, daß sie duch ihre umfangreichen bioinformatischen Analysen zum Fortkommen des Projekts beigetragen haben. Dr. Park danke ich für die Hilfe in allen wissenschaftlichen Fragen, sowie beim elektronischen Einreichen der Veröffentlichung Christian et al, 2000. Dr. Rettig und Dr. Garin-Chesa möchte ich für die Unterstützung während der Doktorarbeit danken, sowie für die Überlassung der immunhistologischen Bilder. Meinen Laborkolleginnen Claudia Eiberle, Petra Lahm, Christine Pischzan, Alexandra Schlegel und Gerda Weber für die Hilfsbereitschaft im Laboralltag, sowie für die freundliche Aufnahme in Biberach. Allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Abteilung Onkologische Forschung danke ich für die gute Atmosphäre während den letzten drei Jahren. Meinen Eltern möchte ich danken, daß sie mir das Studium ermöglicht haben und durch ihre Unterstützung maßgeblich am Gelingen der Doktorarbeit beteiligt waren. 100 Lebenslauf Persönliche Angaben Name: Sven Christian geboren am: 29.01.1973 geboren in: Neheim-Hüsten Staatsangehörigkeit: deutsch Familienstand: ledig Adresse: Freiherr-von-Schadstr.17, 88447 Warthausen Schulbildung 1979-1983 Rodentelgen Grundschule / Arnsberg-Bruchhausen 1983-1992 Franz-Stock Gymnasium / Arnsberg-Neheim Studium 1992-1997 Diplomstudiengang Biologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm Universität Bonn Diplom Hauptfach: Genetik, Nebenfächer: Cytologie und Physik Diplomarbeit 1997-1998 Prof. Scheidtmann, Institut für Genetik, Rheinische Friedrich-Wilhelm Universität Bonn Promotion seit 1998 Onkologische Abteilung, Boehringer Ingelheim Pharma KG, Biberach bei Dr. Lenter mit Betreuung durch Prof. Pfizenmaier am Institut für Zellbiologie und Immunologie, Universität Stuttgart. Sven Christian