Staphylokokken Bakterien Abszeßbildung und LYELL-Syndrom 2.3 Erreger: Epidemiologie: Koagulase-positive Staphylokokken (weitgehend identisch mit Staphylococcus aureus). Staphylokokken produzieren ein großes Spektrum biologisch hochaktiver Exotoxine. Staphylokokken kommen ubiquitär vor und sind Bestandteil der normalen Hautflora. Sie lassen sich bei ca. 30% aller Menschen in Nasenabstrichen und auf feuchten Hautpartien nachweisen. Wichtigster Übertragungsweg sind Schmierinfektionen, ausgehend von offenen Staphylokokken-Infektionen. Aufgrund ihrer hohen Resistenz gegen Umwelteinflüsse ist aber auch eine Übertragung über unbelebte Materialien möglich. Infektionsketten entwickeln sich in Familien, Wohngemeinschaften, aber auch Krankenhäusern. Besonders gefährdet sind Neugeborene und immunsupprimierte Personen. Die Inkubationszeit ist sehr variabel und kann Tage bis Wochen oder Monate betragen. Klinisches Bild: Besondere Verlaufsformen: Therapie: Prophylaxe: Klassisches Beispiel einer lokalisierten Infektion ist der Staphylokokken-Abszeß. Die Infektion erfolgt meist an Stellen kleiner lokaler Hautverletzungen. Oft liegen Mischinfektionen mit Streptokokken vor. Eine häufige Form kutaner Staphylokokken-Infektionen ist die Follikulitis (im Bereich von Haarfolikeln) und die Hidradenitis (im Bereich von Schweißdrüsen). Kutane Abszesse werden als Furunkel bezeichnet. Beim Neugeborenen treten nicht selten Brustdrüsenabszesse auf. 146 Fortgeleitete Entzündungen können zu abszedierenden Lymphadenitiden führen. 147 Infektionen medianer oder lateraler Halszysten sind meist staphylokokkenbedingt. 148, 149 Nach einer eitrigen Konjunktivitis kann sich ein Hordeolum (Infektion der Talgdrüsen und Haarfollikel der Augenlider) oder auch eine Orbitalphlegmone 150 entwickeln. Bei einer Dakryozystis können Staphylokokken zur Abszedierung führen. 151 Das „Staphylococcal Scalded Skin Syndrome“ (SSSS) wird ausgelöst durch ein definiertes Staphylokokken-Toxin. Auch das „staphylokokkenbedingte LYELL-Syndrom des Kindes“ gehört hierzu. 154-157 Eine Abgrenzung zum meist medikamentös ausgelösten LYELL-Syndrom bzw. der toxischen Epidermolyse ist möglich durch Kryostat-Schnitte. Beim „staphylokokkenbedingten LYELL-Syndrom“ erfolgt die Hautabhebung epidermal und nicht subepidermal. Das „Toxic Shock Syndrome“ ist ebenfalls eine exotoxinbedingte Erkrankung. Es ist gekennzeichnet durch ein schweres Krankheitsbild mit unspezifischen Allgemeinsymptomen. Einem nach 1-2 Tagen auftretenden diffusen makulösen Exanthem folgt in der zweiten Woche eine groblamelläre Schuppung der Haut. Bei Abszeßbildung chirurgische Drainage. Bei schweren Infektionen systemische Antibiotikatherapie. Dabei ist eine zunehmende Resistenzentwicklung zu beachten, welche inzwischen auch gegen penicillinasefeste Penicilline beobachtet wurde. Auch entspricht eine in-vitro-Empfindlichkeit nicht immer einem befriedigendem Ansprechen in vivo. Bei Methicillinresistenz müssen Vancomycin oder Teicoplanin eingesetzt werden. Bei SSSS hochdosierte parenterale Antibiotika-Therapie, u. U. mit Clindamycin. Sorgfältige körperliche Hygiene. Kontaktisolierung betroffener Patienten. 52 Abszeßbildung 2.3 147 Doppelseitig abszedierende Lymphadenitis 146 Mastitis 148 Infizierte mediane Halszyste 149 Infizierte laterale Halszyste 53 Abszeßbildung 2.3 151 Dakryozystitis 150 Orbitalphlegmone 152 Massive Staphylokokken-Infektion mit anaemischem Rand 54 153 Wie 152, Detail LYELL-Syndrom 2.3 155 Bakterielles LYELL-Syndrom 154 Bakterielles LYELL-Syndrom 157 Staphylogenes LYELL (“Syndrom des ver- 156 Positives NIKOLSKI-Phänomen bei staphylogenem LYELL brühten Kindes”) 55